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Schitour Südlicher Rosslauf, 2.378 m

Im Schatten der bekannten klassischen Schitour auf den Nördlichen Rosslauf steht sein kleiner Bruder, der Südliche Rosslauf, im oberen Teil am Grat eine kurzweilig nette Tour über allerhand Geländestufen auf die Kuppe vor dem langen Grat zu den Pfeiferspitzen zwischen beiden Rossläufen. Die Schitour ist eher lang, wie alle Touren von Obernberg auf den Grenzkamm zum südlichen Landesteil.

Gruppenbild am Südlichen Rosslauf

Der Jänner 2022 war seit seinem Beginn geprägt von lang ausgebliebenem Schneefall, wodurch die Bilder mit kärglicher und weitgehend umgewandelter, brettharten Schneeoberfläche zu erklären sind. Am Dreikönigstag gab es wenige Zentimeter Neuschnee nach einer vorausgehenden, mehr als einwöchigen Schönwetterperiode zu Ende Dezember. Somit herrschte bis zur Tour fast drei Wochen ungetrübter Sonnenschein ohne ein Flöckchen Schnee, sieht man vom Dreikönigstag ab.

am Seegasthaus (eröffnet 1928, stillgelegt seit 2008)

Mit diesen Verhältnissen starteten wir in Obernberg am Parkplatz beim Waldbauern unsere Tour auf den Südlichen Rosslauf. Bei guter Stimmung konnte uns die etwas traurige Schneelage nichts anhaben.

Freifläche nach dem kurzen Waldstück; Anstieg zum O. Tribulaun sichtbar

Wie immer taucht man im Hochwinter am Weg zum See in den Schatten ein und verläßt diesen erst einige Kilometer später, am Weg auf die erste Geländestufe nach dem See in Richtung Portjoch, die Portissen.

die Talstufe in Angriff genommen

Entlang des Obernberger Sees bis zu den neu errichteten Hütten benutzten wir die direkte Linie über die Eisfläche. Die Hütten am Ende des Sees links liegen gelassen und durch das kurze Waldstück erreicht man die große freie Almfläche, die einen bärigen Überblick auf den Anstieg zu Obernberger Tribulaun und Nördlicher Rosslauf bietet, knapp 800 Hm des Anstiegs über die mächtige Reise sind dort einzusehen.

Sonne gegen Ende der Talstufe

Unsere Spur führte uns aber auf den Talschluß zu, weiter südlich zum Portjoch. Das Gelände wird entlang der Richtung der nächsten Talstufe auf die Portissen zunehmend steiler, Strauchwerk begleitet über den einförmigen Hang.

oberer Kuppe der Stufe

Kurz vor dem Ende des Anstiegs auf die nächste Stufe kommt im Hochwinter endlich Sonne zum Vorschein. Etwa 90 min ab dem Parkplatz mußten wir dafür ansteigen. Die Temperatur änderte sich schlagartig, ohne Jacken ging es auf der harten Schneeoberfläche weiter Richtung Portjoch.

Aufstieg auf das Portjoch

Etwa einen Kilometer Aufstiegsstrecke mit 250 Hm Unterschied fällt vom Erreichen der Talstufe zum Portjoch an und so richtig sehen kann man den Südlichen Rosslauf während des Anstiegs nie, da er in einem schleifenden Schnitt zur Sichtachse liegt. Alles was man weiß ist, daß der Anstieg vom Portjoch nochmals 270 Hm beträgt. Mit zwei Spitzkehren bewältigten wir den Aufstieg zum Joch auf der Sonnenseite.

abgeblasenes Gelände beim Aufstieg am Gratkamm

Wie meist am Grenzkamm begrüßte uns starker Südföhn am Portjoch und zwang uns wieder zurück in die Jacke. Die ausgesetzte Lage des Kamms erforderte Vorausschau beim Aufstieg, denn weite Partien im unteren Teil präsentierten sich abgeblasen bzw. ausgeapert. Es gelang uns auch eine Schneise zu finden, bei der wir die Schi nicht abschnallen mußten.

in den Mulden und hinter dem oben sichtbaren Gratspitz ist die Schneelage besser und der Föhn schwächer

Im oberen Teil wurde durch Schneedecke durch die Wind- und Sonnenabdeckung eines Gratfelsens besser und durchgehend gut besteigbar. Der Windschatten hielt bis knapp unter dem unscheinbaren Gipfelplateau des Südlichen Rosslaufs an.

durch ein paar zweifelhafte Stellen, jedoch ohne Schi abzulegen hindurch

Der letzte Teil ab dem Portjoch ist abwechslungsreich und könnte in dieser Art ohne weiteres noch weitergehen, aber unversehens betraten wir dann den Gipfelbereich des Südlichen Rosslaufs, wo uns der Föhn wieder in den Griff nahm.

östlich, im Schutze des Gratbuckels die letzten knapp 100 Hm

Gipfelstatus hat der Südliche Rosslauf per Definition von 30 m Schartenhöhe nicht, der kleine Sattel im Kamm zu den Pfeiferspitzen beschert ihm gerade 12 m Schartenhöhe. Daher gibt es vermutlich auch kein Gipfelkreuz und die Holzreste, die Flex zum solchen zusammenprobierte dürften eher Überreste von alten Weidezäunen gewesen sein.

tolle Geländeformen im oberen Teil zum Südlichen Rosslauf

Ein weitgehend zusammengefallener Steinmann aus den schön gebänderten Kalk- und Dolomitbrocken des metamorphen Kalkkomplexes bildet die Zier des Südlichen Rosslaufs. Auffällig am Südlichen Rosslauf ist die Längsfurche in Richtung der Gratlinie und leicht westlich davon, eine tektonische Zerrspalte.

Südlicher Rosslauf, 2.378 m

Eine beeindruckende Loge bildet der Südliche Rosslauf jedenfalls in der Ansicht auf den Aggls-Rosskopf-Kamm, der sich von weit westlich, von der Agglsspitze (in 10,4 km Entfernung) bis zum Roßkopf bei Sterzing zieht und der vom Östlichen Hauptkamm bei den Feuersteinen abzweigt, genauer, beim Westlichen Feuerstein.

westlicher Teil des Aggls-Rosskopf-Kamms; zu Beginn des mittleren Bilddrittels die unscheinbare Ellesspitze, ganz rechts oberhalb des Gletschers die Agglsspitze, dann die Magdeburger Scharte, rechts davon Westlicher und Östlicher Feuerstein

Dieser Kamm trägt tolle Schitourenziele, wovon im äußeren Teil die Wetterspitze, die Ellesspitze und die Maurerspitze genannt werden können, die talgegenüber liegen und vom Südlichen Rosslauf aus perfekt eingesehen werden können.  Im Sattel zwischen Wetterspitze und Mauererspitze, ganz imposant anzusehen, lugen der Ratschinger Weißen und sogar die Hohe Wilde in 36 km Entfernung durch.

mittlerer Teil des Aggls-Rosskopf-Kamms; am Beginn des rechten Bilddrittels die Wetterspitze, die aus dem weiten Allrisstal begangen wird, rechts daneben die Maurerspitze

Der Pflerscher Tribulaun in 3,5 km Entfernung lugt über dem Sattel zwischen der Rotspitze und dem Nördlichen Rosslauf durch. Die klassische Schitour im Gebiet führt zum nicht sichtbaren Obernberger Tribulaun.

östlicher Teil des Aggls-Rosskopf-Kamms; der Spitz unter der Sonne ist das Sarner Weißhorn, rechts darunter der Rosskopf bei Sterzing, ganz rechts die beiden Spitze der Telfer Weißen

Im Südosten bietet der Südliche Rosslauf eine umfassende Aussicht auf die Brennerberge und den Tuxer Hauptkamm, sowie im Osten auf die Tuxer Alpen. In unmittelbarer Umgebung dürfen hier als schwere Schitouren der imposant geformte Wolfendorn und der mit einer 40° Steilflanke ausgestattete knappe Dreitausender, der Kraxentrager genannt werden. Aber auch der Blick auf die nur 60 km entfernte Sass Rigais und den Langkofel mit den zerfurchten Spitzen rings herum wird frei.

Ansicht der Brennerberge und des Tuxer Hauptkamms im Südosten; Allerleigrubenspitze, Hoher Lorenzen, Sattelberg, dahinter Wolfendorn und Kraxentrager, sowie v.m.

Im Vordergrund liegen die schönen leichten Ziele von Obernberg auf den Grenzkamm mit Grubenkopf, Geierskragen, Allerleigrubenspitze und Hoher Lorenzen, Fradersteller (Steinjöchl) und dem im Umkreis berühmten Sattelberg.

Rotspitze links und Pflerscher Tribulaun rechts

Für die Abfahrt erschien uns der Hang, der sich unterhalb des nach oben hinfort ziehenden Grates zu den Pfeiferspitzen, gut geeignet. Die weitgehende Ebenflächigkeit und Breite des fast völlig schneebedeckten Hanges begründete unsere Wahl augenblicklich, auch wenn weit hinein gequert werden mußte, mit anfänglichen Passagen zwischen Felsschrofen hindurch.

Querung in den schönen einförmigen Hang

Die Hangneigung an der Querung beträgt mehr als 35° sinkt aber mit zunehmender Nordfahrt und als ideale Abfahrtslinie erkannten wir eine leichte Muldung etwa 200m nördlich des Südlichen Rosslaufs, die sich bis unter das Portjoch hinunterzuziehen schien.

bei ziemlicher Hangneigung geht es los zum Portjoch hinab

Tatsächlich erwies sich dieser Hangteil als eine feine Abfahrtsstrecke, wenn man den Schneemangel und die Qualität durch Umwandlung bedenkt. Zumindest etwa 200 Hm akzeptable Abfahrt konnten wir diesem Hang abringen, bevor es bereits oberhalb der Höhe des Portjochs wieder ruppiger, weil weniger bestrahlt, in die Grube unterhalb des Jochs weiterging.

In der Hoffnung, daß im schattigen Teil unterhalb des Grenzkamms besser Schneeverhältnisse anzutreffen wären, querten wir leicht nordöstlich unter den Hang des Grubenkopfs und umfuhren die Kuppe Padrins unterhalb zur Jagdhütte, zu der einige Höhenmeter aufgestiegen werden mußten. Dieser Umweg hatte sich tatsächlich gelohnt, zwischen Latschen und Stauden konnten wir in wenig verfestigtem Altschnee mit tollen Schwüngen abfahren.

Flexens Gespür hat noch gute Schneeverhältnisse aufgestöbert

Den Sprung über das Bachl  am unteren Ende der Abfahrt hielten die Kollegen fest:

Nach der Jagdhütte tauchten wir in den Schatten der Hänge ein und hatten gute Schneeverhältnisse bis hinab zur Steineralm (Padrinsalm), sowie bis in den Kaserwald hinein.

am Jagdhüttl unterhalb der Kuppe Padrins

Im Kaserwald erwartete uns das übliche Karussell der Steilkurven, niederen Ästen der Nadelbäume und unerwarteten Richtungsänderungen, denen man kaum entkommen kann und in denen man immer schneller wird als einem lieb ist, begann. Zunächst noch auf dem Forstweg, später in verwegenen Abkürzungen, die mit Spaß und schallendem Gelächter gemeistert wurden.

Blick zur Steineralm und den Kaserwald

Unweit der Kapelle Unserer Lieben Frau am See, dem Seekirchl, in der südgerichteten Schneise, erreichten wir dann das freie Gelände wieder. Die malerische Abfahrt vom Seekirchl bis zum Waldbauern erlebt man am besten selbst.

Rückblick auf die Schitour mit Portjoch am Horizont

Für die schöne und leichte Schitour rechne man mit 5 Stunden incl. aller kurzen Pausen mit ungestümen jungen Tourenpartnern. Dabei erklimmt man 960 Hm und im Aufstieg (ohne den weiten Bogen unterhalb Padrins) werden 6,2 km zurückgelegt.

Mils, 16.01.2022

Schitour Gstreinjöchl, 2.520 m

Keine Gipfeltour und keine bekannte Schitour unternimmt man bei der eher kurzen und reizvollen Schitour auf das Gstreinjöchl. Sie besticht durch den Steilhang im Mittelteil, der beeindruckenden Nachbarschaft der Tribulaune und des Muttenkopfs. Das Jöchl selber wird gar nicht betreten, die Tour endet etwa 200 m vorher auf einem Felskopf, der sich im Frühjahr, ausgeapert, bestens zur Gipfelrast eignet und den Logenplatz vor dem Gschnitzer Tribulaun darstellt, hinter dessen rundlichem Gipfelrücken das bizarr aufragende Gipfelspitzl des Pflerscher Bruders hervorragt.

„the view“ – Gschnitzer Tribulaun vom Gstreinjöchl

Mit knapp über elfhundert Meter ist die Schitour eine eher kurze und ihr Reiz dürfte im Frühjahr größer sein als im Hochwinter, allenfalls aus Sicht der Sicherheit auf dem Mittelteil, der mit gut über 40° auch entsprechende Verhältnisse voraussetzt.
Abseits von den klassischen Touren im Obernbergtal wird mit der Inneren Wildgrube ein phantastisches und einsames Gebiet im nordöstlichen Ausläufer des Tribulaunkammes.
Die Hänge, vielmehr die Rinnen und Rippen, die den gesamten Hang bis zum tiefsten Talkessel durchziehen, bieten ein nicht alltägliches Abfahrtsabenteuer und deren oberste Ansätze könnten vom Freak als Halfpipe beschrieben werden.

Hintertrenns und die Schwarze Wand Spitze von Obernbarg aus

Am gewaltigen Schwemmfächer wird über die im Frühjahr verbleibenden Schneefelder gegen das Tal nach Hintertrenns angestiegen, wobei die beste Route, wie wir beim Ansteuern der Richtung zur Kapelle beim Waldbauern erkennen mußten, das weite Bachbett darstellt, und hier der äußerst linke Uferbereich, der mit einer kleinen Böschung gegen Ausapern geschützt ist. Weiter drin, bereits im engen Tal, erfolgt dann die Querung des Bachs auf dessen Nordseite und dem ausgeschnittenen Sommerweg wird gefolgt.

der schöne Hang vom Gstreinjöchl herab nahe dem Talschluß in Hintertrenns

Auf einem schwach ausgeprägten Sattel mit Wegweiser kann der weitere Aufstieg über die Schuttreise bis hinauf zu den gewaltigen Hauptdolomitfelsen eingesehen werden.

am Sommerweg auf das Gstreinjöchl

Über diesen Hang führt der Sommerweg und er wird mittels Spitzkehren bis zu den aufragenden Wänden über seine beeindruckenden 350 Hm aufgestiegen.

Aufstieg zur Inneren Wildgrube

Zwischendurch überquert man die im Frühjahr unvermeidlichen Nassschneelawinenreste, die bei unserer Begehung bereits viele Tag alt und leicht zu überqueren sich erwiesen.

unterer Teil des Aufstiegs – Blick ins Obernbergtal; unten eilen Martin und Chris heran

Kurz vor den Felsen zweigt der Sommerweg etwas westlich der Rinne an, auf die es Chris abgesehen hatte. Er und Martin hatten uns im Aufstieg über den langen Hang eingeholt und übernahmen nun die Führung.

das Gelände wird steiler

Dem Sommerweg kann im Aufstieg mit Harscheisen ebenfalls gefolgt werden, er zieht westlich über die linke Rippe fort und wird erst weiter oben, nach der Steilstufe, wieder sichtbar. Zwei andere Tourengeher nahmen diese Variante und verschwenden hinter der Rippe linkerhand.

die steile Rinne fast erreicht

Chris steuerte zielsicher die steile Rinne zwischen Fels und Rippe an, aus der Lawinenreste, nun deutlicher ausgeprägt und jünger, unseren Aufstieg mittel Stapfen notwendig machten.
Am unteren Rand der Lawinenreste verstauten wir die Schi am Rucksack und stiegen in der Rinne auf.

Stapfstrecke erreicht – ab hier ohne Schi weiter

Nach schätzungsweise 80 Hm wird ein kleines aperes Band erreicht, das auffallend flach zur Rechten auf einen flacheren Bereich des Hanges über den Felsen hinauszieht. Die Stelle befindet sich weit unterhalb des Sommerweges, der in einem weiten Bogen darüber nach rechts hinaufzieht und von unserem Aufstieg aus nicht sichtbar war.

dies ist der steilste Teil mit etwa 43° Hangneigung; die Strecke ist nicht lange

Wir nahmen nun das bereits leicht ausgeaperte Querband auf den nächsten Hangteil, der über eine Steilstelle auf die Rippe erreicht wurde. Nach etwa weiteren 20 Hm konnten wir im Flacheren wieder die Schi anlegen und in der erquickenden Morgensonne weiter aufsteigen, wobei wir wieder mit den beiden anderen Tourengeher zusammentrafen.

Querung am Band

Etwa nach einer Viertelstunde war das untere, südwestliche Ende der Inneren Wildgrube erreicht und der Blick mindestens eine Trinkpause wert.

Rückblick auf den steilen Aufstieg

Bei Betrachtung des Übergangs von der Nordostecke der Inneren Wildgrube auf den Muttenkopf keimte gleich der Gedanke an einer möglichen Überschreitung auf, wobei die Westflanke des Muttenkopfs schon sehr steil ausschaut und vielleicht einmal im Sommer erkundet werden soll.

welch Kulisse!

Ein prachtvoller Hang stellt sich am Rastpunkt als Begrenzung der Inneren Wildgrube gen Westen entgegen und dieser bildet die nächste Etappe, bevor es unterhalb des Grates auf das Gstreinjöchl zu geht.

eine kurze Trinkpause mit dem Obernberger Tribulaun im Hintergrund

Der Hang, etwa 150 Hm messend, wird in Spitzkehren aus dem Tiefsten der Grube angegangen, somit steigt man zuerst einige Minuten unter moderater Steigung zur nördlichen Begrenzung, in der uns Lawinenreste zur ersten Spitzkehre zwangen.

Aufstieg an der Südwestbegrenzung der Inneren Wildgrube

Steil und schweißtreibend erfolgt der Aufstieg über den völlig im stumpfen Winkel beschienen Hang. Nach ein paar langen Etappen, in denen die Umgebung ausgiebig aufgenommen werden kann, folgen wenige Spitzkehren bis zur Abflachung auf knapp unter 2.400  m und der Grat zum Gstreinjöchl wird sichtbar.

Evi mitten im Hang, oben der Grat bereits sichtbar

Schräg nach Süden geht es von dort unterhalb der Gratköpfe und neben Felstürmchen mit moderater Steigung gegen das Gstreinjöchl weiter.

Rückblick mit Grateinschnitt und der Kirchdachspitze

Ein wunderbarer Blick auf die südöstlich gegenüberliegenden Tribulaune im Obernbergtal und auf den weit dahinter liegenden Tuxer Hauptkamm der Zillertaler kann dabei genossen werden.

sagenhafte Kulisse in Richtung Zillertaler

Bald wird eine Senke erreicht an deren jenseitigem Ende zwei Felsspitzln die in direkter Sichtlinie zur Schwarzen Wand stehen. Diese Felsspitzln stellten unser Ziel dar und sie befinden sich noch knapp 400 m von Gstreinjöchl entfernt. Unser Rastplatz liegt auf 2.550 m, der Jochübergang auf 2.533 m.

Blick gen Süden mit Schwarzer Wand und Endpunkt der Schitour

Über die Senke versuchten wir auf der Bergseite die Höhe zu halten und es ist wahrscheinlich so, daß der Verlust der wenigen Höhenmeter wesentlich geringerer Anstrengung bedurft hätte, aber die innewohnende Übung mußte so kurz vor dem Ziel bewiesen werden.

Versuch der Senke keine Höhenmeter zu schenken; Chris bereits am Ziel

Am Rastplatz muß man feststellen, daß die Aussicht für einen Punkt, der nicht der Gipfelpunkt ist, verblüffend großartig ist.

Endpunkt auf 2.550 m auf das Gstreinjöchl mit Martin und Evi

Da öffnet sich das Becken nach über das Obernbergtal zu den Tuxern und Zillertalern im Südosten und schließt sich gegen Süden mit den gewaltigen Nordwänden des Kleinen und des Obernberger Tribulauns.

Obernbergtal mit Tuxer Hauptkamm dahinter

Der Kessel des Talschlusses bildet enge steile Rinnen auf den flachen Übergang zum Nördlichen Roßlauf bevor der weiße Osthang den bizarren Gipfel der Schwarzen Wand über alle Erhebungen in diesem Kammknoten markiert und der Grat zur Eisenspitze und schließlich zum Gstreinjöchl abfällt.

Schwarze Wand – Nördlicher Roßlauf und links Obernberger Tribulaun

Über dem Jöchl, in der Ferne und scheinbar zum Greifen nahe, prangt der Gschnitzer Tribulaun und, knapp unter seinem Gipfel, am Nordwestgrat, ragt der Gipfelspitz des Pflerscher Tribulaun gegen das Blau des Tages, 540 m höher als unser Rastplatz.

Chris am Rückweg nach der Erkundung der inneren Abfahrtsmöglichkeiten

Mit Glättespitze und Habicht im Nordwesten, dem schönen Grat über die Kalkwand zur Ilmspitze und der imposanten Kirchdachspitze endet das Fenster im Nordosten.

Martin, Evi und Chris am Tourenziel des Gstreinjöchls

Wer genau schaut erkennt exakt im Grateinschnitt zwischen Ilmspitze und Kirchdachspitze den Steingrubenkogel der Kalkkögel in knapp 19 km Entfernung.

Blick von Nordwest bis Nord – Glättespitze, Habicht, Ilmspitze und Kirchdachspitze

Unsere Abfahrt führte uns zunächst etwas nordöstlich auf einen Hang zu, der in einer etwas tiefer gelegenen Rinne mündete, die die beiden Kollegen tags zuvor bereits ausgekundschaftet hatten.

ein stimmungsvoller Blick über die Abfahrt

Und sie taten dies nicht schlecht, sowohl oberer Hang als auch  Rinne erwies sich als ein tolles Abfahrtsabenteuer.

[unkommentiert]

Die durchgehende Steilheit und die Abwechslung zwischen Rippen und Rinnen ist wohl ein Zusammenspiel, das diesen, von Obernberg aus eher unscheinbar wirkenden Hang, eine Höchstnote davontragen läßt.

auf die Rippe zur Rinne

Der Hang wäre geeignet im oberen Teil weitere Querungen taleinwärts zu unternehmen und so weitere Abfahrtsmöglichkeiten zu entdecken. Aber es gibt ja weitere Winter.

Chris eröffnet die Rinne

Wenn man sich bei der Ausfahrt vom Talgrund auf der südlichen Talseite möglichst hoch hält, kann man weit hinaus queren und eine abschließende Abfahrt über einen Lärchenhang bis zum breiten Bachbett erleben.

Martin zwischen Sommer und Winter

Die Querung erfolgt über zwei Lawinenrinnen, die möglicherweise schwer befahrbare Reste enthalten können, die sich bei unserer Ausfahrt aber bereits in weitgehend abgeschmolzenem Zustand befanden.

Blick auf das Obernbergtal

Für den Aufstieg der kurzen und bärigen Frühjahrsschitour haben wir  knapp 3 Stunden benötigt, die gesamte Runde incl. Pausen in 4:10 Stunden bewältigt und einen Gipfelaufenthalt von 35 min verbracht. Der Aufstieg betrug 1.120 m.

und mit Wehmut zum Gstreinjöchl zurückgeblickt

Mils, 25.04.2021

Schitour Fradersteller, 2.246 m

Als malerisch kann die bärige Schitour auf den Fradersteller bezeichnet werden. Inmitten der sanften Brennerberge der Steinacher Decke gelegen ist sie im oberen Teil eine sehr sonnige Schitour mit weiten Abfahrtshängen. Sie ist eine kurze Tour mit lediglich 870 Hm Anstieg.

Ankunft am Fradersteller

Der Start erfolgt am Parkplatz hinter Almis Berghotel in Obernberg (nach dem Hotel links abbiegen). Wenige Meter werden die Schi über die Brücke zum Feld nach dem Zaun in der Frade getragen und dort angeschnallt.

Aufstieg entlang des Fraderbachs

Das Feld wird diagonal in Richtung Fradertal nach Süden gequert und am Ende über eine Kuppe der Bach überquert. Bei unserer Begehung zeigte das Thermometer im Auto -19°C, entsprechend klamm waren Finger und Nase, als uns aus dem frühmorgens noch nicht beschienenen Fradertal auch noch die schwere Kaltluft der Thermik entgegen strömte. Doris bekam von diesem Angriff sogar graue Haare.

die Kälte geht nicht spurlos an uns vorbei, Doris frieren die Haare ein

Damit uns nicht kalt wurde beeilten wir uns einigermaßen mit dem Aufstieg auf dem Almweg und jedes Foto wurde zur Verlängerung gefrorener Finger. An der Fraderalm verließen wir dann den Weg Richtung Südosten, auf den kurzen freien Hang nach der Alm hinauf.

an der Fraderalm, links dahinter wird angestiegen

Die Freifläche wird nach wenigen Minuten von Wald abgelöst in dem eine verfallene Heuhütte passiert wird. Die Route ist gut markiert, da sie auch einen alten Sommerweg darstellt. Bald erkennt man einen Bacheinschnitt rechts der Spur, der ganz oben, in Kammnähe erst gegen Süden überschritten wird.

auf lichten Schneisen im Wald

Kurz wendet man sich vom Bacheinschnitt ab, um auf einer Almfläche mit intakter Heuhütte Höhe zu gewinnen. Wir legten dort eine Trinkpause ein und bewunderten den Gegenhang im Westen mit der Allerleigrubenspitze, die zur Schitourenrunde über den Hohen Lorenzen ausgebaut werden kann.

Trinkpause

Anschließend führt der Weg wieder näher zum Bach und die nächste Stufe wird in Angriff genommen. Dort wird das Gelände etwas steiler, bleibt – bis auf eine Stelle mit vielleicht 20 Hm Ausdehnung – jedoch immer unter 35°. Nach dieser Steilstelle wird eine weitere verfallene Heuhütte erreicht, die rechts liegen bleibt. Weiter steigt man gegen die vereinzelten Lärchen auf und erreicht im Hochwinter endlich sonnenbeschienene Flächen.

hier die Steilstelle unterhalb einer Baumruine

Das Gelände wechselt sich nun mit leichten Kuppen gegen den Karsattel hin ab und die weiße Kuppe des  Fraderstellers wird sichtbar. Der Aufstieg wird zusehendes flacher und gegen den Sattel hin überschreitet man noch eine kleine Rippe  bevor die Spur fast flach wird.

über sonnige Hangflächen vom Niedererberg herab geht es auf den Sattel zu

Für die letzten 150 Hm Aufstieg mußten wir nochmals in den Schatten eintauchen, da die Nordseite des Fraderstellers die flache Jännersonne abschattete. Im Bogen von Norden nach Westen und schließlich kurz nach Osten wird die Gipfelkuppe erreicht.

flach in Richtung Karsattel

Der Fradersteller erwartet den Besteiger ungeschmückt. Die einzige Markierung besteht aus dem klassischen Grenzziehungsstein, der in den Brennerbergen so häufig anzutreffen ist. Eine Rast auf der Kuppe wäre aufgrund des Windes auch nicht wünschenswert gewesen, wir suchten dazu eine geschützte Mulde am Kamm unweit vom Gipfel.

die Tourengruppe

Neben uns besuchte noch ein weiterer Tourengeher den Fradersteller, der vom Flachjoch her aufgestiegen ist. Auch diese Variante ist möglich, jedoch mit recht langem und flacheren Anstieg mit ein wenig Höhenverlust.

Blick nach Osten mit den Schitouren Sattelberg, in den Zillertalern die Hohe Warte, Kleiner Kaserer, Hohe Kirche, Kluppen, Kraxentrager

Rund um den Fradersteller warten traumhafte Schitouren auf den Brennerbergen, gegen das Gschnitztal hin und am Tuxer Hauptkamm. Davon wären zu nennen:

Im Westen der Brennerberge der Sattelberg, in den Zillertalern die Hohe Warte, Kleiner Kaserer, Hohe Kirche, Kluppen, Kraxentrager und Wolfendorn.

Blick nach Süden mit Wolfendorn links

In den Brennerbergenwären der Geierskragen, der Grubenkopf und der Südliche Rosslauf zu nennen, im Hauptkamm der Stubaier, der Nördliche Rosslauf und der Obernberger Tribulaun.

Blick nach Südwesten mit Wetterspitze und Ellesspitze

Im südlichen Landesteil wäre die schöne Wetterspitze ein sehr empfehlenswertes und die Ellesspitze ein eher leichtes Ziel.

kurz vor der Abfahrt mit Südlichem und Nördlichem Rosslauf und dem Obernberger Tribulaun

Im Norden des Obernbergtales gibt es ebenfalls ein paar tolle Schitouren, sei es das wenig bekannte Gstreinjöchl, der Muttenkopf oder die Rötenspitze.

im Norden die Schitouren auf das Gstreinjöchl, den Muttenkopf und die Rötenspitze

Ein halbes Stündchen hielten wir es trotz der Kälte am Gipfel aus bevor wir zur Abfahrt aufbrachen. Der Gipfelhang konnte trotz der harten Windgangln halbwegs vernünftig befahren werden, unterhalb tauchten wir dann in bessern Schnee ein, der großteils noch pulvrig war.

nach dem ersten Teil der Abfahrt, im Hintergrund der Fradersteller

Die Abfahrt über die schönen Hänge unterhalb des Aufstiegs war noch fast unbefahren. Diese Hänge sind empfehlenswerter als nahe der Aufstiegsspur abzufahren, wo die meisten Spuren hinunterführten.

schöne Abfahrtshänge östlich der Aufstiegsroute

Unten kommt man etwas oberhalb der zweiten verfallenen Heuhütte an und nimmt dann wieder die Abfahrt neben der Aufstiegsspur.

Abfahrt im Rückblick

Durch das Waldstück hindurch wird die Fraderalm erreicht, nach der eine kurze Schiebestrecke bis zum Almzaun zu bewältigen ist. Die Abfahrt findet anschließend großteils auf dem Almweg statt, bis auf ein kurzes Stück nach zwei Almgebäuden, das mit schönem Pulverschnee aufwartete.

malerisches Fradertal gegen Hoher Lorenzen

Die Ausfahrt auf dem schmalen Weg neben dem Bach bietet wenig Ausweichmöglichkeiten und erfordert ein wenig Vorsicht, wenn Aufsteigende in die Gegenrichtung passiert werden müssen.

letzte schöne Abfahrt im Fradertal

Gerne nimmt man da den seitlichen Hang am Ende des Weges, um etwas bequemer auszufahren.

eindrucksvolles Bild der Nikolauskirche Obernberg von Rudi Weitlaner

Die schöne Tour erstreckt sich über 4,5 km und 870 Hm. Wir haben dafür gesamt 3:15 Stunden benötigt bevor wir in Almis Berghotel eingekehrt sind, um dort immer gut bewirtet zu werden.

Mils, 10.01.2021

Schitour Obernberger Tribulaun, 2.780m

Imposant erscheint die steile Aufstiegsrinne schon von weitem und sie ist im Frühjahr bereits am Morgen stark besonnt, wenn man sie über das Seeufer des Obernberger Sees ins Visier nimmt. Ihre östliche Ausrichtung taucht sie bereits weit vor 7 Uhr in direktes Sonnenlicht mit stumpfem Winkel, sodaß ein früher Aufstieg – wir waren mit dreiviertel sieben ab dem Parkplatz nicht zu früh – ratsam ist. Viel früher aber auch nicht, damit man sich im steilen unteren Teil nicht plagen muß.

Obernberger Tribulaun, 2.780m

Bereits am Weg zum Obernberger See konnten wir teilweise mit Schi gehen, entlang des Seeufers mußten wir bis kurz vor das Kirchlein tragen. Bald verließen wir den Weg und marschierten mit etwas Sicherheitsabstand am Ufer dem See Ende zu, vorbei an dem letzten Gebäude durch den kurzen Wald bis zur schönen freien Fläche unterhalb der Rinne.

Kleiner Tribulaun vom Parkplatz Obernberg gesehen

Etwa 700Hm des Aufstiegs können am Fuße des leicht ansteigenden Hanges zur Rinne eingesehen werden. Ob als sogenannte „Kachelstube“ die Rinne selbst, der Hang rechts davon, oder gar erst der obere Teil des Aufstiegs im Kar bezeichnet wird ist im Kartenwerk (AV/Tiris) widersprüchlich bezeichnet.

Aufstiegsrinne Obernberger Tribulaun

Der untere Hang steilt zu Rinne hin kontinuierlich auf und leitete uns auf bereits gut aufgefirnte Oberflächen, sodaß Harscheisen nicht benötigt wurden.  Zwischen den Schneerutschungen hindurch muß im Frühjahr der Aufstieg angelegt werden.

nach dem kurzen Waldstück nach dem See

Bei unserer Begehung waren die Lawinen schon Tage zuvor abgegangen, gesetzt sowie die Oberfläche mehrfach durch Schmelze angeglättet und deshalb einigermaßen bequem zu durchschreiten.

angenehmer Aufstieg am flachen Hang bis zur Rinne

Die Rinne erreicht etwa ab 1.900m gleich knapp an die 40° Neigung und führt in dieser Steilheit weiter.

es wird gleich ordentlich steil

Die Durchquerung der Lawinenstriche in Spitzkehren wurde in der Folge etwas unbequemer, weshalb wir etwa bei 2.050m beschlossen das apere Band einer Rippe rechts der Rinne zu nutzen und über Bergwiesen weiter bis unter die oben sichtbare Felswand zu steigen. Dort sollte es wieder mit Schi und Spitzkehren weitergehen.

wir queren und halten uns weiter rechts der Lawinenrutschungen

Natürlich war es angenehmer den Aufstieg mit geschulterten Schi fortzusetzen und weil die Rippe fast durchgehend aper war, kamen wir auch mit höherer Steiggeschwindigkeit voran.

bei engem Spitzkehrenaufstieg durch die Schneerutschungen entscheiden wir über das apere Band weiter aufzusteigen

Während des Aufstieges konnten wir die jahreszeitlich bereits enorme Kraft der Sonne im Nacken spüren. Gegen halb neun Uhr mußte auch der sehr sonnencremeresistente Autor einen Finger voll aus seiner kleinen Sonnencremetube nehmen. Der Schnee war bereits so aufgeweicht, daß man mit einer Masse von gut 100kg bis zu den Knien einsank und das Stapfen zum schweißtreibenden Erlebnis wurde.

oben auf 2.300m angelangt geht es wieder unter Schi weiter

Auf 2.300m, unterhalb des Felsabbruches steil ober uns, war dann auf einem leicht abgeflachten Teil Schluß mit der Stapferei. Wir konnten dort wieder die Schi anschnallen und links in die sich nach oben hin sehr breit auffächernde Rinne einsteigen.

kurze Pause und die Schi wieder abgeladen

Die Rinne büßt dort noch gar nichts von ihrer Steilheit ein, weitere 150Hm Aufstieg sind nötig, um auf flacheres Terrain zu gelangen. In diesem letzten Teil bis zum flacheren Gelände fühlt man sich beim hinunterschauen etwa wie im oberen, ruhigeren Teil eines Trichters, dem gurgelnden Schlund in der Tiefe entronnen.

Aufstieg durch den „Trichter“ – Flex spurt wieder voran

Die Höhe beträgt nun gut 2.450m und ein Richtungswechsel im Aufstieg steht nach der mächtigen absolvierten Rinne an. Mit dem Richtungswechsel tut sich der Blick auf ein phantastisch schönes Kargelände – man könnte fast sagen ein Kartal – zur Scharte zwischen dem Obernberger Tribulaun und dem Übergang zum Nördlichen Roßlauf auf.  Von unten nicht einsehbar bezaubert diese Höhenlandschaft enorm.

Rückblick, zwei Burschen folgen uns – es sollten die einzigen außer uns bleiben

Sofort erkennt der versierte Winterbergsteiger, daß der Aufstieg in der linken Karflanke auf die nächste Geländestufe sinnvoller ist, als die direkte Linie über die tiefste und schmalste Rinne am Karende.

ab etwa 2.450m wird es über das Kar wieder flacher bis zur nächsten Steilstufe

Der Aufstieg über die linke Flanke präsentiert sich in dieser großartigen Landschaft wieder etwa so steil als im oberen Teil des Trichters, immer aber angenehm bis oben hin. Der Schnee war selbst auf 2.600m bereits leicht aufgefirnt und ohne Harscheisen zu begehen.

kurz vor der nächsten Steilstufe

Die folgenden 100Hm ab einer leichten Senke bis zu der schon bald sichtbaren Scharte im Tribulaunkamm bis zum Grenzkamm mit dem Nördlichen Roßlauf waren bei unserer Begehung zwar teilweise hart, jedoch einwandfrei zu begehen.

Steilstufe oberer Teil

Dieser kurze Abschnitt beinhaltet einen kurzen Teil mit 40° Hangneigung für den, bei nicht so optimalen Bedingungen wie wir sie vorfinden durften, eventuell sogar Steigeisen erforderlich sein können.

etwa 2.650m, die letzte Hürde ist der Hang zur Scharte

Die Ausrichtung des Hanges zur Scharte befindet sich am Vormittag in eher spitzem Winkel zur Sonneneinstrahlung; und im Verein mit der Geländehöhe von immerhin 2.700m firnt es dort selbst nach 10 Uhr vormittags nur mäßig auf – genug jedoch in unserem Fall, um im Tourenmodus unter Schi komfortabel auf die aussichtsreiche Scharte zusteigen.

letzter steiler Hang (dieser könnte Steigeisen und Pickel erfordern)

Von der Scharte öffnet sich der Blick auf das jenseits liegende schöne Hochkar, von dem die Tourenpartner zu berichten wussten, daß es eine Nordabfahrt gibt. Wir waren uns einig, daß sie von uns sicher einmal erkundet werden wird, jedoch in einer nächsten Besteigung und eher gegen Ende im Hochwinter als im Frühjahr.

Evi im letzten Steilhang

Die letzten knapp 100Hm von der Scharte bis zum Gipfel des Obernberger Tribulaun vollziehen sich auf leichtem Gelände über einen sehr breiten Rücken der sehr vom Wind geprägt wird und durch äußerst hart gepressten Schnee bis zum Gipfelkreuz führt.

jenseits der Scharte die Nordabfahrt

Am Weg dorthin muß noch eine letzte Kuppe mit steiler und harter Nordflanke passiert werden – keine Schwierigkeit und nicht ausgesetzt.

letztes zu überschreitendes Köpfchen vor dem Gipfel

Dahinter ging es leicht abwärts etwa 40m zum massiven Gipfelkreuz des Obernberger Tribulaun mit seiner phantastischen Aussicht vor allem auf unsere südlichen Landesteile von den Pfunderer Bergen bis in die Dolomiten.

das Gipfelkreuz des Obernberger Tribulaun

Die ostseitig ausgerichtete Vorderfront des Kleinen- und Obernberger Tribulaun bietet eine grandiose Sicht auf Obernberg- sowie Schmirntal, auf die Tuxer Alpen und den Grenzkamm im Südosten.

Habicht im Nordwesten

Im Nordwesten kann der mächtige Habicht bestaunt werden und seine Zustiegsrichtung im Winter – die Südflanke liegt offen da.

Fernsicht bis zu den Dolomiten in 60km Entfernung

Bei besten Verhältnissen am Gipfel und ohne nennenswerten Wind verbrachten wir ein knappes halbes Stündchen am Obernberger Tribulaun, bevor die Abfahrt um 11 Uhr angetreten wurde.

Evi, Magdalena und Andi am Obernberger Tribulaun, dahinter die Zillertaler Alpen

Da am Gipfel keine windgeschützte Ecke zu finden war entzündete Flex das von ihm mitgebrachte Gedenkkerzlein in den Felsen nach der Scharte – es mögen die wenige Tage zuvor getöteten Kameraden David, Hansjörg und Jess in Frieden ruhen.

Suche nach einem windgeschützten Plätzchen

Die Abfahrt im oberen Teil bis zurück zum „Trichtereinlauf“ war mit einem Wort grandios!

Blick auf die bevorstehende Abfahrt

Beste Firnverhältnisse im obersten Teil ließen die Steilabfahrt zum Vergnügen werden und bis zum unteren Teil vor dem Trichtereinlauf genossen wir die Schwünge.

phantastische Abfahrt im oberen Teil

Ab dem Beginn des Trichters begannen die bereits sehr weichen Schneeverhältnisse dann einigermaßen anstrengend zu werden und mit zunehmender Tiefe fiel es schon schwer einen Schwung professionell auszufahren – die Dichteunterschiede im Schnee durch die Lawinenrutscher hindurch erforderten erhöhte Konzentration.

zu Beginn des Trichters ist die Schneedecke bereits tief aufgetaut

Je tiefer wir kamen desto schwerer wurde der weitgehend aufgeweichte Schnee im steilen Hang fahrbar – eine anstrengende Angelegenheit, die zu mehreren Pausen zwang.

Weiter unten besserte sich die Aufweichtiefe und über den Zustiegshang zur Rinne hatten wir nochmals gute Firnbedingungen bis hinab zum Wald.

unterer Teil der Steilrinne

Bei geschickter Wahl der Route durch den Wald und mit mäßigem Anschieben konnten wir fast bis zur Brücke zum Kirchlein fahren. Dort wurde ohnehin Schultern der Schi notwendig, da bis zum Seeanfang alles aper war.

Andi zieht seine Spur in den schweren Schnee

Die letzte kurze Abfahrt gab es dann am Almengelände nahe dem Wald wo die Sonne noch ein schmales fahrbares Band bis zu den untersten Hütten übrig gelassen hat.

Ab hier die Schi geschultert bis zu den Almenwiesen unterhalb des Sees

Für die 1.375Hm haben wir gesamt 5:40 Stunden benötigt (von/bis Parkplatz, Gipfelaufenthalt etwa 30min).

Track Obernberger Tribulaun

Die Tour erfordert geringe Lawinengefahr (man beachte die Hangneigungskarte in der Bildergalerie), sichere Spitzkehrentechnik in steilem Gelände, Harscheisen sind Bedingung, wir hatten auch Steigeisen/Pickel dabei, beides jedoch nicht benötigt. Ein früher Start, siehe oben, sichert eine schöne Schitour.

Mils, 20.04.2019

Schitour Rötenspitze, 2.481m

Die leichte Schitour über Südhänge auf die Rötenspitze führt nach dem Wald im oberen Teil des Aufstieges durch sanfte, unbewachsene und sonnige Hänge bevor die Gratrippen zum Gipfel betreten werden. Der Aufstieg über das tolle Gelände ist aussichtsreich, wenig steil und mit knapp über 1.000Hm eine ideale Tour nach einem längeren Abend tags zuvor.

Rötenspitze, 2.481m

Der große Parkplatz Am Talende ist der Ausgangspunkt vieler schöner Touren im Obernbergtal, so auch auf die Rötenspitze. Wer am Vortag im Laufschritt mit Flugverspätung über Terminals hinweg in Frankfurt gerade noch den letzten Anschluß nach Innsbruck erwischt und nach 23 Uhr heimkehrt, dem wird diese Schitour als Ausgleich für die Hetze guttun.

Start am Parkplatz Obernberg – hinten oben das Gelände um den Leitnerberg

Der große Parkplatz bietet immer genügend Platz, somit muß nicht allzu früh angereist werden und im Märzen beginnt daher schon der sonnige Aufstieg ab dem ersten Meter.

nach der Kastnerbergalm, links geht es weiter

Nach der kurzen Flachstrecke bis zum Forstweg zur Kastnerbergalm beginnt der Aufstieg mit mäßiger Steigung. Bei unserer Begehung in der letzten Märzwoche mußten wir die Schi im lichten Lärchenwald im unteren Teil zweimal etwa 20m über apere Stellen tragen – eine vertretbare Angelegenheit.

an der Abzweigung Muttenkopf/Rötenspitze (oben hinter Evi erkennt man den Durchschlupf durch den Felsriegel)

Zwei längere Abschnitte mit Spitzkehren im Weg führen etwa 250Hm hinauf bevor die Alm sichtbar wird. Ab diesem Punkt kann meistens über die freien Wiesen unterhalb der Alm angestiegen werden.

Rückblick zur Kastnerbergalm

Die Alm wird rechts liegen gelassen und dem Weg gefolgt, der kurz nachher eine deutliche Linkskurve beschreibt und auf freie Flächen oberhalb der Alm führt. Dasselbe Gelände wird erreicht, wenn vor der Alm bereits nach links weitergestiegen wird. Bis dorthin hat man den selben Anstieg wie auf den weiteren und rassigeren Muttenkopf, eine andere schöne Schitour im Obernbergtal.

Aufstiegsgelände nach der Abzweigung

Etwa 80Hm oberhalb der Kastnerbergalm wendet sich die Route auf die Rötenspitze dann von jener auf den Muttenkopf ab und folgt einer leicht nordöstlichen Richtung über einen zunächst freien leicht geneigten Hang auf steilere Passagen zu. Dies ist auch der Sommerweg.

durch die Sträucher muß man durch auf den Wald hinten zuhaltend

Oberhalb der Kastnerberghänge befindet sich ein sperrender Felsriegel, der bei den zahlreich möglichen Abfahrtsvarianten von der Rötenspitze zum Hindernis werden kann, wenn man nicht den richtigen Durchschlupf kennt.

in Bildmitte die Flanke zum Gipfel sichtbar

Das Gelände wird etwas steiler und durch vereinzelte Bäume und mehr Strauchwerk hindurch geht es auf eine Geländemulde zu, die in ein kurzes Waldstück führt, aus dem nach kaum 100m nach links aufgestiegen wird, über die Waldgrenze hinaus auf die herrlichen weiten Hänge dieses Kammes, bis ins Wipptal.

kurze Rast nach dem letzten lichten Waldstück

Ab dieser Stelle die gleichzeitig auch die Waldgrenze bildet, wird am flachen bis mittelsteilen Hang in wenigen Richtungswechseln bis zum Kammrücken aufgestiegen. Der Winteraufstieg erfolgt eher direkt nördlich auf den Kamm und führt nicht in Richtung Lichtsee/Trunajoch.

Aufstiegsgelände zur Rötenspitze

Während des Aufstieges tritt der Gipfel der Rötenspitze zwar nicht ins Blickfeld, dafür aber die markante Südflanke, in der der Kamm übergeht und die direkt beschritten wird. Orientieren kann man sich bereits von weiter unten an dem Weidezaun am Kamm, der weit in die Flanke hinaufführt. Im Frühjahr heizt die Sonne am Vormittag kräftig auf den Hang herab, zeitiges Aufbrechen ist daher ratsam, will man die Flanke abfahren.

am Kamm – im Hintergrund das Trunajoch und der Leitnerberg

Am oberen Ende der Flanke leitet eine kleine Scharte auf den Gipfelaufbau über. Kurz unterhalb – in der Südflanke – ist der Gipfel mit dem Gipfelkreuz erstmals sichtbar.

Aufstieg über die Südflanke

Die Gipfelflanke ist in wenigen Minuten gemeistert und von Norden her wird das Gipfelkreuz erreicht, wenn der Südhang unterhalb des Kreuzes schon ausgeapert ist.

kurz vor der kleinen Scharte

Das stabile Stahlkreuz der Wettersteiner ziert schon seit 1985 die Rötenspitze und erhielt 2012 eine neue dichte Gipfelbuchkasette – lobenswertes Engagement für die Bergsteigerei.

Gipfelhang von der Scharte aus gesehen

Beim herrlichen Blick auf den 7,5km entfernten Habicht hat man das Gefühl dieser sei fast nördlich und dabei befindet sich dieser zwischen West und Westnordwest.

Habicht in Bildmitte

Der 6km entfernte, mächtige Pflerscher Tribulaun befindet sich südwestlich der Rötenspitze.

Pflerscher Tribulaun in Bildmitte

Ganz im Norden der Rötenspitze befindet sich die Serles mit einer Entfernung von 10,6km.

von Ilmspitze links, Kirchdachspitze über Hammerspitze und Kesselspitze bis zur Serles rechts

Im Südosten hat man einen wunderbaren Blick auf die Zillertaler, von weit östlicher als der Olperer bis zum Wolfendorn und der leicht rechts dahinterliegenden gewaltigen Grabspitze in 20km Entfernung.

Panorama der Zillertaler im Südosten und Süden

Die Abfahrt erschien uns am Schönsten über die Südwestflanke hinab zu einem Kar, das bereits im Aufstieg verlockend aussah. Über die Scharte zum Hohen Kreuz und einen steilen Hang in einer Felslücke erreichten wir das Kar mit schon etwas weichen Schneeverhältnissen. Von dort sollte es in direkter Linie hinab zur Kastnerbergalm gehen – so unsere Hoffnung.

Abfahrt in das Kar unterhalb des Hohen Kreuz Gipfels

Im Kar hielten wir uns an der Ostflanke des Grates zum Hohen Kreuz und erreichten die Kante des eingangs beschriebenen Felsabbruches durch den auch eine Sommerwegverbindung vom Muttenjoch zum Trunajoch führt.

Abfahrtshang – rechts im Bild die Abbruchkante mit der von uns nicht gefundenen Rinne

Leider konnten wir den Höhenunterschied zum darunterliegenden Hang durch die Überwächtung nicht sicher abfahren und einen Sprung über gute 5m wollte keiner wagen (in der Karte grün strichliert dargestellt). Wir waren etwas zu spät im Frühjahr unterwegs, die Durchfahrt ist im Winter mit Sicherheit fahrbar.

Querung um den Felsriegel herum

Also querten wir den Felsrigel ostwärts, übersahen in der Steilheit den Durchschlupf durch eine schmale steile Rinne, fuhren eine weitere schmale Rinne auch nicht ab und näherten uns nach einigen Hundert Meter wieder der Aufstiegsroute (in der Karte grün dargestellt).

sondern die schönen Hänge nahe dem Aufstieg

Schlußendlich kreuzten wir die Aufstiegsspur und steuerten auf die schönen und unberührten Hänge durch den Lärchenwald östlich des Normalaufstiegs zu und hatten dort einige Minuten tolle Firnabfahrt, ehe im Lärchenwald der Schnee sehr weich wurde.

bis dorthin ein fein zu fahrender Hang

Das Ende der Abfahrt ist dort nicht zu übersehen, es ist der Weg, der nach der Kastnerbergalm ostwärts weiterführt. Diesen erreichten wir etwa 200m östlich der Alm.

unsere Abfahrt nach der Querung

Die kaum 10m Höhenunterschied am Weg zur Alm waren rasch aufgestiegen und ab der Alm ging die Abfahrt bis ganz ins Tal und zum Parkplatz – bis auf die zwei kurzen Stellen an denen  die Schi wieder getragen werden mußten.

wieder an der Kastnerbergalm

Mit wenigen kleinen Pausen und einer halben Stunde am Gipfel hat diese leichte, sonnige Schitour 4:15 Stunden, bei einem Höhenunterschied von 1.055m, in Anspruch genommen.

Mils, 23.03.2019

Schitour Allerleigrubenspitze und Hoher Lorenzen, 2.313m – Schitourenrunde von Obernberg

Der Hohe Lorenzen im Obernbergtal kann als Ziel trefflich über eine landschaftlich eindrucksvolle Schitourenrunde erreicht werden. Sie führt über den Kamm mit der Allerleigrubenspitze und den Koatnerberg an ihn heran und bildet damit – stets über 2.000m – eine ungemein aussichtsreiche Variante zu den Talanstiegen.

Hoher Lorenzen, 2.315m

In Obernberg gestartet (Parkplatz Almis Hotel oder anschließend links der Asphaltplatz, 1.380m) muß der Bach überquert werden, bevor auf seiner Südseite, an einem Bauernhof, direkt über die ansteigende Wiese in den Wald eingestiegen wird.

Start über die Wiese am Bauernhof nach dem Obernbergbach

Nach wenigen Minuten im Wald trifft man auf den Weg, dem von dort gut 2km gefolgt wird, ohne ihn den zahlreichen Verzweigungen zu verlassen. Die Richtung lautet Koatnerberg und erst nachdem man den Kleinen Tribulaun querab von sich findet, verläßt man den Weg nach einer Doppelkehre linkerhand auf eine freie Waldfläche zu.

Obernberger Tribulaun – er muß querab stehen bevor es im Wald weiter geht

Bereits vor der Doppelkehre besteht durch eine freie Waldschneise kurz Blickkontakt zum ersten Ziel, dem Gipfelkreuz der Allerleigrubenspitze.

das erste Ziel sichtbar – die Allerleigrubenspitze

Am bereits sichtbaren gelben Wegweiser führt der Anstieg direkt bergwärts in den dichter werdenden Wald und wieder auf weitere schöne freie Flächen. Ab diesen Flächen (etwa 1.850m) drang der Südföhn zwischen den vereinzelt stehenden Bäumen so richtig zu uns durch. Die erste Lage Windstopper wurde erforderlich, obwohl es durch den milden Wind nicht kalt war.

nach zwei Kehren führt der Anstieg in den Wald

Abermals passiert man einen Forstweg, diesmal nicht mehr geräumt aber durch die Trassierung gut erkennbar. Einige Aufstiegsminuten später wird auch schon die Baumgrenze erreicht und der freie Kamm sichtbar. Die Aufstiegsroute folgt nicht dem abgeblasenen Kamm, sondern wurde so angelegt, daß durchgehende Schneeflächen an der westlichen Flanke genutzt wurden.

Querung in die Westflanke hinauf zum Kamm

Vor einem tieferen Einschnitt in die Westflanke führt die Route auf den breiten Kamm. Dieser präsentierte sich sehr abgeblasen, zwischen den aperen Wiesen fanden sich jedoch genügend schneebedeckte Schneisen.

am sehr abgeblasenen Kamm – der Wind peitscht uns ins Gesicht

Der runden Kuppe zustrebend mußte dem starken Wind am Kamm der Kampf durch die zweite Lage, die Tourenjacke mit Kapuze angesagt werden. Die Kuppe wird in der AV-Karte als Allerleigrubenspitze ausgewiesen, das Gipfelkreuz steht allerdings 450m südlich davon entfernt auf einer kleinen aperen Graterhebung.

von links: Hoher Lorenzen, Koatnerberg, Geierskragen und Grubenkopf, darunter das Gipfelkreuz der Allerleigrubenspitze

Flach führt die Route zur Allerleigrubenspitze hin fast ein wenig abwärts. Wer den Gipfelsporn zum Kreuz besteigt wird auf der anderen Seite mit einer felsigen Flanke überrascht, die – sehr abgeblasen, aber auch sonst zu felsig – keine Abfahrt auf Schi zulässt.

Allerleigrubenspitze, 2.131m mit weiterer Runde auf den Hohen Lorenzen

Entweder man steigt einige Meter unter Schi ab oder umgeht die Gipfelerhebung unterhalb in der Westflanke. Letztere Variante ist die sinnvollere.

Kamm zum Koatnerberg

Recht flach mit wenig auf und ab geht es dem Koatnerberg zu, einer halbrunden Erhebung im Kamm, die aus der Ferne höher wirkt als sie tatsächlich ist. Geodätisch sind zwischen der Allerleigrubenspitze und dem Koatnerberg lediglich 70Hm zu bewältigen, mit den kleinen Kuppen vielleicht 100Hm. Die Entfernung von der Allerleigrubenspitze zum Hohen Lorenzen beträgt 2,4km, der Koatnerberg liegt etwa mittig zwischen beiden.

da es nicht kalt ist setzten wir die Runde fort – Kamm zum Koatnerberg

Den Koatnerberg ziert ein Mini-Gipfelkreuz das auch von der untergeordneten Bedeutung der Kuppe Zeugnis gibt. An seiner Südflanke wird die Überschreitung wieder etwas interessanter.
Mit Fellen wird sie abgefahren und hierzu ist einiges an Akrobatik nötig, vor allem, wenn die Überwächtungen recht hart vorgefunden werden und die Abfahrt ein Tanz zwischen der westlichen und östlichen Flanke wird.

Koatnerberg 2.199m

Bei der Abfahrt in das sogenannte Sattele fallen schätzungsweise 70Hm Höhenverlust an, sodaß der Aufstieg zum Hohen Lorenzen mit restlichen 185m zu Buche schlägt. Gleichzeitig ist das auch der letzte Anstieg in der Runde.

Abfahrt ins Sattele

Vom Sattle aus könnte man zu beiden Richtungen abfahren, sollte dies erforderlich sein. Der Aufstieg aber wird mit einer schönen Abfahrt über den Nordosthang des Hohen Lorenzens zur Fraderalm belohnt.

erster Felssporn nach dem Sattele

Gleich nach dem Tiefpunkt am Sattle empfiehlt sich die ostseitige Umgehung des Felssporns am beginnenden Grat, weil die Ostseite mit einer steilen Flanke beginnt, die uns fast die Verwendung von Harscheisen auferlegt hätte. Nach diesem Felssporn steigt man entlang der Almengrenze weiter, einem auffälligen Band ohne felsdurchsetzte Stellen zu.

Almgrenze am Kamm zum Hohen Lorenzen – entlang dieser wird kurz aufgestiegen bevor es am Gipfelaufbau rechts in die Rinne geht

Das Band führt in die Westflanke des Hohen Lorenzens und diese stellt während des gesamten Anstieges – wenn überhaupt – den einzig nennenswert steilen Abschnitt dar, bei dem von kritischer Hangneigung bei höherer Lawinenwarnstufe gesprochen werden kann. Es handelt sich um die letzten etwa 100Hm.

Sandjöchl 2.165m mit Geierskragen 2.309m und Grubenkopf

Am Aufstieg fallen westlich des Hohen Lorenzens die sanften Gipfel Geierskragen und Grubenkopf auf, die jenseits des Sandjöchls ähnlich hohe Erhebungen im Grenzkamm bilden wie der Hohe Lorenzen.
Die gesamte Gegend des Grenzkammes spielte in den Kriegen eine wesentliche Rolle und wer im Sommer dort wandert wird viele Zeugnisse der Ereignisse vor 100 Jahren wiederfinden. Sogar im Winter ist die Trasse der Militärstraße trotz Schneeauflage gut auszumachen.

Plateau des Hohen Lorenzens Richtung Osten geblickt

Am Ende des Aufstiegs leitet der sich von unten dramatisch zuspitzende Hang abrupt auf ein breites und flaches Gipfelplateau über und sofort fällt das riesige Gipfelkreuz in etwa 100m Entfernung ins Blickfeld.

Evi am Hohen Lorenzen

Ganz entgegen der sonstigen Neugier ob der Geschichte des Gipfelkreuzes untersuchten wir im starken Südwestwind nicht einmal das Gipfelbuch. Eiliges Abfellen und ein paar Fotos waren die wenigen Handgriffe am Gipfel des Hohen Lorenzens. Nach etwa eineinhalb Stunden im starken Wind sollte die geschützte Abfahrt über den Nordosthang endlich stattfinden.

Rückblick auf die Runde von der Allerleigrubenspitze

Vorher noch ein Blick auf das Dörfchen Gossensaß und die markante Autobahnbrücke hoch über die Dächer der Siedlung hinweg. Der Hohe Lorenzen ist nach Süden hin völlig unverdeckt von anderen Erhebungen sodaß die Erklärung für den anhaltend starken Wind auch optisch eindrucksvoll zu erleben ist. Immer wieder interessant mit welcher Akribie man sich nach den Friedensverhandlungen von St. Germain in den 1920er Jahren bemüht hat die Grenzmarkierungen zu setzen.

die Runde im Zoom

Ein eingemeißelter Punkt als Hauptmarkierung und mit jeweils einem ebenfalls eingemeißelten kurzen schwarzen Strich wurde der Luftlinienverlauf bis zur nächsten Grenzmarke vorgegeben. Dabei wurde höchster Wert darauf gelegt, daß die tirolische Seite immer etwas abgedrängter am Grat lag als die damals italienische. Deutlich kann man heute noch die unterschiedliche Machtposition der Grenzzieher spüren. Solcherlei Grenzziehung fällt auch an anderen Teilen im Grenzkamm auf.

Einfahrt in den Nordosthang

Über den Ostrücken hinab kann an verschiedenen Positionen in die windgeschützten Nordosthänge eingefahren werden. Uns erschien der Felskopf am Beginn des Gipfelaufbaus auf halbem Weg zum Flachjoch etwas zu uneinsichtig hinsichtlich seiner Umfahrbarkeit, sodaß wir den Gratrücken schon oberhalb in den Nordosthang einfahrend verließen.

Nordosthang mit Sattele

Im Nordosthang – wie kann es anders sein bei Südwestwind – fanden wir einiges an pulverigen Triebschnee vor und fuhren deshalb einzeln bis zu Haltepunkten ab. Die Abfahrten waren entsprechend angenehm, ein hochwinterliches Vergnügen.

herrliche Pulverabfahrt zum Hochleger der Fraderalm

In der Grube der Fraderalm fand sich dann auch noch richtiger Pulverschnee welcher die letzten Höhenmeter bis zur Alm zu einer genussvollen Abfahrt werden ließ.

Rückblick auf die Abfahrt im Nordosthang

Das große Almgebäude des Hochlegers der Fraderalm dürfte vom optischen Eindruck her eher beschädigt worden sein, denn durch Altersschwäche zusammengebrochen. Sehr alt erscheint es nicht – zuviel Schnee oder ein Lawinenausläufer?

prächtige Hänge vom Hohen Lorenzen herab

Nach diesen Almengebäuden beginnt eine schöne Talausfahrt, die zunächst durch einen Lärchenwald und dann am Almenweg  hinausführt. Rasch nimmt das Pulverschneevegnügen ab und es benötigte Standfestigkeit die Bremsung durch den eher feuchten Schnee am Almweg auszubalancieren.

Hochleger Fraderalm

Ein Rinnsal von Bach über den Weg muß zu diesem Datum bereits überschritten werden, zu warm ist es für eine durchgehende Schneedecke darüber. Kurz danach endet die schöne Fahrt durch den Wald in einer leichten Senke der Fraderalm.

ein wenig restlicher Pulverschnee bis zur Baumgrenze

Auf der anderen Seite des Bachs liegt der Weg eher sonnengeschützt nahe den Bäumen und dürfte wohl noch etwas besser befahrbar sein als unsere ostseitige Abfahrt.

nahe der Senke der Fraderalm

Vor der recht neu erbauten Alm werden etwa 200m Schiebestrecke, bzw. kurzzeitig der Grätschschritt nötig, um die paar Meter aus der Senke zur Alm zu überwinden. Nach der Alm bietet sich ein herrlicher Rückblick auf den Hohen Lorenzen.

Fraderalm

Hinter der Alm konnten wir eine Aufstiegs- und mehrere Abfahrtsspuren entdecken. Es dürfte sich um den Anstieg zum Karsattel und dem Kreuzjoch handeln – sicher eine schöne wenig begangene Tour und eine Sache zum Herausfinden.

phantastischer Rückblick auf den Hohen Lorenzen

Die Ausfahrt aus dem Fradertal bleibt östlich des Fraderbachs und führt an zwei weiteren Gebäuden vorbei, bevor das Tal mit einer Geländestufe zum Bach hinab aufwartet.

letzte Gebäude vor der Geländestufe

Unten führt der Weg wenige Meter oberhalb des Baches – teilweise steil mit wenige Möglichkeiten vernünftige Schwünge einzulegen – bis zum Obernbergtal  hinaus. Der Weg führt auch vorbei an einem kleinen Kraftwerk mit einer uns in ihrer Sinnhaftigkeit völlig unerklärlichen Videoüberwachungsanlage.

Obernberg, Ortsteil Frade – links unten die Brücke und das Fahrverbotsschild

Wer unten im Tal möglichst weit rechts den Hang befährt und somit Höhe spart, der kann von dort aus mit genügend Schwung über die Brücke und fast bis hinauf zu einem Fahrverbotsschild fahren, bei dem rechts in den Wiesenhang eingefahren werden kann, der mit genügend Gefälle bis zum Ausgangspunkt, dem Bauernhof am Obernbergbach, führt.

Am Ausgangspunkt angelangt – Ende der schönen Runde

Ohne Hektik, allerdings – wegen des Windes – mit nur einem kurzen Aufenthalt am Hohen Lorenzen absolvierten wir die traumhafte Runde in 4:38 Stunden (Gipfelaufenthalt 20min). Die Höhenmessung der Bergsteigeruhr zeigte 1.140Hm und die Aufzeichnung errechnete eine Gesamtstrecke von 14,8km.

Mils, 10.03.2019

Schitour Muttenkopf, 2.638m

Im hintersten Obernbergtal gelegen ist die Schitour auf den Muttenkopf – neben jener auf den Obernberger Tribulaun – nicht nur die zweit längste auf dem Kamm zum Egger Joch sondern aufgrund der Ausrichtung ihrer Hänge nach Süden auch eine sehr sonnige.

Muttenkopf, 2.638m

Nach der kalten Tour auf den Geier gestern, beschloss ich heute eine Tour mit viel Sonne zu unternehmen, um den Fingerspitzen etwas Gutes zu tun (seit der Tour auf den Morgenkogel vor gut 14 Tagen ist das Gefühl in den Mittelfingerkuppen noch nicht zufriedenstellend wiedergekehrt).

Am Weg nach Obernberg um 8:45 Uhr, der Muttenkopf (links der Bildmitte) bereits im Morgenlicht

Vom Parkplatz (Kleingeld oder kleine Scheine beim Wechselautomat) beim Gasthaus Waldesruh die Straße zum „Waldbauer“ noch ein paar Hundert Meter taleinwärts und dort rechts (östlich) ab in den prächtigen Lärchenwald auf den Weg zur Kastnerbergalm wird gestartet.

der Waldbauer – im Lärchenwald dahinter der Anstieg

Der Weg ist ein Fahrweg und daher nicht besonders steil und bei der Rückkehr von der Tour teilt man sich den Weg mit Rodlern und Fußgänger. Die AV Karte zeigt einen Steig, aber eine Abzweigung vom Weg konnte ich nicht entdecken. Wahrscheinlich ist ein Anstieg durch den Wald erst nach der zweiten Kehre, bzw. nach der Flachstelle möglich. Abfahrtsspuren konnte ich dann genug sehen.

ab der zweiten Kehre in der Sonne, hinten Obernberger Tribulaun

Nachdem es die Erstbesteigung war folgte ich dem Weg zur kleinen Kastnerbergalm. Die Kehre knapp danach ist der letzte gravierende Richtungswechsel. Ab dieser geht es beständig Richtung Westen bergauf.

oberhalb der Kastnerbergalm; Hochnebel im Süden

In der Folge wird nach einer knappen Viertelstunde ein Wegweiser erreicht, der die Verzweigung der Schitour auf den Muttenkopf mit jener auf die Rötenspitze teilt. Rechts geht es ab in Richtung Lichtsee und auch auf die Rötenspitze (nicht angeschrieben), links auf den Muttenkopf.

Verzweigung oberhalb der Kastnerbergalm

Bereits weit unterhalb der Kastnerbergalm erfolgt Mitte Jänner der Aufstieg in der Sonne, wenn die Tour knapp nach neun Uhr gestartet wird. Spätestens bei der Alm, nachdem der Wald lichter wird und die freien weißen Flächen auftauchen konnte ich mich des Windstoppers entledigen und lediglich mit einem Wintershirt weitermarschieren.

Rückblick auf die Alm nach der Verzweigung

Kein Wind, keine Wolke über mir, jedoch jenseits der Grenze ein zäher Hochnebel, der bis zur Ankunft beim Ausgangspunkt nicht weichen wollte, der sich aber auch keinen Meter weiter nach Norden ausdehnte. Eine Situation die ich selten erlebt habe.

an der Baumgrenze – im Hintergrund der Muttenkopf

In etwa auf 1.950m wird der Anstieg etwas flacher und dreht leicht nördlich in eine sehr breite kupierte Mulde, die sich zum Muttenjoch hin verjüngt und stetig steiler wird. Ab dort kann das Ziel erstmals genauer eingesehen werden. Bis zum Joch hin weist der Hang jedoch nie eine Steigung über 30° auf.

Rückblick auf die lichten Hänge Richtung Egger Joch

Der Bewuchs der schönen Landschaft endet auf rund 2.100m und vor der Spur breiten sich abwechslungsreiche Kuppen und Mulden aus. Durch die südliche Ausrichtung bleibt es sehr warm und erst am Joch konnte ich am heutigen perfekten Tag einen Hauch von Lüftl spüren.

Gelände auf ca. 2.200m

Nach dem Joch zwischen Muttenkopf und dem schroffen Gipfel des „Am hohen Kreuz“ (knapp hundert Meter höher als das Muttenjoch mit 2.398m) zieht sich der Anstieg in einem weiten Bogen weiter, um am Ende oben einer Geländekante zur Ostflanke des Gipfelaufbaues zu folgen.

mitten im Almgelände, das Muttenjoch bereits zu sehen

Ab dieser Geländekante wird es deutlich steiler und hier beginnt ein ca. 60m hoher Anstieg mit recht engen Spitzkehren in einer Hangneigung zwischen 30 und 35°. Auf entsprechende Lawinengefahr bei zweifelhaften Schneeverhältnissen ist hier besonders zu achten.

Rückblick vom Muttenjoch

Oberhalb dieses Bereiches wird der Hang allmählich wieder flacher und die restliche Strecke zum Gipfel (ca. 100Hm) stellt weniger Gefahr dar.

Steilhang vom Joch aus gesehen

Heute befand sich der Steilhang in gutem, festem Zustand, in den letzten Tagen bereits völlig zerfahren ohne entsprechend Gefahr.

nach dem Bogen kurz vor dem Steilhang

Der Gipfel selber ist recht groß, flach und bietet eine einmalige Aussicht auf die vier Tribulaune, sowie in die zentralen Stubaier, aber auch die Brennerberge und in die westlichen Zillertaler.

oberhalb des Steilhanges unterhalb des Gipfels des Muttenkopfes

Markant sind von Süden nach Norden der unvergleichliche Doppelgipfel des Pflerscher Tribulaun, weiter die Weißwandspitze gleich hinter der Pflerscher Scharte und exakt hinter dem, dem Muttenkopf knapp vorgelagerten Kreuzjöchl, der Wilde Freiger in gut 14km Entfernung.

Blick auf Pflerscher Tribulaun und rechts neben Bildmitte hinter dem vorgelagerten Kreuzjöchl auf den Wilden Freiger

Im Norden besticht der immer aktuelle Habicht mit seinem massiven Gebirgskörper, sowie der folgende Kamm bis zur Serles hinaus.

Habicht in Bildmitte

Gen Osten fallen die sanften Bergwiesen zum Egger Joch hinaus ins Auge, traumhafte Hänge mit leichten und sonnigen Schitouren.

westliche Zillertaler Alpen

Im Süden heute ganz toll herausragend aus dem Nebelkleid über Südtirol die mächtigen Gipfel der Dolomiten zu sehen (Entfernung Langkofel 62km).

Dolomitenblick vom Muttenkopf aus

An einem Tag wie dem heutigen wurde der Gipfel natürlich auch entsprechend besucht. Ein Foto mit dem Gipfelkreuz des Muttenkopf und dem formschönen Pflerscher Tribulaun ohne Bergsteiger war leider nicht möglich.

Gipfelkreuz Muttenkopf mit Pflerscher Tribulaun dahinter

Die Abfahrt über den Steilhang war auf harter Unterlage und etwas Lockerschnee darüber überraschend gut möglich.

Abfahrt über den Steilhang

Kurz unterhalb des Joches, dort wo die Hangneigung flacher wird, wandelte sich der Schnee vom leichten Harschdeckel hin zu Pulverschnee. Entsprechend fein konnte die Spur am Rande noch in unzerfahrenes Gelände gelegt werden.

Rückblick auf die Abfahrt in Pulverschnee

Mit dem Eintauchen unterhalb der Baumgrenze sammelten sich die Spuren im weiten Gelände wieder.

schöne Hänge, noch wenig zerfahren

Bei der für mich ungewissen Abfahrt durch den Wald folgte ich mit wenig Abweichung den vorhandenen Spuren und konnte sogar die abkürzende Aufstiegsspur entdecken. Diese ist sicher interessanter als den Weg zur Kastenbergalm zu nehmen.

Stimmung über den Brennerbergen

Alle Möglichkeiten durch den Wald enden jedoch wieder auf dem Weg und zwar noch vor der Flachstelle. Hinterher, bzw. weiter westlich, käme man zu weit an die Felsen der Schildköpfe.

an der Baumgrenze

Über den Weg erfolgt die Abfahrt zurück zum Ausgangspunkt und als Abschluß gab es im Gasthaus Waldesruh eine deftige Gerstensuppe mit Bier.

letzte große Almfläche bevor die Abfahrt im Wald beginnt

Der gesamte Aufstieg beträgt 1.200m und für den Aufstieg habe ich 2 3/4 Stunden benötigt. Mit 35min Gipfelrast hat die Tour gesamt knapp 4 Stunden gedauert.

Mils, 14.01.2018