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Schitour Großer Beil, 2.309 m

Den höchsten Gipfel der östlichen Begrenzung des Alpbachtales, genauer, vom Luegergraben nach Inneralpbach, bildet der Große Beil und interessant für die Schitour macht ihn die steile Abfahrt über seinen Nordwesthang, der die Tour auch zur Runde ausbaut. Im Internet wird man zu dieser Variante der Schitour bis dato kaum fündig, obwohl am Tag unserer Begehung einige Tourengeher dasselbe Ziel der Abfahrt hatten.

Großer Beil, 2.309 m

Wie bei allen Touren vom Luegergraben erfolgt der Start der Tour am Parkplatz, bei dem ein kleines Entgelt eingehoben wird. Den Anstieg zur Faulbaumgartenalm unternimmt man entlang der Rodelbahn mit einigen kleinen Abkürzungen nahe der Kehren der Straße.

Gelände der Faulbaumgartenalm

Um einen Eindruck dieser etwa 3,6 km langen und sich über 360 Hm hinziehenden Strecke siehe den Bericht über die Schitour auf den Mareitkopf, die den unteren Teil der Rodelbahn beschreibt und den Bericht über die Schitour auf den Kleinen Beil, der Bilder vom oberen Teil enthält.

östlicher Abzweig auf den Großen Beil im Gelände der Filzalm

Nach der Faulbaumgartenalm, die bei der Rückkehr ein sonniges Einkehrziel darstellt, führt die Spur flach zur nächsten Talstufe auf das Gelände der Filzalm und etwa 150 m vor dem Almgebäude beginnt der steile Aufstieg auf den Sattel zwischen Großer Beil und Gressenstein.

herrlicher Aufstieg nach der Filzalm

Der Aufstieg führt im oberen Teil – beim sogenannten Bettlersteig, bevor das Gelände merklich flacher wird und man aus den Baumgruppen in freies Gelände austritt – über kurze Strecken teilweise über Gelände mit mehr als 35° Hangneigung, wofür die Lawinenwarnstufe passen muß. Die vereinzelten altehrwürdigen Zirben und die knorrigen Tannen vermitteln ein wenig den Eindruck von Wald, dem im Zweifelsfall nicht zu vertrauen ist.

malerische Bilder im Aufstieg

Dort findet man sich bereits am Rand der Mulde, die vom Sattel zwischen Großer Beil und Gressenstein herabzieht und der Aufstieg vollführt eine Linkskurve am linken Rand der Mulde, die bis zur Baumgrenze auf etwa 1.990 m von einzelnen letzten Zirben bewohnt wird.

Blick auf die Einsattelung zwischen Großem Beil und Gressenstein; etwa in Bildmitte wird die Nordflanke des Sattels erreicht

Im Wesentlichen bleibt der Aufstieg in Richtung auf den Sattel auch auf dieser Seite und führt mit einer Durchschnittssteigung von etwa 25° über schräge Hänge, deren Kuppierung für Spitzkehren genutzt werden.

wunderbare Aufstiegsverhältnisse an der linken Flanke der Mulde

Während des Aufstiegs kann der Gressenstein, bzw. seine Nordwestseite begutachtet werden über dessen Hang nördlich des Gipfels eine verwegene Abfahrtsspur herabzog. Diese Mulde wird von manchen Berichten auch als eine Variante zur besonnten Aufstiegsseite genannt, da sie durch die eher abgeschattete Lage länger Pulverschnee verspricht.

Gressenstein südlich gegenüber

Der Sattel wird nicht in der tiefsten Einsenkung angesteuert, kurz vorher führt die Spur noch über eine steilere Partie als zuletzt auf die breite und im Frühjahr teilausgeaperte Nordschulter etwa 150 bis 200 m nördlich (i. A.s. links) des Sattels.

Talabschluß und Steinbergerjoch

Der Blick auf die restliche Strecke zum Gipfel vom Sattel auf den Großen Beil findet überrascht mit der unerwartet großen Distanz von knapp 900 m. Vom Sattel sind noch 150 Hm zu bewältigen und die direkte Route zum Gipfel schneidet den Grathang auf dessen Ostseite unterhalb einer abgeflachten Graterhebung als eine Art Vorgipfel zum Großen Beil.

auf der Sattelflanke angelangt, rechts außen der Große Beil

Eine knappe halbe Stunde nimmt der Restaufstieg in Anspruch, im Frühjahr um die Mittagszeit mit tollem Panorama nach Osten und phantastischer Beleuchtung des Kars unterhalb, über dies der Aufstieg über die Gressensteinalm aus der Wildschönau erfolgt.

lange geht es auf der östlichen Flanke des Grates dahin

Unter gutem Besuch erreichten wir knapp nach Mittag den Gipfel. Den Großen Beil ziert ein großes Balken-Holzkreuz, dessen Verbund mit schweren Stahlschrauben verstärkt wurde und seit seiner Errichtung mittlerweile 28 Jahre unbeschadet überdauert hat.

der Gipfel ist nahe

Der Kette nach Norden folgend befinden sich der als Schitour eher unbekannte Seekopf mit nachfolgendem Kleinen Beil und der schönen Kogelform des Lämpersbergs, bevor der Kamm nach Norden abfällt und die kurzen Schitouren im Luegergraben mit Saupanzen und mit der Joelspitze trägt.

Blick nach Norden auf den Kleinen Beil und den Seekopf im Vordergrund; Lämpersberg nebelverhüllt im fernen Hintergrund

Im Tal westlich gegenüber besteht ein toller Blick auf den Großen Galtenberg, dem höchsten Gipfel der Berge um das Alpbachtal, flankiert vom Mareitkopf im Norden und dem Torkopf im Osten, sowie, nicht sichtbar, vom Kleinen Galtenberg im Westen.

beeindruckendes Massiv des Großen Galtenbergs

Im Süden das flache Plateau des Sonnenjochs, der längsten Schitour im Alpbachtal, die den Talschluß im Luegergraben auf dem Steinbergerjoch sich ostwärts wendet und an der Grenze zum nur vom Zillertal zugänglichen Hemmerergrund (noch zu den Kitzbüheler Alpen gehörig), den Gipfel erreicht. Dahinter prangen bereits die hohen Zillertaler Gipfel.

Blick gen Süden, im Hintergrund links hohe Gipfel der Zillertaler Alpen

Die beiden Kufsteiner Kollegen, mit denen wir gesprochen hatten, schätzten auch den Genuß eines Apfels am Gipfel und wurden zu Peter Mayrs Höhenmedizin eingeladen. Während wir den Nordwesthang musterten, trug uns Edit ins Gipfelbuch ein – sie wußte noch nichts von der Sonderprüfung, die ihr bevorstand.

Gipfelbucheintragung durch Edit

Nach einer halben Stunde und einem bärigen Rundblick nahmen wir den Nordhang in Angriff. Jede Menge Spuren zeugten von allem als einer eher seltenen Befahrung.

Abfahrt zum Sattel zum Nordwesthang

Der Hang erreicht im obersten Teil eine Hangneigung von leicht über 40°, etwas abgemildert im nördlichen Teil des Kars, das durch queren des Hangs mit der Einfahrtsrichtung erreicht wird und wohin uns die dürftige Schneelage zwang.

Einfahrt zum Nordwesthang, letzter Rückblick auf den Großen Beil

Die ersten Schwünge über den steilen Teil hinunter forderten die Edit ganz schön heraus, aber sie machte ihre Sache gut und kam trotz der nicht einfachen Schneeverhältnisse ohne Sturz in den flacheren Teil.

Vorfahren im Steilgelände

Einige Felsbrocken und apere Rutschstellen gaben uns die Linie vor, die etwa zwischen den steileren Passagen erfolgte. Kompaktierter Altschnee, glücklicherweise ohne Harschdeckel darin jedoch erschwert zu drehen, verlangten einiges an Kraft. Insgesamt bot die Abfahrt aber ein bäriges Erlebnis, wenn auch weit vom Pulverspaß entfernt.

Das Kar bildet im unteren Teil eine Flachstelle, hervorgerufen durch Instabilität des Hangs, im Winter anhand der Kuppenbildung sichtbar. Dort genießt man einen guten Überblick auf die Abfahrt über den Steilhang.

Rückblick von der Flachstelle auf die Abfahrt

Anschließend tauchen entlang der Abfahrt die ersten Zirben auf und der Hang führt über Kuppengelände relativ flach auf den nächsten, steileren Teil zu. Breite Flächen sorgen im Flachstück für das Abfahrtserlebnis mit eigener Linie.

im flachen Teil zwischen den steilen Hängen

Am Ende des Flachstücks könnte man rechts nach Nordwesten in Richtung des Forstwegs auf die Stadelkehralm abbiegen, wir entschieden uns aber für die Abfahrt leicht links nach Südwesten haltend, um über den freien Hang südlich der Faulbaumgartenalm ins Tal zu kommen. Im unteren Teil wird dabei ein kurzes Waldstück befahren.

Einfahrt in den unteren steilen Teil oberhalb des Waldes

Dieser letzte Teil der schönen Abfahrt vom Großen Beil stellt im Frühjahr ein kraftraubendes Unternehmen dar, wenn der Schnee kompaktiert und durch die Sonnenbestrahlung schwer geworden ist. Umso mehr hat man sich dann auf der Alm eine Jause verdient.

leicht südlich der Faulbaumgartenalm kamen wir aus dem Wald heraus

An Aufstiegshöhe fielen bei der schönen Schitourenrunde auf den Großen Beil 1.250 m an, für die wir auf einer Strecke von 13,9 km gesamt 5:25 Stunden investierten.

Mils, 06.03.2022