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Schitour Kuhmöser, 2.264 m

Beim richtigen Wetter schitourentechnisch ein Schmankerl, eine kleine Spritztour, eine Halbtagestour, der Südhang im Frühjahr eine Sonnenspritze und noch mehr positive Eindrücke  stellt das kurze Vergnügen auf den Kuhmöser von Schellenberg aus dar.

Kuhmöser, 2.264 m

Mit knapp unter 1.000 Hm Aufstieg erfolgt die Besteigung des Kuhmösers – oder Kuhmessers, wie er im Volksmund genannt wird – in knapp zwei Stunden wodurch bei frühem Start im Frühjahr auch noch vernünftige Abfahrtsverhältnisse zu erwarten sind.

Schellenberger Anger Blick Richtung Hochfügen

Der Aufstieg erfolgt zur Gänze über einen Südosthang, sodaß man sich der Sonne von Beginn an sicher sein kann. Die einzige Ermangelung bei diesem Vorhaben stellen Parkplätze dar. Etwa 1 km nach dem Gasthaus Schellenberg, bei einer Abzweigung zur Straße in den Finsinggrund hinab, gibt es ab dem Ausaperstadium einige Parkplätze und noch früher, wenn der Pflugfahrer absichtlich etwas breiter geräumt hat als notwendig.

Blick zum Kuhmöser

Den flachen, noch durchgehend schneebedeckten Weg mit zwei Kehren am zu Beginn sollte man im Frühjahr akzeptieren, oder etwas direkter mit ggf. kurzen aperen Passagen ansteigen.

Aufstieg zwischen kleinen Bäumchen und Latschen

Der Anstieg am Weg endet kurz vor der scharfen Waldgrenze in Richtung Gartalm. Dort zweigt der Anstieg auf den Kuhmöser links in die vom Schnee noch gut nieder gehaltenen Latschen ab.

oberhalb der Waldgrenze, Blick Richtung Metzenjoch

Zwischen den jungen Bäumchen zirkelt der Aufstieg fast wahllos durch die bärige Landschaft, in direkter Richtung auf die Schrofen des Kuhmöserkammes zu. Oberhalb des dichten Waldes zur Rechten könnte man über den Druckbichlsteig in den Hang zum Gartalm Hochleger queren und das Kellerjoch – oder auch Kreuzjoch genannt – vom Hochtalkessel aus besteigen.

herrliche freie Flächen voraus

Die Schitour zur Gipfelkapelle ist aber auch über den Normalanstieg auf das Kellerjoch, oder den „Kellner“, wie ihn der Einheimische nennt, eine sehr schöne Schitour.

unterwegs am völlig bewuchsfreien Südhang

Durch einen schwach ausgeprägten Graben wechselt der Anstieg auf den Kuhmöser westwärts, in gutem Abstand zu einem steinernen Lawinenschutz in Pfeilform, der weit rechts liegen gelassen wird und vielleicht gar nicht gesichtet wird, wenn man die Wendung schon weiter unten vollzieht.

leichte Kuppierung bei der Querung leitet an das Südwesteck des Kuhmösers heran

Über den schönen mittelsteilen Südhang führt die Route nun den Hang querend nach oben. Leichte Kupierung ist die einzige Abwechslung in der Querung zum Weg zum Loassattel auf den Kuhmöser während man unterhalb der wenigen Schrofen der Südwestecke des Kuhmösers entgegen strebt.

kurz vor dem Südwesteck

Während der weißen Weiten der unbewachsenen Hänge kann auf der Gegenseite in Richtung Hochfügen der Finsinggrund gut beobachtet werden.

Wetterkreuzspitze gegenüber

Von Marchkopf über den Kraxentrager bis zum krönenden Highlight des Roßkopfs und dem klassischen Schitourenberg des Gilferts hat man viele der schönen Routen vor sich.

Sonntagsköpfl, Gilfert und Gamssteine

Über eine merkbare Kuppe endet die Querung zum Südwesteck des Kuhmösers. Von dort aus genießt man einen traumhaften Blick auf die kleineren Schitourenziele des Sonntagsköpfls und der Gamssteine.

Aufstieg am ausgeaperten Südwesteck zum Kuhmöser

Über das Eck drüber führt die Schitour auf den Kuhmöser ziemlich genau dem Sommerweg entlang. Die Rippe selber ist meist rasch im Frühjahr völlig aper und man steigt in der seichten, eher noch weiter westlichen Mulde steil bis zum Gipfel an. Diese Mulde ist vom Gilfert her gut erkennbar und mutet wie eine Schipiste an.

Blick auf den Loassattel hinab

Die Szene über die Mulde hinauf, ohne den geringsten im Winter sichtbaren Bewuchs, ist beeindruckend und bei ungetrübter Sonnenbestrahlung schweißtreibend. Beim Aufziehen von dichtem Nebel dürfte der Anstieg jedoch abzubrechen sein, wenn nicht die sichere Ortskenntnis Orientierung bietet.

noch genug Schnee in der Mulde westlich der Südkante

Mit dem Abflachen der Mulde nähert man sich dem Gipfelkreuz, das rasch sichtbar wird. Leider verhinderte der Nebel bei des Verfassers Anstieg die Sicht auf das Kreuz stark. Die unüblich warmen Temperaturen ließen aufsteigende Feuchtigkeit schon rasch über dem Gelände kondensieren und somit leichten Nebel entstehen.

abflachend geht es dem Gipfelkreuz zu

Auf dem riesigen flachen Kuhmöser gibt es jede Menge Rastmöglichkeiten mit großem Abstand untereinander, sodaß jede Gruppe individuelle Plätze findet. Eine Steingruppe zwischen dem Gipfelkreuz und der Lawinenauslöseanlage für die Schellenberglawine diente dem Verfasser als Museort für die Gipfelrast.

Kuhmöser mit Kellerjoch im Hintergrund

Von dort bietet sich ein sagenhafter Blick auf die Gipfelkapelle am Kellerjoch. Und der gesamte Hang aus dem Hochtalkessel hinter dem Gartalm Hochleger kann eingesehen werden.

Gipfelkapelle am Kellerjoch bzw. Kreuzjoch

Als äußerst nordöstliche Gipfelgruppe der Tuxer Alpen reicht die Aussicht auch bis in die Kitzbüheler und Zillertaler Alpen, jedoch just nicht zur Stunde des Gipfelaufentaltes des Verfassers. Daher leider keine Bilder in der Bildergalerie davon.

Gipfelkreuz am Kuhmöser

Die Abfahrt auf der Route des Aufstiegs präsentierte sich in den steileren Passagen mit entsprechend intensiver Sonneneinstrahlung mit tiefem Einsinken, auf den flacheren Passagen mit einer passablen Firnoberfläche.

mit zwei Gleichgesinnten bei der Abfahrt zusammengetroffen

Ab der Höhe der Hänge mit Latschenbewuchs bis zum Parkplatz herrschten stets weicher werdende Verhältnisse jedoch gut fahrbar mit wenig tiefem Einsinken.

hinab zum Parkplatz Schellenberg vor der gleichnamigen Jausenstation an der Hochfügenerstraße, die immer für den Abschluß der Tour gut ist.

Bei sonnigem Wetter mußte unbedingt ein Besuch der Terrasse der Jausenstation Schellenberg und zum Bier deftige Knödeln genossen worden sein.

letzter Blick auf Hochfügen auf der Abfahrt zum Parkplatz (verdeckt durch die untersten Bäume)

Gesamt benötigte der Verfasser 3:15 Stunden bei 975 m Aufstieg und 3,6 km Strecke für die nette Tour.

Mils, 19.03.2022

Schitour Kellerjoch 2.344m

Mit dem Ausgangspunkt längs der Straße auf gut 1.300m bei Grafenast ist die Schitour auf den „Kellner“ – wie die Einheimischen zum Kellerjoch sagen eine eher kurze, am Ende allerdings eine interessante Schitour.

Aufstieg im Wald nach der ersten Querung der Piste

Das Ticket mit der moderaten Parkgebühr längs der Straße zum Lift auf Grafenast bezieht man am Automat in der Kurve und knapp danach führt der Weg mitten durch ein paar Ferienhäuschen und durch den Wald unterhalb des Liftes. Von dort wird zu Beginn über die Wege und Pisten der Bergbahnen, oder auch im Wald links neben der Piste – etwas moderater in der Steigung –  aufgestiegen.

Oberhalb des Gasthaus Hecher am Weg zum Arbeserkogel

Ab der ersten Flachstelle wechselt der Aufstieg dann dauerhaft ins Pistengelände, das am Tag unseres Aufstieges gerade für die Wintersaison präpariert wurde. In Aufstiegsrichtung links neben der Piste steigt man bis zum Gasthaus Hecher auf 1.887m weiter.
Dieses wird im Aufstieg zunächst links liegen gelassen und in wenigen Minuten der Gipfel des Arbeserkogel auf 2.026m erreicht.

traumhafte Landschaft am breiten Rücken Richtung Kellerjoch

Am Arbeserkogel beginnt ein nettes Stück am langen Sattel zum Gipfelaufbau des Kellerjoches hin. Die Aufstiegsroute zieht sich durch einen anregenden Teil am breiten Rücken mit kleinen Einschnitten, die mit der überraschend kräftigen Vormittagssonne im frühen Dezember ein bezauberndes Licht und Schattenspiel bieten. Recht flach verläuft der erste Teil des Anstieges bis zur Weggabelung vor dem Gipfelaufbau.

der Anstieg recht flach zwischen niederen Geländestufen

Im folgenden steileren Anstieg werden Gratschrofen abwechselnd nordost- und südwestseitig bewältigt, bis die Route dauerhaft südostseitig zur Kellerjochhütte emporzieht.

zum Wegkreuz hin wird es etwas steiler

Am Tag unserer Begehung herrschte kein bis wenig Wind, aber es ist vorstellbar, daß der freistehende Vorsprung auf dem die Kellerjochhütte erbaut wurde, kein besonders wirksamer Schutz gegen Wind aus allen Richtungen darstellt, wie auch die Außenwände der Hütte selber. Allerdings ist ebenso gut vorstellbar, daß es sich bei entsprechendem Wetter stundenlang dort zubringen läßt, denn wie auch beim Gasthaus Hecher befindet man sich mitten im Inntal, ohne die Sonneneinstrahlung trübende Bergketten und – meines Erachtens – der besonderen Lage wegen ein begnadeter Ort mit dem längsten Sonnentag in Tirol.

Aufstieg am Gipfelaufbau

Die Kellerjochhütte ist weiters – als Highlight für Tourengeher – zum Jahresende von 29.12. bis 31.12. untertags geöffnet, so entnimmt man diese freudige Besonderheit dem Internet.

Rückblick knapp unterhalb der Kellerjochhütte

Einer der Kollegen aus unserer viereinhalbköpfigen Gruppe beschloss sein Knie zu schonen und bei der Hütte auszuharren bis wir restlichen drei mit Veit, dem Tourenhund den kurzen Abstecher zur Knappenkapelle, sozusagen dem Gipfelkreuz des Kellerjochs, bewältigt hatten. Für dieses Unternehmen empfiehlt es sich die Schi bei der Hütte zu belassen und den kurzen aussichtsreichen schmalen Grat als eine natürliche Abwechslung anzunehmen.

am Weg zur Knappenkapelle – die Flanke gleich nach der Hütte

Der Grat kann natürlich für jenen, der es erzwingen will auch mit den Tourenschi bewältigt werden, jedoch erscheint das Vergnügen nur das halbe zu ein, denn abgewehte Felsköpfchen erzwingen akrobatische Bewegungen und das Auf und Ab am Grat mit Fellen, nur zum Zwecke die letzten 200m die Schi partout nicht ablegen zu wollen, erscheint mir auch keine besonders begehrenswerte bergsteigerische Leistung darzustellen.

ein nettes Gratstück

Wie auch immer, der kurze leichte Grat ist die Abwechslung und der Gipfelkopf mit der Knappenkapelle das lohnende Ziel. Knapp 30min brauchten wir dafür von der Hütte aus in etwas mehr als knietiefem Schnee.

am Grat zum Kellerjoch

Von phantastischer Rundsicht geprägt ragt der rundlich geformte Gipfel auf und trotzt das kleine Kirchlein auf 2.344m den Naturgewalten. Und weil sich Bergsteiger immer die Zeit nehmen geschichtliche Fakten ihre Ziele zu erfahren staunt man nicht schlecht über den unbeugsamen Willen der Bevölkerung die oftmalige Wiedererrichtung der Holzkapelle im Laufe von knapp fünf Jahrhunderten in Angriff zu nehmen.

Am Kellerjoch bei der Knappenkapelle

Von der Kapelle bietet sich auch eine Abfahrt zum Gasthaus Schellenberg an der Hochfügenstraße an.

Blick in die Zillertaler

Mittig zwischen den Giganten der Zillertaler mit der markanten Reichenspitzgruppe, über das nur im Tiefsten grüne Inntal bis zu den bizarren Spitzen des Karwendels reicht das Auge von Süden bis zum Norden und im Osten zum Greifen nahe das markante Kaisergebirge.

das Karwendel

Zurück bei der Hütte fanden wir einen Fahrbereiten Kollegen wieder, der mittlerweile über kalte Zehen klagte und zur Abfahrt aufrief. Man beachte die lange Zeitspanne für Zurückbleibende, wenn man als Teilgruppe den Aufstieg zur Kapelle unternimmt, speziell bei kaltem Wind.

am Rückweg zur Kellerjochhütte

Unser Vorhaben über die Südwestseite nach Naunz abzufahren konnte an diesem herrlichen Tag mit jeder Menge Pulverschnee und keinerlei Feindkontakt unter dem Belag zur allgemeinen Freude umgesetzt werden. Hiervon zeugen auch die Bilder in der Galerie.

knapp vor der Hütte am Rückweg

Gegen Ende der Abfahrt mußte für Veit, den Hirtenhund eine Mitfahrgelegenheit her, denn nachdem er den Aufstieg ungefähr viermal zurückgelegt hat, um uns alle zusammenzuhalten und er sich bei der Abfahrt im Tiefschnee über den Sonnenhang restlos verausgabt hatte war er in Naunz völlig geschafft.

am Sonnenhang nach Naunz

Wichtig ist es den richtigen Weg zum Lift zu finden und nicht zu tief zum Loasweg abzufahren, denn sonst ist ein abschließender Aufstieg über die Asphaltstraße zum Parkplatz nötig.

im Almgelände des Naunzer Hochlegers

Man nimmt daher den vom Naunzer Niederleger aus gesehen oberen Weg (Weg der Sinne) und schafft mit recht flacher Abfahrt und teilweise Anschieben den Schluß zum Lift, bzw. zum Waldwegelchen, das wieder durch die Häuser zur Straße hinunter führt.

etwas Gestrüpp konnte die schöne Abfahrt nicht trüben – eine Alternative hierzu wäre der Weg durch die Stauden

Eine private Einladung mit phantastischer Gerstensuppe am Hochpillberg in toller Kulisse mit den letzten Sonnenstrahlen lange nach halb vier sorgte für Hochstimmung zum gelungenen Tourenabschluß.

mit dem Veit im Arm hinab auf den Weg zum Lift

Die gesamte Aufstiegszeit bis zur Knappenkapelle betrug 2,5 Stunden incl. 10min Pause auf der Kellerjochhütte (die Normalzeit die angegeben wird beträgt 3 bis 3,5 Stunden) für die ziemlich genau zurückzulegenden 1.000Hm und man rechne je nach eigenem Leistungsvermögen mehr oder weniger.

rot = Aufstiegsroute / blau = Abfahrtsroute

Mils, 02.12.2017