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Schafmarebenkogel mit Überschreitung zum Hocheder, 2.796 m

Hoch über der Pfaffenhofer Alm erheben der Schafmarebenkogel und der Hocheder und beide sind vom Inntal aus als mächtige Vorboten im Nordwestkamm dem Rietzer Grieskogel vorangestellt. Ihre Besteigung als Einzelziel ist nicht schwer, die Überschreitung zwischen beiden Gipfeln erfolgt auf einem aufgelassenen Steig und der Grat darüber erwies sich ohne Sicherungsmittel als nicht überkletterbar.

Gipfelkreuz am Schafmarebenkogel mit Kreuz am Sonnkarköpfl in der Tiefe

Als Startpunkt für die schöne Runde wurde die Pfaffenhofer Alm, auch bekannt unter der Bezeichnung Widdersberger Alm, gewählt. Sie liegt auf 1.694 m und zu ihrer Anfahrt wird eine Genehmigung durch die Gemeinde Pfaffenhofen benötigt, die vorab im Gemeindeamt erwirkt werden kann, aber auch direkt auf der Alm, bei der Wirtin. Letzeres mußte in Unkenntnis der Sachlage in Anspruch genommen werden, somit wurde die Benützungsgebühr von geringfügig mehr als zwei Euro direkt in der Alm entrichtet und damit der amtliche Segen erteilt.

Start bei der Pfaffenhofer Alm

Eine kurze Strecke auf dem sogenannten Bettlersteig beginnt die Reise auf den Schafmarebenkogel.  Das kurze Tal gegen Süden wird rasch steiler und der Steig windet sich durch eine Waldpassage auf die östliche Talflanke in Richtung zum Sonnkarköpfl hinauf. Nach 200 Hm zweigt der Anstieg vom Bettlersteig ab, der weiter nach Osten führt.

mit unglaublich satten Farben der Waldgrenze zu; Schafmarebenkogel links, Hocheder rechts

Bald wird die Waldgrenze erreicht, offene Flächen mit Almrosenbewuchs werden betreten und bald danach tritt das große Gipfelkreuz des Sonnkarköpfls ins Blickfeld. Neben dem Steig findet man immer wieder schöne Exemplare von Augengneis vor.

Sonnkarköpfl links oben

Man kann das Sonnkarköpfl auf dem Anstieg zum Schafmarebenkogel mitnehmen und dazu entweder direkt, ohne Wegweiser auf einem abzweigenden Steig aufsteigen, oder an der Abzweigung mit den Wegweisern den Steig leicht rückwärts nach Nordosten nehmen.

Wegweiser zurück zum Sonnkarköpfl und auf den Gipfel

Da erstere Möglichkeit im Eifer des Aufstiegs versäumt bzw. nicht rechtzeitig erkannt wurde, fiel am Wegweiser auch die Strecke zurück nach Nordosten nicht in die Wahl und somit wurde das Sonnkarköpfl ausgelassen. Der Aufstieg vom Wegweiser zum Kreuz beträgt 55 Hm.

Wechsel auf die Ostseite des Kamms mit Gipfelkreuz

Kurz nach dem Wegweiser wechselt der Steig in einer Einsattelung auf die Ostseite des Kamms, der vom Schafmarebenkogel herunterzieht. Der weitere Aufstieg wird dort gut einsehbar.  Schöne Blicke auf die Pfaffenhofer Alm und ins Oberinntal bestehen auf der folgenden Kammhöhe und ebenso auf den westlich gegenüberliegenden Narrenkopf, dessen Gipfelhöhe man dort bereits nahe gekommen ist.

grandioser Blick auf die Pfaffenhofer Alm und das Oberinntal

Wenig später leitet der Steig über eine felsige Gratrippe, die mit einer neu errichteten Seilversicherung ausgestattet ist.  Dort kann der spätere Abstieg vollständig eingesehen werden. Vom Hocheder geht es über den schärferen Grat hinab zum Narrenkopf und von dort in den Kessel, den alle drei Erhebungen bilden.

erneuter Seitenwechsel bei einer felsigen Passage

Der weitere Aufstieg auf den Schafmarebenkogel wartet mit keinen Entdeckungen mehr auf und führt durch schönes Gelände vorwiegend über Bergwiesen, kurze Passagen über felsiges Terrain bis zum Gipfelaufbau.

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der Kessel zwischen den drei Erhebungen wird sichtbar; späteres Abstiegsgelände

Aufwändig und schön gestaltet findet man das Gipfelkreuz aus Edelstahl der Jungbauernschaft und Landjugend Oberhofens am Schafmarebenkogel vor. Es wurde 2016 errichtet. Die nächste Etappe auf den Hocheder kann von hier aus fast vollständig erkundet werden. Die Einsattelung zwischen beiden Gipfeln beträgt vom Schafmarebenkogel aus auf den Grat gemessen etwa 120 Hm, der Abstieg beträgt etwas mehr, da der Versuch des Überkletterns des Grates fehlschlug.

Rückblick auf das Sonnkarköpfl

Vom Schafmarebenkogel bietet sich eine schöne Ansicht der Peiderspitze im Osten mit dem  langen und schönen Nordgrat mit den Schloßköpfen, der eine bärige Aufstiegsroute von der Inzinger Alm darstellt; rechts im Vordergrund das Seejoch, das von der Peiderscharte leicht erreicht werden kann.

Talblick mit Aufstiegskamm am Schafmarebenkogel

Nach einer kleinen Jause erfolgte der Abstieg in die Einschartung und gleich zu Beginn stellt man alte Markierungen fest, die vom aufgelassenen Steig künden. Der Abstieg ist rasch erledigt und es stieg die Freude am Anblick der kurzen Gratstrecke bis zum Gegenanstieg.

Peiderspitze im Osten, rechts im Vordergrund das Seejoch

Kurz vor dem Tiefsten bietet sich eine Stelle an, auf der man recht bequem auf die Grathöhe gelangt. Dieser wurde kurzerhand gefolgt und das Zinnengewirr des scharfen Grates erreicht.

Abstieg zur Einsattelung zum Hocheder im Detail

Die ersten Zacken ließen sich recht einfach beherrschen, dann folgten eine knifflige Stelle mit glattem Fels und großer Schrittlänge sowie dahinter ein unüberwindbarer Absturz, der das Vorhaben zum Scheitern brachte. Ohne Abseilen nicht machbar. Auch der Versuch die Stelle nordseitig zu umgehen scheiterte ohne Sicherung. Die Gratstrecke mußte also nordseitig unterhalb der Felsen umgangen werden.

Überstieg auf den Grat

Der Rückblick von jenseits am Gegenhang des Hocheders brachte auch keine Lösung für ein Durchkommen am kurzen Grat, allerdings wurde die Abbruchstelle nicht aufgesucht und genau erkundet. Eine Wiederholung wäre nicht in Frage gekommen und vielleicht gelingt eine Überkletterung ein anderes Mal. Also wurde der Gegenanstieg in Angriff genommen, der auf dieser Seite 200 Hm beträgt.

langer Überstieg auf den nächsten Zacken voran, dahinter der Abbruch

Noch während der Gratstrecke taucht die Umgehung von unterhalb herauf und es folgt ein kurzes Stück auf der Grathöhe bzw. leicht südlichen Seite, bis an das Bergmassiv heran. Weiter kann man sich im Aufstieg an den Markierungen orientieren, bzw. ist eine Orientierung nicht in dem Ausmaß notwendig, als daß man sie wirklich bräuchte.

erfolgloser Abstieg auf die Umgehung unterhalb der Gratfelsen

Die beste Route erfolgt stets nördlich der schwach ausgeprägten Gratkante weit mehr in Geröll und Hangschutt als in Abstieg vom Schafmarebenkogel. Bald taucht das Gipfelkreuz des Hocheders auf, das nach rechts (nördlich) drehend erreicht wird.

plattiger Übergang leicht links von der Grathöhe

Am Hocheder genießt man einen phantastischen Blick auf den Rietzer Grieskogel in 1.150 m Entfernung im Südwesten. Das einfache Gipfelkreuz des AV Pfaffenhofen wurde auf einer interessanten Stahlfundamentierung aufgestellt, die etwas in den Untergrund eingegraben, mit Gesteinsbrocken beschwert und damit ohne Beton einen tragfähigen Sockel bildet.

Gipfelkreuz am Hocheder bereits in Sicht

Der Hochpunkt am Hocheder ist am Gipfelkreuz aber durch die Notwendigkeit der Bauweise des Kreuzsockels nicht erreicht, weshalb man ihn ein erst paar Meter Aufstieg etwas weiter südlich vorfindet.

Hocheder, 2.796 m

Der Ausblick am Hocheder reicht weit in die Stubaier Alpen, sowie in den Norden in die Mieminger Kette und das Wettersteingebirge, sowie im Westen in die Lechtaler Alpen, von denen sich viele Berichte auf diesem Blog finden. Die schönsten Anstiege in den nördlichen Sellrainer Bergen finden sich etwas östlich und zwar auf die Peiderspitze und den Mitterkogel. Im Südosten findet sich ein interessanter und wenig besuchter Anstieg auf die Freihut.

Rietzer Grieskogel im Südwesten

Im Abstieg über das kristalline Schiefergestein wird nach der Flachstrecke am Hocheder der etwas schärfere Gratrücken zum Narrenkopf erreicht. Vorher trifft der Abstieg mit dem schönen Aufstieg vom Rietzer Grieskogel zusammen, der über einen scharf aussehenden Grat auftaucht, jedoch lediglich einen teilweise seilversicherter Normalsteig darstellt.

Gipfelkreuz des Hocheders von seiner geodätisch höchsten Stelle gesehen

Im Abstieg zum schmäler werdenden Nordgrat kann man schön auf die Peter-Anich- Hütte hinabblicken, über die ein schöner Anstieg auf den Rietzer Grieskogel zu unternehmen ist.

Blick nach Norden in den Kessel zwischen Narrenkopf, Schafmarebenkogel und Hocheder

Der Teil „für Geübte“ des Abstiegs liegt bald hinter einem und stellt für selbst für einen Bergwanderer ein Vergnügen denn eine Herausforderung dar. Es gibt am steilen Steig so gut wie keine Ausgesetztheit und neben ein paar Stellen unter Einsatz der Hände keine wirklich erforderliche Kletterei.

Peter-Anich-Hütte auf der westlich folgenden Rippe unterhalb des Angersees

Also nähert man sich dem Sattel zum Narrenkopf, der keinen selbständigen Gipfel darstellt, da ihm die Schartenhöhe dazu fehlt. Er trägt zwei Holzkreuze, eines am Hochpunkt und das andere nördlich vorgelagert inmitten einer Blocksturzhalde, dem eigentlichen Narrenkopf.

nach dem steilen Teil des Abstiegs zum Narrenkopf

Zu letzterem steigt man etwa 40 Hm vom Hochpunkt ab. Steigspuren führen zurück zum Sattel an dem in den Kessel zwischen Schafmarebenkogel, Hocheder und Narrenkopf zurück zur Pfaffenhofer Alm abgestiegen wird.

Holzkreuz am Narrenkopf

Im Kessel trifft man eine kleine Herde von Schafen an, die eilig das Weite suchen, sobald man sich auch nur 200 m annähert. Einige Minuten wird der Kessel mäßig flach ausgewandert, bevor der Geländesprung hinab zur Alm erfolgt.

Holzkreuz am Hochpunkt des Narrenkopfs

Auf steiler werdendem Steig steigt man zuerst über Schuttflächen und später Wiesen zu einer anmutenden Fläche mit lichtem Zirbenbewuchs ab, der von einer Au von Grünerlen abgelöst wird und man das flache Almgelände erreicht.

Pfaffenhofer Alm mit Schafmarebenkogel und Narrenkopf im Hintergrund

Der Besuch der Pfaffenhofer Alm verspricht immer ein kulinarisches Erlebnis, also soll er nach 1.230 m und 7,5 km Strecke nicht gemisst werden. Gesamt wurden für die schöne Rundtour 6:05 Stunden benötigt.

von Südosten aus gesehen, von rechts – Schafmarebenkogel, Hocheder und Rietzer Grieskogel

Das Trio der Gipfel Schafmarebenkogel, Hocheder und Rietzer Grieskogel ist besonders eindrucksvoll von Südosten aus anzusehen, hier ein Bild vom Metzen anlässlich einer anderen Bergtour.

Mils, 08.07.2023