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Äußere Rigelkarspitze, 2.407m

Der letzte Gipfel der mir in dieser Kette mit all ihren Ausläufern noch gefehlt hat, die Äußere Rigelkarspitze, wurde heute mit Manuel im Rahmen einer schönen Überschreitung bestiegen.

Äußere Rigelkarspitze, 2.407m

Die Überschreitung begann mit dem Aufstieg zum Hohen Gleirsch über seinen schönen, leichten Westgrat, dessen eindrucksvolle erste Erscheinung des Karwendels vom Ausgangspunkt Scharnitz aus schon bestaunt werden kann.

Aufstieg zum Hohen Gleirsch über den Westgrat

Beim Bluetsgraben haben wir die Radeln in den Wald geworfen und nahmen den teilweise weglosen Aufstieg rechts des Grabens durch den Wald. Eine detaillierte Beschreibung des Aufstieges findet sich im Bericht Hoher Gleirsch über Westgrat 2.491m

Eingang zum Steig auf die Bluetsgrabensenke durch die Latschen

Oben, am Ende des Bluetsgrabens, wo der Latschengürtel beginnt, mußte wieder kurz der Einstieg in den Steig durch die Latschen gesucht werden. Er ist wieder etwas mehr zugewachsen, mit ein wenig Spürsinn findet man ihn aber leicht. Hier oben ein Foto zur Unterstützung.

Abzweigung Steig zur Bluetsgrabensenke

An diesem netten Steig zweigt nach ca. 10min – nicht verfehlbar – im ersten freien Reisenfeld der weitere Aufstieg zur Bluetsgrabensenke links ab, eine Senke im Grat, die bereits von unten gesehen werden kann.

Blick hinab zum Bluetsgraben

Am Grat gibt es über weite Bereiche Steigspuren und so manches Steinmandl, jedoch ist auch ohne diese Hilfen der Weg zum Gipfel klar vorgegeben und es gibt kein Verirren.

Blick auf Riedlkar-, Breitgriesskar- und Große Seekarspitze

Von der Bluetsgrabensenke bis zum Gipfel rechne man in etwa eine Stunde, auch wenn der Gipfel des Hohen Gleirsch durch das riesige Gipfelkreuz so aussieht, als wäre er in nächster Nähe und rasch erreicht.

Blick auf Ödkarspitzen, Birkkarspitze und Kaltwasserkarspitze

Am Gipfel findet sich heuer ein junges Buch das beim letzten Besuch gefehlt hat.
Nach einer kurzen Rast und einem Selbstgebrannten von drei bayerischen Freundinnen, die gerne die ganze Kette überschreiten würden und die wir später auf der Möslalm wieder getroffen haben, ging es weiter Richtung Osteck des Rückens des Hohen Gleirsch.

Blick vom Osteck des Hohen Gleirsch zur Scharte zur Äußeren Rigelkarspitze

An diesem Punkt bricht der Gratrücken jäh ab und der erste Abstieg ist geprägt von großer Brüchigkeit. Die ca. 15m Abstieg zum weiteren Grat sind mit Bedacht abzuklettern, da der Fels wirklich nicht von guter Qualität ist und am weiteren Verlauf auch nicht besser wird.

erster Abstieg vom Osteck des Grates vom Hohen Gleirsch

Nach dieser Stelle geht es auf einen Kopf zu auf dem man von Weitem einen größeren Steinmann erspäht. Der Weg dorthin ist einfach. Am Kopf erkennt man, daß er nicht gerade überklettert werden kann. Etwas rechts, nach ein paar Meter Abstieg beginnt ein kurzes Band nach Nordwesten das perfekt zum Abstieg in ein Schärtchen dient und der folgende kleine Kopf, der mit dem großen Kopf das Schärtchen bildet, wird nordseitig auf breitem Schuttband umgangen.

weiterer Gratverlauf, Kopf mit Steinmann voraus

Der folgende Kopf nach dieser Stelle wird nicht mehr erklommen, da sich rechts unterhalb der nun ungemein schuttreichen Schrofenflanke bereits die Scharte zur Äußeren Rigelkarspitze einsehen läßt und somit logisch den weiteren Weg vorgibt.

Köpfchen, das nordseitig auf einem Schuttband umgangen wird (von links hinten kommt man her)

Diese Flanke ist wirklich kein Genuss, sie beinhaltet zwar genügend Bänder zwischen den Schrofen, diese sind jedoch vollends mit Schutt bedeckt auf dem man vielleicht Reisenlaufen könnte, wären dort nicht regelmäßige Absätze mit einer geringen Mächtigkeit von ca. einem Meter, aber doch zu hinderlich.

in der Flanke zur Scharte zur Äußeren Rigelkarspitze

Diese Flanke halb querend halb abkletternd erreichten wir die Scharte, die einen schönen und auch schauderhaften Blick in die Rigelkarnordwände erlaubt. In etwa 30m unterhalb der tiefsten Einschartung beginnt dann der Aufstieg zur Äußeren Rigelkarspitze.

Blick zur Äußeren Rigelkarspitze aus der Flanke (die Risse und Kaminchen in der Südflanke deutlich zu sehen)

Untypischerweise vollzieht sich ein Großteil des Aufstieges zur Äußeren Rigelkarspitze in deren Südflanke. Es gibt zum Aufstieg ein langes Band mit verschiedenen Größenordnungen von Breiten und, noch interessanter, einigen – wenn ich mich richtig erinnere – vier mittellange bis ganz kurze Risse oder Kaminchen.

Rückblick auf die Überschreitung vom Hohen Gleirsch zur Scharte der Äußeren Rigelkarspitze

Diese sind teilweise recht gut mit Schutt gefüllt, bieten aber – mit Ausnahme des zweiten – genügend Haltemöglichkeiten und Tritte.

erster Riss im Aufstieg zur Äußeren Rigelkarspitze

Der zweite Riss ist aufgrund seiner hangseitig fehlenden Felsbegrenzung eigentlich schon kein Riss mehr, sondern nur ein erdiges Band mit wenig Griffmöglichkeiten links und gar keinen vernünftigen rechts. Die Tritte sind lediglich in Erde möglich, obwohl nur Fels weit und breit vorhanden ist.

der zweite Riss, schlechtes Material zu beiden Seiten und unterhalb

Am Ende der Risse oder Kaminchen steigt das Band, das bis dorthin relative flach angestiegen ist, nun etwas mehr wiesendurchsetzt steiler an. Am Ende mündet es in einer Felsformation die ein Weitersteigen links und rechts als gleichwertig möglich erscheinen läßt. Eigentlich ist man da schon ca- 20m unterhalb der Äußeren Rigelkarspitze, man weiß es nur nicht.

nach dem letzten Riss oder Kaminchen, weiterer Verlauf des Bandes ansteigend

Beim weitersteigen entschieden wir uns für die rechte Seite und anhand der folgenden zwei Steinmänner erkannten wir die Originalroute. Nach dem Zweiten Steinmann wendet sich der Aufstieg nach Nordwesten und nach wenigen Metern betritt man den schmalen Gipfelgrat der Äußere Rigelkarspitze.

Entscheidung ob links oder rechts

Am schmalen Gipfelbereich bezeugt nur ein Steinmann mit unter Steinen eingegrabener „Gipfelbuchmunitionsschachtel“ vom Gipfel selber. Der Grat gen Westen erscheint kaum machbar, schmalest, brüchig und mit riesigen Absätzen mäandert er sich hinab zur Scharte zwischen dem Hohen Gleirsch und der Äußeren Rigelkarspitze.

Manuel am Gipfel der Äußeren Rigelkarspitze

In östlicher Richtung erspähen die Bergsteigeraugen einen uneinsehbar zerklüfteten Grat mit offensichtlich sehr tiefen Einschartungen zwischen kühnen Türmen. der erste Anblick keine wahre Freude.

Gratverlauf zur Inneren Rigelkarspitze

Der Blick vom Gipfel hinab ins Weite Tal hoch über dem Jagdhaus Hubertus im Hinterautal ist atemberaubend. ein paar Hundert Meter geht es senkrecht hinab. In jeder Beziehung ist dieser schmale Gipfel ein unvergesslicher.

Blick nordseitig ins Weite Tal hinab

Nach der Rast versuchten wir die Überschreitung zur Inneren Rigelkarspitze zu erkunden. Hierzu folgten wir vom letzten Steinmann einer als Band aussehenden abschüssigen Schuttebene, die sich teilweise verlor und in gelbe brüchige Türmchen links und rechts wandelte. nach 5min erreichten wir den hohen Abbruch bei dem der Führer schreibt ca, 40m abzusteigen, um unten queren zu können. Diese 40m (südseitig) erschienen uns aufgrund der Brüchigkeit kaum machbar und wenn, dann nur gesichert.

der dritte Eintrag im Gipfelbüchlein

Solche lockeren und vom Schutt rolligen Zinnen und Rinnen habe ich im Karwendel nicht oft zu Gesicht bekommen, nicht das geringste Vergnügen muß es sein, diesen Abstieg zu nehmen der obendrein keinen Fehltritt verzeihen wird.

Erkundung des Abstieges in der Überschreitung zur Inneren Rigelkarspitze – kaum begehbar vor Schutt

Mit dieser Ernüchterung über den fast zunichte gemachten Überschreitungsgenuß stiegen wir die ca. 25Hm wieder zurück zum originalen Abstieg von der Äußeren Rigelkarspitze und benötigten von dort ca. 15min bis zur Scharte zurück.

am Abstieg am erdigen Riss angelangt

Die Reise hinab ins Rigelkar kann im oberen Teil gut abgelaufen werden, und mit der Annäherung zum Karboden verliert sich der kleinstückige Schutt, es muß statt Reisenlaufen dann abgestiegen werden.

Reise hinab ins Rigelkar

Durch das schöne Rigelkar geht es hinab ins Gleirschtal zum kulinarischen Stützpunkt der Möslalm.

Rigelkar Beginn des inneren Teiles

Die gesamte Runde ab Scharnitz bis zur Möslalm braucht ca. 6 Stunden und gut 1.700m werden bewältigt.

Mils, 29.07.2017

 

Jägerkarlspitze und Hinterödkopf

Im Verbindungsgrat zwischen den Jägerkarspitzen und den Praxmarerkarspitzen gelegen bieten Jägerkarlspitze und Hinterödkopf eine lohnende Bergfahrt mit phantastischen Blicken in jede Richtung.

Hinterödkopf, 2.450m

Die beiden Nachbarn westlich und östlich überragen Jägerkarlspitze und Hinterödkopf um jeweils gut 150m und von der Jägerkarscharte sind jeweils etwa 200Hm auf die beiden Gipfel zu bewältigen.
Der Aufstieg von der Jägerkarscharte zu beiden Gipfeln ist einfach, jedoch mit ein paar Stellen Kletterei im II. Grad gewürzt.

Jägerkarlspitze 2.470m

Zunächst beginnt die Tour mit der Radlfahrt ins Gleiersch- und weiter ins Samertal von Scharnitz. Auf dieser Strecke werden ca. 14km und 480Hm zurückgelegt. Die Zeit dafür beträgt etwa eineinhalb Stunden mit eigener Muskelkraft. Je nachdem wie gut man mit dem Mountainbike unterwegs ist muß diese Zeit individuell angenommen werden und bei der Einfahrt mit dem Stromradl sowieso.
Ich habe das Radl knapp nach Beginn der alten Straße in den Latschen verstaut, weil der Anstieg über die Umfahrung über das Kreidenegg den Kräfteaufwand für den letzten knappen Kilometer nicht wert ist.

Jägerkar von der Straße aus gesehen

Der Abzweig ins Jägerkar erfolgt unterhalb eines Hochstandes in etwa 200m nach der „Brücke bei der Sag“, die mit einem versperrten vertikalen Schranken für Fahrzeuge gesichert ist.
Dort findet man einen schmalen Jagdsteig auf der rechten (östlichen) Waldbegrenzung (siehe Foto in der Galerie), dem man bis hinauf zu der Querung dessen durch das weniger bewachsene Kar folgt. Nun gäbe es offenbar weitere Steigspuren eher östlich durch das Kar hinauf, ich entschied mich jedoch für die direkte Route durch die Reise bis zu einem unteren Ansatzpunkt von Schrofen, die ein angenehmeres Steigen durch das doch recht steile Kar zu versprechen schienen.
Es sei hier vorweggenommen, daß es einen angenehmeren Anstieg gibt, er wird weiter unten in diesem Bericht beschrieben.

Beginn des Steiges in das Jägerkar

Auf dem Weg in die obere Karmulde jede Menge Blumen und Schmetterlinge, die durch die vom nächtlichen Gewitter noch nassen und schon einige Jahre nicht mehr ausgeschnittenen Latschen zum fotografieren anregen. Einigermaßen nass kommt man bei solchen Verhältnissen oben – ca. nach 300Hm im weniger bewachsenen Kar an.

direkte Aufstiegsroute ins Jägerkar

Der Aufstieg in der direkten Route bleibt anstrengend bis zum Erreichen des Karbodens der gar nicht so ebenflächig ausgebildet ist wie man sich Karboden so vorstellt. Eine beachtliche Hügellandschaft bei der gut 25Hm im weiteren Anstieg zur Jägerkarscharte „verschenkt“ werden, wenn man zu sehr mittig im Kar ankommt.

junges Gamskitz

Ein junges Gamskitz verwechselte mich mit seiner Mutter und kam geradewegs auf etwa 30m auf mich zu. Es schrie fürchterlich mit dem selben herzzerreißenden Muster wie es Babies tun, um die ungeteilte Aufmerksamkeit der Mutter zu erlangen. Erst beim Blickkontakt mit mir völlig überraschten Bergsteiger realisierte es, daß es geradewegs auf die falsche Mutter zulief und ließ mir keinen Moment die Kamera zu zücken und diese einmalige Situation für immer auf ein Video zu bannen.

Jägerkar mittlerer Teil

Ein paar Aufnahmen konnte ich machen, jedoch ist das Windgeräusch durch die starke Thermik dermaßen überragend, daß das Geschrei des Jungtieres leider nicht durchgekommen ist.
Verzweifelt sprang es in nun größerem Abstand vor mir her und wußte nicht recht welche Richtung die richtige war.
Durch mein stetiges Aufsteigen und sein Zurückweichen erreichten wir eine Stelle von der aus das Jungtier die Herde erblicken konnte und war auf und davon.
Die Gemsen im Jägerkar sind ebenso scheu wie jene im Rigelkar und beider geringsten menschlichen Annäherung flüchtet die Herde weit hinauf in die Schuttflanken unterhalb der mächtigen Gipfel mit ihren senkrechten Abbrüchen darüber.

unterer Zugang zur Jägerkarscharte

Nun, nach dem Erreichen des oberen Karbodens, der oberen Karhügellandschaft, kann der weitere Aufstieg zur Jägerkarscharte gut eingesehen werden.
Die Schotterreise, die bis hinan zu den schroffigen, wiesenbewachsenen Felsansätzen führt ist glücklicherweise moderat kurz. Mit bald festem Grund unter den Bergschuhen wird die Flanke zur Jägerkarscharte erklommen.

oberer Teil Aufstieg zur Jägerkarscharte

Wie auch im Karwendelführer beschrieben besteht der, neben dem Lafatscher Joch einzig gangbare Übergang in der Gebirgskette, nicht in der kürzesten Ausprägung durch Überqueren der Scharte an deren tiefster Stelle, nein, ganz im Gegenteil, dort fallen die Wände in das Hinterautal senkrecht ab. Der gangbare Übergang befindet sich etwa 200m östlich der tiefsten Einschartung und besteht im oberen Teil aus einer Schottereise durch eine mittelbreite Schlucht, soweit sie vom Grat aus eingesehen werden kann (siehe Fotos in der Galerie).

Weißer Silberwurz am Grat zur Jägerkarlspitze

Dort beginnt der kletterbare Grat zur Jägerkarlspitze und nach einigen wenigen Minuten und ca. 30Hm wechselt die gangbare Route auf die Nordseite, wo auch der zuvor beschriebene Anstieg zur Jägerkarscharte von der nördlich, im Hinterautal gelegenen Hinterödalm heraufzieht.

Aufstieg zur Jägerkarlspitze

Die nette Kletterei am Grat hat hier auch bald ihr Ende gefunden, denn nun erfolgt der weitere Anstieg zur Jägerkarlspitze in deren Westflanke und nicht mehr am Grat, der seine Ausprägung auch bald verliert.

Doppelkamin probiert – es geht rechts davon weiter

Ein kleiner Doppelkamin wurde zunächst von mir als Aufstiegsmöglichkeit gesehen, jedoch unterließ ich beide Varianten sofort, als ich näher herantrat und die Griff- und Trittmöglichkeiten betrachten konnte. Sie wäre möglich, jedoch deckt sich die dortige Schwierigkeit nicht mit den Aussagen „unschwierig“. Der Aufstieg wurde also weiter rechts davon (südlich) in der Flanke fortgesetzt und leider in sehr gebrächem, schuttübersätem  Gelände bis zum Gipfel.

Felsgestalt am Weg zur Jägerkarlspitze

Außer dem schönen Blickfang einer narrenzeptergleichen Gratausbildung bietet der Aufstieg durch die rippenartige, schuttbedeckte Flanke keine Highlights. Froh ist, wer diese Strecke hinter sich hat und am halbwegs festen Grat mit weniger Steilheit als zuvor, ein paar kleine Köpfchen überschreitet, bis er am ungezierten Gipfel der Jägerkarlspitze steht.

Jägerkarlspitze, 2.470m gen Westen

Ein länger nicht mehr aufgeschichtetes Steinmandl mit dem Latschenstock daneben erwartete mich in der Einsamkeit der Jägerkarlspitze auf 2.470m und ich konnte nicht umhin es ein wenig zusammen zu richten und den Stock wieder in dessen Mitte zu platzieren.

Jägerkarlspitze 2.470m gen Osten

Der Grat zur Westlichen Praxmarerkarspitze sieht gut gangbar aus, mittig im Aufstieg befindet sich eine gewaltige, südwestlich hinabziehende Schlucht mit einer deutlichen Störzonenausprägung als Entstehungsursache für die selbe und an deren oberen Ende dürfte der Grat etwas zäh zu nehmen sein, der schmal und blockartig erscheint. Vielleicht auch nur eine Täuschung durch die Tiefenverzerrung durch das Fernglas.

Aufstieg zum Vorgipfel der Westlichen Praxmarerkarspitze

Die schauerliche Praxmarerkar Nordwand kann von hier aus noch besser eingesehen werden als am Abstieg vom Grat der Östlichen Praxmarerkarspitze aus. Eine furchteinflößende und aufgrund der Farbgebung höchstwahrscheinlich sehr brüchige Wand, die die Bergsteiger bereits von mehr als 100 Jahren in ihren Bann gezogen hat.

Blick hinab zur Hinterödalm

Der Abstieg zur Jägerkarscharte ist eine gut viertelstündige Angelegenheit. Jenseits der tiefsten Einschartung geht es nun dem Hinterödkopf entgegen.

Rinne als Normalaufstieg zur Jägerkarscharte

Dem Karwendelführer folgend werden die ersten Gratzacken unterhalb umgangen. Dann kann eine Art Steig zwischen dem grasdurchsetzten Schutthang und dem festen Fels erkannt werden, der ca. 25m hoch nach oben auf eine flacher ausgeprägte Wiese führt. Der Steigansatz geht weiter und plötzlich befindet man sich in der schmalen Scharte, die schon vom Karboden aus markant sichtbar ist.

erste zu umgehende Grattürme zum Hinterödkopf

Es ginge vielleicht jenseits der Scharte über ca. 8-10m senkrecht hinauf, jedoch war mir nicht klar was mich dort oben erwartete. Hier kann vorweggenommen werden, daß im Abstieg erkundet wurde, daß oben nach wenigen Metern eine weitere tiefe Scharte besteht, die sicher mit einigem Zeitaufwand bewältigt werden kann.

am Ende des Schrofengeländes, kurz vor dem Aufstieg zum Grat

Allerdings unternahm ich ca. 25-30m Abstieg, um unterhalb der Rippe mit der Scharte zu queren und den Empfehlungen des Führers folgt, der die Gratbetretung erst um einige Hundert Meter weiter beschreibt.

am Ende des Schrofengeländes, kurz vor dem Aufstieg zum Grat zum Hinterödkopf

Hierzu ist es notwendig durch wiesendurchsetztes Schrofengelände nordwestwärts aufzusteigen, kein unbedingt beliebtes Gelände für den Bergsteiger.

Gratbeginn zum Hinterödkopf

Am Ende dieser Partie befindet man sich wirklich nur mehr 10 Meter unterhalb der Felsen und erreicht ein fast flaches Wiesenplatzl mit einem kleinen Steinmann. Dem schuttigen Band folgend könnte man nun zur weiter westlich befindlichen Scharte mit einem auffallenden Türm queren, allerdings erschien es mir aus dieser Sichtposition ratsamer ca. 8Hm aufzusteigen um auf den direkten Grat zu gelangen.

direkt am Grat

Dies war keine schlechte Idee, denn nordseitig konnte ich nach 2m Abstieg bequem zur orangefarbenen, brüchigen Scharte gelangen. Im Abstieg habe ich dann die andere Variante gewählt und festgestellt, daß sie auch gut gangbar ist. Soviel zu optischen Eindrücken am Grat und jenseits davon.

kurzer Abstieg nordseitig

Die folgende Strecke besteht aus einem nicht wenig steil ansteigendem mittelbreitem Band, das trügerisch mit Schutt bedeckt ist. Halt am festen Fels tut hier gut.

kleiner Aufschwung, direkt überklettert

Es folgt ein kleiner Aufschwung, den ich gerade überklettert habe und dem jenseits eine glatte Platte folgt, auf die man mit einem beherzten Sprung gelangt. Diese Platte ich auch gleichzeitig der Beginn der Gipfelschuppe, an dessen Ende die höchste Erhebung den Hinterödkopf darstellt.

am Hinterödkopf, Platte mit Sprung unterhalb zu sehen

Am Hinterödkopf gibt es nicht einmal eine Steinschlichtung geschweige denn einen Latschenstock als Kreuzersatz. Er ist ja auch nur ein höherer Punkt am Grat zur Nördlichen Jägerkarspitze, der keine besondere bergsteigerische Bedeutung hat.

Hinterödkopf, 2.450m

Im Gratverlauf vom Hinterödkopf zur Nördlichen Jägerkarspitze folgen einige umgehbare Grattürme, eine scharf werdenden Gratschneide und, wahrscheinlich als Krönung der Schwierigkeiten, der Punkt P2.548m, ein rassiger Kopf mit einer einsehbar schwierigen Gratflanke. weiter folgt ein kleiner Turm und anschließen der steile Aufschwung zur Nördlichen Jägerkarspitze selbst. Ein faszinierender Grat.

Autor am Hinterödkopf, hinten die Jägerkarspitzen

Den Hinterödkopf verlasse ich nach dem Rest der Jause, die noch übrig war und erkundete die etwas unterhalb des Grates möglichen Übergänge von kleinen Graterhebungen, die jedoch allesamt weniger gut gangbar sind, als der Königsweg oben drüber. Entweder sind sie brüchig, oder verwinkelt.

Gratverlauf zum Hohen Gleiersch mit links Innerer und Bildmitte Äußerer Rigelkarspitze

Der Abstieg vom Hinterödkopf bis zur tiefsten Stelle an der Rippe unterhalb der Scharte ist eine Angelegenheit von 15min, sodann werden auf den nächsten 150m im Hang wieder ca. 10Hm Aufstieg nötig, um an den Punkt zu gelangen, an dem der Steig nach unten zum Gelände der Jägerkarscharte zu gelangen. Weitere 15min werden bis zum Karboden benötigt.

Blick nach Osten von Praxmarerkarspitzen bis zu den Bettelwürfen

Von der vorderen Kante am Karboden aus kann auf der echten (westlichen) Seite des steil abfallenden Kares ein Steig erkannt werden, den ich nach ca. 100m Reisengelände erreichte und dem ich bequem bis zu der „Porten“ folgen konnte.

vom bequemen Steig aus gegen den oberen Karboden des Jägerkars geblickt

Dies ist also der bequemste Aufstieg, denn er führt durchwegs auf keinem rutschenden Schuttgelände sondern schneidet die Flanke geschickt so, daß auch der Aufstieg bequem machbar ist.

Steigverlauf zu der „Porten“

Bevor der Steig so richtig in steiles Schrofengelände eintaucht ist er auch schon zu Ende. Man sollte diese letzten 50m nicht verzagen und über die darunter liegende Reise abfahren sondern den Steig bis zu seinem Ende augehen – und steht 10Hm oberhalb der Porten in flacherem Wiesengelände.
Siehe hierzu die Fotos in der Galerie, es braucht keine weitere Beschreibung.

die „Porten“ von unten

Durch die eindrucksvolle Porten geht es dann hinab zum Jagdsteig und hinaus zur Fahrstraße im Samertal.

von der Möslalm ins Samertal geschaut

Eine willkommene Rast bei gutem Essen in der Möslalm bildet immer den krönenden Abschluß im Gleirschtal.

Ohne Aufenthalt in der Möslalm benötigte ich für die Tour ab Parkplatz Scharnitz und zurück genau 9 Stunden. Es wurden 1.665Hm zurückgelegt.

Mils, 09.07.2017

Innere Rigelkarspitze, 2.438m

So sanft die Gleierschtal-Halltalkette von der Sichtung von Scharnitz aus beginnt, so bizarr und wild setzen die ersten Gratübergänge östlich des Hohen Gleirsch fort und der Übergang zur Innere Rigelkarspitze stellt im Gratverlauf zu den Jägerkarspitzen die große Herausforderung dar.

Gipfelsteinmann der Inneren Rigelkarspitze, 2.438m mit Pleisenspitze im Hintergrund

Schon lange beschäftigt mich der westliche Teil dieser heimatlichen Karwendelkette, weswegen die zentrale  Erhebung der Tour darin bestand, die Inneren Rigelkarspitze nun erstmalig auf leichtem Wege zu erkunden.

Grat von der Inneren Rigelkarspitze zur nördlichen Jägerkarspitze

Gleich bei der Morgentoilette beleidigte ich beim Bücken zum Wasserhahn hin irgendeine Bandscheibe weit unten – was bei mir nur alle zwei Jahre vorkommt – und mußte  selbst während der Anfahrt nach Scharnitz um 7 Uhr noch feststellen, daß diese unbewußte Bewegung längerfristige Konsequenzen haben würde. Also am Radl in Gleirschtal – ich pflege trotz meines hohen Alters noch nicht mit einem Stromradl aufzusteigen – verschwand die Einschränkung nicht und es kann an dieser Stelle schon vorweggenommen werden, daß bis zurück zum Schreibtisch, an dem diese Zeilen entstehen, die mittelmäßig stark spürbare Rebellion der Gummischeibe nicht zur Ruhe gekommen ist. Gut, daß es morgen regnen wird.

den Karboden des Rigelkares erreicht, phantastisches Gelände im weiten Kar

Die Anreise bis knapp vor die Möslalm muß hier nicht erwähnt werden, dafür gibt es Berichte und Webseiten genug; erwähnt sei nur, daß zur Anfahrt ein Rad für den Bergsteiger nottut, will er zu früher Stund zum Ausgangspunkt zu gelangen und weiters sei erwähnt, daß er für die Anreise vom Parkplatz Scharnitz bis knapp vor die Möslalm, wo das Radl in den Wald geworfen werden kann um das Schloss zu sparen, mit einem Stündchen mittelstarke Beinarbeit für ca. 10km über knapp 300Hm rechnen möge.

die Innere Rigelkarspitze etwas links der Bildmitte mit der Aufstiegsrinne in der tiefsten Einschartung

Gleich zu Beginn des Aufstieges darf man sich dieser Tage auf etwa 1.300m eines wahrlich ästhetischen, man könnte sagen zierlich, jungfräulichen Anblickes einer nicht sehr häufigen Orchideenart im Karwendel erfreuen, das Rote Waldvögelein, eine Alpenlilie, geleitet in der Morgensonne am Jagdsteig durch den eigenartig schönen, naturbelassenen, lichten Nadelwald und die außergewöhnliche kräftige violette Farbe der Blüten, zurückzuführen auf den passenden, leicht sauren, pH-Wert des Kalkbodens, vermag die Kamera im Morgenlicht bei weitem nicht so zauberhaft wiederzugeben, wie das Auge sie in natura wahrnimmt.

eine Anhäufung von Rotes Waldvögelein (Cephalanthera rubra) säumt den Steig

Bald ist die Abzweigung des excellent ausgeschnittenen Steiges zum Hohen Gleirsch erreicht und der Bergsteiger, der den eindrucksvollen Kessel des Rigelkares beschreiten will, zweigt nicht links zum Grat zum Hohen Gleiersch ab, er nimmt die gerade Richtung durch die breite Latschengasse mit den auffälligen Markierungen auf zwei Felsbrocken mit „R“ in das lange, weite Rigelkar.

das Rigelkar Ende Juni 2017

Von der Abzweigung sind es gut 500Hm bis der Karboden des Rigelkares erreicht ist. Alleine die Eintrittskarte dieses langen Anmarsches ist schon bezeichnend für das schöne, einsame Rigelkar.

Dolinen geometrisch sauber aufgefädelt

Am fast horizontalen Karboden können Dolinen in einer frappierenden Gleichmäßigkeit ihrer geometrischen Abfolge beobachtet werden, die für mich einzigartig im Karwendel ist und die auf einige interessante Gegebenheiten tief unter den Karwiesen schließen lassen.
Messerstichkalkgeröll (Kalkfels mit schmalen Rissen aussehend wie schmale Messerstiche) und die wahrlich menschenscheuesten Gämsen im Karwendel runden die Szenerie im Kar ab. Alleine für diese Eigenheiten hat das Rigelkar den Aufstieg über knapp 1.000Hm schon verdient. Der Bergsteiger wird mit kostbaren Eindrücken reich entschädigt, bevor es hinein die Rinnen und Zinnen geht.

Anstieg nordöstlich des Karbodens zur Aufstiegsrinne

Im hintersten Karboden halten sich die Lawinenreste meist hartnäckig bis in den Juli hinein und geben der dieser Tage schon strapazierten Trinkflasche wieder etwas Inhalt, soferne man immer warmen Tee mitnimmt, der es mit den fast zu Eis gewordenen Firn aufnimmt und noch trinkbare Mischung erzeugt, ohne daß aufgrund der Kälte Magenkrämpfe entstehen.

Nun steht ein Stück Aufstieg am Programm, das im Kopfe schwer werden kann, wenn man es zu sehr sitzen läßt. Der Anstieg aus dem Karboden zur schon von Weitem sichtbaren Aufstiegsrinne durch die Südwand zur Inneren Rigelkarspitze beginnt nämlich mit ca. 200Hm Reisengeröll.
Bei guter Routenwahl durch die Verschneidung der Reisenkegel mit großem Blockwerk kann das unangenehme pilgerschrittartige Zurückrutschen in praller Sonnenbestrahlung auch auf einem erträglichen Minimum gehalten werden und der Kopf siegt in diesem Fall nicht, man steigt beim Erreichen des festen Felses gut gelaunt aus dem üblen Teil dieser Partie aus.
Die Rinne ist nach gut 20min erreicht, sie durchzieht die Südwand in nordöstlicher Richtung und daher haben wir sie bei unserer Erstbegehung auf die Jägerkarspitzen nicht sofort entdeckt.

vom Felsansatz der Rinne zurück in den Karboden geblickt

Den unteren Teil der nun zu begehenden Rinne lasse man mangels Tritten und der Abgeschliffenheit der seitlichen Begrenzungen der 50cm breiten Rinne weg, man steige rechts im Fels ca. 15Hm weiter an und quere dann nach links in griffiges Rinnengelände.

Aufstiegsrinne nach ca. einem Drittel des Aufstieges

Wenn man sich mit dem Erscheinungsbild der Inneren Rigelkarspitze aber etwas beschäftigt, dann sieht man die Rinne schon von Weitem. Besonders bezeichnend ist der Klemmblock, der am obersten Gratverlauf ein Licht-/Schattenspiel bietet das vom äußersten Karboden bereits gesichtet werden kann. Steht man dann vor diesem Kamin, dann würde man nicht glauben, daß ein Klemmblock dieser Größe von über 1.000m Luftlinie sichtbar ist.

Aufstiegsrinne nach ca. einem Drittel zurückgeblickt

Nun geht es in diesem Riß, oder Rinne, gut griffig mit moderater Steilheit nach oben, so daß für diesen Anstieg großteils die Schwierigkeit II vergeben werden kann; die Führerangabe durch die Erstersteiger vor 120 Jahren mit I erscheint zumindest nach heutiger Geländeeinschätzung leicht untertrieben.
Der Fels links weniger, rechts jedoch signifikant mehr, ist erstaunlich fest. Bei der Begehung in der Gruppe empfiehlt sich doch ein Kopfschutz, da durch die seltene Begehung viel Geröll in der Rinne angetroffen wird, der auf die Nachsteigenden niedergeht.

ca. 30Hm unterhalb des Bereiches in dem sich die Rinne zum Kamin verengt

Der Aufstieg erfolgt selbst im Juni fast bis zur Mittagszeit recht gut vor Sonne geschützt, deshalb dürfte die Rinne auch bis weit ins Frühjahr hinein mit Restschnee gefüllt sein und die Tourenplanung sollte diesen Umstand berücksichtigen.

am Band links (westlich) des Kaminansatzes

Knapp unterhalb der Gratlinie oben verjüngt sich die Rinne zum Kamin und, betritt man diesen sehr schmalen Kamin, schlägt sofort der Gratwind durch; man weiß also, daß die vertikale Nordseite lediglich die zwei bis drei Meter hinter dem Kamin hinunterpfeift. Für mich und den Rucksack war der Kamin aber zu schmal und weil ich alleine unterwegs war wollte ich keine Experimente zur Schlankheit unternehmen, um unbedingt durch den Kamin die Grathöhe zu erreichen.
Anstelle des schmalen Schlufes entschied ich mich das genügend breite Band zu meiner Linken (westlich) zu nehmen, um auf die Grathöhe zu gelangen. Nach einigen Rippen gelang es mir auch halbwegs bequem die ca. 3-4m hohe Felsplatte über dem Band zu erklimmen, die, erdgeschichtlich betrachtet, sicher ein gutes Dutzend von Hunderttausend Jahren für ihre Entstehung gebraucht hat und die durch eine weiche Trennschicht so markant auf der harten Oberfläche des Bandes draufliegt, daß man die Zeitepochen der Entstehung fühlen kann. Im Übrigen ist die Trennschicht geologisch von so schlechtem Fels gebaut, daß sich die an deren Basis entstehenden Einbuchtungen als Notunterschlupf bei Wettersturz eignen würden; ein nicht unbekanntes Phänomen im immer lebendigen Karwendelkalk.

der Verlauf des breiten Bandes in Richtung Gipfel der Inneren Rigelkarspitze

Das moderat aufwärts gerichteten Band kann problemlos beschritten werden, bis eine geeignete Stelle für den Aufstieg zur absoluten Grathöhe gefunden wird, wobei in meinem Fall eine ehe konservativer Aufstieg in zwar brüchigem Gelände, dafür aber ohne großem Risiko gewählt wurde. Knackigere Stellen für junge Gämsen gibt es genug.

Aufstiegsstelle zum Grat

Der Grat selber mutet sichtlich selektiver an als das meiste, das standardmäßig im östlichen Teil der Kette zu finden ist, mangelt es an Türmchen in der direkten Gratlinie und schmalen Parteien doch keineswegs. Selbst der mit II beschriebene weitere Gratverlauf zur Nördlichen Jägerkarspitze erscheint ab dem Kamin keineswegs einfach.

Leider konnte ich kaum Erkundungen zu beiden Gratseiten anstellen, denn die hohe dunkelgraue Wolkenfront über der Hohen Munde überredete mich zur schnellen Gipfelrast mit hastiger Jause und frühem Abstieg. Ein Gewitter am derart selektiven Grat wäre nicht das wofür ich heute losgezogen bin.

Rückblick am Band

Zu meiner Bandscheibenbeleidigung heute früh kam zu allem Überfluss auch noch der Pflanz des Wetters dazu, denn nach dem übereilten Abstieg klärte sich das fälschlich als Ungemach erkannte Wetter von Westen und ich ärgerte mich darüber, daß der Grat nun nicht weitläufiger erkundet werden konnte. Ein weiterer Aufstieg hierzu zur Inneren Rigelkarspitze muß nun leider baldigst her.

Türmchen westseits des Gipfelsteinmannes und Hoher Gleirsch im Hintergrund

Der eingefleischte Karwendelliebhaber wird den wilden Grat mögen, das Erscheinungsbild ist dermaßen archaisch und unberührt, daß man seinesgleichen auf den höchsten Fluren weithin sucht. Der Verwitterungsgrad an der Oberfläche des Gerölls und dessen Rauheit ist von der recht seltenen Art, die nur in den sehr wenig begangenen Gratabschnitten der Kette zu finden ist, insgesamt ein faszinierend Gelände.

Hinterautal

Die Blicke zu allen Seiten der Schneide müssen jeden Karwendelgeher beeindrucken, mag er auch noch so extrem sein. Tiefblicke in das Hinterautal und eine viele Hundert Meter abstürzende Nordwand bleiben lange eingebrannt.
Solch exponierte Spitzen in Gratverläufen besitzen meist kein Gipfelkreuz mehr, die Innere Rigelkarspitze wartet dem Bezwinger mit einem schlichten Gipfelsteinmann auf und diese Auftürmung befindet sich noch nicht einmal auf der höchsten Erhebung, die sich entweder als ein schlichtes schneidiges Grattürmchen 15m weiter westlich oder am Zustieg an dem das folgende Fotos entstanden ist präsentiert. Vom Katzenkopf aus sieht die östliche Erhebung leicht höher aus, siehe Gratfoto in der Galerie.

höchste Stelle der Inneren Rigelkarspitze, oder ist das Türmchen drüben noch ein wenig höher? Rechts unten der Gipfelsteinmann

Heute nicht ganz mein Tag, die Grundmission aber ausgeführt geht es nach einem raschen Moment des Dankes für den geglückten Aufstieg am kurzen Gratstück zurück zur Rinne. Noch ein kleiner Moment des Innehaltens, ob des herrlich aussehenden Kamines, aber nein, die Vorfreude über die nächste Begehung soll die schöne Stelle konservieren, es geht wieder abwärts und zwar gar nicht so unbequem wie man schlechthin Abstiege in Rinnen im Karwendel kennt.

Grat mit ostseits höchster Erhebung der Inneren Rigelkarspitze

Die letzte erwähnenswerte Stelle ist der ganz unterste Teil der Rinne, der weiter oben im Text schon erwähnt wurde. Ich vergaß ihn, kletterte gedankenlos weiter hinab, kokettierte einen Augenblick mit einem drei Meter Sprung, verweigerte aber mit der Erfahrung des Alters, kletterte 10m zurück und nahm den griffigen Felsabstieg.

wieder 15m höher zurückgeklettert

Der Rest im Abstieg ist nicht erwähnenswert und im Karboden schon kam leichter Ärger ob des blauen Himmels über der Hohen Munde auf. Die Wirtsleute der Möslalm aber vertreiben den Ärger mit deren tollen Angebot…

letzter Blick zurück beim Abstieg durch das Rigelkar

Gehzeit ab kurz vor der Möslalm und bis zur selben Stelle zurück ca. 5 Stunden (Radlstrecke zusätzlich ca. 1h rauf + 40min ab), ab Scharnitz ~ 1.500Hm

Mils, 24.06.2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Katzenkopf, 2.530m über Südwestgrat

Gleich vorweggenommen sei, daß mir nicht verständlich ist, warum man eine so schöne Grattour brach liegen lassen kann und in keiner Weise pflegt; das hat sich der Katzenkopf nicht verdient.
Der Karwendelführer widmet sich in der Beschreibung des „Südgrates“ kaum dem richtigen Einstieg vom Steig ins Rigelkar aus, beschreibt aber dafür die Möglichkeit wo es nicht geht.

Der Katzenkopf ganz rechts mit Gratturm und Kleinem Katzenkopf links

Der Katzenkopf ganz rechts mit Gratturm und Kleinem Katzenkopf links

Schon bei der letzten Tour auf die Jägerkarspitzen ist mir der Grat zum Katzenkopf aufgefallen. Einen markierten Zustiegsweg zum Grat gibt es nicht und so muß die Intuition her.

nein, noch nicht!

nein, noch nicht!

Ich wußte, daß ich in keinem Fall lange steile Reisenpartien machen möchte und so bin ich so weit wie möglich am Steig in das Rigelkar aufgestiegen und habe alle in Betracht kommenden Abzweigungen beurteilt.

dieser ist es, Höhe 1.665m und man sieht einen Steig abzweigen

dieser ist es, Höhe 1.665m und man sieht einen Steig abzweigen

Auf 1.665m fand ich in einer Rechtskurve des nun schön ausgeschnittenen Steiges ins Rigelkar einen nicht sofort sichtbaren abzweigenden Steig rückwärts in die von mit ausgemachte Rinne. Das muß es sein dachte ich und behielt Recht.

dahinter die Rinne, die möglichst anstrengungsarm erreicht werden soll

dahinter die Rinne, die möglichst anstrengungsarm erreicht werden soll

Die Reisenpartien, die man am Ende des Steiges in direkter Falllinie zu den Wandfüßen gehen muß sind maximal 80Hm hoch und über 30-40Hm zieht sich eine Zunterngruppe rauf an deren Flanken Gamswechsel das Steigen erleichten.

nach dem Zunterngürtel in den Reisen

nach dem Zunterngürtel in den Reisen

So mußte ich lediglich ca. 40Hm über die Reise in direkter Falllinie bis zu den Wandfüßen aufsteigen. Glücklicherweise war dort auch wenig Schuttauflage und großteils fester Boden.
Im Nu war ich dann über die Rinne am sich mit zunehmender Höhe schärfer ausbildenden Südwestgrat.

am oberen Ende der Rinne

am oberen Ende der Rinne

Zuerst steigt man über steile Schuttfelder, die aber so felsdurchsetzt sind, daß man nicht rutschen muß und die Latschen neben sich hat, dann wird es schmaler und man kann dort recht lange auf einem, bzw. mehreren geschichteten Bändern ansteigen, ohne klettern zu müssen.

die Schuttauflage sieht schlimmer aus, es geht gut voran

die Schuttauflage sieht schlimmer aus, es geht gut voran

Ich habe die Bänder bald verlassen, weil ja klettern wollte und muß sagen, der Grat hat schon ein zwei Stellen im oberen IIer.

der erste Gratturm wird überklettert sagt der Führer, Klier

der erste Gratturm wird überklettert sagt der Führer, Klier

Am ersten Gratturm angelangt hat man einen guten Blick auf den nächsten Teil und dieser ist wieder leichter als der Grat.

man nehme sich ein paar Minuten zum Überlegen und finde den von rechts unten nach links oben ziehenden Riß zur Bewältigung der Rinnenplatten

man nehme sich ein paar Minuten zum Überlegen und finde den von rechts unten nach links oben ziehenden Riß zur Bewältigung der Rinnenplatten

Was da vor einem liegt ist der Kleine Katzenkopf. Er besteht aus einem mächtigen, breiten Hauptturm rechts, der von vorne sehr schwierig bis gar nicht ersteigbar sein dürfte und einer linken (westlichen) kleineren Rippe. Dazwischen zieht sich eine schuttbeladene Rinne hinauf.
Eine plattige Stelle ist nicht schwer, wenn man die Risse in den Wasserrinnen geschickt für den Aufstieg nutzt. Zuerst steigt man über zwei tiefer liegende Scharten etwas hinab, um dann über die plattige Rinnen unten die Risse nutzt und oben mittels Reibung auf den Bändern rechts hinaus in das Schuttfeld quert. Alles eher leicht zu klettern.

nach den Rinnenplatten (ganz rechts) der Rückblick (die schwarze Stelle ist de untere Scharte)

nach den Rinnenplatten (ganz rechts) der Rückblick (die schwarze Stelle ist die untere Scharte)

Im Schuttfeld, es ist ein kleines Kar, beschreibt der Führer den Aufstieg über die schuttgefüllte Rinne, die recht beschwerlich ist, auch wenn man die linken seitlichen Felsen nutzt.
Oben merkt man des Weiteren, daß man wieder absteigen muß, um die nächste Einschartung zu erreichen.

brav nach Führer die Schuttrinne keuchend empor (man nimmt sie links und versucht über die Felsen zu klettern, anstelle im Schutt zu versinken

brav nach Führer die Schuttrinne keuchend empor (man nimmt sie links und versucht über die Felsen zu klettern, anstelle im Schutt zu versinken

Also dachte ich, daß ich am Rückweg eine Umgehung suche, denn beim Aufstieg ist mir das breite Band rechts neben dem Hauptkopf und die grünen Wiesen dahinter recht verdächtig vorgekommen.

der Tiefblick zeigt, daß man ihn auch umgehen können müßte; eine Aufgabe für den Abstieg

der Tiefblick zeigt, daß man ihn auch umgehen können müßte; eine Aufgabe für den Abstieg

Ab der Einschartung nach dem Kleinen Katzenkopf ziehen sich steile Schuttrinnen rechts des Grates empor, der Grat selber ist nicht gut begehbar, denn nach einigen zig Höhenmeter ragen steile Türmchen aus sehr schlechtem Fels auf, denen man die Brüchigkeit schon von weitem ansieht.

sieht man, daß man eine Fleißaufgabe gemacht hat, es geht wieder 30-40Hm hinunter zur Einschartung

sieht man, daß man eine Fleißaufgabe gemacht hat, es geht wieder 30-40Hm hinunter zur Einschartung

Später, nach ca. 100Hm kann man aber wieder auf den Grat raus queren und bekommt einen guten Eindruck von der Mächtigkeit des Rigelkares; mir scheint, es ist das längste und voluminöseste in der ganzen Kette.

diese Türme sind ungangbar, ich bleibe rechts davon

diese Türme sind ungangbar, ich bleibe rechts davon

Der weitere Gratverlauf wird dann zum Gipfel hin flacher. Über Schutthänge zum Schluß erreicht man den Gipfel, der kein Gipfelkreuz hat.

wieder ein Stück am Grat entlang, ein Lüftl kühl dort gut

wieder ein Stück am Grat entlang, ein Lüftl kühl dort gut

Das recht neue Gipfelbuch ist in mehre zerfetzte Nylonsäcke eingehüllt im Steinmann zu finden. Wenn ich das geahnt hätte, dann wäre es nun in gutem Bette verstaut. Eine Bitte an die nächsten, die den Katzenkopf erklimmen, nehmt neue Nylonsäcke mit, es tut Not!

den Gipfel ziert kein Gipfelkreuz, das GB ist im Steinmann

den Gipfel ziert kein Gipfelkreuz, das GB ist im Steinmann

Die Aussichten vom Katzenkopf sind phänomenal, er liegt doch etwas südlich exponiert von der Hauptkette und steht sozusagen mitten im Gleirschtal.

Das GB feierte Ende Juli seinen 5. Geburtstag, bis dato sind 5 Blätter vollgeschrieben

Das GB feierte Ende Juli seinen 5. Geburtstag, bis dato sind 5 Blätter vollgeschrieben

Die Verbindung zu den Jägerkarspitzen war das Ziel meines Späheinsatzes am Gipfel, der Barthgrat geistert mir schon länger im Kopf herum. Vielleicht wird das heuer noch was.

Der berühmte Barthgart

Der berühmte Barthgart

Den Normalab/anstieg über die Flecken zu den Porten wollte ich aus Zeitgründen nicht nehmen und die Umgehung des Kleinen Katzenkopfes wollte ich auch noch finden, also war klar wie es runtergeht.

das wäre der Normalaufstieg, er zieht sich weit bis zu den Porten raus

das wäre der Normalaufstieg, er zieht sich weit bis zu den Porten raus

Eines noch: warum der Führer von 5h v. d. Möslalm spricht ist mir ein Rätsel. Ich bin dort um 8:15 gestartet und war um 11:30 am Gipfel. So viel liegt er normal nicht daneben.

bereits am Abstieg mit Blick auf die erwartete Umgehung des Kleinen Katzenkopfes

bereits am Abstieg mit Blick auf die erwartete Umgehung des Kleinen Katzenkopfes

In der Scharte nach dem Kleinen Katzenkopf folgte ich den abschüssigen grünen Wiesenbändern östlich des Gipfelturmes und erreichte, nach einigen wenigen geschlängelten Ausbuchtungen der Bänder wieder das Schuttkar, siehe Fotos. Somit ist klar, wie der Aufstieg erfolgt, wenn man keine Zeit zu verschenken hat, weil man sich den Barthgrat vorgenommen hat.

ein breites grünes Band schlängelt sich östlich des Kleinen Katzenkopfes hinab

ein breites grünes Band schlängelt sich östlich des Kleinen Katzenkopfes hinab

Der Rest des Abstieges ist nicht erwähnenswert, es gibt eine Stelle, die oben etwas überhängend ist und man daher die Tritte im Abstieg erspüren muß. Tipp: links (westlich des schmalen Kopfes ist der gute Tritt der hilft, rechts ist eher nichts zu finden).

und ist tatsächlich eine Umgehung, eine sehr bequeme auch noch dazu!

und ist tatsächlich eine Umgehung, eine sehr bequeme auch noch dazu!

Zusammenfassend stelle ich fest, daß dieser Südwestgrat auf den Katzenkopf ein sehr abwechslungsreicher, klettertechnisch mäßig schwieriger aber genussvoller und auch aussichtsreicher Aufstieg ist, der in jedem Fall dem eher langweiligen Normalaufstieg überlegen ist. Auch zeitmäßig.

nochmals die Umgehung im aufstiegsblick; rechts geht es oberhalb der Felskant auf einer autobahn bis zu den grünen Wiesen

nochmals die Umgehung im Aufstiegsblick; rechts geht es oberhalb der Felskante auf einer Autobahn bis zu den grünen Wiesen

Daten: Höhenunterschied ab Parkplatz Scharnitz 1.640m, Zeit von dort bis zum Bierchen auf der Möslalm 7:07h

vor der Möslalm die schöne Tour zum letzten Mal

vor der Möslalm die schöne Tour zum letzten Mal

Mils, 29.08.2015

 

Nördliche Jägerkarspitze über Rigelkargrat – Mittlere Jägerkarspitze

Die Stille in der zweiten Kette ist ein phantastisches Erlebnis und auf unserem Aufstieg zur Nördliche Jägerkarspitze über Rigelkargrat – Mittlere Jägerkarspitze konnten lediglich Vogelgezwitscher und dann und wann kurz ein Flugzeug gehört werden.

ein toller Tag beginnt, hier Blick nach Süden auf die Nordkette

ein toller Tag beginnt, hier Blick nach Süden auf die Nordkette

Die heißesten Tage im noch kurzen heurigen Sommer fielen zu unserer Freude auch einmal genau auf das Wochenende. Kein Gewitter sollte sich in der afrikanischen Hitze bilden können, also optimale Verhältnisse eine lange Tour zu unternehmen.

hier beginnt der Steig ins Gleirscher Rigelkar, links geht es auf den Hohen Gleirsch hinauf

hier beginnt der Steig ins Gleierscher Rigelkar, links geht es auf den Hohen Gleirsch hinauf

Ein mächtiges Kar, ja fast talartig ausgedehnt liegt vor dem Bergsteiger, der sich nach dem verstauen des Radls in der Nähe des Möslalm auf den anregenden Steig durch den Wald ins Gleierscher Rigelkar macht.
Die Waldstufe ist recht rasch genommen und oben, wo es etwas flacher wird, breitet sich vor den Augen die untere Stufe des langen Kares aus, in diesem Teil noch dicht mit Zuntern bewachsen.

der schön ausgeschnittene Teil endet bald, der Steig ist jedoch gut gangbar, auch wo nicht ausgeschnitten wurde

der schön ausgeschnittene Teil endet bald, der Steig ist jedoch gut gangbar, auch wo nicht ausgeschnitten wurde

Vor kurzer Zeit hat man den ersten Teil des Steiges großzügig ausgeholzt, die Breite dürfte gut zwanzig Jahre halten, bevor sich die Latschen ihr Terrain zurückerobert haben.
Die Freude über den lichten Steig währt aber nur kurz, nach wenigen Gehminuten ist die Ausholzstrecke vorbei und man findet den Steig in dichtem Latschenbewuchs wieder.
Es bleibt so bis zur Latschengrenze, ist aber gut erträglich, weil der Steig sich mehr nach Osten, auf die rechten Karhänge wendet und über lange Strecken durch Reisen durchzogen ist, die keinen Bewuchs aufweisen.

der Anstieg wird etwas steiler

der Anstieg wird etwas steiler

Am Ende der dichten Latschenvegetation, ca. auf 1.900m gibt es nochmals eine Stufe auf den Karboden zu erklimmen, der dann flach in das lange klassische Kar mit der, dem Karwendel typischen, Reisenlandschaft hineinzieht.

Rückblick auf die Erlspitze

Rückblick auf die Erlspitze

Am Ende des Karbodens, nach zahlreichen umgangenen Dolinen, liegt dieser Tage noch ein längeres Schneefeld, das wir gerne in Anspruch nehmen, um ein angenehmeres Fortkommen als in den kleinblockigen Reisen zu haben. Es steigt sogar noch in eine angenehme Höhe, sodaß wir fast bequem eine gute Höhenlage als Ausgangspunkt zu unserem Vorhaben erreichen können.

die letzten Bergwiesen im Rigelkar

die letzten Bergwiesen im Rigelkar

Unser Vorhaben ist es, die Innere Rigelkarspitze als Ausgangspunkt für die Gratüberschreitung zur Nördlichen Jägerkarspitze zu nutzen. Die Idee dazu ist leicht erklärt. Die Rinne, die üblicherweise als Normalvariante des Aufstieges zu den Jägerkarspitzen verwendet wird, hat in der Literatur eine äußerst schlechte Kritik hinsichtlich der Felsqualität und auch hinsichtlich Steinschlags.

ein gewaltiges. langgezogenes Kar

ein gewaltiges. langgezogenes Kar

Also suchten wir nach einer Variante und das Blättern im Karwendelführer brachte uns auf die Variante über die Innere Rigelkarspitze, sowie weiter, auf den Verbindungsgrat zur Nördlichen Jägerkarspitze.

das Rigelkar mit abgehender Rinne ganz hinten beim kleinen Schneefeld als normaler Anstieg

das Rigelkar mit abgehender Rinne ganz hinten oben beim kleinen Schneefeld als normaler Anstieg

Nun, die dreieinhalb Zeilen des Anstieges zur Inneren Rigelkarspitze im Führer erschienen uns bei der Planung als geritzte Sache, ebenso die Schwierigkeitseinstufung, die Natur jedoch lehrte uns beim Anblick der Südwand jedoch anderes, sie zeigte eine Rinne, eher eine Schlucht, die über grüne Wiesenböden und einem Schlenkerer erreichbar zu sein scheint, die jedoch alles andere als mit I zu begehen anmutete und recht steinschlaggefährdet aussah.

ist das die Rinne in der Südwand der Inneren Rigelkarspitze? Wir erachteten diese Rinne limks als steinschlaggefährdet und wollten es auf der anderen Seite probieren

ist das die Rinne in der Südwand der Inneren Rigelkarspitze? Wir erachteten diese Rinne links als steinschlaggefährdet und wollten es auf der anderen Seite probieren

Also versuchten wir unser Glück etwas weiter östlich, wo sich eine Klamm aufzutun schien, die aber von unserem Standort aus nicht einsehbar war. Also stiegen wir, nun mühsam, weil das Schneefeld zu Ende war, höher und entdeckten eine noch viel ungangbarerer Schlucht. Recht enttäuscht mußten wir feststellen, daß unsere Planung nicht hinzukriegen sein würde, aber, die Hoffnung nicht aufgebend stiegen wir nun weit unterhalb des Grates weiter, um vielleicht doch noch einen Einstieg zu finden.

wir erachteten diese Variante als gangbar

wir erachteten diese Variante als gangbar

Ein weiterer Versuch knapp unterhalb der steilen Felsstufe im Rigelkar scheiterte ebenso, aufgrund von splittrigem Fels, mit vielen Schluchten durchzogen und mit dermaßen schuttreichen Bändern, daß die Unternehmung Rigelkarspitze abgeblasen werden mußte.
Also durch die grausige gelbbraune Rinne am hintersten Karboden rauf, stiegen wir enttäuscht, aber nicht entmutigt über die Felsen der Steilstufe weiter.

aus der Traum, ungangbar und zu brüchig

aus der Traum, ungangbar und zu brüchig

Am Ende der Steilstufe suchten wir nochmal nach einer Möglichkeit den Rigelkargrat zu erreichen und nun, sapperlot!, tat sich direkt über den Felsen der Steilstufe der Blick nach links zu einer kleinen Scharte auf, die leicht über eine kleine geschwungene Rinne zu erreichen zu sein scheint.

beim Queren der Felsrippen kommt uns nochmals die Idee den Rigelkargrat an passender Stelle zu erreichen und es klappt auch

beim Queren der Felsrippen kommt uns nochmals die Idee den Rigelkargrat an passender Stelle zu erreichen und es klappt auch

Für dieses Glück querten wir keuchend das lästige Reisengelände knapp oberhalb den Felsen der Steilstufe und erreichten festen Fels, zwar mit viel Schutt, aber mit guten griffen und Tritten. Dieser Punkt liegt, zurückgerechnet, ca. auf 2.375m (Anmerkung: durch das starke Hochdruckwetter stellten wir am Gipfel fest, daß die Vector um 90Hm zu wenig anzeigt)
Nun konnten wir schon erkennen, daß wir den Aufstieg zum Grat diesmal gefunden haben und die fortgeschrittene Geländehöhe ließ auch nur mehr ca. 100Hm in der Rinne bis zum Grat zur Bewältigung über.

auf der Scharte angelangt

auf der Scharte angelangt; unten im Schutt sieht man noch unsere Steigspuren zur Rinne

Überglücklich standen wir nun in einer kleinen Scharte und hatten das, lt. Führer IIer Gratgelände vor uns. Die ersten 20Hm erklimmt man direkt, ohne Umgehung, über ein, zwei scharfe Zacken und das war eigentlich auch schon die einzige Schwierigkeit in dem ab dort recht sanften Gratverlauf.

die ersten Meter am Grat; anfangs recht zackig, wird schnell besser

die ersten Meter am Grat; anfangs recht zackig, wird schnell besser

Wir hielten uns mit reicher Karwendelerfahrung stets am Grat, um so am besten fortzukommen und hatten wirklich großen Genuß dabei.

einige kleine Schärtchen sind zu bewältigen

einige kleine Schärtchen sind zu bewältigen

Die grausige Rinne des Normalaufstieges erblickten wir des Öfteren rechterhand und freuten uns richtig, diese nicht genommen haben zu müssen. Für uns ist der Rigelkargrat oberhalb der Steilstufe nun die Normalvariante des Aufstieges.

die Normalvariante des Aufstieges; man kann sich vorstellen wie brüchig und mühsam die Strecke sein muß

die Normalvariante des Aufstieges; man kann sich vorstellen wie brüchig und mühsam die Strecke sein muß

Nach gut zwanzigminütigem Aufstieg am Grat erreichten wir den Gipfel der Nördlichen Jägerkarspitze.

eingetroffen auf der Hinteren Jägerkarspitze

eingetroffen auf der Nördlichen Jägerkarspitze

Eine Gipfelbuchschachtel im Steinhaufen verriet, daß die Begehung dieses Gipfels eine seltene Angelegenheit sein muß. Wir trugen uns auf den losen Zetteln ein und verließen sie nach kurzer Pause und Genuß des Blickes nach Norden, nach Osten auf den Halleranger und in die Tiefen des Hinterautales.

der älteste Teil des Gipfelbuches mit Eintragungen aus 1985; nur mehr Zettel seitdem, dafür schöne Schachteln

der älteste Teil des Gipfelbuches mit Eintragungen aus 1985; nur mehr Zettel seitdem, dafür schöne Schachteln

Den Abstieg kann man an der Kante, die steil zur Verbindungsscharte mit der Mittleren Jägerkarspitze abfällt nicht gut einsehen und deshalb weichten wir auf schmale Bänder im brüchigen Fels der Westseite des kurzen Grates zur Scharte aus.

unser Aufstiegsgrat

unser Aufstiegsgrat

Somit erreicht man den obersten Teil der grausigen Rinne, die vom Kar heraufzieht. Wir mußten dabei feststellen, daß die Rinne wirklich nicht erstrebenswert ist und waren froh sie nicht kennengelernt zu haben.

Rückblick von der Scharte aus zur Nördlichen Jägerkarspitze; nicht ganz einfach der Abstieg, westlich geht es gut, östlich gar nicht; man sieht einen frischen Bruch, den sind wir unten umgangen

Rückblick von der Scharte aus zur Nördlichen Jägerkarspitze; nicht ganz einfach der Abstieg, westlich geht es gut, östlich gar nicht; man sieht einen frischen Bruch, den sind wir unten umgangen

Der Blick über die Scharte eröffnet ein nettes, kurzes, horizontal geschichtetes Band mit etwas Schutt darauf, aber recht breit und mit einem Steinmandl am westlichen Ende verziert. Ein Gustostück auf der Überschreitung der beiden Jägerkarspitzen, es weicht einer ungangbaren Steilwand mit ca. 15m Höhe auf der südlichen Begrenzung der Scharte aus und erfreut mächtig.

das tolle Band in Frontalansicht

das tolle Band in Frontalansicht

Den weiteren Verlauf des Aufstieges kann man nicht einsehen und begeht das Band erwartungsvoll. Dahinter geht es – in wenigen Minuten – in leichtem Gelände auf die Mittlere Jägerkarspitze weiter.

dieses schöne Band muß man nach der Scharte gehen, hinten ein Steinmandl

dieses schöne Band muß man nach der Scharte gehen, hinten ein Steinmandl

Vorher passiert man den berühmten Barthgrat, den man ehrfürchtig vom Gipfel aus und vom Abstieg von der Südlichen Jägerkarspitze aus betrachten kann.
Ein schönes, schlichtes Gipfelkreuz mit Gipfelbuch des Höttinger Berg- und Schisportvereines ziert die Mittlere Jägerkarspitze und wir stellten beim Eintrag fest, daß just ein paar Stunden, oder kürzer, vor uns drei Bergsteiger die Ersten in 2015 am Gipfel waren. Alle Einträge davor endeten im Oktober 2014. Neun Monate hatte der Berg seine Ruhe.

schönes Gipfelkreuz der Mittleren Jägerkarspitze

schönes Gipfelkreuz der Mittleren Jägerkarspitze

Nach einer Pause und dem Ablichten aller umgebenden Felsriesen incl. mehrfacher Abschnitte des Barthgrates brachen wir wieder auf um den letzen Gipfel des Trios, die Südliche Jägerkarspitze in Angriff zu nehmen.

Katzenkopf mit Barthgrat

Katzenkopf mit Barthgrat

Der Übergang gestaltete sich in Einklang mit dem Führer leicht und in wenigen Minuten erreichten wir den mit zwei Stangen gezierten Gipfel.

auch die Gönner sollen erwähnt werden, tolles Gipfelkreuz und -buch!

auch die Gönner sollen erwähnt werden, tolles Gipfelkreuz und -buch!

Der Blick mit dem Glas auf den schwierigen Teil des Barthgrates ist hier wegen des stumpferen Winkels noch wesentlich besser und man kann erahnen, welche Entschlossenheit der junge Barth gehabt haben muß, in zu begehen. Gleiches wird dem Grat noch durch uns widerfahren, vereinbarten wir.

Gipfel der Südlichen Jägerkarspitze

Gipfel der Südlichen Jägerkarspitze und im Hintergrund die Mittlere Jägerkarspitze

Der Abstieg erfolgt nun fast direkt am Grat der südlich steil hinunterzieht und die Tendenz, nach Osten, in die karartige Mulde zu wechseln läßt man lieber bleiben. Häufige Steinmandln weisen den Weg am Grat recht gut. Dieser Teil ist nicht schwer, jedoch muß man ihn mit einem gerüttelt Maß an Konzentration begehen.

Passagen bei denen man schon konzentriert steigen muß

Passagen bei denen man schon konzentriert steigen muß

Nach gut 200Hm, einem alten Seil zur Opferschlinge zum Abseilen über eine westseitige Felsstufe gedacht und bei den nun beginnenden grünen Einlagerungen an Bergwiesen im noch steilen Fels kann man etwas östlich abweichen und im angenehmeren Wiesengelände weiter abwärts steigen.

eine alte Opferschlinge

eine alte Opferschlinge

Unten auf ca. 1.950m „in den Flecken“ angekommen sahen wir tief unten und weit westlich die Möslalm, sowie einen schwach ausgeprägten Steig, der über die beiden Tobel südwestlich in die Latschen hinabzieht.

am unteren Ende der Wiesen in den Flecken mit Blick zur Mösl Alm, die Mühlwände brechen vor den Latschen steil ab, die Felsen sind ungangbar

am unteren Ende der Wiesen in den Flecken mit Blick zur Mösl Alm, die Mühlwände brechen vor den Latschen steil ab, die Felsen sind ungangbar

Um ein Haar hätten wir diesen zwecks Abkürzung genommen und waren dann, als wir später auf dem Forstweg talauswärts der Möselalm zustrebten sehr froh, daß wir das nicht getan haben. Dier Steig endet nämlich unweigerlich über den sehr hohen senkrechten Mühlwänden. Hier kann es keinen Abstieg geben, sondern nur einen mühsamen Wiederaufstieg in die Flecken.

einmal mehr der berühmte Barthgrat

einmal mehr der berühmte Barthgrat

Also nahmen wir die lange – meist pfadlose – Route nach Osten zum Gelände „bei der Porten“ und erreichten das Steinportal auch instinktiv etwas oberhalb mit gutem Blick auf den anschließenden Jagdsteig in das Jägerkar. Die Pfeis erscheint zum Greifen nahe (Luftlinie 3,6km), so weit östlich führt der Steig.

natürlicher Steintunnel in den Porten

natürlicher Steintunnel in den Porten

Den Naturliebhaber freut es jedes Mal aufs Neue, wenn er Launen der Natur und der Erosion betrachten kann und so mußten gleich mehrere Fotos des natürlich entstandenen Steinportales mit Gewölbewirkung her. Ein Gruß der Natur und ein gelungener Abschluß einer tollen Tour.
Der nachfolgende Abstieg am Jagdsteig ist mit viel Blumen und v. a. Almrosen durchzogen und hebt die Laune nach der tollen Runde nochmals kräftig an.


Der Steig endet unterhalb des Jägerhochstandes an einer Stelle der Straße im Samertal, die von einer Mure betroffen war die erst kürzlich neu gebaut werden mußte und sie nennt die AV-Karte „bei der Sag“.

das Jägerkar

das Jägerkar

Blick von den Porten zum Jagdsteig

Blick von den Porten zum Jagdsteig

Nun ging es noch knappe 3,3km in leichtem Gefälle hinab zur Möslalm zu Bier, Graukas und Kaiserschmarrn. Und während man bei der netten Wirtin jausnet hat man einen Logenplatz auf den Katzenkopf.
Eine Bergfahrt der Sonderklasse.

den Katzenkopf umrundet...

den Katzenkopf umrundet…

Mit dem Radl ist man – trotz Gegenanstieg – wegen der Abfahrt zur Brücke über die Isar – in gut 30min am Parkplatz in Scharnitz. Für die Fahrt in die Gegenrichtung am Morgen braucht man rd eine Stunde mit Rucksack und Bergschuhen.
Zeitbedarf: ab Scharnitz mit dem Radl ins Rigelkar, die Gipfel, der Abstieg bis zur Möslalm in Summe recht genau 8 Stunden. Eine halbe mehr von der Möslalm bis zum Auto.
Aufstieg gesamt: rd. 1.800Hm

Jägerkarspitzen 04-07-2015

Jägerkarspitzen 04-07-2015

Mils, 04.07.2015