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Seebergspitze – Seekarspitze, Überschreitung

Zu einer phantastischen und leichten Rundtour läßt sich der im Bericht über die Seebergspitze erwähnte weiterführende Grat zur Seekarspitze mit Rückweg über Gaisalm- und Mariensteig ausbauen. Das Unternehmen avanciert dann schon zu einer halbwegs alpinen Runde im ersten Teil und zu einem Ausdauertraining über die nicht zu vernachlässigenden An- und Abstiege auf den Steigen entlang des Seeufers. Bei klarer Sicht im Herbst ein farbenprächtiges Erlebnis.

die Kammüberschreitung zur Seekarspitze von der Seebergspitze gesehen

Aufbauend auf vorgenanntem Bericht (Begehung Mai 2019) soll im vorliegenden Bericht nun die weiterführende Strecke von der Seebergspitze zur Seekarspitze, hinab zur Seekaralm sowie über den Südzipfel von Achenkirch am westlichen Seeufer zurück nach Pertisau beschrieben werden.
Die in o. g. Bericht erwähnten „moderaten“ Parkgebühren in Pertisau haben sich mittlerweile zu acht Euro für den Tag (> 4 Stunden) überinflationiert.

Aussicht auf die Überschreitung zur Seekarspitze – der Sattelauf 1.908 m gut erkennbar

Nach Betrachtung der umliegenden Gipfel des Karwendels im Westen und des Rofan im Osten sowie dem Großglockner in 88 km und dem Großvenediger in 64 km Entfernung im Südosten, kann der Abstieg von der Seebergspitze beginnen.

Achensee und Rofan im Spätherbst

Im Herbst sollte man – je nach zu erwartender Schneelage auf der Schattenseite – mit Ausrüstung nicht geizen, auch wenn sie zusätzlichen Ballast im Rucksack bedeutet. Das Fehlen von Ausrüstung kann eine herbstliche Tour an Stellen zwangsbeenden an denen man vereiste Stellen nicht erwartet, bzw. können solche Stellen zu riskanten Situationen führen, wenn sie ohne Ausrüstung begangen werden, meist weil man den vielleicht längeren Rückweg nicht mehr antreten will.

Rückblick am Abstieg in der Nordflanke

An der Seeberg Nordflanke besteht so eine Situation, die aber im Voraus abgeschätzt werden kann, eben weil es sich zum Teil um eine Nordflanke handelt. Diese ist recht steil, jedoch für den Geübten auch bei Schneeauflage nicht schwer zu begehen. Und im Zweifelsfall wäre der Rückweg ein leichter.

wieder unter Sonne im Abstieg

Ebenfalls besteht diese Situation beim Abstieg von der Seekarspitze, jedoch ist dieser etwas flacher und wenn der Abstieg von der Seebergspitze möglich war, sollte dieser Abstieg kein Problem bedeuten.

Aufstieg nach dem Sattel

Der Abstieg führt im unteren Teil durch interessantes Gratgelände, in dem quasi zwischen den aufgestellten Platten in leichter Weise abgeklettert wird. Bald wird die Einsattelung zwischen den beiden Gipfeln erreicht (1.908 m), mit 180 Hm Abstieg.

Rückblick auf den Sattel zwischen Seebergspitze und Seekarspitze

Jenseits des Sattels geht es auf dem Steig gleich wieder auf einen Gratbuckel etwa 30 m bergauf und wieder ein paar Meter abwärts, bevor der Steig südlich einer niederen Plattenkalkmauer zunächst geradeaus zur nächsten Steigungsstufe führt, die dann mit moderat steiler Flanke auf die bis zum Gipfel fast gleichbleibende Kammhöhe führt. Der Anstieg in diesem Teil beträgt etwa 80 Hm.

neben einer Mauer aus Plattenkalk entlang

Während dem Anstieg wechselt der Steig seine Richtung rechts (östlich) nach links in ausgeprägte Platten – schön anzusehen -, über die einige leichte Stufen wieder auf den Grat  hinweg führen.

durch schöne Plattenkalkformationen im Aufstieg hindurch

Mit wenigen kleinen Höhenverlusten durch Gratscharten führt der Kamm dann über etwa 40 Hm an den Gipfel der Seekarspitze heran. Der schöne leichte Grat ist vollbracht.

bereits auf der Grathöhe zur Seekarspitze

Von der Seekarspitze aus beeindruckend anzusehen ist der Kamm des Fohnsjochs mit seinen Erhebungen, vom Ausstreichen des Jura im Süden der Hohen Gans  bis zum Juifen, sowie seinen Ausläufern Beispielsweise der Hochplatte im Vorkarwendel.

Seekarspitze, 2.052 m

Des Nachmittags im Spätherbst beginnt die Seekarspitze einen gewaltigen Schatten über Achenkirch zu werfen, der vom Gipfel aus sehr markant die Gestalt des Berges ins Tal projiziert.

Rückblick auf die schöne Überschreitung Seebergspitze – Seekarspitze

Ungern verläßt man angesichts der Stimmung die Seekarspitze, allein der weite Rückweg, den man an ihr noch gar nicht erreicht hat, und die nahende Dunkelheit bedingen das Losreißen von der scheinbar statischen Kulisse.

Achenkirch und die Unnütze im Norden der Seekarspitze

Hinab ins nördliche Dunkel führt ein anfänglich schneebedeckter Steig mit genügend Stapfspuren, sodaß der Abstieg schnell erfolgen konnte. Der Wendepunkt, der den Rückweg einleitet befindet sich immerhin 1.100 m tiefer und von dort trennen weitere 7,5 km mit jeder Menge Aufstiegsmeter am See entlang vom Ziel.

Fohnsjoch- Vorkarwendelkamm im Nordwesten

Nach dem Eintauchen in den Schatten, ab der Seekarspitze ständiger Begleiter bei der Beendigung der Runde im Spätherbst, ändert sich auch schlagartig die Temperatur. Im Laufschritt abwärts wirkte der Auskühlung entgegen und war notwendig, um das Ziel nicht bei völliger Dunkelheit zu erreichen.

Abstieg von der Seekarspitze

Eine knappe Stunde später erreichte der Verfasser einen unbenannten Graben vor der Koglalm, bei der die Schotterstraße zur Seekaralm erreicht wurde und sich ein phantastischer Rückblick auf die Seekarspitze bietet.

Rückblick auf den Abstieg von der Seekarspitze

Dem Graben anschließend müssen einige Höhenmeter überwunden werden, bevor der Hochpunkt am westlichen Rand der Koglalm erreicht wird. Man betritt das Almgelände aber erst 100 m im bereits wieder abschüssigen Teil des Schotterwegs nach rechts über einen Steig der schöner und direkter ins Tal führt als der Schotterweg.

Rückblick auf die Seekarspitze aus dem Steig zur Seekaralm

Er nennt sich  Koglalmsteig und führt an einer Steilfläche zur Rechten vorbei an der die Bauernhäuser in der Tiefe im sogenannten Hinterwinkel in Achenkirch eindrucksvoll eingesehen werden können.

kurz vor dem Graben zur Koglalm

Bei der zweiten Querung des Steiges über den Schotterweg könnte man meinen, daß der Steig dort zu Ende ist, jedoch nach einigen Metern am Schotterweg findet der Geübte Bergler den schmalen Ansatz, der die Fortsetzung des Koglalmsteigs ist, der dort nicht mehr begangen wird.

im Graben mit herrlichem Rückblick auf die Seekarspitze

Wagt man das Abenteuer und steigt dort ab, spart man ein gutes Stück am Schotterweg, der sich gegen die Fortsetzung des oben genannten Grabens hinzieht. Am Ende des verfallenden Steigs kommt man an einer Wegverbreiterung an, ein Holzlagerplatz möglicherweise.

 

Rückblick zur Seekarspitze; gleich rechts dieser Stelle führt der aufgelassene Teil des Koglalmsteigs hinab

Nach ein paar Hundert Metern, wo der Wald lichter wird, kann über Almgelände abgestiegen werden und die Strecke etwas verkürzt werden, jedoch etwas mühsam, den tiefen Rinderspuren im weichen Almboden ausweichend.

am Hinterwinkel angelangt

Schlussendlich kommt man kurz vor dem Hinterwinkel wieder auf den Schotterweg und zweigt am Spitz rechts auf den Gaisalmsteig ab.

Gaisalmsteig – die Höhe über dem See schwankt ständig

Die geodätischen Daten für die beiden schönen Steige (ab der Gaisalm in Richtung Pertisau nennt sich der  Steig auf den gelben TVB Wegweisern Mariensteig) werden in allen Berichten, die im Internet zu finden sind grob falsch angegeben (Länge und Aufstieg), selbst jene von alpinen Vereinen, und auf den Webseiten der Gemeinden Eben (für Pertisau) und Achenkirch findet sich keine offizielle Beschreibung.

 

Rückblick auf den ersten Anstieg mit dem Hotel Scholastika im Hintergrund

Also muß man selber messen und dies hat der Verfasser über das „tirisMaps“ durchgeführt. Das Gefühl über die beiden – von ihrem gesamten Höhenunterschied – nicht zu unterschätzenden Steige hat ihn dabei nicht getäuscht, die Strecke erfordert eine ungeahnte Aufstiegshöhe von etwa 467 m.

 

höchster Aufstieg kurz vor der Gaisalm (auf ~ 985 m)

Natürlich fällt die Steigarbeit im Laufe von mehreren Stunden Wanderung weder bei Atmung noch Kondition auf, im Gegensatz zur Begehung in kurzer Zeit, die im Fall dieses Berichts in 100 min (4,4 km/h) absolviert wurde.

 

Gaisalm

Im Spätherbst wird eine nachmittägliche Wanderstrecke meist zum Wettlauf mit der Dämmerung und diese hat sich bei der hier beschriebenen Begehung am verbauten Seeufer nach der Abzweigung zum ehemaligen Ölschieferbergwerk breit gemacht.

auf und ab am Mariensteig

Vorbei an der Prälatenbuche und der Schiffswerft der Achenseeschifffahrt an der Seepromenade endet die Runde am Parkplatz.

Schiffswerft an der Seepromenade

Die bärige Runde erstreckt sich über 1.800 Hm – wobei die Steige am Rückweg am Seeufer mit etwa 4671 Hm zu Buche schlagen – die Streckenlänge beträgt  knapp 17 km. Man plane dafür – mit zügigem Schritt und kurzen Gipfelpausen – sechseinhalb Stunden ein, sonst mehr als sieben.

Mils, 21.11.2021

1 über das „Geografische Informationssystem des Landes Tirol – tirisMaps“ mit etwa 200 Wegpunkten nachgemessen ergibt sich für die 2.736 m (3d) lange Strecke vom Hinterwinkel bis zum Hochpunkt vor der Gaisalm eine zu ersteigende Höhendifferenz von 206 m, für die 330 m (3d) lange Strecke vom Hochpunkt im Abstieg bis zur Gaisalm eine Höhendifferenz von 29 m im Aufstieg und für die 4.325 m (3d) lange Strecke von der Gaisalm über den Mariensteig bis zum Parkplatz Pertisau eine Höhendifferenz von 232 m im Aufstieg.
Die gesamte Strecke vom Hinterwinkel bis zum Parkplatz Pertisau beträgt also recht genau 7,4 km (3d) und die Höhendifferenz im Aufstieg von ~ 467 m.
Die Messung der Höhendifferenz im Aufstieg mit dem Tourenplaner von Outdooractive ist aufgrund der ungenügenden Feinheit der Geländedaten völlig unpräzise, so wie die meisten Berichte im Internet, die man mit – teilweise bedenklich falschen – Angaben von 10 Hm bis 220 Hm angegeben findet.

Seebergspitze, 2.085m – kurze Spritztour von Pertisau

Die Seebergspitze hoch über Pertisau stellt eine leichte und eine ideale Runde für Schnellentschlossene dar und für jene, die auf der Suche nach einem Halbtagstraining sind.
In phantastischer Kulisse geht es die 1.155Hm von Pertisau hinauf und je höher man steigt desto schöner die Aussicht.

auf der Seebergspitze

Blicke, tief in den zentralen Teil des bizarren Karwendels im Westen, das schöne Rofangebirge im Osten und die Vorkarwendelberge im Norden – alle Schönheiten der Gegend nur durch einen kurzen Anstieg und eine moderate Parkgebühr erlebbar.

Start vom Parkplatz einem zunächst unscheinbaren Steig folgend

Gleich anschließend des Parkplatzes um die Kurve auf der der Asphaltstraße nahe der Seepromenade zu einem der hangseitigen Hotels zweigt der etwas versteckte Steig in den Mischwald zur Seebergspitze ab.

in das Falzthurntal g’schaut

Im Wald quert der Steig über Serpentinen zunächst zwei Spazierwege und nach einer Minute bildet er sich hangparallel zum Seebergsteig aus, der flach nach Westen führt. Diesem kann man auch folgen und weiter westliche bergauf ansteigen, die Beschreibung hier bezieht sich aber auf die direkte Route, die in weiteren Serpentinen bis zu einer flacheren Stelle „Hochried“ führt (siehe Karte in Bildergalerie).

über zuerst Mischwald, dann Nadelwald führt der Steig aufwärts

Kurz danach dreht der Steig leicht nach rechts im weiten Bogen um Schrofengelände zur Linken herum, um oberhalb wieder nach links zu drehen. Dieser Bogen ist von lichtem Wald und toller Aussicht auf den Achensee gekennzeichnet.

bis eine steile Querung herrliche Blicke freigibt

Oberhalb des Bogens im Aufstieg vereinigt sich der Steig wieder mit dem alternativen Anstieg über den Seebergsteig – die Geländestufe, die somit umgangen wird ist die „Schafgufel“ (siehe Karte) Anm.: „Gufel“ bedeutet so viel wie Felsnische, die bei Wettern Schutz bietet. Eine solche Stelle kann beim Aufstieg nicht leicht ausgemacht werden.

der Steig führt durch leicht felsiges Gelände

Nach der Umgehung der Wände der Schafgufel leitet der Steig auf etwas flacherem Terrain weiter zur Roßalm und der bewaldete Hang bildet sich mehr und mehr zum latschenbewachsenen Bergrücken aus.
Die Lichtungen zwischen den Latschenfeldern der verfallenen Roßalm (es gibt keine Almgebäude mehr, dafür eine Jagdhütte rechterhand) verjüngen sich weiter oben – auf etwa 1.800m – wieder und das Ziel, die Seebergspitze,  wird in der Ferne erstmals sichtbar.

in das ehemalige Almgelände der Roßalm

An dieser Stelle und in der Folge begleiten den Wanderer tolle Blicke nach links und rechts ins Karwendel und auf das Rofangebirge. Der Bergrücken wird nun schmaler und bildet sich zum sanften Grat aus, der etwa einen guten Kilometer lang bis zur Seebergspitze aufgestiegen wird.

ab ca. 1.800m wird der Gipfel der Seebergspitze sichtbar

Zumeist befindet sich der Steig am Gratrücken ganz oben mit kurzen Abweichungen nach links und rechts, in günstigen Passagen der Vegetation ausweichend.

am Kamm wird der Anstieg teilweise flacher

Manche Stelle am durchwegs leichten Gratsteig führt über Schärtchen mit steilen Abbrüchen rechterhand und es empfiehlt sich an diesen wenigen Stellen übermütige Kinder gut im Auge zu behalten.

und führt über einige Schärtchen mit auf und ab entlang

Abschließend, kurz vor dem Gipfel, wird der Grat nochmals etwas steiler, bevor das schöne große Holzkreuz der Bergrettung Maurach erreicht wird.

beeindruckend tiefe Schluchten ab und an in der Ostflanke des Grates

Die Seebergspitze besticht durch ihre freistehende Lage mit wirklich erlebenswerten Aussichten rundum. Besonders gut ist das Abklingen der wilden Kolosse des Karwendels nach Nordosten und die Gesamtansicht des Rofangebirges zu betrachten.

dem Gipfel nahe

Erlebenswert muß auch die knapp 1,7km lange Gratstrecke zur Seekarspitze sein, die sich von der Seebergspitze aus vollständig einsehbar präsentiert.

Seebergspitze, 2.083m

Diese Überschreitung könnte gleich noch etwas spektakulärer zur 18km langen Rundtour mit Abstieg über die Seebergalm und dem Rückweg über den Steig am Westufer des Achensees erweitert werden – heute jedoch ist auf der Seebergspitze Schluß.

Übergang zur Seekarspitze

Eine weitere Möglichkeit die Besteigung der Seebergspitze zur Rundtour auszubauen ist der Abstieg über den westwärts ausgerichteten Steig zum Pasillsattel und zur Pletzachalm.

die ersten Boten des Frühlings

Die Begehung des Autors an dem so schön begonnenen Maitag mußte im Abstieg rasch erfolgen, wollte er nicht nass werden – von Westen her näherte sich eine Gewitterzelle, die einen kurzen Schauer über die Achenseeregion brachte, die tollen Eindrücke der Besteigung aber in keiner Weise zu trüben vermochte.

Anstieg zur Seebergspitze: über den Mischwald geht es hinauf; ab der freien Almfläche in den Latschen weiter, zuletzt am schönen Grat entlang.

Die Strecke vom Parkplatz bis zum Gipfel beträgt knapp 5km und führt über 1.155m Anstieg ans Ziel. Man plane 4 1/2 Stunden für Hin- und Rückweg ein, in 3:19 gesamt wäre der schöne Berg in unnötiger Hast erledigt.

Mils, 19.05.2018

 

Stanser Joch 2.102m – Überschreitung über Kaserjoch nach Pertisau

Das Stanser Joch, von Einheimischen „Staner Joch“ genannt erhebt sich mit auffallend glatter Flanke über das Inntal und bietet einen langen, kraftraubenden Aufstieg ab Stans.

Stanser Joch Gipfel, 2.102m

Die direkte Route bis zum Mittelgebirge ist für den ortsunkundigen mittels der AV-Karte leicht zu finden und führt vom Parkplatz vor der Wolfsklamm (570m) rechts davon, über die auslaufende Siedlung, in einem auffälligen Graben zur netten Kirche Maria Tax östlich der Wolfsklamm.
Beim Kirchlein Maria Tax wendet sich der Anstieg westlich wodurch man auf den Heuberg gelangt.

am Heuberg angekommen

Auf der Asphaltstraße am Heuberg, nach rund 300m weiteren Marsches nach Westen, befindet sich die Abzweigung zum Stanserjoch. Zuerst geht es gut 100Hm auf dem Schotterweg weiter, bevor bei ca. 1.000m Höhe ein Steig direkter als die Almstraße den langen Rücken bergauf führt. Dort beginnt nach bereits zurückgelegten 450Hm der fast 1.000Hm Aufstieg zur Stanser Alm.

die alte Stanser Alm

Von der Stanser Alm kann man dem weiteren Steigverlauf folgen, oder, zwecks Einsparung von Weglänge zuerst auf einem Schotterweg zu den Lawinenverbauungen gefolgt werden, um dann etwas höher und weiter östlich querfeldein auf Almwiesen den langgezogenen Gipfel zu erreichen.

Stanser Alm mit Hochnisslkamm im Hintergrund

Das imposante Gipfelkreuz – errichtet 1964 – markiert den höchsten Punkt, jedoch ist der gesamte Gipfelbereich westlich davon kaum niedriger, während er östlich davon gleich zum schmäleren Rücken abfällt.
Die Verbauungen gegen den Wind auf der nördlichen Seite prägen das Bild des Gipfelbereiches stark und er bildet keine Bereicherung für Fotos in den Achenseeraum.

Achensee bis Gerntal

Bis zum Gipfel habe ich 2 3/4  Stunden benötigt, mit einer kurzen Pause auf der Alm.
Nun beginnt ein langer Teil am Rücken der Kette mit alleine 3,8km Luftlinie bis zum Kaserjoch. Die Auf- und Abstieg sind zwar nicht besonders hoch, dennoch empfand ich diesen Teil der Überschreitung als recht anstrengend im Schnee.

Lawinenschutz über Stans

Die Schneedecke präsentierte sich überraschend hart gefroren, wodurch es möglich war ohne Gamaschen zu gehen. Eingebrochen bin ich nur auf steileren Hangstrecken – wie üblich – mit entsprechend stumpfem Winkel zur Sonne.

Pkt. 2.136m

Am Abstieg vom Ochsenkopf ändert sich das Gestein. Nach dem Gipfelbereich des Stanser Joches gebildet aus Wettersteinkalk fielen mir nun Muschelkalk, Rauhwacke und Brekzien auf. Ab dort ändert sich das Gestein häufig und ist von der Reliefüberschiebung geprägt.

Abstieg vom Ochsenkopf mit Bilderbuchaussicht nach Westen

das Gipfelgelände des Ochsenkopfes ist aus Muschelkalk gebaut.

Muschelkalk am Ochsenkopf

Brekzien tauchen in einem Gelände auf an dem sie nicht gebildet worden sein können. Ein Indiz für die Reliefüberschiebung.

Brekzie am Ochsenkopf

Das weite Schneekarl macht derzeit seinem Namen alle Ehre, die Schneeauflage ist dort im oberen Teil schon fast durchgehend vorhanden.

in der Flanke des Schneekarls

Zwischen Gamskar- und Kaserjochspitze wird ein Abstieg über ca. 50m zum Verbindungsweg notwendig. Er kreuzt hier Murenrinnen.

phantastischer Blick in die Nauders Alm mit der Lamsenspitze dahinter

In diesem Teil des Kamms befanden sich die meisten Gämsen, an die zehn Gruppen mit fünf oder mehr Tieren bekam ich über und unter mir zu sehen.

die dominierende Rappenspitze am Kamm, am Fuße das Kaserjoch

Am Kaserjoch beschloss ich eine kurze Rast. Zwei Bergsteiger befanden sich am Südabstieg von der Rappenspitze und ein dritter kam den selben Weg hinter mir auf das Joch. Eine seltsame Begegnung mit Gleichzeitigkeit im abgeschiedenen, teilverschneiten Karwendel im November.

der kühne Hauptdolomitbau der Rappenspitze

Im Nordhang der Rappenspitze war der Schnee auch am frühen Nachmittag bock hart gefroren was einen komfortablem Abstieg ins Nauderer Karl ermöglichte. Ab dort galt es den Anstieg für die Schitour auf die Rappenspitze zu erkunden.

vom Kaserjoch in das Nauderer Karl geschaut

Der oberste Hang nach dem Karl bedarf aufgrund seiner Steilheit wirklich guter Schneeverhältnisse, um die Schitour sicher ausführen zu können.

Stimmung am Nauderer Karl an einem Novembernachmittag

Selbst bei den momentanen Schneeverhältnissen steigt man lieber neben den ausgetretenen, gefrorenen Steigspuren, um nicht ins Rutschen zu kommen. Das Tiris zeigt Geländeneigungen von durchgehend 30-35° und Stellen, unten bei der Querung des Steilkars unterhalb der aufsteigenden Wände mit 40°.

Der Steilhang unterhalb des Nauderer Karls

Unterhalb der Felswände führt der Steig mit mäßigem Gefälle quer zum Schutthang zu einem Wiesenhang weiter.

Querung unterhalb der Abbrüche von der Kaserjochspitze

Nach der Querung Richtung Nordost geht es flacher durch den Wiesenhang weiter.

Abstieg am Hang zum Verbindungsgrat

Der Steig trifft dann weiter unten rechterhand an die Felsen des Verbindungsgrates zum Dristlköpfl und hier wir das Gelände teilweise wieder steiler.
In der Flanke des Hanges führt der Steig mit Anstieg auf den Verbindungsgrat und weiter über schätzungsweise 40-50Hm auf das Gelände der Dristlalm.

unterhalb der Felsen zum Verbindungsgrat, der Steig führt wieder aufwärts

Es stellte sich hier die Frage wie diese Passage im Winter begangen wird, hier ist ein zweimaliger Höhenunterschied zu absolvieren, der wohl Abfellen im Aufstieg und Auffellen in der Abfahrt bedeutet.

Rückblick vom Rand des Almgeländes auf den Verbindungsgrat

Über das konstant fallende Almgelände erreicht man die malerische Dristl Alm auf 1.645m. Von allen umrahmenden Seiten betrachtet würde man das Gelände dieser Alm nie so groß einschätzen wie es wirklich ist, ein abgeschiedener toller Rastplatz.

die Dristlalm mit dem Hintergrund des Sonnjochkammes

Der restliche Abstieg erfolgt über das untere Almgelände und anschließend durch das Legertal bis zur Falzthurnalm.

unteres Almgelände der Dristlalm mit wunderbarem Blick zur Roten Wand und der Hohen Gans

Ich konnte es wieder nicht lassen zu erkunden und stieg auf 1.200m nicht zur Falzthurnalm ab, sondern folgte dem Weg talauswärts weiter, der nach einigen Hundert Metern endet. Allerdings sah ich am Ende einen kaum sichtbaren Wildsteig weiterziehen und folgte diesem  teilweise weglos bis zur Kreuzung bei dem die Straße über die Brücke auf die orografisch rechts Talseite quert und die asphaltierte Fußgängerstraße nach Pertisau beginnt.

Blick zurück Richtung Dristlalm

Diese Abkürzung sei nur demjenigen empfohlen dem Tannenadeln im Nacken und hindurch schlüpfen zwischen Ästen nichts ausmacht. An die 150Hm Abstieg sind so zu bewältigen.

diese Fortstraße führt nicht bis zum Talboden

Der Rest der Tour bis Pertisau erfolgt fast strafweise auf der für Fußgänger asphaltierten Straße bis knapp nach der Mautstelle. Dort befindet sich die Bushaltestelle des Postbusses, der den Bergsteiger um 5,40.- Euro zum Bahnhof Jenbach fährt (an Samstagen zu jeder Stunde, jeweils ein paar Minuten nach voller Stunde und über VVT im Internet per Handy abrufbar). Vom Bahnhof Jenbach erreichte ich eine S-Bahn nach Stans (1 Station) um 2,90.- Euro und ab Pertisau benötigte ich dafür 1 1/4 Stunden. So komfortabel hätte ich mir die Rückreise nach Stans nicht vorgestellt.

Stanser Joch im Rückblick von Pertisau

Weil noch etwas Zeit bis zum Bus blieb gab es noch ein Bier am See und da der Bus auch am Bootshaus hält konnte ich dort bequem einsteigen.

Die Gesamtdauer der Tour betrug 7 1/4 Stunden und die Bergsteigeruhr zeigte genau 1.800Hm. Die Streckenlänge der Tour, über Outdooractive ermittelt, beträgt 20km.

Mils, 04.11.2017