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Schitour Weitkarspitze, 2.947m

Die stille Alternative zum viel besuchten Zwieselbacher Rosskogel stellt die schöne Schitour auf die etwas niedrigere, weniger oft besuchte Weitkarspitze dar, die ersterer, in Bezug auf Aussicht und Erlebnis, um nichts nachsteht. Denkbar wäre auch den Bergtag auf beide Gipfel zu erweitern. Die Abfahrt kann über die Anstiegsroute erfolgen, oder, bei unbedenklichen Verhältnissen, Richtung Wildes Kar und über den schräg verlaufenden Steilhang  zur Aufstiegsroute hinab, der aus der Sicht im Anstieg in der mächtigen Felsmauer deutlich hervortritt.

tolles Farbenspiel

Für die unspektakuläre, leichte Schitour auf die Weitkarspitze benötigten wir wetterbedingt zwei Anläufe an aufeinanderfolgenden Wochenenden Ende April/Anfang Mai und dies auch nur, weil bei der ersten Begehung der Gipfelhang während unseres Aufstiegs unterhalb der Wilden Neder mehr und mehr im Nebel verschwand und die Begehung abgebrochen werden mußte.

Weitkarspitze, 2.947m

Um halb sieben in Haggen zu starten war ein guter Plan für die fortgeschrittene Jahreszeit hinsichtlich guter Schneebedingungen für die Abfahrt.

zu Fuß bis kurz vor die markante Kurve

Schlechtes Wetter am Vortag bescherte uns bereits kurz nach Haggen einige Zentimeter Neuschnee, die ausreichten, um die Tragestrecke zu verkürzen. Nach dem Lärchenwald und noch vor der markanten Wegbiegung konnten wir schon unter Schi aufsteigen.

bereits mit mehr Neuschnee auf der linken Bachseite im Aufstieg

Je weiter wir uns gegen die erste Zwinge hin bewegten desto besser wurde die Altschneedecke und nach der doppelten Bachquerung fanden wir uns links neben dem Bach auf einer durchgehenden Schneedecke mit gut zehn Zentimeter Neuschnee.

unterhalb der Zwinge

Unterhalb der Zwinge wurden wir von Eiligen überholt, denen selbst die Zeit zum Grüßen fehlte. Sie festigten uns die bestehende Spur und in Verbindung mit dem Neuschnee wandelte sich der stets imposante Aufstieg neben dem tosenden Bach zu einem Spaziergang, der sich seiner Bezwingung meist etwas herausfordernder entgegenstellt.

wie in der Vorwoche keine Veränderung der Stabilität der Schneebrücke über den Bach

Ein Prachtanblick ohne ein Wölkchen eröffnete sich uns über die angezuckerte Landschaft im flacheren Bereich nach der Zwinge im Aufstieg, vorbei an der Jagdhütte, über den Bach auf Hallehn zu. Die Kaltfront mit den Niederschlägen hat in dieser Höhe auf knapp 2.100m für einen wahrlich winterlichen Anstieg gesorgt und die Klapperei der Schi über harte Partien blieb im weichen Neuschnee unterbunden.

Rückblick mit Schöllekogel und Steintal rechts

Nach der langgezogenen Kehre hinter den Muggenbichl hinein geht es in der Talmulde mit dem meist lange gefrorenen, schön anzusehenden Wasserlauf der südlichen Felsbegrenzung, „Untere Strass“ genannt, gegen den nächsten steilen Hang zu, auch als „zweite Zwinge“ bekannt.

Am Hang oberhalb der zweiten Zwinge, im Hintergrund der Räuhengrat

Die Spur führte oberhalb der zweiten Zwinge auf die nächste Geländestufe und diese Umrundung der Engstelle erscheint etwas eleganter als ihre Durchsteigung in Spitzkehren.

die Engstelle der zweiten Zwinge – wir umgehen sie oberhalb; im Hintergrund die Haidenspitze und unser Ziel die Weitkarspitze

Eingerahmt vom frisch verschneiten Räuhengrat, seiner Scharte und der nach Süden fortlaufende Grat zur Haidenspitze ergab sich mit dem makellos blauen Himmel eine sagenhaft tolle Szenerie in der, um die Morgenstund sonst recht dunklen Passage auf die Talstufe darüber. Bilder zu Anfang Mai wie im Hochwinter.

links unser Ziel, rechts davon die „Nördliche Weitkarspitze“ (gem. AV-Führer 1958), Kraspesspitze und rechts Schöllekogel

Bereits im steilen Teil knapp unter 2.400m, jedoch noch vor der Engstelle konnten wir das Tagesziel schon in voller Beleuchtung erkennen und bei solchen Verhältnissen mußte selbst ein gut bekannter Aufstieg mehrmals abgelichtet werden.

herrliche Szene oberhalb der zweiten Zwinge

Im flacheren Teil darüber, unterhalb der meist lawinenträchtigen Wilden Needer, konnten wir das Eintauchen in die bereits sonnenbestrahlten Hänge kaum erwarten, die im Hochwinter zur normalen Aufstiegszeit bis hinauf zum Kraspesferner völlig im Schatten bleiben – den Aufstieg bis dorthin hat man meist als einen recht kalten in Erinnerung.

herrliche Szene oberhalb der zweiten Zwinge

Entlang der stetig ansteigenden Geländelinie, den Senken ausweichend, steigt man in Richtung Steilstufe zum Kraspesferner an. Die Stelle, an der der fast genau westlich aufziehende Gratkamm zur Weitkarspitze seinen Ansatz hat, ist jene, an der wir eine Woche zuvor durch eine leichte Mulde zum flachen Sattel vor dem steilen Kamm zur Weitkarspitze abgebogen sind und als geeigneter Abzweigepunkt für gut befunden wurde.

Das Ziel schon geraume Zeit rechts von uns, die Weitkarspitze

Mit dem Wissen über diese Möglichkeit sparten wir uns den längeren flachen verlaufenden Anstiegsteil um die Felshügel inmitten des Hochtalkessels herum und damit auch ein paar Höhenmeter Verlust zum Fuß des Gipfelhangs der Weitkarspitze.

im Zentrum des ehemaligen Kraspesferners mit Blick auf die Weitkarspitze

Das weite Gelände am ehemaligen Kraspesferner zeigte sich herrlich verschneit mit deutlich erkennbaren Steigspuren. Der Aufstieg auf die Weitkarspitze verläuft in einem Bogen, der heute gar nicht mehr den heutigen Gletscherrand berührt.

Rückblick auf die lange seichte Mulde am Kraspesferner

Die Reste des ehemalig gewaltigen Kraspesferner beschränken sich auf die Flanke und den oberen Teil (>2.750m) – hierzu gibt es einen gut recherchieren, interessanten Artikel von Kollegen Lukas Ruetz der anhand von Karten- und Fotovergleichen die Rückbildung von etwa 1870 bis 2012 eindrucksvoll veranschaulicht.

toller leicht steigender Anstieg im unteren Teil

Demzufolge befand sich der Anstieg zur Weitkarspitze um 1870 herum noch bis in die Gipfelflanke hinauf vereist (bis über 2.800m) und der zuvor beschriebene Gratrücken noch kaum sichtbar, da völlig von Eis bedeckt (siehe Karte von 1870). Heute kaum vorstellbar, daß die riesige Fläche des ausgeaperten Ferners Dutzende Meter hoch unter Eis lag.

Rückblick zu Rotgruben- und Haidenspitze

Am Hang zur Weitkarspitze nimmt die Steigung langsam zu, wodurch ab etwa 2.800 ein paar Spitzkehren bis zum Schidepot fällig werden. Nach der ersten folgt eine längere Querung, sowie etwa fünf bis sechs Spitzkehren bis zur Grathöhe.

Gipfelhang zur Weitkarspitze voll beleuchtet

Unter voller Bestrahlung am Südosthang bereitete uns der Schlussteil des Aufstiegs Hochgenuss mit einer Schreckenssekunde, als auf der Steilstufe zur Zwieselbacher Rosskogel gegenüber ein Schneebrett abging, das ein zweites schräg darunter auslöste und wir ein paar Personen in der Nähe abfahren sahen (Abgangszeitpunkt zwischen 9:25 und 9:34 Uhr, obwohl nur etwa 800m entfernt haben nichts gehört).

Gipfelhang Weitkarspitze

Wir beobachteten die Entwicklung ein zwei Minuten, aber da sich die Abfahrenden weiter bewegten war offensichtlich, daß niemand erfaßt wurde und alle aus dem Anrissbereich ausfahren konnten. Nachkommende Aufsteiger bewegten sich ebenfalls normal weiter, ohne erkennbare besondere Aktion.

letzte Meter zum Schidepot; links einer der Eiligen bei der Abfahrt

Im Gipfelbereich der Weitkarspitze dürfte die Hangneigung auf kurzen Passagen etwas über 35° liegen – zumindest findet es sich im TIRIS so ausgewiesen – die durchschnittliche Hangneigung bleibt aber unter 35°.

Blick vom Schidepot nach Haggen hinab

Am Schidepot, kaum 20Hm unter dem Gipfel, hatten wir eine kuriose Aussicht durch die umliegende weiße Berglandschaft mit saftig grün leuchtenden Wiesen in Haggen im knapp 1.300m tieferen Tal.

Blick nach Nordwesten; Sulzkogel, Zwölferkogel, Pirchkogel in der Ferne, Kraspesspitze und Nördliche Weitkarspitze

Am Gipfel der Weitkarspitze, mit dem kleinen Steinmandl als Gipfelmarkierung, fällt zunächst der Blick auf die bärigen Schitourenziele der nahen Kraspesspitze, des Finstertaler Schartenkopfs und natürlich des etwas entfernten Sulzkogels ins Auge.

Blick ins Horlachtal mit Umhausen im Tal und der nördliche Geigenkamm im Hintergrund

Der Blick gegen Südwesten, ins Ötztal, bot ein ähnliches Bild als jener auf Haggen, grünes Tal und lange weiße Hänge in alle Richtungen auf die Grate und Spitzen hinauf, ein tolles Farbenspiel.

links Wildspitze, mittig ein weißes Spitzl, das wir als die weit entfernte Weißkugel vermuteten

Mit schwarzen Flanken unverkennbar in 23,5km direkter Linie hinter Umhausen ragt die Rofelewand auf. Rechts davon der Fundusfeiler, erster Dreitausender im Geigenkamm in den westlichen Ötztaler Alpen und mit deutlich sichtbaren Aufstiegsspuren von der Frischmannhütte aus.

Erkunden der Ötztaler Alpen von der Weitkarspitze aus

Weiter südöstlich die Namensgeberin des Geigenkamms, die Hohe Geige (3.393m). Knapp rechts von ihr erregte ein mit dem Glas erkennbarer spitzer und völlig weißer Gipfel in immenser Entfernung unser Interesse. Zunächst tippten wir von Erscheinung und Entfernung her auf die Weißkugel, recherchierten aber später, daß es sich um den Äußeren Bärenbartkogel in 52km Entfernung handelt.

mit einem Trick durch das Fernglas die vermutliche Weißkugel als den Äußeren Bärenbartkogel entlarvt, die Weißkugel ist hinter dem Hohen Kogel versteckt

Er ist um 264m niedriger als die Weißkugel (3.737m), von dieser gerade 2km entfernt und in dieser enormen Entfernung im Gegensatz zur Weißkugel nur deshalb noch sichtbar, weil der  Gepatschferner nicht die Höhe erreicht, um seine Spitze zu verdecken, hingegen die Erdkrümmung die Weißkugel hinter dem Hohen Kogel, der auf gerader Linie und halber Strecke zur Weißkugel im Geigenkamm liegt und um 465m niedriger ist, verdeckt wird. Hier täuscht die App Peak Finder, die unter „sichtbare Berge“ die Weißkugel anführt, denn die Erdkrümmung mit sagenhaften 184m Sichtverlust bis zur Weißkugel läßt den tatsächlichen Sichtwinkel zur Weitkarspitze kleiner ausfallen als jenen zum Hohen Kogel.

Trenngrat zum Zwieselbacher Roßkogel und Blick auf ehemaligen Kraspesferner

Die südlich gegenüberliegende Flanke, die die Weitkarspitze vom Zwieselbacher Roßkogel trennt,  trägt ein Steinmandl und verdeckt um wenige Meter die Sicht auf den Zwieselbacher Roßkogel. Sie bietet eine tolle Steilrinne, die vom Zwieselbacher aus hinunter auf den Kraspesferner befahren werden kann.

Aufstiegsgelände mit Rotkogel und Haidenspitze

Nach einer knappen Rast und Studium der Ötztaler Alpen beschlossen wir abzufahren. Vom Schidepot aus wollten wir eine direkte Linie zum flachen Kar finden, von dem wir eine Woche zuvor nach Abbruch der Tour abgefahren sind. Leider war diese Flanke schon weitgehend ausgeapert, sodaß der Belag und die Kanten arg strapaziert worden wären und wir zur Abfahrt in die Senke vor der Scharte gezwungen waren.

Abstieg zum Schidepot

Wegen des Neuschnees entschieden wir aber dann die Aufstiegsroute abzufahren, um den steilen Hang unten zu vermeiden, der mit zahlreichen alten Lawinen in der Vorwoche kein besonderes Erlebnis mehr bot.

die Schwünge müssen abgelichtet werden

Somit mußten wir ein paar Meter über eine leichte Kuppe, um zu unserer Aufstiegsroute zu kommen. Wir wollten an geeigneter Stelle nach der Kuppe über den Gratkamm abfahren, jedoch war dieser uneinsichtig steil, mit dem Schneebrett von der Stufe zum Zwieselbacher Roßkogel im Hinterkopf unterließen wir auch diese Variante und fuhren zum Abzweigepunkt und über die Normalabfahrt hinab.

nach dem flachen Sattel ein paar Meter aufgestiegen – Rückblick zur Weitkarspitze

Das Abfahrtserlebnis mit der Neuschneeauflage war natürlich entsprechend genussvoll, weswegen wir eine Kostprobe für „Powderfans“ festgehalten haben:

Bis weit unter die Zwinge konnten wir aus dem Kraspestal ausfahren, aber nach den Altschneefeldern mußten wir die Schi schultern, da der Neuschnee um die Mittagszeit bereits vollends geschmolzen war.

kurz vor der ersten Zwinge

Unsere Aufstiegszeit zur Weitkarspitze betrug 3:20 Stunden, bei 1.300Hm. Für die gesamte Tour benötigten wir 5:45 Stunden inclusive Gipfelaufenthalt von einer knappen Stunde. Die Streckenlänge beträgt gut 7km.

Rückblick ins Kraspestal

In der Bildergalerie befinden sich ein paar Fotos vom Versuch in der Vorwoche und dem Steilhang.

Mils, 03.05.2020

Schitour Schartlkopf (Samerschlag), 2.831m

Im tollen Schitourengebiet des Gleirschtales von St. Sigmund im Sellrain liegt der Schartlkopf (mit anderem Namen auch Samerschlag benannt) südwestlich der Neuen Pforzheimer Hütte. Bereits weit vor dem Talende ist der abgerundet scheinende Gipfel des Schartlkopfs und seine rechte Ersteigungsflanke sichtbar.  Die Schitour führt über schönste Abfahrtshänge und mit unserer Abfahrtszeit kurz vor zwölf erwischten wir traumhafte Bedingungen.

Manuel bei seiner ersten Schitour am Schartlkopf, 2.831m

Gegen Ende April muß die Ausrüstung vom Parkplatz etwa 10min getragen werden, bevor auf kümmerlichen Resten des Winters mit Schi aufgestiegen werden kann und im äußeren Almgelände der Gleirschalm galt es nochmals apere Strecken zu überbrücken. Ab den Gleirschhöfen fanden wir eine durchgehende, aber wenig tragfähige Schneedecke vor.

Aufstieg durch das noch kalte Gleirschtal

Besserung und eine gefrorene Schneedecke erreichten wir ab der Flachstrecke bei der Talverengung beim Wehr, bevor der Aufstieg steiler wird. Ein kaltes Thermik-Lüftl strömte uns beim Aufstieg entgegen. Wolkenloser Himmel und ein schöner Aufstieg durch das Tal ließen Vorfreude auf einen wunderbaren Tag aufkommen.

eine Prachtszene – Ende des Gleirschtales

Eine Woche zuvor, anlässlich der Schitour auf den Zwieselbacher Roßkogl, war das Gleirschtal unser Ausfahrtsgelände und dieses hatte uns einen tollen Tourabschluß geboten. Wie die Schneequalität diesmal sein würde war fraglich.

unterhalb der Neuen Pforzheimer Hütte, im Hintergrund der Schartlkopf

Die Schitour war sozusagen eine Premiere, erstmals war Manuel auf einer Schitour mit dabei. Mit dem alten Jugendschi seines Onkels „Kammerlander-Bretteln“ antiken Fellen und nagelneuen Tourenschuhen wagten wir die streckenmäßig lange Tour.
Bereits am ersten steileren Hang rechts der Seilbahn zur Pforzheimer Hütte bestand die Ausrüstung ihren Härtetest im bereits um 9 Uhr! aufgefirnten Hang.

der Schartlkopf von der Hütte aus – tolles Gelände

Recht froh über diese Erkenntnis passierten wir die bereits ein paar Tage geschlossene Pforzheimer Hütte, die später zu unserem zweiten Rastpunkt werden sollte.

Richtung Walfeskar geht es weiter

Auf den flacheren Hängen hinter (westlich) der Hütte war der Einstrahlungswinkel noch nicht so groß, wodurch der Anstieg Richtung Walfeskar fein begangen werden konnte. Auch der Übergang über den Bach war immer noch problemlos auf weithin geschlossener Schneedecke.

an der Abzweigung zum Roßkar wird der Schartlkopf wieder sichtbar

Nach der Verzweigung  in das Roßkar – gerade aus ginge es weiter ins Walfeskar, im Bogen links geht es über das Roßkar auf den Schartlkopf – also auf rd. 2.450m war jene Höhe erreicht, die dauerhaft perfekteste Schneeverhältnisse für Aufstieg und Abfahrt bot.

Hitze im Kessel des Roßkares

Die Einstrahlung im Kessel des Roßkares wurde gegen 10 Uhr um vieles stärker, sodaß der Aufstieg nicht nur wegen der nun steilen Flanke auf die fast ebene Vorfläche des Schartlkopfes recht anstrengend wurde.

welch Anblick – Gleirschtal

Ein letzte Trinkpause vor der steilen Flanke zum Gipfel und einen Rundblick in dieser wunderschönen Umgebung gönnten wir uns gegen 10:30 auf der Vorfläche (~2.660m) knapp 200Hm unterhalb des Gipfels.

die Freude dem Manuel ins Gesicht geschrieben

Der Anblick der tollen Nordflanke des Schartlkopfes muß geteilt werden.

der letzte und schönste Hang zum Gipfel wird angegangen

Dieser Teil des Anstieges mag im Winter eine nicht zu unterschätzende Angelegenheit sein, beträgt doch die Hangneigung an der felsigen Kuppe und kurz unterhalb des Gipfelgrates mehr als 35° und neben der Aufstiegsroute teilweise an die 40°.
Bei unserer Begehung herrschte jedoch keinerlei Lawinengefahr, die Schneedecke war schön hart und oberflächlich lediglich zwei, drei Zentimeter aufgefirnt.

die steilste Stelle an der Oberkante der Felsrippe

Durch die schmale Stelle zwischen den Felsen konnten wir noch einwandfrei und ohne Steinkontakt durchsteigen. Diese Stelle wird vermutlich die erste sein, die in den folgenden Wochen rechts im schönen Abfahrtshang zu umgehen sein wird.

nun noch einige wenige Minuten zum Gipfel

Oberhalb dieser Stelle befindet man sich bereits in der Gipfelflanke, kaum 100Hm unterhalb des Gipfels. Der Hang ist gegen den Gratrücken hinaus recht steil bevor er sich über eine Ausrundung auf ein flaches Gipfelplateau ausbildet.

über diese Flanke

Der Gipfel des Schartlkopfes selber besteht aus einer felsigen Erhebung mit geringer Fläche und einem schönen Nordostabsturz, der Richtung Hütte hin fahrbar ist. Wir erreichten den Schartlkopf gegen 11:15 Uhr.

auf die flache Gipfelausbildung

An diesem schönen Tag waren uns gewaltige Aussichten beschieden.

das Schidepot einige Meter unterhalb des Gipfelkreuzes

Im Nordwesten thront der formschöne Zwieselbacher Roßkogl über dem Walfeskar und rechts davon die Rotgruben- und Haidenspitze. Beide letztgenannten Gipfel werden auch im Winter bestiegen, auf letzteren führt auch eine Schitour.

Blick zu Zwieselbacher Roßkogl, Rotgruben- und Haidenspitze

Gen Nordosten liegt uns das Gleirschtal zu Füßen und der Anblick über die Abfahrt hinaus nach St. Sigmund ist schon ein Talblick der Extraklasse.

das Gleirschtal

Genau ostwärts befinden sich die Lampsenspitze und über die Sattelschrofen reicht das Foto bis zum Zischgelesspitz.

Lampsenspitze und Zischgeles

Im Süden die Schöntalspitze (nicht sichtbar) und über die gerade nicht mehr sichtbaren Sonnenwände bis zum Zwieselbacher Grießkogl.

Sonnenwände und Zwieselbacher Grießkogl

Über das Zwieselbach- und Horlacher Steinkar gegen Nordwesten finden sich die Hohe Wasserfalle, Hochreichkopf, Gamezkögel und der markante Sulzkogl, sowie die Finstertaler Scharte, als Übergang zur Schirundtour auf die Kraspesspitze im Kühtai.

Hohe Wasserfalle, Hochreichkopf, Gamezkögel und Sulzkogl

Zur Mittagsstund wurde abgefahren, die Verhältnisse wären nicht besser geworden. Der erste steile Hang über die Gipfelflanke war der schönste, weshalb hier auch ein Video angelegt wurde, das mit einer lustigen Szene mit schmalen alten Tourenschi im allzu weichen Schnee endet:

Unterhalb von etwa 2.400m kämpften wir dann in den flacheren Strecken ein wenig bei jedem Schwung, da sich hier die Aufweichung der Schneedecke so weit fortgeschritten zeigte, daß wir tief einsanken.

die Abfahrt wählten wir vorne herab, näher zur Hütte

Ein Prachtanblick war für uns die leere Bank vor der Hausmauer der Hütte. Sie mußte für eine erweiterte Rast mit einem Halbschläfchen herhalten.

kurz vor der Hütte

Nicht minder der Ausblick von der Hütte, der jedes Mal aufs Neue begeistert. Mein Favorit hier der Blick auf den Zischgelesferner mit der Schöntalspitze am Ende.

Rückblick von der Neuen Pforzheimer Hütte zum Schartlkopf

Nach einer guten Stunde zeitlos gefühltes Sonnenliegen in ungewohnter Stille sollten wir,  ohnehin schon recht spät für einen Tourentag im Frühjahr, die Talausfahrt antreten, die ich für mich, eine Woche zuvor vom Zwieselbacher Roßkogl herab, als eine der tollsten Talausfahrten im Lande eingestuft habe.

dieser Blick – mein Favorit

Auf der Abfahrt über die Steilstufe zum Talende produzierten wir im total beschienenen Nassschnee kleinere Schneerutschungen, denen wir weiter unten ausweichen mußten. Einzeln erfolgte sicherheitshalber die Weiterfahrt, wobei die Situation nicht prekär war.

Rast und Ruhe auf der geschlossenen Hütte

Im Bereich der Seilbahn wurde nun wieder einmal der Trizeps angestrengt. Die weiche Schneedecke verhinderte erfolgreich das Erreichen der Seilbahn mit genügend Schwung aus dem Steilen ohne anzuschieben.

ein letzter Rückblick in die phantastische Gegend

Glücklicherweise wurde der Weg zur Hütte bei der Schließung einige Male mit einem Pistengerät befahren und der Schnee daher gut verfestigt. Zum Bremsen brauchte man nur links oder rechts des Weges in den sulzigen nassen Schnee fahren.

Über den Weg konnten wir die schöne Ausfahrt durch das Gleirschtal bis zur flachen Almfläche genießen, ab dort wurde die Rückkehr zum Parkplatz eine schweißtreibende, aber nach der schönen Tour, eine positive Angelegenheit.

bei der Ausfahrt fast am Ende des Gleirschtales

Unsere Gesamtzeit betrug sieben Stunden bei 1.315m im Aufstieg und die reine Aufstiegszeit knapp unter vier Stunden. Die Streckenlänge beträgt 8.8km.

Mils, 22.04.2018

Schitour Zwieselbacher Roßkogel, 3.082m – vom Kraspestal ins Gleirschtal

Ein etwas versteckter, niedriger und der einzige Dreitausender der das Kraspestal säumt ist der Zwieselbacher Roßkogl.  Am hintersten Ende gelegen – mit der Steilstufe des Gletscherüberganges vom Kraspesferner aus eigentlich schon dem Gleirschtal zuzurechnen – erhebt er sich markant gute 100Hm über dem kleinen Rest an Gletscher südlich der Rippe zum Kraspesferner.

Gipfelaufbau Zwieselbacher Roßkogel

Die mittellange Schitour starteten wir um 5:50 Uhr am Parkplatz in Haggen nach einer klaren Nacht und der Aussicht auf einen perfekten Tag. Leider die Temperaturen gut unter null sowie die übliche einziehende Thermik gegen das Gesicht im Aufstieg durch das „Larchwaldl“.

Start in Haggen kurz vor 6 Uhr

Westseitig haben sich die steilen Hänge schon mit Gleit- und Nassschneelawinen abgeladen und deren Kegel reichen beachtlich weit ins Tal hinein.

vor der äußeren Zwing

Die Steilstufe der ersten Zwinge (Hinterzwing) konnte ohne Harscheisen kaum überwinden werden, jedoch entschieden wir Stufen zu nutzen/zu schlagen und die Schi die obere kurze Steilstrecke zu tragen (ca 25Hm). Dahinter folgt ja ein langer Anstieg ohne die Notwendigkeit von Harscheisen.

hinter der Zwing, die Steilstufe zum Kraspesferner vor uns

Vorbei am Jagdhüttl rechts neben dem Kraspesbach marschierten wir bei zunehmendem Tageslicht mit den Gipfeln von Schöllekogel und Kraspesspitze bereits in das leichte Rot der Morgensonne getaucht.

Rückblick auf das bereits besonnte Steintal

Die Temperaturen durchaus sehr frisch für Mitte April erreichten wir das links abzweigende Tal zum Rauhengrat, das über den Muggenbichl erstiegen wird. Vom Rauhengrat herab versperrte eine Nassschneelawine den Anstieg auf ca. 50m, die wie immer akrobatisch durchstiegen werden mußte.

Christian beim Überqueren der Lawine

Die nächste Talstufe durch eine wesentlich schmalere Rinne rechts hinauf  war ebenfalls mehr als zur Hälfte der Breite mit einer Lawine verlegt und die Frage drängte sich mir auf, wie in den letzten Tagen eine Nassschneelawine in einem Nordwesthang auf 2.550m entstehen konnte.

im Hintergrund Pock- und Gaiskogl

Sonnenbestrahlung kann in dieser Exposition ja nur sehr spät am Tag und sehr kurz stattfinden und Niederschlag bleib weitgehend aus.
Jedenfalls lehrt die Situation, daß man auch der bestrahlungsmäßig scheinbar günstigen Exposition nicht trauen kann.

Rinne mit Lawinenresten auf die „Straß“

Rechts, durch eine Rinne die in ihrer Breite ebenfalls durch einen Lawinenausläufer verengt wurde, stiegen wir auf die „Straß“ Abstufungen hinauf und bekamen dort einen beeindruckenden Rundblick über die ausgedehnte Hochfläche Karapsesferner bis Kraspessee und die Anstiege in das Wilde Kar unterhalb der Kraspesspitze. Ein toller Eindruck aus dem kalten Schatten auf die besonnten Hügel uns Kare.

Hochfläche des Krapsesferner

Unterhalb der „Wilden Needer“ erfolgte der Aufstieg, steiler werdend, auf die letzte Steilstufe oberhalb des Kraspesferners in den höheren und südlichen kleinen Gletscherableger am Fuße des Zwieselbacher Roßkogel zu.

letzte Steilstufe

Vom Blickwinkel oberhalb der letzten Steilstufe sehen Haiden- und Rotgrubenspitze recht imposant aus. Sie sind bereits mit Vormittagssonne gesegnet und wir immer noch in deren Schatten, der jedoch in der folgenden flachen Strecke endgültig weicht. Dort öffnet sich auch erstmals der Blick auf das Tagesziel, dem Zwieselbacher Roßkogel, der am Ende des kurzen Gletschers erhaben über der Hochfläche thront.

Haidenspitze hinten und rechts die Wand der Rotgrubenspitze

Der letzte knappe Kilometer am Gletscher führt über einen leichten Sattel mit einem kleinen Gletschersee unterhalb, natürlich der See nicht sichtbar, sodann wieder über einen Gletscherrest und den Gipfelaufbau schlußendlich begeht man mit zwei Spitzkehren von Westen, kurz vor einer Scharte die ins Zwieselbachtal abbricht.

Übergang zum Zwieselbacher Roßkogel

Wenig Platz und allseitig steile Abbrüche vom Gipfel kennzeichnen den Zwieselbacher Roßkogel. Wir rasteten daher etwas unterhalb des Gipfels auf einer breiteren Gratstelle und als der Strom an Neuankömmlingen nicht versiegen wollte beschlossen wir in der Scharte zum Gleirschtal zu übersiedeln, da wir die steile Abfahrt in Gleirschtal und zur Pforzheimerhütte sowieso am Programm hatten.

Anstieg zum Westgrat des Zwieselbacher Roßkogel

Die Rundumsicht am Zwieselbacher Roßkogel kann sich sehen lassen. Am eindrucksvollsten war für mich die Szenerie von Süd bis West.

Christian und der Autor am Zwieselbacher Roßkogel, 3.082m

Im Süden die Dreitausender des hinteren Gleirschatales mit Gleirschfernerkogl und Winnebacher Weißkogl.

Gleirschfernerkogl und Winnebacher Weißkogl, rechts das hinterste Larstigtal

Im Westen der Blick ins vordere Ötztal, in das Horlachtal und das Zwieselbachtal.

Blick nach Niederthai, rechts Hohe Wasserfalle und Hochreichkopf

Am Weg den Gipfelaufbau hinab und durch das Schärtchen nach dem Gletschersee hindurch erreichten wir die Scharte auf 2.980m, über die der schöne Südhang angefahren wird.

Rast am schmalen Westgrat des Zwieselbacher Roßkogels

Zur Erzielung der optimalen Fahrverhältnisse legte Christian die Länge der Pause fest und betrachtete kritisch und mit Bedacht die Schneekonsistenz. Es müsse feinster Firn unter den Brettern sein, um das beste Fahrerlebnis herauszuholen.

die Scharte auf 2.958m – Übergang ins Gleirschtal

Tatsächlich war es nach ungefähr 20min so weit, daß die Abfahrt angegangen werden konnte. Bei oberflächlich angetautem Schnee waren die Schwünge eine Freude, wie auf den Fotos ersichtlich ist.

Christian schwingt den Steilhang hinab

Der Hang war teilweise angefahren, jedoch boten sich genügend unzerfurchte Streifen denen wir den so wichtigen individuellen Stempel aufdrücken konnten.

nicht ganz ohne der Hang wie man sieht

Im flacheren Teil – Walfeskar genannt – war der Schnee etwas schwerer fahrbar, jedoch ebenfalls ein Vergnügen, das bis zur Pforzheimer Hütte anhielt.

in den flacheren Teil – Walfeskar – eingefahren

Für die Hütte, die gut besucht war, ist das letzte Wochenende angebrochen, wie wir erfuhren. Ein langer Winter geht zu Ende. Zum Abschluß mußte Christian die bereitgestellten Einrichtungen zum ausspannen ausprobieren, kombinierte das Relaxen mit einem kastrierten Getränk und fühlte sich wohl auf 2.308m.

der Geniesser

Die Abfahrt von der Pforzheimerhütte in das Gleirschtal bot noch einen letzten schönen steilen Hang, bevor die Materialseilbahn erreicht wurde und es ein Stück auf dem Weg durch das Gleirschtal weiterging.

phantastisches Panorama, die Pforzheimerhütte oben am Plateau

Nach der Engstelle, talauswärts hinter der Materialseilbahn, konnte den Schi nochmals freier Lauf gelassen werden, die Flächen links und rechts der Straße sind breit, boten außer vereinzelten Steinblöcken genügend Fläche zum hinunter Schwingen und die Schneequalität war auch akzeptabel für eine schnelle Abfahrt.

breite Schiflächen für die Abfahrt

Im flachen Teil des Gleirschtales mußten wir anschieben, die Trizepsmuskulatur glühte danach aber nicht. Nach der Gleirschalm – mit einer kurzen Tragestrecke – konnten wir noch bis nach der Brücke zum Spazierweg, der nach Haggen führt fahren.

ein letzter Rückblick auf das schöne Gleirschtal

Dort legten wir nochmals für ca. 100Hm Felle auf und erreichten in 40min den Parkplatz in Haggen wieder.

kurz vor der Gleirschalm

Leider war der Forellenhof in Haggen hoffnungslos überfüllt. Als Alternative besuchten wir Luggis Gasthaus in St. Sigmund, wo sich noch Platz fand.

Fundstück am Weg von St. Sigmund nach Haggen

Gesamt haben wir für die Tour 6:45h benötigt – mit gut eineinhalb Stunden Pause darin. Die Höhe im Aufstieg betrug 1.440Hm.

Mils, 14.04.2018