Archiv der Kategorie: Tuxer Alpen

Schitour Pangert, 2.550 m

Eine versteckte Schönheit könnte man die Schitour auf den Pangert mit treffenden Worten beschreiben. Und abgelegen, trotz der Nähe des Schigebietes Mayrhofen, das ist sie mit Sicherheit genau so wie sie auch landschaftlich einen ganz eigenen, nicht alltäglich zu erlebenden Reiz ausstrahlt. Man sei hinsichtlich ihrer Begehung jedoch entschlossen sie rechtzeitig im Spätwinter zu absolvieren, denn die Schneeauflage im Südost gerichteten Aufstieg zum Hochleger der Sandegg Alm schwindet gerne früh im Jahr.

Tourengruppe am Pangert mit Herwig, Andrea, Hermann und Bärbel

Mit einem Jahr Verspätung schafften wir es im schneearmen Winter 2022/23 gerade noch rechtzeitig die schöne Schitour zu absolvieren. Den Aufstieg zum Hochleger der Sandeggalm erlebten wir auf seiner rechten Seite schon teilweise fleckig aper im unteren Teil, sodaß wir auf die Schattenseite, die vom Waldrücken über den sich die Möslbahn hinaufzieht gebildet wird, wechselten und dort bessere Schneeverhältnisse vorfanden. Das im Aufstieg zum Hochleger teilweise recht steile Gelände ist mit Sträuchern gespickt, sodaß sich eine vorausschauende Spurwahl als vorteilhaft empfahl.

Start beim Parkplatz Gasthaus Mösl bzw. gegenüber Almhof Roswitha

Weiter oben wechselten wir hinüber zu den Holzgebäuden des Hochlegers. Der direkte Aufstieg auf den Gratkamm vor dem Tal zum Pangert wäre auch möglich, jedoch bietet der Abstecher über die Alm phantastische Ausblicke auf dem schönen Gratkamm, der sich bis hinab ins Hochtal des Hochschwendbergs zieht.

nach dem Waldweg ins offene Gelände der Sandeggalm

Der schönste Blick bei der Ankunft am Gratrücken ist wohl jener in Richtung des weiteren Routenverlaufs auf den Pangert. Einem schmalen Gletschertal gleich, dennoch dadurch nicht entstanden, zieht die Talfurche nach oben mit beeindruckender, direkter Sicht auf den Gipfel des Pangert an dessen Ende.

über die freien Almweiden erfolgt der Aufstieg

Das Aufstiegsgelände vom Tal bis über den Sandegg Hochleger ist als Bergsturzgebiet geprägt und bereits unten am Sandeggalm Niederleger durch große Felsblöcke im Hang erkennbar. Durch ihn, den Sandeggalm Niederleger schlängelt sich der Aufstieg durch den Hang empor.

Sandeggalm Niederleger

Im Aufstieg mußten wir uns selbst im beginnenden März des schneearmen Jahres 2023 im linken Teil des Hanges – dem durch das Gelände eher sonnengeschützten Teil – halten und dort in kurzen Serpentinenstrecken emporarbeiten.

im Hang zum Hochleger musste in Aufstiegsrichtung links queren, da rechts bereits große apere Stellen den Aufstieg behinderten

Weiter oben, unter bereits besserer Schneelage, beschlossen wir am Sommerweg entlang zum Sandegg Hochleger hinüber zu wechseln. Verlockend sonnig erschien der Aufstieg auf den Rücken oberhalb der Alm. Alternativ könnte man in direkter Linie weiter ansteigen, allerdings steil.

Beginn der Querung zu den Almgebäuden des Hochlegers der Sandeggalm

Diese Entscheidung war landschaftlich betrachtet auch die richtige. Oberhalb der Almgebäude stiegen wir zwar in firngeprägtem Altschnee weiter, die Landschaft gegen die Kammhöhe und weiter auf dessen Rücken ist jedoch malerisch und den Umweg allemal wert.

Sandeggalm Hochleger

Am Kammrücken bietet sich von einem Jägermarterl aus ein schöner Ausblick auf die Talgegenseite mit Sidanalm und Rastkogelhütte. Zwischen den letzten Zirben schlängelt sich der Aufstieg über die Kammhöhe entlang bis unter die steileren Felsen des oberen Teils des Kammrückens, der dort bereits eine gratartige Ausprägung besitzt.

am Jägermarterl ist die Grathöhe erreicht, im Tal gegenüber die Sidanalm und die Rastkogelhütte

Eigenartigerweise befindet sich die namensgebende Bergspitze der Sandeggalm ein Tal weiter westlich, das Sandegg, mit schroffer Ausbildung seiner in das trennende Tal abfallenden Hänge. Von Sand kann bei der diesseitigen Betrachtung des Sandeggs keine Rede sein, besteht er doch aus dem generellen Baumaterial der Tuxer und unserer unmittelbaren Umgebung, aus Phylliten und thront dort steil auf der Gegenseite des Talübergangs als dessen höchste Erhebung.

bei einer kurzen Trinkpause in das malerische Tal hinter dem Gratrücken geblickt

Ein für die Tuxer Alpen ungewöhnlich langes, schroffes Tal zieht nun hinter dem Übergang vom Rücken, der in selbiges leitet, zum Gipfel des Pangert hinauf. Vom Übergang aus kann der Pangert mit einem Höhenunterschied von gut 500 Hm bereits in beeindruckender Weise eingesehen werden. Ebenfalls wird ein Großteil des Aufstiegs bis zur Steilstufe sichtbar.

im Hintergrund eine der Spitzen, die am rechten Talrand den Grat zum Pangert bilden

Dem steilen Hang, durch den sich der Übergang zieht, kann, wenn man ihn bei zweifelhafter Lawinensituation nicht anschneiden möchte, ausgewichen werden indem weiter unten, an einem Felsköpfchen anstelle links über den Buckel aufzusteigen, rechts ins Tal zu wechseln. Der steile Hang wird somit im Tal umgangen. Die Spuren treffen sich nach etwa 15 min des Aufstiegs im Tal wieder.

der malerisch beeindruckende Aufstieg am Gratbuckel könnte lang andauern

In unserem Fall erreichten wir das einsam schöne Tal mit einigen hausgroßen Felsbrocken als Kontrast in der Schneedecke relativ unverspurt. Die Aufstiegsspur geleitete uns bergwärts, jedoch waren keine Abfahrtsspuren in den schönen Hängen zu sehen. Die Gruppe vor uns hat sich sehr am sehr steilen südseitigen Hang orientiert, um zum Übergang zu gelangen.

er wechselt jedoch nach wenigen Minuten zur Querung

Das wäre nicht notwendig gewesen, denn die schönen Hänge kann man bis unten hin befahren, bevor man mit etwas Schwung bei der Abfahrt den Übergang wieder erreicht. Über diese Situation freuten wir uns natürlich, weil außer uns niemand aufstieg.

hier treffen die Spuren wieder zusammen, links im Bild die Umgehung des steilen Hangs

Über die schöne Landschaft hinweg stiegen wir mit einigen Serpentinen fast bei Windstille bis zur Steilstufe auf.  Dort änderte sich die Situation drastisch. Eingetaucht in den Schatten der südöstlichen Talbegrenzung und mitten in der Düsenwirkung der engen Steilstufe kämpften wir gegen talwärts gerichteten thermischen Wind und jede Menge Triebschnee, der die Spur völlig bedeckte und die Sichtbarkeit derselben auslöschte.

bäriges Aufstiegsgelände im Tal voraus

Diese Passage mag bei mehr als mäßiger Lawinenwarnstufe ein Kriterium sein die Tour nicht zu unternehmen. Die Hangneigung erreicht dort auf einer kurzen, aber engen Strecke, signifikant mehr als 35°. Die Enge der Steilstelle im oberen Teil umfasst im Falle eines Abgangs ein großes Einzugsgebiet von Südost, die Hanglage ist nordwestexponiert und die Topografie begünstigt durch ihre Düsenform die Ansammlung von Triebschnee.

im Flachteil vor der Steilstufe

Das Trogtal an sich, vor allem im letzten Teil vor dem Sattel, besitzt durch seine Form und Flankenneigung Potential an Lawinenabgängen von Nordwest bei sehr eingeschränkter Fluchtmöglichkeit.

Aufstieg im großteils mit Triebschnee zugewehtem Steilstück

Wer jedoch Vorsicht walten läßt und bei einwandfreien Bedingungen mit schönem Wetter aufsteigt, findet im oberen Teil eine spektakuläre Kulisse für eindrucksvolle Bilder vor. Im Aufstieg durch den Trog besticht die Aussicht auf das in der Sonne glänzende Gipfelkreuz des Pangerts.

Rückblick oberhalb des Mittelteils

Am Sattel angekommen eröffnet sich die Sicht auf die hohen Gipfel im Tuxer und Zillertaler Hauptkamm ebenso, wie auf das Schigebiet am Hoarberg. Fast eben könnte man auf der Hochfläche und dem folgenden sanften Grat zum Schafskopf und weiter zur Hoarbergbahn gelangen.

traumhafte Szene des Aufstiegs im Trogtal, rechts hinten der Kreuzgipfel des Pangerts

Die letzten 50 Hm zum Pangert Kreuzgipfel erfolgen mit einigen engen Spitzkehren über den Steilhang auf den Gipfelfelsen. Wenn er auch nicht der Pangert selbst ist und sein Gipfelkreuz dies verhüllt, so ist er doch das Ziel. Der Pangert selbst, eine unscheinbare felsige Kuppe, liegt 80 m nordwestlich des Kreuzgipfels und ist um 5 m höher als der Kreuzgipfel, der für den Bergsteiger sinnvoller als Gipfelpunkt anzunehmen ist.

rechts die steile Flanke zum Pangert

Vom Gipfel besticht der Überblick über die Zillertaler Dreitausender und das beeindruckende Massiv des Rastkogels. Des Rastkogels Südostgrat bildet den Standpunkt des Gipfelkreuzes und die ins Tal nach Mayrhofen und ins Tuxertal abfallenden Teilgrate.

Blick in den Norden nach Hochfügen mit den dortigen Schitourenzielen

Gegen den Uhrzeiger, beginnend in Hochfügen im Nordosten, finden sich viele schöne Schitourenziele. Mit Marchkopf, Kraxentrager, Kuhmöser, Kellerjoch, Sonntagsköpfl, Gilfert und der Traumtour von Hochfügen auf den Roßkopf, wobei dieser nur vom geodätischen Pangert Gipfel aus sichtbar ist. Den Abschluß im Nordwesten bildet der Rastkogel.

im Westen die Gipfel des Tuxer Hauptkamms, Kleiner Kaserer, Olperer (Bildmitte) und Hoher Riffler

Vom Westen bis Südosten fallen ins Auge, der Kleine Kaserer am Nordgrat des Olperer, der Hoher Riffler mit seiner runden Gipfelkuppe, der Große Möseler, die Hornspitzen, die Zsigmondyspitze, der Schwarzenstein, der Große Löffler, in nächster Nähe im Tal gegenüber die Ahornspitze, der Rauchkofel, die Dreiherrenspitze und die Reichenspitzgruppe.

Im Süden die Dreitausender des Zillertaler Hauptkamms, Größer Löffler im linken Drittel, Großer Möseler im rechten

Der Blick reicht im Südosten weiter zum Großvenediger und zum Großglockner, letzterer in 71 km Entfernung.

gegenüber die Ahornspitze und rechts der Stillupgrund

Die Abfahrt wählten wir entlang der Aufstiegsstrecke. Es gibt anscheinend noch die Möglichkeit ein Tal weiter südlich abzufahren, wie Spuren es verrieten, die weiter unten wieder zum Vorschein kamen. Allerdings kannten wir das Gelände zu wenig, um diese Möglichkeit zu erkunden.

Pangert, 2.550 m

Über den Steilhang ruppig hinab fuhren wir in das Trogtal ein, in dem die Schneeverhältnisse durch den Triebschnee weicher waren. Bis zum Beginn der Steilstufe wechselte die Schneedecke mit windgepressten Partien ab.

Blick durch das Aufstiegstal bis zur Sandeggalm

In der Steilstufe herrschten großteils weiche Verhältnisse und im Steilen löste Treibschnee kleine Rutscher aus, die uns die zu befahrende Maximalneigung vorgaben. Trotz leicht inhomogener Schneedecke im schattigen Teil der Abfahrt ließ sich eine angenehme Abfahrtslinie finden.

Unten im sonnenbeschienen Teil, der auch schon in den flacheren Hangteil überging, durften wir uns auf die unbefahrenen Passagen freuen. Während die Spuren der früheren Befahrungen alle im steilen Hang rechts der schönen Flächen verliefen hatten wir das gesamte Gelände zur Erstbefahrung zur Verfügung.

Rückblick auf die Abfahrt nach der Steilstufe

Unten nach der Querung auf die Rippe zur Sandeggalm entschieden wir uns nicht über den Aufstieg bis zur Alm zu fahren, sondern auf der rechten (südöstlichen) Seite zu bleiben, um dort den noch vorhandenen Pulverschnee zu nutzen.

schönstes Gelände oberhalb der Sandeggalm

Im weiteren Verlauf der Abfahrt erreichten wir recht bald verkrustete Parteien, denen mühevoll im Schatten durch die südlich gelegene Felsrippe ausgewichen werden konnte. Dichtes Strauchwerk behinderte die Abfahrt im Weichen jedoch massiv, sodaß wir beschlossen auf die sonnige Nordseite des Hanges auszuweichen.

Rückblick auf den Pangert

Dort war zwar Firn aufzufinden, dieser jedoch mit dem bereits niedrigen Sonneneinfallswinkel schon im Erhärten begriffen. Weiters mußten wir eine rechte Slalomfahrt um die bereits zahlreichen aperen Stellen fahren, wodurch sich die Abfahrt schweißtreibend gestaltete. Frühjahrserlebnisse eben.

im oberen Teil der Sandeggalm noch Pulverschnee als Abfahrtserlebnis

Für die landschaftlich überraschend schöne Schitour müssen 1.215 Hm bezwungen werden. Die Hangexposition bis zum Hochleger der Sandeggalm erfordert frühe Begehung im Jahr, besonders in schneearmen Wintern. Anfang bis Mitte März dürfte ein Idealzeitpunkt sein, um sich im Tal hinter der Sandeggalm schon genügend Licht zu erfreuen.

epischer Blick auf den Brandberger Kolm links und die Ahornspitze rechts, im Hintergrund die Kleinspitze, schließlich der schöne Rauchkofel

Wir haben für die 4,8 km lange Strecke 5:10 Stunden benötigt, incl. aller Pausen und dem Wechsel im Aufstieg auf die Schattenseite.

letzte Eindrücke einer schönen Schitour

Der Gasthof Mösl ist momentan aufgelassen und wir parkten dort am Seitenstreifen zur Hoteleinfahrt. Oben auf der Kuppe gegenüber dem Almhof Roswitha befindet sich ein kleiner öffentl. Parkplatz.  Der Almhof Roswitha empfiehlt sich darüber hinaus zur Einkehr nach der Tour – die Moidl bewirtet dort Tourengeher auf Zillertaler Art.

Mils, 05.03.2023

Schitour Sonntagsköpfl, 2.244 m

In Hochfügen gelegen, stellte die Schitour auf das Sonntagsköpfl eine kurze Tour dar, die im schneearmen Winter 2022/23 nach wochenlanger Schönwetterperiode und halbwegs ergiebigen Schneefällen an diesem Wochenende eine gute Möglichkeit ergab, auch bei stürmischer Nordströmung eine Unternehmung auszuführen.

Herwig und Andrea am Sonntagsköpfl, 2.244 m

Schneesicher, mit dem Start auf 1.460 m gelegen, sowie hinsichtlich der Hangneigung eine wenig durch Lawinen gefährdete Schitour, haben wir eine passende Auswahl für die Wetterverhältnisse getroffen. Allein dichter Nebel oberhalb des Waldes störte in einem Ausmaß, daß für den oberen Teil eine erneute Begehung notwendig wurde. Der Rest der Tour war ein nettes Erlebnis.

Start beim äußersten Parkplatz Hochfügen

Dem Schitrubel ausweichend, am Beginn des Parkplatzes in Hochfügen, beginnt der Aufstieg über die Loipe talauswärts. Die Parkgebühr von fünf Euro entrichtet man am Automat weiter drin am Parkplatz, oder an der ersten Liftkassa.

auf der langen Wegstrecke entlang der Loipe Richtung Maschentalalm

Der leicht ansteigenden Loipe folgt man ganze 1,7 km und legt dabei 110 Hm zurück, wofür man – je nach Geschwindigkeit – mit einer Aufwärmzeit zwischen 20 und 30 min in das Waldgelände einsteigt.
Der Einstieg in den Wald ist nicht markiert und es mag mehrere Abzweigungen geben.

Einstieg in den Wald nach der langen Linkskurve

Neuschnee bei unserer Tour ließ nur einen einzigen Einstieg erkennen und zwar etwa 30 m nach der langgezogenen Linkskurve, die in den Graben des Maschentalbachs führt. Es ist auch möglich nach Belieben vorher im Wald zu verschwinden, weiter oben treffen alle Anstiege zusammen.

Aufstieg im Wald

Der Aufstieg im Wald führte bei unserer Begehung über schön verschneites Gelände durch angenehm lichte Passagen bergauf. Der Anstieg wird rasch steiler und erreicht gegen die Waldgrenze hin auf kurzen Strecken die Maximalsteigung von etwa 30° und leicht darüber.

malerische Waldpassagen

Auf dem freien Gelände kam Freude im Hinblick auf die pulverige Abfahrt auf, die aber gleich etwas eingedämmt wurde, nachdem sich das ständig größer werdende blaue Loch in der Wolkendecke wieder zusehends verdunkelte. Dieses oft zu beobachtende Phänomen nach Niederschlägen sollte unseren Aufstieg und auch die Abfahrt im oberen Teil kräftig trüben.

bestes Aufstiegs- und Abfahrtsgelände

Etwa auf 1.850 m, nach einem Übergang auf flacheres Gelände und einer Baumgruppe, wurden wir von einer äußerst dichten Nebelbank eingehüllt, die leider das Aus für die weitere fotografische Dokumentation der schönen Schitour bedeutete.

an der Waldgrenze wird der Anstieg etwas steiler

Die Spuren leiteten uns verlässlich weiter nach oben, wenngleich sie auch an manchen Stellen gesucht werden mußten, vor allem bei abgeblasenen Übergängen auf kleinen Kuppen. Die Spur folgt durchwegs dem Südostrücken, der nach dem Auftauchen aus dem Wald stetig nach oben führt. Rechts ein Graben, der sich parallel dazu bis in die Hälfte des Anstieges hinaufzieht.

bärige Szenen bei Neuschnee

Nach etwa 2/3 der Strecke wendet sich die Route für eine längere Strecke nach rechts (nordöstlich), um direkt auf den Rücken zu gelangen, auf der sie weiter südwestwärts hinauf führt. Weiter oben erkannten wir dann die Stahlschneebrücken, die unweit des Gipfels dessen baldiges Erreichen anzeigen.

Baumgruppe am beginnenden Flachstück, leider ab hier starker Nebel

Die Gipfelkuppe des Sonntagsköpfls  ziert ein Holzkreuz aus 1981 und die Windstation des LWD, die auch für die Tourenplanung dient. Bei unserer Begehung hatten wir Wind auf Nordost mit 30 bis 40 km/h und etwa -15°C, welche sich markant an unseren Fingern bemerkbar machte.
Vom größeren Bruder, dem Gilfert, war nicht einmal eine Flanke zu sehen.

Bei Wind und Nebel am Sonntagsköpfl

Nach dem Abfellen und Rüsten zur Abfahrt nahmen wir diese ohne Gipfelrast auch sogleich in Angriff. Sie gestaltete sich im dichten Nebel bis hinab auf die ebene Fläche (~ 1.900 m) schwierig. Nach dieser Höhenmarke tauchten wir schlagartig aus dem Nebel heraus. Lediglich der Schneefall blieb erhalten.

Einige schöne Hangpartien konnten wir schließlich abfahren, ohne Angst haben zu müssen, irgendwo aufzufahren, oder irgendwo über Felskanten hinabzustürzen. Leider währte dieses Vergnügen nur kurz oberhalb des und im Wald bis hinab zum Weg mit der Loipe.

wieder zurück am Weg

Da wir im Wald in der Falllinie abfuhren erreichten wir den Weg auch an anderer Stelle als wir im Aufstieg in den Wald eingestiegen waren und zwar etwa 250 m vorher in Richtung Hochfügen zurück. Tückisch hierbei der Wassergraben neben dem Hang. Die Strecke am Weg zurück zum Parkplatz kann bis auf kurze die Anbindung an die Straße ohne Anschieben abgefahren werden, bei der Anbindung sind ein paar Höhenmeter zu überwinden.

Ende einer an sich schönen kurzen Schitour, diesmal leider ohne Sicht am Ziel

Eine schönere Variante besteht durch die Abfahrt südlich des Sonntagsköpfls über die Lamark-Almen Mittelleger und Niederleger. Diese Strecke setzt allerdings gute Sicht voraus, da sie mit steilen Passagen und mit Schrofen versetzt ist.

Route Schitour Sonntagsköpfl

Für die kleine Schitour haben wir gesamt 3 Stunden benötigt, wobei hier beachtet werden muß, daß die Abfahrt aufgrund des Nebels stellenweise kaum schneller möglich war als der Aufstieg. 800 Hm sind zurückzulegen.

Mils, 26.02.2023

Mölser Berg, 2.479 m

Eine kleine ansprechende Runde kann man über den Mölser Berg im Wattental, zwischen der Lizum und dem Mölstal unternehmen. Mit 1.100 m Aufstieg stellt sie ein ideales Unternehmen für zweifelhafte Wetterlagen, wenig Zeit und als Trainingsrunde dar. Das Ziel lohnt sich aufgrund seiner zentralen Lage am Ende des Wattentales mit bärigen Blicken rundum. Für den Abstieg bieten sich der markierte Steig nach Schotteben und weiter auf die Militärstraße in die Lizum, oder ein wegloser direkter Abstieg vom Gipfelkreuz entweder vorne vom Gipfelkreuz nach Norden, oder – diese Variante wird hier vorgestellt – direkt nach Westen ebenfalls über das weglose Gelände zur Kehre an der Militärstraße im Mölstal an.

vom Gipfelkreuz zum Mölser Berg geblickt (oranges Triangulierungszeichen links)

Wer mit weglosem, steilem Gelände zurechtkommt, dem seien die beiden letzteren Varianten empfohlen, sie führen über schönes Blockgelände und alpines Strauchgewächs auf die Militärstraßen hinab. Wer unbekümmert einer Richtungsfindung wandern will bleibt auf den Steigen, bzw. von der Mölser Scharte auf dem fast weglosen Gratrücken – bei dem es keine Richtungszweifel gibt – und unternimmt die längste aller Runden auf vorgegebenem Pfad. Möglicherweise ist der Mölser Berg aufgrund der direkten fehlenden Abstiegsmöglichkeit nach vorne kein sehr häufig besuchtes Ziel, möchte man doch eher eine Runde beschreiten und weniger den selben Rückweg als hin zum Ziel. Auf den Steigen ist das allerdings nur durch den kurzen Rückweg in die Scharte vor dem geodätischen Gipfel des Mölser Bergs möglich, bevor der Abstieg nach Schotteben erfolgt. Die Rundwanderung erfährt dadurch einige mehr an Länge, als durch einen Direktabstieg, siehe Routen weiter unten.

Mölssee (2.239 m)

Als Anstieg wurde bei dieser Begehung der malerische Steig ins Mölstal gewählt, der nach den Almhütten des Möls Niederlegers bei der Kehre direkt nach Süden abzweigt. Dies ist der Winteraufstieg der Schitouren auf den Mölser Kamm, z. B. auf den Nördlichen Klammer Schober, der Eigenroute des Verfassers auf die Naviser Sonnenspitze und auf die bekannteste Erhebung im Mölstal, der Mölser Sonnenspitze. Er mündet am Mölser Hochleger wieder in die Militärstraße ein.
Die Almgebäude am Hochleger werden passiert und  der Bach, der vom Mölssee herabzieht überquert. Dort bildet sich der Steig gut sichtbar aus und führt, etwa östlich, auf den ersten Rücken unterhalb des Sees bevor er nach Süden dreht und in einem Einschnitt weiterführt.

Aufstieg vom Mölssee auf die Mölser Scharte (2.379 m)

Oben am Ende des Einschnitts bildet sich ein flaches Becken aus, das den idyllischen Mölssee (2.379 m) birgt. Einige Minuten muß man dort verweilen, um die Idylle zu verinnerlichen und den Reiz der Landschaft aufzusaugen. Im Osten über dem See bildet die Mölser Scharte den Horizont. Der kleine Unterstand des Truppenübungsplatzes ist bereits sichtbar, sowie der Steig dorthin.

Links und rechts neben dem Steig wächst im Frühsommer unter anderen Blumen der gelbpunktierte Enzian in gar nicht geringen Inseln und stellt dort das höchste aller Gewächse dar. Am steilen Anstieg über Serpentinen zur Mölser Scharte wird auf Gesteinen aus dem Anis, Dolomit und Kalkmarmor, aufgestiegen, bevor die Scharte erreicht wird. Die gesamte Strecke vom Parkplatz bis zum Gipfelkreuz befindet sich im Innsbrucker Quarzphyllit, wie ein sehr großer Teil der Tuxer Alpen generell, sodaß diese Gesteine, die kaum wahrgenommen werden, wenn man nicht speziell darauf achtet, eine Ausnahme darstellen und am Nordrand einer noch viel imposanteren Ausnahme, dem Tarntaler Mesozoikum, lagern. Über letzteres, dem Tarntaler Mesozoikum, gibt es am Blog zwei Beiträge über wunderschöne und leichte Bergtouren, die kleinere auf die Tarntaler Köpfe und die ausgedehnte, darauf aufbauend, weiter zum Lizumer Reckner.

Rückblick auf den Aufstieg vom Mölssee auf die Mölser Scharte

An der Mölser Scharte (2.379 m) könnte die Runde auch ohne den Gipfel hinab nach Schotteben und weiter auf die Lizumer Böden fortgeführt werden, wodurch sie aber an Reiz verliert, fehlt doch eine ganz nette Gratüberschreitung und das sehenswerte Gipfelkreuz selbst.

Etwa 30 Hm müssen nach der Mölser Scharte in Richtung Norden bewältigt werden, um den Grat zu erreichen, bevor es länger am Gratrücken entlang weitergeht. Der Steig ist über den allergrößten Teil der Strecke am teilweise breiten und teilweise schmalen Gratrücken gut sichtbar.

Abschnitt am Gratrücken zum Mölser Berg

Nun folgt ein angenehmes Auf und Ab über die buckelige Landschaft mit üppigem Wiesenbewuchs und nicht wenig mit Alpenblumen, bevor ein etwas tieferer Abstieg in eine blockgefüllte Einsattelung führt an deren anderem Ende ein steiler und felsiger Aufstieg wartet. Etwas kühn mag der Gratbuckel in Wandereraugen aussehen, er ist jedoch ohne jede Schwierigkeit und Kletternotwendigkeiten zu erklimmen. An seiner Nordseite führt der Gratrücken über Wiesen zur letzten Einsattelung vor dem geodätischen Gipfel des Mölser Bergs, bzw. dem wirklichen Mölser Berg mit 2.479 m Seehöhe. Wer diesen Gratbuckel nicht besteigen möchte, der umrunde ihn links (westseitig) auf Wiesen.

Blick vom Gratbuckel nach Norden; Mölser Berg rechts, am Weg dorthin die Einsattelung mit dem Zustieg von Schotteben

An der Einsattelung vor dem Mölser Berg treffen beide Steige zusammen, der soeben begangene Südgrat und der Anstieg über die Ostflanke der Bergrippe von Schotteben herauf. Für jenen, der die Runde auf markierten Steigen bewältigen will stellt der Steig nach Schotteben den Abstieg dar.

herrlicher Blick vom Gratbuckel auf die Tarntaler Berge

In wenigen Minuten führt der Gratrücken auf den Mölser Berg, dessen Gipfelbereich ein leider notwendiges Triangulierungszeichen verschandelt, und er deshalb vom Verfasser nicht begangen wurde. Nach kaum 10 min ab dem Sattel wird der Kreuzgipfel des Mölser Bergs erreicht.

vom Gratbuckel auf das Mölstal in der Tiefe geblickt; unten Mölser Hochleger

Das massive, hohe und mächtig fundierte Gipfelkreuz befindet sich in einem Steinaltar eingebettet und stellt ein Gedenkkreuz für alle Wattentaler dar, die in den beiden Weltkriegen gefallen sind, sowie auch für jene aus dem Tal, die in der Schlacht bei Spinges, Südtirol (1797) – die für die Tiroler ein wichtiges Gedenken an die Vertreibung der feindlichen Napoleonischen Truppen aus dem Land darstellt – gefallen sind. Letztere sind sogar namentlich erwähnt, ein schöne Darstellung der Talgeschichte wie der Verfasser findet.

Gipfelkreuz am Mölser Berg, 2.479 m

Auf den Westabhängen der mächtigen Hippoldspitze im Osten gegenüber dem Mölser Berg befinden sich die tollen Almgebäude der Außermelanalm, der Niederleger und der Hochleger, die im Augenblick der Aufnahme spotartig beleuchtet wurden.

nordöstlich gegenüber die Außermelanalm mit Nieder- und Hochleger

Der beste aller Blicke ist wohl jener in den Süden mit den Krönungen an Gipfeln in der Wattener Lizum. Von links (südöstlich) muß man dort die mächtige Kalkwand, mittig die Lizumer Sonnenspitze mit den Tarntaler Köpfen im Vordergrund und dem höchsten Tuxer Gipfel, den Lizumer Reckner im Hintergrund, bis nach rechts, die Naviser Sonnenspitze erwähnen.

Ansicht des Südens vom Mölser Berg; die Tarntaler Berge als Highlight in der Wattener Lizum

Hinter dem Kamm zum Voldertal, knapp südlich der Seekarspitze, einem einsamen Schitourenziel, lugt noch das Rosenjoch hervor, ein Gipfel auf der sagenhaft schönen Runde rund um das Voldertal und bereits im Kamm zum Wipptal gelegen.

Blick in den Südwesten mit der Naviser Sonnenspitze in Bildmitte

Der leichteste und offizielle Abstieg über den Steig nach Schotteben erfordert die Rückkehr zur oben beschriebenen Einsattelung vor dem eigentlichen Mölser Berg, hier die Karte dazu:

Mölser Berg Normalabstieg

Eine Variante, und zwar jene direkt vom Gipfelkreuz nach vorne, nach Norden in Richtung Kanzel (2.147 m), beschreibt Roman auf seinem Bericht über den Mölser Berg in Hikalife und am Ende stellt er auch eine Karte zur Verfügung.

Die Abstiegsvariante des Verfassers findet hier auch nur mit einer Karte und verbal Erwähnung, da er es unterlassen hat Bilder anzufertigen. Die kleine Wanderung war zum Zeitpunkt der Begehung nicht als veröffentlichungswürdig eingestuft.

Mölser Berg Variante Abstieg westlich im Detail

Vom Gipfelkreuz kann man kurz nach Südwesten in eine breite Mulde und weiter über Blockwerk, oder westlicher über einen recht steilen Hang auf den knapp 100 Hm tieferen Karboden weglos absteigen. Für den Abstieg westlich, direkt auf die Kehre der Militärstraße im Mölstal zu, empfiehlt der Verfasser hohe Bergschuhe die auf steilen Bergwiesen gut halten, sowie gute Bänder im Sprunggelenkbereich, da die steilen Wiesenflächen wenig ebene Stellen aufweisen.

Weiter nordwestlich sollte nicht abgestiegen werden, unterhalb des Gipfels befindet sich ein Hinweisschild, daß dort die Ruhezone von Auerwild beginnt.

Mölser Berg Variante Abstieg westlich, Übersicht

Im Karboden faszinieren hausgroße Felsblöcke mit eindrucksvollen Spaltungen und Verwendungsspuren von Tieren als Abri, einem natürlichen Schutzdach. Über tolle Hänge wird der Abstieg fortgesetzt. Die Almrosenbüschel, die dabei durchwandert werden sind ein weiterer Grund für hohe Bergschuhe, soll nicht das Schienbein unter den knorrigen Zwergsträuchern leiden. Die Formen und Farben der Moose erfreut das Herz am Abstieg.

Nahe der Militärstraße werden die ersten Zirben erreicht, sowie ein Jägerstand hinter dem Steigspuren durch den schmalen Waldstreifen oberhalb der Kehre führen. Oder man bleibt im offenen Gelände und trifft weiter unten auf einen geheimnisvollen Steig, der vorne um den Mölser Berg herum führen soll, wenn man der Karte in Outdooractive Glauben schenkt. Ab der Kehre führt der Schotterweg talauswärts.

Kamm von Mölser Scharte (oberhalb schlängelnder Schotterweg) bis zum Mölser Berg vom Nordgrat der Kalkwand gesehen; Zustieg von Schotteben rechts abzweigend in die zweite Einsattelung, rechts Mölser Berg

Die kleine Runde erfordert 1.100 Hm Aufstieg, und 4:15 Stunden Zeit bei zügigem Schritt. Die Variante des Verfassers erstreckt sich über 14,3 km.

Auf dem Normalabstieg nach Schotteben und Wanderung über die Lizumerstraße fallen 17,4 km und entsprechend mehr Zeit (ca. + 45min) an. Dort dient die Lizumer Hütte als Stützpunkt, von der aus auch mit dem Hüttentaxi ausgefahren werden kann.

Daten von Romans Variante über den Nordabhang sind auf Hikalife nachzulesen, Link oben.

Mils, 09.07.2022

Lizumer Reckner, 2.886 m – über Tarntaler Köpfe

Zum höchsten Gipfel der Tuxer Alpen, dem Lizumer Reckner, führt ein malerischer Anstieg aus dem Wattental über die Tarntaler Köpfe, der zum Geier fortgeführt und mit dem Abstieg zur Lizumer Hütte zur Rundtour erweitert wird. Die landschaftlichen Eindrücke im Oberen Tarntal können es dabei nach der – gegebenenfalls verwegenem – Überzeugung des Verfassers mit den Eindrücken der Landschaften im Dead Valley, Kalifornien, aufnehmen, im des Landes gleichen geografischen Maßstab versteht sich, farblich aber allemal und inmitten des Oberen Tarntals stehend, ohne jeglichen Zweifel.

Aussicht auf die Große Runde über die Lizumer Sonnenspitze und den Lizumer Reckner

Diese Reise möge jener speziell dann unternehmen, welcher der Meinung ist, die Berge der Heimat bestünden einerseits aus Kristallin, andererseits aus Kalk, oder umgekehrt und – zum verschwindenden Teil in Nordtirol – aus Dolomit. Eine neue Variante der heimatlichen Vielfältigkeit ist dem Begeher dieses Wunderlands absolut sicher, wobei Erinnerungen an Wintertouren dorthin nicht statthaft sind, denn, weiß bedeckt vermögen die Eindrücke im Winterkleid die geologische und farbliche Wirklichkeit der Landschaft völlig zu verschleiern denn widerzugeben. Dies soll der hier vorgestellte Grund sein die Reise über die alpinistisch harmlosen Gipfel des Sommers zu unternehmen, die auch als ein Naturgeheimnis der Tuxer bezeichnet werden könnten. Enttäuschung ist dabei ausgeschlossen, Magie des Augenblicks und Erinnerung auf Dauer dabei garantiert.

 

Edit auf der Lizumer Sonnenspitze

Dieser Bericht stellt die Fortsetzung der Runde über die Tarntaler Köpfe dar, die mit dem Abstieg von der Tarntaler Scharte die vom Verfasser im Bericht „Tarntaler Köpfe, 2.756 m – Runde zur Lizumerhütte“ beschrieben wird. Die Erweiterung dieser kleinen Runde startet an der Tarntaler Scharte und beginnt mit dem zunächst mühsamen Aufstieg über die nördliche Schuttflanke der beeindruckenden Lizumer Sonnenspitze. Sie gipfelt mit dem einprägsamen Rundblick nach dem Aufstieg zum Lizumer Reckner in ungewöhnlichem Gestein. Sie endet mit dem geologisch weiterhin interessanten Abstieg über den Geier und zur Lizumer Hütte.
Es empfiehlt sich somit den Bericht über die Tarntaler Köpfe vorher zu lesen.

Kieselschiefer mit schraubenförmiger Gestalt

Hinweis: In der Bildergalerie des vorliegenden Berichtes befinden sich ein paar Bilder von den außergewöhnlichen Eindrücken der vielfältig geformten Gesteine im Anstieg zu den Tarntaler Köpfen. Diese überlappen mit dem Bericht des Zustiegs über die Tarntaler Köpfe und sind nicht Gegenstand der nachfolgend beschriebenen Strecke, jedoch müssen die Impressionen davon einfach zugänglich gemacht werden, so sehenswert und mystisch sind diese Naturerscheinungen (!) -, sowie auch ein Bild aus dem Dead Valley, das der Verfasser zur Untermauerung zu seinen gewagten Aussagen in der Einleitung erwähnt und damit beides, seine Heimat und die Natur in der Fremde würdigen möchte. Was gibt es „natürlicheres“ als dieses statische Chaos, gestalt- sowie farbenfroh und geduldig, hie und dort?

Anstieg zur Nordkante der Lizumer Sonnenspitze knapp vor der Tarntalscharte

Die phantastisch anzusehenden Oberflächen in den Tarntaler Bergen und der Reckner stellen eine außergewöhnliche Laune der Natur dar, indem geologisch-tektonischen Prozesse in vielen Millionen von Jahren eine Insel von gegensätzlichem Ursprung zur weithin sichtbaren Umgebung geschaffen haben.
Eine, ähnlich aus fremder Umgebung herausgebildete, in Gestein, Entstehung und Ausprägung dennoch gänzlich unterschiedliche Landschaft, die sich etwa 27 km perfekt westlich des Lizumer Reckners in den einzigartigen Kalkkögeln ergab und ein weiters einzigartiges Geschenk für die heutigen Bewohner des Landes darstellt, mag kein Zufall sein. Beides Relikte des Erdmittelalters, beide völlig verschieden, beide einzigartig.

Anstieg zur Nordkante der Lizumer Sonnenspitze von der Tarntalscharte

Der Blick entlang gleißendem Sonnenlicht des Vormittags von der Tarntaler Scharte auf die deutlich erkennbare Gratscharte mit dem Durchstieg am massiven Nordgrat, der sich vom Gipfel der Sonnenspitze in Richtung Oberes Tarntal hinzieht und dessen Mächtigkeit dorthin abnimmt, mag von unten als verwegenes Ziel erscheinen, in Wahrheit und mit nur wenig ausgeprägter Entschlossenheit bewältigt es jeder ernsthaft interessierte Bergwanderer mit Leichtigkeit. Der Aufstieg auf schlechtem Steig über die schiefrigen und erdigen Schutthänge erscheint mühsam, ernsthaft gefährlich, oder ausgesetzt ist er aber keinesfalls. Zwischenraste gibt es an Schrofen im Hang bevor das Felsgelände am Durchstieg erreicht wird.

Rückblick auf den Zustieg zur Tarntalscharte von den Tarntaler Köpfen

Tonschiefer, dunkler und heller Dolomit, Dolomitmarmor sowie Plattenkalk prägt den Aufstieg zur kurzen Rinne auf den Westgrat der Lizumer Sonnenspitze. Im unteren Teil oberhalb der Tarntalscharte befindet sich unter einem mächtigen dachartigen Vorsprung der darüberliegenden Felswand des Nordgrates ein unzureichend stabil gebauter und daher bereits in Auflösung begriffener Holzbau, der wohl eine Art Unterstand darstellen soll. Es macht den Anschein, daß er nie vollendet, ja in halbfertigem Zustand aufgelassen wurde – kein Ruhmesblatt.

im ersten Drittel des Aufstiegs zur Nordkante der Lizumer Sonnenspitze (Dolomite Kössen Fm.)

In der kurzen Rinne, die eigentlich eine stark erweiterte Rissfuge am Grat darstellt, werden die letzten Höhenmeter in angenehmen Stufen überklettert und dabei eine Linse rötlichen Kieselschiefers in eher grün gehaltener Umgebung des selben Gesteins angetroffen. Der Einsatz der Hände über diese Stufen ist notwendig, jedoch stellen die Felsbänke keine Schwierigkeit dar.

kurz vor der Nordkante der Lizumer Sonnenspitze mit leichten Kletterstellen

Oberhalb der Felsen wechseln die Kieselschiefer ihre Gestalt und zeigen dichten Wiesenbewuchs, bis hinauf zum Gipfelkreuz, das an dieser kleinen Flachstelle nach den Felsen bereits sichtbar ist.

Rückblick auf den schräg erfolgten Aufstieg (beachte die rote Kieselschiefer am unteren Bildrand)

Im Süden fallen gleich Lizumer und Naviser Reckner auf, die bei der ersten Betrachtung angebrannt erscheinen, oder als völlig schwarze Kohlenhaufen. Ebenfalls fällt das Blockgelände an deren Nordfuß auf, das mit dunkelbraunen Tönen wiederum eine andere Färbung zeigt und sich in das Obere Tarntal erstreckt.

Gipfelkreuz der Lizumer Sonnenspitze in Sicht

Am Steig geht es nun dem Gipfel der Lizumer Sonnenspitze entgegen. Teilweise verschwindet der Steig am felsigen Grat, die Richtung ist aber nicht zu verfehlen. Man kann die äußerste Gratkante vor dem Nordabbruch wählen und muß gegen das Gipfelkreuz hin leicht in die Flanke hinein. In gut zehn Minuten wird der Gipfel erreicht.

erster Blick ins Obere Tarntal mit dem Lizumer Reckner

Das schöne und massive Holzgipfelkreuz auf der Lizumer Sonnenspitze der Bergrettung Wattens, auf 2.831 m, wurde 2002 zum 50-jährigen Vereinsjubiläum errichtet und bald wird es das 75—jährige Bestandsjubiläum feiern dürfen. Viel Platz prägt den Gipfelbereich nicht und  Sitzgelegenheiten auf den spitzen Schichtungen sind rar, dennoch legten wir eine 20 minütige Pause am zentralsten Hochpunkt der Tarntaler Berge ein, um die Landschaft in Augenschein zu nehmen.

Lizumer Sonnenspitze, 2.831 m

Gegen Süden, in Marschrichtung der Rundtour, bietet sich ein sagenhaftes Bild mit vielfältigen Eindrücken. Dominierend der Lizumer Reckner mit seiner „kohlrabenschwarzen“ Erscheinung und im Vordergrund die Farbspiele der vielfältigen Gesteine im Oberen Tarntal zeichnen etwa Eindrücke wie man von jenen etwa der Artist’s Palette oder am Zabriskie Point kennt – in anderen Farben, jedoch genauso wechselhaft (siehe Fotos des Verfassers in der Bildergalerie).

phantastische Szene im Obere Tarntal mit Lizumer Reckner und den Gipfeln des Tuxer Hauptkamms

Bei dem aus der Ferne schwarz erscheinenden Gestein des Lizumer Reckners handelt es sich um Serpentinit, einem Gestein das im Ozeanboden vor etwa 187 +/- 14 Ma* durch Umwandlung unter hohem Druck und nicht sehr hohen Temperaturen gebildet wurde.
Hinter dem Reckner im Süden, nun ganz und gar nicht mehr mit dem Dead Valley vergleichbar, die Zillertaler Alpen mit dem Olperer.

Naviser Reckner mit den mannigfaltigen Gesteinen im Oberen Tarntal, dahinter die südöstlichen Stubaier Alpen

Im Westen fällt das Obere Tarntal nach dem Naviser Reckner in die Knappenkuchl hin ab. Durch das nicht von Blockwerk bedeckte Hochtal und über die Kante zum Abhang ziehen sich verschiedenfarbige Kalk- und Kieselschiefer sowie Bänderkalkmarmore dahin. Weit in der Ferne die Stubaier Alpen, davor die sanften grünen Tuxer Kämme des Navis- und Schmirntals.

die mächtige Kalkwand (ein aufgesetzter Dolomitgipfel) im Osten

Der Abstieg von der Lizumer Sonnenspitze führt, wie am Aufstieg oberhalb der Einschartung am Westgrat über die steilgestellten grüngrauen Kieselschieferplatten, die sich, nach dem unmittelbaren Gipfelaufbau, mit Kalkschiefer (an der beigebraunen Farbe leicht zu erkennen) und Breccien abwechseln.

Tarntaler Köpfe im Norden

Der Abstieg wird flacher und erreicht einen Tiefpunkt in der etwa 1,5 km langen Strecke von der Lizumer Sonnenspitze bis zur Einsattelung zwischen Geier und Lizumer Reckner. Auf dieser Strecke wechselt sich der Kieselschiefer mehrfach mit dem nun erstmals auf der Begehung auftretenden Serpentinit ab. Deutlich sind die Übergänge anhand der Farben und Formen zu erkennen während man sich dem schwarzen Koloss des Lizumer Reckners nähert.

Abstieg über steil gestellte Kieselschieferplatten

Etwa nach 25 Minuten vom Aufbruch auf der Sonnenspitze wird etwa am Nordostgrat des Reckners eine tiefe Senke erreicht, die bei unserer Begehung noch mit einem Restschneefeld gefüllt war. Anschließend an die Senke führt der – nur mehr anhand von vereinzelten Steinmännern erkennbare – Steig durch ein Bergsturzblockfeld mit tollsten Formen und Farben. Zumindest an dieser Seite des Lizumer Reckners hätten wir keinen Blockgletscher mit Toteis erkennen können.

 

letztes Schneefeld in tiefer Senke am Nordostgrat des Lizumer Reckners; das Trümmerfeld links beinhaltet phantastische Gesteine

Die Gesteine, die im Bergsturzblockfeld liegen stammen von der Ostseite des Lizumer Reckners und man findet dort beispielsweise eine, auch in der weiteren Umgebung nicht auftretende, außergewöhnliche grünliche Breccie, die aus dunklen Karbonaten (Kalken) und Serpentinit besteht – Ophikarbonat genannt. Eine Mischung aus Serpentinit und Sedimenten dürfte auch die feinkörnige Kluftfüllung darstellen.

Ophikarbonat – grünliche Breccie, dunkle Karbonate (Kalken) und Serpentinit

Das Trümmerfeld besteht jedoch weitestgehend aus Serpentinit, ein Umwandlungsgestein das charakteristisch glänzenden Bruchflächen und grüne, grünschwarze und schwarze Farbtöne, durchzogen von roten bis rotbraunen Flecken, aufweist. Es wird im Natursteinhandel, für Kunstobjekte und als Schmuck genutzt.

Handstück Serpentinit mit typisch glatter, glänzender Bruchfläche

Die eigenartigsten Oberflächen können hier bewundert werden. Zum Bild oben findet man in der Literatur die Erklärung: „…ist Scherung aufgrund der Kräfte üblich, die durch die positive Volumenänderung bei der Hydratation von Mantellithologien in Verbindung mit einer geringen Scherfestigkeit und oft einem etwas chaotischen Taumeln aufgrund von Auftriebskräften erzeugt werden…“.

Scherfläche an Serpentinit

Nun, der wissenschaftlichen Wahrheitsgehalt wird hier nicht zu erörtern sein, jedoch ist vorstellbar, daß die Zähigkeitseigenschaften und das Kristallwachstum dieses Gesteins bei Scherung solche ungewöhnlichen Flächen hervorzubringen imstande sind. Wobei sich in der Literatur häufig die Aussage von Bindung von Wasser bei der Entstehung von Serpentinit, und darüber hinaus die Aussage „…von maßgebender Bedeutung für den Wasserhaushalt der Erde…“ findet – um ein abgerundetes Bild der obigen Aussage wiederzugeben – welch unbekannte Schätze uns doch in der Heimat widerfahren.

Quer durch das sagenhafte Trümmerfeld führt die Route, bei der mitten im Feld die Steinmänner verschwinden, auf die Einsattelung zwischen Geier und Reckner.
Der Anstieg führt auf schuttig-erdigen Flächen empor, wobei wir die unterhalb der Einsattelung wieder sichtbaren Markierungen nicht ansteuerten, sondern links davon über flacheres Gelände aufstiegen.

Rückblick auf den Steig von der Lizumer Sonnenspitze zum Reckner mit dem phantastischen Trümmerfeld

Der Grund für den Schwenk war der schlechte Zustand des Steigverlaufes in losem, rutschhaftem Gelände, das zu steil für dessen lose Oberfläche erschien. Mittels Spitzkehre und dem Aufstieg auf der Leeseite einer Wechte am Sattel erreichten wir denselben.

Aufstieg zum Sattel zwischen Geier und Lizumer Reckner; wir sind links auf die Kuppe und dann über das Schneefeld zum Sattel

Am Sattel erspäht man auch gleich das Gipfelkreuz und den Aufstieg, der im oberen Teil durch Fels, der in leichter Kletterei bewältigt wird, führt. Zunächst setzt ein Steig am Sattel nach Norden fort und die Stöcke können noch eingesetzt werden.
Dem Aufmerksamen wir dort und auf dem weiteren Aufstieg auffallen, daß auf Serpentinit spärlich und vereinzelt Pflanzenwachstum zu beobachten ist. Dies hängt mit den reichen Schwermetallanteilen im Gestein zusammen.

Naviser (li) und Lizumer Reckner – die beiden einzigen Serpentinitgipfel in den Tuxern

Nach kaum fünf Minuten wird eine Stelle erreicht an der Chrysotilfasern vom Felsblock abgewittert wurden und am Boden liegen. Chrysotil ist ein Schichtsilikat, das bei der Entstehung von Serpentinit gebildet wird, es ist eines der Asbestminerale, somit krebserregend, und wurde früher für hitzebeständige Kleidung und für Dachverkleidungen verwendet.

Chrysotilgestein und -fasern am Boden während des Aufstiegs

Kurz danach steht Fels am Steig an, der mit Hilfe von Klammern erklettert wird. Kleinere Klettereien setzen ab dort bis zum Gipfel fort, der in wenigen Minuten erreicht wird. Der Aufstieg vom Sattel bis zum Gipfel beträgt lediglich 77 Hm. Serpentinit sein rutschig, so ein Alpenvereinsführer zum Aufstieg auf den Reckner. Wir konnten diese Eigenschaft im Aufstieg nicht feststellen, die oben beschriebenen glatten Bruchflächen des Gesteins stellen aber höchstwahrscheinlich die Ursache für diese Aussage dar, vor allem im nassen Zustand.

die erste zu überkletternde Felsstelle; mit Klammern keine wirkliche Herausforderung

Die Aussicht vom Lizumer Reckner ist phänomenal. Als Höchster der Tuxer Alpen mit einer Dominanz von 7,7 km im Süden (Kleiner Kaserer) und nur einem sichtbaren höheren Gipfel im nördlichen Halbkreis, der Zugspitze in 56 km Entfernung. Streng westlich befindet sich die Haidenspitze in 43 km und streng östlich der Kuchelmooskopf in der Reichenspitzgruppe mit 35 km Entfernung als jeweils naheste höhere Erhebung.

Lizumer Reckner, 2.886 m – gegen die hohen Gipfel des Tuxer Hauptkamms

Der Ausblick an diesem Tag war durch Bewölkung und dadurch Abschattung in den Norden begrenzt, die Zillertaler Alpen mit den gegenüberliegenden Gipfeln des Tuxer Hauptkamms jedoch eindrucksvoll zu betrachten. Zwischen Gfrorene Wand Spitzen und Olperer blickt man auf den höchsten Zillertaler Gipfel, den Hochfeiler. Zwischen Hohem Riffler und den Gfrorene Wand Spitzen blickt man auf den Großen Möseler und noch weiter links (östlich) auf den Schwarzenstein. All jene in zwischen 20 und 23 km Entfernung.

Hochfeiler in 20 km Entfernung

Der Naviser Reckner ist dem Lizumer westlich vorgelagert, um 62 m niedriger, und mit einem brüchigen Grat verbunden, dem man, so wie dem Aufstieg auf den Lizumer von der Einsattelung zum Geier aus, mäßige Schwierigkeit in der Kletterei attestiert. Den Übergang haben wir aus Zeitgründen nicht unternommen.

Naviser Reckner – ein anschauliches Beispiel der geringen Verwitterungsbeständigkeit des Serpentinits

Durch ihre Farbe eindrucksvoll zu betrachtende Felsstürze umgeben den Naviser Reckner sowohl als den Lizumer. Serpentinit verwittert mit rötlich brauner Färbung (aufgrund der darin enthaltenen Eisenoxide?). Beide Bergstöcke bestehen vollständig aus Serpentinit, wobei die Südflanken der Sonnenbestrahlung ausgesetzt sind, junge Abbrüche im Süden bestätigen die zeitliche Entwicklung. Nur die südlichen Flanken, nicht die solar bestrahlten Nordflanken und nicht die jungen Abbrüche im Süden, zeigen rötlich braune Verwitterungsfärbung.

Kalkwand im Nordosten – auf ihrer Nordseite wartet sie mit geringen Malachitvorkommen auf

Phantastische Farbspiele sind im gesamten Umkreis der beiden Reckner festzustellen. Diese bilden das Tarntaler Mesozoikum (Erdmittelalter) bzw. größtenteils, denn die Kalkwand, nordöstlich talgegenüber, und Teile der Mölser Berge gehören auch dazu, wenn auch in einer anderen Decke.

Griffjoch mit Schafseitenkamm in den südlichen Tuxern; in der Tiefe das Kluppental

Eindrucksvoll ragen die Tarntaler Köpfe mit dem Blick vom Lizumer Reckner in der Frontalansicht nach Norden vom Grat auf. Darunter, in deren Bergstock, sind die tieferliegenden Gesteine als Schrofenbänder sichtbar. Es handelt sich dabei um ein schmales Band von Dolomiten der Kössener Schichten und darunter Kalkschiefer.

Tarntaler Köpfe im Norden, rechts Lizumer Sonnenspitze

Am Abstieg, nahe der Einsattelung, kann eindrucksvoll das Vorkommen von Chrysotil im Serpentinit betrachtet werden, sowie dessen vom Fels abgewitterte Fasern, die daneben aufgestreut lagern. Die Bruchstücke des Chysotilminerals besitzen etwa die Größe eines Zündholzes und an den Enden kann man die feinen Fasern erkennen, aus denen das Bruchstück besteht. Die Proben liegen direkt neben dem Steig und sind leicht zu finden, wenn man genau schaut.

Chrysotilfasern (auch Weißasbest) am Südgrat

Der Übergang zum Geier gestaltet sich in sehr ebenflächigem, rundem Terrain, topographisch völlig unverständlich im Vergleich zu den Felsgestalten der Reckner. Und der Geier selbst, obwohl ebenfalls von Serpentinit aufgebaut, ist kofelartig rund geformt mit keiner nennenswerten Erhebung über seine Kuppenfläche hinaus. Welch Gegensatz zu seinen felsigen nördlichen Nachbarn.

epischer Blick nach Süden – mittig in der Tiefe die wunderbare Hornspitze

Dem ungestörten Ausblick vom Geier auf die Größen des Tuxerkammes der Zillertaler Alpen muß ein Kleinod hinzugefügt werden, das man leicht übersieht, blickt man nur in Schnee und Eis. Es ist dies die Hornspitze, welche als südlichster Gipfel den Übergang von den Tuxer Alpen zu den Zillertalern markiert, genau bildet das Tuxer Joch die Grenze. Ihre reizvolle Besteigung kann nur empfohlen werden.

Kind des Phyllits – silbrig glänzende Hornspitze

Knapp 50 Hm Schartenhöhe zwischen ihm und dem Lizumer Reckner sichern dem Geier gerade noch Gipfelstatus, jedoch ist er durch seine Lage bedeutend, denn er stellt die südlichste Erhebung im Reckner Komplex dar, dem oberen Teil des Tarntaler Mesozoikums. Er begrenzt die geologische Besonderheit mit seiner steil nach Süden abfallenden Flanke zum Junssee hin. Mit dem Ende des Abhangs beginnt das Glockner-Deckensystem mit Kalkphyllit und Bündnerschiefer.

Rückblick nach Norden auf die Reckner

Der Abstieg vom unspektakulären Geier beginnt eher flach und zieht über einen interessanten Hangabschnitt, bei dem die Lagerung der unteren Gesteine des Tarntaler Mesozoikums noch einmal sehr anschaulich betrachtet werden können.

die Fremde in Bildmitte – Pluderling; ein völlig anderes Gestein anderer Entstehungsgeschichte bildet die Grenze zum Erdmittelalters

Dort findet man oberhalb des Steigs als unterste Schicht Dolomite, Kalkmarmore, mit Auftreten von Rauwacke, darüber die schon mehrfach fotografierten Kieselschiefer und darüber Breccie.

malerischer Junssee vor der Kulisse der südlichsten Tuxer Gipfel und des Tuxer Hauptkamms

Am Joch zwischen Geier und Pluderling dringen bereits die Bündnerschiefer der Glockner-Decke in das Tarntaler Mesozoikum ein und dies ist anschaulich durch die fast homogen mit Schieferplaten bedeckte Oberfläche des Pluderlings im Osten erkennbar. Vergleicht man die Landschaft unmittelbar im Vordergrund (Nordwesthang Pluderling) mit der dahinter liegenden der Kalkwand, dann stellt man völlige Unterschiedlichkeit fest und hat einen weiteren Beleg für das hoch wechselhafte geologische Gebiet.

schön sichtbare chronologische Entwicklung der Gesteinsschichten am Südostabhang des Geiers (zuoberst die Breccien-„Tatze“)

Um die Felskante herum und bereits im Kar zum Lizumer Boden hinab gibt es einen einzigartigen Blick auf eine Vielzahl verschiedener Gesteinsarten hin zur Lizumer Sonnenspitze als da wären: Serpentinit, Kalkschiefer, Kieselschiefer (rot?, grün), Jurabreccie, Rhät-Dolomit (hellgrau bis gelbbraun), bunter Tonschiefer, blaugrauer Plattenkalk, grauer Mergelschiefer.

 

Vorstoß der Bündnerschiefer der Glockner-Decke von Süd am Pluderling

Am weiteren Abstieg gäbe es noch ein für das Tarntaler Mesozoikum typisches Gestein zu sehen, die Quarzitschollenbreccie. Leider ist diese fotografisch der Hektik des angestrebten Hüttenbesuches in der Lizumer Hütte zum Opfer gefallen und muß ein anderes Mal abgelichtet werden.

 

Rückblick in den Norden mit phantastischen Farben der Gesteine zur Lizumer Sonnenspitze

Für die phantastische und lehrreiche Rundtour über die Tarntaler Köpfe auf den Lizumer Reckner und Geier mit Aufstieg und Abstieg vom und zum Parkplatz Walchen, sowie alle Pausen und dem Hüttenbesuch haben wir 11:45 Stunden benötigt.
Die Strecke beträgt 24,2 km und die Aufstiegsarbeit 1.785 Hm. Im oben verlinkten Bericht über die Tarntaler Köpfe ist die Möglichkeit mit dem Hüttentaxi in die Lizum anzureisen beschrieben. Benützt man dieses, dann verringert sich der Aufstieg auf etwa 1.200 m und die Strecke beträchtlich.

 

Mils, 03.07.2022

* Millionen Jahre

Tarntaler Köpfe, 2.756 m – Runde zur Lizumerhütte

Die kleine Schwester der sagenhaft schönen Runde über die Tarntäler zu Lizumer Reckner und Geier stellt die kürzere Runde über die Tarntaler Köpfe mit dem Abstieg von der Tarntaler Scharte zur Lizumer Hütte dar. Im Gesamten auf Steigen verlaufend, mit einer kurzen, durch einen Felssturz verlaufenden Passage ohne Markierungen, jedoch mit eindeutig sichtbarer Route, findet der versierte Wanderer eine leichte Bergtour mit verzaubernden Formen, Farben und Natureindrücken.

Großer Tarntaler Kopf vom nördlichen Vorbau

Am Schönsten wird die Runde mit dem langen Anstieg vom Parkplatz vor dem Lager Walchen in der Wattener Lizum erlebt. Durch den Aufstieg über Außermelan- und die idyllische Innermelanalm und den phantastischen Zirbenwald nähert man sich den Tarntaler Köpfen allmählich und genießt den Vorzug die Eindrücke aus vielen Blickwinkeln zu erleben.

Blick von der Außermelanalm auf die Tarntaler Sonnenspitze

Der Transfer mit dem Hüttentaxi ist eine weitere Möglichkeit des Aufstiegs in die Wattener Lizum, sie mag dem weniger konditionsstarken Geher vorbehalten sein. Die Nutzung zum Abstieg ist ebenfalls möglich, Details über das Hüttentaxi finden sich im Internet.
In jedem Fall meide man den Aufstieg über die Straße in die Lizum, auf der linken Talseite wandert es sich wesentlich schöner als auf der Mölserbergseite. Zum Abstieg kann man sich die Straße ja einmal ansehen.

Innermelanalm im Rückblick vom Zirbenweg

Am Fußweg muß vor der Brücke zum Hauptgebäude des Militärlagers auf der linken Seite neben dem Wattentalbach aufgestiegen werden. Die ersten 700 m neben dem Bach führen als Eintrittskarte über teilweise rutschiges Augelände, bevor der aufsteigende Waldweg beginnt. Der breite Waldweg erstreckt sich über 1,8 km bis zur Innermelanalm, zum Beginn des Steiges durch den Zirbenwald.

Tarntaler Sonnenspitze links, Tarntaler Köpfe recht davon

Nach dem Ende der Waldgrenze steigt der wieder zum breiten Weg sich ändernde Steig durch kleine Felsschrofen hindurch auf das Plateau der Lizum, östlich des Militärgeländes mit den Kasernengebäuden. Dort führt eine Gasse zwischen Abgrenzung des Militärgeländes und einem Stall auf die Zufahrt zur Lizumer Hütte. Diese kann man nehmen, wenn man nicht bis zur Hütte aufsteigen will. Wenn man es dennoch will, kann man auch bei der Hütte quer über den Bach und über die Almweiden in Richtung Westen den Steig nach Schotteben erreichen.

nun auch die Klammspitzen ganz rechts zu sehen; links die Tarntaler Scharte, über die abgestiegen wird

Den kürzeren Weg über den elektrischen Weidezaun durch das Kasernengelände meide man in jedem Fall, der OVT des Lagers dort muß Haltung zeigen ist meist sehr angerührt, wenn blutige Zivilisten das Gelände betreten von dem aus die lustig anzusehende Holländertruppe Frühsommers immer ihre Übungen mit Quads abhält. Auf einem der beiden Wege gelangt man jedenfalls auf die Westbegrenzung des Plateaus mit dem Beginn des Aufstiegs nach Schotteben, in Richtung der Lifttrasse.

Alpen-Milchlattich beim Brunnen am Weg zur Kaserne

Vermeiden lassen sich die Schotterwege auf das Klammjoch – das nun angesteuert wird – nur durch hohe Almrosenbüsche, die auf der direkten Linie über den Hang flächendeckend den Aufstieg über freies Gelände bewachsen. Da kommt man zu Beginn des Sommers, in dem die im Saft stehenden, knorrigen Zwergsträucher jedem Schritt des Begehers ihren drahtigen Wuchs dem offenen Schienbein entgegensetzen, gerne wieder auf den Schotterweg zurück, um kratzerschonender und rascher weiterzukommen.

Lager Lizum; bei den Gebäude am linken Bildrand kommt man durch auf die Straße, ohne das Kasernengelände zu betreten

Der beim Schild zugewucherte, vom TVB markierte Beginn eines Steigs, stellt möglicherweise eine Option des Aufstiegs in der Liftrasse dar, aber das müßte man aber erst erkunden – und so wurden die ausgerundeten Kurven der Fahrstraße vorgezogen und in voller Länge abgeschritten, um zu den Almgebäuden auf Schotteben zu gelangen.

am Weg zum Klammjoch; links die Klammspitzen, rechts die Tarntaler Köpfe

Auf Schotteben hätte man die Möglichkeit direkt auf Steigspuren zu den Klammspitzen aufzusteigen und somit die Runde abzukürzen. Allerdings wird dadurch der schöne Klammsee ausgelassen und der weniger Versierte findet nach dem Grat einen sehr steilen relativ weglosen Abstieg zum Steig auf die Klammspitzen vor. Die Empfehlung lautet daher die Schotterstraße zum Aufstieg zum Klammjoch zu benutzen und am Weg dorthin an einem steiler zur Mölser Scharte hin geneigten Hang vorbei zu kommen, der im Frühsommer mit der Heilpflanze Arnika in der, der Natur eigenen, unaufdringlich verschwenderisch üppigen Weise bewachsen ist.

malerisch, der Klammsee auf 2.350 m

Nach dieser satt orangen Pracht zur Rechten wartet einige Minuten weiter am Aufstieg am Abhang zur Linken ein auffällig marineblaues Feld von Schusternägeln, dem sogenannten Frühlings-Enzian. Überhaupt muß man während des gesamten Anstiegs feststellen, daß auf allen Böden im Wattental, sowohl auf den silikatischen im Anstieg zur Lizum als auch auf den karbonatischen des unteren Tarntaler Geländes eine Blumenpracht herrscht, die fasziniert.

am Beginn des Wilke Steigs

Westseitig des Klammjochs könnte man über die atemberaubende Steilwiese auf das beliebte Schitourenziel der Mölser Sonnenspitze aufsteigen. Nahe im Süden hinter dem Klammjoch liegt der Klammsee auf 2.350 m und direkt am Weidezaun zweigt nach Südosten der Klaus-Wilke-Steig ab, der den nun alpineren Aufstieg auf die Tarntaler Köpfe bildet. Hinter dem Namensgeber verbirgt sich ein Offizier des Heeres, der in der Sektion Alpinismus des HSV Absam in den 90ern verunglückt und dessen Gedenktafel am Fels beim Gipfelkreuz angebracht wurde.

punktierter gelber Enzian

Am unteren Teil des Steigs bieten die kleinen Felsköpfchen, durch die der Aufstieg erfolgt, eine herrliche Perspektive auf den Klammsee und die weit in der Ferne liegenden südöstlichen Stubaier Gletscher, frontal sichtbar die sagenhaften drei Feuersteingipfel, der Klassiker des Wilden Freigers, links davon die Tribulaune (auch als Schitour)und rechts davon der gewaltige Habicht und noch weiter westlich die zentralen Gipfel der Stubaier Alpen, von denen hier am Blog Berichte existieren, beispielsweise vom Lüsener Fernerkogel, oder von der Hohen Villerspitze.

gelbbeiger Radiolarit der Ruhpodling-Formation

Der Steig taucht in seinem lehrreichen Verlauf über verschiedene Gesteine weiter in das leicht ansteigende Tal zwischen dem Kamm der Klammspitzen und dem Stock der Tarntaler Köpfe ein, bevor er in Serpentinen den aufsteilenden Anstieg auf das Jöchl zwischen dem Kamm und dem Stock vollführt.
Auf dem Weg dorthin säumt in typischer Manier der punktierte gelbe Enzian den Steig. Ein häufig anzutreffendes Bild in den Tuxer Alpen sind Steige an denen die gleichermaßen Disteln und den gelben Enzian entweder direkt am Steigrand oder in kaum einem oder wenigen Metern wachsen. Einen solchen Abschnitt bildet der unterste Teil des Steiges zum Jöchl.

Kalk- und Dolomitbreccie mit Radiolarit

Bereits nach wenigen Minuten am Wilkesteig fallen eigenwillige Erscheinungen an Steinblöcken ins Auge. Es handelt sich hierbei samt und sonders um Sedimentgestein, Kalke, die wesentlich früher gebildet worden sind als die Gesteine des Karwendels im Inntal gegenüber. In der Mulde links neben dem Steig beginnen die recht ungewohnten Gesteinsserien mit einem gelbbeigen Radiolarit der Ruhpodling-Formation. Ein sehr hartes Sediment gebildet aus Resten von Radiolarien, einzelligen Strahlentierchen.

gefalteter Kieselschiefer, hier grünlich

In der Folge führt der Steig in den kleinen Talkessel (altes Kartenwerk nennt es Eisenkar, die Flurnamenerhebung bei TIRIS „is Karl“) wo schöne Kalk- und Dolomitbreccien zu erkennen sind. Jene auf den Bildern wurden gefaltet und sind verbunden mit Radiolarit.

Rückblick auf Klammsee und die Mölser Sonnenspitze

Gleich darauf macht man mit farblich auffälligem Gestein Bekanntschaft, das den Aufstieg etwa 100 Hm über dem Jöchl zwischen Klammspitzen und dem Nordabhang der Tarntaler Köpfe  deutlich prägt. Es handelt sich dabei um grünen, roten, manchmal violetten und dunkelgrauen Kieselschiefer auch Meta-Radiolarit. Die unterschiedlichsten Formen treten dabei auf und man kommt während des Anstiegs bei der Ausschau nach den abwegigsten Formen und Oberflächen gar nicht mehr aus dem Staunen heraus.

Tarntaler Köpfe vom Jöchl aus gesehen

Vorher noch wird das Jöchl (P. 2.478 m) erreicht, von dem Ostseitig die Sonntagsrinne auf den Lizumer Boden hinunterzieht. Steigspuren verraten eine Verbindung mit den Almgebäuden in Schotteben, ein offizieller Steig ist es aber keiner.

Tiefblick auf den Lizumer Boden

Erstmals genießt man am Jöchl den beeindruckenden Ausblick auf die Kalkwand in der Lizum auf der Talgegenseite. Die Kalkwand stellt eine sagenhaft schöne, mittelschwierige Kletterei in festem Dolomit dar, ist unwegsam durch freies, schuttbeladenes Gelände mit massigem Blockwerk erreichbar. Sie liegt außerhalb der gesicherten Wanderwege und es empfiehlt sich, wie für alle Touren im Truppenübungsgebiet, an der Tafel im Lager Walchen sich nach den Aktivitäten der Militäreinheiten zu informieren. Nicht selten am Zustieg begegnet man Resten von abgetaner Munition.

Kalkwand im Osten

Einige Minuten läuft der Steig entlang des breiten Rückens, der sich zunehmend zum Nordabhang der Tarntaler Köpfe ausbildet. Auf diesem Abschnitt herrschen vorwiegend Kalkschiefer, speziell gleich nach dem Jöchl und weiter oben auch Breccien vor. Am Aufstieg gewinnt man einen guten Überblick über den Zugang zur Kalkwand vom Junsjoch nordwärts.

Kalkschiefer mit Einlage

Der Steig führt bis knapp unter die Felsen der Tarntaler Köpfe, bevor er in grobblockigem Reisengelände sich von Süd nach Südwesten wendet. Während des Aufstiegs begegnet man in kurzer Entfernung am Steig den unterschiedlichsten und sehenswerten Formen von Kalk- und Kieselschiefern.

Rückblick auf den Aufstieg unterhalb der Klammspitzen

Nach dem Richtungswechsel müssen die farbenfrohen Blockschuttreisen von den Tarntaler Köpfen herab durchquert werden. Im Frühsommer traf der Verfasser dort noch ein relativ großflächiges Schneefeld an, das sich in einer seichten Grube auf 2.560 m erfolgreich gehalten hat, durch die Hangneigung vor der flachen Sonneneinstrahlung im Frühjahr lange geschützt.

grüner Kieselschiefer mit eindrucksvoller Bruchfläche

Nach der Vertiefung mit dem Schneefeld steigt die Route merklich an. Die Schuttreisen laufen aus, an ihre Stelle tritt Bergwiesengelände mit größeren Blöcken Kalk- und Kieselschiefers. Der Steig vollführt dort die Runde auf den Nordwesthang der Tarntaler Köpfe.

Rückblick auf den Klammsee und den Kamm zum Voldertal im Hintergrund

Auffallend im weiteren Aufstieg ist die beträchtlich zunehmende Größe der Felsblöcke am Nordwesthang. Diese Blöcke sind von der Deckschuppe der Tarntaler Köpfe herabgebrochen und bedecken ein großes eher flaches Areal unterhalb. Der Abbruch dürfte vor nicht vielen hunderten Jahren stattgefunden haben und die größten Blöcke nur gerutscht sein, wenn man den unterschiedlichen Flechtenbewuchs betrachtet.

Rückblick nach der Kurve vom Nordabhang auf den Nordosthang

In diesem Gelände gibt es noch vereinzelt schöne Fundstücke von Bergkristall, der von den Mineraliensammler der 70er Jahre verschmäht worden ist. Der damalige Boom des Mineraliensammelns wirkte sich dermaßen massiv aus, daß heute im gesamten Ötztal und auch im Zillertal kein einziges Stückchen Granat oder andere Mineralien mehr auf der Geländeoberfläche aufzufinden sind.

Bergkristall neben dem Steig

Das Gebiet der Tarntäler gehörte ebenfalls zum Eldorado der gierigen Süchtler, die der Jagd danach alles unterordneten und teilweise ihren Lebensunterhalt damit bestritten. Alles und Jedes an der Oberfläche wurde dort umgedreht und in Klüften wurde einfallend ohne Sicherung, mit dem Körper nach unten und die Füße noch an der Oberfläche, gegraben, um Stufen von Mineralien zu heben.

Bergkristallspitze

Umso erfreuter darf man heute daher sein, wenn man das Glück hat ein schönes mittelgroßes Bergkristallprisma mit dem typisch sechseckigen prismatischen Wuchs und der facettenreichen Spitze anzutreffen. Ein solcher, und mit etwa 12 bis 15mm Höhe gar kein kleiner Kristall, befindet sich direkt neben dem Steig links im flachen Teil an einer engeren Passage zwischen den massiven Blöcken. Wer den Steig auf der linken bergseitigen Seite entfernt erkundet wird weitere Kristallnester finden.

im Blockgelände knapp unterhalb der Deckschuppe

Nach diesem kristallischen Highlight auf der Tour verstärkt sich das Blockgelände und führt zu einer schuttig, sandig, erdigen Passage an der der Steigverlauf durch die lockeren Partien etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde, jedoch kein Hindernis darstellt. Man kann diese auch im Blockwerk umgehen. Damit steht man schon fast unter der Abbruchlinie der massiven Blöcke, die nach etwa 70 m weit und 40 m tief nach unten gerutscht sind. Sonderbarerweise kommt dieser Abbruch nur auf einer schmalen Linie vor, die Nordflanke der Tarntaler Köpfe steht fest und ohne größere Blöcke im Hangschutt darunter da.

steiles Gelände bis zum Felsansatz

Steil führt der sandige Geländeansatz zu den stark gefalteten Kalkschiefern hinauf, zwischen deren mittlerweile weit geöffneten Klüften sich der Überstieg auf deren Oberkante befindet. Eine kleine Stufe von zwei Metern wird mit wenigen Tritten und Griffen erklommen, um auf der flächigen Oberseite der Deckschuppe der Kieselschiefer anzukommen.

Großer Tarntaler Kopf, 2.556 m

Von unten ist bereits das nur mehr 60 Hm entfernte Gipfelkreuz zu sehen. Am Aufstieg stellen sich drei breite Bruchzonen in den Weg, Markierungen gibt es vereinzelt, sind aber auch nicht vonnöten mit dem Ziel im Blickfeld. Die erste Bruchzone ist nicht nur breit, sondern auch bemerkenswert tief (2-3 m) und zerteilt die plattig-schieferige Oberfläche sichtlich. Mit leichtem Höhenverlust wird sie an geeigneter Stelle durchschritten, die anderen, schmalen Klüfte können zum Gipfel hin umgangen werden.

Tarntaler Sonnenspitze im Süden mit imposanter Nordwand, links hinter den Köpfen die Tarntaler Scharte

Am Hauptgipfel der Tarntaler Köpfe, dem Großen Tarntaler Kopf, läßt sich das Obere Tarntal zum Teil einsehen, vor allem aber die imposant wirkende Tarntaler Sonnenspitze und den gewaltigen Lizumer Reckner, dem mit 2.886 m höchsten Gipfel der Tuxer Alpen.  Auf ihn kann man auch im Winter steigen, wenn man die Schitour zum Geier unternimmt.

Lizumer Reckner mittig, links Hoher Riffler, rechts Olperer, Fußstein und Schrammacher

Zwischen den Tarntaler Köpfen und der Tarntaler Sonnenspitze befindet sich die Tarntaler Scharte, über die in diesem Bericht zur Lizumer Hütte abgestiegen wird. Vom Gipfelkreuz am Großen Tarntaler Kopf aus ist sie nicht sichtbar, da die anderen drei Köpfe, der Mittlere Tarntaler Kopf gleich etwas tiefer südöstlich gegenüber, der Tarntaler Turm dahinter und der Südliche Tarntaler Kopf dieselbe verdecken. Ein mit Steinmännern markierter Steig führt über die 130 Hm Abstieg.

Blick vom Großen Tarntaler Kopf nach Norden auf den Mölser Berg

Der Rückblick vom Gipfel nordwärts zeigt nahezu den gesamten Anstieg im Verlauf vom Wattental, den Mölser Berg und dahinter das Karwendel.

Ansicht der Abstiegsstrecke von der Tarntaler Scharte mit bemerkenswerten Rissen in der Decke am Gipfel

Ebenfalls besteht ein vorzüglicher Blick auf den Lizumer Boden. Nördlich und östlich des Gipfelkreuzes ziehen sich mächtige Risse in die Deckschuppe und bilden einen interessanten Vorbau mit Steinschlichtung, von der die Höhe der Gipfelfelsen eindrucksvoll betrachtet werden kann.

Kalkwand mit Salzscharte nördlich; dahinter die Reichenspitzgruppe

Der vielleicht schönste Blick besteht auf die Kalkwand im Osten. Gut kann der Gratweg vom Reuterturm bis zum Gipfelkreuz betrachtet werden und der Abstieg über den Südgrat in den  „Salzsattel“ – der seine Namensgebung der weißen Gipsschichten verdankt – zur Torwand hin. Zwischen der Kalkwand und dem Salzsattel finden sich in 37 km Entfernung die atemberaubenden Gipfel der Reichenspitzgruppe genau im Osten.

Hinter dem Lizumer Reckner ragen in der Ferne die bedeutenden Gipfel des Hohen Rifflers, des Olperers in 12 km Entfernung, des Fußsteins und des Schrammachers im Tuxer Kamm der Zillertaler Alpen auf.

im Westen die Stubaier Gipfel

Im Westen dominieren die Stubaier Alpen bis hinab zu den Brennerbergen und im Vordergrund die Gipfel des Rosenjoch-Kamms der Tuxer, auf die bärige Schitouren führen, die auf diesem Blog beschrieben sind. Das Rosenjoch wies bis ins 19. Jhd. einen Gletscher auf der Nordostseite auf und noch heute hält sich der Schnee im Frühjahr sehr lange für ein tolles Figlerlebnis.

Tiefblick zu den Klammspitzen über die Felsen des Großen Tarntaler Kopfs

Nach Südosten, gegen die anderen Tarntaler Köpfe hin, wird der Gipfel des Großen Tarntaler Kopfes mit dem Abstieg auf festem Schiefer verlassen und eine Einsattelung dazwischen angesteuert.

Mittlerer Tarntaler Kopf im Abstieg zur Tarntaler Scharte gesehen

Die anderen drei Köpfe können überklettert werden, diese Route ergibt einmal einen eigenen Bericht darüber. Am Abstieg nach der Einsattelung schnürt sich der zunächst weglose Abhang mit den hausgroßen Felsblöcken etwas ein und bildet  entlang der Schrofenwand zur Linken vom mittleren Kopf herab ein kleines Steiglein, das weiter verfolgt wird.

am Steig zur Tarntaler Scharte

Seine Ausprägung verschwimmt am Weg unterhalb der Köpfe hin zur Scharte ein wenig, wodurch mit zufälligen Steinmandln abgeholfen wird, allerdings bräuchte es dieselben aber gar nicht, denn die Richtung dorthin ist durch das Gelände klar vorgezeichnet. Abschließend nach der Querung führt eine Schuttreise im Kalkschiefer hinab zur Scharte und passiert eine schöne Formation von Kalk- und Dolomitbreccie.

Steig zur Tarntaler Scharte

Auf der Gegenseite der Tarntaler Scharte kann die Runde über die Lizumer Sonnenspitze, das Obere Tarntal und den Lizumer Reckner bis zum Geier fortgesetzt und ein wieder gänzlich anderer geologischer Abschnitt erkundet werden. Diese bärige Erweiterung wird in Kürze auf diesem Blog beschrieben und an dieser Stelle verlinkt.

Formation von Breccie nahe der Tarntaler Scharte

Unten hat man die Scharte noch nicht ganz erreicht, vorher müssen noch die gelblichen Radiolaritfelsen passiert werden, bevor man an deren Südende einen vergilbten roten Markierungspunkt erkennen kann, der die Abstiegsroute anzeigt.

Blick Richtung Aufstieg zur Tarntaler Sonnenspitze

Dieser Abstieg wird nicht mehr gewartet und stellt einen aufgelassenen Steig dar. Der Grund für die Auflassung liegt mit Sicherheit im jungen Abbruchmaterial der Felsen in der Scharte. Die Trümmer der Abbrüche überdecken den Steig und über etwa 60 bis 80 Hm ist keine Markierung sichtbar.

unteres Tarntal von der Scharte aus gesehen

In der heutigen Zeit kann man es angesichts der Haftung eines Wegerhalters den alpinen Vereinen nicht verdenken, wenn ein Steig mit Felssturzgefahr aufgelassen und aus dem Kartenwerk genommen wird.

Tarntaler Scharte gegen Norden auf die Tarntaler Köpfe

Die kaum erbringbaren Verpflichtungen nach dem – für alpine Verhältnisse völlig untauglichen – § 1319a ABGB, im Zusammenspiel mit der zunehmend dreisteren Verfolgung von persönlich erlittenem Schaden, dessen nach sich ziehende Kosten durch oft erfolgreiche Abschüttelung von Eigenverantwortung stets Dritten überbürdet werden sollen, lassen die Menschheit vor sich selber kapitulieren und dadurch Schönheiten brach liegen, wenn es diesen Steig rein rechtlich heute offensichtlich nicht mehr gibt.

Lizumer Boden in der Tiefe; hier wird abgestiegen

Zum guten Glück gibt es den Steig noch physisch und seine Begehung mag lediglich eine kleine Portion Versiertheit in blockigem Gelände bedeuten, um sicher zur Lizumer Hütte abzusteigen.

Abstiegsgelände im obersten Teil (etwa über 20 Hm)

Im oberen Teil erweisen sich die Stöcke als vorteilhaft, das Terrain ist dort steil und zwischen den Blöcken schuttgefüllt, wodurch eine gute Abstützung damit erreicht werden kann. Nach etwa 50 Hm des Abstiegs gibt es keine Schwierigkeiten mehr und die ersten Markierungen von unten tauchen in der Ferne auf, an denen man sich orientieren kann.

Rückblick auf die Scharte nach der überschütteten Abstiegsstrecke

Bald ist das untere Ende der Felssturzbahn erreicht und der Wiesenansatz erfreut an seiner Blumenpracht. Selbst ohne immer gleich Markierungen im weiteren Verlauf zu erkennen gibt es keine Abstiegsprobleme, die richtige Route führt stets nach Nordosten auf die Almweide vor der Lizumer Hütte hin und der Elektrozaun der Weide, noch weit im Hang heroben, wird einfach überstiegen. Schräg abwärts querend erfolgt der Abstieg auf Steigspuren, bevor die Weide ostwärts gequert und der Wattenbach über die Brücke an der Hütte erreicht wird.

in fast direkter Linie die Lizumer Hütte angesteuert

Die Einkehr auf der Lizumer Hütte stellt das Abschlußerlebnis der bärigen Runde mit den vielfältigen landschaftlich phantastischen Eindrücken dar.  Meist wartet der ungarische Koch mit deftiger alpenländischer Kost auf, der Schweinsbraten des Verfassers war der Hit.

erneutes Vorkommen von Enzian am Ostabhang beim Abstieg

Die Lizum verlassen und die Rückkehr zum Parkplatz Walchen kann man auf drei Arten: Abstieg über den Zirbenweg des Aufstiegs, Abstieg auf der Lizumer Straße und Ausfahrt mit dem Hüttentaxi, das man bestellen muß.

Rückblick auf den reizvollen Abstieg (Scharte bei Schneefeld)

Die Runde über die Tarntaler Köpfe mit Aufstieg und Abstieg vom und zum Parkplatz Walchen, sowie alle Pausen und der Hüttenbesuch erforderte 8:25 Stunden, wobei der Aufenthalt in der Hütte sicher eine knappe Stunde Anteil daran besitzt.

leichtes Abstiegsgelände zur Lizumer Hütte

Die Strecke im oberen mittellangen Bereich misst 19 km und dabei wurden 1.370 Hm auf- und abgestiegen. Mit dem Hüttentaxi in beide Richtungen schrumpft nicht nur das Füllhorn an Erlebnissen, aber auch die Länge etwa um 11 km auf 8 km (bei nur einer Strecke mit dem Taxi auf 13,5 km) und der Aufstieg ab der Lizumer Hütte um etwa 580 m auf verbleibende 790 m, sowie der Abstieg entsprechend der Wahl.

Mils, 02.07.2022

 

Schitour Kuhmöser, 2.264 m

Beim richtigen Wetter schitourentechnisch ein Schmankerl, eine kleine Spritztour, eine Halbtagestour, der Südhang im Frühjahr eine Sonnenspritze und noch mehr positive Eindrücke  stellt das kurze Vergnügen auf den Kuhmöser von Schellenberg aus dar.

Kuhmöser, 2.264 m

Mit knapp unter 1.000 Hm Aufstieg erfolgt die Besteigung des Kuhmösers – oder Kuhmessers, wie er im Volksmund genannt wird – in knapp zwei Stunden wodurch bei frühem Start im Frühjahr auch noch vernünftige Abfahrtsverhältnisse zu erwarten sind.

Schellenberger Anger Blick Richtung Hochfügen

Der Aufstieg erfolgt zur Gänze über einen Südosthang, sodaß man sich der Sonne von Beginn an sicher sein kann. Die einzige Ermangelung bei diesem Vorhaben stellen Parkplätze dar. Etwa 1 km nach dem Gasthaus Schellenberg, bei einer Abzweigung zur Straße in den Finsinggrund hinab, gibt es ab dem Ausaperstadium einige Parkplätze und noch früher, wenn der Pflugfahrer absichtlich etwas breiter geräumt hat als notwendig.

Blick zum Kuhmöser

Den flachen, noch durchgehend schneebedeckten Weg mit zwei Kehren am zu Beginn sollte man im Frühjahr akzeptieren, oder etwas direkter mit ggf. kurzen aperen Passagen ansteigen.

Aufstieg zwischen kleinen Bäumchen und Latschen

Der Anstieg am Weg endet kurz vor der scharfen Waldgrenze in Richtung Gartalm. Dort zweigt der Anstieg auf den Kuhmöser links in die vom Schnee noch gut nieder gehaltenen Latschen ab.

oberhalb der Waldgrenze, Blick Richtung Metzenjoch

Zwischen den jungen Bäumchen zirkelt der Aufstieg fast wahllos durch die bärige Landschaft, in direkter Richtung auf die Schrofen des Kuhmöserkammes zu. Oberhalb des dichten Waldes zur Rechten könnte man über den Druckbichlsteig in den Hang zum Gartalm Hochleger queren und das Kellerjoch – oder auch Kreuzjoch genannt – vom Hochtalkessel aus besteigen.

herrliche freie Flächen voraus

Die Schitour zur Gipfelkapelle ist aber auch über den Normalanstieg auf das Kellerjoch, oder den „Kellner“, wie ihn der Einheimische nennt, eine sehr schöne Schitour.

unterwegs am völlig bewuchsfreien Südhang

Durch einen schwach ausgeprägten Graben wechselt der Anstieg auf den Kuhmöser westwärts, in gutem Abstand zu einem steinernen Lawinenschutz in Pfeilform, der weit rechts liegen gelassen wird und vielleicht gar nicht gesichtet wird, wenn man die Wendung schon weiter unten vollzieht.

leichte Kuppierung bei der Querung leitet an das Südwesteck des Kuhmösers heran

Über den schönen mittelsteilen Südhang führt die Route nun den Hang querend nach oben. Leichte Kupierung ist die einzige Abwechslung in der Querung zum Weg zum Loassattel auf den Kuhmöser während man unterhalb der wenigen Schrofen der Südwestecke des Kuhmösers entgegen strebt.

kurz vor dem Südwesteck

Während der weißen Weiten der unbewachsenen Hänge kann auf der Gegenseite in Richtung Hochfügen der Finsinggrund gut beobachtet werden.

Wetterkreuzspitze gegenüber

Von Marchkopf über den Kraxentrager bis zum krönenden Highlight des Roßkopfs und dem klassischen Schitourenberg des Gilferts hat man viele der schönen Routen vor sich.

Sonntagsköpfl, Gilfert und Gamssteine

Über eine merkbare Kuppe endet die Querung zum Südwesteck des Kuhmösers. Von dort aus genießt man einen traumhaften Blick auf die kleineren Schitourenziele des Sonntagsköpfls und der Gamssteine.

Aufstieg am ausgeaperten Südwesteck zum Kuhmöser

Über das Eck drüber führt die Schitour auf den Kuhmöser ziemlich genau dem Sommerweg entlang. Die Rippe selber ist meist rasch im Frühjahr völlig aper und man steigt in der seichten, eher noch weiter westlichen Mulde steil bis zum Gipfel an. Diese Mulde ist vom Gilfert her gut erkennbar und mutet wie eine Schipiste an.

Blick auf den Loassattel hinab

Die Szene über die Mulde hinauf, ohne den geringsten im Winter sichtbaren Bewuchs, ist beeindruckend und bei ungetrübter Sonnenbestrahlung schweißtreibend. Beim Aufziehen von dichtem Nebel dürfte der Anstieg jedoch abzubrechen sein, wenn nicht die sichere Ortskenntnis Orientierung bietet.

noch genug Schnee in der Mulde westlich der Südkante

Mit dem Abflachen der Mulde nähert man sich dem Gipfelkreuz, das rasch sichtbar wird. Leider verhinderte der Nebel bei des Verfassers Anstieg die Sicht auf das Kreuz stark. Die unüblich warmen Temperaturen ließen aufsteigende Feuchtigkeit schon rasch über dem Gelände kondensieren und somit leichten Nebel entstehen.

abflachend geht es dem Gipfelkreuz zu

Auf dem riesigen flachen Kuhmöser gibt es jede Menge Rastmöglichkeiten mit großem Abstand untereinander, sodaß jede Gruppe individuelle Plätze findet. Eine Steingruppe zwischen dem Gipfelkreuz und der Lawinenauslöseanlage für die Schellenberglawine diente dem Verfasser als Museort für die Gipfelrast.

Kuhmöser mit Kellerjoch im Hintergrund

Von dort bietet sich ein sagenhafter Blick auf die Gipfelkapelle am Kellerjoch. Und der gesamte Hang aus dem Hochtalkessel hinter dem Gartalm Hochleger kann eingesehen werden.

Gipfelkapelle am Kellerjoch bzw. Kreuzjoch

Als äußerst nordöstliche Gipfelgruppe der Tuxer Alpen reicht die Aussicht auch bis in die Kitzbüheler und Zillertaler Alpen, jedoch just nicht zur Stunde des Gipfelaufentaltes des Verfassers. Daher leider keine Bilder in der Bildergalerie davon.

Gipfelkreuz am Kuhmöser

Die Abfahrt auf der Route des Aufstiegs präsentierte sich in den steileren Passagen mit entsprechend intensiver Sonneneinstrahlung mit tiefem Einsinken, auf den flacheren Passagen mit einer passablen Firnoberfläche.

mit zwei Gleichgesinnten bei der Abfahrt zusammengetroffen

Ab der Höhe der Hänge mit Latschenbewuchs bis zum Parkplatz herrschten stets weicher werdende Verhältnisse jedoch gut fahrbar mit wenig tiefem Einsinken.

hinab zum Parkplatz Schellenberg vor der gleichnamigen Jausenstation an der Hochfügenerstraße, die immer für den Abschluß der Tour gut ist.

Bei sonnigem Wetter mußte unbedingt ein Besuch der Terrasse der Jausenstation Schellenberg und zum Bier deftige Knödeln genossen worden sein.

letzter Blick auf Hochfügen auf der Abfahrt zum Parkplatz (verdeckt durch die untersten Bäume)

Gesamt benötigte der Verfasser 3:15 Stunden bei 975 m Aufstieg und 3,6 km Strecke für die nette Tour.

Mils, 19.03.2022

Schitour Marchkopf, 2.499 m

Eine der beiden kurzen Schitouren aus dem Finsiggrund in Hochfügen ist jene auf den Marchkopf, die sich im unteren Teil die Anstiegsroute mit der auf den Kraxentrager teilt. Einige Minuten nach dem Viertelalm Hochleger zweigt die Route auf den Marchkopf links über steileres Gelände ab.

Marchkopf, 2.499 m

Die leichte Nordwestausrichtung des Hangs verspricht bis ins Frühjahr gute Schitourenbedingungen trotz dem vergleichsweise niederem Startpunkt auf 1.470 m bei der letzten Gondelbahn in Hochfügen.

Start auf der Rodelbahn nach der letzten Gondelbahn

Der gebührenpflichtige Parkplatz (Münzautomat) funktioniert auch bereits vor dem Rummel der Schifahrer, sodaß man rechtzeitig starten kann, um ihn hinter sich zu lassen. Über die Rodelbahn gelangt man zum Pfundsalm Niederleger (1.650m).

kurz vor der Pfundsalm

Ein paar hundert Meter anschließend an die Alm zweigt der Weg zum Viertelam ab, der mit ein paar Meter Höhenverlust über die Brücke des Finsingbachs auf die andere Talseite führt.

Aufstiegshang zur Viertelalm

Im Anstieg zur Viertelalm öffnet sich der Blick auf den inneren Finsinggrund mit dem dominierenden Roßkopf hoch über dem Talschluß, auf den vom Talinnersten eine bärige Schitour führt, zuletzt mit einem kurzweiligen Gratübergang und Gipfelaufstieg.

Brücke über den Finsingbach

Im Frühjahr schmelzen die kleinen Wildbäche Schneisen durch die Hänge im Almgelände, was zu einer vorausschauenden Aufstiegsweise zwingt, will man den langweiligen Almenweg vermeiden. So mancher Übergang muß, je nach Schneelage, ohne Schi überwunden werden.

am Rücken hinauf zum Hochleger

Oberhalb der Viertelalm beginnt ein Taleinschnitt mit einem steileren Rücken links und flacherem Gelände rechts. Beide Varianten sind gangbar, durch die Sonnenbestrahlung erweist sich der Rücken meist  aperer als das Flachgelände. Beide Möglichkeiten führen zum Viertelalm Hochleger, über den Rücken steiler und diese Variante zeigen die Bilder.

gegenüber am Hang das flachere Aufstiegsgelände

Oben steilt auch der rechte flache Hang auf und führt in einer Linkskurve zum Hochleger, den man nicht unbedingt passieren muß, weil es an der Linkskurve auch geradeaus weiter, durch das sich ausbildende Tal, möglich ist aufzusteigen.

Viertelalm Hochleger, 2.030 m

Oberhalb der Hochlegergebäude trifft man wieder auf das Tal, das rechts im Aufstieg heraufzieht.

oberhalb des Hochlegers; recht zieht das Tal vom flacheren Anstieg herauf

Kurz danach befindet sich ein Wegweiser, der die Gabelung zwischen den Anstiegen auf den Marchkopf und dem Kraxentrager zeigt. Zum Marchkopf führt der Hang linksseitig im Aufstieg und es ist prinzipiell egal ob man der Richtung des Wegweisers folgt oder den Hang etwas weiter oben in Angriff nimmt.

Wegweiser an der Gabelung zwischen Marchkopf und Kraxentrager (rechtes Bilddrittel in Verlängerung der Spuren)

In direkter Richtung des Wegweisers steigt man etwas flacher in den Hang ein, in direkter Richtung auf den Hang zu etwas steiler. Harscheisen sind im Frühjahr ohnehin unabdingbar, weswegen die größere Steilheit beim Direktanstieg keine besondere Hürde darstellte.

nach dem steilen Stück in eine Hochmulde

Nach ein paar Minuten steilen Anstiegs flacht der Hang ab und eine gemuldete Geländestufe zwischen Grat und einer Felsreihe im Nordwesthang wird sichtbar – der Beginn der eher flachen Überleitung zum Marchkopf, dessen Lage vom Hochleger aus weiter nordöstlich liegt als vermutet. Erst weit oben am Kamm tritt er ins Blickfeld, nachdem man bereits fast auf der Kammhöhe in der Seewand erstaunt nach einem Gipfel sucht.

Rückblick auf das steile Stück oberhalb des Hochlegers

Am Ende der Mulden im flachen Gelände gegen die Kammhöhe hin tritt bei einer Rechtswendung des Kamms plötzlich der Marchkopf ins Blickfeld und er überrascht mit seiner schroffen Form am flachen Kamm.

in die Mulde hinein

Seine auffallend aufragende Gestalt im Kamm wäre durch beständigere Schiefereinlagen im eher weichen Quarzphyllit erklärbar, sonst erscheint eine Erklärung dieser Ausbildung angesichts der Umgebung schwer.

Flachstück auf die Kammhöhe

Über den breiten Kamm zieht sich der Weg zum hoch aufragenden Kopf hinüber. Nach Nordwesten hin fällt der Gipfel schroffig steil in das darunterliegende Schuttfeld ab und für den Aufstieg im Winter eignet sich die direkte Kammlinie ebenfalls nicht. Das Gipfelkreuz am Marchkopf wird von der Südflanke her erreicht.

Marchkopf plötzlich voraus

Eine auffällige Felsschuppe in die Gegenrichtung der allgemeinen Schichtlage am Marchkopf, einem Abri1 gleich, leitet in der Südflanke auf den Gipfelpunkt.

südseitiger Anstieg auf den Gipfel; unterhalb des Felsvorsprungs hindurch

Zuletzt, über wenige Höhenmeter, steilt die Südflanke merklich auf und im Frühjahr zieht ein schmales Band von kompaktiertem Schnee der Befahrungen des Winters zum Gipfelkreuz.

Südflanke auf den Marchkopf

Über die Zillertaler Alpen bietet der Marchkopf eine tolle Übersicht. Von Großglockner in 70 und Großvenediger in 45 km Entfernung bis zum östlichsten Zillertaler Nord-Südkamm der die Reichenspitzgruppe trägt reicht die Aussicht im Südosten.

Blick nach Südosten; Großglockner, Großvenediger und Reichenspitzgruppe

Südlich finden sich die zentralen Gipfel im Zillertaler Hauptkamm mit Großem Löffler und Schwarzenstein, sowie den nicht minder interessanten Erhebungen in den Nord-Süd-Kämmen, beispielsweise die Zsigmondyspitze, alle in einer Entfernung von etwa 26 bis 28 km.

im Süden Großer Löffler und Schwarzenstein

Etwas weiter noch erblickt man den Großen Möseler und in 31 km Entfernung den höchsten Zillertaler Gipfel, den Hochfeiler, bevor der Olperer im Südwesten den Abschluß bildet.

Großer Möseler, Hochfeiler und Olperer bis Bildmitte, rechts der Rastkogel

Über den Rastkogel leitet der Ausblick in den Westen über. Dort kann erstaunlicherweise der lange Kamm von Schwarzwandspitze zur Sonklarspitze in knapp 59 km Entfernung, weiter der Wilde und der Apere Pfaff sowie das Zuckerhütl und der markante Habicht links neben der Hippoldspitze erkannt werden.

Sonklarspitze, Wilder und Aperer Pfaff sowie das Zuckerhütl und der markante Habicht links neben der Hippoldspitze

Der schwarze amphibolitisch geprägte Kamm zur Ruderhofspitze in 55 km Entfernung und der nahe Hirzer im Westen runden das Bild über Tuxer und hohen Stubaier Alpen ab.

Gilfert und Loassattel, Kuhmöser und Kellerjoch

Nordwestlich gegenüber dem Finsinggrund erhebt sich der beliebte Schitourenberg Gilfert bevor die Tuxer nach dem Loassattel mit einer letzten Aufbäumung den Kuhmöser und das Kellerjoch bilden. Beide schöne Schitourenziele, auch im Frühjahr.

im Norden das Schigebiet, rechts das äußere Alpbachtal

Im Norden tummeln sich die Schitouristen der Bergbahnen und weiter im Nordosten findet sich das Alpbachtal mit seinen tollen Touren vom Standkopf im Westen bis zum Sonnenjoch im Südosten.

bäriger Blick zur Reichenspitzgruppe mit den vorgelagerten Süd-Nord Kämmen; durch das Zoom fast schon ein bisschen surreal

Die Abfahrt in der Mittagsstund, unter aufgefirnten Verhältnissen, war natürlich ein einwandfreies Erlebnis.

Sonklarspitze, Wilder Pfaff und Habicht links vor dem Hippold im Zoom

Im steilen Teil oberhalb des Hochlegers paßt die Hangneigung optimal zum Einstrahlwinkel und dort mußten weichere Hänge in Kauf genommen werden, weiter unten im flacheren Teil herrschte Firn in der wünschenswerten Stärke über hartem Untergrund.

bärige Abfahrt in der Mulde nach der Kammhöhe

Mit vorausschauender Wahl der noch zusammenhängenden Schneeflächen konnte die Brücke im Finsinggrund erreicht werden.

Talblick mit flacherem Abfahrtsgelände im Aufstieg rechts

Über die Pfundsalm hinab mußte ein Stück Weg von knapp 3 min mit geschulterten Schi erfolgen, bevor, noch vor dem Wald, die Rodelbahn wieder fahrfähig war.

Abfahrtsgelände zum Viertelalm Niederleger

Für die leichte Schitour rechne man mit einem Gipfelaufenthalt von einer guten Stunde eine Gesamtzeit von knapp 5 Stunden.

Rückblick auf das tolle Gelände; links der steilere Rücken auf den Hochleger schon fortgeschritten ausgeapert

Der Aufstieg über die 1.050 m und 5,4 km wird in 2 bis 2,5 Stunden bewältigt.

Mils, 17.04.2022

1 Abri – Felsunterstand: https://de.wikipedia.org/wiki/Abri

Schitour Grünbergspitze, 2.790 m vom Voldertal

Bekannt ist die Schitour auf die Grünbergspitze vom Navis- und vom Arztal aus, man kann sie aber auch vom Voldertal aus unternehmen und erlebt bei dieser Variante phantastische Schihänge hinab nach Steinkasern. Im Frühjahr ist sie besonders reizvoll und eine weitgehend einsame Landschaft ab der Vorbergalm wartet ihrem Besucher meist mit unberührten Hängen auf, die nach dem Hochwinter kaum mehr begangen werden. Das Tragen der Ausrüstung bis knapp nach die Vorbergalm dient dem geistigen Handschlag mit der Natur und garantiert ganz nebenbei eine gegen null gehende Besuchsfrequenz. Nach dem Räumen des Weges kann der lange Anmarsch durch die Fahrt bis zum Parkplatz Nösslach verkürzt werden.

unsere gemütliche Felsmulde in farbenfroh bewachsenen Quarz- und Chloritphyllit

So wie mit vielen Taleinfahrten ist es dieser Tage auch mit der Einfahrt ins Voldertal ein Kreuz. An und für sich wären die Regeln klar und können auch auf Hermanns interessantem Blog Das Voldertal studiert werden, die Realität ist in der Zeit in der noch nicht der Andrang des Sommers herrscht aber meist eine andere. Was macht man um 6:30 Uhr, wenn der Mautautomat noch immer mit einer Winterhaube gegen Erkältung geschützt und funktionsunfähig ist und man alle Tourenplanung und -vorbereitung auf den Erwerb der Einfahrtsberechtigung bei diesem stummen Gemeindebeamten gesetzt hat?

Grünbergspitze, 2.790 m

Die Antwort ist einfach: der Tiroler fährt in das Tal ein, weil er nichts falsch gemacht hat und die Berechtigung ja erwerben wollte. Rein rechtlich sähe das anders aus erhielte man Kenntnis über die Ungehörigkeit; man hat die Berechtigung zur Einfahrt nicht erworben. Aber auch für diesen Lapsus ist dem Tiroler ein Kraut gewachsen: ein Gentleman genießt, schweigt und vertraut auf Gott. So der Autor, zumindest die nächsten Wochen über.

Abmarsch vom Parkplatz Nösslach

Die Fahrt auf dem durch Forstarbeiten stark beanspruchten Weg gelingt mit bayerischem Vierradantrieb plangemäß und der Unterbodenschutz erfährt mit biologischen Materialien eine gewisse Renaissance bis zum Parkplatz Nösslach.

Martin und Evi gut gelaunt

Mit der Freude die erhebliche Distanz von Volderwildbad bis zum Tourenziel entscheidend verkürzt zu haben traten wir den Fußmarsch zur Vorbergalm an, bei der die Tour unter Schi vorausgesagt worden wäre.

nach dem Einbinden des Steigs in den Weg zur Steinkasernalm

Gefrorener Boden schon auf 1.450 m in Nösslach verhieß optimale Bedingungen für das Vorhaben und so marschierten wir nach einer großen Gesellschaft ins Tal, die jedoch die einzige an diesem Tag bleiben sollte.

Während die Vorderen das Rosenjoch ansteuerten, wie nach dem Klausboden an den angeregten Unterhaltungen ober uns im schönen Zirbenwald zur Gwannschafalm zu hören war, führte unser Weg über das flache Stück der Klause weiter taleinwärts bis zum Anstieg nach Steinkasern.

Klausboden – rechts über die Brücke zweigt der Anstieg zum Rosenjoch ab

Der prächtige Talkessel nach dem Klausboden ist jedes Mal erneut ein Erlebnis und so auch dieses Mal. Durch Blockgestein von der westlichen Talseite herab und dem rauschenden jungen Voldertalbächlein, das sich aus einzelnen Quellen erst bei Steinkasern gebildet hat, führt der Anstieg in mäßiger Steigung gegen die Almgebäude, deren unübersehbares Hoheitszeichen das auf weite Distanz sichtbare kleine Holzkreuz auf dem großen Rutschblock darstellt. Dahinter bauen übergreifende Hangrippen den steil werdenden Talkessel auf, der bereits unter energiereichem Frühjahreslicht erstrahlt.

in Gelände der Steinkasernalm

Im Anstieg zu den Almgebäuden kann man im Hochwinter bei Föhn über das Naviser Jöchl sibirische Kälte und einen unwirtlichen Aufstieg ohne jeglichen Schutz erleben, wie wir bei der Schitour auf die Seekarspitze erfahren haben.

sonnige Blicke auf die Steinkasernalm

Diesmal war Westwind vorausgesagt, und, auf 2.000 m in Steinkasern noch weit unter seiner Angriffsfläche, erfreuten wir uns der Windstille sowie angenehmer Temperatur im Aufstieg.

sonniger Aufstieg durch die Steinkasernalm

Der Hang rechter Hand kurz nach Steinkasern wurde bei einer Trinkpause als Aufstieg ausgewählt. Der Hang führt – wie wir später feststellten – in ein Kar zwischen der Grünbergspitze und dem Rosenjoch, von dem unterhalb des Gipfels zu einem kleinen Sattel vor dem Gipfelaufbau gequert werden kann.

Steinkasernalm gegen Seekarspitze

In der Flurnamenerhebung von TIRIS wird er als „Rauchseite“ bezeichnet. Ob dadurch ein Zusammenhang mit den Köhlereien besteht, die Hermann in seinem Bericht Die Köhlereien im Voldertal bespricht, konnte der Autor nicht recherchieren, die Möglichkeit, daß es sich bei der Namensgebung auch um die „raue“ Seite des Tales handeln könnte – sie ist steiler und schroffiger als die in Blickrichtung zum Joch linke Talseite – wäre durchaus möglich.

Grünbergspitze nach Steinkasern – den Hang rechst, die Rauchseite haben wir als Anstieg ausgewählt

Von Steinkasern bis zum Gipfel trennen den Tourenfreund noch erhebliche 790 Hm und von unserem Standplatz der Trinkpause aus noch gut 700 Hm, die wir nun über die Rauchseite angingen. Im unteren Teil bleibt die Hangneigung unter 35°, im oberen Teil wird diese über eine kurze Strecke leicht überschritten.

dann steiler über die Rauchseite

Oberhalb der Rauchseite flacht der Hang zu einem mäßig steilen und fast 800 m langen Kar ab, in dem ein schöner Aufstieg mit tollen Blicken auf die Gegenseite im Tal das Auge erfreut. Eine Geländestufe zur nächsten Karebene wird im letzten Dritten überwunden.

nach oben hin flacht die Rauchseite ab

Durch eine engere Stelle zwischen einer Gratausläuferrippe und den Schuttreisen vom Rosenjoch herab erreichten wir eine Biegung, an der die Route von Südwest auf über Süd wechselt. Im Verlauf dieser folgt die nächste Geländestufe, nach der unterhalb des Gipfelaufbaus auf dessen Südseite gequert wird.

im flacheren Teil des Aufstiegs zur Grünbergspitze

Mittlerweile frischte der Westwind auf, der ohne Winterkleidung nicht zu ertragen war.
Im Tal gegenüber befindet sich die Naviser Sonnenspitze, auf die sich vom Lager Walchen im Wattental eine interessante Schitour unternehmen lässt, wenn genügend Schnee liegt.

Rückblick auf die Rauchseite

Die Einflüsse der Wetterfront, die an den Tagen zuvor das Land überquerte waren auch im Triebschnee zu beobachten. In den steileren Partien der Geländestufe hatten wir gegen die unangenehmen Abrutschungen der Schi  zu kämpfen, die meist die Nachfolgenden nach dem Zweiten einer frisch angelegten Spur betreffen.

nächste Geländestufe in der rechten Bildhälfte

Martin und Evi waren bereits weit voraus und teilweise deckte der Wind die Spur mit Triebschnee fast wieder völlig ein.

Martin und Evi in der nächsten Geländestufe

Nach der Querung unterhalb des Gipfels folgen etwa 60 Hm Anstieg auf das Sattelchen vor dem Gipfel (es handelt sich dabei nicht um den großen Sattel zwischen Grafmartspitze und Grünbergspitze, gegen den beim Aufstieg von Navis aufgestiegen wird).

Manuel vor dem tollen Grat auf der Gegenseite mit Seekarspitze, Naviser Sonnenspitze und Naviser Jöchl

Der Restaufstieg beträgt vom Sattelchen aus nur mehr 40 Hm, die im großen Bogen über meist freigeblasene Wiesen- oder Felsflächen erfolgen.

Martin hat die Geländestufe schon fertig gespurt und quert unterhalb dem Gipfel nach Süden

Ab dem Sattelchen ist man dem Wind frei ausgesetzt. Bei unserer Begehung erwies sich dieser dermaßen kalt und stark, daß der Gipfelaufenthalt lediglich ein zu ein paar Fotoszenen taugte und wir uns in die einzige Deckung gegen Westwind, einer Felsmulde unterhalb des Gipfelplateaus der Grünbergspitze, zurückzogen.

Rückblick auf die Aufstiegsroute mit Rosenjoch im Hintergrund

In dieser ließ es sich mit Sonne wunderbar aushalten, wenn auch die Finger nicht vollends auftauten. Eine Temperaturmessung mit der Bergsteigeruhr zeigte gegen elf Uhr minus zehn Grad – wir schrieben den achten Mai.

Restaufstieg vom Sattelchen aus gesehen

Zwei weitere Besucher erhielt die Grünbergspitze an diesem Tag vom Arztal aus, deren Rast sehr kurz ausfiel, womit wir für das Gipfelfoto völlig allein auf der sonst gut besuchten Grünbergspitze standen. Die große Gruppe, die am Parkplatz Nösslach vor uns aufbrach erreichte das Rosenjoch etwa zur selben Zeit wie wir gut 700 m entfernt feststellen konnten.

Manuel erreicht den Sattel

Zur Abfahrt wählten wir den steilen Hang am Verbindungsgrat zum Rosenjoch. Die geeignetste Stelle befand sich fast im Grattiefsten nach einem Felskopf. Im Gratverlauf vorher war der Hang aufgrund der Steilheit nicht einsehbar und aufgrund der Einwehungen war auch noch unsere Wahl mit Vorsicht zu genießen und einzeln abzufahren.

die heute überaus kalte Grünbergspitze

Lockerer Triebschnee mit leichtem Schmelzdeckel, in dem es sich wunderbar drehen lies,  beherrschte den ersten Teil bis zur Biegung, wo wir die Aufstiegsspuren erreichten. Im zweiten Hang merkten wir den allmählichen Übergang zu feuchtem Schnee.

Lockerschneeverhältnisse nach Neuschnee im Mai

Vor einer steilen Rinne, etwa auf 2.450 m stellten wir weitgehend tief durchnässten Firnschnee fest, der im steilsten Stück bei jedem Schwung viel Höhenverlust auslöste.

zeitlose Augenblicke im Voldertal

In dieser Art blieben die Schneeverhältnisse über die restliche Abfahrt bis sich die Hangneigung deutlich unter 30° verflachte.

bärige Flanken mit steilen Rinnen hinab nach Steinkasern

Die gesamte Abfahrt gereichte jedenfalls zu großer Freude, denn abgesehen von genussvollen Schwüngen bietet die stufenförmige Topographie des Hangs Abwechslung und in der Gesamtumgebung eine bärige Kulisse.

Das Highlight eines vermeintlichen Gletschers in den Schrofen, vor dem der letzte Hang abgefahren wird, kann von Talboden aus bestaunt werden. Es handelt sich hierbei höchstwahrscheinlich um eine breit gefächerte Quelle.

der unterste Hang mit dem imposanten Eisfall

Im flacheren Teil, vor und nach der Vorbergalm, konnte der spitzere Strahlungswinkel den Schnee nicht so stark erweichen, was uns eine griffigere und doch schön schmierige Oberfläche bescherte.

letzter Stopp in Steinkasern – eher zum Genuss als zur Rast

Ein kleines Päuschen in Steinkasern gönnten wir uns nach dem tollen Erlebnis auf die Grünbergspitze, bis der stärker aufkommende Föhn uns zur Talausfahrt vertrieb.
Unter Schi mit mehrmaligem Abschnallen konnten wir bis kurz vor die Vorbergalm fahren.

das Abenteuer hat einen grandiosen Tag geformt

Die tolle Frühjahrstour mit Wintertemperaturen in Kammnähe und am Gipfel haben wir in  5:50 Stunden bewältigt, mit einem Gipfelaufenthalt von 40 min und 10 min in Steinkasern.
Der Aufstieg ab dem Parkplatz Nösslach beträgt 1.360 m und die Streckenlänge 7,3km.

Mils, 08.05.2021