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Schitour Pangert, 2.550 m

Eine versteckte Schönheit könnte man die Schitour auf den Pangert mit treffenden Worten beschreiben. Und abgelegen, trotz der Nähe des Schigebietes Mayrhofen, das ist sie mit Sicherheit genau so wie sie auch landschaftlich einen ganz eigenen, nicht alltäglich zu erlebenden Reiz ausstrahlt. Man sei hinsichtlich ihrer Begehung jedoch entschlossen sie rechtzeitig im Spätwinter zu absolvieren, denn die Schneeauflage im Südost gerichteten Aufstieg zum Hochleger der Sandegg Alm schwindet gerne früh im Jahr.

Tourengruppe am Pangert mit Herwig, Andrea, Hermann und Bärbel

Mit einem Jahr Verspätung schafften wir es im schneearmen Winter 2022/23 gerade noch rechtzeitig die schöne Schitour zu absolvieren. Den Aufstieg zum Hochleger der Sandeggalm erlebten wir auf seiner rechten Seite schon teilweise fleckig aper im unteren Teil, sodaß wir auf die Schattenseite, die vom Waldrücken über den sich die Möslbahn hinaufzieht gebildet wird, wechselten und dort bessere Schneeverhältnisse vorfanden. Das im Aufstieg zum Hochleger teilweise recht steile Gelände ist mit Sträuchern gespickt, sodaß sich eine vorausschauende Spurwahl als vorteilhaft empfahl.

Start beim Parkplatz Gasthaus Mösl bzw. gegenüber Almhof Roswitha

Weiter oben wechselten wir hinüber zu den Holzgebäuden des Hochlegers. Der direkte Aufstieg auf den Gratkamm vor dem Tal zum Pangert wäre auch möglich, jedoch bietet der Abstecher über die Alm phantastische Ausblicke auf dem schönen Gratkamm, der sich bis hinab ins Hochtal des Hochschwendbergs zieht.

nach dem Waldweg ins offene Gelände der Sandeggalm

Der schönste Blick bei der Ankunft am Gratrücken ist wohl jener in Richtung des weiteren Routenverlaufs auf den Pangert. Einem schmalen Gletschertal gleich, dennoch dadurch nicht entstanden, zieht die Talfurche nach oben mit beeindruckender, direkter Sicht auf den Gipfel des Pangert an dessen Ende.

über die freien Almweiden erfolgt der Aufstieg

Das Aufstiegsgelände vom Tal bis über den Sandegg Hochleger ist als Bergsturzgebiet geprägt und bereits unten am Sandeggalm Niederleger durch große Felsblöcke im Hang erkennbar. Durch ihn, den Sandeggalm Niederleger schlängelt sich der Aufstieg durch den Hang empor.

Sandeggalm Niederleger

Im Aufstieg mußten wir uns selbst im beginnenden März des schneearmen Jahres 2023 im linken Teil des Hanges – dem durch das Gelände eher sonnengeschützten Teil – halten und dort in kurzen Serpentinenstrecken emporarbeiten.

im Hang zum Hochleger musste in Aufstiegsrichtung links queren, da rechts bereits große apere Stellen den Aufstieg behinderten

Weiter oben, unter bereits besserer Schneelage, beschlossen wir am Sommerweg entlang zum Sandegg Hochleger hinüber zu wechseln. Verlockend sonnig erschien der Aufstieg auf den Rücken oberhalb der Alm. Alternativ könnte man in direkter Linie weiter ansteigen, allerdings steil.

Beginn der Querung zu den Almgebäuden des Hochlegers der Sandeggalm

Diese Entscheidung war landschaftlich betrachtet auch die richtige. Oberhalb der Almgebäude stiegen wir zwar in firngeprägtem Altschnee weiter, die Landschaft gegen die Kammhöhe und weiter auf dessen Rücken ist jedoch malerisch und den Umweg allemal wert.

Sandeggalm Hochleger

Am Kammrücken bietet sich von einem Jägermarterl aus ein schöner Ausblick auf die Talgegenseite mit Sidanalm und Rastkogelhütte. Zwischen den letzten Zirben schlängelt sich der Aufstieg über die Kammhöhe entlang bis unter die steileren Felsen des oberen Teils des Kammrückens, der dort bereits eine gratartige Ausprägung besitzt.

am Jägermarterl ist die Grathöhe erreicht, im Tal gegenüber die Sidanalm und die Rastkogelhütte

Eigenartigerweise befindet sich die namensgebende Bergspitze der Sandeggalm ein Tal weiter westlich, das Sandegg, mit schroffer Ausbildung seiner in das trennende Tal abfallenden Hänge. Von Sand kann bei der diesseitigen Betrachtung des Sandeggs keine Rede sein, besteht er doch aus dem generellen Baumaterial der Tuxer und unserer unmittelbaren Umgebung, aus Phylliten und thront dort steil auf der Gegenseite des Talübergangs als dessen höchste Erhebung.

bei einer kurzen Trinkpause in das malerische Tal hinter dem Gratrücken geblickt

Ein für die Tuxer Alpen ungewöhnlich langes, schroffes Tal zieht nun hinter dem Übergang vom Rücken, der in selbiges leitet, zum Gipfel des Pangert hinauf. Vom Übergang aus kann der Pangert mit einem Höhenunterschied von gut 500 Hm bereits in beeindruckender Weise eingesehen werden. Ebenfalls wird ein Großteil des Aufstiegs bis zur Steilstufe sichtbar.

im Hintergrund eine der Spitzen, die am rechten Talrand den Grat zum Pangert bilden

Dem steilen Hang, durch den sich der Übergang zieht, kann, wenn man ihn bei zweifelhafter Lawinensituation nicht anschneiden möchte, ausgewichen werden indem weiter unten, an einem Felsköpfchen anstelle links über den Buckel aufzusteigen, rechts ins Tal zu wechseln. Der steile Hang wird somit im Tal umgangen. Die Spuren treffen sich nach etwa 15 min des Aufstiegs im Tal wieder.

der malerisch beeindruckende Aufstieg am Gratbuckel könnte lang andauern

In unserem Fall erreichten wir das einsam schöne Tal mit einigen hausgroßen Felsbrocken als Kontrast in der Schneedecke relativ unverspurt. Die Aufstiegsspur geleitete uns bergwärts, jedoch waren keine Abfahrtsspuren in den schönen Hängen zu sehen. Die Gruppe vor uns hat sich sehr am sehr steilen südseitigen Hang orientiert, um zum Übergang zu gelangen.

er wechselt jedoch nach wenigen Minuten zur Querung

Das wäre nicht notwendig gewesen, denn die schönen Hänge kann man bis unten hin befahren, bevor man mit etwas Schwung bei der Abfahrt den Übergang wieder erreicht. Über diese Situation freuten wir uns natürlich, weil außer uns niemand aufstieg.

hier treffen die Spuren wieder zusammen, links im Bild die Umgehung des steilen Hangs

Über die schöne Landschaft hinweg stiegen wir mit einigen Serpentinen fast bei Windstille bis zur Steilstufe auf.  Dort änderte sich die Situation drastisch. Eingetaucht in den Schatten der südöstlichen Talbegrenzung und mitten in der Düsenwirkung der engen Steilstufe kämpften wir gegen talwärts gerichteten thermischen Wind und jede Menge Triebschnee, der die Spur völlig bedeckte und die Sichtbarkeit derselben auslöschte.

bäriges Aufstiegsgelände im Tal voraus

Diese Passage mag bei mehr als mäßiger Lawinenwarnstufe ein Kriterium sein die Tour nicht zu unternehmen. Die Hangneigung erreicht dort auf einer kurzen, aber engen Strecke, signifikant mehr als 35°. Die Enge der Steilstelle im oberen Teil umfasst im Falle eines Abgangs ein großes Einzugsgebiet von Südost, die Hanglage ist nordwestexponiert und die Topografie begünstigt durch ihre Düsenform die Ansammlung von Triebschnee.

im Flachteil vor der Steilstufe

Das Trogtal an sich, vor allem im letzten Teil vor dem Sattel, besitzt durch seine Form und Flankenneigung Potential an Lawinenabgängen von Nordwest bei sehr eingeschränkter Fluchtmöglichkeit.

Aufstieg im großteils mit Triebschnee zugewehtem Steilstück

Wer jedoch Vorsicht walten läßt und bei einwandfreien Bedingungen mit schönem Wetter aufsteigt, findet im oberen Teil eine spektakuläre Kulisse für eindrucksvolle Bilder vor. Im Aufstieg durch den Trog besticht die Aussicht auf das in der Sonne glänzende Gipfelkreuz des Pangerts.

Rückblick oberhalb des Mittelteils

Am Sattel angekommen eröffnet sich die Sicht auf die hohen Gipfel im Tuxer und Zillertaler Hauptkamm ebenso, wie auf das Schigebiet am Hoarberg. Fast eben könnte man auf der Hochfläche und dem folgenden sanften Grat zum Schafskopf und weiter zur Hoarbergbahn gelangen.

traumhafte Szene des Aufstiegs im Trogtal, rechts hinten der Kreuzgipfel des Pangerts

Die letzten 50 Hm zum Pangert Kreuzgipfel erfolgen mit einigen engen Spitzkehren über den Steilhang auf den Gipfelfelsen. Wenn er auch nicht der Pangert selbst ist und sein Gipfelkreuz dies verhüllt, so ist er doch das Ziel. Der Pangert selbst, eine unscheinbare felsige Kuppe, liegt 80 m nordwestlich des Kreuzgipfels und ist um 5 m höher als der Kreuzgipfel, der für den Bergsteiger sinnvoller als Gipfelpunkt anzunehmen ist.

rechts die steile Flanke zum Pangert

Vom Gipfel besticht der Überblick über die Zillertaler Dreitausender und das beeindruckende Massiv des Rastkogels. Des Rastkogels Südostgrat bildet den Standpunkt des Gipfelkreuzes und die ins Tal nach Mayrhofen und ins Tuxertal abfallenden Teilgrate.

Blick in den Norden nach Hochfügen mit den dortigen Schitourenzielen

Gegen den Uhrzeiger, beginnend in Hochfügen im Nordosten, finden sich viele schöne Schitourenziele. Mit Marchkopf, Kraxentrager, Kuhmöser, Kellerjoch, Sonntagsköpfl, Gilfert und der Traumtour von Hochfügen auf den Roßkopf, wobei dieser nur vom geodätischen Pangert Gipfel aus sichtbar ist. Den Abschluß im Nordwesten bildet der Rastkogel.

im Westen die Gipfel des Tuxer Hauptkamms, Kleiner Kaserer, Olperer (Bildmitte) und Hoher Riffler

Vom Westen bis Südosten fallen ins Auge, der Kleine Kaserer am Nordgrat des Olperer, der Hoher Riffler mit seiner runden Gipfelkuppe, der Große Möseler, die Hornspitzen, die Zsigmondyspitze, der Schwarzenstein, der Große Löffler, in nächster Nähe im Tal gegenüber die Ahornspitze, der Rauchkofel, die Dreiherrenspitze und die Reichenspitzgruppe.

Im Süden die Dreitausender des Zillertaler Hauptkamms, Größer Löffler im linken Drittel, Großer Möseler im rechten

Der Blick reicht im Südosten weiter zum Großvenediger und zum Großglockner, letzterer in 71 km Entfernung.

gegenüber die Ahornspitze und rechts der Stillupgrund

Die Abfahrt wählten wir entlang der Aufstiegsstrecke. Es gibt anscheinend noch die Möglichkeit ein Tal weiter südlich abzufahren, wie Spuren es verrieten, die weiter unten wieder zum Vorschein kamen. Allerdings kannten wir das Gelände zu wenig, um diese Möglichkeit zu erkunden.

Pangert, 2.550 m

Über den Steilhang ruppig hinab fuhren wir in das Trogtal ein, in dem die Schneeverhältnisse durch den Triebschnee weicher waren. Bis zum Beginn der Steilstufe wechselte die Schneedecke mit windgepressten Partien ab.

Blick durch das Aufstiegstal bis zur Sandeggalm

In der Steilstufe herrschten großteils weiche Verhältnisse und im Steilen löste Treibschnee kleine Rutscher aus, die uns die zu befahrende Maximalneigung vorgaben. Trotz leicht inhomogener Schneedecke im schattigen Teil der Abfahrt ließ sich eine angenehme Abfahrtslinie finden.

Unten im sonnenbeschienen Teil, der auch schon in den flacheren Hangteil überging, durften wir uns auf die unbefahrenen Passagen freuen. Während die Spuren der früheren Befahrungen alle im steilen Hang rechts der schönen Flächen verliefen hatten wir das gesamte Gelände zur Erstbefahrung zur Verfügung.

Rückblick auf die Abfahrt nach der Steilstufe

Unten nach der Querung auf die Rippe zur Sandeggalm entschieden wir uns nicht über den Aufstieg bis zur Alm zu fahren, sondern auf der rechten (südöstlichen) Seite zu bleiben, um dort den noch vorhandenen Pulverschnee zu nutzen.

schönstes Gelände oberhalb der Sandeggalm

Im weiteren Verlauf der Abfahrt erreichten wir recht bald verkrustete Parteien, denen mühevoll im Schatten durch die südlich gelegene Felsrippe ausgewichen werden konnte. Dichtes Strauchwerk behinderte die Abfahrt im Weichen jedoch massiv, sodaß wir beschlossen auf die sonnige Nordseite des Hanges auszuweichen.

Rückblick auf den Pangert

Dort war zwar Firn aufzufinden, dieser jedoch mit dem bereits niedrigen Sonneneinfallswinkel schon im Erhärten begriffen. Weiters mußten wir eine rechte Slalomfahrt um die bereits zahlreichen aperen Stellen fahren, wodurch sich die Abfahrt schweißtreibend gestaltete. Frühjahrserlebnisse eben.

im oberen Teil der Sandeggalm noch Pulverschnee als Abfahrtserlebnis

Für die landschaftlich überraschend schöne Schitour müssen 1.215 Hm bezwungen werden. Die Hangexposition bis zum Hochleger der Sandeggalm erfordert frühe Begehung im Jahr, besonders in schneearmen Wintern. Anfang bis Mitte März dürfte ein Idealzeitpunkt sein, um sich im Tal hinter der Sandeggalm schon genügend Licht zu erfreuen.

epischer Blick auf den Brandberger Kolm links und die Ahornspitze rechts, im Hintergrund die Kleinspitze, schließlich der schöne Rauchkofel

Wir haben für die 4,8 km lange Strecke 5:10 Stunden benötigt, incl. aller Pausen und dem Wechsel im Aufstieg auf die Schattenseite.

letzte Eindrücke einer schönen Schitour

Der Gasthof Mösl ist momentan aufgelassen und wir parkten dort am Seitenstreifen zur Hoteleinfahrt. Oben auf der Kuppe gegenüber dem Almhof Roswitha befindet sich ein kleiner öffentl. Parkplatz.  Der Almhof Roswitha empfiehlt sich darüber hinaus zur Einkehr nach der Tour – die Moidl bewirtet dort Tourengeher auf Zillertaler Art.

Mils, 05.03.2023

Kalkwand, 2.826m – Überschreitung zur Torwand, 2.770m

Eine sprichwörtliche Liebe auf den zweiten Blick entwickelt sich in der Kalkwand frühestens an ihrem felsigen Fuße, den zu erreichen eine mühsame Querung vom Junsjoch über stark steigende Schuttflächen vorausgeht. Überhaupt ist die Zuwegung aus dem Wattental zu dem unerwarteten Juwel an Abenteuerreichtum völlig anders als gewohnt, sowohl vom Südwesten, als auch vom Nordosten. Die Entschädigung an Kletterei aber dafür ist überwältigend und unvergesslich.

Kalkwand, 2.826m

Einem begeisterten Gratkletterer, der das Karwendel hinter seiner Haustüre weiß, würde es kaum einfallen dies Abenteuer ausgerechnet in den Tuxern suchen zu wollen, schon gar nicht in der Umrahmung des Wattentals, wenn er sich bei seinen winterlichen Begehungen nicht schon einmal von den schroffen Westwänden der Kalkwand hätte beeindrucken lassen und diese von seinem Schitourenziel aus mit dem Glas nicht schon näher „recognoscirt“ hätte.

Kalkwand im Detail

So kann es vorkommen, daß man die Kalkwand als mehr oder weniger begehrenswertes Ziel geistig aufnimmt, von Zeit zu Zeit dies und das, aber allgemein fast nichts darüber hört und sie einige Jahre mit sich herumträgt, bevor sich irgendwann, zwischen hehren Zielen in weit schrofferen Gefilden, das Langzeitgedächtnis regt und die Kalkwand wieder ins Bewußtsein befördert. Das ist dann der Zündfunke für die Liebe auf den zweiten Blick, die man zu ahnen vorerst nicht in der Lage ist und die sich zum lodernden Feuer ausbilden kann.

tolle Formen am Grat zum Gipfel der Kalkwand

Die Kalkwand stellt in vielerlei Sicht ein sonderbares Ziel dar. Zum einen paßt die geologische Herkunft ihrer triassischen Deckscholle1, bestehend aus verschiedenen Dolomiten (Hauptd., Rhätd. sowie Dolomit des Ladin) wenig in das Bild des Tarntaler Mesozoikums und in die in den Tuxern dominierende Quarzphyllit- und Grauwackenzone überhaupt. Die Fremdartigkeit der Kalkwand-Deckscholle ihn ihrem Gebirgszug ist auch an den umgebenden Bergformen eindrucksvoll zu sehen, verfolgt man den Kamm in beide Richtungen. Sehr auffallend zu verfolgen ist die Änderung der From zum abgerundeten Pluderling im Südwesten, der aus den Bündner Schiefern der Hohen Tauern besteht.

Rückblick

Zum anderen benutzte die Wehrmacht2 in den vierziger Jahren den am Grat leicht abgesetzten Reuterturm als Ziel und zerschoss diesen zu seiner noch heute äußert bizarren Erscheinung, was mächtige, schneeweiße Schuttreisen hinab in die farbfremden dunkleren Schieferhänge der Lizum zur Folge hatte.

Kalkwand und Lizumer Sonnenspitze von der Außerlannalm

Die Zuwegung zur Kalkwand erfolgt aus dem Wattental über weite Strecken ohne markiertem Pfad oder Steig, welches auch einen Hauch von Orientierungsfähigkeit voraussetzt, will man auf den steilen und schuttigen Westhängen bei gleichzeitig notwendigem Höhengewinn nicht zu weit abgedrängt werden.

schönes volkstümliches Wegkreuz mit dem Hl. Johannes Nepomuk – Patron: von Tschechien, von Böhmen, der Stadt Salzburg; der Beichtväter, Priester, Schiffer, Flößer, Müller; der Brücken; des Beichtgeheimnisses; gegen Wassergefahren; für Verschwiegenheit

Zu guter Letzt bilden die gewaltigen Dolomitblöcke bis weit hinab ins Tal eine optisch psychologische Barriere, jedoch versprechen sie, nach eingehender Beschäftigung mit dem Glas, auch einen gewissen Abenteuerreiz.

Innerlannalm (1.684 m)

Sie wurde 1893 erstmals bestiegen und dient heute dem Truppenübungsplatz als alpines Ausbildungsgelände im Klettern, wobei mehrere Routen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades mit blau markierten Bohrhaken erschlossen wurden. Niemand geringerer als Franz Oppurg, den der Autor noch persönlich in der AV Sektion Wattens kennenlernen durfte, hat 1971 mit E. Reisigl die erste Nordwandroute, den „Pfeilerweg“, im linken Wandteil von eröffnet, ein Anstieg im vierten Grad. Einige Jahre darauf, 1976, wurde links der Schlucht der Absamerweg von Aschaber, Haim und Hinteregger eröffnet.

Schmalblättriges Weidenröschen vor Lizumer Sonnenspitze und Tarntaler Köpfen

Die Entdeckungsreise beginnt am Parkplatz vor dem Lager Walchen, am Ende der Landesstraße im Wattental auf 1.410m. Orografisch rechts beginnt der Steig auf dem schmalem Streifen zwischen der Stieralm und dem Wattenbach auf abschnittsweise meist sehr lettigem Steig bis zum Ende der Alm, wo sich der Steig bergwärts wendet.

schöne Kalkbreccie mitten im Tal, inmitten in anderer Geologie

Am Südende der Alm beginnt ein Fahrweg durch den Wald, der über die erste Talstufe zur Innerlannalm (1.684 m) führt. Die Innerlannalm liegt in einem recht flachen Talbecken und wiederum bildet deren Südende den Beginn der nächsten Stufe auf den Lizumer Boden.

Kalkbreccie im Detail

Dieser Teil im Aufstieg ist der Wattentaler Zirbenweg, bzw. der alte Sommerweg in die Lizum. Der Aufstieg durch den Wald ist sehenswert, die Zirbenbestände nehmen mit der Höhe zu und aufgrund der wenig exponierten Lage finden sich längs des schönen Steiges auch sehr alte Exemplare von Zirben, wenn man weiß, daß ein Stammdurchmesser von etwa 40cm einem Alter von etwa 200 Jahren entspricht und diese Größenordnung auf die gewaltigen Stämme dort überträgt. Ihr Zeitgefühl ist für menschliche Begriffe beachtlich, bedenkt man, daß es 50 bis 80 Jahre dauert bis die Zirbe zu blühen beginnt.

Grauer Alpendost

Moderne Zeitgenossen mögen diesen lehrreichen Abschnitt, der mit der Ankunft unweit der Militärgebäude des Lagers Lizum auf knapp 2.000 m endet, mit dem Radl auf der sonnigen Seite der Fahrstraße umgehen und dabei viel vom Reiz des Tales am Asphalt einbüßen. Extreme Zeitgenossen würden gar das Hüttentaxi benutzen und beim Ausstieg an der Lizumer Hütte auf 2.019 m noch weniger von der Natur über die ersten knapp 6km und 600 Hm mitbekommen haben. Ihnen fehlt dann jegliche Vorbereitung auf die Größe des Tales, der topographischen Stufen, der Änderung der Vegetation und sie entbehren des erhebenden Gefühls sich auf den alpinen Teil vorbereitet zu haben.

Kalkwand und zu begehende Westflanke

Für den alpinistischen Normalaufstieg von Walchen bis zur Lizumer Hütte gibt das Führerwerk und die Wegweiser des Tourismusverbandes eine Zeit von etwa 2,5 Stunden an, wobei die Strecke mit zügigem Schritt in 1,5 Stunden leicht gemeistert wird und man muß um seinen Bergtag auch ohne technische Aufstiegshilfen keine Angst haben, wenn man etwa um 7:30 Uhr in Walchen startet, was nicht zu viel verlangt scheint, für ein Abenteuer dieser Größenordnung.

Kalkwand vom Junsjoch gen Nordosten

Die Lizumer Hütte, im Aufstieg rechts liegen gelassen, wird später, nach der tollen Runde, Als Abschlußeinkehr aufgesucht, zunächst geht es am Fahrweg taleinwärts. Hätte der Autor seine alte AV-Karte gründlich studiert, so hätte er den alten Aufstieg zum Junsjoch genommen – und somit sicher eine gute Viertelstunde abgekürzt. Dafür erfreute er sich mitten in den verbleibenden Lizumer Böden von der Hütte bis zum Talschluß an einem unvermittelt aus den flachen Wiesen aufgerichteten Hügelchen von Kalkdolomitbreccien, schneeweis und von herrlicher Struktur, die unbedingt näher in Augenschein genommen werden müssen.

Junsalm

Der weitere Weg über die letzte Talstufe hinauf, der nach wenigen Minuten zum Steig – orografisch links – im Tal sich wandelt, stellt bis auf die Geiermulde mit der Abzweigung Junsjoch/Geier hinauf einen einzigen geologischen Lehrpfad dar. Breccien jeden Gesteins, unterschiedlichste Gesteinstypen in knapper Folge und herrliche Verwitterungsformen  lassen die Anstrengungen des Aufstiegs vergessen. Des Gebirgssommers Flora kommt in der Geiermulde auf 2.350 ebenfalls nicht zu kurz.

Lizumer Reckner und Lizumer Sonnenspitze

Unspektakulär führt der Steig von der Geiermulde zum Junsjoch hinauf. Nach ein paar Serpentinen sind die etwa 130Hm überwunden und man steht am Junsjoch in der Längsachse der Kalkwand am Grat und kann den sich aufbauenden Koloss bewundern.

Kalkwand im Detail

Vom Joch aus werden ein paar Meter in Richtung Nordosten, auf die westliche Flanke des Grats in Richtung Reuterturm, vorbei an sonderbaren roten Platten (möglicherweise Zieltafeln) abgestiegen und unten in die schuttige Westflanke eingestiegen.

in der schuttbedeckten, schiefrigen Westflanke am Weg zum Reuterturm

Die Schafe stieben schon vor der Näherung des Autors auseinander, als er versuchte sich so hoch wie möglich zu halten um Höhenverlust zu vermeiden. Da auch die Schafe so nahe als möglich unter den steil geneigten Schuppenplatten des Grates Schatten zu finden, war eine Begegnung nicht zu vermeiden und in die Schutthänge hinab weichen mußten die Schafe.

Überbleibsel von Militärmaterial

Trotz guten Vorsatzes zu Beginn der wenig erstrebenswerten Querung kommt man offensichtlich nicht ohne Höhenverlust durch, da herab reichende Ausläufer der glatten Grauwackenschiefer und dem Geröll von Quaritzschollenbreccie einen immer wieder etwas nach unten zwingt.

unterhalb Reuterturm im mühsamen Gelände

In dieser Art an das Ende der Querung gelangt wartet ein etwa 100 m hoher Aufstieg zum Reuterturm. Diesen Aufstieg unternahm der Autor vorzugsweise im groben Blockwerk in der Falllinie des Reuterturms, in dem es sich vorzüglich steigen ließ, im Gegensatz zum schuttigen Hang davor.

Rückblick zum Junsjoch – darüber Pluderling, mittig Geier und rechts Lizumer Reckner

Am Weg zum groben, auffällig hellen Blockwerk unter dem Reuterturm passiert man eine eher flache Mulde mit allerlei Resten von Kriegsspielzeug, wenn man genau beobachtet, alles zusammen jedoch uralt und augenscheinlich keine atomaren Sprengköpfe, jedoch auch nicht erstrebenswert näher zu untersuchen. Fernhalten ist eine gute Wahl.

am Reuterturm mit Blick auf die Einstiegswand der Kalkwand

Unterhalb der bizarren Formen des Reuterturms hielt sich der Autor eher rechts, betrat die Grathöhe am Südwestende desselben und wurde mit einem unerwartet eindrucksvollen ersten Blick auf die Kalkwand belohnt. Diese Ansicht ist gleichzeitig auch jene, die den leichtesten Aufstieg über die senkrechten Westwände auf den Gipfelaufbau zeigt und die zur näheren Erkundung zu einer kurzen Rast am Turmfuß in der Sonne einlädt.

Einstiegswand zur Kalkwand im Detail

Nahezu der gesamte Aufstieg kann von dort eingesehen werden, auch wenn man es noch nicht ahnt. Mit dem Glas mag man einige der berühmten blau markierten Bohrhaken finden, aber diese zu kleinen Details reichen nicht einmal zur Orientierung bis zum Grataufbau. Bereits auf der glatten Flanke oberhalb der tollen Einstiegsszene in die Wand entschwinden die Markierungen dem Auge hinter dem Glas.

Abbruchmaterial und dunkle Nordwestwand der Kalkwand; Hintergrund Graue Wand und Hippold

Die einzig markante Stelle, die weiter oben erkannt werden kann ist eine offensichtliche Wandbuchschachtel, von der man sich weigert zu glauben, daß sie den Aufstieg markiert, ist man doch ohne Seil und Seilpartner unterwegs. Die Route bleibt also zunächst ungewiss, obwohl das Gipfelkreuz kaum 200 m höher zu sehen ist.

 

auf die Schiefer der Tuxer aufgeschobener Reuterturm – deutlich ist die Grenze zu sehen

Auf schmalem Band am Turmfuß wird die Einstiegsstelle erreicht, zuletzt von einem vorgelagerten begrünten Hügel über Blockwerk kurz absteigend.
Die Stelle kann kaum verfehlt werden, ein Bronzeschild bescheinigt der Route „Alpenjägersteig“ den vierten Grad und rechts davon, über einen abgetreppten Sockel gelangt man zum leichteren Aufstieg, der sich rechts nach oben zieht und an seiner Oberkante in einem kleinen Kamin endet, der zu schmal zum Spreizen ist, jedoch genügend Griffe und Tritte in seinen Rändern aufweist, sodaß die Genusskletterei im festen Dolomit bereits auf den ersten Metern ausgekostet werden kann.

Blick vom Einstieg zur Ausstiegskante mit schiefem schmalem Kamin

Über ein Band im unteren Drittel der Einstiegswand und ein breites darüber erfolgt der Gutteil der Querung nach rechts oben und nach diesem Band beginnt der Riss sich zu öffnen, der oben zum schmalen Kamin sich weitet.

 

nach 2/3 der Einstiegswand

Dem Karwendelgeher gereicht nach den ersten Zügen der wunderbar strukturierte, griffige und stets feste Dolomitfels zum Jauchzen gut. Nirgendwo scheinen Brocken sich zu lösen, jedes Griffleistchen sitzt bombenfest und in überschwänglich leichter Kletterei ist die erste Wandstufe erreicht.

 

Rückblick auf den Einstieg in die Kalkwand

Oben belohnt die erste Wandstufe ihre Eroberung mit einem schönen Blick auf einen langen Zopf von Breitblättrigem Hornkraut, das im Kanal über der Wandkante auf über 2.600m wunderbar gedeiht.

Rückblick von der Ausstiegskante auf die Einstiegswand der Kalkwand

Auf schuttigem breitem Band geht es unspektakulär mittelsteil nach oben weiter und ein auffälliger Steinmann wird passiert. Am Ende des Bandes befindet sich wieder ein Bohrhaken, bei dem das Gelände durch einen jähen Abbruch in die Junsgrube nach Südosten eine 90° Kurve erzwingt, um etwas steiler der Falllinie des Plattengeländes zu folgen.

Ausstiegskante mit Breitblättrigem Hornkraut

Am Ende des Plattengeländes wird eine gelbliche Wand erreicht, die eine Wendung nach rechts erzwingt und wenige Meter nach der Wendung erblickt man einen Durchschlupf auf die nächst höhere Wandstufe, der man folgt und etwas schuttbedecktes Gelände erreicht, das gleich luftiger wird und den Blick auf das tief unten liegende Wattental wieder freigibt. Hier beginnt sich der Grat auszubilden.

breites Schuttband bis Steinmann

Mit großer Erwartung auf den Grat und Freude über die wunderbar festen und gut strukturierten Felsverhältnisse wurden die nun wieder etwas schwierigeren Meter am Gratansatz gemeistert.

bei der gelblichen Wand mit Richtungsänderung oberhalb

Die plötzliche Ausgesetztheit und steileres Gelände verstärkten den Eindruck, daß der Gratansatz etwas schwieriger erscheint, von der klettertechnischen Einstufung her betrachtet ist diese Sequenz jedoch mit der Einstiegswand gleichzusetzen.

Rückblick von der Südwestflanke der Kalkwand

Der rasch erreichte Grat bietet erstmals den Blick zum Gipfelbereich und nach einer Minute über die sich verschmälernde Gratschneide auch zum Gipfelkreuz. Die letzte Viertelstunde zum Gipfel erfolgt nun auf dem Gustostück der Tour mit bärigen Gratabschnitten und einem fulminanten Ausstieg auf den Gipfelbereich.

 

herrlicher Tiefblick in die Wattener Lizum

Mit ein wenig Auf- und Ab erfolgt die leichte Kletterei über den moderat steigenden Grat, der immer schärfer wird und durchgängig auf seiner Nordwestseite geklettert wird. Wie auf den Bildern zu sehen befindet man sich in festem Fels, der genügend Risse und kleine Absätze als Tritte bietet. Die Kante der Gratschneide bietet hervorragende Griffe.

steileres Gelände zum Grat mit allzeit wunderbar festem Fels

Die Wand unterhalb wäre großteils auch begehbar, ist jedoch mit Schutt und Geröll belegt, das zur Verschneidung mit dem Gipfelbereich hin zunimmt.

Ausbildung zum Grat, Gratansatz

Nach ein paar nett zu kletternden Aufschwüngen und ein paar schmalen, ausgesetzten Passagen erreichte der Autor einen letzten Gratzacken, der den auslaufenden Grat einleitet.

am Grat erstmals das Gipfelkreuz sichtbar

Hinter diesem muß noch einmal ein paar Meter zu einer wenig ausgebildeten Scharte abgestiegen werden, in der der Grat seine schärfste Stelle aufweist – zumindest nach der subjektiven Empfindung des Autors.

schärfer werdender Grat

Am Bild im Rückblick erscheint es, daß das Trümmerfeld am Fuße der Kalkwand dem Grat recht nahe ist. Man lasse sich davon nicht täuschen, der Höhenunterschied beträgt etwa 200 m und wirkt durch die gewaltige Größe der Blöcke geringer.

tolle Formen am Grat zum Gipfel der Kalkwand

Aus der Scharte steigt der Grat buchstäblich auf seiner Schneide die letzten Meter zum letzten Highlight im Aufstieg, einem sozusagen Endzacken, auf, der über ein paar Meter leicht auf die Gipfelflanke abkletterbar ist.

schönster Teil am Grat zur Kalkwand im Rückblick

Er stellt den Endpunkt der anregenden Gratstrecke dar und als letztes Sahnehäubchen bietet er über ein paar Meter einen schmalen Ansatz auf Reibung als abschüssiges, kaum ausgebildetes Band als Trittfläche und auf der Oberseite der Scholle die Schneide als Griffkante. An seinem Ende bricht der Grat jäh zur Gipfelflanke ab.

letzte Meter am Grat zum Gipfelaufbau

Der Abstieg ist gestuft und leicht zu meistern, wobei ein großer Felsbrocken die unterste Stufe sozusagen als Treppenabsatz auf die Gipfelflanke zur Kalkwand überleitet. Bequemer geht es nicht.

beeindruckender Ausstieg vom Grat zum Gipfel der Kalkwand

An der Gipfelflanke angekommen muß man sich nach der wirklich genussvollen leichten Kletterei erst einmal umdrehen und das wohl meist abgelichtete Bild vom südwestlichen Teil des Grates der Kalkwand anfertigen, bevor der schöne Aufstieg mit den letzten Metern zum mächtigen Gipfelkreuz endet.

Gipfelkreuz der Kalkwand – es hätte eine Auffrischung nötig, nicht?

Den nordöstlichen Teil des Grates hat der Autor sogleich in Augenschein genommen und feststellen müssen, daß vom Gipfel der Kalkwand aus nicht viel eingesehen werden kann, außer, daß der folgende Gratsattel mit einer schauerlichen, brüchigen Kante nach Osten, zur Junsalm hin, abbricht.

Nebengipfel der Kalkwand

Also zuerst eine Stärkung und Studium des tollen Gipfelbuches aus dem Jahre 1988, in dem bei der Einweihung des Gipfelkreuzes, das über nun mehr als 30 Jahre allerdings bereits signifikant in Mitleidenschaft gezogen wurde und eine Reparatur dringend nötig hätte, soll es Bestand haben, auch der Kasernenkommandant zur Zeit der Diensterbringung des Autors in Absam sechs Jahr zuvor, teilgenommen hat.  Eine erstaunliche Entdeckung nach 38 Jahren Absenz vom Heer.

edles Gipfelbuch Kalkwand

Die Aussicht von der Kalkwand in die Zillertaler Alpen kann als grandios bezeichnet werden. Mit ihrer zentralen Lage deckt sie in einem Winkel von knapp 90° und einer durchschnittlichen Entfernung von 25km alle hohen Gipfel ab, von denen die meisten in voller Größe zu sehen sind.

Hintere Stangenspitze (3.225 m), Wollbachspitze (3.210 m), im Vordergrund (dunkel) Nestspitze (2.966 m), Großer Löffler (3.378 m) und Spitz vom Großen Mörchner (3.285 m) rechts

Mittlerweile, während dem Genuss der Landschaft, traf ein junges Pärchen vom Nordostteil des Grates ein, die den Aufstieg vom Salzsattel aus in Angriff genommen hatten, Pascal und Christina aus Tux.

Bildmitte Hochfeiler (3.510 m)

Somit waren wir drei die einzigen Besucher des bärigen Gipfels an diesem Tag. Und auch das Gipfelbuch bescheinigt, daß er nicht sehr häufig bestiegen wird. Die Eintragungen pro Jahr umfassen wenige Seiten mit Eintragungen, sieht man von den großen Gruppen verschiedener, auch ausländischer Militäreinheiten ab, die sich darin verewigt haben.

Großer Möseler (3.479 m) links, Hoher Riffler (3.231 m) und eindrucksvoller Bergsturz vom Schmittenberg herab

Die Überschreitung mit Aufsteigenden aus der Gehrichtung fortzusetzen erschien dem Autor eine kluge Wahl – zwar etwas faul, aber bequem an einem „Lazy Sunday“ nach einer kräfteraubenden Tour über die Villerspitzen im Stubai. Und wer fragt dem wird geantwortet; die beiden hatten nichts dagegen und im Gespräch stellte sich heraus, daß die Kalkwand zu einem der Hausberge von Pascal zählt, der auch viel darüber zu berichten wußte.

die beiden Erhebungen der Torwand (2.771 m) mit dem Gipfel links

Zunächst muß am Abstieg die gelbliche Zone von Rhätdolomit zwischen den beiden Gipfeln der Kalkwand in Form einer nach Osten hin brüchigen Einsattelung durchschritten werden.

Nordostgrat in der Achse

Hierzu erfolgt der Abstieg über feste und oberflächlich sehr raue Platten in eine erdig, schuttbedeckte Verschneidung und auf der Gegenseite auf einem Band in bequemen Gehgelände auf die Flanke des Nebengipfels. Der Pfad ist mit Steinmännern markiert, obwohl auch auf dieser Seite die blau markierten Bohrhaken den Weg weisen.

Nordöstlicher Nebengipfel und Grat bis zum Salzsattel (weißer Sattel) rechts

Hinter der Rippe mit dem auffälligen Band aus der Verschneidung steigt man ein paar Meter nach oben, um in besserem Fels zu queren, als die Steinmänner unten vorschlagen.

Abstieg mit Pascal und Christina in die Scharte zum Nebengipfel

Oben passiert man von Zeit zu Zeit die Bohrhaken und steigt mit etwas mehr Auf und Ab als unten, dafür interessanter. Im Allgemeinen ist der Nordostteil des Grates weniger scharf und leichter, teilweise auch im Wechsel mit Gehgelände und zwischendurch öffnen sich imposante Blicke über die schauerliche Ostwand zur Kalkgrube hinab.

Rückblick zum Gipfel der Kalkwand

Der stetig absteigende Gratteil und das Ende der Grattour überhaupt werden mit gemütlichem Schritt etwa nach einer Viertelstunde ab Verlassen des Gipfels erreicht. Am Ende des Grates spitzt sich selbiger noch einmal zu einer auslaufenden Schneid zu, deren Totalabbruch zunächst rechts (östlich), dann links eindrucksvoll eingesehen werden kann und der letzte Bohrhaken auf einer lose aufgelagerten Felsplatte markiert das nahe Ende des Grates, der nach einem schmalen Band mit einer Abseilstelle senkrecht abbricht.

Rückblick zur Kalkwand

Bei der Platte mit dem Bohrhaken führt der Abstieg in die schuttbedeckte Nordflanke der Kalkwand. Über undeutlich zu erkennende Steigspuren erfolgt der Abstieg zu ebenfalls schwer erkennbaren Steinmännern in gerader Linie südwestwärts hinab.

letzte leichte Gratsequenz

Die Geländeform gibt die Richtung fast vor, man folgt ihr bis zur Sichtung der Steinmänner mit nicht zu steilem Abstieg.

Übergang zur Abseilstelle – hier knapp 180° umgedreht südwestwärts zu Steinmännern hinab

Sobald der als Art Absperrung errichtete Steinmann erreicht ist und etwas darüber hinaus abgestiegen wurde, öffnet sich hinter einer herabziehenden Felsrippe die Sicht auf einen kleinen Turm mit auffälligem Steinmann der angesteuert wird (Bild).

Abstieg schräg querend, Steinmänner schwer sichtbar am Bild

Damit ist der ungewisse Teil des Abstiegs eigentlich schon überwunden, denn von dort wird nur mehr über Rippen und Türmchen unterhalb der hohen Nordwestwand auf das Schuttfeld Richtung Torwand hin gequert.

Rückblick vom zweiten Steinmann

Natürlich folgen über die Querung bis zum Schuttfeld hin noch einige schöne Kletterstellen, aber die Richtung ist klar und kann durch das sichtbare Schuttfeld eigentlich nicht mehr verfehlt werden. Der Abstieg erfolgt also im Wesentlichen nur mit einer signifikanten Hauptrichtungsänderung.

auffälliger Steinmann im Nordosten nach Richtungsumkehr

Am Schuttfeld muß wieder zur Grathöhe aufgestiegen werden. Dabei passierte Pascal eine Stelle mit Trümmern von Fahlerz3, das aus einem Brocken herausgeschlagen wurde und die Minerale Azurit (blau) und der Malachit (grün) schön anzusehen sind.

Steinmännern folgend über ein paar kleine Rippen bis unterhalb die Abbruchwand

Unter vorwiegend Gehgelände am Grat wird über einen reichen Wechsel an Gestein zum Salzsattel abgestiegen. Es begleiten dort, von oben nach unten: Raibler Schichten (Tonschiefer, Sandsteine, Dolomit und Breccien), Dolomit des Ladin, Hautdolomit, Bänderkalk und zuletzt wieder Dolomit und auffällig dabei ist die dünne Schicht von schwarzen Kalken, zwischen den mächtigen Dolomitlagen.

Rückblick vom Aufstieg auf den Grat auf das letzte Kaminschen am Abstieg

Die Bezeichnung „Salzsattel“ für den Sattel zwischen Kalkwand und Torwand ist natürlich als Metapher zu sehen und stellt die salzweiße Farbe in den Fokus. Geologisch gesehen besteht dieser kurze Teil aus Rauhwacke mit Gips und hier findet sich eine gute Erklärung über die Funktion dieser Schicht am Sattel, die zu verstehen hilft wie die Kalkwand durch Deckenüberschiebung an ihren Platz gekommen ist.

Fahlerz mit Malachit und Azurit

Am Salzsattel endet der bergsteigerisch interessante Teil der Kalkwandüberschreitung.
Jenseits des Sattels stiegen wir in leichtem Gehgelände wieder über den in den Tuxern typischen, von verschiedenen Schiefergesteinen gebildeten Gratrücken auf die Torwand auf.

unterer Teil des Grates zum Salzsattel

Mit einem schönen Rückblick auf die tolle Kalkwand  verabschiedeten sich die Bergkameraden am Gipfel der Torwand, Pascal und Christina über den Zinten und der Autor über den Westhang der Torwand absteigend.

Rückblick auf die Kalkwand am Aufstieg zur Torwand

Weglos über den Hang, der im Winter eine schöne Schitour bietet, hinab in den Melkboden wird am Torjoch der Weg zur Lizumer Hütte erreicht. Zur Einkehr in der Hütte muß man den breiten Schotterweg auf einem abzweigenden alten Weg verlassen, da der Schotterweg an der Hütte vorbei zum Kasernenlager führt.

Gipfel Torwand gegen Kalkwand

Die Einkehr in die Lizumer Hütte lohnt sich nicht nur wegen dem grandiosen Rückblick, sondern auch wegen heimischen Bieres uns der g‘schmackigen Kasknödelsuppe oder anderen Speisen.

Rückblick vom Melkboden zum zerrissenen Nordostgrat

Auf der Bank vor der Hütte kann ein Großteil am Grat vom Junsjoch bis zur Torwand mit dem Glas eingesehen werden.

Route Gratüberschreitung Kalkwand

Unter schnellem Schritt über den Zirbensteig ist man einer guten Stunde in Walchen am Parkplatz.

 

Überblick über die Gratstrecke der Kalkwandüberschreitung von Melkboden links bis Junsjoch rechts

Die Tour erfordert den Anstieg über 1.620m und über eine Strecke von knapp 21km. Mit einem Gipfelaufenthalt von etwa einer Stunde und einer dreiviertel Stunde in der Lizumer Hütte betrug die Gesamtzeit 9:44 Stunden. Die Rundenzeit von der Hütte bis zur Hütte betrug knapp 6 Stunden incl. Gipfelpause.

Mils, 09.08.2020

1 Enzenberg-Praehauser, Mechthild 1976: Zur Geologie der Tarntaler Breccie und ihrer Umgebung im Kamm Hippold-Kalkwand (Tuxer Voralpen, Tirol). Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud. Österr. S. 163-180

2 Dingeldey, Christian: Bericht 1998 über geologische Aufnahmen im Quartär der Tarntaler Berge auf Blatt 149 Lanersbach.- Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt, 142/3, S.304-305, 2000.

3 https://www.uibk.ac.at/geologie/schausammlung_cs/fahlerz.html

 

N

Figln Rosenjoch, 2.796 m

Ein Sondererlebnis an erblühender Natur über den Talboden hinauf einerseits und dem noch winterlichem Kleid der Hochkare im späten Frühjahr andererseits bietet das Figlerlebnis am Rosenjoch in den Tuxer Alpen. Der traumhaft archaische Steig von Schwarzbrunn zur Gwannschafalm stellt das Highlight im schneefreien Teil des Aufstiegs dar. Dort blühen die ersten Alpenrosen am sonnigen Westhang frühmorgens besonders eindrucksvoll.

Rosenjoch, 2.796m

Die Anreise zum Ausgangspunkt, der Gwannschafalm, kann auf mehrere Arten erfolgen und  nach jedermanns Geschmack gewählt werden. Da wäre zunächst die lange Variante entweder mit dem Radl auf der Schotterstraße bis zum Klausboden und von dort ohne Radl talauswärts wieder zur Gwannschafalm querend, oder zu Fuß (sinnvollerweise bei dieser Variante jedoch nicht bis zum Klausboden sondern bis Schwarzbrunn und von dort auf interessantem Steige zur Gwannschafalm), oder die um etwa 3,3 km kürzere Variante ab dem Parkplatz Nößlach bis Schwarzbrunn. Für letztere muß man für das Fahrzeug am Automat beim letzten Bauernhof am Großvolderberg ein Tagesticket zum Parken lösen (4.-/2020).

Blick von Schwarzbrunn auf den Steig zur Gwannschafalm

Der Aufstieg von Schwarzbrunn ist in jedem Fall reizvoller als die Route über den Klausboden, da es auf diesem Steig einiges zu entdecken gibt. Wie beschrieben vor allem die Flora, die zu dieser Jahreszeit erwacht, aber auch die mächtigen Abbrüche der typisch tuxerschen Geologie, unter denen sich der schmale Steig dahinzieht, und nicht zuletzt die tollen roten Grünalgen auf den Felsblöcken am landschaftlich beeindruckenden Platz von Schwarzbrunn, die man in einem der vielen interessanten Berichte auf voldertal.at beschrieben findet.

Jagdhütte Schwarzbrunn

Hat man also die Anreise von wo auch immer bis zur Abzweigung „Schwarzbrunn“ von der Schotterstraße nach Steinkasern erreicht, beginnt das Abenteuer der Figltour auf das Rosenjoch. In der Kehre wird der Schotterweg flach, bzw. etwas abschüssig taleinwärts nach Schwarzbrunn verlassen. Die Vorbergalm, gut 50 Hm oberhalb der Abzweigung bleibt links liegen.

der größte Block von Gletscherresten vor der Talstufe zum Klausboden

Die Strecke nach Schwarzbrunn ist kurz, in einigen Minuten wird die Jagdhütte erreicht, bei der die gesamte umgebende Ebene ein fühlbar eigenartig positives, sympathisches Flair ausstrahlt. Kraftplatz nennt man das Gelände in der heutigen, auf Kommerzialisierung ausgerichteten Sprache (Kommerzialisierung in diesem Sinne als „Vorwegnehmen vor das Selbsterlebnis gestellt“ zu verstehen und durch die lesbare Kennzeichnung somit bereits kategorisiert ohne das Erlebnis erfahren zu können; sozusagen eine Anleitung für das Empfinden).

Blick Richtung Steigverlauf

Schwarzbrunn (1.600 m) bildet gleichsam den Talschluß der letzten der unteren Stufen des Voldertals. Von dort führt eine ausgeprägte Steilstufe über 200 Hm auf den Klausboden hinauf.
Der Steig durch diese Steilstufe, links neben dem Bach (in Aufstiegsrichtung gesehen), beginnt nach der Jagdhütte mit zunehmender Steigung und kann als schöne Wanderung durch mystisch anmutenden alten Baumbestand empfohlen werden.

Rückblick in halber Höhe unter den Felsen

Zur Gwannschafalm1 (das Gwannschaf gibt es nicht – höchstwahrscheinlich beinhaltet die Wortzusammensetzung „Gwann“-Schafalm eine Flurbezeichnung und die Alm könnte diese Benennung aus dem Erbrecht erlangt haben) wird zunächst auf kleiner Holzbrücke über den dort beruhigten und etwa fünf bis sechs Meter breiten Voldertalbach übergesetzt.

Felsen oberhalb des Steigs zur Gwannschafalm

Durch leicht sumpfiges Gebiet führt der Steig über einige Dutzend Meter in den archaischen Wald hinein, und führt dort ein paar Hundert Meter rechts (im Aufstiegssinn) neben dem tosenden Bach und durch auffällige Felsblöcke in Garagengröße. Auf einer Lichtung nach dem Wald wendet sich Steig nach Westen, den bereits besonnten Hang in Serpentinen aufsteigend.

An diese Stelle wandert man zwischen eindrucksvoll großen Felsblöcken ehemaliger Gletschermoränen hindurch. Der größte, nach oben hin auskragende, Block wurde mit Expressen (Karabiner) zum Erklettern ausgestattet und steht mitten in der Landschaft.

Rückblick von den Felsen

Von dort leitet der offensichtlich nicht häufig begangene Steig in Serpentinen, teilweise mit Gras bis zur Unkenntlichkeit überwachsen jedoch gut erahnbar, steil nach oben in Richtung der mächtigen Felswände oberhalb. Am Weg dorthin bieten sich einige großartige Fotomotive.

Steigverlauf bei den Felsen

Die Felsen, bestehend aus Quarzphyllit und Glimmerschiefer, dort aber auch aus Gneisen gebildet, werden in etwa 30 min ab Schwarzbrunn erreicht. Sie ragen ziemlich senkrecht mit etwa 30 bis 40 m Höhe aus dem Hang. Im Rückblick läßt sich die abfallende Hangneigung vom Steilsten der Vorbergreise bis hinab zum Talgrund eindrucksvoll studieren. Bis in den untersten, flachen Bereich schafften es beim Felssturz vor 200 Jahren nur die größten Felsblöcke.

nächste Talstufe durch lichtes Zwergstrauchgebüsch (links im Bild)

Die üppige Vegetation im unteren Teil des netten Steigs auf die Gwannschafalm bilden subalpine Au-Gebüsche, die ab den Felsen durch Zwergstrauchheiden der alpinen Stufe abgelöst werden, letztere typisch für silikatreiche, kristalline Böden. Die Zwergstrauchheiden stellen zum überwiegenden Teil Alpenrosen dar und begleiten den Steig bis weit über die Gwannschafalm hinauf.

die Landschaft wechselt auf die alpine Stufe

Eine kleine Flachstufe bildet die nächste markante Stelle im Aufstieg. Auf 1.890 m trifft man auf den Einschnitt des Gwannalmbachs und durchsteigt eine flache Stelle, den Bach überquerend. Links des Baches führt der Steig zum Verbindungssteig vom Klausboden her weiter. Der Baumbewuchs wird auf diesem Teil zusehends dünner, die Strauchflächen ausgeprägter und kaum fünf Minuten des Aufstiegs nach der Vereinigung der beiden Steige ist die Gwannschafalm auf 1.966 m erreicht.

bei der Kreuzung der beiden Steige

Stellt man sich die Alm als eine bewirtschaftete vor so täuscht man sich. Die Bebauung der Alm besteht aus nichts anderem als einem Stallgebäude aus zu Grundmauern aufgeschichteten Steinen und einem schindelgedecktem Holzdach, gerade einmal als Unterstand für die Schafe geeignet. Stirnseitig durch die Stalltür geblickt befindet sich innen ein wenig Gerümpel, jedoch ist der Gebäudeteil großteils leer.

vor der Gwannschafalm

Die ältesten Balken dürften wohl bereits über 130 Jahre alt sein, wie die eingeschnitzte Bauinschrift “ P 8 + 7 J “ verrät (wobei das erste Zeichen kein „P“ darstellt, das Symbol konnte vom Autor aber auch nicht recherchiert werden). Ein weiters ehemaliges Gebäude besteht nur noch in den Resten der Grundmauern als Ruine.

Gwannschafalm

Die Gwannschafalm liegt auf dem Steig zur Tulfer- und Glungezerhütte und kann als Rundwanderung entweder mit dem Anstieg aus dem Tal (wie in diesem Bericht bis jetzt beschrieben) oder sogar als sehr lange Höhenwanderung mit Aufstieg ab Volderwildbad auf der östlichen Talseite zur Markissalm und weiter über den Steig zum Largotz bis auf 2.200 m, taleinwärts bis zum Klausboden mit Wechsel auf die westliche Talseite, an der Gwannschafalm vorbei und weiter bis zum Tulfeinjöchl mit beliebigen Abstieg entlang der Lifttrasse zurück nach Volderwildbad ausgeführt werden.

gewaltiger Blick nach Norden ins Karwendel

Die lange der beiden Varianten wäre dann mit 1.600 Hm und 23 km Länge eine „light“- Ausgabe der phantastischen Reise der Voldertalrunde, die sich auf diesem Blog beschrieben findet.

Bauinschrift der Gwannschafalm (1887 – erstes Zeichen noch zu recherchieren)

Von der Wiese vor der Alm kann ein beeindruckender Blick talauswärts auf den Talgrund mit den meisten Almen und außerhalb des Voldertals auf die nördlich des Inntals gelegenen mächtigen Karwendelgipfel genossen werden.

ehemaliges zweites Almgebäude im Vordergrund

Der Steig auf das Rosenjoch verläuft diagonal durch die kleine ebene Fläche um das Almgebäude, der Wegweiser ist nicht zu übersehen. Hinter der Alm erhebt sich eine kleine Geländestufe auf 2.100 m, bei der die ersten durchgehenden Schneefelder begannen, sowie eine weitere ins vordere Gamskar auf gut 2.200 m an deren Ende die Schneedecke durchgehend bis zum Gipfel vorgefunden wurde. Die Abfahrt würde also über 800 Hm möglich sein und die Aussicht darauf reichte zu Hochstimmung an dem perfekten Tourentag.

Aufstieg zum Gamskar (links im Bild der letzte Abfahrtshang)

Die gewaltigen Felsblöcke im Gamskar stammen vom ehemaligen Rosenjochgletscher, der in alten Karten2 noch zu finden ist, sowie von Blockgletschern. Ihre Form verrät, daß sie nicht von einem Bergsturz stammen können.

die Schmelzwässer rauschen im Gwannalmbach zu Tale – dahinter erstmals das Rosenjoch zu sehen

Die Basis im Gamskar ist eine sehr reizvolle leicht geneigte Hochfläche mit allerlei kleinen und größeren Schmelzwasserlacken, viel Vegetation im beginnenden Juni und unübersehbar violett leuchtende Mehlprimeln, meist die ersten Boten der floristischen Wiedergeburt im Hochgebirge.

Groß hilft Klein – es wäre sonst hier nicht möglich

Ob der wahre Kraftplatz im Gamskar zu finden ist? Zumindest ein weiterer, denn ein tief wurzelndes, wohliges Gefühl steigt bei einer kurzen Rast an so zeitlosen Tagen wie jener bei der Begehung durch den Autor aus den Tiefen der Seele. Den Anlass für die positive Wirkung bildet die Aussicht auf die vorausliegende Strecke durch das schöne, zwar steile aber nicht bedrohliche Kar auf die ehemalige Gletscherstufe hinauf – ein alpin interessantes Gelände und gleichzeitig entspannend.

Gamskar zum dahinschmelzen

Der Firn, gegen 10 Uhr morgens kaum zwei Finger breit aufgetaut, hielt dem entschlossenen Schritt wunderbar stand und erwies sich andererseits doch weich genug, um eine trittfeste Kerbfläche mit genügendes Standfestigkeit in des Winters Resten zu erzeugen, ohne daß übermäßiges Stufenschlagen vonnöten war und der Aufstieg auf die Abbruchkante des Gletscherkessels des Rosenjochs in der selbstgewählten Steigung mit einigen Spitzkehren unter innerem Jauchzen zur Freude gereichte.

das schöne Couloir im Gamskar auf die nächste Talstufe

Momente wie diese, nein die Mischung aus allen Empfindungen – von Temperatur, Stille, Licht, Anstrengung, Ausblick, geometrische Erhabenheit, Klarheit der Dinge, die spürbare Ordnung des Chaos von Jahrmillionen und eine schwer erklärbare Verzauberung – bilden die Gefahr der Droge Berg, der sich das kleine Individuum keck anvertraut, ihrer zur Gänze erliegt und den gesamten Aufstieg einfordert.

Indikatoren für die Hangneigung – im Frühjahr wenig Thema…

Die Bilder von Fels, Schnee, Sonne und Blau brennen sich am Weg dorthin in die Erinnerung ein, der Schritt wird von der Sucht nach ständig neuen Eindrücken getrieben. Berauscht wie einst von Odysseus von Sirenen gibt es kein Entrinnen vor dem Ende, dem süßen Tod des Gipfels – der Sonnentau unter den Naturerlebnissen.

welch Szene!

Das kleine Erwachen aus dem faustischen Traum erfolgt auf knapp 2.450 m, am Übergang zum gewaltigen Becken des ehemaligen Rosenjochgletschers. Dort breitet sich die Landschaft plötzlich von einer kaum 100 m breiten und steilen Karrinne auf einen zunächst flach erscheinenden Hochtalkessel von etwa 500 m Breite der unteren Basis und einer Breite an den Graten von fast einem Kilometer aus – ein gewaltiger Eindruck, dessen Mitte das Rosenjoch mit seinem abgerundeten Gipfel von knapp 2.900 m Höhe bildet. Ein Eindruck der einer Aufsaugminute bedarf.

Rosenjoch von der Stufe auf ca. 2.450m aus gesehen

Die Wahl des weiteren Aufstiegs fiel für den Verfasser, der Figlerlebnisse in eisenfesten Südtiroler Schuhen und kurzer Hose zu ersteigen pflegt, auf eine apere Rippe, die auch des Sommers den Normalaufstieg bildet. Um dorthin zu gelangen, erforderte das Gelände eine Querung über etwa 150 m fast ebener Fläche, die von der Sonne bereits besonders tief aufgeweicht wurde und manche Stellen Gamaschen erfordert hätten. Man sollte sie also auch auf über 2.500 m nicht zuhause vergessen haben.

am Weg zur aperen Rippe

Auf der aperen Rippe angelangt bot sich ein toller Blick in den südwestlich vorausliegenden Kessel, der in dieser Höhe am Beginn des Monats Juni noch vollends schneebedeckt eine bärige Abfahrt verspricht.

Rosenjoch südwestlich der Aufstiegsrippe

Unter sommerlichem Schritt auf Fels entlang der Kante der Rippe wird rasch an Höhe gewonnen – die Wahl des kleinen Umwegs stellte sich damit als richtig heraus.
In Gratnähe – es handelt sich um die Leeseite der Kette – mußten abschließend noch ca. 100 Hm (auf ca. 2.670 m) wieder in tieferem Schnee bewältigt werden, dank festem Untergrund jedoch mit Bergschuhen gut gangbar.

Rückblick auf den unteren Teil des Aufstiegs in die letzte Talstufe: von ziemlich rechts im Bild wird gequert

Der Grat wartete mit einer kühlen Brise Westwind auf, nicht stark, aber ohne Bewegung mit der leichten Bekleidung eines Shirts kaum aushaltbar.

am Grat angelangt (etwa 2.750m)

Innerhalb weniger Meter aus der Leeseite auf den Grat wechselte die Schneekonsistenz von weichem nassem Firn auf windgepressten, wenig umgewandelten Altschnee von winterlicher Ausprägung. Die Niederschläge und kalten Tage über mehr als eine Woche vorher ermöglichten diese Schneesituation, die meist ab April nicht mehr anzutreffen ist.

Rückblick über den traumhaften oberen Talkessel unterhalb des Rosenjochs

Von der tiefsten Stelle am Joch zwischen Rosenjoch und Kreuzspitze wird der Gipfel in einer Viertelstunde am Grat erreicht.

ein paar Minuten bei kaltem Lüftchen am Grat entlang

Wider Erwarten bekam das Rosenjoch nicht nur durch den Autor vom Voldertal her, sondern auch vom Arztal her Besuch von Figlern. Etwa 20 min nach dem Eintreffen am Gipfel erreichten drei Figler, die sich ins Arztal hatten bringen lassen, ebenfalls den Gipfel, um auf der Voldertalseite abzufahren.

Blick bis Volders

Weitere 20 min später erreichten zwei Tourengeher, die der Autor bei der Gwannschafalm überholt hatte, mit Winterausrüstung das Rosenjoch.

Zillertaler Hauptkamm im Süden

Der klare Tag und die spärliche Bewölkung ermöglichten tolle Fernblicke in alle Himmelsrichtungen mit besonders ungetrübter Sicht ins Karwendel, nach Südwesten (in Bildmitte abgedunkelt die als Schitour tolle „Seabelesspitze“) und in die Lechtaler Alpen.

grandioser Blick in die Stubaier Alpen; markant links im Bild das Sarner Weißhorn mit abgedunkelter Spitze

Zur Abfahrt rüstete der Autor nach einer guten Stunde des Genusses der Landschaft, zeitgleich mit den Figlern und kurz vor den Schifahrern. Bald stellte sich, völlig unbeabsichtigt, aber eindrucksvoll in der Auswirkung, ein Vergleich von drei verschiedenen Hilfsmitteln zur Abfahrt heraus. Während die Figler kaum drei Minuten Vorsprung hatten startete der Autor etwa acht Minuten vor den Schifahrern. Die Positionen auf der Abfahrtsroute können gut im Bild von 12:27 erkannt werden.

bärige Abfahrt über den steilen Gipfelhang vom Rosenjoch

Ohne im Entferntesten einen Wettkampf austragen zu wollen, sondern mit normalem Abfahrtsgenuss seine Schwünge zu ziehen, starteten die beiden Gruppen sowie der Autor als Einzelner ins Vergnügen. Schon nach wenigen Minuten trat der Unterschied der möglichen Fahrgeschwindigkeiten zwischen den Figlern und den Kurzschi des Autors deutlich hervor.

Impressionen am Rosenjoch

Selbst bei Bewertung der Behäbigkeit einer Dreiergruppe im Vergleich zu einem Einzelnen kann anhand der Positionen im Bild eindeutig erkannt werden, daß die Kurzschi enorme Vorteile gegenüber Figln aufweisen. Wenige Minuten später erwies sich die größere Schilänge in umgekehrtem Verhältnis zwischen den Schifahrern und den Kurzschi des Autors als unschlagbar, als die Schifahrer den Autor am Ende des steilen Teils im Gamskar mühelos überholten.

Rosenjoch: Bild von 12:27, äußerst links die Schifahrer und in der rechten Bildhälfte die Figler

Die Figler wurden im oberen Gamskar erst wieder sichtbar als die Schifahrer bereits unterhalb des Gamskars auf den letzten langgestreckten Schneefeldern bis auf etwa 2.150 m abfuhren und ein letzter Blick zum Rosenjoch geworfen werden kann. In den weichen, tief ausgekolkten Schneerinnen im warmen Gamskar, in denen auch der Autor mit Kurzschi Schwierigkeiten hatte, erwiesen sich die langen Alpinschi natürlich als unschlagbar.

bereits im unteren Teil des ehemaligen Gletscherkessels

Mit Sicherheit haben alle die Abfahrt genossen und keiner ist extra schnell gefahren, um zu überholen. Sehr wahrscheinlich hatten die Figler mit der geringsten Aufstandsfläche und mehrfachen Stürzen den größten Spaß dabei, aber dennoch zeigt der zufällige Vergleich die Möglichkeiten verschiedener Abfahrtshilfen, die über knapp 800 Hm Abfahrt signifikant ausgefallen sind.

das Couloir im Gamskar

Schließlich aber zeigte sich doch wieder ein Wechsel in „Poleposition“ dadurch, daß das Umrüsten auf den Marschbetrieb der Schifahrer wesentlich länger dauerte als beim Autor, der keine Schuhe wechseln mußte und die Schifahrerkollegen nach dem letzten Schneefeld einholte.

gewaltige Szenerie im Gamskar, letzer Blick gen Rosenjoch

Eine nähere Beschreibung der traumhaften Abfahrt erübrigt sich, dafür sprechen die Bilder in der Galerie Bände. Erwähnt sei lediglich, daß man sich der Schi oder Figl nicht zu früh entledigen sollte, da nach der Kante vom Gamskar talwärts noch etwa 100 Hm Abfahrt warten könnte, auch wenn man sie nicht gleich einsehen kann. Die letzten Schneefelder befinden sich etwas links der Aufstiegsroute und werden von diesem nicht unbedingt erkannt, wenn man sie noch nicht kennt.

letzte Meter unter Schi – bäriger Abschluß

Vom letzten Schneefeld empfiehlt sich die direkte Route abwärts durch knorrige Almrosenbüsche zur Gwannschafalm, die man mit diesem Abstieg sozusagen umrundet hat und in der Nähe vom Bach wieder auf den Steig nach Schwarzbrunn oder zum Klausboden trifft.

letzte tolle Stufe mit Ende der Schneefelder

Im Nachmittagslicht und bei sommerlichen Temperaturen kann der schöne Steig nach Schwarzbrunn ein weiteres Mal genossen werden.

knapp oberhalb der Gwannschafalm

Die außerordentlich ansprechende Figltour erforderte eine Gesamtgehzeit ab dem Parkplatz Nößlach von 6:10 Stunden bei 1.370 m Aufstieg. Die Gipfelpause betrug 75 min.

Mils, 01.06.2020

1 Wikipedia: Die Ausdrücke Gewann (süddeutsch und schweizerisch auch Gewand) und Gewann(e)flur, bezeichnen eine Flurform, die vor allem infolge der zelgengebundenen Dreifelderwirtschaft und des Erbrechts entstand.
Die Gewannbezeichnungen lassen noch heute Rückschlüsse auf die frühere Nutzung, Lage oder Beschaffenheit des bezeichneten Gebietes zu. Sie sind ein wesentlicher Teil der Flurnamenforschung, die sich darüber hinaus auch mit Namen etwa von Waldflächen oder bestimmten kleinräumigen geografischen Einheiten befasst, die nicht im engeren Sinne als Gewann angesprochen werden.

2 Es handelt sich um die von k.u.k. Obstlt. Rudolf Czelechowsky aus Hall gezeichnete Karte, der von 1893 bis 1900 als 1. Vorsitzender der D.u.Oe.AV Section Hall i.T. vorstand. Czelechowsky hat diese „Umgebungskarte von Hall“ im Maßstab 1:50.000 in mehrjähriger Arbeit gebietsgetreu selber aufgenommen und händisch gezeichnet (Gerald Aichner, Alpenverein Hall, 2019 / https://www.7tuxer.at/idee-blog/).
Äußerst interessant an dieser Karte von 1909 sind Details, die in unmittelbarer Nähe der Figltour auf das Rosenjoch zu finden sind, die auf der heutigen AV-Karte verschwunden sind, wie ein Steig, der noch in, oder knapp nach den untersten Blöcken der Vorbergreise, jedenfalls vor oder äußerst nördlich von Schwarzbrunn und im gemuldeten Tal steil nach oben zum Kreuzjöchl führt. Oder die Fortsetzung des besagten Steigs auf der westlichen Gratseite, vom Kreuzjöchl hinab zum Viggar Hochleger, damals „Vicar Alm“ benannt, wovon der obere Teil nicht mehr zu existieren scheint.
Weiters erscheint interessant, daß der einzige Aufstieg zur „Schaf Alm Gwann“ jener Steig darstellt, der in gegenständlichem Beitrag gewählt wurde und sich als Kleinod entpuppte. Die Jagdhütte Schwarzbrunn ist zeitlich gesehen gerade nicht mehr erfaßt, weil sie in den Jahren der Vermessung und Detailarbeit zur Karte erbaut und möglicherweise erst just zur Drucklegung von Czelechowskys Karte fertig wurde.
Ins Auge fallen weiters alle Bezeichnungen der Almen in der Talmitte und aber keine Bezeichnung für die heute wohl wichtigste? Alm in Talgrundnähe, die Vorbergalm, zumindest die heute Größte aller dort aktiven.

 

Schitour Rote Wand, 2.217m – von Kolsassberg

Direkt aus dem Inntal mit kurzen Anfahrtsstrecken aus dem Tal erreichbar können auf die Rote Wand sowohl vom Kolsassberg, als auch vom Wattenberg zwei unerwartet schöne Schitouren auf die Rote Wand unternommen werden. Welche von beiden Varianten insgesamt den Vorzug erhält sei dahingestellt. Der Aufstieg vom Wattenberg ist etwas länger und beträgt um 150Hm weniger – somit etwa der selbe Zeitbedarf -, abfahrtsorientiert geurteilt mögen wohl die längeren freien Hänge auf der Kolsasser Seite den langen Querungen und Waldschneisen der Wattener Seite vorzuziehen sein. Beiden dieser pfiffigen Schitouren ist die kaum vorhandene Parkmöglichkeit gemein.

die Truppe am Gipfelkreuz der Roten Wand

Den Ausgangspunkt am Kolsassberg kann entweder die Abzweigung des Felderastweges vom Hohenlehenweg (1.070m) darstellen, oder, am Felderastweg nach dem Weidegitter weiter zur nächsten Abzweigung, eine Weggabelung mit einer ähnliche Situation mit schmalen flachen Stellmöglichkeiten am Plateau der Abzweigung.

Start am Felderastweg

Parkplätze im eigentlichen Sinn sind das nicht und, nachdem es uns fern lag die Anrainer mit schlecht geparkten Fahrzeugen zu belästigen, mußte das Fahrzeug des Verfassers erst einmal aus dem Schnee gezogen (wofür er sich bei einem fremden Tourenkollegen für dessen „4×4–Hilfe“ hier nochmals bedankt) und eine andere Parkstellung gefunden werden. Fünf Fahrzeuge überfordern die Abstellmöglichkeiten dieser Abzweigung schon völlig, sofern man nicht schräg im Hang steht. Wie manch Kartenwerk hier ein blaues „P“ ausweisen kann ist dem Verfasser unerklärlich.

gleich am schönen Hang aufgestiegen

Oberhalb des Felderastweges beginnt der Aufstieg beim Heustadel über mäßig steile Wiesen zum Waldrand hinauf, wobei ein paar Häuser links und rechts liegen gelassen werden. Am Waldrand folgt man zwei Minuten dem Almweg, bevor ein etwas steilerer Graben in den Wald führt.

und über einen Hohlweg in den Wald eingetaucht

Am Ende des Grabens wird der Almweg erneut gequert und eine weitere kurze Waldpassage aufgestiegen, bis eine Kehre im Weg erreicht wird, der wieder kurz in südöstlicher Richtung gefolgt wird bevor die Route erneut in den Wald eintaucht.

Wegquerung kurz danach

Im Wald wird nun etwa eine Viertelstunde angestiegen, bevor die Anfänge des Spechtbaches überschritten werden muß. In unserem Fall erfolgte die Überquerung noch halbwegs auf Schneeuntergrund, notfalls ist Abschnallen erforderlich.

am Sommerweg entlang

Weiters folgt eine freie Forstfläche die unterhalb des Almgeländes der Herrenalm führt, an der der klassische Fichtenwald endet. Über tolles Gelände erreichten wir die Herrenalm auf 1.641m.

über die Anfänge des Spechtbachs

Bergwärts hinter der Herrenalm steigt das malerische Gelände etwa eine halbe Stunde Aufstiegszeit unter weniger dichtem Kiefernbewuchs  zur nächsten Stufe, den freien Flächen oberhalb der Baumgrenze auf etwa 1.800m an.

kurz vor der Herrenalm

Am Weg dorthin führt die Route malerisch zwischen Zirben, Tannen und Fichten, mit dichtem Flechtenbewuchs, oberhalb einer mondänen, recht neu errichteten (Jagd)hütte vorbei, die offenbar Sentobehütte1 genannt wird.

Rückblick oberhalb der Herrenalm

Als schönster Teil dieser Stufe kann wohl jener genannt werden, der kurz vor den letzten Zirben in die freie Hangfläche unterhalb der Roten Wand überleitet. Von dort genießt man einen wunderbaren Blick über das Weertal sowie den Gipfeln über Nurpens- und Nafingtal mit ihren bärigen Schitourenzielen die ziemlich alle auf diesem Blog zu finden sind und von denen aufgrund der Schönheit die Rastkogelrunde, der Rosskopf von Hochfügen aus und das Hobarjoch hier als extra empfehlenswert verlinkt werden.

knapp vor der Waldgrenze – bereits lichtere Passagen zwischen Zirben

Mit dem Heraustreten aus dem Wald über der Baumgrenze wird noch nicht das etwa 400Hm höher gelegene Gipfelkreuz sichtbar, dazu muß noch recht weit aufgestiegen werden. Die Orientierung fällt hier aber auch ohne Spuren nicht schwer, da die Geländeform die feinste Aufstiegsroute durch ihre Form vorschlägt.

idyllisches Gelände beginnt gegen die Baumgrenze hin

Zunächst wird der untere Hangteil eher in westliche Richtung begangen und auf einem schwach ausgeprägten Buckel etwa ab 1.950m südwärts über eine steilere Flanke Richtung Gipfelbereich eingeschwenkt.

Aufstieg über bärige Hänge

Die gesamte Freifläche auf dem Nordosthang weist nach TIRIS Hangneigungswerte bis 35° zwischen kleinen eingestreuten steileren Partien auf, sodaß die Spur auch bei zweifelhaften Verhältnissen optimal gelegt werden kann.

aber immer ein angenehmer Aufstieg – ab etwa 2.000m windgepresst

Während wir im Wald und noch unteren Teil des schönen Nordosthangs noch Lockerschneeverhältnisse vorfanden, änderte sich dies durch die langen Schönwetterperioden zwischen den Schneefällen – wie üblich im Winter 2019/20 sehr häufig zu beobachten – gegen die windausgesetzten oberen Teile zusehends.

die Touren vom Weerberg aus auf einen Blick

Über den Buckel in Westrichtung des Inntals und im Gipfelbereich herrschten teilweise hartgepresste Schneeoberflächen, wie auch durch die Windgangln auf den Fotos zu sehen.

auf dem Buckel in Richtung Westen

Über die steilere Flanke in südlicher Richtung den Gipfelhang aufgestiegen tritt das Gipfelkreuz erstmals in voller Größe ins Blickfeld.  Es befindet sich dem geodätischen Gipfel der Roten Wand auf dem nordostgerichteten Buckel vorgelagert auf markanter, vom Tal aus sichtbar ausgewählter Stelle. Der Gipfel der Roten Wand selber befindet sich auf der Gratrippe weiter südlich und wird kaum begangen (Foto in der Bildergalerie).

die etwas steilere Flanke zum Gipfelbereich der Roten Wand

Am Gipfelkreuz, dessen korrekte Lage aufgrund der Auswirkungen der Schneemassen im Winter 18/19 im Sommer 2019 von seinen Aufstellern, der FF-Kolsass, korrigiert werden mußte, besteht eine tolle Aussicht in das Inntal und auf das Karwendel und Rofangebirge.

kurz vor dem Gipfelbereich

Die Sicht auf die südlich gelegenen Tuxer Gipfel ist nur vom Gipfel der Roten Wand gegeben, vom Gipfelkreuz aus nur in Richtung Rastkogel, nicht aber westlich davon, dazu steht das Kreuz zu tief. Hierzu müssen einige Minuten zusätzlichen Aufstiegs in Richtung Gipfel der Roten Wand investiert werden.

Gipfelkuppe der Roten Wand

Nach einem kurzen Plausch mit lange nicht mehr gesehenen KollegInnen aus Mils bereiteten wir uns für die Abfahrt vor.

Blick vom Gipfelplateau auf die Rote Wand

Die eingangs vom Verfasser aufgestellte Behauptung, daß die Abfahrt auf dieser Seite die schönere sein müßte, entstand nicht nur während des Erlebnisses der tollen Schneeverhältnisse, sondern auch aufgrund des Eindrucks an dem langen Abfahrtshang, der sich im breiten Gelände über immerhin gut 400Hm über freies Gelände mit schier unbegrenzter Spurwahl zieht.

oberster Abfahrtshang

Da der Hang für die Abfahrt weiter östlich als für den Aufstieg gewählt wird, liegt dieser Teil der Wetterseite abgewandt und wies bei unserer Befahrung wirklich bärigen Lockerschnee auf, in dem es sich dermaßen königlich abfahren lies, daß sogar der Verfasser, der in erster Linie am Aufstieg interessiert ist, diese Bedingungen – gepaart mit dem Blick in die greifbare unbeschneite Talnähe – zum Jauchzen für gut befand.

noch wenig verspurte Abfahrt von der Roten Wand

Unvergessliche Bilder im Kopf entstehen in alpinem Wintergelände sehr oft im Zusammenwirken des Farbenspiels weiß, blau und – meist nicht richtig wahrnehmbar – mit dem Grün der Bäume, vor allem aber durch Licht und Schattenbereiche, die Konturen so messerscharf und doch so wohltuend harmonisch zeichnen, daß solche Bildkompositionen vom Verfasser fast suchtartig gesucht werden.

was will man mehr knapp neben dem Inntal

Wenn diese Eindrücke, die dem unübertrefflichen Schaffensreichtum der Natur entstammen, auch noch ein superstatisches Bild erzeugen, dann kommt das ekstatische Gefühl der Zeitlosigkeit im kleinen Menschlein auf, das eine faustisch kontemplative Wirkung auf das Gemüt ausübt, die wie eine Droge aufgesaugt, in ausgewählte Regionen der Erinnerungsfähigkeit gespeichert wird und den Wunsch hervorruft, es möge dies Gefühl nicht nur im Augenblick verweilen.

tausend Worte auf einen Blick

Ein solcher Moment war uns an diesem Tag beschieden. Dies Bild gibt nur einen Hauch des Erlebten wieder.

der lange Hang gibt noch mehr her

Jeder der diese Momente am Berg und durch den Berg kennt bedarf keines weiteren Wortes der Erklärung. Wer sie nicht versteht mag für sich die Aussage als Träumerei abtun, der Verfasser kann gut damit leben.

und taucht wieder in den Stillstand der Zeit ein

Von diesen Eindrücken und Erlebnissen kann nicht nur in schlechten Zeiten für die Seele gezehrt werden, sie vermitteln – jedenfalls beim Verfasser – dauerhafte Hochstimmung, die, wie schon beschrieben, suchtartig angestrebt wird und rezeptiv auf ein- bis zweimaligen Konsum pro Woche begrenzt werden muß, um eine Überdosis zu vermeiden.

Richard und Monika

Zurück in der realen Welt sind wir an der Waldgrenze angelangt und immer noch überwältigt vom Schweben über weiße Hänge zwischen einzelnen knorrigen Zirben hinein in den dichteren Wald in dem durch den Rückblick der traumhafte Zustand ein weiteres Mal verkostet werden durfte.

bei der wieder erstarkten Herrenalm

Mit viel Raum zwischen den Bäumen setzte sich die Fahrt im schattigen Wald fort, hinab zur wiedererstandenen Herrenalm; eine Wohltat, das sehr wahrscheinlich kaum rentable Gebäude mit viel Mühe erhalten zu sehen.

letzte Eindrücke vom oberen Abfahrtsteil

Mit hangparallelen Sonnenstrahlen Mitte Februar ging es weitere zehn Minuten Abfahrt entlang des Aufstiegs hinab, großteils durch den Wald aber auch über die wenigen freien Flächen dazwischen.

das Almgelände gibt noch ein paar lockere Schwünge her

Abschließend kehrten wir, wie immer, gerne örtlich ein und hierzu besuchten wir die Hofer Stubn als einzig geöffnetes Gasthaus am Kolsassberg, in dem es immer bodenständige Kost gibt. Trotz Liftbetrieb fanden wir auf der Terrasse Platz und beendeten die Tour mit weiteren Sonnenstrahlen.

letzter Hang oberhalb des Felderastweges

Knapp vier Stunden wurden für die gesamte Tour benötigt, eine halbe Stunde am Gipfelkreuz eingeschlossen.

Ausklang bei der Einkehr in den Hofer Stubn am Kolsassberg – mit unserem Ziel in Bildmitte

Die Strecke beträgt 3,6km (großteils am Sommerweg) und 1.150Hm sind zu bewältigen.

Mils, 15.02.2020

1höchstwahrscheinlich entworfen von der Schwazer Architektin Margarethe Heubacher-Sentobe:
https://deu.archinform.net/arch/18039.htm#411b8dc4f31278783a9f3cc354027fa7

https://www.bauforum.at/architektur-bauforum/margarethe-heubacher-sentobe-erfolg-abseits-des-mainstreams-17235

 

Schitour Roßkopf, 2.576m

Im nordwärts ziehenden Kamm vom Rastkogel, in den Tuxer Alpen, befindet sich der Roßkopf, der auch als krönende Talbegrenzung von Hochfügen aus, von den obersten Almflächen des Pfundsalm-Mittellegers im hintersten Finsinggrund, wahrgenommen wird. Der Aufstieg von Hochfügen kann auf der südlichen Talseite im hintersten Finsinggrund, oder, bei günstigen Schneebedingungen und mäßiger Lawinengefahr, über die schönere und sonnigere Nordwestseite und über die weite gestufte Hochfläche und über den interessanten Gratkamm erfolgen.
Die Gratkammbegehung vom Pfundsjoch zum Gipfel ist das Sahnehäubchen und verleiht letzterer Variante zum Schluß noch alpinen Touch mit einer schönen Linie am Grat und zwischen den Felsen.

Rosskopf vom Gratrücken im Norden gesehen

Der Roßkopf kann auch von Innerst über das Nurpenstal begangen werden und ist nicht so frequentiert als der Kleine Gilfert. Diese Variante trifft mit der Route von Hochfügen am Pfundsjoch zusammen (Anm. d. Verf.: Pfundsalm <> Pfundsjoch).

die Talstufe vom Pfundsalm-Mittelleger überwunden – herrlicher Blick auf den Rosskopf und seinem weitläufigen Aufstiegsgelände

Trotz den riesigen Parkflächen des Schigebiets Hochfügen sei man aus mehreren Gründen ein früher Vogel. Zum einen zieht sich die Fahrt von Fügen bis zum Parkplatz über 14km Bergstraße, zum anderen kann man dort hinter Reisebussen verhaftet sein und zuguterletzt kennt man die berüchtigten Staus vom Achensee ins Zillertal und auch wenn Fügen gleich am Talanfang liegt kann die Fahrt, zu spät über die Autobahn angereist, vom Inntal bis Fügen durchaus gute 20min Zeit verschlingen. Es empfiehlt sich am Wochenende also gut vor 7:30 Uhr durch den Brettfalltunnel zu fahren und das dürfte dem Tourenfreund nicht schwerfallen.

Start auf der Rodelbahn zur Pfundsalm

Auf 1.580m, hinter der letzten Kabinenbahn (Zillertal Shuttle) startet der angenehm steile und stille Aufstieg auf der der Rodelbahn zur Pfundsalm, deren kleine Almgebäude nach etwa einer Viertelstunde erreicht werden.

Rückblick auf die Pfundsalm

Anschließend bleibt die Route auf der westlichen Talseite. Bei unserer Begehung mußten wir zahlreiche hartgefrorene Nassschneelawinenreste, die in der Woche zuvor abgegangen sind, mit ruppigen Stellen gespickt, überwinden. Die Hänge oberhalb der westlichen Talseite des Finsinggrundes sind bei entsprechender LWS nicht zu unterschätzen und vor der Kurve mit der Wendung des Tales nach Südwesten erreichen sie ihre höchste Steilheit.

am Weg zum hinteren Finsinggrund

Noch während die Kurve sich dahinzog konnten wir beide Seiten des Tales beurteilen und die Westseite mit dem schön besonnten steilen Hang oberhalb des Pfundsalm-Mittellegers erhielt von uns den Zuschlag der Begehung, obwohl die Planung aufgrund erheblicher Lawinengefahr (LWS 3) die schattige Ostseite vorsah.

Nassschneelawinenreste am steilsten Stück des Hangs, kurz vor dem Pfundsalm-Mittelleger

Der Südosthang war von vielen Spuren, vom Pfaffenbichl herunter, bereits vollständig zerfahren und auch die Lage eines bereits abgegangenen kleinen Schneebretts im Steilsten des Hanges vermittelte uns, daß von diesem Hang keine Gefahr mehr ausgehen würde.

Talende im Finsinggrund – die Entscheidung welcher Aufstieg gewählt wird muß hier fallen

Nach wenigen Minuten unter Sonnenbestrahlung am Südosthang mußten wir uns von aller Winterbekleidung entledigen und erfreut stiegen wir mit ein paar Spitzkehren auf eine merkliche Abflachung, auf etwa 2.000m auf und konnten von dort aus erstmals den Gipfel erblicken, der von dort aus noch weit entfernt erscheint, dessen schöne Hänge aber auch gleich ins Auge fallen.

Beginn des Aufstiegs auf der Westseite

Am Hochpunkt der Talstufe angekommen öffnet sich im Nordwesten die Mulde hinauf zum Kleinen Gilfert, das Gipfelkreuz konnten wir durch den geringen Höhenunterschied von kaum 400Hm gut sehen.

zerfahrener Hang und altes Schneebrett oberhalb im Hangsteilsten

Der Kegel aus der Mulde zum Kleinen Gilfert vermittelt den besten Blick auf den Roßkopf und seine Mulden und Stufen vor dem Gipfelaufbau. Flach geht der Kegel auf die nächsten Kuppen im Südwestanstieg über und am Ende des Übergangs, bei dem sogar einige Höhenmeter eingebüßt werden, befindet sich der vielfach abgelichtete Bauwagen, der den Almleuten als Wetterunterkunft dient.

Autor vor dem Rosskopf

Kurz nach diesem erreichten wir eine Gabelung der Spur, die offenbar kurz vorher angelegt wurde. Links (südöstlich) könnte man über günstig liegende Kuppen im Aufstieg auf den Kamm vom Sidanjoch her wechseln, rechts, bzw. geradeaus legten Einheimische eine Spur entlang des Sommerweges auf das Pfundsjoch an.

der bekannte Bauwagen

Wiederum entschieden wir die weitere Route so, daß die rechte Talseite, die sonnige und südwestlich ausgerichtete, unsere Sympathie erhielt und dem Sommerweg weiter gefolgt wurde.

Bildmitte im Hintergrund – das Sidanjoch

Diese Entscheidung erwies sich später als goldrichtig und bot uns einen phantastischen Abschluß im Aufstieg.

Pfundsjoch voraus

Die Stimmung war perfekt und die Mühen des Aufstiegs traten angesichts der einzigartigen Landschaft mit der Erwartung des Gratkamms in den Hintergrund.

letzte Meter auf das Pfundsjoch

Am Pfundsjoch angelangt ahnten wir aufgrund seiner Beschaffenheit, daß der Gratkamm noch einige tolle Passagen bieten würde.

der schöne Gratkamm zum Rosskopf

Nach kurzer Pause und Betrachtung des langen Nurpenstales, von Innerst bis zum Rastkogel misst die Strecke der Schitour gut 10km, setzten wir den Weg auf dem Gratrücken fort und erreichten nach wenigen Minuten gleich eine schmale Stelle, die etwas ausgesetzt in den Kessel unterhalb, aus dem wir angestiegen sind, hinabstürzt. Die Stelle ist jedoch harmlos zu begehen.

die erste interessante Stelle am schmäler werdenden Grat

Gleich darauf folgt eine steile Flanke über etwa fünf Meter, mit westlicher Ausrichtung. Wir konnten sie dank guter Schneeverhältnisse gerade noch abrutschen.

der westseitige Abstieg

Im Fall, daß sie aper angetroffen wird, empfiehlt sich zur Überwindung das Abschnallen der Schi.

herrlich alpines Gelände

Die folgenden kurzweiligen Graterhebungen wurden rechts und links umgangen und nach einigen Minuten der Gipfelaufbau des Rosskopfs erreicht.

Querung nach Osten unterhalb der Felsen

Dort taucht die Route in den einzigen Schattenbereich seit dem Pfundsalm-Mittelleger ein und dieser – von kurzer Dauer über die untere Steilflanke empor – begleitete uns etwa 15 Minuten bis vor das Plateau oberhalb.

kurzzeitig größte Hangneigung bei der Querung nach Osten

In dieser Strecke liegen die schwierigsten Stellen des Aufstiegs. Zuerst wird knapp unterhalb der Felsen ein Steilhang südöstlich gequert, bei dem als Nordosthang die LWS beachtet werden muß. (Anm. d. Verf.: dieser Hang kann auch abgefahren werden kann – will man vom Gipfel auf das Pfundsjoch und weiter ins Nurpenstal – wobei hier von der Senke östlich unterhalb des Pfundsjochs wieder aufgefellt werden muß)

Aufstieg auf schmalem Hang nach der Ostquerung hinauf zur Westquerung

Anschließend dreht die Route auf schmaler Stelle mit einer Spitzkehre oberhalb eines Felssporns und führt in toller Kulisse zwischen Felsrippen und zwei Spitzkehren noch einige Meter hinauf.

durch Schmelzdeckel vereister Teil der Querung nach Westen

Nun quert die Route wieder nach Westen den gesamten Hang zurück. Dieser schattige Teil bescherte uns auf einem Teil einen äußerst harten Schmelzdeckel, auf dem die Kanten kräftig gesetzt werden mußten, um Rutscher zu vermeiden.

zwei Rippentäler werden durchquert

Nach der Querung zweier anschließender talwärts ziehenden Rippen tauchte die Spur hinter einem Felsvorsprung hervor, die Route lag wieder in der Sonne sowie das Gipfelkreuz wurde sichtbar.

bevor nach einer Linkswendung eindrucksvoll plötzlich Rosskopf und Rastkogel auftauchen

Von dem Plateau, das gleich nach der Wendung der Route in die Sonne anschließt, zieht sich der restliche, gut einsehbare Aufstieg auf den Gipfel des Rosskopfs. Er bietet keine schwierigen Passagen mehr und ist in zehn Minuten erreicht.

Restaufstieg auf den Rosskopf

Der kleine Gipfelbereich wird von einem mittelgroßen Holzkreuz aus 1983 geziert, auf dem der Spruch „nichts Gutes tun ist Böse genug“ eingeschnitzt wurde. Dieses deutsche Sprichwort kann – nach Nachforschung des Autors – niemandem in der Geschichte direkt zugeordnet werden, stellt also (vermutlich mit den Wurzeln in der Religion) allgemeines Volksgut dar.

Schidepot wenige Meter unterhalb Gipfelplateaus

Während wir die Gipfelpause hielten, sowie die Rundumsicht genossen stieg eine große Gruppe über das Sidanjoch her auf. Vermutlich jene, die wir im Schatten im Bereich des markanten Gebäudes (eher keine Alm) in halber Höhe am Hang auf der Ostseite sehen konnten.

Rosskopf, 2.590m

Der Rundblick am Rosskopf bietet einige interessante Gipfel in den Tuxern, aber auch im Karwendel und in den Zillertaler Alpen.

Blick vom Gipfel Ostnordost; im Vordergrund der Kamm vom Sidanjoch herauf (Normalanstieg)

Genau östlich gegenüber befindet sich der Kraxentrager, der Marchkopf und die Wetterkreuzspitze. Alle drei liegen im auslaufenden Kamm der Tuxer als Erhebungen, die für den Schitourenfreund von Belang sind. Am Bild kann die Rastkogelhütte auf dem Südhang unterhalb des Sidanjoches erkannt werden.

die Ostgrenze der Zillertaler Alpen und der Großvenediger Richtung Ostsüdost

Fast im Osten gelegen, genau auf OSO liegen weit im Hintergrund der Großvenediger in den Hohen Tauern und rechts davon die Reichenspitzgruppe in den östlichen Zillertaler Alpen.

im Südosten die zentralen Zillertaler Alpen mit der markanten Spitze des Großen Löfflers links der Bildmitte; rechts der Rastkogel

Weiters finden wir in Richtung SSO den markanten Großen Löffler und den Schwarzenstein, der schon fast hinter dem gegenüberliegenden Felsrücken verdeckt ist. Zum Abschluß – bevor das Rastkogelmassiv die Zillertaler Alpen verdeckt finden sich noch Hornspitze und Ochsner.

rechts neben dem Rastkogel der Olperer in der Ferne, im rechten Bilddrittel Geier, Lizumer Reckner und Reckner und Lizumer Sonnenspitze

Direkt im Süden liegt der die Gegend beherrschende Rastkogel, der ein tolles Tourenziel aus allen Richtungen darstellt. Wir haben eine Traumtour über das Nafingtal mit Überschreitung zum Rastkogel von der Halslspitze aus unternommen, siehe Link oben.  Natürlich sticht im Hintergrund König Olperer heraus.

im linken Bilddritten der weit entfernte Schrankogel, im Vordergrund mit dunkler Nordostflanke der Hippold, rechts davon die höchste Erhebung der Hirzer genau im Westen; rechts davon Einblicke bis weit ins Oberland

Im Westen ist sogar der Schrankogel in den westlichen Stubaier Alpen in 53km Entfernung zu sehen. Im Vordergrund dominieren Hippold, Grünbergspitze, Malgrübler und Hirzer. Der für das Auge noch halbwegs sichtbar und weitest entfernte Gipfel im Nordwesten ist die schöne Heiterwand in 78km Entfernung.

rein ins Pulververgnügen!

Die sichtbaren Gipfel im Karwendel und im Rofan, die der Autor als Schitour beschrieben hat, wären die Rappenspitze und das Kotalmjoch, jeweils links und rechts des Gilfert im Norden.

genügend Raum für schönes Schwünge

Mit zunehmender Überlastung des Gipfelplateaus rüsteten wir zur Abfahrt über die schönen Nordosthänge. Hierbei hatten wir ein wenig Vorsicht walten lassen, da wir das Gelände nicht kannten und den Spuren der beiden Einheimischen folgten, die perfekt zwischen den Felsköpfen durchzirkelten.

auf eine Flachstelle vor dem zweiten steilen Hangteil hin

Natürlich fanden wir auf dem nur mit sehr spitzem Winkel beleuchteten Hängen tolle Pulverschneeverhältnisse vor.

herrliches Gelände

Die Abfahrt führt lt. TIRIS durchwegs über Gelände mit einer Hangneigung bis 35° und im untersten Teil mit knapp 40°. Alle Passagen sind wir einzeln abgefahren.

Ansicht des Aufstiegsgrates von Südosten

Nach den tollen steilen Hängen wird das Gelände im Kessel sehr flach und es reichte gerade für ein wenig Fahrt des ungewachsten Schis.

vielleicht der steilste Abschnitt

Bis zum Bauwagen ging es ohne Schiebaufwand dahin. Am Bauwagen hat man mit wenigen Metern Gegenaufstieg die Wahl zwischen der Aufstiegsroute links vor dem markanten Felskopf, oder der Talstufe rechts von demselben.

der Autor brauste hinab und fand Gefallen am Hang

Wir beschlossen die Variante nach rechts zu nehmen, da die Spuren verrieten, daß wir über diesen Weg auch nach unten kommen würden und andererseits die wenigen Höhenmeter auf der Aufstiegsroute nicht mehr aufsteigen mußten.

an der letzten Talstufe vor dem steilsten Stück des Tages

Die Variante rechts führt über schmale steile Hänge hinunter und hat auch ihren eigenen Reiz. Bei entsprechender LWS ist hier jedoch Vorsicht geboten, die Hangneigung beträgt lt. TIRIS im steilsten Stück mehr als 40°, siehe auch die Bildgalerie.

die größte Hangneigung kurz nach der Einfahrt

Unten angekommen quert man wieder zum Pfundsalm-Mittelleger hinaus, etwas oberhalb an der Stelle an der die Entscheidung für den ost- oder westseitigen Aufstieg fallen muß.

der Hang im Rückblick

Auf der weiteren Strecke im hinteren Finsinggrund hatten wir versucht so hoch als möglich zu bleiben und konnten bis zur Brücke über den Finsingbach ohne Schieben abfahren. Die Schiebestrecke war dann etwa 200m lang und der Höhenunterschied beträgt vielleicht zwei Meter – also verkraftbar.

der letzte Steilhang im Rückblick

Über die Rodelbahn ab der Pfundsalm ging unsere Tour wieder hinaus zum Parkplatz Hochfügen.

gute Laune an der Pfundsalm

Als Einkehrstation empfiehlt sich das Gasthaus Schellenberg auf der Straße nach Fügen. Die Terrasse bietet ab Februar in der Nachmittagssonne einen tollen Tourenabschluß und die Qualität der Speisen kann sich sehen lassen (Schmankerl: Kasknödelsuppe mit Graukas!).

Ausklang auf gemütlicher Terrasse vor dem Gasthaus Schellenberg

Für diese Tour benötigten wir gesamt mit Pausen 5:02 Stunden. Der Aufstieg vollzieht sich über 1.110m (gemitteltes Log – Aufstiegsmeter/Abfahrtsmeter) und ausgiebigen 7,3km Strecke. Schitourenwissen und alpinistische Erfahrung mit Gratbegehungen sollten für den Schlussteil ab dem Pfundsjoch zumindest vom Verantwortlichen einer Gruppe mitgebracht werden. Ab Februar Fellwachs nicht vergessen!

Mils, 08.02.2020

Schitour Kraxentrager, 2.425m Hochfügen

Ungleich einfacher als ihr Pendant in den Zillertaler Alpen ist die Schitour auf den kreuzlosen Kraxentrager von Hochfügen in den Tuxern. Mit 925m Aufstieg kann sie als Familientour beschrieben werden, oder als eine Trainingstour für den Vormittag.

auf der Gratrippe, dahinter der Gipfel des Kraxentragers

Am Ende des Schigebiets Hochfügen folgt die Rodelbahn auf die Pfundsalm im hinteren Finsinggrund. Wer die Anfahrt bereits vor dem Rummel, der etwa kurz vor 8 Uhr in Fügen Ort beginnt (man fährt von Fügen gut 20min bis Hochfügen, vorausgesetzt man ist noch vor den Bussen), hinter sich gebracht und auf dem großen Parkplatz der Lifte Hochfügen angekommen ist, der strebt dem letzten Lift – dem Zillertal Shuttle (1.500m) – zu und erreicht zwischen der Talstation und dem Finsingbach (überbauter Durchgang) die Rodelbahn, dem Startpunkt der Schitour.

Start auf der Rodelbahn zur Pfundsalm

Der Aufstieg über die Rodelbahn bis zum Pfundsalm Niederleger (1.650m) führt zunächst entlang des Finsingbaches bevor sich das Tal etwas weitet und nimmt knappe 20min in Anspruch. Hinter dem Almdorf endet die Rodelbahn und beginnt die Schitourenspur recht flach über eine Kuppe auf eine Brücke über den Finsingbach, über die man links (östlich) die Talseite wechselt.

kurz vor der Pfundsalm – das Ziel schon im Blickfeld

Östlich beginnt der Aufstieg in moderater Steigung zu den Gebäuden des Viertelalm Niederlegers (1.740m), die bald erreicht werden und von denen aus man schon einen ersten tollen Blick auf das Talende des Finsinggrundes und des dahinter aufragenden Rosskopfs (2.576m), der den Talabschluß bildet und am Kamm zum Rastkogel (2.762m) liegt.

Rückblick auf den Pfundsalm Niederleger

Weiter führt die Route in Richtung Viertelalm Hochleger und bald gibt es eine Verzweigung, falls sie gespurt ist.

Aufstieg zum Viertelalm Niederleger

Es besteht dort die Möglichkeit weiter über den Viertelalm Hochleger anzusteigen und in einer weiten Rechtskurve im Kar unterhalb der Einsattelung zwischen dem Gipfel (der Berg heißt so) und dem Kraxentrager aufzusteigen, oder, an der Verzweigung rechts (südlich) weiter, eine breite flache Mulde durchquerend und auf eine schwach ausgeprägte Rippe direkt unterhalb des Kraxentragers, sowie auf dieser zum Gipfel.

an der Viertelalm wir der Rosskopf sichtbar

Die zweite Möglichkeit ist vielleicht im oberen Teil etwas steiler, jedoch landschaftlich lohnender als durch das Kar oberhalb des Hochlegers. Es ist aber auch möglich  auf jeder der beiden beschriebenen Seiten abzufahren und so die andere Möglichkeit anzusehen. Dieser Bericht beschreibt in der Folge die zweite Möglichkeit über die kurze Gratrippe.

kurz vor der Verzweigung

An der Verzweigung (etwa auf 1.860m) führt der Aufstieg also rechts (südlich) zunächst ein paar Meter in eine Bachverschneidung hinab und jenseits davon mit mäßiger Steigung auf eine kleine Baumgruppe zu.

Rückblick; die Verzweigung etwa in Bildmitte

Hinter dieser folgen ein paar Spitzkehren auf den steiler werdenden Hang hinauf, bis man oben auf die breite Gratrippe gelangt. Von dort hat man gleich bei der Ankunft zunächst einen Blick auf den direkt darüber liegenden runden Gipfel des Kraxentragers.

direkt unterhalb des Kraxentragers, rechts die Gratrippe

Man hat aber auch einen bärigen Blick auf den Rosskopf und auf den Rastkogel, dem fünfthöchsten Berg in den Tuxern, der sich weiter südwestlich vom Rosskopf befindet und von dort gesehen, die weit und breit höchste Erhebung bildet. Bis hierher benötigt man knapp eineinhalb Stunden.

auf der Gratrippe angelangt; der Kraxentrager direkt oberhalb

Nun geht es mit schönen Blicken auf die Umgebung und ein zwei Seitenwechsel ein kurzes Stück auf der Gratrippe entlang, bevor die Rippe über ein Couloir endet, das mit zwei drei Spitzkehren durchstiegen wird.

bäriger Blick auf das Talende im Finsinggrund

Am Ende des Couloirs beginnt der Gipfelaufbau des Kraxentragers. Zunächst führt der Anstieg auf den Gipfelhang zwischen Fels und Wiesenflächen hindurch, bevor er steiler wird und Spitzkehren notwendig werden.

die beiden voraus befinden sich bereits im Couloir nach der Rippe

Vom Aufsteilen weg sind noch knapp 150Hm zu bezwingen. Bei der heutigen Begehung fand der Autor die Spur im steilsten Stück mit einer sinnlos steilen Steigung vor, bei der jeder Schritt mit Rückrutschen verbunden war. Also wurden kurzerhand ein paar kleine Umgehungen als Spitzkehrenstrecke gespurt, um den restlichen Aufstieg angenehm zu halten.

unterhalb der steileren Passage des Gipfelhangs

Am Ende dieser etwa 50Hm langen steileren Strecke quert die Route recht flach auf die Einsattelung unterhalb des Gipfels zu. Bevor diese erreicht wird (sie liegt etwas tiefer), wendet sich die Spur scharf nach rechts, etwa 40Hm unterhalb, auf den flachen Gipfel zu.

Querung zur Einsattelung; der Gipfel des Markopfes nun zu sehen

Der Gipfel des Kraxentragers äußert sich als ein unscheinbarer runder Kopf, etwas abgeflacht und ohne jegliche Zier, auch nicht mit einer Schneestange versehen. Die nahsten Nachbargipfel stellen der 500m entfernte Gipfel (2.445m, der Berg heißt wirklich so) und der imposant anzuschauende Marchkopf (2.499m) in 1.440m Entfernung im Nordosten dar.

der Kamm nach Nodosten – Gipfel und Marchhkopf

Dem Kamm folgend, im Südwesten breitet sich der runde Rücken des Sidanjoches aus, hinter dem im Süden – nicht sichtbar – die Rastkogelhütte verborgen ist. Der Kammrücken nach dem Sidanjoch führt schlußendlich an das dominierende Massiv des Rastkogels heran, der vom Kraxentrager eine Entfernung von 5.3km aufweist.

am Gipfel des Kraxentragers angelangt; Blick auf Hochfügen

Der Aufstieg zum Gipfel des Kraxentragers dauerte gut zwei Stunden. Die Sicht war durch den Störungseinfluß leider sehr beschränkt und die Gipfelfotos vermögen wegen der diffusen Lichtverhältnisse allesamt leider nicht die wahre Schönheit der Gegend herauszuschälen.

der Kamm nach Südwesten – Sidanjoch und aufragend der Rastkogel, links die hohen Zillertaler im Nebel

Im Westen, rechts neben dem Rastkogel sind noch zwei höhere Gipfel, der Hippold (2.642m) und der Hirzer (2,725m) im Wattental in gut 10,5km Entfernung zu erkennen.

Anstieg vom Kreuzjoch, dahinter – nicht sichtbar – die Rastkogelhütte

Der Süden gab wenig her, obwohl vom Kraxentrager aus fast der gesamte Zillertaler Hauptkamm zu sehen wäre. Gerade noch auszumachen im Nebel waren die Nestspitze (2.966m) und links davon die Mittlere Grinbergspitze (2.867m).

Gilfert – rechte Bildhälfte

Die Abfahrt führt über leichtes abwechslungsreiches Gelände und bot nach den Schneefällen eine Woche zuvor recht vernünftige Schneequalitäten, wobei verblüffender Weise dir Mulden nicht unbedingt begünstigter von oberflächlicher Umwandlung zur bereits festeren Schicht waren. Allerdings bildete sich glücklicherweise über das Gros der Abfahrt noch keine ausgeprägte Harschoberfläche aus.

Rückblick auf den Anstieg der nun gut besucht ist

Im unteren steilen Teil, südlich der Viertelalm Niederleger und in der Abfahrt gesehen links vom Bach, ist der Schnee bereits stark verfestigt sowie verspurt und nur mehr mit entsprechendem Kraftaufwand zu befahren.

schön gestuftes Abfahrtsgelände

In normalem Tempo mit einigen Foto-, Trink- und Gipfelpause kann die Tour in etwas mehr als drei Stunden bewältigt werden.

Rückblick auf die nette Tour auf den Kraxentrager

Sie führt über 965m (rein geodätisch zwischen Parkplatz und Gipfel sind es 925m), die die Bergsteigeruhr angezeigt hat. Die Strecke ist mit etwas mehr als 4km relativ kurz, die Hangneigung durchwegs nicht steiler als 35° (nur kurze Partien und der beschriebene Gipfelhang mit der Höchststeigung).

Mils, 25.01.2020

Schitour Hoher Kopf 2.373m – Tuxer Alpen

Nach den ersten Schneefällen im jungen Jänner 2017 – es hat ca. 40 bis 50 cm Schnee in der ersten Woche gegeben – wagten wir die Tour Hoher Kopf vom Parkplatz (EUR 3.-) anzugehen. Die Auswahl fiel auf den Hohen Kopf, weil die Lawinensituation mit Warnstufe 3 keine steilen Hänge zuließ und diese Tour durchwegs in Gelände mit unter oder um 30° Hangneigung in den freien Flächen bietet.

Hoher Kopf, 2.373m

Hoher Kopf, 2.373m

Zunächst führt die Route auf einem schmalen Waldweg vom Parkplatz hinunter zum Nurpensbach, dabei verliert man nach ein paar Minuten leichten Anstiegs anschließend ca. 30Hm bis zur kleinen Holzbrücke über die der Bach überquert wird. Der weitere Anstieg ins Nafingtal, führte Christian, Stefan und den Verfasser hinauf auf den Weg zur Weidener Hütte (im Winter Rodelbahn). Dieser Weg wird ca. 20min begangen bis, bei einem Wegweiser – links ein Steig abzweigt, der eine Abkürzung zur Fiderissalm bildet (nicht am Wegweiser angeschrieben). Er endet an der Waldgrenze an einem anderen Weg, der weiter zur Hochsinnalm führt.

Weg zur Hochsinnalm

Weg zur Hochsinnalm

Von dieser folgt die Route den kurzen Sprung über freies Gelände auf die 1.744m hoch gelegene Fiderissalm.

Anstieg von der Hochsinn- zur Fiderissalm im freien Gelände

Anstieg von der Hochsinn- zur Fiderissalm im freien Gelände

Alternativ kann auch über den Weg zur Weidener Hütte gefolgt und bei der Kehre bei der Jagdhütte (1.675m) links (nördlich)  über den Weg zur Fiderissalm aufgestiegen werden. Dieser Weg diente uns zur Abfahrt, weil die Schneeverhältnisse knapp oberhalb der Fiderissalm nicht mehr gut für die Abfahrt geeignet waren.

mitten in der Fiderissalm

mitten in der Fiderissalm

Nach einer Trinkpause bei der Fiderissalm wurde über günstige Passagen des Almgeländes recht direkt zur Waldgrenze (recht genau östlich) aufgestiegen und dieser im zauberhaften Zirbenwald in einigen Serpentinen fortgesetzt.

oberhalb der Fiderissalm, Anstieg zum Wald nach Osten

oberhalb der Fiderissalm, Anstieg zum Wald nach Osten

oberhalb der Fiderissalm im Zirbenwald

oberhalb der Fiderissalm im Zirbenwald

Nach Überquerung des Weges zum Fiderissalm Hochleger wendet sich der Aufstieg noch südöstlicher und an der Waldgrenze kann man schon die Almhütten des Hochlegers erkennen, denen man direkt zustrebt.

unterhalb des Fiderissalm-Hochlegers

unterhalb des Fiderissalm-Hochlegers

Ab dem Hochleger (2.070m) befindet man sich zunächst in nahezu baumlosem Almgebiet mit mäßig steilen Hängen und nimmt die letzten 300Hm Anstieg in Angriff. Nach weiteren 100Hm besteht der Bewuchs des Hanges nur noch aus bodennahen Stauden, die aus der teilweise recht windgeplagten Schneedecke hervorschauen. Für Aufstieg und Abfahrt hatten wir jedoch genügend Unterlage, um die Schi nicht in Mitleidenschaft zu ziehen.

Aufstieg zum hohen Kopf oberhalb des Hochlegers

Aufstieg zum Hohen Kopf oberhalb des Hochlegers

Am Gipfelhang war der Windeinfluß noch etwas stärker und dort mußte eine kurze Passage bei der Abfahrt mit Vorsicht abgetrettelt werden. Dies war die einzige Stelle oberhalb der Fiderissalm, bei der wir echten Steinkontakt hatten.

apere Steinpassage unterhalb des Gipfels

apere Steinpassage unterhalb des Gipfels voraus

Über die sanften Hänge oberhalb des Hochlegers stiegen wir dann meist mit Blick zum Gipfelbereich noch gemütlich eine dreiviertel Stunde zum Gipfel an.

kleines Schärtchen mit Gipfel dahinter (a Nackter am Gipfel)

Stefan in kleinem Schärtchen mit Gipfel und Christian dahinter

Die Schi in der Mulde unterhalb des kleinen, von Schnee abgeblasenen Gipfelaufbaues zurückgelassen entschieden wir uns den abgeblasenen kurzen Hang per pedes zu erklimmen und erreichten diesen in knapp drei Stunden ab dem Parkplatz. Allerdings, diese erste Tour im Gelände war nicht auf Steigleistung ausgelegt, sondern wurde eher gemütlich angegangen.

Leider war der Ausblick an diesem Tag nicht berauschend, jedoch versprach die trübe Sicht und die dunklen Wolken auch weitere Schneezuwächse in der folgenden Nacht und somit Lebenselixier für den bis jetzt so trocken verlaufenen Winterbeginn.

Die Flanke ins Nurpenstal hinab ist, vom Gipfel aus betrachtet, um einiges steiler und bei einer Lawinenwarnstufe drei eher zu meiden, dachten wir bei der kurzen Rast.

Stefan und Christian am Gipfel des Hohen Kopf, 2.373m

Stefan und Christian am Gipfel des Hohen Kopf, 2.373m

Die Abfahrt in Angriff genommen stellten wir wieder einmal ohne Überraschung fest, daß die Mulden von Triebschnee gefüllt sowie Kuppen und Rippen abgeblasen und mit harter Schneedecke überzogen waren, was uns als Abfahrtserlebnis bei mäßiger Bodensicht ohne Konturen diesen typischen Wechsel von vornüberfallen durch Tiefschnee in und weggezogenen Schi an den Kuppen bescherte.

Trotz diesen kurzen Intermezzi im Gipfelbereich bis fast zum Hochleger hinunter, die andererseits auch die Bauchmuskeln trainieren, war der Spaß oberhalb des Hochlegers und bis tief in den Wald darunter hinein recht ungetrübt und leider zu spät entstand ein kurzes Video von den letzten fein zu fahrenden Passagen.

Nachdem unsere Abfahrt den Weg zum Hochleger kreuzte wurde die Abfahrt durch weniger Schnee weniger fein, öfters kraschelte es fürchterlich auf der Schiunterseite und sehr vorsichtiges Abfahren bis zur Alm war angesagt.

Als Tipp für die Verhältnisse dieser Tage sollte man den Weg zwischen Hochleger und Niederleger als ernsthafte Alternative zum Erhalt des Schizustandes in Erwägung ziehen.

bei der Jagdhütte

bei der Jagdhütte

Nach Erreichen der Fiderissalm wechselten wir vom Gelände zum Weg, der gespurt war und uns nur mäßiges Anschieben bis zur Jagdhütte bescherte.

Der weitere Weg (Rodelbahn) bis zum Parkplatz zurück ist zum überwiegenden Teil ohne Stockeinsatz fahrbar und daher nicht schweißtreibend, sieht man vom kurzen Gegenstieg nach der Nurpensbachbrücke ab.

Aufstieg ca. 1.100m, ca. 3 Stunden zu planen

Mils, 07.01.2017