leider nichts Neues, die Jahreszeit eignet sich – trotz des perfekten Wetters – nicht wirklich für noch nicht beschriebene Touren, die Tage sind zu kurz und oberhalb von 2.000m muss immer mit Eis am Grat gerechnet werden, ganz sicher auf der Nordseite jeden Grates.
Großer Bettelwurf, 2.726m am 31.12.2016
Also begnügen wir uns derzeit mit der multiplen Besteigung des Zunterkopfes, um ein wenig im Training zu bleiben.
Für heut jedoch habe ich mir das Ziel des Großen Bettelwurfes gesetzt und diesen in schlappen 3:45 erreicht.
das Ziel nach 8 Uhr im Morgenlicht beleuchtet
Vorweg sei gesagt, daß ich die Eisen umsonst hinaufgeschleppt habe, sie sind nicht notwendig. In den harten Schneefeldern wurde gut gespurt und eigentlich ist es von der Abzweigung am Weg zur BW-Hütte bis zum Eisengatterergrat fast rutschiger als oberhalb, dort wo man es erwarten würde.
die Bettelwurfhütte schläft hoch über dem Halltal
Die Südhänge bei uns zulande sind derzeit eine Wucht was die Temperatur anbelangt. So konnte ich mich ab dem Sonnenaufgang (derzeit ca. 10min nach der Katzenleiter bei Start um 8 Uhr am Hackl) bis zum Gipfel in nur einem langärmeligen Shirt bewegen, die 20min ab der Abzweigung bis zum Eisengatterergrat ausgenommen, wo der fehlende Bewuchs Thermik entstehen ließ und der sehr spitze Winkel der Sonne um Gelände keine ausreichende Erwärmung zustande brachte.
Anstieg vom Eisengatterergrat aus gesehen
Ab dem Stöckedepot (ca. 2.300m) besteht innerhalb der Rinne durchwegs griffiger Schnee und an Kuppen und Abbrüchen Eisbildung, jedoch ungefährlich, wenn man etwas aufpaßt. Eisen wären eher hinderlich.
Passage innerhalb der Rinne
Kurz vor dem Gipfel gehe ich immer nur rechts weg, um unterhalb des trigonometrischen Punktes aufzusteigen. Diese Route war nicht gespurt, jetzt ist sie es, jedoch ist dort so wenig Schnee, daß es auf ein paar geschlagene Tritte nicht ankommt, man steht fast durchwegs am Fels.
~150m unterhalb des Gipfels
Am Gipfel kein Lüftl, Wolken auf der gesamten Rundumsicht nicht auszumachen und warm genug um im sommerlichen Windstopper wieder abzusteigen.
Das Gipfelbuch verrät, daß in den Weihnachtsferien doch einige Bergsteiger am Gipfel waren. Kein Wunder bei den guten Bedingungen für diesen Gipfel.
am Gipfel des Großen Bettelwurfes am 31. Dezember 2016
Sicht weit über 100km, von den fernen Lechtalern bis zum Glockner, die fehlende Gesamtfeuchtemenge in der kalten Luft macht’s möglich.
Glocknergruppe vom Großen Bettelwurf aus gesehen 31.12.2016
Allen wäre wahrscheinlich lieber, wenn die Schneelage eine Besteigung des Großen Bettelwurfes gar nicht zulassen würde, aber wir müssen uns damit abfinden, daß die Tourenschi noch länger im Keller warten müssen. Ein Traumtag wie der heutige entschädigt aber vollauf und man lasse die Bilder wirken!
Fallbachkartürme vom Großen Bettelwurf aus gesehen 31.12.2016
Berg Heil und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2017!
Rainer
31. Dezember 2016
das Ziel nach 8 Uhr im Morgenlicht beleuchtet
Sonnenaufgang Ende Dezember 2016 auf ca. 1.450m
die Bettelwurfhütte schläft über dem Halltal
Halltal zu Sylvester
Beginn Eisengatterergrat
Anstieg vom Eisengatterergrat aus gesehen
Das Gipelkreuz der Hohen Fürleg im Osten
Stöckedepot
Das Gipelkreuz des Kleinen Bettelwurf im Westen
Aufstieg kurz nach dem Stöckedepot
Passage innerhalb der Rinne
150m unterhalb des Gipfels
innerhalb der Rinne
am Gipfel des Großen Bettelwurfes am 31. Dezember 2016
Großer Bettelwurf, 2.726m am 31.12.2016
Selbstbildnis des Autors
Karwendelhauptkette mit Ausläufer in den Halleranger
die höchsten der Karwendelhauptkette
Blick bis weit ins Lechtal
Glocknergruppe vom Großen Bettelwurf aus gesehen 31.12.2016
Grat zum Bettelwurf Osteck
schneeloses Inntal und Stubaier im Hintergrund
Fallbachkartürme vom Großen Bettelwurf aus gesehen 31.12.2016
Hoch über der Naudersalm thront die Rappenspitze, von allen Seiten betrachtet eine kühne Felszinke, die es sich lohnt einmal zu besteigen.
Der hier beschriebene Aufstieg erfolgt auf dem – in einer AV-Karte aus dem Jahre 1996 bezeichneten – Südostanstieg, vom Sunntiger aus, einem Sattel zwischen Lunstkopf und Rappenspitze.
Generell fällt dem aufmerksamen Naturbeobachter dieser – recht eigenartige – Teil des Karwendels auch ohne geologische Kenntnis auf, ist er doch weitgehend anders als all jene Formationen die er in den umgebenden Ketten und Graten findet.
Stallental im Oktober
Wenig typische Karwendeltopographie findet sich in den Hängen und sanften Gipfeln rund um die Rappenspitze und jene selber ist ebenfalls eine Besonderheit, besteht sie doch nicht nur aus dem festen Wettersteinkalk, sondern auch aus Hauptdolomit und Raibler Schichten (für den geologisch Uninteressierten die beiden letzten Gesteinsarten – brüchiger, splitteriger Fels) und auch dunkler Mergel ist vor dem Joch des Sunntiger häufig anzutreffen. Die Rappenspitze hat eine raue und eine milde Seite, ganz im Stile der Entdeckungen der Reliefüberschiebung von Otto Ampferer vor knapp 100 Jahren.
kurz vor der Stallenalm
Der Beginn der Tour ist der Parkplatz Bärenrast über Fiecht. Das allzeit malerische Stallental entfaltet im Herbst eine besondere Pracht an Farben, tausende Töne finden sich in dahinsterbenden Blättern der Laubbäume und wer sorgsam beobachtet findet immer wieder Nuancen, die er noch nie vorher geschaut.
Rückblick ins Stallental oberhalb der Stallenalm
In gleicher Manier wie die Kraft der Blätter der stämmigen Laubbäume im Karwendel nimmt die Frequenz der Besucher „der Stallen“ im Herbst ab, obwohl die farbenprächtige Metamorphose dieser vielfältigen, in dieser Intensität im Tal nicht zu findenden Mischung der Landschaft, geradezu Massen anziehen müßte.
Für den Beobachter aus Leidenschaft stellt das Fernbleiben der Massen jedoch keinen großen Verlust dar, weil durch die gewonnene Ruhe im Refugium seine volle Konzentration auf die Natur ausgerichtet werden kann, mit ihr in gewisser Weise eine Einheit geschmiedet und sie aufgesaugt werden kann, ohne daß von diesen Gedanken Abwesende den Prozess abschwächen, behindern.
Jagdhütte Graf Thun
Hinter der Stallenalm beginnt der Steig zur Naudersalm, zuerst als Fahrstraße und ab der Jagdhütte des Grafen von Thun als richtiger Steig auf dem auch Almvieh auf und absteigt.
Der mäßig steigende Grubachgraben zieht als Ouvertüre des alpinen Teiles der Rundtour durch prächtigen Nadelwald und Unterholz hinauf, zur Linken mächtige Schotterreisen, die dem Bach als Abtragelement gnadenlos ausgesetzt sind. Mächtige Schotterwände, gebrochen von Felsstürzen aus den Wänden des Rauhen Knöll Massives und abgelagert in mächtigen Reisen, trotzen den Wassern, jenen von kurzzeitigen Hochwettern und jenen vom stetig arbeitenden Bergbach.
mächtige Schotterreisen aus dem Rauhen Knöll
Den Grubachgraben verläßt der Steig zur Rappenspitze etwa in seiner Hälfte zur Rechten und zieht hinauf zum Rizuelhals, dem Sattel zur Naudersalm, in den Norden auf 1.943m Höhe.
In diesem Abschnitt von der Stallenalm bis hierher werden 600Hm des Anstieges erledigt und selbst noch in der Herbstsonne im scheidenden Oktober kann dies eine schweißtreibenden Angelegenheit sein. Der Vorrat an Wasser sollte also bei der Stallenalm gesichert werden, denn die nächste Möglichkeit an Wasser zu kommen besteht erst wieder auf der Naudersalm durch den gleichnamigen Bach und dieser bedeutet bei der Seehöhe von knapp 1.900m keine Normalität im Karwendel.
Wende am Steig Richtung Rizuelhals
Zuntern säumen den Steig, vor allem nach der willkommenen Kehre auf ca. 1.660m. Die letzten gut 100Hm vollziehen sich dann auf Almwiesen unter der Materialseilbahn und das Jochlüftl tut gut.
am Sattel zwischen Lunst- und Brentenkopf, Richtung Süden auf den Hochnissl geschaut
Am Sattel zwischen Lunst- und Brentenkopf tritt das Tagesziel so richtig imposant hervor, die Rappenspitze als kühne Felsschuppe. Ein schöner Anblick eines nicht so spektakulär hohen Karwendelgipfels, der um so vieles anders geformt und gestaltet ist als das Gros der Berge im Karwendel und den man aber auch nicht vergessen wird, in gewisser Weise vergleichbar mit Formen die man von den Südtiroler Dolomiten her kennt.
Rappenspitze über der Naudersalm
Der Blick gen Norden auf die Rappenspitze veranlaßt unweigerlich ein paar Schritte links neben die Seilbahn zu treten, um gewachsene Natur ohne kurzweilige Technik abzulichten. Er lädt zum Verweilen ein. Das Tal weitet sich nach dem Sattel enorm, und kürt den Gipfel der Rappenspitze oberhalb der Alm zum geometrischen Höhepunkt in naturarchitektonischer Hinsicht. Selbst jener, der die bizarrsten Formationen in diesem Gebirge kennt möchte bei erstem Anblick nicht augenblicklich glauben, daß sich an diesem Fleck Erde die Lieblichkeit der Alm und der überwiegend schroffe Felsaufbau des Karwendels so treffend vereinen können. Ein gewaltig Bild Natur inmitten der Heimat.
Naudersalm, 1.896m
Hinab durch die schroffe Wand der „Stiege“ geht es in raschem Schritt auf breitem Steig zur Naudersalm und weil der Steig zum „Sunntiger“, dem Sattel zum Falzthurntal offenbar nicht mehr gepflegt wird finden sich kaum Markierungen, geschweige denn der so typisch gelbe Wegweiser, der sich sonst in diesem Gebiet zuhauf antreffen lässt.
zur Rappenspitze knapp oberhalb Naudersalm geblickt
Der Verdacht, daß der Steig vom Sunntiger, also vom Südwesten auf die Rappenspitze aufgelassen wurde keimte im Empfinden des Verfassers erst, als sich auch nach dem Sattel nur mehr verwittert anzutreffende Wegmarkierungen finden ließen. Der Zustieg zum Sattel war ebenso nur spärlich von verwitterten Markierungen geprägt, jedoch akzeptiert man dies unten eher, da es durch die vielen Gamsgassen durch die Zuntern vielfache Möglichkeiten gibt, den Sattel zu erreichen.
Am „Sunntiger“, Sattel zwischen Lunstkopf und Rappenspitze, Blick zum mächtigen Sonnjoch und der Schaufelspitze
Nach dem Sattel wundert es etwas, daß die Markierungen nicht deutlicher sichtbar sind. Weniger wegen der Richtung die es einzuschlagen gilt, denn diese ist ja durch den Gratverlauf eindeutig bestimmt und bedarf kaum/keiner Markierung. Mehr deswegen, weil sich beim Erfahrenen das dumpfe Gefühl aufdrängt, daß die Route nicht mehr gepflegt wird, aus welchen Gründen auch immer, zumal in der eingangs zitierten AV-Karte diese Route als Normalweg klassifiziert ist. Und dieses Gefühl bzw. die Erfahrung darüber nagen ein wenig, weil es doch sein könnte, daß bei halbem Anstieg eine Situation entstanden ist, die ein Weiterkommen unmöglich machen, oder zumindest so erschweren, daß technische Ausrüstung und ein Team nötig wären.
beginneder Aufstieg zur Rappenspitze ab dem Sunntiger
Erwartungsvoll werden die ersten Dutzend Höhenmeter nach dem Sattel begangen. Von dort führen 250Hm zum Gipfel und es sollte eine Sache von 40min oder weniger sein den Gipfel zu erreichen.
In Wahrheit waren es nur knapp über 30min, unter der Mischung aus Erwartungshaltung und Gipfeldrang waren es jedoch lange 30 Minuten. Der Grat ist schwach ausgeprägt und zumeist auf keiner Seite wirklich sehr steil abfallend. Drei Felspassagen würzen den Grat und früher waren diese mit Seilsicherung versehen, die Fixpunkte aus schwerem Bewehrungsstahl mit geschmiedeten Ösen am oberen Ende zeugen noch davon.
Blick zu den ersten Felsaufschwüngen am Grat zur Rappenspitze
Spätestens beim Erreichen dieser technischen Einrichtungen weiß man, daß man sich auf einem aufgelassenen Steig befindet, wenn die verbindenden Stahlseile gänzlich fehlen. Die Frage ist nur, wie der Steig sich entwickeln wird.
Felsköpfe, die eher links, westlich begangen werden; alte Steigsicherungen weisen die Route
Vorweggenommen sei, daß er relativ zahm bleibt und zu keiner Zeit an keiner Passage eine schwierigere der kurzen Klettereien als von I+ oder II- anzutreffen ist. Alles in allem also sehr angenehme Passagen in den wenigen festen, wandbildenden Wettersteinkalkfelsen im südlichen Gipfelaufbau der Rappenspitze.
Rückblick zum Sunntiger
Die im Karwendel so typische plattenartige, mehr oder weniger steil gestellte Felsschichtung gibt in den kurzen Kletterpassagen in Form von breiten Bändern die Richtung der Ersteigung vor und die Stufen besitzen nur geringe Mächtigkeit, sodaß sie mit zwei Schritten in ihrer Höhe auch schon überstiegen werden können.
vorletzte leichte Passage rechts (östlich) zu umgehen
So erreicht man auch schon rasch und recht angetan von den kurzen netten Einlagen eines Hauches an Alpinismus den Gipfel und genießt einen sagenhaften Rundblick auf den dort schon geschwundenen Höhen des Karwendels auf 2.223m und befindet sich doch noch ca. 1.270m über dem Achensee.
letzter Felskopf vor dem Gipfel links (östlich) über Plattenstufen leicht zu ersteigen
Ein schönes modernes Gipfelkreuz ziert die Rappenspitze und das Gipfelbuch zeugt von nicht so großer Besucheranzahl, nimmt man die seit Herbst 2015 beschriebenen Seiten zwischen die Finger. Man hätte sich auch aufgrund des Zustandes des heutigen Normalweges mehr Besucher erwartet, denn dieser ist in schrecklich schlechtem Zustand der auch der Geologie geschuldet ist. Eine Breite Rinne, teilweise mit grobem Schotter dermaßen gefüllt, daß die Ränder für den Abstieg bevorzugt werden müssen und zum Glück ist dieser Teile nur von kurzer Dauer.
am Gipfel der Rappenspitze, Blick zur Karwendelhauptkette
Interessant ist der Blick auf die Karwendelhauptkette, speziell in Richtung Sonnen-, Kaltwasserkar- und Birkkarspitze, sie scheinen zum Greifen nahe.
Ebenfalls ist der nach Süden ausgeübte Blick auf Trattenspitze, Hoher Fürleg, den Fallbachkarspitzen und den Großen Bettelwurf ein neues Erlebnis für jenen, der diese Berge immer in Richtung Norden betrachtet. Die Nordwände stürzen bei diesen Gipfeln abschreckend kalt und schwarz über Hunderte Meter ins Vomperloch hinab, Schneereste zeugen vom Klima in den Nordabstürzen.
Blick zu den Fallbachkartürmen und dem Großen Bettelwurf über zwei vorgelagerte Bergketten hinweg
Interessant am Foto ist, daß zwei vorgelagerte Ketten überblickt werden, im Vordergrund die Kette Hochnissl – Lamsenspitze, in der Mitte Huderbankspitze – Hochglück. Alles spielt sich innerhalb von knapp 11km Luftlinie ab.
rechts Kaltwasserkarspitze und im Nebel die Birkkarspitze
Am Abstieg zum weiteren Verlauf der Rundtour über die Ochsenkaralm und bis nach St. Georgenberg tut sich für den Verfasser eine Abkürzung auf, die jedoch hier nicht beschrieben wird, führt sich doch unmittelbar unter der wenig standfesten Nordostwand der Rappenspitze hindurch. Man folge hier also dem Normalweg über die Wiesenhänge zum Kaserjoch.
Abstieg von der Rappenspitze nach Norden zum Larchkarlkopf
Nach dem Kaserjoch führt der Steig mit wenig auf und ab weiter bis zu einer Verzweigung, bei der es sich sicher lohnen würde den oberen Teil bis knapp vor dem Staner Joch zur Stelle „Am Übergang“ zu nehmen um von dort hinab und zurück zur Ochsenkaralm zu gelangen.
die Rappenspitze von Norden
Weil die Zeit drängte mußte die schnellere Variante (die untere im topografischen Sinn) genommen werden und über einen kleinen Sattel zwischen der Hauptkette und dem Ausläufer des Hahnkamp im Südosten erreicht man in ca. 20min die Ochsenkaralm mit einem stilechten Almbrunnen, bereits zum überwintern gerüstet.
Rappenspitze in der Ferne vom Sattel oberhalb der Ochsenkaralm aus, Entfernung 1.850m
Von dort beginnt ein gewaltiger Abstieg, der nichts an Urwald im mittleren und nichts an Steilheit im unteren Teil zu wünschen übrig läßt und mit einem krönenden Abschluß endet, wenn man die Glocken vom Kloster St. Georgenberg zur Nachmittagsandacht schon einige Hundert Meter hoch am steilen Steig zu hören bekommt.
Ochsenkaralm, rd. 1920m
In mitten der Steilpassage nach den kümmerlichen Resten der Plattenalm kann zwischen den Föhren – der Bewuchs in dieser Steilpassage erinnert unweigerlich an jene am Hechenberg und dem Schleifwandsteig in der Kranebitter Klamm, wo sich nur mehr Kiefern an den spärlichen Humus im gut 45 bis über 60° steilen Gelände halten können – der Ausgangspunkt, die Bärenrast am anderen Hangrücken gegenüber erblickt werden und die Gewissheit, daß die Klosterstraße bis zu ihrem Tiefsten auf 800m Meereshöhe ausgegangen werden muß, um dann am Gegenhang wieder knapp 220Hm zum Fahrzeug aufzusteigen, mag den wenig Trainierten nach all der Strecke verzagen lassen, wenn er aber nicht daran denkt ist die Belastung klein und die Szenerie des Klosters aus so vielen verschiedenen Positionen läßt die Endanstrengung klein werden.
Steig von der Plattenalm nach St. Georgenberg
Der Steig zum Parkplatz zweigt vom ansteigenden Straßenteil rechts ab, wo sich die Wege Richtung Fiecht und Bauhof teilen, ein Wegweiser gibt die Richtung vor.
Ende des Steiges bei St. Georgenberg
Nach einigen Hundert Meter folgt ein neuerlicher Wegweiser der in den Weg zur Bärenrast und in den Steig dorthin teilt. Natürlich nimmt man den Steig obwohl dieser wenig sympathisch durch einen lettigen Laubwald führt. Nach einer knappen halben Stunde wird der Parkplatz erreicht indem man den Steig ansteigend zur Lichtung weglos im Wald verläßt und damit abkürzt, oder ihn ausgeht und weiter oben im Wald nach einer Kehrtwendung am Steig zurückmarschiert.
Lindenkirche oberhalb des Klosters
Eine farbenprächtige, tolle Rundtour im sanften Teil des Karwendels die dem weniger extremen Bergsteiger gefallen dürfte, mit 1.540Hm in Summe zwar über dem Durchschnitt, jedoch als Tagestour leicht zu schaffen. Die Marschdauer des Verfassers betrug 5:41h und war als Trainingstour gedacht. Die Streckenlänge beträgt knapp 18km.
Kloster hoch über dem Tiefsten der Fahrstraße nach Fiecht
Wer den Aufstieg über Felsen nicht unternehmen will verläßt die Naudersalm in Richtung Kaserjoch und steigt über den heutigen Normalweg auf die Rappenspitze und auf diesem auch wieder ab.
Abzweigung zum Parkplatz Bärenrast
Wer die Rappenspitze nicht besteigen will kürzt die Zeit der Rundtour signifikant ab, weniger aber die Streckenlänge. Allerdings versäumt er auch einen Ausblick der nicht schnell in Vergessenheit gerät.
Mils, 29.10.2016
Rundtour Rappenspitze
Streckenlänge Rundtour Rappenspitze
Stallental im Oktober
kurz vor der Stallenalm
Rückblick ins Stallental oberhalb der Stallenalm
Jagdhütte Graf v. Thun
mächtige Schotterreisen aus dem Rauhen Knöll
Aufstieg entlang des Grubach Grabens
Wende am Steig Richtung Rizuelhals
Passage im Aufstieg
Rizuel
am Sattel zwischen Lunst- und Brentenkopf, Richtung Süden auf den Hochnissl geschaut
am Sattel zwischen Lunst- u. Brentenkopf
Rappenspitze über der Naudersalm
Naudersalm, 1.896m
zur Rappenspitze knapp oberhalb Naudersalm geblickt
Am „Sunntiger“, Sattel zwischen Lunstkopf und Rappenspitze
beginneder Aufstieg zur Rappenspitze ab dem Sunntiger
Blick zum Gramei Hochleger
Grameialm im Falzthurntal
RÜckblick am Grat zum Sattel „Sunntiger“
Blick zu den ersten Felsaufschwüngen am Grat zur Rappenspitze
leichte Felsköpfchen im Gratverlauf
Rückblick am Grat
der Gipfel des gewaltigen Sonnjoches
Aufstiegsgelände
Felsköpfe, die eher links, westlich begangen werden; alte Steigsicherungen weisen die Route
Rückblick zum Sunntiger
vorletzte leichte Passage rechts (östlich) zu umgehen
letzter Felskopf vor dem Gipfel links (östlich) über Plattenstufen leicht zu ersteigen
Scharte kurz vor dem Gipfel
Rappenspitze, 2.223m
Rückblick auf den gesamten Südwestgrat
am Gipfel der Rappenspitze, Blick zur Karwendelhauptkette
Blick auf Dristkopf und Achensee
Blick Richtung Stanerjoch mit Kaserjochspitze im Vordergrund
Naudersalm
Falzthurntal und Karwendelhauptkette im Hintergrund
Sonnjoch und Schaufelspitze
Bettlerkarspitze, Falzthurnjoch und Schneeköpfe
mittig Laliderer Wände
Blick zu den Fallbachkartürmen über zwei vorgelagerte Ketten hinweg
rechts Kaltwasserkarspitze und im Nebel die Birkkarspitze
Rappenspitze, 2223m
Abstieg von der Rappenspitze nach Norden zum Larchkarlkopf
Normalweg zum Larchkarl Kopf
Blick zum Kaserjoch
die Rappenspitze von Norden
Nordwand der Rappenspitze
Blick auf Pertisau zum Achensee
Rappenspitze vom Kaserjoch aus
Rappenspitze im Zoom
Rappenspitze vom Kaserjoch aus
weiterer Tourverlauf Richtung Staner Joch
Gratverlauf zum Stanerjoch
Abzweigung, oben zum Stanerjoch, unten zur Ochsenkaralm
Abzweigung unterer Steig
Rappenspitze in der Ferne vom Sattel oberhalb der Ochsenkaralm aus, Entfernung 1.850m
Ochsenkopf oberhalb der Ochsenkaralm
Abstiegssteig von der Ochsenkaralm
Ochsenkaralm
Brunnen, bereits winterfest
Ochsenkaralm, rd. 1920m
alter Teil Ochsenkaralm
Blick aus dem Kar in Richtung Sattel zur Rappenspitze
Abstiegsgelände von der Ochsenkaralm
Rückblick am Abstieg
Urwald im steig zur Plattenalm
Plattenalm – was noch übrig davon ist
Stanerjoch
Parkplatz Bärenrast gegenüber Steig nach St. Georgenberg
Gelände am Steig
Steig von der Plattenalm nach St. Georgenberg
Kloster St. Georgenberg
Ende des Steiges beim Kloster
Ende des Steiges bei St. Georgenberg
Lindenkirche oberhalb des Klosters
einmalige Holzbrücke zum Kloster
die Klamm, links davon kommt der Steig von der Plattenalm herunter
St. Georgenberg
Kloster hoch über dem Tiefsten der Fahrstraße nach Fiecht
Abzweigung zum Parkplatz Bärenrast
letzte Abzweigung, links ist der streckenmäßig kürzere Anstieg
Der fünfthöchste Gipfel der Tuxer Alpen nennt sich Rastkogel und er wird nicht nur von der Rastkogelhütte aus und von Lanersbach, sondern auch von Innerst am Weerberg aus über das Nurpenstal begangen.
Rastkogel, 2.767m
Die Besteigung von Innerst aus ist die streckenmäßig längste, sie bietet vielfältige Eindrücke entlang der Almen und eignet sich für Bergsteiger, die keine extremen Anstiege und ausgesetzte Passagen bevorzugen. Der Rastkogel ist über diesen Anstieg als leicht einzustufen.
erste Sichtung des Zieles kurz vor der Stallenalm
Der Anstieg vollzieht sich über knapp 1.500Hm von Innerst aus (Parkplatz EUR 3.-/Tag) beginnend auf 1.265m. Die Strecke führt über den Fahrweg ins Nurpenstal der bei der Hagelhütte auf rd. 2.100m endet. Dort beginnt ein markierter Steig auf das Nurpensjoch bis auf 2.530m.
bei der Hagelhütte auf 2.100m
Von dort führt der Steig am. bzw. auch knapp unterhalb des leichten Grates über die erste Steilstufe durch Blockwerk bis zur nächsten deutlicheren Gratausbildung, die leicht und ohne Schwierigkeiten zu begehen ist.
am Nurpensjoch auf 2.530m
Nach dem zweiten Gratteil führt der Steig weiter zum Gipfelaufbau den bis zum Gipfel selber man durchwegs in Blockwerk begeht.
Grat zum Rastkogel
Der Gipfel präsentiert sich flach und von mehreren großen Schiefergneisplatten gebildet. Ein schönes mittelgroßes Gipfelkreuz ziert den tollen Aussichtsberg.
Das Gipfelbuch ist, wie meist bei vielbegangenen Gipfeln, nicht im besten Zustand, jedoch vernünftig beschreibbar.
Rastkogel gegen Olperer
Tolle Blicke tun sich auf.
Im Nordosten die Kette des Wilden Kaisers fast zum Greifen nahe.
In etwa auf 113° zeigt sich der Großglockner in knapp 75km Entfernung, rechts daneben der Großvenediger in 45km Entfernung und nochmals knapp rechts davon die Wildgerlosspitze sowie knapp daran die markante Reichenspitze.
links hinten der dunkle Spitz ist der Großglockner, dann der Großvenediger bis hin zur Reichenspitze rechts die markante dunkle Felspyramide
Im Süden der Stilluppspeicher mit dem Großen Löffler an der rechten Seite des Talendes und weiter südlich Floiten- und Hornspitzen.
tief unten der Stilluppspeicher, rechts neben dem Talabschluß der Große Löffler
Ganz im Süden Großer Möseler, Hoher Weißzint und Hochfeiler, bevor die wesentlich näheren Giganten von Hoher Riffler und Olperer den Abschluß bilden.
Die Tour geht wieder auf das Nurpensjoch zurück und folgt der schwachen Gratausbildung bis zur Halslspitze. Alternativ kann man auch dem offiziellen Weg folgen und nicht zur Halslspitze aufsteigen. Man erreicht dann das Nafingjoch und kann von dort ins Nafingtal absteigen.
Abstieg vom Rastkogl
Schöner ist jedoch der kurze Aufstieg zur Halslspitze und weiter zur Vorderhalslspitze, die ein schönes Gipfelkreuz ziert. Von der Vorderhalslspitze kann man über einen – teilweise bei Schneelage nicht immer sichtbaren – Steig bis zur Nafingalm absteigen, oder, wenn man nicht immer einen Steig braucht und seinem Herz freien Lauf lassen kann, querfeldein zum selben Zielpunkt.
am Weg zur Halslspitze
Der kurze Aufstieg zur Halslspitze hat sich gelohnt, er wurde durch die Sichtung eines Schneehasen belohnt. Auf der Flucht vor der Kamera konnte das stattliche Exemplar noch einmal beim Sprung aufgenommen werden; sein Körperbau zeugt von einem kräftigen Tier das den Winter sicher überstehen wird.
Schneehase auf der Halslspitze
Der Weg talauswärts über die Weidenerhütte und die Almen (man kann der Schotterstraße folgen, oder aber – schöner wie der Autor dieses Berichtes findet – über die Almen absteigen) ist ein krönender Abschluß der Rundtour.
Vorderhalslspitze
Am Ende trifft der Almenweg auch wieder mit der Schotterstraße zusammen, zweigt aber zum Schluß von diesem ab und führt in Richtung Parkplatz rechts ab, führt ins Tiefste am Eingang des Nurpentales, überquert den Bach und steigt jenseits davon über ca. 40Hm wieder zum Ausgangspunkt, dem Parkplatz Innerst auf.
Nafingalm
Eine ungefährliche aber lange Tour, die sehr empfehlenswert auch im Herbst ist.
Am Nordhang ab der Hagelhütte bis zum Nurpensjoch liegt derzeit bereits viel Schnee und man muß sich die Route teilweise selber suchen. Die Hangneigung ist aber moderat genug, sodaß man auf den letzen ca. 100Hm im harten Schnee mit guten Bergschuhen auch seine Stufen einschlagen kann, ohne eines Steiges zu bedürfen.
Weidenerhütte
Die gesamte Tour benötigt ca. 8 bis 9 Stunden mit moderaten Pausen. Die Aufstiegszeit des Autors war 3 Stunden und mit 1 1/2 Stunden Aufenthalt betrug die Gesamtgehzeit 8:06 Stunden.
Fiderissalm
Gesamt zeigte der Höhenmesser 1.640m Anstieg (incl. den kurzen Aufstiegen zur Halslspitze und zur Fiderissalm.
Hochsinnalm
Die Streckenlänge mußte in Ermangelung einer AV-Karte von diesem Gebiet auf einer Wanderkarte nachgemessen werden und beträgt ca. 20km.
Mils, 28.10.2016
Rundwanderung Rastkogl
erste Sichtung des Zieles kurz vor der Stallenalm
nach der Stallenalm, das Tal erwacht
die Bettelwürfe
es wird alpiner
Anstieg zur Hagelhütte
bei der Hagelhütte auf 2.100m
Hagelhütte
Rückblick auf den Gilfert
am Steig weiter
am Nordhang zur Nurpensjoch
am Nurpensjoch auf 2.530m
Steig zum Rastkogl
Steig zum Nafingjoch
Blick nach Lanersbach
Grat zum Rastkogl
Grat zum Gilfert, auch einmal eine Begehung wert
Rastkogl, 2.767m
Blick ins Zillergründl
Blick Richtung Penkenjoch
Blick auf die Hauptgipfel der Zilletaler
Blick Richtung Hochfeiler und Olperer
ganz links hinten der dunkle Spitz ist der Großglockner bis hin zur Reichenspitze rechts die markante Felspyramide
Grat zum Gilfert
Rastkoglhütte ca. mittig weit unten
Rastkogl gegen Olperer
Blick vom Rastkogl auf die Reckner, die höchsten Gipfel der Tuxer Alpen
Blick gegen Westen in die Stubaier
Karwendel West
Karwendel Mitte
Nurpenstal
tief unten der Stilluppspeicher, rechts neben dem Talabschluß der Große Löffler
Abstieg vom Rastkogl
Rastkoglseen
leider keine Schneehühner gesichtet, nur Spuren zeugen von ihrer Anwesenheit
Imposant und freistehend aus dem Inntal herausgebildet steht die Hohe Munde mit ihren beiden unterschiedlich geformten Gipfeln mitten in der Landschaft. Durch den tiefen Einschnitt der Niederen Munde erscheint sie fast abgeschieden von der Mieminger Kette an deren östlichen Begrenzung.
Hohe Munde Westgipfel, 2.662m
Die Hohe Munde ist weiters von den umgebenden Gebirgsketten – im Norden das Wettersteingebirge, im Osten das Karwendel und gegen Süden über das Inntal von den Sellrainer und Kühtaier Ausläufern der Stubaier Alpen – völlig getrennt und steht, im Blick auf die umgebenden topographischen Verhältnisse, im wahrsten Sinne des Wortes alleine mitten in der Landschaft.
ein toller Tag kündigt sich an
Die isolierte Stellung der Hohen Munde macht sie daher zu einem besonderen Blickfang wenn man, in welche Richtung auch immer, das Inntal durchreist. Ein Berginteressierter kann sich beim Anblick einer gewissen Faszination, oder zumindest des Interesses an ihr nicht entziehen. Nicht ganz so extrem aus dem Nichts aufragend, wie beispielsweise der Kilimandscharo oder auch der Ararat, als abgesetztes Massiv aber doch unumgänglich anzuschauen steht sie monumental mit beidseitig breit ausladendem Rücken, zweier Flügel gleich, nördlich von Telfs, als ob sie mit dieser Haltung – die Stadt beschützend – jene vom Norden abgrenzen möchte. Natürlich ist sie viel niederer als die beiden vorgenannten berühmten Berge, aber sie ist nicht minder interessant, wenn auch leicht einzunehmen.
Adler Klettersteig
Dies vor allem über den interessanteren Westanstieg, der auch mit ein paar leichten Klettereien aufwarten kann, die den langen Anstieg am breiten Westrücken, der Himmelsleiter, willkommen unterbrechen.
das Ziel, Westgipfel Hohe Munde
Schon einmal scheiterte der Versuch die Hohe Munde bei föhnigem Herbstwetter zu ersteigen. Kein Jahr verging seitdem. Die Schande steckte noch tief drin den Geboten des nahenden Winters nicht nachzukommen und entsprechend Basisausrüstung dabei zu haben.
Diesmal war die Vorbereitung der Ausrüstung richtig und trotzdem passierte wieder ein ähnliches Missgeschick, Andi vergaß seine winddichte Jacke und es mußte die im Wagen vorhandene, unübersehbare Baustellenkleidung zur Substitution gegen den eisigen Wind herhalten.
auf der Niederen Munde, Zeit für bessere Kleidung
Wieder machte uns der Föhn aus Südwesten den Anstieg am schutzlosen, von Unterholz völlig freien Westrücken den Anstieg schwer. Knapp unter der niederen Munde begannen die Windböen ihr anschiebendes Treiben und bereits am Sattel fanden wir uns in wenig überraschend tiefem Schnee, nachdem am Aufstieg vom Parkplatz vor dem Strassberghaus Windstille geherrscht hat. Eine ähnliche Situation wie sie oft am Lafatscher Joch anzutreffen ist, an diesem Tag auf der Niederen Munde mit heftigen Auswüchsen. Zusätzlich verwandelte der Schnee der letzten Tage die Tour im oberen Teil fast in eine Winterbegehung, die aus der an sich leichten Tour an zahlreichen Stellen eine schwierigere machte.
der kalte Föhn fährt ins Gebein
Generell kann die Empfehlung ausgesprochen werden die Hohe Munde nicht bei kaltem herbstlichem Föhn zu besteigen. Am kahlen Westrücken gibt es keinerlei Erleichterung vor dem Wind, man ist im schutzlos ausgeliefert und zwar über die gesamte Strecke bis zum Gipfel, sieht man von der Durchquerung des Rauhen Tales ab, in dem wir – an diesem Tag zumindest – den Föhn kaum zu spüren hatten.
schutzlos vor dem Wind am Rücken bergauf
Wer an der Beschreibung des unteren Teils vor der Niederen Munde interessiert ist möge den Link zum Beitrag Hohe Munde – leider vereitelt lesen. Dieser Beitrag befaßt sich mit dem oberen Teil ab dem Sattel der Niederen Munde bis zum Westgipfel.
Ostwärts nach dem Sattel erstreckt sich zunächst ein welliger Rücken mit eigenartig angelegtem Steig, oder besser Steige zuhauf und die meisten markiert – die Wahl hier ist dem Unkundigen nicht immer schlüssig – zur ersten markanten Felsstufe, bei der letztlich alle Varianten zusammenführen.
Die Felsstufe ist mit einigen Markierungstangen versehen, was den Vorteil hat sie auch bei Schnee noch gut gefunden werden. An unserem Tag war bereits einiges an Schnee der vorausgegangenen Wetterstörung liegengeblieben, durch den heftigen Wind jedoch am Westrücken bis zum ersten Schartl hinauf nicht viel.
rutschige Flanke nach dem Schartl
Spätestens nach dieser Felsstufe mußten wir Handschuhe, Mütze und Windstopper anlegen, der eisige Wind dürfte 60km/h deutlich überschritten haben und er blies konstant.
Andi war allzeit gut zu sehen. Die speziell dafür geschneiderte Warnkleidung tat aber auch ihre zweite Wirkung, er beklagte kein Kältegefühl und da der Wind Unterhaltungen erschwerte sowie der Gipfel anstelle einer Modeschau erklärtes Ziel war entstand auch kein großartiges Palaver darüber.
bei Schnee die besonders rutschige Steilfläche nach der Scharte
Mit der zunehmenden Schneelage vor der ersten leichten Kletterstelle stieg auch eine gewisse Gefahr durch den teilweise eisigen und daher rutschigen Untergrund deutlich an. Nach der verseilten und mit Klammern versehenen glatten Felspassage hinter der ersten markanten Scharte verloren die Tritte deutlich an Verlässlichkeit auf einem Untergrund, der schneebedeckt und unterhalb aber auch teilweise eisig sich präsentierte. Speziell die ersten paar Minuten nach dem Ende des Seiles, in dem generell nicht sehr griff- und trittreich ausgebildeten Plattengelände mußten wir förmlich wie blind nach verlässlichem Halt suchen und nicht selten rutschte ebenso vorhandenes und nicht sichtbares Geröll bei Belastung noch nach. Diese Passage soll hier besonders erwähnt sein.
Mit dem Nachteil das Gelände ohne Schnee nicht zu kennen tasteten wir uns so bis zum wieder besser begehbaren oberen Teil des Rückens hinauf.
die kritischen Passagen oberhalb der Scharte
Oben angekommen wird das Gelände interessanter. Ein letzter kurzer Aufschwung führt auf die erste, leichte Gratpassage an deren Ende es auch schon in das sogenannte „Rauhe Tal“ hinabgeht.
Abwechslung am Gratstück
Das Rauhe Tal ist eine karartig ausgebildete breite Mulde im Gratverlauf zwischen dem Westrücken und dem fast quer dazu stehenden Gipfelaufbau der Hohen Munde. Man durchschreitet es im Abstieg über ca. 90Hm und an seinem Ende wieder mit steilem Aufstieg auf Grathöhe, jedoch nicht wieder auf den Grat selber sondern an der Westflanke des Hauptmassives, um den scharfen, fast horizontalen Verbindungsgrat zwischen Westrücken und Hauptmassiv südseitig zu umgehen. Darüber gibt es zwei Fotos in der Galerie bei denen zu beachten ist, daß sie der Eindruck der Höhenverhältnisse und der Geländesteilheit nicht korrekt wiedergegeben werden und sie nur der Orientierung dienen.
hinab ins Rauhe Tal
Der Abstieg ins Rauhe Tal ist gut verseilt, teilweise, an kritischen Stellen wurden Klammern angebracht und der Abstieg erscheint nicht so tief wie angegeben. Mittig in der Durchquerung litt die Verseilung kürzlich durch einen massiven Felssturz, der das Seil abgeschlagen hat. In dieser Passage herrscht jedoch normales Gehgelände wodurch keine Schwierigkeiten angetroffen wurden (später erfuhren wir am Abstieg, daß der Steig deshalb gesperrt ist).
die Westflanke gerade erreicht
Am anderen Ende des Rauhen Tales steigt man ein paar Meter in einer schluchtartigen Verschneidung einer Störzone hinauf, bevor der Aufstieg in der weiten Westflanke beginnt. Die Flanke ist steil und leichte Klettereien neben der Verseilung begleiten den gut 100Hm messenden Anstieg zum Gipfelgrat. In dieser Wand sind einige Stellen, die bei unseren Verhältnissen mit in dieser Höhe bereits an die 30cm Schnee nicht ganz einfach sind, aber auch keine besondere Herausforderung darstellen.
Andi mitten in der Westflanke
Oben, am Ausstieg aus der Wand, am beginnenden leicht steigenden Gipfelgrat gibt es nochmals eine Stelle an der man gut daran tut bei Schneelage mit beiden Händen das Seil zu verwenden. Das Gelände war dort wieder recht rutschig und die Nordabbrüche unmittelbar unterhalb des Steiges zwangen ebenso dazu.
die Verseilung ist hier im Winter sehr notwendig
Die restliche Strecke zum Gipfel vollzieht sich durchwegs am Grat dahin, das Gipfelkreuz steht nicht an der höchsten aber an der strategisch wichtigen Stelle.
Gipfelgrat zur Hohen Munde
Am Weg dorthin warteten schon eine gute Handvoll Bergdohlen, die ihre eindrucksvollen Startabdrücke im Pulverschnee hinterließen.
Dohlenstartplatz
Der Wind hatte zum Glück seit dem ersten Gratstück stetig nachgelassen, aber trotzdem machten wir es uns auf der Leeseite im Osten des Gipfelkreuzes bei nahezu Windstille auf einem Balken des wahrscheinlich alten Gipfelkreuzes gemütlich und hatten unseren Spaß beim Zusammenwirken von Mut und Angst beim Füttern der Dohlen aus der Hand heraus.
Vom Parkplatz bis zum Gipfel hatten wir dreidreiviertel Stunden benötigt.
Manuel und Andi am Gipfel
Trotz der vorhergesagten ausbleibenden Fernsicht für diesen Tag hatten wir Glück indem sich die Gipfel weit in den Osten ins Karwendel und auch passabel weit in den Westen klar abzeichneten. Die Sicht in den Süden hingegen war in der Tat deutlich schlechter.
die Granden des Karwendel im Winterkleid (Ödkarspitzen, Birkkarspitze und rechts Kaltwasserkarspitze)
Die Region um die höchsten Karwendelgipfel wird heuer wohl nicht mehr mit Sommerausrüstung begangen werden können, hier ergeben sich nun viele Wochen Ruhe, bevor man die Seekarspitze als Schitour unternimmt.
über den Ostgipfel auf Seefelderspitzen und Nordkette geschaut
Der Ausblick auf das Zugspitzplatt und die Wetterstein Gipfel war phänomenal, und wenn man sich rundum zur Fernsicht drehte und nicht wüsste, daß man auf festem Fels stehe, könnte man für einen Moment glauben man säße in einem Ballon und stünde in den Lüften hoch über Telfs.
Für dieses Gefühl hat sich die Hohe Munde alleine schon gelohnt.
Dreitorspitzen
Den Ostgipfel und die Überschreitung wollten wir unter diesen Verhältnissen nicht unternehmen, dies Vorhaben wird einmal in eine Trainingstour im Frühsommer verpackt und vielleicht hier berichtet.
Mieminger Kette und das Zugspitzplatt
Am Abstieg stieg Manuel vor, Andi und der Verfasser rätselten über die beste Möglichkeit den Verbindungsgrat zwischen Westrücken und Westflanke zu begehen. Es scheint zu Beginn eine nicht ganz einfache Scharte zu geben, der Mittelteil erscheint einfach und die Schwierigkeiten dürften in der letzten Steilflanke des Absteiges, vor der Schartenverbindung mit der Westflanke zu liegen. Er erscheint aber generell machbar und da er uns schon im Aufstieg anzog wird es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis wir das Abenteuer nach weiterer Vorbereitung wagen werden.
Fütterung kecker Dohlen vertreibt Zeit am Gipfel
Die Abstiegszeit soll durch die Umgehung im Rauhen Tal ebenfalls nicht unterschätzt werden. Wir mußten uns aufgrund der Schneelage in der Westflanke und auch auf dem zuvor als rutschig beschriebenen Hanges oberhalb der ersten Scharte mehr Zeit lassen als normal notwendig und so beendeten wir die Gesamttour in siebeneinhalb Stunden incl. aller Pausen (am Gipfel ca. 40min) und Umziehvorgänge.
ein paar Stellen mit Biss bei Schneelage
Am Abstieg hatten wir noch das Glück ein Adlerpärchen zu sichten das in einer Höhe von weniger als 100m über uns hinwegzog, sowie, daß der Wind fast völlig zusammenbrach, unterhalb des ersten Felskopfes nach der Niederen Munde konnten Mütze und Handschuhe verstaut werden, trotzdem die Bewölkung von Westen her deutlich zuzog und über dem Lechtal Schauer zu beobachten waren.
Andi analysiert den Verbindungsgrat
Fast hätte und dann noch ein kleiner Guss erwischt, der sich aber nach einer guten Viertelstunde auflöste und sich weitgehend blauer Himmel auftat, als wir im Strassberghaus einkehrten, Manuel dort Schmarrn mit Bier genoss und alle von der Tour angetan waren.
vor der letzten Steilstufe angekommen
Gesamt sind rd. 1.700Hm laut Höhenmesser und rd. 13km zu bewältigen. Die Aufstiegszeit wird mit vier bis viereinhalb Stunden ab den Parkplätzen angegeben.
Mils, 23.10.2016
Tour Hohe Munde über Westgrat
Umgehung „Rauhes Tal“
Gipfelanstieg über Rauhes Tal und Westflanke
ein toller Tag kündigt sich an
auf ca. 1.600m
bei der Wegverzweigung
Adler Klettersteig
das Ziel, Westgipfel Hohe Munde
auf der Niederen Munde, Zeit für bessere Kleidung
bereits hier Schneelage
der klate Föhn fährt ins Gebein
schutzlos vor dem Wind am Rücken bergauf
rutschige Flanke nach dem Schartl
auf Grathöhe angekommen
Abwechslung am Gratstück
Rückblick auf den Westrücken
Grat zum Rauhen Tal
Beginn des Rauhen Tales
die Westflanke der Hohen Munde
hinab ins Rauhe Tal
Ruhe Tal im Rückblick
Seilsicherungen im Rauhen Tal
bis zur Westflanke des Gipfelaufbaues
die Westflanke gerade erreicht
unberührter Steig am Gipfelgrat
Dohlenstartplatz
Gipfelgrat zur Hohen Munde
Hohe Munde Westgipfel
Rückblick auf den Gipfelgrat, hinten Rauhes Tal
Hohe Munde Westgipfel, 2.662m
Manuel und Andi am Gipfel
hungrige Gesellen finden sich ein
gute Fernsicht auf Scharnitz
die Granden des Karwendel im Winterkleid (Ödkarspitzen, Birkkarspitze und rechts Kaltwasserkarspitze)
über den Ostgipfel auf Seefelderspitzen und Nordkette geschaut
Blick gen Südosten
Blick zu den Kalkkögeln
Dreitorspitzen
der Ostgipfel der Hohen Munde, Mundekopf
Fütterung kecker Dohlen vertreibt Zeit am Gipfel
Mieminger Kette und der ferne Tschirgant
Mieminger Kette und das Zugspitzplatt
das Rauhe Tal vom Gipfel aus gesehen
Niedere Munde mit Westrücken
die malerische Leutasch
Andi mit Karakorumausrüstung für den Abstieg
Verbindungsgrat im Überblick
Einstieg in die Westflanke
die Verseilung ist hier im Winter sehr notwendig
in der Westflanke der Hohen Munde
ein paar Stellen mit Biss bei Schneelage
nicht ganz leichte Stellen der Westflanke
die Seilsicherung ist hier etwas zu weit seitlich von der Verschneidung entfernt
Manuel am unteren Ende der Westflanke
Andi mitten in der Westflanke
Das Rahe Tal von der Westflanke aus
Rückblick auf die Westflanke
Manuel und Andi am Tiefsten Punkt des Rauhen Tales
Restaufstieg auf den Grat
Grat oberhalb des Rauhen Tales
der Autor beim Begutachten des Verbindungsgrates
Andi analysiert den Verbindungsgrat
Manuel am beginnenden Westrücken
Abstieg zur Scharte
Manuel fasziniert vom gegenüberliegenden Teufelsgrat
Teufelsgrat in interessantem Licht/Schattenspiel
das Gaistal Richtung Ehrwald
es wird wieder ernster mit dem Untergrund
ohne rückwärts Absteigen nicht sicher zu meistern
die kritischen Passagen oberhalb der Scharte
der kritische Rücken im Rückblick
bei Schnee die besonders rutschige Steilfläche nach der Scharte
leichtes Gehgelände bis zum Sattel der Niederen Munde
Die südliche Begrenzung des Voldertales wird vom Gratverlauf von der Naviser Sonnenspitze bis zur Grafmartspitze gebildet – mittig in diesem Grat befindet sich der Übergang vom Voldertal ins Navistal, das Naviser Jöchl und der Normalweg auf die Naviser Sonnenspitze führt direkt vom Jöchl ostwärts über den kaum ausgeprägten Gratrücken.
Naviser Sonnenspitze, 2.619m
Wir haben die Naviser Sonnenspitze als Ausgangspunkt einer langen Überschreitung an der westlichen Begrenzung des Voldertales mit sieben Gipfeln ausgewählt – Andi nennt sie die „halbe“ Voldertalrunde – wobei Beginn und Ende dieser Rundtour der Parkplatz unterhalb der Neuen Gufl in Tulfes bildet.
Abzweigung zur Stiftsalm
Von diesem Parkplatz (kostenlos, aber klein) muß ca. 50Hm nach Windegg abgestiegen werden, bevor unten der zunächst fallend angelegte Weg ins Voldertal abzweigt. Der Weg beginnt am Waldrand, der Asphalt geht nach ca. 50m in Schotter über und von Windegg fällt er knapp 40m ab, bis nach ca. 15min Gehzeit rechts ein kleines Steiglein abzweigt, das man nimmt, um den weiteren Höhenverlust durch den Abstieg des Weges zu vermeiden, der unten mit der Schotterstraße von Volderwildbad ins Voldertal zusammentrifft.
weglose Strecke auf der Rossweide bis zur Brücke; im Hintergrund bereits die Naviser Sonnenspitze sichtbar
Die Abzweigstelle kann leicht übersehen werden, da die Wegweiser aufgrund der Enge von Weg und Steig in deren Längsrichtung montiert sind und – so wie das schmale Steiglein auch – bei der Erstbegehung nicht ins Auge springen.
Brücke im Rückblick
Über den Steig, der sich dann zum breiten Waldweg ausbildet, wird nach wenigen Minuten die Stiftsalm erreicht, die der Länge nach durchschritten wird, um wenige Gehminuten dahinter endgültig auf der Voldertalstraße einzutreffen. Ab dieser Einmündung kann – als einfache, schnellere Variante – entweder der Straße über die Vorbergalm bis ganz zum Talabschluß hinter Steinkasern auf den Melkboden gefolgt werden, oder auch rechts (westlich) davon auf Almwegen und Steigen, meist knapp neben dem Voldertalbach, zur neuerlichen Einmündung auf die Straße auf ca. 1.800m knapp unter den Klausboden gelangen. Der Voldertalbach wird einmal in letzterer, von uns genommener Variante in etwa fünf Gehminuten unterhalb der Vorbergalm auf einer Brücke aus drei Stämmen in Gehrichtung auf die linke Seite überquert. Einige Minuten danach passiert man eine letzte Jagdhütte am Abzweig zur Gwannschafalm, die man rechts liegen läßt und der beginnenden schluchtartigen Steilstufe folgt.
Jagdhütte im Rückblick
Die Steilstufe führt etwas un-rhythmisch durch den Wald mit einem kurzen sumpfigen Gebiet, das eher links durchwandert wird und endet bald auf der Straße wieder, kurz vor dem Flachstück des Klausbodens.
im Steilstück des Steiges zum Klausboden
In der ersten scharfen Kehre knapp nach den Steinkasernalmen haben wir den Fahrweg links über den Bach verlassen und kürzten über den bemoosten und mit Almrosen überzogenen Hangrücken weglos auf direktem Weg auf die Melkböden auf.
Steinkasern vor uns
Anschließend folgten wir der direkten Linie weiter auf den Gipfel der Naviser Sonnenspitze. Das Gelände dort ist moderat steil und so kann man auch bei den hier nordseitig gelegenen Hängen, die bereits großflächig mit gefrorenem, tragfähigen Schnee bedeckt waren, die direkte Linie wahren und die letzten 400Hm weglos aufsteigen.
Querung eines Steilabsatzes ca. 150m unterhalb der Naviser Sonnenspitze
Auf den letzten Metern zum Gipfel scheuchten wir unbewußt ein paar Schneehühner auf und manche davon blieben ruhig zurück, während ungefähr fünf sechs Tiere eilig das Weite suchten, unweit von uns aber wieder in Gratnähe landeten. Alle bereits im Winterkleid waren sie nicht auszumachen im schneedurchzogenen Gelände. Eine Aufnahme und ein kurzes Video – leider von sehr weit weg – wollten während einer freudigen Beobachtung aber gelingen.
seltene Sichtung von Schneehühnern bereits im Winterkleid
Herrliches Panorama bietet sich am Gipfel, die herbstliche Luft, wenig gesättigt mit absoluter Feuchtigkeit, läßt an diesem wunderbaren Tag im Oktober eine tolle Fernsicht zu, die Fotos in der Galerie zeugen davon.
Naviser Sonnenspitze, 2.619m mit Zweitgipfelkreuz
Nach der Jause geht es unverzüglich weiter, denn die Runde ist zeitraubend und lang. Knapp vier Stunden hat uns der Anstieg ohne der Jausenpause abgerungen und ein weiter Weg liegt vor uns, weitere sechs Gipfel, alle höher als der südlichste, die Naviser Sonnenspitze, wollen begangen werden.
Grünbergspitze und Rosenjoch von der Naviser Sonnenspitze aus gesehen
Eine Viertelstunde nimmt der Abstieg der 140Hm auf einem schwach geformten Gratrücken bis zum Naviser Jöchl auf 2.479m in Anspruch. Hier trifft man nicht nur an den Nord/Süd-Übergang der Täler sondern auch noch den Adlerweg, der von der Glungezerhütte zur Lizumerhütte nach Südosten weiterführt. Bis hierher führt auch der markierte Normalweg, der die Straße vor seinem Ende in Richtung Naviser Jöchl verläßt.
Naviser Jöchl, 2.479m
Der Steig der „Voldertalrunde“ führt vom Jöchl in westlicher Richtung weiter und steigt auch gleich 240m bis auf die Grafmartspitze an.
am Anstieg auf die Grafmartspitze
Diesen Aufstieg spürt man dann schon mehr als die rd. 1.400Hm auf die Naviser Sonnenspitze zuvor, speziell den Mittelteil vor dem eher flach gehaltenen Gipfelkopf. Das Gipfelbuch in der Schachtel mit dem unpassenden Holzdeckel ist in erbärmlichem Zustand, durchnäßt und keine einzige Seite beschreibbar. Aufstiegszeit vom Jöchl ca. 40min.
Grafmartspitze, 2.720m
Neuerlich geht es die Girlande zum nächsten Gipfel zunächst hinab, wenn auch nur ein paar Duzend Meter und nur für eine kurze Strecke, um jenseits einen weiteren „Schnapper“ zu besteigen, der in etwa die Hälfte des rund 90m hohen weiteren Anstieges auf die Grünbergspitze auf 2.790m ausmacht.
am „Schnapper“ zur Grünbergspitze, rechts das Rosenjoch
Am Weg dorthin und oben, auf der Grünbergspitze, wird man wieder von exzellenter Aussicht, diesmal gen Südwesten und Westen belohnt. Die horizontale Strecke dieser Girlande ist die zweitkürzeste, wir haben dafür gut 20min benötigt.
Andi am Gipfel der Grünbergspitze, 2.720m
Nun folgt der Übergang zum Höhepunkt der Tour, dem Gipfel des Rosenjochs auf 2.796m. Diese Sektion benötigt ungefähr 25min; die Anstiege werden körperlich nun merkbarer wahrgenommen, eine weitere kurze Rast mit Labe erscheint sinnvoll und wird beschlossen.
Blick von der Grünbergspitze zum Rosenjochs
Nach dem Abstieg wird das Rosenjoch selber erreicht, eine Kreuzung zwischen dem Steig am Grat und dem Anstieg von der Gwannschafalm im Nordosten, sowie einem langen Anstieg vom Arztal her.
Gipfel des Rosenjoch, 2.796m
Das Joch liegt auf etwa 2.680m und jenseits folgt die Kreuzspitze mit 2.746m Höhe und diese Sektion benötigt ungefähr 40min.
Blick vom Gipfel des Rosenjoches zur Kreuzspitze
Nun folgt, vermeintlich zum Greifen nahe, die Gamslahnerspitze auf 2.681m mit dem Tiefpunkt des Kreuzjöchls auf 2.575m, also von dort wieder gut 100Hm Anstieg. Diese Etappe ist die streckenmäßig Längste und wir haben dafür 70min benötigt.
am Gipfel der Kreuzspitze, 2.746m
Sieht man davon ab, daß der Großteil der Anstiegsmeter nun geschafft ist und der Übergang zum Glungezer nicht mehr viel von diesen bereithält, sind die folgenden rund 50min zum Glungezer aber aufgrund der seit dem Kreuzjöchl stetig zunehmenden Blockwerklagen die anstrengendsten. In diesen gibt es selbst auf horizontalem Wege kaum ein ungestörtes Fortkommen.
Blick von der Kreuzspitze zur Gamslahnerspitze
Ständig bremsten große Stufen, schneegefüllt doppelt vorsichtig anzugehen, abwärts und aufwärts eine akzeptable Gehgeschwindigkeit. Blockplatten mit schmaler Schneide wechseln mit abwärts gerichteten steilen Platten die, wenn nordseitig gerichtet, immer äußerst rutschgefährlich sich präsentierten.
Abstieg von der Kreuzspitze in nordseitigen Schneepartien
Einige schöne kurze Stellen mit ungefährlichen Klettereien erfreuen das Herz in der kristallinen Blockwüste. Ab und an eine Platte, die das Gleichwicht jähe schult, indem sie nach stabiler Lage des neugewonnen Verbandes Mensch und Stein sucht, in leichte Kippstellung sich bewegt und den zermürbenden Trott durch die Trümmer damit für den störenden Teil des Verbandes unangenehm überrascht unterbricht.
Gamslahnerspitze, 2.681m
Die schönste Stelle nennt Andi die „Schlucht“, ein willkommener Blickfang eines gespaltenen hausgroßen Felsblocks mit dem Steig just mitten hindurch und für viele breit genug.
der Steig führt mitten durch die „Schlucht“
Anschließend in dieser Art weiter bis zum Glungezergipfel auf 2.677m, ab der Hälfte wieder mit mäßigem Höhengewinn und gegen das Ende mit leichtem Höhenverlust, in Summe für diesen letzten Abschnitt knapp 100Hm geschätzt.
nachher scharf links
Den nördlichsten Hochpunkt, den Gipfel des Glungezer erreichten wir nach acht dreiviertel Stunden vom Ausgangspunkt. Der traditionelle Gipfelschnaps war somit verdient.
Die Hütte ist noch bis zum Heiligen Abend geschlossen und es bleibt zu hoffen, daß heuer bereits deutlich vorher ein Besuch mit Tourenausrüstung möglich sein wird.
Glungezer, 2.677m
Mit schönen Blicken auf den in Herbstabendlicht getauchten Olperer stiegen wir ab und natürlich mußten wir bei der vom Hüttenfesttag geschafften Heidi auf der Tulfeinalm vorbei, um noch ein letztes Bier zu erwischen. Der Trinkvorrat war vor dem Glungezer bereits versiegt. Die 1.500m Abstieg vom Glungezer nahmen mit kurzem Hüttenaufenthalt nochmals knapp zwei dreiviertel Stunden in Anspruch.
Blick zu Hochfeiler links, Gefrorene Wand Spitze, Olperer und Fussstein rechts; im Vordergrund klein und schwarz die Naviser Sonnenspitze
Für die gesamte Tour waren knapp 11:30 Stunden notwendig, die Aufstiege in Summe betrugen 2.210Hm und die auf der AV-Karte nachgemessene horizontale Strecke gute 27km.
Ohne Schneepartien in den Nordhanglagen könnte eine noch deutlich kürzere Gehzeit erreicht werden, ohne auf Pausen zu verzichten.
Mils, 16.10.2016
Abzweigung zur Stiftsalm
ein schöner Tag beginnt
unterhalb der Vorbergalm
die Vorbergreisen
weglose Strecke auf der Rossweide bis zur Brücke; im Hintergrund bereits die Naviser Sonnenspitze sichtbar
Haflinger auf dem Weg zur Jagdhütte
Brücke im Rückblick
knapp vor der Jagdhütte
Jagdhütte im Rückblick
im Steilstück des Steiges zum Klausboden
Steinkasern vor uns
Querung eines Steilabsatzes ca. 150m unterhalb der Naviser Sonnenspitze
Rückblick knapp unterhalb des Gipfels der Naviser Sonnenspitze
seltene Sichtung von Schneehühnern bereits im Winterkleid
unterhalb der Querung ca. 150m unterhalb des Gipfels
Andi am Gipfel der Naviser Sonnenspitze
Naviser Sonnenspitze, 2.619m mit Zweitgipfelkreuz
Grünbergspitze und Rosenjoch von der Naviser Sonnenspitze aus gesehen
Blick auf den nördlichen Teil der Rundtour, Gamslahnerspitze und Glungezer
Blick nach Norden in das Voldertal
Blick zu Haneburger, Malgrübler und Sunntiger; die andere Hälfte der Voldertalrunde
Blick zur Wattener Lizum
Blick auf Tarntaler Köpfe und Reckner
Blick zum Tuxer Hauptkamm mit Olperer
das Navis
Navis und Brennerberge
tief unten Steinkasern
Naviser Sonnenspitze, 2.619m
der zweite Gipfel der Naviser Sonnenspitze mit Naviser Jöchl
der Autor im leichten Jochwind
Naviser Jöchl, 2.479m
Naviser Jöchl
Aufstieg zur Grünbergspitze
Einblick ins Navistal
am Anstieg auf die Grafmartspitze
Rückblick auf die Naviser Sonnenspitze
im Zoom die Gipfel der Naviser Sonnenspitze
Der Aufstieg bereits teilweise im Schnee
Grafmartspitze, 2.720m
am „Schnapper“ zur Grünbergspitze, rechts das Rosenjoch
Blick zur Grünbergalm
Rückblick zur Grafmartspitze
Andi am Gipfel der Grünbergspitze, 2.720m
Blick von der Grünbergspitze zum Rosenjoch
Blick vom Rosenjochgipfel nach Südosten
Gipfel des Rosenjoch, 2.796m
Blick vom Gipfel des Rosenjoches zur Gamslahnerspitze
das Gamskar
Wegweiser am Rosenjoch
am Rosenjoch
Rückblick auf den Gipfel des Rosenjochs
auf der Kreuzspitze, 2.746m
Rückblick von der Kreuzspitze auf den Gipfel des Rosenjochs
Blick von der Kreuzspitze zur Gamslahnerspitze
Abstieg von der Kreuzspitze in nordseitigen Schneepartien
der lange Grat zur Gamslahnerspitze
das alte Kreuz der Kreuzspitze?
Abstieg von der Kreuzspitze
am Weg zur Gamslahnerspitze
teilweise den Grat unterhalb abgekürzt
Gamslahnerspitze, 2.681m
Andi knapp vor dem Gipfel der Gamslahnerspitze
die Gamslahnerspitze ohne Gipfelkreuz
Rückblick von der Gamslahnerspitze auf die Kreuzspitze
der Steig führt mitten durch die „Schlucht“
breit genug, links ein Podest als Tritt
durchgeschloffen
nachher scharf links
Glungezer, 2.677m
Info Glungezerhütte
der Tag geht langsam zu Ende; 1.500m Abstieg zum Parkplatz liegen vor uns
Blick zu Olperer, rechts Fussstein und links Gefrorene Wand
Von allen einzelnen Überschreitungen der Gleirschtal-Halltalkette, die noch als Tagestour ins Halltal machbar sind, ist die Überschreitung Östliche Praxmarerkarspitze – Kaskarspitze die erste und vom Karwendelführer (Klier) und im Internet am spärlichsten beschriebene. Gemäß dem Karwendelführer wäre sie die schwierigste und ist mit III+ angegeben.
Gratverlauf Östliche Praxmarerkarspitze – Kaskarspitze von der Westlichen Praxmarerkarspitze aus gesehen
Aufgrund der Länge der Einzelüberschreitungen von der Westlichen Praxmarerkarspitze bis zum Südausläufer, dem Roßkopf bzw. den Stempeljochspitzen, oder auch – der Kette folgend – zum Kleinen Lafatscher, und des für dieses Vorhaben notwendigen einwandfreien Wetters sowie eines genügend langen hellen Tages, kann die Gesamtüberschreitung im Oktober kaum mehr vernünftig durchgeführt werden, sieht man von erzwingenden Hilfsmitteln wie dem Gebrauch von Stirnlampen, dem Radl und vom Start um halb sechs Uhr ab.
Die genaue Kenntnis der Route ist aber von ausschlaggebender Bedeutung diese Gewaltstour an einem Tag erledigen zu können und dies wird unser Vorhaben in der nächsten Saison sein. Da die wenigen zu recherchierenden Beschreibungen dermaßen knapp und unbefriedigend detailliert ausfielen mußte unbedingt eine Erkundung her. Es ist nämlich unmöglich diese Strecke ohne Detailkenntnis aller Einzelabschnitte als Tagestour durchzuführen. Alle anderen Abschnitte hatten wir in den Vorjahren schon mehrfach begangen, die Überschreitung Östliche Praxmarerkarspitze – Kaskarspitze fehlte noch.
Sonntagskar- u. Bachofenspitze, dahinter Großer u. Kleiner Lafatscher, rechts Roßkopf von der Kaskarspitze aus gesehen
Aufgrund des Wetters, das wir am Tag der Begehung zu erwarten hatten, machten wir uns vom Wanderparkplatz der Thaurer Alm um sieben Uhr auf und hatten zunächst schon vor, nach dem Hauptziel, der Überschreitung Östliche Praxmarerkarspitze – Kaskarspitze, noch eine oder zwei weitere durchzuführen. Den Anstieg wählten wir über den Südgrat der Westlichen Praxmarerkarspitze, dem klassischen Beginn der Gewaltstour.
beide Praxmarerkarspitzen, Kaskarspitze und Sonntagskarspitze vom Kreuzjöchl aus
Über die Thaurer Alm zur Pfeis anzusteigen (6km) ist eine Variante zum Halltal (9,7km) die um 3,7km und um 100Hm weniger Mühe bereitet. Dies schlägt sich in etwa in einer Dreiviertelstunde Zeitvorteil nieder (gemessen an den Einzelzeiten dieser und der Tour, die hier beschrieben ist Westliche Praxmarerkarspitze, 2.642m und Östliche Praxmarerkarspitze, 2.638m. Die Einschätzung der Aufstiegszeit bis zur Pfeishütte ist also zeitlich gesehen kürzer.
Anstieg über die Thaurer Alm; am „Hale Wandl Bankl“ angekommen
Dieser Bericht befaßt sich hauptsächlich mit der Überschreitung, daher sei für die Detailbeschreibung des Aufstieges von der Pfeishütte bis zur Westlichen Praxmarerkarspitze auf den obigen Link verwiesen.
Zum Aufstieg am Südgrat sei nur die einzige Kletterstelle nochmals mit einem Bild erklärt bei der die leichteste Überwindung der kurzen Doppel-Klamm – sofern man bei dem kurzen Stück von Klamm sprechen kann – links des schrägen Felszapfen genommen wird (im Bild nicht sichtbar). Der mittlere Durchstieg ist auch möglich (aber nicht zu empfehlen) und Andi im Bild hat den schwersten Durchstieg ganz rechts genommen, von dem abzuraten ist.
Kletterstelle am Südgrat zur Westlichen Praxmarerkarspitze
Etwa 80Hm weiter oben kommt man dann rechts direkt auf den Grat, der schöner zu begehen ist, als die schräge Flanke unterhalb.
Gipfel Westliche Praxmarerkarspitze, 2,642m
Der Gipfel der Westlichen Praxmarerkarspitze befand sich in sonderbarer Stimmung, leichter, böiger Föhn und eigenartiges, diffuses Licht durch die Luftfeuchtigkeit zauberten den klassischen, milchigen, aber interessanten Eindruck der hintereinanderliegenden Ketten mit schlechter Fernsicht.
Stimmung mit den nördlichen Ausläufern der Nordkette und im Hintergrund der Kleine Solstein
Immer wieder beeindruckend sind die Jägerkarspitzen und der Barthgrat, der am Ende seiner südwestlichen Ausdehnung mit dem Katzenkopf endet. Der Barthgrat, ein Klassiker, der für heuer auch am Programm stünde, aber wahrscheinlich nicht mehr zu realisieren sein wird.
Jägerkarspitzen mit Barthgart und Katzenkopf im Hintergrund
Kaum 20min Gehzeit nimmt der Übergang von der Westlichen zur Östlichen Praxmarerkarspitze in Anspruch und nach dem Eintrag in das seit 1984 bestehende Gipfelbuch machten wir uns auf und freuten uns auf den ausdrucksvollen Anblick des bekannten Felsenfensters am Gegenanstieg zur Östlichen Praxmarerkarspitze.
In der Tat ist es noch vorhanden, jedoch täuschte der erste Eindruck nicht, es hat am kritischen Teil im Tragbogen an Masse deutlich verloren, wie der Fotovergleich von „nur“ zwei Monaten zeigt. Vergleiche das Bild unten gegen jenes.
Felsenfenster am Übergang zwischen den Praxmarerkarspitzen
Leider wird das Kunstwerk der Natur das Bergsteigerherz nicht mehr lange erfreuen und es bleibt die Frage, ob der heurige Winter schon sein Schicksal besiegeln und damit auch der von ihm gestützte äußere, zum Gipfelhang geneigte Turm, mit zusammenbrechen wird und die Flanke in diesem Bereich ein neues Gesicht bekommen wird.
Dem netten Felsenfenster seien diese Zeilen hier nicht unnütz gewidmet, denn es hat, wie wir feststellen durften, auch Größenvergleichscharakter; einem Maßstab gleich, ist doch sein lichterfüllter Durchbruch selbst vom Gipfel der immerhin gut 1.200m entfernten Kaskarspitze aus zu bestaunen.
Zoom vom Felsenfenster Östliche Praxmarerkarspitze
Nun zum eigentlichen Zweck dieses Berichtes, der Überschreitung Östliche Praxmarerkarspitze – Kaskarspitze. Dem teilweise durchaus sehr nahe dem fürchterlichen Abbruch in die Nordwand der Östlichen Praxmarerkarspitze angelegten Normalweg folgend wird der Abzweig zum Grat in ca. 20min erreicht. Dort wo der Normalweg jäh rechts auf die Wiesenhänge der oberen mittelsteilen Partie heraufzieht nimmt man weglos, im Schutt aber deutlichen Steigspuren folgend, die Richtung geradeaus, direkt östlich über die eher flachen Schrofen bis zum ersten Steilhang der wenigen mächtigen Felsschuppen am Grat.
Gratverlauf Östliche Praxmarerkarspitze zur Kaskarspitze an der Abzweigung vom Normalweg
Die kleinen Erhebungen sind reines Gehgelände und stimmen freudig – bei der Erstbegehung gemischt mit etwas Unsicherheit über die Erwartungen des am Ende mächtig auftürmenden Gipfelaufbaues der Kaskarspitze – auf die Gratkletterei ein. Etwa am Ende des zweiten Drittels des Gratverlaufes stößt man erstmalig auf eine pfiffige Stelle, die auch in der Literatur beschrieben wird. Allein, es finden sich keinerlei Fotos davon im Internet.
Doppelscharte im Übergang, einzige herausfordernde Stelle am Gratverlauf
Die Stelle ist leichter als sie aussieht, das erfährt der Begeher dann, wenn er mit beiden Füßen auf dem unteren „Stockerl“ steht, ein flacher podestartiger Felssporn der auch für Leute mit mittlerer Größe von oben leicht zu erreichen ist. Zunächst aber, von oben, sieht die Stelle schwer aus und gemischt mit dem Blick in die Nordabstürze hält man kurz inne und überlegt die beste Taktik. Der Bereich ist an vielen wesentlichen Stellen gut griffig und vor allem fest.
Abstieg ins Doppelschartl mit Nordabbruch, das Podest unten deutlich sichtbar
Jeder Griff hielt und auch jeder Tritt. Somit konnte die schon recht eindrucksvoll ausgesetzte Stelle gut begangen werden und der Schutz vor dem gewaltigen Nordabsturz, des mittig in der Scharte aufragenden Felsspitzls, das dann nicht ganz einfach südlich umgangen wird, tat gut.
Rückblick auf den westlichen Teil der Doppelscharte; deutlich ist das nordseitige Podest zu sehen das für den Abstieg verwendet wird
Das Felsspitzl begeht man auf schmalem – wie kann es anders sein – abschüssigen aber festem Band und hier besteht die Schwierigkeit nur im finden von Griffen die dort spärlich vorhanden sind. Die Umgehung unterhalb wäre eine Variante, allerdings auch eine wenig sportliche.
Am anderen Ende der kleinen Doppelscharte geht es anschließend über wenig schuttbedecktes Felsgelände hinauf zur nächsten Gratschuppe, von der aus die nächste, höchste und letzte Nachbarin ihrer erkannt und in Gratnähe begangen wird.
der Autor beim südseitigen Queren des Felsspitzls in der Doppelscharte
Der Abstieg auf schuttbedeckten Platten erschien tückisch, weil steil und mehrmals hielten wir vor der nun anstehenden Herausforderung inne und musterten den zuerst schrecklichen weiteren Gratverlauf und den mächtigen Gipfelaufbau.
letzter Gratkopf vor dem Gipfelaufbau der Kaskarspitze
An dieser Stelle sei nun etwas Bezug genommen auf die Beschreibungen, die der an der Überschreitung Interessierte darüber in der Literatur recherchieren kann. Wer nicht den Vorzug hat in den siebziger oder noch in den achtziger Jahren schon das richtige Alter zur Entfaltung einer gewissen Passion für nicht mehr einfache, dafür aber anspruchsvollere bergsteigerische Unternehmungen zu haben, und wer noch dazu nicht aus der unmittelbaren Talschaft stammt und mit den wenigen, heute fast oder schon längst pensionierten Kennern der Übergänge mitgegangen sein zu dürfen, der tut sich resignierend schwer brauchbare Beschreibungen gerade jener Stellen zu finden, denen es am meisten Not tut beschrieben zu werden.
Bergsteigen ist ein eher einsames Geschäft und Wissen will nicht gern publiziert und auch kaum weitergegeben werden.
Natürlich ist auch klar, daß ein Führer nicht jeden Übergang in einer Tiefe beschreiben kann, die einem Kochbuch gleichkommt. Für wesentliche Stellen aber braucht es mehr als drei bis fünf Sätze im Taschenbuch und allein die Wortwahl oder ein passendes Attribut würde manchmal Wunder wirken.
Man kann auch der Meinung sein, daß der Erfahrene auch aus dem kärgsten Text die richtige Anleitung finden muß, aber doch scheint dies vermessen, vor allem wenn die Begehung in die umgekehrte Richtung erfolgt und Passagen aus Blicken total anders interpretiert werden müssen.
Abstieg vom letzten Gratkopf zum Gipfelaufbau der Kaskarspitze
Die Schwierigkeit am Gelände des Gipfelaufbaues der Kaskarspitze liegt in der geschützten Errichtung von Steinmandln. Das Gelände ist entgegen den anderen Übergängen in diesem Bereich dermaßen Steil und brüchig, daß es weniger Hochwetter bedarf, um alle Mühe der Errichtung jener im frühen Sommer zunichte zu machen. Wir fanden am Grat dann und wann ein Steinmandl, ab dem Gipfelaufbau aber kein einziges mehr. Es mag auch sein, daß wir uns verstiegen haben, aber der Abstand kann dann nur sehr gering gewesen sein, weil es kaum eine andere Möglichkeit geben kann, als jene, die wir schlußendlich genommen haben.
Andi verbessert eines der spärlich gesetzten Steinmandln
Vor dem Grataufbau, der fest mit dem Gipfelbereich verbunden ist fiel die Wahl der Route auf Steigspuren die wir auf einem breiten, sich mäßig steil hinabziehenden Band vorgefunden haben. Sie fiel nicht auf die brüchigen wilden Türmchen (leider verpaßt davon ein Foto anzufertigen) im direkten Gratverlauf.
abschüssiges Band mit Steigspuren in die Südwestflanke der Kaskarspitze
Nun folgten wir dem abschüssigen Band vorsichtig auf Schutt und mußten aber feststellen, daß die Steigspuren verschwanden und nie ein Steinmandl auftauchte. Je tiefer wir stiegen, desto unwahrscheinlicher erschien uns die Route und bei einer ockerfarbenen Reise, schon fast an der tiefen Verschneidung die den Gipfelaufbau von seinem Südgrat trennt, wussten wir, daß wir viel zu weit und zu tief vorgedrungen sind.
Die Eintiefung zwischen dem Gipfelaufbau der Kaskarspitze und dem Gratkopf mußte unser Ziel sein
Also machten wir kehrt und stiegen bis zu einer Stelle zurück an der uns schien, daß ein Durchkommen bis zu einer Scharte zwischen einem Gratturm und dem Gipfelkegel möglich sein mußte. Diese Stelle erachteten wir als die wahrscheinlichste, um an die die im Führer beschriebene Rinne heranzukommen, von der es allerdings in der Frontalansicht der Westflanke und des Grates auch drei zu geben schien.
Weiters sollte irgendwo ca. 50Hm oberhalb unserer Position am Band unten auch das im Führer erwähnte „kurze, steile Kaminl“ ins Blickfeld treten.
Rückblick vom schuttbelegten Band auf den Grat zu den Praxmarerkarspitzen
Mitten in der Südwestflanke, ca. 100 bis 150m unterhalb des Gipfels stehend stiegen wir nun in gut kletterbarem Fels in fast direkter Route auf und mußten nur wegen Schuttbändern einmal links, einmal rechts wenige Meter ausweichen. Mitten im Aufstieg zur Scharte, oder zum Plateau – wir wussten nicht was uns dort erwarten würde – wurde dann der Blick auf eine Verschneidung frei, die das Kaminl sein konnte, es war kurz und steil, fast senkrecht.
mitten in der Südwestflanke Kaskarspitze am Aufstieg zum Kaminl
Andi durchstieg es, ich zog es vor sein einfacher aussehendes rechtsseitiges Geschwisterchen zu nehmen und kam um ein gemütliches Schuttband herum sogar um Körperlänge vor ihm oben an.
Andi nach dem Kaminl rechts hinter ihm
Weitere paar Meter des Aufstieges brachten uns wie vermutet zu einer flachen Scharte von der aus die beschriebene Rinne deutlich sichtbar vor uns lag und – zu unserem Aufatmen – zwar schwierig, aber auch gangbar aussah. Allerdings gibt es im unteren Teil drei Rinnen anstelle der einen beschriebenen und sofort waren wir einer Meinung, daß es die mittlere sein muß die wir nehmen müssen, die nach wenigen Metern mit der linken (nördlichen) verschmilzt. Direkt am Rinnenansatz entschieden wir dann auch, daß die rechte Rinne nicht so erstrebenswert aussieht. Daß wir gut an dieser Wahl taten sollten wir erst oben erfahren.
am Plateau vor dem Gipfelaufbau der Kaskarspitze
Der Fels im unteren Teil ist griffig und auch nicht so brüchig wie er am ersten Blick aussieht. Die Rinne ist durchgehend sehr steil, geschätzter Durchschnitt 75° und hat einen ca. 2m breiten Quergang unterhalb eines sich öffnenden Schutttrichters, den wir links erreichten und oben, an seinem Ende und der weiter aufziehenden Felswand ca. 4-5m rechts (südwestlich) querten weil die Wand darüber nahezu senkrecht war und nicht so gut gangbar aussah als der untere Teil. Die Querung führte uns unbewusst an markanter Stelle in den beschriebenen Kamin, der, verwirrend, als „brüchiger Schluf“ bezeichnet wird.
Gipfelaufbau der Kaskarspitze am Übergang von der Praxmarerkarspitze; deutlich sieht man die beiden Rinnen und im unteren Teil links noch eine dritte, die oben mit der mittleren verschmilzt
Von ihm aus konnte man von unten schon den sich weiter oben öffnenden Schutttrichter am Gipfel erkennen und er machte seiner Namensgebung „brüchiger Schluf“ alle Ehre wie man im Video von mir, das Andi nach dem Vorstieg gedreht hat, unschwer erkennen kann.
Erklettern des unteren Teiles der mittleren Rinne
Somit hatten wir den Gipfel erreicht und sofort überdachten wir die Beschreibung der mehrfachen Varianten, die uns nun zum Teil erklärlich wurden, die aber auf umgekehrter Route bei Betrachtung des Gipfelaufbaues in der Natur kaum vorstellbar erschienen.
Ein weiteres, wichtiges Detail soll nicht unerwähnt bleiben, um all jenen zu helfen, die diese Beschreibung nutzen wollen.
vom Schuttrichter auf den ersten Teil der mittleren Rinne hinuntergeblickt
Der Kamin, der „brüchige Schluf“ weist mittig, in etwa vier Meter unterhalb der Stelle an der wir in ihn überstiegen eine Verklausung auf, die wir nachträglich betrachtet froh sind nicht überklettern haben zu müssen. Von oben kann man sehen, daß sie von einem großen Brocken verklemmt ist und der ganze feinere Schutt den großen Brocken schon dermaßen überhäuft hat, daß beim überklettern zwangsläufig der Nachsteigende mit einem Trümmerregen versorgt werden würde. Ganz abgesehen von den Schwierigkeiten mit dem wahrscheinlich von unten betrachteten überhängenden Partie, der man höchstwahrscheinlich nur seitlich, ins ausgesetzte Felsgelände auszuweichen vermag.
Andi nach dem Quergang beim Umsteigen auf den „brüchigen Schluf“
Die Schwierigkeiten im Rückblick betrachtet hielten sich beim Erklettern des Gipfelaufbaues in Grenzen, die Bewertung im Karwendelführer mit III+ können für den unteren Teil der linken Rinne bestätigt werden.
Die genannten „Schrofen zwischen Grat und Kamin“ muß der obere Teil unserer als „linke/mittlere Rinne“ bezeichnet sein. Diese muß im Abstieg ein sehr schwieriges Unterfangen sein von dem, vom Schuttrichter aus, abzuraten ist.
Die Variante „Südwestseite der südl. Begrenzungsrippe des Kamines“ können wir nicht beurteilen, sie war im Aufstieg zu weit rechts und von ihr selber verdeckt, um von uns auf sie Einsicht erlangt zu haben.
Gipfel der Kaskarspitze, 2.580m
Einfacher ist die Begehung der von uns gewählten Route allemal von West nach Ost im Aufstieg, den unteren Teil der linken Rinne (im Abstieg wäre sie rechts) ist nicht empfehlenswert.
Weiters sei gesagt, daß die Beschreibungen viel zu wenig den Eindruck vermitteln, daß man sich tief in der Südwestflanke befindet. Es ist keine reine Grattour, speziell der Gipfelaufbau im unteren Teil befindet sich weit weg vom Grat mitten in der Südwestflanke und ein wesentlicher Teil des Aufstieges zum Gipfel besteht in der Erkletterung dieser, um den letzten ungangbaren Gratstock (mit dem Kaminl in der Flanke) zu umgehen.
Nachvollziehen der Beschreibungen und der eigenen Route
Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit und der Wetterprognosen beschlossen wir den Abstieg ins Kaskar, als noch eine Überschreitung auf die Sonntagskarspitze zu unternehmen. Der Zweck des Tages war erfüllt und die Fortführung der Überschreitung hätte nur eine Rückkehr zum Parkplatz im Dunkeln bedeutet.
Aufstiege Kaskarspitze Westseite im Übergang von der Praxmarerkarspitze
Nach einem schnellen, verdienten Bier auf der Pfeishütte verließen wir diese Richtung dem Kreuzjöchl auf direktem Weg, mit klammen Fingern unter kalt gewordenem Föhn über die Almwiesen, in angenehm windgeschützter Lage und fanden sogar einen alten Steig, der den Umweg von der Hütte auf den Normalweg vom Stempeljoch herab überflüssig machte und dem wir gerne folgten, weil wir damit auch eine überflüssige Strecke abkürzten. Logisch, kurz und vorteilhaft sollte es immer sein, sie waren schlau die alten Wegbauer im Karwendel.
Südgrat auf die Kaskarspitze, ein weiteres Thema für die Zukunft…
Für die Tour benötigten wir gesamt 12 Stunden und das Log auf der Suunto Vector zeigte 2.738m Aufstieg. Die Tour ist jedoch auch in bedeutend kürzerer Zeit möglich; der Zweck war erfüllt, wir nahmen uns viel Zeit zur Erkundung und wählten zur Abwechslung einen knieschonenden Abstieg.
Mils, 02.10.2016
Anstieg über die Thaurer Alm; am „hale Wandl Bankl“ angekommen
beide Praxmarerkarspitzen, Kaskarspitze und Sonntagskarspitze vom Kreuzjöchl aus
am Hochpunkt und Abzweigung Kaskar/Praxmarerkar
Kletterstelle am Südgrat zur Westlichen Praxmarerkarspitze
schönes Gipfelbuch Westliche Praxmarerkarspitze
Gipfel Westliche Praxmarerkarspitze
Jägerkarspitzen mit Barthgart und Katzenkopf im Hintergrund
Felsenfenster am Übergang zwischen den Praxmarerkarspitzen
einziger Übergang zwischen den Tälern im Westteil der Gleirschtal – Halltalkette, die Jägerkarscharte
die Jägerkarspitzen, der Hinterödkopf und die Jägerkarscharte
Andi lichtet die Praxmarerkar Nordwand ab; ein einziger weiterer Bergsteiger war heute mit und auf der Östlichen Praxmarerkarspitze
Gratverlauf Östliche Praxmarerkarspitze zur Kaskarspitze an der Abzweigung vom Normalweg
leichtes Gelände zu Beginn
Nordabbruch am Grat, schöne Schuppe links hinten nach dem Doppelschartl
Doppelscharte im Übergang, einzige herausforderne Stelle am Gratverlauf
Abstieg ins Doppelschartl mit Nordabbruch, das Podest unten deutlich sichtbar
Rückblich auf den westlichen Teil der Doppelscharte; deutlich ist das nordseitige Podest zu sehen das für den Abstieg verwendet wird
der Autor beim südseitigen Queren des Felsspitzls in der Doppelscharte
letzter Gratkopf vor dem Gipfelaufbau der Kaskarspitze
Rückblick zu den Praxmarerkarspitzen
typischer Aufstieg auf die Gratköpfe
Abstieg vom letzten Gratkopf zum Gipfelaufbau der Kaskarspitze
mächtige Steilflanke der Kaskarspitze als letzte Herausforderung der Gratüberschreitung
letzter Gratkopf im Rückblick
Andi verbessert eines der spärlich gessetzten Steinmandln
Gipfelaufbau der Kaskarspitze am Übergang von der Praxmarerkarspitze; deutlich sieht man die beiden Rinnen und im unteren Teil links noch eine dritte, die oben mit der mittleren verschmilzt
abschüssiges Band mit Steigspuren in die Südwestflanke der Kaskarspitze
Die Eintiefung zwischen dem Gipfelaufbau der Kaskarspitze und dem Gratkopf war unser Ziel
Rückblick vom schuttbelegten Band auf den Grat zu den Praxmararkarspitzen
die Routenfindung nicht einfach
Rückblick von weiter oben
mitten in der Südwestflanke Kaskarspitze am Aufstieg zum Kaminl
dieser frische Abbruch ist bereits zu weit südwestlich, der ansteig erfolgt weiter links davon
Andi nach dem Kaminl rechts hinter ihm
oben am Kaminl angekommen
Erkundung der letzten 50Hm vom Gratkopf aus
am Plateau vor dem Gipfelaufbau der Kaskarspitze
wildes Getürm in der Nordflanke der Kaskarspitze
vom Plateau aus leicht zu den Rinnen angeklettert
Erklettern des unteren Teiles der mittleren Rinne
vom Schutttrichter auf den ersten Teil der mittleren Rinne hinuntergeblickt
Andi nach dem Quergang beim Umsteigen auf den „brüchigen Schluf“
Gipfel der Kaskarspitze, 2.580m
Rinne „brüchiger Schluf“ so weit vom Gipfel aus einsehbar
Alte Routen und Steige zu erforschen war uns immer schon eine beliebte Tätigkeit am Berg und heute waren es zwei eher kurze Klettereien die uns auf den Kleinen Bettelwurf führten, bzw. auch wieder hinunter.
Südgrat des Kleinen Bettelwurf
Abseits von Normalanstiegen gibt es meist viel Neues zu schauen und wenn diese noch dazu neue mittelschwierige Kletterrouten beinhalten, dann lacht das Herz des Entdeckers.
Der Klier Karwendelführer von 1978 – damals noch ein umfassender Führer der, im Gegensatz zur heutigen Handhabung, alle Routen auf einen Gipfel enthielt, beschreibt, wenn auch recht knapp, zwei Anstiege auf den Kleinen Bettelwurf, die uns nicht bekannt waren und deren Entdeckung uns bei zufälligem Blättern in dieser alten Literatur spontan in ihren Bann zogen. Außerdem soll es nicht sein, daß in unserem unmittelbaren Heimatgebiet Routen – noch dazu beschriebene – existieren, die wir nicht kennen.
Aufstieg auf den Westgipfel des Kleiner Bettelwurf über den Südgrat
In Entschlossenheit, diese Routen einer Erstbegehung durch Andi und dem Verfasser dieses Beitrages zuzuführen starteten wir früh morgens gegen die Bettelwurfhütte. Perfektes Wetter und nahezu Windstille auch in größerer Höhe machte den Anstieg zum Vergnügen.
Klier Karwendelführer 1978
Für die Südwestflanke muß die Hütte westwärts passiert werden, um hinter die beschriebene „zweite Rinne, wenige Minuten nach der Hütte“ (es sind ca. 10min) zu gelangen, von der aus, rechts die leicht begrünte Rippe hinaufzieht, die den ersten Anstieg abseits des Steiges zum Lafatscher Joch bildet.
Blick zum Aufstieg zur Südwestflanke des Kleinen Bettelwurf
Der Aufstieg erfolgt im unteren Teil großteils über schuttbedeckten Wiesenflecken und zum anderen Teil auch nur über schuttbedeckten Schrofen bis zum erwähnten Trümmerfeld, ab diesem der Aufstieg bis zur Querungsmöglichkeit der ebenfalls erwähnten „hinaufziehenden Felsrippe“ etwas angenehmer wird. Teilweise kann man auch einen alten Steig erkennen, der sich zwischendurch wieder verliert, bevor man ihn nach ein, zwei Minuten wieder ausmachen kann und ihm weiter folgt.
Aufstiegsgelände zur Südwestflanke ca. 100Hm oberhalb der zweiten Rinne
Den Aufstieg bis zur Querungsmöglichkeit sollte man nicht zu weit oben vermuten und zu weit aufsteigen, denn dort wo man ihn als bequem erachtet ist man unter Umständen schon nahezu 50Hm zu hoch aufgestiegen und ärgert sich ein wenig über den vermeidbaren Höhenverlust, sobald der beschriebene Einstieg „in die erste steile Felsrinne von links gezählt“ sichtbar wird.
hinter dem Rücken im Vordergrund zeichnet sich die Südwestflanke ab
So ereilte auch uns dieses Schicksal und wir mußten in lockerem Schutt die Reise auf ihrer Breite von ca. 50m abwärts queren, schenkten dadurch nicht nur mühsam erstiegenes Terrain her, sondern erreichten den Felsgürtel auch nur unter viel Lärm vom abrutschendem Schutt, ca. 150Hm über dem Weg zum Lafatscher Joch. Eine Situation die der Bergsteiger versucht zu meiden wie der Leibhaftige das Weihwasser, ist sie doch bei geringem Höhenunterschied für andere gefährdend und vermittelt sie auch völlig unverschuldet einen gewissen Anfängereindruck, vor dem man sich vor – auch noch so weit entfernten und daher unerkannten – Beobachtern nicht wegstehlen kann.
Querung im Reisengelände mit losem Schutt
Nachdem wir mit geizig abgegebenem Höhenverlust nun festen Fels erreichten, waren wir natürlich nicht an der originalen Einstiegsstelle, sondern ca. 20Hm darüber und mußten einen Übergang um die bereits aufgezogene Rippe in die Rinne – oder besser Schlucht – finden, die weiter unten in leichtem Gelände beginnt. Die Stöcke wurden endgültig verstaut und der anstehende Fels gemustert.
am Felsgürtel bei der ersten Rinne angekommen
Eine furchtbar brüchige Passage mit steil abwärts geneigten schuttbedeckten Plattenstufen – der Albtraum eines jeden Kletterers – begrüßte uns im nicht ganz originalen Einstieg der Südwestflanke. Die kurze Passage bis zur Rinne in festerem Wettersteinkalk forderte gleich gute 10min, die sich wahrscheinlich die Waage gehalten hätten mit einem geringfügig weiteren Abstieg und dem originalen Einstieg. Das Schicksal des Entdeckers hielt uns fest im Griff.
Einstieg etwas zu hoch des Endes der Rinne
Die folgenden und in der knappen Beschreibung „Steilabsätze“ genannten Kletterpassagen machten jedoch die zuvor erlebte Situation mit der unglücklichen Querung und dem unfreundlichen, gefährlichen falschen Einstieg wieder wett. Andi mit seiner phänomenalen Reichweite – die man sich niemals zum Vorbild durch Nachahmung machen darf, ohne in ernsten Schwierigkeiten zu enden, weil ein halber Meter, vom linkshändigen Griff zum diagonal gemessenen gestreckten rechten Tritt, einfach fehlt – sprang förmlich über eher glatte, wenig strukturierte Partien hinauf, während ich eher hinterher keuchte, jedoch unter nicht minderer Freude und Begeisterung über die nette Kletterei nach dem unfreundlichen Einstieg.
nach dem Einstieg in festerm Fels und deutlich ausgeprägter Rinne; unten kann man Steigspuren als Querung erkennen; sind sie jünger als der Führer die Querung „hinab“ beschreibt?
Die Schwierigkeiten in der ca. 200Hm messenden Rinne hielten sich in Grenzen, aber einige Stellen III, mit mäßiger Ausgesetztheit können unsererseits bescheinigt werden. Zur besseren Verdeutlichung hier ein Link zum Video über den Aufstieg in der Rinne:
Sobald man sich in der Rinne wohlfühlt und Zeit und Raum beim Klettern vergisst, erfährt man auch gleich deren oberes Ende. indem sie sich recht plötzlich weitet und nach dem die letzten Felspartien in flacherem Gelände emporgestiegen wurden, ein wenig felsdurchzogener Schutttrichter sich öffnet, der zur eigentlichen Westflanke sich ausbildet.
typisches Gelände in der Rinne der Südwestflanke
Der Aufstieg in diesem ist richtig mühsam und die Entscheidung den Allradantrieb, durch die Verwendung der Stöcke, zu verwenden wird so lange hinausgezögert, bis der Anteil an festem Fels immer kleiner wird, je näher man sich gegen den Westgipfel des Kleinen Bettelwurf hinauf kämpft. Diese letzten ca. 150Hm zum Gipfel der fürwahr unerstrebenswerte Teil der Südwestflanke.
Andi am oberen Ende einer Steilstufe
Während dieses Aufstieges in der richtig breiten Südwestflanke kann man recht gut den Südgrat, unseren auserkorenen Abstieg, erkennen und in dessen oberstem Teil auch so manches – für den Abstieg – zuversichtlich stimmendes Steinmandl.
am unteren Ende des Trichters der die Westflanke bildet
Endlich am Westgipfel des Kleinen Bettelwurf angekommen kann man die im Führer genannte Aufstiegszeit von 2-3h eher nachvollziehen, als mit dem Maß des Blickes von der Hütte bis zum blitzenden Gipfelkreuz auf dem Ostgipfel des Kleinen Bettelwurfes gemessen.
Kleiner Bettelwurf Westgipfel
Das alte kleine hölzerne Kreuz und die an diesem Tag phänomenale Weitsicht entschädigte uns für die unterste und oberste Partie auf der Route der Südwestflanke. Trotz der schönen Kletterei in der Rinne sprechen wir aber in völliger Übereinstimmung keine Empfehlung für die Südwestflanke aus, zu inhomogen sind die Einzelabschnitte und die Kletterei kommt eindeutig zu kurz. Diese Überzeugung erlangten wir noch stärker nach dem Abstieg über den eindeutig schöneren Südgrat, der in weiten Teilen genau den Geschmack des Karwendelfelsgehers trifft und auch weitgehend einer leichten Gratkletterei entspricht.
von links oben nach rechts unten im Vordergrund Großer u. Kleiner Lafatscher, im Hintergrund Kaskar- u. Sonntagskarspitze und die beiden Praxmarerkarspitzen, rechts das Zugspitzmassiv
Die echten Kletterpassagen am Südgrat fallen im Abstieg gefühlt deutlich kurz aus, denn die meisten Höhenmeter werden auf den steil abwärts geneigten Steilstufenplatten der auffallend mächtigen Schichtung am Kleinen Bettelwurf gemacht, sodaß die Gratabbrüche an ihrer Spitze zwar nicht an der Vorderseite, aber nur knapp dahinter im oberen Teil durchwegs westseitig abgeklettert werden und der mächtigste aller, im untersten Teil – zunächst etwas schwer zu finden – an dessen Ostseite über eine sehr scharfkantige, mit eigenartig rundlich geformten Oberflächen ausgestattete Verschneidung genommen wird.
Andi am beginnenden Südgrat
Diese Passage ist höchstwahrscheinlich im Aufstieg in direkter Route zu ersteigen, soviel wir dann von unten sehen konnten. Nach der oben beschriebenen Rinne muß nämlich ein etwa knapp zehn Meter langes, abwärts geneigtes, brüchiges Band mit einer mittigen Schmalstelle begangen werden das wiederum, leicht abwärts geneigt, zum Gratverlauf hinaus führt. Im Aufstieg wird es eher gemieden, weil dort wegen der Felsgeometrie die unangenehme ausdrehende Körperhaltung erforderlich ist und auch, weil Griffe eher brüchig und spärlich sind.
schöne Passagen mit westseitigem Abklettern vom Grat
Wieder am Grat angekommen befindet man sich auf der letzten großen Steilplatte und findet den von uns vergrößerten Steinmann auf der Spitze der leicht abschüssigen gestuften Platte, die den Auftakt zum letzten, besonderen Teil.
Rinne ostseitig im unteren Teil des Südgrates, Blick von oben
An dieser Stelle mußten wir länger innehalten um uns zu orientieren.
Die Routenbeschreibung sieht hier eine Rhythmusänderung vor (im Text in den Aufstieg versetzt: …der erste Gratabbruch wird an der W-Seite über schottrige Platten umgangen…).
Der Blick auf das Gelände unter uns zeigte auf der Ostseite das übliche Gelände in der Südflanke mit steilen, schuttbedeckten Platten und somit keine wirklich logische Weiterführung der Route, mittig am Grat den ungangbaren Steilabbruch mit dem extrem scharf werdenden unteren Teil und westseitig in sich übergehende extrem schuttbedeckte Platten, die seitlich des Grates eine variierende Breite von etwa drei bis sieben Meter aufwiesen.
Rinne ostseitig im unteren Teil des Südgrates, Rückblick von unten
Soviel wir auch nach Steinmandln östlich in Gratnähe suchten, wir konnten keine sichten. Also stellte sich eine etwa 30m lange prägnante Verschneidung westlich des Plateaus auf dem wir das Gelände erkundeten als einzig logische Verbindung zu den Schuttterassen „auf der W-Seite des ersten Gratabbruches“ und man konnte am Ende jener den „ersten Gratabbruch“ erkennen und die 90° Kurve nach Osten um den Gratabbruch herum erahnen, der am Ende des begrünten Rückens, wenige Meter neben dem Normalweg auf den Kleinen Bettelwurf auf diesen einmünden mußte.
Querung am Band nach der Rinne wieder zum Grat
Leider ist aber mit der Wendung auf die Westseite damit auch die aussichtsreichen Gratkletterei vorbei, führt doch die Rinne und dann die Schuttterassen etwa 10m unter dem Grat auf wenig sympathischem Terrain die letzten ca. 100Hm knapp neben dem schönen Grat im Schutt abwärts und man fühlt jähe, daß dieser Teil nicht so recht zum Kontext des bisher erlebten paßt.
unterstes Plateau nach Querung aus der Rinne
Der Aufstieg muß daher – per aspera ad astra – umso schöner sein, wenn man vom tückisch rollenden Untergrund am Plateau oben dann in festen Fels einsteigt.
Gelände unterhalb des letzten Plateaus, der Normalweg ist nicht einmal mehr 100Hm entfernt
Nun, wir mußten uns mit der Natur der Sache abfinden und beschlossen, daß wir bei nächster Gelegenheit den Südgrat im Aufstieg erkunden wollen und vielleicht ergibt sich eine Möglichkeit, die Gratkletterei von ganz unten zu beginnen.
Andi beim Erkunden; diese Richtung entspricht nicht der Originalbeschreibung, wäre aber machbar gewesen
Im Abstieg neben dem Grat fanden wir noch eine, von oben aus schon gut sichtbare, kleine Scharte, von der aus wir die Ostseite des Grates erkunden konnten. Von dieser aus zeigt sich aber kein erstrebenswerterer Abstieg als die noch etwa drei Duzend Meter weiter zu findende Stelle – um den ersten Gratabbruch herum – an der man die 90° Kurve nach links auf den Normalweg hinaus queren kann.
dieser Abstieg muß jener der Originalbeschreibung sein; in der Rinne bis zu den Schuttterassen abgestiegen
An dieser Stelle wäre ein Steinmandl mehr als angebracht, jedoch ließen sich nicht einmal Reste davon finden. Dieses wäre für den Aufstieg wichtig, da es exakt den Auftakt der Beschreibung des Führers bilden würde.
Blick über die geneigten Schuttfelder zum ersten Gratabbruch unten
Die Vermutung liegt nahe, daß die Errichtung an dieser Stelle nicht erwünscht ist/war, da eines Steinmandls möglicherweise unerfahrene Berggeher auf den Plan rufen würde ihm zu folgen und diese dann in Schwierigkeiten enden, die sie nicht mehr bewältigen können.
Wir haben jedenfalls keines aufgebaut, die Stelle ist für jenen, der den Südgrat probieren will und sich entsprechend vorbereitet und das Vermögen an Kletterkunst hat, leicht zu finden.
Blick über die geneigten Schuttfelder vom ersten Gratabbruch hinauf
Am Normalweg angekommen wendeten wir uns zurück und betrachteten den schönen Abstieg, den schönen Südgrat.
Rückblickend muß festgestellt werden, daß unsere Abstiegsgeschwindigkeit am Grat trotz der nötigen Orientierung bei der Erstbegehung atemberaubend war. Verglichen mit der Abstiegszeit vom Ostgipfel des Kleinen Bettelwurfs ist der Südgrat in geschätzt die Hälfte der Zeit abzusteigen. Kaum verwunderlich, steigt man doch großteils direkt am Grat und somit in der direkten Route bis auf das Ende der Wiesenhänge die von der Bettelwurfhütte heraufziehen.
Andi nach der 90° Kurve um den untersten Gratabbruch herum auf der Querung zum Normalweg
am Ende der Wiesenhänge, rechts Normalweg, nach links geht es ab zum Südgrat
Der Aufstieg kann für den geübten Karwendelgeher als ein kleiner Leckerbissen bezeichnet werden. Stellen im III. Grad sind durchaus vorhanden, schmales, abschüssiges und meist mit Schutt bedeckte Passagen am Grat sind nicht zu unterschätzen und der etwas abgelegene Westgipfel des Kleinen Bettelwurf lädt zu längerem Verweilen ein. Rundum, eine gelungene Alternative zum Normalweg, der sie für uns künftig sein wird.
Mils, 25.09.2016
Klier Karwendelführer 1978
Aufstieg auf den Westgipfel des Kleiner Bettelwurf über den Südgrat
Massiv Kleiner Bettelwurf
Blick zum Aufstieg zur Südwestflanke des Kleinen Bettelwurf
Andi geht lieber auf festen Platten etwas östlich
Aufstiegsgelände zur Südwestflanke ca. 100Hm oberhalb der zweiten Rinne
Rippe, die vor der Westflanke herunterzieht
hinter dem Rücken im Vordergrund zeichnet sich die Südwestflanke ab
Trümmerleld
Trümmerleld im Rückblick
Aufstiegsgelände vom Steig zum Lafatscher Joch
Querung im Reisengelände mit losem Schutt
Einstieg herangezoomt
am Felsgürtel bei der ersten Rinne angekommen
Wandgürtel Südwestflanke
nach dem Einstieg in festem Fels und deutlich ausgeprägter Rinne; unten kann man Steigspuren erkennen; sind sie jünger als der Führer die Querung „hinab“ beschreibt?
Steigspuren herangezoomt
typisches Gelände
im Mittelteil
Rinnengelände
Einstieg etwas zu hoch des Endes der Rinne
typisches Gelände in der Rinne der Südwestflanke
Andi am oberen Ende einer Steilstufe
Südgrat Mittelteil
Rückblick am oberen Ende der Rinne
am unteren Ende des Trichters der die Westflanke bildet
Südgrat
Westflanke Kleiner Bettelwurf von unten
Westflanke Kleiner Bettelwurf
Kleiner Bettelwurf Westgipfel
rechts neben Andi der Ostgipfel des Kleinen Bettelwurf
Südgrat
Idylle am Westgipfel des Kleinen Bettelwurf
Karwendelhauptkette
Südliche und Nördliche Sonnenspitzen
von links oben nach rechts unten im Vordergrund Großer u. Kleiner Lafatscher, im Hintergrund Kaskar- u. Sonntagskarspitze und die beiden Praxmarerkarspitzen, rechts das Zugspitzmassiv
Karwendelhauptkette
Birkkarspitze mittig, rechts Kaltwasserkarspitze
Grat zur Speckkarspitze
Gipfelplateau Westgipfel Kleiner Bettelwurf
erste Blicke während der Gipfellrast auf das bevorstehende Gratabenteuer
Andi am beginnenden Südgrat
Sichtung eines der vielen Steinmandl im oberen Teil
und noch eines…
typische Gratstufe
ein Fliegerkollege?
Schutt wohin man schaut
Rückblick auf typisches Gelände im Südgrat
Südgrat des Kleinen Bettelwurf
Erkundungsmaßnahmen
Rinne ostseitig im unteren Teil des Südgrates, Blick von oben
Rinne ostseitig im unteren Teil des Südgrates, Rückblick von unten
Querung am Band nach der Rinne wieder zum Grat
Verlassen des Grates vor dem Abbruch
schöne Passagen mit westseitigem Abklettern vom Grat
westlich einen Gratabsatz umgangen
abgeklettert
Rückblick auf einen der Gratabsätze
mitten im Südgrat
Schuttfelder westseitig, diese müssen wir schlussendlich nehmen
unterstes Plateau nach Querung aus der Rinne
Gelände unterhalb des letzten Plateaus, der Normalweg ist nicht einmal mehr 100Hm entfernt
Andi beim Erkunden; diese Richtung entspricht nicht der Originalbeschreibung, wäre aber machbar gewesen
dieser Abstieg muß jener der Originalbeschreibung sein
Blick über die geneigten Schuttfelder zum ersten Gratabbruch unten
Rinne die in die Westseite führt
östliches Gelände des letzten Teiles am Südgrat
Blick über die geneigten Schuttfelder vom ersten Gratabbruch hinauf
die Schuttterassen
an der 90° Kurve in Richtung Normalweg geschaut
Andi nach der 90° Kurve um den untersten Gratabbruch herum auf der Querung zum Normalweg
Gratverlauf des ersten Gratteiles im Rückblick
Andi probiert Alternativen
erster Gratabbruch am Südgrat
Südgrat Kleiner Bettelwurf
am Ende der Wiesenhänge, rechts Normalweg, nach links geht es ab zum Südgrat
Geschaffen aus Feuer bildete sich die Insel Teneriffa vor zwölf Mio. Jahren, und vor zwei Mio. Jahren entstand der imposante Teide, ein Vulkanberg, aus der Urlandschaft heraus. Die Besteigung des Sitzes der Götter der Guanchen, der Ureinwohner der Kanaren, stellt für einen Alpinisten ein außergewöhnliches Erlebnis dar.
Pico Teide, 3.718m,
Die letzten Ausbrüche aus dem Zentralmassiv des Teide fanden im Mittelalter am Pico Viejo statt, 1909 gab es den letzten Ausbruch eines Ausläufers des Teide, ca. 10km vom Gipfelkrater entfernt. Seither ruhen die Aktivitäten weitgehend, jedoch lassen Fumarolen durchaus auf Aktivität im Innern des Teide schließen.
per aspera ad astra
Bergsteigerisch stellt der Teide keine Herausforderung dar, aber er ist ein wahrer Leckerbissen hinsichtlich geologischer Aufschlüsse, und wer diesen nicht recht zugetan, erlebt doch eine einzigartige Natur in allen Höhenlagen. Der Alpinist freut sich über ein exotisches Erlebnis der Spitzenklasse und einen satten Dreitausender inmitten des Urlaubsparadieses. Teneriffa hat weit mehr zu bieten als Bettenburgen, Sonnenbrand und der so typischen südländischen Spezialität des Heineken Biers.
fertig zum Abmarsch, das Ziel bereits beleuchtet
Allerdings wird einem der Gipfelsieg alles andere als leicht gemacht, braucht man doch eine Genehmigung der Behörde (das Gebiet rund um die Caldera des Teide ist ein Nationalpark) zur Besteigung des Gipfels. Bis auf gut 3.500m kommt man noch ohne diese aus, aber der Steig zum Gipfel ist überwacht wie einst Checkpoint Charly.
Mirador in der Caldera des Teide
Wenn man nicht an den geführten Trekkingtouren mit Guides und einer – wie kann es anders sein – im Preis eingeschlossenen Genehmigung teilnehmen will, dann bleiben einem zwei legale Möglichkeiten der Gipfelbesteigung. Erstere besteht im Ansuchen per Internet vorher, letztere besteht im Aufstieg zur Schutzhütte auf 3.250m und der dortigen Nächtigung; auch dann ist die Genehmigung im Nächtigungspreis eingeschlossen.
Die erstere Möglichkeit probierte ich – in Ermangelung des Wissens über die Notwendigkeit einer Genehmigung – zwei Tage vor Reisebeginn mit dem Erfolg, daß die erste freie Genehmigung für mich ein Monat später verfügbar wäre. Letztere Möglichkeit kam für mich nicht in Frage, da von der spärlichen Familienurlaubswoche nicht auch noch eine Nächtigung am Berg abgezwackt werden sollte. Also mußte ich eine Lösung finden und vertraute auf den Zufall.
der bekannte Roque Cinchado – der versteinerte Baum oder Finger Gottes
Angesichts dieser Aussichten könnte beim interessierten Bergsteiger, den das erhabene Ziel schon am Ankunftstag außerhalb der Flugzeugfenster in seinen Bann zieht, der Verdacht Nahrung finden, daß die geschäftstüchtigen Tinerfeños den armen Teide ausschließlich pekuniären Zwecken unterwerfen, finanziell fürchterlich bewirtschaften, und jeden Versuch unternehmen vom Gipfelstürmer auf die eine oder andere Weise Tribut zu fordern, wenn er nicht Monate im Voraus daran denkt, eine kostenlose Genehmigung zu erheischen.
Allerdings muß man auch bedenken, daß die schiere Masse an Touristen, und hier sind es wirkliche Touristen im alpinistischen Sinn, Landschaft und Natur in kürzester Zeit in eine Müllhalde, verziert mit Steinmalereien verwandeln würde, ließe man sie unkontrolliert auf den Gipfel. Weiters hätte die örtliche Bergrettung jeden Tag Höchstbetrieb Leute mit Schlapfen und Badehosen aus Höhen von über 3.500m herunter zu holen, die, dank Seilbahn, das Gros des Aufstieges eingespart haben und am Gipfel eine Verewigung in den Tuff zu kratzen gedenken.
In jeder Form betrachtet ist der Teide also ein Berg der Begierde; für den Alpinisten mag der Antriebsmotor für seine Besteigung in der geodätischen Höhe, in den gewaltigen Erscheinungen der Lavaströme oder einfach in der so gänzlich andersartigen Natur als zuhause zu suchen sein.
Vegetation und bizarre Erstarrungsformen
Der Handywecker läutete mich um halb sieben aus dem Leintuch und – obwohl auf Teneriffa aufgrund der atlantischen Position ein wesentlich angenehmeres Temperaturmittel als beispielsweise auf den Balearen herrscht – dieses in verschwitztem Zustande zurückgelassen, freute mich auf den jungen Tag, der viel Abenteuer bringen würde.
schlafendes Teneriffa
Wer nun glaubt, daß es zu dieser Tageszeit im beginnenden September schon hell sein müsse, der irrt gewaltig. Die Kanaren sind trotz westeuropäischer Zeit hinsichtlich der Erdumlaufzeit um gut eineinhalb Stunden hinter Österreich und Deutschland zurück und aufgrund der zusätzlich vorgestellten Sommerzeit erscheint die Dämmerung nicht vor halb acht Uhr (siehe Foto der Berganfahrt auf die Caldera).
auf den letzten Höhenmetern der TF-21 in die Caldera
Im Dunkel der schweren Plastikvorhänge im Hotelzimmer – sie dienen der erweiterten Nachtruhe untertags für jene (Engländer) die sich nachts zuvor in Branigan`s Bar auf der Saufmeile in zweiter Straßenreihe hinter dem spärlich vorhandenen Sandstrand an zu reichlich Heineken gütlich getan haben – schickte ich mich an, möglichst ohne meiner Familie die Nachtruhe so zu rauben, wie sie Horden von Jugendlichen vom sonst so sicherheits- und gesundheitsbewußten Eiland weit weg im Norden Europas noch wenige Stunden zuvor mir geraubt hatten – ein kleines südeuropäisches Frühstück einzunehmen. Tee und zwei kleine Sandwiches mußten genügen.
unglaubliche Farben
Mit einer 250er Piaggio, die ich tags zuvor beim Verleiher besorgt habe ging es nun los auf den Ausgangspunkt auf knapp 2.100m mitten hinein in die wunderschöne Caldera des Teide.
und gewaltige Eindrück am Morgen am Teide
Es stellte sich in der Anfahrt sofort heraus, daß es schlau war das Gefährt einen Tag vorher zu mieten und mit dem fahrwütigen, für solche Hubräume noch minderjährigen Sohnemann einen Motorradnachmittag zu veranstalten. So hatte er den Spaß mit einem Gefährt fahren zu dürfen bei dem ihm zuhause – gestellt von strengen Behördenorganen – fast die Hände abgehackt würden, zumindest aber jede Menge rechtliche Schwierigkeiten entstanden wären und ich hatte den gewaltigen Vorteil die Strecke auch bei (noch) Nacht zu finden.
Im Dunkel des jungen Tages hätte ich ohne diese Vorerkundung die verschiedenen „TF’s“ (Straßennummern auf Teneriffa) niemals gefunden und wäre sehr wahrscheinlich nicht in der gewünschten Zeit zum Ausgangspunkt gekommen. Als Tipp für all jene, die keine professionellen Biker sind, aber gleiches vorhaben, muß an dieser Stelle wirklich die Empfehlung ausgesprochen werden in eine gute Straßenkarte zu investieren, anstelle mit der gratis verteilten „Map of Tenerife“ mit Werbung für Perlen auf der Hinterseite ein solches Unternehmen zu beginnen. Es sind rund 45km bis zum Ausgangspunkt Cañada Blanca und man muß aus dem Dschungel von Kreisverkehren hinausfinden und wechselt mehrfach die Straßennummern.
Erstarrungsformen niederviskoser Lava II
Zu meiner Routenwahl der Besteigung des Teide an dieser Stelle eine grundsätzliche Erklärung: da wir in Adeje einquartiert waren beschreibt dieser Bericht eine Tour vom südwestlichen Zipfel der Insel mit einer Runde am Teide von Südwesten nach Nordosten vom Parkplatz beim Hotel Parador zuerst auf den Pico de Sur, dann auf den Pico Viejo und als Höhepunkt auf den Teide mit Abstieg über die Schutzhütte zum Parkplatz Montaña Blanca (zum häufigen Ausgangspunkt der Tour in die meistbegangene Gegenrichtung zu meiner).
Da ich ob der fehlenden Genehmigung nicht wußte, ob mir die Besteigung des Gipfels des Teide beschieden sein würde plante ich die Tour in die Gegenrichtung, um, zum einen, mit dem Pico Viejo, zumindest einen Gipfel gemacht zu haben und, zum anderen, eventuell auf diesem Anstieg auf den Teide einer Kontrolle zu entgehen.
das wird ein Tag!
Die Fahrt über die engen Serpentinen der zuerst flachen weinbewachsenen Hänge über der schlafenden Urlaubsstadt machten rechten Spaß, auch wenn das Training der Kurvenlage am Vortag nicht ausgereicht hat um meinen Ritt unbetrunken aussehen zu lassen. Es war aber egal, um diese Zeit konnten mich nur Schulkinder an der Haltestelle auslachen.
niedlich angelegter Sendero No. 23
Eine Minipause von fünf Minuten in der Anreise, die kaum eine Stunde in Anspruch nahm, lange nach dem Bergdorf Vilaflor, wurde zur Dokumentation des späten Dämmerungsbeginnes auf den Kanaren genutzt. Ein einziger Mountainbiker teilte sich mit mir die lichten und sattgrünen, im Morgenlicht erwachenden Kiefernwälder auf der fruchtbaren Außenseite der Caldera; eine phantastische Landschaft auf Vulkangestein mit hohen Kiefern, fast ohne Humus emporgewachsen.
Beginn der Dämmerung um 8:15 Uhr
Beim Eintritt in die Hochebene der Caldera auf bereits 2.000m änderte sich die zwar frische, aber aushaltbare Temperatur schlagartig nach unten, gefühlt muß es vielleicht noch +5 bis 7 °C gehabt haben und ich wünschte zumindest die Kletterhandschuhe eingepackt zu haben. Die Situation wäre vergleichbar mit den Kaltluftseen hoch oben im Velebitgebige in Kroatien, aus denen die berüchtigte Bora entsteht. Dort sammelt sich auch die kalte Luft in vertieften Hochebenen, die, einem Suppenteller gleich, keinen Abfluss haben. Erst bei verdrängenden Strömungen aus dem Hinterland stürzt die verdrängte kalte Luft die Hänge hinab auf das offene Meer und richtet teilweise großen Schaden an.
Soweit würde es aber bei der gewaltigen, 17km im Durchmesser messenden Caldera des Teide nicht kommen, zu klein sind in diesem subtropischen Gebiet die Druckluftunterschiede zwischen Tag und Nacht.
Ende der Roques Garcia
Am Parkplatz der Cañada Blanca (das Besucherzentrum in der Caldera), auf ca. 2.100m angekommen, war ich knapp nach 8:30 Uhr der erste Besucher an diesem Tag. Ich zog es vor rechts der Hauptstraße neben der kleinen Kapelle zu parken, anstelle den links von der Hauptstraße abzweigenden großen Parkplatz zu nutzen. Das schwere Schloß, mitgegeben vom Motorradverleiher, brachte mich auf den Gedanken, das Gefährt gut sichtbar in möglichster Nähe vom Hotel aufzustellen.
Rechtzeitig zu den ersten Sonnenstrahlen auf den Nordosthang des Teide schulterte ich meinen kleinen Rucksack mit den zwei eineinhalb Liter Wasserflaschen und den beiden Äpfeln und brach auf, den Sendero (= Wanderweg) No. 23 in Richtung Pico Viejo, 3.135m zu finden.
Dieser beginnt am Ende des Weges durch die Felsenlandschaft der eindrucksvollen Roques de García, derentwegen der große Besucherparkplatz angelegt wurde. Die Roques de García sind der erste detaillierte Blickfang auf der Rundtour, sie bestehen aus pyroklastischen Sedimenten und Laven sowie Brekzien, Sandstein und Konglomeraten (Quelle Wikipedia); siehe Fotogalerie.
Blick zum Eintritt der Straße in die Caldera; hinten rechts am tiefsten Punkt führt die Straße TF-21 herein
Deutlich weniger ausgetreten als der Touristenpfad rund um die Roques ist der rechts abzweigende Sendero No. 23 im leicht ansteigenden unteren Teil. Links und rechts von akribisch angeordneten Steinabgrenzungen gesäumt und mit meist eineinhalb Meter Breite bildet der Steig einen unverfehlbaren Pfad. Die Abgrenzungen sollen das Bestreben der Nationalparkverwaltung verdeutlichen, daß man die Pfade nicht verlassen möge, um so die Landschaft zu schützen. Allerdings werden die Pfade wenige hundert Meter abseits der großen Parkplätze schon nur mehr von einem kleinen Bruchteil der Besucher des Nationalparkes begangen; am gesamten Verlauf der Strecke bis zur Seilbahn-Bergstation auf 3.550m sind mir keine zehn Personen begegnet (möglicherweise aber auch nur deshalb weil die Seilbahn an diesem Tag unerklärlicherweise geschlossen war).
Aufstiegsroute über ein erstes Lavafeld geführt
Der Weg führt, sehr eindrucksvoll angelegt – hier ein großes Lob an die Nationalparkverwaltung – durch viele verschiedene Stationen von wissenswürdigen Vorkommnissen eines Vulkanes. Am imposantesten erschienen mir die riesigen kugelförmigen Lavabrocken, die, Kanonenkugeln gleich, fern ab von den Hauptlavaströmen mitten in der sanften Landschaft liegen, als wären sie ausgeworfen und nach dem Aufprall einfach weitergerollt, bis sie schlußendlich ihre Ruhe an ungewöhnlichem Orte, abseits des Geschehens, gefunden haben und dort erkaltet sind.
das Phänomen der kugeligen Lava
An Farben mangelt es der Landschaft keineswegs, es finden sich alle Tönungen von gelb, ocker, braun, rot bis schwarz, die jüngsten Ausbrüche im Mittelalter schufen vorwiegend dunkelbraune bis manchmal fast schwarze Lavaströme, die älteren Ausbrüche, so lernt man auf machen Hinweistafeln auf der Tour, erzeugten eher hellbraune Lavaströmen. Das ständig wechselnde Farbenspiel entlang des Pfades überwältigt hinter jeder überstiegenen Lavarippe aufs Neue und so entstanden in Begeisterung fast 300 Fotos.
kleines Tal mit den Kugelsteinen im Rückblick
Fauna und Flora halten sich auf den Hängen des Teide in Form und Vielfalt weitgehend zurück. An Fauna mangelt es ein wenig, im unteren Teil des Anstieges können spatzenähnliche Singvögel als Einzelgänger gehört und kaum gesehen werden, den oberen Teil mieden sie zumindest bei meinem Besuch. Neben diesen spärlichen Bewohnern konnte ich zahlreiche Eidechsen beobachten, deren Körperlänge weit kleiner ist als die heimischen Genossen in den Alpen. Diese machen wahrscheinlich einzige Beute in mittelgroßen schwarzen Käfern, die die ich aber ebenfalls gering an der Zahl einstufen muß. Weitere Reptilien, beispielsweise Schlangen kommen, weniger noch wie auf den Balearen, gar nicht vor. Ebenfalls konnte ich kaum bis keine fliegende Insekten und auch keine größeren Tiere entdecken, obwohl in der Hütte ein Aushang mit der Beschreibung des Schutzgebietes der Mufflons auf den umgrenzenden Erhebungen der Caldera zu lesen war.
einzigartige Formationen und Fauna
Die Flora, im September in mediterranen Gebieten immer weitestgehend verdorrt, besteht zum Großteil aus einer Art hohen Steppengrasbündeln, locker verteilt und unzusammenhängend, sowie eine Ginsterart, der Teideginster und der Hierba Pajonera, von der ich einige wenige blühende Exemplare um die Schutzhütte gelegen sichten konnte. Weiters konnte ich im Bereich unterhalb der Hütte auch die Katzenminze entdecken. Den form- und farbenschönen Wildprets Natternkopf konnte ich leider nur mehr in Skelettform betrachten, zur Blüte müßte man im April/Mai anreisen.
letzte Aufstiegsmeter zum Sattel
Immer wieder finden sich Markierungen am Sendero No. 23, somit kann man auch auf den weniger deutlich abgegrenzten Passagen in steileren Lavafeldern kaum verloren gehen.
Auf dem Sattel vor dem Krater des Pico Viejo trifft man auf den Sendero No. 9, der von Westen, von der TF-38 heraufzieht und in der Meinung, daß ich zum Pico Viejo unterwegs wäre, beschritt ich diesen, um auf den Gipfel zu gelangen. Er führt vom Sattel relativ horizontal nach Westen, wobei man in ca. 1km Entfernung den Hochpunkt (ihn Gipfel zu benennen wäre ob der Flachheit ab dem Sattel etwas vermessen) vermutet.
Wegkreuzung Sendero No. 23 und No. 9
Dem war auch so, der Hockpunkt kann über diesen Sendero erreicht werden, allerdings muß man sich die Abzweigung für die letzten ca. 50Hm selber erahnen oder gut im Lesen von kleinen abzweigenden Pfaden sein, denn sonst kommt man am Weg No. 9 immer tiefer hinab. Kurz vor einer auffälligen Stelle, bei der der Steig um eine Rippe herumführt, bog ich bergwärts rechts ab und erreichte in wenigen Minuten das Hochplateau vor dem Kraterabsturz. Zweihundert Meter entfernt von der Stelle an der ich es betrat sah ich auf einer leicht erhobenen Felsrippe einen Steinmann, den ich für den Pico Viejo hielt und betrat ihn kurz, um den Rundblick zu erhalten und Fotos zu machen.
Autor am Pico Sur, 3.085m
Selbst als ich in Richtung Teide blickte kam mir noch nicht der Gedanke, daß dieser Gipfel nicht der Pico Viejo war und ich am diagonal gegenüberliegenden Pico Sur auf rd. 3.080m stand.
Nach dem Bestaunen des imposanten Kraters, der eine Haupttätigkeit im Herbst 1798 nach einigen Monaten Aktivität beendete verließ ich den Steinmann gerne, da der Wind dort, im Gegensatz zu den Steigen zuvor auf ein unangenehmes Maß anstieg.
Man kann sich kaum vorstellen welche Massen an Material aus einem Krater mit 800m Durchmesser gespuckt werden können, wenn man aber im erkalteten Zustand hineinblickt, dann bekommt man ein Gefühl für die Dimensionen, die ein Ausbruch annehmen kann.
Kraterrand des Pico Viejo IV
Auf die Uhr geblickt stellte ich fest, daß ich mit Fotos und Studium der Landschaft viel Zeit sinnvoll verbummelt habe und um 11:15 Uhr den Aufstieg auf den Teide angehen sollte.
Kraterrand des Pico Viejo V
Vom Trinkvorrat lediglich ein Viertel benötigt, es war im Gegensatz zu meiner Vorstellung der Verhältnisse, überraschend kühl und deshalb schwand er nicht so schnell wie vermutet.
fast wie ein Kuhfladen…
Am Weg zurück zum Sattel bestaunte ich die Tufffelder links und rechts des Pfades. Deutlich kann man anhand ihrer Gestalt erkennen, daß die kleinstückigen Brocken durch die Luft geschleudert worden sein mußten, so flach, porös bis löchrig und platt ist deren Erscheinung; ähnlich den Figuren, die man beim Bleigießen zu Sylvester erhält, oder treffender, ähnlich einem alpin gealterten Kuhfladen.
Der Klang ist noch viel gläserner, viel heller als es beim dichtesten Kalk im Karwendel der Fall ist, möglicherweise durch hohe Siliziumanteile in der Schmelze.
Nach dem Sattel geht es zuerst relativ flach weiter. Beim Erkunden der Landschaft rings um den weiterhin gut gepflegten Pfad erblickte ich hinter der linken Schulter eine höhere, gipfelartige Erhebung und fühlte sofort, daß ich bei der Vorbereitung der Tour einen GPS Plot eines Artikels im Internet nicht richtig interpretiert habe und den Pico Viejo noch nicht erreicht habe, denn dieser muß diese etwas höher liegende Spitze (und hier kann man wirklich von einer leichten Spitze sprechen) sein. Also machte ich mich verbotenerweise querfeldein schräg rückwärts auf den Weg den Gipfel zu besteigen. Am Weg dorthin dachte ich über die Zeichen nach und kam zum Schluß, daß die kleinen Gipfelchen nicht auf der Absichtsliste der Naturparkverwaltung stehen und man deshalb auch keine Wegweiser oder zumindest mit Steinmännern gekennzeichneten Abzweigpunkte angelegt hat. Gepaart mit meiner Unaufmerksamkeit wegen den vielen Eindrücken, die es mitzunehmen galt, habe ich die kleinen seitlich abzweigenden Pfade nicht bemerkt.
Pico Viejo, 3.135m im Starkwind
Keine 15min nach Feststellung des Pico Viejos, stand ich auch schon auf selbigem auf 3.135m und kämpfte erneut gegen einen böigen starken Südwind beim Ablichten vom dahinterliegenden Krater und vom Autor dieses Artikels.
Blick vom Pico Viejo in Richtung des weiteren Aufstieges
Mittlerweile war es Mittagszeit geworden und der hohe Sonnenstand ermöglichte einige farblich wenig verfälschte Aufnahmen der Lavaström am Gegenhang des Pico Teide. Gigantisch die Straßen aus plastischem Gestein, geschätzt 100 bis 200m breit und über mehrere Kilometer talwärts ziehend ähnlich wie Gletscher in längeren Zeitspannen fließen.
Rückblick auf den Pico Viejo
Der folgende Aufstieg über gut 400Hm bis auf die ursprüngliche Höhe des Teide führte unweigerlich in die Tiefen der Lavaströme hinein. In diesen ist das Fortkommen ohne einen Weg wie jener den die Parkverwaltung mühsam angelegt hat ein langwieriges Unterfangen und schwieriger als im großen Blockwerk des Ötztal-Kristalins. Probeweise habe ich eine Distanz von ca. 200m durchschritten und muß sagen, daß dieses tolle Erlebnis unbedingt dazugehört, auch wenn es nach den Regeln im Park Teide nicht ganz lauter ist. Ein Bergsteiger muß es eben versuchen.
der Sendero No. 23 nähert sich den jungen Lavaströme
Die Einzelblöcke sind sehr in einander verschachtelt und bieten ein ständiges Auf und Ab mit geringer Gesamtgeschwindigkeit die durch die gebotene Vorsicht beim Steigen erreicht werden kann. Die Oberflächen der Tufffelsen sind von ungeheurer Schärfe, ein Fehltritt mit Hautkontakt eines Körperteiles hat dort immer blutige Folgen, wobei Dutzende messerscharfe Spitzen in jedem Quadratdezimeter der rauen Oberfläche darauf warten Schienbeine und Unterarme aufzuschneiden.
Der angelegte Weg ist also auch für den Vulkanbergsteiger ein wichtiges Hilfsmittel planungsgerecht zum Ziel zu kommen. Querfeldein, wie in heimatlichen Berghängen geht hier nicht viel weiter.
der Weg taucht ein in den zuletzt entstandenen Lavastrom
Sogar in den wildesten Passagen der Lavaströme wurde der Pfad unerschütterlich hindurchgeführt, ja sogar mit quer in die Tuffblöcke genagelten Holzschwellen so befestigt, daß die zur Gehebene geschlichteten Brocken darüber nicht hinab rutschen können. An manchen Stellen fühlt man sich wie auf der Miniausgabe der Chinesischen Mauer, links und rechts die Abgrenzungen zum freien Lavafeld.
Wegstabilisierungen aus genagelten Rundhölzer, tolle Arbeit der Naturparkverwaltung
Der tolle Aufstieg zum Fuße des „Zuckerhut“ des Teide (so nannten die Guanchen die oberste Kappe des Teide, die von ca. 3.550m bis zum Gipfel 170m hinauf auffällig glatt und hellfarbig erscheint und vor allem von weit weg, von der Küste her, auch als Schneefeld interpretiert werden kann) nahm, incl. einer ersten Jausenpause knapp unterhalb desselben, eine Stunde in Anspruch. Die Pause diente auch dem Zwecke der Findung einer am listigsten angelegten Route ohne entdeckt zu werden und es ließ sich ein kleiner Steig ausfindig machen, der den Gipfel versprach.
aufregend angelegter Sendero No. 23
Oben gab es einen „Mirador“, einen sog. Aussichtspunkt auf den Pico Viejo mit einer großen Tafel mit der Erklärung der Entstehung desselben. Der Aussichtspunkt war in beide Richtungen mit langen Strecken von Ketten abgegrenzt und versperrte mir – zumindest symbolisch – den ausgewählten Steig zum Gipfel.
Blick auf den Krater des Pico Viejo
Das Gelände ist einfach zu begehen, also wäre es ein Leichtes gewesen unter der Kette hindurch zu schlüpfen und den Steig zu nehmen. Es war zwar kein Mensch zu sehen aber ganz geheuer war mir nicht diese deutliche Warnung zu missachten, da auch Tafeln das Verlassen des Pfades verboten.
Also machte ich mich doch auf, das Gebiet näher zu erkunden, wer weiß was mich sonst am Gipfel oder am Rückweg erwartet hätte.
Mirador No. 12
Nach ca. 10min erreicht man von dem Mirador aus die Bergstation der Seilbahn; bei meiner Besteigung unter sehr starkem Südwind.
Ich staunte nicht schlecht als auch dort kein Mensch zu sehen war. Das Gebäude der Parkverwaltung liegt gleich östlich der Bergstation der Seilbahn und ich steuerte auf diese zu. Alle Türen waren mit Gittern gesichert und niemand war zu sehen. Am Abzweig zum Weg auf den Gipfel befindet sich eine kleine Türe, die mich zum Schmunzeln anregte und mit einem Almgatter bei uns verglichen werden könnte. Diese war versperrt, jedoch konnte man links und rechts davon ohne Probleme auf den Steinabgrenzungen hinter sie treten und den Weg zum Gipfel nehmen.
Kontrolltüre zum Gipfel
Das war nun meine Stunde. Ich überzeugte mich, daß ich wirklich alleine war und konnte keine Menschenseele finden. Also erteilte ich mir für diesen Tag selbst die Genehmigung den Gipfel zu besteigen weil an diesem Tag kein für den Teide unverträglicher Besucherstrom zu regulieren war. Daher konnte der Gipfel meine Anwesenheit heute ertragen.
tolle Formationen am Weg zum Gipfel
Knapp 170Hm führt der ungebrochen breite und teilweise wie eine Römerstraße in den Alpen angelegte Weg zum Kraterrand empor. Der Wind war auf Sturmstärke angestiegen, die teilweise Abstützung mit den Händen am Fels erforderte. Solche Windstärken kennt nur der Tourengeher am Glungezer bei unerbittlichem Föhnsturm durch das Wipptal gen Norden. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß an einem sonnigen Tag in 3.700m Höhe Windgeschwindigkeiten von an die 100km/h möglich sind, ohne irgendwelche Anzeichen dafür zu sehen. Die nicht vorhandene Bewölkung und das Fehlen von Zuggeschwindigkeit von Wolken verleitet den Alpinisten am Fuße des Teide zur trügerischen Annahme, daß es windstill sei. Sogar beim Abwärtsgehen am Weg nach dem Gipfelaufenthalt mußte ich sogar aktiv gegen den Winddruck ankämpfen um hinunter zu kommen.
Rückblick zu Kontrollstation und Teleferico
Der Gipfel des Teide war trotz des Windes innerhalb von 20 Minuten erreicht. Es bot sich eine phantastische Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Die Sicht war klar und so konnte man Westsüdwest El Hierro undeutlich aber doch in 71sm Abstand, im Westen La Gomera in 26sm Abstand deutlich, Westnordwest La Palma in 62sm Abstand vom Pico Teide deutlich erkennen. Die typische Bewölkung auf ca. 1.500m im Norden, verursacht durch Kondensation von Fallwinden, fiel an diesem Tag schwach aus, das Gebiet jedoch ebenfalls deutlich erkennbar.
Blick auf den fernen Nordosten der Insel
Die rund 50sm entfernte Insel Gran Canaria glaube ich durch das diffuse Gegenlicht undeutlich im Südosten erkannt zu haben und auf Kurs zu den Felsen „Los Gigantes“ an der Nordwestküste konnte ich den kleinen Kraterkegel des Pico Chinyero (1.500m) erkennen, auf der vor gut hundert Jahren die letzte große vulkanische Aktion auf der Insel stattfand.
oberster Punkt am Teidegipfel
Alleine am Gipfel des Teide zu stehen hätte ich mir tags zuvor nicht träumen lassen, also mußte mit Selbstauslöser (diese gefallen mir besser als jene, die ich „selfish“-Fotos nenne) an windgeschützter Stelle, die es zu finden galt, ein Erinnerungsfoto her. Der Platz wurde gefunden und eine Ablichtung gegen Nordosten aufgenommen. Humboldt ist schon dort oben gestanden und Columbus notierte in seinen Aufzeichnungen noch sichtbare vulkanische Aktivitäten.
Blick auf die Felsen Los Gigantes; in etwa in Bildmitte der zuletzt 1909 tätige Vulkan Pico Chinyero (1.500m)
Trotz des enormen Windes stieg mir stechender Schwefelgeruch in die Nase. Der Gipfel, oder besser der höchste Punkt des Kraters des Teide, befindet sich an der Nordseite, daher bekommt man bei Südwind einen guten Geruchseindruck daraus.
Die nur muldenförmige leichte Vertiefung – unter einem Krater stellt man sich ein Loch größerer Tiefe vor – dürfte ca. 50 bis 75m im Durchmesser betragen und enthält ein paar solargestützte Messeinrichtungen, deren Messgröße nicht erkennbar und nirgends beschrieben war.
der Krater am Teidegipfel mittig
Das Gestein zeigt vorwiegend weiße Oberfläche und für mich ist nicht definierbar, ob dieses durch Dampf versintertes Tuffgestein, oder ein Überzug von Verwitterungsprodukten der austretenden Schwefelverbindungen darstellt.
Blick nach Südosten, schwach zu erkennen Gran Canaria
Der unangenehme Sturm veranlasste mich den Gipfel nach einer Viertelstunde Aufenthalt gegen 13 Uhr zu verlassen. Am Weg hinab zum Kontrollpunkt traf ich dann die ersten Bergsteiger, die den Weg über die Schutzhütte herauf als Aufstiegsroute genommen haben. Zuerst zwei einzelne, dann eine Gruppe aus sechs Personen und im weiteren Abstieg bis zur Schutzhütte in Summe noch in etwa zehn bis fünfzehn Personen. Das bedeutet, daß an diesem Tag etwa kaum 35 Personen den Gipfel betreten haben (incl. derjenigen, die ich beim Aufstieg auf den Pico Viejo getroffen habe und wobei ich nicht weiß, ob alle davon die letzten 150Hm ab der Kontrollstation im dort extremeren Sturm bewältigt haben). Alle davon konnten die Besteigung aber auch nicht sorgfältig vorbereitet haben, denn, wie ich später auf der Hütte lernte, diese muß um 8 Uhr früh verlassen werden und 5 Stunden (von 8 bis 13 Uhr) kann man nicht für den Aufstieg benötigen.
die Städte des Nordwestens auf Teneriffa, Puerto de la Cruz
Der Abstieg folgt dem Sendero No. 7. Gleich bei der Kontrollstelle zweigt zuerst der Sendero No. 11 ab, der jedoch, wie sein Gegenpart nach Westen, die No. 12 auch, an einem Mirador endet. Knapp vor diesem führt die No 7. Nach unten zur Schutzhütte „Refugio Altavista“ auf 3.260m.
Blick vom Gipfelabstieg, Sendero No. 10
Der Weg No. 11 und der Abstieg auf No. 7. führen wiederum toll angelegt mitten durch eine Lavabahn hinab, mit einigen zu bestaunenden Highlights durch extreme Stellen der aufgetürmten Brocken der ehemaligen zähviskosen talwärts wandernden Masse.
Beginn des Sendero No. 11
Der Abstieg ist deutlich steiler als der Aufstieg auf der Westseite. Er muß auch recht heiß sein, falls einmal kein kräftiger Wind weht, denn man befindet sich vor allem auf der Ostseite des Berges am Morgen vollkommen der Sonne ausgesetzt. Im Winter mag das vorteilhaft sein.
Daß dieser Aufstieg der Normalaufstieg ist wurde mir bewußt als ich plötzlich die kleinen weißen Flecken inmitten der dunklen Lava entdeckte. Es wurden davon immer mehr, je weiter ich abstieg. Wer nun gespannt auf die Erklärung wartet, der bekommt sie als ein Wort definiert: Papiertaschentücher.
mitten durch die häusergroßen Lavablöcke
Als Alpinist in Mitteleuropa weiß man sehr genau über das Vorkommen dieser Spezies Bescheid: es gibt sie vorwiegend dort wo der gemeine Tourist sich bewegt und die Häufungswahrscheinlichkeit des Auftretens jener läßt sich mathematisch exakt als direkt proportional mit der Anzahl an Touristen anstelle von Bergsteigern beschreiben. Sie werden mit wenig ausgeprägtem Schamgefühl vorwiegend vom gemeinen Touristen in alle auffindbaren Ritzen, Spalten und Löcher gesteckt, in der Hoffnung kein anderer Tourist könne den Vorgang beobachten. Wurde dies erfolgreich erledigt, beginnt die fünfsekündige Vergessensphase, die dadurch verkürzt werden kann, in dem man sich einredet, daß es jeder tue und daß man es nicht tun würde, wenn man ein geeignetes Behältnis zur Mitnahme ins Tal dabei hätte.
Mirador No. 11. und Abzweigung Sendero No. 7
Betrachtet man die Umgebung am Abstieg genau bemerkt man mehrmals eine Art von Drainagerohre und zwischen den Lavatrümmern eingebettet quadratische weiße Kästen. Nachdem mich am Berg bei allem Ungewöhnlichen immer die Neugier befällt mußte ich einen dieser Kästen untersuchen und konnte unter dem mit Lavasteinen beschwerten Deckel eine Art Messleitungen entdecken. Es erschloss sich für mich aber nicht, was man inmitten des Lavafeldes messen kann.
toll gewählte Route des Weges No. 7 durch die Lavatäler
Am Ende des langen Lavastromes den man von der Abzweigung von Sendero No. 11 hinabsteigt, liegt die Schutzhütte Altavista.
Schutzhütte Altavista I
Sie hat mit einer alpinen Schutzhütte lediglich die Bauform gemein, sonst nichts. Im Inneren erinnert der dunkle Aufenthaltsraum an eine Provinzbahnhofshalle und um 14 Uhr gibt es weder einen Hüttenwirt noch Bier, dafür aber einen Automat mit süßen Getränken und einen anderen mit süßen Schleckereien. Dafür aber gibt es eine ziemlich fremdartige Hüttenordnung, die den Anschein macht, als steige der Hüttenwirt jeden Tag gegen 11 Uhr nach Versperren der Schlafräume und der Küche ab und gegen 17 Uhr zur Öffnung wieder auf. Ein Nebenhäuschen zur Hütte mag eventuell den Hüttenwirt auch tagsüber beherbergen, er ließ sich jedoch nicht blicken. Da die Hütte keinen Fahrweg als Zugang hat und Materialtransporte über die Seilbahn aufgrund der Entfernung und Zuwegung ausscheiden könnte es sein, daß täglich benötigte Waren vom Hüttenwirt selbst hinaufgetragen werden müssen. Dies würde seine Abwesenheit untertags erklären.
Schutzhütte Altavista II
Ohne Bier und Knödelsuppe auf einer Berghütte habe ich noch nie eine rechte Freude zum Verweilen entwickeln können, somit setzte ich meinen Abstieg zur Schotterstraße, der vom Parkplatz Montaña Blanca aus bis auf 2.730m befahrbar ist, fort.
Katzenminze unterhalb der Hütte
Der Steig führt ab der Hütte nach unten nicht mehr inmitten des Lavastromes, sondern über einen alten, verwitterten Tuffgesteinshang mit teilweise beträchtlicher Hangneigung.
das steilste Stück im Abstieg von der Hütte, der Steig führt in Serpentinen empor
Weiter unten, unterhalb von 3.000Hm taucht der Steig wieder in die spärliche Vegetation ein und einige kugelförmige Brocken bereichern die Gegend, die nicht mehr nur total von Stein geprägt ist.
kleine Geländeabflachung mit den typischen Lavakugeln
Am Hochplateau des Montaña Blanca führt der Sendero No. 7. bis zum Parkplatz zur TF-21, wo die Rundtour am Berg endet und man auf der Straße knappe 5km zum Ausgangspunkt Cañada Blanca zurückkehren kann. Ich habe aber die Möglichkeit in Erwägung gezogen, daß es zwischen dem beginnenden Schotterweg und dem Sattel zum Hochpunkt des Montaña Blanca eine Abstiegsmöglichkeit gibt. Tatsächlich ist es so, daß auf halbem Weg zum Mirador Montaña Blanca eine wenig sichtbare Abzweigung gibt die ein echter Sendero in die Caldera hinab ist. Allerdings nennt sich dieser Sendero El Ilegal und deutete schon auf ein wiederum nicht gesetzeskonformes Abenteuer meinerseits hin. Den Namen habe ich aber erst später dem Internet entnommen.
Montana Blanca Hochebene mit Straßenführung hinab zur TF-21
Vorweg muß ich sagen, daß dieser ungekennzeichnete Steig wirklich nichts für einen Nichtbergsteiger ist. Er ist teilweise sehr steil und teilweise verschwimmt er in Geröll zwischen den Tuffbrocken. Allerdings ist er auch sehr schön, denn er führt an der Flanke eines gewaltigen Lavastromes hinab zur TF-21, etwas westlich vom zuvor angesprochenen Endpunkt des Sendero No. 7, dem Parkplatz Montaña Blanca. Abgebrochene Wanderstockteile und zwischendrin leider auch wieder leere Wasserflaschen säumen sogar diesen versteckten „illegalen“ Steig. Ich könnte mir vorstellen, daß es einer jener Steige ist, die von den Trekkinggruppen begangen werden, denn die Trittmarken weisen auf eine häufigere Begehung hin, als nur durch versprengte Touristen, die nach einer Abkürzung suchen. Eine Attraktion sozusagen, die der Normalsterbliche außerhalb der Führung nicht mitbekommt.
die mittelalterlichen Lavaströme vom Teide und „rolling stones“ darunter am Montana Blanca
Wie auch immer, ich habe den Abstieg genossen, wahrscheinlich weil auf der gesamten Tour an ein paar wenigen Stellen erstmalig ein Hauch von bergsteigerischer Gewandtheit gefragt wurde. Landschaftlich eine Wucht, neben diesen Brocken abzusteigen. Eine gute halbe Stunde war für diese Passage erforderlich und ich sparte damit in etwa einen Kilometer auf meiner Runde ein.
anregender Absteig
Auf der FT-21 angekommen begann der Rückweg zur Cañada Blanca zuerst auf der Straße und dann entlang des Sendero No. 19, jedoch nicht vollständig. Ich entschloss mich die letzten drei Kilometer entlang der TF-21 zu gehen, um die Frontausläufer der Lavaströme der mittelalterlichen Ausbrüche zu sehen.
knapp rechts neben dem dunkelbraunen Lavastrom führt der Sendero El Ilegal herab
Um 16:15 Uhr traf ich am Ausgangspunkt ein, hastete zur Piaggio, fand diese in unversehrtem Zustand und leistete mir im Restaurant des Hotel Parador ein cerveza jarra (ein großes), das nach all der zurückgelegten Strecke recht klein anmutete.
Diese unbeschreiblich interessante, lehrreiche und atemberaubende Tour werde ich immer im Gedächtnis behalten.
die letzten mittelalterlichen Lavaströme
An Zeit habe ich für die gesamte Tour 8 ½ Stunden gebraucht, man rechne aber mindestens mit 10 Stunden. Wenn der Gipfel des Teide mangels fehlender Genehmigung unzugänglich bleibt, dann verkürzt sich die Tour um eine knappe Stunde. Der Höhenunterschied mit allen Hochpunkten beträgt rechnerisch 1.700m und die Wegstrecke incl. Bundesstraße zurück um die 25km.
Abschied vom Teide
Die Anreise vom Playa de las Americas in Costa Adeje erfolgt über die TF-28 nach La Camella, dann biegt man links, bergwärts auf die TF-51 nach Arona ab und kommt bei Vilaflor wieder links auf die TF-21, die man dann bis zum Parkplatz beibehält und wo es auch keine Irritationen mehr gibt, weil sie die einzige Straße ist, die in die Caldera hinein führt. Alleine diese gut 40km Bundesstraße sind es wert einen Tag dem Strandfaulenzen zu entziehen, um die Dörfchen, Weinhaine und Bodegas im unteren Teil und den Pinien-, Kiefernwald mit gewaltigen Exemplaren im unteren, vom Wind geschützten Teil anzusehen. Das Erlebnis von Meereshöhe sozusagen Null bis auf 2.100m verschiedene Vegetations- und Klimastufen in einem Stück zu befahren ist kein alltägliches, vom Kaktus über die höchstgelegene Kiefer auf knapp unter 2.000m bis zum winterharten Teideginster auf 2.100m innerhalb von gut 40km.