Archiv der Kategorie: Stubaier Alpen

Schitour Kleine Kreuzspitze, 2.518 m

Etwas im Schatten der mächtigen Hohen Kreuzspitze steht ihre niedrigere Schwester, die Kleine Kreuzspitze, die als Schitour von Flading aus, am Ende des Ratschingstales in Südtirol, begangen wird. Bei der Schitour auf die Kleine Kreuzspitze fallen gut 300 Hm weniger Aufstieg an, als auf die große Schwester.

Kleine Kreuzspitze, 2.518 m

Der Anstieg auf beide Kreuzspitzen ist bis zur Abzweigung am Steindamm nach der Klammalm der selbe. Am Talende am privaten Parkplatz in Flading (um eine freiwillige Spende für die Parkplatzpflege wird gebeten) startet der Almweg, der auch als der Pfeifer-Huisile Weg bezeichnet wird. Ein historischer Bericht über die Sagengestalt Pfeifer-Huisiles befindet sich verlinkt beim Bericht über die Schitour auf die Hohe Kreuzspitze. Oberhalb der Schlucht des Ratschingserbaches hat man eine Aussichtsplattform zur Begutachtung seiner Schlucht errichtet.

Ausgangspunkt ist der Privatparkplatz Flading

Auf derart kulturhistorischem Gebiet führt ein Schotterweg hinauf auf die Hänge unterhalb der Klammalm. Man kann auch über das Feld mit dem unangenehmen Ende durch einen schlecht durchsteigbaren Holzzaun aufsteigen, um auf den oberen Teil des Wegs zu kommen.

unbequemer Durchlass im Zaun

Bei unserer Begehung war der Sonne zugewandte Teil des Wegs zur Flading Alm weitgehend aper, sodaß bei der Abfahrt die Schi getragen werden mußten. Ebenso einige Minuten im Aufstieg später, wo mächtige Bäume apere Stellen bedingen – diese können aber im Jungwald rechts umgangen werden.

im Almgelände; die Zirmaidspitze bereits unter Sonne

Nach etwa 20 Minuten Aufstieg endet der Wald und eine weite Almfläche wird betreten. Der Aufstieg ist dort geprägt von großen Felsblöcken, die Zimmergröße erreichen. Zwischen Mulden im Gelände und den Blöcken steigt mit teilweise engen Kehren auf, bis der Bach überwunden wird.

teilweise in Stufen aufwärts

Jenseits des Baches geht es mit etwas weniger Felsblöcken weiter und es wird gegen den Hang zur Klammalm steiler. Oberhalb, unter dem markanten Felszacken mitten im Kessel, sieht man schon den Almweg zur Klammalm. Unterhalb davon befindet sich der Durchstieg auf das Plateau der Alm, der angesteuert wird. Einige Spitzkehren sind im oberen Teil vor dem Durchstieg nötig und dort führt auch der Sommerweg durch.

Querung des Ratschingserbachs

Spätestens beim Durchstieg taucht man in Sonnenlicht ein und die kalte herabziehende Thermik läßt nach. Ein paar Minuten nach dem Durchstieg wird die Klammalm auf 1.925 m erreicht. Sie ist im Sommer bewirtschaftet und eine Jausenstation.

Andrea im Durchlass

Westlich an der Alm vorbei führt der Aufstieg in einer Linkskurve zum Verzweigungspunkt der beiden Schitouren – rechts über das Wehr geht es auf die Hohe Kreuzspitze, links auf die Kleine Kreuzspitze.

Klammalm, 1.925 m

Wir nehmen die Route Richtung Südosten auf die Kleine Kreuzspitze, die nach kurzem Marsch über die zunächst flachen Kuppen hinter der Rippe im Vordergrund als kleine wenig spitze Erhebung gesichtet wird. Der Blick auf sie währt nur kurz, bald verdecken die Erhebungen auf der Rippe die Sicht wieder.

kurz nach der Abzweigung in Richtung Kleine Kreuzspitze geblickt

Etwa 300 hm Aufstieg führen vom Wehr auf die Rippe, die vom Hauptkamm zum Fladinger Berg nach Norden zieht.

auf eine Kuppe

Da der Aufstieg durch das kupierte Gelände recht lang ist, fällt der Höhenunterschied, der bewältig werden muß nicht besonders auf, erst im Rückblick auf der schmalen Rippe fällt er auf.

Anstieg auf die Rippe

Gleichzeitig ist ab dem Erreichen der Rippe die Kleine Kreuzspitze dauerhaft zu sehen. Eine recht steile Erhebung auf der Rippe wird ostseitig umgangen und leitet in das große Kar unterhalb der Kleinen Kreuzspitze.

auf der Rippe, vorne Schlüsselstelle (wem das zu steil ist, der kann westseitig die Rippe weiter südlich aufsteigen und so den schmalen Grat umgehen

Hinter dieser Querung erreicht man einen Sattel über den wir die Erhebung bei der Abfahrt im Schatten umfuhren und gute Schneebedingungen vorfanden.

am Kamm der schönen Rippe

Der Restaufstieg von etwa 200 Hm im Kar wird auf der rechten Seite begonnen. Dort ist das Gelände weitgehend ebenförmig und keine Steinblöcke sind zu umgehen.

die Kleine Kreuzspitze mit Gipfelkreuz links im Bild

Ein Linksbogen wird zum Nordhang der Kleinen Kreuzspitze hin ausgeführt und je weiter man sich dem Nordhang nähert desto steiler wird das Gelände.

Blick zur Kleinen Kreuzspitze, von rechts unten wird gequert

Bei unserer Begehung führte die Spur unterhalb des Gipfels querend auf den nordostseitigen Grat, von dem noch 20 Hm vom Gipfel trennen.

in der Querung unterhalb des Gipfels

Dort richteten die meisten Tourengeher ihr Schidepot ein, während wir unter Schi über eine unangenehm felsige Stufe bis zum Gipfel weiterstiegen.

herrlicher Rückblick mit der Hohen Kreuzspitze

Das Gipfelplateau der Kleinen Kreuzspitze ist nicht gerade groß für die Besuchsfrequenz, die an diesem Tag herrschte. Wir fanden dennoch einen Rastplatz und waren nach 20 Minuten wieder fast alleine.

Rückblick auf das Schidepot

Die Aussicht auf der Kleinen Kreuzspitze büßt gegenüber der großen Schwester nicht viel an Fernsicht ein, lediglich im Nordwesten ist sie deutlich eingeschränkt, endet an der Wildspitze im Ötztal und beginnt wieder mit der Sonklarspitze im Stubai. Gleich neben letzterer ist der Botzer gut sichtbar.

Andrea und Herwig auf der Kleinen Kreuzspitze

Im Vordergrund, den Talkessen einfassend ragen die Zirmaidspitze und die des tollen Schitourenziels Ratschinger Weißen auf, beide noch etwas höher als die Hohe Kreuzspitze.

rechts neben dem Ratschinger Weißen die Sonklarspitze, dann der Botzer in 9,3 km Entfernung, dann, vor dem Gletscher am Botzer, der Wilde Freiger in 14 km Entfernung und vor dem rechten Bilddrittel die Feuersteine; ganz rechts der hohe Zahn

Genau nördlich ragen die Feuersteine auf, weiter nordöstlich ist die Kuppe des Hohe Zahns gerade noch zu sehen, bevor die gegenüberliegende Bergkette mit der Hohen Ferse die weiter entfernten Gipfel abschneidet und nur mehr der Pflerscher Tribulaun, sowie der Nördliche Rosslauf  in der Ferne sichtbar sind. Im Aggls-Rosskopf-Kamm ist die schöne Wetterspitze zu bewundern.

links der graue Spitz ist der Pflerscher Tribulaun, etwas rechts der Nördliche Rosslauf, dann die Brennerberge, dann Kleiner Kaserer und Olperer, dann Hochfeiler und dunkel die Wilde Kreuzspitze

Die Tuxer Ziele sind weit weg, können aber auf diesem Blog nachgelesen werden. Im Vordergrund wären im Nordosten der Kleine Kaserer und der Olperer zu nennen.

weiter im Südwesten die Sarner Alpen, rechts und dunkel das Sarner Weißhorn

Einen schönen Tourenberg stelle die Hohe Warte im Schmirn dar und am Tuxer Hauptkann sind der Kraxentrager und der Wolfendorn tolle Schitourenziele.

im Vordergrund der Fleckner und das Glaitner Hochjoch, kurz vor der Bildmitte das Schrotthorn in den Sarner Alpen, dann die Puetzspitze und Furchetta sowie ganz rechts der Langkofel gerade noch sichtbar, dann im Vordergrund der Hochwarte und rechts dahinter der Kesselkogel und die Rosengartenspitze

Direkt im Osten des Jaufenkamms finden sich die Schitouren auf den Fleckner und auf das Glaitner Hochjoch (Schlotterjoch).

im rechten Bilddrittel der Hirzer und der spitze Ifinger bei Meran

Im Südosten finden sich die Sarner Alpen mit dem Schrotthorn und weiter südlich schauen die tollen Spitzen der Dolomitengruppen durch und im Süden die Gipfel der Brentagruppe.

Südwesten mit Hochwilde in Bildmitte, links davon Hohe Weiße, weiter links der Lodner

Die Gipfelschau schließt sich mit der Hochwilden im Südwesten, dem Hinteren Seelenkogel, der Liebener Spitze, dem Hochfirst und dem Granatenkogel in den Ötztalern.

markante Ötztaler mit dem Hinteren Seelenkogel, Liebener Spitze, Hochfrist, und Granatenkogel rechts; schon weiter entfernt der Große Ramolkogel und ganz rechts vor der Hohen Kreuzspitze die Wildspitze in 28 km Entfernung 

Die Abfahrt vom Gipfel war durch den vergleichsweise wenigen Schnee und die durch die Felsblöcke führenden Schneisen früherer Befahrungen bereits recht hart. Dort blieben wenig Möglichkeiten für eigene Schwünge, etwa 50 Hm hinab.

Rückblick auf das Kar der Kleinen Kreuzspitze

Weiter unten querten wir auf den sonnenbeschienen Osthang im Kessel, der ein paar Schwünge in Lockerschnee zuließ. Anschließend führte der bereits vollständig verspurte Hang zum o. e. Sattel, der in den Schatten hinter der imposanten Graterhebung führte.

In diesem Teil trafen wir die besten Schneebedingungen an und kosteten diese aus bis hinab auf die weiten flachen Hänge oberhalb der Klammalm. Im flachen Teil vor der Alm war der Schnee schon fortgeschritten umgewandelt, Schwünge waren dort harte Arbeit.

schattiges Gelände nach dem Sattel

Nach der Klammalm wurden die Schneeverhältnisse noch etwas anstrengender, bzw. richtig schweißtreibend. Harte Fahrbänder zogen sich in den unbesonnten Kessel der unteren Alm hinab, denen wir großteils folgen mußten, da der Schnee bereits so tief gefroren war, daß er kaum befahrbar war.

Abfahrtsgelände unterhalb der schattigen Nordwestabfahrt

Mit Dutzenden Kurven mühten wir uns den Hang hinab bis auf den Almweg der Flading Alm und legten dort die Schi an den aperen Stellen ab. Unbequem durch die Zaunlücke gestiegen erreichten wir dann den verhärteten Schlußhang über den wir bis zur Brücke hin raspelten. Frischer Schnee ist nach fast drei Wochen nun dringend erforderlich.

Rückblick auf die schönen Abfahrtshänge der Kleinen Kreuzspitze

Auf die Kleine Kreuzspitze rechne man mit 3:45 Stunden, für die gesamte Schitour incl. Pausen mit 4:30 Stunden. An Steigarbeit sind 1.050 Hm zu bewältigen und die Streckenlänge zum Gipfel beträgt 5,1 km.

Mils, 07.01.2023

Schitour Glaitner Hochjoch (Schlotterjoch), 2.389 m

Wie sein Genosse im Bergkamm, der Fleckner, liegt die schöne und leichte Schitour auf das Glaitner Hochjoch, oder auch Schlotterjoch genannt – nordseitig in Ratschings und stellt die Verbindung vom Ursprung des Grates bei der Hohen Kreuzspitze zum Jaufenpaß dar.

Herwig schlotternd am Glaitner Hochjoch

Der Aufstieg erfolgt vom Parkplatz auf der Straße nach Flading, dem Ausgangspunkt der Hohen und der Kleinen Kreuzspitze. Der Anstieg ist auf der Infotafel ersichtlich und es gibt eine Variante, die direkt am Ausgangspunkt hinter dem Schranken südlich in den Wald hinaufführt (der auf der Infotafel gezeigte Einstieg in den Wald geht erst nach ein paar hundert Meter später rechts hinauf).

gleich nach dem Schranken rechts hinauf in dichten Wald

Der Aufstieg sieht zunächst nach einem Hohlweg aus, verliert sich aber sofort in relativ dichtem Wald und wird steil. Davon darf man sich aber nicht beirren lassen, diese Stufe erstreckt sich aber nur über die ersten etwa 50 Höhenmeter, bevor der Wald lichter wird und auch die Steigung absinkt.

gleich wird es wieder lichter und die Spur führt vom Jungwald in alten Wald

Nach 10 Minuten erreicht man in südöstlicher Richtung eine Forstfläche, die rechts liegen gelassen und auf eine Lichtung zugesteuert wird. Am Ende der Lichtung wird ein Weg erreicht, dem nur 100 Meter gefolgt wird, bevor der Wegweiser auf das Schlotterjoch abermals in den Wald führt. Dieser Abschnitt befindet sich bereits auf der offiziellen Aufstiegsroute.

ganz kurz auf dem Weg, dann gleich rechts in den Wald

Das kurze Waldstück endet wieder auf einem Weg, der aber nur überquert wird, um jenseits davon wieder am Waldweg fortzusetzen. Dort erreicht der Aufstieg etwa die Steilheit wie zu Beginn der Tour, eine Geländestufe wird überwunden.

jenseits des Weges beginnt die steilere Stufe auf die Wumblsalm

Oberhalb flacht das Gelände dauerhaft ab und stellt den Beginn der Almflächen dar, die kurz darauf in flachem Anstieg erreicht werden.

die Hegefläche wird links liegen gelassen

Entlang einer Hegefläche führt der Weg aus dem Wald auf die Innere Wumblsalm, die auf dem Wirtschaftsgebäude eine andere Bezeichnung als in AV-Karten und in den Webmedien führt, und zwar „Innere Umels Alm“.

in Almgelände

Hinter der Alm Richtung Süden nimmt man nun einen Übergang auf der Rippe nach Westen ins Visier, der erst bei der Annäherung im Aufstieg auf die Rippe erkennbar wird. Er befindet sich im unteren Drittel der Rippe, seine Hangneigung erreicht nur stellenweise 30° Hangneigung und er stellt den Sommerweg dar. Je näher man dem Hang kommt, desto klarer wir die Route.

Aufstieg auf die Rippe rechts oberhalb

Der unschwer zu meisternde Übergang setzt auf seiner Westseite mit einer kleinen Mulde fort, die auf eine Kuppe führt und auch nach derselben bleibt die Route stets nahe an der linksseitigen Rippe.

Rückblick auf den Übergang auf der Rippe

Nach einigen Minuten erreicht man Gelände mit eingestreuten Felsblöcken, durch die es mit kleinen Richtungsänderungen weitergeht.

oben wechselt die Route links in eine Unterbrechung, in einen Sattel auf der Rippe

Die Spur steuert dann auf einen kleinen Sattel zur Linken zu, in dem vermehrt Felsblöcke vorkommen. Durch sie erfolgt der Aufstieg mit einer kleinen Entfernung zu einer Steinschlichtung (Steinmann) in einer Unterbrechung der herabziehenden Rippe.

Wiederaufstieg auf die Rippe, nun aber als ausgeprägter Nordosthang

Nun befindet man sich wieder auf der östlichen Seite der Rippe. Die Steinschlichtung hat den Sinn eine Markierung für die Findung des Aufstiegs aus der Sicht bei der Alm darzustellen.

Aufstieg am Nordosthang

Über den nun folgenden Nordosthang führt die Route bis zum Gratkamm.  Man folgt dem Kamm bis rechts unterhalb unter die vermeintlichen Gipfelschrofen. Die Geländeneigung bleibt während dem Aufstieg nach rechts oben immer unter 30°, wenn die Spur danach ausgerichtet ist. Steiler als 35° wird es auch bei ungünstiger Spuranlage aber nicht.

am Gipfelgratkamm mit Gipfelkreuz des Schlotterjochs

Am Gratkamm erreicht man ein kleines Plateau von dem aus der nicht höhere wirkende Gipfel in Form eines massiven Holzgipfelkreuzes im Südwesten gesichtet wird. Dorthin führt ein – für Mancher Empfinden – scharfer Grat, der jedoch auch mit Schi machbar ist. Man sollte am Gipfel angekommen beachten, daß der Rückweg ohne Felle unklug ist, da der Übergang nicht nur aufsteigend, sondern mehrere Girlanden beinhaltet.

Glaitner Hochjoch (Schlotterjoch), 2.398 m

Am eher kleinen Gipfelplateau blies uns der Südföhn um die Ohren, sodaß wir nach dem einzigen  Foto vom Gipfelkreuz beschlossen, ohne Abzufellen zum kleinen Plateau vor dem Nordosthang zurückzukehren und dort die Gipfelpause abzuhalten.

Abfahrt auf dem Übergang auf der Rippe

Im Lee des Gratrückens verbrachten wir stehend eine kurze Gipfelpause in der der Nebel noch dichter wurde. Die unerwünschte zusätzliche Sichtbehinderung veranlasste uns die Pause kurz zu halten und rasch die Abfahrt anzutreten. Im Stemmbogen ging es bis auf etwa 2.000 m abwärts – irgendjemand hat am Vortag nicht aufgegessen…

Unterhalb etwa 2.150 m tauchten wir wieder unter der Nebelschicht auf und konnten halbwegs vernünftig abfahren. Die Schneeverhältnisse waren zwar nicht berauschend, aber besser an zuhause.

hinter dem Abfahrtshang die Rippe, die westseitig umgangen wird

Nach der Wumblsalm erreichten wir derart warmen Schnee, sodaß wir fast auf der Piste klebten. Im Wald und dann auf dem Almweg wurde dieses Phänomen besser. Zuerst aber mußten wir uns – weitgehend westlich der freien Fläche – über die Steilstufe nach der Wumblsalm (im Abfahrtssinn) hinab quälen.

Blick auf das Abfahrtsgelände der Inneren Wumblsalm

Die Schitour auf das Glaitner Hochjoch ist bei gutem Wetter eine schöne und leichte Schitour mit 890 Hm Aufstieg unterhalb 35° und man rechne dafür einen Zeitbedarf mit kurzen Pausen von 3:20 Stunden. Die Streckenlänge beträgt 4,2 km.

Mils, 02.01.2023

Schitour Fleckner, 2.233 m

Eine kurze, nette und sonnige Schitour auf den Fleckner wollten wir jenseits des Brenners unternehmen, da mangels Schnee und einer etwas angespannten Lawinensituation hierzulande kaum Tourenmöglichkeiten bestanden. Wir wählten dafür einen Tag in der letzten Dezemberwoche, der zumindest heiteres Wetter in der Gegend Sterzing versprach.

Fleckner, 2.233 m

Auf der Autobahn staunten wir dann nicht schlecht, als gegen den Brenner hin durchgehende Bewölkung und nebelverhangene Gipfel auftauchten. Leider änderte sich dies über den Tagesverlauf nicht wesentlich.

Start am Almweg zu den Wumblsalmen

Der Fleckner eignet sich als leichte Schitour mit dem Ausgangspunkt im Inntal, wenn im Süden Tirols mehr Schnee liegt als im Norden. Er stellt mit 830 Hm Aufstieg nur eine kurze Tour dar und für diese würde man sonst die lange Anreise nicht unternehmen.

dem Weg ca. 1,5 km über drei Kehren folgen

Kurz nach den Bergbahnen in Bichl im Ratschingstal gelangt man auf die südliche Talseite nach Flading. Der Parkplatz auf der Straße nach Flading stellt den Ausgangspunkt auf den Fleckner dar. Rechts gibt es mehrere Parkflächen, links die Infotafel über die drei Schitouren vom Parkplatz aus (Fleckner, Saxner und Glaitner Hochjoch oder Schlotterjoch, alle etwa die selbe Anstiegslänge und -höhe).

eine Abkürzung der zweiten Kehre ist möglich

Recht lang entlang des Almwegs und zwar bis nach der dritten Kehre (knapp 1,5 km) führt die Route aufwärts, bevor ein Wegweiser (kurz nach der dritten Kehre) in den Wald leitet. Im Wald führt die Spur aber auch nur kurz nach oben und zwar bis zu einer Wegkreuzung auf einer ebenen Fläche mit hölzernen Hinweisschildern zu den Wumblsalmen und zum Fleckner.

nach der dritten Kehre verläßt man den Almweg in den Wald

Flach führt der Almweg weiter gegen Süden.  Nach kurzer Strecke zweigt die Spur über eine kleine Steilstufe vom, Weg ab und man erkennt bereits vom Weg aus lichteres Gelände oberhalb. Dort erreicht man schöne freie Almflächen, die Klinglermähder.

nach wenigen Minuten im Wald wird der Almweg wieder erreicht

Eigentlich sollte vom unteren Rand der Alm bereits das Ziel der Fleckner eingesehen werden können, was bei unserer Begehung jedoch leider nicht der Fall war. Am rechten Rand der Mähder steigt man weiter auf, dem steiler werdenden Hang, der sich von rechts herunterzieht, entgegen.

auf der freien Almfläche angekommen

Links türmt sich die Saxendlespitze auf und begrenzt somit die Äußere Wumblsalm.

rechts hinauf, vorbei an einem entfernt gelegenen Wetterkreuz

Rechts trennt die Rippe zum Saxner, mittig der Fleckner, der nun an der rechten Flanke der Rippe erstiegen wird. Zunächst erfolgt der Anstieg auf einen vermeintlichen Sattel zu, der sich oben nur als Talstufe herausstellt und der über eine leicht steile Hangpartie erstiegen wird. Dabei läßt man ein schönes Wetterkreuz am Ratschinger Almenweg weit rechts liegen.

Geländestufe oberhalb

Hinter dieser Stufe führt der Anstieg so weiter wie vor der ersten Talstufe, durch ein seichtes Tal. Am Ende dieses Tales öffnet es sich und die Route führt wieder rechts über einen steileren Hang – jedoch merklich weiter als bei der ersten Stufe – auf die letzte Stufe, die zugleich den Grat darstellt.

ein weiteres Tal wird durchwandert

Der Anstieg vom unteren Hangteil ist weniger weit wie der aussieht. Dort trennen vom Gipfel kaum 120 Hm.

Schlußhang

Oben am Gratkamm fällt der Blick auf St. Leonhard in Passeier ins Auge. Der Tiefblick erstreckt sich auf 1.500 Hm und war bei unserer Begehung nur schemenhaft zu erkennen.
Auf den Gipfel führt ein kleiner Aufschwung von etwa 30 Hm, die vom Grat aus in ziemlich direkter Linie, oder tiefer im  Nordwesthang.

am Gratkamm; entweder links über die Flanke oder direkt am Kamm zwischen den Schrofen

Hat man diese letzte kleine Stufe überwunden, befindet man sich auf dem weiten Gipfelplateau mit dem Holzgipfelkreuz am östlichen Ende vor den Schrofen hinab in das Passeiertal. Zu unserem Unmut verschlechterte sich die Nebelsituation innerhalb der knappen halben Stunde zusehends und die Gipfel, die man von dort aus sehen kann müssen alle geschuldet bleiben.

langgezogenes Gipfelplateau am Fleckner

Einzig die Hohe Kreuzspitze soll hier erwähnt werden, da es ein Bild von ihr direkt auf den Fleckner gibt.

der Fleckner im Jaufenkamm von der Hohen Kreuzspitze aus gesehen

Die Abfahrt über die weiten Bergwiesen kann sehr individuell erfolgen. Anhand der Hangneigungskarte gibt es kaum Bereich mit Neigungen über 35°, meist bleibt das Gelände zwischen 30 und 35° und im unteren Teil darunter.

Leider konnten wir aufgrund fehlenden Kontrastes die Hänge nicht weit abseits der Aufstiegsspur befahren, auch die noch nicht sehr gute Schneelage verhinderte das.

in Bildmitte wäre der Gipfel des Fleckners zu suchen – leider unter Nebel

Für den Fleckner rechne man einen Gesamtzeitbedarf von 3:30 Stunden. Die Aufstiegshöhe beträgt 830 Hm, die Streckenlänge 4,6 km.

Mils, 30.12.2022

 

Freihut, 2.625 m – Runde über das Jöchlegg

Bekannt ist die Freihut in den Südlichen Sellrainer Bergen durch die Anstiege von Praxmar sowie vom Gleirschtal bzw. der Möglichkeit der Besteigung vom Gleirschtal ins Lüsenstal oder umgekehrt. Der Name gibt Rätsel auf, während der Tour wird jedoch klar, daß es sich beim Gipfelplateau um eine große Weide gehandelt haben muß – auf der „gehütet“ wurde -, die einst sehr wahrscheinlich „frei“, also kostenlos zugänglich gewesen ist. Leicht zugängliche, ertragreiche und wirtschaftlich gut nutzbare Flächen vereinnahmten immer Fürst, Lehensherr oder Kirche für sich, steile, steinige, mühsam zu erschließende und wirtschaftlich kaum nutzbare Flächen überließen die Mächtigen den Bauern.

Freihut, 2.625 m

Auf die Freihut führen mindestens drei Anstiege, wobei der unbekannteste und wahrscheinlich schönste jener über das Jöchlegg ist. Der Anstieg ist leicht, jedoch verschwindet der Steig kurz nach dem Jöchlegg auf dem Gratrücken, wobei selbst mit nur schwach ausgeprägter Orientierungsgabe der Aufstieg leicht gefunden wird, bleibt man doch stets auf dem breiten grasigen Rücken und vollführt erst knapp unterhalb des Hauptrückens eine langgezogene Südwendung hin zum vermeintlichen Gipfel der Freihut, mit dem Gipfelkreuz.

Aufstieg zum Jöchlegg nach dem Regen

Von der Kehre beim Weiler Narötz1 führt die asphaltierte Straße etwa 150 m an eine Forstwegabzweigung heran, die rechts in den Wald führt. Man parke nicht am Holzstapel an dieser Abzweigung, wenn Forstarbeiten zu erwarten sind. Unten an der Kehre kann geparkt werden, wie wir von verärgerten Anrainern gelernt haben, die mit den langen Bäumen Mühe hatten mit dem Traktor aus dem Forstweg heraus an unserem Auto vorbei auf die Asphaltstraße zu kommen.

Kuppe auf 1.700 m

Dem Forstweg folge man von der Abzweigung wieder etwa 150 m, bevor links eine Abzweigung zum Steigansatz führt (Markierung auf Aluminiumstange oben), der über den bald steil werdenden Hang hinaufführt. Nach etwa 15 min Anstieg tritt der Steig aus dem Wald heraus und sogleich wird eine Holzhütte sichtbar.

Tiefblick auf Juifenau

Nun schlängelt sich der Steig auf der Freifläche bergan und führt schräg nordwestwärts auf eine Erosionsrinne zu, die überquert wird. Auf der Gegenseite führen zwei Serpentinen in eine lichte Baumgruppe und weiter nordwärts auf die nächste Freifläche.

bereits knapp unterhalb des Jöchleggs mit bärigem Ausblick auf das äußere Sellraintal

Wieder steuert man auf eine Erosionsrinne zu und wieder wird sie überquert. Von dort beträgt der Aufstieg bis zum Jöchlegg noch gut steile 400 Hm. Zunächst bleibt der Steig auf der Nordseite der Rinne bevor er abermals wieder in den Wald leitet, der zusehends dichter wird. Im Wald folgt er dann der südlichen Begrenzung der Steinlehnen, einer großflächigen Hangrutschung mit etwa 800 m Höhe, die die Siedlung darunter über lange Zeit gefährdet hat, bevor der Hang zu Ruhe gekommen ist und Schutzmaßnahmen ergriffen worden sind.

Blick auf die Steinlehnen, die durch ihre Massenbewegungen in der älteren und jüngeren Geschichte des Tales für Katastrophen gesorgt haben

Bereits im Wald werden großartige Aussichten auf das Lüsens- und vor allem auf das äußere Sellraintal erkennbar, die auf der vorgelagerten Kuppe noch grandioser wirken. Dort, am Jöchlegg, befindet sich eine komfortable Rastbank, die wir zur Trinkpause nutzen und den kurzen Abstieg zum Kreuz nehmen, um dieses zu betrachten.

Freihut knapp unterhalb des Jöchleggs

Die Aussicht an diesem Sternpunkt ist sagenhaft, das Inntal abwärts reicht der Blick zum Wilden Kaiser.

herrlicher Blick auf das Lüsenstal

Nach Süden überblickt man das gesamte Lüsenstal bis auf den Lüsener Ferner. In West-/Ostrichtung kann der gesamte Kamm der Nördlichen Sellrainer Berge betrachtet werden und diesem Blick huldigt auch die Widmung im Gipfelbuch der Schützenkompanie Gries im Sellrain.

schönes Kreuz der Schützenkompanie am Jöchlegg vor Peiderspitze und Weißstein

Das Kreuz selbst trägt ein hölzernes, flammendes Herz Jesu und eine ausgeklügelte, kupferne Gipfelbuchschachtel, die das Buch vor den Wettern schützt. Bei all der Gediegenheit des Ortes fällt es einem schwer das Kreuzjöchl – wie das Jöchlegg auch heißt – nicht als Gipfel wahrzunehmen.

Kreuzjöchl vor der Freihut

Ein kurzer Gratrücken führt den Sporn des Jöchleggs an das Bergmassiv der Freihut heran. Eine kurze, fast ebene Strecke, die links von ihr die auffällige Eigenschaft des Schiefergneis zur Bergzerreißung so richtig zur Geltung kommen läßt, so können dort ausgeprägte Nackentälchen festgestellt werden, über die auch die alte Steigführung des sogenannten Kirchsteigs gelegt wurde, der eine Verbindung von St. Sigmund nach Praxmar darstellt.

einzigartiger Talblick ins Sellraintal und bis zur 93 km entfernten Ellmauer Halt

Auf einer deutlich erkennbaren Linie zeichnen sich die kleinen Spitzen mit den bergseitig gebildeten Tälchen dahinter ab. Der Kirchsteig verläuft durch die Tälchen wie in einer Wanne.

Merkmale von Massenbewegung; Bergzerreißung, Hangkriechen, -gleiten

Die kurze intensive Sonnenbestrahlung nach dem Regen lies einige bärige Bilder zu, hatte aber auch den Nachteil der Verdunstung auf den Bergwiesen und im Verein mit der entstehenden Thermik bescherte uns der Wetterwechsel teilweise dichten Nebel im Aufstieg.

teilweise steil über Bergwiesen und vereinzelte Schrofen

Die Richtungsfindung war jedoch einfach, der grasige Rücken, teilweise mit vereinzelten Schrofen versehen, wird am Kamm bestiegen und bei jedem Abriss der rasch aufsteigenden Nebel wird das Gipfelkreuz sichtbar.

Gipfelkreuz der Freihut immer im Blick

Gegen den Nordkamm hin vollführt der Steig die oben erwähnte Linkswendung, in Richtung zum Sporn auf dem das Gipfelkreuz errichtet wurde. Die Reste eines ehemaligen Hirtenunterstandes werden dabei passiert, die nicht nur den Eindruck machen als wäre die Freihut schon weit vor ihrer touristischen Erstbesteigung erstiegen worden, sie sind Zeuge dessen.

phantastischer Aufstieg über herbstliche Bergwiesen

Über oberflächliche Hangrutschungen steigt man oberhalb der vor dem Nordkamm obersten sich bildenden Nackentäler auf flacheres Gelände, gebildet durch enorme Massenbewegungen des Gebirges. Im flachen Gelände findet man wieder Steigspuren vor, die zum Sporn mit dem Gipfelkreuz hinführen.

die Route ändert sich nach links zu den obersten Hanggleitungen hin

Die Steigspuren führen durch trogartig geformtes, felsiges Gelände, gebildet durch die Bergzerreißung, das nach oben hin  mit einer kleinen Überraschung aufwartet. Wer den Blick für die türkisgrünen Anlagerungen von Malachit auf Gesteinsstücken hat, kann solche dort noch wenige vorfinden.

durch Oberflächenrutschungen führen Steigspuren den Flachstellen zu

Der Sporn, den es zu besteigen gilt, ist nicht der geodätische Gipfel der Freihut, es ist dies übrig gebliebene Erhebung an der Ostseite am Plateau aus standfestem Granodiorit, der eigentliche Gipfel der Freihut befindet sich 300 m südöstlich davon, er ist um zehn Meter höher und trägt ebenfalls ein Gipfelkreuz. Wir haben ihn nicht bestiegen, da er nicht direkt am Weg lag und schneidiger Wind uns von dem unspektakulären Gupf abhielt.

am Plateau der Freihut angekommen

Rasch ersteigt man vom Plateau aus den Sporn, der sich als Ort für das Gipfelkreuz bestens eignet, nimmt man den Ausblick ins Tal in Betracht.

ein deutlicher Steig leitet bergwärts

Rasch wechselnde Bewölkung, Regenstriche in der Ferne und Nebel machten während der Gipfelrast das Warten auf geeignete Bildaufnahmen spannend und schließlich wurden die Bilder in den Süden wenig interessant.

Blick in den Südosten von der Freihut

Von Südost bis Südwest befanden sich die zentralen Stubaier Alpen unter durchgehender Bewölkung und auch der Kontrast fehlte weitgehend. Erwähnenswert ist die schöne Aussicht auf die Hohe Villerspitze und den Lüsener Fernerkogel, ersterer links im Lüsenstal, letzerer rechts davon, mittig der ehemals lange Lüsener Ferner, der bereits bis hinter die „Mauer“, seinem Nordabhang, zurückgebildet ist. Hinter dem Lüsener Ferner lag die Gipfel der Ruderhofspitze und der Seespitzen bereits unter Bewölkung.

Blick in den Süden von der Freihut

Bereits in südwestlicher Richtung bot sich uns ein schöner Blick auf die Hintere Grubenwand (3.173 m), den Ausgangspunkt des gesamten Nordgrates auf dem wir uns auf seiner nördlichsten Erhebung befanden. Rechts davon, zwischen dem Grieskogel und der Lampsenspitze (runde Kuppe) lugt der rassige Gleirscher Fernerkogel durch, weiter rechts noch die kühne Hintere Sommerwand.

Blick in den Südwesten von der Freihut

Links und rechts vom eigentlichen Gipfelkreuz der Freihut finden sich konzentriert schöne Schitourenziele mit dem Zwieselbacher Rosskogel und der Haidenspitze.

Blick in den Westsüdwesten von der Freihut

Im Westen reicht der Blick auf die Schitourenziele Weitkarspitze, Kraspesspitze und weiter in den Nordwesten gehend auf Steintalspitze, Pockkogel und Gaiskogel .

Hellmut mit den kurz zuvor angekommenen Damen auf der Freihut

Die Nördlichen Sellrainer Berge sind in ihrer gesamten Kette eindrucksvoll zu sehen.

Blick auf die Kühtainer Berge im Westen der Freihut

Von Pirchkogel und Hochalter über Mitterzaigerkopf und Rietzer Grieskogel windet sich der Kamm über das Seejoch zur Peiderspitze.

im Nordwesten ein ebenfalls schönes Herbstziel mit dem Seejoch (2.808 m) im Nordwesten

Schließlich folgt der rassige Weißstein und den Abschluß der Kette bildet der Roßkogel, bevor der 14 km lange Kamm nach Osten ins Inntal abfällt.

Peiderspitze mit dem schönen Grat zu den Koflerspitzen im Norden

Im Osten endet die Gipfelschau über dem Kamm oberhalb der Juifenau Alm der Gipfelsaum der Kalkkögel mit den drei höchsten Zielen, der Großen Ochsenwand, der Riepenwand und der Schlicker Seespitze.

Weißstein und Roßkogel als die letzten scharfen Zähne in den Nördlichen Sellrainer Bergen

Während des Aufstiegs am Plateau und am Kreuzgipfel kann man ein Symbol aus Stein beobachten, das wohl die Freude an der Heimat ausdrücken soll. Vollständig lesbar ist es nicht; um einen runden, durch ein Kreuz geviertelten Kreis herum befindet sich der Schriftzug TIROL und im Kreis der Schriftzug „ich lebe“, sowie ein Schriftzug darunter, der nicht mehr lesbar ist. Südlich davon befinden sich drei weitere unleserliche Schriftzüge und ein Dreieck. Hier haben sich wohl mehrere Künstler geübt.

Freihut vor Kalkkögeln

Den Abstieg, und so die Rundtour gebildet, unternahmen wir bei scharfen Brisen über den Steig nach Praxmar. Ohne Handschuhe kein Auskommen, der Wind legte zu und erst in der Grube konnten wir uns derer wieder entledigen.

Anstieg am Kamm vom Jöchlegg

Der Abstieg in die Grube erfolgt zunächst in Gratnähe, bevor sich der obere  Trichter zur Grube öffnet. Den geodätischen Gipfel der Freihut ließen wir dabei rechts liegen.
Bis zur Grube werden über 400 Hm abgestiegen, teilweise über grobblockige alte Steinreisen, bei denen Hellmut das Tempo zugunsten der Sicherheit zurücknehmen mußte.

Gratpassage am Abstieg in die „Grube“, voraus der Praxmerer Grieskogel

Dies bot die Gelegenheit eine verfallene Almunterkunft am tiefsten Punkt der Grube näher zu inspizieren. Die geschlichteten Mauerreste sprechen von einem Vorraum und einem Hauptraum, der Eingang entgegen der Wetterrichtung. Das Dachgebälk ist vollständig verschwunden. Mehr kann nicht entdeckt werden, jedoch ist die Umgebung interessant.

Blick auf die Grube mit Steig nach Praxmar

Unmittelbar neben der Alm befindet sich ein Felsblock mit einer senkrechten Fläche, die, dem Steig zugeneigt, einen Schriftzug zeigt, der mittlerweile sein 135. Jubiläum feiert.

Rückblick auf das mächtige, 400 m hohe Kar der Grube

Das untere Wort ist leicht erkennbar, es handelt sich um den Nachnamen des Innsbruckers August Endres, ein alter Bekannter der Alpingeschichte, der im ausgehenden 19. Jhdt. einige Erstbesteigungen vollführte.

Inschrift „Endres“ an der Alm

Der Schriftzug darüber ist nicht mehr lesbar und er sollte eigentlich den Namen Pock zeigen. Die beiden haben 1887 die Freihut touristisch erstbestiegen. Endres war Mitglied in der von Julius Pock gegründeten Bergsteigergesellschaft der Wilden Bande. Pock hat viele Gipfel im Sellrain erschlossen, ihm zu Ehren wurde der Pockkogel benannt.

verfallenes ehemaliges Almgebäude

Auf historischen Pfaden wanderten wir also Praxmar entgegen. Warum die beiden diesen langen Anmarsch auf den allseits vom vorderen Tal aus leicht zu erreichenden Gipfel nahmen bleibt unbeantwortet. Einen Steig bis zur Grube gab es wahrscheinlich schon aufgrund der Almwirtschaft, welcher die Zuwegung ins Kar erleichterte.

Steig nach Praxmar

Stetig abwärts führt der Steig aus der Grube inmitten von Almrosen und anderen alpinen Zwergsträuchern mit malerischem Blick auf den Talabschluß des Lüsenstales der Ansiedlung Praxmar entgegen und nach dem Eck zwischen „Die Grieser“ und „Leger“ erfolgte unser geplanter Abstieg in den Narötzer Wald.

am Eck zwischen „Die Grieser“ und „Leger“

Der Steig, bzw. die Abzweigung des in den Narötzer Wald hinab führenden Steigs ist leider nicht mehr sichtbar.

an diesen Almhüttenresten geht es direkt hinab auf den überwucherten Steig in den Narötzer Wald

Jedenfalls steigt man bei den Resten eines Almgebäudes einfach auf die weichen Bergwiesenböden direkt hinab und findet, unter Konzentration auf einen Steigverlauf, tatsächlich einen schräg talauswärts verlaufenden Steig, der völlig überwachsen ist und nur als Verflachung der Geländekante auszumachen ist. Hat man ihn erreicht, führt er bis zum Forstweg am Talgrund hinab.

erkennbarer Steigverlauf nach links unten

Dabei taucht der Steig nach einem talseitig am Waldrand erkennbaren Hochstand in den dichten Schlagwald ein und führt an fünf Ruinen von Almhütten vorbei, die man im dichten Wald nicht vermuten würde.

verfallene Almgebäude im Schlagwald

Am unteren Ende des Waldwegs wird eine Wildfütterung erreicht, von dort führt der Forstweg zurück nach Narötz. Am Forstweg talauswärts nehme man die untere (markierte) der beiden Möglichkeiten, das erspart das Überklettern eines Weidezauns kurz vor den Häusern.

Steig im Schlagwald

Da wir mit Schirmen im Regen die Abzweigung vom Forstweg fotografisch nicht aufgenommen hatten begingen wir abschließend nochmals die etwa 150 m des Weges ab der Asphaltstraße, um sie abzulichten.

Gehöft vor der Asphaltstraße

Auf der phantastischen Herbstrunde werden 1.250 Hm über eine Strecke von knapp 10 km gemeistert und Hellmuts Idee eine Runde ersparte uns den Weg nach Praxmar und auf der Landesstraße zurück zum Ausgangspunkt.

Abzweigung vom Forstweg auf den Steig zum Jöchlegg

Wir haben für die Tour incl. aller Pausen sieben Stunden benötigt und bei dieser Zeitangabe ist zu berücksichtigen, daß wir in Summe mehr als 140 Lebensjahre auf den Gipfel zu tragen hatten, der eine jedoch nur dreiviertel vom anderen.

Mils, 26.10.2022

1  Finsterwalder: Tiroler Ortsnamenkunde Bd. 2, S. 641: Narötz, von „orezza – bei der kühlen Luft“, einstiger Lagerplatz für die Mittagsruhe des Viehs mit Kühlung und Schutz vor Insekten

 

Seejoch, 2.808 m – Flaurlinger Roßkogel oder Haggerspitz

Gleich drei Namen besitzt der schöne Aussichtsberg in den Nördlichen Sellrainer Bergen. Und er ist, mit einem Meter mehr als die schön geformte Peiderspitze, nach Osten hin der höchste Gipfel in der Kette. Seine Besteigung von Haggen eignet sich für späte Herbsttage an denen die Sonneneinstrahlung den Südanstieg erwärmt.

oder direkt auf der leicht zu begehenden Gratschneide

Der Ausgangspunkt auf das Seejoch vom Sellraintal  kann von Haggen, oder von zwei Steigen, die etwas höher in Richtung Kühtai, an der Landesstraße beginnen. Am Rückweg kann somit ein geänderter Abstieg zu einer kleinen Runde ausgebaut, und die Forstfläche mit interessanten Informationen besichtigt werden.

Seejoch vom Parkplatz bei der Schärmeralm aus gesehen

Die vorliegende Tour beginnt am Parkplatz jenseits des Zirmbachs, in Haggen. Von dort ist das Ziel gut sichtbar. Vorbei an der kleinen Kapelle führt der Steig nordostwärts auf den grasigen Hang, der so eigentümlich kahl im hellbraunen, verdorrten Herbstkleid steil nach oben führt.

Andreaskapelle Haggen

Deutlich sichtbar von unten erscheinen die Markierungen auf den Blöcken im Hang. Der Steig führt im unteren Teil durch ein paar sumpfige Stellen, bevor der Hang steiler wird und in zunächst weiten Serpentinen aufwärts führt.

Beginn Steig auf den Haggener Sonnberg

Nach einer etwas weiteren Nordostpassage setzt der Steig auf dem Westrücken einer Wasserrinne fort und die Serpentinen werden enger. Auf diesem Rücken bleibt der Anstieg bis der Steilhang oben zum Haggener Sonnberg, der seinen Namen zurecht trägt, stetig abflacht.

Rückblick nach einigen Minuten Aufstiegs

Im Flachteil kreuzt der Steig mit dem Sellrainer Höhenweg, der östlich zur Sonnbergalm und weiter in Richtung Roßkogel führt. Vorbei an den Resten von Almwirtschaft, die aus Unwirtschaftlichkeit und Mühe aufgegeben wurde, leitet der Steig in mäßig steilem Gelände auf den Rücken hinter dem sich die Roßgrube mit dem kleinen See befindet. Am Hochpunkt des Rückens findet sich eine einsame Bank, die für eine Trinkpause genützt wurde.

am Sellrainer Höhenweg angelangt; zum Seejoch geradewegs nach Norden über eher flache Bergwiesen

Von dort kann die „Haggener Wand“ unterhalb des Gipfels des Seejochs und das davon rechts, nach Ost, sich erstreckende Peiderwandl aus der Nähe betrachtet werden, eine nach Ost ansteigende Wandstufe, die höchstwahrscheinlich durch das Abrutschen der Gneisglimmerschiefermassen gebildet wurde. Oberhalb zeichnet sich das Gipfelkreuz des Seejochs deutlich ab.

an der Inneren Roßgrube angelangt

Das Peiderwandl ist es auch das nun, nach der Umwanderung der innersten Rossgrube mit leichtem Höhenverlust, angepeilt wird, um auf die Peiderscharte im Osten zu gelangen.

alte und junge Steinmuren werden überschritten

Am Weg dorthin durchquert der Steig eine Murenrinne, die viele Eindrücke der in den Felsen darüberliegenden geologischen Einheiten in die Roßgrube gefördert hat und nicht nur Gneisglimmerschiefer sowie Schiefergneis sondern auch den dunkelbläulich feinkörnigen Biotitgranitgneis und den ebenfalls dunklen aber eher schwarzen Amphibolit zeigt.

über ein Blockfeld führt der Steig an die Felslinie heran

Der Steig entlang des Peiderwandls überquert einige Murenrinnen direkt am Felsfuß, sodaß die unterschiedlichen Farben, Muster und Bruchformen der Gesteine schön studiert werden können.

typischer Aufstieg durch Murenrinnen mit jung herabgefördertem Gestein

Kurz vor der Peiderscharte, auf dem letzten felslosen Anstieg zur Scharte, taucht der Steig für eine kurze Strecke in Granodioritgneis ein, der den Grat und die Südabhänge der Peiderspitze bildet. Die kurzen Felspassagen gleich westlich der Scharte bestehen dann bereist wieder aus dem dunklen Amphibolit, der sich bis zum Gipfel fortsetzt.

Rückblick auf die Innere Roßgrube

Auf der Peiderscharte fällt der Blick natürlich auf den schönen Grat zur Peiderspitze, ein eigenes Abenteuer, das man auch mit dem Seejoch verbinden kann, falls man ein zweites Fahrzeug in Gries platziert hat, oder den Anstieg am Rückweg über den Sellrainer Höhenweg nicht scheut.

Peiderscharte, Blickrichtung Ost zur Peiderspitze

Am Gratverlauf wird das Seejoch Gipfelkreuz zum Greifen nahe während im festen Amphibolit entweder am Steig, oder schöner, am direkten Grat zum Gipfelaufbau angestiegen wird. Unter mäßiger Steigung werden die harmlosen Gratspitzln hin zum Fuß überwunden.

Auf dem ersten Gratkopf (dunkler, blockiger Amphibolit)

Die letzten 100 Hm zum Gipfel erfolgen nahe der Kante zwischen Südabbrüchen und Nordosthang in kleinen Serpentinen, teilweise auf einem schuttigem Rutschhang.

entweder am Weg, südlich der Grathöhe

Einen besseren Tag für die Aussicht vom Seejoch als einen Herbsttag gibt es wohl nicht. Zwar steht die Sonne generell tief, treibt sie aber doch ein Licht und Schattenspiel im Süden, das  die Grate richtig zur Geltung kommen läßt. Die trockene Luft erlaubt weite Fernblicke in die restlichen Himmelsrichtungen.

Aufstieg auf der Kante des Osthangs zum Seejoch

Im Nordwesten erhebt sich die schön geformte Pyramide des Rietzer Grieskogels, die, um wenige Meter, nur knapp die 2.900 m Grenze verfehlt und somit den höchsten Berg bis Kufstein, der direkt im Inntal steht bildet.

Seejoch, 2.808 m

Nach Westen hin wird seine Höhe nur von Wildgratspitze und Parseierspitze übertroffen, wobei man ernsthaft darüber diskutieren mag ob erstere in  vorderster Reihe zum Inntal angesiedelt werden kann und letztere noch dem Inntal zuzurechnen ist, bevor der räterromanische Piz Alpetta, westlich von Hochfinstermünz, mit 2.980 m direkt am dort entspringenden Inntal den Rietzer überragt.

Blick vom Seejoch nach Nordwest mit dem Pirchkogel links, dem Rietzer Grieskogel und dem Hocheder in der rechten Bildhälfte

Weit reicht der Blick im Herbst in den Norden auf die Wettersteingipfel mit der schönen Leutascher Dreitorspitze, die den östlichen Teil der Wettersteinhauptkette dominiert, und ins Karwendel im Nordosten, das man an einem langen Sommertag von Absam bis nach Krün durchwandern, und die gesamte Strecke incl. aller Gipfel, bis hin zur Soiernspitze in Bayern, vom Seejoch aus nachvollziehen kann.

Flaurlinger Alm in der Tiefe, links hinten die Leutascher Dreitorspitze, die Ahrnspitzgruppe und die Karwendelvorberge in Bildmitte und rechts das Karwendel

Direkt im Osten, im Seetal gegenüber, reicht der lange und nach Norden hin milder werdende Grat, den die Peiderspitze entsendet, bis zum Rauhen Kopf, bevor er in das Inntal abfällt.

sanft steigender und zerklüftet endender Nordgrat von der Peiderspitze nach Norden mit Karwendel im Hintergrund

Dieser Grat trägt die Schlossköpfe, über die es sich in leichter Kletterei in festem Fels auf die Peiderspitze ansteigen läßt. Genau über der Palderscharte ragt der kühne Turm des Weißsteins auf und links davon der Roßkogel, die man in einer interessanten Runde über den Mitterkogel ab der Inzinger Alm begehen kann.

Schlossköpfe und Peiderspitze – eine bärige Überschreitung

Im Südosten reicht der Blick bis in die Zillertaler Alpen, sowie nach Süd geschwenkt über die famosen Kalkkögel und dem Habicht zu den zentralen Stubaier Gipfeln. Gegenüber, im Tiefsten des Gleirschtals thront der rassige Gleirscher Fernerkogel und östlich davon, im hinteren Lüsenstal, seien die Dreitausender der Hohen Villerspitze und des Lüsener Fernerkogels erwähnt.

Von links: Peiderspitze, Kalkkögel mit Zillertaler Alpen im Hintergrund, Habicht und Hoher Villerspitze rechts

Im gleißenden Licht der flach stehenden Sonne im Herbst finden sich gegenüber die Südlichen Kühtaier Berge, von denen die wohl bekanntesten Gaiskogel, Pockkogel und Neunerkogel eine schöne Überschreitung im Sommer bilden, sowie im Winter der Zwieselbacher Rosskogel und der Sulzkogel sehr beliebte Touren darstellen.

Hohe Villerspitze und Lüsenser Fernerkogel in der linken Hälfte, Schrankogel mittig weit hinten, Grubenwand, Gleirscher Fernerkogel, die spitze Vordere Sonnenwand, der Breite Grieskogel und der Zwieselbacher Roßkogel rechts

Als leichte Tour im Vordergrund kann die Runde über die Freihut empfohlen werden; mit Aufstieg ab und nach Narötz, in der Juifenau.

phänomenaler Blick vom Seejoch auf Gleirsch- und Kraspestal

Den Abschluß des Panoramas im Westen bildet der Blick auf Kühtai mit dem grünen Stausee und dem dahinter aufragenden Stock des Maning- und Acherkogels, die mit einer atemberaubenden Nordostkante aufwarten.

links der Sulzkogel, der Maning- und der Acherkogel, dann Kühtai und rechts der Pirchkogel

Ebenfalls gen West fällt der Grat vom Seejoch zum Metzten und dahinter, zur Flaurlinger Scharte hin ab – eine nächste Tour als Überschreitung von West nach Ost, über die Peiderspitze, bis zum Roßkogel hin und unter Nutzung des Linienbusses möglich.

Grat von Peiderscharte auf die -spitze

Der schöne Grat von der Peiderscharte auf die gleichnamige Spitze kann im Abstieg erforscht werden. Der Führer attestiert für diese mäßige Schwierigkeit, welche auch optisch stimmen sollte, bis auf eine schwierige Stelle, die Roman & Jürgen beschreiben.

Blick von der Peiderscharte auf den Abstieg

Am Haggener Sonnberg kann ein alternativer Abstieg nach Westen erfolgen, der durch die Aufforstungsfläche, die ab dem Jahr 1963 als Reaktion von verheerenden Lawinenabgängen angelegt wurde. Es empfiehlt sich die Informationstafel am unteren Ende des Steigs durch den Wald zu lesen.

südwestlich den Sonnberg querend hinab auf den Sellrainer Höhenweg

Der Abstieg dorthin ist bestens markiert und ein Bankl oberhalb der durch Lärchen bunt gefärbten Forstfläche lädt zum Baumeln der Seele ein, vor den herbstlich goldbraun gewordenen Bergwiesenflächen im Sellraintal.

Abzweig vom Höhenweg Richtung Haggen

Auf der sonnigen Herbstrunde werden 1.380 Hm über eine Strecke von 10,5 km gemeistert. Man rechne incl. Gipfel- und kurze Trinkpausen mit 5 1/2 bis 6 Stunden. Im Sommer empfiehlt sie sich aufgrund der Temperaturen nur bei sehr frühem Start.

am Steig neben der Kühtaistraße bis zurück zur Andreaskapelle, hoch oben das Seejoch

Zur Einkehr eignet sich der legendäre Forellenhof, in dem man immer gut isst, wenn man denn am Nachmittag nach dem Mittagsansturm als Einzelner auf einem Tisch im Garten beachtet wird.

Mils, 30.10.2022

Mitterkogel, 2.583 m – Überschreitung Nordgrat, Weißstein und Roßkogel

Der kurze und leichte Nordgrat, der sich zwischen Roßkogel und Peiderspitze in das Becken der Inzinger Alm vorschiebt, trägt den Mitterkogel, dessen Besteigung zu einer schönen Runde ausgebaut werden kann, mit dem Weißstein und dem Abstieg über den Roßkogel, zurück zur Inzinger Alm. Die ungerechte Beschreibung der Begehung von Norden im Alpenvereinsführer mag Grund für seinen wenig häufigen – und dem Gipfelbuch nach vorwiegend von ansässigen Kennern – ausgeführten Besuch sein.

Mitterkogel, 2.583 m

Weiters beinhaltet kaum ein klassisch alpines Kartenwerk den Anstieg zu seinem Kreuzgipfel, der auf dem 2.376 m hohen Spitzl extrem weit nördlich des geodätisch richtigen Gipfels entfernt errichtet wurde, das keinen eigenen Gipfel nach der allgemeinen Definition darstellt, und das augenscheinlich keinen offiziellen Zustieg zu besitzen scheint. Beim Vergleich des Kartenwerkes mit der Realität in natura fällt dies besonders auf und zieht die Aufmerksamkeit jedes alpinistisch Interessierten auf sich das Geheimnis zu ergründen.

Mitterkogelgrat von der Straße zur Inzinger Alm gesehen

Wer letzteres unternehmen möchte, findet zunächst keinerlei Literatur über das kleine Spitzl, das am Mitterkogelgrat von hoher Stelle aus gegen die Inzinger Alm blickt und, bei genauer Betrachtung mit dem Glas von unten, zwei Gipfelkreuze trägt. Der AV-Führer enthält darüber keine Aussage, zumindest nicht der alte. Selbst bei der Karten-Recherche auf den Apps des AV oder Outdooractive über Anstiegsmöglichkeiten bedarf es der sogenannten „Pro+ Version“ der App, um auf anderen als den Alpinkartenanbietern zumindest einen Steig zum Kreuzgipfel auszumachen – Kartenanbieter1, die ganz und gar nicht den alpinistischen zugerechnet werden, paradoxerweise aber den Anstieg beinhalten.

das „Spitzl“ als Kreuzgipfel am Mitterkogelgrat

Diese Tatsache beflügelt den Entdeckergeist noch weiter, sowie das Grübeln über diese beschämende Situation, für die der Autor seine Meinung hat, die der eifrige Leser dieses Blogs bereits kennt: „Die Dosis [Verf.: Haftung] macht das Gift“ – wie Paracelsus bereits vor Jahrhunderten erkannte – könnte hier als indirektes Zitat der Situation dienen, welche sich, nach Meinung des Verfassers, als solche heute immer noch in §1319a ABGB aufgearbeitet findet.

Harvey Maps Karte; eine Karte, nicht speziell für alpines Gelände

In der Folge gibt es den Steig somit in englischen und anderen internationalen Karten, nicht aber in heimischen, die heute streng der ursprünglich Theresianischen Ordnung im Gebirge folgen, welche damals nicht für diese Extremität vorgesehen war. Und es gibt ihn gottlob im Herz von Eingeweihten.

im Kessel des Hundstales gegen den Grünerlenhang und den Kreuzgipfel geschaut

Der Anstieg führt vorbei an der Inzinger Alm, hinauf in den aufsteilenden Talkessel des Hundstales. Der Parkplatz auf 1.627 m und darüber hinaus – bei großem Andrang – entlang der Straße ist kostenlos, im Sommer ist die Straße frei benutzbar, sonst herrscht Fahrverbot. Wie überall im Gebirge empfiehlt sich die Erkundung über die Situation vor der Tour, es könnten ja Wetterereignisse die Auffahrt temporär verunmöglicht haben, oder die Aktualität des vorliegenden Berichtes überholt sein.

gewaltiger Abbruch des Mitterkogelgrats mit Gletschermoräne

Nach den Almwiesen, zu Beginn des Grünerlengürtels, quert der Steig den Enterbach und führt über eine Kehre unterhalb des steil abfallenden Fußes des Nordgrates in Richtung der  mittleren Stufe des Hundstales, vorbei am Schafhüttl und unterhalb einer Gletschermoräne mit beachtlich großen Gesteinsblöcken.

Abzweigung des Anstieges zum Kreuzgipfel im Rückblick, rechts das Blockfeld

Die Abzweigung auf den Nordgrat nach dem Erreichen der nächsten Talstufe ist nicht sichtbar vom Steig zum Hundstalsee aus. Knapp neben dem Hundstalbach steigt man gegen die Flachstelle auf und übersieht dabei ein schmales, spitz nach links abzweigendes Steiglein, hinauf auf eine Ansammlung größerer Blöcke, das auch als Gamswechsel durchgehen könnte und nicht sofort als Steig erkannt wird.

Rampe nach rechts ansteigend in horizontaler Bildmitte

Das Blockfeld wird durchquert, oder im Norden umgangen, bevor der schwach sichtbare Steig auf eine Art Rampe nach Süden führt, über die bis zu einer Verschanzung der Jäger aufgestiegen wird. Nach der Verschanzung aus Schieferplatten verschwindet der Steig zunächst bis in den schuttüberzogenen Hang, der nordöstlich in die Ausmuldung zum Kreuzgipfel hin führt. Mitten im Hang findet sich der Steig dann wieder.

Rückblick von der Flachstelle mit der Jägerschanz links

Eine mittelbreite junge Murrinne erschwert den Aufstieg dadurch ein wenig, daß der Steig unterbrochen wird, neue Steigspuren sind spärlich vorhanden und jenseits der Rinne wurde zur Orientierung ein Steinmandl errichtet.

Rückblick nach der Murrinne

In der Folge führt der Steig in die Mulde hinein und – zunächst wieder ohne sichtbaren Steig – auf die Gegenflanke, auf der man weit oben einen Steinmann erkennt, zu dem aufgestiegen wird. Von dort ist der weitere Aufstieg recht logisch nachvollziehbar und bei Durchlässen von deutlichen Steigspuren belegt.

weglos zum nächsten Steinmandl hoch oben

Weiter oben muß auf die Nordseite gewechselt werden, um knapp jenseits aufzusteigen und rechts der Felswand zum Kreuzgipfel wieder auf die Südseite zurückzusteigen und entlang der Felswand die Wiesen des oberen Teils der Mulde zurückzukehren, über die der Aufstieg auf steilen Grasflächen zum Gipfelkreuz erfolgt.

Rückblick vom Steinmann zurück auf den Steig in die Muldenverschneidung

Da es in den Vortagen zur Begehung des Verfassers geregnet hat und die Hangneigung entsprechend groß ist (≥ 40°), sei hier die Empfehlung ausgesprochen, diesen Aufstieg nicht nach Regen am Vortag, oder zu erwartender starker Taubildung zu unternehmen. Gleiches gilt auch für den Aufstieg am Grat zum eigentlichen Gipfel des Mittergrates. Weiters muß man bei der im unteren Teil eher abgedeckten Lage des Aufstiegs im Spätsommer oder Herbst nicht zu früh starten, um eher ins Sonnenlicht einzutauchen.

 

kurz vor dem Wechsel auf die Nordostseite am Grat

Wie oben erwähnt stellt der Punkt an dem die beiden Kreuze errichtet wurden, nicht der eigentliche Mitterkogelgipfel, sondern nur eine Gratspitze, die vom Talboden aus schön sichtbare ist und höchstwahrscheinlich deshalb als Mitterkogel adaptiert wurde. Sie weist als Merkmal für einen eigenständigen Gipfel jedoch keinerlei Schartenhöhe auf und der eigentliche Mitterkogel kann von dort nicht eingesehen werden.

Mitterkogel Kreuzgipfel, 2.376 m

Eine raffinierte und eigenwillige Rohrkonstruktion der Gipfelbuchschachtel schützt das dadurch aufgerollte Gipfelheft wirkungsvoll vor Nässe und das Gipfelbuch zeugt von wenigen Besteigungen übers Jahr, darunter manche, deren Hausrunde der Mittergrat wohl sein dürfte, die mehrmals im Jahr diese Tour unternehmen. Wobei, den reinen Aufstieg zum Gipfelkreuz dürften nur wenige zum Ziel haben, meist wird die folgende Gratüberschreitung zum Ostgrat der Nordöstlichen Sellrainer Berge oder dieselbe Runde angegeben, wie in vorliegendem Bericht beschrieben. Liegt aber auch auf der Hand, wenn man diesen schönen, leichten und einsamen Grat einmal begangen hat.

weiterer Anstieg auf den Mitterkogel; links das nächste Ziel, der Weißstein

Das alte Holzkreuz, ein sogenanntes Patriarchenkreuz – es könnte als ein Wetterkreuz für die darunter liegende Alm gedeutet werden -, wurde nach der Errichtung des neuen Stahlkreuzes nicht entfernt sondern belassen. Zweck und Form wären ansonsten nicht erklärbar.

Rückblick vom Nordgrat auf den Kreuzgipfel

Nun am Grat, der zuerst nur als leicht begehbarer Rücken ausgebildet ist, wird über Wiesenflecke mit eingestreuten Felspartien auf den nächsten Gratbuckel aufgestiegen. Spätestens ab dort gilt die Beschreibung im AV-Führer (Klier, Stubaier Alpen, 8. Auflage 1976) „…Anstieg von Nord weniger schwierig als mühsam und nicht ungefährlich über steile, brüchige Flanken emporführt.“ Wenn Julius Pock 1888 dies so beschrieben und die Beschreibung Vorlage für den Führer war, dann hat er sicher den Anstieg zum Kreuzgipfel mit „nicht ungefährlich über steile Flanken“ gemeint (siehe Empfehlung weiter oben), als „brüchig“ könnte der Verfasser aus seiner Beobachtung jedoch keinen Teil der Route bis zum Auslaufen am Ostgrat bezeichnen. Im Gegenteil, die Gratpartien verlaufen nach dem Kreuzgipfel in festem Amphibolit- und Hornblendefels.

kurze Strecke von Gratspitzln

Am Weg zum Hochpunkt auf den Gratkopf (2.508 m) findet sich ein kurzer Abschnitt mit Gratzacken, die überklettert, oder westseitig umgangen werden können und unmittelbar unterhalb des Hochpunktes ein kurzer Kletterabschnitt in festem Blockwerk.

Rückblick vom Gratkopf zum Kreuzgipfel

Vom Hochpunkt aus reicht der Blick über den gesamten folgenden Grat bis zum Mitterkogel. Nicht, daß man den Grat in seinen Einzelheiten ausmachen könnte, aber dessen gesamten Verlauf mit den schmaleren Partien die das Herz schon höher schlagen lassen.

Anstieg auf den Mitterkogel im Überblick vom Gratkopf aus

Mit einem kurzen Abstieg von etwa 20 bis 30 Hm in die tiefste Einschartung zwischen Gratkopf und Mitterkogel beginnt der zweite Abschnitt der Gratüberschreitung. Der Abstieg führt vorwiegend über Gehgelände, bevor die Gegenseite mit einem schönen Aufstieg im Fels aufwartet. Dieser Abschnitt und die folgenden, relativ flachen schärferen Gratpartien hin zum Gipfelaufbau des Mitterkogels stellen das Highlight der kletterbaren Abschnitte der Überschreitung dar. Leider sind sie viel zu kurz.

Aufstieg zum Mitterkogel von der tiefsten Einschartung aus gesehen: im Vordergrund der tolle Felsaufstieg

Am Aufstieg stellen sich schräge plattig, ebene Felsflächen direkt am Grat entgegen, die genügend Risse für eine leichte Begehung aufweisen. Das Gelände steilt auf und wer am Grat bleibt erlebt einige schöne Partien in mäßig schwieriger Kletterei, bevor ein kleiner grasbewachsener Kopf den nächsten, nun schärferen Teil der Gratverbindung zum Gipfelaufbau einleitet und der in luftiger Kletterei an der Gratschneide begeht, bevor er auf der breite Flanke des nördlichen Gipfelaufbaues abrupt ausklingt.

am schärferen Grat zum Gipfelaufbau des Mitterkogels

Anschließend an diesen schönsten Teil der Überschreitung führt ein auffällig gut ausgetretener Steig auf die Westflanke des Mitterkogels, wohl als Umgehung des Gipfels gedacht. Er wurde nicht weiter verfolgt, da das Ziel ja die Gratüberschreitung zum Mitterkogel darstellte. Daher rechts vom Steig am Grat weiter und über einen auffälligen, wenige Meter mächtigen Einschub eines anderen Gesteins wieder auf die Grathöhe.

Rückblick über den bärigen, scharfen Teil des Grates

Nach ein paar Minuten auf der leicht zu begehenden Grathöhe wird der Gipfelpunkt mit dem Steinmandl sichtbar und auch gleich erreicht. Das Steinmandl stellt die Zier des richtigen Mitterkogels dar und das Gipfelplatzl für die Rast fällt denkbar klein aus. Im Süden vor dem Gipfelaufbau befindet sich eine tiefe Scharte zum nächsten Felskopf mit annähernd gleicher Höhe an der Mitterkogel, dessen westseitig wegbrechende Aufstiegsflanke zuerst optisch abstößt.

Rückblick auf den schönsten Teil der Überschreitung

Die Aussicht am Mitterkogel (2.583 m) gegen Westen zeigt die 1.600 m entfernte Peiderspitze (2.808 m), die in einer schönen, abwechslungsreichen Gratüberschreitung vom Brechten (2.419 m)  im Norden erreicht und mit dem Abstieg über den Ostgrat zu den Koflerspitzen (2.663 m) zu einer traumhaften Runde ausgebaut werden kann. Beide Gratüberschreitungen können mit dem Glas in ihrer Gesamtheit vom Mitterkogel eingesehen werden. Tief unten liegt der Hundstalsee als Überrest glazialer Ausprägung des ehemaligen Seitengletschers im Hundstal.

Aussicht gegen Westen mit Peiderspitze, Ostgrat von den Koflerspitzen und Schlossgrat von Norden

Gegen Südosten beeindruckt der wuchtig, bizarre Aufbau des 600 m entfernten Weißsteins (2.640 m) und der Eckpunkt der hier beschriebenen Rundtour, der Roßkogel (2.647 m) im Osten, in 1.600 m Entfernung, dessen Gipfelkreuz ebenfalls nicht am höchsten Punkt errichtet wurde.

Blick ins „Enge Tal“ und bis zu den Karwendelvorbergen nördlich von Scharnitz

Der Blick über die Koflerspitzen in die Sellrainer Seitentäler und den Dreitausender der zentralen Stubaier ist von Peiderspitze, Weißstein und Roßkogel noch besser, dafür aber die Übersicht über das Tal in der Tiefe und den hinter dem Inntal aufsteilenden Karwendelgipfeln in direkter Linie bis weit über Scharnitz hinaus ein bemerkenswerter.

prekär aussehender Gegenaufstieg auf den schroff abfallenden Gratbuckel im Süden

Der Übergang auf den südlichen Vorkopf konnte problemlos über die brüchigen Stellen ausgeführt werden, natürlich unter eingehender Probe der Festigkeit der Griffe. Die kurze Flanke sieht eher schlimmer aus als sie bei Belastung zeigt.

Mitterkogel vom südlichen Gratbuckel aus gesehen

Auf ihrer Hinterseite führt ein steiler wiesenbewachsener Hang auf eine Flachstelle mit anschließendem Abstieg in einen tiefen Sattel an dem die eher flache Gratverbindung zum Ostgrat der Nördlichen Sellrainer Berge beginnt.

Rückblick auf den Südgrat zum Mitterkogel

Einige Gratköpfchen stehen der direkten Verbindung noch im Weg, die der Verfasser am Hochpunkt überschritten hat. Es wäre aber auch möglich, diese auszulassen und den ostseitigen Steig zu benutzen, der mit weniger Auf und Ab dorthin führt.

der imposante Weißstein im Osten, das nächste Ziel

Am Ostgrat angekommen führt die Rundtour hinab in den weiten Sattel zum Weißstein. Etwas nördlich des bezeichneten Steigs erfolgt der Aufstieg aus dem Sattel zum Einstiegspunkt des Weißsteins, dessen schöne Felsgestalt vollständig aus festem Granodioritgneis gebaut ist.

Weißstein Westflanke von der Einsattelung aus gesehen; zu Beginn des letzten Bilddrittels der Einstieg

Der Aufstieg zum Gipfel wurde mittlerweile durch Markierungen gekennzeichnet, obwohl sich die Route in der AV-Karte nicht eingezeichnet findet. Der Einstieg erfolgt imposant am Fuße einer hohen Wand mit schätzungsweise 65 bis 70° Wandneigung in einen gutgriffigen Riss auf ein Wiesenband etwa 20 m darüber.

schöner gutgriffiger Aufstieg auf das Wiesenband

Leider zog just am Aufstieg hartnäckiger Nebel von den feuchten Hängen des Sellraintales herauf, der die Sicht über Minuten nahm und zwecks der fotografischen Dokumentation Pausen bedingte. Die Aufstiegsroute auf den Weißstein ist markiert vorgegeben und deshalb hier nicht ausgeführt.

steiler Aufstieg in eine schuttgefüllte Verschneidung

Am Gipfel wurde von der Bergrettung Gries im Sellrain ein Holzgipfelkreuz aus Rundhölzern gefertigt aufgestellt. Ein aus Blech getriebenes Edelweiß bildet den Kreuzknoten auf Stahlplattengrund und eine bestens ausgeführte Blitzschutzanlage, sowie ein ausgeklügelte Gipfelbuchschachtel runden die Perfektion der Dauerhaftigkeit ab. Ein Blick in das dicke Gipfelbuch verdeutlicht die hochfrequente Begehung des Weißsteins.

unterhalb der Gipfelwand des Weißsteins

Eindrucksvoll erscheint von hier auch der gesamte Nordgrat des Mitterkogels, die Höhenverhältnisse mit Scharteneinschnitten werden gut sichtbar. Leider konnten aufgrund der Nebelattacken die Größen der Stubaier nicht gebührlich betrachtet werden. Eine ausführlichere Beschreibung der Aussicht gen Süden befindet sich im Bericht über die Peiderspitze.

Weißstein, 2.640 m

Der Abstieg vom Weißstein am Grat folgt einem Verschneidungssystem in seiner Ostflanke, der – so wie der Aufstieg auch – seilversichert ist und daher leicht zu begehen. Martin, den der Verfasser am Gipfel kennengelernt hat, nahm gleichzeitig den Rückweg zum Roßkogel, von dem aus er den Abstecher zum Weißstein unternommen hat, in Angriff. Von ihm stammt das Bild in der Verschneidung.

Ansicht der Grate auf den Mitterkogel

Der Übergang zum Roßkogel führt über Bergwiesen mit schrofigen Rippen in einem leichten Auf und Ab ziemlich direkt der Grathöhe folgend, samt und sonders Gehgelände.

Roßkogel vom Weißstein gesehen

Hinter einer letzten Rippe nach dem Ende des Abstiegs in der Verschneidung führt der Steig über einen langen Sattel auf einen Zwischenkopf und weiter zum abgerundeten Roßkogel, bei dem das Gipfelkreuz etwa 90 m östlich der höchsten Erhebung errichtet wurde.

Rückblick auf den Weißstein am Weg zum Roßkogel

Zwischen dem geodätischen und dem Kreuzgipfel des Roßkogels befindet sich ein Streifenfundament mit Resten einer abgebrannten Liftstütze ohne erkennbare weitere Merkmale einer Seilbahn.

letzter Teil der langen, schönen Verschneidung hinab auf den Steig

Das selbe sonderbare Bild zeigt sich am Abstieg vom Roßkogel auf seinem Nordgrat, wo am flachen Teil des Windeggs ebenfalls zwei solcher Fundamente mit abgeschnittenen Stützen vorgefunden werden.

 

Martin am Steig zum Roßkogel

Dort kann man nebst einiger Buchstaben, die offenbar einen Namen bedeuten auch die Jahreszahl 1978 im Schriftzug „T.H. 1978 + A.B.“ lesen. Der Abstand der Fundamente beträgt 865 m und mit dem Höhenunterschied 1.010 m. Eine solche Spannweite würde gewaltige Spannkräfte benötigen mit entsprechenden Gegengewichten.

 

erster Teil des Steiges zum Roßkogel

Mit einem Höhenunterschied von 390 m ein ehrgeiziges Seilbahnprojekt worüber sich rein gar nichts im Internet und in der Chronik der Gemeinde Inzing, auf deren Gebiet die Anlage steht, recherchieren läßt. Was mag das wohl für eine Anlage gewesen sein und was ihr Zweck? Es gibt weit und breit nichts das man hätte mechanisiert auf den Roßkogel hätte bringen müssen.

 

kurz vor dem Roßkogel

Waren die Fundamente in Windegg das untere Seilbahnende? Die Seilachse nach Norden verlängert ergibt keinen Sinn, da sie in der Flanke zum Abhang ins Hundstal hin führen würde, wo eine Beladung der Bahn mit Material nicht hätte stattfinden können.

 

Fundamente am Windegg

Ebenfalls führt kein befestigter Weg vom Krimpenbachsattel zu den Fundamenten auf Windegg. Wozu könnte diese Anlage gedient haben? War sie jemals in Betrieb? All diese Fragen tauchen auf, wenn man die Trasse betrachtet. Wer kann Antwort darauf geben?

Nordgrat Roßkogel

Vom überlaufenen Gipfel des Roßkogels setzt die Rundtour über den markierten Nordgrat zum Krimpenbachsattel fort. Eine Abbruchstelle in der ostseitigen Umgehung eines kleinen Felskopfes, knapp nach dem Verlassen des Gipfelkreuzes, wurde durch eine neu gebaute Seilversicherung entschärft. Die Beschreibung dieses Normalwegs entfällt daher.

Rückblick über den Nordgrat auf den Roßkogel

Auf den Almböden trieben die Besitzer gerade ihre Pferde zusammen, als der Verfasser gegen den Krimpenbachsattel abstieg. Am Krimpenbachsattel muß der Almzaun überklettert werden, es gibt keinen Durchlass. Der Rest des Abstiegs zur Inzinger Alm erfolgt entlang des vom Weidevieh strapazierten Steiges am Almzaun, und später im Wald.

Mitterkogelgrat von der Wiese südöstlich der Inzinger Alm

Die großartige Runde hat 6:40 Stunden in Anspruch genommen. Sie benötigt 1.350 m Aufstieg und misst gut 10 km. Die Tour klingt bei Bier und Graukas in der Inzinger Alm aus.

Mils, 04.09.2022

1 Kartenanbieter, die den Steig zeigen und keinerlei Bezug zur heimischen Landschaft haben:
MapLibre GL JS
https://www.npmjs.com/package/maplibre-gl
https://alpenkarte.eu/
https://mapcarta.com/de/N758871003

 

 

Peiderspitze, 2.808 m über Schloßköpfe

Blickt man im Winter von Innsbruck oder auch von Mils gegen Westen, so erkennt man unweigerlich, bis weit ins Frühjahr hinein, einen Kammrücken mit enormer Wechte, der quer zum Inntal zu stehen scheint, im Brechten gipfelt und als scharf gezackter Grat weiter nach Süden über die Schloßköpfe führt, sowie zuletzt, durch eine tiefe Scharte deutlich getrennt, in der Peiderspitze seinen Abschluß findet.

Hoangart auf der Peiderspitze

Es ist dieser mächtige Nordgrat ein Ausläufer der Nördlichen Sellrainer Berge, der sich gegen das Inntal hin gabelt, zusammen mit dem kleineren Nordgrat der den Mitterkogel trägt, den Talkessel des Hundstales mit der Inzinger Alm bildet und auf seiner zweiten Höhenstufe ab der Alm den farbenprächtigen Hundstalsee birgt.

Rückblick auf den Inneren Schloßkopf und dem Übergang

Bereits längere Zeit fiel uns der interessante Kam ins Auge und im Winter zuvor unternahmen wir auch eine Schitour auf den Archbrandkopf, die eigentlich bis zum Brechten hätte führen sollen, um den weiteren Verlauf des Kamms zu studieren. An diesem extrem kalten Februartag blies uns jedoch ein derart unangenehmer Nordwestwind entgegen, sodaß das Vorhaben am Archbrandkopf endete.

der Kamm von der Peiderspitze Richtung Norden ins Inntal

Nach dem Studium des AV-Führers von 1976 – alte Führer beinhalten oft nicht mehr aktuelle Informationen, aber auch unschätzbare Schmankerln – beschlossen wir die Tour von der Inzinger Alm als Runde auszuführen, mit Abstieg über den Ostgrat und entlang der Koflerspitzen hinab zum Hundstalsee, mit dem Talweg zurück zur Inzinger Alm.

Parkplatz vor der Inzinger Alm

Der beginnende Sommer bescherte uns prächtigstes Wetter sowie wunderbare Farben in der Natur. Blühende Almwiesen im Aufstieg, aber auch lästige Nebelbildung durch die unterschiedlichen thermischen Verhältnisse eines Kaltluftstroms und der zunehmenden Sonnenbestrahlung am Vormittag, bescherten uns wechselnde Eindrücke.

Schloßköpfe und Peiderspitze, links Mitterkogel

Vom Parkplatz vor der Inzinger Alm (auch Hundstalalm, Parkplatz 2022 kostenlos) begaben wir uns, dieselbe zunächst unbeachtet rechts liegen gelassen, um sieben Uhr über den Mittelleger der Galtalm und dem Hochleger der Jochbrunnalm auf den Weg zum Nordostzweig des Gratkamms, der, vom Rauen Kopf ausgehend, den Gabelpunkt des langen Nordgrats von der Peiderspitze gegen das Inntal bildet.

Galtalm, heute Hütte der Bergwacht Inzing; dahinter Mitterkogel

Der Aufstieg erfolgt bis zum Hochleger der Jochbrunnalm entlang dem Schotterweg, der am Hochleger endet. Reichlich Almrosen und auch Galtvieh trifft man auf dieser sonnigen Strecke an. Die Galtalm, auf 1.844 m, auch Alpl genannt, beherbergt heute die Bergwacht Inzing und es gibt über ihre Geschichte eine nette Seite am Blog der Bergwacht.

Idylle auf der Galtalm

Der Hochleger der Jochbrunnalm stellt eine reife Leistung dauerhaft ausgeführter Zimmermannskunst dar. Das Dach wurde unter möglichster Beibehaltung der Hangneigung in denselben hinein gebaut, um keiner Energieumlenkung standhalten zu müssen. Es lohnt sich ein Blick in die Ställe, um die wuchtige Dachkonstruktion zu sehen. Dieses Gebäude hält bereits über viele Jahre Lawinen vom Kamm herab stand, der immerhin mit etwa 30° Hangneigung 240 Hm über der Alm liegt und dessen freie, gleichförmig steigende und eben geformte Hänge keinerlei Bremswiderstand für die Massen bieten.

Hochleger der Jochbrunnalm

Am Nordostkamm angelangt bietet sich ein vortrefflicher Aussichtspunkt auf den weiteren Steigverlauf zum Brechten. Reines Gehgelände auf saftigen Wiesen läßt die Vorfreude auf den schärferen Teil der Kammbegehung wachsen und der erste Gipfelpunkt der Rundtour, der Raue Kopf, ist bald erreicht.

Kamm zum Brechten

Seine Lage befindet sich etwas nördlich der kürzesten Route auf den Nordgrat, er stellt jedoch eine geographische Marke dar und muß für das Gesamterlebnis der Runde begangen werden. Zu bevorzugen ist für den Tiroler und Einheimischen die Bezeichnung seiner Markierung – Heimkehrerkreuz. Ihm vorgelagert befindet sich das Flaurlinger Joch am Nordwestausläufer des Nordgrates.

 

vom Rauen Kopf gegen den Brechten geblickt

Flach steigt nun der erste Teilabschnitt der Gratbegehung gegen den Brechten an. Ein breiter Rücken bildet die Weidefläche für einige aufgeregte Schafherden, die neugierig herankommen, als hätte man Salz anzubieten. Sie wandern erstaunlich weit mit, schrecken jedoch sofort zurück, wenn man ihnen die Hand hinstreckt.

Hocheeder und Rietzer Grieskogel im Nebel verhüllt

Der Hochpunkt auf dem Kamm ist der Brechten und dieser trägt eine Wetterstation, von der auf am Blog der Inzinger Bergwacht in einem weiteren Link vom „Inzing Wetter“ zu lesen ist, das beispielsweise einen jungen, bemerkenswerten Eintrag kolportiert:

„Druckwelle der Vulkanexplosion im Südpazifik auch am Brechten registriert! 16.01.2022

Kurz vor 21:00 Uhr am 15. Jänner 2022 erreichte uns nach der Explosion eines Vulkans im Südpazifik die dabei entstandene Druckwelle. Diese Schockwelle legte 17.000km zurück und wurde als starke Luftdruckschwankung an vielen Wetterstationen dokumentiert. Die Grafiken dieser Anomalie hatten sowohl am Sonnblickobservatorium (ZAMG) und am Brechten die selbe Charakteristik  – mit einer kurzen Spitze und zwei anschließenden Wellentälern.“

Wir empfehlen hiermit die tolle Webseite näher zu erforschen, da diese Station vielfältigste Informationen bietet, sowie auch rückblickende Aufzeichnungen liefert, wie z. B. die Information der Durchschnittstemperatur von 11,5°C am Tag unserer Tour. Weiters liegt die Station in der Hauptwetterrichtung und ist für alle Touren östlich davon, z. B. in den vorderen westlichen Tuxern, eine wichtige Informationsquelle am Morgen bei zweifelhaften Bedingungen.

unterwegs zum Hohen Bremstall

Zu beiden Seiten des Brechtens bilden sich im Hochwinter die mächtigen Wechten, von denen eingangs die Rede ist, die sich lange im Frühjahr halten und von denen auch wir zu Sommerbeginn noch kärgliche Reste vorfanden, ideal gelegen, in einer seichten Senke im Lee der Hauptwetterrichtung von Westen.

Hoher Bremstall, 2.602 m

Am Ende der folgenden Senke des Weitkars zeichnen dann bereits erste Blockwerkshaufen die Änderung von flachen und grünen Almwiesen hin zu steileren Felsflächen und dem ersten aufragenden Gratkopf, dem Hohen Bremstall. Spätestens dort ist man die laut klagenden Schafsgruppen los. Und auch deren Hinterlassenschaft, die am Aufschwung noch für deutliches Odeur zwischen den ersten Blockwerksfeldern sorgten.

Rückblick mit Inzinger Alm in der Tiefe

Leiser geht es dann weiter auf den ersten Felsgupf der Schloßköpfe. Eindrucksvoll liegen die mannsgroßen Granitgneisblöcke wirr aufeinander und bilden eine erste leichte Barriere des Grates. Die Streckenlänge vom Rauen Kopf bis zu diesem Felskopf (2.602 m, mit „Hoher Bremstall“ in der AV-Karte benannt) beträgt beachtliche 2,1 km und es handelt sich bei dieser Strecke um den quer im Inntal anmutenden Kamm vom Osten des Inntales aus betrachtet.

ein herrlicher Grat zeichnet sich ab

Mit guter Aussicht zu beiden Seiten vom Kopf kann bei einer Trinkpause der weitere Verlauf des Grates eingesehen werden. Und das Herz jauchzt bereits beim Anblick der schönen Gratformationen, die da kommen werden. Da gibt es zunächst eine flachere Strecke, bevor der deutlich an Schärfe zunehmende Grat mit einigen interessanten Zacken den Entdeckergeist beflügelt.
Äußerer und Innerer Schloßkopf ragen hinter der naheliegenden Gratstrecke in der Ferne sichtbar auf – ein Traum von Gratstrecke kündigt sich an!

herrliche Blockkletterei im festen Granitgneis

Mit geringem Höhenverlust setzten wir mit Bedacht den Fuß auf die willkürlich gestapelten Blöcke, auf deren scharfe Kanten, auf deren ansteigend und abfallend geneigte Reibungsflächen und waren dabei gespannt, ob sie unter unserer Last kippen oder zumindest wackeln und ein verändertes Gleichgewicht einnehmen würden.

erster Aufschwung in Sicht

Kaum ein Geräusch und kaum eine Kippbewegung konnten wir auf dieser ersten Strecke wahrnehmen, so stabil lagern auf diesem schönen Grat Blöcke und Platten aufeinander. Etwa 10 min zieht sich diese Strecke bis zum nächsten Aufschwung hin.

 

Aufstieg auf die Rampe

Nach dem auffällig ebenflächigen und glatten Felsen auf der Ostseite des Grates erreichten wir die schönste Kletterstelle der Überschreitung. Sie beginnt mit einer glatten und steilen Rampe, die in einem Kamin endet. Mitten am Weg auf die Rampe unterquert man einen massiven Block, auf der Grathöhe prekär auflagert – ein Fotomotiv.

 

unter gewaltigen Blöcken hindurch

Im oberen Teil schließt sich die linke Seite durch aufziehenden Fels, der den leichten Kamin ausbildet und nach oben hin enger wird. Diese Stelle erfordert den Durchstieg quer zur Körperachse und das Ablegen des Rucksacks.

 

hin zum Kamin

Beim Versuch dem Kamin auszuweichen und ihn auf den Grathöhe zu überklettern scheiterte der Verfasser an der notwendigen enormen Spreizweite und den zu großen Griffabständen im vorderen Kaminteil.

 

Ausstieg aus dem Kamin

Auf der Grathöhe nach dem Kamin angelangt genießt man eine phänomenale Aussicht auf die nun nahe voraus liegenden beiden Schloßköpfe. Auf der Karte des oben erwähnten alten AV-Führers sind die beiden höchsten Schloßköpfe mit „Innerer und Äußerer Schloßkogel“ und mit orographisch falscher Anordnung eingezeichnet, im modernen Kartenwerk fehlen die Bezeichnungen und nur der Innere Schloßkopf mit 2.725 m wurde markiert.

Blick aus dem Adlerhorst auf den nächsten Abschnitt

Von dem kleinen Adlerhorst in dem man sich nach dem Kamin befindet, fällt die Wand steil gegen den nächsten Aufschwung ab. So steil, daß man zunächst zurückschreckt, bevor man die Möglichkeiten des Abstiegs genauer inspiziert.

Abstieg vom Adlerhorst; erster Tritt zu mehr Überblick

Tatsächlich erkennt man dann einen komfortablen Tritt, auf dem man aus der Kanzel in die freie Wand steigen kann und auf dieser Tiefe dann auch den weiteren Abstieg über herrlich schönen Granitgneis, mit Klüften gesegnet und völlig fest, ausführen kann.

Abstieg zum Grat – welch Pracht an Formen und Farben!

Am schneidigen Grat beschlossen wir dem breiten Riss nach unten zu folgen und dies stellte sich als unnötig heraus, da wir von unten, um eine kleine Rippe herum, sofort wieder gezwungen waren auf die Grathöhe aufzusteigen.

Abstieg vom Grat; hätte es nicht gebraucht, am Grat wäre es bequem weiter gegangen

Wer hier vom Adlerhorst aus den Grat besser studiert und sich nicht nur vom Abstieg beeindrucken läßt findet den schönen Durchstieg zum breiten Abstiegskamin direkt am Grat und bleibt direkt an der Gratschneide (siehe Foto mit Beschriftung).
Im Rückblick konnten wir die etwa 15 m schönen Grates erkennen, die wir durch den Ab- und Wiederaufstieg verabsäumt hatten.

nach dem sofortigen Wiederaufstieg bereits wieder in einem kurzen Abstiegskamin

Der Abstiegskamin führt über kaum 10 m in eine mittelbreite Scharte hinab, deren Gegenaufstieg ein glatter Felskopf bildet, bei dem man schon beim Abstieg erkennt, daß er nicht erkletterbar ist, zumindest nicht direkt von der Scharte.

nächster Felskopf; nicht kletterbar, daher kurzer Abstieg

Der einzige Weg besteht darin ihn zu umgehen und zwar auf der Westseite. Auf seiner Ostseite fällt die Flanke fast senkrecht ins Hundstal ab. Dazu bedarf es einiger Meter des Abstiegs, bis ein Bandansatz den zu großen Höhenverlust begrenzt und gleich wieder aufgestiegen werden kann sowie, auf der Rippe oben, sogleich ein Steinmann gesichtet wird.

Umgehung der Rippe mit Steinmann

Jenseits der Rippe fanden wir gleich wieder grasiges Gehgelände vor und waren ein wenig enttäuscht, daß die bärige Gratstrecke schon zu Ende war.

Überblick des schönsten Kletterabschnittes der gesamten Überschreitung

Als kleinen Trost ließ die Natur dort den punktierten gelben Enzian und in wild zerklüftetem Fels vor schaurigem Absturz der Ostflanke die rostrote Alpenrose gedeihen.

Alpenrose in steiler Scharte

Der nächste Aufschwung stellt bereits den Äußeren Schloßkopf dar (im alten AV-Führer auch als „Kleiner Schloßkopf“ bezeichnet).

Aufstieg zum Äußeren Schloßkopf

Als eher runde, unscheinbare Erhebung ist er um ein paar Meter höher als der südlich dahinterliegende nächste Spitz, der schöner aussieht, der Bezeichnung Schloßkopf eher nahekommt und mit einer langen Flanke in die letzte Scharte zum Inneren Schloßkopf hin abfällt. Der Abstieg in die Scharte beträgt 35 Hm.

 

Besichtigung der Strecke zum Inneren Schloßkopf

Ab der Scharte sind die über längere Strecken durchgehenden Klettereien vorbei, ab und zu werden Aufschwünge überklettert, jedoch nur in sehr kurzen Sequenzen und kaum unter Einsatz der Hände.

Abstieg in gesamter Länge

Der Aufstieg auf den Inneren Schloßkopf, sowie der Übergang zur Palderscharte (Bezeichnung laut Tiris) finden am Grat in Gehgelände statt.

einige wenige Kletterstellen

Wie immer durch kleine Einschartungen mit Auf und Ab, zum Schluß etwa 40 Hm zur Palderscharte abfallend und westseitig am Grat weiter zum begrünten Sattel zwischen dem Nordgrat und der Peiderspitze.

am Inneren Schloßkopf

Den Übergang vom Inneren Schloßkopf bis hin zum steilen Blockgrat auf die Peiderspitze bildet Amphibolitgestein, das in der Farbe auch sichtbar gegenüber dem vorhergehenden Granitgneis sichtbar wird.

Hochpunkt am Übergang; Hintergrund Peiderspitze

Gegenüber erwartete uns ein schöner, durchgehend steiler Aufstieg über 140 m auf die Peiderspitze. Deutlich kann man am Bild von der Gegenseite sehen, daß man sich in mindestens zwei verschiedenen Gesteinsarten bewegen wird, ein rötliches Band, auffallend begrünt, zieht sich durch den Nordgrat der Peiderspitze (Biotit-Plagioklas-Gneis?).

Abstieg zur Palderscharte, jenseits Peiderspitze

Der Aufstieg beginnt auf einer steilen plattigen Rampe mit gut ausgeprägtem Risssystem, um einen Normalweg als Steig zu schaffen. Der Normalanstieg vom Hundstalsee führt über die begrünte Schuttreise auf den Sattel herauf und setzt hier fort. In diesem unteren Teil, sowie im obersten führt sogar einmal ein Normalweg über blockiges Klettergelände, wenn auch durch große Risse und Klüfte fast als Steig ausgebildet.

am Normalweg durch den Blockgrat

Im Mittelteil  ein etwas flacherer und kaum blockiger Abschnitt mit deutlicher Ausprägung eines Steigs auf sandigem Untergrund sowie vegetationsreich. Dieser Gesteinsabschnitt scheint sich der Erosion mit durchwegs weniger Zähigkeit und Härte zu widersetzen als die umgebenden Abschnitte darunter und darüber.

Primel in der mittleren, vegetationsreichen Stufe zur Peiderspitze

Im oberen Teil findet man wieder prächtiges, großblockiges Gelände vor, wobei gegen den Gipfel hin die Blöcke massiv groß ausgebildet sind und einen schönen Abschluß in leichter Blockkletterei bilden.

die letzten Meter mit sichtbarem Gipfelkreuz

Kurz vor Erreichen des Gipfelplateaus, im größten Blockwerk wenige Meter unterhalb des Gipfelkreuzes, findet man auf einer fast horizontalen Fläche eines Blocks im Schatten einen schönen Biotitkristall, eingebettet in Gneis für die Linse.

Biotitmineral, etwa 15 mm Durchmesser

Die Peiderspitze bietet einen phänomenalen Ausblick auf Lüsens- und Gleirschtal, die im Sellrain gegenüber liegen und die Ausgangspunkte für wesentliche Gipfel der Stubaier Alpen bilden, ob als Bergtour oder als Schitour.

Gipfelkreuz der Peiderspitze

Auf diesem Blog wird unter anderem davon in den Berichten über die Hohe Villerspitze, der Ruderhofspitze und vom Lüsener Fernerkogel als Bergtour und vom Roten Kogel, der Lüsener Spitze, dem Hohen Seeblaskogel, der Haidenspitze, dem Samerschlag und dem Gleirscher Fernerkogel berichte, um nur einige nicht überlaufene davon zu nennen.

Abschluß durch den Lüsener Fernerkogel; leider heute im Nebel

Im Südosten bietet die Peiderspitze einen umfassenden und bärigen Blick auf die Kalkkögel in 14 km Entfernung. Hier gibt es wunderbare Bergtouren mit der Schlicker Seespitze, als klettertechnisch schon anspruchsvolle Überschreitung von der Riepenwand und auch als Schitour.

im Südosten die Kalkkögel

Die Kühtaier Berge im Südwesten bieten mit der Weitkarspitze, der Kraspesspitze als Rundtour vom Finstertaler Schartenkopf, dem Sulzkogel und dem Hochreichkopf bärige Schitouren und als Bergtour mit dem Neuner- und Pockkogel, sowie dem Acherkogel über den Maningkogel unvergessliche Bergtouren.

Kühtaier Berge mit Acherkogel in rechtem Bilddrittel

In der Kette, dem Westen folgend, sind schöne Schitouren auf den Pirchkogel mit der Umrundung des Hochalters zu nennen, sowie die Schitour auf den Hochalter selbst und jene auf den Rietzer Grieskogel.

nördliche Kühtaier Berge mit Pirchkogel in Bildmitte

Leider hat das nette Holzkreuz aus 1985 einen Schaden am Querbalken abbekommen und bedarf einer baldigen Reparatur.

Herwig auf der Peiderspitze mit dem Kollegen Stefan und seiner Begleiterin

Wir erreichten die Peiderspitze kurz nach zwei anderen Bergsteigern, die wir von der Gegenseite aus am weißen Helm gut ausmachen konnten; am Gipfel stellte sich heraus, daß es ein Kollege von Herwig war und seine Begleiterin die Schwester eines Kollegen des Verfassers.

eindrucksvoller Tiefblick auf Alt-Peida (sehr wahrscheinlich namensgebend für die Spitze) in Bildmitte und St. Sigmund

So sehr abgeschieden man die Peiderspitze zu liegen vermutet war diese Begebenheit der Auftakt zur gemeinsamen Einnahme von Höhenmedizin und dem Staunen welch Zufälle sich auf diesen Koordinaten ergeben können.

Peiderspitze, 2.808 m

Der Abstieg in Richtung Koflerspitzen wird im Führer als oberer Bereich von mäßig schwierig beschrieben und die südseitige Umgehung mancher scharfer Stellen anheimgestellt.

Abstieg von der Peiderspitze über den Ostgrat

Unsere Wahrnehmung dazu: während der Nordgrat wenige ausgesetzte Stellen aufweist und ebenfalls mäßig schwierig beschrieben wird, kann eindeutig bestätigt werden, daß der Ostgrat wesentlich ausgesetzter ist, klettertechnisch jedoch eher leichter erscheint, wobei wir ganz unten einige uns als nicht ersteigenswert eingestufte Zacken ausgelassen haben und südseitig im Hang querten.

phantastische Aussicht auf Roßkogl und Weißstein im Osten und den Hundstalsee

Wir machten uns einige Minuten später als die beiden Kollegen auf den Weg zum Abstieg, holten sie an einem Gratstück ein und setzten gemeinsam den Abstieg über den schönen Grat fort.

auf schmalem Grat geht es ganz toll weiter – leichtes und bizarres Gratgelände

Die meisten Passagen am Grat sind leicht zu begehen, in durchwegs festem Fels, begrünt selbst an der Gratoberkante.

eine erste schärfere Stelle nach dem breiten Gelände beim Abstieg

Es gibt eine Stelle, die etwas kniffliger erscheint, die aber auf Reibung und einem schwungvollen Schwenk nach rechts zu einem sicheren Griff gut zu meistern ist. Diese kurze Stelle mag die o. g. Einstufung des oberen Grades von mäßiger Schwierigkeit verdient haben.

Detail Gratausbildung

An der Stelle bricht der Grat nach vorne senkrecht ab und im Abstieg muß links (nordseitig) über etwa zwei Meter bis zu einer steilen glatten Felsfläche abgestiegen werden, an deren Vorderkante der Abbruch beginnt.

heikle Stelle am Ostgrat beim Abstieg Pfeil Gehrichtung, Kreis rechts = Griff rechte Hand, Kreis links Griff = linke Hand nach Überstieg auf Reibung

Nun muß die plattige Felsfläche schwungvoll nach rechts (südseitig) gequert werden, um in eine Scharte zu gelangen. An der Südseite gibt es dann einen sicheren Griff für die linke Hand und man kann den Oberkörper rüberziehen.

steile Abstiege sind auch zu bewältigen

Die Schwierigkeit besteht einzig im sicheren Tritt auf der steilen Felsfläche und im schwungvollen Überstieg bis zum Griff für die Linke, wobei der Griff der Rechten kurz vorher ausgelassen werden muß.

Blick auf den schönen Talkessel im Hundstal

Weiter unten sahen wir, daß die Bruchfläche unterhalb der Felsfläche rötlich angewittert ist, also der Abbruch noch nicht sehr lange zurückliegt. Möglicherweise war diese Stelle in den letzten Jahren einmal leichter begehbar.

letzte Passage am Abstieg in der Südflanke (die Spitzen empfanden wir dort nicht mehr als ersteigenswert)

Am Ende des Ostgrates führt ein Aufschwung etwa 30 Hm wieder auf einen Hochpunkt, den Tiris mit (Koflerspitzen 2.663 m) bezeichnet. Im AV-Führer ist von den Koflerspitzen mit der höchsten Erhebung von 2.641 m etwas weiter östlich die Rede und diese näher zusammengehörigen bizarren Spitzen dürften eher die Koflerspitzen darstellen, als der Punkt 2.663 m.

letzte Gratsequenz zum Abschluß, rechts der Punkt 2.663 m

Am Weg in Richtung derselben überschritten wir zuerst flaches Gelände übersät mit Schiefgneisplatten, bevor das Plateau in einen Bereich mit einer tiefen Senke überging. Dabei handelt es sich um eine Bergzerreißung, die dadurch bedingt ist, daß die südliche Flanke (in drei Stufen?) abgesackt ist und den Graben bildete.

Rückblick auf den bärigen Ostgrat – man erkennt den jungen Abbruch über sich dem die heikle Stelle befindet

Allein die entstandenen bizarren Spitzen dürften jene sein welche der erste Beschreiber (Julius Pock?) als Koflerspitzen benennen wollte. Die beiden westlich und östlich von diesen Spitzen liegenden runden Erhebungen dürften nicht zugehörig zu den Koflerspitzen gemeint gewesen sein.

flach von Pkt. 2.663 m Richtung Weißstein

Die Koflerspitzen überschritten wir nicht, vielmehr galt das Ziel der östlichen runden Erhebung, von der aus ein markierter Steig zum Hundstalsee hinab führt. Die Erhebung befindet sich knapp oberhalb der Schneebrücken der Lawinenverbauung  und von ihr führt ein sichtbarer Steig weiter Richtung Mitterkogel.

Bergzerreißung mit Talbildung voraus, rechts die Koflerspitzen

Hier endet die bergsteigerisch interessante Strecke der Rundtour. Am markierten, aber nur im Kompass Kartenwerk verlaufenden Steig, geht es durch Blockschutt hinab zum Hundstalsee, vorbei am formschönen Gipfel des Weißsteins, der am Grat zum Roßkogel eine zentrale Stellung einnimmt.

Weißstein – welch Erscheinung!

Einem interessanten schwarzen Felsblock begegnet man unweit vor dem Seeufer, er liegt mitten auf dem flachen Schutthang und sticht aufgrund seiner Farbe ins Auge.

Abstieg Richtung Hundstalsee auf markiertem Steig, in AV-Kartenwerk nicht vorhanden, jedoch in Kompasskarte

Es handelt sich dabei um einen Bänderamphibolit, der recht genau an der Grenze vom Schiefergneis durch Gletscherbewegungen zu liegen genkommen sein dürfte.

Gesamtszene der westlichen Begrenzung des Hundstals

Ebenfalls ins Auge sticht ein Bau, der in der Natur der Gegend einigermaßen exotisch anmutet. Der von seinen Erbauern „Apollontempel“ genannte Steinbau, der ohne Bindemittel aus lediglich aufeinander geschlichteten Steinen besteht, wird von zwei sich gekrümmt verjüngenden Türmen flankiert und besitzt einen unbeleuchteten runden Innenraum unter runder Kuppel.

Bänderamphibolit unweit des Seeufers – eine auffallende Wegmarke

Am Portal steht ein in Stein gemeißelter Auftrag zu lesen: „Erkenne dich selbst“. Die Außenanlage besteht aus einem Steinsteg in den See und mehreren Türmchen am Ostufer, die den Zugang säumen.

Apollontempel gegen Peiderspitze

Ob es bei diesem Bauwerk eine – und wenn, um welche – Bewandtnis zu den klassischen Tempeln der Antike gibt bleibt offen, vielmehr, dem Einzelnen überlassen. Auf der Homepage eines der beiden Errichter ist zu lesen:

Hierbei handelt es sich um ein ökologisch und ästhetisch neuartiges Kunstwerk, das die Verbindung Natur – Mensch -, Kunst – Mensch, sowie Kunst und Natur darstellen soll“

Nun, es mag jeder selber darüber befinden wie er diese Erscheinung in Verbindung mit der Natur bringt, vor allem Letztere des Zitates der Homepage. Die Animation dazu findet sich am Portal eingemeißelt.

der sogenannte Apollontempel

Der Hundstalsee wird mit Frischwasserquellen aus dem Seeloch gespeist und hat einen Abfluß mit bemerkenswert großer Schüttung, die am Abstieg zur nächsten Talstufe erst so richtig sichtbar wird.

Kuppel des Apollontempels

An der tieferen Talstufe führt der Steig jenseits des sogenannten Enterbachs an einer Jagdhütte vorbei. Die Ebene davor bildet einen Schwemmbereich für den Bach mit allerlei Arten von Gräsern, die im Sumpf prächtig gedeihen.

Hundstalsee mit dem Bauwerk, von dem ein reflektierend Licht auszugehen scheint (es handelt sich um eine Fläche im Inneren, nicht um den Schlußstein der Pforte)

Am Abstieg fällt noch ein Kreuz am nördlichen Teil des kurzen Grates, der vom Mitterkogel in die Inzinger Alm zieht, auf. Diese Erhebung hat keine Bezeichnung im Kartenwerk, ist nirgends beschrieben und einen Gipfel im Sinne der Definition stellt sie auch nicht dar.

eine malerische Feuchtfläche bildet die untere Talstufe

Möglicherweise handelt es sich um ein Kreuz eines örtlichen Vereins, zwar zentral am Gratausläufer recht schön gelegen, aber offenbar ohne allgemeine bergsteigerische Relevanz. Die Besteigung dürfte über das Enge Tal erfolgen.

ein letzter Rückblick von der mittleren Talstufe

In der Inzinger Alm genossen wir noch Kasknödel mit Salat, die empfehlenswert sind. Anders als in der Suppe sind die Knödel mit Salat knackig frittiert und nach der langen Runde genau die richtige Stärkung.

bar jeden Alltags nach einer gelungenen Bergfahrt

Zu den Eckdaten der Runde sei zu sagen, daß wir die 1.450 m Aufstieg und die Streckenlänge von 13,1 km in 8:43 Stunden absolviert haben. Die Gipfelpause betrug dabei eine halbe Stunde, restliche Pausen in Summe geschätzt 20 Minuten.

Mils, 26.06.2022

Östlicher Feuerstein, 3.267 m

Als Ursprungspunkt zweier mächtiger Gebirgskämme, dem Habicht-Elfer-Kamm in den Nordosten und dem Aggls-Rosskopf-Kamm in den Südosten, stellt der Östliche Feuerstein nicht nur eine geografisch bedeutsame Position dar, seine Erscheinung vom Simmingjöchl aus beeindruckt auch durch Farbe und alpiner Schönheit.

Grüblferner Juli 2022

Die Besteigung von der Bremerhütte über das Simmingjöchl verhüllt den Blick auf den Grüblferner sehr lange im Aufstieg, erst nach der Nürnberger Scharte öffnet sich ein phänomenaler Blick auf die Eismassen und die beiden Feuersteine gegenüber.

Grat zum Östlichen Feuerstein mit klaffendem Bergschrund

Überdies ist der Östliche Feuerstein für den versierten Bergsteiger kaum mit nennenswerten Schwierigkeiten zu besteigen. Der kurze Aufstieg über den Grüblferner ist eher flach, der Gletscheransatz knapp unterhalb des Pflerscher Hochjochs stellt mit einer breiten Spalte (Bergschrund) die Schlüsselstelle im Eis die einzige Prüfung dar. Hiefür empfiehlt sich, neben Eisen für den Gletscher, ein klassischer Pickel mit Schaft. Im Fels am Grat bilden wenige Passagen, denen man die untere Stufe von mäßiger Schwierigkeit zuordnen kann, die kleinen Prüfungen an die Kletterfähigkeit.

Landesstraße nach Gschnitz – Sichtbarkeit Östlicher Feuerstein bis Jubiläumssteig Innsbrucker Hütte

Ausgesetzt muß nicht gestiegen werden, die Länge des Grates vom Pflerscher Hochjoch bis zum Gipfel soll auch nicht unterschätzt werden. Alle Kartenwerke, die auf Outdooractive zugreifen (so auch die digitale AV-Karte) zeigen eine Aufstiegsroute von der Nürnberger Scharte auf den Grüblferner, die heute nicht mehr begehbar ist. Mehr zu diesem wichtigen Thema weiter unten.

gegen 7 Uhr ab mit dem Radl Richtung Laponesalm

Der Aufstieg vom Gschnitztal scheint von den beiden Normalwegen der weniger oft begangene zu sein. Auch im Internet finden sich derzeit (Juli 22) wenige Berichte dieser Route. Es mag wohl auch an der Länge der Route liegen, die mit 11,3 km vom Langental (Stubai) gegenüber 12,8 km vom Gschnitztal kürzer und um gut 100 Aufstiegsmeter niedriger ausfällt. Die Tour kann für den konditionsstarken Bergsteiger als Tagestour absolviert werden, ansonsten empfiehlt sich bei mehr als 2.100 m Gesamtaufstieg vom Parkplatz Feuerstein bis auf den Gipfel die Nächtigung in der Bremer Hütte.

Parkplatz beim Gh. Feuerstein – Aperer Feuerstein im Hintergrund

Wer glaubt den Östlichen Feuerstein von der Terrasse der Hütte aus sehen zu können der irrt. Der Gipfel zeichnet sich erst einige Dutzend Vertikalmeter oberhalb der Hütte ab; von der Terrasse kann man das Osteck des Pflerscher Hochjochs sehen, in dessen südwestlicher Verlängerung der Gipfel liegt. Die Sichtbarkeit des Östlichen Feuersteins, als höchstem Gipfel aller drei Feuersteine, ist von der Ferne im Gschnitztal nur bis nach dem Ort Gschnitz und aus der Nähe erst wieder bei der Nürnberger Scharte gegeben. Vom Gasthaus Feuerstein aus kann man nur den Aperen Feuerstein sehen.
Von dort, vom Gasthaus, über die Laponesalm bis zum abzweigenden Steig auf die Bremer Hütte, benutzten wir das Radl für die schnellere Ausfahrt am Abend und kürzten damit den Rückweg gegenüber der Bewältigung per pedes um knapp 4 km oder gut 40 min ab.

phantastischer Rückblick auf das hintere Gschnitztal

Um 6:45 konnte man an dem zwar wetterstabilen – jedoch durch die Regenfälle am Vortag feuchtigkeitsreichen und mit zunehmender Bestrahlung daher nebelanfälligen – Vormittag auf der Landesstraße nach Gschnitz die so atemberaubend schönen, feuerroten Felsflächen der Feuersteine in der Morgensonne förmlich brennen sehen, welches ein Foto nicht wiederzugeben vermag. Man muß das Schauspiel in natura erleben.
Um kurz nach sieben Uhr starteten wir mit dem Radl vom Parkplatz nach dem Gasthaus Feuerstein in Richtung Laponesalm.

Eintritt in die Simmingalm

Auf der Strecke zum abzweigenden Steig durch den Wald werden geodätisch 248 Hm Aufstieg absolviert (Gh. Feuerstein 1.282 m / Abzweigung 1.530 m). Der Großteil der Straße ist asphaltiert, nach der Laponesalm führt sie als Schotterweg bis zur Talstation der Materialseilbahn der Bremer Hütte weiter; die Abzweigung auf den Steig befindet sich vor der Talstation.

die Simmingalm vom Steig zur Bremer Hütte

Mit dem Steig über den Südhang der Hohen Burg überwindet man eine für die Stubaier Alpen – speziell im Stubaital – so charakteristischen Talstufen, die mit teilweise imposant steilen Abbrüchen jeweils die nächsthöhere Stufe einleiten und über die die klaren Bäche der Gletscherabflüsse hinab tosen. Eine etwas kleinere Ausgabe zum bekanntesten dieser Bäche, dem Grawafall im hinteren Unterbergtal (Stubai), birgt das hinterste Gschnitztal mit dem Simmingbach, der über die Steilstufe von der Simmingalm herunter bricht.

Herwig vor der noch nebelverhüllten Äußeren Wetterspitze

Der Steig führt zunächst durch den Wald, um dann, um etwa acht Uhr bereits spürbar sonnenbestrahlt, über grasbewachsene Serpentinen gegen Westen auf die nachfolgende Talstufe, der Simmingalm, führt. Der Steig, wunderbar gepflegt durch mühsam händisch ausgeführte Mäharbeit mit der Sense zu beiden Seiten des mittelbreiten Steigs.

Bremer Hütte gegen Hintersimming mit Aperem Feuerstein

Wurde die Talstufe erreicht geleiten ein paar Höhenmeter abwärts zu den weiten saftigen Almwiesen, durch die sich der Simmingbach mit seinen zahlreichen kleinen Zuflüssen hindurch mäandert, eine grüne Pracht die Ebene. Im hinteren Teil der Ebene befindet sich der kleine seichte Simmingsee, gebildet durch die Zuflüsse vom schönen Lautersee herab, der passiert wird, wenn man zur Äußeren Wetterspitze unterwegs ist. Das Turbinenkraftwerk der Bremer Hütte befindet sich auch oberhalb des Talkessels der Simmingalm, gespeist von den Wassern der Wetterspitze – eine hervorragend nachhaltige Lösung für die menschlichen Notwendigkeiten auf 2.400 m. Die schöne Almfläche wird heute nicht mehr als solche genutzt.

Bremer Hütte, 2.414 m

Am eisgeschliffenen Hang gegenüber dem Eintritt in die Simmingalm, dem „Mitteregg“ setzt der Steig mit weiteren 400 Hm zur Bremer Hütte als Ausgang fort. Dort wird auch die Seilbahntrasse der Materialseilbahn der Bremer Hütte gequert. Dieser Aufstieg bietet einen schönen Einblick auf Jahrtausende von Behandlung der Felsoberflächen durch bewegtes Eis mit Schutt auf dessen Unterseite.

am Weg ins Hintersimming

Die Schleifspuren durch Geschiebetrümmer, die zwischen der massiven Auflast der Eismassen und der Felsoberfläche entstanden sind, können eindrucksvoll nachvollzogen werden und es ist dabei gut ersichtlich, daß sich die härteren Quarzgänge im Fels gegen den Schliff wehrten, indem sie – deutlich sichtbar – kleine Rippen auf der glatten Oberfläche bildeten, die kaum mehrere Millimeter – aber doch – aus der sie umgebenden Gneismatrix hervorstehen. Diese glatten aber griffigen Flächen werden im Aufstieg zur Bremer Hütte direkt begangen.

Murmelen (Mangger) am Weg zum Talkessel

Wollgras wächst auf dem flachen Teil des Mittereggs, und es ist schön anzusehen, wenn sich die flauschigen Blütenpollen im leichten Lufthauch der Thermik wiegen. Am Weg dorthin, noch vor diesen flachen und feuchten Mulden die Wollgras als Lebensraum benötigt, zweigt der Steig über den Kamm im Süden zu den beiden Tribulaun Hütten ab.

Simmingferner, oder sein Rest; die Fortsetzung der Eisfläche am, unteren Rand noch sichtbar

Die Bremer Hütte auf 2.414 m gelegen bildet den zentralen Stützpunkt für die Touren auf die Feuersteine und andere Gipfel des Grenzkamms zum südlichen Tiroler Landesteil, sowie auch auf die Gipfel des inneren Habicht-Elfer-Kammes. Sie feiert 2022 ihr 125-jähriges Jubiläum. Wir rasteten dort ein Viertelstündchen bei einem Getränk, mit wunderschönem Blick auf die rotgefärbten Gipfel, bevor wir den Steig zum Simmingjöchl fortsetzten.

Simmingjöchl (zu dem nicht direkt aufgestiegen wird; rechts führt der Steig zur Zollhütte)

Als Wermutstropfen in der Landschaft muß nicht erwähnt werden, daß vom einst mächtigen Simmingferner nur noch ein Abklatsch an Eiskörper übrig geblieben ist, auch wenn er sich unter ständig hör- und sichtbar herunterbrechendem Geröll und Schutt noch einige Dutzend Höhenmeter unterhalb der Abdeckung zu Tale hin zieht. Die einstige Mächtigkeit des Ferners kann man am weiteren Weg ins Hintersimming studieren, die verschiedenen Wallformen und Seitenmoränen (siehe eindrucksvolles Bild der Blöcke an der Oberseite der Seitenmoräne in der Bildergalerie) seiner größten Ausdehnung.

Rückblick vom Hintersimming zur Bremer Hütte

Bis in den Kessel im Hintersimming gewinnt man an Höhenmeter nur wenig dazu. Im Gegenteil, man ist gezwungen ungangbare Felsrippen von der Inneren Wetterspitze herab zu untersteigen und verliert nach der Hütte merklich an Höhe, bevor der Steig gegen den Talkessel zunächst mäßig ansteigt, bevor er über Serpentinen steiler wird und zuletzt in einer brüchigen, seilversicherten Rinne gegen die Zollhütte ansteigt.

auf der Kammhöhe bei der Zollhütte; Blick nach Westen zur Nürnberger Hütte: links Wilder Freiger erahnbar

Ziemlich am Tiefpunkt des Steigs ins Hintersimming zweigt ein Steig zur Magdeburger Hütte in Südtirol ab. Sein Verlauf ist schwer auszumachen, wenn man ihn nicht kennt. Er führt, ansteigend über die Fernerschröfen, östlich der Bremer Scharte über den Grenzkamm.

Zollhütte gegen Innere Wetterspitze

An der Zollhütte ist man wohlgemerkt nicht am Simmingjöchl, selbiges befindet sich 160 m weiter südlich und kann im Aufstieg anhand der Einsattelung deutlich als „Jöchl“ wahrgenommen werden. Wer also von der Bremer Hütte zur Nürnberger Hütte wechselt passiert das Simmingjöchl nicht direkt.

Grat zum Grüblferner im Nebel, rechts Aperer Feuerstein

Wer sich in der Zeit der Europäischen Union keine Vorstellung mehr über den Zweck einer Zollhütte auf 2.754 m Höhe machen kann, dem sei hier näher gebracht, daß in der Zeit nach dem letzten Weltkrieg auf dieser die Zollbeamten aus dem Gschnitztal ihren Dienst verrichteten und Schmuggler, die vor allem viel billigeren Tabak und Kaffee, aber auch andere Waren italienischer Provenienz, des Nächtens und bei Nebel auf dem Gletscherweg nach Tirol und nach Deutschland brachten, um teilweise sogar davon zu leben. Die Zeiten waren karg und man nahm was zu nehmen war, auch unter größten alpinen Gefahren.

vor dem Simmingjöchl mit den jung ausgeaperten Fernerflächen bis zur Nürnberger Scharte; rechts Aperer Feuerstein

Der Verfasser dieses Berichtes kennt beide, einen berühmten Absamer Gemeindebürger als bekennender Schmuggler und seinen eigenen Großvater, der als Zöllner viele Jahre seines Lebens zwischen dem Brenner und dem Timmelsjoch Dienst tat und Schmuggler aufspüren mußte, somit das Bergsteigen und Schitouren mit dem Beruf vereinen konnte. Beide, Gejagte und Jäger, wussten spannende Geschichten über ihre Alpinerlebnisse zu erzählen.

Gletschersee in der Mulde am Simmingjöchl zur Nürnberger Scharte

Die Zollhütte schwappte bei unserer Ankunft über vor Weitwanderer, die eben von der Nürnberger zur Bremer Hütte hin wechselten und man unterhielt sich per Videotelefonie lautstark mit den Verwandten, irgendwo in Holland, denen die Landschaft ins Haus gebracht werden sollte. Ein zu geschäftiger Ort, den wir recht bald verließen, um die Richtung nach Süden zum Simmingjöchl einzuschlagen.

Ausdehnung der Eisfläche unterhalb der Nürnberger Scharte

Am Simmingjöchl entdeckten wir am Rückweg deutliche Steigspuren hinab hinter die Felsen. Es sollte also möglich sein den Aufstieg zur Zollhütte auszusparen und somit etwa 50 Hm abzukürzen. Wir sind dem Steig aber auch beim Abstieg nicht gefolgt, um mit Gewissheit sagen zu können, daß er durchgehend an den Steig im Hintersimming heranführt. Von diesem sieht man nämlich keinen Abzweig im Aufstieg. Möglicherweise verläuft sich der Steig im Geröll der Flanke und man steigt weglos weiter.

obere Bruchzone nicht begehbar

Südlich des Simmingjöchl blickt man nun umso näher auf die geschliffenen rotbraunen Gletscherfelsen und riesigen Gesteinsblöcke, die der Gletscher herausgearbeitet hat. Der Grund für die äußerst intensive, ja fast bis ins rostbraune gehende – sodaß man meinen könnte man stünde Gestein mit Eisenoxidgehalt gegenüber -, rötlich-braune Färbung liegt am geringen Gehalt an Hellglimmern (hier ist vorwiegend Muskovit gemeint) in einer Quarz, Plagioklas und Biotit-reichen Matrix.

ab ins Blockwerk mit noch beachtlicher Blockgletscherreichweite

Die Verwitterungsfarbe von Biotitplagioklasgneis erscheint daher rötlich-braun. Auch die umgebenden Gipfel im Kamm und der Zweigkämme, z. B. die Wetterspitzen, bestehen aus diesem Gestein, wenngleich man es nach vielen Jahrhunderten der Verwitterung gegenüber den jungen Flächen der sich zurückziehenden Gletscher nur mehr an ihren kürzlich passierten Abbrüchen zu sehen bekommt.

 

Rückblick auf das Simmingjöchl

Der Aufstieg vom Jöchl auf die Nürnberger Scharte ist ein mühsamer. Zunächst stiegen wir nach dem Simmingjöchl wieder etwas tiefer – zu den unter Sonnenbeleuchtung von Schluff leicht türkis gefärbten Gletscherlacken – ab, durchschritten eine kurze weiche Zone von Feinteilen, die vom Schmelzwasser an des Gletschers Stirn gebildet wird, bevor wir mit Vorsicht erstmals nach über vier Stunden des Aufstiegs Gletschereis betraten.

mühsam zur Nürnberger Scharte

Wir blieben nahe am Rand des Eiskörpers und konnten im Aufstieg mit den Stöcken ab und zu Hohlräume unterhalb erklopfen, die jedoch wunderbar standhielten. Gegen die obere Begrenzung hin mußten wir die angenehm flache Eismasse verlassen, da sich signifikante Spalten und Schollenbrüche auftaten. Somit waren wir wieder auf das mühsame Fortkommen über die zum Teil Kubikmeter messenden Blöcke angewiesen. Schutt und unverwitterte Flächen auf den Trümmern zeugten von Felsstürzen vom Aperen Freiger herab. Die kurze Strecke von der Zollhütte zur Nürnberger Scharte mit gut einem Kilometer und nur 180 Hm Aufstieg dauerte somit eine Dreiviertelstunde.

Nürnberger Scharte; Blick auf den Fernerrest auf den die Route der AV-Karte führt

Die Überraschung an der Nürnberger Scharte besteht nicht nur in der einmaligen Sicht auf die hohen der drei Feuersteine, vor allem aber in der Tatsache, daß die in oben erwähntem Kartenwerk eingezeichnete Route nicht begehbar ist. Die Flanke von der Scharte zum tief liegenden Ferner erscheint im oberen Teil fast senkrecht und besteht aus – weit gefährlicher noch als die Steilheit – mannsgroßen Blöcken in feinerer Einbettung, mit einem Wort nichts anderes als offen dastehendes Gletschergeschiebe von dem zu jeder Zeit Ausbrüche auf den Gletscher darunter passieren, wie im Tiefblick ersichtlich wurde.

Abbruchkante von der Nürnberger Scharte nach Westen; Hintergrund: Östlicher und Westlicher Feuerstein

Beeindruckt von dieser Situation, sowie mit Respektabstand von der Abbruchkante, stiegen wir aufwärts, um oben vielleicht das Glück zu haben zum Grüblferner zu gelangen, da es von unten danach aussah. Den Aperen Feuerstein ließen wir rechts liegen und folgten einer Art Steig am Rücken, von der Abbruchkante entfernt. Oben angekommen präsentierte sich ein atemberaubender Blick auf den Ferner und die beiden hohen Feuersteine, leider aber wieder kein Weiterkommen, durch dieselbe Abbruchsituation wie unten an der Nürnberger Scharte bedingt. Zwar wäre dieser Abstieg nicht so tief gewesen, mit Sicherheit aber genau so risikoreich, unter keinen Umständen eine Option.

kurzer Aufstieg zum Aperen Feuerstein

Nun blieb nichts anderes mehr über als einen eigenen Aufstieg zu suchen und zwar hinauf auf den Buckel und weiter am Grat, der zur Pflerscher Scharte hinauf zieht. Von unten konnten wir ausmachen, daß es weiter oben am Grat die Möglichkeit geben muß auf den Gletscher abzusteigen und vom Aufstieg vor der Nürnberger Scharte wußten wir, daß auf dem Buckel oben Holzstangen (Schneestangen?) montiert waren, sodaß dieser Aufstieg nun logisch erschien. Allein der lockere Fels brachte einige Anspannung, ob Blöcke sich lösen würden.

links im Bild ein verlockender Steig, der keiner ist

Die etwa 50 Hm messende Flanke bestand nahe an ihrer Kante aus Blöcken, die sich bereits aus der stabilen Verkeilung gelöst hatten und teilweise gefährlich lose auf ihrem Untergrund auflagen. Wir kletterten daher weiter innerhalb der Flanke als am Rand und immer wieder konnten wir feststellen, daß der Verbund sich hier in den nächsten Jahren bis tief in die Flanke lösen wird.

am der Abbruchkante zum Grüblferner nach Süden; Hintergrund Östlicher Feuerstein

Oben fast direkt am Hochpunkt angekommen – die kurze Kletterei kann als mäßig schwierig beschrieben werden – trafen wir die Holzstangen an. Ein wunderbares Plätzchen zur Beobachtung von Schmugglern und daher muß es dort hinauf einen besseren Weg geben, den wir im Abstieg auch in der direkten Gratbegehung von der Nürnberger Scharte gefunden haben. Steinmänner übersahen wir dort jedoch keine, sodaß dieser Weg nicht sofort gefunden wird.

am Gupf angekommen, eine wunderbare Fotoperspektive

Nun folgten wir der Gratlinie, die mit leichtem Abstieg und über schärfere Teilstücke zu ihrem Tiefpunkt führte, an dem wir den Übergang zum Grüblferner suchen wollten. Die „schärferen“ Gratstücke muß man sich nicht mit Kletterei verbunden vorstellen, sie werden mit Stöcken begangen, sind jedoch ähnlich zerrissen wir der zuvor beschriebene Aufstieg auf den Buckel.

am Grat zum Pflerscher Hochjoch

Hier kann jederzeit ein Rutscher die Platten und Schollen zum Absturz bringen. Die kompakte Flanke im Osten ist dabei an manchen Stellen hilfreich, wenn einem die Klüfte zwischen den Platten auf der Gratlinie zu instabil und zu weit erscheinen. Diese Strecke ist jedoch recht kurz und rasch gemeistert.

Rückblick zum Gratkopf – man beachte die Lagerung der Plattenschollen

Während unseres Aufstiegs und der Gratbegehung beobachteten wir Aufsteigende sowie Absteigende von und zur der Nürnberger Hütte mitten am Grüblferner, wie sie die kürzesten Schritte über die massiven Spalten suchten. Von oben hatten wir natürlich die beste Route im Blick und konnten sehen wie mühsam manche Spalte zu umgehen war und welche Zeit man für einen solchen Aufstieg benötigt.

geeignete Stelle mit Abstieg zum Grüblferner

Nach kurzer Gratbegehung erreichten wir den Tiefpunkt von dem aus wir den kurzen Abstieg schräg nach unten zum Grüblferner zu unternehmen gedachten. Die Stelle muß nicht extra beschrieben werden, sie erscheint durch ihre Lage logisch und der schräge Abstieg erfolgt zwar in ebenfalls gelockertem Gelände, jedoch mit wesentlich geringerer Hangneigung. Aufhalten sollte man sich unten am Rand des Grüblferners jedoch nicht unnötig lange, wovon abgestürzte Brocken zeugen.

Anlegen der Eisen für den Gletscheraufstieg

Mit Steigeisen bewältigten wir den ersten flacheren Teil am Gletscher recht zügig. Imposant und auf den Bildern nachvollziehbar sind die Rutschbahnen der Gesteinsbrocken, die teilweise etwa hundert Meter in das Fernerbecken hineinreichen.

über gut sichtbare Spalten hinweg

Die Spalten am Grüblferner waren Ende Juli bestens sichtbar und da wir recht nahe am linken Rand (in Aufstiegsrichtung) unterwegs waren trafen wir auch nicht sehr viele Spalten an. Jene, die wir bis zum Aufsteilen des Gletscherbeckens überwinden mußten, waren maximal unter einem Meter breit, meist unter einem halbem Meter.

etwas tiefer in den Ferner hinein, jedoch weit links im Aufstieg bleibend

Der Pickel gibt hier zusätzliche Sicherheit und wird oben, an einer Spalte, die als Bergschrund bezeichnet und als Schlüsselstelle unseres Gletscheraufstiegs angesehen werden kann, ein wichtiges Instrument der vorbeugenden Sicherung. Als Bergschrund ist die Spalte gegenüber jener weiter westlich an der Gratflanke zum Östlichen Feuerstein ein Zwerg, für die mögliche Schrittlänge ist sie jedoch schon zu breit.

oberhalb des Bergschrundes am Pflerscher Hochjoch

Wir stiegen nach dem Bergschrund respektvoll bis auf die völlig unter Eis stehende Gratkante zum Pflerscher Hochjoch auf, um dann festzustellen, daß wir am Felsansatz im Westen wieder 20 Hm absteigen mußten, um an den günstigsten Ausgangspunkt für die Erklimmung des Grates zu gelangen. Im Abstieg querten wir kaltschnäuzig zum Bergschrund, ohne nennenswerten Höhenverlust auf kompaktem Eis, ohne Spalten.

vereiste Grathöhe am Pflerscher Hochjoch

Schräg nach oben steigt man nach dem Ablegen der Eisen und des Pickels am Ende der Eisstrecke zum Felsgrat auf. Einige Minuten wird er direkt begangen unter phänomenalem Blick auf den Feuersteinferner im Süden. Die Gratflanken sind zu beiden Seiten durchaus steil, ausgesetzte Stellen gibt es aber eigentlich nicht.

zeitlich nicht zu unterschätzender Grat zum Östlichen Feuerstein

Nach dem ersten flacheren Stück trennt eine schmale Scharte den recht steil aufsteigenden weiteren Gratverlauf. Diese Scharte, eine Störzone, scheint aus recht schlechtem Gestein und Feinteilen zu bestehen und wird in den kommenden Jahren mit Sicherheit an Schwierigkeit zulegen.

Rückblick am Grat auf das Pflerscher Hochjoch

Derzeit ist sie sicher zu begehen, weist jedoch deutliche Spuren der Erosion auf und bricht mit gefährlichem Geröll zu beiden Seiten auf die Gletscher hinab.

Scharte mit Störzone

Ein paar Aufstiegsminuten später erblickten wir das ersehnte Gipfelkreuz. Nach sechseinhalb Stunden, mit nur einer nennenswerten Pause von etwa 20 Minuten bei der Bremer Hütte, waren wir doch recht froh darüber und auf mittlerweile signifikant über 3.000 m Seehöhe auch entsprechend angestrengt. Es sollten aber knapp sieben Stunden werden, die für den Gipfelsieg am Östlichen Feuerstein nötig wurden.

Rückblick an der mäßig schwierigen Kletterstelle

Anschließend an die steile Flanke folgte der Aufstieg über eine leichte Kletterstelle, der man die eingangs erwähnte untere Schwelle von „mäßig schwierig“ zumessen kann. Sie besteht aus schräg gestellten glatten Felsflächen, die jedoch mit Handrissen durchzogen sind, die auch als Tritte einwandfrei begehbar sind.

eine weitere Stelle mit netter Kletterei in gut griffigem Schiefergneis

Weiter geht es anschließend noch eine Viertelstunde über ein paar Aufschwünge ohne nachfolgende Scharten, bei denen abgestiegen werden müßte. Der Gipfelbereich wird dann überraschend förmlich auf einem Steig erreicht und ist ebenfalls überraschend untypisch rund geformt im Gegensatz zum vorher durchwegs bizarren Grat. Unser Aufstieg hatte somit 6:50 Stunden in Anspruch genommen.

Rückblick auf den Grataufstieg vom Pflerscher Hochjoch

Leider verzog sich der Nebel auch bis zum Erreichen des Gipfels gegen 14 Uhr hin nicht vollständig, womit wir beschlossen die Gipfelrast etwas ausdehnten, um in den Genuss von nebelfreien Bildern zu kommen, falls er uns die Gnade erweisen sollte, sich von den besten Fokuspunkten zu entfernen.

Herwig am Östlichen Feuerstein

Unser erster Blick galt dem Tale und von wo im Gschnitztal aus man den Östlichen Feuerstein sehen kann. Dies ist bis etwa 500 m nach dem Parkplatz des Jubiläumssteiges zur Innsbrucker Hütte auf der Landesstraße der Fall, bis nach dem Gschnitzer Ortsteil „Gurns“. Das Bild dazu befindet sich in der Bildergalerie und man kann auch deutlich erkennen, daß die Bremer Hütte leider nicht sichtbar ist, sie versteckt sich hinter dem Grat, den wir als Zugang zum Grüblferner nutzten.

Talblick über das Osteck vom Pflerscher Hochjoch ins Gschnitztal

Dem noch deutlich höheren Wilde Freiger galt unser zweiter Blick und bei diesem tat uns der Nebel erst beim Abstieg den Gefallen denselben vollständig zu enthüllen. Nach Süden hin waren die Nebelverhältnisse besser, hier hatten wir einen guten Fernblick auf den Aggls-Rosskopf-Kamm die tollen Schitourenziele auf die Ellesspitze und die Wetterspitze.

gewaltiger Aggls-Rosskopf-Kamm mit schönen Schitourenzielen

Im Westen, am mittleren Hauptkamm,  reicht der Blick auf die Sonklarspitze, den Wilden Pfaff und das Zuckerhütl.

Westlicher Feuerstein mit Schwarzwand- und Sonklarspitze rechts (vor dem Nebel)

Die Aussicht in den Südwesten besticht mit dem Botzer in 5,7 km Entfernung und auf die Ötztaler Alpen rund um das Timmelsjoch, gleich rechts neben dem Botzer der Granatenkogel in 19 km Entfernung.

im Hintergrund rechts neben dem Botzer die Granatenspitze in den Ötztaler Alpen; rechts der gewaltige Übeltalferner

Im Süden ragt die Nordwand der unmittelbar gegenüber dem Feuersteinferner gelegenen Agglsspitze und rechst dahinter der Hohen Kreuzspitze, beide tolle Schitourenziele.

Agglsspitze mit Magdeburger Scharte; im Hintergrund das Schitourenziel der Hohe Kreuzspitze

Der Blick in den Osten, dem Kamm folgend, in unmittelbarer Nähe jenseits des Pflerscher Hochjochs findet sich die Schneespitze und dahinter die Weißwandspitze (mit der Besonderheit einer Dolomitaufsattelung auf kristallinem Untergrund), knapp noch an der südlichen Flanke der Weißwandspitze sichtbar das tolle Schitourenziel Hoher Zahn, bevor der mächtige Pflerscher Tribulaun sich auftürmt, mit seinem nördlichen Bruder dem Gschnitzer Tribulaun.

die dolomitische Weißwandspitze, rechts (beschattet) das Schitourenziel Hoher Zahn, rechts die gewaltigen Tribulaune

Eines der – dem Verfasser bekannten – ältesten Gipfelkreuze ziert den Östlichen Feuerstein. Ein Stahlkreuz der katholischen Jugend St. Theresia aus Nürnberg aus dem Jahr 1964, mit Christusmonogramm, auf schmalem Betonsockel widersteht seit 58 Jahren den Wettern in der Höhe. Leider fehlt das Gipfelbuch.

Östlicher Feuerstein, 3.267 m

Gegen halb drei, nach einer 40 minütigen Gipfelrast mit vergeblichem Warten auf Aufklaren,  verließen wir den Gipfel und nahmen denselben Weg zurück zum Pflerscher Hochjoch.

Gipfelkreuz am Östlichen Feuerstein aus 1950 (möglicherweise versetzt bei Errichtung des neuen Kreuzes 1964)

Dort schlüpften wir wieder in die Eisausrüstung und querten direkt ohne Höhenverlust zum Bergschrund hinüber. Der Übergang erwies sich völlig spaltenfrei direkt auf der Eisoberfläche, teils tiefschwarz durch Staub- und Schmutzablagerungen überzogen und Mitgrund für den Teufelskreis der schmelzenden Eismassen.

Bergschrund unterhalb des Pflerscher Hochjochs

Den restlichen Abstieg vom Grüblferner, dessen einst größter Teil heute nahezu eisfrei unterhalb des Gletscherbruchs im Westen der übrig gebliebenen jämmerlich kleinen Zunge zu finden war, unternahmen wir direkt auf den Aufstiegsspuren, deren einzige Begeher wir selber waren, während alle anderen Gruppen von der Nürnberger Hütte über das Langental aufgestiegen sind.

Spalte mit Bergschrund im Hintergrund

Am Abstieg klarte das Wetter dann weiter auf und ließ einige schöne Blicke auf den Wilden Freiger zu. Deutlich kann man am Südkamm des Freigers auch die Wetterstation im Süden erkennen. Die Zollhütte dort ist verfallen.

Wilder Freiger vom Pflerscher Hochjoch gesehen

Wir erstiegen nun den Buckel, auf den wir im Aufstieg mit prekärer Stabilität der Brocken am Hang überwinden mußten, um zum Grüblferner zu gelangen, folgten dem direkten Abstieg am Grat und fanden bereits oben einen deutlich sichtbaren Steig, teilweise mit Steinmännern markiert, vor. Diese Route ist flacher und sicherer als die Westflanke, die wir im Aufstieg unfreiwillig nehmen mußten.

wieder auf der Grathöhe

Unterhalb der Nürnberger Scharte, beim Abstieg zum Simmingjöchl, passierten wir einen kleinen Gletschertisch mitten im kläglichen Rest der schwindenden Eisfläche.

Abstieg vom Felsgupf nun auf Steig mit Steinmandln

Der Gegenanstieg zum Simmingjöchl bietet nochmals einen herrlichen Blick über die Gletschertätigkeit früherer Jahrhunderte. Am Grat zur Zollhütte fiel uns noch die Begrenzung der Höhe des maximalen Simmingferners im Hintersimming auf.

Hintersimming, Bremer Hütte und Gschnitztal

Hier zieht sich eine auffallende Linie von mittelgroßen Felsblöcken durch die nördliche Seitenbegrenzung, etwas unterhalb des Steigs zur Bremer Hütte. Auffallend und bezeichnend ist auch die oben erwähnte charakteristisch rötliche Färbung der Blöcke (Verwitterung seit Ablagerung noch nicht so lange eingetreten) gegenüber den viel älter abgelagerten höher liegenden Gesteinsblöcken. Zusammen mit dem Wall etwa mittig im Tal kann man das Ausmaß der Eismassen noch vor etwa zwei Jahrhunderten erkennen, und etwas weiter unten die massive Stirnmoräne.

am Blockgletscherfeld

Leider erreichten wir die Bremer Hütte nicht mehr rechtzeitig, um dort eine längere Rast einzulegen. Ein Bier mußte nun aber sehr wohl aufgenommen werden, bevor wir nach 17:30 den Abstieg antraten und das Schnitzel bei stimmungsvollem Blick auf den Aperen Feuerstein gegen 19:30 im Gasthaus Feuerstein einnahmen. Somit dauerte die Tour 12:27 Stunden, wie die Aufzeichnung dokumentierte.

Aussichtshighlight: Wilder Pfaff und Zuckerhütl an Nordflanke des Wilden Freigers in Bildmitte

Wir sind beim Abendessen zum Schluß gekommen, daß die Tour kaum in wesentlich kürzerer Zeit durchgeführt werden kann, es sei denn man hält Pausen in geringstmöglicher Kürze. Die Gesamtzeit unserer Pausen dürfte bei 90 min, zuzüglich doppeltes Rüsten für die Gletscherbegehung mit etwa 20 min gelegen haben, sodaß die reine Gehzeit, bzw. incl. Ausfahrt mit dem Radl 10:40 Stunden betrug.

Aussicht auf die zentralen Stubaier Gipfel

Mit diesem Wissen erscheint die Angabe auf dem nicht besonders glücklich gewählten Wegweiser an der Bremer Hütte „Feuersteine 3 – 4 Stunden“ als unpassend und unrealistisch, für den Westlichen Feuerstein als nahezu fahrlässig, für den Östlichen als äußerst knackig, und, sollte hierbei der Apere Feuerstein gemeint sein, als fast unrealistisch lange. Um von der Hütte auf den Östlichen Feuerstein zu gelangen erscheinen vier Stunden als Wegweiserangabe für den durchschnittlichen Geher bei der Erstbegehung heute kaum mehr tauglich. Hierzu ist das Blockwerk ab dem Simmingjöchl bis zum Grüblferner viel zu hinderlich.

sichtbare ehemalige Gletscherausdehnung durch die rötliche Blockfront am Südhang der Inneren Wetterspitze (linke Bildhälfte), darüber ältere Blockablagerungen

Die Strecke vom Gasthaus Feuerstein bis zum Östlichen Feuerstein beträgt nach Routenplanung in Outdooractive 12,8 km, die Aufstiegshöhe beträgt nach Aufzeichnung der Bergsteigeruhr  2.135 m (barometrische Messung).
Unsere Alternativroute zu jener in Outdooractive und AV befindet sich in der Bildergalerie.

Mils, 24.07.2022