Schitour Loderstein, 1.830 m

Die im Alpbachtal zuäußerst gelegene Schitour auf den Loderstein (auch Luderstein bezeichnet) führt über phantastische bäuerliche Kulturlandschaft in die subalpine Region der westlichsten Kitzbüheler Alpen. Sie endet am  knapp oberhalb der Waldgrenze auf einem flachen Plateau mit vereinzeltem Bewuchs von Nadelholz und einem netten Edelstahl-Gipfelkreuzl.

Ankunft am Loderstein

Die Route führt bis zum Hochpunkt meist im, oder nahe des Waldes unter mäßig steilem Gelände, womit sie sich ganz besonders für Tage mit hoher Lawinengefahr eignet. Weiters hat sie den ganz besonderen Reiz einer Schitour nahe des, oder im Inntal gelegen, die vor allem Ziele der Tuxer Alpen im mittleren Unterinntal umfasst, sehr viele davon auf diesem Blog beschrieben.

bärige Landschaft mit Ferienhaus; im Hintergrund Reith und das Inntal

Fragt man nach der Namensgebung des Lodersteins – welches bei der zumindest doppelnamigen Bezeichnung nicht verwundert – so wird man von der modernsten Quelle enttäuscht; das Internet liefert nicht ansatzweise Aufschluß über die Richtigkeit eines oder beider Flurnamen.

von Hygna Richtung Neader geblickt

Den Loderstein (von „Loderbuschen“, Mehrzahl: „Luttern“) bekommt man nur nach eingehender Recherche bei Finsterwalder1 – wie könnte es beim Thema Flurbezeichnungen auch anders sein – dem Grunde nach erklärt, so daß ein Einstieg in das Internet den letzten Schluß mit dem visuell Erlebten im Steilstück unterhalb der Felsen – dem „Stein“ im Loderstein – liefert. Mehr darüber im Bericht weiter unten.

Rückblick auf Hygna und dem Ausgangspunkt

Zum Leid der Tourengesellschaft und zum Wohl der Anrainer in Hygna entbehrt die Schitour eines legal gewidmeten Ausgangspunktes; leider gibt es keinen Parkplatz von dem man guten Gewissens aufbrechen kann und dafür auch bereit ist Obolus zu leisten, nein, man parkt möglichst weit im Tiefschnee am Straßenrand, um eine behördliche Auseinandersetzung bei der Rückkehr zu vermeiden.
Bei unserer Begehung waren es bei der Rückkehr etwas mehr als zehn Fahrzeuge, die, so wie das unsere, oberhalb des verlassenen Chaletdorfes wild abgestellt wurden.

zwischen den Häusern hindurch Richtung Neader

Zunächst wird eine Wiese angesteuert, die mit wenigen Spitzkehren einen steilen Auftakt zu einem darüberliegenden Hof darstellt, der links liegen gelassen wird. Nach dem Anzug wird es wieder etwas flacher und die Route schwenkt nach rechts (südwestlich), zwischen einem neu gebauten Haus und einem kleinen alten Hexenhäuschen hindurch.

vor dem Hof den Hang querend aufgestiegen

Hinter dem neuen Haus wendet sich die Route nach links auf eine Rampe mit einem erneuten Richtungswechsel an ihrem Ende. Eine Aufstiegsminute nachher erfolgt erneut eine letzte Spitzkehre auf eine Straße zum einem größeren Hof, der links liegen gelassen wird und hoch oberhalb überstiegen wird. Bereits dort genießt man einen sagenhaften Blick über das äußere Alpbachtal.

Rückblick vor der Kehre vor Hechenblaiken

Unterhalb des Waldsaumes entlang führt der Anstieg zu einer Kehre der Dorfstraße auf die Flur Hechenblaiken, so deren Bezeichnung auf etwa 1.200 m. Der gesamte Hang wird als Ortsteil Neader [soviel wie Nörder-(Schatt-)Seite]2 bezeichnet und im Winter ist dies sehr einleuchtend.

etwas flacher auf die Alm zu

Von der Kehre beschreitet man die Straße etwa 100 m bevor der nächste Teil des Nordosthanges aufgestiegen wird, abermals weit oberhalb des Hechenblaikenhofs stetig in Richtung der Hechenblaikenalm auf 1.396 m. Ab dem Hechenblaikenhof ist der Loderstein gut sichtbar. Weiters geht es unterhalb der Hechenblaikenalm vorbei an tiefer liegenden Almgebäuden bzw. einem Ferienholzhaus und unterhalb der Alm führt sie Spur sehr malerisch mitten durch ein Quintett von altehrwürdigen Rotbuchen hindurch, die die Sinne zum Jauchzen anregen.

 

kleines Highlight – durch die alten Rotbuchen hindurch

Nach der Hechenblaikenalm kann man dem Weg zur Hochlindalm folgen und dort rechts weiter aufsteigen oder, so wie es uns die Spur vorgab von der wir uns auf dieser netten Tour widerspruchslos leiten ließen, oberhalb der Alm, rechts eines Hochstands in den Wald eintauchen. Letztere Möglichkeit hat den Nachteil, daß der Weg mitten im Wald aufhört und man eine gute Minute querfeldein mit etwa 15 m Höhenverlust wieder auf den Sommerweg einmündet.

Rückblick mit Hechenblaikenalm im Anstieg zum Wald zur Hochlindalm

Der Steig führt aufsteigend aus dem Wald hinaus auf die große Freifläche oberhalb von Hochlindalm und einer Jagdhütte. Die Lichtung zieht weit hinauf bis unter den steilen Teil der Tour, unterhalb des Lodersteins, der am Rand der Freifläche nun gut sichtbar wird.

sonderbare Passage durch den Wald – könnte auf den Forstwegen umgangen werden

Die Freifläche liegt, so wie die gesamte Tour im Allgemeinen, in einem recht flachen Winkel zur winterlichen Sonnenbestrahlung und bietet dadurch noch lange nach Neuschnee pulverige Schneeverhältnisse.

weite Freifläche oberhalb der Hochlindalm mit bäriger Abfahrt

Über den schönen Hang hinauf führt die Route entlang des Waldes in dem sie oben eintaucht und unter den felsigen Teil des Lodersteins leitet. Im Wald gibt es eine kurze steilere Passage durch eine schmale Lichtung mit einem alten AV-Wegweiser. Nach der Passage wendet sich der Aufstieg nach rechts unterhalb der Felsen auf eine steile offene Mulde auf den Kamm.

am Ende der Almfläche

Diese erschien uns angesichts der erheblichen Lawinenwarnstufe als nicht erstrebenswert und es führte auch keine Spur hinauf. Die Tourenroute umgeht diese Mulde über eine freie Schneise südöstlich und hier lüftet sich das Geheimnis des Lodersteins.

Schneise auf den Loderstein

Die steilsten Teile der Schrofen des Lodersteins sind dicht mit dem bewachsen welches den Namen des Felsens geprägt hat, ein mit Bergerlen (Grünerlen) bewachsener Stein (Fels). Eindrucksvoll ist der Bewuchs am Orthofoto von TIRIS zu erkennen, siehe Bildergalerie.

Aufstieg querend und etwas flacher als die Schneise – rechts eine Kostprobe der „Loderbuschen“, den Namensgebern der schroffigen Landschaft

Die Bergerle (Grünerle) wird/wurde in Tirol „Luterstaude“ genannt und hiervon hat der Loderstein, oder Luderstein sein Präfix. Die felsige Gestalt der Kuppe – von einem Gipfel kann beim Loderstein nicht die Rede sein, weil die Schartenhöhe fehlt – bildet den zweiten Teil seiner Bezeichnung – Stein für den felsigen Charakter (hier nicht sichtbar).

kurze flache Passage durch alten Baumbestand

Nach der Querung in der Schneise steigt man über einige wenige Spitzkehren einem Lärchenwald entgegen und die Route führt zwischen diesen hindurch auf die Kammhöhe in die Sonne. In diesem Teil wird über eine kurze Länge von etwa 50 m die größte Hangneigung mit mehr als 30° durchstiegen.

Wechsel in flacheres Gelände

Schnell wechselt die Aufstiegssituation nach dem Verlassen des steilen schattigen Teils ihren Charakter gegen die Kammhöhe hin – die Route wird sehr flach und der Wald weicht bis auf vereinzelte kleine Bäumchen vollends. Der kurze restliche Anstieg zum Gipfelkreuz darf bei unserer Begehung als glitzernder Hochgenuss unter Sonne beschrieben werden.

phantastischer Aufstieg auf das Ziel

Das kleine Edelstahlgipfelkreuz am Loderstein fanden wir bis knapp unter die Gipfelbuchschachtel eingeschneit, die Bank daneben bis knapp über die Sitzfläche, sodaß von einer nur geringen Schneehöhe am Plateau ausgegangen werden mußte. Trotzdem tappte der Verfasser in ein Loch am Plateau aus dem der Ausstieg kein leichter war.

sagenhafter Blick auf das Wiedersberger Horn und die Sagtaler Spitzen im Hintergrund (die gleichseitige Pyramide ist der Standkopf)

Am Rand des Inntales bietet sich am Loderstein eine phantastische Aussicht vom Westen über den Norden bis in den Osten.

im Westen Kellerjoch, Rosskopf, Hirzer und Rastkogel

Im Westen die Tuxer mit ihren gut sichtbaren und sagenhaften Zielen wie Kellerjoch, Rosskopf, Hirzer und Rastkogel, um nur einige von Dutzenden auf diesem Blog zu nennen.

Karwendel und Rofan mit Rappen- und Rofanspitze

Im Nordwesten das Karwendel und im Norden das Rofan mit den tollen Zielen der Rappenspitze und der Rofanspitze, sowie den nicht sichtbaren Unnützen.

im Osten der Wilde Kaiser und der Kamm zur Wildschönau

Gegen Osten hin reicht die Sicht bis zum Wilden Kaiser, in dem sich eine vortreffliche Schitour auf die Hintere Goinger Halt unternehmen läßt.

sagenhafter Blick auf das Wiedersberger Horn und die Sagtaler Spitzen im Hintergrund (die gleichseitige Pyramide ist der Standkopf)

Der Blick in den Süden ist begrenzt vom Wiedersberger Horn, dessen Ersteigung vom Loderstein aus, über die schöne Kammhöhe zwischen Zillertal und Alpbachtal, eine leichte ist. Ein andermal wird sie vollführt werden. Weiter im Süden findet sich eine Tour im Alpbachtal mit rassigem Finale, der Standkopf (auch Sagtaler Spitze), demnächst hier nachzulesen.

und ein klassisches am Loderstein mit dem Wiedersberger Horn dahinter

Glücklicherweise trafen wir eine einheimische Familie denen wir unser Gipfelfoto verdanken, die jedoch die angebotene Höhenmedizin verschmähten uns aber allerhand Tipps über die Region gaben.

Abfahrtsgelände vom Gipfel

Die Abfahrt vom Loderstein erlebten wir als echtes Highlight angesichts der niedrigen Höhenlage der Tour. Das Gros der Abfahrt fand im Pulverschnee statt und im unteren Teil präsentierte sich der Harschdecken als weitgehend tragfähig.

Der schönste Teil ist offensichtlich der Gipfelhang bis zum Waldansatz und die Freifläche oberhalb der Hochlindalm. Unterhalb der Hechenblaikenalm blieben wir nicht auf der Aufstiegsroute, sondern gönnten uns noch einmal den Hang bis zur Fahrstraße hinab in Pulver.

an der Hechenblaikenalm

Anschließend behielten wir so gut es ging Höhe und schafften die Passage oberhalb des Hechenblaikenhofs zurück zur Aufstiegsspur.

ein letzter Hang will befahren werden

Die restlichen Hänge sind vorgegeben und ein Genuß bis zur Dorfstraße hinab.

selbst im untersten Teil noch passable Abfahrtsverhältnisse

Insgesamt betrug der Aufstieg auf den Loderstein 1.015 m und gesamt benötigten wir dafür 3:40 Stunden. Die Streckenlänge beträgt 4,1 km.
Bei Touren im Alpbachtal sollte man den Zottahof im Dorferwinkel zur Einkehr nicht missen. Dieser Tipp hier stellt zwar einen Knieschuss für den Verfasser dar, da er dort mit seinen Genoss:innen nach der Mittagsstund nicht immer Platz findet und nun noch schwerer. Aber was unternimmt man nicht alles für zufriedene Leser?

Mils, 05.02.2022

1 K. Finsterwalder, Tiroler Ortsnamenkunde Band 1, S. 323, 8. Kitzbüheler Schieferalpen, sowie die Beschreibung der Bergerle (Grünerle) unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCn-Erle

2 Neader – Erklärung des Dialektwortes unter: https://alpinhistorie.bergruf.de/karwendelnamen1934/wiederholungen.html

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