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Rosskopf, 2.668m – Südostgrat

Die selten begangene Route über den Südostgrat zum Rosskopf im Halltal mußte wieder einmal aufgefrischt werden und da sie den Kollegen unbekannt war, erfüllte die Tour gleich einen zweiten Zweck.

Anstieg am Steig zum Stempeljoch

Anstieg am Steig zum Stempeljoch

Eine ausführliche Beschreibung über die Routenführung findet sich unter „Rosskopf Südostgrat bis Stempelspitzen“ hier auf diesem Blog, weshalb sich dieser Bericht nur mit  augenscheinlich festgestellten Unterschieden bzw. neuen Eindrücken befaßt.

Überblick über den SO-Grat, Vorsicht, die Reise des  Vorderen Kälberkares ist verdeckt vom Rücken davor

Überblick über den SO-Grat, Vorsicht, die Reise des Vorderen Kälberkares ist verdeckt vom Rücken davor

Ansteigen mag man individuell über den Wilde-Bande-Steig bis kurz hinter das Bachofenkar über den Wilde-Bande-Steig vom Lafatscher Joch her bis zur Stelle bei der sich der letzte kümmerliche Gratverlauf des SO-Grates bis auf den Steig herunterzieht oder, unsere Lieblingsroute und, wie wir glauben, die etwas schnellere Variante, über den Steig zum Stempeljoch und bei der markanten Stelle, die etwas flacher angelegt ist, eine Markierung besteht und rechts ein wenig aber doch sichtbares altes Steiglein mitten im Schotterfeld wegzieht. Dieses Steiglein ist durch die jüngsten Schuttrutschungen teilweise etwas verlegt, doch aufmerksame Geher haben es wieder angelegt und man kann es deutlich erkennen, gleichwohl am Gegenhang in den Bergwiesen eindeutig Serpentinen zum Wilde-Bande-Steig hin erkennbar sind.

Halltal am Vormittag

Halltal am Vormittag

Geht man nicht die Serpentinen an, sondern schneidet man den Hang über die Bachreisen in leicht steigender Richtung, erreicht man den ohnehin leicht fallenden Wilde-Bande-Steig etwas später und spart wertvolle Kraft für den folgenden sehr anstrengenden und mühsamen Anstieg zum Rosskopf über den Südostgrat.

Blick vom Wilde Bande Steig Richtung Einstieg in die Rinne

Blick vom Wilde Bande Steig Richtung Einstieg in die Rinne

Bei dem Bachlauf aus dem Kar herab, genau an der Wegstelle an der die Gratausläufer auf den Wilde-Bande-Steig treffen beginnt der direkte Anstieg zu den Felsansätzen oberhalb der steilen Reisen die sich vom Vorderen Kälberkar herunterziehen.

mühsamer Anstieg bis zum Einsteig

mühsamer Anstieg bis zum Einstieg (links neben Manuel oberhalb)

Andi und Julian entschieden sich für den Anstieg über die rutschenden Reisen, Manuel und der Verfasser nahmen den Gratausläufer in vorwiegend festem Fels und auf Wiesenpolstern. Welche Variante die bessere ist sein dem Auge des Betrachters, vielmehr dem persönlichen Geschmack überlassen, wir trafen, ca. 180Hm höher, annähernd gleichzeitig unterhalb der Felsen ein.

knapp unterhalb des Einsteiges

knapp unterhalb des Einstieges mit mühsamem Fortkommen

Der letzte Aufstieg fand vor vier Jahren statt und seit diesem hat sich augenscheinlich einiges getan mit den brüchigen Felsformationen in der Steilrinne. Allerdings sind die Veränderungen schwer zu beschreiben für jenen, der die Rinne gar nicht kennt.

der rechte Teil der Rinne vom Einstieg aus gesehen

der rechte Teil der Rinne vom Einstieg aus gesehen

Im Überblick sei erwähnt, daß im unteren Teil die Felsstürze aus der brüchigen Rinne, die eigentlich nur eine größere Störzone im Gratverlauf darstellt und die beiden seitlichen Wettersteinkalkformationen mit einer Mächtigkeit von nur einigen Metern Breite im oberen Teil trennt. Das typisch orangebraune lehmige Material innerhalb der Störzone ist im unteren Teil der Rinne im Laufe der Jahrtausende bereits völlig ausgewaschen worden, im oberen Teil, nach der Gabelung, dominiert es die optische Erscheinung teilweise überwiegend und entsprechend steinschlaggefährdet kann sich der Karwendelkenner die Rinne somit vorstellen.

oberer Teil der rechten Rinne, knapp dahinter vereinigen sich die beiden unteren Teile

oberer Teil der rechten Rinne, knapp dahinter vereinigen sich die beiden unteren Teile

Eine Vierergruppe muß – speziell im oberen Teil dieser Rinne – etwas mehr Bedacht auf kurze Distanzen zwischen den einzelnen Personen achten, jederzeit können sich Brocken lösen, oder man stößt beim Tritt einen solchen hinab.

Julian beim Überklettern des größten Brockens im rechten Teil der unteren Rinne

Julian beim Überklettern des größten Brockens im rechten Teil der unteren Rinne

Bei dieser Begehung haben wir vorwiegend die im Bericht vor vier Jahren orange markierten Routen genommen, unten am Einstieg in die Rinne und oben nach dem Ausstieg das erste Steilstück am Grat.
Die untere Variante ist die schlechtere als die grüne, die obere Variante ist die bessere Wahl.

knapp vor der Gabelung und dem Beginn des oberen Teiles der Rinne

knapp vor der Gabelung und dem Beginn des oberen Teiles der Rinne

Im unteren Teil der Rinne, die rechte, orange Variante betrachtet, finden sich wesentlich mehr Steinschlagreste und wenn die Gemsen oberhalb am Gratkopf stehen könnte diese Variante brisant sein. Der Anstieg von der Reise zu den Felsen ist unheimlich anstrengend, denn für jeden Meter Höhengewinn steigt man rund zwei Meter an und fährt den Rest wieder mit dem Schotter ab. Hierbei hat sich im Vergleich zur Situation vor vier Jahren nichts geändert – es ist also nicht besser geworden – und eine Umgehung erscheint nicht möglich, angesichts der fast senkrecht aufragenden festen Wettersteinkalkfelsen oberhalb. Generell haben wir bei der Nachbetrachtung beim Abstieg auf der anderen Talseite Möglichkeiten der Umgehung der Rinne diskutiert und kleine Alternativen gefunden, die aber erst ausgelotet werden müssen, bevor hier darüber spekuliert wird.

Trinkpause an der Gabelung mit weiterem Verlauf des oberen Teiles der Rinne

Trinkpause an der Gabelung mit weiterem Verlauf des oberen Teiles der Rinne

Ab der Teilung der Rinne, an der der obere Teil beginnt, scheint es viel neuen Abbruch im Vergleich zu vor vier Jahren gegeben zu haben. Eine markant gelbe Felswand steht plötzlich vor einem und sie sieht wenig standfest aus, weswegen wir sie rechts umgingen. Der weitere, kurze Aufstieg in der Rinne ab dieser Stelle findet in etwas besserem Fels statt.

brüchigster Teil des oberen Rinnenverlaufes

brüchigster Teil des oberen Rinnenverlaufes

Es mag sein, daß es bei der Verzweigung der Rinne auch rechts über die recht glatte Platte weitergeht, Andi hat im Rückblick einen Steinmann gesichtet. Dies muß aber erst erkundet werden. Möglicherweise ist diese Variante die schönere, weil sie sich nach der glatten Platte mehr am festen Grat vollzieht.

am Ausstieg aus der Rinne am Gratrücken angekommen

am Ausstieg aus der Rinne am Gratrücken angekommen

Am Ende der Rinne ist man jedenfalls froh über die wiedergewonnene Weite des Tales und den festen, jedoch mit viel plattigem Schutt bedeckten Gratrücken. Die Variante grün – aus dem alten Bericht – erschien diesmal zu hoch gegriffen und nicht notwendig, der Aufstieg links im plattigen, flacheren Teil erschien angemessen und war auch ohne Schwierigkeiten zu meistern.
Zum Schwierigkeitsgrad bis hierher ist generell zu sagen, daß vielleicht ein paar Stellen III eingelagert sind, der Großteil der Rinne und der Aufschwung oberhalb verdienen jedoch maximal eine Bewertung von II oder mit + versehen.

Rückblick auf die Rinne

Rückblick auf die Rinne

Ab dem Aufschwung findet sich auf den ersten ca. 150Hm schroffiges, wiesendurchzogenes Gehgelände, oder Wiesengelände mit felsig, schroffigen Einlagerungen – je nach Position der Begehung und dem Auge des Betrachters – das bis unterhalb eines neuerlichen Felsaufschwunges führt. Bis dorthin steigen wir etwas links des Gratrückens auf.

Aufschwung oberhalb des Rinnenendes, diesmal die leichtere Variante links in den Platten

Aufschwung oberhalb des Rinnenendes, diesmal die leichtere Variante links in den Platten

Der Aufschwung muß dann noch in Gratnähe erklettert werden (II+), um dann oberhalb nochmals in Gelände mit Wiesenpolstern einzutauchen und – je nach Position – entweder am Vorkopf zum Gipfel zu landen, oder mit etwas Glück unterhalb der Scharte, die dieser Vorkopf im Gratverlauf mit dem Gipfelaufbau bildet. Die Scharte gibt die Richtung für die letzten gut 100Hm auf den Gipfel vor. Nach dieser beginnt auch wieder mehr schotteriges Gelände, Rinnen mit Schotter gefüllt müssen passiert werden bevor es, flacher werdend, zum Gipfel leitet.

am Südostgrat des Rosskopfes

am Südostgrat des Rosskopfes; mitten im Halltal stehend, ein atemberaubender Blick

Im Versuch die Scharte zu treffen hat der Verfasser – mit dem Mangel eines perfekten Erinnerungsvermögens, man kann auch sagen durch mangelhafte Vorbereitung „des hab i eh no im Kopf“ – die Gruppe zu weit nach links (Südwesten) geleitet und somit die Scharte um rund 100m Breite verfehlt. Diese Abweichung vom Grat führte dazu, daß im letzten Teil die originale Südostroute nicht mehr angetroffen wurde und das Gipfelgelände am Normalweg, zu dem hinausgequert wurde, beendet werden mußte.

Aufstiegsgelände, eher am Grat haltend ist die richtige Wahl

Aufstiegsgelände, eher am Grat haltend ist die richtige Wahl

Die Gewissheit, daß man auch am Berg nie auslernt erfuhr somit eine unliebsame Renaissance und die Schande sitzt tief, zumal auch werte Bergkollegen am Gipfel den Lapsus, der dem Verfasser nicht zur Ehre gereicht, mitbekommen haben. Da Selbsterkenntnis aber der beste Weg zur Besserung ist muß das fehlende Orientierungsvermögen des Führers als Ansporn gesehen werden, wenn auch in diesem Fall nur zur Verklärung des Vorfalles ins Positive.

hier unten die Scharte sichtbar die man treffen sollte und weiterer Aufstieg über Reisen

hier unten die Scharte sichtbar die man treffen sollte und weiterer Aufstieg über Reisen

Nun, trotz dem unoriginalen Ende der schönen Route über den Südostgrat war Gipfelfreude sichtbar und das zufällige Zusammentreffen mit Roman und Jürgen seltenes Pläsier. Bergsteiger kennen sich untereinander nur manchmal gut, meistens aber von den Einträgen in den Gipfelbüchern und äußerst selten sehen sie sich gemeinsam bei der Arbeit.

am Gipfel des Rosskopf, 2.668m

am Gipfel des Rosskopf, 2.668m

Die beiden Spezis haben die Runde über die Hintere Bachofenspitze her unternommen und waren an diesem Tag neben uns die einzigen Besucher des Rosskopfes.

Roman und Jürgen steigen vor uns vom Gipfel ab

Roman und Jürgen steigen vor uns vom Gipfel ab

Der Sonntag, vorletzter Tag im Oktober anno 2016 war bis spät in den Nachmittag hinein ein wenig sonniger Tag und am Gipfel blies ein leichter schneidend kalter Wind, aber die Sicht war dank des fehlenden Wasserdampfes in der Luft wieder einmal phänomenal und in technischen Bildern aus der „camera obscura“ nicht annähernd mit derselben Farbenkraft und Tiefe wiederzugeben. Trotzdem nutzten wir die Sonnenfenster und lichteten zum etlichsten Male die faszinierenden Grate der Gleirschtal – Halltalkette ab.

Blick zum Beginn der Gleirsch-Halltalkette

Blick zum Beginn der Gleirsch-Halltalkette

Der Aufstieg ab dem Wilde-Bande-Steig hat für die rund 650Hm fast zwei Stunden in Anspruch genommen. Man vergisst ihn nicht schnell, ist er doch sehr anstrengend und schön. Steinmandln gibt es kaum bis nicht.

Die höchsten Gipfel des Karwendels nicht mehr schneefrei

Die höchsten Gipfel des Karwendels nicht mehr schneefrei, im Vordergrund die drei Bachofenspitzen

Unser Abstieg wurde der „Normalweg“ (keine markierte Route!) über die Stempelspitzen. Ein toller Grat mit einigen ganz feinen, leichten Klettereien und Gratumgehungen meist rechts (westlich ins Sonntagskar blickend) und manchmal links (östlich, den Kälberkaren zugewandt) die nach der Schinderei in stiller Genugtuung, Schritt für Schritt ausgekostet werden.

Abstieg am Verbindungsgrat zu den Stempeljochspitzen

Abstieg am Verbindungsgrat zu den Stempeljochspitzen

Allerdings beachte man die Anstiege auf die Stempelspitzen auch, sie fordern erneut und in Summe dürften nochmals an die 150Hm zusammenkommen.

nette Passagen am Grat

nette Passagen am Grat

Die Strecke vom Gipfel des Rosskopf zur Kleinen Stempeljochspitze muß mit einer knappen Stunde bemessen werden, anschließend folgen noch 1.750m Abstieg und dabei 9km horizontaler Strecke bis zum Ziel beim Hackl am Eingang zum Halltal.

Aufstiege in leichter Kletterei

Aufstiege in leichter Kletterei

Einziger Lichtblick der Erleichterung sind die Stempelreisen, die sich vorzüglich zum Abstieg eignen sowie Andis Radl am Wasserberg, das aber nur ihm half.

Stilleben im Herbste; im Hintergrund die beiden Stempeljochspitzen

Stillleben im Herbste; im Hintergrund die beiden Stempeljochspitzen

Elektrolyte gibt es bei Werner in St. Magdalena bis zum 8. Dezember auch keine mehr, somit bleibt es dieser Tage beim Ausharren bis zur Walderbrücke.

Julian, Andi, Manuel und der Verfasser auf der Kleinen Stempeljochspitze

Julian, Andi, Manuel und der Verfasser auf der Kleinen Stempeljochspitze

Gesamt zeichnete der Chronograph 2.035Hm und 9:57 Std. Gehzeit auf.

Red.: um Verzeihung einiger unorthodoxen Wortschöpfungen wird gebeten, manchmal reicht die gewachsene Sprache nicht aus um den luftigen Höhen des Herzens zu genügen

Mils, 30.10.2016

 

Bild

Sonntagskarspitze 2.575m mit Umrundung Roßkopf

Den westlichen Teil der Gleirsch-Halltalkette, wie wir sie nennen – die zweite Karwendelkette – haben wir mit der Sonntagskarspitze nun erstmals in Angriff genommen.

das Ziel verbirgt sich hinter der Graterhebung

das Ziel verbirgt sich hinter der Graterhebung

Die Sonntagskarspitze ist der für uns, aus dem Halltal kommenden Besucher, am leichtesten erreichbare Gipfel des westlichen Teiles der Kette. Gewöhnlich steigen wir über den Hirschbadsteig zur Halltaler Pfeis auf und wenden uns im Tiefsten der im Juni üppig blühenden flachen Wiesenböden der Pfeis gen links auf ein kleines Steiglein am Latschenrand und steigen zum Anstiegsweg zum Stempeljoch auf (siehe Karte). Diese Variante zur Salinenstraße über die Herrenhäuser ist wesentlich schneller und Wasser gibt es zu dieser Jahreszeit zumeist auch aus einem zwei Zoll messenden Rohr am Pfeisboden.

immer wieder schön zum ansehen, die Iss und dahinter die Halltaler Pfeis

immer wieder schön zum ansehen, die Iss und dahinter die Halltaler Pfeis

Nach dem Stempeljoch geht es nun leider wieder bergab und zwar 300Hm zur Pfeishütte, wo man sich nochmals stärke und den Wasservorrat bei einer Trinkwasserstelle am Zubau zur Hütte auffülle, bevor man weitere nicht ganz 50Hm absteige und somit am tiefsten Punkt des Anstieges zur Sonnagskarspitze ankommt.

Die Sonntagskarspitze links und der Verbindungsgrat zur Hinteren Bachofenspitze von der Pfeishütte aus

Die Sonntagskarspitze links und der Verbindungsgrat zur Hinteren Bachofenspitze von der Pfeishütte aus

Der Steig ist einfach zu finden, er zweigt von der Straße zur Hütte nach 5 Gehminuten rechts (fast nördlich) ab und er ist von der Hütte aus gut zu sehen. Der gesamte Aufstieg zur Sonntagskarspitze ist gut markiert und sogar noch am beginnenden Karboden gibt es einen Wegweiser und zwar die Verzeigung zwischen der Sonntagskarspitze links (westlich) und der Hinteren Bachofenspitze rechts (nordöstlich).

Pfeishütte vom Steig zur Sonntagskarspitze aus

Pfeishütte vom Steig zur Sonntagskarspitze aus

der Wegweiser am vorderen Karboden

der Wegweiser am vorderen Karboden

Weiter geht es dann steil die felsdurchsetzten Wiesen hinauf bis sich die Rippe, die man besteigt, deutlich ausprägt und man eine tiefe Schlucht rechts des Steigverlaufes erblicken kann. Dieser Teil des Anstieges ist recht anstrengend, da er sehr steil ist, aber dafür geht es nun in leichter Kletterei (ohne jede Schwierigkeit) auf teilweise brüchigem Terrain weiter bis zu einem Vorkopf des Grates. Dieser Teilanstieg beginnt mit einem schön geformten kleinen Klemmblock an der beginnenden Schlucht und dauert schätzungsweise 15min, wobei das Gelände an Steilheit und Kühnheit des Grates nachläßt. ansteigt.

leichtes Klettergelände wie der Anstieg auf den Kleinen Lafatscher

leichtes Klettergelände wie der Anstieg auf den Kleinen Lafatscher

ein Klemmblock als augenfällige Überraschung

ein Klemmblock als augenfällige Überraschung

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Den Vorkopf erwartet man als Kletterei und ist sehr überrascht, sobald man den Steigverlauf entdeckt, der sich nun nach links (westlich) richtet und den Vorkopf somit elegant auf breitem Band umgeht.

der Gipfel ist noch lange nicht sichtbar

der Gipfel ist noch lange nicht sichtbar

Hinter dem Vorkopf, nach einigen wenigen Minuten kaum steigendem Steig, umgeht man einen breiten Felsen und erblickt zum ersten Mal während des Aufstieges die Sonntagskarspitze. Sie ist weiter entfernt als man geglaubt hätte.

der Steig umgeht den Vorgipfel westlich

der Steig umgeht den Vorgipfel westlich

ja, es ist noch eine gute Strecke zum Gipfel

ja, es ist noch eine gute Strecke zum Gipfel

Nun steigt man – in flacherem Gelände als die Felsköpfe zuvor – wieder zum Grat auf und steigt dazu einige Dutzend Meter rechts ab über Schutt- und Erdgelände empor.

die Sonntagskarspitze

die Sonntagskarspitze

Der Weitere Verlauf des Geländes ähnelt einem Tafelberg, jedoch mit dem Unterschied, daß die Tafel recht ordentlich geneigt ist. Man nimmt nun noch einige kleine und einen größeren Anstieg auf Erhebungen am Grat und kommt nach dieser größeren Erhebung auf den letzten Teil des Steiges.

der Grat zur Hinteren Bachofenspitze

der Grat zur Hinteren Bachofenspitze

Von dort ist der Anstieg auf einer lange glatte Platte die am oberen Rand, wiesendurchsetzt und vollkommen einsehbar, den seltsam schönen Steig trägt, der den Besteiger in ungefähr 20min zum Gipfel zu erledigen.

der Anstieg im Rückblick; eine interessante Route mit schönen Formen

der Anstieg im Rückblick; eine interessante Route mit schönen Formen

am Gipfel der Sonntagskarspitze

am Gipfel der Sonntagskarspitze

Der Ausblick von der Sonntagskarspitze ist gewaltig, liegt sie doch irgendwie in der Mitte der Kette, nach Norden und Süden sehr freigestellt und unverdeckt. Bis zum Solsteinhaus im Südwesten in 11km Luftlinienentfernung reicht der Blick.

Blick Richtung Nordkette und Reitherspitze

Blick Richtung Nordkette und Reitherspitze

Im Norden stehen die Giganten der Birkkar- und Kaltwasserkarspitze, im Westen die Linie der Kette mit der kühnen Kaskarspitze, gefolgt von den Praxmarerkarspitzen und im Osten unser Tagesziel, die Hintere Bachofenspitze mit südlichem Ausläufer, der den Roßkopf und die Stempelspitzen trägt.

das liegt vor uns

das liegt vor uns

frech wie Oskar

frech wie Oskar

Noch ein Blick zur Hinteren Bachofenspitze bevor wir den Grat angehen, der sogleich mit dem üblichen Abstieg zur tiefsten Einschartung zwischen beiden Gipfeln beginnt. Nach einer Aushöhlung am Kopf nach dem Gipfelaufbau von der Sonntagskarspitze (geeigneter Wetterschutz), geht es ohne nennenswerte Schwierigkeiten, vorbei an mächtigen Abstürzen im Norden zum Lafatscher Hochleger am breiten Grat ins Grattiefste hinab.

nun gehen wir den Grat zur Hinteren Bachofenspitze an

nun gehen wir den Grat zur Hinteren Bachofenspitze an

Dort angekommen, kann man die vor sich liegenden Aufschwünge schon näher erkennen und ahnt schon, daß man es mit manch anregender Geländeform zu tun haben wird.
Steinmandln weisen die erste Strecke häufig hilfreich und auch logisch errichtet den Weg, sie werden später weniger.

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Wie so häufig im Karwendel umgeht man mächtige Geländestufen meist südlich des direkten Gratverlaufes, so auch diese erste, schon von der Pfeis aus markante, hohe Stufe, die man bequem umgehen kann.

noch sieht man die Schlüsselstelle nicht

noch sieht man die Schlüsselstelle nicht

Weiter geht es direkt am Grat, wobei kleinere Köpfe direkt genommen werden und der Grat etwas zahmer wird. Die Brüchigkeit hält sich teilweise angenehm in Grenzen, ist aber lokal, dort wo man sie nicht gut braucht, doch recht groß. Hier Rückblick nach 20min Gehzeit ab der Sonntagskarspitze, in etwa in der Hälfte der Überschreitung.

ein Rückblick bei der Hälfte

ein Rückblick bei der Hälfte

Mit zunehmender Annäherung an die Hintere Bachofenspitze wird der Grat steiler und die abwärtsgerichteten Schneiden enden. Es folgen nur noch Aufstiege mit wachsender Steilheit, um den absoluten Höhenunterschied der beiden Gipfel von knapp 100Hm zu überwinden.

kaum südlich zu umgehen

kaum südlich zu umgehen

Diesen kühnen Kopf möchte man zuerst nicht gerne angehen und sucht südlich davon auf breitem, steil abwärtsgeneigtem Schuttband eine Umgehungsmöglichkeit, die sich aber nicht bietet. Also zurück und prüfend die Route musternd in Gratnähe. Es erschließt sich einem dann aber doch eine Route in der Verschneidung die sich als recht gut gangbar erweist und die nicht so schwierig ist, daß man sie ohne Sicherung nicht begehen möchte.

die Schlüsselstelle naht, noch wissen wir nicht wo sie sich verbirgt

die Schlüsselstelle naht, noch wissen wir nicht wo sie sich verbirgt

Weiter nun auf brüchiger, kleinstückiger, charakteristischer oranger Geologie bis zur Schlüsselstelle knapp unterhalb der Hinteren Bachofenspitze.

Schlüsselstelle knapp vor der Hinteren Bachofenspitze

Schlüsselstelle knapp vor der Hinteren Bachofenspitze

Bei dieser Stelle waren wir froh, daß wir sie im Aufstieg nehmen durften, im Abstieg ist sie uneinsehbar. Ebenfalls verlangt sie einem Respekt ab, sie ist ausgesetzt, über 4-5m senkrecht und nicht von bestem Fels gekennzeichnet (jedoch nicht übermäßig brüchig).
Man nimmt sie direkt an der Gratkante und steht unter höchster Konzentration, die richtigen Haltepunkte auszuwählen. Man kann die klettertechnische Schwierigkeit dieser Stelle im Aufstieg mit III bezeichnen.

Im Abstieg empfehlen wir unbedingt deren südliche Umgehung über Schuttbänder, was die Kollegen, die wir am Gipfel getroffen haben und die die Überschreitung in umgekehrter Richtung unternahmen auch getan haben (immerhin bekannte Extremkletterer).

die Schlüsselstelle im Rückblick

die Schlüsselstelle im Rückblick

Manuel im Nachstieg ist im senkrechten Teil kaum sichtbar. Man sieht das Geröll im Vordergrund.

sie ist nicht wirklich schwierig im Anstieg, im Abstieg möchte man sie nicht direkt nehmen

sie ist nicht wirklich schwierig im Anstieg, im Abstieg möchte man sie nicht direkt nehmen

Der Rest zum Gipfel besteht aus ca. 25Hm auf viel Schutt, die südlich über eine letzte leichte Verschneidung erklommen werden.

die letzen Meter der brüchigen Stellen des Grates

die letzen Meter der brüchigen Stellen des Grates

Der Rückblick nach vollbrachter Meisterung des Unbekannten.

am Gipfel der Hinteren Bachofenspitze

am Gipfel der Hinteren Bachofenspitze

Das Sonntagskar führt noch jede Menge Schnee für ein nach Süden gerichtetes Gelände und der Aufstieg aus diesem zum Verbindungssattel H. Bachofen/Roßkopf ist noch mit einigermaßen Schneefeldern bedeckt.

das Sonntagskar gen Südwesten

das Sonntagskar gen Südwesten

Man verläßt die Hintere Bachofenspitze über ein paar Rippen, die, Widerhaken gleich, in die Gegenrichtung überklettert werden (alles ohne Schwierigkeiten) und erreicht die tiefe Einschartung zwischen den beiden Bachofenspitzen mit den vom Halltal aus schon weithin sichtbaren markanten vier Steinköpfen.

die markanten Felsmandeln am Grat zur Hinteren Bachofenspitze im Abstieg

die markanten Felsmandeln am Grat zur Hinteren Bachofenspitze im Abstieg

Sodann geht es die sehr steile und brüchige Aufstiegsrinne hinab wobei diesmal noch einige Schneefelder die Abstiegsmühen erleichtern. sie werden kurzerhand auf den Bergschuhen abgefigelt und der firn erweist sich von typisch griffiger Konsistenz. Ein Vergnügen!

Abstieg in der Rinnen zwischen beiden Bachofenspitzen

Abstieg in der Rinnen zwischen beiden Bachofenspitzen

abfigeln mach immer Spaß und ist schnell

abfigeln mach immer Spaß und ist schnell

das Firnfeld noch immer 3m hoch an den Begrenzungen zum Fels

das Firnfeld noch immer 3m hoch an den Begrenzungen zum Fels

Weiter unten im hinteren Bachofenkar und bis dorthin, wo der Bach „offen“ ist begleiten uns noch weitere Firnfelder, die wir weidlich ausnützen, um dem unangenehmen Blockwerk zu entgehen.

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Gemsen in einer Herdenstärke von 50 Tieren (mit Jungtieren) kommen vorwiegend im abgeschiedenen Bachofenkar vor und bescheren uns noch einen tollen Anblick.

heute mehr als 40 Tiere gezählt

heute mehr als 40 Tiere gezählt

hier ist der "Bach offen" und gibt dem Kar seinen Namen

hier ist der „Bach offen“ und gibt dem Kar seinen Namen

Ein Tipp: die Abkürzung ins Halltal ist der Wilde Bande Steig in Richtung Stempeljoch und nach 10min vom Steig weglos links abwärts bis zur Stempelreise, wobei dort ein kleiner, sichtbarer Steig abzweigt über den man auf den Hauptsteig zum Stempeljoch trifft.
Diese Variante spart ordentlich Höhenmeter anstelle der Variante zum Lafatscher Joch.

Tipp für den Abstieg, nicht östlich sondern westlich und ab vom Steig auf die andere Talseite

Tipp für den Abstieg, nicht östlich sondern westlich und ab vom Steig auf die andere Talseite

und hier am Steig vom Stempeljoch einfädeln (viel kürzer und angenehmer als über das Lafatscher Joch)

und hier am Steig vom Stempeljoch einfädeln (viel kürzer und angenehmer als über das Lafatscher Joch)

Die abschließenden Harfenklänge bei Karl vor seinem Knappenhäusl machen aus der Tour einen unvergesslichen Tag. Berg Heil!

Sonntagskarspitze - Umrundung Roßkopf

Mils, 22.06.2014