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Hochkanzel, 2.575m

Die Hochkanzel ist der Eckpfeiler im Roßlochkamm bei der sich der Grat von seiner West-/Ostrichtung in die Süd-/Nordrichtung wendet und erreicht wird sie von der Gamskarspitze aus in phantastischer Gratkletterei. Nach ihr folgt die Roßlochspitze als zentraler Gipfel im Roßloch, hoch über dem Roßkar.

Hochkanzel, 2.575m

Wer sich für die gesamte Gratstrecke bis zur Hochkanzel interessiert der möge vorher den Bericht zur Brantlspitze lesen. In gegenständlichem Bericht werden nur neu erlebte, besondere Passagen der ersten Etappe zwischen Gamskarspitze und Brantlspitze beschrieben und die Überschreitung zur Hochkanzel im Detail.

Blick vom Lafatscher Joch auf den auslaufenden Roßlochkamm, dahinter Südliche Sonnenspitze

Als Tagestour gesehen – die wegen der großen Entfernung vom Startpunkt beim Hackl im Halltal in Frage kommt stellt die Hochkanzel, zumindest für den Verfasser, das äußerste Ziel dar, das erreichbar ist. Eine Begehung des gesamten Grates über die Hochkanzel hinweg bis zur Roßlochspitze würde vorzugsweise mit einem Abstieg in das Roßloch und mit Rückweg über die Kastenalm zu wählen sein.

Almauftrieb in den Halleranger, dahinter Jochreisen und Lafatscher Roßkopf

Bei einem solchen Unternehmen muß im Übrigen, nach all der bisherigen Erfahrung mit dem nicht unerheblich zeitraubenden Grat bis zur Hochkanzel, die Begehung in umgekehrter Reihenfolge empfohlen werden, da die genussvollen Gratstücke lieber im Aufstieg genommen werden.

die Raiblerschichten vor dem Burattipfeiler, dahinter die Gamskarspitze

Möglicherweise stellt die oben angedachte Runde eine abschließende Erkundungstour in diesem Gebiet dar und je mehr beim Verfassen dieses Berichtes darüber nachgedacht wird, desto mehr – so muß der Schreiber bei Niederschrift dieser Zeilen feststellen – manifestiert sich dieser Gedanke.

Lafatscherverschneidung

Den durchaus ernst zu nehmenden Gratabschnitten im Roßlochkamm wohnt ein eigener Zauber inne, vielleicht aufgrund der nicht so sehr dramatischen Höhenunterschiede zwischen den Scharten wie in den gewaltigen Girlanden der Gleirsch- Halltalkette und somit für einen alten Mann durchaus schmeichelnd in der konditionellen Herausforderung.

scharf getrennt, schlechter Fels und fester Fels an den Schnittlwänden

Auch wenn hier scheinbar Werbung für ein selten begangenes Kleinod im Karwendel entsteht, so möge der wenig erfahrene Gratkletterer und der vor Ausgesetztheit und Brüchigkeit Scheue auf die weitere Lesung des Berichtes verzichten. Wir sprechen von einem Terrain das gefährlich ist und Klettertechnik, Erfahrung sowie Entschlossenheit voraussetzt – vom Glück, daß allzeit sämtliche lockeren Gratpartien im Verbund halten mögen ganz abgesehen.

Am Aufstieg zur Gamskarspitze in den Halleranger geblickt

Trotz der klettertechnisch nicht sehr schwierigen Partien – die generelle Einstufung in den zweiten Grad (manchmal vielleicht ein sehr oberer „Zweier“) trifft gut zu – sind die begleitenden Umstände am und zu beiden Seiten des Grates zur Hochkanzel eben die Zutaten für ein eher heikles Unternehmen. Hat man einen Partner mit so niemals einen dessen Kletterkünste und Resistenz im Ausgesetzten man nicht genau einschätzen kann.

die Inschriften von Tützscher und Wechner am Beginn der Felsstrecke zur Gamskarspitze

Nun genug der Gefahrenhinweise, all jene die die Begehung der Hochkanzel von der Gamskarspitze ernsthaft in Erwägung ziehen sind sich ihrer Eigenverantwortung bewußt. Als echter Bergsteiger würde man niemals jemand anderen für sein Unglück verantwortlich erklären, dies ist Fremden vorbehalten.

Die wenig dampfgesättigte klare Luft am so herrlichen Junimorgen erlaubte selbst für die mittelmäßige Bildleistung eines Telefons phantastische Aufnahmen während der langen Anreise vom Hackl zum Halleranger. Die Schnittlwände mit dem wurstradlgleich abgeschnittenen Burattipfeiler (vor knapp vier Jahrzehnten von Udo und dem Verfasser als schwierigste Klettertour ever in dessen Karriere bezwungen) hinterm Joch machen Fotos der Heimat zu einem Blickfang an dem alle Ansichten von Südseeinseln verblassen.

am Grat zur Gamskarspitze

Brüchige und deshalb rasch vergängliche Raiblerschichten von hochfestem Wettersteinkalk über Jahrmillionen in der Aufschiebung vorne hergeschoben, senkrecht aufgerichtet, zerschartet und von Wind und Wetter gerichtet können im Abstieg zum Halleranger bestaunt werden. Phantastisch skurrile Anblicke und wie Aristoteles in einem Aphorismus treffend erkannt hat: „Die Natur schafft immer von dem, was möglich ist, das Beste“.

alle Gipfel des heutigen Tages; von re. n. li.: Gamskarspitze, Brantlspitze, Hochkanzel

Nach dem Auftanken von Trinkwasser an nicht ultraviolett behandeltem und daher keimbehaftetem, kristallklarem und wohlschmeckendem Bergwasser an den Quellen im Halleranger galt es, wie alle Jahre wieder, beim Aufstieg zur Gamskarspitze den kleinen Kampf mit den Latschen auszufechten.

das nächste Ziel, die Brantlspitze

Der kleine Kampf besteht in der Suche nach dem effizientesten Aufstieg durch die Zunternfelder (Latschenfelder) nach der großen Wiesenfläche mit den markanten Nadelbäumen an seinem Saum. Hier verliert sich der breite Steig, der von der Lärche schräg oberhalb der Hallerangeralm in Richtung Hallerangerspitzen angestiegen wird in zig einzelne Gassen, die aber meist nur Gamsspuren sind und keine gut gangbaren Aufstiege.

Grubenkar- und Dreizinkenspitze über dem weiten Roßkar

Ein Tipp für all jene denen die Gassen zwischen den sichten Latschen nicht so geläufig sind besteht darin, daß die Almwiesenfläche einfach bis zu einer Wasserrinne ostwärts aufgestiegen wird und dann über den teilweise recht schroffigen aber dafür latschenfreien Einschnitt des Wasserlaufes über die Latschen hinausgestiegen wird.

Karwendelhauptkamm

Damit kommt man etwas weiter östlich der Ideallinie an und muß steil weitersteigen, vermeidet aber den kleinen Kampf und spart Zeit ein. Oben trifft man auf die Rippe mit den Schrofen, die sich zu oberst zum Grataufbau hinziehen und den Weg zur Gamskarspitze auch ohne Markierungen weisen.

Tützscher und Wechner haben sich zu Beginn der folgenden Felsstrecke – wie es deren Brauch gebot – vor mehr als 120 Jahren mit schwarzer Farbe auf glattem Fels verewigt und noch heute ist an den gut erhaltenen Buchstaben erkennbar, daß dies sogar mit hoher Präzision in der Glyphologie geschah (Wechner war Lithograph). Diese Markierungsart von vollendeten Touren als Erstbegehung seien dem alpingeschichtlich interessierten Leser hier nicht vorenthalten (die beiden Paradebergsteiger waren Mitglieder in einer der ersten und berühmtesten Bergsteigervereinigung in Tirol, der „Wilde Bande“, die von 1878 bis Ende der 1930er Jahre existierte; sollten die beiden gemeinsam unterwegs gewesen sein, dann muß es vor 1884 gewesen sein – Wechner starb in diesem Jahr, Tützscher 1897).

von der Gamskarspitze in den Halleranger geblickt

Bald nach dem Ende der Wiesenhänge und dem Beginn der Gratzone ist die Gamskarspitze zuerst über einen Schutthang, sodann weitgehend am Grat und zuletzt in der südlichen Gipfelflanke erreicht.
Bisher ein leichtes Ziel und bis oben hin mit Stöcken zum Gipfel begehbar. Kurz vor dem Gipfel können über einen kurzen Bereich am Grat alle drei Gipfel der nun folgenden Überschreitung bis zur gleichzeitig eingesehen werden – Gamskarspitze, Brantlspitze, die Zwischenerhebung nach der Brantlspitze und zuletzt die heute begehrte Hochkanzel.

Der Rückblick auf den Halleranger und der Halltalkette vor dem nun langen Weg ausschließlich auf Fels ist unersetzlich und deshalb hier eine Ablichtung.
Zu Beginn der Gratkletterei zur Hochkanzel findet sich im Bereich der Gipfelbuchschachtel erneut eine verwitterte Markierung von Wechner am Fels, leider aber auf den folgenden Gipfeln keine mehr. Möglicherweise wegen der dort kaum vorhandenen ebenflächigen Blöcke im Gipfelbereich, denn es ist schwer vorstellbar, daß ihn der Grat nicht unwiderstehlich gereizt hat.
Zum Gipfelbuch und den Gipfelbüchern auf Brantlspitze und auf der Hochkanzel sei ein Lob und Dank an die beiden Betreuer gerichtet. Sie haben sich sogar die Arbeit angetan die letzten Einträge des alten Gipfelbuches zu übertragen, nachdem dieses durch Feuchtigkeit unbrauchbar geworden ist. Leider habe ich die Gipfelbuchschachtel auf der Hochkanzel in genau der Stellung vorgefunden – liegend! -, die eine Durchnässung geradezu perfekt möglich macht – sapperlot Herr Pfarrer!

die Gegend um das Knappenhüttl unterhalb des Überschalljoches

Im Wissen über die zeitraubende Gratstrecke wurde diese nach hastigem Verzehr einer kleinen Portion Studentenfutter ohne großen Aufenthalt auf der Gamskarspitze um 11:15 aufgenommen.

Tiefe Konzentration am schmalen bis schneidigen Grat läßt die Zeit wie im Fluge verstreichen. Ab und zu ein nachdenkliches Innehalten nach einer brüchigen Partie ist durchaus kein seltenes Erlebnis an dieser interessanten Kante sowie der Wechsel zwischen anregenden scharfen und leichten breiten Gratteilen lassen den Geist vollends in die Arbeit eintauchen und betäuben das Zeitgefühl. An einem Tag an dem es mit höchster Wahrscheinlichkeit kein Gewitter geben wird, ein hemmungslos auszukostendes Erlebnis.

kleine Störzone mit leichtem Übergang wenige Minuten nach dem Start am Grat

Drei Stellen mit Störzonen im Übergang zur Brantlspitze wurden neu abgelichtet.
Die erste kleine Einschartung kurz nach dem Start des Überganges ist in Richtung Brantlspitze leicht durch Umgehung links (nördlich) zu umgehen, auch wenn es nicht so aussieht. Dass man sich vor dem Abstieg auf einer Störzone bewegt erkennt man erst im Rückblick.

zweite brüchige Scharte

Die zweite Stelle – durch eine größere und unangenehmere Störzone – stellt die tiefe Scharte kurz vor der Brantlspitze dar und ist ebenso leicht zu begehen. Im Abstieg kann ein sinnvoller Schwenk nach links (nördlich) zu einem spitzen Türmchen erkannt werden, der im brüchigen Material einem Hauch von Rampe gleicht. Vom Türmchen zurück zur Scharte auf geneigter Fläche auf einigermaßen trittfestem Untergrund.

Abstieg in die Scharte, links die logische Route

Die dritte Stelle stellt der Ostrücken zur Brantlspitze dar. Im Aufstieg ist er leicht, ja sogar erfreulich anregend zu nehmen und die eher nicht mehr bombenfesten Partien am schmalsten Teil fallen wenig auf. Im Abstieg erschien mir dieser Teil mit der anderen Körperhaltung als recht brisant und veranlasste mich in die Nordflanke unterhalb abzusteigen und in dieser zur Scharte zu queren.

Rückblick mit erkennbarer Abstiegsroute

Das Gelände dort ist zwar schuttbedeckt und unangenehm für eine Querung, aber doch etwas sicherer als der besagte Gratteil. Wir sprechen von ca. 25m Gratlänge zwischen den losen Partien unten (deutlich sichtbar und rechts, südlich, leicht zu umgehen) und der ebenso deutlich sichtbaren Verschneidung an der Gratschneide oben.

letzter Aufstieg auf die Brantlspitze jenseits der Scharte – im Abstieg den Mittelteil des Grates gemieden

Auf der Brantlspitze angekommen begann die Neuerkundung zur Hochkanzel – das erwartete Abenteuer für das die lange Anreise von 6:30 Uhr bis knapp vor 12 Uhr mittags in Kauf genommen wurde.

Rückblick von der Brantlspitze zur Gamskarspitze

Der Übergang findet auf einer abgewinkelten Gratstrecke ab, die zwar auch nicht vollkommen, so doch viel besser eingesehen werden kann, wie jene von der Gamskarspitze zur Brantlspitze. Vorweggenommen kann festgestellt werden, daß für die Erkundung mit dem Glas eigentlich nur der Ostrücken der Hochkanzel interessant erscheint. Dies deshalb, weil alle anderen Abschnitte ohne jede Schwierigkeit für den erfahrenen Gratkletterer begangen werden können.

der Grat zur Hochkanzel im Überblick

Zunächst erfolgt der Abstieg in die erste der beiden tiefen Scharten, am Weg zum Mittelkopf, der innerhalb der Gratlinie im Roßlochkamm eben einen Knick darstellt. Dieser ist leicht und kann als eine Erholungsstrecke angesehen werden, an der die eindrucksvolle Umgebung unter Betrachtung genommen werden kann, beispielsweise Details des Überganges von der Roßlochspitze zur Hochkanzel.

gewaltige Schlucht hat sich durch eine abgerutschte Platte gebildet; sie zieht – schön anzusehen – vom Grat steil hinab

Eine gewaltige Schlucht, gebildet aus dem Abrutschen einer der brüchigeren gratbildenden Platten zieht sich im Abstieg zur Scharte durch den kompletten Hochkanzelstock und hinterläßt einen gewaltigen Eindruck, der die Ausprägung der weiter unten aufragenden Hochkanzeltürme so richtig zur Geltung bringt. Durch die Hochkanzeltürme führt laut Klier ein Anstieg im IIIer Gelände auf die Hochkanzel und auch diese Route ist ein lange gehegter Wunsch, jedoch muß dieser unbedingt mit Partner erfolgen, zu kühn sieht das Gelände vom Knappenhüttl her aus.

Gratverlauf zum Mittelkopf

In der ersten – halbtiefen – Scharte leitet ein „Häutchen“ an Felsverbindung auf den Anstieg zum Mittelkopf über. Es ist halbwegs fest im Verbund und gut begehbar, aber auch nordseitig umgehbar. Der weitere Aufstieg zum Mittelkopf findet auf breiter Rampe statt.

kleines Grathäutchen im tiefsten Bereich der Scharte zum Mittelkopf

Nun bietet sich erstmals der Blick auf den westseitigen Abstieg in recht brüchigem Gelände. Die verschiedenen Plattenqualitäten haben hier verschiedene Verwitterungsformen hinterlassen und zum Glück derart, daß der Abstieg wesentlich leichter erfolgt als auf den Fotos mit Frontalansicht von der Hochkanzel aus.

die Flanke zur tiefen Scharte im Übergang ist zuerst brüchig, dann fester

Im Abstieg links müssen zuerst ca. 20Hm unangenehmen Schuttgeländes überwunden werden, bevor der Fels fester wird und gleich darauf in eine links hinab führende runde Nische überleitet.

Rückblick auf den gewählten Abstieg, die Nische oben erkennbar

Dieser Nische folgt eine Abstiegsrinne, die durch eine weichere schuttbedeckte Platte gebildet wird und der wiederum einige Dutzend Höhenmeter gefolgt werden kann, bevor abermals linkerhand eine Art Band weiter in die Flanke hinab leitet und erneut in einer vertieften schuttigen Platte bis knapp vor die tiefste Scharte abgestiegen werden kann.

Abstieg in der schuttigen Rinne

Der gesamte Abstieg mag auch auf dem messerscharfen sich abzeichnenden Grat rechts der oben beschriebenen Route möglich sein und das vielleicht sogar in festerem Fels, mir erschien jedoch die beschriebene Route für den Abstieg als sinnvoll, die Handflächen innen bereits einigermaßen vom ungeheuer schneidenden Fels gezeichnet.

Ansicht vom Grat, links davon die gewählte Absteigsroute

Die somit erreichte tiefe Scharte ist jene aus der die Besteigung der Hochkanzel aus dem Kar der Schneepfanne erfolgt. Der Blick in die Rinne und auf die unten ausgebreitete Schneepfanne zeigt, daß die Schneepfanne auch noch Mitte Juni ihrem Namen ganze Ehre zeigt, der Firn reicht durchgehend von unten immer noch bis zur Scharte herauf.
Ein Notabstieg könnte hier erfolgen.

beeindruckender Aufstieg zur Hochkanzel jenseits der Scharte

In der bisher erlebten Manier, möchte man meinen, ginge es nun am Grat weiter. Der Felskopf jenseits der Scharte mit den losen Trümmern am Band ist rasch erklommen und bevor man sich einer schönen weiteren Gratstrecke erfreuen kann wird am Felskopf oben angelangt der jähe, senkrechte Abbruch auf der Westseite des Kopfes erblickt.

an der tiefen Scharte angelangt; gegenüber der Felskopf mit dem senkrechten Abbruch an seiner Hinterseite

Möglicherweise ist er gangbar, mir erschien das Abenteuer aber sofort als unnötig herausfordernd und veranlasste mich zur Rückkehr in die Scharte.

kurzer Abstieg in die Südflanke

Umgesehen nach einer Alternative konnte sofort ein südseitiger Abstieg über eine auffällig „gebrauchte“ Schuttreise erkannt werden. Die Abstiegstiefe beträgt geschätzt 15Hm und nach einer leichten Linkskurve befindet man sich komplett in der plattigen Südflanke der Hochkanzel mit perfektem Ausblick auf die wilden Türme über dem Lochhüttl.

in der Südflanke – Platten mit etwa 70/75° Neigungswinkel

An der imposanten Flanke den sofortigen Aufstieg zum Grat wieder gesucht, kann der Westabbruch des zuvor begangenen Kopfes betrachtet werden und mit dem geistigen Ausruf eines „Halleluja“ geschieht die nachträgliche Zustimmung zur Entscheidung, gar nicht erst über den Abstieg desselben nachgedacht zu haben.

leichte Rückkehr von den Platten in der Flanke auf die Grathöhe

Nun, die Rückkehr aus der etwas bedrückenden Versenkung zum begehrten Grat erfolgt wenige Meter nach dem zuvor beschriebenen Abbruch von der Stirnfläche einer der mächtigen Platten in der Flanke aus über wenige Meter in festem Fels. Der Rückblick zeigt die Situation recht treffend.

die ersten Meter des Grataufstieges im Rückblick

Hiermit sind die leichten Schwierigkeiten im Gratübergang zur Hochkanzel auch schon Geschichte.
Mit einem gewissen Gefühl der Befreiung wird der mäßig schwierige Grat weiter emporgestiegen und nach wenigen Minuten ist der feste Fels des mittelbreiten Grates vollkommen erklommen und schuttiges Gelände leitet in den Gipfelbereich über.

am Ende des Aufstiegsgrates auf den Gipfelaufbau der Hochkanzel

Nach wenigen Dutzend Metern und noch weniger Höhenmeter ist das Ziel, die Hochkanzel, erreicht.

Gipfelplateau der Hochkanzel

Den gesamten Gratverlauf gesehen ist dieser Übergang leichter als jener von der Gamskarspitze zur Brantlspitze, aber er bietet auch einige leicht knifflige Passagen, die abwechslungsreich und in gewisser Weise geistig herausfordernd, aber leicht zu klettern sind.

Gipfelbuchschachtel auf der Hochkanzel – bitte niemals so platzieren!

Der Ausblick auf die Umgebung an diesem markanten Eckpunkt des Roßlochkammes ist natürlich wieder phänomenal. Von Westen bis Norden der gewaltige Kessel des Roßloches mit den Gipfeln oberhalb berühmter Kletterrouten wie die Laliderer Wände und den folgenden Gipfeln in der Vomper Kette wie die Spritzkarspitze oder die Plattenspitze, die nur noch von wenigen Idealisten wie Juergen aufgesucht wird und eine noch entbehrungsreichere Anreise voraussetzt, wie die Tagestour vom Hackl auf die Hochkanzel. Die Begehungen dieser Gipfel hat eine Frequenz die an den Fingern einer Tischler-Hand pro Jahr abgezählt werden kann. Unbedingt zu empfehlen!

Vomperkette mit Platten- und Spritzkarspitze sowie Hochglück

Im Osten beeindruckt der Ausblick über das archaische Vomperloch, und wer dasselbe nicht kennt dem sei seine Durchquerung ans Herz gelegt. Eine solche Wildnis inmitten ausgeprägtester Zivilisation – wo gibt es das schon?

die bizarren Hochkanzeltürme – ein Anstieg führt über sie herauf und läßt nicht los…

Der Hausberg Bettelwurf mit seiner reizvollen Überleitung über die Fallbachkartürme auf Hohe Fürleg und die Trattenspitze bietet eine kolossale Felsenfront im Süden und dieser Mauer nach Westen folgend bildet das schöne Hinterautal zwischen Gleirschkette und Karwendelhauptkamm den Abschluß im Panorama.

schreckliche Anblicke aber Nichtbergsteiger stehen drauf mußte ich lernen

Dem Gipfelbuch – leider recht unfachmännisch im Steinmandl verwahrt wie das Bild zeigt – entnahm ich, daß einer, dem Kanzeln gar nicht fremd sind, der Verursacher für die der Haltbarkeit unzuträglichen Verwahrung des neuen und nett gestalteten Büchleins gewesen ist. Zwei Tage vor mir, sagt sein Eintrag, habe er den Gipfel besucht….seither hat es nicht geregnet. Es sei ihm verziehen – aber Herr, gib ihm ab jetzt die Gabe solche Werke von nun an wettergeschützt zu verstauen.

bereits am Rückzug – der schöne und feste Grat wird wieder abgeklettert

Ein halbes Stündchen konnte der Gipfel genossen und der Aufstieg von der Roßlochscharte beäugt werden bevor die Hast den Rückweg einzuschlagen den Augenblick, der nicht verweilen darf, beendete.

Gelände zur Scharte; habe dort Steinmandl errichtet- Haltbarkeit fraglich

Was den Rückweg und die damit verbundene neue Erfahrung der Kletterstellen anbelangt, so sei eigentlich nur die kurze, wenig vertrauenerweckende schlanke Platte in der kleineren Scharte nach der tiefsten Scharte erwähnenswert. Diese ist vom Osten nach Westen unangenehm aber auch sehr kurz und auch nicht schwierig. Ich habe nördlich eine Umgehung unternommen.

in der Flachstrecke zurück zum Mittelkopf; das dünne Felshäutchen in der Scharte erschien mir am Rückweg unangenehm locker und zu umgehen

Der Aufstieg zum Mittelkopf erschien auch von unten auf gleicher Route des Abstieges am sinnvollsten und alle anderen Partien bis zur Brantlspitze konnten ohne nennenswerte Hirnleistung nach Gutdünken gewählt werden.

Erwähnenswert ist die Dauer der Überschreitung von der Hochkanzel bis zur Gamskarspitze, sie betrug recht genau 1 1/2 Stunden und der Abstieg zur Hallerangeralm weitere 70min.

eine phantastische Reise liegt hinter mir

Nach einer deftigen Knödelsuppe bei Evi und Horst auf der Hallerangeralm über’s Joch zurückgeeilt – und weil auf 2.000m noch Sonne – beschloss ich ein abschließendes Training zur Bettelwurfhütte zu unternehmen, also nochmals an die 300Hm dazu zu hängen.

der berühmte Herzelfelsen

Bei einem Abschlußbier bei Christine und Ralf auf der Bettelwurfhütte konnte dann der Sonnenuntergang im Tal verfolgt werden und den Parkplatz beim Hackl erreichte ich an dem lang hellen Junitag in der Dämmerung nach 14 Stunden gegen 20:45 Uhr.

die letzten Sonnenstrahlen Richtung Bettelwurfhütte

Die Bergsteigeruhr zählte insgesamt 3.020Hm und die Messung anhand der Karte in Outdooractive beträgt 29km.

Mils, 16.06.2018

 

 

Kleiner Bettelwurf – Südwestflanke und Südgrat

Alte Routen und Steige zu erforschen war uns immer schon eine beliebte Tätigkeit am Berg und heute waren es zwei eher kurze Klettereien die uns auf den Kleinen Bettelwurf führten, bzw. auch wieder hinunter.

Südgrat des Kleinen Bettelwurf

Südgrat des Kleinen Bettelwurf

Abseits von Normalanstiegen gibt es meist viel Neues zu schauen und wenn diese noch dazu neue mittelschwierige Kletterrouten beinhalten, dann lacht das Herz des Entdeckers.
Der Klier Karwendelführer von 1978 – damals noch ein umfassender Führer der, im Gegensatz zur heutigen Handhabung, alle Routen auf einen Gipfel enthielt, beschreibt, wenn auch recht knapp, zwei Anstiege auf den Kleinen Bettelwurf, die uns nicht bekannt waren und deren Entdeckung uns bei zufälligem Blättern in dieser alten Literatur spontan in ihren Bann zogen. Außerdem soll es nicht sein, daß in unserem unmittelbaren Heimatgebiet Routen – noch dazu beschriebene – existieren, die wir nicht kennen.

Aufstieg auf den Westgipfel des Kleiner Bettelwurf über den Südgrat

Aufstieg auf den Westgipfel des Kleiner Bettelwurf über den Südgrat

In Entschlossenheit, diese Routen einer Erstbegehung durch Andi und dem Verfasser dieses Beitrages zuzuführen starteten wir früh morgens gegen die Bettelwurfhütte. Perfektes Wetter und nahezu Windstille auch in größerer Höhe machte den Anstieg zum Vergnügen.

Klier Karwendelführer 1978

Klier Karwendelführer 1978

Für die Südwestflanke muß die Hütte westwärts passiert werden, um hinter die beschriebene „zweite Rinne, wenige Minuten nach der Hütte“ (es sind ca. 10min) zu gelangen, von der aus, rechts die leicht begrünte Rippe hinaufzieht, die den ersten Anstieg abseits des Steiges zum Lafatscher Joch bildet.

Blick zum Aufstieg zur Südwestflanke des Kleinen Bettelwurf

Blick zum Aufstieg zur Südwestflanke des Kleinen Bettelwurf

Der Aufstieg erfolgt im unteren Teil großteils über schuttbedeckten Wiesenflecken und zum anderen Teil auch nur über schuttbedeckten Schrofen bis zum erwähnten Trümmerfeld, ab diesem der Aufstieg bis zur Querungsmöglichkeit der ebenfalls erwähnten „hinaufziehenden Felsrippe“ etwas angenehmer wird. Teilweise kann man auch einen alten Steig erkennen, der sich zwischendurch wieder verliert, bevor man ihn nach ein, zwei Minuten wieder ausmachen kann und ihm weiter folgt.

Aufstiegsgelände zur Südwestflanke ca. 100Hm oberhalb der zweiten Rinne

Aufstiegsgelände zur Südwestflanke ca. 100Hm oberhalb der zweiten Rinne

Den Aufstieg bis zur Querungsmöglichkeit sollte man nicht zu weit oben vermuten und zu weit aufsteigen, denn dort wo man ihn als bequem erachtet ist man unter Umständen schon nahezu 50Hm zu hoch aufgestiegen und ärgert sich ein wenig über den vermeidbaren Höhenverlust, sobald der beschriebene Einstieg „in die erste steile Felsrinne von links gezählt“ sichtbar wird.

hinter dem Rücken im Vordergrund zeichnet sich die Südwestflanke ab

hinter dem Rücken im Vordergrund zeichnet sich die Südwestflanke ab

So ereilte auch uns dieses Schicksal und wir mußten in lockerem Schutt die Reise auf ihrer Breite von ca. 50m abwärts queren, schenkten dadurch nicht nur mühsam erstiegenes Terrain her, sondern erreichten den Felsgürtel auch nur unter viel Lärm vom abrutschendem Schutt, ca. 150Hm über dem Weg zum Lafatscher Joch. Eine Situation die der Bergsteiger versucht zu meiden wie der Leibhaftige das Weihwasser, ist sie doch bei geringem Höhenunterschied für andere gefährdend und vermittelt sie auch völlig unverschuldet einen gewissen Anfängereindruck, vor dem man sich vor – auch noch so weit entfernten und daher unerkannten – Beobachtern nicht wegstehlen kann.

Querung im Reisengelände mit losem Schutt

Querung im Reisengelände mit losem Schutt

Nachdem wir mit geizig abgegebenem Höhenverlust nun festen Fels erreichten, waren wir natürlich nicht an der originalen Einstiegsstelle, sondern ca. 20Hm darüber und mußten einen Übergang um die bereits aufgezogene Rippe in die Rinne – oder besser Schlucht – finden, die weiter unten in leichtem Gelände beginnt. Die Stöcke wurden endgültig verstaut und der anstehende Fels gemustert.

am Felsgürtel bei der ersten Rinne angekommen

am Felsgürtel bei der ersten Rinne angekommen

Eine furchtbar brüchige Passage mit steil abwärts geneigten schuttbedeckten Plattenstufen – der Albtraum eines jeden Kletterers – begrüßte uns im nicht ganz originalen Einstieg der Südwestflanke. Die kurze Passage bis zur Rinne in festerem Wettersteinkalk forderte gleich gute 10min, die sich wahrscheinlich die Waage gehalten hätten mit einem geringfügig weiteren Abstieg und dem originalen Einstieg. Das Schicksal des Entdeckers hielt uns fest im Griff.

Einstieg etwas zu hoch des Endes der Rinne

Einstieg etwas zu hoch des Endes der Rinne

Die folgenden und in der knappen Beschreibung „Steilabsätze“ genannten Kletterpassagen machten jedoch die zuvor erlebte Situation mit der unglücklichen Querung und dem unfreundlichen, gefährlichen falschen Einstieg wieder wett. Andi mit seiner phänomenalen Reichweite – die man sich niemals zum Vorbild durch Nachahmung machen darf, ohne in ernsten Schwierigkeiten zu enden, weil ein halber Meter, vom linkshändigen Griff zum diagonal gemessenen gestreckten rechten Tritt, einfach fehlt – sprang förmlich über eher glatte, wenig strukturierte Partien hinauf, während ich eher hinterher keuchte, jedoch unter nicht minderer Freude und Begeisterung über die nette Kletterei nach dem unfreundlichen Einstieg.

nach dem Einstieg in festerm Fels und deutlich ausgeprägter Rinne; unten kann man Steigspuren erkennen; sind sie jünger als der Führer die Querung "hinab" beschreibt?

nach dem Einstieg in festerm Fels und deutlich ausgeprägter Rinne; unten kann man Steigspuren als Querung erkennen; sind sie jünger als der Führer die Querung „hinab“ beschreibt?

Die Schwierigkeiten in der ca. 200Hm messenden Rinne hielten sich in Grenzen, aber einige Stellen III, mit mäßiger Ausgesetztheit können unsererseits bescheinigt werden. Zur besseren Verdeutlichung hier ein Link zum Video über den Aufstieg in der Rinne:

Kleiner Bettelwurf Südwestflanke

Sobald man sich in der Rinne wohlfühlt und Zeit und Raum beim Klettern vergisst, erfährt man auch gleich deren oberes Ende. indem sie sich recht plötzlich weitet und nach dem die letzten Felspartien in flacherem Gelände emporgestiegen wurden, ein wenig felsdurchzogener Schutttrichter sich öffnet, der zur eigentlichen Westflanke sich ausbildet.

typisches Gelände in der Rinne der Südwestflanke

typisches Gelände in der Rinne der Südwestflanke

Der Aufstieg in diesem ist richtig mühsam und die Entscheidung den Allradantrieb, durch die Verwendung der Stöcke, zu verwenden wird so lange hinausgezögert, bis der Anteil an festem Fels immer kleiner wird, je näher man sich gegen den Westgipfel des Kleinen Bettelwurf hinauf kämpft. Diese letzten ca. 150Hm zum Gipfel der fürwahr unerstrebenswerte Teil der Südwestflanke.

Andi am oberen Ende einer Steilstufe

Andi am oberen Ende einer Steilstufe

Während dieses Aufstieges in der richtig breiten Südwestflanke kann man recht gut den Südgrat, unseren auserkorenen Abstieg, erkennen und in dessen oberstem Teil auch so manches – für den Abstieg – zuversichtlich stimmendes Steinmandl.

am unteren Ende des Trichters der die Westflanke bildet

am unteren Ende des Trichters der die Westflanke bildet

Endlich am Westgipfel des Kleinen Bettelwurf angekommen kann man die im Führer genannte Aufstiegszeit von 2-3h eher nachvollziehen, als mit dem Maß des Blickes von der Hütte bis zum blitzenden Gipfelkreuz auf dem Ostgipfel des Kleinen Bettelwurfes gemessen.

Kleiner Bettelwurf Westgipfel

Kleiner Bettelwurf Westgipfel

Das alte kleine hölzerne Kreuz und die an diesem Tag phänomenale Weitsicht entschädigte uns für die unterste und oberste Partie auf der Route der Südwestflanke. Trotz der schönen Kletterei in der Rinne sprechen wir aber in völliger Übereinstimmung keine Empfehlung für die Südwestflanke aus, zu inhomogen sind die Einzelabschnitte und die Kletterei kommt eindeutig zu kurz. Diese Überzeugung erlangten wir noch stärker nach dem Abstieg über den eindeutig schöneren Südgrat, der in weiten Teilen genau den Geschmack des Karwendelfelsgehers trifft und auch weitgehend einer leichten Gratkletterei entspricht.

von links oben nach rechts unten im Vordergrund Großer u. Kleiner Lafatscher, im Hintergrund Kaskar- u. Sonntagskarspitze und die beiden Praxmarerkarspitzen, rechts das Zugspitzmassiv

von links oben nach rechts unten im Vordergrund Großer u. Kleiner Lafatscher, im Hintergrund Kaskar- u. Sonntagskarspitze und die beiden Praxmarerkarspitzen, rechts das Zugspitzmassiv

Die echten Kletterpassagen am Südgrat fallen im Abstieg gefühlt deutlich kurz aus, denn die meisten Höhenmeter werden auf den steil abwärts geneigten Steilstufenplatten der auffallend mächtigen Schichtung am Kleinen Bettelwurf gemacht, sodaß die Gratabbrüche an ihrer Spitze zwar nicht an der Vorderseite, aber nur knapp dahinter im oberen Teil durchwegs westseitig abgeklettert werden und der mächtigste aller, im untersten Teil – zunächst etwas schwer zu finden –  an dessen Ostseite über eine sehr scharfkantige, mit eigenartig rundlich geformten Oberflächen ausgestattete Verschneidung genommen wird.

Andi am beginnenden Südgrat

Andi am beginnenden Südgrat

Diese Passage ist höchstwahrscheinlich im Aufstieg in direkter Route zu ersteigen, soviel wir dann von unten sehen konnten. Nach der oben beschriebenen Rinne muß nämlich ein etwa knapp zehn Meter langes, abwärts geneigtes, brüchiges Band mit einer mittigen Schmalstelle begangen werden das wiederum, leicht abwärts geneigt, zum Gratverlauf hinaus führt. Im Aufstieg wird es eher gemieden, weil dort wegen der Felsgeometrie die unangenehme ausdrehende Körperhaltung erforderlich ist und auch, weil Griffe eher brüchig und spärlich sind.

schöne Passagen mit westseitigem Abklettern vom Grat

schöne Passagen mit westseitigem Abklettern vom Grat

Wieder am Grat angekommen befindet man sich auf der letzten großen Steilplatte und findet den von uns vergrößerten Steinmann auf der Spitze der leicht abschüssigen gestuften Platte, die den Auftakt zum letzten, besonderen Teil.

Rinne ostseitig im unteren Teil des Südgrates, Blick von oben

Rinne ostseitig im unteren Teil des Südgrates, Blick von oben

An dieser Stelle mußten wir länger innehalten um uns zu orientieren.
Die Routenbeschreibung sieht hier eine Rhythmusänderung vor (im Text in den Aufstieg versetzt: …der erste Gratabbruch wird an der W-Seite über schottrige Platten umgangen…).
Der Blick auf das Gelände unter uns zeigte auf der Ostseite das übliche Gelände in der Südflanke mit steilen, schuttbedeckten Platten und somit keine wirklich logische Weiterführung der Route, mittig am Grat den ungangbaren Steilabbruch mit dem extrem scharf werdenden unteren Teil und westseitig in sich übergehende extrem schuttbedeckte Platten, die seitlich des Grates eine variierende Breite von etwa drei bis sieben Meter aufwiesen.

Rinne ostseitig im unteren Teil des Südgrates, Rückblick von unten

Rinne ostseitig im unteren Teil des Südgrates, Rückblick von unten

Soviel wir auch nach Steinmandln östlich in Gratnähe suchten, wir konnten keine sichten. Also stellte sich eine etwa 30m lange prägnante Verschneidung westlich des Plateaus auf dem wir das Gelände erkundeten als einzig logische Verbindung zu den Schuttterassen „auf der W-Seite des ersten Gratabbruches“ und man konnte am Ende jener den „ersten Gratabbruch“ erkennen und die 90° Kurve nach Osten um den Gratabbruch herum erahnen, der am Ende des begrünten Rückens, wenige Meter neben dem Normalweg auf den Kleinen Bettelwurf auf diesen einmünden mußte.

Querung am Band nach der Rinne wieder zum Grat

Querung am Band nach der Rinne wieder zum Grat

Leider ist aber mit der Wendung auf die Westseite damit auch die aussichtsreichen Gratkletterei vorbei, führt doch die Rinne und dann die Schuttterassen etwa 10m unter dem Grat auf wenig sympathischem Terrain die letzten ca. 100Hm knapp neben dem schönen Grat im Schutt abwärts und man fühlt jähe, daß dieser Teil nicht so recht zum Kontext des bisher erlebten paßt.

unterstes Plateau nach Querung aus der Rinne

unterstes Plateau nach Querung aus der Rinne

Der Aufstieg muß daher – per aspera ad astra – umso schöner sein, wenn man vom tückisch rollenden Untergrund am Plateau oben dann in festen Fels einsteigt.

Gelände unterhalb des letzten Plateaus, der Normalweg ist nicht einmal mehr 100Hm entfernt

Gelände unterhalb des letzten Plateaus, der Normalweg ist nicht einmal mehr 100Hm entfernt

Nun, wir mußten uns mit der Natur der Sache abfinden und beschlossen, daß wir bei nächster Gelegenheit den Südgrat im Aufstieg erkunden wollen und vielleicht ergibt sich eine Möglichkeit, die Gratkletterei von ganz unten zu beginnen.

Andi beim Erkunden; diese Richtung entspricht nicht der Originalbeschreibung, wäre aber machbar gewesen

Andi beim Erkunden; diese Richtung entspricht nicht der Originalbeschreibung, wäre aber machbar gewesen

Im Abstieg neben dem Grat fanden wir noch eine, von oben aus schon gut sichtbare, kleine Scharte, von der aus wir die Ostseite des Grates erkunden konnten. Von dieser aus zeigt sich aber kein erstrebenswerterer Abstieg als die noch etwa drei Duzend Meter weiter zu findende Stelle – um den ersten Gratabbruch herum – an der man die 90° Kurve nach links auf den Normalweg hinaus queren kann.

dieser Abstieg muß jener der Originalbeschreibung sein

dieser Abstieg muß jener der Originalbeschreibung sein; in der Rinne bis zu den Schuttterassen abgestiegen

An dieser Stelle wäre ein Steinmandl mehr als angebracht, jedoch ließen sich nicht einmal Reste davon finden. Dieses wäre für den Aufstieg wichtig, da es exakt den Auftakt der Beschreibung des Führers bilden würde.

Blick über die geneigten Schuttfelder zum ersten Gratabbruch unten

Blick über die geneigten Schuttfelder zum ersten Gratabbruch unten

Die Vermutung liegt nahe, daß die Errichtung an dieser Stelle nicht erwünscht ist/war, da  eines Steinmandls möglicherweise unerfahrene Berggeher auf den Plan rufen würde ihm zu folgen und diese dann in Schwierigkeiten enden, die sie nicht mehr bewältigen können.
Wir haben jedenfalls keines aufgebaut, die Stelle ist für jenen, der den Südgrat probieren will und sich entsprechend vorbereitet und das Vermögen an Kletterkunst hat, leicht zu finden.

Blick über die geneigten Schuttfelder vom ersten Gratabbruch hinauf

Blick über die geneigten Schuttfelder vom ersten Gratabbruch hinauf

Am Normalweg angekommen wendeten wir uns zurück und betrachteten den schönen Abstieg, den schönen Südgrat.
Rückblickend muß festgestellt werden, daß unsere Abstiegsgeschwindigkeit am Grat trotz der nötigen Orientierung bei der Erstbegehung atemberaubend war. Verglichen mit der Abstiegszeit  vom Ostgipfel des Kleinen Bettelwurfs ist der Südgrat in geschätzt die Hälfte der Zeit abzusteigen. Kaum verwunderlich, steigt man doch großteils direkt am Grat und somit in der direkten Route bis auf das Ende der Wiesenhänge die von der Bettelwurfhütte heraufziehen.

Andi nach der 90° Kurve um den untersten Gratabbruch herum auf der Querung zum Normalweg

Andi nach der 90° Kurve um den untersten Gratabbruch herum auf der Querung zum Normalweg

am Ende der Wiesenhänge, rechts Normalweg, nach links geht es ab zum Südgrat

am Ende der Wiesenhänge, rechts Normalweg, nach links geht es ab zum Südgrat

Der Aufstieg kann für den geübten Karwendelgeher als ein kleiner Leckerbissen bezeichnet werden. Stellen im III. Grad sind durchaus vorhanden, schmales, abschüssiges und meist mit Schutt bedeckte Passagen am Grat sind nicht zu unterschätzen und der etwas abgelegene Westgipfel des Kleinen Bettelwurf lädt zu längerem Verweilen ein. Rundum, eine gelungene Alternative zum Normalweg, der sie für uns künftig sein wird.

Mils, 25.09.2016

 

 

 

Bettelwurfhütte, Lage per 20.03.2016

Die Route über den Graben war mit dem makellosen Wetter heute ein toller Anstieg, wenn auch im oberen Teil nicht ungefährlich. Klettertechnisch durch die steile Schneerinne noch nicht zu empfehlen, bzw. dem Spezialisten vorbehalten.

Andi nimmt die Platten rechts neben dem Steig, ich den Steig

Andi nimmt die Platten rechts neben dem Steig, ich den Steig

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gute Steigverhältnisse

 

Der Abzweig vom Graben rechts (östlich) in die relativ wenig beleuchtete Verschneidung war um 10:30 im unteren Teil noch im Schatten und man muß Stufen schlagen.

fester Harsch; die Jacke notwendig um 9:30

fester Harsch; die Jacke notwendig um 9:30

Das Seil ist großteils noch eingefroren, links der harten Schneedecke kann man zum Teil im aperen Fels klettern.

ab hier kein Fels mehr, Stufen schlagen ist angesagt

ab hier kein Fels mehr, Stufen schlagen ist angesagt

Im oberen Teil ist die Verschneidung total schneebedeckt und wir mußten nach der feuchten Stelle die letzten Meter bis zur Kante links weitersteigen.

die Querungen nicht ohne

die Querungen nicht ohne

Von dort akzeptable Schneeverhältnisse  zur Hütte und tolles Panorama.

da lacht das Herz, die Kante erreicht, hinten die Hütte

da lacht das Herz, die Kante erreicht, hinten die Hütte

Den Normalweg zu gehen muß man sich derzeit noch verkneifen. Die Schinderei ist zu groß. Um 13 Uhr Schnee bis zur Hüfte von der Hütte bis zur Lawine im Graben und dann in dieser Art weiter bis unter den Juchetzer.

eine tolle Abstiegsstrecke, hinauf: momentan nein!

eine tolle Abstiegsstrecke, hinauf: momentan nein!

Mehr und wichtige weitere Bilder von der Schneelage im Halltal in der Galerie unten!

Mils, 20.03.2016

 

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Großer Bettelwurf – Lage per 09.05.2015

Ja, der Große Bettelwurf ist momentan schon recht leicht machbar.

Heute hat uns allen das Wetter ein Schnippchen geschlagen, vergleicht man die Verhältnisse mit gestern.

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Gamaschen sind wahrscheinlich noch ein paar Wochen unabdinglich und heute war der Aufstieg eine grenzwertige Angelegenheit hinsichtlich der Sicht- und Niederschlagsverhältnisse.

???????????????????????????????Nach unspektakulären 3 3/4 Stunden stand ich, nach einem recht leichten Aufstieg  – bis ca. 50Hm vor dem Gipfelgrat – am Gipfel und erntete auf 2.725m sogar ein paar schnelle Sonnenstrahlen, bevor die Nebeldecke wieder zuzog.

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Die letzten Höhenmeter waren fatal, eingesunken bin ich zwischen Schneedecke und Fels bis zum Bauch und der Winter hat viel Frostsprengschäden verursacht, eine Felsplatte in Aktenkoffergröße brach vor mir aus, verursachte einen Rückwärtssturz und löste bei mir kurze Panik aus, weil der Sturz prekär hätte enden können, wenn sich nicht ein Bein in dem zuvor betretenen Loch verankert hätte.
So blickte ich, am Rücken liegend, kopfüber die steile Rinne hinab und war doch gesichert geblieben.

Die Situation der Schneedecke ist im gesamten Aufstieg wesentlich besser, als in diesem letzten Teilstück zum Gipfel. Man spürt die Kraft der Sonne dort recht deutlich, und der Schnee ist davon recht beeinflusst.

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Heuer wagten schon acht Kollegen vor mir den Aufstieg, einige bereits im Winter, andere im April.
Darunter auch die bekannten und gut ausgebildeten jungen Freaks der Mountain Maniacs, die den Abstieg sogar über das bereits begehbare BW-Osteck vollzogen haben. Tolle Bergsteiger!

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Die Bettelwurfhütte ist bereits schneefrei:

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Am Weg über den Jagersteig sind noch ein paar größere Schneefelder, weswegen man die Gamaschen am Abstieg vom Bettelwurf nicht schon am Eisengatterergrat ablegt.

Mils, 09.05.2015

 

 

 

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Bettelwurfhütte – Lage per 19.04.2015

Während Hochtouren momentan so richtig genossen werden können, habe ich heute eine Erkundungstour auf die Bettelwurfhütte unternommen.
Da die Hüttenspitze letzten Sonntag bereits trockenen Fußes erreichbar war, dachte ich, daß die Bettelwurfhütte ebenfalls schon leicht erreichbar sein würde.

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Lawinenreste der Lawine, die ich eine Woche zuvor vom Hüttenspitz aus beim Hinunterdonnern gefilmt habe

 

Leider bin ich erst um 12 Uhr am Parkplatz bei der Sprungschanze weggekommen. Dies hatte den Vorteil angenehmer Wärme beim Anstieg über die Bettelwurfreise an diesem Tag ohne Wolken, jedoch auch den Nachteil, daß ich ab dem Lawinengraben grausig tief eingesunken bin.

beim Juchezer

beim Juchezer

Beim Juchezer beginnt – wie immer zu dieser Jahreszeit – der Anstieg im Schnee.
Der Hang ist ja nicht mehr nach Süden geneigt, man betritt einen Westhang, der erst am späten Vormittag von der Sonne bearbeitet wird. Dies bedingt, daß ab dem Juchezer viel länger Schnee liegt als im bisherigen Anstieg. Allerdings ermöglicht es dem frühen Vogel aber auch, daß er auf hartem, kompaktem Harsch/Firn weiter ansteigen kann.

harte, kompakte Schneedecke ab dem Juchezer

harte, kompakte Schneedecke ab dem Juchezer

Diese erfreuliche Situation war bei meinem Anstieg noch um 13:30 gegeben.
Im Lawinengraben liegen viel Lawinenreste, das Seil am Gegenhang ragt gerade 3-4m heraus.

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Nun betritt man ja wieder einen Südhang und an diese Tatsache wird man bei den ersten Schritten nach dem Seil erinnert, man sinkt um 13 Uhr bis zur Hüfte ein.
Die zwei kurzen Lawinenstriche am weiteren Weg sind zur Abwechslung relativ kompakt,  man kommt über jene gut voran und ist recht glücklich dahinter wieder über gefahrlosere Hänge weiter zu queren.

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Ein Kollege kommt mir mittig in der Querung entgegen, er ist über den Klettersteig angestiegen und teilt mit, daß dieser nicht begehbar ist, weil im Winter ein Seil abgerissen wurde. Ich habe die jungen, hellen Felsbrocken gestern von der Sonnenbrücke aus auch gesehen.

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Kurz vor mir waren die neuen Hüttenwirtsleute zu Besuch auf der Hütte.

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Ein gemütliches Plätzchen hatte der Kollege schon freigeschaufelt, jedoch konnte es mich nicht besonders lange halten, platschendes Schmelzwasser von den Felsen des Bettelwurf herab und die Aussicht auf Intermezzi mit der einen oder anderen Nassschneerutschung trieben mich um 14:30 wieder talwärts. Höchste Zeit.

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Der Abstieg am Westhang, ab dem Lawinengraben bis zum Juchezer, keine rechte Freude mehr. die eine Stunde hatte ausgereicht die Schneedecke so zu erweichen, daß jeder dritte oder vierte Schritt mit dem Einsinken bis zum Schritt endete.

knapp nach dem Lawinengraben die letzten Meter auf kompakter Schneedecke

knapp nach dem Lawinengraben die letzten Meter auf kompakter Schneedecke

Ohne Gamaschen völlig durchnässt stieg ich trotzdem erfreut vom schönen Tag talwärts.
Also, für jeden, der dieser Tage ohne durchnässte Bergschuhe auf die Hütte will einen Tipp den eh jeder kennt: so zeitig losgehen, daß man spätestens Mittags oben ist.

Mils, 19.04.2015

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Lafatscher Überschreitung

Liebe Halltalfreunde,
die beiden Lafatscher mit der Überschreitung wäre nicht fällig gewesen, denn es gibt viel anderes das fertig zu machen wäre. Da aber Manuel mit einer hartnäckigen Hustenverkühlung seit mehr als einem Monat kämpft muß ich alleine steigen und möchte nicht die fälligen Aufgaben, die wir uns gestellt haben, alleine lösen.

Die in der Folge beschriebene Runde haben wir vor ein paar Jahren in die Gegenrichtung gemacht und genauestens beschrieben (https://www.spitzentreffen.at/kleiner-und-groser-lafatscher)

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Also habe ich heute seit längerem nicht mehr begangene Gipfel ausgewählt und das ist heute die „Lafatscherrunde“, also den Großen Lafatscher und den Kleinen Lafatscher.
Allerdings nicht auf Normalwegen, sondern auf Steigen, die wir schon früher veröffentlicht haben (https://www.spitzentreffen.at/entdeckung-einiger-alter-steige-vom-gr-lafatscher-zum-issanger) und die es sehr wert sind, begangen und veröffentlicht zu werden. Einerseits sparen sie Zeit, andererseits versprechen sie Abgeschiedenheit.

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Am Weg zum Lafatscher Joch reicht eine 2011 abgegangene Mure bis zum Fahrweg und verhindert, daß man bis fast zum Joch fahren kann. Diesen Ausläufer – vom Wasserfall ausgehend – nehmen wir und an der Steilfläche knapp vor dem Wasserfall steigen wir rechts (nordöstlich) aufwärts. Die Latschen nimmt man als sehr starke Barriere wahr, wenn man jedoch dem sehr schwach ausgeprägtem Wildsteig bzw. Wassergerinne folgt, dann kommt man genau dort hin wo man hinkommen muß.

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Vielleicht schneidet jemand einmal den Steig ein bisschen aus, dann kann man mit wenig Konzentration am Ende die Querverbindung bis zum Wilde-Bande-Steig finden.

ab der Querverbindung ist die weitere Route bis hinauf zum Wilde-Bande-Steig eine leichte Übung, denn dieser Teil ist gut sichtbar und nur teilweise mit störenden Zuntern bewachsen, die den weiteren Verlauf des Steiges zur Rätselübung machen.

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Ab dem Erreichen des Wilde-Bande-Steiges gibt es einen weiteren von uns schon früher beschriebenen Steig, der dem Anstieg zum Großen Lafatscher von östlicher Seite weit mehr dienlich ist, als die Modernvariante – nach offizieller Markierung – über den Wilde-Bande-Steig bis fast zum Bachofenkar und dort fast wieder rückwärts (nordöstlich) auf den ersten Aufschwung des Anstieges. Man spart also Zeit, wie es auch schon vor 60-70 Jahren ausgeführt wurde.

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Der Anstieg dorthin ist steil, aber lohnend. Man sieht den Lohn der Mühe dann, wenn man oben auf den Normalsteig trifft und in das Bachofenkar hinabschaut.

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Der weitere Aufstieg zum Großen Lafatscher ist leicht – jedoch muß man etwas Orientierungsvermögen haben – in den einschlägigen Führern beschreiben und dort nachzulesen.

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Die Überschreitung in der West-Ost-Richtung zum Kleinen Lafatscher beginnt ab dem Gipfelgrat mit einer schluchtartigem Abstieg in recht brüchigem Gelände und man umgeht damit einen sehr brüchigen, schwer kletterbaren Gratverlauf. Der Abstieg in die südöstlich ausgerichtete Schlucht ist aber nicht schwierig.

Blick vom Gipfelgrat über den Gratverlauf bis zum Kleinen Lafatscher

Blick vom Gipfelgrat über den Gratverlauf bis zum Kleinen Lafatscher

Weitere prekäre Stellen umgeht man dann im tiefen südlichen Lafatscherkar und ab und zu erblickt man ein Steinmandl. Allerdings kann man keine gravierenden Fehler machen, denn der Grat ist recht kurz und nach dem Tiefpunkt im Grat erklimmt man über schräg zur Gehrichtung ausgerichtete Rippen wieder die Grathöhe. Wenn man zu früh wieder auf den Grat aufsteigt, dann zwingt ein Steilabbruch nochmals zum Abstieg (max. ca. 35-40Hm). weiter aber keine Schwierigkeiten.

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Ab diesem verlockend, aber falsch platzierten Steinmandl geht es ohne Überraschungen weiter.

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Am Ende der kurzen Überschreitung muß dann in die nördliche Gratseite gewechselt werden, das Gelände erscheint aber logisch dafür ausgerichtet und man empfindet es auch so. Steinmandln weisen den Weg, man sieht sie im Foto kaum, wegen des schlechten Kontrastes. Die Steinmandeln sind an diesen Stellen eher für die Überschreiter von der Gegenrichtung wichtig, denn die können die Logik und den Gratverlauf von oben nicht erkennen.

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Rückblick am Gipfel des Kleinen Lafatscher…

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Den gesamten Grat möchte man auch sehen:

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Die Einzelheiten der Überschreitung könnte man seitenweise lang beschreiben, jedoch weiß sie im Kopf nur jener, der die Überschreitung ausgeführt hat. Diese Überschreitung ist wirklich nicht schwierig (also nach UIAA unter III), allerdings ist ein gerüttelt Maß an Trittsicherheit (Schwindelfreiheit) und Orientierungsgabe sowie alpines Gespür von Voraussetzung.

Der Abstieg vom Kleinen Lafatscher zum Lafatscher Joch erfolgt problemlos auf markiertem Steig.

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Die Tour endete nicht mit dem Abstieg über den Weg zum Issjöchl und dem hinteren Halltal sondern es mußte noch ein Besuch der Bettelwurfhütte her, sowie ein Foto der beiden Lafatscher im Spätnachmittagslicht, aufgenommen am Normalabstieg von der Hütte zur zweiten Ladhütte.

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Mils, 02.08.2014

 

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Abstecher zur Erkundung auf die Bettelwurfhütte

Das bescheidene Wochenendwetter ließ den geplanten Schiausflug nach Ischgl nicht richtig zu und so trieb es mich heute hinaus, um zumindest die Lage auf dem Südhang des Bettelwurf zu erkunden.
Ganzen drei Neugierigen begegneten mir am Steig zur Bettelwurfhütte. Später erfuhr ich, daß auch jemand von der Hütte über meinen Lieblingssteig, den Jagersteig, abgestiegen ist. Hiefür war ich zu spät dran.

Die Herren Bettelwürfe hüllen sich heute in Schweigen

Die Herren Bettelwürfe hüllen sich heute in Schweigen

Der Weg fast völlig schneefrei, drei ca. 100m lange schneebedeckte Wegabschnitte nach dem Juchetzer – in den Teilen die spät am Tag mit Sonne gefüllt werden – zeugen bei tiefem Einsinken bis über die Knie von des Winters Pracht. Das war es aber dann auch an Störquellen am Steig.

Mit schlechter Zeit das erste Mal heuer hinaufgestolpert, der erste Blick ins innere Halltal.

mäßiger Wind auf Hüttenhöhe

Reste von Dachlawinen der trotzenden Festung haben den Brunnen fast begraben.

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Der Blick zum beliebten Steig zeigt einwandfreie Begehungsmöglichkeit. Hier kann man sich arg verschätzen und auch wir hatten schon Versuche, bei denen wir knietief jeden Schritt mühsam erkämpften und allein für die Querung bis vor die Hohe Wand gut die doppelte Zeit benötigt haben.

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Die Hinterseite der Hütte zeugt schon noch von der Gewalt des Winters. Die Dachlawinenreste sind an ihrer Front zur Hütte noch immer so hoch wie die Hüttenmauern.

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Hier wird man noch eine ganze Weile figeln können…

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Rechts unten, mittig und links oben sieht man die Reste des Winters am Steig recht gut. In Summe vielleicht je 100m des Weges.

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Beim Abstieg im diffusen Licht die sonnenbeleuchtete Wechselscharte eingefangen. Mit dem Auge besser sichtbar als mit der Linse.

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Die Geiß mit einem Jungtier als Belohnung nach der ersten Begehung heuer mit über 1.000Hm.

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Ja, bald beginnt die Saison. Und trotzdem ein komisches Gefühl im Bauch; der Winter war heuer zu milde, ob das noch ein Nachspiel haben wird? Dann, wenn wir es nicht mehr brauchen?

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Mils, 05.04.2014

Bettelwurf Osteck über das Fallbachkar

Eine wenig begangene und wunderschöne Bergfahrt ist das Bettelwurf Osteck über Fallbachkar und zuvor über Hüttenspitze und Kleine Wechselspitze.
Ein bisschen Orientierungsvermögen im oberen Teil nach der Scharte ist eigentlich die einzige Voraussetzung, sieht man von dem kurzen Klettersteig über die Nagelwand und die sonstigen freien Klettereien (alle durchwegs nicht schwieriger als II) ab.

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toller Blick auf die Fallbachkartürme

Startpunkt ist der Parkplatz an der Gnadenwalderstraße, oder beim Hackl, und es geht zuerst auf die Hüttenspitze. Die nächtlichen Kleinstregenfälle (es waren für den Abend des Vortages schwerste Gewitter prognostiziert!?) haben noch etwas Nebel hinterlassen.

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7:05 Uhr

Nach zig Spinnennetzen über Gesicht und Haare im Wald bis zu den Latschen kurz vor der Ferkelrinne ein toller Ausblick:

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perfektes Wetter

Der Ausblick wird noch besser – siehe Galerie am Ende des Artikels – und hier das erste Highlight heute:

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eine Augenweide zur Belohnung mitten am Weg

Kurz vor 9:00 am Gipfel der Hüttenspitze und ein prachtvoller Ausblick auf den weiteren Verlauf der Tour:

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auf der Hüttenspitze nach nicht ganz 2 Stunden, rechts hinten die Rinne zur Kleinen Wechselspitze, das nächste Ziel

Links neben der kleinen Schwester majestätisch die Große Wechselspitze, die auch ein nicht ganz leichter Gipfel ist, das kleine GB hält sich dort fast Jahrzehnte wie wir früher bereits gesehen haben.

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auf der Kleinen Wechselspitze, einem ehemaligen Radfahrerkollegen von mir von den „Schwalben“ ist das Kreuz gewidmet

Mittig unten die Hüttenspitze von der wir im Foto vorher noch steil nach oben blickten. Dazwischen liegen 100Hm Abstieg nach der Hüttenspitze bis in die Wechselreise und das ganze dann den Klettersteig wieder hinauf inmitten der um 9 Uhr schon stark beschienenen Latschen (siehe Bildergalerie).
Die Kleine Wechselspitze links und rechts davon die plattig glatte Ostflanke der Großen Wechselspitze.

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der weitere Weg ins Fallbachkar, eng an der glatten Ostflanke der Großen Wechselspitze entlang

Im Innerern des Fallbachkars gibt es eine Steilstufe zu überwinden bevor man in den oberen Teil gelangt, sehr ähnlich dem Bachofenkar, nur daß die Stufe im Fallbachkar mit Fels und Grasmatten durchzogen ist.

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der erste Einblick in das totenstille Fallbachkar, rechts der mühsame Weg durch die Reise auf die Hohe Fürleg, eine klassische und empfehlenswerte Herbsttour

Nach dem Schneefeld im unteren Teil des Fallbachkares ca. 50Hm höher die Steilstufe.

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nach der Steilstufe tut sich das innere Fallbachkar auf, die Fallbachkartürme blicken schroff herunter, mächtige Reisen gilt es zu überwinden

Meine gewählte Route geht direkt nach Norden, an das Ende des Schneefeldes bis zu den Wandfüßen. In der Verschneidung der Reisen liegen auch Brocken mit größerer Korngröße, sodaß die Pilgerschritte auf ein Minimum reduziert werden können und man damit im Aufstieg leben kann, ohne grantig zu werden.

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ein erster Blick des Zieles, links die weiße Spitze über der Kontur des Grates im Vordergrund

Nun überspringe ich ein paar Fotos, bitte in der Galerie nachsehen für Detaileinblicke, und gehe etwas weiter hinauf.

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der linke der beiden Risse wäre die Nr. 1182A Route b) des AV-Führers1996, m. E. der Einstieg nicht ohne Sicherung kletterbar

Hier ein Blick zur alternativen Route im AV-Führer Klier. Mir erschien die linke Rinne als nicht kletterbar ohne richtiger Sicherung mit Haken und Seilpartner. Wenn man das Foto im Führer ansieht (von der H. Fürleg aus aufgenommen und s/w), dann erkennt man die Situation bei weitem nicht so wie aus dieser Nähe.

Es geht nördlich weiter nach oben, immer am Wandfuß entlang. Ich bin der festen Meinung, daß diese Taktik besser ist, als mitten in der kleinkörnigen Reise im Pilgerschritt mühsamst aufzusteigen, wie im Führer beschrieben. Aber das bleibt dem Experiment oder Einfühlung eines jeden Einzelnen überlassen.
Weiter oben beginnt die ausgebildete Rinne und ich erreiche sie recht schnell über ein paar Rippen die leicht und ohne Gefahr zu überklettern sind.

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eine letzte Rippe vor mir

Die Rinne in greifbarer Nähe und leider über dem Osteck des Großen Bettelwurf der Thermik-Nebel der so vielen wetterunkundigen deren Tour zur echten Entscheidungsfrage macht. Rings herum viel Blau und ober mir ein dunkelgrau werdender Schleier. Ich kenne das Phänomen und halte mich an: Hat der Berg einen Hut, bleibt das Wetter gut.

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nun die Rinne hinauf, viel Schutt drin, ockerfarben (im Karwendel immer eine Störzone mit viel Lehm und Schutt), brüchig

Der Nebel, nach 10min verflogen (kommt aber wieder) und nun das Kernstück dieses Abschnittes, die Rinne.

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die ausgeaperte Stelle mittig kommt in die Wahl für guten Halt beim Aufstieg

Bei der Gabelung geht es rechts hinauf zur Scharte und weiter oben wird es wieder recht „ockerfarben“ bis schließlich die Scharte erreicht wird. Sie ist exakt 100Hm niedriger als der Große Bettelwurf.

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Die Scharte P. 2625m

Von hier erkennt das erfahrene Auge gleich was der Führer mit dem schroffigen Band meint und wie der weitere Aufstieg in etwas stattfinden wird. Nachträglich tue ich mich leicht die Route markiert zu veröffentlichen, aber auch ich mußte ein wenig probieren, überlegen und, wie Carl Gsaller und Herman von Barth sagen würden: rekognoszieren (Bedeutung -> http://www.bergruf.de/alpinhistorie/barth/kalkalpen/glossar.html#Glossar_rekognoszieren)

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Der Routenverlauf ab der Scharte

Die Kletterei ab hier ist keineswegs schwierig, man darf nur nicht Steilheit mit Schwierigkeit vermischen, denn teilweise sind kleine vertikale Absätze zu überwinden. In der Regel sind dort aber auch gute und feste Griffe und Tritte vorhanden. In Schuttrinnen muß man etwas vorsichtig Tritte und Griffe auswählen, jedoch ist alles Gelände nur zwischen I und II einzustufen.
Eine markante Stelle ist der im Führer genannte Wandabbruch, es befindet sich sogar ein Steinmandl auf dem Band, das man nach links (ostwärts) gehen muß.

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hier der Abbruch von dem im Führer die Rede ist, Steinmandl links lockt nach Osten

Zu weit nach Osten läßt einen das Bauchgefühl nicht so richtig fortschreiten und so drehe ich nach 15-20m wieder um und nehme das Couloir durch die Wand ca. 10m nach dem Steinmandl nach oben und sollte diese Entscheidung als gute Wahl honoriert bekommen.

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besser dieses Couloir, ca. 5-7Hm und oben erkunden

Oben tut sich wieder leichte Gelände auf und nun müßten die 100Hm von der Scharte eigentlich zu mehr aus der Hälfte geschafft sein.

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voilà, das war richtig und nun geht es auch nur mehr einfach weiter, wenig steil und ein breiter, kaum ausgebildeter Grat zum Osteck

Man beachte die markanten Brocken am Ende des Couloirs, man sieht diese schon von weit oben als wichtigen Orientierungspunkt. Das weitere Gelände ist unspektakulär und bedarf keiner weiteren Beschreibung, ein breiter, wenig ausgebildeter Grat und schließlich das Osteck.

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hier die verbleibenden ca. 40Hm

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das Osteck des Großen Bettelwurf

Der Rückblick ist wegen der der Routenführung interessant, das Schneefeld der Scharte ist weiter unten noch gut als eine fast geradlinige Verbindung zum Osteck zu sehen.

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letzter Rückblick; von hier erscheint die Route logisch; Nervenkitzel also nur bei der Erstbegehung

Vom Bettelwurf Osteck bis zum GK sind es noch ein paar Minuten am Grat und den Abstieg wähle ich immer über den Verbindungsweg (teilweise Klettersteig) zum Kleinen Bettelwurf, da er im Abstieg sympathischer ist als der Eisengatterergrat.

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12:20 Uhr

Zum Abschluß, kurz vor der Bettelwurfhütte, eine Belohnung für das Auge und in der Sonne vor der Hütte ein flüssige und eine deftige Belohnung aus der guten Küche für den Magen.

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Abstieg über den Kleinen Bettelwurf und kurz vor der Hütte eine Belohnung für das Auge

 

Hier die weiteren Fotos für die detaillierte Einsichtnahme des gesamten Tourverlaufes:

 

 

Mils, 25.07.2013