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Rosskopf, 2.668m – Südostgrat

Die selten begangene Route über den Südostgrat zum Rosskopf im Halltal mußte wieder einmal aufgefrischt werden und da sie den Kollegen unbekannt war, erfüllte die Tour gleich einen zweiten Zweck.

Anstieg am Steig zum Stempeljoch

Anstieg am Steig zum Stempeljoch

Eine ausführliche Beschreibung über die Routenführung findet sich unter „Rosskopf Südostgrat bis Stempelspitzen“ hier auf diesem Blog, weshalb sich dieser Bericht nur mit  augenscheinlich festgestellten Unterschieden bzw. neuen Eindrücken befaßt.

Überblick über den SO-Grat, Vorsicht, die Reise des  Vorderen Kälberkares ist verdeckt vom Rücken davor

Überblick über den SO-Grat, Vorsicht, die Reise des Vorderen Kälberkares ist verdeckt vom Rücken davor

Ansteigen mag man individuell über den Wilde-Bande-Steig bis kurz hinter das Bachofenkar über den Wilde-Bande-Steig vom Lafatscher Joch her bis zur Stelle bei der sich der letzte kümmerliche Gratverlauf des SO-Grates bis auf den Steig herunterzieht oder, unsere Lieblingsroute und, wie wir glauben, die etwas schnellere Variante, über den Steig zum Stempeljoch und bei der markanten Stelle, die etwas flacher angelegt ist, eine Markierung besteht und rechts ein wenig aber doch sichtbares altes Steiglein mitten im Schotterfeld wegzieht. Dieses Steiglein ist durch die jüngsten Schuttrutschungen teilweise etwas verlegt, doch aufmerksame Geher haben es wieder angelegt und man kann es deutlich erkennen, gleichwohl am Gegenhang in den Bergwiesen eindeutig Serpentinen zum Wilde-Bande-Steig hin erkennbar sind.

Halltal am Vormittag

Halltal am Vormittag

Geht man nicht die Serpentinen an, sondern schneidet man den Hang über die Bachreisen in leicht steigender Richtung, erreicht man den ohnehin leicht fallenden Wilde-Bande-Steig etwas später und spart wertvolle Kraft für den folgenden sehr anstrengenden und mühsamen Anstieg zum Rosskopf über den Südostgrat.

Blick vom Wilde Bande Steig Richtung Einstieg in die Rinne

Blick vom Wilde Bande Steig Richtung Einstieg in die Rinne

Bei dem Bachlauf aus dem Kar herab, genau an der Wegstelle an der die Gratausläufer auf den Wilde-Bande-Steig treffen beginnt der direkte Anstieg zu den Felsansätzen oberhalb der steilen Reisen die sich vom Vorderen Kälberkar herunterziehen.

mühsamer Anstieg bis zum Einsteig

mühsamer Anstieg bis zum Einstieg (links neben Manuel oberhalb)

Andi und Julian entschieden sich für den Anstieg über die rutschenden Reisen, Manuel und der Verfasser nahmen den Gratausläufer in vorwiegend festem Fels und auf Wiesenpolstern. Welche Variante die bessere ist sein dem Auge des Betrachters, vielmehr dem persönlichen Geschmack überlassen, wir trafen, ca. 180Hm höher, annähernd gleichzeitig unterhalb der Felsen ein.

knapp unterhalb des Einsteiges

knapp unterhalb des Einstieges mit mühsamem Fortkommen

Der letzte Aufstieg fand vor vier Jahren statt und seit diesem hat sich augenscheinlich einiges getan mit den brüchigen Felsformationen in der Steilrinne. Allerdings sind die Veränderungen schwer zu beschreiben für jenen, der die Rinne gar nicht kennt.

der rechte Teil der Rinne vom Einstieg aus gesehen

der rechte Teil der Rinne vom Einstieg aus gesehen

Im Überblick sei erwähnt, daß im unteren Teil die Felsstürze aus der brüchigen Rinne, die eigentlich nur eine größere Störzone im Gratverlauf darstellt und die beiden seitlichen Wettersteinkalkformationen mit einer Mächtigkeit von nur einigen Metern Breite im oberen Teil trennt. Das typisch orangebraune lehmige Material innerhalb der Störzone ist im unteren Teil der Rinne im Laufe der Jahrtausende bereits völlig ausgewaschen worden, im oberen Teil, nach der Gabelung, dominiert es die optische Erscheinung teilweise überwiegend und entsprechend steinschlaggefährdet kann sich der Karwendelkenner die Rinne somit vorstellen.

oberer Teil der rechten Rinne, knapp dahinter vereinigen sich die beiden unteren Teile

oberer Teil der rechten Rinne, knapp dahinter vereinigen sich die beiden unteren Teile

Eine Vierergruppe muß – speziell im oberen Teil dieser Rinne – etwas mehr Bedacht auf kurze Distanzen zwischen den einzelnen Personen achten, jederzeit können sich Brocken lösen, oder man stößt beim Tritt einen solchen hinab.

Julian beim Überklettern des größten Brockens im rechten Teil der unteren Rinne

Julian beim Überklettern des größten Brockens im rechten Teil der unteren Rinne

Bei dieser Begehung haben wir vorwiegend die im Bericht vor vier Jahren orange markierten Routen genommen, unten am Einstieg in die Rinne und oben nach dem Ausstieg das erste Steilstück am Grat.
Die untere Variante ist die schlechtere als die grüne, die obere Variante ist die bessere Wahl.

knapp vor der Gabelung und dem Beginn des oberen Teiles der Rinne

knapp vor der Gabelung und dem Beginn des oberen Teiles der Rinne

Im unteren Teil der Rinne, die rechte, orange Variante betrachtet, finden sich wesentlich mehr Steinschlagreste und wenn die Gemsen oberhalb am Gratkopf stehen könnte diese Variante brisant sein. Der Anstieg von der Reise zu den Felsen ist unheimlich anstrengend, denn für jeden Meter Höhengewinn steigt man rund zwei Meter an und fährt den Rest wieder mit dem Schotter ab. Hierbei hat sich im Vergleich zur Situation vor vier Jahren nichts geändert – es ist also nicht besser geworden – und eine Umgehung erscheint nicht möglich, angesichts der fast senkrecht aufragenden festen Wettersteinkalkfelsen oberhalb. Generell haben wir bei der Nachbetrachtung beim Abstieg auf der anderen Talseite Möglichkeiten der Umgehung der Rinne diskutiert und kleine Alternativen gefunden, die aber erst ausgelotet werden müssen, bevor hier darüber spekuliert wird.

Trinkpause an der Gabelung mit weiterem Verlauf des oberen Teiles der Rinne

Trinkpause an der Gabelung mit weiterem Verlauf des oberen Teiles der Rinne

Ab der Teilung der Rinne, an der der obere Teil beginnt, scheint es viel neuen Abbruch im Vergleich zu vor vier Jahren gegeben zu haben. Eine markant gelbe Felswand steht plötzlich vor einem und sie sieht wenig standfest aus, weswegen wir sie rechts umgingen. Der weitere, kurze Aufstieg in der Rinne ab dieser Stelle findet in etwas besserem Fels statt.

brüchigster Teil des oberen Rinnenverlaufes

brüchigster Teil des oberen Rinnenverlaufes

Es mag sein, daß es bei der Verzweigung der Rinne auch rechts über die recht glatte Platte weitergeht, Andi hat im Rückblick einen Steinmann gesichtet. Dies muß aber erst erkundet werden. Möglicherweise ist diese Variante die schönere, weil sie sich nach der glatten Platte mehr am festen Grat vollzieht.

am Ausstieg aus der Rinne am Gratrücken angekommen

am Ausstieg aus der Rinne am Gratrücken angekommen

Am Ende der Rinne ist man jedenfalls froh über die wiedergewonnene Weite des Tales und den festen, jedoch mit viel plattigem Schutt bedeckten Gratrücken. Die Variante grün – aus dem alten Bericht – erschien diesmal zu hoch gegriffen und nicht notwendig, der Aufstieg links im plattigen, flacheren Teil erschien angemessen und war auch ohne Schwierigkeiten zu meistern.
Zum Schwierigkeitsgrad bis hierher ist generell zu sagen, daß vielleicht ein paar Stellen III eingelagert sind, der Großteil der Rinne und der Aufschwung oberhalb verdienen jedoch maximal eine Bewertung von II oder mit + versehen.

Rückblick auf die Rinne

Rückblick auf die Rinne

Ab dem Aufschwung findet sich auf den ersten ca. 150Hm schroffiges, wiesendurchzogenes Gehgelände, oder Wiesengelände mit felsig, schroffigen Einlagerungen – je nach Position der Begehung und dem Auge des Betrachters – das bis unterhalb eines neuerlichen Felsaufschwunges führt. Bis dorthin steigen wir etwas links des Gratrückens auf.

Aufschwung oberhalb des Rinnenendes, diesmal die leichtere Variante links in den Platten

Aufschwung oberhalb des Rinnenendes, diesmal die leichtere Variante links in den Platten

Der Aufschwung muß dann noch in Gratnähe erklettert werden (II+), um dann oberhalb nochmals in Gelände mit Wiesenpolstern einzutauchen und – je nach Position – entweder am Vorkopf zum Gipfel zu landen, oder mit etwas Glück unterhalb der Scharte, die dieser Vorkopf im Gratverlauf mit dem Gipfelaufbau bildet. Die Scharte gibt die Richtung für die letzten gut 100Hm auf den Gipfel vor. Nach dieser beginnt auch wieder mehr schotteriges Gelände, Rinnen mit Schotter gefüllt müssen passiert werden bevor es, flacher werdend, zum Gipfel leitet.

am Südostgrat des Rosskopfes

am Südostgrat des Rosskopfes; mitten im Halltal stehend, ein atemberaubender Blick

Im Versuch die Scharte zu treffen hat der Verfasser – mit dem Mangel eines perfekten Erinnerungsvermögens, man kann auch sagen durch mangelhafte Vorbereitung „des hab i eh no im Kopf“ – die Gruppe zu weit nach links (Südwesten) geleitet und somit die Scharte um rund 100m Breite verfehlt. Diese Abweichung vom Grat führte dazu, daß im letzten Teil die originale Südostroute nicht mehr angetroffen wurde und das Gipfelgelände am Normalweg, zu dem hinausgequert wurde, beendet werden mußte.

Aufstiegsgelände, eher am Grat haltend ist die richtige Wahl

Aufstiegsgelände, eher am Grat haltend ist die richtige Wahl

Die Gewissheit, daß man auch am Berg nie auslernt erfuhr somit eine unliebsame Renaissance und die Schande sitzt tief, zumal auch werte Bergkollegen am Gipfel den Lapsus, der dem Verfasser nicht zur Ehre gereicht, mitbekommen haben. Da Selbsterkenntnis aber der beste Weg zur Besserung ist muß das fehlende Orientierungsvermögen des Führers als Ansporn gesehen werden, wenn auch in diesem Fall nur zur Verklärung des Vorfalles ins Positive.

hier unten die Scharte sichtbar die man treffen sollte und weiterer Aufstieg über Reisen

hier unten die Scharte sichtbar die man treffen sollte und weiterer Aufstieg über Reisen

Nun, trotz dem unoriginalen Ende der schönen Route über den Südostgrat war Gipfelfreude sichtbar und das zufällige Zusammentreffen mit Roman und Jürgen seltenes Pläsier. Bergsteiger kennen sich untereinander nur manchmal gut, meistens aber von den Einträgen in den Gipfelbüchern und äußerst selten sehen sie sich gemeinsam bei der Arbeit.

am Gipfel des Rosskopf, 2.668m

am Gipfel des Rosskopf, 2.668m

Die beiden Spezis haben die Runde über die Hintere Bachofenspitze her unternommen und waren an diesem Tag neben uns die einzigen Besucher des Rosskopfes.

Roman und Jürgen steigen vor uns vom Gipfel ab

Roman und Jürgen steigen vor uns vom Gipfel ab

Der Sonntag, vorletzter Tag im Oktober anno 2016 war bis spät in den Nachmittag hinein ein wenig sonniger Tag und am Gipfel blies ein leichter schneidend kalter Wind, aber die Sicht war dank des fehlenden Wasserdampfes in der Luft wieder einmal phänomenal und in technischen Bildern aus der „camera obscura“ nicht annähernd mit derselben Farbenkraft und Tiefe wiederzugeben. Trotzdem nutzten wir die Sonnenfenster und lichteten zum etlichsten Male die faszinierenden Grate der Gleirschtal – Halltalkette ab.

Blick zum Beginn der Gleirsch-Halltalkette

Blick zum Beginn der Gleirsch-Halltalkette

Der Aufstieg ab dem Wilde-Bande-Steig hat für die rund 650Hm fast zwei Stunden in Anspruch genommen. Man vergisst ihn nicht schnell, ist er doch sehr anstrengend und schön. Steinmandln gibt es kaum bis nicht.

Die höchsten Gipfel des Karwendels nicht mehr schneefrei

Die höchsten Gipfel des Karwendels nicht mehr schneefrei, im Vordergrund die drei Bachofenspitzen

Unser Abstieg wurde der „Normalweg“ (keine markierte Route!) über die Stempelspitzen. Ein toller Grat mit einigen ganz feinen, leichten Klettereien und Gratumgehungen meist rechts (westlich ins Sonntagskar blickend) und manchmal links (östlich, den Kälberkaren zugewandt) die nach der Schinderei in stiller Genugtuung, Schritt für Schritt ausgekostet werden.

Abstieg am Verbindungsgrat zu den Stempeljochspitzen

Abstieg am Verbindungsgrat zu den Stempeljochspitzen

Allerdings beachte man die Anstiege auf die Stempelspitzen auch, sie fordern erneut und in Summe dürften nochmals an die 150Hm zusammenkommen.

nette Passagen am Grat

nette Passagen am Grat

Die Strecke vom Gipfel des Rosskopf zur Kleinen Stempeljochspitze muß mit einer knappen Stunde bemessen werden, anschließend folgen noch 1.750m Abstieg und dabei 9km horizontaler Strecke bis zum Ziel beim Hackl am Eingang zum Halltal.

Aufstiege in leichter Kletterei

Aufstiege in leichter Kletterei

Einziger Lichtblick der Erleichterung sind die Stempelreisen, die sich vorzüglich zum Abstieg eignen sowie Andis Radl am Wasserberg, das aber nur ihm half.

Stilleben im Herbste; im Hintergrund die beiden Stempeljochspitzen

Stillleben im Herbste; im Hintergrund die beiden Stempeljochspitzen

Elektrolyte gibt es bei Werner in St. Magdalena bis zum 8. Dezember auch keine mehr, somit bleibt es dieser Tage beim Ausharren bis zur Walderbrücke.

Julian, Andi, Manuel und der Verfasser auf der Kleinen Stempeljochspitze

Julian, Andi, Manuel und der Verfasser auf der Kleinen Stempeljochspitze

Gesamt zeichnete der Chronograph 2.035Hm und 9:57 Std. Gehzeit auf.

Red.: um Verzeihung einiger unorthodoxen Wortschöpfungen wird gebeten, manchmal reicht die gewachsene Sprache nicht aus um den luftigen Höhen des Herzens zu genügen

Mils, 30.10.2016

 

Rosskopf Südostgrat bis Stempelspitzen, eine Traumtour

Schon lange beschäftige ich mich im Halltal bzw. im Karwendel Ost mit Touren die nicht mehr bekannte oder normale Aufstiege darstellen. Immer nach dem Ziel alte, vergessene oder wenig begangene Routen zu entdecken. Nun habe ich eine solche ausgeführt: Rosskopf Südostgrat bis Stempelspitzen eine Traumtour

Der Rosskopf Südostgrat ist zwar unten allen Begfexen und Kennern des Halltales bekannt, jedoch dürfte es sich nur um eine gute “Handvoll” Bergsteiger handeln die diese Route wirklich nehmen. Das Gipfelbuch nennt einige Namen, die auf den spärlichen Seiten seit Beginn des neuen Gipfelbuches ca. 2002 immer wiederkehren. Manche davon mehrmals pro Jahr. Und es sind wenige Seiten, die seit der Neuauflage des GB beschrieben worden sind.
Meinen kurzen Gipfelaufenthalt nutzte ich auch, um eine Übersicht zu bekommen wieviele Personen den Rosskopf jährlich meistern und unterteilt auch mit welcher Route. Da man in diesem Kreis Bergsteiger auch den Anstieg bzw. die weitere Route mitteilt, konnte ich erkennen, daß bei ca. 70 Eintragungen ca. 120 Personen pro Jahr den Rosskopf besteigen, ganz grob in etwa die Hälfte davon über den SO-Grat. Somit müssen es mindestens 50 Personen sein, bzw. noch weniger verschiedene Individuen, denn manche machen die Tour bis zu fünfmal pro Jahr.
Wozu die Statistik? Vielleicht ist sie in ein paar Jahren Zeuge für Veränderungen die mit der Wahnsinnsaktion der Straßensperre ein Einklang zu bringen, oder auch die Folge davon ableitbar ist.

Wie auch immer, zuerst steht das Bergerlebnis. Und über dieses möchte ich nun berichten.

Die wunderschönen Tage des fortgeschrittenen August 2012 wären vergeudet, würde man nicht eine Bergtour damit verbinden. Die Fernsicht dieser Tage ist dermaßen verblüffend klar, daß ich einige Fotos nur aus reiner Neugier geschossen habe, um zuhause mit einer Kartenpeilung herauszufinden welcher Gipfel es westsüdwestlich gewesen ist, den ich noch nie vorher vom Karwendel aus gesehen habe. Ich bilde mir ein, es muß einer der hinteren Ötztaler gewesen sein und schätze die Fernsicht auf 70 bis 100km.

 

Der Einstieg dieser interessanten Route ist genau wie im AV-Führer beschrieben in einer gräßlich brüchigen Rinne ca. gute 150Hm vom W-Bandesteig höher zu finden, siehe die grüne Markierung:

 

Die orange Markierung mag eine Variante sein, oder auch der Normalanstieg; jedenfalls bin ich froh sie nicht genommen zu haben, denn knapp nach dem Einsteig kamen ganz schön bedrohliche Brocken heruntergebraust. Kurz danach sollte ich dann sehen, daß Herr Gamsbock in seiner Pracht an der rechten Gratflanke dafür verantwortlich zeichnete. Ich hatte in weiser Voraussicht einen Hut dabei, jedoch wissen wir, daß der nicht alles ist.

Weiter oben gibt es dann eine Art Verschneidung zwischen links, sehr steil in der Rinne weiter, oder rechts, etwas flacher auf einer glatten Platte, mit aufziehendem schlechten und sehr gebrächem Fels. Die Stelle ist unverfehlbar, ist sie doch tief orange gefärbt und sehr lehmig.
Ich entschied mich instinktiv für die Rinne links in etwas besserem Fels, jedoch insgesamt sehr brüchig und man fühlt sich teilweise zu Unrecht als “Lahninger”, weil sich auf den tief schuttbedeckten Schluchtböden kleinerer Steinschlag nicht verhindern läßt. Das ist nun der Vorteil; die Tour ist so wenig begangen, daß man keinen Kollegen gefährdet.

Am Ausstieg aus der teils bedrohlichen Rinne trifft man wieder auf den gut vetrauten grauweißen festen Karwendelkalk; dort wo er (fast) senkrecht emporsteigt fest und griffig, dort wo er weniger als 45° Neigung aufweist, mit viel Schutt bedeckt und teilweise trügerisch als Tritt zu verwenden.

Nun habe ich, die Route noch nicht kennend, wahrscheinlich einen Fehler gemacht und habe die Wand gleich nach dem Ausstieg aus der Rinne zu weit rechts (nordöstlich) genommen, was mir luftige 15Hm in senkrechtem Fels gleich am Abbruch in das Bachofenkar bescherte und den Puls zusätzlich in die Höhe trieb. Beim Abstieg glaubte ich dann zu erkennen, daß es links, weiter südlich, leichter gewesen wäre. Mir war es aber zu plattig und zu griffarm. Die echte, richtige Passage werde ich bei den Nachbesteigungen erforschen müssen:

 

Der Rest bis zum Gipfel ist Routinearbeit, jedoch kräfteraubend, teils schwer schuttbedeckt und steil. Trotzdem aber irgendwie interessant.
Die Bedeutung eines Steinmandl kurz unterhalb einer Scharte bei dem man, geleitet von der Routenbezeichnung “Südostgrat” geneigt ist rechts weiterzusteigen, jäh auf einem Turm endet an dem es auf allen Seiten nur sehr sehr tief in das Bachofenkar hinabstürzt, erkennt man ebendann, steigt die zehn Meter gerne wieder zurück und umrundet die Scharte. Von dort aus dürften es noch an die 100Hm zum Gipfel sein, den man dann stolz erreicht.

Über den Blick am 18.08.2012 habe ich eingangs philosophiert, nun der Abstieg auf vertrauter Gratroute zu den Stempelspitzen (Manuel und ich haben den Rosskopf bereits auf dieser Route im September 2006 gemeistert als er nicht ganz 13 Jahre alt war).
Der Abstieg bzw. die Gratüberschreitung zu den Stempelspitzen ist ein Genuß und die Fotos können die tolle Perspektive der Wirklichkeit gar nicht so gut wiedergeben. Trotzdem bitte ich alle Leser die Passagen genau anzusehen, es gibt dort vom “Bändchen” mit guten 5cm breiten Tritten bis hin zu “Schärtchen” die einen Spreizschritt erfordern und viele weitere variantenreiche Situationen bei den man all die erlernten Klettertechniken anwenden kann/muß. Dabei kann ich kaum eine IIIer Stelle erkennen die der AV-Führer in weiser Vorsicht erwähnt, für mich sind alle Passagen im II.ten Grad beheimatet.

An die Kondition stellt die Überschreitung aber wohl eine Herausforderung, oder es ist mir so vorgekommen, weil ich an einem der wirklichen Hundstage unterwegs war.

An der vorderen Stempelspitze angekommen kokettierte ich mit der Pfeiser- und Lattenspitze, aber ich hatte ja versprochen um 16 Uhr zuhause zu sein, um mit den Kindern in der alten Heimat Pirchat, Vomp ein Fest zu feiern. Daß daraus nichts wurde, wußte ich auf der vorderen Stempelspitze noch nicht. Also sauste ich hinunter, nahm bei Karl schnell ein Bier und dann noch eines  kurz vor dem Radldepot bei der Magdalena bei Werner.
Wie wolkenlos dieser Tag war zeigt ein Foto in der Galerie unten, dessen Perspektive jedem Halltalfreak bekannt sein wird, und man muß schon ganz genau hinsehen, um erkennen zu können, daß da wirklich ein Wölkchen am Himmel war.

 

Insgesamt 6:45 Stunden ab Mils mit dem Radl und retour bis Magdalena, wobei der Aufstieg von Mils bis zum Gipfel in 4:20 gemeistert wurde. Ohne den Versuch eine Spitzenzeit zu erreichen, da es die Premiere war und die Route auch erst erforscht werden mußte.

Rainer Antretter 20.08.2012