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Schitour Lämpermahdspitze, 2.595 m

Mit ihrer Steilflanke auf den Gratrücken des Serleskamms beeindruckt die Lämpermahdspitze spätestens nach dem Durchschreiten der Matreier Grube, nach Ankunft im Karkessel unterhalb des Kalbenjochs beim Blick nach Nordwesten. Bis weit nach oben einzusehen, zieht sich der Steilhang aus dem Karkessel der Lämpermahdspitze entgegen, bzw. auf den Grat, südwestlich vor dem Gipfel. Der Hang erfreut sich durch die südliche Ausrichtung auch im Hochwinter exzellenter Beleuchtung und stellt somit über die letzten 500 Hm eine sonnige Schitour dar, die aufgrund ihrer Steilheit um 40° im Früh- und Hochwinter aber auch wohl geplant sein will.

Lämpermahdspitze, 2.595 m

Für unsere Begehung lag eine denkbar gute Grundeinstufung vor mit Stufe 2 (>2.200 m) und Schwachschichten im Sektor NW bis NO, jedoch mit Schwachschichten in Sonnenhängen >2.300m und schneearmen Stellen, sowie die berühmten Übergänge im kammnahen Bereich (allerdings herrschte in den Tagen zuvor Südwind, d. h. der Gratübergang lag im Luv).

Aufstieg über den Steilhang der Lämpermahdspitze von der Peilspitze aus gesehen (rechter Bildteil)

Ausgangspunkt bildete der geräumte Parkplatz bei der Matreier Ochsenalm von wo sich schon ein recht umfassender Blick über den gesamten unteren Teil des Aufstiegs bietet, sowie auch vom Tagesziel, der Lämpermahdspitze selbst. Leicht abschüssig geht die Reise neben den Loipenspuren los bis in den aufgelockerten Talwald hinein, vor dem die Mulde endet und mit leichter Steigung der Aufstieg beginnt.

Start vom Parkplatz bei der Ochsenalm

Nach 1,8 km und 200 Hm sanftem Anstieg erreichten wir eine steile Rippe, die ein enges Tal ausformte, mit sichtlich steilem Anstieg darüber. In der Meinung, daß der Aufstieg irgendwann auf die südliche Seite – in der wir von der Ochsenalm aus zwei Tourengeher aufsteigen sehen haben – überwechselt, stiegen wir im Couloir auf.

vor der steilen Talstufe in die Matreier Grube

Leider erfolgte kein Wechsel auf die Südseite der Talstufe unterhalb der Matreier Grube, das Gegenteil war der Fall. Die Spuren folgten etwa dem Sommerweg in – zu oberst – sinnloser Steilheit über durch Abfahrtsspuren verdichtete Schneeoberflächen in der Rinne.

rechts nach oben führen die Spuren

Endlich, an einer recht schmal werdenden Stelle im Couloir, querten sie Spuren auf die Begrenzungsrippe hinaus, jedoch nicht auf die erhoffte, sondern auf die nördliche.

auf der Rippe nördlich dem Couloir

Auf der Rippe mußten wir vorsichtig über die Latschen steigen, die sich teilweise durch die noch ungenügend dicke Schneedecke heraus bäumten.

wieder Richtung Süden zur Matreier Grube

Nach wenigen Dutzend Höhenmetern auf der Rippe verflachte die Aufstiegsspur und leitete fast eben auf das entfernte Weidegatter zu, hinter dem sich die Matreier Grube, eine leicht steigende Hochfläche mit nennenswertem Zunternbewuchs, ausbreitet.

in der Matreier Grube angelangt

Die Matreier Grube zieht sich mit durchschnittlich 13° über 240 Hm einen guten Kilometer gegen das Kalbenjoch hin und am Ende des Anstiegs in die Karmulde wird der steile Südhang der Lämpermahdspitze immer besser einsichtbar.

am Weg durch die Matreier Grube

Schattseitig über die gesamte Strecke erfolgte unser Aufstieg ohne Sonne zur Zeit der Wintersonnwende und zum Trost über den kalten thermischen Wind vom Kalbenjoch gereichten uns tolle Blicke auf den südlich gelegenen Grat mit einigen steilen Rinnen, die bereits befahren wurden.

Ende der Matreier Grube

Gegen Ende des Aufstiegs unter das Kalbenjoch blickten wir in einer südlich gerichteten Spitzkehrensequenz die schroffe Nordseite der Peilspitze, einem anderen tollen Tourenziel im so andersartigen Brennermesozoikum inmitten der Stubaier.

erster Blick auf den Südhang der Lämpermahdspitze

Schlussendlich hatten wir den Karkessel erreicht und anhand der Bilder ist auch ersichtlich, daß wir schon weiter unten eher nördlich hätten abzweigen sollen, um direkter an die Südflanke der Lämpermahdspitze heran zusteigen.

im Karkessel angelangt, vor uns der Südhang der Lämpermahdspitze

Andererseits ermöglichte unsere Position übersichtlichere Fotos von der Gesamtszenerie um die Erhebung mit dem seltsamen Namen „Ober der Mauer“ (auf den auch Schitourenbeschreibungen führen und die früher Kamplspitz genannt wurde) bis zur Lämpermahdspitze.

Steilhang der Lämpermahdspitze

Ein paar Minuten über einen Moränenhügel benötigten wir zur Nordquerung, zum Fuße des Südhangs, in dem eine Spur bis hinauf unter die ersten Felsen erkennbar war.

 

Ansicht talauswärts, im Hintergrund die Tuxer Alpen

Gleichzeitig tauchten wir in die sehr erwünschte Sonne ein, die weiter oben bereits tauenden Effekt auf die teilverfestigte Schneeoberfläche hatte und somit im steilen Gelände für gute Haftung sorgte.

Rückblick auf den Karkessel, im Hintergrund die Peilspitze

Unterhalb des ersten Felstürmchens (2.430 m, im Aufstieg links im Hang) eignet sich ein Schidepot, sollten die Verhältnisse eine weitere Schibegehung nicht zulassen. Wir nutzten die ausgekolkte Flachstelle direkt am Felsfuß als Trinkpause und beschlossen mit Schi weiter zu steigen.

am Weg zum untersten Felsturm

Zwei Kollegen, die bereits bei der Abfahrt waren, als wir unten in den Hang eingestiegen sind, haben anhand der Trittspuren offenbar ab dort ihr Schidepot angelegt.

Herwig am untersten Felsturm angelangt

Das Gelände wird ab dort steiler. Wir schafften den Aufstieg unter Schi bis zum nächsten Felsvorsprung, etwa auf 2.490m und ließen es dort bleiben. Die Schneelage nahm darüber deutlich ab.

die jungen Burschen haben uns überholt

Wir legten im Schutz des Felsvorsprungs das Schidepot an, so wie zwei recht fitte junge Burschen, die uns kurz vor dem Felsvorsprung überholten.

am Felsvorsprung, den wir als Schidepot nutzten

Die letzten 100 m stapften wir zweiter zum Gipfel, wobei die Grathöhe in einem Sattel etwa mittig im Anstieg erreicht wurde, der Hang dorthin seine größte Steilheit erreicht und bei unserer Begehung auf den letzten 25 Hm wenig Schneeüberdeckung zeigte – gut, das Schidepot bereits unterhalb angelegt zu haben.

im Stapfmodus geht es hinter den jungen Kollegen her

Der restliche Gratanstieg zur Lämpermahdspitze erwies sich recht breit und angenehm zu begehen. Es gibt ein paar kleine Stufen, im Wesentlichen steigt man aber auf einer schrägen Ebene zum Gipfelkreuz.

knapp unterhalb des Gratsattels; wie man erkennen kann wenig Schnee unterhalb des Grates

Das Gipfelkreuz auf der Lämpermahdspitze, eine schöne Schmiedeeisenkonstruktion mit einer ebenfalls kunstvoll geschmiedeten Dornenkrone um das Kreuzzentrum herum, beeindruckt weil nicht alltäglich. Das rostige Hufeisen bringt wahrscheinlich Glück, wurde aber sicher nicht vom Erschaffer des Kreuzes geplant, eher nachträglich ergänzt.

am Gratrücken zum Gipfel der Lämpermahdspitze

Der Sockel der Konstruktion trägt den ursprünglichen Bergsteigergruß „Berg Heil“, der mittlerweile nicht mehr allgemein in Gebrauch steht, mit Ausnahme des Handschlags am Gipfel.

bäriges Gipfelkreuz auf der Lämpermahdspitze

Trotz mittlerweile mäßigen Wetters besticht die Aussicht auf der Lämpermahdspitze. Die dolomitisch gebaute Serles im Norden kann wohl nur von diesem Standplatz aus so eindrucksvoll betrachtet werden.

Serles fast genau im Norden

Der Tiefblick auf die Waldrast läßt den unteren Teil der Tour gut erkennen, rechts dahinter der gerade Blick in das Navistal und die hohen Tuxer Gipfel.

Ansicht Bereich von Maria Waldrast mit dem Navistal im Hintergrund

Im Süden erhebt sich die Peilspitze und im Südwesten die Rötenspitze, der Muttenkopf und die Tribulaune, wovon der Obernberger Tribulaun als bäriges Schitourenziel begangen werden kann.

Peilspitze und Zillertaler Alpen im Hintergrund

Die Kesselspitze im Westen bildet die Verbindung im Serleskamm, dessen zweithöchste Erhebung sie nach der Kirchdachspitze sie darstellt. Ihr Gipfelbereich ist geologisch sehr interessant, er wird von roten Liaskalken gebildet.

die Tribulaune im Süden

Einer der Burschen, die uns überholten, nahm die Schi mit auf die Lämpermahdspitze und fuhr über den Grat zum Sattel ab.

majestätische Kesselspitze im Südwesten

Wir beobachteten seine Abfahrt aus der Scharte (über den südlicheren Teil des Hangs) und stellten fest, daß sich die Mühsal die Schi mit auf die Scharte zu nehmen nicht gelohnt hätte.

 

Tiefblick auf den Steilhang vom Gipfel

Um dem zwar nicht starken, aber lästigen Wind zu entgehen beschlossen wir ebenfalls den Gipfel nach Betrachtung der Umgebung zu verlassen und eine kurze Rast beim windstillen Schidepot einzulegen.

Abstieg über den steilsten Abschnitt zum Schidepot

Der Abstieg erwies sich angenehmer als beim Aufstieg erwartet. Mit den Fersen voran stiegen wir sicher zum Felskopf ab von wo die Aussicht diesmal sehr direkt ins malerische Valsertal beeindruckte. Tolle Schitouren können dort unternommen werden, unter anderem die Alpeiner Scharte, die Hohe Kirche, der Kluppen, das Sumpfschartl, die Saxalmwand und der Silleskogel, um die schönsten zu nennen.

herrlicher Ausblick vom Schidepot ins Valsertal; Hintergrund Zillertaler Alpen, von Olperer bis Wolfendorn

Zur Abfahrt sei zu sagen, daß sie für uns an diesem Tag in Ordnung war und sich nach mehreren Tagen ohne Schneefall, sowie viel an Sonnenbestrahlung natürlich keine Pulverabfahrt beschreiben läßt.

Abfahrt über den Steilhang

Der Gewinn am Erlebnis erfolgt im Winter durch den Aufstieg. Im Frühjahr mag das Firnerlebnis die Abfahrt aufwerten.

Schwünge ohne viel Druck

Im unteren Teil querten wir gegen den weniger sonnenbeschienenen Gratrücken Richtung Kalbenjoch wo sich durch etwas weniger Oberflächenverfestigung angenehmere Schwünge ziehen ließen.

Rückblick auf das Schidepot

Durch die Matreier Grube hinaus hielten wir und so südseitig im Tal (also auf der Nordseite der Peilspitze) wie möglich. Schollen und teilweise Rutscher deuteten am Hang auf die Schwachschicht hin, weswegen wir recht defensiv und einzeln abfuhren.

unterhalb dem Aufstieg zur Erhebung „Ober der Mauer“

Ziel war es, nach dem sonderbaren Aufstieg über den Sommerweg die alternative Wintervariante auf der orographisch rechten Talseite zu erkunden.

 

Ausfahrt aus der Matreier Grube – wir hielten uns so hoch wie möglich

Ziel war eine vereinzelte hohe Lärche, hinter deren Geländestufe wir des Morgens die beiden Tourengeher gesichtet hatten. Es gelang trotz des dort vorherrschenden Pulverschnees die Höhe zu halten und den Rücken zu erreichen, hinter dem sich die Talstufe in sichtbar angenehmerer Steigung aufsteigen läßt.

 

zwischen Felstürmchen hindurch auf die große Lärche zu

Es ist bei Betrachtung des dortigen Geländes sogar möglich den Übergang zur Matreier Grube wesentlich weiter unten als an der von uns angefahrenen Stelle zu wählen und somit keinen vermeidbaren Steilanstieg absolvieren zu müssen.

 

Blick über den alternativen (flacheren) Aufstieg im orographisch rechten Teil des Tales

Die Abfahrt durch das flachere Tal wartet zudem noch mit tollem aufgelockertem und kupiertem Waldgelände auf, durch das es sich fein fahren läßt. In unserem Fall war die Schneedecke mit einem bereits dermaßen harten Schmelzharschdeckel, daß unsere Abfahrt schweißtreibend und mit brennenden Oberschenkeln bis hinab zum flacheren Teil ausfiel.

 

Rückblick auf die Matreier Grube

Über den aufgelockerten Wald führt die Tour zur Ochsenalm zurück und etwa zweihundert Meter mußten wir die Schi über den Hauch von Gegenanstieg tragen.

 

Rückblick auf die Tour mit der Lämpermahdspitze im rechten Bildteil

Die Schitour mit dem rassigen Steilaufstieg absolvierten wir in 4:38 Stunden, incl.  etwa 30min Aufenthalt im Schidepot. Der gesamte Aufstieg beträgt 1.075 m und die Streckenlänge bis zum Gipfel knapp weniger als 4,5 km.

Mils, 20.12.2020

 

Waldrasterspitze, 2.442m

Wenig bekannt und selten begangen ist der kleine Vorgipfel der Serles, die Waldrasterspitze. Seit der Sommersonnwende 2015 ziert den Gipfel ein schlichtes formschönes Betonkreuz, das ein paar Idealisten aus dem Stubaital selbst gefertigt und aufgestellt haben, wofür ihnen ein Lob für die großartige Arbeit ausgesprochen werden muß.

Waldrasterspitze, 2.442m

Über dieses bemerkenswerte Unternehmen gibt es einen netten Bericht im Internet in dem auch die beiden Anstiegsrouten auf die Waldrasterspitze knapp beschrieben werden. Anhand dieser Beschreibung wird der erfahrene Bergsteiger den Aufstieg leicht finden (zumindest für die vom Verfasser begangene grüne Route) wo hingegen für die allgemeine Masse – so vermittelt der Internet-Bericht den Eindruck zwischen den Zeilen der Verfasser – der Anstieg nicht gedacht ist.

Serlesgipfel im Hintergrund

Nun, diese Haltung findet sich sehr häufig in Bergsteigerkreisen, vor allem an Routen, an denen Idealisten in ihrer Freizeit tätig sind, Steige in Schuss halten oder den Gipfel betreuen (Buch, etc.) und die keine öffentlichen Wanderwege bzw. Steige im Betreuungsnetz des Alpenvereines sind.
Einerseits möchte man zwar das Kleinod einer phantastischen Besteigung eines Gipfels mit Gleichgesinnten teilen, andererseits soll es aber auch nicht jedermann sein. Das Ideal wäre, daß nur entsprechend versierte, wiederum aber auch nicht zu viele davon, von der Tour Kenntnis haben und sie absolvieren.

freie Almwiesenfläche auf den „Kampele“ Rücken hinauf

Die Gründe für eine solche Haltung mögen auf den ersten Blick äußerst egoistisch wirken, näher erklärt geben sie aber durchaus Sinn, vor allem in einer so auf Sicherheit bedachten Welt in der wir heute leben, aber in der vor allem „Lawyer“ die Sicherheit mehr und mehr als Bringschuld der Infrastruktur ansehen und damit unverhältnismäßig viel gutes Geld verdienen – ganz einfach nach dem Motto, wessen der Besitz, dessen die Gefahr.

Der Rücken wird ausgeprägter

Dieser in vielen Lebensbereichen sinnvolle altrömische Rechtsgrundsatz ist auch in unserer Heimat fest im Rechtssystem verankert und aber auch genau jener, der heutzutage eine Unzahl von Problemen im und um den Bergsport erzeugt (der Verfasser meidet im Normalfall diesen Terminus, Bergsteigen hat nichts mit Sport zu tun, Bergsteigen ist eine Philosophie, außerdem bringt dieser Ausdruck Verbindung mit dem Wirtschaftszweig mit sich, der im Zusammenhang mit diesem Bericht unerwünscht ist), weil der Berg an sich in keiner Weise als Infrastruktur im gewerberechtlichen Sinn einzuordnen ist und die Forderung an Wegerhalter sich aber allzu deutlich auf solcherart geartete Grundsätze bezieht – ein Trugschluss der in wenigen Jahrzehnten zur Spaltung der Gesellschaft am Berg und zu grotesken Entwicklungen führen wird. Ansätze (und Auswüchse in der Entwicklung der Rechtssituation die alpinen Wege betreffend) hierfür gibt es zuhauf, die jüngsten beispielsweise im Halltal.

Blick auf das Kampele

Ohne ein Szenario nach Wells herbeizurufen ist es heute durchaus denkbar, daß noch weit vor der Hälfte dieses Jahrhunderts kartierte Bergwege links und rechts von ihnen durchgehend drei Meter hoch eingezäunt werden, um das Risiko der Haftung des Wegerhalters auf ein erträglich Maß zu reduzieren, damit er und die Seinen ruhig schlafen können. Natürlich kommt die persönliche Unterweisung des Wegebenützers durch den Wegeerhalter als Sicherheitsmaßnahme hinzu, mit abschließender Unterschrift, belehrt worden zu sein.
Sich auszumalen wieviel Wegstrecke es auf Tirols Bergen dann noch geben wird bleibt jedem selbst überlassen, daß es die Wege aber noch geben wird liegt aus touristischen Gründen klar auf der Hand. Mit Zynismus könnte man den Vorschlag der Maut einbringen, damit sich ein paar Kilometer von selbst finanzieren…

am Jagasteig, nach Querung des Rückens

Die andere Gruppe wird Bergwege, die noch heute wie vor hundert Jahren, von alpin wenig ausgebildeten Bürgern begangen werden, als unmarkierte und dem Verfall bzw. dem Überwuchern preisgegebene Routen vorfinden, die offiziell nicht mehr vorhanden sind. Diejenigen, die diese Routen dann noch begehen werden sind dann jene Bergsteiger, die es immer gegeben hat. Solche Leute sind Leute die Terrain betreten, für das niemand Produkthaftung gewährt und die dann, anders als heute, für eine Rettung im Notfall fünfstellige Beträge, oder vierstellige Versicherungsprämien bezahlen werden müssen. Man wird sie dann „Tough Adventurer“ oder ähnlich nennen, wenn sie beispielsweise den äußerst gefährlichen Steig aus dem Halltal auf das Törl beschreiten, von Drohenkameras der Schaulustigen im Tale begleitet oben beide Hände in die Höhe reißen und der Fangemeinde mit den Fingern beider Hände das „Victory“ Symbol auf den Handybildschirm hin schmettern – life natürlich.

Wegverzweigung in die grüne und in die rote Route – Blick auf die rote Route

Ja, wir treiben es auf die Spitze durch den Import von Rechtsphilosophien fremder Kulturen in unser Land und zwar mit Lichtgeschwindigkeit der negativen Entwicklung. „Cui bono?“ ist hier leicht erklärt, manche der vorgenannten Spezies kennen Skrupel nicht und vertreten beide Seiten…
Hier muß etwas geschehen bevor durch Schauprozesse die heimischen freiwilligen Idealisten, die heute bereits tief in die Haftungsecke getrieben wurden ihren Idealismus verlieren und die unentgeltliche Tätigkeit hinschmeißen – der Berg muß als Niemandsland, nein, als Land dessen, der ihn im Haftungssinne benützt erklärt werden, so wie es uns unser bisheriges Rechtsempfinden gewiesen hat.
Jeder Bergsteiger muß für sein eigenes Verhalten die alleinige Verantwortung tragen, auch wenn eine Markierung ihn leiten mag. Genau diesen Zustand muß das Gesetz leisten, damit die in den letzten Jahren ins Wanken geratene Ordnung wieder hergestellt wird und unzuträgliche Entwicklungen hintangehalten werden und hierzulande die Vernunft siegt. Gesetze, die das – unisono – Volksempfinden nicht fassen kann dienen der Gesellschaft nicht und nützen nur dem gewerbsmäßigen Ausbeuter.

Links geht die grüne route hinauf

Der andere Zugang zu einer restriktiven, egoistisch wirkenden Haltung über die Publizität einer eher gefährlichen Besteigung ist jener der Retter im Notfall. Diese ebenfalls ehrenamtlich tätigen Idealisten werden teilweise selbst in Gefahr versetzt, um eine in Not geratene Person zu bergen und man glaubt es kaum was diese Leute über die alpine Unbedarftheit von Bergtouristen zu berichten haben. Wenn also Bergretter die oben beschriebene Einstellung vertreten ist das vielleicht noch weit verständlicher. Allerdings – so hat kürzlich einer derselben über seine Zunft im Internet beschrieben – ist er ja genau für diese Zwecke ausgebildeter und freiwilliger Retter geworden.

der Rücken wird etwas ausgesetzter

Der Diskurs über die traurige Entwicklung im Land soll aber nicht auf dem Rücken der schönen Tour zur Waldrasterspitze ausgetragen werden. Darum nun endlich zur Tour, die im Sinne der „Herren“ des netten Gipfelkreuzes hier nicht so tief beschrieben wird, daß dadurch jeder sonntägliche Turnschuhwanderer Lust zur Besteigung erfährt:

Alleine die ersten zehn Minuten am grün markierten Anstieg nach dem Cabrio-Hochsitz auf dem Kampele wird einen „nur Wanderer und nicht bergfest“ nicht veranlassen den Anstieg fortzusetzen und der weitere Aufstieg durch das Felsgelände garantiert, daß nicht entsprechend versierte Bergsteiger die Waldrasterspitze überlaufen werden.

kühne Felsklippen an der Abbruchkante

Schon der Einstieg in den Wald nach dem Gatter nördlich der Waldrast wird einem nicht an Erkundung gewohnten Interessenten Schwierigkeiten bereiten und wenn dieser nicht, dann der Aufstieg am Weidezaun oberhalb des Hochsitzes am Beginn der Lichtung.

der Steig wendet sich leicht nach links oben

Am Almboden sprießt zu Beginn des Junis alles an Formen und Farben nur so hervor. Allerlei Bergblumen und die fast allgegenwärtigen Almrosen bedecken die Flure, die bedacht begangen werden müssen, will man die Pflanzen nicht beschädigen.

Anstieg im Rückblick

Steil führt die Wiesenschneise den Rücken hinauf und gewinnt rasch an Höhe. Im obersten Bereich erfolgt an geeigneter Stelle der Wechsel über den Zaun im Aufstieg, sodaß dieser nicht beschädigt wird.
In der Folge führt der Steig durch die Latschengasse bergan und quert den Rücken einige Meter abwärts wieder auf dessen rechte Seite. Kurz darauf wird der Cabrio-Hochsitz passiert und nach wenigen Metern ist die Verzweigung der Aufstiegsrouten erreicht.

Querung in die Südflanke

Die rote Route führt geradeaus auf ein breites Band in die Nordflanke des Berges, die grüne Route führt direkt auf den Zunternrücken zurück, dem einige Zeit gefolgt wird bevor sie in die Südflanke des Berges zieht.
Die grüne Route ist die leichtere und nachträglich gesehen ist der Verfasser froh bei der Erstbegehung sie gewählt zu haben, denn auch in dieser Route befand sich zu Beginn des Juni an einer Scharte bzw. Rinne noch signifikant viel Firn, sodaß es für eine Begehung der roten Route wahrscheinlich noch zu früh gewesen wäre, bedenkt man, daß diese – laut dem Bericht der Betreuer – zum Teil im dritten Grad geklettert werden muß.

steiler Aufstieg auf direkter Flanke

Nach gut 20min des Aufstieges am breiten Hauptrücken, teils nahe an der nordseitigen Abbruchkante zu Rinnen hinab, die von kleineren heraufziehenden Rücken gebildet werden, wendet sich der Steig nach links (südseitig) und folgt, einer Wand entlang, einem schmäler werdenden Band fast horizontal in die Südflanke des Berges hinein.
Die bankartige Ausprägung der Felsformationen am Serlesmassiv mit den eindrucksvollen Bändern erinnern unweigerlich an die Kalkkögel wenige Kilometer nördlich davon. Der Grund dafür ist leicht erklärt, auch das Gestein der Serles besteht aus Dolomit, nicht aus Kalkstein.

Rückblick auf die kleine Kletterpartie

Oft sind die Felsbänder annähernd oder völlig horizontal und lassen sich trotz jäher Absturzkante wunderbar begehen, so auch diese Querung in die Südseite.
Wenige Minuten in dieser Art mit nur moderatem Höhengewinn wird ein auffälliger Felskopf erreicht, der den Wendepunkt von Querung zum Direktaufstieg darstellt. Der Steig wendet sich also in die direkte Falllinie der Flanke und führt recht steil bergan über begrüntes Gelände weiter.
Etwa nach 100Hm wird eine unten schmale, oder sich verbreiternde Rinne erreicht in der die ersten kleinen Kletterstellen liegen. Auch ein Seil als Steighilfe befindet sich weiter oben in der Rinne.
Oberhalb des Ausstieges aus der Rinne wird das Gelände etwas schuttiger, ohne Bewuchs der dann aber wieder zunimmt. Der Steig wendet sich unterhalb einiger größerer Schrofenblöcke in der Folge leicht nach links oben zu einem Bereich mit wiederum einer kurzen Kletterstelle. Nach dieser Kletterstelle ist der oberste Rücken am Anstieg erreicht.

Schrofengelände, nicht weiter schwierig

Zunächst wird – wie schon weiter unten – als Weiterführung des Aufstieges eine Umgehung des letzten voranliegenden Felskopfes vermutet, jedoch führte diese Erkundung gleich nach dem Blick jenseits der Felskante zum Schluß, daß dies wegen der steilen Abstürze dahinter der falsche Weg sein muß.

eine zweite Stelle mit kurzer Kletterei

Also einige Dutzend Meter zurück zum obersten Rückenteil und in die Nordseite geblickt in der zunächst ein noch recht mächtiges und steiles Altschneefeld erblickt werden konnte. Nach und nach konnte aber auch ein schmales Band wenige Meter nach unten erkannt werden und auf der Gegenseite der schneegefüllten Rinne ein steiler, schuttbedeckter Hang nach oben auf die restliche Aufstiegsflanke in der aber keine Steigspuren mehr erkennbar waren.

gleich den höchsten Punkt des Rückens erreicht

Sapperlot!, so des Verfassers erster innerliche Ausruf – eine knifflige Stelle! Zu diesem Zeitpunkt übersah er völlig das Stahlseil das jenseits der schneegefüllten Rinne unterhalb an einem Felsband montiert war, wesentlich weiter unten als man den Übergang durch die Rinne erwarten würde, wenn sie, noch meterhoch mit Schnee gefüllt, betrachtet wird.

Rückblick auf die zweite Kletterstelle

Auf vermeintlich richtigem Pfade wurde also abgeklettert und oberhalb des Schneefeldes eine Querung unternommen. Durch das Schneefeld erschien es nicht sicher genug, die Oberfläche war recht hart und es erschien steil genug für eine zu riskante Querung. Außerdem konnte von der Flanke das untere Ende nicht eingesehen werden.

Hanggegenseite vor der schneegefüllten Rinne

Der Umweg über die splitterige Scharte funktionierte als Plan gut. Sogar ein Dokumentationsfoto von dem tollen Felsentor unten in der sich verjüngenden Rinne konnte angefertigt werden.

in der Querung der Rinne, oberhalb des Schneefeldes

Jenseits der Rinne mußte noch mit Bedacht über ein paar schuttbelegte Stufen aufgestiegen werden, bevor im Rückblick dann der originale Steig anhand der Markierung erkannt werden konnte. Somit war logisch, daß der Hang auf der gegenüberliegenden Seite auf der gewählten Querung keine Steigspuren zeigen konnte.

unterer Teil des Aufstieg auf den vorgelagerten Rücken

Über leichtes aber schuttiges Gelände führt der manchmal sichtbare, manchmal etwas verschwindende Steig nach oben und unvermutet taucht nach etwa zehn Minuten steil bergan schon das Gipfelkreuz der Waldrasterspitze mit dem dahinterliegenden und durch die große Entfernung kleiner aussehenden Gipfelkreuz der Serles auf. Ein interessanter Anblick, den es auch auf einem bestimmten Punkt am Plumsjoch auf die Kreuze auf der Bettlerkarspitze gibt.

am Gipfelhang

Sowohl Waldrasterspitze als auch der um weniger Meter niedrigere Sonnenstein zur rechten (nördlich) können als die flankierenden östlichen Vorgipfel der Serles gelten, um das Panorama auf der Waldrasterspitze gegen die gewaltigen Ostabbrüche der Serles hin zu beschreiben.

Sonnenstein gegenüber

Das schöne Betonkreuz mit absichtlich unbehandelten Eisenbeschlägen -und auch einer solcherart gefertigten Gipfelbuchschachtel – ausgestattet, richtet sich gegen Nordosten, in den weiten Kessel der Verzweigung des Inntales mit dem Wipptal, wohin der Ausblick durch die freistehende Serles dutzende Kilometer reicht. Zwischen Patscherkofel und Glungezer hindurch über das 36km entfernte Kellerjoch über Schwaz hinaus reicht der Blick gen Osten.

Blick nach Nordosten

Im Südosten beeindrucken die Zillertaler und im Westen wäre die weitere Route auf die Serles der logische Abschluß der Tour. Dieser Aufstieg ist mit Stellen im dritten Grad beschrieben und an diesem Tag nicht ausgewählt worden, da die Wetterlage zu labil dafür angesagt war. Tatsächlich verdichtete sich auch der Nebel während des Gipfelaufenthaltes und über die nur seitlich sichtbaren Stubaier zogen dunkle Wolken heran, die zum baldigen Verlassen der Waldrasterspitze veranlassten.

am Abstieg

Die Erkundung der weiteren Route sowie auch des Aufstieges durch die rote Route unterblieb daher, war aber auch nicht erklärtes Ziel an diesem so uneinschätzbaren Tag.

Passage mit schneegefüllter Rinne, Band in die Rinne hinab gut sichtbar

Der Abstieg brachte die Entdeckung der originalen Querungsstelle mit Fixseil im Band vorher mit sich, die Querung des steilen Schneefeldes in der Rinne wurde aber auch dann nicht unternommen.
Von oben betrachtet wirkt das Abstiegsband zur Rinne auf der Gegenhangseite wesentlich ausgeprägter und kann auf den Fotos deutlich erkannt werden.

Rückblick auf die Rinne, rechts das Fixseil erkennbar

Am Weg hinab boten sich noch ein paar interessante Fotoszenen auf den blumenbewachsenen aufragenden Klippen an der Abbruchkante des Gratrückens, bevor der Steig wieder sanfter wird und in archaischen Wald übergeht, der zur kleinen Abkürzung in Richtung Waldrast querfeldein durchschritten wurde.

Stimmung auf einer der Klippen am Gratrücken

Die Ochsenalm bot mehr Ruhe als das Gasthaus auf der Waldrast, wo größere Gesellschaften mit erhöhtem Geräuschpegel sich tummelten. Also wurde erstere für die Rast nach der Tour gewählt und von dort bot sich auch ein guter Überblick auf den Grat der beendeten Tour.

Almrausch kann man auch dazu sagen

Der Zeitbedarf ab dem Parkplatz Waldrast betrug vier Stunden bei gut 800m im Aufstieg und mit einem 20 minütigem Gipfelaufenthalt.
Die Karte entfällt  für diese Tour in der Bilderdokumentation.

Mils, 06.09.2018