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Schitour Schaflegerkogel, 2.405 m – Abfahrt ins Senderstal

Ein noch schlecht ausgeprägter Winter 2021/22 läßt die Lust auf größere Schitouren nicht so richtig aufkommen, somit eine prädestinierte Gelegenheit unvollendete Touren zu beenden und eine solche besteht bei der Schitour Schaflegerkogel aus dem Fotschertal.

Schaflegerkogel, 2.407 m

Zweimal hatten wir schon auf diesen unspektakulären Gipfel angesetzt, einmal zwang uns ein familiärer Notruf – der sich zum Glück später nicht prekär entwickelte -, ein andermal ein massiver Schlechtwettereinbruch zur Umkehr. Weil der alte Mensch so erzogen wurde, daß er Angefangenes vollendet, mußte der Gipfel fallen und wäre fast ein drittes Mal gescheitert.

Trotz der dem Verfasser privat und undeutlich ergangenen Warnung, daß im Fotschertal ein Aufsteigen nur unter Tragen der Schi möglich sei, startete er das Vorhaben vom Parkplatz Eisbrücke im Alleingang. Zunächst erfolgte der Aufstieg über die Freifläche, anschließend am Rand des schneegeräumten Fotschertalweges, der über dessen gesamte Breite und darüber hinaus abgeschoben war, direkt zwischen Bach und den schotterbedeckten Räumhaufen.

Dies funktionierte unter Akzeptanz des manchmal grenzwertigen Materials unter den Fellen bis zum Abzweig zur Sattelalm einigermaßen bequem, dann war ein Weiterkommen nur zu Fuß möglich. Knapp 400 m nach der Abzweigung folgte aufgrund der Aussichten ein schneller Entschluss die Betonbrücke (1.275 m) über den Fotscherbach zu benutzen, um den Forstweg auf der gegenüberliegenden Talseite zu benutzen. Die andere Talseite trägt den unvergesslichen Namen Fluigenalm.

Alternativaufstieg im Fotschertal auf der gegenüberliegenden Bachseite

Natürlich war der Forstweg unbekannt und nach der anfänglichen Freude, dieser führe ebenfalls zum Bergheim, folgte nach einem Kilometer die Enttäuschung, als dieser mitten in einer abgeholzten Waldfläche endete und nur ein schmaler Pfad weiterführte, der jedoch dermaßen wild begann, daß die Frage aufkeimte, ob es sich wirklich um einen Pfad handle.

Rasch entschlossen das herauszufinden ging es in den Murengraben hinab und jenseits wieder hinauf auf die mit genügend Tierspuren markierten Pfad in schmaler Lichtung. So wurden etwa 400 m zurückgelegt bevor ein neuerliches Forstgebiet erreicht wurde und anschließend auch noch ein Stacheldrahtzaun mit durch Rundholz abgesperrtem Durchlass, der aber am Rundholz gut überstiegen werden konnte. Knapp danach – die Karte spricht vom Gebiet der Söldenalm – begann ein unberührter Forstweg bis zur Abzweigung zur Almindalm, also knapp vor dem Gh. Bergheim.
Ein Leben auf der anderen Seite des Fotscherbaches ist also möglich, allerdings ein rustikales.

Baustelle beim ehemaligen Gasthof Bergheim

Der Anblick des Weges zum Bergheim ernüchterte abermals, denn auch dieser befand sich in ausgezeichnet geräumtem Zustand, mit etwa 25 cm Eisfläche oder -breite zum Aufstieg links und rechts der Fahrspuren.
Nun gut, es sollte auf der Rodelbahn nach dem Bergheim ja Besserung zu erwarten sein…

eine der halbwegs akzeptablen Schneesituationen am Almweg nach der Kehre

Um die Sache abzukürzen sei erwähnt, daß am Weg zur Potsdamer Hütte (ab 28.12.2021 geöffnet) auch nach dem abgerissenen Gh. Bergheim und der momentan in Bau befindlichen Neuerrichtung eines Gebäudes kein Makel an der Schneeräumung zu finden war.
Leider entbehrte der Einstieg am Sommerweg zur Furggesalm entsprechender Schneeauflage, welcher zur Einsicht führte den längeren Almenweg zu nehmen, und der Wunsch keimte auf er würde wohl bald unter Schnee gut zu begehen sein.

Abzweig zur Potsdamer Hütte

Erneut ist zugunsten der Lesefreudigkeit dieses Beitrages an dieser Stelle vorwegzunehmen, daß der Zustand des Weges bis hinauf zur Furggesalm sich keinerlei Besserung hinsichtlich der Schneeräumung erfreute, im Gegenteil, im der Sonne zugewandten Teil nach der Kehre – nach der knapp danach der Weg zur Potsdamerhütte abzweigt – mußten die Schi einige Male über Dutzende Meter Weges geschultert werden, weil auch der schmale Aufstiegsstreifen am Rand entfiel. Dafür tummelten sich auf der Strecke ab der Eisbrücke bis zur obersten Alm beschneekettete kleine grüne Geländeflitzer eifrig der weidmännischen Inspektion sämtlicher Reviere.
So kannte der Verfasser das Fotschertal im Jänner bislang nicht und war geistig bereits im Begriff noch unterhalb der Furggesalm die Tour abzubrechen. Es wäre ein drittes Mal gewesen.

herrliche Ausblicke auf den Talschluß im Fotschertal

An der Furggesalm endete der Schneeräumspuk, wohl aber nur, weil es keine weitere Straße zum Gipfel gibt – so der etwas enttäuscht verärgerte Eindruck nach diesem Spießroutenlauf über annähernd sieben Kilometer Aufstieg. Allerdings versprachen die Unbilden auch völlige Abgeschiedenheit, welche dann für die gesamte weitere Tour auch zutraf.

Blick auf den Schaflegerkogel von der Furggesalm aus

Während des Aufstiegs über die letzten 450 Hm zum Schaflegerkogel konnte das schöne Wetter und die weitgehende Windstille am Aufstieg genossen werden, wohl aber auch einige Gedanken über den Rückweg verschwendet werden, der ja eigentlich über 90% als unfahrbar  eingestuft werden mußte.

hinter den Zirben quert der Hang rechts auf den Buckel hinauf

Der Bergsteiger, mit einiger Routine an vor Ort durch die Notwendigkeit von einzuschlagenden Alternativen trainiert, findet immer einen Weg, auch wenn er einigermaßen radikal wirken mag. Die einzig sinnvolle Alternative bei den Abfahrtsaussichten in der hinteren Fotsch besteht im Talwechsel und der Hoffnung, daß auch noch im äußeren Senderstal die Rodelbahn halbwegs intakt ist.

 

Hohe Villerspitze in Bildmitte

Der Aufstieg auf den Schaflegerkogel bzw. zum Kreuzjöchl am Sommerweg ist durch die Schneestangen auch im Winter gut erkennbar und im Falle dieser Begehung auch an den stets sichtbaren und durch die vom Regen verebneten und durch die fortgeschrittene Schneeumwandlung verkrusteten Schispuren.

 

Zunächst überwiegt die Freude der Zivilisation entkommen zu sein und auf einem weitgehend baumfreien Gelände aufsteigen zu dürfen, welcher auch der regengeplagte harsche Schnee mit seiner charakteristischen Orangenhaut keinen Abbruch tut.

Roter Kogel und das langgezogene Plateau der Schafalm darunter (linke Bildhälfte)

Herrliche Blicke in das hintere Fotschertal mit der Potsdamerhütte auf die Hohe- und die Lüsener Villerspitzen begleiten über einen langen Teil des Aufstiegs. Weiter oben kamen Böen von mäßig kaltem Wind aus Westen auf, die bis zum Gipfel anhielten, nicht aber stärker wurden.

 

Talauswärts das Fotscher Windegg (linke Bildhälfte), rechts davon der Roßkogel

Weiter oben auf der langen Querung zum Gipfelaufbau tritt der Rote Kogel mit der langen und schönen Abfahrt über die Schafalm im Westen richtig ins Blickfeld, sowie auch der Sömen und im Nordwesten das Fotscher Windegg.

Hänge unterhalb des Schaflegerkogels

Die Hangneigung auf diesem Hang bleibt, bei konsequenter Benutzung der Spur um die Schneestangen, stets unter 35° wodurch der Schaflegerkogel einen idealen Berg bei entsprechend angespannter Lawinenlage darstellt. Nur wenige kurze Passagen zwischen 2.200 m und 2.300 m sind über 30° geneigt.

am Schaflegerkogel

Im Gipfelbereich erwarten den Winterbesteiger Stellen von freigelegten Felspartien, sowie auch abgeblasene Stellen im Gratbereich bis zum Gipfel. Dies war bei der Begehung in diesem Bericht nicht ausgeprägt der Fall und störte den Restaufstieg nicht.

Kalkkögel im Osten

Bei Erreichen des Grates tauchen im Osten die famosen Kalkkögel auf, ein prächtiger Anblick mit auch rassigen Schitouren wie beispielsweise auf die Große Ochsenwand oder auf die Schlicker Seespitze. Und getrennt vom Kalk, bereits am Stubai-Kristallin gelegen, die Schitour auf den Gamskogel.

Angerbergkopf im Norden

Anschließend am Kamm selbst befindet sich der Angerbergkopf, der auf einer Schitour von Salfeins über den Breitschwemmkogel einmal das Ziel einer schönen Schitour hätte sein sollen, starker Föhn seine Besteigung jedoch verhindert hat.

links Hohe Villerspitze, rechts Lüsener Villerspitze, nochmals rechts Lüsener Fernerkogel in 11 km Entfernung

Nach dem ersten Rundblick ins hintere Senderstal geschaut fand der Verfasser einen prächtigen Abfahrtshang vor und freute sich, daß die Variante dieser Abfahrt klappen kann. Schnell den Transfer von Grinzens zurück zur Eisbrücke organisiert, abgefellt und kurz gestärkt wurde die Abfahrt angetreten.

der Schafkogel im Süden verdeckt das Schwarzhorn; das kleine Spitzl rechts hinter dem Grat ist die Höhe Schöne

Wieder vorweggenommen sei – nicht überraschend – erwähnt, daß ähnliche Schneeverhältnisse wir beim Aufstieg mit etwas weniger Bruchharsch im unteren Teil, kein besonderes Abfahrtsvergnügen darstellten, aber auch nicht zum Jammern schlecht war.

Abfahrt ins hintere Senderstal

Auch bei der Abfahrt bleibt die Hangneigung zwischen den o. g. Werten, wenn die flachen Teile im Hang gewählt werden. Auf einer Höhe von 2.000 m beginnt die Talausfahrt, den Hang querend, zuletzt auf einem mittelbreiten Rücken, der im lichten Föhrenwald endet.

Rückblick auf den Schaflegerkogel

Zwischen den obersten Föhren hindurch und durch zwei Gräben hindurch gelangt man auf den Hang oberhalb der Talerweiterung mit den beiden Holzbrücken. Die erste der beiden, gleich unterhalb des unbequemen Geländes unterhalb der Staudenbüsche, ermöglich eine Talausfahrt ohne Wiederaufstieg, die untere bedingt etwa 15 Hm Aufstieg auf den Weg.

etwa bei 2.000 m nördlich gequert

 

 

Über den Weg gelangt man unter Fahrt ohne Anschieben bis zum Wendelinkreuzl gegenüber der Kemater Alm, die am 6. Jänner 2022 wieder ihre Pforten öffnet und zu deren Einkehr bei Michael & Kathrin nur geraten werden kann.

auf der Rippe dahin bis zum Zirbenwaldansatz

Die Rodelbahn präsentierte sich bei der Schiabfahrt aufgrund der Teilvereisung als rechte Anstrengung, führte aber mit zwei drei kurzen Tragestrecken im dichten Wald fast bis zur Freifläche vor dem Talende.

letzter Hang vor dem Tal

Die Schitour auf den Schaflegerkogel erstreckt sich über 1.320 m und für den Anstieg rechne man mit maximal vier Stunden (unter den beschriebenen Schwierigkeiten), für die Gesamtstrecke mit Abfahrt bis Grinzens in Summe sechs Stunden. Die Abfahrt nach Grinzens beträgt etwas mehr als 1.450 m.

Rückblick ins hintere Senderstal

Nachgegoogelt hätte es an Wochentagen sogar eine komfortable Busverbindung mit 12 min Fahrzeit zwischen Pafnitz und der Eisbrücke gegeben, wochenends jedoch nur eine hinab ins Inntal und dann wieder bis Sellrain Ort, 150 Hm unterhalb der Eisbrücke. Zu Fuß geht es über 4,7 km in eineinhalb Stunden auf schmaler Straße unter 170 Hm Aufstieg. Allemal komfortabler sollte es aber mit dem Taxi möglich sein.

Kemater Alm

Nachgegoogelt gibt es so gut wie keine offizielle Information über eine Sperre oder Unbenutzbarkeit des Weges ins Fotschertal, am wenigsten auf der Homepage der Gemeinde Sellrain. Die Suchen nach „Kraftwerk“, (führt zur Startseite der TIWAG) oder „Bauarbeiten“ führen dort ins Leere und rufen zur Präzisierung des Suchbegriffes auf.
Der Parkscheinautomat an der Eisbrücke funktioniert erwartungsgemäß einwandfrei.

Mils, 02.01.2022