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Schitour Haidenspitze, 2.974m

Als zweite Möglichkeit eines Aufstiegs in der westlichen Talflanke im Verlauf des Gleirschtales präsentiert sich die Schitour auf die Haidenspitze von der Talstation der Materialseilbahn zur Pforzheimer Hütte als ein mehrstufiger, großteils steiler Aufstieg auf einen lohnenden, gerade nicht Dreitausender.
Einzige Verschnaufpause im Anstieg stellt die flache Mulde „auf der Haide“ dar und selbst diese weist eine durchschnittliche Steigung  im normalen Aufstiegsbereich von gut 10° auf.

Gipfelkreuz in Sicht

In St. Sigmund, am großen Parkplatz (1.515m, ein paar Euro Gebühr), erfolgt der Start entlang des Weges ins Gleirschtal, des Winters Rodelbahn. Flach beginnt der Aufstieg und Abkürzungen bis zur Gleirschalm gibt es nur eine recht kurze, wenig ergiebige nach der ersten Linkskurve nach der Brücke über den Gleirschbach.

schattiger Aufstieg nach der Gleirschalm

Ab der Gleirschalm (eigentlich „die Gleirschhöfe“), die neben der Pforzheimerhütte meist den Einkehrpunkt nach den Touren im Gleirschtal bildet, wird bald erreicht und ab dort geht es auf dem langen scheinbar flachen Teil am „Anger“ bis zur ersten Talverengung weiter. Am Schluß zieht sich die Spur mit ein zwei Meter Höhenverlust taleinwärts und trügt, der Höhenunterschied auf dieser 1.300m langen Strecke von der Alm beträgt knapp 80Hm. Eine gute halbe Stunde dauert der Aufstieg bis zum Beginn der mäßigen Steigung hinter der Gleirschalm und außerhalb der Vorderen Gleirschalmhütte.

kurz vor der Engstelle Ochsenhag

Über verschieden steile – immer aber nur mäßig steile – Kuppen zieht sich die Route meist am Weg bis zu einer deutlichen Talverengung, in der bei allen Touren, die der Verfasser bis jetzt im Gleirschtal unternommen hat, Lawinenreste vom Hang östlich herab vorgekommen sind, der Ort „Ochsenhag“ genannt. Kaum einige Minuten hinter dieser Einschnürung befindet sich die Talstation der Pforzheimerhütte, die einen Wegpunkt im Aufstieg zur Haidenspitze bildet.

Gelände der Hinteren Gleirschalm – oberhalb der Talstufe die Pforzheimerhütte

Der gesamte Teil des Aufstiegs bis zur Seilbahn bleibt im Hochwinter im Schatten, erst nach der Seilbahn darf man sich der Sonne erfreuen. Zuweilen kann die Thermik im Gleirschtal ein eisiges Lüftl erzeugen, das aufgrund der Dichte natürlich immer in Richtung Tal strömt und für entsprechende Gefühle im Gesicht sorgt – so auch bei unserer Begehung, weswegen die Sonnenhänge auf die Haidenspitze, die von der Seilbahn nordwestlich wegziehen, beim Aufstieg im nächsten Abschnitt willkommen sind.

das Aufstiegsgelände halb im in der Sonne, halb im Schatten

Bis zur Seilbahn (etwa 2.125m) werden in etwa eineinhalb Stunden 6,7km und gut 600Hm zurückgelegt. Durchschnittlich beträgt die Steigung somit etwa 9% und kann, für Konditionsstarke oder auch mit etwas Humor, als Aufwärmstrecke bezeichnet werden. Bis zum Gipfel fehlen von dort noch rassige 850Hm, die das Gustostück der im oberen Teil hochalpinen Unternehmung darstellen.

der schattige Teil, den wir nicht gewählt haben; dahinter die Rotgrubenspitze

Ein schöner und in jeder Hinsicht frei wählbarer Teil des sich vom Tal hinaufziehenden Hangs ist der unterste Teil, der rechterhand, nordwestlich nach der Seilbahn ansetzt.
Wir haderten an diesem Hang zwischen Wärme unter Sonne im Steilen (gut 35° Hangneigung und auch etwas mehr) und der weniger kraftraubenden Strecke, weil flacher, im Schatten des breiten Hangs, wobei – kaum verwunderlich – die Bestrahlung obsiegte und wir Kraft gegen Wärme eintauschten.

Rückblick auf den Talkessel der Gleirschalm

Nach einigen Minuten Am Hang tauchten wir Ende Februar bereits in Bestrahlung ein, welche der schon feinen Stimmung auf der schönen Tour nochmals zusätzliche Hochgefühle einhauchte.

etwa 600m gegenüber die Pforzheimerhütte

Noch unterhalb der Hälfte des schönen Schihangs zur Rotgrube, der mehr als 400Hm Höhenunterschied misst, wird die Höhe der Pforzheimerhütte erreicht , die etwa 600m Luftlinie südlicher auf einer Geländeverflachung am Ansatz zum Walfeskar liegt.

kurze Rast mit der Haidenspitze im Hintergrund

An dieser Stelle präge man sich das Gelände in Richtung zur Pforzheimerhütte ein, sollte eine Einkehr in der derselben bei der Abfahrt von der Haidenspitze ins Auge gefaßt werden. Die Querung des Hangs „am Sum“ unterhalb der „Schwärzschrofen“ ist, bei rechtzeitig hohem Ansatz der Querung, in durchgehender Fahrt über den steilen Hang möglich, wenn die Schneelage paßt.

Anstieg auf das kleine Plateau vor der Steilstufe

Unser Aufstieg zur Haidenspitze führt über den Ansatz der Rotgrube, die zwischen dem markanten nördlichen Felsabbruch, der von der Haidenspitze als Abbruchkante herunterzieht (Rautenwand) und der westlichen Begrenzung, einer Gratrippe, die das Walfeskar abscheidet, mit einer Mittelrippe von der Rotgrubenspitze herab, eingebettet liegt. Gemäß der AV-Karte werden beide Muldenteile Rotgrube genannt.

Flanke auf die Stufe „auf der Haide“

Zwischen der Haiden- und der Rotgrubenspitze liegt die Rotgrubenscharte. Auf die Rotgrubenspitze (3.040m) führt von der Rotgrube aus ebenfalls eine Schitour, die, angesichts der sichtbaren Schroffheit der Flanke dorthin, ein hehres Ziel darstellen muß.

Anstieg in der steilen Flanke

Im flacheren unteren Teil der Rotgrube (kleines Plateau ~2.550m) erkennt man gut die Passage durch die Schrofen hindurch zum Plateau „auf der Haide“ hinauf. Hierzu wird nahe an die Steilstufe herangestiegen und dann, in wenigen Spitzkehren leicht nordöstlich durch den steilen Hang gestiegen, im oberen Teil mit der größten Neigung (>35°) und kurz.

oberer Teil der Flanke auf die Haide

Bei unserer Begehung fanden wir die südwärts ausgerichtete Passage auf den letzten ca. 20Hm bereits Ende Februar mit nur mehr wenig Schneeauflage zwischen den Schrofen vor.

oberer Teil Steilstufe auf die Haide

Zunächst kann im Flachen, nach dem steilen Durchstieg, beim Verschnaufen auf dieser Stufe im Rücken das herrliche Panorama des bis zum Talende völlig offenen Gleirschtals genossen werden. Ein grandioser Anblick des weiten und von lauter eindrucksvollen Spitzen – bis hin zum Hohen Seeblaskogel – gesäumter Talkessel, der beeindruckt, bevor man sich dem weiteren Aufstieg auf die Haidenspitze zuwendet. Bereits tief unterhalb die Pforzheimerhütte zu sehen.

phantastischer Rückblick in das Gleirschtal; im Vordergrund die ausgeaperte Kante

Wir hatten ab der Flachstelle die Wahl zwischen der linksseitigen (westlichen) Umrundung des Geländes „auf der Haide“ und dem rechtsseitigen (östlichen) Aufstieg auf eine moderat steigend Rippe, die oben an die südöstlich ausgerichtete Schlußflanke zur Haidenspitze hinaufzieht und entschieden und für die linksseitige Umrundung und den Aufstieg zur Kammhöhe in der hinteren Verschneidung.

in den Muldenkessel hinein unterwegs

Bei zweifelhaften Schneeverhältnissen, oder auch frequenter Befahrung oberhalb der tiefen Mulde mag die Variante rechterhand die klügere, bzw. sichere sein. In unserem Fall waren wir allerdings die ersten am Tag und so entschieden wir den schöneren Anstieg durch die Mulde und die Verschneidung am Ende.

der schöne Muldenkessel unterhalb der Haidenspitze

Der Abschnitt durch den Muldenkessel fordert vor allem im oberen Teil mehr an Kondition als es von unten, von der Flachstelle aus aussieht. Bis zum steileren Teil werden im Muldenkessel immerhin auch 100Hm gewonnen. Der steilere Teil liegt noch etwa 300Hm unterhalb des Gipfels der Haidenspitze und beglückte uns am schönen Tag gegen Ende Februar in rundum eingebetteter Lage mit schweißtreibenden Temperaturen.

bestes Tourengelände, links die steile Flanke zum Gipfel

Auf dem breiten Gratrücken angekommen, kann die Flanke zur Haidenspitze hinauf fast vollständig eingesehen werden und sie wirkt steil; am steilsten Abschnitt reicht die Neigung an 40° heran und es gibt Stellen darüber.

Aufstieg im steilen hinteren Muldenteil

Dem Kamm folgten wir bis er in die Flanke überging und legten dann – etwa 100Hm unterhalb des Gipfels – ein paar Spitzkehren, etwas links der Schrofenhänge ober uns (Pkt. 2.955m in AV-Karte). Zuletzt querten wir aus einer flacheren kleinen Mulde gut unterhalb des Gipfelgrates zum Gipfelkreuz der Haidenspitze hinaus.

die steile Gipfelflanke

Nicht nur als Schitour rassig, auch als Aussichtspunkt verdient die Haidenspitze hervorgehoben zu werden. Das Panorama knapp unterhalb der 3.000m Marke ist wirklich beeindruckend, ins offene Gleirschtal  fällt der schönste Blick aller Kulissen in einer Drehung.

Eindruck zur Hangneigung am Gipfelhang zur Haidenspitze

Adolf Witzenmann, schwäbischem Bergpionier und Initiator der (neuen) Pforzheimerhütte, ist das eigenwillige, ansprechend schöne Edelstahl Gipfelkreuz auf der Haidenspitze gewidmet und es wurde von Nachkommen finanziert und im Juli 2009 von der DAV-Sektion Pforzheim aufgestellt. Das Gipfelbuch wird seitlich im stumpfen Pyramidenboden der Querstrebe verwahrt und ist dort trotz Wetterseite gut vor Nässe geschützt.

Haidenspitze, 2.974m

Im Kamm südwärts befindet sich die imposante Rotgrubenspitze und ganz knapp an ihrer rechten Flanke weit dahinter der Zwieselbacher Rosskogel, ein tolles Schitourenziel.

Blick zur Rotgrubenspitze und knapp rechts davon zum Zwieselbacher Rosskogel

Ein bemerkenswerter Blick zielt über das Gleirschjöchl (2.751m) hinüber zum leicht südöstlich gelegenen Breiten Grießkogel (3.287m) und auf den Strahlkogel (3.288m) rechts daneben.

ganz links der Gleirscher Fernerkogel, rechts die Vordere Sommerwand, in Bildmitte der weiße Kopf des Breiten Grieskogels, rechts davon der Strahlkogel

Links davon, also genau südlich, liegen die Sommerwände und die auffallend kühne Spitze ist der Gipfel der Vorderen Sommerwand (3.156m). Sie liegt 1,7km näher zur Haidenspitze und wirkt daher höher als die höchste Erhebung im Tal, der Gleirscher Fernerkogel (3.194m), der Gipfel am südlichsten Talende des 10km langen Gleirschtales (bis zum Ende des Gleirschferners), von dem er seine Namensgebung erhalten hat. Er ist knapp oberhalb der Südlichen Sommerwandspitze mit breitem Schneeband links vom Gipfel abfallend sichtbar und bietet eine unvergessliche Schitour mit nicht mehr leichtem Steilaufstieg.

links hinten Hohe Wasserfalle, Hochreichspitze, Gamezkögel, auf einer Linie Weitkarspitze, dahinter Sulzkogel, dahinter Acherkogel, rechts davon Zwöflerkogel im Hintergrund und Kraspesspitze im Vordergrund

Im Westen reicht der Blick zur phantastischen Schitour auf den Hochreichkopf, mit der Hohen Wasserfalle links davon, im Vordergrund – über dem aperen Gratrücken gelegen – die Weitkarspitze mit dem Sulzkogel und weit entfernt dem Acherkogel in fast direkter Richtung dahinter.

Blick auf die Zwingen im Talgrund des Kraspestals, aufragend die Steintalspitzen und der Gaiskogel (beide links der Bildmitte)

Genau hinter der Scharte zwischen nördlichem Ausläufer der Weitkarspitze und der Kraspesspitze fällt die markante Pyramide des Zwölferkogels (2.988m) ins Auge.

links der Bildmitte der Praxmarer Grieskogel, eine lohnende Schitour

Gegen mittags wurde es Zeit zur Abfahrt, da die Sonneneinstrahlung schon sehr am Schnee gewirkt hat und dieser immer weicher wurde. Nach einer halben Stunde Gipfelpause standen wir also wieder am Schi zur Abfahrt bereit.

schönes Gipfelkreuz auf der Haidenspitze

Die drei Kollegen, die gleichzeitig mit uns aufstiegen und eine bemerkenswerte Qualität von Höhenmedizin bei sich hatten, die in dieser Güte normal nur der Autor von seinem Bergmedizin-Pharmazeuten Peter Mayr aus Hall verabreicht bekommt, dehnten deren Gipfelrast noch weiter aus. Wahrscheinlich weil es so schön war und dieser Grund ist auf der Haidenspitze mehr als verständlich.

gewaltige Sicht in den Süden; das hintere Gleirschtal mit seiner tollen Umrahmung

Die steile Abfahrt über die schon sehr lange am Tag bestrahlte Gipfelflanke präsentierte sich von der Aufweichung her als sehr akzeptabel und bot fast Firnverhältnisse, mit leichten Schwüngen und kaum Einsinken.

Abfahrt über den Gipfelhang

Weiter unten, durch weniger Sonneneinwirkung, wurde die Oberfläche noch besser und im Kessel trafen wir kaum nassen Oberflächenschnee an.

wieder am Kamm und weiter hinab in den Muldenkessel

Nach der Kante „auf der Haide“ herrschten im Steilen wieder richtig gute Firnverhältnisse vor und die 500Hm hinab ins Tal haben wir so richtig genossen.

Rückblick nach den bärigen Hängen

Am Weg hinaus zur Gleirschalm – etwa nach der Vorderen Gleirschalm – konnten wir noch einen Blick auf die Wechten am Kammrücken werfen (siehe Bildergalerie), denen man fernbleiben sollte, wenn man „auf der Haide“ rechterhand über den Buckel ansteigt, anstelle über den Muldenkessel.

weiter im Firn unterhalb der Steilstufe

Ihren Abschluß fand die schöne Schitour in der netten Gleirschalm, bei Standardmenü des Bergsteigers, Knödelsuppe und Bier auf der sonnigen Terrasse.

auf die Haidenspitze, Prost!

Die Tourdaten aus den Aufzeichnungen: Aufstieg 1.470m – 3:40h, Gesamtzeit 5:40h (incl. 30min Gipfelpause und 45min in der Gleirschalm) bei einer Streckenlänge im Aufstieg von etwa 9km.

Mils, 22.02.2020

Schitour Praxmarer Grieskogel, 2.712m

Durch den hoch gelegenen Start in Praxmar ist der Praxmarer Grieskogel ein begünstigtes Ziel im Frühwinter und vom Höhenunterschied her auch ein nicht zu hoch gestecktes. Im Firn des Frühjahres bietet er ebenfalls eine tolle Abfahrt auf einem mittelsteilen, 800Hm hohen und sonnenbeschienenem Hang, der sich im unteren Drittel zu einer etwas flacheren Mulde ausformt, bevor über eine Skiroute zum Ausgangspunkt gequert wird.

Autor am Praxmarer Grieskogel, 2.712m

In der AV-Karte findet man die Bezeichnung Praxmarer Grieskogel etwas zu weit nordöstlich vor, eher beim Punkt 2.707m anstatt beim Punkt 2712m und da er kein Gipfelkreuz trägt bleibt im Aufstieg zunächst ungewiss, ob man bei der ersten erreichten Spitze schon auf ihm steht, oder den Aufstieg am Grat noch etwas fortsetzen muß und wer den Praxmarer Grieskogel nicht schon vom Ausgangspunkt, oder vom Übergang zum Kühgrübl aus beobachtet hat, wird damit überrascht, daß nach der ersten Graterhebung noch einige Minuten Gratstrecke zu Pkt. 2.712m bewältigen sind.

Start in Praxmar

Praxmar im Lüsenstal, auf rd. 1.680m gelegen ist mit einem großen Parkplatz (4.-/Tag) ausgestattet, der auch früh am Morgen einmal voll sein kann. Vorbei am praktischen LVS-Checkpunkt öffnen sich mehrere, zum Teil sehr beliebte, Schitouren auf den Kamm der zu den Südwestlichen Sellrainer Bergen zählt.

eine der Querungen der Rodelbahn

Der Aufstieg wendet sich sofort nach dem Anlegen der Schi mit der Zufahrt zum kleinen Schlepplift nach rechts (westlich) und führt einige Minuten über ein Stück präparierter Piste in den schönen, lichten Zirbenwald hinein, mehrmals die präparierte Rodelbahn überquerend. Wer im Dezember gegen neun Uhr startet der erlebt den Sonnenaufgang im Zirbenwald.

Aufstieg durch den schönen Zirbenwald zur Koglalm

Bis über den Zirbenwald hinauf haben der Praxmarer Grieskogel und die Lampsenspitze einen gemeinsamen Anstieg. Während das Gros der Tourenhungrigen der Lampsenspitze zustrebt ist man mit dem Praxmarer Grieskogel unter wesentlich weniger Publikum unterwegs.
Kurz vor der Koglhütte zweigt der Anstieg der Lampsenspitze bergwärts ab und zum Praxmarer Grieskogel  folgt man rechts (nördlich) dem Weg zur Koglalm.

zum Schluß vor der Koglalm noch eine etwas steilerer Hangteil

Dieser Teil des Anstiegs ist flacher, er folgt kurz einer Rodelpiste bis etwa zum Kreuz auf der Erhebung nach der Koglalm, bevor es – einen steileren Hang querend – abseits der für Wintersportaktivitäten adaptieren Flächen auf die Hänge in Richtung Praxmarer Grieskogel geht.

zunächst ein Stück auf der präparierten Rodelpiste

Nach der Querung folgen ein paar Spitzkehren hinauf zum Übergang ins Kühgrübl – ein stark ausgemuldetes Kartal, das an seiner linken hinteren Begrenzung mit den Steilwänden der Tagweidköpfe begrenzt wird und rechts eine mittelsteile Rippe entsendet, deren südliche Flanke den Normalanstieg auf den Praxmarer Grieskogel darstellt.

Querung oberhalb des Kreuzes nach der Koglalm

Geradeaus geblickt öffnete sich am Tag unserer Begehung ein schöner und weniger direktem Winkel sonnenbeschienener Hang als jener des Normalanstiegs zum Praxmarer Grieskogel, der mit etwa 15 zu zählenden Spitzkehren begangen werden konnte und der uns aufgrund der besseren Schneequalität für den Aufstieg angenehmer erschien.

am Übergang ins Kühgrübl

Erst oben bei der Querung nach rechts (nördlich) erkannten wir einen – wenn auch nur kleinen – Nachteil von etwa 20 Meter Höhenverlust durch eine kleine Gratsenke zwischen unserem und dem Normalanstieg.

am breiten Band ins Tal von links nach rechts querend

Zunächst jedoch folgt der Einstieg ins Kühgrübl mit etwas Abwechslung durch das Auf und Ab des Geländes auf einem breiten Band von links kommend mit etwas Höhenverlust auf die rechte Seite  des Tales hinüber.
Im Tiefsten der Mulde geht es dann einige Minuten taleinwärts.

mitten im Kühgrübl

Am Talende mußten wir uns dann für den Anstieg entscheiden und das schöne Kar mit den Spitzkehren wurde der Rippenflanke des Normalanstiegs vorgezogen.

Steigungsverhältnisse optimal

Am Grat oben verzauberte uns dafür die restliche Strecke – fast ausschließlich am Gratkamm verlaufend – mit einer gewaltigen Aussicht auf die kürzlich in Weiß verwandelte Landschaft im Westen – das bärige Gleirschtal mit seinen Gipfeln.

Blick zur Rippe – Normalaufstieg

Während alle anderen Gruppen die Scharte zum Ziel erklärten querten wir in der schönen Kulisse hinüber zum Praxmarer Grieskogel, unserem bergsteigerischen Ziel an diesem Tag. Der Übergang ist recht steil, jedoch einwandfrei zu begehen, sofern man Abstand zur trügerischen Grathöhe läßt.

 

Robert am Grat hinüber zum Praxmarer Grieskogel

Eine kurze Abfahrt in die zuvor beschriebene Gratsenke mit noch etwa 50Hm restlichem Aufstieg bis zum Gipfel das Praxmarer Grieskogels leitete uns unserem Ziel zu. Der leichte Umweg von der Normalstrecke mag etwa zehn Minuten gekostet haben.

 

mit etwas Höhenverlust am schönen Grat entlang

Lediglich zwei andere Tourengeher befanden sich am Gipfel als wir dort ankamen. Diese haben wir bereits vom Kühgrübl aus in der Rippenflanke gesehen und deren Aufstieg war auch mit ausschlaggebend für unsere Wahl, kamen sie mit dem oberen Teil nicht so gut zurecht wie uns schien.

 

kurz vor der ersten Graterhebung am Weg zum Gipfel des Praxmarer Grieskogels

Unter kühlem Föhn erstiegen wir aus der vorgelagerten Mulde die letzen Meter zum Gipfel und genossen für ein paar Minuten die Aussicht, vor allem in das lange Gleirschtal mit der Neuen Pforzheimer Hütte und den beiden Roßkogeln, leicht rechts der Bildmitte der Gleirscher, rechts davon der um nicht ganz 100m höhere Zwieselbacher Roßkogel, 3.082m, leicht erkennbar an der Doppelspitze.

 

Eindrücke vom Gleirschtal mit dem Zwieselbacher Roßkogel

Näher und bei dieser Ansicht als imposante Pyramide ausgebildet findet die Rotgrubenspitze ihren Platz und den Abschluß am rechten Rand bildet die Haidenspitze.

Praxmarer Grieskogel – Blick gen Süden

Im Süden dominiert die Hohe Villerspitze vor den Alpeiner Bergen mit dem Lüsener Fernerkogel als Abschluß rechts im Bild.

Blick nach Praxmar hinab – der schöne Hang unterhalb des Gipfels ist der Abfahrtshang

Schräg nach Süden ins Lüsenstal hinabgeschaut, findet sich Praxmar mit dem Parkplatz wieder und dazwischen ein gewaltig langer Hang der bei guten Verhältnissen eine bärige Abfahrt darstellt.

Stefan am Praxmarer Grieskogel – Blick gen Norden

Bei genügend Schnee kann er direkt vom Gipfel aus befahren werden. Wir mußten etwas zurück auf den Ansatz der Aufstiegsrippe queren, da die Schrofen direkt unter dem Gipfelpunkt noch sichtbar waren.

Räuhenkar mit Scharte, rechts daneben der Rotkogel, weiter rechts Gaiskogel und die nördlichen Kühtaier Berge

Die Abfahrt war natürlich geprägt von den letzten Tagen mit viel Sonnen- und Windeinfluß. Im obersten Teil fanden wir Bruchharsch vor in dem jedes Drehen natürlich ein entsprechender Kraftakt darstellte.

Abfahrt unterer Teil

Im Mittelteil, mit etwas abgeschirmter Ausrichtung gegen Sonne und Wind durch die Aufstiegsrippe waren die Verhältnisse auch durch die bereits sehr zerfahrenen Partien leicht besser, erforderten jedoch alle etwa zehn Schwünge eine kurze Pause.

Rückblick auf den Abfahrtshang

Im unteren Teil, der wieder flacher ist, war die Schneedecke durch noch flächigere Abdeckung im Schatten großteils akzeptabel mit Lockerschnee (in Mulden deutlich spürbar tiefer Triebschnee) und wenig Bruchharsch.
In Summe gesehen waren die 800Hm auf dem an sich phantastischen Hang diesmal mehr dazu geeignet sein Können zu verbessern und weniger Tiefschneegenuß.

bessere Schneeverhältnisse im unteren Teil

Unten, auf etwa 1.900m am Waldrand, fädelt man in einen Almweg ein, der hangquerend zum Niederleger der Koglalm zurückleitet. Wir haben dort möglichst freie Flächen gesucht, über die die lichten Waldpartien mit dem schweren Bruchharsch möglichst angenehm fahren ließen.

bei guten Verhältnissen ein Traumhang

Die direkte Abfahrt auf der Rodelbahn haben wir zugunsten einer möglichst hohen Querung zur Vermeidung einer Tragestrecke gesucht und als Abschlußhang ein lichtes Waldstück gefunden, das zum Abschluß einen Holzzaun zum Übersteigen bereithielt.

am Ende des Abfahrtshangs auf etwa auf 1.920m angelangt

Von dort kann über freie Wiesen in die Siedlung Praxmar abgefahren werden.

durch die lichten Flächen kommt man zum Koglalm Niederleger

Mit 1.050Hm (durch die Abweichung von der Normalvariante am Grat etwa 20Hm mehr) als Schitour eine kurze, haben wir sie in etwas mehr als vier Stunden bewältigt, incl. aller Pausen.

den Hang hinter dem Zaum nahmen wir um hoch zu bleiben

Unsere Aufstiegszeit betrug drei Stunden und die Länge des Aufstiegs beträgt 5,5km.

Praxmarer Grieskogel Hangneigungen

Mils, 08.12.2019

Gleirscher Fernerkogel, 3.194m – über Rosskarscharte

Alpinistisch reizvoll und im Schlussteil nicht mehr ganz so einfach präsentiert sich die Schitour auf den Gleirscher Fernerkogel generell und über die Rosskarscharte angestiegen, kommt man gleich zweimal in den Genuß von Steilaufstiegen im und knapp über dem 40° Bereich.
Die Tour von Lüsens aus entbehrt dem langen Normalaufstieg durch das schöne Gleirschtal bei genauer Vermessung nur wenig, auch der Höhenunterschied im Vergleich zum Startpunkt St. Sigmund steht dieser Variante nur kaum nach. Mehr dazu am Ende dieses Berichtes.

Da für diese Variante auf den Gleirscher Fernerkogel zwei Fahrzeuge vonnöten sind eignet sich als Treffpunkt der große Parkplatz in St. Sigmund und nach eiligem Umladen benötigt man für die Fahrt eine Etage höher (ja, etwa 120m höher!) nach Lüsens weitere 20min.

Lüsener Fernerkogel im Morgenlicht

Um sieben Uhr am Parkplatz in Lüsens gestartet sind wir Mitte April gerade noch nicht zu spät unterwegs, allerdings auch nicht zu früh, denn die südlich ausgerichtete Steilflanke auf die Rosskarscharte muß ja nicht im gefrorenen Firn begangen werden und je nach Sonneneinstrahlung sollte die Schneedecke bei der Ankunft gegen 10 Uhr genau den richtigen Zustand haben.

Sonnenaufgang über der Pforzheimerhütte

Der Anstieg in das Längental führt nach dem Holzhaus (Jugendheim in der AV-Karte) am Talende über die Längentaler Alm zum Westfalenhaus. Bei unserer Begehung gut gefroren, verlangte diese Stufe fast schon Harscheisen.
Vorbei an der Alm erreichten wir den Anstieg zum Westfalenhaus noch in völligem Schatten und erst am Hang hinauf, bei den ersten Schneestangen, tauchten wir endlich in Sonnenlicht, etwa 50Hm unterhalb der Hütte.

Aufstieg zur Pforzheimerhütte aus dem Längental

In Blickrichtung Hoher Seeblaskogel und Längentaler Weißer Kogel herrschte einiger Andrang bei dem prächtigen Frühjahrswetter. Aber auch in unsere Richtung, auf das Winnebachjoch sollten wir ab der Hütte einige Gesellschaft bekommen, da dort gegen 8:45 Uhr Aufbruchsstimmung von der Hütte angesagt war.

prachtvolles Panorama – hinten Längentaler Weißer Kogel

Die Schneeschuhwanderer machten sich auf in Richtung Schöntalspitze, die Tourengeher in unsere Richtung auf das Winnebachjoch.

Das Winnebachjoch voraus – noch sind fast 2km zurückzulegen

Das Tal zum Winnebachjoch zieht sich mit moderaten Stufen über zweieinhalb Kilometer und 500hm vom Westfalenhaus Richtung Westen und stellt den Übergang ins Ötztal dar. Gegen sein Ende hin bildet es einen beeindruckend geformten Kessel, der mit einer einzigen Spitzkehre auf das Joch überwunden wird.

Talbecken und Winnebachjoch

Der Ausblick vom Winnebachjoch ist beengt, zwischen der Flanke vom Westlichen Seeblaskogel und der gegenüberliegenden Erhebung des Gänsekragens lugt die Hohe Geige durch, über der dem Gänsekragen anschließenden Gratkette zur Wantlasscharte ragen Gamezkogel, Rofelewand und Gsallkopf durch, erstere in 16,5km, letzere Gipfel in 21km Entfernung. Ganz rechts (fast westlich) erhebt sich der massive Breite Grießkogel.

Blick vom Winnebachjoch nach Westen

Seit dem allseits reflektierenden Becken vor dem Winnebachjoch und dem fortgeschrittenen Vormittag machten uns Temperatur und Strahlung einigermaßen zu schaffen, beim weiteren Anstieg über die Südhänge zum Winnebacher Weißkogel umso mehr.

Aufstieg zur Rosskarscharte

Der Schnee wurde im stumpfen Winkel zum Sonnenstand stellenweise richtig sulzig und erschwerte die letzten 200m Aufstieg zu den ersten unteren Schrofen an der Felslinie zur Rosskarscharte unerhört. Als Lohn dafür wird am Weg zur Scharte der Blick zur Wildspitze in 30km Entfernung frei.

wir nehmen die östliche Seite des Kopfes (Pkt. 2.993m in d. AV-K) am Weisskogelferner

Recht genau auf 3.000m begann in unserem Fall der Aufstieg zur Rosskarscharte mit den Schi am Rucksack und in vorhandenen Stapfen. Abgesehen von den ersten Schritten an der Felslinie, die wie immer einen Einbruch bis zur Hüfte hervorriefen und ein paar mühevolle Meter bedeuten, befand sich der Schnee auf der sonnenexponierten Flanke noch recht gut in Schuss für den späten Vormittag, an dem wir sie erreichten.

nach der Querung etwa 10m direkt in der Flanke, dann leicht links weiter

Der Aufstieg durch die Felsen führt über ca. 60m zur Rosskarscharte hinauf. Im letzten Drittel ragte eine recht jung angebrachte Seilsicherung aus dem Schnee und ihr Verlauf bis zur Scharte – in einer völlig schneefreien Felsverschneidung gelegen – erscheint jedoch für die Winterbegehung mit Tourenschuhen wesentlich weniger geeignet als linkerhand weiter durch eine schneegefüllt Rinne mit Stapfen. Die Scharte wird somit etwa 10m links der Seilsicherung erreicht.

hier ein Eindruck über die Hangneigung – hinten Winnebacher Weißkogel

Man soll den Zeitaufwand für den Anstieg bis auf die Rosskarscharte nicht unterschätzen. Hatten wir mit drei Stunden gerechnet wurden es dann fast vier. Ohne viel Aufenthalt fellten wir auf geräumigem Platz ab, um die kurze Abfahrt zur nächsten Steilflanke oberhalb des Gleierschfernerbeckens in Angriff zu nehmen.

rechts Verseilung, links fanden wir es bequemer mit Winterausrüstung

Nach Messung auf der Uhr betrug die Abfahrt 75Hm und zugunsten des Schibelages man tut gut daran einige Meter zu „verschenken“ indem man – anders als der Autor – bei nicht weniger als drei Metern Abstand zu den Felsriffen, in der mitunter tückisch dünnen Schneeauflage keine Schrammen mit nach Hause nimmt.

Rosskarscharte; etwas weiter hinten die Ankunftsstelle nach dem verseilten Aufstieg

Zwischen einem markanten Felskopf und der unteren Begrenzung der Felsen endet die Querfahrt von der Rosskarscharte, es hieß erneut Schi auf den Rucksack und stapfen.

Blick zur nächsten Steilflanke auf den Gleirscher Fernerkogel

Der Aufstieg über die Steilstufe ist im oberen Bereich noch etwas steiler als jener zuvor und erreicht mehr als 40° Neigung. Wir nahmen ihn etwa mittig wobei die Stapfen durch die Abfahrt einer Gruppe zuvor zum Teil nicht sichtbar waren und wir eigene Stapftritte anlegten. Trotz der Mittagsstunde konnte der Hang einwandfrei begangen werden, ohne zu tief einzusinken.

am Ende der Steilflanke auf den Gleirscher Fernerkogel mit unseren Abfahrtsspuren von der Rosskarscharte im Hintergrund

Ein Rutscher durch schlampiges Stapfen hätte weitreichende Auswirkungen. Im Gegensatz zur Rosskarscharte sind im Steilhang zum Gleirscher Fernerkogel keine Felsen eingestreut, die einen tiefen Sturz verhinderten. Bei harten Verhältnissen wären beide Steilaufsteige nur mit Steigeisen zu empfehlen, unsere jedoch durften sich unbenutzt eines Ausfluges im Rucksack erfreuen.

imposante Gipfelflanke des Gleirscher Fernerkogels

Ein letztes Auffellen wird für den steilen Gipfelaufbau erforderlich. Der Sonnenbestrahlung am Vormittag weitgehend abgewandt, bzw. in sehr spitzem Winkel zur Sonneneinstrahlung gelegen bot der Gipfelhang sogar fast Pulverschneeverhältnisse.

Gipfelflanke vom Gleirscher Fernerkogel Gipfel aus betrachtet

Allerdings, bei weit über 35° Hangneigung und einer durch eher Abrutschende als -fahrende vielerorts bis auf den harten Untergrund weggerutschter Spur ist der Aufstieg über die 135m hohe Flanke auch kein großes Vergnügen. Nachdem die Schneeverhältnisse entsprechend weich waren und die weggerutschten Teile der Spur mittels einschlagen der Kanten so lala bewältigt werden konnten kam der alternative Stapfaufstieg gar nicht in Erwägung. Eine knappe halbe Stunde nahm der Nervenkitzel des Gipfelhangs trotzdem in Anspruch.

Gipfelplastik am Gleirscher Fernerkogel

Die Mühen bis zum aussichtsreichen Gipfel des Gleirscher Fernerkogels mit der kunstvollen Zier einer „Alpinplastik“ mit Mini-Gipfelkreuz waren bewältigt und der Eindruck am Gipfel phänomenal. Hat man den kunstvollen Gipfelschmuck mit faradayschem Käfig zum Schutze des Pickels ausreichend in Augenschein genommen, bezaubert der Blick in alle Richtungen.

der Nachbar – Winnebacher Weißkogel

Am gewaltigsten ist der Blick von Südost nach West.

bestechender Grat oberhalb des Längentals – links Lüsener Fernerkogel, rechts Schrankogel

In nächster Nähe im Süden der Winnebacher Weißkogel mit seiner tollen Flanke und links davon fast in einer Linie Hoher Seeblaskogel, Längentaler Weißer Kogel und der mächtige Schrankogel, rechts davon die Wilde Leck und gleich daneben in 39km Entfernung die Hohe Wilde sowie der Weißkugel und zahlreiche weitere tolle Dreitausender bis rechts im Bild die Wildspitze mit ihrem großflächigen Massiv auftaucNicht minder imposant der Blick über das lange Zwieselbachtal und weiter im Norden der Hochreichkopf und der mächtige Acherkogel.

Zwieselbachtal zu Füßen

Beim Blick nach Norden stellt sich die Frage, ob die Abfahrt zur Südlichen Sonnenwand nicht möglich sei – Berichten zufolge soll das so sein und wird Thema einer künftigen Erkundung.

linkes Bilddrittel – Südlichste Sonnenwand mit wahrscheinlicher Abfahrtsvariante über den gleichnamigen Ferner

Die Aussicht auf den Kleinen Kaserer und den Olperer gen Osten streift fast die Hohe Villerspitze im Vordergrund leicht links davon.

Hohe Villerspitze in Bildmitte, leicht rechts davon Kleiner Kaserer und Olperer in der Ferne; der mächtige Schatten des Schrammachers, rechts davon der Hochfeiler in 51km Entfernung

Die Abfahrt über die Gipfelflanke beschert einen bleibenden Eindruck. Meint man zuerst, daß die gute Schneequalität eine flüssige Fahrt zuläßt wird man bei den ersten zwei Schwüngen durch die rapide zunehmende Geschwindigkeit freiwillig etwas vorsichtiger im Ansatz des Bogenradius. Ja fast um einen Hupfer ist man bemüht, um den Radius klein zu halten. In Summe aber selbst in dem sehr zerfurchten und noch recht weichen Schnee ein tolles und kraftzehrendes Erlebnis.

zur Abfahrt gerüstet; Steilhänge entbehren nie einer gewissen Spannung

Vor der nachfolgenden Steilstufe verebbt die Kommunikation auf das Wesentliche, gilt es doch einen aufgeweichten Steilhang mit Stellen jenseits von 40° zu fahren. Schließlich ist nicht jeder ist ein Luggi, der solche Übungen tagtäglich macht und es handelt sich nicht um eine präparierte Piste deren Konsistenz gleichförmig ist. Dichteunterschiede in den abgerutschten Schichten erfordern höchste Konzentration und blitzartige Reaktionen.

ein Eindurck der Hangneigung gibt die kleine Rutschung oberhalb von Britta

Mit Routine und Gefühl gelingt jedoch die Rutschfahrt über die 60m bis zur individuell gewohnten Neigung in der man sich auf Schi noch wohlfühlt und gleichzeitig zu fotografieren vermag.

über die 40° Flanke lebt sich’s im aufgeweichten Sulz leichter durch Rutschen mit Distanzhaltung – bei diesem Dichteunterschied wedelt keiner mehr

Am Ende der Steilrinne fällt mit einem Mal die schöne Last der Tour ab und Vorfreude über eine nahezu 12km lange und landschaftlich unvergessliche Ausfahrt macht sich breit.

Rückblick auf die stolze Steilflanke

Setzt man die Ausfahrt so weit wie möglich links im Tal an und vergeudet man kaum Höhenmeter durch einen Mix aus moderater Geschwindigkeit und Höhenerhalt mit wenigen kurzen Schiebestrecken, dann erreicht man ohne große Anstrengung über die „Samerschläge“ die Pforzheimer Hütte.

die Belohnung zum Schluß – Ausfahrt durch das wunderschöne Gleirschtal

Freilich muß dieser Zwischenstopp nach dem grandiosen Erlebnis unbedingt sein – zwei leicht verständliche Gründe bestehen darauf: der Flüssigkeitsbedarf zum einen und die notwendige mentale Verarbeitung des Zugewinns an höchst positivem Erlebnis an Ort und Stelle zum anderen. Beides im Verein lädt den Autor für viele Tage auf wie nichts anderes auf der Welt es vermag, die Maximaldosis Natur eben.

die Länge des inneren Gleirschtales kommt bei der Ausfahrt gut zur Geltung

Abschließend durften wir eine wunderschöne lange und leichte Ausfahrt genießen und weil der außergewöhnliche Tag noch andauerte gab es einen zweiten Stopp mit Knödelsuppe in der netten Gleirschalm bevor wir die letzten Teilabfahrten bis knapp vor die Brücke über den Gleirschbach antraten und nach kurzer Tragestrecke das Relaisfahrzeug erreichten, um das zweite Fahrzeug in Lüsens abzuholen.

Blick talauswärts zur Peiderspitze

Die Schitour auf den Gleirscher Fernerkogel von Lüsens aus ist um knapp drei Kilometer kürzer als die Normalbegehung von St. Sigmund aus und beinhaltet lediglich um 50Hm weniger Aufstiegshöhe. Vom Zeitbedarf her ist sie eher länger einzustufen, bedingt durch mehrfaches Rüsten über die Rosskarscharte. Insofern ist sie keine wirklich kürzere Alternative, sondern eine eigenständige Tour.

Welch Erlebnis, Prost!

Sie ist ebenfalls keine Alternative zur Übernachtung in der Pforzheimerhütte – auch wenn es auf der Karte so aussieht -, da dieser Aufstieg nur knappe 900Hm beträgt.
Der Charme der Tour liegt in der Übersteigung der Rosskarscharte und dem Erlebnis einer „Runde“ unter Vermeidung wiederkehrender Eindrücke.

Gleirschtal – ohne Worte

Steigeisen unbedingt und je nach zu erwartender Schneebeschaffenheit Pickel mitzunehmen.
Der gesamte geodätische Aufstieg beträgt 1.627Hm, der Abstieg (Abfahrt) 1.747m. Wir haben für die reine Tour mit allen Pausen 7:30 Stunden bis zur Gleirschalm benötigt, in Summe vom Parkplatz St. Sigmund bis wieder nach Lüsens mit der letzten Pause auf der Gleirschalm 9:17 Stunden. Die Streckenlänge beträgt knapp 22km.

Mils, 21.04.2019

Schitour Schartlkopf (Samerschlag), 2.831m

Im tollen Schitourengebiet des Gleirschtales von St. Sigmund im Sellrain liegt der Schartlkopf (mit anderem Namen auch Samerschlag benannt) südwestlich der Neuen Pforzheimer Hütte. Bereits weit vor dem Talende ist der abgerundet scheinende Gipfel des Schartlkopfs und seine rechte Ersteigungsflanke sichtbar.  Die Schitour führt über schönste Abfahrtshänge und mit unserer Abfahrtszeit kurz vor zwölf erwischten wir traumhafte Bedingungen.

Manuel bei seiner ersten Schitour am Schartlkopf, 2.831m

Gegen Ende April muß die Ausrüstung vom Parkplatz etwa 10min getragen werden, bevor auf kümmerlichen Resten des Winters mit Schi aufgestiegen werden kann und im äußeren Almgelände der Gleirschalm galt es nochmals apere Strecken zu überbrücken. Ab den Gleirschhöfen fanden wir eine durchgehende, aber wenig tragfähige Schneedecke vor.

Aufstieg durch das noch kalte Gleirschtal

Besserung und eine gefrorene Schneedecke erreichten wir ab der Flachstrecke bei der Talverengung beim Wehr, bevor der Aufstieg steiler wird. Ein kaltes Thermik-Lüftl strömte uns beim Aufstieg entgegen. Wolkenloser Himmel und ein schöner Aufstieg durch das Tal ließen Vorfreude auf einen wunderbaren Tag aufkommen.

eine Prachtszene – Ende des Gleirschtales

Eine Woche zuvor, anlässlich der Schitour auf den Zwieselbacher Roßkogl, war das Gleirschtal unser Ausfahrtsgelände und dieses hatte uns einen tollen Tourabschluß geboten. Wie die Schneequalität diesmal sein würde war fraglich.

unterhalb der Neuen Pforzheimer Hütte, im Hintergrund der Schartlkopf

Die Schitour war sozusagen eine Premiere, erstmals war Manuel auf einer Schitour mit dabei. Mit dem alten Jugendschi seines Onkels „Kammerlander-Bretteln“ antiken Fellen und nagelneuen Tourenschuhen wagten wir die streckenmäßig lange Tour.
Bereits am ersten steileren Hang rechts der Seilbahn zur Pforzheimer Hütte bestand die Ausrüstung ihren Härtetest im bereits um 9 Uhr! aufgefirnten Hang.

der Schartlkopf von der Hütte aus – tolles Gelände

Recht froh über diese Erkenntnis passierten wir die bereits ein paar Tage geschlossene Pforzheimer Hütte, die später zu unserem zweiten Rastpunkt werden sollte.

Richtung Walfeskar geht es weiter

Auf den flacheren Hängen hinter (westlich) der Hütte war der Einstrahlungswinkel noch nicht so groß, wodurch der Anstieg Richtung Walfeskar fein begangen werden konnte. Auch der Übergang über den Bach war immer noch problemlos auf weithin geschlossener Schneedecke.

an der Abzweigung zum Roßkar wird der Schartlkopf wieder sichtbar

Nach der Verzweigung  in das Roßkar – gerade aus ginge es weiter ins Walfeskar, im Bogen links geht es über das Roßkar auf den Schartlkopf – also auf rd. 2.450m war jene Höhe erreicht, die dauerhaft perfekteste Schneeverhältnisse für Aufstieg und Abfahrt bot.

Hitze im Kessel des Roßkares

Die Einstrahlung im Kessel des Roßkares wurde gegen 10 Uhr um vieles stärker, sodaß der Aufstieg nicht nur wegen der nun steilen Flanke auf die fast ebene Vorfläche des Schartlkopfes recht anstrengend wurde.

welch Anblick – Gleirschtal

Ein letzte Trinkpause vor der steilen Flanke zum Gipfel und einen Rundblick in dieser wunderschönen Umgebung gönnten wir uns gegen 10:30 auf der Vorfläche (~2.660m) knapp 200Hm unterhalb des Gipfels.

die Freude dem Manuel ins Gesicht geschrieben

Der Anblick der tollen Nordflanke des Schartlkopfes muß geteilt werden.

der letzte und schönste Hang zum Gipfel wird angegangen

Dieser Teil des Anstieges mag im Winter eine nicht zu unterschätzende Angelegenheit sein, beträgt doch die Hangneigung an der felsigen Kuppe und kurz unterhalb des Gipfelgrates mehr als 35° und neben der Aufstiegsroute teilweise an die 40°.
Bei unserer Begehung herrschte jedoch keinerlei Lawinengefahr, die Schneedecke war schön hart und oberflächlich lediglich zwei, drei Zentimeter aufgefirnt.

die steilste Stelle an der Oberkante der Felsrippe

Durch die schmale Stelle zwischen den Felsen konnten wir noch einwandfrei und ohne Steinkontakt durchsteigen. Diese Stelle wird vermutlich die erste sein, die in den folgenden Wochen rechts im schönen Abfahrtshang zu umgehen sein wird.

nun noch einige wenige Minuten zum Gipfel

Oberhalb dieser Stelle befindet man sich bereits in der Gipfelflanke, kaum 100Hm unterhalb des Gipfels. Der Hang ist gegen den Gratrücken hinaus recht steil bevor er sich über eine Ausrundung auf ein flaches Gipfelplateau ausbildet.

über diese Flanke

Der Gipfel des Schartlkopfes selber besteht aus einer felsigen Erhebung mit geringer Fläche und einem schönen Nordostabsturz, der Richtung Hütte hin fahrbar ist. Wir erreichten den Schartlkopf gegen 11:15 Uhr.

auf die flache Gipfelausbildung

An diesem schönen Tag waren uns gewaltige Aussichten beschieden.

das Schidepot einige Meter unterhalb des Gipfelkreuzes

Im Nordwesten thront der formschöne Zwieselbacher Roßkogl über dem Walfeskar und rechts davon die Rotgruben- und Haidenspitze. Beide letztgenannten Gipfel werden auch im Winter bestiegen, auf letzteren führt auch eine Schitour.

Blick zu Zwieselbacher Roßkogl, Rotgruben- und Haidenspitze

Gen Nordosten liegt uns das Gleirschtal zu Füßen und der Anblick über die Abfahrt hinaus nach St. Sigmund ist schon ein Talblick der Extraklasse.

das Gleirschtal

Genau ostwärts befinden sich die Lampsenspitze und über die Sattelschrofen reicht das Foto bis zum Zischgelesspitz.

Lampsenspitze und Zischgeles

Im Süden die Schöntalspitze (nicht sichtbar) und über die gerade nicht mehr sichtbaren Sonnenwände bis zum Zwieselbacher Grießkogl.

Sonnenwände und Zwieselbacher Grießkogl

Über das Zwieselbach- und Horlacher Steinkar gegen Nordwesten finden sich die Hohe Wasserfalle, Hochreichkopf, Gamezkögel und der markante Sulzkogl, sowie die Finstertaler Scharte, als Übergang zur Schirundtour auf die Kraspesspitze im Kühtai.

Hohe Wasserfalle, Hochreichkopf, Gamezkögel und Sulzkogl

Zur Mittagsstund wurde abgefahren, die Verhältnisse wären nicht besser geworden. Der erste steile Hang über die Gipfelflanke war der schönste, weshalb hier auch ein Video angelegt wurde, das mit einer lustigen Szene mit schmalen alten Tourenschi im allzu weichen Schnee endet:

Unterhalb von etwa 2.400m kämpften wir dann in den flacheren Strecken ein wenig bei jedem Schwung, da sich hier die Aufweichung der Schneedecke so weit fortgeschritten zeigte, daß wir tief einsanken.

die Abfahrt wählten wir vorne herab, näher zur Hütte

Ein Prachtanblick war für uns die leere Bank vor der Hausmauer der Hütte. Sie mußte für eine erweiterte Rast mit einem Halbschläfchen herhalten.

kurz vor der Hütte

Nicht minder der Ausblick von der Hütte, der jedes Mal aufs Neue begeistert. Mein Favorit hier der Blick auf den Zischgelesferner mit der Schöntalspitze am Ende.

Rückblick von der Neuen Pforzheimer Hütte zum Schartlkopf

Nach einer guten Stunde zeitlos gefühltes Sonnenliegen in ungewohnter Stille sollten wir,  ohnehin schon recht spät für einen Tourentag im Frühjahr, die Talausfahrt antreten, die ich für mich, eine Woche zuvor vom Zwieselbacher Roßkogl herab, als eine der tollsten Talausfahrten im Lande eingestuft habe.

dieser Blick – mein Favorit

Auf der Abfahrt über die Steilstufe zum Talende produzierten wir im total beschienenen Nassschnee kleinere Schneerutschungen, denen wir weiter unten ausweichen mußten. Einzeln erfolgte sicherheitshalber die Weiterfahrt, wobei die Situation nicht prekär war.

Rast und Ruhe auf der geschlossenen Hütte

Im Bereich der Seilbahn wurde nun wieder einmal der Trizeps angestrengt. Die weiche Schneedecke verhinderte erfolgreich das Erreichen der Seilbahn mit genügend Schwung aus dem Steilen ohne anzuschieben.

ein letzter Rückblick in die phantastische Gegend

Glücklicherweise wurde der Weg zur Hütte bei der Schließung einige Male mit einem Pistengerät befahren und der Schnee daher gut verfestigt. Zum Bremsen brauchte man nur links oder rechts des Weges in den sulzigen nassen Schnee fahren.

Über den Weg konnten wir die schöne Ausfahrt durch das Gleirschtal bis zur flachen Almfläche genießen, ab dort wurde die Rückkehr zum Parkplatz eine schweißtreibende, aber nach der schönen Tour, eine positive Angelegenheit.

bei der Ausfahrt fast am Ende des Gleirschtales

Unsere Gesamtzeit betrug sieben Stunden bei 1.315m im Aufstieg und die reine Aufstiegszeit knapp unter vier Stunden. Die Streckenlänge beträgt 8.8km.

Mils, 22.04.2018

Schitour Zwieselbacher Roßkogel, 3.082m – vom Kraspestal ins Gleirschtal

Ein etwas versteckter, niedriger und der einzige Dreitausender der das Kraspestal säumt ist der Zwieselbacher Roßkogl.  Am hintersten Ende gelegen – mit der Steilstufe des Gletscherüberganges vom Kraspesferner aus eigentlich schon dem Gleirschtal zuzurechnen – erhebt er sich markant gute 100Hm über dem kleinen Rest an Gletscher südlich der Rippe zum Kraspesferner.

Gipfelaufbau Zwieselbacher Roßkogel

Die mittellange Schitour starteten wir um 5:50 Uhr am Parkplatz in Haggen nach einer klaren Nacht und der Aussicht auf einen perfekten Tag. Leider die Temperaturen gut unter null sowie die übliche einziehende Thermik gegen das Gesicht im Aufstieg durch das „Larchwaldl“.

Start in Haggen kurz vor 6 Uhr

Westseitig haben sich die steilen Hänge schon mit Gleit- und Nassschneelawinen abgeladen und deren Kegel reichen beachtlich weit ins Tal hinein.

vor der äußeren Zwing

Die Steilstufe der ersten Zwinge (Hinterzwing) konnte ohne Harscheisen kaum überwinden werden, jedoch entschieden wir Stufen zu nutzen/zu schlagen und die Schi die obere kurze Steilstrecke zu tragen (ca 25Hm). Dahinter folgt ja ein langer Anstieg ohne die Notwendigkeit von Harscheisen.

hinter der Zwing, die Steilstufe zum Kraspesferner vor uns

Vorbei am Jagdhüttl rechts neben dem Kraspesbach marschierten wir bei zunehmendem Tageslicht mit den Gipfeln von Schöllekogel und Kraspesspitze bereits in das leichte Rot der Morgensonne getaucht.

Rückblick auf das bereits besonnte Steintal

Die Temperaturen durchaus sehr frisch für Mitte April erreichten wir das links abzweigende Tal zum Rauhengrat, das über den Muggenbichl erstiegen wird. Vom Rauhengrat herab versperrte eine Nassschneelawine den Anstieg auf ca. 50m, die wie immer akrobatisch durchstiegen werden mußte.

Christian beim Überqueren der Lawine

Die nächste Talstufe durch eine wesentlich schmalere Rinne rechts hinauf  war ebenfalls mehr als zur Hälfte der Breite mit einer Lawine verlegt und die Frage drängte sich mir auf, wie in den letzten Tagen eine Nassschneelawine in einem Nordwesthang auf 2.550m entstehen konnte.

im Hintergrund Pock- und Gaiskogl

Sonnenbestrahlung kann in dieser Exposition ja nur sehr spät am Tag und sehr kurz stattfinden und Niederschlag bleib weitgehend aus.
Jedenfalls lehrt die Situation, daß man auch der bestrahlungsmäßig scheinbar günstigen Exposition nicht trauen kann.

Rinne mit Lawinenresten auf die „Straß“

Rechts, durch eine Rinne die in ihrer Breite ebenfalls durch einen Lawinenausläufer verengt wurde, stiegen wir auf die „Straß“ Abstufungen hinauf und bekamen dort einen beeindruckenden Rundblick über die ausgedehnte Hochfläche Karapsesferner bis Kraspessee und die Anstiege in das Wilde Kar unterhalb der Kraspesspitze. Ein toller Eindruck aus dem kalten Schatten auf die besonnten Hügel uns Kare.

Hochfläche des Krapsesferner

Unterhalb der „Wilden Needer“ erfolgte der Aufstieg, steiler werdend, auf die letzte Steilstufe oberhalb des Kraspesferners in den höheren und südlichen kleinen Gletscherableger am Fuße des Zwieselbacher Roßkogel zu.

letzte Steilstufe

Vom Blickwinkel oberhalb der letzten Steilstufe sehen Haiden- und Rotgrubenspitze recht imposant aus. Sie sind bereits mit Vormittagssonne gesegnet und wir immer noch in deren Schatten, der jedoch in der folgenden flachen Strecke endgültig weicht. Dort öffnet sich auch erstmals der Blick auf das Tagesziel, dem Zwieselbacher Roßkogel, der am Ende des kurzen Gletschers erhaben über der Hochfläche thront.

Haidenspitze hinten und rechts die Wand der Rotgrubenspitze

Der letzte knappe Kilometer am Gletscher führt über einen leichten Sattel mit einem kleinen Gletschersee unterhalb, natürlich der See nicht sichtbar, sodann wieder über einen Gletscherrest und den Gipfelaufbau schlußendlich begeht man mit zwei Spitzkehren von Westen, kurz vor einer Scharte die ins Zwieselbachtal abbricht.

Übergang zum Zwieselbacher Roßkogel

Wenig Platz und allseitig steile Abbrüche vom Gipfel kennzeichnen den Zwieselbacher Roßkogel. Wir rasteten daher etwas unterhalb des Gipfels auf einer breiteren Gratstelle und als der Strom an Neuankömmlingen nicht versiegen wollte beschlossen wir in der Scharte zum Gleirschtal zu übersiedeln, da wir die steile Abfahrt in Gleirschtal und zur Pforzheimerhütte sowieso am Programm hatten.

Anstieg zum Westgrat des Zwieselbacher Roßkogel

Die Rundumsicht am Zwieselbacher Roßkogel kann sich sehen lassen. Am eindrucksvollsten war für mich die Szenerie von Süd bis West.

Christian und der Autor am Zwieselbacher Roßkogel, 3.082m

Im Süden die Dreitausender des hinteren Gleirschatales mit Gleirschfernerkogl und Winnebacher Weißkogl.

Gleirschfernerkogl und Winnebacher Weißkogl, rechts das hinterste Larstigtal

Im Westen der Blick ins vordere Ötztal, in das Horlachtal und das Zwieselbachtal.

Blick nach Niederthai, rechts Hohe Wasserfalle und Hochreichkopf

Am Weg den Gipfelaufbau hinab und durch das Schärtchen nach dem Gletschersee hindurch erreichten wir die Scharte auf 2.980m, über die der schöne Südhang angefahren wird.

Rast am schmalen Westgrat des Zwieselbacher Roßkogels

Zur Erzielung der optimalen Fahrverhältnisse legte Christian die Länge der Pause fest und betrachtete kritisch und mit Bedacht die Schneekonsistenz. Es müsse feinster Firn unter den Brettern sein, um das beste Fahrerlebnis herauszuholen.

die Scharte auf 2.958m – Übergang ins Gleirschtal

Tatsächlich war es nach ungefähr 20min so weit, daß die Abfahrt angegangen werden konnte. Bei oberflächlich angetautem Schnee waren die Schwünge eine Freude, wie auf den Fotos ersichtlich ist.

Christian schwingt den Steilhang hinab

Der Hang war teilweise angefahren, jedoch boten sich genügend unzerfurchte Streifen denen wir den so wichtigen individuellen Stempel aufdrücken konnten.

nicht ganz ohne der Hang wie man sieht

Im flacheren Teil – Walfeskar genannt – war der Schnee etwas schwerer fahrbar, jedoch ebenfalls ein Vergnügen, das bis zur Pforzheimer Hütte anhielt.

in den flacheren Teil – Walfeskar – eingefahren

Für die Hütte, die gut besucht war, ist das letzte Wochenende angebrochen, wie wir erfuhren. Ein langer Winter geht zu Ende. Zum Abschluß mußte Christian die bereitgestellten Einrichtungen zum ausspannen ausprobieren, kombinierte das Relaxen mit einem kastrierten Getränk und fühlte sich wohl auf 2.308m.

der Geniesser

Die Abfahrt von der Pforzheimerhütte in das Gleirschtal bot noch einen letzten schönen steilen Hang, bevor die Materialseilbahn erreicht wurde und es ein Stück auf dem Weg durch das Gleirschtal weiterging.

phantastisches Panorama, die Pforzheimerhütte oben am Plateau

Nach der Engstelle, talauswärts hinter der Materialseilbahn, konnte den Schi nochmals freier Lauf gelassen werden, die Flächen links und rechts der Straße sind breit, boten außer vereinzelten Steinblöcken genügend Fläche zum hinunter Schwingen und die Schneequalität war auch akzeptabel für eine schnelle Abfahrt.

breite Schiflächen für die Abfahrt

Im flachen Teil des Gleirschtales mußten wir anschieben, die Trizepsmuskulatur glühte danach aber nicht. Nach der Gleirschalm – mit einer kurzen Tragestrecke – konnten wir noch bis nach der Brücke zum Spazierweg, der nach Haggen führt fahren.

ein letzter Rückblick auf das schöne Gleirschtal

Dort legten wir nochmals für ca. 100Hm Felle auf und erreichten in 40min den Parkplatz in Haggen wieder.

kurz vor der Gleirschalm

Leider war der Forellenhof in Haggen hoffnungslos überfüllt. Als Alternative besuchten wir Luggis Gasthaus in St. Sigmund, wo sich noch Platz fand.

Fundstück am Weg von St. Sigmund nach Haggen

Gesamt haben wir für die Tour 6:45h benötigt – mit gut eineinhalb Stunden Pause darin. Die Höhe im Aufstieg betrug 1.440Hm.

Mils, 14.04.2018

Img

Hoher Gleirsch über Westgrat 2.491m

Über den Westgrat auf den Hohen Gleirsch, eine phantastische Tour!

Man verläßt die Gleirschtalstraße bei dem links abzweigenden Forstweg  auf ca. 1.150m, (das Radl im Wald deponiert) und nimmt den Forstweg „Ochsenbodenweg“, siehe Galerie mit der Abzweigung.
Warum ich vom Radl spreche ist rasch erklärt. Vom Parkplatz in Scharnitz (von den ersten zwei) messe ich gut 6,5km bis zum Ausgangspunkt der Tour auf der Gleirschtalstraße. Nicht genug der Streckenlänge, der gesamte Höhenunterschied beträgt gut 200Hm inclusive einer Abfahrt in das Hinterautal, die am auch Rückweg nochmals 50Hm Anstieg bedeuten.
Eine landschaftlich schöne Klamm mit der Vereinigung des Gleirschbaches und der Isar entschädigen.

Der Aufstieg bis zur Stelle „Oberer Grünbichl“ kann entweder brav am Forstweg erfolgen, oder man läßt sein Entdeckerherz schlagen und nimmt ab dem Jagerstand am „Unteren Grünbichl“ den Bluetsgraben in der Direttissima. Ich habe ihn links, also auf der Nordseite genommen. Dort ist das Gelände recht steil (grün durchgezogen), möglicherweise ist es rechts, südlich besser durch den Wald (rot strichliert).

Aufstieg vom Forstweg entlang dem Bluetsgraben bis über die Latschen hinaus

Aufstieg vom Forstweg entlang dem Bluetsgraben bis über die Latschen hinaus

Egal wie man die ca. 180Hm nimmt, man endet oben wieder auf dem Forstweg. Nun ist es aber wichtig auf der rechten, südlichen Seite weiter durch den Wald aufzusteigen!
Leider habe ich davon kein Foto parat, das spielt jedoch keine große Rolle. In der Kurve des Forstweges rechts in den Wald einsteigen und auf vielen kleinen Pfaden immer die Schrofen links neben sich empor.
Ein aufgelassener Jagersitz zeigte mir, daß ich nicht völlig falsch sein kann.

alter Jagersitz, Aussicht auf das Wild in den Bluetsgraben Schrofen nahezu total verwachsen

alter Jagersitz, Aussicht auf das Wild in den Bluetsgraben Schrofen nahezu total verwachsen

Der nächste Teil der Tour muß nun gefunden werden, da der Steig im Wald nicht besonders gut ausgeprägt ist. Es gilt jedoch, daß man sich stets am rechten Rücken des Bluetsgraben hält und oben -am Ende desselben – ergibt sich dann die Suche durch den plötzlichen Latschengürtel von selbst.

man beachte zur Orientierung die Nadelhölzer im Latschengürtel und halte danach Ausschau

man beachte zur Orientierung die Nadelhölzer im Latschengürtel und halte danach Ausschau

So einfach ist es zu beschreiben, wenn man den Einstieg in den Latschensteig selbst gefunden hat. Es muß hier aber auch erwähnt werden, daß man ihn eigentlich finden muß, denn das Ende des leicht gangbaren Waldes wechselt jäh mit einer dichten Latschenmauer der man nur etwas entlang gehen muß, um das Schlupfloch zu finden. In meinem Fall stieg ich fast am Grat des rechten Rückens des Bluetsgraben dahin und mußte oben – bei zwei alten, mächtigen entwurzelten Bäumen nur knapp 40m nach rechts, sprich südlich der Latschenmauer entlang gehen um den weiteren Steig zu entdecken. Es gibt ein Foto davon in der Galerie.
Eine Uhr mit Höhenmesser tut helfend das Ihrige dazu, die Stelle liegt auf ca. 1.660m (beachte den generellen Luftdruck, oder nehme die Karte zu Hilfe und vergesse v. a. nicht auf das Gefühl!).

Nach dieser Stelle – die dichten Latschen sind etwa 10m lang bis sich eine breitere Schneise auftut – geht es gleich auf einem schön ausgeschnittenen Steig weiter und die Blicke in die Umgebung sind nach der Waldstrecke sehr wohltuend.

Rückblick auf Wald und Latschengürtel auf ca. 1.720Hm

Rückblick auf Wald und Latschengürtel auf ca. 1.720Hm

Der Steig führt nun ca. 10-15min in Latschen dahin, die später auch mit kleinen Nadelbaumstrecken durchzogen sind.
In einer karartigen, jedoch fast vollständig mit Bergwiesen und Kraut bewachsenen Mulde verschwimmt der Steig und ich fand, daß man nun den schon gut sichtbaren Grat auch ohne Steigführung im Direktanstieg erklimmen kann. Die AV-Karte kennt diese Stelle evtl. mit der Bez. „Bluetgrabensenke“.

die Bluetgrabensenke

die Bluetgrabensenke

Die Jahreszeit läßt die Senke in vielen Farben leuchten. Junge Gemsen flüchten trotzt völliger Ruhe vor mir ungestüm davon und das raue Pfeifen der Warnung ist gut hörbar.

junge Gemsen passen auf!

junge Gemsen passen auf!

Am Grat angekommen kann man noch ca. 15min Steigzeit lang den Hohen Gleirsch nicht entdecken, zuerst muß eine ordentliche Steilstufe erklommen werden. Hat man jene bewältigt erfreut man sich an einer plateauartigen Verflachung (mit früher einem GK verziert, Teile liegen noch herum) eines schönen Anblickes des Westgrates mit dem Gipfelkreuz.

erstmaliger Blick über den noch zu meisternden Westgrat

erstmaliger Blick über den noch zu meisternden Westgrat

Von hier aus dauert es noch eine gute halbe Stunde, die leicht kletterbaren und nie höheren als rd. 2m Felsen zu meistern. Einige Rippen dieser Art müssen überklettert werden.

leicht zu überwindende Rippen, die Ideallinie zumeist mit Steinmandln

leicht zu überwindende Rippen, die Ideallinie zumeist mit Steinmandln

Am Weg zum Gipfel gibt es in den tiefen Einschartungen auch manchmal die Möglichkeit Tiefblicke oder schöne Szenen mit Gratspitzen aufzunehmen.

Blick auf mein gestriges Ziel, die Pleisenspitze, durch eine tiefe Einschartung des Westgrates

Blick auf mein gestriges Ziel, die Pleisenspitze, durch eine tiefe Einschartung des Westgrates

Am Gipfel beeindruckt das hohe Stahlprofil-Gipfelkreuz, aufgestellt 1970 von der Bergrettung Scharnitz. Leider gibt es (noch?) kein Gipfelbuch heuer.

Gipfelkreuz Hoher Gleirsch 2.491m

Gipfelkreuz Hoher Gleirsch 2.491m

Die Ausblicke rundum sind gewaltig und für mich mit Heimat Halltal ist der schleifende Anblick der Gipfel von Speckkarspitze über die beiden Lafatscher bis hin zur Hinteren Bachofenspitze ein besonderes Erlebnis. Leider heute mit Nebel oder schon Regen von Süden heraufziehend eingefaßt.

Blick auf die Gipfel des Halltales

Blick auf die Gipfel des Halltales

Deutlich erkennbar ist auch die geologisch andere Formation (Hauptdolomit) auf der die Giganten aus Wettersteinkalk ruhen. Man sieht deren Vorstoß in das Hinterautal als Ausläufer der hohen Gipfel der Gleirsch – Halltal Kette.

Ausläufer aus Hauptdolomit auf denen die mächtigen Gipfel aus festem Wettersteinkalk aufgeschoben wurden

Ausläufer aus Hauptdolomit auf denen die mächtigen Gipfel aus festem Wettersteinkalk aufgeschoben wurden

Der Namensgeber der Kette, der Hohe Gleirsch ist mit einem schwer kletterbaren und brüchigem Grat mit der, der Höhe nach, aufsteigenden Gipfeln der Rigelkar-, der beiden Jägerkar-, der Jägerkarl- und, als höchste Erhebung im ersten Teil der Kette, der Praxmarerkarspitze mit 2.638m verbunden.
Weiter geht es dann mit der Kaskar-, Sonntagskar-, Hintere Bachofenspitze und dem Hohen Lafatscher mit 2.696m als höchste Erhebung im mittleren Teil und im östlichen Teil mit der Speckkarspitze und dem Großen Bettelwurf mit 2.725m, bevor die Kette mit der Hohen Fürleg und dem Hundskopf in der Höhe von Terfens-Vomperbach, nach rd. 25km im Tal endet.

Jägerkarspitze

Jägerkarspitzen links, der berühmte „Barth-Grat“ und der Katzenkopf rechts

Nach Norden geschaut ist der Hohe Gleirsch von noch mächtigeren Gipfeln gesäumt. Die höchsten darunter Ödkar-, Birkkar-, und Kaltwasserkarspitze.

Birkkar- und Kaltwasserkarspitze

Birkkar- und Kaltwasserkarspitze

Im Süden besticht die Nordkette und im Südwesten die Erlspitzgruppe.

die Gipfel der Nordkette nach Süden betrachtet; Kemacher, Langer Sattel, Brandjochspitzen, Hohe Warte und Kleiner Solstein

die Gipfel der Nordkette nach Süden betrachtet; Kumpfkarspitze, Kemacher, Langer Sattel, Brandjochspitzen, Hohe Warte Kleiner und Großer Solstein

Erlspitzgruppe

Erlspitzgruppe

Der Abstieg erfolgt auf dem offiziellen Steig. Im oberen Teil bis zum oberen Sagkopf nicht sehr angenehm zu gehender Abstieg, teilweise nur Schuttreisen und viele Partien ohne gute Tritte.
Darunter in der Latschenstrecke, ab ca. 1.800m, wo auch die Sicht auf den Gipfel des Hohen Gleirsch verschwindet, zieht ein fein ausgeschnittener schöner Steig bis zum Rigelkaransatz und weiter durch den Wald bis zur Schotterstraße hinab.

beginnender Steig durch Latschen

beginnender Steig durch Latschen

Der Blick auf den Aufstieg durch das Rigelkar verspricht mehr, als der Normalweg. Später erfahre ich, daß es tatsächlich eine Aufstiegsmöglichkeit vom Rigelkar auf den Hohen Gleirsch gibt, so wie ich vermutete. Muß einmal nachgeholt werden.

Blick ins Rigelkar

Blick ins Rigelkar

Gewaltig sieht die Kumpfkarspitze von Norden aus, das würde man vom höheren Kemacher aus nicht so sehen.

Kumpfkarspitze (nördl. Ausläufer der Nordkette)

Kumpfkarspitze (nördl. Ausläufer der Nordkette)

Die freundliche Wirtin der Möselalm erfreute das Bergsteigerherz mit Bier und Graukas vom Feinsten, was auch nötig war, denn bis zum Radl sind es wieder gut 4km.
Wer die Tour also ohne Radl machen möchte, der weiß nun, daß er von der Möselalm bis Scharnitz gut 10km Fußmarsch vor sich hat.

Zum Greifen nahe sehen die Gipfel in meinem Standard-Gefilde aus.

Roßkopf und Stempeljochspitzen

Roßkopf und Stempeljochspitzen, Hintere Bachofenspitze vom Kaskar- oder Sonntagskargrat verdeckt

Hier noch der Tourverlauf auf einem Übersichtsfoto:

ganz links die Senke, der Westgrat mit dem Gipfel und im Latschenhang darunter der Abstieg

ganz links die Bluetsgrabensenke, der Verlauf des Westgrates mit dem Gipfel und im Latschenhang unter dem Sagkopf der Abstiegssteig

Zum Schluß wartet noch eine schöne Klamm, sie vereinigt den Gleirschtalbach mit der Isar.

Vereinigung des Gleirschtalbaches mit der Isar

Vereinigung des Gleirschbaches mit der Isar

Rückblick vom Parkplatz in Scharnitz vor dem Gewitter:

Hoher Gleirsch, Westgrat

Hoher Gleirsch, Westgrat

Die Tour ist äußerst empfehlenswert für jene, die nicht immer Markierungen folgen wollen und ein wenig Orientierungsgabe haben. Es gibt keinen Schwierigkeitsgrad, die gesamte Route ist leicht.
Für die gesamte Strecke vom Parkplatz bis Parkplatz habe ich 8 Stunden gebraucht, war aber nicht auf Zeit unterwegs. Höhenunterschied insgesamt ca. 1.600Hm mit Abfahrt in die Klamm.

Mils, 06.06.2015