Der höchste Gipfel der östlichen Tuxer Alpen, der Rastkogel, bietet mehrere schöne Aufstiege und ein echtes Schmankerl darunter ist jener mit der Gratüberschreitung von der Halslspitze aus dem Nafingtal.
Interessant ist diese Route auch deshalb, weil sie eine Runde bildet und somit Aufstieg und Abfahrt in zwei benachbarten Tälern stattfinden – mit der Abfahrt im Nurpenstal werden die landschaftlich lohnenden Schitourenziele Roßlauf, Hoher Kopf und Nafingköpfl umrundet.
Die Anreise über die Weidener Hütte im Nafingtal ist eher flach und lang und damit bestens geeignet der breiten Masse nicht das angestrebte sofort verfügbare Modeschitourenerlebnis zu bieten, nein, für die landschaftlichen Perlen in den Tiefen der Tuxer Alpen will man zunächst mit einem Hauch von Leidensfähigkeit über ein paar Stunden für das Abenteuer qualifiziert werden. Der Aufstieg über den Almenweg bis zur Nafingalm ist für den Naturfreund nicht minder interessant, aber er bietet eben kein spektakuläres Aufstiegsgelände.
Ab der Nafingalm, vielmehr nach dem letzen Hochlegergebäude der Alm beginnt der Aufstieg über schöne, zunächst steile Westhänge (kaum jedoch deutlich über 30° Neigung) oberhalb der Baumgrenze. Nach den Richtungswechseln über Spitzkehren öffnen sich schöne Blicke talauswärts und auf das Karwendel im Norden.
Das Ziel, die Halslspitze, bleibt den Blicken lang verborgen, das Gipfelkreuz des Vorgipfels, der Vorhalslspitze, ist bereits am Weg zum letzten Almgebäude sichtbar (nicht zu verwechseln mit dem Nafingköpfl, weiter außerhalb im Tal).
Nach etwa dreihundert Höhenmetern wird das Gelände in Gratnähe flacher und erstmals kann das noch weit entfernte Ziel, der Rastkogel, vor dem weiten Nurpenstal erblickt werden. Sonne erwischt man Anfang Februar während des Aufstieges bis zum Gratrücken über kurze Passagen.
Während des kurzen Restaufstieges auf die beiden Halslspitzen ist man ständig – jedoch vergebens – bemüht im Augenwinkel den herrlich aussehenden Grat nach Schwierigkeiten zu erkunden. So sehr der Rücken einsehbar ist, so sehr bietet er auch sichtlich Geheimnisse hinter den Gratbuckeln wodurch eine gewisse Spannung bestehen bleibt.
Ohne Rast stürzten wir uns auf die Überschreitung des Gratrückens indem wir die etwa 50Hm tiefe Abfahrt von der Halslspitze bis zur ersten – und auch zur tiefsten – Einsattelung mit Fellen und aber mit der Bindung im Abfahrtsmodus in Angriff nahmen.
Die kurze, wenig steile Abfahrt gelang auch entsprechend befriedigend. Es gibt hierzu in der Bildergalerie einen Schnitt mit der Gratkontur als Screenshot aus Tiris an dem man die Route über den Gratrücken – mit seinen doch beachtlichen 300Hm Restaufstieg von der Halslspitze – dargestellt findet.
Auf die Einsattelung folgen ein kurzer Aufstieg, eine Flachstrecke und eine kurze, wellige Abfahrt über kaum 10Hm.
Nach dieser Sequenz folgt ein etwas längerer Aufstieg zum Nurpensjoch (2.525m), an dem der Wegweiser im Sommer die Ziele nach Westen und Osten beschreibt. Am Nurpensjoch ist auch ein gutes Drittel der etwa 1,6km langen Strecke (Luftlinie) zum Rastkogel geschafft.
In der Folge wechselt eine kurze Abfahrt in den Sattel, der den Sommerabstieg nach Lanersbach eröffnet, mit einem steileren Aufstieg auf eine etwas schärfere Gratpassage.
Diese kann als Schlüsselpassage bezeichnet werden. Der Aufstieg war aufgrund zu starker Vereisung in unserem Fall nicht über die steile Nordflanke möglich. Sie mußte also direkt überquert werden und dies wiederum ist nur mit dem Schi am Rucksack möglich, der Anstieg ist zu steil im Schitourenmodus.
Nach dem steilen Anstieg wird der Gratrücken über eine kurze Strecke breiter, jedenfalls können die Schi gleich bei der Ankunft am flachen Gratrücken wieder angeschnallt werden.
Die letzte Passage mit einem schmalen Gratstück folgt sofort nach etwa 100m. Die kurze Passage ist nun richtig schmal, jedoch sehr kurz und durch die herausstehenden Felsen kann die richtige Route gut abgeschätzt werden, denn ein halber Meter zu weit nach Süden gestiegen könnte eine unfreiwillige weite und sehr steile Abfahrt zur Folge haben, der man sich tunlichst nicht aussetzen will.
Nach diesem Teil am Grat sind die ausgesetzten Passagen überwunden.
Der folgende Gratrücken wird breiter und zunächst durch zwei Serpentinen mit Spitzkehren der Aufstieg bis zum nächsten einsehbaren Punkt gemeistert.
Nun folgen einige Minuten auf der Nordflanke, die sich in unserem Fall nicht so hart präsentierte, daß Harscheisen vonnöten gewesen wären.
Mäßig steil leitet der Gratrücken nun an den Gipfelaufbau des Rastkogels heran, wobei ein Hauch von Graterlebnis bis unter die deutlich sichtbaren Felsen erhalten bleibt.
Die Gruppe, die nördlich von uns aus dem Nurpenstal herauf spurte überraschte uns am Gipfel mit Fotos von uns am Gratrücken – hiermit nochmals danke Nina!
Eine letzte steile Passage bildet den Aufstieg über den felsendurchsetzten Vorgipfel, die von unserer Position aus zunächst steiler aussah als sie wirklich war.
Allerdings kann dieser Aufstieg nur bei guten Verhältnissen empfohlen werden, denn dort nähert man sich über einige Dutzend Höhenmeter der 35° Hangneigungsgrenze. Die Alternative dafür wäre die nordseitige Querung der Felsen und der Aufstieg im Bogen, der unsere Abfahrt bildete.
Nach dem steilen Abschnitt folgt ein überraschend flacher Restaufstieg auf den sich wenige Meter abhebenden Gipfel des Rastkogels und das flache Gipfelplateau mit dem imposant abgespannten Gipfelkreuz aus Holz wird erreicht.
Wie immer im schneereichen Winter breiten sich atemberaubend anzusehende weiße Hänge mit unzähligen Schattierungen, die so eindrucksvoll die Geländeoberfläche zeichnen vor dem Betrachter aus und die darüberliegenden Gipfel in allen Himmelsrichtungen krönen diese Schöpfung.
Nicht nur die gewaltigen Zillertaler Dreitausender ziehen das Auge dauerhaft auch sich, auch die von diesem Standort aus nicht so eindrucksvoll erwarteten sanfteren Brandberger Alpen im Norden rechts neben dem Rofan erscheinen geschlossen und übersichtlich, sie bezaubern des Bergfreunds Auge.
Wilder Kaiser, Steinernes Meer – sehr fern und durch die hervorragende Fernsicht eindeutig erkennbar- im Osten, sowie die westlichen Tuxer und bis tief hinein die Stubaier Alpen breiten sich vor dem staunenden Betrachter aus.
Eine besondere Freude war dem Autor der phänomenale Überblick über die Karwendelgruppe – dem schönsten Gebirg‘ der Welt.
Das Gipfelerlebnis ist bei langen Touren meist nur von kurzer Dauer und so muß ein immer zu kurzer Aufenthalt bei der Abfahrt beklagt werden.
Die Routensuche, vielmehr die Pulverschneesuche hilft meist ein wenig über den zu kurzen Genuß der Landschaft hinweg und es entstehen in der menschlichen Hektik wieder neue Reize, die soeben erlebtes vergessen lassen.
Vom Gipfel nordseitig begannen wir die Abfahrt bis zu uneinsehbaren Hängen, die unterhalb Felsen vermuten ließen. Also orientierten wir uns am langen steilen Gipfelhang, dem Normalanstieg, den die Gruppe aus dem Nurpenstal aufkreuzte.
Dort und über die folgenden noch steilen Hänge hinab fanden wir hervorragende Bedingungen vor, die sich weit hinaus bis zur Hagelhütte fortsetzten – ein schwer zu beschreibend schönes Abfahrtserlebnis.
An einer Sammelstelle über die weichen Hänge hinab wollte es der Zufall, daß wir Bergsteigerkollegen Jürgen, just im Anstieg auf den Rastkogel, antrafen, dessen interessanter Bericht über eine andere Begehung des Rastkogels der Autor seinen Lesern hiermit als eine schöne Alternative ans Herz legen möchte.
Nach der Hagelhütte folgt eine Strecke mit einer faszinierenden Taldurchquerung im Nurpenstal mit leichten, kurzen Schiebestrecken aufgrund der geringen Neigung.
Keine Sorge, die Armmuskeln brennen zwar, aber der Reiz der Landschaft im engen Tal läßt alle Mühsal vergessen. Von Vorteil für den Komfort der Armmuskulatur sind für diese Passage jedenfalls gut gewachste Schi mit glattem Belag.
Hat man sich nach vorne und hinten sattgesehen von dem besonderen Reiz dieser Passage erreicht man die tief verschneiten, malerischen Gebäude der Obere Nurpensalm.
Ab dort hat die Armmuskulatur Pause bis über die Wehranlage und der Brückenquerung hinaus in den unteren Teil des Nurpenstals.
Am Weg nach der letzten Schiebestrecke führt die Beendigung der Runde in schneller Fahrt bis zum Parkplatz Innerst zurück, vorbei an der Stallenalm, die im Aufstieg die erste der prägenden menschlichen Einrichtungen im schönen Tal wäre.
Nach gut 22km, 1.600Hm und 6:23 Stunden fand eine Reise der Extraklasse mit einem Einkehrschwung bei der Jausenstation Innerst leider viel zu früh ein Ende.
Man rechne für die Überschreitung von der Halslspitze bis zum Rastkogel in jedem Fall 90min ein, bei schwierigen Verhältnissen mehr.
Sie stellt die Schlüsselstrecke dar und sollte zeitlich, wie technisch nicht unterschätzt werden. Der Start in Innerst empfiehlt sich nicht später als 7:30 früh.
Mils, 09.02.2019
- am Weg zur Weidener Hütte
- Rückblick auf die Weidener Hütte
- Nafingalm
- Blick in den hintern Talkessel Nafingtal
- Obere Nafingalm
- Aufstieg von der Nafingalm
- die Halslspitze rechts der Bildmitte
- Hobarjoch gegenüber
- Blick ins Inntal – der Himmel klart auf
- kleine Rast etwa 200Hm unterhalb den Halslspitzen
- Evi mit dem Hobarjoch im Hintergrund
- weiterer Aufstieg zu den Halslspitzen
- schöne Aufstiegshänge
- Gipfel der Vorhalslspitze sichtbar
- erster Blickkontakt zum Rastkogel
- Bildhintergrund – Vorderhalslspitze
- restliche Meter zum Gipfelkreuz
- Rastkogel erstmals sichtbar
- Vorhalslspitze,, 2.540m
- Halslspitze, 2.574m
- das nächste Ziel – Rastkogel
- Gratrücken zum Rastkogel
- Willi in der Einsattelung nach der Abfahrt von der Halslspitze
- kurzer Aufstieg nach der Einsattelung
- Blick ins Nurpenstal
- schon etwas weit auf der Wächte der Richard
- Gratverlauf nach dem Aufstieg von der ersten Einsattelung
- Übergang zum Nurpensjoch
- vor der ersten Abfahrt
- Rückblick auf die Halslspitze
- erste kurze Abfahrt
- Richard in der Abfahrt
- Routenverlauf zum Nurpensjoch
- am Nurpensjoch
- die Schlüsselpassage voraus
- Blick ins Tuxertal
- Aufstieg über die vereiste Passage nach dem Nurpensjoch
- östlicher Absteig ins Tuxertal mit Wegweiser
- am Weg zur schmalsten Gratstelle
- und ein Rückblick
- Anstieg in der Nordseite
- schmalste Gratstelle
- Aufstieg auf die letzte schmale Gratpassage
- Richard und Evi am schmalsten Teil des Gratrückens
- Felskopf mit Anstieg über zwei Serpentinen
- restlicher Anstieg auf den Rastkogel
- nach dem Falskopf auf die schmale Gratspassage zurückgeblickt
- breiter Gratrücken zum Rastkogel
- die letzte Hürde vor dem breiten Rücken – da lacht das Herz
- restlicher Gratverlauf
- von anderen Tourengehern wurden wir am Grat fotografiert
- letzter Abschnitt vor dem Gipfelaufbau
- steile Passage durch die felsendurchsetzte Südwestflanke
- Tourengeher vor uns imsteilsten Bereich
- auf den soeben gemeisterten Grat zurück geblickt
- nach der steilsten Passage oben angelangt
- flacher Gipfelanstieg nach dem Vorgipfel
- Willi und Evi haben es geschafft
- Richard am Rastkogel
- Rastkogel, 2.762m – gegen Hintertux und Olperer
- Rastkogel, 2.767m (mit unserer Fotografin aus dem Nurpenstal)
- Rückblick auf den tollen Gratverlauf
- östlicher Teil des Karwendels im Hintergund des Nurpenstales
- Hochfügen mit dem Rofan und den Brandenberger Alpen im Hintergrund
- Wilder Kaiser und Steinernes Meer
- Zillertaler Alpen Ost
- Zillertaler Alpen West
- nochmals der Grat zur Halslspitze
- Blick ins Nurpenstal
- Querung zum Gipfelhang
- Abfahrt ins Nurpenstal
- der Autor bei der Abfahrt unterhalb des Gipfels
- phanstastische Blicke ins Nurpenstal
- Sammelplatz vor den letzten Steilhängen
- beste Route wird beratschlagt
- und ab geht es!
- Zufallstreffen mit Jürgen
- Evi am Ende einer traumhaften Pulverschneepassage
- unsere Abfahrtsspuren – die ersten am Tag
- Rücken zur Halslspitze und Grat zum Rastkogel
- Evi und Richard in einem der schönen Hänge
- Fotopause für den Autor
- Abfahrt zur Hagelhütte
- Rückblick auf traumhafte Abfahrtshänge
- nach der Hagelhütte zum Rastkogel zurückgeblickt
- das schöne enge Tal zur Nurpensalm
- Willi kommt nach der Hagelhütte
- traumhafte Szenen im Nurpenstal
- zeitlos schön…
- vor der Nurpensalm
- Willi bei der Ausfahrt zur Nurpensalm
- das enge Tal im Überblick
- Nurpensalm
- Abfahrt zum Wehr und zur Brücke
- ein letzter Blick auf den Rastkogel
- letzer Blick vor der ausfahrt am Weg
- Rastkogelrunde komplett (mit Trackaufzeichnung ab der Nafingalm
- Gratverlauf zum Rastkogel aus dem Tiris
- Hangneigung Rastkogelrunde Kernstück
- interessante und überholte Tourenbeschreibung von der Weidener Hütte