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Schitour Kluppen, 2.936m

Obwohl sich über Geschmäcker streiten läßt, kann mit Recht behauptet werden, daß der Kluppen die schönste und auch anspruchsvollste Gipfelschitour im hintersten Valsertal bietet. Nach einem bereits abwechslungsreichen Aufstieg über die untere Talstufe zur Zeischalm, mit der spannenden Querung bei den Wasserfällen, wartet der knapp 10 km² große Almkessel mit wunderschöner Umrahmung auf, deren südliches Ende angesteuert wird und ein rassiger letzter Aufstiegsteil zum Schidepot gemeistert werden muß. Die weit offene und reizvolle Landschaft in der Felsumrahmung gewinnt mit dem Anstieg stets neue Gesichter.

Kluppen, 2.936m

Der obere Teil der Schitour mag bei entsprechender Lawinenwarnstufe im Hochwinter ob seiner Steilheit und den mächtigen glatten Flanken der Gratabstürze vom Kluppen zum Kraxentrager ein nicht ungefährliches Abenteuer sein, das sorgfältiger Planung bedarf.

Rückblick vom Schidepot

Im obersten Teil, etwa von 2.800 m bis zum Gratsattel, herrscht eine durchschnittliche Hangneigung von 35° mit Spitzen von 42°, die das letzte schwere Aufstiegsstück unter Schi vor der kurzen und ebenfalls steilen Begehung des Grates ab dem Schidepot bildet. Wir schafften es selbst im April gerade noch ohne Harscheisen, obwohl gegen elf Uhr bereits schon eine geraume Weile sonnenbeschienen.

Restaufstieg über gut 40m im Fels

Ein grandioser Ausblick, vor allem auf den offen einsehbaren südlichen Landesteil mit den krönenden Riesen am Beginn des Zillertaler Hauptkammes, sowie auf die interessanten Gipfel westlich davon, im Kreuzspitzkamm, stellt einen weiteren Reiz an der tollen Tour auf den Kluppen dar.

Panorama Südost bis Südwest vom Kluppen

Komfortabler, als vom geräumigen Parkplatz der Geraerhütte bei der Nockeralm los zu marschieren, geht es bei allen Touren im Valsertal eigentlich nicht. Die Schitour auf die Hohe Kirche und jene auf den Kluppen genießen das Privileg dieser kostenlosen1 Einrichtung, jedoch ist es mangels Verfügbarkeit – mit Ausnahme beim Steckholzer, zu dem ein kleiner Umweg von kaum zehn Minuten Fahrt kulinarisch lohnt – nicht möglich, dem Tal eine Gegenleistung durch eine Einkehr nach der Tour zukommen zu lassen.

Tragestrecke ab der Nockeralm

Mitte April ist die Schitour auf den Kluppen nicht zu früh im Jahr, je nach genereller Schneelage aber auch nicht zu spät, wie man von eingefleischten Wipptaler Tourengehern erfährt, die noch zu Beginn des Mai den Aufstieg mit Winterausrüstung unternehmen. In unserem Fall betrug der Aufstieg mit dem schweren Rucksack bis zur Querung der Wasserfälle knapp mehr als eine Stunde bzw. 490 Hm.

Ende der Tragestrecke

Am Weg dorthin stiegen wir teilweise über den Sommerweg, dessen Schneeauflage im Wald teilweise komplett mit Nadeln, Moos und Flechten überdeckt war, sodaß der teilweise noch mächtige Schneekörper darunter vor der Schmelze geschützt war und wir kaum eingebrochen sind. Den Aufstieg trockenen Fußes verdankten wir an diesem herrlichen Tag der Nachtkälte, da die Temperatur zur Zeit des Abmarsches bereits deutlich über dem Gefrierpunkt lag. Beim Abstieg, selbst im schattigsten Teil des alten Waldes mit herrlich anzusehenden, knorrigen Tannen-, Kiefern- und Lärchenbeständen brachen wir schon bis weit über die Knöchel ein.

vorbereiten auf Schitourenmodus

Kurz vor der Querung, an der die Hangneigung und –ausrichtung noch einigermaßen gegen die Frühjahrssonne geschützt ist, erlaubt der Blick eine erste detaillierte Einschätzung des Verlaufes der Tour im oberen Teil, ohne jedoch den schönsten Teil zu enthüllen, der auch weiter drin im Talkessel optisch nicht preisgegeben wird und bei dem viele Berichte von der „Rampe“ reden. Die vermeintliche Rampe präsentiert sich später in Wahrheit als alles andere als eine Rampe im klassischen Sinn.

jenseits einige Meter aper

Am ersten – dem zahmeren – Wasserfall konnten wir nach einer guten Stunde Fußmarsch aufrüsten (per Mitte April) und die Route ohne Unterbrechung im Schitourenmodus fortsetzen. Die bereits vielfach umgewandelte Schmelzschneeoberfläche über den steilen Wasserlauf fanden wir genügend rau und plastisch vor, um ohne Harscheisen aber mit festem Schritt griffigen Halt zu finden.

oben flüssig unten eishart

Um die kleine Felsrippe nach dem zweiten Wasserfall herum öffnet sich der schöne weite Hochkessel zunächst nach Süden und Westen, und das Gelände gibt nach wenigen Gehminuten in Richtung Zeischalm – genau: zur Inneren Zeischalm – den Blick auch auf dessen Ostseite, Richtung Hohe Kirche frei. Über Streifen von ausgeaperten und bereits aufgerichteten Latschen hindurch suchten wir günstige Passagen mit noch durchgehender Schneeauflage, und die noch wenigen voll ausgeaperten Stellen ohne Schneeband durchschritten wir kurzerhand auf den Latschen.

in der Zeischalm angelangt

Etwas tiefer als die Alm läßt man die selbe am Weg nach Süden buchstäblich links liegen und erreicht über den folgenden steilen Buckel ein eher flaches Gebiet „Wildau“ genannt, auf dessen Rand sich ein kleines Hüttchen unterhalb der aufragenden Felsen befindet. Schon weit vor dem Hüttchen bogen wir in Richtung Westen ansteigend auf den langen Hang unterhalb der sogenannten Rampe ab, etwa dem 2.020m Höhenlinienverlauf folgend.

am Weg in die „Wildau“

In langen Zügen mit wenigen Spitzkehren arbeiteten wir uns den beeindruckend langen Hang hinauf, der den Großteil dieser 400 Hm messenden Stufe, bis zum ehemaligen Kluppen Ferner hin bildet. Während dem Aufstieg werden die Aussichten nach Norden und Osten immer schöner, sodaß oben, auf 2.400m, bereits ein Großteil der südlichen Tuxer Alpen betrachtet werden kann.

unterer Teil des langen Hangs, oben die „Rampe“ von rechts nach links steigend

Im Aufstieg dorthin fanden wir eine genügend harte Firnoberfläche, bis auf die längere Querung auf eine Rippe westlich des Hangs bevor wir auf 2.400 m eine wieder flachere Stelle erreicht hatten.

hinter uns öffnen sich die Blicke in die Tuxer Alpen

Über den schon seit geraumer Zeit sonnenbeschienenen Hangteil der Querung merkten wir eine deutliche Tauwirkung mit sporadischen Einbrüchen in die darunterliegende, eher faule Schneedecke. Knapp an den Seitenmoränen des ehemaligen Kluppen Ferners führt die Route über einen weiten Couloir auf den ehemaligen Ansatz des Eises.

Querung am oberen Ende des langen Hangs

Allmählich, während der Couloir im Aufstieg breiter und flacher und an der Kuppe der Schnee um zehn Uhr morgens weicher wird, öffnet sich der Blick auf den ehemaligen Ferner. Die vermeintliche Rampe wird zum gemuldeten Kar dessen östliche Begrenzung aus Sicht von der Zeischalm eine Kante bildet, die, nach oben linienartig steigend, einen rampenartigen Eindruck vermittelt, in Wahrheit aber die ehemalige Gletschermulde bildet. Im Aufstieg bleibt man im Tiefsten der Muldung und ist deshalb von der Zeischalm aus geraume Zeit nicht zu sehen.

v. li.: Hohe Kirche, Hohe Warte, Sagwandspitze und Hohe Wand

Über den ausgeaperten Kluppen Ferner findet sich äußerst wenig, eigentlich nur eine einzige verwertbare Literaturinformation im Internet. Im Archiv der Gletscherberichte auf der Homepage des Alpenvereins befinden sich Unterlagen bis zurück in das Jahr 1920, darin jedoch keine Erwähnung des Kluppen Ferners.

im Couloir

Das liegt mit Sicherheit an seiner kaum bedeutenden Größe, möglicherweise aber auch daran, daß er noch vor dem vertieften Internetzeitalter verschwunden ist. Der etwa gleich mächtige, knapp 2.000m nordöstlich entfernte Aschaten Ferner, heute ebenfalls ausgeapert, wurde noch im AV-Kartenwerk, Stand 1994, genannt).

oberhalb dem Couloir, die Fernermulde von unten betrachtet; das Gipfelkreuz bereits deutlich sichtbar

Die einzig recherchierbare Information über den Kluppen Ferner entstammt dem Tirol Atlas2, ist eine recht gute und bietet eine genaue Angabe seiner flächenmäßigen Größe im Jahre 1989, sowie den prozentualen Rückgang (48,9%) seit 1969.

Rekonstruktion Größe Kluppenferner 1969 und 1989

Somit läßt sich die einstige Fläche (anno 1969) mit etwa 14,5ha berechnen womit im Orthofoto von Tiris3 die Konturen maßstäblich nachempfunden werden können und ein Eindruck der Verhältnisse vor 50 und noch vor 30 Jahren entsteht – Bild mit den nachempfundenen Gletschergrößen in der Bildergalerie; man beachte dabei noch vorhandene Schneereste (Kartenstand Orthofoto 20194), die klägliche Reste der ehemaligen Vergletscherung darstellen könnten.

die Aussicht nach Osten wird immer besser, v. li.: Lizumer Reckner, Geier, Kalkwand, Hohe Kirche, Kleiner Kaserer, Hohe Warte, dahinter Fußstein, Sagwandspitze und Hohe Wand

Mittlerweile, kurz nach zehn Uhr, stand der Großteil der Gletschermulde bereits unter Sonne, die Schneeoberfläche jedoch aufgrund des spitzen Bestrahlungswinkels in tadellosem Zustand, kaum aufgeweicht und vor uns lag noch ein schönes abwechslungsreiches Stück von etwa 400Hm.

mitten in der Fernermulde und von der Zeischalm aus wieder sichtbar

Die durchschnittliche Steigung im Fernerbecken bleibt zwar unter 30°, die Schlußsteigung auf die nächste Geländestufe erreicht jedoch etwas mehr als 30°. Oben (ca. 2.740m) flacht der Kluppen Ferner ab und bildet sogar eine leichte Mulde von etwa 150 x 100m mittleren Ausmaßes, deren nördliche Begrenzung wir im Bogen nach Süden zum Aufstieg nutzten, um die steile Südflanke zu umgehen, vor allem aber, um unter Sonnenbestrahlung aufzusteigen.

etwa nach zwei Drittel des Aufstiegs in der Fernermulde

Wie wir später feststellten, als wir ein kurzes Stück einer Spitzkehre im oberen Teil darin ausführten, war der Südhang noch ganz schön hart und harscheisenverdächtig. Die Höhe mit etwa 2.850m wirkte sich somit deutlich auf die Schneedecke aus.

gewaltige Mauern zum Grat Kluppen/Kraxentrager

Das letzte Stück auf dem Halbkreis der nördlichen Muldenbegrenzung und dem steilen Schlußhang ist ein Sahnestück mit Charakter, dessen Charme man an Tagen wie dem unseren erliegt und in das man sich verlieben muß.

Ausmuldung mit Schlußhang etwas verzerrt im Panorama

Einer quadratischen Funktion gleich nähert sich der schöne Hang seiner maximalen Steigung  und bereitet den Ersteiger gleichsam auf das schweißtreibende Mittelstück vor, um nach der größten Hangneigung mit über 40° gegen das Ende am Grat hin wieder etwas flacher zu werden – von unten betrachtet ein Traum!

malerischer Schlußhang – Highlight im Aufstieg

Im oberen Mittelstück befand sich eine schon größer ausgeaperte Fläche, die wir mit mehreren kurzen Spitzkehren im Aufstieg linksseitig überwanden, bevor darüber wieder weitere Spitzkehrenstücke möglich waren. In diesen weiteren oberen Stücken trafen wir auf die o. e. harten Partien, die wir an der Grenze zur Verwendung von Harscheisen empfanden.

im aperen Fleck bei maximaler Steigung

Am Gratkamm – auf dem kurzen Abschnitt des Schidepots wie zur Rast und zum Abfellen gemütlich abgeflacht – erfreut zuerst der Blick auf die Gegenseite des Pfitschtals mit den großen Erhebungen südöstlich, allen voran auf Hochferner (3.470m) und dem in seiner Flucht liegenden, gerade noch sichtbaren Gipfelspitz des Hochfeiler (3.509m), dem höchsten der Zillertaler Alpen in 10km Entfernung.

hart im schattigen Teil und grenzwertig für Harscheisen

Weitere 40 Hm trennen das Schidepot vom Gipfel des Kluppen und diese Strecke beinhaltet ein paar kleine Züge leichter Kletterei über Stufen zwischen ein und zwei Meter Höhe. Steigeisen generell nicht erforderlich, je nach Schneeverhältnissen jedoch ratsam. Der Aufstieg oberhalb der Kletterstelle am Grat kann von unten nicht eingesehen werden.

Vorfreude auf den Gipfel macht sich breit

Bis zum deutlichen Aufschwung auf den Gipfelhang erfolgt der Anstieg nordseitig ein paar netter Grattürme als Gehstrecke bis zur höchsten Kletterstelle, die ebenfalls vom Schidepot aus schon erkannt wird.

Gipfelanstieg rechts von einer Gratzinne zur etwas anspruchsvollen Stelle

Mit zwei Zügen wird die Kletterstelle überwunden und über knapp neben dem Grat auf der Südflanke des Gipfelhangs über ein paar unbedeutende Blockstufen von weniger als einem Meter Mächtigkeit bis zu einem mauerartigen Blockaufbau des kleinflächigen Gipfels aufgestiegen.

Aufstieg im oberen Teil nahe der Abbruchkante

Das kleine, konstruktiv gut durchdachte Gipfelkreuz aus Aluminium hat offenbar 28 Jahre ohne sichtbare Schäden überstanden und dürfte ein Gedenkkreuz für zwei junge Burschen sein, die sich wahrscheinlich gemeinsam auf Tour befanden. Über die „HG Lagrein“ ließ im Internet nichts in Erfahrung bringen und das Gipfelbuch am Felsmauerfuß etwas unterhalb des Kreuzes gab auch keinen Aufschluss darüber.

über aperes Blockwerk zum Gipfelkreuz

Auf dem schönen grauen blockigen Granitgneis neben dem Kreuz am Kluppen ließen wir uns eine Weile nieder und genossen die Aussicht.

Aufstieg nahe der Abbruchkante von oben

Dem Pfitschtal gegenüber liegen etwa gleich hohe Gipfel mit prächtigen Schitourenzielen, beispielsweise das Rote Beil, leicht südöstlich gegenüber, oder die Grabspitze genau im Süden.

schöner Übergang zum Kraxentrager

Richtung Westen würde der Grat zum Kraxentrager einladen und an seiner Nordflanke in der Tiefe kann man einen interessanten, ziemlich horizontal verlaufenden geologischen Einschub mit etwa einem Meter Mächtigkeit erkennen, gleich wie am Strahlkogel in den Stubaiern.  Ob es sich dabei auch um ein Quarzband handelt?

Blick vom Kluppen nach Osten, v. li.: Kleiner Kaserer, Großer Kaserer, Fußstein und gleich daneben Olperer (6,6km), Sagwandspitze mit rechts daneben das Spitzl vom Schrammacher und rechts Hohe Wand

Im Norden liegt der Kluppen Ferner tief unter dem Gipfel und die gesamte Abfahrt zur Zeischalm kann überblickt werden.

Tiefblick auf den ehemaligen Kluppen Ferner – unser Aufstieg

Östlich anschließend an den die Zeischalm einrahmenden Ausläufer erheben sich die hohen Gipfel im Tuxer Hauptkamm mit Schrammacher, Fußstein und Olperer.

v. li.: Hohe Wand, Großer Möseler (13,7km), Hochferner/Hochfeiler und Östl. sowie Westl. Hochwart

In den Tuxern im Nordosten verwundert zunächst ein imposant wirkender Gipfel, den man nicht in dieser Mächtigkeit erwarten würde und der optisch höher aussieht als der Lizumer Reckner (2.886m), der höchste Gipfel in den Tuxern. Nach genauer „Recognoscirung“, um einen Terminus der Alpenpioniere zu verwenden, stellt sich aber rasch heraus, daß es sich um die, dem Lizumer Reckner sogar noch etwa 1,5km weiter vom Kluppen entfernte, Kalkwand handelt und die um 60m niedriger ist.

ab Bildmitte südlich gegenüber Rotes Beil, ein toller Schitourengipfel, in der Ferne der Peitlerkofel (42km), Wurmaulspitze, Langkofelgruppe (55km)

Weil es so schön war verbrachten wir noch ein gute halbes Stündchen am Schidepot bei einer Jause und Höhenmedizin. Gegen 13 Uhr entschieden wir die Abfahrt anzutreten und genossen den mittlerweile au point aufgefirnten Gipfelhang in die Mulde hinab.

mit zwei Zügen zu meistern

Ein weiteres schifahrerisch schönes Stück bot der obere Kluppen Ferner. Er lag den Vormittag über meist im Schatten und präsentierte sich dadurch mit ähnlich  guter Firnoberfläche bis über den Mittelteil hinab.

eine Abfahrt wie im Bilderbuch…

Gegen Ende der Abfahrt am Ferner wurden Schwünge immer schwerer zu drehen mit dem Höhepunkt im Couloir, in dem der Firn förmlich in polstergroßen Portionen weggeschoben werden mußte – eine schweißtreibende Angelegenheit.

traumhafte Verhältnisse nun im Kluppen Fernerbecken

Überraschenderweise besserte sich die Schneequalität nach der langen Querung wieder, was uns den letzten langen und breiten Hang zu einem tollen Abfahrtserlebnis werden ließ und es wert war in einer kurzen filmischen Szene festgehalten zu werden.

Nachträglich gesehen hätten wir sogar die Abfahrt östlich des Ferners nehmen können, die der ortskundige Kollege, der vom Schidepot abfuhr, als wir selbiges erreichten, genommen hat und das wir im Rückblick von unten als eine bärige Alternative erachteten. Jetzt ist uns deren Verlauf der Rinnen bekannt und bei der nächsten Begehung sollte es möglich sein die richtige Richtung einzuschlagen.

auf 2.100m der Schnee schon beträchtlich weich geworden

Über die Hänge der Zeischalm hinab erlebten wir trotz der langen Sonneneinwirkung halbwegs gute Schneebedingungen und trafen auf kein aperes Fleckchen, das uns zum Abschnallen zwang.

Rückblick auf den Kluppen oberhalb der Zeischalm

Die Abfahrt endete nach einer guten halben Stunde nach dem ersten Wasserfall am Weg ins Tal, wo wir unsere Aufstiegspatschln deponiert hatten und auch zusammenhängende Schneeflächen abrupt verschwanden.

Querung der wilden Wasser unterhalb der Zeischalm

Der interessante Hauptteil einer grandiosen Schitour ging somit zu Ende und wir freuten uns bereits auf ein Bier irgendwo auf einem Parkplatz einer heimischen Kaufhauskette mit Kühlschrank, verstohlen in der letzten Ecke, getarnt hinter geöffneten Kofferraumdeckeln jedes Fahrzeugs, als versprengte Guerilleros in der hysterischen Virenzeit 2020 in der der Fürst seine Häscher auf Bergsteiger hetzte und sie jagen ließ, weil er befürchtete seine Intensivbetten seien in Gefahr belegt zu werden.

am Schuhdepot angelangt, von hier Tragestrecke zur Nockeralm

Der Abstieg nahm wie der Aufstieg auch eine Stunde in Anspruch wobei die letzten Schneefelder am Steig nun schön aufgeweicht waren und manchen Einbruch verursachten, aber auch der Weg der Einheimischen auf die Äußere Zeischalm recognoscirt werden konnte.

der Kluppen in Bildmitte von der Nockeralm aus

Für die Schitour mit Fußmarsch bis zu den Wasserfällen und ab dort hinunter rechne man etwa 7:30 Stunden mitsamt Pausen von knapp eineinhalb Stunden.  Über 6,3km sind knapp 1.600m zu überwinden. Steigeisen sollte man bei gefrorenen Verhältnissen, bzw. vorsichtshalber immer dabei haben, andernfalls könnte die Gipfelbesteigung darunter leiden oder das Risiko unnötig erhöht werden.

Mils, 18.04.2020

1 April 2020
2 Tirol Atlas, Institut für Geographie: https://tirolatlas.uibk.ac.at/maps/interface/thema.py/sheet?lang=de;id=1703
3 tirisMaps:  https://maps.tirol.gv.at/externalcall.jsp?project=tmap_master&x=96200.09948353228&y=208476.57903649125&scale=4000&rotation=0&view=Start&basemapview=orthofoto_labeling&user=guest&group_id=TMAPS-Gast&client=core&language=de
4 Land Tirol :
https://lba.tirol.gv.at/public/karte.xhtml
In diese hervorragende Karte läßt sich auf den Kluppenferner zoomen und historisch Layer einblenden, die den Eisschwund deutlich dokumentieren (1974 bis 2016)

 

Schitour Hohe Kirche, 2.634m

Schon bei der Fahrt ins Valsertal fällt in Innervals der langgezogene Bergrücken mit dem frontalen Felsabbruch auf, dessen nordwestlicher Gipfel über dem Felsabbruch Hohe Kirche genannt wird und die unser Schitourenziel darstellt. Im weiteren Verlauf des Bergrückens, den die Sagwandspitze nach Nordwest entsendet, befindet sich die Hohe Warte, ein von der Schitour zur Hohen Kirche aus schön anzusehender Zacken im begehbaren Grat.

Hohe Kirche, 2.634m

Die Schitour auf die Hohe Kirche beginnt am Parkplatz der Geraerhütte, dem mit dem Fahrzeug letzt erreichbarem Punkt in Innervals. Wir konnten Mitte März direkt am Parkplatz in die Schi einsteigen und den Weg, vorbei an den urigen Kaserhütten der Nockeralm in Richtung Zeischalm starten.

Skulptur der Bergwacht Vals vor Fußstein, Alpeiner Scharte  und Schrammacher

Nach einem kurzen Waldstück betritt man eine größere Freifläche im enger werdenden Tal und am Ende dieser setzt die Aufstiegsroute kurzzeitig über den Zeischbach, auf sein orografisch linkes Ufer, dem wir einige Minuten folgten (dies ist die spätere Abfahrtsstrecke).

Freifläche vor dem „Schwarzen Brunnen“

Das nun recht enge Tal  steigt steiler an und etwa an der Stelle an der der bärige vereiste Zeischbach Wasserfall rechter Hand erscheint bot sich im Aufstiegssinn links die Möglichkeit auf steile Wiesen mit Strauchgestrüpp und Birkenbäumchen aufzusteigen, um die Steilstufe zum Sommerweg zur Zeischalm zu überwinden. Hierzu verwendeten wir Harscheisen.

Wasserfall erreicht, links weiter

Alternativ dazu kann man am Ende der Freifläche nach dem Waldstück beim „Schwarzen Brunnen“ direkt den Sommerweg durch die Schussgrube wählen und steigt dort bald mitten im Wald auf.

am Wasserfall – Harscheisen montiert

Durch die recht freien Passagen zwischen den Birken stieg es sich prächtig, allerdings muß die Route sorgsam gewählt werden, um allzu steile Passagen zu vermeiden. Bald tauchten Zirben auf und ein eher lichter Wald mit bereits aperen Stellen durch die im März schon längere Sonneneinstrahlung im oberen Teil bildet sich aus. Nach wenigen Minuten Aufstieg im Wald hatten wir den Sommerweg erreicht.

Aufstieg im Birkenwäldchen

Der Sommerweg steigt etwas flacher und querend in Richtung dem Talschluß zu, der das Ende der Steilstufe bildet, zu deren Überwindung eine gute Viertelstunde benötigt wird. Der Grund dafür liegt in der Querung von zwei Wasserfällen durch steile Karmulden, die, je nach Verhältnissen und vor allem am frühen Morgen, Harscheisen erforderlich machen (wir hatten sie bereits in Verwendung und konnten die steilen Querungen dadurch mühelos durchschreiten) und die Rippe zwischen den Mulden auch bei ausgeapertem Weg das Abschnallen.

kurz vor dem Sommerweg

Bei unserer Begehung war die gesamte eindrucksvolle Strecke mit Schi begehbar. Die Querung ist für versierte und sichere Tourengeher machbar, wer Angst vor steilen Querungen hat möge von der Schitour Abstand nehmen.

am Sommerweg weiter

Nach der Steilstufe (etwa 1.850m) wechselt das Gelände über in einen riesigen Hochtalkessel, der nebst der Schitour auf die Hohe Kirche auch eine zweite, die Schitour auf den Kluppen zu bieten hat, die erstere sowohl in Länge als auch im bergsteigerischen Sinne überbietet und von der auf diesem Blog demnächst berichtet wird.

die zweite Mulde mit dem größeren Wasserfall

Das Hochtal, das vorwiegend durch die Flächen der Zeischalm bestimmt wird, misst etwa 3,8km in Durchmesser Ost (Sagwandspitze)/West (Lange Wand) und etwa 2,9km Nord (Hohe Kirche)/Süd (Kluppen).  Etwa am Talausgang befinden sich die Gebäude der Inneren und auf der orografisch linken Seite des Zeischbachs jene der Äußeren Zeischalm. Eine weitere kleine Schaferhütte gibt es unterhalb des Ausläufers vom Kluppen herab.

die Kollegen in der Rippe

Unser Anstieg auf die Hohe Kirche führt zunächst mit mittlerer Steigung südöstlich durch Latschengelände hinauf zur Inneren Zeischalm (1.930m) und wendet sich dort nach Osten, über wunderschönes freies Schigelände bis unter die Reisen vom Ausläufer von der Hohen Warte herab, die „Roate Egge“ genannt wird.

die Steilstufe überwunden und Anstieg im unteren Almgelände

Der unmittelbaren Alm sollte man ein paar Minuten Aufmerksamkeit schenken, hier war ein Idealist am Werk verschiedene Symbole am Berg nach seinem Empfinden zu gestalten und es lohnt sich diese näher zu betrachten sowie selber zu Ideen dazu inspiriert zu werden.

Innere Zeischalm, 1.930m

Das Gelände nach der Zeischalm sieht hinsichtlich der Steigung weniger fordernd aus als es tatsächlich ist. Legt man von der Alm einen Schnitt in die direkte Linie bis unter die deutlich steiler werdenden Hänge vom Grat herab (~2.400m), dann erhält man auf der knapp 1,2km langen Strecke einen Höhenunterschied von 475m und eine durchschnittliche Steigung von immerhin 22°. Knapp vor dem Erreichen der 2.400m Marke werden erste Spitzkehren im steileren Gelände notwendig.

Ausblick auf das schöne Aufstiegsgelände vor der Hohen Kirche

Der Aufstieg dorthin liegt komplett unter Sonneneinstrahlung, sowie bereits kurz nach der Talstufe in Richtung Zeischalm. Dies kam uns gelegen, denn der Tag war durch frische Temperaturen und Südföhn geprägt, vor dem das Gelände im Talkessel aber weitgehend geschützt blieb und dessen Intensität an den Schneefahnen über dem Grat abgeschätzt werden konnte.

nette Glockentürmchen nach der Alm

Der Aufstieg bis auf die steile Flanke zur Hohen Kirche kann auf der großen Fläche nach Belieben gewählt werden und auch wir verließen kurz nach der Alm die Spuren der Vorgänger und suchten mehrere eigene Anstiege, je nach individueller Empfindung des Aufstiegsgenusses an diesem herrlichen Vormittag.

Aufstieg über die weiten Flächen oberhalb der Alm; in Bildmitte im Hintergrund das „Roate Egg“

Nach einer knappen Stunde von der Zeischalm erreichten wir auf etwa 2.400m die Ausläufer kleiner Lockerschneerutschungen von steilen Felsengelände der Hohen Warte herab denen im Aufstieg  durch genügend breites Gelände ausgewichen werden konnte. Dort steilt das Gelände auf und es begann ein kurzer Aufstieg auf den Gratrücken unter Spitzkehren.

schöner Aufstieg auf etwa 2.200m durch Felsblöcke hindurch

Die Spitzkehrenstrecke endet etwa nach 100Hm, auf ca. 2.550m, noch unterhalb des Gratrückens, jedoch in bereits flacherem Gelände, in dem die Querung zum langgezogenen Gipfelbereich der Hohen Kirche beginnt.

Spitzkehren beginnen auf etwa 2.400m

Eine letzte S-Kurve durch die gleiche Geländeausprägung leitet in angenehmer Steigung über etwa 10min Aufstieg auf die Grathöhe – dort mit Kammausprägung – über, die uns mit einem tollen Blick auf Fußstein, König Olperer und den Großen, sowie den Kleinen Kaserer belohnte.

Verlauf Steilhang zum Gratkamm

Letzte 10min Aufstieg am Gratkamm leiten über wenige verbleibende Höhenmeter zum Gipfel der Hohen Kirche über, der durch ein massives Steinmandl mit Holzkreuz, sowie durch ein zweites Steinmandl und eine interessante Gedenkskulptur der Bergwacht Vals geziert wird.

Querung zum Gratkamm

Im Sockel der Skulptur, unter dem netten Sitzbankl, befindet sich ein gemauertes Fach mit stirnseitigem Edelstahltürchen und nebst dem Gipfelbuch – manchmal, so wird berichtet – einem Flachmann mit Höhenmedizin als Inhalt.

am Gratkamm angekommen, Blick Richtung Gipfel der Hohen Kirche

Der Ausblick vom dem fast zentral im inneren Valsertal gelegenen Gipfel der Hohen Kirche ist phänomenal.  Wir genossen ihn allerdings kaum zwanzig Minuten, da die Temperatur mit dem Föhn ein äußerst unangenehmes Gemisch bildete, das uns zu einem längeren Gipfelaufenthalt wenig animieren konnte.

am Gipfelsteinmandl der Hohen Kirche

Nach einem fotografischen Rundblick verließen wir den Gipfel und querten hinab zum Sattel, bei dem die Abfahrt über den schönen sonnenbestrahlten Steilhang begann.

gewaltiger Blick zu Schrammacher, Sagwandspitze und Hohe Wand rechts

Richtung Südosten gibt es die Gipfel der Schitoutren in Innervals auf einen Blick zu sehen. Da ist die Königstour auf den Kluppen, einem „fast-Dreitausender“ im Grenzkamm zu Südtirol, dann das unübersehbare Spitzl des Sumpfschartls mit den schwarzen Amphibolitfelsen im Grat zur Saxalmwand und die trennenden Jöcher Nieder- und Hochvennjoch vor dem Silleskogel:

Aussicht nach Südosten auf Kluppen, Kraxentrager, Sumpfschartl und Saxalmwand

Durch die zentrale Lage der Hohen Kirche im Tal bietet der Gipfel auch einen bärigen Tiefblick auf das Valsertal in seiner gesamten Länge.

Blick von der Hohen Kirche zur Saxalmwand und zum Silleskogel (linke Bildhälfte) und ins Valsertal

Zwischen aperen Felsblöcken im Slalom hindurch ging die Fahrt, die steilste Passage ansteuernd, auf leicht aufgetauter Firnoberfläche hinab.

bärige Abfahrt; zwischen den Felsblöcken hinunter geschwungen

Der Steilhang und die flachere breite Strecke hinab zur Zeischalm steigerte den Schitag zum reinsten Hochgenuss und Sonne, Ausblick, sowie die angenehmere Temperatur im Talkessel der Alm hinterließ einen kaum vergesslichen Eindruck.

am Beginn des Steilhangs

Nach der Alm bemühten wir uns nicht zu tief hinab zu fahren, denn der Sommerweg ist nicht sogleich am Hang zu sehen und im Rausche des Abfahrtsfeelings übersieht man den selben nur zu schnell und fährt zu tief in unfahrbares Gelände ab.

am Ende des tollen Steilhangs

Nicht alle Passagen in der Steilstufe sind unfahrbar, jedoch setzen die wenigen steilen Schneisen genaue Kenntnis voraus, um nicht in den Felsen hängen zubleiben und einen mühevollen Rückweg auf den Sommerweg unternehmen zu müssen.

herrliche Abfahrt im weiten Gelände der Zeischalm

Mit dieser Sorgfalt und den sichtbaren Aufstiegsspuren erreichten wir den Sommerweg punktgenau und konnten ihn komplett mit Schi befahren.

wieder an der Zeischalm

Die zweite steile Rinne (im Abfahrtssinn), die als Abfahrt beschrieben wird, hat Alfons im oberen Teil befahren, wechselte jedoch nach wenigen Schwüngen auf die Aufstiegsstrecke zurück, da er durch die Lawinenreste eine Befahrung alles andere als ein schönes Abfahrtserlebnis vorfand.

mittlerer Teil des Aufstiegs zum Kluppen – selbiger ganz links oben im Bild

Diese Rinne mag nach genügend Neuschneefall im Hochwinter ein besonderes Erlebnis darstellen, nicht jedoch im Frühjahr nach den ersten Lawinenrutschungen vom darüberliegenden Wasserfall.

auf der Rippe nach der Querung des zweiten Wasserfalls bei der Abfahrt

Da zeigte sich die Abfahrt im Wald und am Steilhang durch die Birken schon von einer wesentlich angenehmeren Seite. Unter Sonnenschein fuhren wir den Hang bis zum schattigen Bachbett unten den großen Wasserfall des Zeischbachs ab, praktisch genau unserer Aufstiegsroute folgend.

zweiter Wasserfall in der Abfahrt

Die letzte Passage führte uns durch das enge Bachtal hinaus zur großen Freifläche bei der der Forstweg am Schwarzen Brunnen vorbeiführt und der Alternativaufstieg beginnt und die steile Abfahrt ihr Ende findet. Der Rest der Abfahrt erfolgt auf dem Weg durch den Wald bis zum Parkplatz vor der Nockeralm.

tolle Hänge

Zum Abschlußbier mußten wir an der Tankstelle in St. Jodok im kalten Südföhn am Parkplatz ausharren. An diesem Tag, als wir gerade mitten im Aufstieg waren, wurden die Tiroler ihrer demokratischen Freiheitsrechte beraubt und von der Landesregierung eine de facto Ausgangssperre über das ganze Land verhängt.

Rückblick auf die Abfahrt nach dem Sommerweg

Die Maßnahmen hatten im Allgemeinen kriegszustandähnlichen Charakter und auch die Schließung sämtlicher Gastgewerbebetriebe an diesem Sonntag zufolge. Es wurden medial Angst und Schrecken über das Coronavirus verbreitet und das Land – nicht nur wirtschaftlich – in eine tiefe Depression gestürzt, vor allem als nach ein paar Tagen der Horror auf das gesamte Bundesgebiet ausgedehnt wurde.

an der Freifläche „Schwarzer Brunnen“

Die Tourdaten aus den Aufzeichnungen: Aufstieg 1.300m – 3:20h, Gesamtzeit 4:40h (incl. 20min Gipfelpause) bei einer Streckenlänge im Aufstieg von etwa 5km.

Mils, 14.05.2020

Schitour Saxalmwand, 2.635m

Die vom Westen, vom Venntal aus, geometrisch imposante, massive Berggestalt der Saxalmwand bietet eine ansprechend abgestufte, edle Schitour vom Valsertal aus – sie empfiehlt sich hinsichtlich der Hangneigung dem fortgeschrittenen Geher.

Querung nach Südwesten unterhalb des Fels- und Schrofengürtels – ein bäriger Hang!

So wenig spektakulär wie die Nordflanke der Saxalmwand – des Sommers vom Venn aus betrachtet – wirkt, so außergewöhnlich ebenflächig und selektiv ist ihr Nordhang bei der Begehung als Schitour vom Valsertal aus des Winters. Die Hangneigung – dem TIRIS entnommen – weist durchaus Werte zwischen 35 und 40° auf und bestimmt daher die generelle Inangriffnahme des Gipfelhangs bei entsprechender Lawinenwarnstufe, siehe Neigungskarte in der Bildgalerie.

Start am Parklpatz auf der Straße von Vals zum Gh- Touristenrast

Der untere Teil des Anstiegs auf die Saxalmwand  teilt sich jenen mit dem Anstieg auf das weiter südlich liegende Sumpfschartl, das im Grat zum Kraxentrager liegt. Der gemeinsame Anstieg besteht vom Ausgangspunkt bis auf etwa 2.000m, wo sich, in der aufweitenden Karlandschaft zwischen dem Kamm der Langen Wand und der Saxalmwand, die Routen trennen. Die originäre Quelle der Bezeichnung „Saxalm“ für die Gipfelschuppe der Saxalmwand konnte im Zuge der Recherchen zu diesem Bericht nicht ergründet werden.

Rückblick vom ersten Hang zur Bloaderalm

Ein im Aufstieg aus nächster Nähe zu bestaunendes Detail besteht im geologischen Aufbau der Saxalmwand als auch dem Kamm der Langen Wand Teil. Beide bilden einen Teil der Hochstegenzone (aus Kalkmarmor1 bestehend) und ihr Südende (gegen den Kraxentrager hin) stellt auch die Trennung zwischen der Hochstegenzone und der Wolfendorndecke jenseits des Sumpfschartls im Süden dar.

bäriges Panorama – Olperer und Fussstein im Osten

Am Anstieg über die Talstufe nach der Bloaderalm kann diese Gesteinsserie der Hüllgesteine des Tuxer Kerns, mit ihrer interessant matt schimmernden Oberfläche, im Steilaufstieg am offen angewitterten Fels im Detail aus nächster Nähe beobachtet werden (Foto weiter unten).

vor der Bloaderalm

Durch das diesig trübe Wetter am Vortag wurde unsere Anreise ins Valsertal verzögert, da wir Gewissheit über einen klaren Himmel haben wollten und die Dämmerung abwarteten. Dadurch erreichten wir die wenigen teilgeräumten Parkplätze auf der Straße zum Gh. Touristenrast erst gegen 8:30 Uhr, dafür aber bei prächtigem Wetter und, weil eben wegen der Eintrübung tags zuvor wenig Tourengeher unterwegs waren, als ziemlich die ersten nach Markus und Astrid, die wir zufällig getroffen haben.

die 1921 erbaute Bloaderalm

Gemeinsam stiegen wir zu viert auf der gegenüberliegenden Talseite zur Bloaderalm auf. Der Schnee, trotz milder Temperaturen recht hart und nach der langen Schönwetterperiode bereits ziemlich zerfahren.

oberhalb der Bloaderalm im Lärchenwald – noch auf der rechten Seite im Aufstiegssinn

Am Waldrand führt die Spur über den steilen freien Hang bis zum Fahrweg zur Bloaderalm hinauf. Etwa 250m bleibt man am Weg bevor er aus dem kurzen Waldstück in freies Almgelände mündet.

es wird etwas steiler

Bereits an der Bloaderalm kann die eindrucksvolle Saxalmwand mit ihrem beeindruckenden nordwestseitig sehr kontinuierlich pyramidenartigen Aufbau und dem südostseitigen Steilabbruch mittig im Tal eingesehen werden, fast wie ein gestelltes Motiv.

die Talstufe die zu überwinden ist wird nach links (östlich) gequert

Noch vor dem Zaun wird der Weg rechts verlassen und neben dem Zaum, außerhalb der Almwiesen aufgestiegen. Dabei passiert man die malerischen Almgebäude (siehe Aufschrift „1921“), die sich nach 100 Jahren in erstaunlich gutem Zustand befinden.

Querung nach links zum Aufstieg neben den Felsen

Am beginnenden Hang führt die Route anschließend in den Lärchenwald und weiter zum Talende ostwärts auf die andere Talseite, einen steilen Hang querend, der bei der Abfahrt auch befahren werden kann.

Herwig am herrlich anzusehenden Kalkmarmor

Auf der gegenüberliegenden Talseite leitet der Anstieg über den Normalweg mit Serpentinen nahe den oben beschriebenen prächtigen Kalkmarmorfelsen, deren augenfällig zuckerkörnige Oberfläche unübersehbar ins Blickfeld gerät, über die Talstufe hinauf zur nächsten flacheren Passage.

mit ein paar Spitzkehren

Oberhalb der Talstufe wendet sich die Route wieder südwestwärts in einen zunächst breiten Graben, der mit der Höhe schmaler wird und sich, gegen sein Ende hin, zum breiten Hochkar zwischen Langer Wand und Saxalmwand ausbildet.

und oberhalb der Talstufe

Auf etwa 2.120m trennen sich die Anstiege der Touren, wobei die Route zur Saxalmwand rechterhand, westwärts abzweigt und die Route zum Sumpfschartl geradeaus nach Süden aufsteigt.

mitten in der Mulde

An dieser Stelle betrachte man den hoch aufragend trotzenden, kühn posierenden Doppelstamm einer Zirbe inmitten der Hochfläche, einige Hundert Meter entfernt, auf der Route zum Sumpfschartl. Diese Zirbe mag im ersten Moment nur als Baum wahrgenommen werden, mit etwas Einfühlungsvermögen über ihre Lebensbedingungen jedoch wandelt sie sich aber zum Naturschauspiel, zum lebendigen Juwel.

Blick Richtung Sumpfschartl

An dieser Stelle trennten sich unsere Wege. Für uns ging es in der schönen Mulde Richtung Niedervennjöchl während unser Bergkollegenpaar  die Marschrichtung beibehielt und über die kurzweilig wechselnde Hochfläche weiter gegen den Hauptkamm zum Kraxentrager aufstieg.

nach der Abzweigung zum Niedervennjöchl

Beide Ziele sind übrigens 1.050m Luftlinie voneinander entfernt und unterscheiden sich lediglich in 31m Höhe zugunsten des Sumpfschartls mit 2.666m. Das Sumpfschartl liegt etwa mittig auf fast einer Geraden zum Kraxentrager, kann aber vom Gipfel der Saxalmwand nicht eingesehen werden.

 

Rückblick auf die Verzweigung

Der kurze Graben zum Niedervennjöchl verengt sich gegen die Jochhöhe hin und in gleichem Maße steilt er auf.
Die Jochhöhe wird nicht betreten, etwa 30 bis 40 Höhenmeter vorher führt die Route vor dem Felssporn über steiles Gelände auf eine Abflachung mit der Höhe von recht genau 2.300m.

steil auf die Flachstelle hinauf

Vor dieser Abflachung lag nun der breite, steile und  ebenmäßige Hang der die Saxalmwand ausmacht und der mit Freude, aber auch mit gewissem Respekt in Angriff genommen werden sollte.

die Stubaier Berge jenseits des Niedervennjöchls

Für uns war es Zeit die kleinen Rutscher, die uns durch einen leichten Flaum nächtlichen Schneefalls auf der Spur schon viel weiter unten zu ärgern begonnen haben, endlich mit dem Einsatz von Harscheisen zu beenden.

der Steilhang beginnt

Ihre Verwendung zögert man generell gerne hinaus und das hat wahrscheinlich nicht nur beim Autor psychologische Gründe. In gewisser Weise fühlt man sich ja mit Harscheisen – in nicht absolut ihren Einsatz erzwingendem Gelände – irgendwie so wie ein zwölfjähriger mit Schwimmflügeln im See.

Steilhang mittlerer Teil

Nun, nach Dutzenden von lästigen und auch kraftraubenden Rutschern in der Spur befanden wir an dieser Stelle genügend weichgeklopft worden zu sein, um sie montieren. Vor allem aber rechtfertigte die beeindruckende Hangneigung in Verbindung mit den – wie wir später noch merken mußten – teilweise schon sehr gepressten Schneeverhältnissen ab der Flachstelle ihren Einsatz zusätzlich.

schöne Szenen im Steilhang

Nach ein paar wenig sympathischen Metern im flachen mit den Eisen empfand der Autor auf den harschig verhärteten Inseln am Hang endlich Genuß beim Aufstieg mit den Halt bietenden Krokodilen unterm Schuh.

Ansicht nach Osten im Steilhang

Eine recht angenehm ansteigende Spur zog sich über den gut 150Hm messenden Teil des steilen Gipfelhanges. Die Winkeländerung zur Verflachung des Hangs im oberen Teil kann bereits von unten, von der Flachstelle aus, erkannt werden. Diese besteht aus einer Linie mit kleinen Erhebungen von Fels- und Schrofenpartien, die sich quer über den einsehbaren Teil des Hangs zieht und die nicht durchschritten, sondern umgangen wird.
Unmittelbar unterhalb dieser Linie weist der Hang die größte Neigung auf, die im TIRIS mit einer Neigung von 40° und mehr gekennzeichnet ist, in natura aber nicht ganz so spektakulär wirkt.

es wird wieder flacher

Nach ein paar recht langen Abschnitten zwischen den Spitzkehren – eben durch die angenehme Steigung der Spur –  erreichten wir die Zone mit den Felsbrocken und folgten der nun unterhalb weit nach Südwesten hinausquerenden Spur. Dieser Teil der Route kann von der Flachstelle unten nicht eingesehen werden.

der Gipfel – bzw. der Gratkopf der Saxalmwand – rückt näher

Sie wird zusehends flacher und dreht in weitem Linksbogen nach Südosten auf den Gipfel zu. Die Felsbrockenzone verschwindet mit zunehmender Höhe und die Hangneigung wird merklich geringer – lt. TIRIS unter 30°.

Herwig am Gipfel der Saxalmwand

Von Südwesten her zeigte sich der Gipfelschlußhang bei unserer Begehung recht abgeblasen, wodurch wir am direkten Hangbuckel blieben und in Serpentinen dem kleinen Gipfelkreuz zustrebten, das man schon eine ganze Weile sieht, bevor man es erreicht.

Gipfelkreuz Saxalmwand, 2.636m

Das Gipfelkreuzchen auf der Saxalmwand ist ein kleines Holzkreuz, mit Kabelbindern an eine Vermessungsstange gebunden – es erfüllt seinen Zweck. Gipfelbuch gibt es keines.

Rückblick auf den Gipfelhang

Die Sicht am Gipfel der Saxalmwand war just mit unserem Erreichen des Gipfelbereiches durch plötzlich herziehenden Nebel fast völlig eingeschränkt. Im Laufe der Gipfelrast verbesserte sich die Sicht in Richtung Südwesten und Nordosten, verwehrt blieb uns aber der Blick im weiter verlaufenden Kamm zum Kraxentrager.

Blick vom Gipfel nach Süden zur Landshuterhütte

Der nahe Wolfendorn mit seiner Gipfelpyramide aus Hochstegenmarmor (jurassisch) zeigte sich erst kurz vor der Abfahrt wieder – ein eindrucksvolles Foto von diesem schönen Berg blieb uns verwehrt.

der ästhetische Wolfendorn in Bildmitte

Die Abfahrt im oberen Teil des Gipfelhanges erfolgte durchwegs auf windgepresster Oberfläche mit wenigen Windgangln.

Blick in das Valsertal – die insgesamte Steilheit der Tour kann hier gut erkannt werden

Der Teil im Steilhang war durchwachsen mit härter gepressten Inseln und weicheren Teilen, die einige nette Schwünge zuließen. Richtig fesch durch weichen Schnee fanden wir in der Talmulde unterhalb des Niedervennjöchls bis fast hinab zum Verzweigungspunkt mit der Route auf das Sumpfschartl.

am Beginn des Steilhanges – Hoffnung über dem Autor

Ab der Rinne unterhalb des weiten Tals herrschte vorwiegend ein Harschdeckel über weichem Schnee vor – mit entsprechendem Kraftaufwand zum Drehen.

auf in den Genuß!

Am Ende der Rinne kann man – im Talblick gesehen – links über eine Kuppe haltend über einen schönen Steilhang die Talstufe überwinden. Diese Variante dürfte schöner zu fahren sein als nach der Mulde rechts (im Abfahrtssinn) und die Talstufe durch den Felsdurchschlupf hinab zu überwinden, der augenfällig schon beim Aufstieg links neben dem Bach mit den schön blau gefrorenen Wasserkaskaden ins Auge sticht.

noch einmal die schöne Bloaderalm

Nach der Talstufe vereinigen sich die beiden o. g. Varianten wieder und über etwa 100Hm im lichten Wald hinab erreicht man bald die freien Flächen Bloaderalm. Über den Weg und den Schlußhang geht es zurück ins Tal.

Rückblick auf die Saxalmwand

Der Zeitbedarf für die schöne Tour betrug 4:23 gesamt mit Pausen. Die Streckenlänge ist durch die generelle Steilheit der Route mit knapp 4,5km relativ kurz,  den Höhenunterschied zeigte uns der Höhenmesser der Uhr mit 1.350m.

 

Mils, 26.01.2020

eine sehr interessante Arbeit über die Geologie in diesem Gebiet ist hier zu finden.
Anm. d. Verf.: im Venntal befindet sich an den Südwestabbrüchen der Saxalmwand auf 1.560m Höhe ein 1984 aufgelassener Steinbruch an dem plattige, feinkörnige Gneise und die darüberliegenden ebenfalls plattigen Hochstegen-Kalkmarmore als Bausteine gewonnen wurden

 

Schitour Alpeiner Scharte, 2.959m

Ohne Gipfel muß eine Bergtour auf ein sonstiges Ziel schon etwas Besonderes hergeben, damit man sie unternimmt – und genau das leistet die hochalpine Schitour zur Alpeiner Scharte zwischen dem Fußstein und dem Schrammacher in den Zillertaler Alpen. Sie ist nicht nur die mittig liegende, trennende Scharte im 29km langen Tuxer Hauptkamm, sondern auch ein wichtiger Übergang zwischen den südlichen Zillertaler und den nördlich gelegenen Tuxer Alpen und bietet eine phantastische Aussicht auf viele Dutzend beeindruckende Gipfel des Zillertaler Hauptkammes und gerade noch ein paar Gipfel in den Dolomiten.
Dieser Bericht möchte den Leser nicht nur auf eine großartige Tour, sondern auch auf ein wenig interessante und berührende Landesgeschichte entführen.

Autor im stürmenden Föhn auf der Alpeiner Scharte

Die Alpeiner Scharte wird vom Valsertal aus begangen. Sie zeichnet sich neben der atemberaubenden Kulisse im Talkessel unterhalb der umgebenden Dreitausender auch als eine Schitour mit einer langen nordseitig gelegenen Abfahrt aus, wodurch sie auch nach einer langen Schönwetterperiode noch wenig umgewandelte Schneeverhältnisse bietet, mit dementsprechendem Abfahrtserlebnis in Pulverschnee.

östlicher Teil des Zillertaler Hauptkammes mit Dutzenden Dreitausendern – ganz rechts der Große Möseler

Der Steilhang, von etwa 2.850m bis zur Scharte, weist Geländeneigungen von durchaus 40° auf und kann bei abgewehten Bedingungen, etwa ab der Hälfte, komfortabel nur mehr ohne Schi begangen werden, da auch die Abfahrt in der verbleibenden Rinne zwischen den Felsbrocken auch kein sonderliches Vergnügen bietet. Dies war auch bei unserer Tour der Fall. Bis zum Schidepot (obere Stahlseilverankerung im Felsblock und Wegmarkierung sichtbar) sind Harscheisen immer die Basisausrüstung.

Start am Weg zu den Almen

Der Anstieg ist lang, von dem kleinen Parkplatz beim Gasthaus Touristenrast (nur sommers bewirtschaftet), beträgt die direkte Aufstiegslänge 7km (mit Serpentinen dürften es durchaus 9km werden). Allerdings steigen gut 3,5km der Strecke bis zur hinteren Altererau nur mäßig an.

Gelände Altereralm

Zunächst geht es recht flach vom Gh. Touristenrast dem Weg zur Geraerhütte entlang. Ein unspektakulärer Beginn und gut für als Aufwärmstrecke für den – im Jänner – vollkommen schattigen Anstieg.

an der Alm

Der Rechtsbogen, den das Tal beschreibt öffnet nach und nach den Blick auf die gewaltigen Felsmauern von Olperer, Fußstein und Schrammacher. Die Lage der Alpeiner Scharte kann bereits gut eingesehen werden. Bei der Altereralm wird der gesamte Talkessel sichtbar und auch die beeindruckenden Geschieberippen, die der Alpeiner Bach durch seine energiereichen Wasser ausgeformt hat. Dieses Gelände mit seinen weißen Kuppen und kleinen Tälern wird später zum abschließenden Abfahrtsspaß.

Aufstieg durch die Altererau

Allmählich wird das Gelände steiler, die erste Talstufe beginnt am Ende der Au. Durch lichten jungen Lärchenbewuchs steigt die Route nun an, wobei sie auf einer der Hangrippen eher am rechten Rand der Talstufe beginnt mit dem Alpeiner Bach knapp zur Rechten, in Aufstiegsrichtung gesehen.

Sonnenaufgang über dem Fußstein und Trinkpause

Zweimal im Anstieg quert die Route eine Rippe nach links (östlich), die beste Hangneigung verfolgend. Das Gelände erreicht im steilsten Abschnitt 35° Neigung und bis zur Kuppe oben werden viele Spitzkehren notwendig.
Mehr als eine dreiviertel Stunde benötigten wir für diesen Abschnitt, der sich aber auch, durch den lichten Bewuchs und der zunehmenden Höhe als optisch recht reizvoll einprägt.

das Gelände führt über die Steilstufe hinauf

Anschließend an die Talstufe (etwa auf 2.200m) verflacht das Gelände ein wenig bis signifikant, die genaue Route bleibt zunächst aber wenig erkennbar, da hohe Geländekuppen die Sicht verstellen.

bäriges Aufstiegsgelände

Bald auf einer Rippe und folgend durch Mulden geht es etwa bis etwa 2.500m im rechten Teil des Hochkars bergauf, nahe am einstigen Alpeiner Ferner, von dem rein gar nichts übrig geblieben ist.

Britta vor der Westflanke des Fußstein

Dieser Teil der Tour ist geprägt von einzigartigem Licht- und Schattenspiel, wenn die aufgehende vormittägliche Jännersonne die Südostflanke des Fußsteins beleuchtet und die eigene Position im Talkessel gegen diesen reizvollen Hintergrund magisches Schattentheater über eine Leinwand von nahezu tausend Höhenmetern Mächtigkeit in der klirrend kalten Bergwelt bietet.

am Ende der Steilstufe vor der gewaltigen Kulisse der Schrammacher Nordwände

Ab der Talstufe verstärkte sich der kalte Wind von der Scharte herab zusehends, und die kräftigsten Böen, die wir zu spüren bekamen, kamen knapp an die Qualität heran das Gleichgewicht bei den Spitzkehren zu beeinflussen. Ab 2.500m bis etwa zum Fuß des Steilhangs auf 2.800m hatte niemand Lust auf eine Pause und jedes Foto wurde zum Wettlauf mit halbwegs spürbaren Fingerkuppen nach einigen Minuten wieder im Handschuh.

über Mulden und Kuppen geht es dahin

Der Hang zur letzten kleinen Talstufe, etwa von 2.600m auf 2.750m ist geprägt von einem den Blick magisch anziehenden Stahlgerüst, das zunächst völlig verwundert, kennt man die Hintergründe nicht.

auf etwa 2.400m

Übergroß und in gewisser Weise bedrohlich von Gestalt thront das ehern Zeugnis von Ohnmacht und Unvernunft über dem langen steilen Hang am Felsansatz des Fußsteins Gipfelaufbaues links unterhalb der Alpeiner Scharte.

Ende der steileren Strecke

Seine Geschichte ist eine grundsätzlich unglückliche, wurde es doch einzig ins Leben gerufen, um Grundstoff für Vernichtung zu liefern. Sehr wahrscheinlich war es ihm deshalb verweigert diesem abwegigen Zwecke nicht mit einem einzigen Erzkorn aus Mutter Erdes Schoß zu dienen.

das Monstrum der Umlenkstütze vom ehemaligen Molybdänbergwerk in direkter Aufstiegslinie

Der bedeutende Tiroler Kartograf Peter Anich hat im 18. Jhdt. in seinem „Atlas Tyrolensis“ die Gegend vom „Alpeiner Ferner wo Christall zu finden“ beschrieben und bei seinen Vermessungsarbeiten auch den Fund des bleigrau glänzenden Molybdänsulfids (Molybdänitsulfid MoS2) unterhalb der Alpeiner Scharte, genauer, unterhalb des Westgrates des Alpeiner Schartenkopfes, erstmals erwähnt.

Peter Anich, Atlas Tyrolensis

Das Metall Molybdän wird als Legierungsbestandteil von Stählen verwendet, es verbessert ihre Eigenschaften in Härtbarkeit und Warmfestigkeit und zwar – das ist entscheidend für die Beurteilung der Lagerstättenwirtschaftlichkeit – in bereits sehr geringem Verhältnis von 0,4 bis etwa 2% Massenanteil. Diese Eigenschaften spielen in der technischen Anwendung unter anderem bei Kriegswaffen eine entscheidende Rolle.

der steilere Hang im Rückblick

Im Zweiten Weltkrieg war das Deutsche Reich weitgehend abgeschlossen von diesem Metall, aber seine Rüstungsindustrie sehr darauf angewiesen. Nicht zuletzt die Wendungen der Kriegserfolge Anfang der 1940er Jahre verstärkten die Suche nach dem Metall.

Flex schon bald auf der Karfläche angelangt

Da das Vorkommen am Fuße des Alpeiner Ferners bekannt war gab die Wehrmacht in Berlin eine Untersuchung über die Ertragsmöglichkeit der Lagerstätte in Auftrag, die der bekannte Tiroler Geologe Oskar Schmidegg 1939 ausführte (sein Gutachten liegt in der Geologischen Bundesanstalt, Wien auf). Die im Gutachten errechnete Menge an Erz die hereingewonnen werden könnte wurde allerdings als viel zu groß ausgewiesen, wie sich durch geologische Untersuchungen Jahrzehnte später herausstellte (Anm. d. Verf.: die Angaben in der Literatur,  siehe die Links unten, schwanken von Hunderten bis Zehntausenden Tonnen derart beträchtlich, darum werden hier keine Zahlen angegeben).

ebener Karboden beim ehemaligen Molybdänbergwerk – rechts von Martin die Fundamente des Barackenlagers

Die Erschließung der Lagerstätte wurde unter dem Aspekt der Rohstoffverknappung schlußendlich für würdig befunden und 1941 mit dem Vortrieb, sowie mit dem Bau von technischen Einrichtungen, v. a. die Seilbahn für die Talförderung begonnen.

stummer Zeitzeuge vor toller Alpinkulisse

Die Arbeiten wurden vor allem von osteuropäischen und russischen Zwangsarbeitern ausgeführt, aber auch von gegnerischen Kriegsgefangenen. Als Stützpunkt für die Unterkunft diente die Geraerhütte, mit dem täglichen Anmarsch über mehr als 400Hm. Die wahnwitzige Ironie für den Bergsteiger besteht in der Durchführung der Vortriebsarbeiten auch im Winter! Die Strapazen und Leiden der Arbeiter kann man sich neben der ohnehin unwürdigen Behandlung wahrscheinlich gar nicht schlimm genug vorstellen.

am unteren Teil des Steilhanges zur Alpeiner Scharte

In der Folge war der zu erwartende Erfolg der Gewinnung immer wieder fraglich und es gab nie einen ersten Seilbahnkübel mit Erz, der zu der heute nicht mehr besichtigbaren Aufbereitungsanlage nahe dem Gasthaus Touristenrast zu Tale gefördert worden wäre.

Harscheisen waren ab hier empfehlenswert

Selbst nach einem verehrenden Lawinenunglück im November 1944, bei dem die mittlerweile errichteten Arbeiterwohnbaracken nahe der Stollen durch eine Staublawine völlig zerstört und Dutzende Arbeiter (Anm. d. Verf.: auch hier gehen die Angaben in der Literatur auseinander, daher keine Zahlenangabe) getötet oder verletzt wurden, gab man die Arbeiten nicht auf und führte sie bis in den Mai 1945 fort, bis Innsbruck durch die Alliierten besetzt wurde und den erfolglosen Bemühungen, vor allem aber dem leidvollen Missbrauch der Zwangsarbeiter an der Alpeiner Scharte ein Ende gesetzt wurde.

Blick aus dem Steilhang in die Stubaier

Wer bei derart unwirtlichem Wind – wie er bei unserer Begehung herrschte – die verbliebenen baulichen Zeugnisse der damaligen Anlagen durchschreitet, kann sich den Irrwitz des Winterbetriebes einigermaßen vorstellen.
Man nehme sich die Zeit und besuche die u. a. Links mit teilweise sehr interessanten und auch bedrückenden Recherchenergebnissen über die Errichtung eines Bergwerkes in unzähmbarer alpiner Gegend. Der Autor hat versucht die Links nach seinem subjektiv empfundenen Informationsgehalt zu reihen, beginnend mit dem gehaltvollsten.

Christian hat das Schidepot ohne Harscheisen bezwungen

Auf dem etwa 2.750m hoch liegenden Karboden unterhalb des Steilhanges zur Scharte und leicht rechts (westlich) des Westgrates des Alpeiner Schartenkopfes finden sich, rechts des Aufstiegs, Reste der Fundamente der Wohnbaracken. Dieser Platz eignet sich gut für eine letzte Pause vor dem Steilhang, ggf. auch zum frühen Montieren der Harscheisen. Linkerhand die Umlenkstütze der Bergstation mit den Stollenmundlöchern zum Bergwerk oberhalb.

am Schidepot – unten die Fundamente des ehem. Barackenlagers zu sehen, eine denkbar ungünstige Lage

Zwischen der Westflanke des Alpeiner Schartenkopfes und dem mittigen Moränenhügel führt die Aufstiegsroute an den Steilhang heran, der mit ein paar Spitzkehren bis in die steilste Neigung begangen wird. Die meisten verwendeten dafür die bequemen Harscheisen, Flex und Christian bewiesen sich ohne diese Hilfe auszukommen.

den Sommerweg durch die Felsblöcke zur Scharte

Beim oberen Fixpunkt einer Seilsicherung, von der nur der letzte Meter auf den Verankerungsfels aus der hartgepressten Schneedecke herausstand, machten wir dann mangels Schneeauflage Schidepot und schritten / stapften die letzten etwa 50Hm zur Scharte. Einzig Bergziege Hilli, der es sich nicht nehmen ließ, die etwa 5m breite Schneeschneise mit vielen Spitzkehren bis fast zur Scharte mit Schi aufzusteigen.

oben wird der Hang zur Scharte flacher, Hilli kämpft in der schmalen Rinne

Nach genau vier und ein Viertel Stunden Aufstieg tauchten wir auf der windigen Alpeiner Scharte erstmals an diesem Tag in wärmendes Sonnenlicht ein. Dies allerdings für gerade einmal zehn Minuten, da die Sonne um den Jahreswechsel hinter den westseitigen Grattürmen zum Schrammacher hinauf bereits verschwindet und man zunehmend auf den Gegenhang zum Alpeiner Schartenkopf aufsteigen müßte, wollte man sie länger nutzen.

letzte Meter zur Alpeiner Scharte

Der Ausblick auf die Gipfel des Zillertaler Hauptkamms ist von der Alpeiner Scharte aus phänomenal und deshalb haben wir eine Ansicht mit den bedeutendsten Gipfelnamen in der Bildergalerie erstellt.

Alpeiner Scharte 2.959m

Zweifellos die beeindruckendsten Gipfel im Südosten gegenüber sind – der höchste Zillertaler Gipfel – der 9,4km entfernte Hochfeiler (3.510m), der etwas weiter südöstlich gelegene Große Möseler (3.479m) in 11,2km Entfernung, mit den leicht links aufragenden Pyramiden von Turnerkamp (3.420m) und Großer Greiner (3.201m), sowie der Schwarzenstein (3.369m) mit seinem flachen, weiten Gletscher.

südöstlicher Teil des Zillertaler Hauptkammes mit Großem Möseler links der Bildmitte und Hochfeiler rechts der Bildmitte

Weiter im Osten der Große Löffler (3.378m) und als Highlight der Großvenediger (3.666m) in 54km Entfernung. Den Abschluß an Dreitausender bildet die Reichenspitze (3.303m) in 37km ostnordöstlicher Entfernung.

östlicher Teil des Zillertaler Hauptkammes mit Dutzenden Dreitausendern – ganz rechts der Große Möseler

Der Talblick beinhaltet ein kleines Stück Schlegeisspeicher unterhalb des unberührten Schrammacherkars im schönen Zamsergrund.

südöstlicher Teil des Zillertaler Hauptkammes mit Großem Möseler links der Bildmitte und Hochfeiler rechts der Bildmitte

Leider war unser Aufenthalt auf der unwirtlich böig-windigen und zunehmend schattigen Scharte nur von kurzer Dauer und wir verließen sie kaum eine Viertelstunde nach unserer Ankunft wieder.

Tiefblick nach Süden ins Schrammacherkar

Die Abfahrt über den Steilhang erwies sich unerwartet besser als vermutet. Schwünge über die Windgangln waren komfortabel möglich und man brach nicht ein.

Rückweg zum Schidepot

Weiter unten, etwa auf Höhe des ehemaligen Bergwerks, ging die hartgepresste Schneedecke zusehends in weichere Partien über und die gewaltigen Hänge unterhalb des ehemaligen Alpeiner Ferners ließen sich einigermaßen bequem fahren.

Abfahrt unter dem ehemaligen Alpeiner Ferner

Die flacheren Hänge vor der Talstufe in die Altererau boten dann allmählich den Übergang zum wahren Pulververgnügen, der Schnee wurde immer weicher.

Abfahrt unterhalb gewaltiger Wände des ehemaligen Alpeiner Ferners

Ab der Kante zur Steilstufe fanden wir dann wirklich bärige Rinnen mit Pulverbedingungen vor, die Spuren zeugen vom Vergnügen.

Flex im Steilhang

Selbst der Flachteil in der Altererau bot mit seinen strauchbesetzten Rinnen und Mulden eine tolle Abfahrtskulisse und am Weg nach der Alm konnten wir in der Jännersonne noch ein schönes Abschlussfoto schießen.

ab hier Pulververgnügen

Die ca. 9km Aufstiegslänge ziehen sich über 1.614Hm wofür wir 4:15 Stunden benötigten. Gesamt waren wir 5:30 Stunden unterwegs.

die Aufstiegsspur im Steilhang

Die Schitour könnte man sogar mit der Bahn von Innsbruck oder Brenner und mit der Buslinie 4144 unternehmen.

Truppe nach getaner Arbeit vor Olperer und Fußstein

Morgens und nachmittags gibt es auch am Wochenende fast jede Stunde einen Bus von/nach St. Jodok (Bahn: 6:49 Ibk – 7:15 St. Jodok, Bus 4144: 7:40 – 7:56 Vals + 1,6km Gehstrecke bis Gh. Touristenrast; 15:26 oder 16:56 zurück; Stand: Jänner 2020)

Mils, 02.01.2020

Links zur Geschichte und Technik des Molybdänbergwerks Alpeiner Scharte:
http://www.retrofutur.org/retrofutur/app/main

https://www.zeit.de/2010/29/A-Bergwerk (hierzu muß eine Registrierung mit Passwort beantragt werden – der Bericht lohnt die kleine Mühe)

https://www.bergsteigerdoerfer.org/202-0-St-Jodok-Schmirn-Vals-Alpingeschichte.html (generell sehr interessante Broschüre zum Download – „Molybdänbergbau im Valsertal“ Seiten 74 – 81)

https://wipptalblog.tirol/de/das-molybdaen-bergwerk-im-valsertal/

http://www.sagen.at/doku/bergbau/Bergwerk_Alpeiner_Scharte.html

https://tirv1.orf.at/stories/456498

Fundstücken von Molybdänverbindungen im Bereich der Alpeiner Scharte:
https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/LokationMineralData?param=2931,2568,1

Schitour Silleskogel, 2.418m mit Gipfel

Im Ortsteil Padaun, oberhalb des Talkessels des Valsertales bietet sich eine nette kleine Schitour mit Gipfelsteilflanke auf den Silleskogel an. Die Tour ist zum Großteil hier schon beschrieben worden – wir mußten damals jedoch aus Wettergründen vor dem Gipfel abbrechen und haben deshalb die Tour ordnungsgemäß mit Gipfel nachgeholt und Fotos, die dem netten Aufstieg und der grandiosen Aussicht Rechnung tragen, angefertigt.
Auf nähere Details zum Aufstieg wird hier verzichtet, diese bitte im alten Bericht nachzulesen.

Silleskogel, 2.418m, mit Gipfelmarkierungsstein

Über den Ausgangspunkt bitte ebenfalls im alten Bericht nachlesen, hier ein Bild unseres diesmaligen Parkplatzes, den wir gegen 7:30 erreichten und diese Uhrzeit hiermit empfohlen wird – jedenfalls nicht viel später.

Aufstieg auf den Gipfelhang des Silleskogels

Einige Minuten am Almweg entlang zweigt die Aufstiegsspur direkt zum freien Gelände der Sillalm ab (die Alm selber liegt rechts der Freifläche).

Parkplatz Padaunerstraße

Oberhalb der „Sillpuite“ – wie der Flurname laut Karte im Gh. Steckholzer richtig lautet – weicht der Wald nach einem kurzen und engen Steilstück einer weiteren Freifläche und zum folgenden Aufstieg benutzt man eher die rechte Seite des Grabens.

Aufstieg zur nächsten Waldpassage

Diese Freifläche, nun mit mehr Hangneigung, nennt sich „Isse“. Ihr folgt ein schmalerer und steilerer Graben als das Gelände zuvor ausgebildet war.

im steilen Teil des Grabens

In diesem Graben fallen die mächtigen Lärchen links und rechts des Aufstiegs schön ins Auge. Das Gelände wird zusehends steiler und erreicht an einer kurzen Stelle über 35° Hangneigung.

Rückblick auf die „Isse“

Am Ende dieser Passage wendet sich der Anstieg leicht nach links (südöstlich) und das ab dort vollkommene freie Gelände der „Roßgrube“ kann erahnt werden (etwa 1.900m).

Übergang zur Rossgrube

Das kleine Felsspitzl am Grat, das dort weit rechts im Blickfeld gesichtet wird ist schon der Gipfelaufbau des Silleskogels. Im weiten Kessel der Roßgrube geht es nun über leicht kupiertes Gelände in wenigen Serpentinen zunächst eher südwärts hinauf gegen den Steilhang der vom Silleskogel herunterzieht. Dabei wird einmal ein kurzes Geländestück mit einer Neigung von 35° passiert.

im unteren Teil der Roßgrube

Im oberen Talkessel wendet sich der Aufstieg etwas mehr nach Südost und quert den Hang zwischen Rossgrubenkofel und Silleskogel.

das weite Talende der Rossgrube – Gipfelspitz des Silleskogels schon sichtbar

Die Aussicht auf die nördlich gegenüberliegende Seite, zu den Tourenbergen im Schmirntal öffnet sich mehr und mehr bis zum Ende des Talkessels hin. Weiter geht es mit ein paar Spitzkehren auf den Gegenhang mit dem „Geierschnobel“ hin und die Hangneigung steigt wieder merkbar an.

Rückblick auf die Rossgrube

Im weiten Bogen nähert sich der Aufstieg nun dem bogenförmigen Grat zwischen Geierschnabel und Silleskogel. Die steile Gipfelflanke tritt in das Sichtfeld und weiter im Westen spiegelte bei unserer Begehung das Gipfelkreuz des Rossgrubenkofels das Sonnenlicht, der noch tief stehenden Dezembersonne wider.

Gipfelkreuz des Rossgrubenkofels

Die Route dreht nun leicht nach Südwest, hin zum Gipfelaufbau des Silleskogels und weg vom Geierschnabel, der als Ausweichziel bei unserer ersten Begehung dienen hätte können, hätten wir es gewusst.

auf dem Gegenhang zum Silleskogel

Die steile Gipfelflanke mit über 35° Neigung hatten wir diesmal gut im Blickfeld, dadurch stellte der Aufstieg bis zum fast ebenen Plätzchen unterhalb der Gipfelflanke kein Sichtproblem dar. Etwas abgeblasen erfordern die die letzten Meter sauberes Steigen.

the bros – vor dem Gipfelaufbau des Silleskogels

Die kleine Fläche vor den Felsen bildet ein wunderbares Schidepot, wenn auch nur für wenige Personen nutzbar. Mit zwei nachkommenden Kollegen war die Fläche nach unserer Rückkehr vom Gipfel schon an der Kapazitätsgrenze.

der Gipfelhang des Silleskogels

Vom Schidepot geht es zunächst leicht westwärts querend in die Flanke hinein und dann einige Meter in direktem Anstieg hinauf, bevor die Stapfspuren in einer weniger stark steigenden Querpassage westwärts weiter zum Gipfelplateau hinauf führten.

am Gipfelplateau angelangt

Der Hang weist lt. Hangneigungskarte (TIRIS) eine max. Steilheit von über 40° auf. Steigeisen waren bei unserer Begehung nicht nötig, der hartgepresste Harsch ließ gute und sichere Tritte zu. Im Extremfall – bei vereister Schneedecke und fehlender Ausrüstung – mag auf diesem Gipfelhang ein Abrutscher über weit mehr als 100Hm erwartet werden.

Christian und Herwig am Silleskogel, 2.418m

Die Aussicht im Süden über die Zillertaler Alpen ist grandios.

gewaltige Mauer im Südosten – Olperer bis Hohe Wand (das weiße Spitzlein ist die Hohe Kirche und dahinter die besonnte Valser Hohe Warte)

Gegenüber dem Silleskogel befindet sich die eindrucksvolle Steilflanke der Saxalmwand – ebenfalls ein Gipfel, der bei unserer Begehung wegen wetterbedingtem Abbruch noch auf sich warten läßt.

Aufstieg Sumpfschartl und Saxalmwand im Detail

Weiter im Süden erkannt man das weite Kar des Sumpfschartls, ein lohnender Aufstieg gemeinsam mit der Saxalmwand ein ebenfalls auf dem Verbindungsgrat zum Kraxentrager gelegen.

Panorama westliche Zillertaler Dreitausender

Im Südosten das gewaltige Massiv des Olperers und Fußstein mit der Verbindung über die Sagwandspitze bis zur Hohen Wand.

Wolfendorn im Südwesten

Im Südwesten der dominierende Wolfendorn in den Brennerbergen und im Westen die südlichen Stubaier Alpen am Vormittag schön von Südost im Sonnenlicht zu bewundern.

südliche Stubaier hinter dem Rossgrubenkofel

Im Westen links neben dem Rossgrubenkofel besticht der Pflerscher Tribulaun und rechts davon der gewaltige Habicht.

nordwestliche Stubaier

Im Norden liegen die Tuxer Alpen mit ihren vielen tollen Schitourenzielen.

die zentralen Tuxer im Nordosten – der eindrucksvolle Schmirner Hohe Zahn rechts der Bildmitte

Im Osten fallen oberhalb des langen Grates von der sehr eindrucksvollen Hohen Warte (ein tolles Schitourenziel im Schmirntal, es gibt aber auch eine Hohe Warte im Valsertal, siehe Bildergalerie) zum Steineren Lamm hin relativ genau mittig zwei kühne Spitzen auf, die man in dieser eindrucksvollen Erscheinung nicht erwarten würde. Es handelt sich dabei um die Schöberspitzen mit einer Entfernung von rd. 8km.

Aussicht nach Osten – die Schöberspitzen über dem Grat sehr eindrucksvoll

Alleine wegen der Aussicht lohnt sich die kurze Tour auf den Silleskogel und eventuell wäre der winterliche Übergang auf den Rossgrubenkofel und weiter auf die Vennspitze einmal eine Überlegung wert.

Schidepot unterhalb Gipfelfelsen

Bei der Abfahrt, die wir fast direkt unter dem Gipfelhang starteten mußte zunächst der etwa 100Hm windgepresste Teil etwas ruppig aber nicht unangenehm bewältigt werden, bevor im flacher werdenden Teil der weichem Tiefschnee erreicht wurde.

Abfahrt vom Gipfelhang

Über tolle Hänge an der Westseite des Tals (Kessler, Kogleben, Seabler, Nock – siehe Flurnamen in Bildergalerie) erreichten wir den Sillbach, der an geeigneter Stelle übersprungen wurde und im schmalen Tal nun orografisch links des Sillbaches ging es durch ein schmales Tal kraftraubend hinab zur Isse – alles in weichem Tiefschnee.

etwa 100Hm unterhalb des Grates bereits Tiefschnee

Ab der Sillpuite hatten wir teilweise leicht verfestigte Passagen, die sich aber nicht mit viel mehr Kraftaufwand befahren werden konnten als der obere Teil. Die gesamte Strecke liegt schattseitig und daher günstig betreffend Umwandlung und ohne Schmelzdeckel.

Kulisse ins Valsertal

Für die schöne haben wir gesamt 3:20 Stunden benötigt (incl. Pausen und Gipfelaufenthalt), Die gemessene Höhendifferenz beträgt  925m.

Rückblick auf den Gipfelhang

Bei entsprechend frühem Aufbruch zur Tour bleibt Zeit noch kurz bevor mittags der Rummel in Padaun beginnt einem Stakeholder der Gegend, dem nett eingerichteten Gasthaus Steckholzer einen Besuch abzustatten und die Tagesempfehlung, oder eine deftige, schmackhafte Knödelsuppe einzunehmen, die wir sehr empfehlen können. Durch den kostenlosen Parkplatz am Tourenstart geht sich dann auch noch eine Nachspeise aus.

Tiefschneevergnügen

Den Gipfelbereich des Silleskogels sollte man nicht unterschätzen, wenn die Verhältnisse es nicht zulassen oder bei einer eventuellen Vereisung die Ausrüstung für die Gipfelflanke fehlt.

Abfahrt neben dem Sillbach

Nachträglich gesehen sahen wir unseren Abbruch bei der ersten Begehung im Nebel bestätigt, daß wir den Gipfel nicht erzwungen haben.

Mils, 31.12.2019

 

Schitour Silleskogel, 2.418m

Zwei Täler nördlicher als der Ursprung der Sill, aus dem Valsertal führt die spritzige kurze Schitour auf den Silleskogel, der mit dem Padauner Berg, der Vennspitze und dem Roßgrubenkofel die nördliche Begrenzung des Venntales bilden.

Abbruch knapp unterhalb des Gipfels des Silleskogel

Den Ausgangspunkt bildet die fünfte Kehre der Padaunerstraße, die gerade noch über den Valser Bach abzweigt, bevor die Straße nach Innervals wegen der massiven Hangrutschung derzeit gesperrt ist.

An der fünften Kehre auf 1.500m sind einige wenige Parkplätze vorhanden und im heurigen schneereichen Winter hängt es von der Gnade des Schneeräumers ab, wie viele Fahrzeuge dort einen Parkplatz finden. Heute war gut geräumt und somit fanden wir knapp zehn Fahrzeuge bei unserer Rückkehr vor, die das Maximum der Kapazität der Kehre darstellen.

kleiner Parkplatz in der fünften Kehre auf der Straße nach Padaun

Die Tour führt zunächst ca. 500m östlich den Almweg entlang und einige Steigminuten nach der Kehre befindet sich das untere Gelände der Sillalm auf 1.637m. In der Folge geht es durch das Almgelände in direktem Anstieg südsüdöstlich weiter dem Wald oberhalb der Alm zu.

bei der Sillalm, die Sicht noch akzeptabel

Im Wald wird in einer schmalen Mulde einige Minuten weiter aufgestiegen, bevor sich eine weitere Almfläche ausbildet, die in ihrer oberen Begrenzung, stufenartig wieder durch einen sehr lichten Lärchenwald in steileres Gelände übergeht.

zweite offene Fläche oberhalb der Sillalm am Weg zum Silleskogel

Ist diese Passage inmitten freistehender, altehrwürdiger Lärchen durchschritten, tut sich die kaum bewachsene Hochfläche der Roßgruben auf, ein Kessel zwischen Roßgrubenkofel und Silleskogel, an dessen unterstem Punkt man sich befindet. Die Steigrichtung ändert sich dort gegen Südosten.

unterhalb der Roßgruben

Leider konnten wir nicht viel sehen, da der Nebel immer stärker wurde. Die Spur vom Vortag wies und gut durch die Roßgruben. Am Ende, wo der Hang zum Kamm etwas steiler wird, waren die Spuren kaum mehr zu sehen, dafür konnten wir den Kamm ausmachen.

Rückblick an der Waldgrenze

Am Kamm, oder besser leicht unterhalb, wendet sich der Anstieg dann wieder nach Südwesten. An der Stelle, an der die ersten Felsen des Gipfelaufbaues zum Vorschein kamen mußten wir leider abbrechen, da die Sicht ein sicheres Weiterkommen im unbekannten Gelände nicht mehr zuließ. Das war knapp 60m unterhalb des Gipfels.

der breite Kessel der Roßgruben – links oben im Nebel befindet sich der Silleskogel

Zwei rasch hinter uns nachgekommene sportlich junge Damen drehten an dieser Stelle ebenfalls um und knipsten uns beide noch kurz vor der Abfahrt, sozusagen als Ersatz für das Gipfelfoto.

an der Waldgrenze im unteren Teil der Roßgruben

Die Abfahrt, obwohl – wegen des stärker werdenden Nebels – bis zur Waldgrenze mehr oder weniger im Blindflug erlebt, präsentierte sich als kleine Entschädigung überraschend angenehm in weichem Neuschnee mit geschätzt 15cm Stärke, der über Nacht gefallen ist auf Altschnee der auch noch nicht besonders kompaktiert wurde und ein bäriges Fahrgefühl bot.

Schitour auf den Silleskogel – Abbruch im Gipfelbereich

Weiter unten, wo die Roßgruben in den lichten Wald übergehen, begann dann eine etwas beschwerliche Abfahrt, jedoch immer noch gut zu drehen, aber mit härterem Untergrund.

Alles in allem war die Abfahrt eine feine Sache – wie schön muß sie sein, wenn auch noch das Wetter mitspielen würde.
Wir werden es im Frühjahr erfahren, wenn der Gipfel nachgeholt wird und aufgrund der Nordhänge und der Höhe des Ausgangspunktes keine besondere Eile mit dem Termin geboten ist.

Schitour auf den Silleskogel – Übersicht Aufstieg und Abfahrt

Der Aufstieg hat mit etwas Orientierungsnotwendigkeit zwei Stunden gedauert, die gesamte Tour 2 3/4 Stunden. die Höhendifferenz betrug  860m (bis zum Gipfel sind es 920m).

Mils, 03.02.2018

 

 

 

 

Olperer, 3.476m über Geraer Hütte und Nordgrat

Bereits am Parkplatz das Ziel im Visier; diesen schönen Anblick hat man auf den Olperer vom Parkplatz Touristenrast im Tiefsten des Valsertales.

Olperer vom hintersten Innervals aus gesehen

Olperer vom hintersten Innervals aus gesehen

Mit Bedacht fahre ich vor sieben Uhr durch das sehr natürlich belassene und kaum touristisch erschlossene, ansprechende Valsertal von St. Jodok bis zur Touristenrast, zum Parkplatz des gleichnamigen Gasthauses, bei dem man nach seiner Tour natürlich einkehrt und sich damit für den Parkplatz bedankt.

Fahrstraße zu den Almen und der Geraer Hütte

Fahrstraße zu den Almen und der Geraer Hütte

Um fünf vor sieben machte ich mich dort von ca. 1.300m eiligen Schrittes auf zur Geraer Hütte, die zeitmäßig in etwa in der Hälfte der Gesamttour liegt, mit der Angabe von drei Stunden ab dem Parkplatz. Von dort auf den Olperer wären es dann nach Führerangabe in etwa dreieinhalb bis vier Stunden über den Nordgrat auf den Gipfel des Olperers.

Morgenpanorama um den Schrammacher

Morgenpanorama um den Schrammacher

Eilig, weil der Hochalpinist natürlich am Olperergletscher – er wird Olpererferner genannt – noch gute Bedingungen, also eine harte, möglichst gefrorene Firndecke vorfinden möchte, die Garant für einen angenehmen Aufstieg  sein soll.

Seilbahn zur Geraer Hütte

Seilbahn zur Geraer Hütte

Die Straße bis zu den Almen verläuft mit angemessener Steigung, sodaß das „Eingehen“ optimal erfolgt und man ab der Materialseilbahn dann in den breiten Steig zur Geraer Hütte einmündet.

Morgenpanorama um den Schrammacher

Morgenpanorama um den Schrammacher

Dieser ist zunächst sehr flach ansteigend angelegt und wird von mir als Autobahn empfunden, die mir zwar nicht gerade Nervosität beschert, aber doch Verwunderung wie man einen Hüttenanstieg mit 1.000m Höhenunterschied nur so langwierig gestalten kann.

knapp unterhalb der Geraer Hütte

knapp unterhalb der Geraer Hütte der tiefe Einschnitt des Gletscherbaches

Nach den ersten zweihundert Höhenmetern findet man dann auf den langen Abschnitten zwischen den Serpentinen die kleinen „Hüttenschnellwege“, die für den Hochalpinisten, für den die Hütte erst im Abstieg interessant wird, ungemein abkürzen.

bei der Geraer Hütte

bei der Geraer Hütte

So wandert man zunächst durch einen archaischen Kiefern- (Zirben) Wald, in dem sich auch einige Tannen und Fichten eingestreut finden, einige Hundert Höhenmeter bis zur Baumgrenze knapp unter 2.000m hinauf. Schweres Blockwerk, teilweise komplett überwachsen und mit Flechten dermaßen stark überzogen, daß man ihre unveränderte Lage mit vielen Hundert Jahren annehmen muß, macht die Konstruktion des Steiges in der oben geschilderten Art notwendig; erst im Abstieg kommt mir die Erleuchtung warum das so ist.

Gelber Enzian

Gelber Enzian

Oberhalb der Baumgrenze findet sich die typische „Tundra“ (Eigenbezeichnung, bitte vergessen) des Kristallin der Zentralalpen mit widerstandsfähigem Gestäud, Gräsern und kaum aufkommenden Bäumchen wieder. Alpenrosen, Alpenblumen und zahlreiche Quellen zaubern eine hochalpine Flora in die man am liebsten reinspringen und dort verharren möchte. Die Gräser streifen an den nackten Wadeln und die Farben des Unterholzes im Morgenlicht (der Aufstieg ist eher nordseitig ausgerichtet und die Sonne erscheint in Hüttennähe im endenden Juli erst gegen 9 Uhr) leuchten in allen erdenklichen Grüntönen.

Geraer Hütte, 2.325m

Geraer Hütte, 2.325m

Vorbei an der Ochsnerhütte mit Almbetrieb geht es etwas flacher im „hin und her“ unter der Seilbahn hinauf bis zur Geraer Hütte auf 2.325m. Ich stoppe dort nicht, weil ich nach diesen ersten 1.000Hm noch weitere 1.150Hm zu bewältigen habe.

am Abzweig zum Olpererweg

am Abzweig zum Olpererweg

Ab 2.500m wird es trotz der Julitemperaturen und mit ein wenig Thermik hinterlegt doch recht frisch am Olpererweg in der Nähe des Schaeffersteines, der nach einem Hochtouristen, der mit seinem Führer 1900 in einer Gletscherspalte am Olpererferner umgekommen ist, benannt wurde. Eine schöne Gedenktafel im Jugendstil – und heute ein Kunstwerk für sich selbst – gehalten erinnert daran.

Denkmal Schaefferstein, man beachte die kunstvolle Umrahmung der Innschrift

Denkmal Schaefferstein, man beachte die kunstvolle Umrahmung der Innschrift

Der Steig führt nun bald auf der ausgeprägten, schönen Gletschermoräne weiter, bis er auf ca. 2.650m vom Kamm in die Flanke der Moräne abzweigt und zur kaum ausgeprägten Gletscherzunge hinaufführt. Dort beginnt dann ein steilerer Gletscherhang mit guter Firnauflage und bis weit hinauf führt Blockwerk, in dem man zunächst ohne Steigeisen aufsteigen kann.

auf ca. 2.600m auf der Gletschermoräne des Olpererferners

auf ca. 2.600m auf der Gletschermoräne des Olpererferners

Allerdings ist der Aufstieg mit Eisen dann auch sehr angenehm, der Firn ist hart und es gibt kaum blanke Eisstellen, bzw. sind die  kurzen Rücken mit fast blankem Eis nicht sehr mächtig.

im Bereich der Gletscherzunge, hier verliert sich der Steig, Steinmandln und Logik weisen den Weg

im Bereich der Gletscherzunge, hier verliert sich der Steig, Steinmandln und Logik weisen den Weg

Der Aufstieg war also in keiner Weise gefährlich, denn die logische Route verläuft sehr nahe am nördlich angrenzenden Felsgrat, dem Wildlahnergrat. Dieser ist allerdings in seinem Falsgefüge recht gestört und deutlich kann man  junges Blockwerk erkennen, das sich gelöst hat und schier nur auf etwas Energie zu warten, um den Gletscher hinabzusausen.  Also ist es ratsam nicht in der Falllinie unter den Felsen des Grates aufzusteigen, sondern einige Meter daneben im freien Firnfeld.

im unteren Teil des Olpererferners

im unteren Teil des Olpererferners

Der Aufstieg auf diesen sympathischen kleinen Ferner macht Spaß und er ist auch in einer guten halben Stunde vorbei, wenn man oben dann neben den Eisabbrüchen des oberen Olpererferners  zur Rechten der Wildlahnerscharte entgegen steigt.
Spätestens in der Hälfte des Aufstieges scheint Ende Juli die Sonne auf die weißen Flächen und das Herz lacht.

an der Linkskurve im Aufstieg, die beiden Felsen läßt man weit rechts liegen, die Route führt links außerhalb des Fotos weiter

an der Linkskurve im Aufstieg, die beiden Felsen läßt man weit rechts liegen, die Route führt links außerhalb des Fotos weiter

Eine Stelle am flacheren Teil des Ferners zur Wildlahnerscharte hin ist mit einem deutlich sichtbaren Abbruch von Eis und Geröll gekreuzt. Ich fragte mich, ob ich es schaffen würde einer Eislawine rechtzeitig auszuweichen, wenn ich ca. 30Hm darunter und nur ca. 50m weg von der Kante des Eisbruches entfernt den Ferner quere und gestand mir ein, daß das kaum möglich sein würde, da zu wenig Zeit von Ankündigung mit Getöse und Reaktion so knapp darunter sein würde.

imposanter Einsbruch vom oberen Olpererferner herab

imposanter Eisbruch vom oberen Olpererferner herab

Die Scharte selber war von monotonem Surren des Schleppliftmotors und den periodischen Rollenbockgeräuschen der vorbeiziehenden Bügel geprägt. Kaum Bergsteiger frequentierten den sonst so beliebten Nordgrat zum Olperer. Außer mir waren an diesem Tag nur ungefähr fünf bis sechs Seilschaften über den gesamten Grat verteilt. Somit hatte jeder einen angenehmen Auf/Abstieg.

nahe der Wildlahnerscharte

nahe der Wildlahnerscharte

Ich wählte eine recht weit oben angelegte Einstiegstelle nach dem Steilaufstieg von der Scharte am Ferner und hier leisteten die Steigeisen nochmals gute Dienste. Es wäre – wie unten am Ferner – auch ohne Eisen gegangen, aber das Gelände ist mir – obwohl einsehbar – nicht bekannt und die Sicherheit wichtiger.

Wildlahnerscharte, Blick auf den Olperer Nordgrat

Wildlahnerscharte, Blick auf den Olperer Nordgrat

Bei der Einstiegstelle wurden nicht nur die Steigeisen, sondern auch die Stöcke verstaut, die wichtiger waren als der Pickel (ich würde ihn um diese Jahreszeit nicht mehr mitnehmen, da ich kaum – oder gar nicht – in Spaltengefahr gekommen bin und er auch nicht für die Rettung anderer notwendig geworden wäre). Das Aufstiegsgelände knapp neben dem Wildlahnergrat ist nur bei der ausgeaperten Stelle, bei der man eine leichte Linkskurve im Aufstieg einlegt, leicht kupiert und in einer Zugzone, das war die für mich erkennbar einzige Stelle mit nahe an der Route gelegenen kleinen Spalten.

nach der hoch gewählten Einsteigsstelle nun am Grat

nach der hoch gewählten Einstiegsstelle nun am Grat

Nun ging es an die Felskletterei am Grat.
Hierzu sei einmal grundsätzlich zu sagen, daß der Grat an kaum einer Stelle so schmal ist, daß man seitlich in die Flanken abstürzen könnte, wenn man mittig auf ihm verbleibt. Rechterhand im Aufstieg geht es in vielen Stufen zum Olpererferner hinab auf denen man liegen bleiben würde. Linkerhand würde man jedoch mit der gesamten glatten Wand bis zum Tuxer Ferner Bekanntschaft machen. Geschätzt ist der Grat überall mindestens 2m breit und auch Absteigende können großteils vernünftig passieren.

etwas griffärmere Stellen, jedoch ausreichend Klammern

etwas griffärmere Stellen, jedoch ausreichend Klammern

Weiters ist es  so, daß am gesamten Grat kaum ein Felsbrocken liegt, der als Griff oder Tritt dienen soll, der lose wäre. Dies ist der extrem häufigen Begehung zu verdanken. Man kann also davon ausgehen, daß jeglicher Griff hält. Allerdings ist die auffallende Speckigkeit (Abgegriffenheit) der Griffe und Tritte auch der häufigen Begehung geschuldet und wenn man mit den eher harten, unbiegsamen, eisenfesten Bergschuhen einen Tritt am speckigen Fels sucht, dann wähle man diesen sorgsam. Dies ist besonders bei nassen Verhältnissen nötig und ich würde – nach nun gemachter Erfahrung im Trockenen – bei nassen Verhältnissen auch nicht ungesichert aufsteigen.

Blick zurück am Grat

Blick zurück am Grat

Es gibt eine kurze senkrechte Stelle, die Schlüsselstelle (leider habe ich wegen Überlegung der richtigen Klettertechnik kein Bild davon angefertigt), die jedoch unten und gleich oberhalb der Kante mit Klammern bestückt ist und für mich mit gut 1,80m Körpergröße keine große Meisterleistung in der Überkletterung darstellte. Sobald man sich im senkrechten Teil etwas gestreckt aufrichtet sieht und ergreift man auch schon den oberen Bügel; das Nachziehen des Körpers ist unter einer unangenehmen Fußhaltung dann gut möglich.

und noch ein Rückblick

und noch ein Rückblick

Weiter oben kommen noch zwei kurze, ca. 10m lange Stellen vor, bei denen Griff- und Trittarmut herrscht. Außerdem ist der Fels wiederum recht speckig. Allerdings sind auch hier wieder Klammern eingebohrt und man muß sich ja auch einmal in der Reibungstechnik üben, also setzt man den Fuß entsprechend und vertraut dem Gummi am Fels (bei Nässe sicher heikel!).
Die obere dieser beider Stellen (kurz vor der Verflachung zum Gipfelkreuz hin) kann besser rechterhand genommen werden, da man links zu breite Risse für Hand oder Fuß vorfindet, wogegen man rechts regelrecht in einem Loch steht von dem aus man gute Griffe zum Ausstieg findet.
Hat man diese Stelle gemeistert sind es noch ca. 50m zum Gipfel.

Durchschlupf etwa 100Hm vor dem Gipfel

Durchschlupf etwa 100Hm vor dem Gipfel

Zur generellen Frage ob Seilsicherung oder nicht kann ich für die Beschreibung dieser Tour schlicht sagen, daß sie mir nicht möglich war, weil ich alleine unterwegs war, ich jedoch bei mehreren Teilnehmern auch seilgesichert aufsteigen würde. Nicht der Schwierigkeit (keine Stelle ist auch nur annähernd schwieriger als II, die sog. Schlüsselstelle vielleicht II+; es gibt ein Topo dessen Nordpfeil nach Süden zeigt, also nicht verwirren lassen; die bis heute bestehenden Berichte im Internet zeichnen ein zu schwieriges Bild vom Grat) sondern der generellen Sicherheit wegen.
Allerdings würde ich erst ab der senkrechten Stelle anseilen, vorher empfand ich den Grat als Gehgelände mit fallweisem Handeinsatz, so wie ich auch den größten oberen Teil empfand. Bei nassen Verhältnissen bedeutet der Aufstieg ohne Sicherung ein hohes Risiko, für den Vorsteiger einer Seilschaft allemal.

Beginn des Südostgrates (Riepengrat, Weg der Erstersteiger 1867)

Beginn des Südostgrates (Riepengrat, Weg der Erstersteiger 1867)

Der Gipfel zeigte sich von Süden her von aufsteigendem Nebel bedeckt und so beschloß ich den Abstieg über den Südostgrat (Riepengrat) und die Rundtour über die Alpeinerscharte zur Geraer Hütte zurück nicht zu nehmen. Der Berg steht noch länger.

Olperer, 3.476m

Olperer, 3.476m

Ein schönes kleines Holzkreuz mit geschmiedeten Beschlägen krönt den Gipfel des Olperers auf 3.476m Höhe. Das Gipfelbuch ist eher eine billige, viel zu kleine Ausgabe, so wie meist auf solchen Touristenbergen. Man beugt damit einerseits dem Diebstahl vor und für die vielen – oft unsinnigen – persönlichen Bemerkungen, die weder alpinistischer noch rettungstechnischer Sachlichkeit dienen, tut es wohl jedes Papier, das man finden kann.

Blick über die Tuxer Alpen zum Karwendel

Blick über die Tuxer Alpen zum Karwendel

Der Rundblick war nicht nur gen Süden verwehrt, auch im Westen, zu den Stubaiern und im Osten, dem Tuxer Hauptkamm folgend, war keine gute Fernsicht möglich. Gegen Norden, in das Karwendel konnte man zwar über die wolkenfreien Tuxer hinwegsehen, jedoch selbst die hohen Bettelwürfe, überhaupt die Halltalkette gesamt, war ebenfalls in dichtem Gewölk eingebettet, mit wenig Auflockerung um die Gipfel. Kein Fototag leider, gerne hätte ich den Blick zum Hochfeiler gehabt.

Grat zum Fussstein

Grat zum Fussstein

Da es zwar kaum windig, jedoch aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung recht frisch war fiel mir der Abbruch des viertelstündigen Aufenthaltes am Gipfel nicht schwer. Zum Abstieg hatte ich ein 15m langes Seilstück mitgenommen, um die Klammern zu nutzen und bequem, vor allem recht zügig absteigen zu können.

typischer Gratverlauf

typischer Gratverlauf

Mit Dülfertechnik – für mich auch heute noch ein genial einfaches Verfahren ohne Alukrempel um die Hüfte – konnte ich alle kritischen Stellen recht rasch abfahren. Man muß dabei die Seilmitte suchen und Bedacht darauf nehmen, wann das Seil zu Ende ist. Für die wenigen Stellen, bei denen man sich hart tun würde reichten die rund 7-8m Seil in Doppellänge gemessen aber aus.

diesen Aufschwung kann man rechts umgehen

diesen Aufschwung kann man rechts umgehen

Die Steigeisen sind vor allem beim Abstieg ein Genuß, jeder Tritt fest verschweißt mit dem harten bis weichen Firn. So kam ich im Nu wieder zur Wildlahner Scharte und dann westlich weiter unter dem tollen Eisbruch hinweg zum Olpererferner.

am Abstieg wieder in der Firnflanke

am Abstieg wieder in der Firnflanke

Dort, auf knapp über 3.000m konnte die deutlich wärmere und sonnenbeschienene Firnoberfläche nur mehr mit tiefem Einsinken bis zu den Wadeln begangen werden und ich war recht froh um den guten Gripp auf der spürbaren Eisdecke darunter.

Steigungsverhältnisse im unteren Teil

Steigungsverhältnisse im unteren Teil

Den unteren Teil des Ferners, ca. 50Hm unterhalb der zuvor beschriebenen Kuppierung mit teilweisem Blankeis, konnte ich dann ohne Steigeisen, auf den Bergschuhen hinunterfigeln. Ich vertraute dem Ferner, daß sich hier in der eher konkav geformten Hangmuldung keine Spalten befinden würden. Die Firndecke war oberflächlich durchgehend gleich, wie mit dem Kurvenlineal gezogen. Keinerlei Anzeichen von Unregelmäßigkeit.

Stimmung am Olpererferner

Stimmung am Olpererferner

Imposant erscheint die Gletscherzunge, etwas südlich von der Aufstiegsroute. Diese mußte näher begutachtet werden. Spalten kann man dort auch noch bis zum jähen Ende des schuttbedeckten Eises finden, wobei diese eher nicht aufgrund von Zugspannung durch den Flußverlauf in der Zugzone entstanden sind, sondern eher durch die dort unten schon kräftigeren Bäche an Schmelzwasser. Beeindruckend jedoch die bizarre Oberfläche mit Felsbrocken jeglicher Größe, die vom Eis Zentimeter für Zentimeter nach unten getragen, um am Ende zu einem riesigen Feld an Trümmern ihresgleichen ausgespuckt zu werden.

ein toller Gletscher

ein toller Gletscher

Zurück auf der Seitenmoräne hatte ich dann den Blick für die Flora; Arnika, ein Asterngewächs der Alpen, auf immerhin noch 2.650m. Und sie wird auch dort oben noch bewirtschaftet; Bergbienen bei der Arbeit.

Arnika

Arnika

In der Geraer Hütte nahm ich mein Lieblingsbergmahl, die Knödelsuppe, ein. Ist die Knödelsuppe in der Hütte gut, dann kann man dort alles andere auch essen. Und sie war hervorragend.

der gewaltige Fussstein von der Hütte aus

der gewaltige Fussstein von der Hütte aus

Ein Blick zur Alpeiner Scharte verrät, daß der Bergbau dort oben auf rd. 2.800m (die Scharte  selber liegt auf 2.959m) einer größeren Ausbeutung hätte dienen sollen. Deutlich kann man die Seilbahnstützen der damaligen Erzseilbahn erkennen und ich beschloß, daß ich das als Maschinen- und Tunnelbauer bei nächster Gelegenheit unbedingt näher inspizieren muß.
Die traurige Geschichte des Bergwerkes möchte ich hier nicht wiedergeben, dazu ist dieser Bericht nicht geeignet. Bei der Recherche darüber fand sich ein toller Link zum Molybdänbergbau auf der Alpeiner Scharte , dessen Studium ich sehr empfehlen kann.

etwas verdeckt die Alpeiner Scharte, jedoch gut zu erkennen

etwas verdeckt die Alpeiner Scharte, jedoch gut zu erkennen

Beim Abstieg von der Hütte, am unteren Teil des breiten gut gebauten Steiges schoss es mir dann plötzlich durch den Kopf! Die Zuwegung zur Hütte mußte deshalb so aufwendig angelegt werden, damit die Schwertransporte mit Lasttieren zum Bergwerk möglich wurden. Alleine zur Bewirtschaftung der schon vor dem Bergwerk bestehenden Alm bei der Ochsnerhütte würde man solche Anstrengungen wohl nicht unternehmen.

Habicht im Stubai 26km entfernt, exakt westlich, vorgelagert auf einer Linie Padauner Kogel und Egger Joch

Habicht im Stubai 26km entfernt, exakt westlich, vorgelagert auf einer der Linie Padauner Kogel und das Egger Joch

Der Steig ist bautechnisch teilweise dermaßen aufwändig und solide angelegt, daß er in seiner Gesamtheit ein nicht unbedeutendes inneralpines Bauwerk darstellt. Sozusagen ein Industriedenkmal, ähnlich den – leider dem Verfall preisgegebenen – Lawinenkegeln von den Herrenhäusern zum Wasserberg im Halltal.

aufwändig gebauter Steig im Kiefernwald

aufwändig gebauter Steig im Kiefernwald

Bei der Seilbahn erreicht man den Fahrweg wieder. Im Abstieg fand ich dann auch noch einen weiteren „Hüttenschnellweg“ und für den Eiligen sei hier der Hinweis gegeben, daß man mitten bei der ersten Blockwerkreise, die nach der Seilbahnhütte linkerhand herunterzieht einen kleinen Abkürzungssteig findet, wenn man genau hinsieht. Somit spart man die ersten flachen Serpentinen im Kiefernwald.

Alm nach ihrer Blütezeit

Alm nach ihrer Blütezeit

Vorbei an bewirtschafteten kleinen Almhütten, deren Vieh bis unter die Felsen zu sichten war, zieht sich der Fahrweg durch das sehr schöne Innervals hinaus und man staunt nicht schlecht über die gewaltigen Dimensionen an Geschiebe von Stein- und Blockwerk, das der Gletscher in vielen Jahrhunderten bis weit hinaus befördert hat. Ein wahres naturbelassenes Paradies.

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Zum Abschluß der Tour, bei der Einkehr in das Gasthaus Touristenrast, fällt der grandiose Blick auf die Gratkette vom Kraxentrager bis zur Sagwandspitze auf. Gleichzeitig Grenze zu einem anderen Teil der Heimat. Muß unbedingt begangen werden, beschloss ich sofort.

Grat vom Kraxentrager bis zur Sagwandspitze

Grat vom Kraxentrager bis zur Sagwandspitze

Nimmt man die Angaben des Führers, dann sind die Teilstücke mit 3 Stunden Parkplatz – Geraer Hütte und 3 1/2 bis 4 Stunden von Geraer Hütte bis Olperer über Nordgrat beschrieben. Der Höhenunterschied beträgt 2.130m und die Entfernung hin und zurück auf der AV-Karte 19,2km.
Ich habe eine Gesamtzeit von knapp 9 Stunden benötigt.

Mils, 30.07.2016