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Schitour Gstreinjöchl, 2.520 m

Keine Gipfeltour und keine bekannte Schitour unternimmt man bei der eher kurzen und reizvollen Schitour auf das Gstreinjöchl. Sie besticht durch den Steilhang im Mittelteil, der beeindruckenden Nachbarschaft der Tribulaune und des Muttenkopfs. Das Jöchl selber wird gar nicht betreten, die Tour endet etwa 200 m vorher auf einem Felskopf, der sich im Frühjahr, ausgeapert, bestens zur Gipfelrast eignet und den Logenplatz vor dem Gschnitzer Tribulaun darstellt, hinter dessen rundlichem Gipfelrücken das bizarr aufragende Gipfelspitzl des Pflerscher Bruders hervorragt.

„the view“ – Gschnitzer Tribulaun vom Gstreinjöchl

Mit knapp über elfhundert Meter ist die Schitour eine eher kurze und ihr Reiz dürfte im Frühjahr größer sein als im Hochwinter, allenfalls aus Sicht der Sicherheit auf dem Mittelteil, der mit gut über 40° auch entsprechende Verhältnisse voraussetzt.
Abseits von den klassischen Touren im Obernbergtal wird mit der Inneren Wildgrube ein phantastisches und einsames Gebiet im nordöstlichen Ausläufer des Tribulaunkammes.
Die Hänge, vielmehr die Rinnen und Rippen, die den gesamten Hang bis zum tiefsten Talkessel durchziehen, bieten ein nicht alltägliches Abfahrtsabenteuer und deren oberste Ansätze könnten vom Freak als Halfpipe beschrieben werden.

Hintertrenns und die Schwarze Wand Spitze von Obernbarg aus

Am gewaltigen Schwemmfächer wird über die im Frühjahr verbleibenden Schneefelder gegen das Tal nach Hintertrenns angestiegen, wobei die beste Route, wie wir beim Ansteuern der Richtung zur Kapelle beim Waldbauern erkennen mußten, das weite Bachbett darstellt, und hier der äußerst linke Uferbereich, der mit einer kleinen Böschung gegen Ausapern geschützt ist. Weiter drin, bereits im engen Tal, erfolgt dann die Querung des Bachs auf dessen Nordseite und dem ausgeschnittenen Sommerweg wird gefolgt.

der schöne Hang vom Gstreinjöchl herab nahe dem Talschluß in Hintertrenns

Auf einem schwach ausgeprägten Sattel mit Wegweiser kann der weitere Aufstieg über die Schuttreise bis hinauf zu den gewaltigen Hauptdolomitfelsen eingesehen werden.

am Sommerweg auf das Gstreinjöchl

Über diesen Hang führt der Sommerweg und er wird mittels Spitzkehren bis zu den aufragenden Wänden über seine beeindruckenden 350 Hm aufgestiegen.

Aufstieg zur Inneren Wildgrube

Zwischendurch überquert man die im Frühjahr unvermeidlichen Nassschneelawinenreste, die bei unserer Begehung bereits viele Tag alt und leicht zu überqueren sich erwiesen.

unterer Teil des Aufstiegs – Blick ins Obernbergtal; unten eilen Martin und Chris heran

Kurz vor den Felsen zweigt der Sommerweg etwas westlich der Rinne an, auf die es Chris abgesehen hatte. Er und Martin hatten uns im Aufstieg über den langen Hang eingeholt und übernahmen nun die Führung.

das Gelände wird steiler

Dem Sommerweg kann im Aufstieg mit Harscheisen ebenfalls gefolgt werden, er zieht westlich über die linke Rippe fort und wird erst weiter oben, nach der Steilstufe, wieder sichtbar. Zwei andere Tourengeher nahmen diese Variante und verschwenden hinter der Rippe linkerhand.

die steile Rinne fast erreicht

Chris steuerte zielsicher die steile Rinne zwischen Fels und Rippe an, aus der Lawinenreste, nun deutlicher ausgeprägt und jünger, unseren Aufstieg mittel Stapfen notwendig machten.
Am unteren Rand der Lawinenreste verstauten wir die Schi am Rucksack und stiegen in der Rinne auf.

Stapfstrecke erreicht – ab hier ohne Schi weiter

Nach schätzungsweise 80 Hm wird ein kleines aperes Band erreicht, das auffallend flach zur Rechten auf einen flacheren Bereich des Hanges über den Felsen hinauszieht. Die Stelle befindet sich weit unterhalb des Sommerweges, der in einem weiten Bogen darüber nach rechts hinaufzieht und von unserem Aufstieg aus nicht sichtbar war.

dies ist der steilste Teil mit etwa 43° Hangneigung; die Strecke ist nicht lange

Wir nahmen nun das bereits leicht ausgeaperte Querband auf den nächsten Hangteil, der über eine Steilstelle auf die Rippe erreicht wurde. Nach etwa weiteren 20 Hm konnten wir im Flacheren wieder die Schi anlegen und in der erquickenden Morgensonne weiter aufsteigen, wobei wir wieder mit den beiden anderen Tourengeher zusammentrafen.

Querung am Band

Etwa nach einer Viertelstunde war das untere, südwestliche Ende der Inneren Wildgrube erreicht und der Blick mindestens eine Trinkpause wert.

Rückblick auf den steilen Aufstieg

Bei Betrachtung des Übergangs von der Nordostecke der Inneren Wildgrube auf den Muttenkopf keimte gleich der Gedanke an einer möglichen Überschreitung auf, wobei die Westflanke des Muttenkopfs schon sehr steil ausschaut und vielleicht einmal im Sommer erkundet werden soll.

welch Kulisse!

Ein prachtvoller Hang stellt sich am Rastpunkt als Begrenzung der Inneren Wildgrube gen Westen entgegen und dieser bildet die nächste Etappe, bevor es unterhalb des Grates auf das Gstreinjöchl zu geht.

eine kurze Trinkpause mit dem Obernberger Tribulaun im Hintergrund

Der Hang, etwa 150 Hm messend, wird in Spitzkehren aus dem Tiefsten der Grube angegangen, somit steigt man zuerst einige Minuten unter moderater Steigung zur nördlichen Begrenzung, in der uns Lawinenreste zur ersten Spitzkehre zwangen.

Aufstieg an der Südwestbegrenzung der Inneren Wildgrube

Steil und schweißtreibend erfolgt der Aufstieg über den völlig im stumpfen Winkel beschienen Hang. Nach ein paar langen Etappen, in denen die Umgebung ausgiebig aufgenommen werden kann, folgen wenige Spitzkehren bis zur Abflachung auf knapp unter 2.400  m und der Grat zum Gstreinjöchl wird sichtbar.

Evi mitten im Hang, oben der Grat bereits sichtbar

Schräg nach Süden geht es von dort unterhalb der Gratköpfe und neben Felstürmchen mit moderater Steigung gegen das Gstreinjöchl weiter.

Rückblick mit Grateinschnitt und der Kirchdachspitze

Ein wunderbarer Blick auf die südöstlich gegenüberliegenden Tribulaune im Obernbergtal und auf den weit dahinter liegenden Tuxer Hauptkamm der Zillertaler kann dabei genossen werden.

sagenhafte Kulisse in Richtung Zillertaler

Bald wird eine Senke erreicht an deren jenseitigem Ende zwei Felsspitzln die in direkter Sichtlinie zur Schwarzen Wand stehen. Diese Felsspitzln stellten unser Ziel dar und sie befinden sich noch knapp 400 m von Gstreinjöchl entfernt. Unser Rastplatz liegt auf 2.550 m, der Jochübergang auf 2.533 m.

Blick gen Süden mit Schwarzer Wand und Endpunkt der Schitour

Über die Senke versuchten wir auf der Bergseite die Höhe zu halten und es ist wahrscheinlich so, daß der Verlust der wenigen Höhenmeter wesentlich geringerer Anstrengung bedurft hätte, aber die innewohnende Übung mußte so kurz vor dem Ziel bewiesen werden.

Versuch der Senke keine Höhenmeter zu schenken; Chris bereits am Ziel

Am Rastplatz muß man feststellen, daß die Aussicht für einen Punkt, der nicht der Gipfelpunkt ist, verblüffend großartig ist.

Endpunkt auf 2.550 m auf das Gstreinjöchl mit Martin und Evi

Da öffnet sich das Becken nach über das Obernbergtal zu den Tuxern und Zillertalern im Südosten und schließt sich gegen Süden mit den gewaltigen Nordwänden des Kleinen und des Obernberger Tribulauns.

Obernbergtal mit Tuxer Hauptkamm dahinter

Der Kessel des Talschlusses bildet enge steile Rinnen auf den flachen Übergang zum Nördlichen Roßlauf bevor der weiße Osthang den bizarren Gipfel der Schwarzen Wand über alle Erhebungen in diesem Kammknoten markiert und der Grat zur Eisenspitze und schließlich zum Gstreinjöchl abfällt.

Schwarze Wand – Nördlicher Roßlauf und links Obernberger Tribulaun

Über dem Jöchl, in der Ferne und scheinbar zum Greifen nahe, prangt der Gschnitzer Tribulaun und, knapp unter seinem Gipfel, am Nordwestgrat, ragt der Gipfelspitz des Pflerscher Tribulaun gegen das Blau des Tages, 540 m höher als unser Rastplatz.

Chris am Rückweg nach der Erkundung der inneren Abfahrtsmöglichkeiten

Mit Glättespitze und Habicht im Nordwesten, dem schönen Grat über die Kalkwand zur Ilmspitze und der imposanten Kirchdachspitze endet das Fenster im Nordosten.

Martin, Evi und Chris am Tourenziel des Gstreinjöchls

Wer genau schaut erkennt exakt im Grateinschnitt zwischen Ilmspitze und Kirchdachspitze den Steingrubenkogel der Kalkkögel in knapp 19 km Entfernung.

Blick von Nordwest bis Nord – Glättespitze, Habicht, Ilmspitze und Kirchdachspitze

Unsere Abfahrt führte uns zunächst etwas nordöstlich auf einen Hang zu, der in einer etwas tiefer gelegenen Rinne mündete, die die beiden Kollegen tags zuvor bereits ausgekundschaftet hatten.

ein stimmungsvoller Blick über die Abfahrt

Und sie taten dies nicht schlecht, sowohl oberer Hang als auch  Rinne erwies sich als ein tolles Abfahrtsabenteuer.

[unkommentiert]

Die durchgehende Steilheit und die Abwechslung zwischen Rippen und Rinnen ist wohl ein Zusammenspiel, das diesen, von Obernberg aus eher unscheinbar wirkenden Hang, eine Höchstnote davontragen läßt.

auf die Rippe zur Rinne

Der Hang wäre geeignet im oberen Teil weitere Querungen taleinwärts zu unternehmen und so weitere Abfahrtsmöglichkeiten zu entdecken. Aber es gibt ja weitere Winter.

Chris eröffnet die Rinne

Wenn man sich bei der Ausfahrt vom Talgrund auf der südlichen Talseite möglichst hoch hält, kann man weit hinaus queren und eine abschließende Abfahrt über einen Lärchenhang bis zum breiten Bachbett erleben.

Martin zwischen Sommer und Winter

Die Querung erfolgt über zwei Lawinenrinnen, die möglicherweise schwer befahrbare Reste enthalten können, die sich bei unserer Ausfahrt aber bereits in weitgehend abgeschmolzenem Zustand befanden.

Blick auf das Obernbergtal

Für den Aufstieg der kurzen und bärigen Frühjahrsschitour haben wir  knapp 3 Stunden benötigt, die gesamte Runde incl. Pausen in 4:10 Stunden bewältigt und einen Gipfelaufenthalt von 35 min verbracht. Der Aufstieg betrug 1.120 m.

und mit Wehmut zum Gstreinjöchl zurückgeblickt

Mils, 25.04.2021

Schitour Leitnerberg, 2.309 m – von Trins

Weniger bekannt als der Aufstieg von Vinaders im Obernbergtal ist die Schitour auf den Leitnerberg vor Trins aus – ein Nordaufstieg. Sie ist eine Alternative bei bereits aperen Südhängen, denn sie verläuft großteils im Schatten. Den Ausgangspunkt bildet der Parkplatz am Schlepplift in Trins.

Leitnerberg, 2.309 m, der Gipfel kaum erkennbar

Über die Schipiste führt die Route rechts, südwestlich über den Bach hinauf auf das freie Wiesenfeld „Grazanne“ das zunächst eher flach ansteigt.

Start am Schlepplift in Trins; halb die Piste aufgestiegen

Bei einer kleinen Heuhütte fast am Waldrand gegen den Hang kann man mit Spitzkehren steil durch eine Waldschneise zum Weg aufsteigen. Wenn dort nicht genug Schnee liegt kann man auch dem Almweg auf der Grazanne folgen und die Strecke wird etwas länger.

in den Grazanne Wiesen, links am Waldrand haben wir eine Schneise als Abkürzung gefunden

Dem Almweg wird nun bis zur einer engen Kurve Richtung Trunaalm gefolgt (kurz vorher zweigt links der Weg zur Gerichtsherrenalm ab).

Talblick auf den Almweg weiter oben

Die Kurve stellt den Einschnitt des Fallzambachs dar und dort zweigt man in diesen Einschnitt in den Wald ab, der weiter zum Bach führt entlang dessen der Aufstieg auf seiner linken Seite (i. S. d. Aufst.) erfolgt.

am Abzweig links in den Bacheinschnitt

Der Einschnitt ist teilweise recht eng und läßt wenig Varianten zur Bewältigung von steilen Stellen im Gelände zu, jedoch trifft keine besondere Schwierigkeit an wer versiert und in Spitzkehren geübt.

Aufstieg im Bacheinschnitt links

Weiter oben, in Gelände inmitten von kleinen Laubbäumen und Sträuchern wird das Gelände steiler und erfordert einige Spitzkehren.

im unteren Teil weniger steil

Nach der Steilstelle taucht die Route wieder in Nadelwald ein und eine Geländeschulter wird überschritten.

mit einigen Kehren zwischen kleinen Laubbäumen und Sträuchern hindurch

Rechts neben dem Aufstieg fällt eine Felswand steil zum Bach ab, der dort in einer engen Schlucht verschwindet. Hinter der Schulter öffnet sich das Gelände und das Gelände taucht einige Meter ab, die unter Fellen abgefahren werden.

nach der Geländeschulter wieder einige Meter hinab in die Bachmulde

In der Bachmulde angekommen wird der Blick frei auf den Leitnerberg, der genau im Südwesten liegt und dessen Aufstieg von dort fast nur ein schnurgerader ist. Die Fallzammähder sind nach dem Ende des Bacheinschnitts erreicht.

die Fallzammähder bald erreicht

Zahlreiche Almgebäude zieren die schönen weiten Hänge unterhalb von Leitner- und Eggerberg. Vereinzelte Lärchen und alte Heuhütten verleihen der Landschaft spezielles Bergflair, das wir leider nur unter starker Bewölkung und weiter oben im Nebel erleben konnten, denn das Wetter entschied sich nicht besser zu werden.

in den Fallzammähdern, Aufstieg am Kammrücken voraus

Der Aufstieg von den Fallzammähdern auf den Leitnerberg erfolgt direkt am kahlen Nordkamm, der mäßig steil und mit wenigen Geländeneigungsänderungen direkt nach oben zum Gipfel führt.

der Kamm zum Leitnerberg prägt sich aus

Im oberen Drittel passiert man eine felsige Stelle, die keine Schwierigkeiten darstellt, sie wird rechts umgangen. Der Rücken kann mit Kehren und teilweise Serpentinen leicht begangen werden.

auch bei unserer Begehung präsentierte sich der Kann abgeblasen

Bei stürmischem Südföhn erreichten wir den Gipfel von dem aus sonst so schöne Blicke auf die umliegenden Schitourenziele möglich sind.

noch etwas unterhalb des Gipfels

Bei unserer Begehung sahen wir kaum 50 m weit und somit muß hier auf die Schitour auf den Eggerberg verwiesen werden, bei der die Nachbarberge genannt sind, die auch vom Leitnerberg aus erblickt werden können.

Blick vom Eggerberg zum Leitnerberg; der Gratkamm rechts gegen Norden hinab stellt den Aufstieg dar

Etwas nördlich unterhalb des Gipfels suchten wir Windschutz hinter einem größeren Felsblock, um abzufellen und eine kleine Gipfelrast zu halten. Abfahren mußten wir dann mangels Sicht am Rücken entlang des Aufstiegs im Nebel. Für die Abfahrt über die schönen Nordosthänge reichte weder Sicht noch das gute Gefühl, Triebschnee war genügend zu beobachten.

Abfahrt über den unteren Teil des Kamms

Weiter unten in den Fallzammähdern konnten wir dann unbekümmert die letzten Hänge wahllos befahren, leider ohne gute Sicht. Die recht selektive Abfahrt im Bacheinschnitt ist schweißtreibend.

Eindrücke von der Abfahrt im Bacheinschnitt

Kurze Schwünge und steile Geländestufen durch den Bewuchs hindurch sind dort zu bewältigen. Das Gelände dort taugt zum Spruch: „dort lernt man Schifahren!“. Man sollte für diese Schitour daher schon versiert in steilem bewachsenem Gelände sein.

Ausritt auf die linke Bachseite (i. S. d. Abfahrt)

Unten am Bacheinschnitt wird der Weg wieder erreicht und ihm bis zu den flachen Grazanne-Wiesen gefolgt. Die Abfahrt über die Schneise erspart man sich, diese taugt nur zum Aufstieg.

wieder in der Grazanne angekommen

Mit ein wenig herum probieren über die beste Variante der Abkürzung von den Wiesen auf den Almweg oberhalb benötigten wir für die Schitour 4:40 Stunden, incl. einer sehr kurzen Gipfelrast. Die Aufstiegsarbeit vollzieht sich über  1.175 m und die Streckenlänge (mit der Abkürzung im unteren Teil) beträgt 5,5 km.

Mils, 02.01.2021

Schitour Rötenspitze, 2.481m

Die leichte Schitour über Südhänge auf die Rötenspitze führt nach dem Wald im oberen Teil des Aufstieges durch sanfte, unbewachsene und sonnige Hänge bevor die Gratrippen zum Gipfel betreten werden. Der Aufstieg über das tolle Gelände ist aussichtsreich, wenig steil und mit knapp über 1.000Hm eine ideale Tour nach einem längeren Abend tags zuvor.

Rötenspitze, 2.481m

Der große Parkplatz Am Talende ist der Ausgangspunkt vieler schöner Touren im Obernbergtal, so auch auf die Rötenspitze. Wer am Vortag im Laufschritt mit Flugverspätung über Terminals hinweg in Frankfurt gerade noch den letzten Anschluß nach Innsbruck erwischt und nach 23 Uhr heimkehrt, dem wird diese Schitour als Ausgleich für die Hetze guttun.

Start am Parkplatz Obernberg – hinten oben das Gelände um den Leitnerberg

Der große Parkplatz bietet immer genügend Platz, somit muß nicht allzu früh angereist werden und im Märzen beginnt daher schon der sonnige Aufstieg ab dem ersten Meter.

nach der Kastnerbergalm, links geht es weiter

Nach der kurzen Flachstrecke bis zum Forstweg zur Kastnerbergalm beginnt der Aufstieg mit mäßiger Steigung. Bei unserer Begehung in der letzten Märzwoche mußten wir die Schi im lichten Lärchenwald im unteren Teil zweimal etwa 20m über apere Stellen tragen – eine vertretbare Angelegenheit.

an der Abzweigung Muttenkopf/Rötenspitze (oben hinter Evi erkennt man den Durchschlupf durch den Felsriegel)

Zwei längere Abschnitte mit Spitzkehren im Weg führen etwa 250Hm hinauf bevor die Alm sichtbar wird. Ab diesem Punkt kann meistens über die freien Wiesen unterhalb der Alm angestiegen werden.

Rückblick zur Kastnerbergalm

Die Alm wird rechts liegen gelassen und dem Weg gefolgt, der kurz nachher eine deutliche Linkskurve beschreibt und auf freie Flächen oberhalb der Alm führt. Dasselbe Gelände wird erreicht, wenn vor der Alm bereits nach links weitergestiegen wird. Bis dorthin hat man den selben Anstieg wie auf den weiteren und rassigeren Muttenkopf, eine andere schöne Schitour im Obernbergtal.

Aufstiegsgelände nach der Abzweigung

Etwa 80Hm oberhalb der Kastnerbergalm wendet sich die Route auf die Rötenspitze dann von jener auf den Muttenkopf ab und folgt einer leicht nordöstlichen Richtung über einen zunächst freien leicht geneigten Hang auf steilere Passagen zu. Dies ist auch der Sommerweg.

durch die Sträucher muß man durch auf den Wald hinten zuhaltend

Oberhalb der Kastnerberghänge befindet sich ein sperrender Felsriegel, der bei den zahlreich möglichen Abfahrtsvarianten von der Rötenspitze zum Hindernis werden kann, wenn man nicht den richtigen Durchschlupf kennt.

in Bildmitte die Flanke zum Gipfel sichtbar

Das Gelände wird etwas steiler und durch vereinzelte Bäume und mehr Strauchwerk hindurch geht es auf eine Geländemulde zu, die in ein kurzes Waldstück führt, aus dem nach kaum 100m nach links aufgestiegen wird, über die Waldgrenze hinaus auf die herrlichen weiten Hänge dieses Kammes, bis ins Wipptal.

kurze Rast nach dem letzten lichten Waldstück

Ab dieser Stelle die gleichzeitig auch die Waldgrenze bildet, wird am flachen bis mittelsteilen Hang in wenigen Richtungswechseln bis zum Kammrücken aufgestiegen. Der Winteraufstieg erfolgt eher direkt nördlich auf den Kamm und führt nicht in Richtung Lichtsee/Trunajoch.

Aufstiegsgelände zur Rötenspitze

Während des Aufstieges tritt der Gipfel der Rötenspitze zwar nicht ins Blickfeld, dafür aber die markante Südflanke, in der der Kamm übergeht und die direkt beschritten wird. Orientieren kann man sich bereits von weiter unten an dem Weidezaun am Kamm, der weit in die Flanke hinaufführt. Im Frühjahr heizt die Sonne am Vormittag kräftig auf den Hang herab, zeitiges Aufbrechen ist daher ratsam, will man die Flanke abfahren.

am Kamm – im Hintergrund das Trunajoch und der Leitnerberg

Am oberen Ende der Flanke leitet eine kleine Scharte auf den Gipfelaufbau über. Kurz unterhalb – in der Südflanke – ist der Gipfel mit dem Gipfelkreuz erstmals sichtbar.

Aufstieg über die Südflanke

Die Gipfelflanke ist in wenigen Minuten gemeistert und von Norden her wird das Gipfelkreuz erreicht, wenn der Südhang unterhalb des Kreuzes schon ausgeapert ist.

kurz vor der kleinen Scharte

Das stabile Stahlkreuz der Wettersteiner ziert schon seit 1985 die Rötenspitze und erhielt 2012 eine neue dichte Gipfelbuchkasette – lobenswertes Engagement für die Bergsteigerei.

Gipfelhang von der Scharte aus gesehen

Beim herrlichen Blick auf den 7,5km entfernten Habicht hat man das Gefühl dieser sei fast nördlich und dabei befindet sich dieser zwischen West und Westnordwest.

Habicht in Bildmitte

Der 6km entfernte, mächtige Pflerscher Tribulaun befindet sich südwestlich der Rötenspitze.

Pflerscher Tribulaun in Bildmitte

Ganz im Norden der Rötenspitze befindet sich die Serles mit einer Entfernung von 10,6km.

von Ilmspitze links, Kirchdachspitze über Hammerspitze und Kesselspitze bis zur Serles rechts

Im Südosten hat man einen wunderbaren Blick auf die Zillertaler, von weit östlicher als der Olperer bis zum Wolfendorn und der leicht rechts dahinterliegenden gewaltigen Grabspitze in 20km Entfernung.

Panorama der Zillertaler im Südosten und Süden

Die Abfahrt erschien uns am Schönsten über die Südwestflanke hinab zu einem Kar, das bereits im Aufstieg verlockend aussah. Über die Scharte zum Hohen Kreuz und einen steilen Hang in einer Felslücke erreichten wir das Kar mit schon etwas weichen Schneeverhältnissen. Von dort sollte es in direkter Linie hinab zur Kastnerbergalm gehen – so unsere Hoffnung.

Abfahrt in das Kar unterhalb des Hohen Kreuz Gipfels

Im Kar hielten wir uns an der Ostflanke des Grates zum Hohen Kreuz und erreichten die Kante des eingangs beschriebenen Felsabbruches durch den auch eine Sommerwegverbindung vom Muttenjoch zum Trunajoch führt.

Abfahrtshang – rechts im Bild die Abbruchkante mit der von uns nicht gefundenen Rinne

Leider konnten wir den Höhenunterschied zum darunterliegenden Hang durch die Überwächtung nicht sicher abfahren und einen Sprung über gute 5m wollte keiner wagen (in der Karte grün strichliert dargestellt). Wir waren etwas zu spät im Frühjahr unterwegs, die Durchfahrt ist im Winter mit Sicherheit fahrbar.

Querung um den Felsriegel herum

Also querten wir den Felsrigel ostwärts, übersahen in der Steilheit den Durchschlupf durch eine schmale steile Rinne, fuhren eine weitere schmale Rinne auch nicht ab und näherten uns nach einigen Hundert Meter wieder der Aufstiegsroute (in der Karte grün dargestellt).

sondern die schönen Hänge nahe dem Aufstieg

Schlußendlich kreuzten wir die Aufstiegsspur und steuerten auf die schönen und unberührten Hänge durch den Lärchenwald östlich des Normalaufstiegs zu und hatten dort einige Minuten tolle Firnabfahrt, ehe im Lärchenwald der Schnee sehr weich wurde.

bis dorthin ein fein zu fahrender Hang

Das Ende der Abfahrt ist dort nicht zu übersehen, es ist der Weg, der nach der Kastnerbergalm ostwärts weiterführt. Diesen erreichten wir etwa 200m östlich der Alm.

unsere Abfahrt nach der Querung

Die kaum 10m Höhenunterschied am Weg zur Alm waren rasch aufgestiegen und ab der Alm ging die Abfahrt bis ganz ins Tal und zum Parkplatz – bis auf die zwei kurzen Stellen an denen  die Schi wieder getragen werden mußten.

wieder an der Kastnerbergalm

Mit wenigen kleinen Pausen und einer halben Stunde am Gipfel hat diese leichte, sonnige Schitour 4:15 Stunden, bei einem Höhenunterschied von 1.055m, in Anspruch genommen.

Mils, 23.03.2019

Schitour Allerleigrubenspitze und Hoher Lorenzen, 2.313m – Schitourenrunde von Obernberg

Der Hohe Lorenzen im Obernbergtal kann als Ziel trefflich über eine landschaftlich eindrucksvolle Schitourenrunde erreicht werden. Sie führt über den Kamm mit der Allerleigrubenspitze und den Koatnerberg an ihn heran und bildet damit – stets über 2.000m – eine ungemein aussichtsreiche Variante zu den Talanstiegen.

Hoher Lorenzen, 2.315m

In Obernberg gestartet (Parkplatz Almis Hotel oder anschließend links der Asphaltplatz, 1.380m) muß der Bach überquert werden, bevor auf seiner Südseite, an einem Bauernhof, direkt über die ansteigende Wiese in den Wald eingestiegen wird.

Start über die Wiese am Bauernhof nach dem Obernbergbach

Nach wenigen Minuten im Wald trifft man auf den Weg, dem von dort gut 2km gefolgt wird, ohne ihn den zahlreichen Verzweigungen zu verlassen. Die Richtung lautet Koatnerberg und erst nachdem man den Kleinen Tribulaun querab von sich findet, verläßt man den Weg nach einer Doppelkehre linkerhand auf eine freie Waldfläche zu.

Obernberger Tribulaun – er muß querab stehen bevor es im Wald weiter geht

Bereits vor der Doppelkehre besteht durch eine freie Waldschneise kurz Blickkontakt zum ersten Ziel, dem Gipfelkreuz der Allerleigrubenspitze.

das erste Ziel sichtbar – die Allerleigrubenspitze

Am bereits sichtbaren gelben Wegweiser führt der Anstieg direkt bergwärts in den dichter werdenden Wald und wieder auf weitere schöne freie Flächen. Ab diesen Flächen (etwa 1.850m) drang der Südföhn zwischen den vereinzelt stehenden Bäumen so richtig zu uns durch. Die erste Lage Windstopper wurde erforderlich, obwohl es durch den milden Wind nicht kalt war.

nach zwei Kehren führt der Anstieg in den Wald

Abermals passiert man einen Forstweg, diesmal nicht mehr geräumt aber durch die Trassierung gut erkennbar. Einige Aufstiegsminuten später wird auch schon die Baumgrenze erreicht und der freie Kamm sichtbar. Die Aufstiegsroute folgt nicht dem abgeblasenen Kamm, sondern wurde so angelegt, daß durchgehende Schneeflächen an der westlichen Flanke genutzt wurden.

Querung in die Westflanke hinauf zum Kamm

Vor einem tieferen Einschnitt in die Westflanke führt die Route auf den breiten Kamm. Dieser präsentierte sich sehr abgeblasen, zwischen den aperen Wiesen fanden sich jedoch genügend schneebedeckte Schneisen.

am sehr abgeblasenen Kamm – der Wind peitscht uns ins Gesicht

Der runden Kuppe zustrebend mußte dem starken Wind am Kamm der Kampf durch die zweite Lage, die Tourenjacke mit Kapuze angesagt werden. Die Kuppe wird in der AV-Karte als Allerleigrubenspitze ausgewiesen, das Gipfelkreuz steht allerdings 450m südlich davon entfernt auf einer kleinen aperen Graterhebung.

von links: Hoher Lorenzen, Koatnerberg, Geierskragen und Grubenkopf, darunter das Gipfelkreuz der Allerleigrubenspitze

Flach führt die Route zur Allerleigrubenspitze hin fast ein wenig abwärts. Wer den Gipfelsporn zum Kreuz besteigt wird auf der anderen Seite mit einer felsigen Flanke überrascht, die – sehr abgeblasen, aber auch sonst zu felsig – keine Abfahrt auf Schi zulässt.

Allerleigrubenspitze, 2.131m mit weiterer Runde auf den Hohen Lorenzen

Entweder man steigt einige Meter unter Schi ab oder umgeht die Gipfelerhebung unterhalb in der Westflanke. Letztere Variante ist die sinnvollere.

Kamm zum Koatnerberg

Recht flach mit wenig auf und ab geht es dem Koatnerberg zu, einer halbrunden Erhebung im Kamm, die aus der Ferne höher wirkt als sie tatsächlich ist. Geodätisch sind zwischen der Allerleigrubenspitze und dem Koatnerberg lediglich 70Hm zu bewältigen, mit den kleinen Kuppen vielleicht 100Hm. Die Entfernung von der Allerleigrubenspitze zum Hohen Lorenzen beträgt 2,4km, der Koatnerberg liegt etwa mittig zwischen beiden.

da es nicht kalt ist setzten wir die Runde fort – Kamm zum Koatnerberg

Den Koatnerberg ziert ein Mini-Gipfelkreuz das auch von der untergeordneten Bedeutung der Kuppe Zeugnis gibt. An seiner Südflanke wird die Überschreitung wieder etwas interessanter.
Mit Fellen wird sie abgefahren und hierzu ist einiges an Akrobatik nötig, vor allem, wenn die Überwächtungen recht hart vorgefunden werden und die Abfahrt ein Tanz zwischen der westlichen und östlichen Flanke wird.

Koatnerberg 2.199m

Bei der Abfahrt in das sogenannte Sattele fallen schätzungsweise 70Hm Höhenverlust an, sodaß der Aufstieg zum Hohen Lorenzen mit restlichen 185m zu Buche schlägt. Gleichzeitig ist das auch der letzte Anstieg in der Runde.

Abfahrt ins Sattele

Vom Sattle aus könnte man zu beiden Richtungen abfahren, sollte dies erforderlich sein. Der Aufstieg aber wird mit einer schönen Abfahrt über den Nordosthang des Hohen Lorenzens zur Fraderalm belohnt.

erster Felssporn nach dem Sattele

Gleich nach dem Tiefpunkt am Sattle empfiehlt sich die ostseitige Umgehung des Felssporns am beginnenden Grat, weil die Ostseite mit einer steilen Flanke beginnt, die uns fast die Verwendung von Harscheisen auferlegt hätte. Nach diesem Felssporn steigt man entlang der Almengrenze weiter, einem auffälligen Band ohne felsdurchsetzte Stellen zu.

Almgrenze am Kamm zum Hohen Lorenzen – entlang dieser wird kurz aufgestiegen bevor es am Gipfelaufbau rechts in die Rinne geht

Das Band führt in die Westflanke des Hohen Lorenzens und diese stellt während des gesamten Anstieges – wenn überhaupt – den einzig nennenswert steilen Abschnitt dar, bei dem von kritischer Hangneigung bei höherer Lawinenwarnstufe gesprochen werden kann. Es handelt sich um die letzten etwa 100Hm.

Sandjöchl 2.165m mit Geierskragen 2.309m und Grubenkopf

Am Aufstieg fallen westlich des Hohen Lorenzens die sanften Gipfel Geierskragen und Grubenkopf auf, die jenseits des Sandjöchls ähnlich hohe Erhebungen im Grenzkamm bilden wie der Hohe Lorenzen.
Die gesamte Gegend des Grenzkammes spielte in den Kriegen eine wesentliche Rolle und wer im Sommer dort wandert wird viele Zeugnisse der Ereignisse vor 100 Jahren wiederfinden. Sogar im Winter ist die Trasse der Militärstraße trotz Schneeauflage gut auszumachen.

Plateau des Hohen Lorenzens Richtung Osten geblickt

Am Ende des Aufstiegs leitet der sich von unten dramatisch zuspitzende Hang abrupt auf ein breites und flaches Gipfelplateau über und sofort fällt das riesige Gipfelkreuz in etwa 100m Entfernung ins Blickfeld.

Evi am Hohen Lorenzen

Ganz entgegen der sonstigen Neugier ob der Geschichte des Gipfelkreuzes untersuchten wir im starken Südwestwind nicht einmal das Gipfelbuch. Eiliges Abfellen und ein paar Fotos waren die wenigen Handgriffe am Gipfel des Hohen Lorenzens. Nach etwa eineinhalb Stunden im starken Wind sollte die geschützte Abfahrt über den Nordosthang endlich stattfinden.

Rückblick auf die Runde von der Allerleigrubenspitze

Vorher noch ein Blick auf das Dörfchen Gossensaß und die markante Autobahnbrücke hoch über die Dächer der Siedlung hinweg. Der Hohe Lorenzen ist nach Süden hin völlig unverdeckt von anderen Erhebungen sodaß die Erklärung für den anhaltend starken Wind auch optisch eindrucksvoll zu erleben ist. Immer wieder interessant mit welcher Akribie man sich nach den Friedensverhandlungen von St. Germain in den 1920er Jahren bemüht hat die Grenzmarkierungen zu setzen.

die Runde im Zoom

Ein eingemeißelter Punkt als Hauptmarkierung und mit jeweils einem ebenfalls eingemeißelten kurzen schwarzen Strich wurde der Luftlinienverlauf bis zur nächsten Grenzmarke vorgegeben. Dabei wurde höchster Wert darauf gelegt, daß die tirolische Seite immer etwas abgedrängter am Grat lag als die damals italienische. Deutlich kann man heute noch die unterschiedliche Machtposition der Grenzzieher spüren. Solcherlei Grenzziehung fällt auch an anderen Teilen im Grenzkamm auf.

Einfahrt in den Nordosthang

Über den Ostrücken hinab kann an verschiedenen Positionen in die windgeschützten Nordosthänge eingefahren werden. Uns erschien der Felskopf am Beginn des Gipfelaufbaus auf halbem Weg zum Flachjoch etwas zu uneinsichtig hinsichtlich seiner Umfahrbarkeit, sodaß wir den Gratrücken schon oberhalb in den Nordosthang einfahrend verließen.

Nordosthang mit Sattele

Im Nordosthang – wie kann es anders sein bei Südwestwind – fanden wir einiges an pulverigen Triebschnee vor und fuhren deshalb einzeln bis zu Haltepunkten ab. Die Abfahrten waren entsprechend angenehm, ein hochwinterliches Vergnügen.

herrliche Pulverabfahrt zum Hochleger der Fraderalm

In der Grube der Fraderalm fand sich dann auch noch richtiger Pulverschnee welcher die letzten Höhenmeter bis zur Alm zu einer genussvollen Abfahrt werden ließ.

Rückblick auf die Abfahrt im Nordosthang

Das große Almgebäude des Hochlegers der Fraderalm dürfte vom optischen Eindruck her eher beschädigt worden sein, denn durch Altersschwäche zusammengebrochen. Sehr alt erscheint es nicht – zuviel Schnee oder ein Lawinenausläufer?

prächtige Hänge vom Hohen Lorenzen herab

Nach diesen Almengebäuden beginnt eine schöne Talausfahrt, die zunächst durch einen Lärchenwald und dann am Almenweg  hinausführt. Rasch nimmt das Pulverschneevegnügen ab und es benötigte Standfestigkeit die Bremsung durch den eher feuchten Schnee am Almweg auszubalancieren.

Hochleger Fraderalm

Ein Rinnsal von Bach über den Weg muß zu diesem Datum bereits überschritten werden, zu warm ist es für eine durchgehende Schneedecke darüber. Kurz danach endet die schöne Fahrt durch den Wald in einer leichten Senke der Fraderalm.

ein wenig restlicher Pulverschnee bis zur Baumgrenze

Auf der anderen Seite des Bachs liegt der Weg eher sonnengeschützt nahe den Bäumen und dürfte wohl noch etwas besser befahrbar sein als unsere ostseitige Abfahrt.

nahe der Senke der Fraderalm

Vor der recht neu erbauten Alm werden etwa 200m Schiebestrecke, bzw. kurzzeitig der Grätschschritt nötig, um die paar Meter aus der Senke zur Alm zu überwinden. Nach der Alm bietet sich ein herrlicher Rückblick auf den Hohen Lorenzen.

Fraderalm

Hinter der Alm konnten wir eine Aufstiegs- und mehrere Abfahrtsspuren entdecken. Es dürfte sich um den Anstieg zum Karsattel und dem Kreuzjoch handeln – sicher eine schöne wenig begangene Tour und eine Sache zum Herausfinden.

phantastischer Rückblick auf den Hohen Lorenzen

Die Ausfahrt aus dem Fradertal bleibt östlich des Fraderbachs und führt an zwei weiteren Gebäuden vorbei, bevor das Tal mit einer Geländestufe zum Bach hinab aufwartet.

letzte Gebäude vor der Geländestufe

Unten führt der Weg wenige Meter oberhalb des Baches – teilweise steil mit wenige Möglichkeiten vernünftige Schwünge einzulegen – bis zum Obernbergtal  hinaus. Der Weg führt auch vorbei an einem kleinen Kraftwerk mit einer uns in ihrer Sinnhaftigkeit völlig unerklärlichen Videoüberwachungsanlage.

Obernberg, Ortsteil Frade – links unten die Brücke und das Fahrverbotsschild

Wer unten im Tal möglichst weit rechts den Hang befährt und somit Höhe spart, der kann von dort aus mit genügend Schwung über die Brücke und fast bis hinauf zu einem Fahrverbotsschild fahren, bei dem rechts in den Wiesenhang eingefahren werden kann, der mit genügend Gefälle bis zum Ausgangspunkt, dem Bauernhof am Obernbergbach, führt.

Am Ausgangspunkt angelangt – Ende der schönen Runde

Ohne Hektik, allerdings – wegen des Windes – mit nur einem kurzen Aufenthalt am Hohen Lorenzen absolvierten wir die traumhafte Runde in 4:38 Stunden (Gipfelaufenthalt 20min). Die Höhenmessung der Bergsteigeruhr zeigte 1.140Hm und die Aufzeichnung errechnete eine Gesamtstrecke von 14,8km.

Mils, 10.03.2019

Schitour Muttenkopf, 2.638m

Im hintersten Obernbergtal gelegen ist die Schitour auf den Muttenkopf – neben jener auf den Obernberger Tribulaun – nicht nur die zweit längste auf dem Kamm zum Egger Joch sondern aufgrund der Ausrichtung ihrer Hänge nach Süden auch eine sehr sonnige.

Muttenkopf, 2.638m

Nach der kalten Tour auf den Geier gestern, beschloss ich heute eine Tour mit viel Sonne zu unternehmen, um den Fingerspitzen etwas Gutes zu tun (seit der Tour auf den Morgenkogel vor gut 14 Tagen ist das Gefühl in den Mittelfingerkuppen noch nicht zufriedenstellend wiedergekehrt).

Am Weg nach Obernberg um 8:45 Uhr, der Muttenkopf (links der Bildmitte) bereits im Morgenlicht

Vom Parkplatz (Kleingeld oder kleine Scheine beim Wechselautomat) beim Gasthaus Waldesruh die Straße zum „Waldbauer“ noch ein paar Hundert Meter taleinwärts und dort rechts (östlich) ab in den prächtigen Lärchenwald auf den Weg zur Kastnerbergalm wird gestartet.

der Waldbauer – im Lärchenwald dahinter der Anstieg

Der Weg ist ein Fahrweg und daher nicht besonders steil und bei der Rückkehr von der Tour teilt man sich den Weg mit Rodlern und Fußgänger. Die AV Karte zeigt einen Steig, aber eine Abzweigung vom Weg konnte ich nicht entdecken. Wahrscheinlich ist ein Anstieg durch den Wald erst nach der zweiten Kehre, bzw. nach der Flachstelle möglich. Abfahrtsspuren konnte ich dann genug sehen.

ab der zweiten Kehre in der Sonne, hinten Obernberger Tribulaun

Nachdem es die Erstbesteigung war folgte ich dem Weg zur kleinen Kastnerbergalm. Die Kehre knapp danach ist der letzte gravierende Richtungswechsel. Ab dieser geht es beständig Richtung Westen bergauf.

oberhalb der Kastnerbergalm; Hochnebel im Süden

In der Folge wird nach einer knappen Viertelstunde ein Wegweiser erreicht, der die Verzweigung der Schitour auf den Muttenkopf mit jener auf die Rötenspitze teilt. Rechts geht es ab in Richtung Lichtsee und auch auf die Rötenspitze (nicht angeschrieben), links auf den Muttenkopf.

Verzweigung oberhalb der Kastnerbergalm

Bereits weit unterhalb der Kastnerbergalm erfolgt Mitte Jänner der Aufstieg in der Sonne, wenn die Tour knapp nach neun Uhr gestartet wird. Spätestens bei der Alm, nachdem der Wald lichter wird und die freien weißen Flächen auftauchen konnte ich mich des Windstoppers entledigen und lediglich mit einem Wintershirt weitermarschieren.

Rückblick auf die Alm nach der Verzweigung

Kein Wind, keine Wolke über mir, jedoch jenseits der Grenze ein zäher Hochnebel, der bis zur Ankunft beim Ausgangspunkt nicht weichen wollte, der sich aber auch keinen Meter weiter nach Norden ausdehnte. Eine Situation die ich selten erlebt habe.

an der Baumgrenze – im Hintergrund der Muttenkopf

In etwa auf 1.950m wird der Anstieg etwas flacher und dreht leicht nördlich in eine sehr breite kupierte Mulde, die sich zum Muttenjoch hin verjüngt und stetig steiler wird. Ab dort kann das Ziel erstmals genauer eingesehen werden. Bis zum Joch hin weist der Hang jedoch nie eine Steigung über 30° auf.

Rückblick auf die lichten Hänge Richtung Egger Joch

Der Bewuchs der schönen Landschaft endet auf rund 2.100m und vor der Spur breiten sich abwechslungsreiche Kuppen und Mulden aus. Durch die südliche Ausrichtung bleibt es sehr warm und erst am Joch konnte ich am heutigen perfekten Tag einen Hauch von Lüftl spüren.

Gelände auf ca. 2.200m

Nach dem Joch zwischen Muttenkopf und dem schroffen Gipfel des „Am hohen Kreuz“ (knapp hundert Meter höher als das Muttenjoch mit 2.398m) zieht sich der Anstieg in einem weiten Bogen weiter, um am Ende oben einer Geländekante zur Ostflanke des Gipfelaufbaues zu folgen.

mitten im Almgelände, das Muttenjoch bereits zu sehen

Ab dieser Geländekante wird es deutlich steiler und hier beginnt ein ca. 60m hoher Anstieg mit recht engen Spitzkehren in einer Hangneigung zwischen 30 und 35°. Auf entsprechende Lawinengefahr bei zweifelhaften Schneeverhältnissen ist hier besonders zu achten.

Rückblick vom Muttenjoch

Oberhalb dieses Bereiches wird der Hang allmählich wieder flacher und die restliche Strecke zum Gipfel (ca. 100Hm) stellt weniger Gefahr dar.

Steilhang vom Joch aus gesehen

Heute befand sich der Steilhang in gutem, festem Zustand, in den letzten Tagen bereits völlig zerfahren ohne entsprechend Gefahr.

nach dem Bogen kurz vor dem Steilhang

Der Gipfel selber ist recht groß, flach und bietet eine einmalige Aussicht auf die vier Tribulaune, sowie in die zentralen Stubaier, aber auch die Brennerberge und in die westlichen Zillertaler.

oberhalb des Steilhanges unterhalb des Gipfels des Muttenkopfes

Markant sind von Süden nach Norden der unvergleichliche Doppelgipfel des Pflerscher Tribulaun, weiter die Weißwandspitze gleich hinter der Pflerscher Scharte und exakt hinter dem, dem Muttenkopf knapp vorgelagerten Kreuzjöchl, der Wilde Freiger in gut 14km Entfernung.

Blick auf Pflerscher Tribulaun und rechts neben Bildmitte hinter dem vorgelagerten Kreuzjöchl auf den Wilden Freiger

Im Norden besticht der immer aktuelle Habicht mit seinem massiven Gebirgskörper, sowie der folgende Kamm bis zur Serles hinaus.

Habicht in Bildmitte

Gen Osten fallen die sanften Bergwiesen zum Egger Joch hinaus ins Auge, traumhafte Hänge mit leichten und sonnigen Schitouren.

westliche Zillertaler Alpen

Im Süden heute ganz toll herausragend aus dem Nebelkleid über Südtirol die mächtigen Gipfel der Dolomiten zu sehen (Entfernung Langkofel 62km).

Dolomitenblick vom Muttenkopf aus

An einem Tag wie dem heutigen wurde der Gipfel natürlich auch entsprechend besucht. Ein Foto mit dem Gipfelkreuz des Muttenkopf und dem formschönen Pflerscher Tribulaun ohne Bergsteiger war leider nicht möglich.

Gipfelkreuz Muttenkopf mit Pflerscher Tribulaun dahinter

Die Abfahrt über den Steilhang war auf harter Unterlage und etwas Lockerschnee darüber überraschend gut möglich.

Abfahrt über den Steilhang

Kurz unterhalb des Joches, dort wo die Hangneigung flacher wird, wandelte sich der Schnee vom leichten Harschdeckel hin zu Pulverschnee. Entsprechend fein konnte die Spur am Rande noch in unzerfahrenes Gelände gelegt werden.

Rückblick auf die Abfahrt in Pulverschnee

Mit dem Eintauchen unterhalb der Baumgrenze sammelten sich die Spuren im weiten Gelände wieder.

schöne Hänge, noch wenig zerfahren

Bei der für mich ungewissen Abfahrt durch den Wald folgte ich mit wenig Abweichung den vorhandenen Spuren und konnte sogar die abkürzende Aufstiegsspur entdecken. Diese ist sicher interessanter als den Weg zur Kastenbergalm zu nehmen.

Stimmung über den Brennerbergen

Alle Möglichkeiten durch den Wald enden jedoch wieder auf dem Weg und zwar noch vor der Flachstelle. Hinterher, bzw. weiter westlich, käme man zu weit an die Felsen der Schildköpfe.

an der Baumgrenze

Über den Weg erfolgt die Abfahrt zurück zum Ausgangspunkt und als Abschluß gab es im Gasthaus Waldesruh eine deftige Gerstensuppe mit Bier.

letzte große Almfläche bevor die Abfahrt im Wald beginnt

Der gesamte Aufstieg beträgt 1.200m und für den Aufstieg habe ich 2 3/4 Stunden benötigt. Mit 35min Gipfelrast hat die Tour gesamt knapp 4 Stunden gedauert.

Mils, 14.01.2018