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Überschreitung Östliche Praxmarerkarspitze – Kaskarspitze

Von allen einzelnen Überschreitungen der Gleirschtal-Halltalkette, die noch als Tagestour ins Halltal machbar sind, ist die Überschreitung Östliche Praxmarerkarspitze – Kaskarspitze die erste und vom Karwendelführer (Klier) und im Internet am spärlichsten beschriebene. Gemäß dem Karwendelführer wäre sie die schwierigste und ist mit III+ angegeben.

Gratverlauf Östliche Praxmarerkarspitze - Kaskarspitze

Gratverlauf Östliche Praxmarerkarspitze – Kaskarspitze von der Westlichen Praxmarerkarspitze aus gesehen

Aufgrund der Länge der Einzelüberschreitungen von der Westlichen Praxmarerkarspitze bis zum Südausläufer, dem Roßkopf bzw. den Stempeljochspitzen, oder auch – der Kette folgend – zum Kleinen Lafatscher, und des für dieses Vorhaben notwendigen einwandfreien Wetters sowie eines genügend langen hellen Tages, kann die Gesamtüberschreitung im Oktober kaum mehr vernünftig durchgeführt werden, sieht man von erzwingenden Hilfsmitteln wie dem Gebrauch von Stirnlampen, dem Radl und vom Start um halb sechs Uhr ab.
Die genaue Kenntnis der Route ist aber von ausschlaggebender Bedeutung diese Gewaltstour an einem Tag erledigen zu können und dies wird unser Vorhaben in der nächsten Saison sein. Da die wenigen zu recherchierenden Beschreibungen dermaßen knapp und unbefriedigend detailliert ausfielen mußte unbedingt eine Erkundung her. Es ist nämlich unmöglich diese Strecke ohne Detailkenntnis aller Einzelabschnitte als Tagestour durchzuführen. Alle anderen Abschnitte hatten wir in den Vorjahren schon mehrfach begangen, die Überschreitung Östliche Praxmarerkarspitze – Kaskarspitze fehlte noch.

Sonntagskar- u. Bachofenspitze, dahinter Großer u. Kleiner Lafatscher, rechts Roßkopf von der Kaskarspitze aus gesehen

Sonntagskar- u. Bachofenspitze, dahinter Großer u. Kleiner Lafatscher, rechts Roßkopf von der Kaskarspitze aus gesehen

Aufgrund des Wetters, das wir am Tag der Begehung zu erwarten hatten, machten wir uns vom Wanderparkplatz der Thaurer Alm  um sieben Uhr auf und hatten zunächst schon vor, nach dem Hauptziel, der Überschreitung Östliche Praxmarerkarspitze – Kaskarspitze, noch eine oder zwei weitere durchzuführen. Den Anstieg wählten wir über den Südgrat der Westlichen Praxmarerkarspitze, dem klassischen Beginn der Gewaltstour.

beide Praxmarerkarspitzen, Kaskarspitze und Sonntagskarspitze vom Kreuzjöchl aus

beide Praxmarerkarspitzen, Kaskarspitze und Sonntagskarspitze vom Kreuzjöchl aus

Über die Thaurer Alm zur Pfeis anzusteigen (6km) ist eine Variante zum Halltal (9,7km) die um 3,7km und um 100Hm weniger Mühe bereitet. Dies schlägt sich in etwa in einer Dreiviertelstunde Zeitvorteil nieder (gemessen an den Einzelzeiten dieser und der Tour, die hier beschrieben ist Westliche Praxmarerkarspitze, 2.642m und Östliche Praxmarerkarspitze, 2.638m. Die Einschätzung der Aufstiegszeit bis zur Pfeishütte ist also zeitlich gesehen kürzer.

Anstieg über die Thaurer Alm; am "hale Wandl Bankl" angekommen

Anstieg über die Thaurer Alm; am „Hale Wandl Bankl“ angekommen

Dieser Bericht befaßt sich hauptsächlich mit der Überschreitung, daher sei für die Detailbeschreibung des Aufstieges von der Pfeishütte bis zur Westlichen Praxmarerkarspitze auf den obigen Link verwiesen.
Zum Aufstieg am Südgrat sei nur die einzige Kletterstelle nochmals mit einem Bild erklärt bei der die leichteste Überwindung der kurzen Doppel-Klamm – sofern man bei dem kurzen Stück von Klamm sprechen kann – links des schrägen Felszapfen genommen wird (im Bild nicht sichtbar). Der mittlere Durchstieg ist auch möglich (aber nicht zu empfehlen) und Andi im Bild hat den schwersten Durchstieg ganz rechts genommen, von dem abzuraten ist.

Kletterstelle am Südgrat zur Westlichen Praxmarerkarspitze

Kletterstelle am Südgrat zur Westlichen Praxmarerkarspitze

Etwa 80Hm weiter oben kommt man dann rechts direkt auf den Grat, der schöner zu begehen ist, als die schräge Flanke unterhalb.

Gipfel Westliche Praxmarerkarspitze

Gipfel Westliche Praxmarerkarspitze, 2,642m

Der Gipfel der Westlichen Praxmarerkarspitze befand sich in sonderbarer Stimmung, leichter, böiger Föhn und eigenartiges, diffuses Licht durch die Luftfeuchtigkeit zauberten den klassischen, milchigen, aber interessanten Eindruck der hintereinanderliegenden Ketten mit schlechter Fernsicht.

Stimmung mit den nördlichen Ausläufern der Nordkette und im Hintergrund der Kleine Solstein

Stimmung mit den nördlichen Ausläufern der Nordkette und im Hintergrund der Kleine Solstein

Immer wieder beeindruckend sind die Jägerkarspitzen und der Barthgrat, der am Ende seiner südwestlichen Ausdehnung mit dem Katzenkopf endet. Der Barthgrat, ein Klassiker, der für heuer auch am Programm stünde, aber wahrscheinlich nicht mehr zu realisieren sein wird.

Jägerkarspitzen mit Barthgart und Katzenkopf im Hintergrund

Jägerkarspitzen mit Barthgart und Katzenkopf im Hintergrund

Kaum 20min Gehzeit nimmt der Übergang von der Westlichen zur Östlichen Praxmarerkarspitze in Anspruch und nach dem Eintrag in das seit 1984 bestehende Gipfelbuch machten wir uns auf und freuten uns auf den ausdrucksvollen Anblick des bekannten Felsenfensters am Gegenanstieg  zur Östlichen Praxmarerkarspitze.
In der Tat ist es noch vorhanden, jedoch täuschte der erste Eindruck nicht, es hat am kritischen Teil im Tragbogen an Masse deutlich verloren, wie der Fotovergleich von „nur“ zwei Monaten zeigt. Vergleiche das Bild unten gegen jenes.

Felsenfenster am Übergang zwischen den Praxmarerkarspitzen

Felsenfenster am Übergang zwischen den Praxmarerkarspitzen

Leider wird das Kunstwerk der Natur das Bergsteigerherz nicht mehr lange erfreuen und es bleibt die Frage, ob der heurige Winter schon sein Schicksal besiegeln und damit auch der von ihm gestützte äußere, zum Gipfelhang geneigte Turm, mit zusammenbrechen wird und die Flanke in diesem Bereich ein neues Gesicht bekommen wird.
Dem netten Felsenfenster seien diese Zeilen hier nicht unnütz gewidmet, denn es hat, wie wir feststellen durften, auch Größenvergleichscharakter; einem Maßstab gleich, ist doch sein lichterfüllter Durchbruch selbst vom Gipfel der immerhin gut 1.200m entfernten Kaskarspitze aus zu bestaunen.

Felsenfenster Östliche Praxmarerkarspitze

Zoom vom Felsenfenster Östliche Praxmarerkarspitze

Nun zum eigentlichen Zweck dieses Berichtes, der Überschreitung Östliche Praxmarerkarspitze – Kaskarspitze. Dem teilweise durchaus sehr nahe dem fürchterlichen Abbruch in die Nordwand der Östlichen Praxmarerkarspitze angelegten Normalweg folgend wird der Abzweig zum Grat in ca. 20min erreicht. Dort wo der Normalweg jäh rechts auf die Wiesenhänge der oberen mittelsteilen Partie heraufzieht nimmt man weglos, im Schutt aber deutlichen Steigspuren folgend, die Richtung geradeaus, direkt östlich über die eher flachen Schrofen bis zum ersten Steilhang der wenigen mächtigen Felsschuppen am Grat.

Gratverlauf Östliche Praxmarerkarspitze zur Kaskarspitze an der Abzweigung vom Normalweg

Gratverlauf Östliche Praxmarerkarspitze zur Kaskarspitze an der Abzweigung vom Normalweg

Die kleinen Erhebungen sind reines Gehgelände und stimmen freudig – bei der Erstbegehung gemischt mit etwas Unsicherheit über die Erwartungen des am Ende mächtig auftürmenden Gipfelaufbaues der Kaskarspitze – auf die Gratkletterei ein. Etwa am Ende des zweiten Drittels des Gratverlaufes stößt man erstmalig auf eine pfiffige Stelle, die auch in der Literatur beschrieben wird. Allein, es finden sich keinerlei Fotos davon im Internet.

Doppelscharte im Übergang, einzige herausforderne Stelle am Gratverlauf

Doppelscharte im Übergang, einzige herausfordernde Stelle am Gratverlauf

Die Stelle ist leichter als sie aussieht, das erfährt der Begeher dann, wenn er mit beiden Füßen auf dem unteren „Stockerl“ steht, ein flacher podestartiger Felssporn der auch für Leute mit mittlerer Größe von oben leicht zu erreichen ist. Zunächst aber, von oben, sieht die Stelle schwer aus und gemischt mit dem Blick in die Nordabstürze hält man kurz inne und überlegt die beste Taktik. Der Bereich ist an vielen wesentlichen Stellen gut griffig und vor allem fest.

Abstieg ins Doppelschartl mit Nordabbruch, das Podest unten deutlich sichtbar

Abstieg ins Doppelschartl mit Nordabbruch, das Podest unten deutlich sichtbar

Jeder Griff hielt und auch jeder Tritt. Somit konnte die schon recht eindrucksvoll ausgesetzte Stelle gut begangen werden und der Schutz vor dem gewaltigen Nordabsturz, des mittig in der Scharte aufragenden Felsspitzls, das dann nicht ganz einfach südlich umgangen wird, tat gut.

Rückblich auf den westlichen Teil der Doppelscharte; deutlich ist das nordseitige Podest zu sehen das für den Abstieg verwendet wird

Rückblick auf den westlichen Teil der Doppelscharte; deutlich ist das nordseitige Podest zu sehen das für den Abstieg verwendet wird

Das Felsspitzl begeht man auf schmalem – wie kann es anders sein – abschüssigen aber festem Band und hier besteht die Schwierigkeit nur im finden von Griffen die dort spärlich vorhanden sind. Die Umgehung unterhalb wäre eine Variante, allerdings auch eine wenig sportliche.

Am anderen Ende der kleinen Doppelscharte geht es anschließend über wenig schuttbedecktes Felsgelände hinauf zur nächsten Gratschuppe, von der aus die nächste, höchste und letzte Nachbarin ihrer erkannt und in Gratnähe begangen wird.

der Autor beim südseitigen Queren des Felsspitzls in der Doppelscharte

der Autor beim südseitigen Queren des Felsspitzls in der Doppelscharte

Der Abstieg auf schuttbedeckten Platten erschien tückisch, weil steil und mehrmals hielten wir vor der nun anstehenden Herausforderung inne und musterten den zuerst schrecklichen weiteren Gratverlauf und den mächtigen Gipfelaufbau.

letzter Gratkopf vor dem Gipfelaufbau der Kaskarspitze

letzter Gratkopf vor dem Gipfelaufbau der Kaskarspitze

An dieser Stelle sei nun etwas Bezug genommen auf die Beschreibungen, die der an der Überschreitung Interessierte darüber in der Literatur recherchieren kann. Wer nicht den Vorzug hat in den siebziger oder noch in den achtziger Jahren schon das richtige Alter zur Entfaltung einer gewissen Passion für nicht mehr einfache, dafür aber anspruchsvollere bergsteigerische Unternehmungen zu haben, und wer noch dazu nicht aus der unmittelbaren Talschaft stammt und mit den wenigen, heute fast oder schon längst pensionierten Kennern der Übergänge mitgegangen sein zu dürfen, der tut sich resignierend schwer brauchbare Beschreibungen gerade jener Stellen zu finden, denen es am meisten Not tut beschrieben zu werden.
Bergsteigen ist ein eher einsames Geschäft und Wissen will nicht gern publiziert und auch kaum weitergegeben werden.
Natürlich ist auch klar, daß ein Führer nicht jeden Übergang in einer Tiefe beschreiben kann, die einem Kochbuch gleichkommt. Für wesentliche Stellen aber braucht es mehr als drei bis fünf Sätze im Taschenbuch und allein die Wortwahl oder ein passendes Attribut würde manchmal Wunder wirken.
Man kann auch der Meinung sein, daß der Erfahrene auch aus dem kärgsten Text die richtige Anleitung finden muß, aber doch scheint dies vermessen, vor allem wenn die Begehung in die umgekehrte Richtung erfolgt und Passagen aus Blicken total anders interpretiert werden müssen.

Abstieg vom letzten Gratkopf zum Gipfelaufbau der Kaskarspitze

Abstieg vom letzten Gratkopf zum Gipfelaufbau der Kaskarspitze

Die Schwierigkeit am Gelände des Gipfelaufbaues der Kaskarspitze liegt in der geschützten Errichtung von Steinmandln. Das Gelände ist entgegen den anderen Übergängen in diesem Bereich dermaßen Steil und brüchig, daß es weniger Hochwetter bedarf, um alle Mühe der Errichtung jener im frühen Sommer zunichte zu machen. Wir fanden am Grat dann und wann ein Steinmandl, ab dem Gipfelaufbau aber kein einziges mehr. Es mag auch sein, daß wir uns verstiegen haben, aber der Abstand kann dann nur sehr gering gewesen sein, weil es kaum eine andere Möglichkeit geben kann, als jene, die wir schlußendlich genommen haben.

Andi verbessert eines der spärlich gessetzten Steinmandln

Andi verbessert eines der spärlich gesetzten Steinmandln

Vor dem Grataufbau, der fest mit dem Gipfelbereich verbunden ist fiel die Wahl der Route auf Steigspuren die wir auf einem breiten, sich mäßig steil hinabziehenden Band vorgefunden haben. Sie fiel nicht auf die brüchigen wilden Türmchen (leider verpaßt davon ein Foto anzufertigen)  im direkten Gratverlauf.

abschüssiges Band mit Steigspuren in die Südwestflanke der Kaskarspitze

abschüssiges Band mit Steigspuren in die Südwestflanke der Kaskarspitze

Nun folgten wir dem abschüssigen Band vorsichtig auf Schutt und mußten aber feststellen, daß die Steigspuren verschwanden und nie ein Steinmandl auftauchte. Je tiefer wir stiegen, desto unwahrscheinlicher erschien uns die Route und bei einer ockerfarbenen Reise, schon fast an der tiefen Verschneidung die den Gipfelaufbau von seinem Südgrat trennt, wussten wir, daß wir viel zu weit und zu tief vorgedrungen sind.

Die Eintiefung zwischen dem Gipfelaufbau der Kaskarspitze und dem Gratkopf war unser Ziel

Die Eintiefung zwischen dem Gipfelaufbau der Kaskarspitze und dem Gratkopf mußte unser Ziel sein

Also machten wir kehrt und stiegen bis zu einer Stelle zurück an der uns schien, daß ein Durchkommen bis zu einer Scharte zwischen einem Gratturm und dem Gipfelkegel möglich sein mußte. Diese Stelle erachteten wir als die wahrscheinlichste, um an die die im Führer beschriebene Rinne heranzukommen, von der es allerdings in der Frontalansicht der Westflanke und des Grates auch drei zu geben schien.
Weiters sollte irgendwo ca. 50Hm oberhalb unserer Position am Band unten auch das im Führer erwähnte „kurze, steile Kaminl“ ins Blickfeld treten.

Rückblick vom schuttbelegten Band auf den Grat zu den Praxmararkarspitzen

Rückblick vom schuttbelegten Band auf den Grat zu den Praxmarerkarspitzen

Mitten in der Südwestflanke, ca. 100 bis 150m unterhalb des Gipfels stehend stiegen wir nun in gut kletterbarem Fels in fast direkter Route auf und mußten nur wegen Schuttbändern einmal links, einmal rechts wenige Meter ausweichen. Mitten im Aufstieg zur Scharte, oder zum Plateau – wir wussten nicht was uns dort erwarten würde – wurde dann der Blick auf eine Verschneidung frei, die das Kaminl sein konnte, es war kurz und steil, fast senkrecht.

 

mitten in der Südwestflanke Kaskarspitze am Aufstieg zum Kaminl

mitten in der Südwestflanke Kaskarspitze am Aufstieg zum Kaminl

Andi durchstieg es, ich zog es vor sein einfacher aussehendes rechtsseitiges Geschwisterchen zu nehmen und kam um ein gemütliches Schuttband herum sogar um Körperlänge vor ihm oben an.

Andi nach dem Kaminl rechts hinter ihm

Andi nach dem Kaminl rechts hinter ihm

Weitere paar Meter des Aufstieges brachten uns wie vermutet zu einer flachen Scharte von der aus die beschriebene Rinne deutlich sichtbar vor uns lag und – zu unserem Aufatmen – zwar schwierig, aber auch gangbar aussah. Allerdings gibt es im unteren Teil drei Rinnen anstelle der einen beschriebenen und sofort waren wir einer Meinung, daß es die mittlere sein muß die wir nehmen müssen, die nach wenigen Metern mit der linken (nördlichen) verschmilzt. Direkt am Rinnenansatz entschieden wir dann auch, daß die rechte Rinne nicht so erstrebenswert aussieht. Daß wir gut an dieser Wahl taten sollten wir erst oben erfahren.

am Plateau vor dem Gipfelaufbau der Kaskarspitze

am Plateau vor dem Gipfelaufbau der Kaskarspitze

Der Fels im unteren Teil ist griffig und auch nicht so brüchig wie er am ersten Blick aussieht. Die Rinne ist durchgehend sehr steil, geschätzter Durchschnitt 75° und hat einen ca. 2m breiten Quergang unterhalb eines sich öffnenden Schutttrichters, den wir links erreichten und oben, an seinem Ende und der weiter aufziehenden Felswand ca. 4-5m rechts (südwestlich) querten weil die Wand darüber nahezu senkrecht war und nicht so gut gangbar aussah als der untere Teil. Die Querung führte uns unbewusst an markanter  Stelle in den beschriebenen Kamin, der, verwirrend, als „brüchiger Schluf“ bezeichnet wird.

Gipfelaufbau der Kaskarspitze am Übergang von der Praxmarerkarspitze; deutlich sieht man die beiden Rinnen und im unteren Teil links noch eine dritte, die oben mit der mittleren verschmilzt

Gipfelaufbau der Kaskarspitze am Übergang von der Praxmarerkarspitze; deutlich sieht man die beiden Rinnen und im unteren Teil links noch eine dritte, die oben mit der mittleren verschmilzt

Von ihm aus konnte man von unten schon den sich weiter oben öffnenden Schutttrichter am Gipfel erkennen und er machte seiner Namensgebung „brüchiger Schluf“ alle Ehre wie man im Video von mir, das Andi nach dem Vorstieg gedreht hat, unschwer erkennen kann.

Erklettern des unteren Teiles der mittleren Rinne

Erklettern des unteren Teiles der mittleren Rinne

Somit hatten wir den Gipfel erreicht und sofort überdachten wir die Beschreibung der mehrfachen Varianten, die uns nun zum Teil erklärlich wurden, die aber auf umgekehrter Route bei Betrachtung des Gipfelaufbaues in der Natur kaum vorstellbar erschienen.
Ein weiteres, wichtiges Detail soll nicht unerwähnt bleiben, um all jenen zu helfen, die diese Beschreibung nutzen wollen.

vom Schuttriechter auf den ersten Teil der mittleren Rinne hinuntergeblickt

vom Schuttrichter auf den ersten Teil der mittleren Rinne hinuntergeblickt

Der Kamin, der „brüchige Schluf“ weist mittig, in etwa vier Meter unterhalb der Stelle an der wir in ihn überstiegen eine Verklausung auf, die wir nachträglich betrachtet froh sind nicht überklettern haben zu müssen. Von oben kann man sehen, daß sie von einem großen Brocken verklemmt ist und der ganze feinere Schutt den großen Brocken schon dermaßen überhäuft hat, daß beim überklettern zwangsläufig der Nachsteigende mit einem Trümmerregen versorgt werden würde. Ganz abgesehen von den Schwierigkeiten mit dem wahrscheinlich von unten betrachteten überhängenden Partie, der man höchstwahrscheinlich nur seitlich, ins ausgesetzte Felsgelände auszuweichen vermag.

Andi nach dem Quergang beim Umsteigen auf den "brüchigen Schluf"

Andi nach dem Quergang beim Umsteigen auf den „brüchigen Schluf“

Die Schwierigkeiten im Rückblick betrachtet hielten sich beim Erklettern des Gipfelaufbaues in Grenzen, die Bewertung im Karwendelführer mit III+ können für den unteren Teil der linken Rinne bestätigt werden.
Die genannten „Schrofen zwischen Grat und Kamin“ muß der obere Teil unserer als „linke/mittlere Rinne“ bezeichnet sein. Diese muß im Abstieg ein sehr schwieriges Unterfangen sein von dem, vom Schuttrichter aus, abzuraten ist.
Die Variante „Südwestseite der südl. Begrenzungsrippe des Kamines“ können wir nicht beurteilen, sie war im Aufstieg zu weit rechts und von ihr selber verdeckt, um von uns auf sie Einsicht erlangt zu haben.

Gipfel der Kaskarspitze, 2.580m

Gipfel der Kaskarspitze, 2.580m

Einfacher ist die Begehung der von uns gewählten Route allemal von West nach Ost im Aufstieg, den unteren Teil der linken Rinne (im Abstieg wäre sie rechts) ist nicht empfehlenswert.
Weiters sei gesagt, daß die Beschreibungen viel zu wenig den Eindruck vermitteln, daß man sich tief in der Südwestflanke befindet. Es ist keine reine Grattour, speziell der Gipfelaufbau im unteren Teil befindet sich weit weg vom Grat mitten in der Südwestflanke und ein wesentlicher Teil des Aufstieges zum Gipfel besteht in der Erkletterung dieser, um den letzten ungangbaren Gratstock (mit dem Kaminl in der Flanke) zu umgehen.

Nachvollziehen der Beschreibungen und der eigenen Route

Nachvollziehen der Beschreibungen und der eigenen Route

Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit und der Wetterprognosen beschlossen wir den Abstieg ins Kaskar, als noch eine Überschreitung auf die Sonntagskarspitze zu unternehmen. Der Zweck des Tages war erfüllt und die Fortführung der Überschreitung hätte nur eine Rückkehr zum Parkplatz im Dunkeln bedeutet.

Aufstiege Kaskarspitze Westseite im Übergang von der Praxmarerkarspsitze

Aufstiege Kaskarspitze Westseite im Übergang von der Praxmarerkarspitze

Nach einem schnellen, verdienten Bier auf der Pfeishütte verließen wir diese Richtung dem Kreuzjöchl auf direktem Weg, mit klammen Fingern unter kalt gewordenem Föhn über die Almwiesen, in angenehm windgeschützter Lage und fanden sogar einen alten Steig, der den Umweg von der Hütte auf den Normalweg vom Stempeljoch herab überflüssig machte und dem wir gerne folgten, weil wir damit auch eine überflüssige Strecke abkürzten. Logisch, kurz und vorteilhaft sollte es immer sein, sie waren schlau die alten Wegbauer im Karwendel.

Südgrat auf die Kaskarspsitze, ein weiteres Thema für die Zukunft...

Südgrat auf die Kaskarspitze, ein weiteres Thema für die Zukunft…

Für die Tour benötigten wir gesamt 12 Stunden und das Log auf der Suunto Vector zeigte 2.738m Aufstieg. Die Tour ist jedoch auch in bedeutend kürzerer Zeit möglich; der Zweck war erfüllt, wir nahmen uns viel Zeit zur Erkundung und wählten zur Abwechslung einen knieschonenden Abstieg.

Mils, 02.10.2016

Westliche Praxmarerkarspitze, 2.642m und Östliche Praxmarerkarspitze, 2.638m

Der frühmorgendliche Blick von der Pfeishütte nach Nordwesten entbehrt keinesfalls einer gewissen Ehrfurcht vor diesen beiden schöngestaltigen Giganten in der Gleirschtal – Halltalkette, und sind die Westliche Praxmarerkarspitze und die Östliche Praxmarerkarspitze in das warme Morgensonnenlicht des Heuert getaucht, dann leuchten sie mit ihren orangefarbenen Vertikalwänden herüber und betören ihre potentiellen Besucher mit enormer Fülle an Farbe und Schroffheit.

beide Praxmarerkarspitzen

beide Praxmarerkarspitzen

Eingetaucht in diese magnetisierenden Eindrücke und Gedanken betrat ich die Pfeishütte, nach der Überschreitung des Stempeljoches mit Start vom Hackl in Absam, um eine Minirast mit nötiger Wasserfüllung zu vollziehen.
Leider hat das Wetter relativ rasch beschlossen mit Drohgebärden zu agieren und bereits am Stempeljoch war sichtbar, daß von Süden her Ungemach sich breitmachen würde. Daher große Eile, um das Vorhaben keiner unnötigen Geduldsprobe auszusetzen. Ein Hollersaft und weiter.

vorbei an meiner Lieblingsfahne

vorbei an meiner Lieblingsfahne

Leider leiden die Inntaler, die Touren in der zweiten (nördlichen) Kette durchführen wollen, immer unter teilweise enormen Höhenverlust nach den Verbindungsjöchern, vor dem Anstieg zu den Gipfeln in der zweiten Kette, was für die Rückkehr natürlich beschwerlich und in der Tourenplanung zu beachten ist. So auch für diese Tour. Der Höhenunterschied vom Stempeljoch bis zum Abzweig in das Kaskar (gleicher Abzweig wie für das Praxmarerkar) beträgt gut 350Hm. Der Anstieg von Thaur über das Kreuzjöchl würde kaum 100Hm weniger Beinarbeit bedeuten, also kein wirklicher Vorteil, abgesehen von der Länge.

ein erster Blick auf das Ziel, 150m unterhalb des Stempeljoches mitten in der Pfeis

ein erster Blick auf das Ziel, 150m unterhalb des Stempeljoches mitten in der Pfeis

Allerdings werden diese Gewaltstouren dafür aber auch mit archaischer Einsamkeit und unerwarteten Erlebnissen von Flora und Fauna belohnt. Heute war es eher die Flora, die Fauna war sehr karg, Gemsen und Raubvögel scheinen in den Ferien zu sein, nur vereinzelte Krickelträger im Bereitschaftsdienst konnten gesichtet werden.

der Steig vom Kaskar in das Praxmarerkar mit Höhenunterschied

der Steig vom Kaskar in das Praxmarerkar mit Höhenunterschied

An der Flora im Praxmarerkar fiel heute besonders auf, daß es gefühlte zehn Kohlröschen (Brunelle) pro Quadratmeter zu geben scheint, eines graziler als das andere und von ausgesuchter schwarzbraun-violetter Farbe, die Orchideenart im Tirolerland. Hinauf bis über 2.000m trotzen sie den Gewalten der Witterung dort oben und wiegen sanft im Wind. In dieser Dichte suchen die Kare der zweiten Karwendelkette diese Pflanzenfamilie ihresgleichen.

Kohlröschen (Brunellen)

Kohlröschen (Brunellen)

Genau 6:30 Uhr zeigte die Uhr, als ich den tückischen Parkplatz – der junge Familien verleitet dort zu verharren, anstelle die Einzigartigkeit des Halltales zu erfahren – mit schnellem Schritt verließ. Das Vorhaben duldet kein Bummeln, zumindest nicht, bis man zwei Drittel des Aufstieges hinter sich gelassen hat.

schöne Blicke in das Samertal

schöne Blicke in das Samertal

Die Pfeis, wie die Hütte im Volksmund genannt wird, war um 9:30 erreicht und der Einstieg zum Kas- und Praxmarerkar weiter unten auf der Fahrstraße ins Samertal um 10 Uhr.
Zunächst führt der Steig über Reisengelände empor und wechselt mit kleinen Einschnitten von trockenen Wasserläufen und steileren Partien innerhalb Latschen.

Rückblick zur Pfeis

Rückblick zur Pfeis

Kaum eine halbe Stunde später steht man – rückblickend – bereits höher als die Pfeis und blickt von der südöstlichen Ecke in das Kaskar hinein. War man noch nie auf der Kaskarspitze, dann möchte man es nicht für möglich halten, daß auf diesen bizarren Gipfel mit seinen schroffen Wänden, die abweisend aufragend zum Kar hingeneigt vor dem Begeher liegen, ein Steig als Normalweg führen kann. Es ist aber glücklicherweise so – ein Phänomen bei zahlreichen Karwendelflanken – daß sich die wahre Steilheit  für den Betrachter erst bei der direkten Begehung eröffnet.

das Praxmarerkar wird sichtbar

das Praxmarerkar wird sichtbar

Nun ist dieses Kar aber nicht das angestrebte und mit forschendem Blick erspäht man tief unten den schmalen Steig, der in das Praxmarerkar weiterführt. Zu diesem Expeditionszeitpunkt verschwendet man keinen Augenblick des Bedauerns über den sichtbar großen Höhenverlust, das Ziel ist zu begehrt um Kleinigkeiten zu ernst zu nehmen.

der Südgrat mit beiden Praxmarerkarspitzen

der Südgrat mit beiden Praxmarerkarspitzen

Mit weiteren signifikanten Aufs und Abs im Steigverlauf gelangt der Geprüfte sodann in das Praxmarerkar, ohne beim Anblick der weiteren Strecke auf die Gipfel zurückzuzucken. Nach dem auch dem Karwendelkenner ungewohnt aufwendigen Anmarsch  staunt man beim wieder Südöstlich ausgerichteten Blickpunkt auf die beiden Gipfel nicht schlecht ob deren imposante Erscheinung und doch milderer Gestalt als die zuvor gesichtete Kaskarspitze.

der Südgrat auf die Westliche Praxmarerkarspitze im Detail; der begrünte Hang führt auf den Rücken

der Südgrat auf die Westliche Praxmarerkarspitze im Detail; der begrünte Hang führt auf den Rücken

Doch Vorsicht, eine gemähte Wiese ist weder der Normalweg (ich kenne ihn nun nur vom Rückweg), noch der viel schönere Südgrat auf den westlichen Bruder, der sich zum Rundweg ausbildet, weil man dann den Ostgipfel aufsucht. Ein Abstieg vom westlichen Gipfel über den Südgrat empfiehlt sich nicht.

im unteren Schrofengelände; Aufstieg ist nicht schwierig, leichte Kletterei auf Fels- und Rasenstufen

im unteren Schrofengelände; Aufstieg ist nicht schwierig, leichte Kletterei auf Fels- und Rasenstufen

Die eigentlich logische Variante, aber wieder nur von jemand machbar der sich selber in unmarkiertem Gelände bewegen kann und Sinn für einen Aufstieg mitbringt, der unten kaum einsehbar ist, das wäre der Südgrat. Sein Einstieg ist logisch für den erfahrenen Bergsteiger, ein großteils begrünter Rücken bildet am Südwestende des Kares den Einstieg in die leichte Grattour.

im unteren Schrofengelände; Aufstieg ist nicht schwierig, leichte Kletterei auf Fels- und Rasenstufen

im unteren Schrofengelände; Aufstieg ist nicht schwierig, leichte Kletterei auf Fels- und Rasenstufen

Grat ist im unteren Teil des Südgrates etwas sehr übertrieben, dort besteht er vorwiegend aus einem jähen östlichen Felsabbruch und einem begrünten Rücken mit mäßiger Hangneigung im Westen, ideal für alle Steigertypen an Bergsteigern.

am Südgrat oder -rücken

am Südgrat oder -rücken

Schätzungsweise erst 150m unterhalb des Gipfels wird der Rücken dann zum zahnigen Grat im Wortsinne. Ich habe diese auch erst spät entdeckt und bin einen Gutteil im Grünen aufgestiegen, immer in Sorge um die von den Zillertalern und Wipptaler Bergen nahenden dunklen Wolken im Süden. Böiger Wind besorgte die richtige Stimmung alle hundert Höhenmeter endlich zur Umkehr einzulenken.

Wetterentwicklung; im Süden die Grubreisentürme

Wetterentwicklung; im Süden die Grubreisentürme

Die Wetterentwicklung im Westen voll einsehbar empfiehlt es sich nach dem Aufstieg auf den Rücken in der Tat bei zweifelhafter Entwicklung über die Fortführung der Tour ernsthaft nachzudenken, denn eine Flucht von dort ist langwierig und die Topografie der Gegend läßt keinen wirklichen Schutz zu.

Gratverlauf

Gratverlauf

Die Grenzsituation heute war belastend. Von Geforener Wand bis zum Habicht hüllte sich alles in Nebel und die Zugrichtung gen Norden machte mich nervös. Mehrmals überdachte ich die Umkehr, bis die Uhr von fallendem auf gleichbleibenden Luftdruck umschaltete und mir somit kleinen Trost brachte, das Richtige mit dem weiteren Aufstieg zu tun. Die wahre Überzeugung fand ich aber erst auf der Westlichen Praxmarerkarspitze, als erkennbar war, daß die dunklen Wolken eher nach Nordosten in Richtung Salzburg zogen und von Westen nichts dergleichen zu erwarten war.

hier hat es mich vom Grat in die westlich gelegene kleine Schlucht abgedrängt, 10min zur Durchquerung

hier hat es mich vom Grat in die westlich gelegene kleine Schlucht abgedrängt, 10min zur Durchquerung

Manchem Leser mag diese möglicherweise übergebührliche Beschäftigung mit dem Wetter meinerseits im Bericht  als übertrieben vorkommen, aber wenn man auf halbem Weg am Südgrat der Westlichen Praxmarerkarspitze unterwegs ist und im Süden vorwiegend schwarz sieht ist Beschäftigung mit dieser Situation angesagt. Eine Flucht in beide Richtungen ist wie gesagt nicht schnell vollziehbar, die Hänge über den Steilstufen der Gratausläufer in das Samertal begrenzen jedes rasche Fortkommen ungemein und bieten keinen Schutz.

markanter Felsen, links durchstiegen

markanter Felsen, links durchstiegen

Nun ist der echte ausgeprägte Grat erreicht und es macht richtig Spaß diesen zu erklimmen und darauf emporzuschreiten. Er ist keineswegs so ausgeprägt wie einer der Verbindungsgrate der Gipfel in der Kette und auch nicht sehr steil. Vielleicht hätte ich ihn schon weiter unten aufsuchen sollen, aber der Blick von unten zwang mich eher in die kleine Schlucht vor dem Gipfelaufbau.

Rückblick auf den unteren Teil

Rückblick auf den unteren Teil

Am Gipfel der Westlichen Praxmarerkarspitze – der um 4m höheren der beiden – findet sich ein Steinhaufen mit einer sorgsam verwahrten – und vor allem dichten – Gipfelbuchschachtel und mit einem gut 30 Jahre alten Gipfelbuch in überraschend gutem Zustand. Zahlreiche bekannte Namen kehren immer wieder und diese liest man auch in den Gipfelbüchern der umliegenden Berge. Das Buch ist zu einem Fünftel vollgeschrieben, bei den meisten Jahren fanden unter zehn Besuche statt. Das hätte der Berg zwar nicht verdient, die Tatsache aber zeugt von der Beschwerlichkeit ihn zu besteigen. Von allen Seiten ist er nicht ohne ein hohes Maß an Anstrengung zu erreichen, es sei denn man übernachtet auf der Pfeishütte.

 schöner leichter Gratverlauf bis zum Gpfel

schöner leichter Gratverlauf bis zum Gipfel

Der schwierigste Anstieg ist die Nordwand, Melzerwand genannt, nach einem berühmten Innsbrucker Kletterpionier Otto Melzer, der, mit Kletterfreund Emil Spöttl, in dieser im Oktober 1901 im Wettersturz letztlich auch jämmerlich zu Tode kam. Spöttl stürzte ab und Melzer erfror in einer Felsnische. Wer sich die Fotos dieser schauerlichen Wand in der Bildergalerie ansieht ist fassungslos wie man vor mehr als 100 Jahren mit der damals üblichen Ausrüstung so eine Leistung erbringt konnte.

Gipfel Westliche Praxmarerkarspitze, 2642m

Gipfel Westliche Praxmarerkarspitze, 2642m

Viel Geschichte und Fakten ranken sich also um diese abgelegenen Gipfel und ein weiteres Faktum ist ihrer markanten Lage geschuldet. Die Westliche Praxmarerkarspitze ist die höchste Erhebung des Innsbrucker Stadtgebietes.

Abstieg von der Westlichen Praxmarerkarspitze

Abstieg von der Westlichen Praxmarerkarspitze

Der Übergang von der Westlichen zur Östlichen Praxmarerkarspitze führt über die Einschartung der beiden. Der Hang auf dieser östlichen Seite ist sehr brüchig, die im Karwendel so bekannten orangefarbenen Störzonen sind allgegenwärtig. Trotzdem bieten Schotter und Hangneigung kein wirkliches Problem im Abstieg in die Scharte, die ebenfalls aus keinem felsigen Material besteht, sondern aus kleinkörnigem Bruchmaterial, ja fast Kalksand. und dadurch ist sie komfortabel breit am Rücken geformt.

das schön geformte Felsenfenster mit den Jägrkarspitzen im Hintgrund

das schön geformte Felsenfenster mit den Jägerkarspitzen im Hintergrund

Auf der anderen Seite, dem Westhang der Östlichen Praxmarerkarspitze gestaltet sich der Aufstieg auf den ersten 10Hm etwas kniffliger, als es der Abstieg war. Dafür viel festerer Fels und eine Naturschönheit, ein kleines Felsenfenster, erfreut das Auge. Dieses erscheint an seiner schlanksten Stelle als ein sehr endliches Gebilde, wenn man es aus der Nähe betrachtet, dann gibt man ihm eher wenige Monate als weitere Jahre an Lebensdauer mehr. Gottseidank kommen hier nur mehr solche Naturfreunde her, die solche Formen nicht einmal berühren und dadurch für andere erhalten.

Rückblick Aufstieg zur Östlichen Praxmarerkarspitze

Rückblick Aufstieg zur Östlichen Praxmarerkarspitze

Nach dieser schönen Stelle, durch die man einen gewaltigen Blick auf die Jägerkarspitzen und ein übliches Foto erheischen kann, geht es auf plattigem Gelände direkt am Grat unschwer zuerst auf Reibung, dann auf griffigerem Fels bis zum Gipfel der Östlichen Praxmarerkarspitze weiter. Der Übergang nimmt gerade 15min in Anspruch.

Gipfel Östliche Paxmarerkarspitze, 2.638m

Gipfel Östliche Praxmarerkarspitze, 2.638m

Diese ziert seit zwei Jahren ein formschönes, modernes Edelstahlgipfelkreuz, innovativ in einer Gitterbox montiert, die, mit Steinen gefüllt, jahrzehntelanges Trotzen gegen Sturm und Schnee garantiert. Das Gipfelkreuz wurde von Schülern der HTL Fulpmes (meine Gratulation!) hergestellt und mittels Hubschrauber im September 2014 hinaufgeflogen.
Eine sauber gefertigte Gipfelbuchschachtel in modernem Design, und mit Tropfrändern über die Unterkante hinaus, garantiert auch ohne ein in mehreren zerrissenen Plastiksäcken verpacktes Buch absolute Trockenheit desselben. Ein Blickfang diese Kombination!

Kaskar-, Sonntagskar-, Hintere Bachofenspitze und Großer Lafatscher

Kaskar-, Sonntagskar-, Hintere Bachofenspitze und Großer Lafatscher

Am Abstieg, den ich um 12:30 von der Östlichen Praxmarerkarspitze antrat, ließ ich mit etwas Zeit um aus mehreren Positionen den Gipfelaufschwung des Gratüberganges zur Kaskarspitze näher mit dem Glas anzusehen. Eine der letzten Hürden in der Gratüberschreitung der Kette, die noch absolviert werden muß.

die schauerliche Praxmarerkar Nordwand, viel brüchiges oranges Material

die schauerliche Praxmarerkar Nordwand, viel brüchiges oranges Material

Der Normalweg im Abstieg ist nun gut markiert und auch ohne Markierungen findet man sich gut zurecht.
Im unteren Teil des Kares finden sich jede Menge Stahlsplitter vom Kopf und zerborstene Körper von Fliegerbomben, wild zerstört und in den 70 Jahren seit ihrem Abwurf der Korrosion getrotzt. Wahrscheinlich hätte die tödliche Fracht die Landeshauptstadt treffen sollen, ein hässlicher Anblick in der Stille des Kares (Galerie).

die Kaskarspitze

die Kaskarspitze

Der Abmarsch aus dem Kar sei nicht zu hoch genommen, manch Gamssteig verleitet einen zu hohen Einstieg in den steilen Hang, der unter den Schrofen herum in das Kaskar führt. Bald ernüchtert dann der Steig über die noch zurückzulegende Strecke, die Aufs und Abs sind jetzt schon deutlicher zu spüren und die knapp 100Hm Stufe im Kaskar bildet den ersehnten Abschluß bis zur Straße auf die Pfeis.

nicht zu hoch angehen den Hang zum Kaskar, auf die Markierungen achten

nicht zu hoch angehen den Hang zum Kaskar, auf die Markierungen achten

Die Pfeishütte ist ein wichtiger Stützpunkt in dieser Tour. Sowohl kulinarisch als auch wettertechnisch. Man erreicht sie nach weiteren 100Hm des Aufstieges von der Einmündung des Steiges aus dem Kaskar. In der Eile wegen des Wetters habe ich lediglich Zeit für eine schnelle und schmackhafte Suppe aufbringen können, da es schon bei der Ankunft getröpfelt hatte. Der Wind verhinderte stärkeren Regenfall und es blieb dann bis zum Stempeljoch so, daß es stark tröpfelte oder leicht regnete, mit Regenjacke jedoch auch Hose und Beine trocken blieben.

die zu überwindende Höhenstufe im Kaskar

die zu überwindende Höhenstufe im Kaskar; man muß ober die dunkelgrünen Latschen hinauf

Ab dem Stempeljoch jauchzt man dann ein wenig, denn ab hier hat man jegliche Höhenmeter hinter sich gelassen und steht doch noch auf gut 2.200m.

Stimmung am Stempeljoch

Stimmung am Stempeljoch

Der Rest der Tour ist bekannt, vom Stempeljoch bis St. Magdalena beträgt die Gehzeit ca. eine Stunde und bis zum Hackl eine Dreiviertelstunde.

Die gesamte Tour hat 11 Stunden in Anspruch genommen, davon eine gute Stunde Rast. Die Länge auf der AV-Karte nachgemessen beträgt 27,8km und der gesamte Höhenunterschied 2,760m.
Man rechne ab der Abzweigung des Steiges nach der Pfeishütte auf dem Normalweg zur Östlichen Praxmarerkarspitze mit 3 1/2 Stunden bis zum Gipfel, so die Angabe auf dem Wegweiser. Alle anderen Zeiten sind individuell zu ermitteln und die oben gemachte Aussage mit der Gesamtzeit ab Eingang Halltal und zurück nicht für eine Tourenplanung zu verwenden.

Mils, 23.07.2016

 

 

Kaskarspitze, 2.580m, Überschreitung bis Vordere Bachofenspitze

Am Beginn des zweiten Drittels der Gleirsch – Halltal Kette gelegen ist die schroff aufragende Kaskarspitze, eingebettet zwischen den Praxmarerkarspitzen und der Sonntagskarspitze, über einen Normalweg erreichbar, der als solcher in der AV-Karte eingetragen ist.

Blick auf die Gleirsch - Halltal Kette vom Kreuzjöchl aus

Blick auf die Gleirsch – Halltal Kette vom Kreuzjöchl aus

Die Kaskarspitze stellt den Ausgangspunkt unserer Gratüberschreitung bis zur Hinteren Bachofenspitze dar. Letztere ist ein bergsteigerisch strategischer Punkt, da mit dem Erreichen der Hinteren Bachofenspitze auch ein Abstieg in das Halltal möglich wird, ohne daß man noch ein Joch überschreiten muß.

auf der Pfeishütte zum Tanken, mittig im Hintergrund das Ziel, die Kaskarspitze

auf der Pfeishütte zum Tanken, mittig im Hintergrund das Ziel, die Kaskarspitze

Die gesamte Tour ist aussichtsreich, an jeder Stelle sehr schön und für den Freund von Gratklettertouren empfehlenswert.

das Samertal und folgend nach Westen, das Gleirschtal

das Samertal und folgend nach Westen, das Gleirschtal

Andi und ich starten vom Wandererparkplatz im Wald über Thaur, den man erreicht, wenn man nach dem Hotel Stangl die Langgasse so lange weiterfährt bis man ansteht. Eine tolle Anlage für die nichts zu berappen ist und zu der man der Gemeinde Thaur nur gratulieren kann.
Von dort nehmen wir den Aufstieg zur Thaurer Alm und passieren diese zu einer Uhrzeit bei der man noch keiner Einkehr bedarf. Nach der Thaurer Alm  geht es ein paar Minuten eher flach weiter Richtung in Richtung Westen, bis rechts der Steig zum Kreuzjöchl abzweigt.
Dieser Steig ist schlängelt sich mit zunehmender Steilheit bis über die Baum- und später Zunterngrenze empor. Ein schöner, anregender Anstieg, man kann im Morgenlichte das Inntal gut überblicken. Nach dem Passieren der blanken Felswand „Hale Wand“ (hal für glatt, rutschig, nichts mit dem griechischen Wort für Salz gemein) und eine leicht felsdurchsetzte Rippe hinaufgestiegen, erreicht man die flacheren Böden um das Kreuzjöchl und hat zum ersten Mal das Ziel, die Kaskarspitze mit ihren gewaltigen Nachbarn vor Augen.

Der Steig von der Fahrstraße zur Pfeis in das Kaskar; deutlich sieht man die Steilstufe, die überwunden wird

Der Steig von der Fahrstraße zur Pfeis in das Kaskar; deutlich sieht man die Steilstufe, die überwunden wird

Nun geht es – leider wird mancher sagen – recht genau 300Hm abwärts, vorbei an der Pfeishütte, bei der die letzte Möglichkeit zum Nachtanken besteht bis zur auffällig gekennzeichneten Abzweigung auf rd. 1.840m (Vorsicht: nicht die ca. 100Hm höher gelegene Abzweigung ins Sonntagskar nehmen), siehe Fotos in der Galerie.

Abzweig zur Kaskarspitze

Abzweig zur Kaskarspitze

Nan dieser Erholungsstrecke steigt man nun wieder mit der typisch für das Karwendel anstrengenden Steigung über die vorstehende Steilstufe vor den Karen auf. Der breite Steig – Autobahn würde der Kletterer sagen – zieht sich die nächsten rd. 200Hm in Zuntern und über trockene Wasserrinnen bis in den untern Karboden und eröffnet wunderbare Blicke auf die tief eingeschnittenen senkrechten Platten der nahen Grubreisentürme hinter dem Hafelekar. Da das Wetter klar war konnten wir die Einschnitte und tiefen Kamine gut ausmachen.

knapp nach der Abzweigung Kaskar/Praxmarerkar am Weg ins Kaskar

knapp nach der Abzweigung Kaskar/Praxmarerkar am Weg ins Kaskar

Im Kaskar zieht sich der Steig dann in leichtem Auf und Ab bis in den hinteren Teil, wo er dann steil wird und man über kurze Reisenpassagen, im Pilgerschritt immer etwas zurückrutschend, bis zu den festen Felspassagen aufsteigt.

in den Felsterrassen mit den Serpentinen

in den Felsterrassen mit den Serpentinen

In den Felspassagen angekommen geht es dann in Serpentinen weiter. Über gestapelte, mehrere Meter mächtige Platten, deren äußere Abbruchbänder nutzend, steigt man weiter und ich hatte manchmal den Eindruck an derselben Stelle schon vorbei gekommen zu sein.
Abwechslung bietet dann, ca. 200m unter dem Gipfel, eine etwas steilere Rinne, der man ca. 20Hm folgt, um dann wieder nordostwärts über dieselben Platten weiter steigt und die orangefarbene Scharte, ca. 50Hm unter dem Gipfel erreicht. Von dort geht es teilweise im schlechteren, vom orangen Störzonenmaterial durchzogenen Material, in größerem Abstand vom Grat auf den Gipfel.

die Rinne ca, 200m unterhalb des Gipfels

die Rinne ca, 200m unterhalb des Gipfels

Das Gipfelbuch ist im September 2014 erneuert worden und der Querbalken des Gipfelkreuzes wurde Jahre vorher von Sepp Neuner repariert. Das öfters in der Literatur beschriebene Totengedenkbuch der Karwendler wird nicht in der Nische am Gipfel verwahrt.

Scharte vor dem Gipfelaufbau
Der Ausblick ist gewaltig und die scharf endenden Platten am Grat, sowie die brüchigen Türme unterhalb des Gipfels der Kaskarspitze in Richtung Praxmarerkarspitze gesehen lassen Lust auf diesen Teil der Kette aufkommen. Diese Passage wird bald erkundet lautete der einstimmige Beschluss.

Kaskarspitze, 2.580m

Kaskarspitze, 2.580m

Nun zum Hauptteil der Tour, der Gratüberschreitung:

der gesamte Grat zur Sonntagskarspitze

der gesamte Grat zur Sonntagskarspitze

Von der zuvor beschriebenen Scharte vor dem Gipfel der Kaskarspitze beginnt die Überschreitung zuerst recht einfach und gemächlich aufwärts und anschließend bis zur tiefsten Einschartung mit zunehmender Herausforderung an die Intuition, jede Passage direkt zu überklettern, oder sie ausschließlich südlich zu umgehen. Wir hielten es teil so, teils anders, wenn kein Steinmann zu sehen war.

am ersten gemütlichen Teil des Grates, knapp nach der Scharte

am ersten gemütlichen Teil des Grates, knapp nach der Scharte; im Hintergrund die Kaskarspitze

Auf diesem Teil gibt es wenig Herausforderung an echte Kletterkunst, die Schwierigkeitsbewertung II trifft für die zu überkletternden Köpfchen zu, oft ist es leichter bzw. kann auf Bändern umgangen werden (siehe Fotos).

ein erster Aufschwung, Andi überklettert, ich weiche südlich in der Rinne nach unten aus

ein erster Aufschwung, Andi überklettert, ich weiche südlich in der Rinne nach unten aus

Eine Stelle, die von der Ferne zunächst etwas schwierig aussieht entpuppt sich als recht leicht kletterbare Stelle, wenngleich man auch eine recht ausgesetzt nördlich verlaufende Aufstiegsroute wählen muß.

hier beginnt das lange abschüssige Band mit dem Steinmann

hier beginnt das lange abschüssige Band mit dem Steinmann

Weiter geht es über die geneigte Terrasse hinab, bis man vor der nächsten Großplatte steht, ungefähr zehn bis zwölf Meter mächtig, oder einige Jahrmillionen hoch.
An diesem Stock erblickt man am breiten, bequemen Band einen Steinmann in weiter Entfernung. Wir sind also diese Richtung gefolgt und konnten eine gute Strecke lang die Trennschicht der Urzeiten abschreiten, besser absteigen, am Steinmann vorbei (wir haben ihn in seiner Größe ein wenig aufgepäppelt) und über eine folgende Ausbuchtung auf eine Stelle, an der wir im schleifenden Geländeschnitt mühelos wieder aufwärts zur bereits ziemlich nahen, tiefsten Einschartung gelangt sind. Auf den Fotos vom Rückblick kann man dieses geschlängelte Band deutlich erkennen.

das Band mit Steinmann im Rückblick, ab hier verließen wir das Band und es geht wieder hinauf zur teifsten Einschartung

das Band mit Steinmann im Rückblick, ab hier verließen wir das Band und es geht wieder hinauf zur tiefsten Einschartung

Von der tiefsten Scharte geht es dann in durchgehend größerer Steilheit als der Abstieg am ersten Teil am schärfer werdenden Grat hinauf und in diesem Teil sind auch einige IIIer Stellen, wie der Karwendelführer (Klier, 1996) die Tour einstuft.

die tiefste Grateinschartung vor uns

die tiefste Grateinschartung vor uns

Zwei Stellen sind erwähnenswert:
Eine davon, die erste, haben wir, wie der Führer es auch beschreibt, rechts, südlich umgangen und mußten oben feststellen, daß wir dadurch höchstwahrscheinlich keine Erleichterung hatten.

 

die erste schwierige Stelle im Rückblick

die erste schwierige Stelle im Rückblick

die erste schwierige Stelle als Rinne mit ausgeprägter Flanke von oben betrachtet

die erste schwierige Stelle als Rinne mit ausgeprägter Flanke von oben betrachtet

Die von uns gewählte Route war klettertechnisch nicht leicht, also III könnte man schon sagen, die Route am direkten Grat war brüchiger, verlief dafür aber in einer Rinne mit hoher Flanke zur Nordseite des Grates, also relativ gut geschützt. So sah die Situation von oben im Rückblick aus (siehe Fotos).
Jedermanns subjektive Einschätzung wird hier den Weg weisen.

die nächste schwierige Stelle in Entfernung

die nächste schwierige Stelle in Entfernung

Die andere, ich würde sagen sie stellt vielleicht die Schlüsselstelle dar, ist eine noch weiter nördlich, also schärfer am Grat, zu nehmende Stelle, die aber leichter kletterbar ist als man von unten vermuten würde.

die einzig vernünftige Route ist direkt am Grat; klettertechnisch nichts besonderes, dafür beim erstem Mal aber psyochologisch

die einzig vernünftige Route ist direkt am Grat; klettertechnisch nichts besonderes, dafür beim erstem Mal aber psychologisch

Sie besitzt recht große Stufen, die als Tritte aber auch als Griffe perfekt sind und die Felsqualität ist besser als man vermuten würde. Sie ist ausgesetzt und flößt daher im ersten Moment erhöhten Respekt ein. Oben klingt sie weich verlaufend aus und es gibt einen, von unten leider nicht einsehbaren Steinmann.

Rückblick auf die zweite schwierige Passage von oben

Rückblick auf die zweite schwierige Passage von oben

Ab dort ist der im gesamten Verlauf noch  steiler werdende Grat recht leicht zu packen und kann als max. II eingestuft werden.

im Rückblick seitlich

im Rückblick seitlich

Ein glatter Aufschwung wird rechts im Riß elegant umgangen – vielleicht bei der Zweitbegehung schon direkt – danach sind es noch zwei Dutzend Höhenmeter bis zum schon lange zum Greifen nahen Gipfelkreuz der Sonntagskarspitze, ohne erwähnenswerte Stellen mit klettertechnischen Schwierigkeiten.

rechts der Riß über den man den glatten Aufschwung umgehen kann

rechts der Riß (im abgewaschenen Fels mit sonderbar hellgrauer Färbung) über den man den glatten Aufschwung umgehen kann

Nachträglich gesehen würde ich den Grat in seiner Gesamtheit nicht schwieriger einstufen als den nun folgenden Grat von der Sonntagskarspitze zur Hinteren Bachofenspitze.

Rückblick auf den zweiten Teil des Grates von der Kaskarspitze knapp vor dem Gipfel der Sonntagskarspitze

Rückblick auf den zweiten Teil des Grates von der Kaskarspitze knapp vor dem Gipfel der Sonntagskarspitze

Nach einer kurzen Rast gingen wir die Sache an und alle Interessierten mögen sich eine genaue Beschreibung hier ansehen, diese haben Manuel und ich 2014 absolviert.

Sonntagskarspitze, 2.575m

Sonntagskarspitze, 2.575m

Nach der Hinteren Bachofenspitze haben noch den westlichen Gipfel der beiden vorderen Schwestern derselben gemacht und uns wieder einmal in das tolle Gipfelbuch aus den frühen `70ern eingetragen.

Gratverlauf Sonntagskarspitze bis Hintere Bachofenspitze

Gratverlauf Sonntagskarspitze bis Hintere Bachofenspitze

gesamter Gratverlauf von der Kaskarspitze bis zur Vorderen Bachofenspitze

von der Vordern Bachofenspitze aus gen Westen geschaut

von der Vordern Bachofenspitze aus gen Westen geschaut

gesamter Gratverlauf von der Kaskarspitze bis zur Vorderen Bachofenspitze

Die Abstiegsroute bildete dann noch das lange Kar, das sich von der östlichen der Vorderen Bachofenspitzen in das vordere Bachofenkar hinabzieht und über meine Route über den alten Steig über den „Kohlris“ stiegen wir in die Halltaler Pfeis ab. Von dort über die Fahrstraße zum Hackl und – in modernen Zeiten nobel unterwegs – per Automobil zum Parkplatz nach Thaur zum anderen Automobil.

die Abstiegsroute von den Vorderen Bachofenspitzen

die Abstiegsroute von den Vorderen Bachofenspitzen

im untersten Teil des Abstieges in den vorderen Teil des Bachofenkars

im untersten Teil des Abstieges in den vorderen Teil des Bachofenkars

Mils, 23.08.2015

 

Bild

Sonntagskarspitze 2.575m mit Umrundung Roßkopf

Den westlichen Teil der Gleirsch-Halltalkette, wie wir sie nennen – die zweite Karwendelkette – haben wir mit der Sonntagskarspitze nun erstmals in Angriff genommen.

das Ziel verbirgt sich hinter der Graterhebung

das Ziel verbirgt sich hinter der Graterhebung

Die Sonntagskarspitze ist der für uns, aus dem Halltal kommenden Besucher, am leichtesten erreichbare Gipfel des westlichen Teiles der Kette. Gewöhnlich steigen wir über den Hirschbadsteig zur Halltaler Pfeis auf und wenden uns im Tiefsten der im Juni üppig blühenden flachen Wiesenböden der Pfeis gen links auf ein kleines Steiglein am Latschenrand und steigen zum Anstiegsweg zum Stempeljoch auf (siehe Karte). Diese Variante zur Salinenstraße über die Herrenhäuser ist wesentlich schneller und Wasser gibt es zu dieser Jahreszeit zumeist auch aus einem zwei Zoll messenden Rohr am Pfeisboden.

immer wieder schön zum ansehen, die Iss und dahinter die Halltaler Pfeis

immer wieder schön zum ansehen, die Iss und dahinter die Halltaler Pfeis

Nach dem Stempeljoch geht es nun leider wieder bergab und zwar 300Hm zur Pfeishütte, wo man sich nochmals stärke und den Wasservorrat bei einer Trinkwasserstelle am Zubau zur Hütte auffülle, bevor man weitere nicht ganz 50Hm absteige und somit am tiefsten Punkt des Anstieges zur Sonnagskarspitze ankommt.

Die Sonntagskarspitze links und der Verbindungsgrat zur Hinteren Bachofenspitze von der Pfeishütte aus

Die Sonntagskarspitze links und der Verbindungsgrat zur Hinteren Bachofenspitze von der Pfeishütte aus

Der Steig ist einfach zu finden, er zweigt von der Straße zur Hütte nach 5 Gehminuten rechts (fast nördlich) ab und er ist von der Hütte aus gut zu sehen. Der gesamte Aufstieg zur Sonntagskarspitze ist gut markiert und sogar noch am beginnenden Karboden gibt es einen Wegweiser und zwar die Verzeigung zwischen der Sonntagskarspitze links (westlich) und der Hinteren Bachofenspitze rechts (nordöstlich).

Pfeishütte vom Steig zur Sonntagskarspitze aus

Pfeishütte vom Steig zur Sonntagskarspitze aus

der Wegweiser am vorderen Karboden

der Wegweiser am vorderen Karboden

Weiter geht es dann steil die felsdurchsetzten Wiesen hinauf bis sich die Rippe, die man besteigt, deutlich ausprägt und man eine tiefe Schlucht rechts des Steigverlaufes erblicken kann. Dieser Teil des Anstieges ist recht anstrengend, da er sehr steil ist, aber dafür geht es nun in leichter Kletterei (ohne jede Schwierigkeit) auf teilweise brüchigem Terrain weiter bis zu einem Vorkopf des Grates. Dieser Teilanstieg beginnt mit einem schön geformten kleinen Klemmblock an der beginnenden Schlucht und dauert schätzungsweise 15min, wobei das Gelände an Steilheit und Kühnheit des Grates nachläßt. ansteigt.

leichtes Klettergelände wie der Anstieg auf den Kleinen Lafatscher

leichtes Klettergelände wie der Anstieg auf den Kleinen Lafatscher

ein Klemmblock als augenfällige Überraschung

ein Klemmblock als augenfällige Überraschung

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Den Vorkopf erwartet man als Kletterei und ist sehr überrascht, sobald man den Steigverlauf entdeckt, der sich nun nach links (westlich) richtet und den Vorkopf somit elegant auf breitem Band umgeht.

der Gipfel ist noch lange nicht sichtbar

der Gipfel ist noch lange nicht sichtbar

Hinter dem Vorkopf, nach einigen wenigen Minuten kaum steigendem Steig, umgeht man einen breiten Felsen und erblickt zum ersten Mal während des Aufstieges die Sonntagskarspitze. Sie ist weiter entfernt als man geglaubt hätte.

der Steig umgeht den Vorgipfel westlich

der Steig umgeht den Vorgipfel westlich

ja, es ist noch eine gute Strecke zum Gipfel

ja, es ist noch eine gute Strecke zum Gipfel

Nun steigt man – in flacherem Gelände als die Felsköpfe zuvor – wieder zum Grat auf und steigt dazu einige Dutzend Meter rechts ab über Schutt- und Erdgelände empor.

die Sonntagskarspitze

die Sonntagskarspitze

Der Weitere Verlauf des Geländes ähnelt einem Tafelberg, jedoch mit dem Unterschied, daß die Tafel recht ordentlich geneigt ist. Man nimmt nun noch einige kleine und einen größeren Anstieg auf Erhebungen am Grat und kommt nach dieser größeren Erhebung auf den letzten Teil des Steiges.

der Grat zur Hinteren Bachofenspitze

der Grat zur Hinteren Bachofenspitze

Von dort ist der Anstieg auf einer lange glatte Platte die am oberen Rand, wiesendurchsetzt und vollkommen einsehbar, den seltsam schönen Steig trägt, der den Besteiger in ungefähr 20min zum Gipfel zu erledigen.

der Anstieg im Rückblick; eine interessante Route mit schönen Formen

der Anstieg im Rückblick; eine interessante Route mit schönen Formen

am Gipfel der Sonntagskarspitze

am Gipfel der Sonntagskarspitze

Der Ausblick von der Sonntagskarspitze ist gewaltig, liegt sie doch irgendwie in der Mitte der Kette, nach Norden und Süden sehr freigestellt und unverdeckt. Bis zum Solsteinhaus im Südwesten in 11km Luftlinienentfernung reicht der Blick.

Blick Richtung Nordkette und Reitherspitze

Blick Richtung Nordkette und Reitherspitze

Im Norden stehen die Giganten der Birkkar- und Kaltwasserkarspitze, im Westen die Linie der Kette mit der kühnen Kaskarspitze, gefolgt von den Praxmarerkarspitzen und im Osten unser Tagesziel, die Hintere Bachofenspitze mit südlichem Ausläufer, der den Roßkopf und die Stempelspitzen trägt.

das liegt vor uns

das liegt vor uns

frech wie Oskar

frech wie Oskar

Noch ein Blick zur Hinteren Bachofenspitze bevor wir den Grat angehen, der sogleich mit dem üblichen Abstieg zur tiefsten Einschartung zwischen beiden Gipfeln beginnt. Nach einer Aushöhlung am Kopf nach dem Gipfelaufbau von der Sonntagskarspitze (geeigneter Wetterschutz), geht es ohne nennenswerte Schwierigkeiten, vorbei an mächtigen Abstürzen im Norden zum Lafatscher Hochleger am breiten Grat ins Grattiefste hinab.

nun gehen wir den Grat zur Hinteren Bachofenspitze an

nun gehen wir den Grat zur Hinteren Bachofenspitze an

Dort angekommen, kann man die vor sich liegenden Aufschwünge schon näher erkennen und ahnt schon, daß man es mit manch anregender Geländeform zu tun haben wird.
Steinmandln weisen die erste Strecke häufig hilfreich und auch logisch errichtet den Weg, sie werden später weniger.

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Wie so häufig im Karwendel umgeht man mächtige Geländestufen meist südlich des direkten Gratverlaufes, so auch diese erste, schon von der Pfeis aus markante, hohe Stufe, die man bequem umgehen kann.

noch sieht man die Schlüsselstelle nicht

noch sieht man die Schlüsselstelle nicht

Weiter geht es direkt am Grat, wobei kleinere Köpfe direkt genommen werden und der Grat etwas zahmer wird. Die Brüchigkeit hält sich teilweise angenehm in Grenzen, ist aber lokal, dort wo man sie nicht gut braucht, doch recht groß. Hier Rückblick nach 20min Gehzeit ab der Sonntagskarspitze, in etwa in der Hälfte der Überschreitung.

ein Rückblick bei der Hälfte

ein Rückblick bei der Hälfte

Mit zunehmender Annäherung an die Hintere Bachofenspitze wird der Grat steiler und die abwärtsgerichteten Schneiden enden. Es folgen nur noch Aufstiege mit wachsender Steilheit, um den absoluten Höhenunterschied der beiden Gipfel von knapp 100Hm zu überwinden.

kaum südlich zu umgehen

kaum südlich zu umgehen

Diesen kühnen Kopf möchte man zuerst nicht gerne angehen und sucht südlich davon auf breitem, steil abwärtsgeneigtem Schuttband eine Umgehungsmöglichkeit, die sich aber nicht bietet. Also zurück und prüfend die Route musternd in Gratnähe. Es erschließt sich einem dann aber doch eine Route in der Verschneidung die sich als recht gut gangbar erweist und die nicht so schwierig ist, daß man sie ohne Sicherung nicht begehen möchte.

die Schlüsselstelle naht, noch wissen wir nicht wo sie sich verbirgt

die Schlüsselstelle naht, noch wissen wir nicht wo sie sich verbirgt

Weiter nun auf brüchiger, kleinstückiger, charakteristischer oranger Geologie bis zur Schlüsselstelle knapp unterhalb der Hinteren Bachofenspitze.

Schlüsselstelle knapp vor der Hinteren Bachofenspitze

Schlüsselstelle knapp vor der Hinteren Bachofenspitze

Bei dieser Stelle waren wir froh, daß wir sie im Aufstieg nehmen durften, im Abstieg ist sie uneinsehbar. Ebenfalls verlangt sie einem Respekt ab, sie ist ausgesetzt, über 4-5m senkrecht und nicht von bestem Fels gekennzeichnet (jedoch nicht übermäßig brüchig).
Man nimmt sie direkt an der Gratkante und steht unter höchster Konzentration, die richtigen Haltepunkte auszuwählen. Man kann die klettertechnische Schwierigkeit dieser Stelle im Aufstieg mit III bezeichnen.

Im Abstieg empfehlen wir unbedingt deren südliche Umgehung über Schuttbänder, was die Kollegen, die wir am Gipfel getroffen haben und die die Überschreitung in umgekehrter Richtung unternahmen auch getan haben (immerhin bekannte Extremkletterer).

die Schlüsselstelle im Rückblick

die Schlüsselstelle im Rückblick

Manuel im Nachstieg ist im senkrechten Teil kaum sichtbar. Man sieht das Geröll im Vordergrund.

sie ist nicht wirklich schwierig im Anstieg, im Abstieg möchte man sie nicht direkt nehmen

sie ist nicht wirklich schwierig im Anstieg, im Abstieg möchte man sie nicht direkt nehmen

Der Rest zum Gipfel besteht aus ca. 25Hm auf viel Schutt, die südlich über eine letzte leichte Verschneidung erklommen werden.

die letzen Meter der brüchigen Stellen des Grates

die letzen Meter der brüchigen Stellen des Grates

Der Rückblick nach vollbrachter Meisterung des Unbekannten.

am Gipfel der Hinteren Bachofenspitze

am Gipfel der Hinteren Bachofenspitze

Das Sonntagskar führt noch jede Menge Schnee für ein nach Süden gerichtetes Gelände und der Aufstieg aus diesem zum Verbindungssattel H. Bachofen/Roßkopf ist noch mit einigermaßen Schneefeldern bedeckt.

das Sonntagskar gen Südwesten

das Sonntagskar gen Südwesten

Man verläßt die Hintere Bachofenspitze über ein paar Rippen, die, Widerhaken gleich, in die Gegenrichtung überklettert werden (alles ohne Schwierigkeiten) und erreicht die tiefe Einschartung zwischen den beiden Bachofenspitzen mit den vom Halltal aus schon weithin sichtbaren markanten vier Steinköpfen.

die markanten Felsmandeln am Grat zur Hinteren Bachofenspitze im Abstieg

die markanten Felsmandeln am Grat zur Hinteren Bachofenspitze im Abstieg

Sodann geht es die sehr steile und brüchige Aufstiegsrinne hinab wobei diesmal noch einige Schneefelder die Abstiegsmühen erleichtern. sie werden kurzerhand auf den Bergschuhen abgefigelt und der firn erweist sich von typisch griffiger Konsistenz. Ein Vergnügen!

Abstieg in der Rinnen zwischen beiden Bachofenspitzen

Abstieg in der Rinnen zwischen beiden Bachofenspitzen

abfigeln mach immer Spaß und ist schnell

abfigeln mach immer Spaß und ist schnell

das Firnfeld noch immer 3m hoch an den Begrenzungen zum Fels

das Firnfeld noch immer 3m hoch an den Begrenzungen zum Fels

Weiter unten im hinteren Bachofenkar und bis dorthin, wo der Bach „offen“ ist begleiten uns noch weitere Firnfelder, die wir weidlich ausnützen, um dem unangenehmen Blockwerk zu entgehen.

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Gemsen in einer Herdenstärke von 50 Tieren (mit Jungtieren) kommen vorwiegend im abgeschiedenen Bachofenkar vor und bescheren uns noch einen tollen Anblick.

heute mehr als 40 Tiere gezählt

heute mehr als 40 Tiere gezählt

hier ist der "Bach offen" und gibt dem Kar seinen Namen

hier ist der „Bach offen“ und gibt dem Kar seinen Namen

Ein Tipp: die Abkürzung ins Halltal ist der Wilde Bande Steig in Richtung Stempeljoch und nach 10min vom Steig weglos links abwärts bis zur Stempelreise, wobei dort ein kleiner, sichtbarer Steig abzweigt über den man auf den Hauptsteig zum Stempeljoch trifft.
Diese Variante spart ordentlich Höhenmeter anstelle der Variante zum Lafatscher Joch.

Tipp für den Abstieg, nicht östlich sondern westlich und ab vom Steig auf die andere Talseite

Tipp für den Abstieg, nicht östlich sondern westlich und ab vom Steig auf die andere Talseite

und hier am Steig vom Stempeljoch einfädeln (viel kürzer und angenehmer als über das Lafatscher Joch)

und hier am Steig vom Stempeljoch einfädeln (viel kürzer und angenehmer als über das Lafatscher Joch)

Die abschließenden Harfenklänge bei Karl vor seinem Knappenhäusl machen aus der Tour einen unvergesslichen Tag. Berg Heil!

Sonntagskarspitze - Umrundung Roßkopf

Mils, 22.06.2014