Archiv der Kategorie: Karwendel

Touren im Karwendel nur Winter

Figln im Halltal 2020

Das heurige Frühjahr, geprägt von zu gutem Wetter Ende März bis Mitte Mai, ließ trotzdem ein paar tolle Figltage zu und den Großteil davon auf durchwegs stark bestrahlten Hängen im Halltal. Ein Sondererlebnis war das Rosenjoch in den Tuxern, von dem in einem anderen Bericht die Rede sein wird.

flach ist es im Mittelteil gerade auch nicht

Die Figltouren im Halltal wurden auf diesem Blog schon mehrfach im Detail beschrieben, zuletzt mit Bericht vom 1. Juni 2018, weswegen in der Folge weniger auf die Details zum Aufstieg eingegangen wird, als sonst die Art zu berichten gepflegt wird.

Frauenschuhe im Halltal

Beim Vergleich der Bilder 2018 mit 2020 fällt die weitgehend ähnliche Schneelage auf und dies verlangt nach einem Blick auf die Klimadaten in diesem Zeitraum. Wenn eingangs von zu gutem Wetter die Rede war, dann stehen vor allem die Sonnentage gegenüber den Kaltfronten mit Schauern und Neuschnee in den Höhenregionen der betrachteten Hänge im Fokus, die sich auf die Schneedecke entweder mit Schmelze oder eben Verzögerung der Schmelze durch zu tiefe Temperaturen auswirken.

kurz vor dem Gipfel der Lattenspitze

Im April wurden in beiden Jahren zwar keine Figltouren ausgeführt, da er aber als vorausgehende Periode zur Entwicklung der Schneeverhältnisse bestimmend ist, wurde in die Gegenüberstellung aufgenommen.

das Tiefblau gibt es nur am Berg!

Interessanter Weise herrschten 2018 fast die gleichen Temperaturverhältnisse im April (Mittelwert Lufttemperatur 2,7° zu 2,4°), der Mai war 2018 hinsichtlich der Schneeschmelze mit einem Mittelwert der Lufttemperatur von 6,1°C deutlich abbauender (die Schneedecke betreffend) als 2020 mit 3,1°C. Der Juni entwickelt sich dafür bis zum 14. d. M. heuer kälter als 2018.

Vergleich der schneedeckenbeeinflussenden Wetterdaten 2018/2020

Beim Niederschlag – er ist im April generell noch recht zurückhaltend und das typische Aprilwetter läßt sich anhand der Daten nicht beweisen – ist festzustellen, daß der April 2020 mit der doppelten Menge von 2018 ausfiel, wenn auch erst gegen sein Ende hin. Die Niederschlagsmengen im Mai weichen in beiden Jahren nicht so sehr voneinander ab, also sollten sie aus Sicht der Schmelze den gleichen Einfluss gehabt haben.

Blumen etwa auf 2.250m – ein Traum!

Die Sonnenbestrahlung schließlich läßt trotz unterschiedlicher Monatswerte im April und Mai der Vergleichsjahre erkennen, daß in Summe über beide Monate eine auf die Stunde gleiche Sonnenscheindauer in beiden Vergleichsjahren vorherrschte.

Frühlingserwachen im Halltal

Für diesen Vergleich wurden die Daten vom Patscherkofel (Messhöhe 2.247m) herangezogen, die mit der Luftlinienentfernung von 14km nach Meinung des Autors eine hinreichende Genauigkeit zur Beurteilung der Unterschiede bieten.

Zwergprimel

Betrachtet man nun die drei datumsmäßig vergleichbaren Touren Lafatscher Roßkopf (zeitliches Δ 4 Tage), Stempeljoch (Δ 11 Tage) und Hintere Bachofenspitze (Δ 12 Tage), so stellt man anhand der Bilder fest, daß die Schneelage in beiden Jahren optisch kaum unterschiedlich ausfällt (mit Ausnahme im tief gelegenen Stempelkar, siehe unten).


Die Klimabedingungen für die Schneedecke scheinen also für die Figlsaison jeden Jahres – die Monate April und Mai überlagert gesehen – weitgehend dieselben zu sein.

Der größte Unterschied in der optischen Beurteilung liegt in der Schneedecke des Stempelkars. Zwei Bildvergleiche aufeinanderfolgender Zeitabschnitte von elf und zwölf Tagen verdeutlichen die Situation in zwei Stufen recht plakativ:

  1. Bild vom 10. Mai 2018 zu Bild vom 21. Mai 2020 -> zeitlicher Unterschied 11 Tage:
    Während 2018 die Fahrt bis zum Weg in der Iss möglich war, war dies 2020 nicht mehr möglich und die Schmelze war 2020 nur elf Tage später bereits weit fortgeschritten
  2. Bild vom 31. Mai 2018 zu Bild vom 12. Juni 2020 -> zeitlicher Unterschied 12 Tage:
    In 2018 zog sich Ende Mai noch ein breites Schneeband bis zum Ende der Reise in der Iss und 2020 – wenige Tage später – lag im Stempelkar nur noch marginal Schnee

Die Bilder vom 10. Mai 2018 (unten) und 12. Juni 2020 (oben) verglichen, zeigen auch recht gut die Entwicklung der jährlichen Schmelze innerhalb fast genau eines Monats auf einer mittleren Seehöhe von etwa 1.900m.

 

Für alle Touren gilt, dass der Aufstieg über die teils sehr steilen Hänge kann allgemein als weitgehend homogen bezeichnet werden, ungeachtet der Hangausrichtung und Seehöhe. Firn hat sich mehr oder weniger gut ausgebildet, jedenfalls ist die Schneedecke bis mittags fast ausschließlich fest und in den flacheren Teilen nicht besonders mühsam zu besteigen (Grödl nur zum schnelleren Fortkommen, nicht zwecks besserer Haftung teilweise zu empfehlen).

Lattenspitze, Pfeiserspitze, Stempeljoch (etwa 550Hm Abfahrt):

Sie ist ein leichter Klassiker, der sich auch zur Erkundung der Verhältnisse im Bachofenkar gut eignet. Der Autor beginnt zur Einstimmung meist mit ihr, oder mit der kleinen Tour auf die Wildangerspitze, seine jährlichen Figlabenteuer.  Auf den Aufstieg zur Lattenspitze und der Übergang zur Pfeiserspitze wird in diesem Bericht nicht eingegangen, er ist hinlänglich bekannt und auf diesem Blog mehrfach nachzulesen.

Autor mit der Stempelspitze im Hintergrund

Seit einigen Jahren wurden im Übergang zwischen beiden Gipfeln wurde die Seilsicherung erneuert und die sympathischen gummiüberzogenen Seile mit den griffigen Verdickungen (zum besseren Halt) gegen Seile nach der geltenden Norm ersetzt.

auf der Pfeiserspitze 2.343m

Ebenfalls seit einigen Jahren länger wurde das schmucke zierliche Gipfelkreuz der Pfeiserspitze von der Grathöhe auf einen flacheren nördlicheren Punkt versetzt. Die Gipfelbuchschachtel ist jedoch am Grat verblieben.

Figln unterhalb der Pfeiserspitze

Die Abfahrt beginnt unterhalb der letzten Seilsicherung am Felsansatz in den Reisen zur Pfeis hinab (etwa 2.250) in Richtung Stempeljoch und muß bereits nach etwa 50hm auf den meist ausgeaperten Jochflächen unterbrochen, um hinter dem mittig im Joch aufragenden Felskopf wieder fortgesetzt werden zu können.

Hintere Bachofenspitze (etwa 950Hm Abfahrt):

Diese Tour ist die längste und in der Abfahrt zweigeteilt. Am Ende des Bachofenkars, das man bis in den Juni fast immer bis knapp vor den Wilde-Bande-Steig fahren kann, lohnen sich gute 10min taleinwärts am Steig, um – noch vor dem Stempelkar, vom Kälberkar seitlich ins Stempelkar abfahren zu können.

Bachofenkar

Im Aufstieg in der steilen Rinne zur Scharte zwischen den Bachofenspitzen empfehlen sich zur Vermeidung übermäßiger Anstrengung mit Stufenschlagen immer Steigeisen, auch der Sicherheit wegen.

Mittelteil des Bachofenkars

Die Neigung der Rinne liegt im Durchschnitt über 40°, Stellen erreichen 45° und die Stelle unterhalb der Rotkalke in Schartennähe muß überklettert werden. Diese Stelle (etwa 2.570m) ist auch der Punkt an dem man meist die Steigeisen wieder verstauen kann, weil die Schuttflächen darüber im Mai bereits aper sind.

unterer Teil der Rinne

Nächtens friert es nicht mehr und um die Mittagstund nimmt die Festigkeit der Firndecke deutlich ab, bzw. steigt die Durchbruchgefahr in den Schmalstellen der Rinne auf die Bachofenspitze enorm.

Hintere Bachofenspitze, 2.668m

Dies war auch der Grund bei der Abfahrt die Figl erst ab etwa der Hälfte der Rinne anzuschnallen, denn die bekannte Engstelle hat Ähnlichkeiten zu einem Bergschrund und ein Bruch der Firndecke hätte ein Versinken möglicherweise bis zum Hals zur Folge.

Figlabfahrt in der Rinne

Nicht das Versinken, mehr die Nässe auf der leichten Kleidung ist hier die Situation, die zu vermeiden man wünscht.

Rückblick über die phantastische Abfahrt

Lafatscher Rosskopf (etwa 470Hm Abfahrt, mit Stempelkar 820Hm):

Eine weniger bekannte Figltour, jedoch sicherlich die am längsten zu befahrende im Frühjahr ist jene auf den Lafatscher Rosskopf. Diesen Umstand verdankt sie ihrer Höhenlage und Hangausrichtung. Sie beginnt auf knapp über 2.520m und endet unterhalb des Lafatscher Jochs auf 2.050m, also 350Hm höher als die anderen Figltouren, die in der Iss auf etwa 1.700m enden.

die spätere Abfahrt von der Scharte; wir haben die Wechte rechts umgangen

Von allen Hängen, bis auf den Nordhang der Wildangerspitze, besitzt sie mit der Ausrichtung des Kars der Jochreisen nach Osten die günstigste, um einen langen Bestand der Schneedecke zu gewährleisten. Die Mittags- und Nachmittagssonne erreichen die Jochreisen bis in den Mai nur im spitzen Winkel und verzögern damit die Schmelze.

das Gipfelkreuz kommt näher

Die Tour hat das Gipfelziel des Kleinen Lafatschers, der auf der, bereits Anfang Mai völlig aperen, Südostrippe erstiegen wird. Die letzten Reste von Schnee am Normalweg befinden sich im flachen Teil am Grat zum Gipfelkreuz. Für diese kurze Strecke empfiehlt sich ein Respektabstand zur Wechte auf der Grathöhe, die nicht nach jedem Winter gleich ausgeprägt und nicht komplett einsehbar ist.

Herwig am Kleinen Lafatscher

Zur Figlstrecke muß am Kreuzungspunkt der Südost gerichteten Aufstiegsrippe und des schärferen Nordostgrates 105Hm zur Scharte zwischen dem Kleinen Lafatscher und dem Lafatscher Rosskopf abgestiegen werden. Der Abstieg erfolgt über schuttbedecktes und teilweise brüchiges Gelände in leichter Kletterei. Im unteren Teil nimmt die Brüchigkeit etwas zu, vor allem in den ockerfarbenen Störzonen, schlechten und lehmdurchsetzten Materials. Die Scharte wird aber leicht erreicht.

Abstieg zur Scharte zwischen Kleinem Lafatscher und Lafatscher Rosskopf

Die Ausprägung der riesigen Wechte, die den Eingang in das Kar versperrt stellte sich 2020 völlig anders dar als in den Vorjahren. Bei der heurigen Begehung befand sich der ausgeaperte Spalt zwischen Fels und Wechte wesentlich weniger breit als 2018. So mußten wir eine andere Möglichkeit suchen die auf ihrer Vorderseite meist weit mehr als 5m hohe Wechte zu umgehen.

die mächtige Wächte in der Scharte, von links kommt man herab

Dies schafften wir auf ihrer nordöstlichen Seite, wo das Felsköpfchen in Grat eine nicht zu steile Fläche für den Abstieg zu einem ausgeaperten Bereich bietet, an dem sich die Figl gut anschnallen lassen. Auf schmalem Schneeband gestartet führt die Abfahrt unterhalb einer größeren ausgeaperten Plattenstelle mitten ins Kar. In diesem obersten Bereich um die Wechte werden Stellen mit 45° Neigung erreicht.

im oberen Teil recht weiche Verhältnisse

Die Abfahrt kann bis zum Tiefpunkt am Weg zum Halleranger erfolgen, wobei die beste Schneequalität logischerweise im Schatten der Aufstiegsrippe zu finden ist. Von dort sind etwa 60Hm Aufstieg zur Jochhöhe zurückzulegen.

Autor unterhalb der großen Wechte

Wir hatten heuer die Eingebung, die Fahrt etwas höher über dem Tiefpunkt zu beenden und zwar in der Flanke der Aufstiegsrippe zum Kleinen Lafatscher.

Von dort war es auf mittelsteilem Gelände möglich – um den Buckel herum – auf gleicher Höhe zum Lafatscher Joch zu queren, um den kurzen Aufstieg zu vermeiden.

Normalaufstieg am Grat ober der Abfahrt

Auch bei dieser Tour kann, wie vom Bachofenkar, vom figlbegeisterten das Stempelkar für eine weitere Abfahrt genutzt werden. Der Fußmarsch dorthin ist allerdings mit etwa 100 zusätzlichen Höhenmetern zu erkaufen.

es zischt!

Allen Touren ist die ungeheure Blumenpracht am Ende der Figlstrecken gemein. Es schießen geradezu alle möglichen Farben mit unterschiedlichsten Formen aus dem noch fahlen Bergrasen des Vorjahres und bilden einen prächtigen Kontrast zu Schnee und Fels im Hintergrund. Den Übergang von der Winter- zur Sommerbergsteigerei sollte man nicht ohne diese Erlebnisse ungenutzt verstreichen lassen.

immer noch gute Abfahrtsverhältnisse

Zur Ausrüstung:

Der Autor verwendet eisenfeste Bergschuhe und nutzt die schmale Vorderlippe, an der die Klappbügelbindung seiner Kurzschi gerade noch Halt findet und sich eine stabile Befestigung einstellt. Allerdings versagt dieses nicht aufeinander abgestimmte System auch schon beim ersten Schlag und die Mühe ist dann groß im Steilen wieder in die Bindung einzusteigen. Anstelle Fangriemen wird Erdungsdraht verwendet. Diese Technik geht auf Karl Obleitner zurück, einem Pionier in der Fertigung individuell gefertigter Kurzschi.

Figl angeschnallt – es kann losgehen!

Kurzschi haben den entscheidenden Vorteil gegen die handelsüblichen Aluminiumfigl („Figl“ von Firngleiter, nicht Fiegl), daß sie durch ihre horizontale Länge von 80cm über ruppige Büßerschneeflächen ein wesentlich stabileres Fahrverhalten haben, da sie die Grübchen der Schneeoberfläche besser – oder überhaupt erst überbrücken. Weiters ist die unangenehme Rückenlage nicht notwendig und sie wie Alpinschi gefahren werden können.

Mils, 04.07.2020

Schitour Großer Solstein, 2.541m

Der lange und breite Rücken des Großen Solsteins entzückt den Schitourenfreund vom Inntal aus, beispielsweise auf dem Weg über die Autobahn nach Innsbruck. Nahezu 1.000Hm beträgt die Abfahrt vom Gipfel bis zum Bachgraben, von dem ein kurzes Stück wieder zur Solnalm aufgestiegen werden muß.

Großer Solstein, 2.541m

Unternimmt man diese Schitour der Extraklasse nicht mitten im Frühjahr sondern im ausklingenden Hochwinter, dann kann man im gemuldeten Graben, der genau westlich des Gipfels hinunterzieht, auf der Abfahrt Pulverschneebedingungen vorfinden, die ein erstklassiges Abfahrtserlebnis bieten.

am Parkplatz oberhalb des Krankenhauses

Gleichzeitig kann man – zumindest bei unserer Begehung – auf dem gerade einmal 50m nördlich vom Pulverhang gelegenen Rücken bereits eine leichte Firnbildung feststellen, diese allerdings auf noch nicht tragfähigem Schmelzharschdeckel – etwas mühsamer zu befahren, eine Freude für Spezialisten wie Hilli.

der erste Blick auf das Ziel

Die Schitour auf den Großen Solstein wird im Allgemeinen als Frühjahrsschitour gehandelt. Wir konnten im Februar vom Parkplatz oberhalb des Krankenhausgeländes Mitte Februar mittels Schi die gesamte Strecke bewältigen. Nach etwa 300m aperer Straße am Puelachboden startete unsere „Winter-Tour“ – zugegeben bei fast Frühjahrsbedingungen –  auf Schi.

Aufstieg am Weg im Wald zur Solnalm

Der erste Kilometer des Weges um den Bergrücken zum Solsteinhaus herum mutet leicht bergab verlaufend an; bei der Rückfahrt stellt man jedoch fest, daß dem nicht so ist und daß er mit leichtem Anschieben gut fahrbar ist.

mehrere Stellen mit Winterschäden müssen passiert werden

Hinter einer Kurve, in der Nähe des einmündenden Weges vom Bahnhof Zirl, wird das Ziel, der Große Solstein, erstmals sichtbar. Von dort erblickt – sowohl Abstand als auch Höhenunterschied des rundlich ausgebildeten Gipfels relativ respekteinflößend.

die letzte Straßensperre passiert

Nach der Einmündung des Weges vom Bahnhof Zirl wird der Anstieg auf der Forststraße steiler. Der Winter hatte bei unserer Begehung Spuren durch mehrere der Schneelast zum Opfer gefallenen Bäumen, die quer über dem Weg lagen, hinterlassen. Zum Teil waren die Äste schon soweit abgesägt, daß man darunter hindurch konnte, eine Gruppe muß hangseitig umgangen werden.

Am Ende des Aufstieges am Weg nach ein dreiviertel Stunden

Der Bach nach der Talstation der Materialseilbahn präsentierte sich tief verschneit und nicht sichtbar unter Massen von Schnee. Oberhalb dieser freien Stelle führt die Tour, dem Normalweg folgend – steil hinauf in den lichten Wald unterhalb der Solnalm, die bald erreicht wird.

vor dem Solnwald

Der Bach nach der Talstation der Materialseilbahn präsentierte sich tief verschneit und nicht sichtbar unter Massen von Schnee. Oberhalb dieser freien Stelle führt die Tour, dem Normalweg folgend – steil hinauf in den lichten Wald unterhalb der Solnalm, die bald erreicht wird.

perfekte Bedingungen und ab dort großteils in der Sonne

Über den flacher werdenden Rücken, vorbei an einer Jagdhütte, wird nach wenigen Minuten die Solnalm erreicht. Anhand des eingeschneiten Almgebäudes (etwa 1.650m) mit dem fast 70 Jahre alten Hüttenzubau des Skiclub Zirl kann die hervorragende Schneelage des heurigen Winters eingeschätzt werden. Hier besteht auch ein wunderbar freier Blick auf das Solsteinhaus, das hoch über dem Almgelände am Sattel zum Kristental thront und auf den grandiosen langen Rücken des Großen Solsteins, der nach Westen herunterzieht.

Aufstieg im Solnwald

Hinter der Alm taucht die Normalroute des Sommers in den Wald ein und dieser wird zunächst gefolgt. Gleich nach dem Beginn des Waldes zieht vom Bachgraben eine Aufstiegsspur herauf. Dies ist der spätere Aufstieg nachdem – am jenseitigen Hang – die lange Abfahrt vom Großen Solstein absolviert wurde.

Solnalm, Erlspitze und rechts das Solsteinhaus

Dem steilen Hang im Wald weiter gefolgt geht es ohne Höhengewinn bis um eine Kurve herum, die den Einschnitt eines Bachgabens einleitet.

honorige Tourengruppe

Nachdem der tiefe Graben durchquert wurde und die gegenseitige Kurve erreicht ist, erkennt man gleich die Notwendigkeit der Abfahrt in den breiten Bachgraben, um den jenseitigen Aufstieg anzugehen.

Blick auf Aufstiegsroute (linke Hangperipherie)

Das weitere Verfolgen der Sommerroute taleinwärts würde in zu steilen Anstiegen auf der Gegenseite enden (siehe mehr Fotos hierzu in der Bildergalerie).

der tiefe Einschnitt des Bachgrabens

Alternativ muß der tiefe Einschnitt nicht ausgegangen werden, allerdings muß dann auf Fellen steiler in den Bachgraben abgefahren werden, siehe hierzu Bildergalerie.

hier beginnt die kurze Abfahrt

Der Aufstieg durch den rasch lichter werdenden Wald ist recht steil und bedingt mehrere, auch kurze aufeinanderfolgende Spitzkehren, bevor diese weiter oben gegen die Baumgrenze zu länger angelegt werden können.

Gegenaufstieg zum Solsteinhaus

Oberhalb der Baumgrenze quert die Route den steilen Hang bis zum flachen Plateau nördlich, etwa 20Hm oberhalb des Solsteinhauses und zieht hinter diesem in Richtung Erlsattel weiter.

Schnee noch kompakt und angenehm aufzusteigen

Mit phantastischem Blick auf die Gipfel der beiden beginnenden nördlich gelegenen Karwendelketten vom Sattel der Erlalm aus, kann der weitere Aufstieg auf den Großen Solstein eingesehen werden. Über die unbesonnte Nordflanke des Berges führt der Aufstieg in tadellosem Pulverschnee über den steilen Latschenhang zuerst lange westlich haltend zur schwach ausgebildeten Nordwestkante hinauf.

wir gehen es an – anstrengende restliche 700Hm liegen vor uns

Oben folgt der Aufstieg dann lange der Nordwestkante, wobei jene Spitzkehrensequenzen, die in die Nordflanke gerichtet sind teilweise durch kurze hartgepresste Abschnitte führen, an denen Harscheisen fast wünschenswert gewesen wären. Jene Spitzkehrensequenzen die in die Südrichtung führen befanden sich im Gegensatz dazu auf hartgefrorenem Schmelzharsch, bzw. sogar hartgefrorenem Firn, der nach und nach während unseres Aufstieges aufweichte.

Solsteinhaus bei der Winterruhe

Dieser Teil der Tour birgt beeindruckende Ausblicke auf die nördlichen Karwendelgipfel sowie die südwestlichen Stubaier und zieht sich über lange 500m an der Nordwestkante bis auf 2.350m hinauf.

anhaltend steiler Aufstieg

Als Highlight kann er fast über seine gesamte Länge eingesehen werden und je höher man angestiegen ist, desto imposanter erscheint seine Ausprägung – anderswo werden solch freie, fast ebenflächige Hänge „Leintuch“ genannt.

Christoph vor herrlicher Kulisse des Rigelkars

Auf etwa 2.350m, bei Erreichen der felsigeren Gipfelregion des Großen Solsteins, wendet sich die Route gen Süden und quert sozusagen den dort trichterförmig beginnenden langen Graben am obersten Ansatzpunkt in die Südflanke des Berges hinein.

Rückblick über den Aufstieg: etwa hier wird der Hang unterhalb felsigeren Geländes gequert

In dieser wird das Gipfelkreuz sichtbar und der Restaufstieg über die restlichen gut 100Hm erfolgt in wenigen weiteren Spitzkehren.

unterhalb des Gipfelbereiches

Flacher werdend leitet der abgerundete Gipfelbereich ein paar Hundert Meter bis zum Gipfelkreuz hinüber.

das Gipfelkreuz in Sicht

Vom schönen Stahlgipfelkreuz aus fällt gleich der „kleine“ Bruder, der um 96m höhere Kleine Solstein mit seiner gewaltigen Südflanke auf. Die Kollegen rätselten herum, ob der Winteraufstieg mit Schi wohl machbar wäre und sie kamen zum Schluß, daß es so sein muß.

Blick nach Osten zum Kleinen Solstein

In der Tat ist der Aufstieg an der Westkante des Kleinen Solstein im Internet nicht beschrieben und für das nächste Mal könnte dieser ein neues Highlight auf der Tour darstellen.

Blick ins Gleirschtal

Wenig andere Tourengeher wurden von uns angetroffen, am Gipfel waren wir mit einem anderen Kollegen allein. Auf der Abfahrt begegneten uns noch einige weitere, manche um die Mittagszeit erstaunlich weit unten bei der Solnalm.

Zugspitze und Außerfern

Auch der Große Solstein hält wunderbare Ausblicke bereit. Besonders eindrucksvoll sind die westlichen Gipfel der Gleirsch-Halltal-Kette und deren nördlich parallel verlaufende Brüder der Nördlichen Karwendelkette.

die Gruppe am Gipfel versammelt

Die Gipfel der 15km entfernten „Karwendelreibn“ unter dem Fernglas betrachtet tragen Schnee wie nie, lediglich der Westrücken der Westlichen Ödkarspitze, die Abfahrt zum Marxenkar, erschien ein wenig viel abgeblasen. Dieser Klassiker muß heuer unbedingt durchgeführt werden.

Blick auf das Rigelkar und im Hintergrund Seekar-, Ödkar- und Birkkarspitze

Sehr beeindruckend auch die Ansicht längs dem Inntal nach Westen und nach Nordwesten, in die Gipfel im Außerfern. Südlich gegenüber des Großen Solsteins ein Blick auf die bizarren Kalkkögel mit den Stubaiern im Hintergrund.

den Südhang vorsichtig angefangen – tadellos abzufahren aber noch etwas hart

Für jenen, der im Halltal zuhause ist und die Nordkette gut kennt tut sich eine schlängelnde Linie von Gipfeln nach Osten, die über den Verbindungsausläufer der Gleirsch-Halltal-Kette mit der Nordkette, am Roßkopf, bis zu den Bettelwürfen hin verfolgbar ist. Unsichtbar dabei bleiben die Gipfel der schönen Gratüberschreitung von den Brandjochspitzen bis zur Hohen Warte, verdeckt durch den gewaltigen Kleine Solstein mit seiner immensen Nordwand.

die Truppe beim Abfahren im Pulver gefilmt

Selbst im Februar besitzt die Sonneneinstrahlung schon genügend Energie die Schneeoberfläche auf 2.500m dermaßen zu erwärmen, daß dies bei der Abfahrt spürbar wird. In Vermutung dessen hielten wir den Gipfelaufenthalt mit einer guten halben Stunde recht kurz, bevor wir nach der Querung nach Westen den ersten Hang südwärts abfuhren. Die Abfahrt im wenig verspurten Gelände war tadellos, die Verhältnisse im bereits lange umgewandelten Schnee an der Südflanke jedoch deutlich schlechter als am folgenden westseitigen langen Hang zum Bachbett des Ehnbaches hinunter.

einzigartiger Blick auf den steilen Hang – zwei weitere Aufsteiger

Diese Abfahrt bleibt uns lange in Erinnerung, da hier großteils perfekter Pulverschnee genossen werden konnte, vorausgesetzt man fuhr eher links (südseitig) im weniger sonnenbeschienenen Teil des breiten Grabens.

ab hier beste Pulverschneebedingungen

Am der nördlichen Begrenzung des Grabens – keine 50m weiter rechts – herrschten verblüffend andere Schneebedingungen und zwar frühjahrshaft aufgefirnt mit brüchigem Harschdecke darunter. Aber auch diese Schneeart kann erfreuen, wie man an der schönen Spur von Hilli erkennen konnte.

Stoffel macht gute Figur

Die Länge des gewaltigen und auch steilen Hanges bleibt in Erinnerung. Er verjüngt sich unten zu einer ausgeprägten Rinne mit steilen Flanken als Begrenzung und einem wesentlich flacheren Auslauf als sie selbst.

Hilli geht es im Geschmier an!

Unterhalb dieser „Zwinge“ verbreitert sich der Hang wieder (etwa knapp unterhalb von 1.800m) und dort herrschte dann schon wirklich die frühjahrshafte Schneeart, der man noch einmal für einen kurzen Teil der Abfahrt zu entkommen vermag.

an der Zwinge unten

Die Abfahrt über den restlichen Hang zum Bachbett kann durch Querung in nördliche Richtung, auf ein lichtes Waldstück zu haltend, mit besserer Schneequalität als am offenen Hang, fortgesetzt werden.

Querung nach Norden

Das Ende in dieser Richtung wird durch einen Graben vom Solsteinhaus herunter gebildet, er in einem Graben endet. Dieser Graben führt hinaus zum Bachbett des Ehnbachs und zum kurzen Gegenaufstieg über etwa 60Hm Richtung Solnalm.

im Graben, kurz vor dem Ehnbach

Im engen Graben dachte wahrscheinlich ein jeder von uns vertieft über den Fall eines Lawinenabganges nach. Man hätte nicht die geringste Chance einer Flucht in diesem Einschnitt.

im Graben des Ehnbaches an der Gegenaufstiegsstelle

Der Aufstieg auf der Gegenseite ist kurz und strengt nach dem bereits erlebten merklich an. Die Aufstiegsspur kann über ein kurzes flaches Waldstück hinausgequert werden oder, zugunsten einer netteren Abfahrt, gekreuzt werden, um etwa 20Hm weiter oben in den Hang oberhalb der Solnalm zu gelangen.

im unteren Teil der Gegenaufstieg recht steil

Von dort fährt es sich fein an der Alm vorbei über die steiler werdenden Lichtungen in den Wald vor dem Ende des Fahrweges. Die sonnenbeschienenen Lichtungen ergaben am frühen Nachmittag schwierige Aufgaben an die Schifahrkünste auf, so schwer wurde der Schi im weichen Schnee gedreht.

und für heute endgültig abgefellt

Vom Bachbett talauswärts konnte unter gelegentlichem Einsatz der Stöcke sehr bequem gefahren werden.

über den Solnwald hinab

Allerdings werden an den steilen Passagen am schmalen Hohlweg die Oberschenkel noch einmal so richtig warm.

anstrengende Talausfahrt am winterlichen Hohlweg

Die Aufstiegsstrecke beträgt gut 10km und der Gesamtaufstieg 1.685m incl. Gegenanstieg bei der Abfahrt. Wir haben für die gesamte Tour 6:30 Stunden benötigt; hierbei sind ca. 50min Gipfelaufenthalt und Pausen enthalten.

Mils, 16.02.2019

Schitour Birkkarspitze, 2.749m

Dieser Karwendelklassiker wird vorzugsweise im Frühjahr unternommen und die eher anspruchsvolle Tour auf die Birkkarspitze stellt schon fast mehr als nur einen Hauch von Triathlon dar. Einzig die Schwimmdistanz entfällt, dafür bietet die Tour mehr oder weniger Tragestrecke.

Birkkarspitze, 2.749m

Bei meiner Begehung war eigentlich die gesamte Reibn geplant, jedoch ließen das – im Alleingang und an einem sehr einstrahlungsreichen Tag nach einer grenzwertig genügend klaren Nacht mit Regen noch am späten Abend – die Schneeverhältnisse nicht mehr eindeutig zu. Also wurde das Vorhaben mit der Ersteigung der Birkkarspitze abgeschlossen und auf die nächste Saison verlegt. Man muß umdrehen können.

Restnebel im hinteren Karwendeltal

Leicht spät, knapp nach halb sechs mit dem Radl (kein Stromradl!) in Scharnitz gestartet war ich eh schon unter den letzten Triathleten im Aufbruch. Ein netter Kollege aus Bayern wechselte mir den unglaublich großen Zwanziger, nachdem ich wegen des ausspuckenden Parkautomaten festgestellt habe, daß man mir tags zuvor als Münze keinen Zweier herausgegeben hatte, sondern eine osteuropäische Münze, täuschend ähnlich dem Zweier, jedoch um einen knappen Millimeter kleiner im Durchmesser.

Blick ins Marxenkar

Solche Momente braucht man um diese Tageszeit eher nicht – ein schieres Wunder, daß ich den Mann noch gerade neben mir sein Radl bepacken sah. Leider war er schnell dahin und aufgrund meines Radldepots war ich sicher weit mehr als eine Stunde später am Gipfel. Ich konnte ihm dort leider keinen Schnaps mehr anbieten aber meist trifft man sich ja im Leben zweimal.

Karwendeltal am frühen Morgen

Nun, die Radlstrecke zu beschreiben ist hier nicht besonders ergiebig für den Interessenten an diesem Bericht. Jener, der diese Tour oder die Reibn machen will weiß darum, daß ab dem Parkplatz bei der Brücke in Scharnitz bis zur Wildfütterung gute 10km und gut 300Hm (für die gesamte Reibn) und bis zum Wasserwerk unterhalb des Karwendelhauses knapp 15km und 600Hm (für nur die Birkkarspitze) damit zurückgelegt werden müssen.

Abzweigung zum Wasserwerk

Nachdem ich die Reibn geplant hatte war mein Radldepot auch klar an der Wildfütterung fixiert. Dies ist der Punkt an dem man aus dem Neunerkar herunter ankommt und die Ausfahrt aus dem Tal wieder mit dem Radl antritt. Also war meine Tragestrecke nicht für die Birkkarspitze bemessen und um gut 4,5km länger (bis zum Wasserwerk) als geplant.

Beginn des Aufstieges vom Wasserwerk; zunächst noch eine längere Tragestrecke

Beachtlich ist die Zeit, die für die Bewältigung der Tragestrecke von der Wildfütterung bis zum Wasserwerk benötigt. Ich habe (mit Tourenschuhen) für die 4,6km und 300Hm gut ein einviertel Stunden dafür benötigt die man, mit nur dem Ziel der Birkkarspitze allein, mit dem Radl als Tragestrecke vermeiden kann.

der malerische Schlauchkargraben

Am Wasserwerk angelangt mußte ich feststellen, daß die jüngsten Berichte über die Reibn nicht gelogen hatten und weit und breit keine größere Schneefläche durch den Schlauchkargraben hinaufzog.

im Schlauchkargraben

Also bleib ich zunächst recht weit unten und erklomm dann nach und nach die steile schrofendurchzogene Wiesenflanke so, daß der Kontakt mit nassen Latschen ein Minimum betrug (die Tourenhose mußte nach dieser Tour trotzdem in die Waschmaschine).
Mit Schi am Rucksack und Tourenschuhen ein echtes Abenteuer die Flanke bis hinauf zur Wasserleitung.

am Steig neben der Wasserleitung

Die Wasserfassung am Ansatz des Schlauchkares nach einer dreiviertel Stunde erreicht, dürften endlich die Schi vom Rucksack und der Beginn der eigentlichen Schitour brachte somit eine deutliche Erleichterung für die Schultern. Dies nach noch einem Kilometer und wieder 300Hm Tragestrecke (ab der Wildfütterung somit 5,6km und 600Hm Tragestrecke).

kurz vor der Wasserfassung

Keineswegs verzagt ob der langen Anreise trat ich nun bei mittlerweile unerwartet gutem Wetter in die Schitour ein.

an der Wasserfassung – Beginn der Schitour

Das Schlauchkar gibt sein Dimensionen erst nach und nach im Aufstieg preis und wer es nicht kennt ist nach Überwindung der ersten Steilstufe durchaus beeindruckt über die Dimensionen nach dieser Stufe und den steiler werdenen Flanken bis zum dann gut sichtbaren und gut über 700Hm entfernten Gipfelkreuz der Birkkarspitze. Alleine das Kar ist die Reise wert.

toller Start in der Sonne

Frohen Mutes betrat ich nach der Wasserfassung die ab dort geschlossene unnachgiebige Schneedecke. Sie war um halb neun vormittags vollkommen hart gefroren, eigentlich weit härter als ich das nach der mittelmäßigen Nacht erwartet hätte.

unterer, eher flacher Teil des Schlauchkares

Kaum eine Kantenspur verblieb nach einem Schritt in der bockharten Oberfläche und so folgte ich wegen fehlender Spuren nicht dem Herdentrieb und der Spuren der Bergsteiger vor mir, sondern kreuzte deren hauchfeine Kantenabdrücke im rhythmischen Spitzkehrentakt, der so oft im Winter für die einzige Abwechslung im Trott des Aufstieges sorgt.

in der Fortsetzung steiler bis zur Kurve im Kar

Selbst eine Stunde später um halb zehn, als der logische Aufstieg den mittig im Kar liegenden Felsriegel zu dessen Linken leitete war noch kaum Erweichung der Schneedecke spürbar. Das Kar liegt recht lange am Vormittag im Mai im sehr flachen Sonnenwinkel, wodurch dieser nicht unangenehme Aufstieg möglich ist – allerdings mit Harscheisen.

die volle Dimension des oberen Teiles des Kars und den Gipfel der Birkkarspitze im Blickfeld

Harscheisen sind nach dieser Passage (ca. auf 2.500m) in jedem Fall nötig, denn die Hangneigung des Kares erreicht dann zwischen 35 und 40°, an Stellen, laut Tiris über 40°.

Hangneigungen Schlauchkar

Das obere Schlauchkar wird im steilen Aufstieg westlich durchquert und ich entschied mich für die weite Querung bis zum Schlauchkarsattel, weil ich ja die Reibn als Ziel hatte.
Je näher ich dem Grat kam desto weicher wurde der Schnee und zwar drastisch.

Oberer, sehr steiler Teil und Blick zum Schlauchkarsattel

Die Spuren am Sattel in Richtung Östliche Ödkarspitze waren in der Schneeoberfläche am Grat bereits recht aufgearbeitet, ein Zeichen, daß mehrere Tage keine Begehung mehr stattgefunden hat. Der markante Felskopf am Grat war bereits großflächig ausgeapert.

Oberer, sehr steiler Teil und Blick zum Schlauchkarsattel

Mit diesen nicht so guten Aussichten wendete ich mich dem Grat zur Birkkarhütte zu, um den Gipfel zu ersteigen.

Blick zur Birkkarspitze

Natürlich habe auch ich das angekettete Kinderradl fotografiert und einen Blick in den mäßig aber doch verschmutzten Unterstand geworfen.

Birkkarhüttchen – Notunterkunft

Der Aufstieg zum Gipfel war großteils in aperem Gelände möglich. Der Vortagsregen hinterließ einige leicht angeschneite und in der Sonnenbestrahlung tauende Passagen. In den Winkeln manche Stellen noch winterlich schneegefüllt, aber alles in allem der Aufstieg – sowie das gesamte Gipfelplateau – ziemlich aper.

Aufstieg zur Birkkarspitze

Der Blick rundum vom Gipfel erstaunte schon ein bisschen. Mit Mitte Mai waren selbst Grate, Kare und Hänge mit weit über 2.000m Erhebung bereits fast vollständig ausgeapert.

Selbstbildnis auf der Birkkarspitze

Die Erklärung liefert eine aufschlussreiche Grafik des Tiroler Lawinenwarndienstes, die in der zweiten Hälfte April veröffentlicht wurde und zeigt, daß durch den geringen bis fehlenden Neuschneezuwachs ab Mitte Februar mit den darauf folgenden warmen Wochen (die warmen Wochen zeigt die Grafik nur indirekt, aber man weiß, daß es so war, wenn man an den extrem warmen April zurückdenkt) der Schneedecke einen fast jähen Tod beschieden hatte. Die Grafik gilt generell nur für Obergurgl, sie ist übergeordnet jedoch mit Sicherheit für das gesamte Bundesland bezeichnend. Dabei stellt die rosa Ganglinie die heurige Aufzeichnung dar, die graue die Mittelung der Messwerte seit 1961 und der graue Bereich die gesamten Messwerte in jedem Aufzeichnungsjahr.

Schneehöhen 2017/18 Obergurgl (Quelle: Tiroler Lawinenwarndienst)

Deutlich kann der raschen Rückgang der Schneehöhe ab Ende März bis Mitte April erkannt werden, ein kontinuierlicher Absturz, ohne Neuschneezuwachs, wesentlich steiler als die gemittelte graue Kurve.
Im Kopf trägt man die Frühjahrsverhältnisse jedoch anders, vor allem dann, wenn man sich nebenbei auch noch mit seiner Arbeit und anderen Dingen beschäftigen muß und so kommt man heuer für manches Vorhaben, das geplant gewesen wäre, leider einig Wochen zu spät. Höchstwahrscheinlich bin ich nicht der einzige mit dieser Erkenntnis.

das Schlauckkar

Der Ausblick entschädigte die triste Situation mit den noch verbleibenden Möglichkeiten doch sehr und dafür keimte auch die Hoffnung einer rasch beginnenden Bergsaison in dem so sonnig begonnen Jahr.

Die Kaltwasserkarspitze mit noch wenig Restschnee sah aus, als wenn sie schon als Bergtour zu erreichen wäre und im fernen Hintergrund der Grat der Grubenkarspitze völlig schneefrei.

Blick nach Osten, im Vordergrund Kaltwasserkarspitze

Im Westen der Grat über die Ödkarspitzen, der den schwierigeren Teil der Reibn darstellt auch an vielen Stellen bereits schneefrei und mit den Tourenschuhen kein besonderes Vergnügen mehr und im Hintergrund die Nordöstlich ausgerichtete Flanke aus dem Marxenkar zur Großen Seekarspitze allerdings noch voll eingeschneit. Dort drüben wäre die Reibn noch einwandfrei im Schnee machbar.

Route der Karwendelreibn, ganz hinten links der letzte Gipfel der Reibn, die Große Seekarspitze

Die Feuchtigkeit des nächtlichen Regens gut zu erkennen im Blick nach Nordwesten über das Karwendeltal hinaus, über das Bäralpl in die Soierngruppe.

in den Nordwesten geschaut: Karwendeltal mit Bäralpl und gleich dahinter die Soierngruppe

Gen Süden, über das Lafatscher Joch zu den Tuxern noch hohe Restbewölkung sichtbar. Interessant hier, selbst die fast völlig sonnengeschützten Kare und Schuttböden über den höchsten Erhebungen des Gleirschkammes kaum mehr mit nennenswert Schnee belegt – ein Zeichen für das warme Frühjahr.

Gleirsch-Halltalkette 1. Bild

Nach dem Abstieg von der Birkkarspitze zum Schlauchkarsattel ein letztes Innehalten, ob ich denn die Tour doch fortsetzen solle. Aber allein die lange Felsstrecke mit Tourenschuhen bestätigte meine eigentlich schon getroffene Entscheidung der Umkehr.

Abstieg von der Birkkarspitze

Einigermaßen betroffen rüstete ich zur Abfahrt. Verblüffend wieder der extreme Wechsel der Schneekonsistenz vom Grat, in dem der Schnee mittlerweile – es war mittags geworden – völlig aufgefirnt und schmierig war und knappe 50Hm tiefer im nordseitig ausgerichteten Schlauchkar immer noch eine bockharte Piste.

Anstieg auf die Östliche Ödkarspitze

Allemal ein Vergnügen war die Abfahrt etwas weiter unten mit abnehmender Hangneigung und – für das Auffirnen – besserem Sonneneinstrahlungswinkel.

im Schlauchkarsattel, Blick auf den Schlauchkarkopf 2.500m

Nach einer tollen Abfahrt erreichte ich die Wasserfassung wieder und hatte nun die Aussicht auf knappe sechs Kilometer Tragestrecke bis zur Wildfütterung. Das war sozusagen die Belohnung für den Abbruch der Karwendelreibn.

Abfahrt im Schlauchkar

Nun, angesichts der Temperaturen und den klobigen Tourenschuhen war diese Strecke sicher kein wiederholenswertes Vergnügen, aber so schlimm waren die gut eineinhalb Stunden auch wieder nicht. So mancher phantastischer Blick entschädigte.

herrliche Abfahrt im unteren Schaluchkar

Abgestiegen bin ich diesmal direkt über den Steig neben der Wasserleitung bis knapp oberhalb des Wasserwerkes und dann dem breiten Weg folgend bis zum Hauptweg zum Karwendelhaus sowie diesem dann gut vier Kilometer folgend zum Radldepot.

Hochalmkreuz oberhalb dem Beginn des Schlauchkares

Nach zeitraubendem Umziehen und Beladen des Radls ging es die gut 10km in angenehmem Tempo talauswärs zum Parpklatz, den ich gegen 15 Uhr erreichte und eine sagenhaft schöne Tour endete.

ein letzter Rückblick auf die Ödkarspitzen

Zusammengefasst: 2x10km Radlstrecke, Aufstieg ohne Radl 1.460m, Gesamtaufstieg ab Parkplatz 1.770m, gesamter Zeitbedarf knapp neuneinhalb Stunden.
Die Gesamtzeit kann noch signifikant verkürzt werden bei der Anfahrt mit dem Radl bis zum Wasserwerk, was jedoch – wie erwähnt – nicht mein Ziel war.

Mils, 11.05.2018

Schitour Rappenspitze, 2.223m

Im letzten Abdruck der Saison sollte der schon lange gehegte Wunsch, die Schitour auf die Rappenspitze, unternommen werden. Die Rappenspitze stellt eine der anspruchsvolleren Schitouren von Pertisau aus dar. Zum Zwecke der Erkundung als Schitour habe ich sie bereits im Herbst als Bergtour von Stans aus überschritten.

Rappenspitze, 2.233m

Gegen Ende April findet sich bis auf 1.250m kein Schnee mehr, weshalb ab dem Parkplatz am Eingang ins Karwendel bis weit über die Falzthurnalm Schi und Tourenschuhe getragen werden müssen.
Als Hilfe könnte man die rund 3km bis zur Falzthurnalm mit dem Radl fahren, was den Anstieg schon um eine halbe Stunde verkürzen würde. Ich habe allerdings die Tragevariante gewählt.

ohne Radl muß die Ausrüstung bis zum Schnee geschultert werden

Durch den ausgeprägten Nordhang hatte ich die Schneegrenze etwas tiefer eingeschätzt, die außergewöhnlich waren Temperaturen duch den April hindurch hatten jedoch ganze Arbeit geleistet und ich erschrak förmlich, als ich von unten bis weit hinauf ins Legertal keine durchgehende Schneefläche erblicken konnte.

endlich Schnee auf ca. 1.250m

Durch den Waldweg bei der Falzthurnalm hinauf konnten Spuren des wütenden Winters beobachtet werden – nicht nur kleinere Bäume wurden sein Opfer, selbst große alte Nadelbäume wurden entwurzelt und blockierten den Waldweg.
Oberhalb der Forststraße im oberen Teil des Waldes tauchten dann plötzlich Schneeflecken auf, die immer größer wurden und sich bald zu einer gangbaren Gesamtheit ausbildeten, auf einer Höhe von 1.250m.

Aufstieg neben der Lawine

Vor mir muß schon lange niemand mehr aufgestiegen sein, denn es gab kaum Anzeichen einer Aufstiegsspur und keinerlei Abfahrtsspuren. Im Aufstieg links befanden sich nicht besonders alte Reste einer Grundlawine, die teilweise gut die Breite des halben Tales beanspruchten.

der schöne Kamm über die Schneeköpfe zum Falzthurnjoch

Oben, am Übergang in die flacheren Almwaldpassagen nahm ich die mittelbreite Rinne zum Aufstieg, nicht den durch Lawinenreste verlegten Sommerweg. Die Rinne hat eine ähnliche Gefälleausprägung wie eine Sprungschanze und ist in der Abfahrt schön zu fahren.

Im Almgelände der Dristlalm

Durch etwas flachere und recht lichte Waldpassagen mit naturbelassenem Baumbestand und daher teilweise recht altehrwürdigen Nadelhölzern wird die Freifläche der Dristlalm erreicht.

es wird ein schöner Tag

Ein verstecktes Kleinod auf 1.645m. Die Alm mit ihrer wenig flachen Almfläche ist eingebettet zwischen Hirschensteigkopf, Dristkopf und Dristlköpfl im Übergangsgrat zu den Hochflächen der Naudersalm, einem augenscheinlichen Gebiet der Reliefüberschiebung des Karwendels.

Dristlalm auf 1.645m

Oberhalb der Dristlalm führt der Aufstieg bis auf rund 1.750m durch einen lichten Lärchenwald zum Dristlköpfl, der in der Abfahrt wunderbar zu durchfahren ist. Der Dristlköpfl mit 1.827m wird allerdings nicht erreicht, vorher geht es schon wieder abwärts.

Aufstieg zum Hochpunkt der Vorberge – im Hintergrund die Rappenspitze bereits sichtbar

Nach dem Hochpunkt wird das Almgelände verlassen, der Verbindungsgrat zur Kette wird betreten. Ungefähr 40Hm Abstieg (bzw. Abfahrt bei genügend Schnee) zum Brunntal stehen auf genügend breitem Gratrücken bevor.

das Brunntal mit dem steilen Kar – Schlüsselstelle der Tour

Der Übergang vom Ende des Abstieges bis zu den freien Flächen des Brunntales erfolgt unterhalb der Felsen durch lichten Baumbestand.

kurzer Abstieg am Verbindungsgrat

Der Übergang besteht aus einem leichten Auf und Ab, er ist teilweise recht steil aber dafür nicht besonders lang.

Aufstieg im Kar im Brunntal

Am Ende des Überganges wartet das Brunntal gleich mit einer steilen Freifläche auf, in der Tage zuvor Gleitschneelawinen (wie ich später identifizieren konnte) abgegangen sind. Ich durchquerte die bereits verfestigten Lawinenreste und versuchte an deren Rand so hoch wie möglich aufzusteigen, um den Hang möglichst weit oben zu queren. Die Schneequalität war grenzwertig, trotz klarer Nacht hatte es auf 1.850m nur oberflächliche nächtliche Verkrustungen der Vortagesschmelze gegeben.

sie schattigen Teile habe ich für den Aufstieg ausgesucht

Mein Ziel war es den freien Hang so rasch als möglich zu durchqueren und die Felspartien im Süden, die noch weitgehend im Schatten lagen, zu erreichen sowie knapp unterhalb dieser aufzusteigen.
Das Vorhaben gelang ohne große Zwischenfälle, jedoch ließ wider Erwarten die Schneequalität knapp unterhalb der Felsen nach. Also stieg ich einige Meter tiefer in gut 35° geneigtem Gelände mit etwas angespannter Stimmung weiter auf den höheren Teil des Kares zu und erreichte wieder bessere Schneequalität für den folgenden Abschnitt.

Aufstieg im Kar im Rückblick

Der Neigungsschatten des kleinen Felssporns mittig im Kar wurde unterhalb für Spitzkehren genutzt und oberhalb wieder zum Hinausqueren auf die noch schattigen Hangpartien zum Nauderer Kar hinauf.

der obere Teil des Kares

Oben, im Nauderer Kar hatte die Sonneneinstrahlung und Tageserwärmung den Schnee bereits völlig aufgeweicht und alle flachen Partien wurden zum schweißtreibenden Erlebnis. Dies veranlasste mich auch den Rücken zum Larchkarlkopf ab dem Übergang vom Kar für den weiteren Aufstieg zu nehmen, anstelle durch das Nauderer Kar zur Ostflanke des Rückens weiter zu gehen. Ich vermutete dort bessere Bedingungen als im flachen Nauderer Kar und der völlig sonnenzugewandten Flanke auf den Rücken zum Gipfelaufschwung.

bereits im flachen Nauderer Kar

Der Aufstieg über den harmlos aussehenden Aufschwung auf den Rücken war aber alles andere als eine Besserung der Verhältnisse, im Gegenteil. Durch die exponierte Lage erwies sich der Aufstieg, der auch wesentlich steiler ist, als er von unten aussieht, dermaßen weich, daß auf manchen Schritten der Schi bis zum Knöchel versank. Ganz oben am Übergang mußte ich stapfen, da kaum Fortkommen möglich war.

sehr warm schon und weicher Schnee

Der Mühe Lohn bestand in dem gut gangbaren flachen Teil des Rückens bis zum Gipfelaufschwung, bei dem ich Schidepot machte, denn die Ostflanke der Rappenspitze war völlig aper und trocken. Von dort stehen noch ca. 100Hm zum Gipfel an.

eindrucksvolle Wechten immer noch vorhanden

Über den ausgeaperten Sommerweg ging es hinauf zum Gipfel, den ich um 11:10 erreichte.

die Rappenspitze – man sagte mir Fotos mit Personen müssen sein…

Der phantastische Frühlingstag lies wieder einmal in ein prächtiges Panorama schauen. Im Westen die im Sommer und Herbst schöne Überschreitung vom Staner Joch bis zur Rappenspitze mit Blick – rechts im Bild – zur Glocknergruppe.

Blick nach Osten zum Staner Joch

Im Süden der gewaltige Grat von der Fiechterspitze bis zum Hochnissl und links dahinter die Zillertaler mit dem Olperer als höchsten Gipfel, alles traumhafte Touren, hier am Blog zu finden.

der Süden – Auslauf der Vomperkette von Fiechterspitze bis Hochnissl

Die höchsten und verstecktesten Karwendelgranden an diesem Tag sehr scharf zu sehen im Westen. Vom viel besuchten Kletterberg der Lamsenspitze über den anspruchsvollen Skitourenberg des Hochglück, die schöne Grubenkarspitze im Tiefsten des Roßloches, die gewaltig schwarzen Laliderer Wände, der Birkkarspitze und der noch schöneren spitzen Nachbarin, der Kaltwasserkarspitze bis zum imposant freistehenden Sonnjoch ganz rechts reichte der Blick.

Nauderer Kar mit Dristkopf und Achensee im Hintergrund

Nach Norden ein farblich krasser Gegensatz mit dem weißen Nauderer Kar zu Füßen der Rappenspitze, dahinter die schon angeaperte Dristlalm sowie in naher Ferne der grüne Achensee.

Gipfelaufbau der Rappenspitze

Angetrieben durch die Verschlechterung der Verhältnisse im Brunntalkar gönnte ich dem Auge keinen längeren Blick auf die Alpenschönheiten, sondern machte mich nach gut einer Viertelstunde wieder auf den Rückweg. Um halb zwölf war es höchst an der Zeit von 2.100m abzufahren.

Abfahrtsspuren über die Flanke vom Rücken und im Kar zu sehen; man beachte die bereits eingeebnete Aufstiegsspur rechts

Die Flanke in das Nauderer Kar hinab war schon sehr tief aufgeweicht und unten wurde es schwer auch weiter angelegte Schwünge zu drehen.
Mit so viel Schwung als möglich versuchte ich dem Gehen im flachen Kar zu entrinnen was weitgehend gelang. Nur wenige Meter bis zum Übergang ins steile Kar benötigten Grätschschritte.

spannende Abfahrt ins steile Kar

Die sinnvollste Route über das steile Kar hinab erschien die Aufstiegsspur zu sein. Also legte ich die Schwünge entsprechend und die Verhältnisse hielten sogar dem Druck der Schwünge stand, sodaß der erste Teil der Abfahrt fast wie eine optimale Firnabfahrt zu werten war.

die Querung – hier hätte ich besseren Schnee erwartet

Die Querung unterhalb der Felsen von der Kaserjochspitze herab erfolgte dann wieder in wenig tragfähigem und aufgelockertem Schnee. Die Einflüsse durch Tropfwasser von den Felsen oberhalb dürfte der Grund für die schlechte Schneequalität gewesen sein.

am Ende der Abfahrt im Kar im Brunntal angekommen – man beachte den trügerischen Wiesenhang

Unterhalb der Querung, im freien Wiesenhang, den ich am meisten fürchtete, wurde der Schnee aber wieder besser und die Konsistenz ließ schöne Schwünge in der Falllinie zu.

Rückblick auf den ersten Teil der Querung zum VerbindungsrückenNach der Gleitschneelawine und dem restlichen Teil des steilen Hanges war ich doch recht froh am Weg zur Querung angelangt zu sein und die Wiesenhänge hinter mir gelassen zu haben. Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen waren im heurigen Winter eine der Gefahrenquellen Nummer eins.

Querung unterhalb der Felsen

Gegen Ende der Querung erschien es praktisch die Schi am Rucksack zu tragen und zu Fuß die aperen und die zwar schneebedeckten, aber schlecht gangbaren Stellen zu überqueren. Ebenfalls am teilweise ausgeaperten Gratrücken zum Hochpunkt des Überganges zur Alm.

Verbindungsrücken zur Dristlalm

Hinab durch die herrlichen Lärchen zur Alm konnte noch halbwegs gut gefahren werden, wenngleich Schwünge schon einiges an Kraftanstrengung kosteten und vornehmlich im Steilen angelegt wurden. Eine Rast auf der Alm kam daher wie gerufen.

Rückblick auf die Abfahrt

Zwei junge Burschen ohne Gamaschen saßen schon mit recht durchweichten Bergschuhen auf der Bank vor der Alm denen ich einen Gipfelschnaps ausgab. Man unterhielt sich bevor ich versuchte auf der Bank einzudösen.

Gelände der Dristlalm

Die Einstrahlung war jedoch so groß, daß das Vorhaben wegen durchnässtem Leibchen und dem Interesse an den Lockrufen der Kröten nach zehn Minuten aufgegeben wurde.

die Amphibien erwachen

Das befinden sich doch glatt auf 1.650m Höhe eine Unzahl an Kröten in den kleinen Pfützen rund um die Alm und nicht nur dort, weit ab von Wasser, auf Schneeflächen tummelte sich das Getier, zu einer kleinen Dokumentation anregend:

So schön die Stunde auch war, nach einer dreiviertel Stunde brach ich wieder zur Abfahrt auf – der Weg zum Parkplatz war noch lange und es gab noch weiteres zu tun.

Herzl oder Afrika?

Als schönsten Teil der Abfahrt durch das Legertal empfand ich die Rinne und die folgenden 100Hm. Zum einen war dort schöner Firn und lichter Wald mit großen freien Flächen.

die Rinne zum Legertal

Weiter unten mußten die engen Waldpassagen bedient werden, wobei die Kombination aus Geschwindigkeit und Drehvermögen im weichen Nassschnee die übliche anfängerische Figur machte. Immer wieder abruptes Abbremsen und wenden fast im Stehen wurde notwendig.

von der Rinne ins Legertal geblickt

Einigermaßen angestrengt erreichte ich wieder die Stelle, an der die Abfahrt plötzlich nicht mehr möglich war und suchte nach den deponierten leichten Bergschuhen im Gebüsch.

fast am Ende der Abfahrt

Mit den nun am Rucksack verstauten Schi und Schuhen ging es hinab zur Falzthurnalm und den langen Weg hinaus zum Parkplatz, gesamt in etwa 300Hm und knapp eineinhalb Stunden, wie auch für den Aufstieg bis dorthin.

so geht es den langen Weg hinab zum Parkplatz

Der Zeitbedarf incl. den Fußmärschen vom Parkplatz zur Falzthurnalm und zurück betrug gut sieben Stunden mit einem viertelsündigem Gipfelaufenthalt und einer Dreiviertelstunde auf der Dristlalm.
Die Strecke betrug sieben Kilometer bei 1.350m im Aufstieg und die reine Aufstiegszeit dreieinhalb Stunden.

Mils, 21.04.2018

 

Schitour Juifen, 1.988m

Der Juifen erscheint vom Tal näher am Achental als er tatsächlich ist. Die mit wenig mehr als 1.100Hm gerade einmal im unteren Bereich mittellange Schitour liegt 5,5km vom Ausgangspunkt an der Achentalstraße entfernt. Der durchwegs leichte, flache Aufstieg der Schitour auf den Juifen hat daher einiges an Schönheiten der Landschaft zu bieten und ebenso gut für eine Partnertour geeignet wie die Hochplatte. Nach meiner gestrigen Rückkehr aus Canada eine entspannte Schitour um den Bewegungsapparat wieder zu aktivieren.

Juifen, 1.988m

Der Aufstieg vom Parkplatz auf der Bundesstraße (beim Gh. Tirolerhof), von Innsbruck kommend knapp nach der Abzweigung der Steinbergstraße links bis zur Falkenmoosalm ist hier nicht beschrieben, hierzu bitte den Bericht der Schitour zur Hochplatte ansehen, dort ist die Abzweigung zum Juifen beschrieben.

Anstieg nördlich des bereits aperen Weges in diesem Teil

Sobald die Lichtung nach dem etwas steileren Anstieg nach der Falkenmoosalm erreicht ist hält mach sich eher rechts durch die Lichtung und trifft auf die Abzweigung mit einem etwas zu niedrigen und daher versteckten gelben Wegweiser. Allerdings kann die Abzweigung kaum verfehlt werden, sie mündet in einen recht breiten Weg zum Großzemmalm.

Abzweigung von der Route zur Hochplatte – rechts der Weg zum Juifen

Ab dem Teil des Almgeländes der Falkenmoosalm, bei dem der dichte Wald verlassen wird, erfolgt der Aufstieg zum Juifen durchwegs komplett der Sonne ausgesetzt, nach der Almfläche der Falkenmoosalm und am kurzen Verbindungsweg  von der Abzweigung bis zum Almgelände der Großzemmalm hängt die Sonnenbestrahlung von Datum und Tageszeit ab. Dieser Tage ist es des Vormittags auch auf diesen kurzen Passagen kaum mehr schattig.

Almgelände der Großzemmalm mit Kafell mittig und Marbichlerspitze rechts

Nachdem die Abzweigung eingeschlagen wurde führt der Weg noch einige Minuten hauchzart bergauf, um dann ebenso hauchzart bis zum Almgelände der Großzemmalm zu fallen. Die für die Abfahrt unangenehme Strecke beträgt in etwa 300m und je nach Schneeverhältnissen kann sie ohne einzusinken begangen werden ohne aufzufellen oder der Armumfang beträgt gut 40cm, oder man muß  eben einmal mehr auffellen.

Anstieg auf das Marbichler Joch auf der anderen Talseite

In jedem Fall beeindruckt der Talkessel um und hinter der Großzemmalm dermaßen, daß diese für die Abfahrt kleine unangenehme Stelle in den Hintergrund tritt und in diesem Bericht eigentlich nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden muß, weil sie angesichts der fabelhaften Natur lediglich  Jammern auf hohem Niveau wäre.

nach der Großzemmalm etwas steilere Passagen zu durchqueren

In einem weiten, eher flach steigendem Bogen, führt der Anstieg um die nahezu komplett eingeschneite Großzemmalm herum, um auf der anderen Talseite in deutlich steilerem Gelände an einem weiteren Hüttchen vorbei östlich ansteigend, dem Marbichler Joch zuzustreben.

das Tagesziel der Juifen vom Marbichler Joch aus

Es mag ab der Großzemmalm gewiss weitere Anstiegsmöglichkeiten geben, die leichteste Route führt unterhalb des Schrofengeländes bis zum Hüttchen nördlich durch, bevor sie dann ostwärts dreht und die Richtung zum Marbichler Joch einnimmt.

Flanke von der Marbichlerspitze, muß gequert werden

Direkt am Joch befindet sich auf 1.700m die letzte, die Lämpereralm – sie wird umgangen bevor die Route den recht steilen Nordosthang quert und in Hangmitte direkt einschneidet. Diese Querung muß bei zweifelhaften Schneeverhältnissen und kritischen Einstufungen der Lawinengefahr gut überlegt werden.

Blick nach Süden vom Sattel nach dem Marbichler Joch

Die Querung endet am nächsten Sattel, bevor ein breiter Kamm den letzten Anstieg von moderaten 270Hm Juifen führt. Zunächst ist noch eine steilere Stufe zu nehmen, innerhalb deren Flanke der Firn bereits leichte Abrutscher von der Spur verursacht. Die steilere Strecke ist in ein paar Minuten überwunden.

moderate Steilstufe vor dem Kamm zum Juifen

Es folgt eine weitere Kupierung mit einer deutlichen Wächte an der Oberkante. Wäre keine bestehende Aufstiegsspur vorhanden, könnte sie leicht durch einen spitzen Anstiegswinkel durchstiegen werden.

Rückblick nach der ersten steileren Stufe

Oberhalb der Kuppe zieht dann der Kamm flach dahin mit einem sichtbar deutlich steileren Gipfelhang.

Anstieg über den flachen Kamm

Ich habe den Gipfelhang mangels Schnee an seiner Wächtenseite – rechts vom Zaun – im Schnee bestiegen und befand mich sozusagen vollends auf der Wächte, die bereits deutlich von der Abrisskante entfernt ist, also kurz vor dem Abriss steht.

Gipfelaufbau mit Wächte rechts neben der Abrisskante

Ein nicht ungefährliches Unterfangen von dem vor allem im Frühjahr abgeraten werden muß. Das Schidepot befindet sich dort wo die Abrisse erstmals sichtbar sind und ein Steig führt die letzten ca. 60Hm zum Gipfel. Man sollte diese Variante nehmen.

Am Juifen angelangt

Der flache Gipfel des Juifen bietet einen schönen Jausenplatz und angesichts der Tatsache, daß er in dieser Gegend neben Guffert und Demeljoch der höchste Gipfel gen Norden ist, bietet sich auch ein weitläufiger Blick dorthin – allerdings heute zu dunstig zum fotografieren.

Blick gen Osten mit Guffert links und Rofan rechts

Die Szenerie von Osten bis Westen ist grandios. Der bereits erwähnte Guffert markiert die hohen Tiroler Gipfel im Osten, der Rofanstock begeistert im Südosten und im heutigen diffusen Hintergrund ragen die Dreitausender des Zillertales auf.

Blick nach Süden mit den Gipfeln des Achentales

Gegen Süden erfreuen die Gipfel der westlichen Achenseeseite das Bergsteigerherz und im Südwesten die weißen, monumentalen und schroffen Gipfel des Zentralkarwendels, dem vielfältigsten Gebirge der Heimat.

Blick Südwest ins Zentralkarwendel

Ganz im Westen klingen die Karwendelgipfel ab, weiter hat es die Plattentektonik in unseren Tagen (noch?) nicht geschafft nach Norden vorzudringen.

Ansicht der Aufstiegsroute nach dem Marbichler Joch

An diesem so wundervollen Tag macht die Abfahrt unterhalb der Lämpereralm bis zum Auffellplatz Spaß. Teil in Firn, in der Senke unten in den letzten Pulverpartien geht es rund 350Hm hinab, bevor für den weiteren Rückweg nochmals für ca. 10min und ca. 80Hm aufgefellt werden muß.

Abfahrt unterhalb des Marbichler Joches

Ab dem Erreichen des Marbichler Joches gleitet man auf tollem Firn bis zur Großzemmalm hinab, bevor nach dieser der oben erwähnte leichte Gegenanstieg zur Falkenmoosalm genommen wird.

Am Marbichler Joch mit Lämpereralm

Die restliche Abfahrt nach der Falkenmoosalm erfolgt zum Großteil auf dem Forstweg und im gerodeten Teil schöner auf der jung gepflanzten Fläche, immer sorgsam um die Bäumchen herum, ohne Beschädigungen derselben.

letzter Blick zum Juifen

Gesamt habe ich für die schöne Tour 4 1/2 Stunden benötigt, davon recht genau 3 Stunden für den Aufstieg. Insgesamt wurden 1.150Hm im Aufstieg zurückgelegt.

Mils, 25.03.2108

 

 

Schitour Große Seekarspitze

Im ersten Drittel in der Karwendelhauptkette unternimmt man einen Klassiker der Karwendelschitouren auf die Große Seekarspitze und dies Abenteuer wird im Frühjahr erst richtig zum Genuß, wenn die Schneeverhältnisse bis zum Neunerkar ideal dafür sind.

Große Seekarspitze

Ideal sind sie dann, wenn der Aufstieg über den netten Jagdsteig durch den Wald ohne Schnee und mit Bergschuhen möglich ist, Schi und Tourenschuhe am Rucksack verstaut sind und für die rund 600Hm bis zum Beginn des Neuenerkars getragen werden müssen.
Ab dem Neunerkar auf ca. 1.800m wird die Plagerei dieser Tage mit einem traumhaften Aufstiegsgelände in zauberhafter Umgebung belohnt.

Jagdsteig zum Neunerkar; Tagesbeginn im Karwendel um 7 Uhr Ende Mai

Um 5:20 Uhr ging es vom Parkplatz in Scharnitz los und die sechs Euro für das Tagesticket ist wohl ein Hohn für die Bergwelt in die eingetaucht werden darf. Eigentlich sind es ja nur 4 Euro, denn es gibt zum Ticket einen zwei Euro Gutschein dazu mit dem man später in Scharnitz sein Bier mitfinanziert und so für die Leute etwas tut, die dort die Masse ertragen müssen.
Los geht es mit dem Radl, denn zunächst gilt es fast 11km Talweg zu meistern. Der komplette Anstieg dieser Strecke beträgt rund 350Hm und so mancher ist hier mit einem Stromradl gut beraten.

Abzweigung nach der Wildfütterung, rechts beim Marterl geht es ab zum Karwendelbach

Je nach Kondition wird der Ausgangspunkt für den alpinistischen Aufstieg nach einer bis eineinhalb Stunden Radfahrt beim Wegkreuzchen kurz nach der Wildfütterung erreicht, siehe Foto. Hier rechts ab ein paar Hundert Meter und über die Holzbrücke über den Karwendelbach.

Holzbrücke über den Karwendelbach

Jenseits des Baches sucht man sich ein Radldepot und – wenn man so wie ich kein Schloß besitzt wirft man es in ein Baumdickicht – findet sofort den Steig in den Wald.
Mit der schweren Last auf den Schultern dünkt der moderat steile Beginn des Steiges angenehm und leitet über in den richtigen Aufstiegs-Rhythmus. Ebenso beschäftigt einem die Frage warum die Schaufel, die Sonde und das Pieps auch mit mußten, ist dies um diese Jahreszeit bei dem total gesetzten Firn doch recht schräg – aber es doch beruhigend und wird akzeptiert.

hier rauf geht es ins Neunerkar, 600Hm Aufstieg mit schwerem Rucksack

Am Aufstieg gibt es zwei Bäche und eine lustige Quelle auf rd. 1.400m die hörbar oberhalb des Steiges zu sein scheint, den Steig aber nicht quert, weil sie vorher wieder versickert. Einige Minuten später erscheint sie rechts neben dem Steig und den Spuren nach labten sich in den letzten Wochen daran eine Vielzahl an Aufsteigenden.

markante Felsstufe Richtung Osten, hinten die Bockkarlspitze

Dutzende gekreuzte Spinnenfäden im Gesicht auf dem Aufstieg verrieten mir, daß ich heute zumindest der erste war und bei solchen Erlebnissen kokettiert man sofort damit, ob man vielleicht auch der Einzige bleiben würde. Letzeres war nicht vorgesehen und mit den Nachfolgenden und Dazugestoßenen ergab sich am Gipfel dann eine nette Unterhaltung beim Jausnen. David aus München hat mit mir sogar die Abfahrt angetreten und mit mir den Parkgutschein zu erquickendem Hopfensaft verwandelt.

Felsriegel hinauf zum Neunerkar, rechts wird aufgestiegen

Einen Tipp mag ich hier geben: die Aufstiegszeit bis zum Neunerkar beträgt eine Stunde oder vielleicht ein wenig mehr, je nach individuellem Vermögen, und in dieser Zeit habe ich den Rucksack nie abgenommen, man mag ihn dann wahrscheinlich kaum mehr wieder aufnehmen.

die Sonne geht über dem Neunerkar auf

Der unbeforstete Ur-Wald mit seinen riesigen Ameisenhaufen, Felsklippen und sonstigen Blickfängen lenkt auch dermaßen ab, sodaß der Aufstieg rasch vorbeigeht. Übrigens, beim größten Ameisenhaufen geht es links weiter, der Steig rechts führt in das Riedlkar.

steiles Schneefeld, im Winter bei gefrorenen Verhältnissen mitunter heikel

auf ca. 1.650m wird eine recht markante Felsstufe erreicht, die den Beginn des Anstieges in das Neunerkar bildet. In der Mitte der aufziehenden Felsen befindet sich eine kleine Höhle, die im Fall von Gewitter des Sommers auf ihren letzten eineinhalb Meter zumindest halbwegs Schutz bietet.

flacher werdendes Gelände in Richtung Neunerkar

Nach der Felsrippe führt der Steig in die steileren Passagen des Felsriegels unterhalb des Neunerkars und die Plagerei erreicht durch Schutt am Steig ihren Höhepunkt. Von dort sind es etwa 100Hm über eine im Winter bemerkenswert steile Flanke im Schnee bis der Steig wieder flacher wird und die Abrundung des beginnenden Kares erreicht wird.
Auf diesem Aufstiegsteil können bei hartgefrorenen Bedingungen heikle Situationen auftreten, nicht mehr aber im Mai und ich wage sogar zu behaupten auch nicht mehr im April.

im Neunerkar angekommen, Auffellpunkt

Ich mußte keine Stufen schlagen, so wenig von der Flanke war noch mit Schnee bedeckt. Der Steig führt auch sofort linkerhand (östlich) in Latschengelände und wird dann – nach Überschreitung des Schmelzwasserbaches – auch gleich wieder flacher.

Neunerkar kurz nach 8 Uhr

Wenig später wird das Gelände flach und das Neunerkar ist erreicht. Schluß mit dem schweren Rucksack, exakt hier wird heute angefellt und es beginnt  der Aufstieg mit Schi in das weitläufige Kar.

Aufstieg im Neunerkar erster Teil

Der Blick auf die schon fast sichtbare Breitgriesskarscharte täuscht mächtig, da steht man nicht innerhalb kaum einer Stunde oben, mich nahm das hinten nicht unwesentlich steil werdende Neunerkar eine Stunde zwanzig in Anspruch.

hinten geht es rechts hinauf

Die Lawinensituation kann am heutigen Tage eigentlich als gebannt angesehen werden. Die von Großer Riedlkarspitze und Bockkarlspitze herabziehenden Schluchten und Reisen sind weitestgehend vom Schnee geleert und anhand der Lawinenreste kann angenommen werden, daß dies innerhalb des letzten Monats passiert ist. Auch ein Grund diese Tour im fortgeschrittenen Mai anzutreten.

Aufstieg rechts (westlich) unterhalb der Steilstufe; Schnee im Gegenhang schon weitgehend aufgefirnt

Um knapp neun Uhr früh ist der Schnee im oberen Kargelände von der starken Maisonne bereits dermaßen erwärmt, daß man – als Tipp – eher besser die östliche Karseite, die um diese Tageszeit auch kaum noch bestrahlt wurde, für den Aufstieg auswählt.

Rückblick auf das Neunerkar oberhalb der Steilstufe

Liegt das weite Kar mit dem stetig steiler werdenden Anstieg einmal hinter einem, wendet sich das Muldengelände zur Breitgriesskarscharte östlich und in dem nun recht flachen Winkel konnte die Sonne nach neun Uhr noch nicht das ihre tun, um den Schneeoberfläche unangenehm aufzuweichen. Vielleicht deshalb die Bezeichnung Neunerkar – jedenfalls eine Eselsbrücke für die Zeitplanung.

Mulde zur Breitgriesskarscharte

In der Breitgriesskarscharte versuchte nicht nur ich vergebens die Biwakschachtel zu finden, als ihr einziges Lebenszeichen räkelte sich allein der Blitzableiter gerade 10cm über die Schneeoberfläche heraus.

kurz vor der Breitgriesskarscharte auf 2.300m sieht man das Ziel, die Große Seekarspitze, erstmalig

Traumhaftes Panorama tut sich hier auf, Blicke in das Breitgriesskar und in die Seefelder Kette erfreuen nach dem Kessel in dem der bisherige Aufstieg erfolgte.

die Biwakschachtel tief eingeschneit

Und natürlich die schön geformte, ja fast symmetrische Pyramide des Zieles, der Großen Seekarspitze erfreut mächtig. Fast sieht es aus, als wären es nicht mehr knapp 300Hm bis zum Gipfel sondern mehr.

Breitgriesskarscharte, Rückblick in das Neunerkar

Der weitere Aufstieg beginnt nun recht flach mit einer gewaltigen Hangquerung, die bei falschen Schneeverhältnissen sicher wesentlich heikler sein kann als die Stellen unterhalb des Neunerkars.

bevorstehende Hangquerung; rechts hinten unterhalb der Schrofen mußte ich die Harscheisen zu Hilfe nehmen

Gequert wird der gesamte Gratausläufer von der Großen Seekarspitze über die Kleine Seekarspitze bis hin zum Übergang in das Seekar und zur Breitgriesskarscharte. Auf dieser Querung waren im – von der Sonne unerreichten – östlichsten Teil des Kessels Harscheisen von Vorteil, allerdings mußten diese dort innerhalb einer unangenehmen Steigung angelegt werden und hier sollte man – als Tipp – vorher überlegen und dies in der flachen Breitgriesskarscharte erledigen, obwohl die Schneeoberfläche dort schon weich ist.

steiler Gipfelhang der Großen Seekarspitze

Am Ende erreicht man die Einsattelung zwischen Großer und Kleiner Seekarspitze. Diese hab ich für den weiteren Aufstieg genommen, weil es schon von unten bequemer aussah, als die gewaltig in das Breitgriesskar abstürzende Gipfelflanke der Großen Seekarspitze mit Spitzkehren zu nehmen.

in der Einsattelung zwischen Kleiner und Großer Seekarspitze

Am Grat zwischen den beiden Seekarspitzen waren dann die Verhältnisse wieder völlig anders, weil seit Sonnenaufgang bestrahlt. Weichster Mulz vor allem in Gipfelnähe zwangen zu einem Schidepot ca. 30-40Hm unterhalb des Gipfels und den Rest per pedes zu nehmen.

Schidepot unterhalb des Gipflaufbaues

Um 10:20 Uhr, exakt 5 Stunden nach dem Aufbruch in Scharnitz stand ich am Gipfel der Großen Seekarspitze. Zunächst wehte kaum ein Lüftl an diesem außergewöhnlich schönen Tag Ende Mai. Später wurde aber doch eine Jacke nötig, nachdem die Thermik zunahm.

Große Seekarspitze, 2.677m

Rundum alle Gipfel der Karwendelhauptkette noch in überwiegend weißem Kleid, der Frühling ist hier oben noch nicht angekommen. Schätzungsweise reicht der Juni kaum aus, um Sommerbesteigungen auf die wichtigsten Gipfel möglich zu machen.

von links Ödkarspitzen, Birkkarspitze und Kaltwasserkarspitze

David, den ich von der Einsattelung zwischen den Seekarspitzen sah und der die Reibn unternahm traf mittlerweile am Gipfel ein und berichtete über teilweise überraschend weiche Verhältnisse im oberen Schlauchkar.

Autor auf der Großen Seekarspitze

Die Reibn ist insgesamt aber noch gut machbar und ein Blick ins Marxenkar bestätigt dies.

Marxenkar

Die Nordhänge und -kare der Hinterautal-Halltalkette sind bei weitem nicht mehr so schneegefüllt wie man das erwartet hätte. Ein Blick auf das Lafatscher Joch bestätigt dies.

Bettelwürfe bis Kaskarspitze, mittig das Lafatscherjoch

Die Abfahrt über die Gipfelflanke war von ändernden Oberflächenbeschaffenheiten geprägt, jedoch erquickender Lohn für die langen Aufstieg. David und ich fuhren zusammen ab und teilten die Freude.

Große Seekarspitze im Rückblick bei der Abfahrt

In der Mulde nach der Breitgriesskarscharte und im Neunerkar waren die Verhältnisse noch besser, es hatte gut 10cm aufgefirnt und der Schnee in den Hängen war recht homogen.

Ab dem Ende des Neunerkares wurde die Tourenausrüstung wieder geschultert und im Gespräch vergingen die rd. 600Hm Abstieg wie im Fluge.

letzter Blick nach der Kante ins Neunerkar

Zum Schluß wurden die Schi wieder auf das Rad gebunden und die meiste Strecke konnte hinausgerollt werden, sieht man vom moderaten Gegenanstieg unter den Wänden der Brunnsteinspitze ab.

die letzten Abstiegsmeter mit toller Kulisse

Die Bergsteigeruhr zeigte 1.750m Aufstieg und 8:30 Stunden Gesamtzeit. Davon brachte ich eine gute Stunde am Gipfel zu und weiter unternahm ich nur unwesentliche Trinkpausen sowie Ausrüstungswechsel.

Mils, 28.05.2017

 

 

Schitour Grubenkarspitze, 2.663m

Inmitten des Herzens des Karwendels, im Roßloch, thront die Grubenkarspitze als östlichste Umrandung des Kessels, den das Roßkar bildet. Es gibt dort mehrere einsame Schitouren, wobei jene auf die Grubenkarspitze einen besonderen Reiz ausstrahlt, ist doch der letzte Gipfelanstieg im Frühjahr wahlweise als leichte Kletterei, oder über einen gut 40 Grad messenden Steilhang erreichbar, dem ein relativ langer, unschwieriger Gipfelgrat folgt.

Grubenkarspitze, 2.663m

Die Grubenkarspitze bildet  die höchste Erhebung im Roßloch und ihr Gipfelgrat ist bereits von weit außen im Hinterautal sichtbar Links, nördlich der Roßlochspitze kann man sie bereits kurz nachdem die Abzweigung der Straße ins Gleirschtal mit dem Radl geschafft ist erblicken. Diese Abzweigung, die Gleirschhöhe, stellt auch den Hochpunkt der Fahrt ins Hinterautal dar, rund 100Hm wurden bis dorthin von den Parkplätzen überwunden.

Anfahrt ins Hinterautal zur Grubenkarspitze

Daß die Strecke allein in die Nähe der Grubenkarspitze lang ist merkt man dann, wenn man um kurz nach 6 Uhr früh – ein späterer Aufbruch rächt sich mit ungünstigen Schneeverhältnissen bei der Abfahrt, allenfalls mit steigender Lawinengefahr, eher bricht man eine halbe Stunde früher auf – mit dem ungefederten alten Radl die ersten 10km hinter sich gelassen hat und – als Nichtmountainbiker – des Sitzens am harten Sattel überdrüssig wird. Die unangenehme Fahrt erstreckt sich aber zu Beginn des April 2017 bis ca. 1km vor die Kastenalm und somit über rd. 13km und gesamt gut 300Hm, weil nach der Gleirschhöhe eine Abfahrt von rd. 50Hm folgt.

Roßlochspitze, Bildmitte, mit unverkennbarem Grat und links der Anstieg auf die Grubenkarspitze

Mit fortschreitender Jahreszeit, wenn die Sonne den Talboden vom Schnee befreit hat kommt man mit dem Radl noch ca. 4km weiter auf den sogenannten „Hinteren Boden“ dem Talabschluß des Roßloches auf 1.440m.

knapp vor dem „Hinterer Boden“

Im April mußte ich jedoch knapp nach der Kastenalm aufgeben das Radl durch die immer wieder über längere Strecken auftretenden Schneefeldern auf der Straße durch zu schieben und erkannte erst bei der Ausfahrt, daß der Versuch so weit wie möglich zum Roßloch vorzudringen für die Ausfahrt keinen Vorteil brachte. Der Tipp ergeht also hier bei den ersten längeren Schneefeldern – i. d. Regel noch einige Hundert Meter vor dem Bachbett aus dem Birkkar – das Rad abzustellen und ab dort die Tragestrecke zu eröffnen.

Rückblick am Talende angelangt

Hat man diese ersten eineinhalb Stunden Radfahrt überstanden und wurde von vermummten, nichtgrüßenden E-Bikern mit echter Federung überholt, befindet man sich bereits voll im Tageslicht und kann sich anfangs April gegen dreiviertel acht Uhr am flach gehaltenen Weg ins Tiefste des Roßloches mitunter für ein paar Minuten direkter Sonnenbestrahlung erfreuen. Sofort aber endet das Vergnügen mit einem Hauch von ansteigendem Aufstieg bis zu einem kleinen Waldstück, nachdem die Route auf eine weite flache Ebene einmündet an deren Ende das Tal jäh zu Ende ist und gewaltige Lawinenreste von links und rechts herabgestürzt sind. Ein schauerlicher Anblick, selbst noch zwei, drei Wochen danach.

erster Aufstieg über Lawinenreste, Harscheisen sind bis auf 2.000m vorteilhaft

Ab dort, auf ca. 1.440m beginnt der anstrengende Aufstieg über gut 1.200m bis zum Gipfel der Grubenkarspitze.
Zunächst steig man auf der rechten Talflanke über Latschen und teilweise anstrengende, lockere Lawinenreste bis auf ca. 1.630m und kann – je nach Schneelage – den Abzweig des Steiges in das Bockkar (Ausgangspunkt für die Schitour auf die Lalidererspitze) ausmachen. Auf der bereits aperen Gegenseite, einem Südhang, zeichnet sich der Steig durch die Latschen gut ab.

die beiden Aufstiegsrinnen im ersten und letzten Drittel des Bildes gut auszumachen

Nach weiteren knapp 100Hm Aufstieges in der rechte Flanke sichtet man zwei Rinnen durch die Latschen wobei sich beide für den Aufstieg eignen, die südliche, höher gelegene aber auch für die Abfahrt. Wegen der besseren Einsicht von unten habe ich im Aufstieg die erste, schmalere, nördlichere Rinne genommen und mußte in der Hälfte die Schi in die Hände nehmen, so schmal wird die Latschengasse nach oben hin. Wahrscheinlich verhält es in der anderen Rinne für den Aufstieg nicht anders, für die Abfahrt, besser für das Abrutschen, ist sie jedoch breit genug und mißt an der schmalsten Stelle in etwa zwei Schilängen.

der unteren Rinne oberster Teil

Oberhalb der Schmalstellen steht man bereits auf 1.800m und kann in einer gewissen Erfreutheit auf das zwar anhaltend steile, aber dafür umso schönere untere Roßkar blicken, tolle Hänge die nun etwas rechts (südlich) haltend über eine als logisch erscheinende Route durch eine auffallende Rinne erstiegen werden.

oberhalb der Rinne – nun lacht das Herz

Nach weiteren gut 100hm taucht der begeisterte Bergsteiger in dauerhafte Sonnenbestrahlung und die zurückgelassenen kraftraubenden 450Hm  verschwinden aus dem Gedächtnis.

weiters Aufstiegsgelände – hier ca. auf 1.950m

Eindrücke, die sich nun in der wunderbaren Winterlandschaft des Roßkares auftun können in Wahrheit nur mit der Wortgewalt eines Dichters beschrieben werden, um ihnen Genüge zu tun.
Wohlgeformte weiße Kuppen tauchen in sanften Kurven ineinander und verbinden sich dazwischen im Absturz ihrer Seiten im Extremfall zu einem deutlichen und selbst in gleißendem Weiß farblich abhebenden Loch – eine schneebedeckte Doline, die klassische Karsterscheinung mit der jeder Karwendelgeher bestens vertraut ist.

die Scharte zur Roßlochspitze und links der Grat auf die Grubenkarspitze

Durch solcherart Blicke angeregt werden die letzten 500Hm bis zur Scharte zwischen der südlich gelegenen Roßlochspitze, deren Grat während des Aufstieges dauerhaft angesteuert wurde, und dem links, nördlich, abzweigenden Steilhang oder bereits aperen Grat zur Freude, auch wenn die Kräfte langsam abnehmen und die Sonnenbestrahlung zwischen 10 und 11 Uhr zu Trinkpausen zwingt.

Rückblick im kurzen Schatten der Roßlochspitze (ca. 10:30)

Auf der Scharte, auf 2.507m habe ich bereits entschieden, daß der  bereits apere Felsgrat in Angriff genommen wird, der Steilhang erschien mir um diese Tageszeit schon recht anstrengend angesichts der Kollegen vor mir und das Klettern liegt mir ohnehin, auch mit den aufgeschnallten Schi am nun schweren Rucksack.

der Steilhang, Neigung >40°

Der ca. 75m hohe erste Teil des Grates sieht unten leichter aus als er sich oben am Ende präsentiert wobei die Schwierigkeit unten kaum signifikant über den ersten Grad hinausgeht.

mittig am Grat, unterer Teil griffig

Im oberen Teil besteht die Schwierigkeit lediglich im Umstand, daß die Tourenschuhe für die glatten Platten nicht geeignet sind und es zum Spiel von Trittchen und Griffchen wird, um die letzten 10Hm bis zur Schneegrenze zu meistern. Ein kurzer Sprung nach links bescherte mir am Ende oben wieder guten Halt auf den letzten Metern. Einem Abrutschen könnte dort durch sofortiges Flachlegen begegnet werden.

oberer Teil des ersten Grataufschwunges, wenig griffig; das Rissl nach links genommen, am Ende ein kleiner Sprung über eine glatte Stelle

Am Ende der ersten Kuppe des Grates zum Gipfel befindet sich eine Steinschlichtung, vermutlich eine Art Wintergipfel, jedenfalls Schidepot.

Schidepot, ca. 2.583m

Der folgende Grat bis zum Gipfelkreuz ist keineswegs kurz und nimmt mindestens weitere 15min in Anspruch; trotzdem schaffte ich es um 10 vor 12 Uhr das noch tief eingeschneite Gipfelkreuz zu erreichen.

langer Grat zum Gipfel

Ein besonderes Erlebnis ist es die Gipfel der Roßlochumrahmung optisch abzugreifen, ein Zirkel mit gewaltigen 1,5km Radius und von Nördlicher Sonnenspitze bis zur Hochkanzel im Südosten 3,75km messend.

der nördliche Teil der Roßlochumrahmung

Im nördlichen Teil der Umrahmung thronen Bockkarspitze, Lalidererspitze und Dreizinkenspitze, letztere beiden weitere lohnende Tourenziele im Roßloch und herrlich anzusehen mit ihren weißen Mützen auf den Gratschultern.

Roßkar mit Roßloch 1.200m tiefer

Dazwischen das Bock- und das Roßkar, herrlichste Hochgebirgslandschaft noch immer tiefwinterlich weiß überzogen mit wenigen aperen schwarzen Stellen.

Grubenkar, unten das Ende des Vomperloches

Im Osten das Grubenkar einer weißen Zunge aus dem Schlund des endenden Vomperloches heraufschnellend gleich und im Süden die furchtbaren Abstürze des Grates von der Trattenspitze (mit dem Olperer im Hintergrund) über die Hohe Fürleg, die Fallbachkartürme über den König Bettelwurf bis zur Speckkarspitze.

Trattenspitze mit vorgelagertem Bockkarlturm bis zu den Fallbachkartürmen und dahinter der Olperer

Die trennenden Ketten zwischen den nördlichen Karwendeltälern, Johannestal, Laliderertal und die Eng sind bereits viel weniger von weißer Pracht bedeckt und der Nordhang zum Hochglückkar dürfte noch wenige Wochen als Schitour begehbar sein.

die Eng

Zurück vom Grat am Schidepot bei der Steinschlichtung lernte ich beim Gipfelschnaps Rainer und Peter kennen – zwei Kenner der Gegend – und trat mit den Kollegen bis zur Einkehr im Gh. Wiesenhof den Rückweg an.

der südliche Teil der Roßlochumrahmung – Hochkanzel bis Gamskarspitze, dahinter der Grat zwischen Speckkarspitze und Kl. Bettelwurf, dahinter die Stubaier…

Zunächst der Steilhang – für mich überraschend gut zu fahren – oben etwas aufgefirnt, unten etwas mehr und unter der Scharte um knapp 13 Uhr bereits etwas sehr weich aber tiefer wieder besser werdend.

des Steilhanges Mitte mit Grat ab der Scharte links unten

Das weite schön geformte Roßkar war teilweise recht gut zu fahren und man erahnte während der Abfahrt die weniger nach Süd geneigten Flächen der dünenartigen Landschaft, sodaß wir eine großteils tolle Abfahrt bis zu den Latschen hatten.

Abfahrtsgelände

In der steilen Rinne blieb ich mit dem Talschi hängen und vollführte einen tollen Salto mit dem Verlust des besagten Schis.

Als ich mich wieder aufraffte und aufsteigen wollte um den Talschi wieder anzuschnallen riefen mir die Kollegen von ca. 50Hm tiefer zu, daß ich an falscher Stelle suche. Gottseidank war ich nicht alleine, ich hätte den Schi dort oben mit Sicherheit noch lange gesucht; er sauste derart schnell hinunter, daß ich diese Blitzreise nicht vermutet hätte.

Blick auf lohnende Tourenziele, Lalidererspitze und Dreizinkenspitze

Im folgenden weichen Sulz unterhalb 1.800m machte jeder von uns Bekanntschaft mit dem nassen Schnee, teilweise durch fehlendes Drehvermögen der Bretter im schweren Sulz, teilweise durch einhakeln in Latschenbrücken, die, tückisch wie eine Schlinge, aus dem Schnee herauslugten und die Abfahrt auf den unrhythmisch geformten Lawinenresten, die wie eine erstarrte stürmische Meeresoberfläche sich zerzaust präsentierten bescherte uns eine schweißtreibende letzte Abfahrt zum Talboden.

obere Rinne perfekt zum abrutschen

Der Rest an Abfahrt bis zur Kastenalm besteht aus viel Schiebearbeit, die nach den Oberschenkeln beim Aufstieg nun die Schultermuskeln heiß werden ließen.

Peter im Latschenslalom

Mit einer ausgeklügelten Aufhängemethode schnallte ich Schi und Tourenschuhe auf das Radl und lediglich die Oberfläche des Schis der stramm mit der Sattelstütze verzurrt war erlitt durch die Vibrationen der langen Fahrt einen speziellen „Karwendelschliff“ bis zu unteren Schichten hinab und hat jetzt was zu erzählen. Vermeiden könnte man dies – als Tipp für alle, die ihre Schi nicht am Rucksack befördern wollen – mittels eines alten Fetzens als Trennschicht.

Rückblick auf ein gewaltiges Abenteuer

Die Freude über die gelungene Tour bei bestem Wetter und das mittlerweile brennende Antlitz bleiben bei der gemütlichen Ausfahrt aus dem frühlingshaften Hinterautal wohlerhalten und in dieser Stimmung erreichten wir gegen 15:30 die Labestelle, das Gh. Wiesenhof.

das Tourenziel in Bildmitte bereits in weiter Ferne

Aufstiegszeit ab Ankunft am Parkplatz knapp 6 Stunden, Gesamtzeit für die Tour ca. 9 1/2 Stunden, wobei der Abstieg und die Ausfahrt gemütlich absolviert wurde.
Gesamtstrecke mit dem Radl zwischen 26km und 34km, je nach Schneelage, Rest mit Schi.
Gesamter Höhenunterschied mit Gegenanstieg bei der Ausfahrt knapp 1.800m.

ein Vorschlag…

Der beste Zeitraum für die Tour dürfte April bis Mitte Juni sein, wobei gegen Ende Mai der Teil der Abfahrt schon zu leiden beginnen wird.

Mils, 09.04.2017

 

 

 

 

Schitour Mannlscharte 2.324m – vom Parkplatz Canisiusbrünnl

Der offene, sonnenzugewandte Südhang im Sommer ein schweißtreibender und sehr mühsamer Aufstieg über die Arzler Reise bis zur Arzler Scharte und weiter zum Grat der Mannlscharte ist im Winter – bei entsprechend günstigen Bedingungen ein Schitourengenuß.

auf der Mannlscharte unterhalb der Roßzähne

auf der Mannlscharte unterhalb der Roßzähne

Ende Jänner herrschen meist noch erbarmungslose Temperaturen, wenn der Schitourenliebhaber zuhause aufbricht und bis die Sonne im mittleren Inntal die Tuxer Kette überwunden hat sind die Finger zuweilen schon nicht mehr spürbar.

kurz nach dem Poschenhof

kurz nach dem Poschenhof

Wir sind um 9:30 am Parkplatz oberhalb des Canisiusbrünnels gestartet und die zunächst die Rodelbahn aufgestiegen, bevor wir dann, über den Poschenhof und einen malerischen Hohlweg, in dem sich die Haselnußstauden vor der Last des Schnees nur so bogen und ein tolles Wintererlebnis zauberten, wieder auf die Rodelbahn trafen .

im Hohlweg

im Hohlweg

Ein paar Kehren auf der Rodelbahn weiter erreichten Christian, Doris und der Verfasser dann den Abzweig am Weg 218, der zur Hungerburg führt und nahmen diesen zum Treffpunkt mit Bene, einem weiteren Kollegen, der über die Hungerburg zum Fuße der Arzler Reise aufgestiegen ist.

Abzweigung auf Weg 218 zur Arzler Reise

Abzweigung auf Weg 218 zur Arzler Reise

Es ist ebenso möglich noch ein Stück zur Rumeralm weiterzugehen und knapp vor dieser die Abzweigung zur Arzler Reise zu nehmen (so spart man sich ca. 40-50Hm Abfahrt am Weg 218 zum Ausgangspunkt des Aufstieges über die Arzler Reise.

Aufstieg vom Fuße der Arzler Reise

Aufstieg vom Fuße der Arzler Reise

Nach Verstärkung des Teams mit Bene starteten wir recht genau um halb elf vom Weg 218 über die Arzler Reise gen den begehrten Grat hoch oben, Weg 217 in der AV-Karte.

oberhalb der Latschen, Engstelle der Reise oben zu sehen

oberhalb der Latschen, Engstelle der Reise oben zu sehen

Begleitet von Unterholz, das zahlreiche Richtungsänderungen vorgibt, stiegen wir zunächst ca. 15min auf bevor die Latschen enden und Reise auf ca. 1.500m eine Einschnürung in der Breite erfährt.

auf ca. 1.750m

auf ca. 1.750m

Nach dieser öffnet sich der Blick bis weit hinauf zum mittig in der Reise gelegenen Felsgelände, das entweder links oder – unsere Wahl wegen der noch etwas weniger befahrenen Geländes- rechts umgangen wird.

rechts unterhalb des Felsgeländes

rechts unterhalb des Felsgeländes

Die Verhältnisse müssen schon passen, um diesen Anstieg anzugehen. Die Geländeverhältnisse sind derart, daß nur mittig der Reise eine Hangneigung unter 30° vorherrscht, die Flanken zur beiden Seiten sind deutlich steiler und im Tiris farblich gut auszumachen.

Hangneigung Arzler Reise

Hangneigung Arzler Reise

Die Verhältnisse heute waren gut, die Schneedecke hat sich durch die Sonneneinstrahlung der letzten Tage nach dem Schneefall bereits weitgehend konsolidiert, allerdings mit oberflächlich leichtem Schmelzdeckel, der sich in den letzten Tage ausgebildet hat und unterhalb von ca. 1.900m die Oberschenkel bei der Abfahrt doch einigermaßen gefordert hat.

Aufstieg oberhalb des Felsgeländes

Aufstieg oberhalb des Felsgeländes

Oberhalb des Felsgeländes – im wieder flacheren Gelände – stollte es im Temperaturwechsel der Aufstiegsspur um die Mittagszeit teilweise unangenehm auf. Allerdings stoppten wir nicht, um die Felle zu wachsen, da nach einer Kuppe in der Arzler Scharte die Aussicht auf die Mannlscharte nach einigen Minuten auftauchte und keinen weiteren Stopp wollten.

von der Arzler Scharte auf die Mannlscharte

von der Arzler Scharte auf die Mannlscharte

Ab der Arzler Scharte erfrischte uns ein leichtes Lüftl dermaßen, daß weit unten abgelegte Kleidung gerne wieder ausgepackt wurde, auch wenn das Ziel nur mehr kaum 100Hm vor uns lag.

Rastplatz auf der Mannlscharte

Rastplatz auf der Mannlscharte

Die Mannlscharte erreicht, genossen wir unterhalb der Rosszähne den kurzen Aufenthalt mit den phantastischen winterlich starren Blicke in die zweite Kette des Karwendels mit den dortigen Giganten an Gipfeln. Mit Phantasie könnte man meinen man wäre im Himalaya…

Blick in das Mannltal

Blick in das Mannltal

Ein weiterer bekannter Kollege, Klaus, kam vom Hafelekar und rastete bereits auf der Scharte, er schloss sich dann für die Abfahrt uns an.

die Roßzähne im Hintergrund

die Roßzähne im Hintergrund

Ein paar wenig verspurte Pulverhänge konnten wir im westlichen Teil der breiten Arzler Scharte noch erheischen, sie bescherten uns jeweils rund ein Duzend weiche Schwünge wenngleich sie aber auch kaum eine unsaubere Fahrt zuließen.

Einfahrt auf den Weg zur Rumeralm

Einfahrt auf den Weg zur Rumeralm

Wie erwähnt ist die Schneedecke unterhalb des Felsgeländes (unterhalb von ca. 1.900m) mittlerweile schon anstrengend zu fahren und nach einer weiteren Verschärfung der Probe des Könnens in einer Naturabfahrt – in den Latschen – erreichten wir den östlich abzweigenden Weg zur Rumeralm auf der eine Einkehr mit viel Sonne um drei Uhr nachmittags den tollen Tag abrundete.

Stilleben im Schnee

Stillleben im Schnee

Die Abfahrt auf der Rodelbahn ist derzeit ohne jegliche apere Stelle möglich.
Für die gut 1.500Hm haben wir im Aufstieg knapp 3 1/2 Stunden benötigt.

Blick zurück auf die Nordkette, die Arzler Scharte von Lärchen verdeckt

Blick zurück auf die Nordkette, die Arzler Scharte von Lärchen verdeckt

Mils, 21.01.2017