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Figln im Halltal 2020

Das heurige Frühjahr, geprägt von zu gutem Wetter Ende März bis Mitte Mai, ließ trotzdem ein paar tolle Figltage zu und den Großteil davon auf durchwegs stark bestrahlten Hängen im Halltal. Ein Sondererlebnis war das Rosenjoch in den Tuxern, von dem in einem anderen Bericht die Rede sein wird.

flach ist es im Mittelteil gerade auch nicht

Die Figltouren im Halltal wurden auf diesem Blog schon mehrfach im Detail beschrieben, zuletzt mit Bericht vom 1. Juni 2018, weswegen in der Folge weniger auf die Details zum Aufstieg eingegangen wird, als sonst die Art zu berichten gepflegt wird.

Frauenschuhe im Halltal

Beim Vergleich der Bilder 2018 mit 2020 fällt die weitgehend ähnliche Schneelage auf und dies verlangt nach einem Blick auf die Klimadaten in diesem Zeitraum. Wenn eingangs von zu gutem Wetter die Rede war, dann stehen vor allem die Sonnentage gegenüber den Kaltfronten mit Schauern und Neuschnee in den Höhenregionen der betrachteten Hänge im Fokus, die sich auf die Schneedecke entweder mit Schmelze oder eben Verzögerung der Schmelze durch zu tiefe Temperaturen auswirken.

kurz vor dem Gipfel der Lattenspitze

Im April wurden in beiden Jahren zwar keine Figltouren ausgeführt, da er aber als vorausgehende Periode zur Entwicklung der Schneeverhältnisse bestimmend ist, wurde in die Gegenüberstellung aufgenommen.

das Tiefblau gibt es nur am Berg!

Interessanter Weise herrschten 2018 fast die gleichen Temperaturverhältnisse im April (Mittelwert Lufttemperatur 2,7° zu 2,4°), der Mai war 2018 hinsichtlich der Schneeschmelze mit einem Mittelwert der Lufttemperatur von 6,1°C deutlich abbauender (die Schneedecke betreffend) als 2020 mit 3,1°C. Der Juni entwickelt sich dafür bis zum 14. d. M. heuer kälter als 2018.

Vergleich der schneedeckenbeeinflussenden Wetterdaten 2018/2020

Beim Niederschlag – er ist im April generell noch recht zurückhaltend und das typische Aprilwetter läßt sich anhand der Daten nicht beweisen – ist festzustellen, daß der April 2020 mit der doppelten Menge von 2018 ausfiel, wenn auch erst gegen sein Ende hin. Die Niederschlagsmengen im Mai weichen in beiden Jahren nicht so sehr voneinander ab, also sollten sie aus Sicht der Schmelze den gleichen Einfluss gehabt haben.

Blumen etwa auf 2.250m – ein Traum!

Die Sonnenbestrahlung schließlich läßt trotz unterschiedlicher Monatswerte im April und Mai der Vergleichsjahre erkennen, daß in Summe über beide Monate eine auf die Stunde gleiche Sonnenscheindauer in beiden Vergleichsjahren vorherrschte.

Frühlingserwachen im Halltal

Für diesen Vergleich wurden die Daten vom Patscherkofel (Messhöhe 2.247m) herangezogen, die mit der Luftlinienentfernung von 14km nach Meinung des Autors eine hinreichende Genauigkeit zur Beurteilung der Unterschiede bieten.

Zwergprimel

Betrachtet man nun die drei datumsmäßig vergleichbaren Touren Lafatscher Roßkopf (zeitliches Δ 4 Tage), Stempeljoch (Δ 11 Tage) und Hintere Bachofenspitze (Δ 12 Tage), so stellt man anhand der Bilder fest, daß die Schneelage in beiden Jahren optisch kaum unterschiedlich ausfällt (mit Ausnahme im tief gelegenen Stempelkar, siehe unten).


Die Klimabedingungen für die Schneedecke scheinen also für die Figlsaison jeden Jahres – die Monate April und Mai überlagert gesehen – weitgehend dieselben zu sein.

Der größte Unterschied in der optischen Beurteilung liegt in der Schneedecke des Stempelkars. Zwei Bildvergleiche aufeinanderfolgender Zeitabschnitte von elf und zwölf Tagen verdeutlichen die Situation in zwei Stufen recht plakativ:

  1. Bild vom 10. Mai 2018 zu Bild vom 21. Mai 2020 -> zeitlicher Unterschied 11 Tage:
    Während 2018 die Fahrt bis zum Weg in der Iss möglich war, war dies 2020 nicht mehr möglich und die Schmelze war 2020 nur elf Tage später bereits weit fortgeschritten
  2. Bild vom 31. Mai 2018 zu Bild vom 12. Juni 2020 -> zeitlicher Unterschied 12 Tage:
    In 2018 zog sich Ende Mai noch ein breites Schneeband bis zum Ende der Reise in der Iss und 2020 – wenige Tage später – lag im Stempelkar nur noch marginal Schnee

Die Bilder vom 10. Mai 2018 (unten) und 12. Juni 2020 (oben) verglichen, zeigen auch recht gut die Entwicklung der jährlichen Schmelze innerhalb fast genau eines Monats auf einer mittleren Seehöhe von etwa 1.900m.

 

Für alle Touren gilt, dass der Aufstieg über die teils sehr steilen Hänge kann allgemein als weitgehend homogen bezeichnet werden, ungeachtet der Hangausrichtung und Seehöhe. Firn hat sich mehr oder weniger gut ausgebildet, jedenfalls ist die Schneedecke bis mittags fast ausschließlich fest und in den flacheren Teilen nicht besonders mühsam zu besteigen (Grödl nur zum schnelleren Fortkommen, nicht zwecks besserer Haftung teilweise zu empfehlen).

Lattenspitze, Pfeiserspitze, Stempeljoch (etwa 550Hm Abfahrt):

Sie ist ein leichter Klassiker, der sich auch zur Erkundung der Verhältnisse im Bachofenkar gut eignet. Der Autor beginnt zur Einstimmung meist mit ihr, oder mit der kleinen Tour auf die Wildangerspitze, seine jährlichen Figlabenteuer.  Auf den Aufstieg zur Lattenspitze und der Übergang zur Pfeiserspitze wird in diesem Bericht nicht eingegangen, er ist hinlänglich bekannt und auf diesem Blog mehrfach nachzulesen.

Autor mit der Stempelspitze im Hintergrund

Seit einigen Jahren wurden im Übergang zwischen beiden Gipfeln wurde die Seilsicherung erneuert und die sympathischen gummiüberzogenen Seile mit den griffigen Verdickungen (zum besseren Halt) gegen Seile nach der geltenden Norm ersetzt.

auf der Pfeiserspitze 2.343m

Ebenfalls seit einigen Jahren länger wurde das schmucke zierliche Gipfelkreuz der Pfeiserspitze von der Grathöhe auf einen flacheren nördlicheren Punkt versetzt. Die Gipfelbuchschachtel ist jedoch am Grat verblieben.

Figln unterhalb der Pfeiserspitze

Die Abfahrt beginnt unterhalb der letzten Seilsicherung am Felsansatz in den Reisen zur Pfeis hinab (etwa 2.250) in Richtung Stempeljoch und muß bereits nach etwa 50hm auf den meist ausgeaperten Jochflächen unterbrochen, um hinter dem mittig im Joch aufragenden Felskopf wieder fortgesetzt werden zu können.

Hintere Bachofenspitze (etwa 950Hm Abfahrt):

Diese Tour ist die längste und in der Abfahrt zweigeteilt. Am Ende des Bachofenkars, das man bis in den Juni fast immer bis knapp vor den Wilde-Bande-Steig fahren kann, lohnen sich gute 10min taleinwärts am Steig, um – noch vor dem Stempelkar, vom Kälberkar seitlich ins Stempelkar abfahren zu können.

Bachofenkar

Im Aufstieg in der steilen Rinne zur Scharte zwischen den Bachofenspitzen empfehlen sich zur Vermeidung übermäßiger Anstrengung mit Stufenschlagen immer Steigeisen, auch der Sicherheit wegen.

Mittelteil des Bachofenkars

Die Neigung der Rinne liegt im Durchschnitt über 40°, Stellen erreichen 45° und die Stelle unterhalb der Rotkalke in Schartennähe muß überklettert werden. Diese Stelle (etwa 2.570m) ist auch der Punkt an dem man meist die Steigeisen wieder verstauen kann, weil die Schuttflächen darüber im Mai bereits aper sind.

unterer Teil der Rinne

Nächtens friert es nicht mehr und um die Mittagstund nimmt die Festigkeit der Firndecke deutlich ab, bzw. steigt die Durchbruchgefahr in den Schmalstellen der Rinne auf die Bachofenspitze enorm.

Hintere Bachofenspitze, 2.668m

Dies war auch der Grund bei der Abfahrt die Figl erst ab etwa der Hälfte der Rinne anzuschnallen, denn die bekannte Engstelle hat Ähnlichkeiten zu einem Bergschrund und ein Bruch der Firndecke hätte ein Versinken möglicherweise bis zum Hals zur Folge.

Figlabfahrt in der Rinne

Nicht das Versinken, mehr die Nässe auf der leichten Kleidung ist hier die Situation, die zu vermeiden man wünscht.

Rückblick über die phantastische Abfahrt

Lafatscher Rosskopf (etwa 470Hm Abfahrt, mit Stempelkar 820Hm):

Eine weniger bekannte Figltour, jedoch sicherlich die am längsten zu befahrende im Frühjahr ist jene auf den Lafatscher Rosskopf. Diesen Umstand verdankt sie ihrer Höhenlage und Hangausrichtung. Sie beginnt auf knapp über 2.520m und endet unterhalb des Lafatscher Jochs auf 2.050m, also 350Hm höher als die anderen Figltouren, die in der Iss auf etwa 1.700m enden.

die spätere Abfahrt von der Scharte; wir haben die Wechte rechts umgangen

Von allen Hängen, bis auf den Nordhang der Wildangerspitze, besitzt sie mit der Ausrichtung des Kars der Jochreisen nach Osten die günstigste, um einen langen Bestand der Schneedecke zu gewährleisten. Die Mittags- und Nachmittagssonne erreichen die Jochreisen bis in den Mai nur im spitzen Winkel und verzögern damit die Schmelze.

das Gipfelkreuz kommt näher

Die Tour hat das Gipfelziel des Kleinen Lafatschers, der auf der, bereits Anfang Mai völlig aperen, Südostrippe erstiegen wird. Die letzten Reste von Schnee am Normalweg befinden sich im flachen Teil am Grat zum Gipfelkreuz. Für diese kurze Strecke empfiehlt sich ein Respektabstand zur Wechte auf der Grathöhe, die nicht nach jedem Winter gleich ausgeprägt und nicht komplett einsehbar ist.

Herwig am Kleinen Lafatscher

Zur Figlstrecke muß am Kreuzungspunkt der Südost gerichteten Aufstiegsrippe und des schärferen Nordostgrates 105Hm zur Scharte zwischen dem Kleinen Lafatscher und dem Lafatscher Rosskopf abgestiegen werden. Der Abstieg erfolgt über schuttbedecktes und teilweise brüchiges Gelände in leichter Kletterei. Im unteren Teil nimmt die Brüchigkeit etwas zu, vor allem in den ockerfarbenen Störzonen, schlechten und lehmdurchsetzten Materials. Die Scharte wird aber leicht erreicht.

Abstieg zur Scharte zwischen Kleinem Lafatscher und Lafatscher Rosskopf

Die Ausprägung der riesigen Wechte, die den Eingang in das Kar versperrt stellte sich 2020 völlig anders dar als in den Vorjahren. Bei der heurigen Begehung befand sich der ausgeaperte Spalt zwischen Fels und Wechte wesentlich weniger breit als 2018. So mußten wir eine andere Möglichkeit suchen die auf ihrer Vorderseite meist weit mehr als 5m hohe Wechte zu umgehen.

die mächtige Wächte in der Scharte, von links kommt man herab

Dies schafften wir auf ihrer nordöstlichen Seite, wo das Felsköpfchen in Grat eine nicht zu steile Fläche für den Abstieg zu einem ausgeaperten Bereich bietet, an dem sich die Figl gut anschnallen lassen. Auf schmalem Schneeband gestartet führt die Abfahrt unterhalb einer größeren ausgeaperten Plattenstelle mitten ins Kar. In diesem obersten Bereich um die Wechte werden Stellen mit 45° Neigung erreicht.

im oberen Teil recht weiche Verhältnisse

Die Abfahrt kann bis zum Tiefpunkt am Weg zum Halleranger erfolgen, wobei die beste Schneequalität logischerweise im Schatten der Aufstiegsrippe zu finden ist. Von dort sind etwa 60Hm Aufstieg zur Jochhöhe zurückzulegen.

Autor unterhalb der großen Wechte

Wir hatten heuer die Eingebung, die Fahrt etwas höher über dem Tiefpunkt zu beenden und zwar in der Flanke der Aufstiegsrippe zum Kleinen Lafatscher.

Von dort war es auf mittelsteilem Gelände möglich – um den Buckel herum – auf gleicher Höhe zum Lafatscher Joch zu queren, um den kurzen Aufstieg zu vermeiden.

Normalaufstieg am Grat ober der Abfahrt

Auch bei dieser Tour kann, wie vom Bachofenkar, vom figlbegeisterten das Stempelkar für eine weitere Abfahrt genutzt werden. Der Fußmarsch dorthin ist allerdings mit etwa 100 zusätzlichen Höhenmetern zu erkaufen.

es zischt!

Allen Touren ist die ungeheure Blumenpracht am Ende der Figlstrecken gemein. Es schießen geradezu alle möglichen Farben mit unterschiedlichsten Formen aus dem noch fahlen Bergrasen des Vorjahres und bilden einen prächtigen Kontrast zu Schnee und Fels im Hintergrund. Den Übergang von der Winter- zur Sommerbergsteigerei sollte man nicht ohne diese Erlebnisse ungenutzt verstreichen lassen.

immer noch gute Abfahrtsverhältnisse

Zur Ausrüstung:

Der Autor verwendet eisenfeste Bergschuhe und nutzt die schmale Vorderlippe, an der die Klappbügelbindung seiner Kurzschi gerade noch Halt findet und sich eine stabile Befestigung einstellt. Allerdings versagt dieses nicht aufeinander abgestimmte System auch schon beim ersten Schlag und die Mühe ist dann groß im Steilen wieder in die Bindung einzusteigen. Anstelle Fangriemen wird Erdungsdraht verwendet. Diese Technik geht auf Karl Obleitner zurück, einem Pionier in der Fertigung individuell gefertigter Kurzschi.

Figl angeschnallt – es kann losgehen!

Kurzschi haben den entscheidenden Vorteil gegen die handelsüblichen Aluminiumfigl („Figl“ von Firngleiter, nicht Fiegl), daß sie durch ihre horizontale Länge von 80cm über ruppige Büßerschneeflächen ein wesentlich stabileres Fahrverhalten haben, da sie die Grübchen der Schneeoberfläche besser – oder überhaupt erst überbrücken. Weiters ist die unangenehme Rückenlage nicht notwendig und sie wie Alpinschi gefahren werden können.

Mils, 04.07.2020

Westliche Praxmarerkarspitze, 2.642m und Östliche Praxmarerkarspitze, 2.638m

Der frühmorgendliche Blick von der Pfeishütte nach Nordwesten entbehrt keinesfalls einer gewissen Ehrfurcht vor diesen beiden schöngestaltigen Giganten in der Gleirschtal – Halltalkette, und sind die Westliche Praxmarerkarspitze und die Östliche Praxmarerkarspitze in das warme Morgensonnenlicht des Heuert getaucht, dann leuchten sie mit ihren orangefarbenen Vertikalwänden herüber und betören ihre potentiellen Besucher mit enormer Fülle an Farbe und Schroffheit.

beide Praxmarerkarspitzen

beide Praxmarerkarspitzen

Eingetaucht in diese magnetisierenden Eindrücke und Gedanken betrat ich die Pfeishütte, nach der Überschreitung des Stempeljoches mit Start vom Hackl in Absam, um eine Minirast mit nötiger Wasserfüllung zu vollziehen.
Leider hat das Wetter relativ rasch beschlossen mit Drohgebärden zu agieren und bereits am Stempeljoch war sichtbar, daß von Süden her Ungemach sich breitmachen würde. Daher große Eile, um das Vorhaben keiner unnötigen Geduldsprobe auszusetzen. Ein Hollersaft und weiter.

vorbei an meiner Lieblingsfahne

vorbei an meiner Lieblingsfahne

Leider leiden die Inntaler, die Touren in der zweiten (nördlichen) Kette durchführen wollen, immer unter teilweise enormen Höhenverlust nach den Verbindungsjöchern, vor dem Anstieg zu den Gipfeln in der zweiten Kette, was für die Rückkehr natürlich beschwerlich und in der Tourenplanung zu beachten ist. So auch für diese Tour. Der Höhenunterschied vom Stempeljoch bis zum Abzweig in das Kaskar (gleicher Abzweig wie für das Praxmarerkar) beträgt gut 350Hm. Der Anstieg von Thaur über das Kreuzjöchl würde kaum 100Hm weniger Beinarbeit bedeuten, also kein wirklicher Vorteil, abgesehen von der Länge.

ein erster Blick auf das Ziel, 150m unterhalb des Stempeljoches mitten in der Pfeis

ein erster Blick auf das Ziel, 150m unterhalb des Stempeljoches mitten in der Pfeis

Allerdings werden diese Gewaltstouren dafür aber auch mit archaischer Einsamkeit und unerwarteten Erlebnissen von Flora und Fauna belohnt. Heute war es eher die Flora, die Fauna war sehr karg, Gemsen und Raubvögel scheinen in den Ferien zu sein, nur vereinzelte Krickelträger im Bereitschaftsdienst konnten gesichtet werden.

der Steig vom Kaskar in das Praxmarerkar mit Höhenunterschied

der Steig vom Kaskar in das Praxmarerkar mit Höhenunterschied

An der Flora im Praxmarerkar fiel heute besonders auf, daß es gefühlte zehn Kohlröschen (Brunelle) pro Quadratmeter zu geben scheint, eines graziler als das andere und von ausgesuchter schwarzbraun-violetter Farbe, die Orchideenart im Tirolerland. Hinauf bis über 2.000m trotzen sie den Gewalten der Witterung dort oben und wiegen sanft im Wind. In dieser Dichte suchen die Kare der zweiten Karwendelkette diese Pflanzenfamilie ihresgleichen.

Kohlröschen (Brunellen)

Kohlröschen (Brunellen)

Genau 6:30 Uhr zeigte die Uhr, als ich den tückischen Parkplatz – der junge Familien verleitet dort zu verharren, anstelle die Einzigartigkeit des Halltales zu erfahren – mit schnellem Schritt verließ. Das Vorhaben duldet kein Bummeln, zumindest nicht, bis man zwei Drittel des Aufstieges hinter sich gelassen hat.

schöne Blicke in das Samertal

schöne Blicke in das Samertal

Die Pfeis, wie die Hütte im Volksmund genannt wird, war um 9:30 erreicht und der Einstieg zum Kas- und Praxmarerkar weiter unten auf der Fahrstraße ins Samertal um 10 Uhr.
Zunächst führt der Steig über Reisengelände empor und wechselt mit kleinen Einschnitten von trockenen Wasserläufen und steileren Partien innerhalb Latschen.

Rückblick zur Pfeis

Rückblick zur Pfeis

Kaum eine halbe Stunde später steht man – rückblickend – bereits höher als die Pfeis und blickt von der südöstlichen Ecke in das Kaskar hinein. War man noch nie auf der Kaskarspitze, dann möchte man es nicht für möglich halten, daß auf diesen bizarren Gipfel mit seinen schroffen Wänden, die abweisend aufragend zum Kar hingeneigt vor dem Begeher liegen, ein Steig als Normalweg führen kann. Es ist aber glücklicherweise so – ein Phänomen bei zahlreichen Karwendelflanken – daß sich die wahre Steilheit  für den Betrachter erst bei der direkten Begehung eröffnet.

das Praxmarerkar wird sichtbar

das Praxmarerkar wird sichtbar

Nun ist dieses Kar aber nicht das angestrebte und mit forschendem Blick erspäht man tief unten den schmalen Steig, der in das Praxmarerkar weiterführt. Zu diesem Expeditionszeitpunkt verschwendet man keinen Augenblick des Bedauerns über den sichtbar großen Höhenverlust, das Ziel ist zu begehrt um Kleinigkeiten zu ernst zu nehmen.

der Südgrat mit beiden Praxmarerkarspitzen

der Südgrat mit beiden Praxmarerkarspitzen

Mit weiteren signifikanten Aufs und Abs im Steigverlauf gelangt der Geprüfte sodann in das Praxmarerkar, ohne beim Anblick der weiteren Strecke auf die Gipfel zurückzuzucken. Nach dem auch dem Karwendelkenner ungewohnt aufwendigen Anmarsch  staunt man beim wieder Südöstlich ausgerichteten Blickpunkt auf die beiden Gipfel nicht schlecht ob deren imposante Erscheinung und doch milderer Gestalt als die zuvor gesichtete Kaskarspitze.

der Südgrat auf die Westliche Praxmarerkarspitze im Detail; der begrünte Hang führt auf den Rücken

der Südgrat auf die Westliche Praxmarerkarspitze im Detail; der begrünte Hang führt auf den Rücken

Doch Vorsicht, eine gemähte Wiese ist weder der Normalweg (ich kenne ihn nun nur vom Rückweg), noch der viel schönere Südgrat auf den westlichen Bruder, der sich zum Rundweg ausbildet, weil man dann den Ostgipfel aufsucht. Ein Abstieg vom westlichen Gipfel über den Südgrat empfiehlt sich nicht.

im unteren Schrofengelände; Aufstieg ist nicht schwierig, leichte Kletterei auf Fels- und Rasenstufen

im unteren Schrofengelände; Aufstieg ist nicht schwierig, leichte Kletterei auf Fels- und Rasenstufen

Die eigentlich logische Variante, aber wieder nur von jemand machbar der sich selber in unmarkiertem Gelände bewegen kann und Sinn für einen Aufstieg mitbringt, der unten kaum einsehbar ist, das wäre der Südgrat. Sein Einstieg ist logisch für den erfahrenen Bergsteiger, ein großteils begrünter Rücken bildet am Südwestende des Kares den Einstieg in die leichte Grattour.

im unteren Schrofengelände; Aufstieg ist nicht schwierig, leichte Kletterei auf Fels- und Rasenstufen

im unteren Schrofengelände; Aufstieg ist nicht schwierig, leichte Kletterei auf Fels- und Rasenstufen

Grat ist im unteren Teil des Südgrates etwas sehr übertrieben, dort besteht er vorwiegend aus einem jähen östlichen Felsabbruch und einem begrünten Rücken mit mäßiger Hangneigung im Westen, ideal für alle Steigertypen an Bergsteigern.

am Südgrat oder -rücken

am Südgrat oder -rücken

Schätzungsweise erst 150m unterhalb des Gipfels wird der Rücken dann zum zahnigen Grat im Wortsinne. Ich habe diese auch erst spät entdeckt und bin einen Gutteil im Grünen aufgestiegen, immer in Sorge um die von den Zillertalern und Wipptaler Bergen nahenden dunklen Wolken im Süden. Böiger Wind besorgte die richtige Stimmung alle hundert Höhenmeter endlich zur Umkehr einzulenken.

Wetterentwicklung; im Süden die Grubreisentürme

Wetterentwicklung; im Süden die Grubreisentürme

Die Wetterentwicklung im Westen voll einsehbar empfiehlt es sich nach dem Aufstieg auf den Rücken in der Tat bei zweifelhafter Entwicklung über die Fortführung der Tour ernsthaft nachzudenken, denn eine Flucht von dort ist langwierig und die Topografie der Gegend läßt keinen wirklichen Schutz zu.

Gratverlauf

Gratverlauf

Die Grenzsituation heute war belastend. Von Geforener Wand bis zum Habicht hüllte sich alles in Nebel und die Zugrichtung gen Norden machte mich nervös. Mehrmals überdachte ich die Umkehr, bis die Uhr von fallendem auf gleichbleibenden Luftdruck umschaltete und mir somit kleinen Trost brachte, das Richtige mit dem weiteren Aufstieg zu tun. Die wahre Überzeugung fand ich aber erst auf der Westlichen Praxmarerkarspitze, als erkennbar war, daß die dunklen Wolken eher nach Nordosten in Richtung Salzburg zogen und von Westen nichts dergleichen zu erwarten war.

hier hat es mich vom Grat in die westlich gelegene kleine Schlucht abgedrängt, 10min zur Durchquerung

hier hat es mich vom Grat in die westlich gelegene kleine Schlucht abgedrängt, 10min zur Durchquerung

Manchem Leser mag diese möglicherweise übergebührliche Beschäftigung mit dem Wetter meinerseits im Bericht  als übertrieben vorkommen, aber wenn man auf halbem Weg am Südgrat der Westlichen Praxmarerkarspitze unterwegs ist und im Süden vorwiegend schwarz sieht ist Beschäftigung mit dieser Situation angesagt. Eine Flucht in beide Richtungen ist wie gesagt nicht schnell vollziehbar, die Hänge über den Steilstufen der Gratausläufer in das Samertal begrenzen jedes rasche Fortkommen ungemein und bieten keinen Schutz.

markanter Felsen, links durchstiegen

markanter Felsen, links durchstiegen

Nun ist der echte ausgeprägte Grat erreicht und es macht richtig Spaß diesen zu erklimmen und darauf emporzuschreiten. Er ist keineswegs so ausgeprägt wie einer der Verbindungsgrate der Gipfel in der Kette und auch nicht sehr steil. Vielleicht hätte ich ihn schon weiter unten aufsuchen sollen, aber der Blick von unten zwang mich eher in die kleine Schlucht vor dem Gipfelaufbau.

Rückblick auf den unteren Teil

Rückblick auf den unteren Teil

Am Gipfel der Westlichen Praxmarerkarspitze – der um 4m höheren der beiden – findet sich ein Steinhaufen mit einer sorgsam verwahrten – und vor allem dichten – Gipfelbuchschachtel und mit einem gut 30 Jahre alten Gipfelbuch in überraschend gutem Zustand. Zahlreiche bekannte Namen kehren immer wieder und diese liest man auch in den Gipfelbüchern der umliegenden Berge. Das Buch ist zu einem Fünftel vollgeschrieben, bei den meisten Jahren fanden unter zehn Besuche statt. Das hätte der Berg zwar nicht verdient, die Tatsache aber zeugt von der Beschwerlichkeit ihn zu besteigen. Von allen Seiten ist er nicht ohne ein hohes Maß an Anstrengung zu erreichen, es sei denn man übernachtet auf der Pfeishütte.

 schöner leichter Gratverlauf bis zum Gpfel

schöner leichter Gratverlauf bis zum Gipfel

Der schwierigste Anstieg ist die Nordwand, Melzerwand genannt, nach einem berühmten Innsbrucker Kletterpionier Otto Melzer, der, mit Kletterfreund Emil Spöttl, in dieser im Oktober 1901 im Wettersturz letztlich auch jämmerlich zu Tode kam. Spöttl stürzte ab und Melzer erfror in einer Felsnische. Wer sich die Fotos dieser schauerlichen Wand in der Bildergalerie ansieht ist fassungslos wie man vor mehr als 100 Jahren mit der damals üblichen Ausrüstung so eine Leistung erbringt konnte.

Gipfel Westliche Praxmarerkarspitze, 2642m

Gipfel Westliche Praxmarerkarspitze, 2642m

Viel Geschichte und Fakten ranken sich also um diese abgelegenen Gipfel und ein weiteres Faktum ist ihrer markanten Lage geschuldet. Die Westliche Praxmarerkarspitze ist die höchste Erhebung des Innsbrucker Stadtgebietes.

Abstieg von der Westlichen Praxmarerkarspitze

Abstieg von der Westlichen Praxmarerkarspitze

Der Übergang von der Westlichen zur Östlichen Praxmarerkarspitze führt über die Einschartung der beiden. Der Hang auf dieser östlichen Seite ist sehr brüchig, die im Karwendel so bekannten orangefarbenen Störzonen sind allgegenwärtig. Trotzdem bieten Schotter und Hangneigung kein wirkliches Problem im Abstieg in die Scharte, die ebenfalls aus keinem felsigen Material besteht, sondern aus kleinkörnigem Bruchmaterial, ja fast Kalksand. und dadurch ist sie komfortabel breit am Rücken geformt.

das schön geformte Felsenfenster mit den Jägrkarspitzen im Hintgrund

das schön geformte Felsenfenster mit den Jägerkarspitzen im Hintergrund

Auf der anderen Seite, dem Westhang der Östlichen Praxmarerkarspitze gestaltet sich der Aufstieg auf den ersten 10Hm etwas kniffliger, als es der Abstieg war. Dafür viel festerer Fels und eine Naturschönheit, ein kleines Felsenfenster, erfreut das Auge. Dieses erscheint an seiner schlanksten Stelle als ein sehr endliches Gebilde, wenn man es aus der Nähe betrachtet, dann gibt man ihm eher wenige Monate als weitere Jahre an Lebensdauer mehr. Gottseidank kommen hier nur mehr solche Naturfreunde her, die solche Formen nicht einmal berühren und dadurch für andere erhalten.

Rückblick Aufstieg zur Östlichen Praxmarerkarspitze

Rückblick Aufstieg zur Östlichen Praxmarerkarspitze

Nach dieser schönen Stelle, durch die man einen gewaltigen Blick auf die Jägerkarspitzen und ein übliches Foto erheischen kann, geht es auf plattigem Gelände direkt am Grat unschwer zuerst auf Reibung, dann auf griffigerem Fels bis zum Gipfel der Östlichen Praxmarerkarspitze weiter. Der Übergang nimmt gerade 15min in Anspruch.

Gipfel Östliche Paxmarerkarspitze, 2.638m

Gipfel Östliche Praxmarerkarspitze, 2.638m

Diese ziert seit zwei Jahren ein formschönes, modernes Edelstahlgipfelkreuz, innovativ in einer Gitterbox montiert, die, mit Steinen gefüllt, jahrzehntelanges Trotzen gegen Sturm und Schnee garantiert. Das Gipfelkreuz wurde von Schülern der HTL Fulpmes (meine Gratulation!) hergestellt und mittels Hubschrauber im September 2014 hinaufgeflogen.
Eine sauber gefertigte Gipfelbuchschachtel in modernem Design, und mit Tropfrändern über die Unterkante hinaus, garantiert auch ohne ein in mehreren zerrissenen Plastiksäcken verpacktes Buch absolute Trockenheit desselben. Ein Blickfang diese Kombination!

Kaskar-, Sonntagskar-, Hintere Bachofenspitze und Großer Lafatscher

Kaskar-, Sonntagskar-, Hintere Bachofenspitze und Großer Lafatscher

Am Abstieg, den ich um 12:30 von der Östlichen Praxmarerkarspitze antrat, ließ ich mit etwas Zeit um aus mehreren Positionen den Gipfelaufschwung des Gratüberganges zur Kaskarspitze näher mit dem Glas anzusehen. Eine der letzten Hürden in der Gratüberschreitung der Kette, die noch absolviert werden muß.

die schauerliche Praxmarerkar Nordwand, viel brüchiges oranges Material

die schauerliche Praxmarerkar Nordwand, viel brüchiges oranges Material

Der Normalweg im Abstieg ist nun gut markiert und auch ohne Markierungen findet man sich gut zurecht.
Im unteren Teil des Kares finden sich jede Menge Stahlsplitter vom Kopf und zerborstene Körper von Fliegerbomben, wild zerstört und in den 70 Jahren seit ihrem Abwurf der Korrosion getrotzt. Wahrscheinlich hätte die tödliche Fracht die Landeshauptstadt treffen sollen, ein hässlicher Anblick in der Stille des Kares (Galerie).

die Kaskarspitze

die Kaskarspitze

Der Abmarsch aus dem Kar sei nicht zu hoch genommen, manch Gamssteig verleitet einen zu hohen Einstieg in den steilen Hang, der unter den Schrofen herum in das Kaskar führt. Bald ernüchtert dann der Steig über die noch zurückzulegende Strecke, die Aufs und Abs sind jetzt schon deutlicher zu spüren und die knapp 100Hm Stufe im Kaskar bildet den ersehnten Abschluß bis zur Straße auf die Pfeis.

nicht zu hoch angehen den Hang zum Kaskar, auf die Markierungen achten

nicht zu hoch angehen den Hang zum Kaskar, auf die Markierungen achten

Die Pfeishütte ist ein wichtiger Stützpunkt in dieser Tour. Sowohl kulinarisch als auch wettertechnisch. Man erreicht sie nach weiteren 100Hm des Aufstieges von der Einmündung des Steiges aus dem Kaskar. In der Eile wegen des Wetters habe ich lediglich Zeit für eine schnelle und schmackhafte Suppe aufbringen können, da es schon bei der Ankunft getröpfelt hatte. Der Wind verhinderte stärkeren Regenfall und es blieb dann bis zum Stempeljoch so, daß es stark tröpfelte oder leicht regnete, mit Regenjacke jedoch auch Hose und Beine trocken blieben.

die zu überwindende Höhenstufe im Kaskar

die zu überwindende Höhenstufe im Kaskar; man muß ober die dunkelgrünen Latschen hinauf

Ab dem Stempeljoch jauchzt man dann ein wenig, denn ab hier hat man jegliche Höhenmeter hinter sich gelassen und steht doch noch auf gut 2.200m.

Stimmung am Stempeljoch

Stimmung am Stempeljoch

Der Rest der Tour ist bekannt, vom Stempeljoch bis St. Magdalena beträgt die Gehzeit ca. eine Stunde und bis zum Hackl eine Dreiviertelstunde.

Die gesamte Tour hat 11 Stunden in Anspruch genommen, davon eine gute Stunde Rast. Die Länge auf der AV-Karte nachgemessen beträgt 27,8km und der gesamte Höhenunterschied 2,760m.
Man rechne ab der Abzweigung des Steiges nach der Pfeishütte auf dem Normalweg zur Östlichen Praxmarerkarspitze mit 3 1/2 Stunden bis zum Gipfel, so die Angabe auf dem Wegweiser. Alle anderen Zeiten sind individuell zu ermitteln und die oben gemachte Aussage mit der Gesamtzeit ab Eingang Halltal und zurück nicht für eine Tourenplanung zu verwenden.

Mils, 23.07.2016

 

 

Figln Lattenspitze – Stempeljoch

Spät weg von zuhause auf die Lattenspitze und weiter zum Stempeljoch zum figln im Stempelkar.
Im Halltal verglüht bei den momentanen Temperaturen um die Mittagszeit, erst ab dem Törl eine leichte Thermik-Brise als Hilfe bekommen.

am Weg zur Lattenspitze, ca. auf 2.000m

am Weg zur Lattenspitze, ca. auf 2.000m

Das erste größere verbliebene Schneefeld am Weg vom Törl zur Lattenspitze.

Blick in die zweite Karwendelkette zu Stempelspitze und Roßkopf

Blick in die zweite Karwendelkette zu Stempelspitze und Roßkopf

Der Weg nach dem Törl auf die Lattenspitze ist fast frei von Schneefeldern, nur in den Rinnen und ab ca. 100m unter dem Gipfel liegt Schnee.

Der Gipfel der Lattenspitze 2.340m

Der Gipfel der Lattenspitze 2.340m

Die Grate im hinteren Teil des Karwendels sind noch fest in der Hand des Schnees, riesige Wächten zur Stempelspitze und zum Roßkopf sind zu sehen (siehe Foto vom Bachofenkar in der Galerie).

gewaltige Wächten

gewaltige Wächten

Nach der Lattenspitze gilt es ein paar harmlose Schneefelder zur Pfeiserspitze zu überwinden. Der Schnee ist von schlechter Qualität, keinem richtig festen Firn sondern knietiefem Einsinken begegnet man auf der ganzen Tour über den Grat.

letzter Teil zur Pfeiserspitze

letzter Teil zur Pfeiserspitze

Die Pfeiserspitze ist schnell erreicht, das kleine Gipfelkreuzchen wurde verlegt. Heuer durfte ich die Seite im Gipfelbuch mit „2016“ und dem ersten Eintrag beginnen.

Blick von der Pfeiserspitze zur Lattenspitze

Blick von der Pfeiserspitze zur Lattenspitze

Und ab ging es über den schneefreien Grat in die kurze Rinne zum oberen Karende an dem ich die Figl erstmals ausprobieren konnte.

hier unten geht das Figln los...

hier unten geht das Figln los…

Die Kombination der alpin-Figl und der eisentauglichen Salewa Schuhe klappte recht gut. Die Abfahrt zum Stepeljoch in dem furchtbar nassen Sulz erwies sich als schweißtreibende Partie.

Figl erstmals "in-situ" anprobiert

Figl erstmals „in-situ“ anprobiert

unten angekommen, völlig außer Atem, dem schweren Schnee getrotzt, jedoch immer steiler abgedriftet als ich wollte. Kantenfahrt kann man im nassen Sulz vergessen.

kurz vor dem Stempeljoch am aperen Teil angekommen

kurz vor dem Stempeljoch am aperen Teil angekommen

Am Joch selber waren sicher schon einige Tage keine Tourengeher vom Hafelekar her unterwegs, die Schneedecke zeigt keinerlei Spuren.Ein Blick in das Stempelkar verrät, daß die Schneelage schon nicht mehr besonders gut ist. Tewilweise sieht man apere Stellen, der normal verlässliche linke Teil ist durch eine Lawine mit Figln schwer fahrbar.

Blick vom Stempeljoch ins Kar

Blick vom Stempeljoch ins Kar

Im oberen Teil habe ich die Figl ausgezugen und bin durch den schlechten Sulz gegangen, unten wo das Kar breiter wurde konnte dann richtig gefiglt werden.

sulziger Deckschnee wurde abgetreten, der Firn darunter war fest und gut fahrbar.

sulziger Deckschnee wurde abgetreten, der Firn darunter war fest und gut fahrbar.

Dan kam der schöne Teil der Abfahrt:

Im unteren Teil der Abfahrt war sogar mehr Schnee als im mittleren und oben. Abfahrt bis zur Halltaler Pfeis ohne weitere Störungen möglich.

Mit einem wunderbaren Ausblick endet das Fahrvergnügen und die Figl werden im Rucksack verstaut.

Speckkarspitze und Bettelwürfe

Heute den orografisch linken Teil zum Verlassen des Isstales gewählt und immer die Labestation im Vordergund anvisiert.

Abstieg im Isstal

Abstieg im Isstal

Der Zeitbedarf betrug 6 Stunden und die Höhendifferenz gut 1.500m

Mils, 21.05.2016

 

Bild

Schitour Hafelekar – Halltal

In mehrerlei Hinsicht ist diese Tour eine lohnenswerte, die man nicht wieder vergisst.

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Nordkette von der Seilbahn Hungerburg-Talstation aus

 

Zum einen ist sie per Seilbahn schnell erreichbar, taucht sofort nach dem Ausgangspunkt, der Hafelekar-Bergstation, in das wilde Karwendel ab in dem man sich in vollkommener Abgeschiedenheit wiederfindet und erfreut sich der beiden moderat langen Aufstiege bis man dann vom Stempeljoch aus nur noch abfahrend dem Ziel zustrebt.

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Zum anderen ist die Tour eine perfekte Rundtour, die bei der Station am Löwenhaus der Hungerburgbahn beginnt – dorthin gelangt man bequem und mit einer einigermaßen befriedigenden Parkplatzsituation des Morgens am Wochenende mit dem Fahrzeug – und dort auch wieder endet, nachdem man das kurze Stück von 10min vom Hackl (Eingang Halltal) bis zur Bushaltestelle die Schi schultert und mit dem IVB-Bus um lächerliche €3,50.- wieder exakt bis zum Löwenhaus gebracht wird. Was für den Alpinschifahrer die Sella Ronda oder die Grande Guerra, das ist für den Tourengeher diese Tour.
Eine Situation wie diese findet man selten und das Erlebnis innerhalb der Nordkette ist einzigartig.

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Das Hafelekar

 

Nach der Ankunft mit der Seilbahn gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann das kurze Stück auf die Hafelekarspitze aufsteigen (Schi geschultert) und hinten nordöstlich eine Rinne/einen Hang abfahren, oder man umfährt den Grat nach der Hafelekarspitze auf der Südseite, dem Inntal zugewandt, bevor man über eine Scharte ebenfalls ins Hafelekar abfährt.
Wir, Bene und meine Wenigkeit, wählten letztere Möglichkeit und mußten die Schi in der Nordseite der Scharte ca. 20Hm abwärts tragen, bevor wir zum Anziehpodestchen kamen.

In Bildmitte die Scharte, die nach der Umgehung der Hafelekarspitze in das Hafelekar hinunterführt

In Bildmitte die Scharte, die nach der Umgehung der Hafelekarspitze in das Hafelekar hinunterführt

Sodann geht es (moderat) steil die Rinne unter Scharte hinab und man erreicht den Talkessel des Hafelekar (auch Gleirschkar) wobei man sich östlich, an der Flanke des Ausläufers der Gleierschzähne nach Norden hält, um diesen Ausläufer zu umrunden.

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Nach der Umrundung des Ausläufers erreicht man den Talboden des Mannltals, fellt auf und läßt das Mühlkar, der Mannlscharte im Aufstieg zustrebend, rechts liegen. Hoch oben verläuft der Herman Buhl Weg und mittig in dem breiten Karkessel thront die Mannlspitze im Süden.

Aufstieg zu den Gleierschtaler Brandjoch Spitzen durch eine andere Gruppe

Aufstieg zu den Gleierschtaler Brandjoch Spitzen durch eine andere Gruppe

Der Aufstieg wird nun sehr genau östlich genommen und die Mannlscharte ist gut sichtbar. Ihr strebt man zu und erreicht nach einigen hügeligen Passagen den Aufstieg der nach oben hin stetig steiler wird. Wir haben die letzten ca. 30Hm die Schi getragen, da der Schnee sehr hart war und wir mit der Fellhaftung schon einige Mühe hatten. Harscheisen sind hier bei der richtigen Schnee- (Eis-) konsistenz von nicht geringem Vorteil.

Aufstieg zur Mannl Scharte

Aufstieg zur Mannl Scharte

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Auf der Mannlscharte blies der Föhn etwas weniger erbittert als am Hafelekar, jedoch reichte auch dieser, daß wir mit der Abfahrt keine Zeit verloren.

Auf der Mannl Scharte

Auf der Mannl Scharte

Die Abfahrt war nicht so toll wie jene zuvor in das Hafelekar, bei der wir in die nordseitigen Verhältnisse eingetaucht sind. Generell war der Schnee auf den südseitigen Lagen schlechter, härter und durch die Frosttauwechsel der letzten warmen Tage schwerer fahrbar. Trotzdem erfreuten wir uns an jeder einzelnen Abfahrt.

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Mit einigen Anschiebesituationen erreichten wir die südlichst mögliche Passage um die Reisenausläufer der von der Rumerspitze herabziehenden Reisen herum, versuchten damit möglichst wenig an Höhe zu verlieren und fellten wieder auf, um die letzte Erhebung dieser Tour, das Stempeljoch, zu erreichen.

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Der Föhn wechselte nun die Richtung und kam direkt auf uns zu. Nach der Querung des Kreuzjöchls, südlich unserer Route, wechselte die Richtung wieder und wir hatten den Föhn im Rücken.
Diesmal machten mir meine antiquierten Felle echte Probleme. Die Haftung war gleich Null und ich erinnerte mich an die Zeiten, als wir noch Spannfelle mit vorne und Hinten Riemen für die Querhaftung hatten.

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Aufstieg zum Stempeljoch

Nun ging es doch noch halbwegs akzeptabel, Querungen vermeidend, das Stempeljoch ohne viel Ärger und Fluchen zu erreichen. Die letzten 30Hm mit geschulterten Schi, aufgrund Schneemangels.

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Der Aufenthalt am Stempeljoch wurde ebenfalls wieder nur auf ein paar Fotos ausgedehnt, rasch stiegen wir in die kurze Rinne unterhalb des Joches ab, um diesen vorzüglichen Windschutz aufzusuchen.

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Nach dem Abfellen begann die lange Fahrt hinaus durch das Halltal. Immer so gut als möglich rechts, südlich an der Flanke der Latten- und der Wildangerspitze haltend, um der Sommerwegroute zu folgen.

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Die Schneeverhältnisse waren in diesem Nordhang wieder recht gut und die Abfahrt machte Spaß. Schlußendlich erreichten wir die Steinbergreise und genossen diesen Hang trotz recht wechselhafter Verhältnisse.

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Über die Straße, an Karls schlafendem Knappenhäusl vorbei, und nach einem schnellen tonischen Getränk in St. Magdalena erreichten wir – ohne die Schi auch nur einen Meter über die Halltalstraße tragen zu müssen – den Schranken beim Hackl.

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Der Bus – er fährt des Samstags alle 30min –  brachte uns, mit Blick auf die Nordkette während der Fahrt, wieder zum Löwenhaus zurück.
Bequemer kann es nicht sein und wenn man im Bus über die mannigfaltigen Facetten des, in so kurzer Zeit zum ersten Mal Erlebten vertieft nachdenkt, dann glaubt man es kaum und kann die Angeregtheit darüber nicht abstreiten.

Schi Heil und Berg Heil!

Mils, 21.02.2015

 

Rumer Spitze

Rumer Spitze 2.454m

Im Frühjahr, von den Stempeljochspitzen aus gesehen und nicht mit dem Hintergrund des Inntales abgelichtet, sieht die Rumer Spitze aus wie einer der mächtigen Gipfel im Himalaya.
Selbst im Sommer bietet der Blick dem Aufsteigenden, am Stempeljoch angekommen, eine eindrucksvolle Felspyramide, die stolz die Nordkette beschließt und von dieser doch einigermaßen einsam, durch weite, tiefe Scharten getrennt ist. Im Westen ist es die Arzler Scharte, im Osten das Thaurer Joch.

Rumer Spitze

Rumer Spitze

Als leichtester Anstieg wäre die Fahrt zum Hafelekar zu erwähnen, die mühsamen wären jene über die Arzler Scharte und über das Thaurer Joch. Der Längste an Weg und auch an Höhenmeter ist der Anstieg aus dem Halltal über das Stempeljoch und diesen wählte ich natürlich als einer, der am Fuße des Halltales seinen ständigen Stützpunkt hat.
Der mittlerweile zur Routine gewordene Anstieg per pedes bis ins hintere Halltal ist den Bergsteigern im Halltal traurige Routine geworden und zwingt dieselben früh aus den Federn.
Die Halltalstraße verläßt man vor der Brücke nach der 3. Ladhütte und steigt über den Hirschbadsteig in die Iss auf. Dies hat den Vorteil, daß man schneller ist, als über die Herrenhäuser und weiter zum Wasserberg.
Der Dschungel des Hirschbadsteiges ist besonders eindrucksvoll nachdem am Vortag Regen fiel, an Blumen, Insekten und rutschigem Letten mangelt es nicht und erspart einem die teure Reise zu Borneos Regenwäldern.

Einigermaßen gestochen von Bremsen (sie heißen nicht „Bremen“ und haben nie so geheißen!) erreicht man dann den Wald und kommt somit in Europas gemäßigte Höhenzone zurück. Oben, am Issboden angekommen, bietet sich dann ein herrlicher Blick auf den vielleicht schönsten Gipfel des Halltales, den Roßkopf.

Roßkopf

Roßkopf

Im Nu ist man dann auch schon in der Halltaler Pfeis und kann dort aus dem zweizölligen Rohr, meist bis spät in den Herbst hinein, Wasser fassen, bevor dann am Ende des Talkessels ein kleiner Steig südlich zum offiziellen Steig auf das Stempeljoch hinaufführt.
Mit dieser Abkürzung, bzw. Wegbegradigung spart man schon einiges an Zeit ein.

Tankstelle in der Halltaler Pfeis

Tankstelle in der Halltaler Pfeis

Gut gerüstet ist der weitere Aufstieg zum Stempeljoch dann nur eine Frage von ca. einer Dreiviertelstunde und dort oben angekommen hat man auch schon das Basislager von großen Urlaubergruppen erreicht, die, von der Pfeishütte kommend, nördlich und südlich auf die Gipfel ausschwärmen.

Der Blick ist überwältigend!

Blick vom Stempeljoch

Blick vom Stempeljoch

Nun verliert man ca. 120Hm indem man auf die Pfeisböden absteigen muß. Man hält sich unten am Steig zur Pfeis dann eher links (südlich) und erkennt schon den Steig in der Reise, der nördlich um das Massiv der Rumerspitze herumführt. Diesen steuert man an, um die „schönere“ Aufstiegsseite zu begehen, als der Aufstieg über brüchiges Gelände vom Osten aus (siehe die grüne Markierung in der Karte unten):

Karte Rumer Spitz

Karte Rumer Spitz

Diese Teilumrundung der Rumer Spitze dauert jedenfalls gute 20min, aber dafür hat man einen schönen Grat im Aufstieg.

Aufstiegsgrat vom Westen

Aufstiegsgrat vom Westen

Der nach Norden steil abfallende plattige Grat bietet ein paar schön ausgeformte, sehr leichte Kletterstellen, durch die man ganz beschäftigt, wesentlich rascher den Gipfel erreicht als man denken möchte.

Grat zur Rumer Spitze

Grat zur Rumer Spitze

einmal muß man am Grat südlich ausweichen

Der Ausritt auf die Südseite ist vielleicht sogar die Schlüsselstelle der leichten Übung, man klettert vor der Einschartung wieder auf die Grathöhe zurück, um die Einschartung von oben besser einzusehen.

weiterer Gratverlauf

weiterer Gratverlauf

Gipfel Rumer Spitze

Gipfel Rumer Spitze gen Westen fotografiert

Ich muß etwas schummeln, die Fotos sind von unserer Erstbegehung, Manuel, Christian und ich haben die Gipfel im Juli 2008 begangen und die letzten 4 Fotos sind also nicht heute entstanden (es war zu viel los…)
Der Abstieg erfolgt für jenen, der ins Halltal zurück muß natürlich über den Ostabstieg, der in seiner geometrischen Form kein ausgeprägter Grat ist. er ist eher zuerst eine Schlucht, recht brüchig, und dann ein Ausläufer mit einem leicht ausgeprägten Grat der zuerst nach Nord und dann nach Osten sich wendet.

Ostabstieg im Rückblick; Schlucht im oberen Teil

Ostabstieg im Rückblick; Schlucht im oberen Teil

Ostabstieg

Ostabstieg

Das nächste Ziel war für mich die Bettelwurfhütte, die weit hinten liegt, einen Marsch von ca. zweieinhalb Stunden ab dem Punkt an dem ich fotografiert habe entfernt ist und am Foto nicht sichtbar ist:

Stempeljoch und Halltal

Stempeljoch und Halltal

Der Ostabstieg endet unwesentlich weit südlich entfernt von der Stelle an der der Steig der nördlichen Umrundung beginnt.
Nach dem neuerlichen Aufstieg der ca. 120Hm auf das Stempeljoch kann man nun sich rechts haltend den Steig zum hinteren Halltal absteigen und endet am Wasserberg (erster Stollen des Salzbergwerkes, aufgeschlagen im Jahre 1272), oder man kann, wenn man noch nicht genug hat, über den Wilde-Bande-Steig zum Lafatscher Joch und weiter zur Bettelwurfhütte gehen. Letzterer Weg ist allerdings noch mit gut 300Hm im Aufstieg verbunden, weil er sich natürlich an der Geländeform orientiert und mit ständigem Auf und Ab verbunden ist.

Blick vom Stempeljoch nach Osten

Blick vom Stempeljoch nach Osten

Der Zeitbedarf für die gesamte Strecke (ohne Übergang zur Bettelwurfhütte) ab dem rigoros und autoritär sperrendem Schranken am Eingang des Halltales beträgt für den schnellen Geher gute 6 Stunden, man sollte jedoch mindestens 7,5-8 Stunden dafür einplanen, denn es gilt knapp 2.000Hm und 23km zu bewältigen.

Die Bettelwurfhütte erreichte ich heute noch in fast trockenem Zustand knapp vor 14 Uhr und dann prasselte es los. als es dann um 15:30 Uhr nachgelassen hat, habe ich den Abstieg gewagt und mußte – wahrscheinlich wegen meiner vielen negativen Posts zu den falschen Wetterberichten der letzten zwei Monate – einmal bestraft werden und es hat 150Hm unter der Hütte ordentlich angefangen zu regnen. Meine Bergschuhe sind nun deswegen sicher drei Tage unbrauchbar…
Am Abstieg von der Bettelwurfhütte erlebte ich noch ein Highlight das sicher nicht viele BW-Hüttenfans kennen und das es wert war meine Kamera im Regen dem elektrischen Kurzschlußtod auszusetzen.

Sturzbach am Abstieg 10min vor der Katzenleiter

Sturzbach am Abstieg ca. 10min vor der Katzenleiter

Und noch zwei Ansichten die man gesehen haben muß:

Der Sturzbach kreuzt den Steig (aber harmlos zu begehen)

Der Sturzbach kreuzt den Steig (aber harmlos zu begehen)

Sturzbach aus dem "Talele"

Sturzbach aus dem „Talele“

Mils, 09.08.2014

Kleine Stempeljochspitze

Trainingstour:

Die Kleine Stempeljochspitze ab Parkplatz Sprungschanze/Besinnungsweg ab 7:40 bis 10:39; leicht geschwindelt, ein guter Bekannter hat mich – auf der Straße keuchend – mit seinem blauben Pickup mitgenommen von der Sunnseitenbrücke bis zur 3. Ladhütte.

Weiter ging es dann über den Hirschbadsteig ins Issjöchl und das Stempelkar auf das Stempeljoch.
Zweifelhaftes Wetter zu Beginn, jedoch wußte ich schon zuhause vom Barometer, daß es, hinsichtlich des Wetters,  ein stabiler Tag werden würde.

Roßkopf Südostgrat

Die Nebel zogen derart schnell, daß man alle Arten von Impressionen schnell durchlebte. Absolut klares Licht wechselte innerhalb von wenigen Minuten zu einer „Waschküche“ mit Sichtweiten von nur 50m.

Blick ins Stempelkar mit Wildangerspitze

Der Gipfel mit aufgelassenem Kreuz:

Kleine Stempeljochspitze (die südlichere oder vordere)

Dieser Trainingstag hatte die Besonderheit eines Zeitlimits. Tochter Nina wollte um 13 Uhr zum Schwammerlsuchen aufbrechen und ich hatte versprochen, daß ich um 13 Uhr zuhause wäre.
Nun hatte ich alle Mühe um 10:39 meinen Apfel am Gipfel schnellstens wegzubringen, zu vertilgen, um noch bei Werner ein isotonisches Getränk einzunehmen zu können und dann, Nina nicht brüskierend, trotzdem um 13 Uhr zuhause zu sein (wir Tunnelbauer lernen solche Aktionen ganz zu Beginn unserer Karriere, dort heißt es Meter, Meter, Meter…), alles muß erledigt werden.

Am Rückweg, motiviert von dem guten Trainingstag und wenig bergerfahrenen Einheimischen, die mir innerhalb des mittlerweile arg mitgenommenen Steiges durch das Stempelkar erklärten, daß beim Reisenlaufen Steinschlag andere, heraufkommende Bergsteigerkollegen gefährdet werden und ich desswegen ganz langsam bergab steigen solle, redete ich mir noch zusätzlich den Steig am Karteller ein. Da ich diesen nicht kannte kostete mich diese Aktion gute 20min Extrazeit, vor allem, um aus den Felsen nahe der tief untenliegenden Herrenhäuser wieder emporzukommen. Ja, ich habe mich am kleinen Karteller verstiegen…

Nina empfing mich mit der Aussage: „Papa, du bist drei Minuten zu spät“, es war exakt 13:07 und wir sollten seit 3min im Auto auf den Wattenberg sein. Gottseidank hatt die Mama die Suppe erst aufgestellt und so konnte ich noch eine gute halbe Stunde auskühlen bevor es in das Schwammerlparadies losging.

Vorab: wir haben (erwartungsgemäß) nicht viel mehr an Schwammerln gefunden als die Jahre zuvor. Das Gebiet ist dermaßen überlaufen, daß selbst bei Passagen im Wald, wo mir das dürre Geäst der kleinen Fichten die Brille herunterriss, Fußspuren zu sehen sind und nur die 8mm großen Eierschwammerln, oder, deren noch kleinere Brüder kaum stehengelassen werden.

Dafür haben wir aber ein (un)typisches Bild einer Schwammerltour herzuzeigen, ein Smiley an Nina, verursacht vor allem durch dürres, sprödes Kleinholz aus, vor Jahren voraus gegangener Holzschlägerei:

PS: wir haben doch genug für ein deftiges Essen gefunden! Hier der Sack von Nina abgelichtet; Maurice und Papa haben aber auch viel gehabt…


Rainer Antretter, 11.08.2012