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Schitour Kesselspitze Westanstieg, 2.727 m

Neben dem leichteren Normalanstieg über die Valschwernalm kann die Kesselspitze als Schitour auch über die schwierigere Westseite, aus dem Loosloch, bestiegen werden. Schwierig dabei ist lediglich der letzte Teil durch die Felsen, der sehr steil, etwa 200 m östlich vom Grat, auf einem schmalen Schneeband – im Frühjahr gut zu erkennen -, schräg nach oben hinaufführt. Die Abfahrt kann auf beiden Seiten erfolgen, sodaß sich über den zweithöchsten Gipfel im Serleskamm eine schöne Runde unternehmen läßt, ungeachtet der Aufstiegsroute.

Kesselspitze, 2.727 m, man beachte den rötlichen Liaskalk auf der Gipfelkuppe

Der Aufstieg über das Loosloch ist kein vielbegangener, landschaftlich jedoch ein erlebenswerter, und er birgt ein weiteres – eher einsames – Ziel von Trins aus, den Roten Kopf, der über einen westwärts gerichteten Steilhang erstiegen und abschließend in kurzer harmloser Kletterei gemeistert wird.

jeder Zentimeter zur Schuttreise hin wird genutzt, um Spitzkehren zu minimieren

Wem die Route durch die Felsen beim Studium im Aufstieg auf die Kesselspitze zu heikel erscheint, kann im Roten Kopf eine Alternative finden, die bereits von der Egarte aus sichtbar ist und das Gipfelerlebnis bedient. Der Rote Kopf entsendet eine Gratrippe Richtung Südost die den riesigen Talkessel zwischen Kesselspitze und Wasenwand teilt. Im Aufstieg nach den Almhütten der Padeilemähder begeht man denselben über eine steile Flanke im Kessel.
Auch auf den Roten Kopf hier gibt es einen steilen Anstieg, der jedoch leichter zu meistern ist, als das schmale Schneeband auf die Kesselspitze.

Start in Trins bei P4 auf aperen Wiesen

Im endenden Hochwinter findet man das unterste Wiesenstück oberhalb des Parkplatzes P4 in Trins so manchen mittelmäßigen Winters bereits aper und beginnt die Schitour mit harten Kunststoffschuhen auf einer kaum etwas weniger hart gefrorenen und vom Herbst noch gut eingemisteter Bergwiese. Die Lächerlichkeit des Anblicks läßt sich nicht vermeiden, aber zu früher Stunde, die die Jahreszeit gebietet, bleibt man vor hämischem Gelächter weitgehend verschont und es verbleibt einzig die eigene Scham vor der grotesken Situation, mit der man aber, angesichts der zu erwartenden Szenen 1.000 Hm weiter oben, leicht fertig wird.

unterer Teil im Loosloch

Oberhalb des Holzzaunes, der den Winter über arg in Mitleidenschaft gezogen wird, können die Schi meist schon vom Rucksack ab und in Einsatz genommen werden. Am Weg vorbei an der Kapelle St. Barbara und weiter im Wald bis zur ersten Freifläche „Egarte“ ist man je nach Sonneneinstrahlung und Güte des Winters genötigt die Schi für ein paar Meter abzuschnallen und über apere Stellen zu tragen. Alles in allem – etwa bis Mitte März – eine ertragbare Anreise bis zum dauerhaften Schiaufstieg außerhalb der Zivilisation.

Rückblick aus dem unteren Drittel am Aufstieg durch das Loosloch

Der etwas steilere dafür eher schneesichere Weg vom Parkplatz trifft sich an der Freifläche Egarte mit jenem vom höher gelegenen Parkplatz der Blaserhütte. In der Mitte der Egarte fällt die Entscheidung in welcher Richtung die Runde über die Kesselspitze erfolgen soll. Zum Anstieg über das Loosloch wird dem hinteren Ende der Egarte gefolgt um den Fallschwernbach zu queren und durch lichten Lärchenbestand gegen das Loosloch aufzusteigen (ein kleiner Umweg über den Fahrweg zur Padasteralm führt ebenfalls zum Loosloch, hier vermeidet man die Bachquerung, büßt jedoch einige Minuten Gehzeit ein).

Rückblick mit den Nassschneelawinen im Loosloch

Der Lawinenstrich unterhalb des Loosloches wird direkt in mehr oder weniger Serpentinen aufgestiegen und der Abzweig in den Wald zum Padasterkogel, etwa in der Hälfte des Aufstiegs zum Beginn des Loosloches, links liegen gelassen.

Blick auf die steile Flanke neben den Felsen im Loosloch; leicht rechts der Bildmitte befindet sich der Ausstieg

Weiter oben verschmälert sich das Tal durch den herrlichen Hauptdolomit des Brennermesozoikums, der beide Talseiten beherrscht und imposante senkrechte Wände bildet, durch die einer der schönsten  Anstiege der Touren von Trins aus führt – das Loosloch.

Schneemäuler im stark bestrahlten Teil im Loosloch

Zweifellos muß das Loosloch, sowie dessen nordöstlich begrenzenden Couloirs der Padeilemähder, als ein einziger Lawinenstrich bezeichnet werden. Allein der Bewuchs gibt Auskunft über die Rutschstrecken. Dies ist mit ein Grund warum die Schitour, der Tageserwärmung der Jahreszeit folgend, am frühen Morgen gestartet werden soll.

am Ausstieg aus dem Loosloch

Der Aufstieg durch das Loosloch erfolgt im unteren Teil eher rechts im Aufstiegssinn, um die steile Flanke vom Foppmandl herab zu umgehen. Nach dem ersten Drittel des steilen Abschnittes wechselt man nach links in die auch noch zu Ende des Februar schattigen Hangteile nahe den Felsen, um dort gute Aufstiegsbedingungen vorzufinden und, als Hauptgrund, den gewaltigen Schneemäulern im steilsten und am meisten besonnten Teil des Loosloches zu umgehen.

herrliche Ansicht des Talkessels oberhalb des Loosloches

An der Kante oben, am Ende des Loosloches auf etwa 2.060 m, öffnet sich ein bemerkenswert schöner Blick auf den Hochtalkessel mit einer weiteren Steilstufe. Die Durchquerung des Kessels unternahmen wir links einer Bachsenke, nahe den steilen Felsen, die den Verbindungsgrat von Foppmandl zur Wasenwand bilden, über dessen Überschreitung hier berichtet wird.

Roter Kopf mit Rippe und Steilhang rechts der Bildmitte

In einer leichten Rechtskurve passierten wir, mit wenigen Metern Höhenverlust, die südwestlichst gelegenen Hütten der Heuwirtschaft der Padeilemähder, die noch heute durchgeführt wird und seit kurzem zum Gebiet von „Natura 2000“ zählt.

klassisches Beispiel des latenten Altschneeproblems des Winters 20/21

Nach den beiden Holzhütten folgt die Besteigung der Westflanke der Rippe vom Roten Kopf herab. Die Flanke ist durch Ausrichtung und Neigung von etwas über 35° Ende Februar bereits gegen 9:30 so intensiv bestrahlt, daß man anhand der Schneekonsistenz erraten kann wie die Verhältnisse der annähernd parallelen Schlüsselstelle durch die Felsen unterhalb der Kesselspitze sein werden, zu deren Aufstieg noch etwa eine Stunde benötigt wird.

malerischer Rückblick auf die unteren Padeilemähder

Oberhalb der Flanke wird die Sicht auf den letzten Teil der Tour frei und hier kann eine Trinkpause dazu dienen die weitere Anstiegsroute zu planen.

Steilhang zur nächsten Talstufe auf den Talkessel unterhalb Kesselspitze und Roter Kopf

Die Schneise ist von dort aus im Detail gut einsehbar, sowie ihr Zugang, den wir sorgfältig wählen wollten, angesichts der kleinen Schneerutschungen und eines großen Schneemauls im Hang darunter.

auf der Südostrippe vom Roten Kopf angekommen

Wir beschlossen den Zustieg zum Ende des Talkessels und der Entscheidung aufgrund der dortigen Schneekonsistenz, ob wir den direkten Aufstieg über die Flanke nehmen, oder über den Grat vom Roten Kopf zur Kesselspitze ausweichen sollen. Im Blick nach oben kann man das schmale, links nach oben gerichtete Schneeband gut erkennen und wir zollten diesem Anblick einigermaßen Respekt.

Blick zum Talkessel mit der Kesselspitze; das schräge Schneeband durch den Felsriegel bereits gut sichtbar

Die Entscheidung fiel eindeutig zur Umgehung des direkten Hangs aus in dem uns nicht nur das Schneemaul, sondern auch die direkte Bestrahlung nicht sehr gefiel und wir wählten die etwas weniger der Sonne zugewandte Flanke auf den Grat, in der wir zwar kaum eine unterschiedliche Schneekonsistenz, jedoch weitgehende Homogenität derselben feststellten.

von hier das schmale Schneeband kaum zu erkennen; dieser Blickwinkel verdeutlicht die Hangneigung eindrucksvoll

Am Grat konnten wir die Situation zum und die Passage über das Schneeband, das den Felsriegel durchschneidet, während unseres Aufstiegs gut studieren und beschlossen auf einer Kuppe oberhalb des Sommerweges (Wegweiser) die etwa höhengleiche Querung zum Einstieg unter dem Felsriegel. Da Erfahrung lehrt legten wir die Harscheisen gleich auf der horizontalen Kuppe an und beschritten den aufgeweichten Hang.

Kesselspitze knapp vor der Grathöhe

Während unserer Gratbesteigung fuhren einige Kleingruppen eine Passage suchend durch den Felsriegel ab, dessen Verlauf durch die Hangneigung von oben nicht einsehbar ist, wie wir bei der Begegnung am schmalen Band von den Letzten von ihnen erfuhren. Dies erklärte uns auch deren hin und her im Hang oberhalb dem Felsriegel, bevor, wie man uns wissen ließ,  durch unsere Querung die Richtung hindurch angezeigt wurde.

Querung zum Einstieg auf die Felspassage

Der anstrengendste Teil des Steilaufstiegs scheint wohl der unterste Richtungswechsel von der ostwärts gerichteten Querung auf das nordwestlich ausgerichtete Schneeband, dessen Durchstieg eine gute Viertelstunde in Anspruch nahm.

Richtungswechsel als Einstieg auf das Schneeband

Unter kurz gehaltenen Spitzkehren am Schneeband erfolgte ein mühsamer Aufstieg im aufgeweichten Firn über etwa 60 Hm, der aufgrund der Hangneigung in direkter Linie nicht möglich war. Selbst im oberflächlich weichen Firn müssen Harscheisen aufgrund der Steigung durch diese Passage empfohlen werden.

mühsam die kurzen Strecken zwischen den Spitzkehren

Kurz vor dem oberen Ausstieg auf den breiten Gipfelhang durchzieht ein ausgeprägter Couloir den Felsriegel, das recht weit gegen das Ende des Schneebandes hinaufzieht.

im unteren Teil gab es ein zweites Schneeband mit geringerer Steigung

Diese Stelle zwingt abschließend, über ein paar Meter, zu einer sehr steilen Routenführung, bevor oberhalb des Rinnenansatzes der Gipfelhang erreicht wird.

der Couloir von links treibt die Steigung zum Gipfelhang nach oben

Der Gipfelhang oberhalb dieser steilsten Stellen durch den Felsriegel legt sich in seiner Neigung gegen den Gipfel der Kesselspitze hin bald deutlich zurück und wird gegen den Gipfel hin immer flacher.

am Couloir

Im Blick vom Gipfelhang zurück ist gut erkennbar, daß die Sicht auf die Passage durch den Felsriegel in der Tat nicht vorhanden ist. Couloir und Schneeband (im Abfahrtssinn links schräg hinab) sollten allerdings eindeutige Zeichen für die Abfahrt darstellen.

Herwig bereits über dem Beginn des Couloirs

Das Prachtwetter am letzten Februartag lockte viele Besucher der Kesselspitze an, deren Aufstieg jedoch am Normalanstieg über die Valschwernalm erfolgte. Diesen wählten wir als unsere Abfahrt, weil er weniger der Sonnenbestrahlung ausgesetzt ist und bessere Abfahrtsverhältnisse erwarten ließ.

Gipfelhang Kesselspitze

Die grandiose Aussicht auf der Kesselspitze findet sich beim Bericht über den Normalanstieg beschrieben, daher wird hier darauf verzichtet.

Rückblick auf den Aufstieg vom Loosloch mit den Tribulaunen im Hintergrund

Am Bild vom Gipfel in Richtung Loosloch kann ein Großteil des Aufstiegs eingesehen werden – vom schattigen Steilhang neben den Felsen vom Foppmandl herab, bis in den Talkessel unterhalb des Verbindungsgrates. Dahinter die gewaltige Kulisse der Tribulaune.

Herwig auf der Kesselspitze

Unsere Abfahrt spielte sich so unspektakulär wie erwartet ab. Der Schnee zum Großteil durch Setzung und Umwandlung hartgepresst mit ein paar angenehm zu fahrenden Firnstrecken im unteren Teil nach am und nach dem Steilhang der Valschwernalm.

Rückblick auf den Trog

Für diese grandiose Schitour gelten die Empfehlungen der Wahl frühestens im Spätwinter, bzw. wenn die Umwandlung der Schneedecke in Firn stattgefunden hat und des tageszeitlich frühen Starts, je nach zu erwartender Einstrahlung auf den kritischen Teil oben ab 2.400 m.

Rückblick auf die schweißtreibende Abfahrt

Wir haben für die gesamte Schitour 5:15 Stunden benötigt, mit einem Gipfelaufenthalt von etwa einer halben Stunde.

Rückblick auf eine bärige Schitour am P4 mit Rotem Kopf im Hintergrund

Die Aufzeichnung des Gesamtanstiegs zeigte 1.515 m und die Aufstiegsstrecke beträgt etwa 6,5 km.

Mils, 28.02.2021

 

Schitour Lämpermahdspitze, 2.595 m

Mit ihrer Steilflanke auf den Gratrücken des Serleskamms beeindruckt die Lämpermahdspitze spätestens nach dem Durchschreiten der Matreier Grube, nach Ankunft im Karkessel unterhalb des Kalbenjochs beim Blick nach Nordwesten. Bis weit nach oben einzusehen, zieht sich der Steilhang aus dem Karkessel der Lämpermahdspitze entgegen, bzw. auf den Grat, südwestlich vor dem Gipfel. Der Hang erfreut sich durch die südliche Ausrichtung auch im Hochwinter exzellenter Beleuchtung und stellt somit über die letzten 500 Hm eine sonnige Schitour dar, die aufgrund ihrer Steilheit um 40° im Früh- und Hochwinter aber auch wohl geplant sein will.

Lämpermahdspitze, 2.595 m

Für unsere Begehung lag eine denkbar gute Grundeinstufung vor mit Stufe 2 (>2.200 m) und Schwachschichten im Sektor NW bis NO, jedoch mit Schwachschichten in Sonnenhängen >2.300m und schneearmen Stellen, sowie die berühmten Übergänge im kammnahen Bereich (allerdings herrschte in den Tagen zuvor Südwind, d. h. der Gratübergang lag im Luv).

Aufstieg über den Steilhang der Lämpermahdspitze von der Peilspitze aus gesehen (rechter Bildteil)

Ausgangspunkt bildete der geräumte Parkplatz bei der Matreier Ochsenalm von wo sich schon ein recht umfassender Blick über den gesamten unteren Teil des Aufstiegs bietet, sowie auch vom Tagesziel, der Lämpermahdspitze selbst. Leicht abschüssig geht die Reise neben den Loipenspuren los bis in den aufgelockerten Talwald hinein, vor dem die Mulde endet und mit leichter Steigung der Aufstieg beginnt.

Start vom Parkplatz bei der Ochsenalm

Nach 1,8 km und 200 Hm sanftem Anstieg erreichten wir eine steile Rippe, die ein enges Tal ausformte, mit sichtlich steilem Anstieg darüber. In der Meinung, daß der Aufstieg irgendwann auf die südliche Seite – in der wir von der Ochsenalm aus zwei Tourengeher aufsteigen sehen haben – überwechselt, stiegen wir im Couloir auf.

vor der steilen Talstufe in die Matreier Grube

Leider erfolgte kein Wechsel auf die Südseite der Talstufe unterhalb der Matreier Grube, das Gegenteil war der Fall. Die Spuren folgten etwa dem Sommerweg in – zu oberst – sinnloser Steilheit über durch Abfahrtsspuren verdichtete Schneeoberflächen in der Rinne.

rechts nach oben führen die Spuren

Endlich, an einer recht schmal werdenden Stelle im Couloir, querten sie Spuren auf die Begrenzungsrippe hinaus, jedoch nicht auf die erhoffte, sondern auf die nördliche.

auf der Rippe nördlich dem Couloir

Auf der Rippe mußten wir vorsichtig über die Latschen steigen, die sich teilweise durch die noch ungenügend dicke Schneedecke heraus bäumten.

wieder Richtung Süden zur Matreier Grube

Nach wenigen Dutzend Höhenmetern auf der Rippe verflachte die Aufstiegsspur und leitete fast eben auf das entfernte Weidegatter zu, hinter dem sich die Matreier Grube, eine leicht steigende Hochfläche mit nennenswertem Zunternbewuchs, ausbreitet.

in der Matreier Grube angelangt

Die Matreier Grube zieht sich mit durchschnittlich 13° über 240 Hm einen guten Kilometer gegen das Kalbenjoch hin und am Ende des Anstiegs in die Karmulde wird der steile Südhang der Lämpermahdspitze immer besser einsichtbar.

am Weg durch die Matreier Grube

Schattseitig über die gesamte Strecke erfolgte unser Aufstieg ohne Sonne zur Zeit der Wintersonnwende und zum Trost über den kalten thermischen Wind vom Kalbenjoch gereichten uns tolle Blicke auf den südlich gelegenen Grat mit einigen steilen Rinnen, die bereits befahren wurden.

Ende der Matreier Grube

Gegen Ende des Aufstiegs unter das Kalbenjoch blickten wir in einer südlich gerichteten Spitzkehrensequenz die schroffe Nordseite der Peilspitze, einem anderen tollen Tourenziel im so andersartigen Brennermesozoikum inmitten der Stubaier.

erster Blick auf den Südhang der Lämpermahdspitze

Schlussendlich hatten wir den Karkessel erreicht und anhand der Bilder ist auch ersichtlich, daß wir schon weiter unten eher nördlich hätten abzweigen sollen, um direkter an die Südflanke der Lämpermahdspitze heran zusteigen.

im Karkessel angelangt, vor uns der Südhang der Lämpermahdspitze

Andererseits ermöglichte unsere Position übersichtlichere Fotos von der Gesamtszenerie um die Erhebung mit dem seltsamen Namen „Ober der Mauer“ (auf den auch Schitourenbeschreibungen führen und die früher Kamplspitz genannt wurde) bis zur Lämpermahdspitze.

Steilhang der Lämpermahdspitze

Ein paar Minuten über einen Moränenhügel benötigten wir zur Nordquerung, zum Fuße des Südhangs, in dem eine Spur bis hinauf unter die ersten Felsen erkennbar war.

 

Ansicht talauswärts, im Hintergrund die Tuxer Alpen

Gleichzeitig tauchten wir in die sehr erwünschte Sonne ein, die weiter oben bereits tauenden Effekt auf die teilverfestigte Schneeoberfläche hatte und somit im steilen Gelände für gute Haftung sorgte.

Rückblick auf den Karkessel, im Hintergrund die Peilspitze

Unterhalb des ersten Felstürmchens (2.430 m, im Aufstieg links im Hang) eignet sich ein Schidepot, sollten die Verhältnisse eine weitere Schibegehung nicht zulassen. Wir nutzten die ausgekolkte Flachstelle direkt am Felsfuß als Trinkpause und beschlossen mit Schi weiter zu steigen.

am Weg zum untersten Felsturm

Zwei Kollegen, die bereits bei der Abfahrt waren, als wir unten in den Hang eingestiegen sind, haben anhand der Trittspuren offenbar ab dort ihr Schidepot angelegt.

Herwig am untersten Felsturm angelangt

Das Gelände wird ab dort steiler. Wir schafften den Aufstieg unter Schi bis zum nächsten Felsvorsprung, etwa auf 2.490m und ließen es dort bleiben. Die Schneelage nahm darüber deutlich ab.

die jungen Burschen haben uns überholt

Wir legten im Schutz des Felsvorsprungs das Schidepot an, so wie zwei recht fitte junge Burschen, die uns kurz vor dem Felsvorsprung überholten.

am Felsvorsprung, den wir als Schidepot nutzten

Die letzten 100 m stapften wir zweiter zum Gipfel, wobei die Grathöhe in einem Sattel etwa mittig im Anstieg erreicht wurde, der Hang dorthin seine größte Steilheit erreicht und bei unserer Begehung auf den letzten 25 Hm wenig Schneeüberdeckung zeigte – gut, das Schidepot bereits unterhalb angelegt zu haben.

im Stapfmodus geht es hinter den jungen Kollegen her

Der restliche Gratanstieg zur Lämpermahdspitze erwies sich recht breit und angenehm zu begehen. Es gibt ein paar kleine Stufen, im Wesentlichen steigt man aber auf einer schrägen Ebene zum Gipfelkreuz.

knapp unterhalb des Gratsattels; wie man erkennen kann wenig Schnee unterhalb des Grates

Das Gipfelkreuz auf der Lämpermahdspitze, eine schöne Schmiedeeisenkonstruktion mit einer ebenfalls kunstvoll geschmiedeten Dornenkrone um das Kreuzzentrum herum, beeindruckt weil nicht alltäglich. Das rostige Hufeisen bringt wahrscheinlich Glück, wurde aber sicher nicht vom Erschaffer des Kreuzes geplant, eher nachträglich ergänzt.

am Gratrücken zum Gipfel der Lämpermahdspitze

Der Sockel der Konstruktion trägt den ursprünglichen Bergsteigergruß „Berg Heil“, der mittlerweile nicht mehr allgemein in Gebrauch steht, mit Ausnahme des Handschlags am Gipfel.

bäriges Gipfelkreuz auf der Lämpermahdspitze

Trotz mittlerweile mäßigen Wetters besticht die Aussicht auf der Lämpermahdspitze. Die dolomitisch gebaute Serles im Norden kann wohl nur von diesem Standplatz aus so eindrucksvoll betrachtet werden.

Serles fast genau im Norden

Der Tiefblick auf die Waldrast läßt den unteren Teil der Tour gut erkennen, rechts dahinter der gerade Blick in das Navistal und die hohen Tuxer Gipfel.

Ansicht Bereich von Maria Waldrast mit dem Navistal im Hintergrund

Im Süden erhebt sich die Peilspitze und im Südwesten die Rötenspitze, der Muttenkopf und die Tribulaune, wovon der Obernberger Tribulaun als bäriges Schitourenziel begangen werden kann.

Peilspitze und Zillertaler Alpen im Hintergrund

Die Kesselspitze im Westen bildet die Verbindung im Serleskamm, dessen zweithöchste Erhebung sie nach der Kirchdachspitze sie darstellt. Ihr Gipfelbereich ist geologisch sehr interessant, er wird von roten Liaskalken gebildet.

die Tribulaune im Süden

Einer der Burschen, die uns überholten, nahm die Schi mit auf die Lämpermahdspitze und fuhr über den Grat zum Sattel ab.

majestätische Kesselspitze im Südwesten

Wir beobachteten seine Abfahrt aus der Scharte (über den südlicheren Teil des Hangs) und stellten fest, daß sich die Mühsal die Schi mit auf die Scharte zu nehmen nicht gelohnt hätte.

 

Tiefblick auf den Steilhang vom Gipfel

Um dem zwar nicht starken, aber lästigen Wind zu entgehen beschlossen wir ebenfalls den Gipfel nach Betrachtung der Umgebung zu verlassen und eine kurze Rast beim windstillen Schidepot einzulegen.

Abstieg über den steilsten Abschnitt zum Schidepot

Der Abstieg erwies sich angenehmer als beim Aufstieg erwartet. Mit den Fersen voran stiegen wir sicher zum Felskopf ab von wo die Aussicht diesmal sehr direkt ins malerische Valsertal beeindruckte. Tolle Schitouren können dort unternommen werden, unter anderem die Alpeiner Scharte, die Hohe Kirche, der Kluppen, das Sumpfschartl, die Saxalmwand und der Silleskogel, um die schönsten zu nennen.

herrlicher Ausblick vom Schidepot ins Valsertal; Hintergrund Zillertaler Alpen, von Olperer bis Wolfendorn

Zur Abfahrt sei zu sagen, daß sie für uns an diesem Tag in Ordnung war und sich nach mehreren Tagen ohne Schneefall, sowie viel an Sonnenbestrahlung natürlich keine Pulverabfahrt beschreiben läßt.

Abfahrt über den Steilhang

Der Gewinn am Erlebnis erfolgt im Winter durch den Aufstieg. Im Frühjahr mag das Firnerlebnis die Abfahrt aufwerten.

Schwünge ohne viel Druck

Im unteren Teil querten wir gegen den weniger sonnenbeschienenen Gratrücken Richtung Kalbenjoch wo sich durch etwas weniger Oberflächenverfestigung angenehmere Schwünge ziehen ließen.

Rückblick auf das Schidepot

Durch die Matreier Grube hinaus hielten wir und so südseitig im Tal (also auf der Nordseite der Peilspitze) wie möglich. Schollen und teilweise Rutscher deuteten am Hang auf die Schwachschicht hin, weswegen wir recht defensiv und einzeln abfuhren.

unterhalb dem Aufstieg zur Erhebung „Ober der Mauer“

Ziel war es, nach dem sonderbaren Aufstieg über den Sommerweg die alternative Wintervariante auf der orographisch rechten Talseite zu erkunden.

 

Ausfahrt aus der Matreier Grube – wir hielten uns so hoch wie möglich

Ziel war eine vereinzelte hohe Lärche, hinter deren Geländestufe wir des Morgens die beiden Tourengeher gesichtet hatten. Es gelang trotz des dort vorherrschenden Pulverschnees die Höhe zu halten und den Rücken zu erreichen, hinter dem sich die Talstufe in sichtbar angenehmerer Steigung aufsteigen läßt.

 

zwischen Felstürmchen hindurch auf die große Lärche zu

Es ist bei Betrachtung des dortigen Geländes sogar möglich den Übergang zur Matreier Grube wesentlich weiter unten als an der von uns angefahrenen Stelle zu wählen und somit keinen vermeidbaren Steilanstieg absolvieren zu müssen.

 

Blick über den alternativen (flacheren) Aufstieg im orographisch rechten Teil des Tales

Die Abfahrt durch das flachere Tal wartet zudem noch mit tollem aufgelockertem und kupiertem Waldgelände auf, durch das es sich fein fahren läßt. In unserem Fall war die Schneedecke mit einem bereits dermaßen harten Schmelzharschdeckel, daß unsere Abfahrt schweißtreibend und mit brennenden Oberschenkeln bis hinab zum flacheren Teil ausfiel.

 

Rückblick auf die Matreier Grube

Über den aufgelockerten Wald führt die Tour zur Ochsenalm zurück und etwa zweihundert Meter mußten wir die Schi über den Hauch von Gegenanstieg tragen.

 

Rückblick auf die Tour mit der Lämpermahdspitze im rechten Bildteil

Die Schitour mit dem rassigen Steilaufstieg absolvierten wir in 4:38 Stunden, incl.  etwa 30min Aufenthalt im Schidepot. Der gesamte Aufstieg beträgt 1.075 m und die Streckenlänge bis zum Gipfel knapp weniger als 4,5 km.

Mils, 20.12.2020

 

Schitour Kesselspitze, 2.728m

Die Schitour auf die Kesselspitze, von Trins aus unternommen, beeindruckt in außergewöhnlichem Maß durch ihre beiden offenen Steilhänge und der großartigen Kulisse im oberen Teil unterhalb der Kugelwand. Mit der Ausrichtung nach Südosten versprechen die beiden Hänge, vor allem der sehr lange untere Hang, zum einen frühmorgendliche Sonnenbestrahlung im Hochwinter – deshalb aber auch steigende Lawinengefahr im Tagesverlauf im Spätwinter bzw. Frühjahr – zum anderen lange und hindernisfreie Abfahrten auf Pulver oder Firn über gut 1000Hm.

Herwig auf dem Gipfel der Kesselspitze – beachte die roten Liaskalkfelsen

Aufgrund der Hangneigung wird empfohlen die Tour nur bei einwandfreien Verhältnissen anzugehen, wobei durch die Exposition der Hänge meist eine Begünstigung besteht, wenn in diesen Höhenlagen vor Triebschnee oder dem Altschneeproblem gewarnt wird. Und so präsentierte sich der Lagebericht bei unserer Begehung – keines der beiden Probleme in der zutreffenden Höhenlage im Sektor Südost bis Südwest.

Blick nach Süden

Vom kostenlosen Parkplatz 4 oberhalb Leiten in Trins (von der Hauptstraße Richtung Padasterjochhaus) wird auf der Forststraße in Richtung Westen zum Burgwald aufgebrochen.

Parkplatz 4 in Trins Leiten

Anfänglich mußten wir die Schi eine Minute tragen, auch über etwa 100m in der langen Rechtskurve in der sich der Anstieg nach Norden wendet. Ab etwa 1.400m lag dann Schnee genug, sodaß nur mehr ein letztes Mal über den etwa 50m langen Steig im dichten Wald vom unteren Weg auf den oberen (siehe Aufzeichnung) getragen werden mußte (~1.480m).

Almweg zum Padasterjochhaus

Durch den schönen Burgwald, der immer lichter wurde, stiegen wir den Weg entlang auf, bis sich der Weg nach zum Padasterjochhaus nach links wendet. Die Route auf die Kesselspitze führt dort geradeaus weiter, rechts vom trockenen Fallschwernbach, und kreuzt noch mehrmals den Weg auf das Kalbenjoch.

freie Wiesenfläche unterhalb des Burgwaldes

Gegen 1.800m hin lösen vereinzelte junge Bäumchen die noch vereinzelten lichten Baumgruppen des Burgwalds ab und ab etwa 1.900m liegen die tollen Hänge unterhalb des Hangs zum Kalbenjoch, der sich mit dem Steilhang auf die Kesselspitze verschneidet und oben die imposante Kugelwand trägt. Der weite Kessel im dem wir äußerst rechts, Richtung Nordwest, aufsteigen sind die Padeilemähder1, die ihren Namensursprung im Lateinischen haben und auf pedrūle „steinige Gegend“ zurückzuführen ist.

etwa auf 1.700m

Durch die nach dem Start der Tour aufziehende Föhnbewölkung befanden wir uns ohne Kontrast durch Bewuchs oder Fels in einem ziemlich kontrastlosen Gelände, bei dem die Sicht ziemlich erschwert war. Die Spur vom Vortag war auch wegen des eingewehten Triebschnees teilweise nicht mehr zu sehen.

an der Baumgrenze

Mit steiler werdendem Hang besserte sich die Sicht und auch die Bewölkung lockerte rasch wieder auf.
Allmählich, oberhalb von 2.000m, steilt das Gelände zunehmend auf und in gut 30 Spitzkehren erfolgte unser Aufstieg über die Talstufe auf das schöne Hochtal mit der Kugelwand als rechte (ostseitige) Begrenzung.

im unteren Teil am ersten Steilhang

Die Route dorthin führt über Gelände mit bis zu 40° Hangneigung, siehe Bildarchiv mit Ausschnitt TIRIS. Eng am unteren Felskopf (ca. 2.220m) vorbei führte unser Aufstieg in enger werdenden Spitzkehren durch die größte Steigung hindurch auf die Kante mit anschließender Verflachung etwa 2.320m.

schöner Aufstieg über den freien Hang

Über diese 100Hm stiegen wir im steilsten Teil durch ein breites Band von kleinen Lockerschneeschollen und – schnecken, die über Nacht gefroren und eine raue, griffige Spur schafften. Gleichzeitig mußten wir diese Anzeichen natürlich auch für den Tagesverlauf entsprechend deuten – eine späte Abfahrt wäre an dem warmen Tag wohl mit einer nicht notwendigen Risikosteigerung verbunden gewesen.

die Kugelwand kommt näher und der Hang wird steiler

Der Ausstieg aus dem Hang führt direkt am untersten Rand der Hauptdolomitfelsen der Kugelwand vorbei. Der Kamm von der Kesselspitze in beide Richtungen, in den Nordosten vor zur Serles und in den Südwesten zurück zur Kirchdachspitze, liegt im Brennermesozoikum.

Rückblick im noch diffusen Licht

Jenes könnte als geologischer Einschub zwischen dem Ötztal-Stubai-Altkristallin, das vom Südwesten bis in den Norden reicht, dem Bündnerschiefer im Südosten des Wipptals und dem Quarzphyllit im Nordosten bezeichnet werden. Besonders eindrucksvolle Übergänge vom Kristallin auf den Kalk finden sich am Seejöchl unterhalb der Kalkkögel.

die letzte Spitzkehre unterhalb der Kugelwand

Eine interessante, sehens- und wissenswerte Eigenheit der Kesselspitze folgt oben, und zwar ganz am Gipfel. Noch wenige Meter des obersten Gipfelaufbaus bestehen aus jurassischen Schichten aus Liaskalk, mit ihrer, für den Jurakalk typisch roten Färbung.

kurz vor dem Ausstieg aus dem Steilhang

Man muß sich zwar jetzt noch nicht beeilen diese schönen roten Schichten in Augenschein zu nehmen, aber in ein paar Millionen Jahren wird diese Schicht vollständig erodiert, damit abgetragen sein und das darunterliegende Kalkgebirge wird den Gipfelbereich bilden – womit es dann für die Erkundung für immer zu spät wäre.

Ausstieg direkt an den Felsen der Kugelwand

Nach der Kante der Talstufe findet sich ein trefflicher Platz für eine kurze Trinkpause mit bemerkenswerter Aussicht. Der Blick nach Nordwesten durch das Hochtal im weiteren Aufstieg, gebildet vom Gratrücken direkt zur Kesselspitze links und der beeindruckenden Kugelwand rechts, erscheint nach dem langen steilen Aufstieg recht flach bis zur nächsten Steilstufe zu verlaufen.

Trinkpause nach erstem Steilhang – das prächtige Hochtal zur nächsten Steilstufe vor uns

Daß dem aber bei weitem nicht so ist, merkt man an seiner Atemfrequenz bereits auf den ersten paar Dutzend Metern nach der Pause und man sollte dieses Hochtal mit seinen immerhin 180Hm bis zur nächsten Steilstufe nicht unterschätzen.

schöner Ausblick zur Peilspitze

Über angenehm gestuftes Gelände, aber doch mit Anstrengung geht es durch die Hänge in den hintersten kleinen Talkessel auf etwa 2.500m Höhe.

Aufstieg zur nächsten Steilstufe, etwa auf 2.500m – man sollte die Steigung im Hochtal nicht unterschätzen

Im Hintergrund zum Tourenverlauf befindet sich etwa der Gipfelbereich der Peilspitze und wir fragten uns, ob man über den schönen steilen Hang am Nordgrat zum Kalbenjoch nicht auch eine Schitour unternehmen könnte. Der Hang sowie eine nachfolgende Gratbegehung zum Gipfel wären jedenfalls eine Nachforschung wert.

Schrofenwiese die links im Bild umgangen werden – steiler Aufstieg dorthin

Die zweite Steilstufe ist ein kurzes, aber ebenfalls anstrengendes Unterfangen. Der Aufstieg auf den darüberliegenden Flachbereich beträgt etwa 120Hm – von 2.480m bis 2.600m und führte uns bereits im Februar an den linken (westlichen) Rand der bereits freiliegenden, wiesendurchsetzten Schrofen. Diese Stelle dürfte im Frühjahr die kritische Stelle für die Durchgängigkeit des Aufstiegs ohne Abschnallen sein und zu beiden Seiten hin werden die Flanken noch steiler als die Schrofen selbst.

Rückblick noch unterhalb der Schrofenwiese

Die Kunst besteht in der optimalen Wahl der Spitzkehren, sodaß man knapp oberhalb der aperen Schrofenwiese und der westlich begrenzenden noch steileren Flanke nach oben durchflutscht. Die Spur, die am Vortag angelegt wurde präsentierte eine unbegehbare Steilheit für unsere Schneeverhältnisse, um scharf oberhalb der Schrofen auf den folgenden flacheren Teil durchzusetzen. Allerdings mussten wir aufgrund der Haftung der Felle aber flacher steigen und waren somit gezwungen über zwei Meter die Schrofenwiese zu begehen, bevor uns eine Spitzkehre im flacheren Teil oberhalb wieder auf die alte Spur zurückbrachte.

oberhalb der zweiten Steilstufe mit Blick zum Gipfelkreuz der Kesselspitze

Dieser Teil des zweiten Steilhanges ist kein grundsätzlich schwieriger, er präsentierte sich bei den Verhältnissen unserer Begehung und mit der bereits gelegten Spur aber als ziemlich kraftraubend. Vielleicht sollte man sich – als Empfehlung des Autors – eine vorhandene Spur aus genügender Entfernung von unten ansehen und entscheiden ob selbige würdig ist, oder ob einen eignen Durchschlupf zu spuren klüger wäre.

ein kurzes Stück am Grat entlang

Sobald die Steilstrecke erledigt wurde konnten wir auf dem flacheren Teil bereits das nur mehr 120Hm entfernte Gipfelkreuz der Kesselspitze einsehen.
Über eine Mulde wird im weiteren Verlauf der Tour der Gipfelhang erreicht. Er wird jedoch nicht direkt genommen, sondern über eine nordöstlich sich wendende Anstiegsrichtung zum Grat nordöstlich der Kesselspitze kurzzeitig wieder verlassen.

etwa 100m unterhalb des Gipfels der Kesselspitze

Am Grat angekommen, erblickt man Neustift in der Tiefe im Norden. Es wird ihm jedoch nur wenige Höhenmeter gefolgt (etwa 20 bis 30m), bevor er wieder verlassen und abermals, schräg nach oben querend, über den Gipfelhang zur Wechtenkante am Südgrat aufgestiegen wird.

der Grat wird wieder in Richtung Gipfelhang verlassen

Vom breiten Südgrat erreichten wir über wenige Meter recht flachen restlichen Anstiegs das Schidepot vor dem Gipfelkreuz der Kesselspitze auf 2.727m.

letzte Meter vor der Wechte auf den Südostgrat

Über den letzten Gratbuckel hinweg fallen sofort die roten Felsen ins Auge auf denen man sich befindet, ein Anblick der in Tirol nicht oft zu finden ist (Stellen im Karwendel und Rofan) und diese lokale Erscheinung auf der Kesselspitze verblüfft und erfreut zunächst bei der Erstbegehung.

Kesselspitze, 2.727m

Natürlich besteht von dieser schon beträchtlichen Höhe in den nordöstlichen Stubaiern ein grandioser Ausblick, vor allem Richtung Südwesten, bei dem der massive Stock des Habichts (3.277m) als nächster Dreitausender in nur 8,5km Entfernung und bereits im Ötztal-Stubai-Kristallin gelegen, eine bärige Kulisse vor den zentralen Gletschern der Stubaier im Westen dahinter bildet.

Ansicht Südosten – im Vordergrund die Kirschadachspitze, rechts der Habicht

Unmittelbar links (südlich) des Habichts treten der Botzer, weit im Hintergrund, wieder links und näher im Blick gen Südsüdwest, der Östliche Feuerstein, sowie noch weiter links der Pflerscher Pinggl in Erscheinung. Unmittelbar rechts (nördlich) des Habichts erscheinen Wilder Pfaff und das Zuckerhütl, sowie weiter rechts, von der Kesselspitze aus gesehen die eindrucksvolle Ruderhofspitze mit ihrem dunklen Südgrat und die östlich die im Alpeinerkamm davor liegenden Seespitzen. Weiter rechts im Westen beeindruckt der Lüsener Fernerkogel in 19km Entfernung.

die zentralen Stubaier im Westen

Gegen Nordnordwest imponieren – neben einigen bedeutenden Erhebungen in den Lechtaler Alpen – in unmittelbarer Nähe die formschönen Kalkkögel, die den nördlichen Teil des Brennermesozoikums darstellen.

Blick nach Nordwesten mit den Kalkkögeln im Norden

Von Nordosten bis Nordwesten beeindrucken das Wettersteingebirge und das Karwendel, sowie in unmittelbarem Vordergrund die Serles mit ihrem dolomitisch geprägtem Bau, gleich den Kalkkögeln.

Kalkkögel, Wettersteingebirge und Karwendel (v.l.n.r.)

Von Osten bis Südosten liegen die eher sanften Tuxer Alpen mit ihren beeindruckenden weitläufigen und abgeschiedenen Tourenzielen, von denen sich ein Großteil hier auf diesem Blog befindet.

im Osten die Tuxer Alpen

Der Südosten birgt in den Zillertaler Alpen deren höchste Erhebung – in direkter Richtung über dem Valsertal und zwischen Hoher Wand und Kraxentrager – den Hochfeiler (3.510m).

die Zillertaler Apen im Südosten

Ein selten schöner Blick eröffnet sich im Süden, bei dem nicht nur der 65km entfernte und markante Langkofel  (3.181m) mit seinen imposanten Felswänden, sondern auch weite Teile der Südtiroler Dolomiten eingesehen werden können.

die Dolomiten in etwas mehr als 60km Entfernung; der markante Langkofel – wie ein Zapfen in der Landschaft

Die Aussicht nach Süden runden die drei sehr imposanten Tribulaune ab, wobei der höchste und bizarrste, der Pflerscher Tribulaun mit seinem unverkennbaren Doppelgipfel, unverwechselbar ins Auge sticht und der niedrigste, der Obernberger Tribulaun ein bäriges Schitourenziel darstellt.

Blick nach Süden zu den Tribulaunen

Mit den föhnigen Böen aus Südwest hielten wir keine lange Gipfelpause, zumal auch eine Deckung vor den Böen nicht wirklich gefunden werden konnte. Der Felszacken, den wir zum Schutze aufsuchten verlief ziemlich parallel zur Einfallrichtung der Böen.

Rastplatz unterhalb des Gipfels der kaum vor den Böen schützte

Nach der Pause warteten 1.000Hm Abfahrt durch großteils unverspurtes Gelände und durchaus einem Hohen Anteil an wenig gesetztem Pulverschnee.

über die Wechte in den Gipfelhang

Am Gipfelhang nach der Wechte fanden wir mit abnehmender Höhe immer bessere Pulverschneeverhältnisse bis zum Ansatz der Steilstufe vor.

tolle erste Schwünge zur zweiten Steilstufe hinab

Die Einfahrt zum Steilhang präsentierte sich etwas feucht und schwerer zu drehen. Wir beschlossen deshalb eine lange Querung in den westseitigen Hang, da dieser weniger von der starken Mittagssonne beschienen wurde.

im oberen Teil der zweiten Steilstufe

Bei der Einfahrt zeigt das Foto den Durchschlupf zwischen Schrofengelände und steiler Flanke.

Rückblick – die Umgehung der Schrofenwiese gut zu erkennen

Eine wahrhaft tolle Kulisse bildete das Tal in dem wir durch einwandfreien Pulverschnee bis zur nächsten Steilstufe abfuhren. Die Entscheidung, die westliche Talseite zu nehmen war genau richtig.

phantastische Abfahrtsverhältnisse im Hochtal

An der Kante dann wuchs die Spannung, wie denn der lange Hang über die Steilstufe hinab zu fahren sein würde und dies kann hier im Video selbst beurteilt werden.

Abermals querten wir ein bisschen westwärts, um auf eine von mehreren Rippen zu gelangen, die sich trefflich abfahren ließ. Die Schneequalität nicht ganz so gut wie im Tal oben, doch einwandfrei zu Drehen.

mit langer Abfahrt

Im flacheren Teil unten, etwa ab der Baumgrenze, hatte die Sonnenbestrahlung weitgehend Sulzschneeverhältnisse geschaffen und die Abfahrt wurde merklich anstrengender als oben.

die Schneequalität gut zu sehen

Über die flachen Wiesen jedoch ließ sich eine Route mit weiten Schwüngen finden, die die Anstrengung in Grenzen hielt.

was will man mehr?

Weiters reichte der Sonneneinfluß aus, um am Weg hinaus zum Parkplatz über größere Strecken die Schi tragen zu müssen – allerdings immer noch nur einige Hundert Meter.

Rückblick auf den beeindruckend Abfahrtshang

Zur Einkehr können wir aus nun mehrmaligem Besuch das Café – Pizzeria Max in Trins wärmstens empfehlen; die Speisen befriedigen auch den Hunger nach einer langen Tour.

letzte Abfahrtshänge in schönem halbflachen Gelände des Burgwaldes

Aus den Aufzeichnungen gehen folgende Tourdaten hervor: Aufstieg 1.425m – 3:26h, Gesamtzeit 4:53h und Streckenlänge 12,2km.

letzter Rückblick auf die schöne Tour

Für die auch landschaftlich exzellente Schitour sollte Einschätzungsvermögen über die Schneeverhältnisse mitgebracht werden, sowie, für verhärtete Passagen aus Schmelzdeckeln, eventuell sogar für den gesamten unteren Steilhang sollten Harscheisen und im Frühjahr das Fellwachs nicht vergessen werden.

Mils, 16.02.2020

1Vgl. FINSTERWALDER, 1990 Band 1, I 4. Seite 43; ANREITER, Das lateinische Suffix -īle in der Tiroler Toponymie, Seite 9

 

Kirchdachspitze, 2.840m von Neder

Der mächtigste und höchste der Gipfel im Serleskamm, die Kirchdachspitze, verfügt von Neder aus begangen, über einen sensationell schönen Zugang über den, knapp nach der Pinnisalm abzweigenden Steig mit – von dort gemessenen – fast 1.300Hm  Anstieg.

Kirchdachspitze, 2.840m

Kirchdachspitze, 2.840m

Der gesamte Höhenunterschied von Neder bis zum zentral gelegenen und aussichtsreichen Gipfel beträgt 1.840m, ein Klassiker der Touren im Serleskamm; bei rechtzeitigem Aufbruch von Neder, dank des westseitigen Hanges, schattig bis auf gut 2.600m (Ende Juni).

Das Massiv der Kirchdachspitze im Serleskamm

Das Massiv der Kirchdachspitze im Serleskamm

Dieser gewaltige Steig nennt sich Jubiläumssteig und ist ein gut gepflegter, teilweise versicherter Steig mit phänomenalen Kulissen zur Elfergruppe, zum gewaltigen Massiv des alles beherrschenden Habicht, in höherer Lage zu Wildem Freiger und Zuckerhütl und später, ab dem Joch gen Süden, zu den bizarren Türmen und Formen der Tribulaune.

links in den Latschen der Jubiläumssteig abzweigend

links in den Latschen der Jubiläumssteig abzweigend

Einige Minuten nach der Pinnisalm verrät ein Wegweiser den Abzweig zur mächtigen Schuttreise am Fuß des Kirchdachmassives. Den Pinnisbach je nach vorhergehender Wetterlage mehr oder weniger akrobatisch überquert, machen wir uns, Simon und der Autor, auf den Serpentinensteig in den latschenbewachsenen Schutthängen die ersten gut hundert Meter auf, bevor der Steig in recht festem festem Fels (Hauptdolomit) weiterführt.

Am Jubiläumssteig, Aufstiegsgelände unterer Teil

Am Jubiläumssteig, Aufstiegsgelände unterer Teil

Zwei unübersehbare Steilstufen aus festem Kalk überwindet man an ihrer Rechten immer dem ungefährlichen, teils versicherten Steig folgend.

die obere Steilstufe

die obere Steilstufe

Nach den beiden Steilstufen, einem nicht ganz verständlichem alten Wegweiser und einer der kuriosen – vom Winter gezeichneten – Rastbänke in hochalpinem Gelände im Stubai geht es etwas steiler weiter. zur Rechten (südlich) tut sich nun eine gewaltige Wand aus festem Kalk auf, die Ihresgleichen sucht, befindet man sich auf Normalsteigen für das Gesamtvolk geeignet.

gewaltige Wände zur Rechten ab dem mittleren Teil

gewaltige Wände zur Rechten ab dem mittleren Teil

Durch eine mäßig ausgeprägt Schlucht bleibt man getrennt von ihr immer noch – in einer, für den Karwendelgeher unüblichen Höhe von mehr als 2.000m – im Hauptdolomit mit seiner ausgeprägten Splitterigkeit.

Simons Blick schweift von Ilmspitze bis Elfer

Simons Blick schweift von Ilmspitze bis Elfer

Weiter oben, ab etwa 2.500m kommt man in die Gipfelzone der Kirchdachspitze und interessante jünger aufgeschobene Gesteinsarten kommen – wie auch auf der Hammerspitze – zu Tage.

kleiner Gratausläufer mit Rastbank im oberen Teil des Jubiläumssteiges

kleiner Gratausläufer mit Rastbank im oberen Teil des Jubiläumssteiges

Es handelt sich um Glimmerkalke und Quarzphyllite, die in einer ungeheuer homogenen Mischung aus den Nordabbrüchen der Kirchdachspitze den weichen, teils lettigen Anstieg vom letzten Nordausläufer bis auf den Silbersattel bilden (verantwortlich für den Letten ist der Quarzphyllit). In diesem Nordhang lag dieser Tage noch eine dünne Schneedecke und am Sattel eine gegen Ende Juni doch noch mächtige Restwächte (auf rd. 2.750m) und diese Partie von etwa 150Hm erfolgte großteils über die Restschneefelder.

noch ca. 150Hm bis zum Silbergrat auf 2.750m

noch ca. 150Hm bis zum Silbergrat auf 2.750m

Am Weg dorthin kann man eine Abbruchstelle ausmachen, die möglicherweise Namensgebend für die Kirchdachspitze sein mag. Sie ist gleichsam ein Schnitt durch eine Kirche und vermittelt durch Form und den gut erkennbaren bzw. vorstellbaren „Inneneinrichtungen“ den Eindruck eines Altares. Welche Bewandtnis diese Formation auch immer haben möge, sie ist sehr symbolhaft.

das Felsenbild im Gipfelaufbau, Namensgeber der Kirchdachspitze?

das Felsenbild im Gipfelaufbau, Namensgeber der Kirchdachspitze?

Vom Sattel aus hat man, aus dem Pinnistal kommend, erstmalig Sicht gen Süden. Diese mag der Bergsteiger als Einschätzungskriterium für die weitere Tourenplanung nicht vergessen, denn relativ häufig kommen heftige Wetter von dort auf den Serleskamm hergezogen.

Simon in den Restschneefeldern (sie sind leichter zu nehmen als der weiche lettige Quarzphyllit

Simon in den Restschneefeldern (sie sind leichter zu nehmen als der weiche lettige Quarzphyllit

Der restliche Aufstieg zum Gipfel erfolgt zuerst östlich des nicht besonders ausgeprägten Grates, weiter oben weit östlich davon und die letzten Meter wieder recht nahe am Grat.

Am Silbergrat auf 2.750m

Am Silbersattel auf 2.750m

Dort in blockigem festen Gipfelgestein, im Kristallin und Glimmerkalken im unteren Teil dagegen in gebrächem Quarzphyllit. Kleine Restschneefelder auf glatten Platten zwangen uns zu kleinen Umwegen, der Aufstieg wird jedoch in wenigen Tagen frei von jeglichen Schneefeldern sein. Ab Neder gemessen erreichten wir den Gipfel in 3 1/2 Stunden.

Restschneefelder am Gipfelaufbau

Restschneefelder am Gipfelaufbau

Das eindrucksvolle Holzkreuz mit schmiedeeisernen Beschlägen trägt eine kleine Gipfebuchschachtel und obwohl wir in 2016 die ersten Begeher waren und offenbar der Deckel der Schachtel den Winter über offen geblieben ist, war das Buch in tadellos trockenem Zustand. Grund dafür war die Aufbewahrung in einem alten wasserdichten Trinkbeutel. Das Schloß des Deckels haben wir etwas nachgebogen, um den windsicheren Verschluß wieder zu gewährleisten.

Simon am Gipfel der Hammerspitze, 2.840m

Simon am Gipfel der Kichdachspitze, 2.840m

Eines meiner Ziele am Gipfel war auch den Gratverlauf von der Kirchdachspitze zur Ilmspitze zu erkunden, jedoch hätte ich müssen einige Zeit zur Erkundung im sichtbar mächtig steilen Abstieg zubringen. Also dienen vorerst nur ein paar Fotos zur weiteren Erforschung und die Frage muß an einen Kenner der Situation gestellt werden. Genial wäre die Überschreitung von der Innsbrucker Hütte her über die Ilmspitze allemal.

Gratverlauf zur Ilmspitze; ist er ohne Schlosserei und Seiltechnik machbar?

Gratverlauf zur Ilmspitze; ist er ohne Schlosserei und Seiltechnik machbar?

Den Abstieg zum Padasterjochhaus nahmen wir in knapp 1 1/4 Stunden. Auf dem Weg dorthin sichten wir in der Einschartung zwischen Kirchdachspitze und Hammerspitze auf 2.400m einen jungen und einen alten Steinbock die sich selbstsicher bewegen und deren Auftritt ich dem Leser nicht vorenthalten möchte:

Der Steig kreuzt weiters eine alte Schäferhütte, die leider dermaßen verfallen ist, daß man darin kaum vor einem Gewitter sicher ist. Ein Unterstand im Notfall jedoch allemal.

Schäferhütte

Schäferhütte

Nach einer schmackhaften und augengerecht angerichteten Knödelsuppe vom Wirt des Padasterjochhauses selber setzten wir unsere Tour über den Grat, der die Wasenwandspitze, 2.563m mit dem Foppmandl verbindet und über das Auf und Ab am Grat über den Roten Kopf bis zum Sattel unterhalb der Kesselspitze fort. Man unterschätze diese zusätzlichen ca. 400Hm nicht, wenn man vom Padasterjochhaus aufbricht.

Padasterjochhaus im Kessel, dahinter Grat zwischen Wasenwand und Foppmandl

Padasterjochhaus im Kessel, dahinter Grat zwischen Wasenwand und Foppmandl und ganz dahinter das langgezogene Massiv der  Kesselspitze

Die deutlich kürzere Alternative für den Abstieg wäre hier der etwas südwestlich vom Padasterjochhaus abzweigende Aufstieg zur Hammerscharte (auf 2.528m, also nur 300Hm ab dem Padasterjochhaus), die über den Rohrauersteig zurück in das Pinnistal zur Issenangeralm führt. Ein Detailbericht über den Aufstieg über den Rohrauersteig findet sich hier unter dem Beitrag Hammerspitze.

Steig zur Hammerscharte etwas vor dem Padasterjochhaus

Steig zur Hammerscharte etwas vor dem Padasterjochhaus

Die Wasenwandspitze haben wir noch mitgemacht, das Foppmandl verschmähten wir ob der flachen zeitraubenden Partie am Grat.

Wasenwandspitze, 2.563m

Wasenwandspitze, 2.563m

Den Abstieg vom Joch unterhalb der Kesselspitze bildet ein sehr schöner Gratabstieg, der hier unter Kesselspitze beschrieben ist.

weiterer Steig zum Abstieg; er befindet sich dort wo die Restschneefelder zu erkennen sind

weiterer Steig zum Abstieg; er befindet sich am Grat dort wo die Restschneefelder zu erkennen sind

Rund 200Hm vor der unteren Waldgrenze in Kampl und oberhalb der Häuser kann man auf einem Forstweg in leichtem Anstieg den Rückweg nach Neder nehmen. Wir haben diesen genommen und erreichten über den letzten Teil des Besinnungsweges den Talausgang wieder.

Rückblick auf die Tour, ganz hinten majestätisch die Kirchdachspitze

Rückblick auf die Tour, ganz hinten majestätisch die Kirchdachspitze und rechts der Habicht

Unsere Tour erstreckte sich über ziemlich genau 20km und gesamten 2.370Hm. Die Gesamtzeit betrug incl. aller Pausen 8 3/4 Stunden (keine Richtzeit für Normalgeher!).

Rückblick am Ende des Forstweges, bei der Einmündung in den Besinnungsweg

Rückblick am Ende des Forstweges, bei der Einmündung in den Besinnungsweg

Nimmt man die kürzere Variante (ab dem Padasterjochhaus über die Hammerscharte so kürzt man rund 5km und einige Höhenmeter ab.
Für den Aufstieg zur Kirchdachspitze von Neder rechne man mit 4-5 Stunden, je nach Vermögen. Man unterschätze den Abstieg ins Pinnistal nicht, will man im Padasterjochhaus einkehren.

Die kürzeste Alternative wäre der Abstieg vom tiefsten Punkt zwischen Kirchdachspitze und Hammerspitze über den Steig links (westlich) der Hammerspitze und den Rohrauersteig. Auch hier muß man aber wieder ca. 100Hm aufsteigen, um die Hammerspitze links umgehen zu können.

Mils, 25.06.2016

 

 

Kesselspitze, 2.728m von Kampl

Im mittleren Teil des Serleskammes gelegen erhebt sich die Kesselspitze – vom Elferlift im Stubaital aus gesehen – als eine bemerkenswerte, abgerundete Erhebung im Kamm. Dabei sieht man von dort nur den Vorgipfel, der Hauptgipfel, oder besser beide höchsten Erhebungen befinden sich südöstlich dahinter und der östlichere der beiden trägt das Gipfelkreuz.

Kesselspitze, 2.728m

In ungewohnt tiefrotem Kalk (Kalke des unteren Jura – Adneter Schichten) steigt man die letzten Meter vom Vorgipfel – ich habe heute den direkten Übergang über den wenig ausgebildeten Grat genommen – zum Gipfelkreuz auf.
Wie der Gipfel so ist die gesamte Aufstiegsroute von Kampl über die Kesselmahd eine geologische Zeitreise über Jahrmillionen und selbst der geologisch unerfahrene Bergsteiger wird die Eindrücke der gewaltigen Sprünge von Gesteinsarten und -formen, Schichtungen, Korngrößen und Farben in dem vielfältigen Überlagerungsgebiet des Serleskammes gerne wieder mit ins Tal nehmen.

tiefe Schluchten trennen den Ausläufer auf dem der Aufstieg erfolgt vom Serleshauptkamm

tiefe Schluchten trennen den Ausläufer auf dem der Aufstieg erfolgt vom Serleshauptkamm

Im Anstieg bereits, hat man zur Linken gewaltige Felsausläufer aus Kalk mit senkrechten Abbrüchen von mehreren Hundert Metern und das Haupt ihrer kühnsten Türme zieren Latschen in verwegenen Formen. Eine verwegene Landschaft, die den Aufstieg über den zermürbend steilen Waldrücken gut erträglich macht, läßt man das Auge und die Sinne bestimmen und stellt das Training in den Hintergrund.

ab hier wird es eindrucksvoll

ab hier wird es eindrucksvoll

Von einem erfreulich nicht kommunal regulierten Parkplatz, oder besser längeren Parkstreifen, geht es von Kampl aus los. Gleich hinter der OMV Tankstelle führt die Straße – man respektiere das Geschwindigkeitslimit zum Wohle der Kinder der Anrainer – bis zum Fahrverbot und im oberen Teil kann man längs der linken Seite parken, ohne eine Regelung per Tafel anzutreffen.

Nach dem Ende der Asphaltstraße nimmt man – gut beschildert – den Aufstieg im Wald, der gleich richtig zur Sache geht. Rund 400Hm geht es durch den Fichtenwald bis zu einer ersten Rastbank neben einer Wasserfassung. Dieser Steig enthält erstaunlich viele Bänke und die letzte trifft man weit über 2.000m in bereits sehr alpinem Gelände an.

Abzweig, rechts geht es weiter

Abzweig, rechts geht es weiter

Der Aufstieg auf die Kesselspitze zweigt wenige Minuten nach besagter erster Bank rechts ab, links bzw. geradeaus geht es auf kühnem Steig zum Gasthaus Wildeben weiter. Der Verlauf des Steiges führt weiter an einer Doline (Karstvertiefung im Boden) vorbei zu einem Aussichtspunkt mit Bank an der man frei nach Goethe ohne weiteres den Augenblick einige Minuten verweilen lassen sollte. Am Kamm des Wald- und später Zunternrücken macht es Spaß dem recht steilen Steig zu folgen, zu sehen gibt es rundherum genug und die knorrigen Gesellen von exponierten Lärchen erscheinen in schier abenteuerlichen Ausbildungen.

ist dieser Blick nicht traumhaft?

ist dieser Blick nicht traumhaft?

Schärfer, und damit zum leichten Grat wird der üppig bewachsene Rücken dann einige Minuten Gehzeit ab dem markanten Kopf, oder flacherer Stelle, in der AV-Karte mit der Höhenangabe 2.043m. Ab dort besteht der Bewuchs nur mehr ausschließlich aus Zuntern und der Kamm nimmt zusehends mehr die Form des Grates ein. Allerdings ist der Grat auch in den wenigen Metern auf denen man trittsicher unterwegs sein sollte immer breit genug.

nicht schlecht oder?

nicht schlecht oder?

Am Grat endet irgendwann die Vegetation in einer gewissen Übereinstimmung von wenigen Dutzend Höhenmetern auch mit der Geologie. Vom Hauptdolomit tritt man in eine völlig andere Welt ein, für mich vollzieht sich der Wechsel in den Tonschiefer. Auch Höhe und Hangneigung dürften hierzu den Ausschlag geben. Die letzte Rastbank trotzt den Jahreszeiten, wir befinden uns auf rund 2.150m.

ein weiteres kleines Gratstück zur Vorsicht

ein weiteres kleines Gratstück zur Vorsicht

Die letzten kleinkörnigen Kalkschutthänge, die man so gut vom Serleskamm kennt – siehe auch Bilder der Tour auf den Sonnenstein – ziehen von der Verbindung des Kammes, der den Bergsteiger die letzten zwei Stunden beschäftigt hat herunter. Oberhalb finden sich vorwiegend wild zerborstene Tonschieferbänke, leicht gemischt mit Kalken bis zum Joch auf rund 2.580m, bevor sich im Anstieg zum Gipfelaufbau der Fels wieder zum Kalkstein ändert.

der Gipfelaufbau und die Aufstiegsroute nun im Wechsel zum Tonschiefer

der Gipfelaufbau und die Aufstiegsroute nun im Wechsel zum Tonschiefer

Der Aufstieg in dieser Flanke (obere Teil der Kesselmahd) erfolgte am heutigen Vatertag nach den vielen Regentagen in einer teilweise lettigen Erd-Gesteinsmasse, die zähplastisch nachgab. Zudem sind noch zwei wenig mächtige Schneefelder zu durchqueren, bzw. zu umgehen, wenn man keine Überraschungen erleben will und die Umgehung erfolgt im lettigen Schuttgelände.

die beiden Schneefelder knapp unterhalb des Joches

die beiden Schneefelder knapp unterhalb des Joches

Im Abstieg habe ich die Schneefelder genommen, jedoch häufig auf die ungute Vereisung des Firns getreten, die man häufig rund um die herausstehenden Felspartien antrifft.
Die Hangneigung trägt dazu bei, daß man einiges „Zehenspitzengefühl“ mitbringen muß, um sicher zu steigen. In zwei bis drei Wochen ist dieser lästige Teil Geschichte.

das Joch erreicht

das Joch erreicht

Ab dem Joch (es ist der Übergang zum weiteren Grat zum Padasterjochhaus und zur Kirchdachspitze) wendet sich der Aufstieg wieder in genussvollere Abschnitte und die letzen paar Dutzend Höhenmeter auf den Vorgipfel neben/unter den mächtigen, tropfenden Kalkmauern machen wieder mehr Spaß.

Gipfelaufbau von Westen

Gipfelaufbau von Westen

Sie will in Serpentinen erobert werden, dachte ich als ich die Richtungsänderungen im letzten Teil mitmachte. Vor hier muß es grandiose Blicke ins Stubai geben kam mir in den Sinn, als ich in den leeren Nebel starrte.

Vorgipfel

Vorgipfel

Der obere Teil bis zum Vorgipfel ist nahezu schneefrei und ab diesem durchschreitet man noch ein letztes Feld am sanften Sattel zu den keck und schroff aus dem Grat herausragenden beiden Gipfeltürme der Kesselspitze.
Ich habe sie am Grat genommen, trotzdem als ich sah, daß zwischen beiden ein tieferer Abstieg nötig ist. Habe diesen durch Umgehung auf der Südseite liegen gelassen.

ein letzter sanfter Sattel

ein letzter sanfter Sattel

Ein schlichtes verzinktes Gipfelkreuz empfängt mich nach nicht ganz drei Stunden des Aufstieges. Wieder einmal Disput um Gipfelhöhen, dachte ich als ich die „2.733m“ mit roter Farbe auf roten Fels geschrieben las.

Touristen am Gipfelkreuz

Touristen am Gipfelkreuz

Da die Nebel aus Richtung Habicht enorm stärker zu werden schienen, trat ich gleich nach einem wenig erfolggekrönten Rundblick auf die Gipfel im Kamm und auf die weiteren gewaltigen Stubaier Gipfel in Richtung Süden, dem GB-Eintrag, einer Gedenkminute für alle Väter, die ihren letzten Aufstieg bereits genommen haben und der Erkundung des Normalweges wieder den Rückzug an.

Auf Wiedersehen Kesselspitze!

Auf Wiedersehen Kesselspitze!

Wie immer passiert es mir, daß das Wetter am Abstieg besser wird, als am Aufstieg. Und heute hat es mich am Aufstieg ganz schön getrieben. Also ergeben sich noch eindrucksvolle Stimmungen, die, mit der Kamera versucht einzufangen, nicht einen Bruchteil der natürlichen Wirkung wiedergeben.

Die Kalkkögel aus dem Unterstand

Die Kalkkögel aus dem Unterstand

Am Abstieg bedurfte ich dann am selben Wegabschnitt zum zweiten Mal für 15min der Regenhaut, eine Zelle über Neustift in Richtung Fulpmes hat mich erwischt.
Nach dem gelungenen Bergerlebnis konnte mir das aber so gut wie gar keine Schimpfwörter entlocken.

der Habicht läßt einen Blick zu, tief unten das schöne Pinnistal

der Habicht läßt einen Blick zu, tief unten das schöne Pinnistal

Hier noch ein Blick auf den langen Gratteil, da sind auch ein paar Meter etwas ausgesetzterer Stellen dabei.

eindrucksvoller Grat

eindrucksvoller Grat

Gesamt sind recht genau 1.700Hm zu meistern. Die Aufstiegszeit wird mit 4 Stunden angegeben. Man sollte des Sommers zeitig unterwegs sein, denn gut 1.000Hm vollziehen sich im sonnenbeschienen Wald bzw. Unterholz. Bei Schlechtwetter oder Gewitter werden die letzten 150Hm zum Joch sehr rutschig sein.
Wunderschöner Wald ab 1.400m und eine tolle Tour für jeden, der etwas „zahniges“ im Aufstieg auf wenig Streckenlänge sucht.

Mils, Vatertag 12.06.2016