Archiv der Kategorie: Touren 2018

Touren 2018 überall

Schitour Nördlicher Klammer Schober, 2.318m vom Wattental

Paradiesische Szenen erlebt der Bergsteiger bei der Schitour auf den Nördlichen Klammer Schober aus dem Wattental allemal und spätestens die gewaltige Kulisse der verschneiten Gipfel rund um den Roßboden auf rund 2.200m läßt ihn zur fotografischen Verewigung innehalten.

Nördlicher Klammer Schober, 2.448m

Am Ausgangspunkt dem Parkplatz vor dem Lager Walchen gestartet wird der Lizumer Straße kurz gefolgt, bis nach den Kasernengebäuden rechts, in Richtung Mölser Hochleger, abgezweigt wird.
Dem Weg – im Winter Rodelbahn – folgt man bis zur ersten Kehre nach den Almhütten des Mölser Niederleger, um dort geradeaus in den Waldweg einzubiegen und die Mölstalstraße zu verlassen.

knapp unterhalb des Mölser Hochlegers

Der Waldweg führt in mäßiger Steigung und manchmal flach durch einen malerischen Zirbenwald der bei Sonnenschein von den stark reflektierenden Hängen des gegenüberliegenden Malgrüblers merklich erhellt wird. Eine willkommene Szene beim Aufstieg am Schattenhang des Mölser Berges.

Aufstieg auf der Mölstalstraße

Nach gut eineinhalb Stunden wird die Mölstalstraße einige Gehminuten vor dem der Mölser Hochleger wieder erreicht. Die Alm – nahe der Baumgrenze – wird passiert und weiter der Mölstalstraße gefolgt. Im recht flachen Aufstieg folgt anschließend ein eingeschnittener Bachlauf – unsere spätere Abfahrtsrinne – und gleich darauf eine Geländerippe um die sich die Straße herumschlängelt, bevor von der Straße abgezweigt wird und einer steileren Rinne bis auf das Plateau des Roßbodens angestiegen wird. Dort trifft man bei einer Holzhütte des Truppenübungsplatzes wieder mit der Mölstalstraße zusammen.

Rückblick – der Autor und Martin

Das Panorama am Roßboden zwingt unweigerlich zum Stopp und näherer Betrachtung des Geländes. Der Gipfel des Nördlichen Klammer Schober liegt noch nicht im Blickfeld, dafür jedoch von Süden nach Norden gesehen der Gratverlauf zum Navistal hin, der unbenannte Gipfel (2.330m) vor dem Mölsjoch, die schon um 300m höhere Naviser Sonnenspitze, die Seekarspitze und fast ganz im Norden der im Kamm zwischen Volder- und Wattental einzig richtig spitze Pyramidengipfel des Sunntiger sowie der anschließende Koloss des Malgrüblers.

Panorama am Roßboden

Trotz klammer Finger im bisher schattigen Aufstieg kosteten wir diese Szene einige Minuten aus, bevor wir den heiß erwarteten nahegelegenen sonnenbeschienenen Hängen zustrebten.
Die einzigen Spuren die seit Tagen in diesem herrlichen Gelände angelegt wurden waren jene von den beiden Burschen, die der Autor tags zuvor die der Abfahrt von der Mölser Scharte beim Hochleger angetroffen hat.

Christian genießt die Szene

Sie waren offensichtlich nicht auf den Nördlichen Klammer Schober aufgestiegen, sondern beendeten ihre Tour auf dem unbenannten Gipfel vor dem Mölsjoch, wie die Spuren verrieten.

im Hintergrund in Bildmitte das Ziel – der Nördliche Klammer Schober

So traf es uns die Spur vom Roßboden in einer weiten Linkskurve auf die Scharte unterhalb des Nördlichen Klammer Schobers zu legen und Christian – inspiriert vom perfekten Ambiente – sprintete geradezu dem Gipfel entgegen.

Anstieg auf den Gratrücken

Die in der Hangneigungskarte (es herrschte immer noch die Warnstufe drei mit Triebschnee in allen Expositionen) eingetragenen steilen Bereiche nach dem Klammspitz täuschen etwas gegenüber der Realität.

Britta und Martin im Anstieg auf die Gratrippe

Sie sind zwar vorhanden, jedoch sind sie nicht sehr hoch und teilweise fast senkrechte Felsen mit wenig abgelagertem Schnee deren Querung auf der flachen Straße erfolgt, wodurch die Gefahr einer Auslösung bei unserer Begehung gering erschien. Die Oberfläche präsentierte sich hart gepresst wodurch eine Störung unwahrscheinlich erschien.

das Ziel rückt näher

Nach dieser Passage wechselt der restliche kurze Aufstieg über ein Schärtchen in die Südseite womit nun dauerhaft unter Sonne aufgestiegen werden konnte.

das Schärtchen fast erreicht


Der Gipfel hält als Belohnung ein sagenhaftes Panorama bereit und wegen der nun milden Temperaturen fiel einmal der Gipfelaufenthalt ziemlich ausgedehnt aus. Bei Betrachtung der Umgebung keimte beim Verfasser die Idee zu einer phantastischen Runde auf – dies wird eine andere Geschichte.

die zufriedene Gruppe am Nördlichen Klammer Schober – hinter dem Gipfelkreuz die Tarntaler Köpfe

Der Nördliche Klammer Schober – so scheint es – kann recht gut und rasch mit der Mölser Sonnenspitze kombiniert werden. Geodätisch trennen die beiden Gipfel lediglich gute 40Hm und das leichte Auf und Ab am sonnigen Gratrücken muß ein Genuß sein. Aber diesmal wollte die Mehrheit eher in die Pulverhänge als noch einen Gipfel mehr.

die beiden Reckner links bis zum Naviser Kreuzjöchl rechts

Im zentralsten Teil der höchsten Erhebungen der Tuxer Alpen gelegen, bietet der Nördliche Klammer Schober einen kolossalen Rundumblick, vor allem von Südosten nach Nordwesten.
Der Höchste Gipfel der Tuxer Alpen, der Lizumer Reckner mit knapp 2.900m Höhe eröffnet den Reigen neben seinem Bruder, dem Naviser Reckner. Im Süden der weite Naviser Talkessel mit dem Naviser Kreuzjöchl und dahinter die Südgrate mit der Schafseitenspitze.

gen Süden bis zur Schafseitenspitze – im Vordergrund der Südliche Klammer Schober

Nach dem tiefen Einschnitt des Navistales folgt die Rosenjochgruppe mit der gut sichtbaren Grünbergspitze vorgelagert und zum Abschluß in Nordwest befindet sich der Trennungskamm mit den zuvor im Aufstieg beschriebenen Gipfeln.

Grünbergspitze und Rosenjoch sowie Naviser Sonnenspitze

Das Gipfelbuch mußten wir leider völlig durchnäßt und unbeschreibbar vorfinden. Da die Edelstahl-Gipfelbuchschachtel von ausgezeichneter Dichtigkeit ist liegt die Vermutung nahe, daß jemand vergessen hat den Deckel (richtig) zu schließen. Zum Zwecke der Trocknung – worauf jedoch wenig Hoffnung in dieser Jahreszeit besteht – wickelten wir es nicht mehr in den Nylonsack ein, denn es zeigte auch schon einige Anzeichen von Schimmel.

Martin vor den Gipfeln des Trennkammes zum Voldertal – ganz rechts der Malgrübler

Die Abfahrt eröffneten wir kurzerhand nördlich des Gipfelbereiches in ein steiles Kar mit flachem Ausgang auf einen dahinterliegenden schönen mittelsteilen Nordhang. Die steileren Passagen wurden im Abstand passiert. Dort erwarteten uns akzeptable Schneebedingungen, teilweise Pulver. Durch die vorsichtige Wahl zwischen den sichtbaren Felsköpfen gab es keinen Steinkontakt.

Abfahrt im Norden in ein steiles Kar

Weiter unterhalb erschien die Abfahrt zwischen den Rippen westlich des Sees günstiger, als den Kessel auszufahren. Unterhalb des Sees mußte allerdings dessen Bachablauf gequert werden, da der Hang für die direkte Befahrung der Abschlußrinne zu steil und felsig ist.

Britta unterhalb des Kares auf flacherem Terrain

Auf einem schön besonnten Rücken gelangten wir zur letzten steileren Abschlussrinne, die im Aufstieg beschrieben wurde. Es ist diese der Einschnitt des Baches vom See.
Die Abfahrt durch die Rinne bildete noch den schönen Abschluß der unbefahrenen Hänge bis zu den Hochlegerhütten.

welch Blick!

Entlang der Aufstiegsspur fuhren wir ohne Kraftaufwand bis zur Schiebestrecke, die beim ersten (im Aufstiegssinn) Militärgebäude beginnt und bei der ersten Kehre der Mölstalstraße nach etwa 600m endet.

die Kollegen vor der letzten steileren Passage angelangt

Die restliche Abfahrt auf der Straße erfolgte durch den schönen Zirbenwald dann wieder ohne Anstrengung bis zum Lager Walchen.

zum Schluß der Kameramann

Für die Tour benötigten wir knapp 5 Stunden, incl.  etwa 50min Gipfelaufenthalt. Der gesamte Aufstieg beträgt 1.050m.

Mils, 27.12.2018

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Schitour Poferer Jöchl, 2.318m von Kolsassberg

Mit etwas Verspätung erst um 10 Uhr vom Parkplatz auf der Innerbergstraße am Kolsassberg mit der Schitour zum Poferer Jöchl gestartet und die Tourenschi die knapp zehn Gehminuten zum Startpunkt geschultert, war unsere Freude zunächst groß, daß der Rodelweg schön verschneit vorgefunden wurde.

Gipfel Poferer Jöchl, 2.318m gegen Gilfert

Die Freude währte genau bis zur ersten Verzweigung, deren rechte Abzweigung zur Studlalm genommen wird. Dort setzte der Schneepflugfahrer sein Werkzeug so sinnlos tief an, daß der Weg in der Abfahrt nur am Rande, und auch nur teilweise befahren werden kann. Eine kümmerlich dünne Schneedecke wurde somit radikal bis zum steinigen Untergrund seitlich weggeschoben und wenige Reste der Schneebrocken dienen bei der Abfahrt über lange Strecken des Almweges als bestimmungsgemäße Unterlage für den Schi. Ob der beflissene Abschub wirklich notwendig war mögen die Gemeindeväter oder -arbeiter wissen, der Sinn erschließt sich dem Tourengeher nicht.

im unteren Bereich der Studlalm angekommen

Für den Aufstieg reicht die Unterlage gerade und alsbald beginnt ohnehin der Aufstieg im Wald, für welche die Details bei einer anderen Tour hier nachzulesen sind. Die folgende Beschreibung startet an der unteren Begrenzung der Studlalm.

das Ziel in Sicht – nicht jedoch dessen Gipfel

Nachdem der Fahrweg unterhalb der Studlalm wieder erreicht ist muß gar nicht zur selbigen aufgestiegen werden, die Route kann am Fahrweg fortgesetzt werden. Knapp nach der Höhe der Studlalm zweigt rechts ein Weg zur Sagalm ab, der eingeschlagen wird und dem man bis zu einem verschlossenen Gatter – zum winterlichen Schutze von  Weidevieh und Wanderer – jenseits der Brücke über den Sagbach folgt. Die einzige Möglichkeit dieses zu passieren besteht in der Überkletterung, links und rechts befindet sich das Bachufer einen nassen Schuh zu riskieren zu gefährlich nahe.

Abzweigung nach der Studlalm

Nach dem Gatter folgen tolle freie Hänge im Aufstieg und – Ende Dezember – endlich das erste Sonnenlicht im Gesicht.
Der Aufstieg wird sofort klar, er folgt einer Geländerippe bis zur besten Möglichkeit das Bächlein in seiner bergzugewandten Seite zu überqueren. Anschließend geht es vorbei an einer Jagdhütte mit außerordentlich bestplatzierter vorgelagerter Sitzloge aus Tisch und Bank mit Blick auf das gesamte, freie Hirzerkar.

Blick gegen die Gipfel von Wildofen und Hirzer

Bald darauf ist über die schön beleuchteten Hänge der Weg zur etwas versteckten Sagalm erreicht, wobei diese nicht direkt, sondern in etwa 200m Abstand in der Freien Fläche passiert wird.

oberhalb der Sagalm

Vor den steileren Hängen hinauf zum Rücken, der vom Poferer Jöchl herabzieht und deren Strauchwerk mit der derzeit vorherrschenden Lage an Schnee ein undurchdringliches Dickicht bildet, führt der Anstieg ein kurzes Stück rechts in den schönen Kiefernwald hinein. Die Strecke beträgt etwa 200m nach einem deutlich sichtbaren Jägeransitz am Weg. Zumindest ist diese Routenwahl bei der derzeitigen Schneelage notwendig, um dem Strauchwerk zu entgehen.

im steilen Wald nach der Sagalm

Im eher lichten Zirbenwald führt der Anstieg mit einigen Spitzkehren nun steil nach oben zum breiten Rücken der vom Poferer Jöchl herabzieht. Ist der Rücken erreicht wird der Aufstieg um einige leichter als im steilen Wald vorher. Die Route wendet sich etwa im rechten Winkel von West nach Süd und ist durch die Geländeform  bis zum Gipfel klar vorgegeben. Die Waldgrenze ist am Rücken auf 2.000m erreicht.

am breiten Rücken nach dem steilen Wald angekommen

Unserer Begehung war beschieden, daß der herrliche Pulverschnee am Rücken endete und die Schneedecke alle Arten von Oberflächeneigenschaften zeigte, die Tagestemperaturverlauf und Wind nach den letzten Schneefällen in der Lage waren entstehen zu lassen. So ziemlich alles an Oberflächen, vom gepressten trag- und nicht tragfähigen Harschdeckel bis zum völlig vereisten bockharten und glasigen Schmelzharschdeckel, von Triebschneeeinlagerung in leichten Muldungen bis zu Partien mit übergroßen, trockenen und umgewandelten Kristallen, jegliche Spielart der Natur muß derzeit an diesem Rücken durchschritten werden. Im Aufstieg imposant, bei der Abfahrt eine anstrengende Quälerei bei der die Schi die Herrschaft der menschlichen Bewegungen übernehmen. Apere Stellen gibt es keine.

der Rücken bietet alle Spielarten von Schneekonsistenzen

Die Aufstiegsrichtung ändert sich nach dem breiten Rücken abermals und zwar weniger stark von Süd nach Südwest. Die Änderung beginnt etwa 220Hm unter dem Gipfel und zwar dort wo der breite Rücken zur nun schmalen Rippe sich mausert und dort ändert sich auch signifikant die Steilheit, die bis zum Gipfel hinauf nach unserer Einschätzung auch bei sorgfältiger Routenwahl nicht immer unter 30° Hangneigung bleibt (auch in TIRIS sichtbar).

weiteres Aufstiegsgelände zum Poferer Jöchl auf schmaler Rippe

Erzwungen durch die derzeitige Schneelage werden im weiteren Aufstieg mehrere Spitzkehren notwendig. Um die Felsblöcke auf der Rippe möglichst effizient zu durchschreiten. Aber nicht nur diese, sondern auch die Hangneigung erzwingt eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Spitzkehren.

knapp unterhalb des Gipfels des Poferer Jöchls

Kräftig auffrischender Wind begleitete uns über die letzten 200Hm zum Gipfel. Die Schneeverhältnisse sind derzeit dort nicht schlecht, aber lockere Partien wechseln mit mittelharten, durch die wir im Aufstieg mühsam durchgebrochen sind. Aber es sind nur etwa 200Hm in dieser Art.

malerischer Gipfel des Poferer Jöchls

Die letzen Rinnen und Muldungen im Aufstieg versprachen schon ein sehr akzeptables Abfahrtsgefühl, das dann auch ausgekostet werden konnte.
Knapp unterhalb des netten Gipfelfelsens ändert sich die Hangneigung stetig hin zum eher flachen plateauartigen Flachbereich, bei dem der Wind aus Südwest und West völligen Zugriff hat.

die fleißigen Männer die weit gespurt haben

An eine ausgedehntere Gipfelrast als für ein paar Fotos, Höhenmedizin und Rüsten für die Abfahrt war an diesem Tag nicht zu denken. Dabei hätte die doch lohnenswerte Aussicht in alle Richtungen, vor allem ins Wattental, eine längere Rast verdient, so wie auch der malerische Gipfelbereich mit dem netten Kreuzlein an sich.

Britta am windkalten Gipfel des Poferer Jöchls

Die jungen Mediziner, die der Verfasser beim Aufstieg am Beginn der steileren Rippe der langen mühsamen Spurarbeit entband, – ein Dank an die Herren hiermit für die Vorarbeit ab der Studlalm – hatten gleiches im Sinn und blieben keine Minute länger am Gipfel. Somit rauschten die einzigen fünf windgeplagten Tourengeher  an diesem Tag gleichzeitig talwärts. Natürlich mit entsprechenden Abständen im oberen steilen Bereich.

phantastischer Blick ins Mölstal im Wattental – von den Rechner Gipfeln links über den Nördlichen Klammer Schober bis hin zum Malgrübler rechts

Die Abfahrt war bis auf die zuvor geschilderten Lehrbauwerke der Natur am breiten Rücken ein insgesamt bäriges Erlebnis. Die obersten Rinnen erforderten Kraft für Schwünge und unten im steilen Wald mußte vorausschauende Slalomtechnik zwischen den erkennbaren Baumstümpfen eingesetzt werden. Unbeschwert hingegen konnte der Abfahrt ab der Sagalm bis zur Studlalm freier Lauf gelassen werden.

der gepresste Schnee erfordert einigen Kraftaufwand

Nach der Studlalm im Wald und auf dem Weg durch den Wald konnten schätzungsweise 75% in vorsichtigster Fahrt per Schi und der Rest mit Tragestrecken bewältigt werden, Neben der Asphaltstraße mögen es vielleicht 300m Strecke gewesen sein, die am Schi möglich waren, der Rest ist derzeit Tragestrecke.

den steilen Wald vor uns – ein tolles Erlebnis zwischen den schönen Zirben hindurch zu zirkeln

Zusammenfassend betrachtet kann die Tour als lohnenswerte und abwechslungsreiche Schitour – die auch eher für den Versierten geeignet ist – bezeichnet werden. Momentan liegt selbst im oberen Teil der Tour über 1.800m deutlich zu wenig Schnee um die Möglichkeiten der steilen Hänge nutzen zu können. Bei der derzeitigen Warnstufe drei in dieser Höhenlage mit den derzeitigen Gefahrenmustern über die Anstiegsbereichshöhen stellt die Routenwahl das eher obere Risiko dar das eingegangen werden sollte.
Diese Schitour bei genügender Schneelage (der Großteil des Strauchwerkes über der Sagalm sollte nach Meinung des Verfassers schneebedeckt sein) scheint noch um einiges phantastischer zu sein als wir sie erleben durften, obwohl wir mit den zuvor geschilderten Teilbereichen sowohl im Aufstieg als auch bei der Abfahrt recht zufrieden waren.

Hinweis: Wer im Internet nach dem Tourenziel sucht wird mit allerlei falschen Bezeichnungen konfrontiert. Es gibt dort das Poferer Jöchl – welche die richtige Bezeichnung zu sein scheint – aber auch das „Poverer“ und es gibt im elektron. Kartenwerk auch das „Pfoferer“ und die „Saga“ Alm anstelle der Sagalm.

kurz währt das schönste Abfahrtsvergnügen leider dennoch

Für die Tour benötigten wir gesamt 4:40 Stunden hin und zurück, mit recht kurzen Aufenthalten. Der gesamte Aufstieg beträgt 1.320m.

Mils, 29.12.2018

Schitour Klammspitzen, 2.515m im Wattental

Nach enormen Regenfällen und in der Höhe Schneefall durch die darauffolgende Abkühlung nach dem Heiligen Abend war die Ausgangssituation für Schitouren mit Warnstufe drei nicht gerade rosig, jedoch konnte bei entsprechend vorsichtiger Hangneigungswahl eine phantastische Schitour auf die Klammspitzen im Wattental gewagt werden.

Klammspitzen, 2.515m

Die Vorbereitung mit dem Studium der Hangneigung zeigte eindeutig, daß fast alle Hänge auf und um die Aufstiegsroute im Neigungsbereich unter 30° liegen, mit einigen kurzen – notfalls zu umgehenden – Passagen bis 35° und somit auch an eine Alleinbegehung gedacht werden konnte.

Hangneigung Klammspitzen

Zusätzlich zum Gipfel der Klammspitzen sollte die schöne Runde rund um den Mölser Berg durchgeführt werden, die ein Jahr zuvor noch als phantastische Runde im Kopf hängen blieb. Hierzu ist vom Klammjoch aus noch ein geringer Höhenunterschied von etwa 70Hm auf die Mölser Scharte zurückzulegen, also nach der Gipfelabfahrt zurück auf das Klammjoch und etwa 400m zurück unter die Nordflanke der Mölser Sonnenspitze nochmals aufzufellen.

Innerlannalm gegen 9 Uhr früh

Der Start erfolgte gegen 8:30 Uhr am Parkplatz vor dem Lager Walchen und eine detaillierte Beschreibung des Anstieges über die „Skiroute“ zum Lager Lizum unterbeleibt hier – hiefür wird einfach den gleichnamigen Wegweisern ab der Stieralm gefolgt, im Aufstieg links vom Wattenbach, vorbei am Kraftwerk über den Winterweg.

herrliche Aussichten stehen bevor – in Bildmitte im Hintergrund das Ziel, die Klammspitzen

Wolkenloser Himmel, Windstille und eine Temperatur knapp zehn Grad unter null liesen Erwartung und Stimmung auf eine tolle Schitour aufblühen.
Einzige leichte Trübung im Aufstieg zum Lager Lizum bestand in zu wenig Schnee und völliger Vereisung der Straße nach dem Waldaufstieg. Der Straße folgt man etwa einen guten Kilometer – diesmal unter wildem Geklapper und mangelhaftem Halt auf den vereisten Schneepflugbrocken seitlich der durch Schneeketten zermarterten vereisten Fahrrinnen.

Lizumer Becken

Der Lärm verstummte natürlich sofort wieder, als nach der Schießanlage die unberührten Hänge zum Schlepplift betreten wurden. In völliger Stille, fernab von jeder Inntalautobahn folgte ab dort der Kernteil der Schitour unter Spuren der gesamten Strecke als erste Begehung in den Weihnachtsfeiertagen.

Aufstieg zum Schlepplift

Im Aufstieg über den Hang „Schotteben“, den Schlepplift querend wärmte die Sonne unerwartet stark in Anbetracht des Datums auf und für die nachfolgende Strecke rund um die Nordhänge der Klammspitzen gerade richtig zum Durchhalten bis vor dem Klammjoch die Abdeckung der Route wieder endete.

genau 0,5m Schneehöhe

In dieser Abdeckung liegen die Hänge oberhalb der Mölstalstraße, die über 30° steil sind und unter denen Vorsicht geboten war. Sie präsentierten sich an diesem Tag mit einheitlicher Oberfläche ohne jegliche Windmarken und ohne jegliche Anzeichen von Triebschnee. Ein zugegeben unfachmännischer Test der Schneedecke durch ungenügendes Abgraben und Betrachtung der Schichten ließ eine seichte Überzeugung auf fehlende Schwachstellen zu, wie es auch der einwandfreie Halt im Steilen vermittelte. Weiters bot die Mölstalstraße eine gewisse Flachheit als Geländestufe.

am Ende der Querung der steilen Hänge mit Mölser Sonnenspitze

Mit solcherlei Voraussetzungen war kein mulmiges Gefühl gegeben und die Spurarbeit der etwa 500m langen Strecke wurde ohne Zwischenfall bewältigt. Ein plötzlich aufgetauchter nachfolgender Tourengeher mit Hund im Abstand von etwa fünf Gehminuten vermittelte zusätzlich Vertrauen in das Vorhaben.

gegen Süden zum Klammjoch geblickt – links Tarntaler Köpfe

Möglicherweise aufgrund der vormittäglichen Beschattung und der südöstlichen Ausrichtung des Hanges ist der Schneedeckenaufbau im Tagesverlauf dort weniger bestrahlt und daher generell weniger gleitgefährdet. Am Foto ist die Situation am flach werdenden Ende des zu querenden Hanges noch erkennbar.

die Aufstiegsrichtung der Klammspitzen

Durch unberührtes und sagenhaft beeindruckendes Gelände führt der Aufstieg bis zum Klammjoch, wobei die westlich ausgerichtete Aufstiegsrinne immer deutlicher sichtbar wurde. Die Ausrichtung des Hanges passte wunderbar mit der Warnung für Gleitschnee zusammen, die für westliche Expositionen über 2.000m Höhe nicht ausgegeben war. Also war für den Restaufstieg „nur“ (natürlich nicht unter Abschaltung des Gehirns für andere Gefahrenquellen) das Altschneeproblem zu beachten und in der schmalen Aufstiegsrinne um die 30° Neigung erschien dieses gering. Auch dieser Umstand hat die Tourenplanung beeinflusst.

am Klammjoch, 2.359m

Die Schneeverhältnisse am Klammjoch und am Rücken zum Gipfelaufbau entsprachen den Erwartungen – teilweise abgeblasen, jedoch nur die Felsköpfe mit gut fahrbaren Zwischenräumen und die Flächen windgepresst mit Triebschneeansammlungen in der nördlich gelegenen etwa vier Meter tiefen Mulde vor der kurzen steilen Flanke zum Rücken, der sich bis zum Gipfelbereich hinaufzieht.

Klammspitzen mit gesamter Aufsteigsroute ab dem Klammjoch

Mit einigen Spitzkehren gegen die aufragenden Felstürme und Steilhänge nördlich der Aufstiegsrinne (auch hier ist Vorsicht geboten, denn die Hänge erreichen gut 40° Neigung) erklimmt man einen kleinen Sattel zwischen den Klammspitzen. Im Kartenwerk ist es die am folgenden Foto gegenüberliegende Kuppe der Fotoposition. Die Lichtverhältnisse erschienen für Fotos auf der Gegenkuppe aber geeigneter.

durch die teils beschattete Rinnen führt der Aufstieg zu den Klammspitzen

Steigt man im endenden Dezember so zu den Klammspitzen an, daß der Gipfel gegen Mittag erreicht wird, befindet man sich just in einem Zeitfenster das minütlich sich ändernde Lichtsituationen hervorbringt. Grund für dieses Schauspiel ist die Abdeckung der Sonneneinstrahlung durch die genau südlich gelegenen und um 240m höheren Felsspitzen der Tarntaler Köpfe.

auf der östlichen Klammspitze mit Blick zur Kalkwand

Auf den Klammspitzen findet sich kein Gipfelkreuz und kein Steinmandl, weswegen sie auch nicht sonderlich fotogen erscheinen. Sie bieten als Ausgleich einen tollen Tiefblick über die Sonntagsrinne auf das Lizumer Becken gut 500Hm darunterliegend. Leider ist ausgerechnet dieses Foto vermasselt, da unscharf.

Blick nach Norden zum Mölser Berg

Als Ausgleich für den Tiefblick in die Lizum jedoch nachfolgend ein Foto nach Norden über die Hänge hin zum Mölser Berg.

Blick ins Navistal

Südöstlich beeindrucken die Aussichten auf den weiten Kessel des oberen Talabschlusses des Navistales.

Abfahrtsrimme und hinten Mölser Scharte

Weiter westlich kann die folgende Route der Runde eingesehen werden. Hinter der Verschneidung der Flanke der Klammspitzen mit dem darunterliegenden Gelände zur Mölser Scharte (dort wo der Schatten von der Sonnenspitze endet) wird wieder aufgefellt.

Idylle auf 2.359m

Die Abfahrt über die Rinne wechselt zwischen weichen pulverigen Partieen in der Muldung und der steilen nördlichen Flanke mit der hartgepressten südlichen Begrenzung zum Steilhang in das Becken zu den Tarntaler Köpfen hin. Ein weicher Schwung im Wechsel mit einem Harten.

mächtiger Ostgrat Mölser Sonnenspitze

Bei kurzer Rast und Auffellen am Klammjoch erspähten die alten Augen des Verfassers eine dunkle Gestalt in den Felsen der Nordflanke der Mölser Sonnenspitze, jedoch hatten sie ohne Fernglas keine Chance Einzelheiten zu erkennen. Die mittelmäßige Qualität der Handykamera kam an seine Leistungsfähigkeit, sie vermochte es nicht im Zoom bessere Details zu liefern.

Eiskarspitzen, Torspitze, Torwand

Die Entdeckung war sonderbar, die Gestalt bewegte sich hin und her, kein sichtbares Ziel ansteuernd. Ebenfalls keine Zeichen von benötigter Hilfe obwohl in Rufweite, dennoch zog sie in gewisser Weise die Aufmerksamkeit in ihren Bann bis der Tourenverlauf fortgesetzt werden mußte.

Rückblick auf Klammspitzen und Tarntaler Köpfe

Mit den Fellen ging es nun in leichtem Gefälle rasch die 400m zurück zum Aufstiegspunkt auf die Mölser Scharte. Die Steilheit des Hanges ist dort moderat und man wählt eine geschwungene Route bis zum steileren Schlußhang in fast ebener Querung zur Scharte hin.

Blick von der Mölser Scharte gen Westen

In der abgedeckten, kalten Scharte wurden zwei Tourengeher am Gipfel sichtbar, die während des Abfellens des Verfassers zwar zur Abfahrt rüsteten, nicht aber in die Mölser Scharte abfuhren sondern die Westflanke nahmen und ins Navistal abfuhren.

ein interessantes Gipfelkreuz im Westen

Bei Betrachtung der beiden kam dem Verfasser ein interessantes Gipfelkreuz ins Visier, das etwa auf gleicher Höhe wie die Mölser Scharte liegt und im Nachgang zuhause erkundet werden mußte – wie sich herausstellte der Nördliche Klammer Schober mit 2.448m. In jedem Fall bedurfte er einer näheren Erkundung.

Abfahrtsgelände von der Mölser Scharte

Die Abfahrt über die schönen abgestuften Hänge zum Mölser Hochleger hin sind Genussstrecken, aber momentan will die Routenwahl noch gut gewählt werden, möchte man Steinkontakt vermeiden (was auch gelang).

Abfahrt über Geländestufen

Es empfiehlt sich den Mölser Hochleger nicht zu direkt anzufahren sondern etwas rechtshaltend den Bach vom Mölssee zu überfahren, da er im Bereich des Hochlegers breit verästelt ist und die Querung dort nicht wünschenswert ist. Außerdem ist der Hang im Einschnitt zu steil für die herrschenden Verhältnisse.

hier etwas rechts halten und den Bach überqueren

Ab dem Hochleger führt nach einer etwa 700m langen flachen Schiebestrecke der Weg über die Rodelbahn durch den wunderschönen Kiefernwald hinab zum Lager Walchen. Ein toller Abschluß der Runde.

Bachüberquerung an steiler Hangneigung

Die neue AV-App erstmals zur Touraufzeichnung von den Almhütten am Ende des Schleppliftes bis zum Mölser Hochleger genutzt, kann sich das Ergebnis glatt sehen lassen:

Klammspitzen Aufzeichnung per App

Für die Tour benötigt man rund 5:40 Stunden, mit kurzen Aufenthalten. Der gesamte Aufstieg beträgt 1.250m.

Mils, 28.12.2018

Schitour Pfoner Kreuzjöchl von Navis

Der Winter, noch nicht so richtig in die Gänge gekommen und Weihnachtstauwetter, das uns fest im Griff hält, erlaubt dem Tourenhungrigen derzeit noch nicht viele, aber eine schöne und leichte Schitour auf das Pfoner Kreuzjöchl.

Start oberhalb des Parkplatzes Grünhöfe auf gut 1.500m

Von Pfons aus ist an den Aufstieg auf das Pfoner Kreuzjöchl noch nicht zu denken, genügend Schnee liegt erst ab etwa 1.400m und deshalb kommt als Ausgangspunkt der Parkplatz Grünhöfe auf gut 1.500m in Navis in Frage (2,50.- halbtags / 3.- ganztags). Die Gewissheit auf eine ruhige Schitour war klar als gerade eine Handvoll Fahrzeuge am Parkplatz geschichtet wurden.

Aufstieg im Wald gut möglich, kaum apere Stellen

Der Almweg zur Peeralm befand sich in ausgezeichnetem Zustand hinsichtlich Schneeauflage und es kann vorweggenommen werden, daß die Abfahrt von der Seapnalm bis zum Parkplatz keinerlei Steinkontakt aufweist, so wie auch in der Alpinen Auskunft vom Vortag geschildert.

Blick Richtung Wattental, von Mölser Sonnenspitze bis zu den Recknern

Nach einigen Hundert Metern zweigt links der direkte Aufstieg zur Seapnalm durch den Wald ab. Ein LVS Checkpunkt weist den Weg bei der Abzweigung. Vier Mal wird im Waldaufstieg der Fahrweg zur Alm gekreuzt, beim letzten Mal, oberhalb der Waldgrenze, beginnt das weite, eher flache Almgelände.

Beim Aufstieg durch den recht feuchten Schnee durchnässten die Felle weitgehend, sodaß das fehlende Fellwachs bitter vermisst wurde und mehrmalige Stopps zum Entfernen der Aufstollung eingelegt werden mußte. Erst nach dem Wetterkreuz waren die Temperaturen so nieder, daß ohne Aufstollen marschiert werden konnte. Dafür allerdings waren die Felle vereist und nur durch den eher flachen Aufstieg kam es zu keinen mühseligen Abrutschern. Man sollte also auch bei einer kleinen Tour den Rucksack gewissenhaft packen.

Blick Richtung Scheibenspitze bis Schafseitenspitze

Im Aufstieg bieten sich nahe dem Talende schöne Blicke in die abschließenden Talkessel in Richtung der Naviser Sonnenspitze im Nordosten bis hin zum gemeinsamen Talabschluß des Wattentales mit Lizumer und Naviser Reckner, sowie dem Geier im Osten.

Gegen Süden braucht es eine gewisse Höhe, um das phantastische Panorama vollends einsehen zu können – beim Wetterkreuz auf 2.150m überblickt man dann den Kamm, der unter andern das Naviser Kreuzjöchl, die Scheibenspitze und die Schafseitenspitze trägt, mit den Zillertaler Giganten rund um den 13km entfernten Olperer.

Aufstieg in feuchtem Schnee, rechts die markante Naviser Sonnenspitze

Etwa eine Stunde nach dem Start, gegen die Waldgrenze hin, kann im Norden das schöne Gelände der Grünbergalm eingesehen werden. Der weite Talkessel bietet eine tolle Schitour auf die Grünbergspitze mit einem rassigen Abschlusshang unterhalb des Gipfels.

An der letzten Wegkreuzung zur Seapnalm – sozusagen an der Kuppe – erreicht man flachere Böden, über die von Norden der Wind vollflächigen Zugriff hat und ordentlich blasen kann. So auch am gestrigen Tag – die Bilder der Aufstiegspuren der beiden anderen Tourengeher an diesem Tag verraten die Tätigkeit des Nordwindes.

beim Wetterkreuz nach der letzten Querung des Weges zur Seapnalm

Mit der Orientierung des Aufstieges gibt es trotz zugewehter Spuren kaum Schwierigkeiten, da in kurzen Abständen immer wieder allerlei Markierungspflöcke, aber auch Eisenstangen die Richtung weisen.
Nach der Flachstelle nahe dem Wetterkreuz führt der Aufstieg über ein paar Meter abschüssiges Gelände zum nächsten steileren Hang heran, bevor es dahinter noch einmal etwas flacher wird. Die Hangneigung bleibt im Teil bis zum Gipfelaufbau in Summe jedoch immer unter 30°, mag es auch Stellen geben bei denen sie vielleicht geringfügig größer ist.

das Ziel leicht links Bildmitte erstmals sichtbar – die Aufstiegsspuren durch den Wind bereits zugeweht

Ein weiterer flacher Bereich wird durchschritten bevor sich der Gipfelaufbau deutlich ausprägt und die Steilheit zunimmt. Bald darauf ist die vom Pfoner Kreuzjöchl herabziehende Rippe erreicht. Sie präsentierte sich recht abgeblasen weswegen man in der Abfahrt gut beraten ist Tempo wegzunehmen und sich einen Überblick über den günstigsten Kurs hindurch zu suchen.

auf halbem Weg über die sanften Hügel der Hochfläche der Seapnalm

Der folgende zu querende Hang ist nach Meinung des Verfassers der einzig gefahrenträchtige bei entsprechender Warnstufe, er weist laut Tiris eine Maximalneigung über einen kurzen Teil des Anstieges von über 40° auf, jedoch ist dieser Teil oberhalb des Aufstieges gelegen. Die Querung selbst erfolgt unterhalb in wesentlich flacherem Gelände.
Jenseits der Querung gelangt man in einen breiten, kurzen, rinnenartigen Hang, der im Aufstieg an einem wenige Meter messenden Bereich an 35° Neigung kratzt und die durch die Lage triebschneegefährdet erscheint.

die schön gefprmte Seeblesspitze bis zur Grünbergspitze rechts

Die letzten Aufstiegsmeter bis zum Joch finden in flacherem Gelände statt. Die Schneeoberfläche war aufgrund des starken Windes mit hartgepressten Gangln durchzogen, die zwischen vereisten Parteien sich bilden konnten. Aber auch in diesem etwas unangenehmen Gelände waren Harscheisen nicht erforderlich, da die Hangneigung mäßig ist.

Querung des einzig steilen Hanges Richtung Joch

Nach dem ersten Blick auf das Arz- und Inntal folgten die letzten 40Hm zum Gipfel auf harter, vereister Oberfläche.
Der flache Gipfelbereich um das Wegkreuz am Pfoner Kreuzjöchl zeigte sich völlig schneebedeckt mit stark zugeschneitem leeseitigen Zugang zum Gipfelkreuz.

am Joch angelangt – der angekündigte Wetterumschwung von Nordwest bereits sichtbar, Windböen bis etwa 40kmh

Da der Nordwestwind unangenehm blies und bei einigen Wenigen Fotos schon die Hand einfror, fiel der Gipfelaufenthalt kurz aus. Im Lee des Gipfelzinkens konnte man sich geschützt zur Abfahrt rüsten und etwas Höhenmedizin zu sich nehmen.

Wind von Nordwest beschert einen kurzen Gipfelaufenthalt

Der Ausblick war trotz der unwirtlichen Front von Norden doch ganz passabel, vor allem von Ost bis Südwest. In Südtirol ließ sich prächtiges Wetter erahnen.

Blick gen Südwest – Rauher Kamm zum Mislkopf

Hinab über den harschen Hang bis zum Joch mit allerlei Verkrümmungen des Oberkörpers wie ein Anfänger mühte sich der Verfasser, froh, daß niemand die Wackelpartie auf den haltlosen Eisflächen und wieder bremsenden Triebschneeansammlungen mit ansah.

Blick nach Osten – von Kreuzspitze über Rosenjoch bis Grünbergspitze und Grafmartspitze

Das Vergnügen begann dann nach dem Joch in dem rinnenartigen Hang, der sich an seiner östlichen Seite im Tiefschnee toll fahren ließ. Der steile Hang danach war ebenfalls gut zu fahren und an der abgeblasenen Rippe mußte die günstigste Route für die weitere Abfahrt gewählt werden, wobei die Spuren der beiden Vorgänger hilfreich waren.

einige wenige schöne Abfahrtshänge

Die wenigen tollen Hänge waren rasch abgefahren. Zu des Verfassers Überraschung schlief der Wind innerhalb der wenigen Minuten des Abfahrtsvergnügens urplötzlich vollends ein, was nahe dem Wetterkreuz eine Jausen- und Fotopause ermöglichte und mit der wärmenden Sonneneinstrahlung durch die plötzliche Stille Weihnachtsstimmung aufkam.

Rückblick – toll war’s

Dem Weg zur Seapnalm angekommen folgt man derzeit am besten für die gesamte Abfahrt bis zum Parkplatz. Auch dieser Abstieg durch die verschneite Landschaft hat seinen Reiz.

ein toller Blick auf die hohen Gipfel im Wattental

Für die Tour benötigt man rund 5 Stunden, durch die kurzen Aufenthalte konnte sie in 4:15 durchgeführt werden. Der gesamte Aufstieg beträgt 1.150m.

Mils, 23.12.2018

Teufelskopf, 2.346m Wetterstein

Ein entsprechendes Erlebnis zum Faschingsbeginn hat man nicht alle Tage und der Name des Erreichten – Teufelskopf –  paßt irgendwie dazu.

Ursprünglich hätte das Ziel der Oberreintalschrofen werden sollen und zwar in der Überschreitung vom Teufelskopf, der zum Zwecke der markanten Ablichtung des wild gezackten Oberreintalschrofen in seinem schmalseitigen Profil in der Kette vorab bestieg werden sollte.

Teufelskopf, 2.346m

Nach mehr als 50 Jahren ging es wieder einmal in Richtung Wettersteinhütte. Da diesmal das Ziel aber nicht die Hütte, sondern ein ambitionierteres war, erfolgte der Start gegen halb neun Uhr früh am Parkplatz Stupfer nach dem Ortsteil Klamm in Oberleutasch.

der Autor bei seinem letzten Aufstieg zur Wettersteinhütte

Der frische Herbstmorgen zwang zunächst sogar Handschuhe auf – das neue Leiden mit kalten Fingern also nun schon im beginnenden November – aber nach kurzer Zeit tauchte die Sonne auf und beendete das leidige Thema.

Wettersteinhütte

Die malerische Wettersteinhütte war rasch erreicht und präsentierte sich im Herbstschlaf. Der sonnige Tag, mittlerweile angenehm warm geworden, versprach ein toller zu werden und nach Auffüllung der Flasche wurde das nächste Etappenziel, der Gedenkblock, ein Monolith im Karfuß des Scharnitztales, angesteuert.

Blick von der Wettersteinhütte gegen Oberreintalschrofen – links der Teufelskopf

Die Marterln und die lange Tafel der Bergrettungsmänner am Gedenkblock mahnen auch ob der Gefährlichkeit der Touren der dahinterliegenden Wettersteinketten wovon man nicht unbeeindruckt weiterzieht.
Von dort aus sieht der Gratverlauf des Überganges vom Teufelskopf auf die tiefer liegende Oberreintalscharte nicht besonders steil bzw., auf den ersten Blick hin, gut machbar aus.

Blick zur Oberreintalscharte

In freudiger Erwartung einer leichten Kletterei im sagenhaften Wettersteinkalk – die ausgezeichnete Qualität des Felses konnte jüngst bei der Überschreitung der Oberen Wettersteinspitze auf die Rotplattenspitze getestet werden – stieg der Verfasser die direkte Rippe von der Weggabelung zu den Wandfüßen oberhalb der Roßbergseiten an. Ein mühsamer Anstieg über sehr steile Wiesenhänge, den man sich nicht so einfach unbeobachtet von den Hausherren, stolze Gemsen am besten Aussichtspunkt, hochschleichen kann.

der Teufelskopf in voller Größe

Die Roßbergseiten enden etwas rechts unterhalb des Einstieges in die Felsen des Teufelskopfes. Eine kurze Querung nach Westen bringt den Bergsteiger direkt in die sich nach oben verjüngende Einstiegsschlucht.
Dort, auf etwa 2.230m, lohnt ein gewaltig schöner Rückblick auf die herbstliche Landschaft bevor die Fortsetzung des noch kurzen Anstieges in Angriff genommen wird.

 

Blick auf die Mieminger

Grandios ist die Sicht auf die Mieminger Kette im Südwesten und stark die Erinnerung an die jüngst noch eröffnete Rechnung mit einer tollen Überschreitung, die wegen Nebels abgebrochen und verschoben werden mußte.

Schüsselkar- und Gehrenspitze

Ebenso grandios ist der Blick auf die schmale Felskette zur Schüsselkarspitze mit Osten. Einem Sägeblatt gleich ragen die Felsen senkrecht über den Schuttkaren empor, alles schwierige Kletterfelsen und ohne Sicherung für den normalen Bergsteiger nicht zu begehen.

links der Einstieg in die Schlucht

Selbst die am Grat leicht zu begehende Gehrenspitze im Südostausläufer des Wettersteinhauptkammes präsentiert sich mit ihrer massiven Nordwand von diesem Standort als rassige Erhebung.

Schlüsselstelle in der Schlucht

Die in der Folge zum Gipfel des Teufelskopfes aufzusteigende Schlucht kann leicht durchstiegen werden. Eine etwas schwierigere Stelle – da durch Felssturz und Auswaschung griffarm – kann zwei Meter links (in Aufstiegsrichtung gesehen) einfacher umgangen werden, was jedoch erst im Abstieg von oben bemerkt wird.

schuttiges Kar zum Teufelskopf

Oberhalb der Schlucht schließt sich ein unerwartet schuttiges und steiles Kar an, das die letzten knapp 100Hm zum Gipfel führt. Der markante orangefarbene Felsblock unterhalb des Gipfels kann sowohl links als auch rechts umgangen werden.

Bereits einige Dutzend Meter unter dem Gipfel kam gerade auf, was nicht erwartet wurde – ein eisig kalter Wind aus Norden. Dieser machte den freudig erwarteten Gipfelaufenthalt zunichte. Nach ein paar Fotos auf  Teufelsgrat und Oberreintalschrofen mußte sich zur kurzen Rast in die Flanke zurückgezogen werden, zu unwirtlich war das kleine Gipfelplateau.

Oberreintalschrofen in voller Größe vom Teufelskopf aus

Die geschütztere Position genützt sollte ausgekundschaftet werden, wo der Übergang zum Oberreintalschrofen erfolgen soll. Dies jedoch ohne den gewünschten Erfolg, da alle Partien die hinabgeblickt werden konnten zum Einen fast senkrecht, aber zum anderen noch schlimmer, aus ungemein brüchigem orangen Störzonenmaterial bestanden. Undenkbar, daß es da einen Übergang geben soll.

der schöne Teufelsgrat

Etwas beunruhigt über die bizarren und offensichtlich zum Klettern unsicheren Formationen zurück zum Gipfel und dort nochmals den direkten Grat angesehen mußte der Verfasser abermals kapitulieren, er konnte – zum Teufel! – keine sichere und vernünftig einsehbare Abstiegsmöglichkeit entdecken. Wo überall er seinen Kopf in die Tiefe steckte fand er brüchiges Material, selbst beim Halten an den Türmchen am Gipfel, und bizarre zerklüftete Felsformen unterhalb vor. Den saukalten Wind um die Ohren und einige Minuten Erkundung brachte die Gewissheit, daß es in Gipfelnähe keinen direkten Gratübergang geben kann.

Eine Möglichkeit, so schien das Gelände zur Scharte hinunter beim Anblick von oben zu verraten, könnte noch etwas weiter unten sein. Etwas verärgert wurde abgestiegen.
Die Aussicht auf eine Querung halbwegs in Gratnähe schwand aber auch unten, da die plattige Stelle weit nach unten führte und ein Übergang somit weit entfernt von einer Gratüberschreitung sein würde. Allerding wäre der Verfasser froh gewesen zumindest überhaupt eine Querungsmöglichkeit zu finden, um der verwünschten Flanke des Teufelskopfes zumindest von unten das Geheimnis ihres Abstieges abzuringen.

Versuch des Überganges zum Oberreintalschrofen; unten ist der Schatten der Felsplatte sichtbar, die vermeintlich den Durchschlupf bringen sollte

Ein Versuch unterhalb der plattigen Stelle durch einen schmalen Riß zwischen Fels und einer abgespaltene Felsplatte ins Tiefste der Scharte zu kommen scheiterte dadurch, daß es hinter der Platte mit der Kletterei zu Ende war, denn dort befanden sich ungewisse, brüchige senkrechte Wände.

Das Waterloo mußte nun eingestanden werden, der Übergang konnte nicht gefunden werden.
Für den Bergsteiger, der es gewohnt ist in Gelände ohne Wegmarkierungen sich zu orientieren eine dramatische Situation, die man nicht wahrhaben will – ist man zu blöd dafür?

Schlüsselstelle in der Schlucht am Teufelskopf, links im Schatten fällt der Abstieg leichter

Der Abstieg wurde als eine gewisse Kapitulation empfunden und die Lust auf den Oberreintalschrofen schwand für diesen Tag dahin. Ein weiterer Versuch über die Oberreintalscharte wollte auch nicht sein, weil im Ärger der falsche Einstieg ausgewählt wurde – der Tag war gelaufen.

Oberreintalscharte – beim Schatten rechts von der abgesetzten Felsrippe befindet sich der Übergang zum Oberreintalschrofen

Vom Gedenkblock aus versuchte der Enttäuschte dann die Fehler mit dem Glas aufzuarbeiten, jedoch brachte die halbe Stunde Felsen absuchen auch nur die Vermutung, daß die Platte die richtige Wahl gewesen sein könnte, denn die genaue Route war von so weit unten nicht exakt einsehbar.

Jürgens Route im Aufstieg grün
meine Route im Abstieg rot

Ein Foto, ironischer Weise genau eine Woche später, von Bergsteigerkollegen Jürgen, brachte dann Erleuchtung und Gewissheit – die Route über die plattige Stelle (in Wahrheit ist das eine tektonische Gleitfläche) wäre richtig gewesen, jedoch hätte man bis zum Tiefsten der Scharte noch etwa zehn bis 20 Höhenmeter tiefer der Rinne nach der Platte folgen müssen, anstelle zu versuchen durch die abgespaltene Platte eben hinauszukommen.

Jürgens Route im Aufstieg grün
meine Route im Abstieg rot

Nun, die Niederlage mußte hingenommen werden. Im Abstieg wälzten sich im Kopf allerlei kuriose Gedanken in der Art, daß sie möglicherweise des Teufelskopfes Rache für 50 Jahre Verschmähung gewesen sein könnte.
Die Niederlage war aber auch dazu geeignet wieder einmal erkennen zu dürfen, daß mit Verbissenheit meist keine (gute) Lösung möglich ist. Vielleicht ist die Niederlage aber auch Auftakt zu einer phantastischen Gratüberschreitung über den Teufelsgrat? Zum Oberreintalschrofen in jedem Fall.

Die reine Aufstiegszeit auf den Teufelskopf betrug knapp drei Stunden, die Gesamtzeit ist durch die Überschreitungsuntersuchungen diesmal nicht von Relevanz.

Mils, 11.11.2018

Obere Wettersteinspitze, 2.297m – Überschreitung zur Rotplattenspitze 2.399m

Der Gebirgszug als Namensgeber des sehr festen Wettersteinkalkes wird an seinem östlichen Ende von den beiden Wettersteinspitzen begrenzt – unser Ziel stellte die höhere der beiden, die Obere Wettersteinspitze dar, von der aus die Überschreitung über den tollen Grat auf die Rotplattenspitze erfolgte.

Obere Wettersteinspitze in toller Stimmung

Weder der Südanstieg auf die Obere Wettersteinspitze noch der Abstieg von der Rotplattenspitze sind markiert. Es gibt einen Steig über die Klamm, die von der Rotplattenspitze herunterzieht – im oberen Teil in der AV-Karte mit „Dischlerklamm“ bezeichnet. An- und Abstieg sind sehr steil und die Runde über den Grat stellt den Höhepunkt dar, der die steile Zuwegung jedenfalls rechtfertigt.

die Tour im Detail - eine tolle leichte Runde
die Tour im Detail – eine tolle leichte Runde

Durch die vollständig auf der Wetterstein-Südflanke gelegene Rundtour über beide Gipfel können im späten Herbst die goldenen Tage mit der letzten Sonne genossen werden, auch bald am Morgen bei frühem Aufbruch.

im unteren Teil der Schotterreise, nach dem Ende des Waldes

Am Tag unserer Begehung allerdings mußten wir uns lange gedulden bis Simon und ich in den Genuß der so sehnsuchtsvoll erwünschten Bestrahlung kamen – erst gegen mittags beim Eintreffen am Gipfel der Rotplattenspitze lichteten sich die Hochnebel und die Sonne brach durch.

Anstieg zum Steig

Zunächst starteten wir in Lochlehen nach mulmigem Gefühl ob der Parkplatz wohl nicht jemandes Eigentum verletzte in den Wald nördlich des Weilers, der weithin sichtbaren Schotterreise zwischen den beiden Gipfeln zustrebend.

kurz vor dem Steig – der markante Vogelbeerstrauch im Herbst in rötlichem Kleid

Nach der kurzen Waldpassage wird über ein paar Minuten auf Forstwegen am unteren Ende der Reisen ein Jagdhüttchen erreicht, von dem ein deutlicher, aber teilweise unterbrochener Steig über Wiesen in die Schotterzone hinaufzieht.

Rückblick am Weg zum Umgehungssteig

Bevor sich die Reise zur Klamm ausformt liegen auf ihrer rechten Begrenzung zwei deutlich sichtbare Ausbuchtungen und bei der oberen der beiden zieht von der rechten Begrenzung der Reise ein wenig deutlich sichtbarer Steig nahezu im rechten Winkel hinauf an dessen oberen Ende bereits die ausgeschnittenen Latschen erkennbar sind, die den Beginn eines großzügig ausgeschnittenen Steiges bilden. Ein auffallend rot gefärbter Vogelbeerstrauch bildet im Herbst eine auffällige Landmarke zur Auffindung des Einstieges.

der Steig im oberen Teil

Der steile Steig stellt im Prinzip nichts anderes als die östliche Umgehung der Klamm dar. An einer Stelle befindet sich an einem Steinspitzl eine alte verblichene rote Markierung, was darauf hindeuten könnte, daß er nicht ausschließlich jagdlichen Zwecken dient, oder diente.

knapp nach dem Ende der Latschen und des Umgehungssteiges

Auf etwa 1.650m endet der Umgehungssteig und freies Bergwiesengelände löst den dichten Latschenbestand im unteren Aufstiegsteil ab.

Wir folgten den Wiesen weiter nordöstlich dem Südgrat der Oberen Wettersteinspitze zustrebend. Das Gelände enthält einige Steigspuren, auch deutlich ausgeprägtere, die aber alle nicht unseren Geschmack für die Aufstiegsrichtung trafen. Daher kreuzten wir diese nur und setzten unseren Aufstieg im zunehmend schrofendurchsetzten Gelände in Richtung Südgrat fort.

knapp unterhalb des Gratrückens beobachten die Gemsen von markanter Stelle den Simon

Ein paar Gemsen säumten unseren Weg und beobachteten unser Treiben in stoischer Ruhe.
Etwas unterhalb der Grathöhe erblickten wir ein auffälliges Stück Stahl im Wiesengelände, das nach näherer Untersuchung ein eigenartiges Gefühl hinterließ. Es handelte sich um einen Bombensplitter, gut 10mm stark und mit vielen Berstrissen durch die Explosion durchzogen – ein untrüglich Zeichen daß das Stück vom Umfang eines Bombenmantels stammt.

der Verfasser müht sich die steile Flanke hinauf – im Hintergrund die Rotplattenspitze

Sehr auffallend beeindruckte der Erhaltungs- bzw. der wenig ausgeprägte Korrosionszustand nach etwa 75 Jahren im Hochgebirge. Man hatte die besten Materialien für die niedrigsten Zwecke verschwendet. Gottseidank ist die tödliche Fracht hier heroben auf nahezu 2.000m niedergegangen und hat sein Ziel nie erreicht.

ein Bombensplitter inmitten der Südflanke der Oberen Wettersteinspitze etwa auf 2.100m

Der wenig ausgeprägte Südgrat der Oberen Wettersteinspitze läßt bereits etwa 250Hm unterhalb des Gipfelkreuzes einen Orientierungsblick auf dasselbe zu. Allein die noch vor dem Kreuz liegenden Türme, Scharten und Rinnen können nicht so gut eingesehen werden, daß bei der Erstbegehung die Ideallinie erkennbar wäre. Wir entschieden uns für eine Variante etwas rechts der direkten Sichtverbindung zum Kreuz und stiegen in die steilen Geländeformen ein. Die Sichtverbindung endet in diesem Gelände gleich darauf.

An Süd(grat)rücken zur Oberen Wettersteinspitze, Gipfelkreuz sichtbar

Nach einigen letzten Schrofen wurden die Stöcke verstaut und rassiges leichtes Klettergelände wurde vorgefunden. Schlußendlich standen wir vor einer etwa 10m hohen Rippe aus festem Fels gebildet und sahen uns gezwungen durch einen sich ober verjüngenden Riß auf den Grat zu gelangen, um die Orientierung zum Kreuz wiederzufinden.

die Untere Wettersteinspitze und ihr wilder Grat zur Oberen Wettersteinspitze – eine eigene Tour…

Simon bewältigte die oben an einen „guten Dreier“ grenzende Stelle in Entschlossenheit und fand die Sichtverbindung am Grat sofort, sodaß der alte Mann nachsteigen konnte, zunächst in der Meinung keinen Höhenverlust mitmachen zu müssen. Eine wirklich tolle Passage mußten wir beide von oben feststellen, absolut fest und mit Wasserrippen durchzogen, die beste Klemmgriffe bildeten.

Schlüsselstelle am Gratturm östlich der leicht zu begehenden Rinne zur Oberen Wettersteinspitze

Die Freude über die schöne Stelle währte am weiteren Gratstück allerdings nicht sehr lange, denn wir mußten feststellen am Vorkopf des Gipfels angekommen zu sein. Ein etwa 10m tiefer Abstieg trennte uns durch eine Schuttrinne vom Gipfelaufbau. Diese Hürde mußte noch genommen werden, wobei wir vom Blick hinab in der Rinne unten annehmen konnten, daß sie den Normalaufstieg von der Südflanke darstellt.

Endstation auf unserem Gratturm, ein kurzer Abstieg links in die Rinne wird erforderlich

Am Gipfel der Oberen Wettersteinspitze herrschte an diesem Tag ein unangenehm kalter Nordwind und wenn er auch nicht besonders stark wehte, so förderte er dennoch immer wieder lästigen Nebel auf die Grathöhe, die unsere Unternehmen zunächst bedenklich erschienen ließ.

Obere Wettersteinspitze, 2.297m – dahinter Nördliche Karwendelkette und Sojerngruppe

Unter ständiger Beobachtung der Nebelsituation im nördlichen Tal Richtung Garmisch pausierten wir ein knappes halbes Stündchen. Der Eintrag ins Gipfelbuch erfolgte auf der abgerissenen letzten Seite des arg mitgenommenen Buches. Ersatz wäre schon im heurigen Sommer nötig gewesen.

Jause am kleinen Gipfelplateau – unser Aufstiegsgelände der Südgrat unten gut sichtbar

In der Ferne von Nordwest kämpfte sich hinter dichter Hochnebelfront blauer Horizont in unsere Richtung durch, der allerdings noch in weiter Ferne lag, als wir beschlossen die Überschreitung zur Rotplattenspitze trotz teilweiser Einnebelung des Grates zu unternehmen.
Anhand der Fotos kann man die Situation natürlich nicht nachvollziehen, darauf stellt man ja nur das Beste dar.

der Übergang am Grat mit der Rotplattenspitze jenseits

Gleich nach dem Gipfel folgt nach breitem Gratrücken ein schmaler und ausgesetzter Abstieg über eine Kletterstelle, die sich für den Karwendelfreund dermaßen fest darstellt, daß er laut aufjauchzen könnte. Möglicherweise ist diese Stelle die schönste und vielleicht die schwierigste am gesamten Übergang, sie blieb dem Verfasser jedenfalls in guter Erinnerung.

gleich nach dem Beginn die erste rassige Stelle – kurz senkrecht, fester Fels, max. II+

Es folgen in angenehmer Abwechslung immer wieder leichte Kletterstellen, die im Durchschnitt mit II bewertet werden können, vielleicht die eine oder andere kurze Passage mit II+.
Die Kletterstellen wechseln mit großteils Gehgelände und meist befinden sich diese nur in einer Schwierigkeit, die mit II- bewertet werden kann.

tolles und leichtes Gratgelände

Der Grat teilt sich in zwei Abschnitte.
Der Ostteil bis zur Mittagsscharte ist jener, bei dem die interessanten Kletterstellen nach unserem Empfinden etwa 15% der Distanz ausmachen, die leichten Kletterstellen bei denen nur eine Teilabstützung des Oberkörpers nötig ist mit etwa 20% und reines Gehgelände ohne Einsatz der Hände etwa 65%.

eine der etwas schwereren Stellen – alles aber fest und leicht zu steigen, ein Genuß!

Ein auffälliger Gratzacken ca. 5min vor der Mittagsscharte wird südseitig umgangen. Macht man das sehr knapp an seinem Fuße und steigt sofort wieder zum Grat auf kommt man anschließend in den Genuß von einigen kurzen Passagen auf schönen nordseitig hin geneigten Platten, die in anregender Kletterei bewältigt werden können.

der markante Gratturm

Der Westteil befindet sich hauptsächlich im Gehgelände. Kletterstellen muß man nahezu suchen und abgesehen von der einzigen Wandstufe an der Dischlerklamm gibt es nur ganz kure Passagen die geklettert werden können.

plattiges schärferes Gratgelände

Bis zur Mittagsscharte hinab – der Höhenunterschied von der Oberen Wettersteinspitze auf diesem Abschnitt beträgt 50Hm – benötigten wir eine knappe Stunde. Die letzten Abstiegsmeter bis zur Scharte werden von Steinmännern gesäumt.

die tieferen Scharten dürften max. 20m Abstieg erfordern, meist wesentlich weniger

Nach der Mittagsscharte werden 150Hm Aufstieg ohne weiteren Höhenverlust notwendig. Die Strecke nach der Scharte bis zur Grathöhe wählten wir mit leichter Nordwestroute etwas unter der Grathöhe in der Südflanke, nicht direkt am unbegehbaren unteren Gratteil nach der Scharte.

kurz vor der Scharte

Rasch erreichten wir aber den Grat wieder und erlebten noch ein paar kleine Gratzacken in Kletterei. Ab diesen formt sich ein breiter Rücken aus, der nur von der vorher erwähnten Felsstufe bei der Dischlerklamm als Gehgelände unterbrochen wird.

Gratverlauf westlich der Mittagsscharte – etwas links in die Flanke entschieden wir

Um halb ein Uhr erreichten wir nach nicht ganz eineinhalb Stunden den ungezierten Gipfel der Rotplattenspitze – diesmal dafür in prallem Sonnenlicht.

letzte Gratzacken die Klettervergnügen bereiten, dahinter Gehgelände zur Rotplattenspitze

Außer einer Grenzmarkierung und einem Steinmann gibt es keine weitere Kenntlichmaching der Rotplattenspitze. Zu wenig wichtig wird dieses Zwischenziel zwischen der Oberen Wettersteinspitze und dem noch um 186m höheren Wettersteinwandgipfel sein.
Für uns stellte sie jedoch den Endpunkt der Überschreitung und den Abstiegspunkt von der Wettersteinwand-Kette dar.

letzte Höhenmeter zur Rotplattenspitze

Einfrieren hätten wir uns gewünscht den Augenblick zu können, den wir bei toller Herbststimmung am Gipfel zugebracht hatten. Das halbe Stündchen verflog im Nu.

Simon am Gipfel der Rotplattenspitze, 2.399m


Die Nebel lichteten sich mehr und mehr, zogen jedoch immer noch dunkelgrau aus der Südflanke empor und Simons Idee gleich vom Gipfel anstelle von der Dischlerklamm abzusteigen erschien zunächst ein Blindflug zu werden.

Steinmann markiert die Rotplattenspitze

Den wenig ausgeprägten Südgrat der Rotplattenspitze verließen wir über seine linke Flanke (im Abstieg gesehen) bevor sich eine kurze Gratrippe zu einem Kopf ausbildet, hinter der es einen senkrechten Abbruch in Gratrichtung gibt. Dieser Kopf kann vom Tal aus sehr deutlich eingesehen werden und such seine ostseitige Umgehung, um wieder ins Ausgangskar zu gelangen.

ein toller leichter Grat – markant, die Mittagsscharte mittig


Westseitig ließe sich ins nächste Kar absteigen, von dem es über einen Steig an Jagdhütten vorbei auch einen Abstieg nach Lochlehen gibt. Diesen im Anstieg dokumentiert findet man bei Roman & JuergensBericht in Hikalife.

das Gratgelände um den Gipfel der Oberen Wettersteinspitze herum – auch der Südanstieg erahnbar

Im Schatten, ostseitig des Kopfes, unterhalb seines Abbruches wird eine tektonisch interessante Stelle erreicht.

am Abstieg von der Rotplattenspitze auf deren Südgrat 

Es ist dies eine Trennfuge der Schichten im stark geneigten Wettersteinfels, deren Neigung dann so richtig erfaßt werden kann, wenn man sie zum Zwecke des Abstieges selbst auf Reibung begeht. Diese „Platte“ ist als Fläche dermaßen glatt, daß das Abgleiten der Gesteinsmassen des halben Gratkopfes gut vorstellbar ist und ebenso das noch bevorstehende Abgleiten des nördlichen Teiles des Gratkopfes. Eine eindrucksvolle Stelle am Berg.

immer noch aufsteigende Nebel behindern die Sicht – links vom Gratrücken zu den Platten unterhalb des Gratkopfes war unser Ziel

Unterhalb des Plattengeländes änderten wir die Abstiegsrichtung nach Ost und stiegen über sehr steiles Schrofengelände bis zur Klamm ab, bevor wir den oberen Teil des Kares erreichten. Unterhalb des Schrofengeländes befinden sich schon wieder oberste Steige, die zur früheren Nutzung durch Viehzucht angelegt worden sein müssen.

oberhalb der Platten, rechts der Gratkopf

Über einen Steig erreichten wir das Gelände oberhalb der Klammstufen an denen sich der Einstieg in den Umgehungssteig wieder finden läßt (Steinmann mit Stecken).

Abstiegsgelände von den Platten, teilweise ungemein steil

Über den Steig hinab und über die Schotterreise im unteren Teil führte uns der Rückweg bei mittlerweile fast wolkenlosem Himmel zum Parkplatz und auf die empfehlenswerte Sonnenterrasse des Naturwirtes im Ortsteil Gasse in Leutasch.

Wiedereinstieg in den Umgehungssteig bei zwei sich vereinenden Wasserrinnen – hier die rechte kleinere Rinne

Von oben muß der Einstieg in den Steig wieder gefunden werden – mehr Fotos zur Orientierung siehe Galerie.

Im unteren Teil des Umgehungssteiges

Die bärige und einsame Runde erforderte 1.530m Aufstieg und knapp 7 Stunden Gesamtzeit, wobei wir auf jedem Gipfeln eine gute halbe Stunde Rast einlegten.

Mils, 21.10.2018

 

Karkopf, 2.469m – Normalweg und Runde über Westseite

Ein leichtes Ziel über den Normalweg und Ausgangspunkt einer interessanten Gratüberschreitung – der Karkopf bietet einen Wanderanstieg und einen Kletterabstieg. Unser Ziel, die Gratüberschreitung zur Hohen Wand, konnte aufgrund des Nebeleinfalls an diesem Tag nicht realisiert werden, also nutzten wir zumindest das nebelfreie Fenster am Grat und erkundeten die erste interessante Stelle am Übergang.

Karkopf, 2.496m

Der Aufstieg zum Karkopf erfolgt vom Parkplatz „Lucke“ ein paar Gehminuten unterhalb des Strassberghauses von ca. 1.180m aus und führt zur Alplhütte, wo er etwa 200m nachher rechts abzweigt.

Wegverzweigung zum Wetterkreuz nach der Alplhütte

Dort beginnt der Steig zum Wetterkreuz, ein Vorplateau auf der hauptdolomitdominierten dunklen Gratrippe, die die Hohe Wand nach Südosten entsendet. Auffallend große Anteile Rauhwacken können in der zu querenden Geschieberinne gleich nach der Abzweigung gesichtet werden.

Blick zur Alplscharte und Hochwand rechts

Am gut gewarteten Steig geht es nun knapp 500Hm unterhalb und seitlich von beeindruckend abbrechenden Türmchen und Köpfchen der Raibler Schichten bis zum Wetterkreuz hinauf.

Auf der Grathöhe der Hintereggenrippe angelangt – Blick ins Inntal

Bei der ersten Berührung des Steiges mit der Grathöhe erblickt man nicht nur von toller Lage das Inntal gen Osten sondern bergwärts auch beachtliche Gehängebreccien, die aus dem Wettersteinkalkschutt des Kars oberhalb bestehen und mächtige Abbrüche in das Tal (AV-Karte „Tiergarten“) bilden.

Blick auf den Karkopf, im unteren Teil des Fotos sind die mächtigen Breccien ersichtlich

Gleich nach ein paar Gehminuten wird das Wetterkreuz auf etwa 1.920m erreicht, das wir in leichtem und kurzem Niesel antrafen.

kurz vor dem Wetterkreuz auf 1.920m

Das Kreuz – ein doppelbalkiges Kardinalskreuz – wurde 2001 von der örtlichen Alpenvereinsgruppe Hohe Munde neu aufgestellt und stellt eine Landmarke auf aussichtsreichem Punkt dar.

Simon studiert die weitere Strecke am Wetterkreuz

Am Wetterkreuz gabelt sich der Steig in den Anstieg zur Hochwand und in den zum Karkopf. Der Zweig zum Karkopf führt in einer großen Rechtskurve über Schutthügel zur Südflanke des Karkopfes.

der schöne Ostgrat zwischen dem Karkopf (rechts) und der Hochwand

In der Südflanke sind zunächst ein paar eher plattige aber feste Wettersteinkalkrinnen ansteigend zu queren. Die Südflanke besteht nun fast ausschließlich aus völlig festem Wettersteinkalk, was der Karwendelfreund erfreut feststellt.

Gipfelkreuz des Karkopfes vom Normalweg aus

Der verheißungsvolle Blick auf den Grat vom Karkopf bis zur Hochwand wurde am Tag unserer Begehung getrübt von sich stetig senkenden Nebelbänken und der Gipfel der Hochwand war schon länger nicht mehr sichtbar, was die Vorahnung auf eher schlechter werdendes Wetter verstärkte.

noch unterhalb des Grates am Weg zum Karkopf

Vom Wetterkreuz zur breiten Grathöhe des Karkopf Ostgrates benötigten wir ein knappe Stunde. Die Nebelgrenze änderte sich nicht mehr wesentlich und blieb bei etwa 2.550m konstant. Beide benachbarten Gipfel zum Karkopf, Hohe Munde im Osten und Hochwand im Westen befanden sich nun dauerhaft eingepackt im Nebel.

auf der Gratrippe östlich vom Karkopf; Hochwand leider bis weit hinab im Nebel

Am Gipfel des Karkopf frischte ein leichtes kaltes Lüftl aus Nordwest ziemlich auf, erforderte Windjacken und ließ die Finger während der Rast ansteifen, Herbst war eingekehrt.

vom Karkopf Richtung Osten zur Hohen Munde geschaut

Für unsere geplante Überschreitung herrschten keine optimalen Verhältnisse. Einen unbekannten Grat im Nebel lehnte der Verfasser ab und Evi uns Simon waren auch dieser Überzeugung. Statt der Überschreitung beschlossen wir alternativ den ersten, vom Karkopf aus den ersten sichtbaren Teil unterhalb des Nebels am Westgrat zur Hochwand zu erkunden.

Evis und Simon am Karkopf, 2.496m

Ein markanter Gratkopf mit einem deutlich sichtbaren Riß mutete sehr interessant an und weil wir ja genug Zeit hatten sollte das erste Stück zur Scharte und darüber hinaus der Anstieg über den ersten Kopf näher untersucht werden.

steiler Gratkopf nach der Scharte im Westen des Karkopfes

Der Abstieg auf der Westseite findet zunächst über etwas schuttiges Gehgelände zu einer Scharte statt, bei der eher der Eindruck entsteht, daß die folgende querstehende Rippe der ideale Abstieg wäre. Nach Erkundung der Westflanke der schmäler werdenden Rippe mußten wir feststellen, daß dies keine gangbare Variante war und versuchten von der Scharte aus den kurzen Abstieg nordseitig, um die Felsen gegen Westen näher einsehen zu können.

zunächst über Schutt zur Scharte vor der querstehenden Rippe, dort nordseitig abgestiegen

Dies stellte sich auch als die bessere Variante heraus, denn nach etwa 12m Abstieg (unter kleinen Schneeresten, die nicht ungefährlich sein können) konnte ein horizontales Felspodestchen erblickt werden, bei dem die weitere Route gleich in wieder in die südliche Flanke der Gratrippen führt und unter etwa 20Hm Höhenverlust zu einem breiten Band zwischen den hohen Felsrippen bequemes Weiterkommen zur nächsten querstehenden Rippe ermöglicht.

Abstieg nach der Scharte bis zum kleinen Podestchen im Westen (oberhalb Simons Rucksack sichtbar)

Dort befindet sich ein Steinmann, der nicht passiert wird sondern noch vor diesem wird die überbaute scharfe Gratschneide überquert. Dahinter befindet sich breites Gehgelände und der tiefste Punkt zwischen Karkopfgipfel und Ostgrat ist erreicht.

vom Podestchen südseitig abgestiegen zu einem breiten Band

Auf der Rampe der Gegenseite wartet schon der senkrecht aufragende Gratkopf mit einem außerordentlich schönen Kletterriss in bombenfestem Wettersteinkalk. Sofort konnten wir erkennen, daß diese Stelle eine Genußpartie sein würde und kletterten sie alle drei aufwärts bis zum oberen flacheren Teil, um die weitere Route einsehen zu können.

Überquerung der scharfen Rippe zur jenseitigen Rampe

Herrlich feste und bequem horizontale Tritte und Griffe finden sich am ersten Teil des Risses von unten.  Ausgeschwemmte Löcher und scharfkantige Felsoberflächen mit etwas weniger Tritten finden sich im etwas schwierigeren und einfallenden oberen Teil des Risses.

tolle Aufstiegsroute im Riss des Gratkopfes

Zwischen beiden Kletterteilen befindet sich Gehgelände über ein paar Meter. Im oberen Teil erschien Verspreizen im enger werdenden Riß als bequemste Aufstiegsmethode, wobei links Löcher im Fels und rechts Rippen zum Klemmen als Griffe dienen.

Simon im unteren Teil des Risses

Der Riss unten wäre mit II- einzustufen, der obere Teil mit III-, eher nicht mehr. Der Abstieg vom Karkopf bis zur Scharte kann in Summe mit II bewertet werden.

oben am Gratkopf – Nebel macht den weiteren Aufstieg am Grat zunichte

Die Aussicht auf weitere Erkundung war wegen Nebels nicht gegeben, worauf wir den Gratkopf wieder abkletterten. Selbst das Abklettern gereichte zum Genuß im wunderbar festen Fels und wir freuten uns schon auf den nächsten Versuch bei besseren Verhältnissen.

Blick zwischen unterem und oberem Teil des Aufstieges vom Gratkopf hinab

Nicht ganz am tiefsten Punkt, sondern gleich nach ein paar Metern ostwärts zieht eine leicht begehbare abgestufte Felsflanke über südfallende Wettersteinkalkplatten zum Normalweg hinunter, die auch als Notausstieg dienen könnte, sollte jemand mit dem ersten Gratkopf Schwierigkeiten haben.

Rückblick zum Karkopf – der Abstieg ist hinter den glatten Platten versteckt

Zuerst über felsiges, dann zunehmen schrofigeres Gelände geht es durch die „Karseite“ etwa 150Hm auf den Normalweg zurück und hinab zum Wetterkreuz.

Abstieg durch die „Karseite“ vom Gratkopf aus aufgenommen

Ein paar Steilstufen mit etwa ein bis zwei Meter Mächtigkeit werden leicht über Durchschlupfe abgestiegen.

Simon beim Studieren welche Route durch die Karseite die leichteste ist

Auf der Alplhütte nahmen wir ein tolles Mittagessen ein, die Mädels dort verstehen ihr Handwerk.

Evi beim Abstieg durch eine Steilstufe

Die gesamte Tour – wegen Nebels ja leider abgebrochen – incl. Pausen nahm knapp sieben Stunden in Anspruch, 1.350Hm waren zu bewältigen.

Mils, 07.10.2018

Erlspitze Ostgrat, 2.405m

Die wilden Zacken der Grate in der Seefelder Gruppe des Karwendels lassen immer auf ein interessantes Abenteuer hoffen und der eher in Vergessenheit geratene, selten begangene Ostgrat zur Erlspitze  versprach dem Verfasser eine schöne kurze Herbsttour zu werden.

Erlspitze, 2.405m mit Karwendelhauptkette

Der Anstieg erfolgt auf schmalem Steig vom Solsteinhaus wenige Hundert Meter nordöstlich und bereits auf der Höhe der Erlalm links abzweigend bis zu einem Steindenkmal.

Der Ostgrat der Erlspitze

Knapp nach dem Denkmal gabelt sich der Steig wobei laut AV-Führer der oberste abzweigende Steig eingeschlagen wird und diesem etwa 10min gefolgt wird.

bereits auf der Abzweigung – Rückblick zur Erlalm

Er führt in Auf und Ab über ein paar Rippen, die vom Grat herunterziehen und zwischen diesen durch ein paar kleine Schluchten die durch Geröllabgang im Sommer an mancher Stelle den Steig beeinträchtigt haben. Es gibt jedoch derzeit keine unpassierbare oder zweifelhaft gefährliche Stelle.

der obere Steig ist die Empfehlung

Anhand der Karte müßte der untere Steig ebenfalls wieder mit dem oberen zusammentreffen, um die Schluchten bzw. Rinnen zu vermeiden, das gilt es auszuprobieren.

am oberen Steig

Das „Klamml“ (gem. Kartenbezeichnung) bot dem Verfasser eine Miniquelle zum Wasser tanken, jedoch kann auf das Vorhandensein dieses Rinnsals keine Garantie gegeben werden, zu unergiebig scheint sie für eine dauerhafte Quelle zu sein.

die Gratrippe Richtung Jöchl

Sie liegt auch bereits höher als 1.800m und der Karwendelkenner weiß, daß in dieser Lage kaum mehr Quellwasser anzutreffen ist, wobei dies im Hauptdolomit, in dem man sich in der Seefelder Gruppe befindet, wieder anders ist. Der Hauptdolomit mit seinen zahlreichen feinen bis feinsten Klüften dürfte als Wasserleiter und -speicher ideal sein.

Wasser auf gut 1.800m

Nach dieser Stelle (siehe Foto) führt der Steig in kurzen Serpentinen in sehr brüchiger, teilweise nur kieskorngroßer Felsqualität steil zur Grathöhe hinauf. Eine Verwitterungsform des Hauptdolomits besteht in sehr kleinstückigem polygonalem Korn – Grus, wie der Geologe sie nennt. Diese Verwitterungserscheinung begleitet den Bergsteiger über den gesamten Grat.

auf der Gratrippe angelangt, letzter Rückblick Richtung Solsteinhaus

An der Grathöhe angelangt mache man nicht den Fehler des Verfassers und schreite entschlossen dem Steig entlang über die nächste Rippe weiter, sondern blicke sofort nach den ersten Metern in der Bergwiese links auf den sich ausbildenden Ostgrat hinauf.

Der Ostgrat schon ausgeprägter zu sehen

Eine deutliche, sich trichterförmig verengende Latschengasse bildet sich direkt am Gratbuckel aus, der weiter gefolgt wird und die zu einem Vorkopf des schärferen Grates führt.

die Latschengasser mit Rückblick auf die wiesenbewachsene Gratrippe

Der Vorkopf ohne Latschenbestand ist rasch erklommen. Am Weg dorthin öffnet sich ein Blick auf die Fleischbanktürme im Nordwesten der Erlspitze, die am Beginn eines Zweiggrates von der Erlspitze nach Norden zunächst ein wild gezacktes Gratabenteuer bieten. Juergen hat sie besucht und einen Bericht über diesen Anstieg zur Erlspitze verfasst.

Blick nordwestlich auf die Fleischbanktürme

Am obersten Punkt des Vorkopfes blickt man in ein bizarres Felsengewirr mit vielen vertikalen Schichtrippen mit Schuttreisen zwischen den Rippen und fragt sich zunächst, wo denn hier der Einstieg zu finden sein könnte.

Anstieg auf den Vorkopf

Die Rippen hinter dem noch wiesenbewachsenen Vorkopf sehen alles andere als leicht aus, die Bewertung II träfe für sie niemals zu.
Aber der Einstieg will erkundet werden und so schreitet man an einem riesigen Felsenfenster nach Norden zum Ende des Vorkopfes und erkenn, daß zwischen ihm und den jenseitigen Felsen ein unüberwindbarer Felsabbruch liegt.

Rückblick nach Abstieg

Also muß das Glück etwas tiefer liegen – waren die ersten Gedanken – und schätzungsweise 40Hm mußte der Verfasser verschenken, um zu einer schuttgefüllten, sehr steilen Rinne zwischen dem äußersten Flankenteil des Berges und dem Bergstock selber zu gelangen um dort den einzig machbar erscheinenden Aufstieg zu einer hoch liegenden Scharte zu gelangen.

durch diese hohle Gasse muß er kommen…ein mühsamer Aufstieg

Im Verschnaufen vom schweißtreibenden und unangenehmen Aufstieg über Schotter und Erdmatarial auf die bergseitige Flanke des Westgrates geblickt, kann so gut wie keine weitere Route ausgemacht werden. Das Abenteuer durch den komfortablen Riss steil aufzusteigen muß in Angriff genommen werden, um überhaupt zu wissen, ob der Anstieg durch die Rinne richtig war oder nicht.

oben an der Scharte angelangt; der Vorkopf und der Abstieg zum Beginn der Rinne deutlich zu sehen

Zum Glück ist der Hauptdolomit an diesem Einstieg fest und es bieten sich genügend – wenn auch kleine – Griffe und Tritte durch die geheimnisvolle Rinne hinauf (leider ist das Foto dazu unscharf geworden). Die Schwierigkeitsbewertung die im Führer mit II benannt wird ist hier vorhanden, alles andere am Grat ist leichter.

die bergseitige Gegenseite der Scharte

Erleichtert kann oben festgestellt werden, daß es in Gehgelände weitergeht. Die Frage stellt sich nur, ob der Anstieg zum Grat selber richtig ist, oder eine Rampe unterhalb eines auffallend orange gefärbten Felskopfes.

Aufstieg mit Eigenorientierung – orange gefärbter Fels mit Rampe darunter wird sich später als Aufstieg erweisen

Natürlich versucht der Karwendelgeher immer möglichst hoch zu bleiben und entdeckt dabei am Grat einen Durchschlupf unterhalb eines Felsturmes der die Züge eines Basilisken trägt. Ein imposantes Gebilde am Ostgrat.

ein Basilisk auf der Grathöhe, durch das Schärtchen wurde angestiegen

Nach dem Erklimmen des Schärtchens zwischen Basilisk und Felskopf mußte der Verfasser leider feststellen, daß die Hinterseite am Grat im Alleingang nicht gangbar ist, denn die Griff-. Und Trittflächen sind zu sehr abgewittert und von Hauptdolomitgrus bedeckt (Fotos leider unscharf)

die Gegenseite des Schärtchens – ungangbar, zu brüchig

Also bleibt nur der Abstieg durch die Rinne zwischen dem eben erklommenen Gratstück und dem folgenden.
Die Rinne endet just dort, wo die Rampe unter dem farbigen Fels beginnt – das Gefühl hat nicht getäuscht.

nach dem Abstieg zur Rampe erfolgt hier der weitere Aufstieg

Anschließend folgt ein weiterer kleiner Aufschwung, der erstmals kurz abgeklettert werden kann, um jenseits einer Rinne wieder aufzusteigen. Leider ist das kurzzeitige Klettergefühl nur von kleiner Höhe und all die folgenden weiteren Gratrippen sind gleichartig geschichtet.

weiterer Aufstieg zunächst über schroffiges Wiesengelände

Türme können erklommen werden, jedoch führt der Grat nicht auf gleicher Höhe weiter, jede Anhöhe muß an ihrer Hinterseite wenig oder auch tiefer abgeklettert werden und das in recht brüchigem Fels – ein eher mühsames Unterfangen.

Rückblick nach der nächsten Rippe

Gegen Ende des Grates erhebt sich eine letzte hohe Rippe mit einem tollen Blick auf die Erlspitze bei dem der Bau des Berges mit seinen ausgeprägten Rippen und verwitterten Zwischenräumen der Nordflanke deutlich sichtbar wird.

Blick nach Westen zur Erlspitze mit gewaltiger Nordflanke

Leider muß auch diese letzte Rippe südseitig abgeklettert werden – da deren Westflanke sogar einfallend geneigt ist und kein Weiterkommen bietet.

die Rippen bieten bizarre Aussichten

Anschließend befindet man sich im Gehgelände und erreicht über Bergwiesen in 20min den Normalweg vom Solsteinhaus und in weiteren 5min den Gipfel der Erlspitze.

der Ostgrat der Erlspitze im Rückblick

Am Weg dorthin fällt noch die schöne grazile Gipfelstürmernadel auf, die man gesehen haben sollte.

Gipfelstürmernadel, 50m misst sie von Süden gesehen

Die Erlspitze bietet wunderbare Ausblicke.
Gegen Osten auf die mächtigen Felsmassive der Solsteine und weiter auf die Nordkette.

Gipfelblick auf Nordkette

Gegen Westen auf die Kuhljochspitze, die Freiungen und bis zu Reither- und Seefelderspitze im gemeinsamen Kamm.

Blick nach Westen auf die restliche Seefelder Gruppe

Nach Norden von Mittenwald bis zu allen Gipfel der Karwendelhauptkette.

Nordgrat mit Fleichbanktürmen

Der Abstieg zum Solsteinhaus erfolgte auf dem Normalweg. Eine Variante wäre den Westgrat zu nehmen (Zirler Klettersteig) und über die Eppzirler Scharte zum Solsteinhaus zu gelangen.

Solsteinhaus in der Tiefe

Als Empfehlung kann der Anstieg über den Ostgrat nur jenem gegeben werden, der gerne alte Routen sucht bei denen die Orientierung ausschließlich durch Eigeneinschätzung erfolgt, Das Fehlen von Markierungen und Steinmännern macht dies notwendig.

Karwendelhauptkette im Norden

Der Gratkletterer wird in seinen Erwartungen weitgehend enttäuscht.
Eine Karte der Route befindet sich in der Galerie.

Ostgrat vom Abstieg aus betrachtet

Für die Anreise vom Bahnhof Hochzirl bis zum Solsteinhaus wurden zwei Stunden benötigt. Für den Zustieg zum Ostgrat und den Aufstieg bis zum Gipfel gut zweieinhalb Stunden. Für Abstieg, eine tolle Knödelsuppe und der Rückreise nach Hochzirl nochmals drei Stunden. In Summe wurden 1.660Hm Aufstieg zurückgelegt.

Mils, 30.09.2018