Archiv der Kategorie: Karwendel Ost

Stanser Joch 2.102m – Überschreitung über Kaserjoch nach Pertisau

Das Stanser Joch, von Einheimischen „Staner Joch“ genannt erhebt sich mit auffallend glatter Flanke über das Inntal und bietet einen langen, kraftraubenden Aufstieg ab Stans.

Stanser Joch Gipfel, 2.102m

Die direkte Route bis zum Mittelgebirge ist für den ortsunkundigen mittels der AV-Karte leicht zu finden und führt vom Parkplatz vor der Wolfsklamm (570m) rechts davon, über die auslaufende Siedlung, in einem auffälligen Graben zur netten Kirche Maria Tax östlich der Wolfsklamm.
Beim Kirchlein Maria Tax wendet sich der Anstieg westlich wodurch man auf den Heuberg gelangt.

am Heuberg angekommen

Auf der Asphaltstraße am Heuberg, nach rund 300m weiteren Marsches nach Westen, befindet sich die Abzweigung zum Stanserjoch. Zuerst geht es gut 100Hm auf dem Schotterweg weiter, bevor bei ca. 1.000m Höhe ein Steig direkter als die Almstraße den langen Rücken bergauf führt. Dort beginnt nach bereits zurückgelegten 450Hm der fast 1.000Hm Aufstieg zur Stanser Alm.

die alte Stanser Alm

Von der Stanser Alm kann man dem weiteren Steigverlauf folgen, oder, zwecks Einsparung von Weglänge zuerst auf einem Schotterweg zu den Lawinenverbauungen gefolgt werden, um dann etwas höher und weiter östlich querfeldein auf Almwiesen den langgezogenen Gipfel zu erreichen.

Stanser Alm mit Hochnisslkamm im Hintergrund

Das imposante Gipfelkreuz – errichtet 1964 – markiert den höchsten Punkt, jedoch ist der gesamte Gipfelbereich westlich davon kaum niedriger, während er östlich davon gleich zum schmäleren Rücken abfällt.
Die Verbauungen gegen den Wind auf der nördlichen Seite prägen das Bild des Gipfelbereiches stark und er bildet keine Bereicherung für Fotos in den Achenseeraum.

Achensee bis Gerntal

Bis zum Gipfel habe ich 2 3/4  Stunden benötigt, mit einer kurzen Pause auf der Alm.
Nun beginnt ein langer Teil am Rücken der Kette mit alleine 3,8km Luftlinie bis zum Kaserjoch. Die Auf- und Abstieg sind zwar nicht besonders hoch, dennoch empfand ich diesen Teil der Überschreitung als recht anstrengend im Schnee.

Lawinenschutz über Stans

Die Schneedecke präsentierte sich überraschend hart gefroren, wodurch es möglich war ohne Gamaschen zu gehen. Eingebrochen bin ich nur auf steileren Hangstrecken – wie üblich – mit entsprechend stumpfem Winkel zur Sonne.

Pkt. 2.136m

Am Abstieg vom Ochsenkopf ändert sich das Gestein. Nach dem Gipfelbereich des Stanser Joches gebildet aus Wettersteinkalk fielen mir nun Muschelkalk, Rauhwacke und Brekzien auf. Ab dort ändert sich das Gestein häufig und ist von der Reliefüberschiebung geprägt.

Abstieg vom Ochsenkopf mit Bilderbuchaussicht nach Westen

das Gipfelgelände des Ochsenkopfes ist aus Muschelkalk gebaut.

Muschelkalk am Ochsenkopf

Brekzien tauchen in einem Gelände auf an dem sie nicht gebildet worden sein können. Ein Indiz für die Reliefüberschiebung.

Brekzie am Ochsenkopf

Das weite Schneekarl macht derzeit seinem Namen alle Ehre, die Schneeauflage ist dort im oberen Teil schon fast durchgehend vorhanden.

in der Flanke des Schneekarls

Zwischen Gamskar- und Kaserjochspitze wird ein Abstieg über ca. 50m zum Verbindungsweg notwendig. Er kreuzt hier Murenrinnen.

phantastischer Blick in die Nauders Alm mit der Lamsenspitze dahinter

In diesem Teil des Kamms befanden sich die meisten Gämsen, an die zehn Gruppen mit fünf oder mehr Tieren bekam ich über und unter mir zu sehen.

die dominierende Rappenspitze am Kamm, am Fuße das Kaserjoch

Am Kaserjoch beschloss ich eine kurze Rast. Zwei Bergsteiger befanden sich am Südabstieg von der Rappenspitze und ein dritter kam den selben Weg hinter mir auf das Joch. Eine seltsame Begegnung mit Gleichzeitigkeit im abgeschiedenen, teilverschneiten Karwendel im November.

der kühne Hauptdolomitbau der Rappenspitze

Im Nordhang der Rappenspitze war der Schnee auch am frühen Nachmittag bock hart gefroren was einen komfortablem Abstieg ins Nauderer Karl ermöglichte. Ab dort galt es den Anstieg für die Schitour auf die Rappenspitze zu erkunden.

vom Kaserjoch in das Nauderer Karl geschaut

Der oberste Hang nach dem Karl bedarf aufgrund seiner Steilheit wirklich guter Schneeverhältnisse, um die Schitour sicher ausführen zu können.

Stimmung am Nauderer Karl an einem Novembernachmittag

Selbst bei den momentanen Schneeverhältnissen steigt man lieber neben den ausgetretenen, gefrorenen Steigspuren, um nicht ins Rutschen zu kommen. Das Tiris zeigt Geländeneigungen von durchgehend 30-35° und Stellen, unten bei der Querung des Steilkars unterhalb der aufsteigenden Wände mit 40°.

Der Steilhang unterhalb des Nauderer Karls

Unterhalb der Felswände führt der Steig mit mäßigem Gefälle quer zum Schutthang zu einem Wiesenhang weiter.

Querung unterhalb der Abbrüche von der Kaserjochspitze

Nach der Querung Richtung Nordost geht es flacher durch den Wiesenhang weiter.

Abstieg am Hang zum Verbindungsgrat

Der Steig trifft dann weiter unten rechterhand an die Felsen des Verbindungsgrates zum Dristlköpfl und hier wir das Gelände teilweise wieder steiler.
In der Flanke des Hanges führt der Steig mit Anstieg auf den Verbindungsgrat und weiter über schätzungsweise 40-50Hm auf das Gelände der Dristlalm.

unterhalb der Felsen zum Verbindungsgrat, der Steig führt wieder aufwärts

Es stellte sich hier die Frage wie diese Passage im Winter begangen wird, hier ist ein zweimaliger Höhenunterschied zu absolvieren, der wohl Abfellen im Aufstieg und Auffellen in der Abfahrt bedeutet.

Rückblick vom Rand des Almgeländes auf den Verbindungsgrat

Über das konstant fallende Almgelände erreicht man die malerische Dristl Alm auf 1.645m. Von allen umrahmenden Seiten betrachtet würde man das Gelände dieser Alm nie so groß einschätzen wie es wirklich ist, ein abgeschiedener toller Rastplatz.

die Dristlalm mit dem Hintergrund des Sonnjochkammes

Der restliche Abstieg erfolgt über das untere Almgelände und anschließend durch das Legertal bis zur Falzthurnalm.

unteres Almgelände der Dristlalm mit wunderbarem Blick zur Roten Wand und der Hohen Gans

Ich konnte es wieder nicht lassen zu erkunden und stieg auf 1.200m nicht zur Falzthurnalm ab, sondern folgte dem Weg talauswärts weiter, der nach einigen Hundert Metern endet. Allerdings sah ich am Ende einen kaum sichtbaren Wildsteig weiterziehen und folgte diesem  teilweise weglos bis zur Kreuzung bei dem die Straße über die Brücke auf die orografisch rechts Talseite quert und die asphaltierte Fußgängerstraße nach Pertisau beginnt.

Blick zurück Richtung Dristlalm

Diese Abkürzung sei nur demjenigen empfohlen dem Tannenadeln im Nacken und hindurch schlüpfen zwischen Ästen nichts ausmacht. An die 150Hm Abstieg sind so zu bewältigen.

diese Fortstraße führt nicht bis zum Talboden

Der Rest der Tour bis Pertisau erfolgt fast strafweise auf der für Fußgänger asphaltierten Straße bis knapp nach der Mautstelle. Dort befindet sich die Bushaltestelle des Postbusses, der den Bergsteiger um 5,40.- Euro zum Bahnhof Jenbach fährt (an Samstagen zu jeder Stunde, jeweils ein paar Minuten nach voller Stunde und über VVT im Internet per Handy abrufbar). Vom Bahnhof Jenbach erreichte ich eine S-Bahn nach Stans (1 Station) um 2,90.- Euro und ab Pertisau benötigte ich dafür 1 1/4 Stunden. So komfortabel hätte ich mir die Rückreise nach Stans nicht vorgestellt.

Stanser Joch im Rückblick von Pertisau

Weil noch etwas Zeit bis zum Bus blieb gab es noch ein Bier am See und da der Bus auch am Bootshaus hält konnte ich dort bequem einsteigen.

Die Gesamtdauer der Tour betrug 7 1/4 Stunden und die Bergsteigeruhr zeigte genau 1.800Hm. Die Streckenlänge der Tour, über Outdooractive ermittelt, beträgt 20km.

Mils, 04.11.2017

 

 

Hohe Gans 1.951m – auf erdgeschichtlich interessanten Pfaden

Bei gut einer Hand tief relativ frischer Schneedecke bereits unterhalb der 2.000m Marke – und das auf Südhängen – erscheint am Nationalfeiertag eine höher angelegte Bergtour nicht besonders passend, vor allem nass und rutschig, wenn es einen nicht gerade auf einen Nordhang verschlägt.

Die Rote Wand am Fonsjoch im Morgenlicht, dahinter die Hohe Gans

Also kam eine Erkundung eines, gegenüber vom Plumssattel aus recht auffällig sichtbaren, roten Felsabsturzes am südlichen Rande des Grates des langgezogenen Fonsjoches in Frage, sowie der Grat selber. Natürlich nicht ohne Vorbereitung, was denn wohl dieser, in der Abendsonne tiefrot leuchtende Abbruch interessantes zu bieten habe. Rote Kalkfelsen im Karwendel – ein sonderbar Ding – und da ich bereits immer wieder ein wenig mit der Geologie kokettiere, erwies sich, nach dem Studium einiger Facharbeiten im Internet, meine Vermutung als richtig, daß es sich um jurassische Schichten handeln müsse.

die Rote Wand am Fonsjoch im Zoom vom Weg zum Schleimssattel gesehen

Darüber hinaus erbrachten die angestellten Nachforschungen, daß es sich sogar um äußerst fossilreiche Gesteinsschichten handelt, wenngleich auch der eigentlich reichlich verfügbaren aber ungemein mühsam zugänglichen Literatur zu entnehmen ist, daß das Auffinden von Ammoniten in diesem Gebiet heutzutage nur mehr Zufälle darstelle und nur bei Ereignissen wie Hangrutschungen die Chance auf interessante Funde bestünde.

am Schleimssattel, rechts zur Schleimsalm, links zur Montscheinspitze

Ammoniten? Es handelt sich dabei um Meerestiere, die besonders im Erdmittelalter weltweit verbreitet waren, seit der Kreidezeit aber ausgestorben sind. Ihr Name „Ammoniten“ oder „Ammonshörner“ rührt von der ägyptischen Gottheit Ammon her, dessen Widderkopf immer mit gewundenen Hörnern dargestellt wurde. (Quelle.: Wolfgang Voigtländer, Die Ammoniten vom Fonsjoch im östlichen Karwendelgebirge).
Ammoniten, auch Kopffüßler, „Cephalopoden“ genannt, gehören zu den Tintenfischen. Ihre Bedeutung für die Bestimmung des Erdalters ist beträchtlich, deshalb spielen sie in der Geologie und Paläontologie eine wichtige Rolle. Hier wird jedoch nicht näher darauf eingegangen, aber es sei erwähnt, daß erst in den letzten 20 Jahren in den USA eine neue Spezies entdeckt wurde, Psiloceras spelae, dessen Unterart, Psiloceras spelae tirolicum n. ssp, just hier in unserer aufregenden Bergwelt des Karwendel, am Kuhjoch, 5km entfernt vom Fonsjoch gefunden wurde.
In der Galerie befinden sich zwei Grafiken mit den Bezeichnungen der Körper- und Schalenteile eines Ammoniten.

vor der Überschüssalm

Die Hohe Gans war eigentlich nicht als primäres Ziel der Tour geplant aber es sei an dieser Stelle erwähnt, daß sich ihre Ersteigung vom Rundblick her lohnt. Wer nicht an den Ammonitenfunden, sondern an der Hohen Gans interessiert ist der lese weiter unten beim Kartenausschnitt weiter.

Hervortreten des Liaskalkes am Sattel der Roten Wand, darüber jüngere Schichten arg aufgeworfen

Zunächst erfolgt der Aufstieg vom Parkplatz nach der Pletzachalm über die Almstraße auf den Schleimssattel und nordöstlich davon zur Überschüssalm auf 1.640m.
Bereits auf ca. 1.450m kann das Gebiet der Begierde, die ausstreichenden Abbrüche der Roten Wand, in vortrefflich rötlicher Farbe im Morgensonnenlicht eingesehen werden.

Schichtenabfolge am Kamm der Roten Wand im Detail (Kössener Schichten, „Oberrhätischer Grenzmergel“?)

Von der Überschüssalm habe ich zunächst den Anstieg mehr oder weniger dicht an der Geländekante über das weglose Almgelände genommen.  Bald wird dort die scharfe Abbruchkante erreicht, über die das Felsengelände teilweise eingesehen werden kann.

Am Kamm zwischen Roter Wand und Pasillalm

Wegen der Schneeauflage verzichtete ich auf einen Einstieg in den Fels sondern stieg bis zum Gratrücken auf, in der Hoffnung dort einen einfachen Abstieg zu finden. Tatsächlich bot eine mannshohe Rinne auf der Westseite einen komfortablen Abstieg, in meinem Falle jedoch in knietiefem Schnee.
Unten angekommen muss ca. 20Hm zurück auf den Gratrücken gestiegen werden, um auf die begehrtere Ostseite dieser Liaskalkfelsen zu gelangen.

Blick zum Juchtenkopf

Dort erkennt man gleich die schönen gelblich bis roten Felsen mit fester, blockiger Bauweise, aufragend aus dem steil abschüssigen, teils erdigen Gelände mit vielen, teils Kubikmeter großen Trümmern darin. Seit weit über 100 Jahren – so meine spätere Recherche aus Fachartikeln im Internet – befaßt man sich paläontologisch sehr detailliert mit diesem kleinen Stück Erde. Das Fonsjoch ist neben dem Kuhjoch eine der wenigen Fundstätten von speziellen Ammoniten (Psiloceras planorbis) die eine wichtige Zeitkartierung darstellen.

Blick vom Sattel über die Rote Wand hinab

Steigspuren gibt es keine ersichtlichen, was nicht gerade auf reges Interesse an der geschichtsträchtigen Felsenfront hindeutet. Also stieg ich an den Felsen hinab und versuchte sie vom Fuße bis in eine überblickbare Höhe auf Spuren von Ammoniten ab. Leider wurde ich bis weit den Steilhang hinab nicht fündig, weshalb die größeren Brocken in der weichen Steilrinne in die engere Wahl meiner laienhaften Untersuchung kamen.

Graben mit erdigem Material vor der Roten wand

Ich kann hier vorwegnehmen, daß es sich kaum bis gar nicht gelohnt hat einen Hammer und einen Meißel mit hierher zu nehmen, denn bei der Härte der Kalke ist die Spaltung eines verdächtigen, signifikant großen Brockens nicht möglich. Weiters muß man nicht glauben, daß ohne eine – zumindest geringe – Vorbildung in der Fossiliensuche einerseits die richtigen Felsbrocken auswählen und andererseits die richtige Art der Zerlegung durchführen kann. Somit kam ich mir ziemlich verlassen und erfolglos mit den Werkzeugen in der Hand vor und packte diese rasch wieder in den Rucksack.

tonig mergelige Lagen im Graben vor der Roten Wand, im Vordergrund der harte Liaskalk

Ungeduldig streifte ich mit vom schmelzenden Schnee in der Erde verdreckten Bergschuhen von Felskante und erdiger Steilrinne hin und her und hatte knapp vor der Hälfte der Steilrinne die Hoffnung aufgegeben, daß etwas brauchbares gefunden werden könne, bis sich in der Steilrinne ein besonderer Blick auftat.

erster Fund – gleich ein Abdruck eines sehr großen Tieres

Dort trat ein markanter, in seiner Höhe horizontal gespaltener Felsbrocken mit ca. 50x50cm ebener Fläche aus dem Hang herausragendem Teil, der – so schien es mir – fachmännisch gespalten wurde und ein wunderschönes Bild eines Negatives eines ca. 25cm im Durchmesser über die Wohnkammer (siehe Erklärung weiter unten) messenden Ammoniten freigelegt zeigt.

links daneben kleinere Abrücke und ein sehr kleiner Ammonit noch unzerstört (links vom Hammerschaftbeginn)

Neben dem großen befinden sich zwei Negative von kleineren Ammoniten (etwa 10cm Durchmesser) und ein freigelegter kleiner Sektor von einem unzerstörten Miniexemplar von etwa 3 bis 4 cm Durchmesser. Der Anblick ließ natürlich das Herz höher schlagen und ich versuchte die Fläche mit Tee aus dem Proviant etwas abzuspülen, um bessere Ablichtungen zu erhalten. Dies jedoch mit mäßigem Erfolg wegen der Menge Tees die ich bereit war zu opfern und Schnee half nicht, weil er nicht rasch zerschmolz.

erster Fund aus anderer Perspektive, nach Teiltrocknung der Oberfläche

Nachdem ich bis zum Zurückspringen des Meißels vorher vergeblich versucht habe den tiefer roten festen, homogenen und sehr kompakten Liaskalk zu knacken, war mir nun zumindest die optische Erscheinung des Trägermaterials bekannt, die potentiell diese Geheimnisse in sich birgt. Erfahrung lehrt eben – allerdings konnte ich den Scherflächten dieses festen Liaskalk-Gesteines auch etwas abgewinnen und zwar hexagonalen Kristallwuchs – bei weitem nicht so klar wie ein Bergkristall, aber auch nicht so matt wie üblicherweise der im Kalk sehr heimische Calcit. Dieser Kristall muß noch untersucht werden, weswegen ich eine Probe abgeschlagen habe.

Kristallbildung am beinharten Liaskalkfelsen

Zur Auffindung von Ammoniten mußte also nach gelblich-ockerfarben und rotem bis tiefrotem Gestein Ausschau gehalten werden, das teilweise auch durch graue bis dunkelgraue runde Farb-Einschaltungen (m. E. Peripherieformen oder Versteinerungsprodukte der Körper von Muscheln) durchzogen war (Schöll Fm.?). In jedem Fall mußte es ein Felsband sein, daß keine homogene Farbe aufweist, sondern eben die geschilderte fleckige Erscheinung zeigte.

viele kleine Zeugen der Zeit fest eingespannt

Mit dieser Erkenntnis ausgestattet kam ich im Trümmerfeld der Steilrinne zu zahlreichen interessanten Entdeckungen, jedoch geprägt von weniger Ammoniten – und wenn, dann nur von sehr kleinen (<30mm)  Exemplaren – als von Fels mit Muschel an Muschel, wie am Teller im Restaurant am Meer. Eine unheimliche Anzahl an Tieren muß vor rd. 200Mio Jahren im Sediment verendet sein.

Rote Wand etwa von mittiger Längsausdehnung

Zurück zu markanten gelblichen Stellen am Fels fand ich nun mehr von dem weswegen ich die Begehung unternommen habe. Wahrscheinlich auch durch den geologischen Wechsel der Gesteinsschichten ist ein Fund aus dem Hettangium (Zeitabschnitt der Epoche „Lias“ aus der Periode „Jura“ und damit die älteste Stufe des Juras 196,5 +/- 1,0 bis 199,6 +/- 0,6 Mio. Jahre) erst in dieser Zone der Roten Wand möglich.

einzigartiger Fund mitten im Fels

Die Zone mit Funden direkt am Fels erstreckt sich schätzungsweise über 30-40Hm und liegt, beginnend in etwa knapp nach der Hälfte der Steilrinne abwärts, in einer über einheitliche Richtung abgerissenen Felsflanke bis zu deren unterem Verlaufwechsel, von oben aus gesehen.

Ammonit an eindrucksvoller Stelle in der Roten Wand

Ein markanter und riesiger Ammonit (nach Größenvergleich mit dem Hammer hat dieser gut 30cm Durchmesser über die Wohnkammer) tritt plötzlich in ca. 2m über der Geländeoberkante am Fels in Erscheinung.

Schnitt- oder besser Rissführung schräg durch das Fossil hindurch – der untere Teil noch als Fossil vorhanden

Dieser gewaltige, wunderschöne Fund ist dadurch gekennzeichnet, daß der Riss bei der Spaltung des Felses direkt aber leicht schräg durch die Schmalseite des Tieres erfolgte – was die Freilegung in seiner gesamten Dimension überhaupt erst möglich machte – und daß der Körper sozusagen schräg abgelöst wurde. Somit ist im unteren Teil der Körper noch vollständig im Fels erhalten  und auf der anderen Seite (Wohnkammer), noch die konkave Rundung als Negativ des herausgerissenen Körpers sichtbar.

muschelführendes Band im Fels

Die vorgenannten Bänder in denen Muscheln und Ammoniten vorkommen ziehen im fossilienführenden Teil der Wand schräg nach links und rechts nach oben, für mich – ohne entsprechendes geologisches Wissen – jedoch nicht klar und logisch, also konnte ich sie nur bis zur Änderung des Felses entlang verfolgen, wenn sie in Erscheinung traten, jedoch nicht gezielt  sichten.

schönes Fossil mit ca. 12cm Durchmesser

Ein weiterer schöner Fund war ein Ammonit (ca. 12cm im Durchmesser), der quer zu seiner Spiralachse im Fels abgebrochen ist. Deutlich ist der flachere, in der Spirale dünnere Teil des Tieres zu sehen und die seitliche Begrenzung des Panzers zum dickeren weiter außen liegenden  Teil der Spirale. In der Mitte, Versteinerung mit anderer Farbe.

quer abgerissenes Ammonitenfossil – deutlich der Schnitt durch das dünne Gehäuse sichtbar, die inneren Teile im roten Kalk hellgelb versteinert

Im unteren Teil der Roten Wand konnte ich wiederum keinerlei Sichtungen von Fossilien machen, obwohl ich sie erst nach dem Übergang des Felsabbruches in den schroffigen Wiesenhang verließ und sehr steil wieder auf die Abbruchkante hinaufklettern mußte.

Negativabdruck eines Ammoniten

Eine überaus interessante, lehrreiche, fast dreistündige Erkundung war somit zu Ende und mit einem Schatz aus Fotos kehrte ich auf das Almgelände zurück, am frühen Nachmittag der Hohen Gans einen Besuch abzustatten.

fast 200Mio Jahre trennen diese beide Leben – bestaunbar mitten in der Heimat!

Es bleibt in weiteren Begehungen zu klären, ob am „Fonsjoch gem. AV-Karte“ tatsächlich auch Ammonitenfossilien gefunden werden, denn jener Teil der in der Literatur immer als Fonsjoch (in sehr alten Publikationen Pfonsjoch) bezeichnet wird, ist – zumindest nach der AV-Karte – nicht mehr dem Fonsjoch (in der Karte Fansjoch) zugehörig. Es erhebt sich die Frage ob die Publikationen oder die Karte fasch sind, denn einerseits könnte man in den Publikationen die Gegend mit „Rote Wand“ bezeichnen, andererseits könnte die Karte den Schriftzug (Fansjoch) bis zur Roten Wand hin gezogen haben. In der Karte endet die Bezeichnung 870m nördlich der Roten Wand.

rot _ Anstieg Hohe Gans
grün – Runde durch die Rote Wand auf Ammonitensuche

Der Sporn der Hohen Gans ist zwar kein Gipfel in der Art wie wir sie hier normalerweise pflegen zu veröffentlichen, er hat jedoch auch eine überraschende Besonderheit und verdient deshalb eine nähere Beschreibung.

Im Almgelände Richtung Hohe Gans

Vom Almgelände aus versuchte ich ohne viel schneebedeckte Passagen über die steilen Hänge an die Grathöhe zu kommen, um in den Genuß der Gratbegehung zu kommen.

Aufstieg zur Hohen Gans über Almgelände

Tatsächlich erreichte ich den Grat auf weglosem Almgelände an der letzten südlichen Einsattelung vor dem Gipfel und das Graterlebnis war kurz. Der Gipfelaufbau stellt an seiner Südkante eine ungemein steile Wiese dar (schätzungsweise über 50° Hangneigung), die sich ungefähr über 40Hm erstreckt und vor einem Latschenfeld endet, das den Gipfelbereich im Süden abgrenzt. Das Latschenfeld wird unten einige Meter umgangen, bis ein Durchschlupf auf den latschenfreien Gipfel leitet.

Seebergspitze im Osten von der Hohen Gans aus gesehen

Das nette kleine Gipfelkreuz ist für den Erstbegeher in die falsche Richtung gerichtet, wurde 2007 errichtet und hat zwei fleißige Erhalter, die oft im Jahr aufsteigen. Wenn man das Gipfelbuch studiert findet man den Hinweis über die Aufstellungsrichtung darin, daß sich die Errichter in der Pasillalm befinden, zu der die Vorderseite gerichtet ist.

Hohe Gans, 1.951m

Zuerst fällt – neben der generell großartigen Aussicht am Gipfel der Hohen Gans – der lange Grat nach Norden auf – nach der AV-Karte das eigentliche Fonsjoch (Fansjoch), beginnend an dem markanten Köpfchen in ca. 740m Entfernung (Pkt. 1.930m). Dieser Grat ist ebenfalls eine geologische Besonderheit, die hier jedoch nicht beschrieben wird.

Grat über das Fonsjoch zur Schreckenspitze

Der Grat zur Schreckenspitze ist in etwa 3km lang und, nach den im Internet zu findenden Berichten, bergsteigerisch ein leichter, jedoch zum großen Teil ein richtiger Kampf mit  Unterholz. Dichter Latschenbewuchs macht das Ausweichen in die teilweise ungangbare Ostseite und auch signifikante Passagen mit Abstiegen in der Westseite notwendig. Ein herausforderndes Ziel für das nächste Jahr.

Überschüssalm mit Zentralkarwendel

Der Rundblick beginnt im Nordwesten mit dem Guffert und den Hochunnützen, über die gegenüberliegenden Gipfeln Seekar- und Seebergspitzen, im Süden die Hochebenen des Stanserjoches und der Sonnjochkamm, im Westen die mit vertikal aufgerichteten Felsplatten toll ausgeformte Montscheinspitze mit den Karwendelriesen dahinter, und im Nordwesten die eher sanft abklingenden Hügel der Karwendelvorberge.
Ein Gipfel der mit 1.951m nicht hoch, aber durch seine Lage zum längeren Bleiben einlädt.

Blick zum Rether Horn und auf die Almen im Tal nördlich der Montscheinspitze

Für den Abstieg glaubte ich einen Pfad finden zu müssen, der hinter dem ich vom Almgelände aus sichtbaren Rücken zu liegen vermutete. Es war mir klar, daß mein Aufstieg nicht den Normalaufstieg darstellte, da ich ja unvermittelt im Gelände damit begann. Für den Abstieg jedoch wollte ich es nicht wahrhaben, daß mir trotz geschultem Orientierungssinn und einigem geschärften Spürsinn für die Pfadsuche dieser nicht und nicht über den Weg kam.

Montscheinspitze

Also stieg ich vorsichtig über die teilweise schneebedeckten Steilflächen wieder weglos ab und möchte an dieser Stelle warnen, die Hohe Gans bei nassen Verhältnissen zu begehen. Das hohe Gras und Nässe oder Schnee ist eine gefährliche Mischung, die man dem Steilhang der Hohen Gans auf den ersten Blick nicht ansieht. Eine Rutschung über den Hang kann böse enden, denn nach wenigen Metern vergeblich versuchten Haltes an Grasbüscheln ist eine nicht mehr zu bremsende Geschwindigkeit erreicht. Man unterschätze diesen Hang also nicht und lasse sich von den Fotos nicht irreleiten, der Hang ist wesentlich steiler als er aussieht.

Rückblick auf den weglosen Abstiegshang

Ich habe eine Abstiegsroute oberhalb eines mittig liegenden Latschenfeldes genommen, das unten in einem Bereich endet an dem die Steigung des Hanges wieder gefahrlos zu begehen ist. Somit schritt ich das Latschenfeld im Schnee an seiner nördlichen Begrenzung ab, immer die Latschen als Bremsmöglichkeit in Fallrichtung zu haben.

Grat von der Roten Wand zur Hohen Gans

Bald endet das Stück größter Steilheit und es ging über bereits freigeschmolzene Wiesen entlang eines schwachen Rückens gegen die Alm weiter, die in wenigen Minuten erreicht war.

Rückblick auf die Hohe Gans

Oberhalb der Alm befand sich durch die Schneeschmelze eine recht lettige Passage bei der eine Entscheidung über die sofortige Querung der Quelle, oder eine weit seitlich zu wählende Route besser erscheint. Jedenfalls im Aufstieg dieser Tage ab hier das „Aus“ für Turnschuhe.

Überschüssalm 1.640m

Für den Aufstieg vom Parkplatz bis zur Überschüssalm habe ich etwa eine Stunde benötigt. Von der Alm zur Roten Wand ca. 25min und wenn man von der Alm direkt auf die Hohe Gans weitergeht benötigt man etwa 30 bis 40min, je nach Route.

Rote Wand von der Überschüssalm aus

Die Alm – bereits im Winterschlaf – verließ ich nach einer Rast auf der empfehlenswerten Bank knapp nach dem Weg abwärts begonnen hat. Von dort aus ist das gesamte Gerntal mit seinem Knick einzusehen. Wunderbares Karwendelgelände.

Gerntal in kompletter Länge

Mils 26.10.2017

 

Versuch der Zuordnung meiner Funde an der Roten Wand zu wissenschaftlichen Artikeln:

Fig 12a,b: Quelle: Axel von Hillebrandt and Kurt Kment 2015, Psiloceratid ammonites from the Lower Hettangian of the Karwendel Mountains (Northern Calcareous Alps, Austria) and their biostratigraphic significance

Fig. 12a,b Psiloceras Strongolum – Calliphyllum

 

Fig 3, Quelle: RAKÜS (1999), Lower Liassic (Hettangian) Ammonites from Zlambach Graben near Bad Goisern, Upper Austria

Fig. 3: Psiloceras calliphyllum (Neumayr, 1879), juvenile specimen with radiate to rursiradiate ribs, Lower Hettangian, loc. Pfonsjoch,
Austria, 0,5x.

Fig. 3 Psiloceras Calliphyllum

Bettlerkarspitze, 2.268m

Von der Gernalm aus ist die Bergtour auf die Bettlerkarspitze eine eher kurze Angelegenheit, jedoch, ihrer Lage zwischen den höchsten und den abklingen Vorgipfeln des Karwendel wegen, ein lohnendes Ziel. Wenn die Bettlerkarspitze allerdings mit einem der abzweigenden Grate verbunden wird, dann kann eine bemerkenswerte Tagestour, mit vielfältigen Landschaftsreizen daraus werden.

Blick von der Bettlerkarspitze auf den Grat zum Falzthurnjoch

Genau richtig für den Wetterbericht am 9. September 2017 erschien sie mir Tage zuvor, als ein Programm für das Wochenende geschmiedet werden wollte. Am Gipfel kann die Entscheidung fallen, ob der Grat zur Schaufelspitze angehängt oder der Rückzug angetreten wird.

Bettlerkarspitze in herbstlichen Morgenlichte, Hauptgipfel hinten links

Kurz vor 8 Uhr begann, bei bereits herbstlich kühlem Fallwind von den Hängen im hintersten Gerntal, vom Parkplatz der Gernalm, der Aufstieg auf der Schotterstraße, die eine alte Militärstraße sei.

auf der Straße zum Plumsjoch

Im unteren Teil durch Wald im oberen Teil durch den splitterigen Hauptdolomit in Raibler Formationen abenteuerlich schmal gewordenen Straße geht es zunächst auf den Plumssattel, einem tollen Aussichtsplateau und wichtigem Knotenpunkt von Nord-Süd-Graten und West-Ost-Übergängen inmitten des Plums Alm Hochlegers.

Bettlerkarspitze und Schaufelspitze vom Plumssattel aus

Am Sattel wendet sich der Aufstieg nach links gegen Süden, um in der bis auf 1.850m latschenbewachsenen Nordflanke des Vorgipfels – „Vordere Bettlerkarspitze“ entnimmt man dem Gipfelbuch – anzusteigen.

Gamsjoch links und Falkengruppe rechts

Nach der Obergrenze des Latschengürtels, der vorwiegend in Hauptdolomit erstiegen wurde, beginnt scharf abgegrenzt der Gipfelaufbau im Wettersteinkalk. Dies jedoch mit einer recht brüchigen Oberfläche mit allerlei geologisch interessanten Einlagerungen. Beim Aufstieg können links und rechts des oft in Querrichtung doppelt angelegten Steiges zahlreiche Fossilien erblickt werden, solange das Auge im Aufstieg dem schrägen Hang nahe genug kommt. Im Abstieg ist es viel schwieriger die Naturschönheiten wiederzufinden, wie sich später herausstellen sollte.
Der Aufstieg über die Flanke erfolgt unter konstanter, bedeutender Steilheit auf brauchbarem Steig, hin und wieder mit weniger griffigen Tritten durchzogen.

die Nordflanke der Bettlerkarspitze

Rasch nach dem Latschengürtel ist ein vorgelagertes Köpfchen am Grat (2.075m) erreicht, das zu einem Rundblick einlädt. Nach dem Blick vom Plumssattel gibt dieser Platz wieder erstmalig die Sicht auf die Bettlerkarspitze frei, die beim Aufstieg von der Alm über die Nordflanke nicht sichtbar war.

die Bettlerkarspitzen von Pkt. 2.075m aus gesehen

Knapp oberhalb des wiesenbewachsenen Köpfchens erscheint der markante Vorgipfel der Vorderen Bettlerkarspitze unwesentlich höher als das Köpfchen zuvor. Der Grat dorthin ist zunächst flach steigend, breit und in kurzer Zeit erstiegen.
Gipfelkreuz und Gipfelbuch für manch jenen, der sich im Internet über die Tour informiert hat und dessen Wahl des Endes der Tour deshalb auf diesen Vorgipfel fällt, so wahrscheinlich zwei Bergsteigerinnen vor mir, die ich am Vorkopf überholte. Im Internet finden sich einige überzeichnete Beschreibungen der Schwierigkeiten des Anstieges zum eigentlichen Gipfel. So wird über eine Stelle III berichtet, die mittels eines Seilstückes „entschärft“ wurde. Diese Stelle, knapp unterhalb des Gipfels, ist gerade einmal 2m hoch und bietet einwandfreie Griffe und Tritte, sodaß auch das Abklettern keine besonderen klettertechnischen Fertigkeiten erfordert.

Der Grat von Pkt. 2.075m zur Vorderen Bettlerkarspitze

Nach dem Vorgipfelchen muß knappe 10m abgestiegen werden. Der Grat wird in der Folge zum großen Teil auf einem kleinen Steig, der nicht schwer zu verfolgen ist, auch wenn er dann und wann etwas schwach ausgeprägt ist, auf der Westseite umgangen.

die Bettlerkarspitze vom Vorgipfel aus

Herrliche Bänder ziehen sich unterhalb des Grates empor, die Teile des Steiges bilden, der in nun wesentlich längeren Abschnitten als die Route bis zum Vorgipfel markiert ist. Ab dem Vorgipfel finden sich verwitterte gelbe Markierungen; ein untrüglich Zeichen, daß dieser Steig nicht von einem Wegerhalter gepflegt wird. Warum das so ist mag sich jeder unter der Vorstellung der krankmachenden, allerorts um sich greifenden Haftungspflicht in der ursprünglich fremdländischen, hier jedoch so rasch adoptierten Lawyerwelt selbst beantworten.

herrliche Bänder, das Vergnügen leider nur von kurzer Dauer

Ein Blick nach links erfüllt mit Verlangen nach dem leicht anmutenden Grat vom Falzthurnjoch zur Bettlerkarspitze herüberziehenden Grat. Er sieht nach wenig Höhenunterschied aus, wer jedoch häufig Gratüberschreitungen ausführt, der weiß wir sehr man sich am bloßen Anblick der Schneide täuschen kann.

der leichtfüßig anmutende Grat vom Falzthurnjoch zur Bettlerkarspitze

Nach kurzer Zeit führt ein auslaufendes Band in einen kleinen Kessel, der sich vom Grat bis zum Steig herunterzieht. Diesen Kessel ersteigt man in Schutt an seiner linken (nördlichen) Seite, um wieder auf Grathöhe zu kommen. Sodann erblickt man den Gipfel der Bettlerkarspitze mit dem schönen hölzernen Gipfelkreuz.

kurz vor dem kleinen Kessel unterhalb der Bettlerkarspitze

Über wiesendurchsetzte Schrofen geht es steil mit gut gestuften Tritten den Steig empor, bis der Grat abermals rechterhand (westlich) verlassen wird, um der direkten Gratlinie zu entweichen und über eine leichte, schräge Rinne zur oben erwähnten „schwierigen“ Stelle zu gelangen.
Diese Stelle ist zwar etwas ausgesetzt, jedoch nicht so schwierig zu meistern wie angenommen. Es gibt links am Abbruch einen spitzen Kopf zum draufsteigen und oberhalb des vorstehenden Blockes genügend Griffe. Sodann unter einmal über den Block.

der letzte Teil des Grates mit einer kleinen Stelle Spannung

Die letzten Meter zum Gipfel führen wie ein U um einen großen Kamin herum. Auf der Gegenseite, fast in gleicher Höhe, das kleine Plateau mit dem Gipfelkreuz. Es wurde in zweieinviertel Stunden ab dem Parkplatz der Gernalm erreicht.

Bettlerkarspitze 2.268m

Eine wahrhaft phantastische Aussicht nach allen Seiten bietet die Bettlerkarspitze mit ihrem, nach Nordosten ausgerichteten Gipfelkreuz.
Das Karwendel kann Gegen Westen sozusagen „seitlich“ in seiner Süd-Nord Ausdehnung betrachtet werden, von den Hauptketten im Südwesten bis zu den Ausläufern und Vorgebirgen im Nordwesten, alle Höhenstufen im Schnitt, den Übergang von Inntaldecke (Linie Lamsenspitze-Sonnenspitze-Birkkarspitze-Pleisenspitze) und Karwendelschuppenzone (Linie Plumssattel-Risser Falk-Wörner) auf die nördlich gelegene Lechtaldecke, die im fernen westlichen Teil noch die Soierngruppe mit erheblichen Gipfelhöhen birgt.

das schöne Holzkreuz der Bettlerkarspitze

Gegen Osten und Nordosten gibt es einen wunderbaren Blick auf den schönen Grat vom Falzthurnjoch herüber, sowie in der Ferne dahinter vom Achensee mit dem dahinter liegenden Rofanstock bevor weiter nordöstlich die letzte bedeutende Erhebung über 2.000m, der Guffert mit knapp 2.200m, nicht zuletzt wegen seiner mächtigen, im Grün der Karwendelvorberge markant hervortretenden, hellen Südabbrüche beeindruckt.

Im Süden beeindruckt das gewaltige Muschelkalkdach des Sonnjochgipfels als mächtiger runder Rücken und höchste Erhebung in der Kette. Es versperrt die Aussicht auf einige Wichtige Gipfel in der Karwendelhauptkette, so sind nach dem gerade noch sichtbaren Hochnissl die Lamsenspitze und der Hochglück verdeckt und erst die Eiskarlspitze kann oberhalb der Verschneidung von Westrücken Sonnjoch und östlichem Gipfelaufbau der Schaufelspitze eingesehen werden.

das massive Sonnjoch und rechts die Schaufelspitze

Ein besonderes Schmankerl ist auch die kleine Vergletscherung unterhalb der Eiskarlnordwand (die sog. Eiskarln, von denen die Spitze mit Sicherheit ihre Namensgebung verdankt), die ein wenig aus der vorgenannten Verschneidung der beiden Flanken herausragt und wirklich eindrucksvoll nur mit einem Fernglas betrachtet werden kann.

die Schaufelspitze mit Ungemach darüber; in der Verschneidung Sonnjoch Westgrat/Schaufelspitze Ostgrat die Vergletscherung der Eiskarln

Die Schaufelspitze im Süden, bzw. der Grat dorthin wäre auch das insgeheime Ziel der heutigen Tour gewesen. Der meist ebenfalls von Haftungsgedanken beeinflusste Medienbericht vom Vortag, sowie die rasche Wetterentwicklung während des 40 minütigen Gipfelaufenthaltes, jedoch, hielten meinen Erfolgsdrang, nach nun einigen aufeinanderfolgenden Wochenenden mit intensivem Gebrauch der Regenjacke und der Heimfahrt in nassen Shorts, recht fest im Zaum.
Zusätzlich erschien eine Gratüberschreitung mit wenig Sonnenlicht und viel schwarzgrauem Gewölk, mit direkter Zugrichtung, rasch sich nähernd, für die Dokumentation nicht dem Wunsche entsprechend, die Schönheit dieser Tour entsprechend einfangen zu können.

Falzthurnjoch mit Achensee

Um es vorweg zu nehmen, das Wetter hätte gehalten, die Überschreitung wäre möglich gewesen.
Allerdings ist das Vorhaben im Herbst immer noch möglich und eingeplant.

Also beschäftigte ich mich auf diesem für die Einschätzung des gegenständlichen Gebirges bedeutsamen Gipfel mit ausgiebigem „recognosciren“ mit dem Fernglas, um in der Sprache der Pioniere dieses Gebirges zu bleiben.

Dabei konnte festgestellt werden, daß der Karwendel-Führer (Klier) in der Aussage, die Bettlerkarspitze wäre vom Plumsjoch (der Plumssattel ist gemeint) aus nicht sichtbar, falsch liegt. Wahrscheinlich soll die Aussage lauten, daß sie von der Plumsjochhütte aus nicht sichtbar ist, denn neben dem Gipfelkreuz platziert kann der Plumssattel in der Tiefe wunderbar eingesehen werden, also auch in Gegenrichtung.
In direkter Blickrichtung auf die höchste Erhebung am Sattel (Abzweig zur Montscheinspitze auf Schotterstraße, Rastbank) vom Hauptgipfel aus liegt das Gipfelkreuz des Vorgipfels fast auf gleicher Linie (siehe auch Karte mit gesamter Strecke von der Gernalm in der Bildergalerie).

Rauer Kranzenzian, man beachte die unterschiedliche Anzahl an Blütenspitzen

Die Flora, die dem Karwendelfreund auf seinen Touren stets ins Auge fällt verrät, daß die Bettlerkarspitze schon eher dem Norden des Karwendels zuzuzählen ist; es findet sich dort eine Enzianart zuhauf – es dürfte sich um den Rauen Kranzenzian handeln, auch wenn die Bestimmung anhand der verfügbaren Bilder für den Laien nicht eindeutig durchzuführen ist – die, bei genauer Betrachtung des Bündels in dem sie auftritt, sowohl vierblättrige als auch fünfblättrige Blüten aufweist und im südlichen Teil des Karwendels nicht anzutreffen ist, zumindest nicht merkbar häufig.

Schneeköpfe mit Rofangebirge dahinterliegend

Für den Abstieg an diesem so jungen Tag machte ich mir das oberflächlich sichtbare Vorkommen von geologischen Besonderheiten und Fossilien in diesem tektonisch so bedeutsamen Gebiet zur Aufgabe.

Muschelfossilien

Dabei mußte ich die bereits oben erklärte logische Feststellung machen, daß im Abstieg Feinheiten auf Gesteinsoberflächen weit weniger gut sichtbar sind als im Aufstieg. Der Blickwinkel mag das seine dazu beitragen. Dennoch konnten einige schöne Stücke gesichtet werden.

Rauhwacke

Die Nordflanke der Bettlerkarspitze stellt sozusagen die vorderste Stirn der Reliefüberschiebung des Karwendels dar und ist somit die nördlichste Front der Inntaldecke, die der Lechtaldecke kurz vor dem Plumssattel aufgeschoben wurde. In solchen Gebieten ist geologisch meist „viel los“.

Breccie

Schöne Rauhwacken (Zellenkalk mit ausgelaugten Hohlräumen) mit ebenflächiger Unterseite (auf eine Gleitbahn hinweisend?) deuten auf eine Haselgebirgseinlage zwischen dem Hauptdolomit und der überschobenen Wettersteinkalkdecke hin.

Kalkbreccie; rechts oben – siehe Detailaufnahme

Wunderschöne Kalkbreccien mit ungeheuer festem Verkittungsmaterial (calcitisch?), ein Zufallsfund knapp neben dem Steig.

Detailaufnahme der Kalkbreccie

Wurmförmige tierische Einschlüsse in Kalk? mit ungewöhnlicher rosa Färbung.

wurmartige tierische Einschlüsse

Die Tour abschließend, das Wetter von sicherer Stelle der Plumsjochhütte aus beobachtend, gab es noch eine hervorragende Speckknödelsuppe vor der Plumsjochhütte, bis schneidig kalte Böen zum Aufbruch übers Joch anregten.

Stimmung oberhalb der Plumsjochhütte

Die gesamte Tour bedurfte fünfeinhalb Stunden, wobei die Rasten am Gipfel und in der Hütte in etwa eineinhalb Stunden dem Studium der Landschaft und der Energieaufnahme dienten.

Peilung Gipfel Bettlerkarspitze – Plumssattel

Foto mit Peilung der Sicht; der Vorgipfel ist in der AV-Karte mit einiger Übung erkennbar, siehe rote Pfeilmarkierung.

Mils, 09.09.2017

Rappenspitze, 2.223m – über Stallental nach St. Georgenberg

Hoch über der Naudersalm thront die Rappenspitze, von allen Seiten betrachtet eine kühne Felszinke, die es sich lohnt einmal zu besteigen.
Der hier beschriebene Aufstieg erfolgt auf dem – in einer AV-Karte aus dem Jahre 1996 bezeichneten – Südostanstieg, vom Sunntiger aus, einem Sattel zwischen Lunstkopf und Rappenspitze.

img_5321Generell fällt dem aufmerksamen Naturbeobachter dieser – recht eigenartige – Teil des Karwendels auch ohne geologische Kenntnis auf, ist er doch weitgehend anders als all jene Formationen die er in den umgebenden Ketten und Graten findet.

Stallental im Oktober

Stallental im Oktober

Wenig typische Karwendeltopographie findet sich in den Hängen und sanften Gipfeln rund um die Rappenspitze und jene selber ist ebenfalls eine Besonderheit, besteht sie doch nicht nur aus dem festen Wettersteinkalk, sondern auch aus Hauptdolomit und Raibler Schichten (für den geologisch Uninteressierten die beiden letzten Gesteinsarten – brüchiger, splitteriger Fels) und auch dunkler Mergel ist vor dem Joch des Sunntiger häufig anzutreffen. Die Rappenspitze hat eine raue und eine milde Seite, ganz im Stile der Entdeckungen der Reliefüberschiebung von Otto Ampferer vor knapp 100 Jahren.

kurz vor der Stallenalm

kurz vor der Stallenalm

Der Beginn der Tour ist der Parkplatz Bärenrast über Fiecht. Das allzeit malerische Stallental entfaltet im Herbst eine besondere Pracht an Farben, tausende Töne finden sich in dahinsterbenden Blättern der Laubbäume und wer sorgsam beobachtet findet immer wieder Nuancen, die er noch nie vorher geschaut.

Rückblick ins Stallental oberhalb der Stallenalm

Rückblick ins Stallental oberhalb der Stallenalm

In gleicher Manier wie die Kraft der Blätter der stämmigen Laubbäume im Karwendel nimmt die Frequenz der Besucher „der Stallen“ im Herbst ab, obwohl die farbenprächtige Metamorphose dieser vielfältigen, in dieser Intensität im Tal nicht zu findenden Mischung der Landschaft, geradezu Massen anziehen müßte.
Für den Beobachter aus Leidenschaft stellt das Fernbleiben der Massen jedoch keinen großen Verlust dar, weil durch die gewonnene Ruhe im Refugium seine volle Konzentration auf die Natur ausgerichtet werden kann, mit ihr in gewisser Weise eine Einheit geschmiedet und sie aufgesaugt werden kann, ohne daß von diesen Gedanken Abwesende den Prozess abschwächen, behindern.

Jagdhütte Graf v. Thun

Jagdhütte Graf Thun

Hinter der Stallenalm beginnt der Steig zur Naudersalm, zuerst als Fahrstraße und ab der Jagdhütte des Grafen von Thun als richtiger Steig auf dem auch Almvieh auf und absteigt.
Der mäßig steigende Grubachgraben zieht als Ouvertüre des alpinen Teiles der Rundtour durch prächtigen Nadelwald und Unterholz hinauf, zur Linken mächtige Schotterreisen, die dem Bach als Abtragelement gnadenlos ausgesetzt sind. Mächtige Schotterwände, gebrochen von Felsstürzen aus den Wänden des Rauhen Knöll Massives und abgelagert in mächtigen Reisen, trotzen den Wassern, jenen von kurzzeitigen Hochwettern und jenen vom stetig arbeitenden Bergbach.

mächtige Schotterreisen aus dem Rauhen Knöll

mächtige Schotterreisen aus dem Rauhen Knöll

Den Grubachgraben verläßt der Steig zur Rappenspitze etwa in seiner Hälfte zur Rechten und zieht hinauf zum Rizuelhals, dem Sattel zur Naudersalm, in den Norden auf 1.943m Höhe.
In diesem Abschnitt von der Stallenalm bis hierher werden 600Hm des Anstieges erledigt und selbst noch in der Herbstsonne im scheidenden Oktober kann dies eine schweißtreibenden Angelegenheit sein. Der Vorrat an Wasser sollte also bei der Stallenalm gesichert werden, denn die nächste Möglichkeit an Wasser zu kommen besteht erst wieder auf der Naudersalm durch den gleichnamigen Bach und dieser bedeutet bei der Seehöhe von knapp 1.900m keine Normalität im Karwendel.

Wende am Steig Richtung Rizuelhals

Wende am Steig Richtung Rizuelhals

Zuntern säumen den Steig, vor allem nach der willkommenen Kehre auf ca. 1.660m. Die letzten gut 100Hm vollziehen sich dann auf Almwiesen unter der Materialseilbahn und das Jochlüftl tut gut.

am Sattel zwischen Lunst- und Brentenkopf, Richtung Süden auf den Hochnissl geschaut

am Sattel zwischen Lunst- und Brentenkopf, Richtung Süden auf den Hochnissl geschaut

Am Sattel zwischen Lunst- und Brentenkopf tritt das Tagesziel so richtig imposant hervor, die Rappenspitze als kühne Felsschuppe. Ein schöner Anblick eines nicht so spektakulär hohen Karwendelgipfels, der um so vieles anders geformt und gestaltet ist als das Gros der Berge im Karwendel und den man aber auch nicht vergessen wird, in gewisser Weise vergleichbar mit Formen die man von den Südtiroler Dolomiten her kennt.

Rappenspitze über der Naudersalm

Rappenspitze über der Naudersalm

Der Blick gen Norden auf die Rappenspitze veranlaßt unweigerlich ein paar Schritte links neben die Seilbahn zu treten, um gewachsene Natur ohne kurzweilige Technik abzulichten. Er lädt zum Verweilen ein. Das Tal weitet sich nach dem Sattel enorm, und kürt den Gipfel der Rappenspitze oberhalb der Alm zum geometrischen Höhepunkt in naturarchitektonischer Hinsicht. Selbst jener, der die bizarrsten Formationen in diesem Gebirge kennt möchte bei erstem Anblick nicht augenblicklich glauben, daß sich an diesem Fleck Erde die Lieblichkeit der Alm und der überwiegend schroffe Felsaufbau des Karwendels so treffend vereinen können. Ein gewaltig Bild Natur inmitten der Heimat.

Naudersalm, 1.896m

Naudersalm, 1.896m

Hinab durch die schroffe Wand der „Stiege“ geht es in raschem Schritt auf breitem Steig zur Naudersalm und weil der Steig zum „Sunntiger“, dem Sattel zum Falzthurntal  offenbar nicht mehr gepflegt wird finden sich kaum Markierungen, geschweige denn der so typisch gelbe Wegweiser, der sich sonst in diesem Gebiet zuhauf antreffen lässt.

zur Rappenspitze knapp oberhalb Naudersalm geblickt

zur Rappenspitze knapp oberhalb Naudersalm geblickt

Der Verdacht, daß der Steig vom Sunntiger, also vom Südwesten auf die Rappenspitze aufgelassen wurde keimte im Empfinden des Verfassers erst, als sich auch nach dem Sattel nur mehr verwittert anzutreffende Wegmarkierungen finden ließen. Der Zustieg zum Sattel war ebenso nur spärlich von verwitterten Markierungen geprägt, jedoch akzeptiert man dies unten eher, da es durch die vielen Gamsgassen durch die Zuntern vielfache Möglichkeiten gibt, den Sattel zu erreichen.

Am "Sunntiger", Sattel zwischen Lunstkopf und Rappenspitze

Am „Sunntiger“, Sattel zwischen Lunstkopf und Rappenspitze, Blick zum mächtigen Sonnjoch und der Schaufelspitze

Nach dem Sattel wundert es etwas, daß die Markierungen nicht deutlicher sichtbar sind. Weniger wegen der Richtung die es einzuschlagen gilt, denn diese ist ja durch den Gratverlauf eindeutig bestimmt und bedarf kaum/keiner Markierung. Mehr deswegen, weil sich beim Erfahrenen das dumpfe Gefühl aufdrängt, daß die Route nicht mehr gepflegt wird, aus welchen Gründen auch immer, zumal in der eingangs zitierten AV-Karte diese Route als Normalweg klassifiziert ist. Und dieses Gefühl bzw. die Erfahrung darüber nagen ein wenig, weil es doch sein könnte, daß bei halbem Anstieg eine Situation entstanden ist, die ein Weiterkommen unmöglich machen, oder zumindest so erschweren, daß technische Ausrüstung und ein Team nötig wären.

beginnender Aufstieg zur Rappenspitze ab dem Sunntiger

beginneder Aufstieg zur Rappenspitze ab dem Sunntiger

Erwartungsvoll werden die ersten Dutzend Höhenmeter nach dem Sattel begangen. Von dort führen 250Hm zum Gipfel und es sollte eine Sache von 40min oder weniger sein den Gipfel zu erreichen.
In Wahrheit waren es nur knapp über 30min, unter der Mischung aus Erwartungshaltung und Gipfeldrang waren es jedoch lange 30 Minuten. Der Grat ist schwach ausgeprägt und zumeist auf keiner Seite wirklich sehr steil abfallend. Drei Felspassagen würzen den Grat und früher waren diese mit Seilsicherung versehen, die Fixpunkte aus schwerem Bewehrungsstahl mit geschmiedeten Ösen am oberen Ende zeugen noch davon.

Blick zu den ersten Felsaufschwüngen am Grat zur Rappenspitze

Blick zu den ersten Felsaufschwüngen am Grat zur Rappenspitze

Spätestens beim Erreichen dieser technischen Einrichtungen weiß man, daß man sich auf einem aufgelassenen Steig befindet, wenn die verbindenden Stahlseile gänzlich fehlen. Die Frage ist nur, wie der  Steig sich entwickeln wird.

Felsköpfe, die eher links, westlich begangen werden; alte Steigsicherungen weisen die Route

Felsköpfe, die eher links, westlich begangen werden; alte Steigsicherungen weisen die Route

Vorweggenommen sei, daß er relativ zahm bleibt und zu keiner Zeit an keiner Passage eine schwierigere der kurzen Klettereien als von I+ oder II- anzutreffen ist. Alles in allem also sehr angenehme Passagen in den wenigen festen, wandbildenden Wettersteinkalkfelsen im südlichen Gipfelaufbau der Rappenspitze.

Rückblick zum Sunntiger

Rückblick zum Sunntiger

Die im Karwendel so typische plattenartige, mehr oder weniger steil gestellte Felsschichtung gibt in den kurzen Kletterpassagen in Form von breiten Bändern die Richtung der Ersteigung vor und die Stufen besitzen nur geringe Mächtigkeit, sodaß sie mit zwei Schritten in ihrer Höhe auch schon überstiegen werden können.

vorletzte leichte Passage rechts (östlich) zu umgehen

vorletzte leichte Passage rechts (östlich) zu umgehen

So erreicht man auch schon rasch und recht angetan von den kurzen netten Einlagen eines Hauches an Alpinismus den Gipfel und genießt einen sagenhaften Rundblick auf den dort schon geschwundenen Höhen des Karwendels auf 2.223m und befindet sich doch noch ca. 1.270m über dem Achensee.

letzter Felskopf vor dem Gipfel links (östlich) über Plattenstufen leicht zu ersteigen

letzter Felskopf vor dem Gipfel links (östlich) über Plattenstufen leicht zu ersteigen

Ein schönes modernes Gipfelkreuz ziert die Rappenspitze und das Gipfelbuch zeugt von nicht so großer Besucheranzahl, nimmt man die seit Herbst 2015 beschriebenen Seiten zwischen die Finger. Man hätte sich auch aufgrund des Zustandes des heutigen Normalweges mehr Besucher erwartet, denn dieser ist in schrecklich schlechtem Zustand der auch der Geologie geschuldet ist. Eine Breite Rinne, teilweise mit grobem Schotter dermaßen gefüllt, daß die Ränder für den Abstieg bevorzugt werden müssen und zum Glück ist dieser Teile nur von kurzer Dauer.

am Gipfel der Rappenspitze, Blick zur Karwendelhauptkette

am Gipfel der Rappenspitze, Blick zur Karwendelhauptkette

Interessant ist der Blick auf die Karwendelhauptkette, speziell in Richtung Sonnen-, Kaltwasserkar- und Birkkarspitze, sie scheinen zum Greifen nahe.
Ebenfalls ist der nach Süden ausgeübte Blick auf Trattenspitze, Hoher Fürleg, den Fallbachkarspitzen und den Großen Bettelwurf ein neues Erlebnis für jenen, der diese Berge immer in Richtung Norden betrachtet. Die Nordwände stürzen bei diesen Gipfeln abschreckend kalt und schwarz über Hunderte Meter ins Vomperloch hinab, Schneereste zeugen vom Klima in den Nordabstürzen.

Blick zu den Fallbachkartürmen über zwei vorgelagerte Ketten hinweg

Blick zu den Fallbachkartürmen und dem Großen Bettelwurf  über zwei vorgelagerte Bergketten hinweg

Interessant am Foto ist, daß zwei vorgelagerte Ketten überblickt werden, im Vordergrund die Kette Hochnissl – Lamsenspitze, in der Mitte Huderbankspitze – Hochglück. Alles spielt sich innerhalb von knapp 11km Luftlinie ab.

rechts Kaltwasserkarspitze und im Nebel die Birkkarspitze

rechts Kaltwasserkarspitze und im Nebel die Birkkarspitze

Am Abstieg zum weiteren Verlauf der Rundtour über die Ochsenkaralm und bis nach St. Georgenberg tut sich für den Verfasser eine Abkürzung auf, die jedoch hier nicht beschrieben wird, führt sich doch unmittelbar unter der wenig standfesten Nordostwand der Rappenspitze hindurch. Man folge hier also dem Normalweg über die Wiesenhänge zum Kaserjoch.

Abstieg von der Rappenspitze nach Norden zum Larchkarlkopf

Abstieg von der Rappenspitze nach Norden zum Larchkarlkopf

Nach dem Kaserjoch führt der Steig mit wenig auf und ab weiter bis zu einer Verzweigung, bei der es sich sicher lohnen würde den oberen Teil bis knapp vor dem Staner Joch zur Stelle „Am Übergang“ zu nehmen um von dort hinab und zurück zur Ochsenkaralm zu gelangen.

die Rappenspitze von Norden

die Rappenspitze von Norden

Weil die Zeit drängte mußte die schnellere Variante (die untere im topografischen Sinn) genommen werden und über einen kleinen Sattel zwischen der Hauptkette und dem Ausläufer des Hahnkamp im Südosten erreicht man in ca. 20min die Ochsenkaralm mit einem stilechten Almbrunnen, bereits zum überwintern gerüstet.

Rappenspitze in der Ferne vom Sattel oberhalb der Ochsenkaralm aus, Entfernung 1.850m

Rappenspitze in der Ferne vom Sattel oberhalb der Ochsenkaralm aus, Entfernung 1.850m

Von dort beginnt ein gewaltiger Abstieg, der nichts an Urwald im mittleren und nichts an Steilheit im unteren Teil zu wünschen übrig läßt und mit einem krönenden Abschluß endet, wenn man die Glocken vom Kloster St. Georgenberg zur Nachmittagsandacht schon einige Hundert Meter hoch am steilen Steig zu hören bekommt.

Ochsenkaralm, rd. 1920m

Ochsenkaralm, rd. 1920m

In mitten der Steilpassage nach den kümmerlichen Resten der Plattenalm kann zwischen den Föhren – der Bewuchs in dieser Steilpassage erinnert unweigerlich an jene am Hechenberg und dem Schleifwandsteig in der Kranebitter Klamm, wo sich nur mehr Kiefern an den spärlichen Humus im gut 45 bis über 60° steilen Gelände halten können – der Ausgangspunkt, die Bärenrast am anderen Hangrücken gegenüber erblickt werden und die Gewissheit, daß die Klosterstraße bis zu ihrem Tiefsten auf 800m Meereshöhe ausgegangen werden muß, um dann am Gegenhang wieder knapp 220Hm zum Fahrzeug aufzusteigen, mag den wenig Trainierten nach all der Strecke verzagen lassen, wenn er aber nicht daran denkt ist die Belastung klein und die Szenerie des Klosters aus so vielen verschiedenen Positionen läßt die Endanstrengung klein werden.

Steig von der Plattenalm nach St. Georgenberg

Steig von der Plattenalm nach St. Georgenberg

Der Steig zum Parkplatz zweigt vom ansteigenden Straßenteil rechts ab, wo sich die Wege Richtung Fiecht und Bauhof teilen, ein Wegweiser gibt die Richtung vor.

Ende des Steiges bei St. Georgenberg

Ende des Steiges bei St. Georgenberg

Nach einigen Hundert Meter folgt ein neuerlicher Wegweiser der in den Weg zur Bärenrast und in den Steig dorthin teilt. Natürlich nimmt man den Steig obwohl dieser wenig sympathisch durch einen lettigen Laubwald führt. Nach einer knappen halben Stunde wird der Parkplatz erreicht indem man den Steig ansteigend zur Lichtung weglos im Wald verläßt und damit abkürzt, oder ihn ausgeht und weiter oben im Wald nach einer Kehrtwendung am Steig zurückmarschiert.

Lindenkirche oberhalb des Klosters

Lindenkirche oberhalb des Klosters

Eine farbenprächtige, tolle Rundtour im sanften Teil des Karwendels die dem weniger extremen Bergsteiger gefallen dürfte, mit 1.540Hm in Summe zwar über dem Durchschnitt, jedoch als Tagestour leicht zu schaffen. Die Marschdauer des Verfassers betrug 5:41h und war als Trainingstour gedacht. Die Streckenlänge beträgt knapp 18km.

Kloster hoch über dem Tiefsten der Fahrstraße  nach Fiecht

Kloster hoch über dem Tiefsten der Fahrstraße nach Fiecht

Wer den Aufstieg über Felsen nicht unternehmen will verläßt die Naudersalm in Richtung Kaserjoch und steigt über den heutigen Normalweg auf die Rappenspitze und auf diesem auch wieder ab.

Abzweigung zum Parkplatz Bärenrast

Abzweigung zum Parkplatz Bärenrast

Wer die Rappenspitze nicht besteigen will kürzt die Zeit der Rundtour signifikant ab, weniger aber die Streckenlänge. Allerdings versäumt er auch einen Ausblick der nicht schnell in Vergessenheit gerät.

Mils, 29.10.2016

 

 

Huderbankspitze – 2.318m

Mit der Besteigung der Huderbankspitze gingen einerseits ein lange gehegtes Vorhaben und andererseits eine Erkundung zu einer großen Überschreitung einher.

2.318m Vomper Kette

2.318m, Vomper Kette

Die – speziell von Vomp aus betrachtet – kühne Pyramide mit dem ebenen Vorplateau übte schon vor Jahren eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Auch von der Walderalm aus betrachtet empfindet man die Huderbankspitze als eine kühne Felsgestalt, die man gern bezwingen möchte.

Abzweigung des Steiges zum Kristalpl, kurz vor der Ganalm

Abzweigung des Steiges zum Kristalpl, kurz vor der Ganalm

Ich startete um 9:40 am Parkplatz der Hinterhornalm zu Fuß zur Walderalm und abwärts zum Steig ins Vomperloch.

ein abenteuerlicher Steig, höchste Konzentration ist ab dieser kleinen Klamm angesagt

ein abenteuerlicher Steig, höchste Konzentration ist ab dieser kleinen Klamm angesagt

Der Zustieg zur Basis, tief unten im Vomper Loch gelegen erweist sich von den möglichen Seiten her als langwierig, sowohl der Anstieg über den Steig im Vomper Loch, als auch der von mir gewählte Stieg von der Walder Alm hinunter zum Kristalpl (im Karwendelführer Klier oder auch Kristlalpl in der AV Karte) und jenseits davon wieder hinauf und weiter nordöstlich bis zur Katzenleiter.

die letzten Höhenmeter vor dem Kristalpl auf rd. 1.000m

die letzten Höhenmeter vor dem Kristalpl auf rd. 1.000m

Die Katzenleiter ist ein teilweise steiler Steig, der ab der Huderbankklamm den zuerst bewaldeten Rücken hinauf und dann recht geradlinig den sanften Grat entlang über die drei, vier vorgelagerten Köpfe hinweg bis zur Huderbank führt. Dies mit wechselnder Steilheit, zuletzt jedoch sehr steil und, geht man zu weit links, dann mühsam und teilweise über recht steile, blanke Felspartien.

Abzweigung der Katzenleiter vom Steig durch das Vomperloch

Abzweigung der Katzenleiter vom Steig durch das Vomperloch

Auf der Huderbank auf 1.941m gibt es ein ungewöhnliches Gipfelkreuz mit einer edlen Behälterkonstruktion in dem die Heilige Barbara (Schutzpatronin der Bergleute und Tunnelbauer) witterungsfest aufbewahrt wird, sowie ein Gipfelbuch aus 1989, das kaum zur Hälfte vollgeschrieben ist. Dies sozusagen am Gipfel des darunterliegenden Knappenwaldes, in dem im Mittelalter Bergbau betrieben worden ist.

Gipfelkreuz auf dem Plateau der Huderbank, 1.941m

Gipfelkreuz auf dem Plateau der Huderbank, 1.941m

Von der Huderbank hat man einen tollen Rundumblick und sie ist sozusagen ein zentraler Turm inmitten des Vomperloches von dem aus man den gesamten Verlauf desselben gut überblicken kann. Alle anderen nördlichen Erhebungen der Hinterautal – Vomper Kette in dieser Höhenlage sind über lange Grate weit nördlicher und bieten keine so schöne Übersicht wie die Huderbank (mit Ausnahme der mir nicht als gangbar bekannten Sunnschartspitze).
Allein die Lage und das Panorama macht die Huderbank als Ziel wertvoll.

Das Vomperloch mit den umrahmenden Gipfeln der beiden Karwendelketten

Das Vomperloch mit den umrahmenden Gipfeln zweier Karwendelketten

Der weitere Anstieg zur Huderbankspitze erfolgt nach wenigen Gehminuten dann nur mehr intuitiv, denn der sichtbare Steig endet noch bevor die Zuntern ihr oberes Ende ankündigen. Steinmandeln, dort wo man sie einmal brauchen könnte, gibt es nicht.

Einstieg zur leichten Kletterei nach der Latschengrenze, rechts neben einem senkrechten Felsköpfl

Einstieg zur leichten Kletterei nach der Latschengrenze, rechts neben einem senkrechten Felsköpfl

Allerdings ist eine Orientierungshilfe für den versierten Felsgeher auch nicht notwendig, er findet sich in dem relativ leichten Gelände, das nur Stellen von II aufweist, auch ohne Anleitung zurecht.

Rückblick nach dem ersten Aufschwung

Rückblick nach dem ersten Aufschwung

diese markante Rippe begeht man am besten rechts, gut griffiger Fels, Hangneigung ca. 75°

diese markante Rippe begeht man am besten rechts, gut griffiger Fels, Hangneigung ca. 75°

Ich bin zuerst rechts des mächtig dastehenden Kopfes am Ende der Latschen über ein kleines Kar von viel Schutt bedeckt empor gestiegen und habe weiter oben nach links zu der markanten geschwungen runden Rippe hin gequert, diese im direkten Anstieg (hier kurze Stellen II) links liegen gelassen und bin oben (flacher als zuletzt) wieder rechts zu einer kleinen Scharte weitergestiegen. Somit umgeht man in einem Bogen einen markanten Felskopf auf seiner linken Seite und kommt oben hinter ihm zur Scharte.

Rückblick kurz vor der Scharte, ganz rechts die Rippe von zuvor

Rückblick kurz vor der Scharte, etwa in Bildmitte die Rippe von zuvor

Hinter der Scharte sieht man hinab zu einer kaminartigen, ohne Seil ungangbaren Stelle der man von unten instinktiv ausweichen will. Man steigt über die Scharte mit knapp zwei Meter Höhenverlust.

Blick von der Scharte in das nächste kleine Kar

Blick von der Scharte in das nächste kleine Kar

Nach der Scharte tut sich wieder eine karartige Mulde auf über die man über viel Schutt zum oberen Ausstieg linkerhand gut weiterkommt. Den oberen Ausstieg (Stellen II und eine orangefarbene Störzone, jedoch mit genug festem Fels) bildet dann der direkte, kaum ausgeprägte Grat zum Gipfel, den man in zwei Minuten erreicht.

Rückblick am oberen Ende des Kares, kurz vor dem schwach ausgeprägten Grat

Rückblick am oberen Ende des Kares, kurz vor dem schwach ausgeprägten Grat

Der Aufstieg ab der Zunterngrenze bis zum Gipfel ist vielleicht 150 bis 180Hm hoch und nimmt ca. 25min in Anspruch. Die Hangneigung eignet sich großteils zum Klettern, Stöcke sind schon weit unten hinderlich.

Der Gipfel ist erreicht

Der Gipfel der Huderbankspitze, 2.318m, ist erreicht

Der Gipfel der Huderbankspitze bietet ebenso wie der gleichnamige Vorgipfel eine phantastische Rundumsicht vom weit entfernten Hohen Gleirsch im äußersten Westen bis hin zum letzten großen Gipfel der Vomper Kette, dem Hochnissl im Osten und zusätzlich die wunderschöne Nordseite mit dem Kaiserkopf der durch einen wildzackigen Grat mit der Huderbankspitze verbunden ist.

Kaiserkopf und links hinten die Eiskarlspitze

Kaiserkopf und links hinten die Eiskarlspitze

Leider kann man das gesamte Trio dieses Ausläufers der Vomperkette, den Gipfel des Hochglück, nicht sehen, da er in direkter Verlängerung des nordwärts gerichteten Grates am Ende der drei und mit dem höchsten Punkt abschließt.
Damit dürfte das Geheimnis der Erkundungstour auf die Huderbankspitze gelüftet worden sein…

Fernsicht bis zum Hohen Gleirsch in 16,5km Entfernung

Fernsicht bis zum Hohen Gleirsch in 16,5km Entfernung

Das Gipfelbuch ist eine kleine Überraschung, es stammt aus 1977, wurde von der Tourengruppe der Sportgemeinschaft Tyrolit gestiftet, ist nur halb vollgeschrieben und trotz guter Verpackung leider recht feucht mit leichten Schimmelerscheinungen.

Tiefblick ins Vomperloch

Tiefblick ins Vomperloch mit dem Überschalljoch und die Hallerangeralm

Die kurzfristige Sorge um das Wetter klärte sich rasch nachdem im Westen wieder blaue Löcher in der teilweise dunkelgrauen Wolkendecke sichtbar wurden. Das Gewitter des Vortages hat eben so viel Feuchtigkeit hinterlassen, daß die Thermik drohende Wolken über den westlichen Karwendelgipfeln entstehen ließ, die allerdings keine hohen Türme hervorbrachten und sehr zahm abflauten.

Das Zwerchloch

Das Zwerchloch

Vomperbach und Pirchat, von dort habe ich die Huderbankspitze oft bewundert

Vomperbach und Pirchat, von dort habe ich die Huderbankspitze oft bewundert

Am Rückweg glaubte ich beim Blick nach unten zu sehen, daß der Abstieg rechts (westlich des kaum ausgebildeten Grates) leichter zu sein scheint, jedoch konnte ich nicht den gesamten Verlauf bis zur vorher angesprochenen Felsrippe sehen, weswegen ich wieder links in das letzte kleine Kar nach der Scharte abbog und die Aufstiegsroute auch für den Abstieg wählte.

es scheint, daß es rechts (westlich) leichter wäre, also mehre ich die ersten Meter rechter Hand

es scheint, daß es rechts (westlich) leichter wäre, also mehre ich die ersten Meter rechter Hand

Somit waren alle Stellen bekannt und trotz viel Geröll kam ich gut voran und ich erreichte die Zunterngrenze in 15min ab dem Gipfelkreuz wieder.

nach Querung nach links wieder an der kleinen Scharte

nach Querung nach links wieder an der kleinen Scharte

RÜckblick von der markanten Rippe hinauf zur kleinen Scharte, sie liegt im oberen Bilddrittel ganz rechts

RÜckblick von der markanten Rippe hinauf zur kleinen Scharte, sie liegt im oberen Bilddrittel ganz rechts

Die Katzenleiter hinab ging es recht rasch und am Abstieg wird einem erst die durchgehend große Steilheit des Anstieges bewußt.

unter der Rippe auf den letzten Metern im Fels wieder vor der Zunterngrenze

unter der Rippe auf den letzten Metern im Fels wieder vor der Zunterngrenze

die gewaltige Huderbankklamm

die gewaltige Huderbankklamm

Es gäbe eine Schuttreise direkt auf den südlich gelegenen Vomperloch Steig, mit der man den gesamten Schlauch bis zum Abzweig der Katzenleiter vom Vomperlochsteig abkürzen könnte und die man möglicherweise über den verschwenderisch breit ausgeschnittenen Jagersteig erreichen könnte, aber das ist eine andere Geschichte, die noch erkundet werden möchte.

hier darunter, nach Querung am Jagasteig müßte ein Abstieg möglich sein; bleibt weiteren Erkundigungen vorbehalten

hier darunter, nach Querung am Jagasteig müßte ein Abstieg auf den Steig durch das Vomperloch möglich sein und somit eine kräftige Abkürzung; bleibt weiteren Erkundigungen vorbehalten

So kommt man unten am Endpunkt der gewaltigen, fast 1.000m hohen Huderbankklamm wieder auf den Steig durch das Vomperloch und macht sich rückwärts wieder auf den Weg zum Abzweig des Steiges über das Kristalpl auf die andere Talseite.

wieder am Abzweig der Katzenleiter, Blick Richtung Norden ins Zwerchloch

wieder am Abzweig der Katzenleiter, Blick Richtung Norden ins Zwerchloch

Spätestens unten am Vomperbach angekommen hat man die Lektion gelernt woher das Vomperloch seinen Namen hat, denn nun beginnt der Gegenanstieg über den abenteuerlichen und nicht ungefährlichen Steig vom Kristalpl bis zum Fahrweg von der Ganalm zur Walderalm.

Den Steig auf der Gegenseite betrittman nun wieder und hat nun wirkliche Ahnung der Gefahren

Den Steig auf der Gegenseite betrittman nun wieder und hat nun wirkliche Ahnung der Gefahren

Über diesen Steig bin ich am Vormittag, nach dem ausgiebigen Regen am Vortag, zuerst durch den ausgeholzten Teil in durchnäßter hoher Bergwiese und reichlich Huflattich talabwärts gegangen und war im Nu platschnaß. Der Steig ist teilweise sehr rutschig und dieser Umstand wurde dann später zu einer echten Herausforderung, nämlich dort, wo man knapp oberhalb des Felsabbruches in ungeheurer Geländesteilheit über rutschiges Wurzelwerk dahin stolpert und mit einer unbedachten Bewegung rasch gute 200m weitgehend in freiem Fall erleben kann.
Der alte Karwendelführer (Klier, Karwendelführer Auflage 1978) schreibt darüber: …überaus interessante, die wildesten Teile es Vomperloches berührende Weganlage; nur für sehr Geübte und vollkommen Schwindelfreie…

die Brücke im Kristalpl

die Brücke im Kristalpl

Ich kann diese Charakterisierung uneingeschränkt bestätigen. Der Steig hat nach der Klamm in Richtung Kristalpl hinsichtlich der Hangneigung mindestens die Dimension des Schleifwandsteiges in der Kranebitter Klamm, ist meist 30cm breit und hat einige markante Stellen die bei Nässe in Verbindung mit einem kleinen unkonzentrierten Rutscher fatal enden könnten. Zur Sicherheit verstaute ich die Stöcke um auch die Hände jederzeit frei zu haben.
Da sich dieser Steig in tiefer Nordlage befindet und daher kaum Sonne bekommt würde ich jenem, der mit steilen Hängen nicht vertraut oder unsicher ist, raten, ihn nicht zu begehen, wenn es weniger als zwei Tage vorher geregnet hat.

an diesen wunderschönen Hängen geht es nun gut 500Hm hinauf zur Hinterhormalm

an diesen wunderschönen Hängen geht es nun gut 500Hm hinauf zur Hinterhormalm

Hat man die kleine Klamm überquert, dann wird der Steig ungefährlicher und zieht in einigen kleinen Serpentinen durch den Mischwald empor. Ein paar windbrüchige Bäume überschreitet man noch, bis man wieder auf der ausgeholzten Wiese ankommt und nach ein paar sumpfigen Stellen erreicht man die Anbindung zur Forststraße zwischen Ganalm und Walderalm.

traumhafte Sommernachmittagsstimmung im tiefsten des Vomperloches in Richtung Westen

traumhafte Sommernachmittagsstimmung im tiefsten des Vomperloches in Richtung Westen

Wenn man nicht mit dem Radl unterwegs ist, dann beginnt von dort ein langer, weil zu flacher Aufstieg zur Walderalm, für den ich fast 40min benötigt habe, obwohl der Höhenunterschied nur 300Hm beträgt. Im Vergleich dazu habe ich von der Brücke beim Kristalpl bis zum Fahrweg auch nur knapp 40min benötigt, obwohl dieser Teil viel konzentrierter begangen werden mußte (Höhenunterschied gut 200m).

der ausgeholzte Hang der mir am Vormittag die Schuhe fast durchnäßte

der ausgeholzte Hang der mir am Vormittag die Schuhe fast durchnäßte

Nach ein paar Rückblicken auf die Huderbankspitze entschwand mir der Blick auf die Vomperkette in Richtung des Weges zur Hinterhornalm, die ich um 18:30 erreichte.

Schwarze Teufelskralle oder schöner: Schwarze Rapunzel

Schwarze Teufelskralle oder schöner: Schwarze Rapunzel

Ich kann diese Traumtour jedem empfehlen, der an Abgeschiedenheit, Stille und einem Hauch von Abenteuer interessiert ist. Der Wechsel an Eindrücken ist mannigfaltig, sehr konträr, Natur und Geländeformen gewaltig und ungezähmt.

Huderbankspitze hinter der Walderalm

Huderbankspitze hinter der Walderalm

Zeitbedarf: ca. 9 Stunden bei rd. 20km Wegstrecke und ca. 2.000Hm

Mils, 29.06.2015

 

 

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Hundskopf – Lage per 25.04.2015

Ob denn 2.243m bereits möglich wären, wollte ich gestern wissen.

Sieht man vom nördlich zu erreichenden Klettersteig ab, ist der Hundskopf für eine frühe Sommertour generell gut geeignet, da nahezu der gesamte Aufstieg Südlage hat und vom Tal aus, relativ gut, hinsichtlich der Schneeverhältnisse eingesehen werden kann.

Lawinenreste neben der Straße auf ca. 1.200m

Lawinenreste neben der Straße auf ca. 1.200m

So machte ich mich vom Parkplatz beim Mauthäusl auf und stieg durch den, vom Sturm im November recht verwüsteten Steig zur Hinterhorn Alm.
Die Straße ist gesperrt aber die Lawinenstriche trotzdem schon freigeräumt, konnte man an den beiden Fahrzeugen, die oben geparkt waren erkennen.

Weiter durch die Almböden bis zum rechts abzweigenden, steiler werdenden Steig begegnen einem einige Schneefelder, die teilweise umgangen werden können.
Im steilen Aufstieg durch die Latschen muß man ab und zu ebenfalls über Schnee steigen, jedoch nur an einigen Stellen.

man kann die Schneefelder meist südlich über aperes Gelände umgehen

man kann die Schneefelder meist südlich über aperes Gelände umgehen

Ab der Latschengrenze ist der Steig bis zur Vermessungsstange komplett schneefrei und ab dieser wäre ein langgezogenes weiches Schnee/Firnfeld am Kamm zu durchschreiten, das man aber südlich im leichten Fels ohne Schwierigkeit und Gefahr umgehen kann.

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Das Schneefeld am Grat bin ich rechts, südlich, umgangen

 

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Am schärfer werdenden Grat liegt kaum mehr Schnee, die verseilten Stellen sind, bis auf eine kurze Stelle, komplett schneefrei.

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Vor dem Gipfelkreuz, ca. 100Hm darunter, befindet sich nochmals ein Schneefeld das man aber auch nordwestlich, mit wenig Schnee in den man einsinkt, fast umgehen kann.

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Am kurzen Gipfelgrat liegt etwas mehr Schnee.

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Noch zuviel Schnee liegt in der Mandl- und Weibelescharte, in den Tratten und am Grat zur Fürleg. Es wird noch einige Wochen dauern, bis man dort, ohne Kampf mit dem Einsinken, eine Grattour unternehmen kann.

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unterhalb, in den Tratten im felsdurchzogenen Gelände kann man gut die Anrisse einer der gewaltigen Lawinen, die auf die Zunternseite abgegangen sind, erkennen

 

Schöne Blicke bietet die Hinterautal-Vomperkette.

Gamskar-, Brantlspitze, Hochkanzl und Roßlochspitze

Gamskar-, Brantlspitze, Hochkanzel und Roßlochspitze

Hochglück, Kaiserkopf und Huderbankspitze, sowie Hochnissl rechts

Hochglück, Kaiserkopf und Huderbankspitze, sowie Hochnissl rechts

Ein letzter Blick vom Gipfelaufbau zurück auf den Gratanstieg

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Gesamter Höhenunterschied 1.360m, ca. 4 Stunden.

Mils, 26.04.2015

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Fiechterspitze – Mittagspitze – Schneekopf

In der ausklingenden Vomperkette, über die Gipfel der Fiechterspitze – Mittagspitze – Schneekopf und auf den Spuren des Tiroler Geologen Otto Ampferers, eines großen Sohnes dieses Landes, durfte ich einen unwiederbringlich schönen Herbsttag erleben.

Mittagspitze und Fiechterspitze

Mittagspitze und Fiechterspitze

Knapp vor acht startete ich von der Karwendelrast mit gewaltigem Ausblick.

ausklingende Vomper Kette, ganz rechts die Fiechter Spitze, links der majestätische Hochnissl

ausklingende Vomper Kette, ganz rechts die Fiechterspitze, links der majestätische Hochnissl

ein schöner Herbstmorgen am Vomperberg

ein schöner Herbstmorgen am Vomperberg

Eifrig angetrieben von den tags zuvor studierten Erkenntnissen des virtuosen Geologen und Bergsteigers aus Hötting, Otto Ampferer (1875 – 1947) versuchte ich den kurzen Tag einerseits „eigenwissenschaftlich“ und auch andererseits als Training für mich zu nutzen, innerlich getrieben von einer der verbreitetesten Krankheit unserer Tage, des vermeintlichen Zeitmangels.
Wem meine nun folgenden geologischen Exkurse zu langweilig sind, der setze die Tourenbeschreibung weiter unten bei dem Link mit der Beschreibung des kletterbaren Aufstieges zur Fiechterspitze fort.

auf den Spuren von Otto Ampferer kurz unter dem Hirschkopf

auf den Spuren von Otto Ampferer kurz unter dem Hirschkopf

Schon früher fiel mir die eigenartig anmutende Topografie des Vomperjoches und des Kammes am weiteren Anstieg zur Fiechterspitze auf.
Nun entdeckte ich in den Tiefen der Nacht am Computer, ständig auf der Suche nach wissenschaftlichen Erkenntnissen im Zusammenhang mit dem Karwendel, daß just dieser Kamm ein visuelles Zeugnis der Urgeschichte darstellt, und daß mein bereits früher verspürtes inneres Gefühl der sonderbaren Ausprägung der Topografie, speziell rund um den Hirschkopf, bereits vor rund hundert Jahren ein wissenschaftlich begnadeter Landsmann schon damals in außerordentlicher Exaktheit und Tiefe erkannt und beschrieben hat.

das Vomperjoch, ein Geschichtsbuch der Karwendelgeologie

das Vomperjoch, ein Geschichtsbuch der Karwendelgeologie

Mag sein, daß man als Nichtgeologe die Tragweite des Terrains nicht erkennen muß, aber erklären kann man es sich als interessierter Naturbeobachter auch so gut wie nicht und bleibt verhaftet in seiner abgestumpften Naturbeobachtungswelt.
Dabei wäre es so einfach, wenn man die Zeichen beachten würde. Gesteinsformen die sich im Laufe von weniger als 200m am Kamm grundlegend ändern, topografische Änderungen, Gestalt, Steilheit, Zerlegungsgrad, Farbe udgl. wären alles Eindrücke die man begreifend erfassen könnte, auch ohne geologische Vorkenntnis.

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Otto Ampferers "heftig verfaltene Aptychenkalke"

Otto Ampferers „heftig verfaltene Aptychenkalke“

Kalkbreccie

Kalkbreccie

Eine Skizze des Großmeisters der Geologie des Karwendels, Otto Ampferer über den Schnitt durch das Vomper Joch (Fig. 28) mit der Erklärung über die vorherrschenden Gesteinsarten eröffnet schon ein erstes Aha-Erlebnis, warum die Gegend so inhomogen bzw. unzusammenpassend abwechselnd anmutet:

Ampferer Vomper Joch - Fiechterspitze

Ampferer Vomper Joch – Fiechterspitze

Die einzelnen Gesteinsarten kann man am Weg zum Hirschkopf und weiter zum steil aufragenden – und aus massivem Wettersteinkalk bestehenden – Gipfelaufbau der Fiechterspitze gut erkennen und auch unterscheiden und, wenn man mit einiger Phantasie zur Tat schreitet, dann kann man sich als Laie zumindest ansatzweise die „große Karwendelüberschiebung“ bei der Betrachtung der Berge um das Stanser Joch vorstellen.
Man vergleiche Fig. 28a. mit der Ansicht in der Natur:

Fiechterspitze von Osten

Fiechterspitze von Osten

Deutlich sind die verschiedenen Gesteinsarten in Ampferers Skizze zu erkennen, die wahrscheinlich von einem leicht südwestlicheren Standort aus (vom Hirschkopf) entstanden ist, als mein Foto.

Ampferer Stanser Joch

Ampferer Stanser Joch

Hier die Skizze der Überschiebung der Inntaldecke über die Lechtaldecke. Otto Ampferer beschreibt die visuellen Eindrücke in der damals – vor allem bei Wissenschaftlern – üblichen, ausdrucksstarken Art: „Vom Inntal aus macht das Stanserjoch mit seinem langen, einförmigen Rücken einen recht langweiligen Eindruck und man hat keine Ahnung von der kraftvollen und eigenartigen Berggliederung an seiner Nordseite.“

Stanserjoch oder Stanerjoch; "einer der ersten und besten Nachweise von Überschiebungen in den Alpen, dessen Bedeutung aber lange nicht voll erkannt wurde"

Stanserjoch oder Stanerjoch; „einer der ersten und besten Nachweise von Überschiebungen in den Alpen, dessen Bedeutung aber lange nicht voll erkannt wurde“

Die Nordseite des Stanser Joches sieht man hier:

der Norden vom Stanser Joch aus (Blickrichtung nordwestlich)

der Norden vom Stanser Joch aus (Blickrichtung nordwestlich)

Man kann eine Art Hochtal inmitten starr aufragender, massiver Einzelgipfel erkennen. Deutlich unterschiedlich als im angrenzenden Teil des Karwendels.

Am weiteren Weg zur Fiechterspitze beobachtet man ebenfalls einige verschiedene Formationen und Gesteinsarten, bis man dann vor dem mächtigen Turm aus Wettersteinkalk bestehend, der Fiechterspitze steht.

am Kamm zur Fiechterspitze

am Kamm zur Fiechterspitze

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geologische Trennstelle, hinten links eine Schneehöhenstange bereits für den Winter gerichtet

geologische Trennstelle (hinten links eine Schneehöhenstange bereits für den Winter gerichtet, wie mir ein gleichzeitig aufsteigender Bergkollege aus Stans verriet)

einzigartige Formationen am Kamm

einzigartige Formationen am Kamm

die Fiechterspitz, als Kopf geologisch homogener Wettersteinkalk

die Fiechterspitz, als Kopf massiver Wettersteinkalk

Sehr gut kann man hier den Unterschied des Wettersteinkalkes zu den Partnach-Schichten erkennen:

am Gipfelaufbau der Fiechterspitze; rechts Partnach-Schichten, links hoch aufragend Wettersteinkalk der Fiechterspitze

am Gipfelaufbau der Fiechterspitze; rechts Partnach-Schichten, links hoch aufragend Wettersteinkalk der Fiechterspitze

Eine Beschreibung des Aufstieges zum Gipfel kann man hier finden: Aufstieg Fiechterspitze
Einige neue Fotos sind in der Galerie.

Die Mittagspitze von der Fiechterspitze aus, weit hinten der Schneekopf und hoch oben der Gipfel des Hochnissl

Die Mittagspitze von der Fiechterspitze aus, weit hinten der Schneekopf und hoch oben der Gipfel des Hochnissl

Der weitere Verlauf der Überschreitung zur Mittagspitze und weiter zum Schneekopf ist wie folgt:

Am Ostteil der Fiechterspitze zieht sich eine breite Rinne hinunter, die man zuerst einige Minuten absteigt, bevor dann eine leichte Querung nach rechts nötig ist, ehe man weiter nach unten steigt. Die Route ist recht gut markiert, jedoch muß man die teils vergilbten Markierungen suchen. Der Abstieg ist – wie die meisten im weiteren Verlauf recht steil, jedoch nicht schwer. Wer den Aufstieg geschafft hat der hat im weiteren Verlauf der Überschreitung keine Schwierigkeiten.
(Ab dieser Scharte kann man auch die Fiechterspitze „umrunden“, denn man kommt dort auch wieder hinunter zum Hirschkopf. Ich bin den Steig zwar nicht gegangen, der Kollege, der mit mir am Gipfel der Fiechterspitze war hat diese Route zurück zum Hirschkopf aber gewählt; deutlich konnte ich ihn von der Mittagsspitze aus erkennen. Es ist also möglich die gesamte Überschreitung von Schneekopf zur Fiechterspitze von West nach Ost zu unternehmen, incl. Fiechterspitze über den westseitigen Aufstieg, aber ohne der – vielleicht für viele zu schweren – Kletterstelle am Ostrücken der Fiechterspitze. In der Bildergalerie befindet sich ein Kartenausschnitt mit der von mir vermuteten Abstiegsroute grün markiert.
Der Karwendelführer (Klier) beschreibt die Route im Aufstieg: „…bis in den sog. Schneetalgraben. In diesem gerade empor zu den Felswänden auf die schluchtartige Rinne zu, die von der Mittagsscharte herabzieht, Durch diese auf die Scharte, die durch einen kleinen Felszacken gekennzeichnet ist…“)

die originelle Trennung zwischen Fiechterspitze und Mittagspitze

die originelle Trennung zwischen Fiechterspitze und Mittagspitze

Unten kommt man zur Trennung der beiden Gipfel und auch diese ist dem aufmerksamen Beobachter eine geologische Auffälligkeit. Nach Norden zum Grat bildet ein hoch aufragender Felszacken – einem scharfen Schiffsbug gleich – und nach Süden ein sanfter Ausläufer des Trennungsgrates eine quer zur Richtung der Bergkette gerichtete Trennung. Möglicherweise ist dies jener, den Klier in der o. g. Aufstiegsroute meint.

und die Trennung nach Süden; ein Grat wird entsendet, wie so häufig im Karwendel

und die Trennung nach Süden; ein Grat wird entsendet, wie so häufig im Karwendel

Auf der anderen Seite geht es unschwierig zum Gipfel. Dieser ist schön geformt mit mehreren kurzen und längeren Graten, die zu beiden Seiten der Hauptgratrichtung steil abfallen.
Tief unten im Stallental die ab Oktober für Monate gänzlich unbeleuchtete Stallenalm.

die malerische Stallenalm teilt in den Herbst- und Wintermonaten das Schicksal von St. Magdalena im Halltal

die malerische Stallenalm teilt in den Herbst- und Wintermonaten das Schicksal von St. Magdalena im Halltal

Das Gipfelbuch aus 2003 ist ein recht kleines, auch nicht sehr dick und trotzdem ist es nicht annähernd voll. Wo seid ihr Vomper und Schwazer Bergsteiger, das nette Gipfelchen hat es nicht verdient, kaum begangen zu werden!

auf der Mittagspitze; im Hintergrund  die Hohen Tauern

auf der Mittagspitze; im Hintergrund die Hohen Tauern

Überhaupt ist die gesamte Überschreitung – um das vorwegzunehmen – eine sehr lohnende und leichte Tour, für jemand der sich im Gratklettern üben will eine tolle Runde.

Das Hochnissl Massiv mit der Marzan weit unten in der Talschlucht; Tatorte wichtiger Ampferer'scher Geologiephänomene

Das Hochnissl Massiv mit der Marzan weit unten in der Talschlucht; Tatorte wichtiger Ampferer’scher Geologiephänomene

Die Mittagsspitze wird westlich über einen, von der Fiechterspitze aus, nicht sichtbaren leichten Grat führt, der schlußendlich am Tiefpunkt zwischen ihr und dem Schneekopf ankommt. Markierungen sind vorhanden, jedoch vergilbt und manchmal spärlich an der Zahl, man muß die Augen kreisen lassen.

der Bockkarlturm nördlich der Trattenspitze, eine geologische Besonderheit die Otto Ampferer beschreibt

der Bockkarlturm nördlich der Trattenspitze, eine geologische Besonderheit die Otto Ampferer beschreibt

Ein Blick zur Halltalkette bietet einen perfekten Eindruck von der wilden Nordseite der Giganten dort, Wandhöhen bis zu 800m sind Standard.
Der Bockkarlturm ist jener pyramidenartig geformte Spitz nördlich des Grates zur Trattenspitze (im Bild von links unten aufsteigend), der im Foto schön sonnenbeleuchtet und oben abgeflacht ist. Von ihm schreibt Ampferer: „An der Südseite des Vomperloches beginnt der Wettersteinkalk seine Herrschaft erst westlich vom Sattel des Walderjoches. Hier schwingt er sich ruckartig zum hohen Bettelwurf empor. An diesem gewaltigen Gewölbe sind sowohl gegen das Inntal und Halltal als auch gegen das Vomperloch
tiefgreifende Zerreißungen zu sehen. Eine besonders verwegene Abspaltung bildet hier den
kühnen Bockkarlturm.“

Bettelwurfmassiv mit unverändert massiv und bizarr nach links (östlich) ausklingender Gleirsch-Halltalkette

Bettelwurfmassiv mit unverändert massiv und bizarr nach links (östlich) ausklingender Gleirsch-Halltalkette

Im Tiefpunkt der Route zum Schneekopf sollte man dann aufsteigen zur Gratschneide (die dort nicht so ganz eine Schneide ist) und kann dann nördlich bequem in die folgende kleine Einschartung absteigen.

diese Gratpassage sollte man ganz oben nehmen, nördlich sogar, anstelle bis zur Scharte rechts unten ab- und wieder aufzusteigen

diese Gratpassage sollte man ganz oben nehmen, nördlich sogar, anstelle bis zur Scharte rechts unten ab- und wieder aufzusteigen

Ich habe des – von Osten kommend – nicht richtig gesehen bzw. falsch eingeschätzt und bin ca. 15m zu einer kleinen Scharte in der hinabziehenden Rippe ab- und jenseits wieder aufgestiegen. Kein Beinbruch, aber oben wär’s viel schöner gewesen.

Damit hat man den wilden Grat, bei dem man sich oft weit unterhalb desselben befindet, eigentlich schon hinter sich gelassen und kann nun direkt am Grat dem Schneekopf zustreben. Die Abbrüche im Norden sind vom Grat aus zuerst flach genug, daß man ihn als zu anregend empfindet und südlich ausweichen möchte. Ein schöner letzter Aufstieg zum Gipfel des Schneekopfes liegt nun vor dem Glücklichen, der den Tag genutzt hat und diese Tour gewählt hat.

Gipfel des Schneekopf

Gipfel des Schneekopf

Ein kleines fundamentloses Holzkreuz im Steinhaufen ziert das Gipfelchen und im August dieses Jahres wurde neues Gipfelbuch aufgelegt. Der Blick zurück läßt eine Tour erahnen die wesentlich leichter ist, als man dabei annehmen möchte.

Schneekopf, Mittagspitze, Fiechterspitze (aufgenommen vom hinteren Gipfel des Schneekopfes)

Schneekopf, Mittagspitze, Fiechterspitze (aufgenommen vom hinteren Gipfel des Schneekopfes)

Der weitere Grat, die Niedernissltürme, sind dem versierten Kletterer vorbehalten und in Vorbereitung dieses Projektes habe ich einige Meter des Grates zur Erkundung genommen. Leider war schnell Schluß, da ein Steilabbruch zu einem kleinen Turm, der die weitere Sicht versperrte, ohne Sicherung im Alleingang für mich nicht Frage kommt. Das Projekt wird irgendwann, möglicherweise im nächsten Jahr weiter vertieft.

das nächste Projekt, der Abstieg vom Schneekopf zu den Niedernissltürmen

das nächste Projekt, der Abstieg vom Schneekopf zu den Niedernissltürmen

die Niedernissltürme in ihrer vollen Pracht

die Niedernissltürme in ihrer vollen Pracht

Der Abstieg vom Schneekopf folgt auf abwechselnd Wiesenflecken und Fels über eine lange Strecke der Abbruchkante zu einer Schlucht, die sich im Westen des Gipfels ins Bärental hinunterzieht.
Der gesamte Abstieg erfolgt eigentlich auf dem Südausläufer des Grates, der sich 400Hm tiefer zum Bärenkopf ausbildet. Dort hat man dann die Wahl westlich in das Bärental und weiter zur Tawald Jagdhütte, oder östlich davon über das Schneetal zu einer anderen Jagdhütte abzusteigen.

Abstieg vom Schneekopf

Abstieg vom Schneekopf

Meine Entscheidung fiel zugunsten des östlichen Abstieges, da ich diesen Steig noch nicht kannte und es muß festgestellt werden, daß dieser Steig sehr malerisch und durchaus steil durch wilde, felsdurchsetzte Zunternbestände führt, die es verdienen begangen zu werden. Einige Stellen bedürfen der Pflege und sollten ausgeschnitten werden, aber in Summe ist der Steig sehr reizvoll.

Abstiegsmöglichkeit nach Südosten zum Steig zur Waldhorb Alm oder tiefer ab der Jagdhütte

Abstiegsmöglichkeit nach Südosten zum Steig zur Waldhorb Alm oder tiefer ab der Jagdhütte

Leider habe ich die AV-Karte vorher nicht genügend studiert und war deshalb der Möglichkeit, ab der Jagdhütte, viel direkter abzusteigen nicht gewahr. Dieser Steig sollte unterhalb der Jagdhütte zum „Siberer Schlag“ führen und somit eine wesentliche Abkürzung darstellen. Neben dem wilden Schneetal verlaufend müßte es ein landschaftlich sehr schöner sein und wer darüber berichten kann ist gerne eingeladen davon mit einem Kommentar zu berichten.

Bei der Karwendelrast angekommen und das Log beendet stellte ich fest, daß der Aufstieg 1.615Hm betrug. Hinzu kommt eine Korrektur von 40Hm die ich am ersten Gipfel, der Fiechterspitze, feststellte.
Die Gehzeit betrug 6:48h, wobei hiervon eine gute halbe Stunde für die Erkundungen geologischer Beschreibungen und der Niedernissltürme mit Fernglas und AV-Führer abgezogen werden muß, die für die reine Überschreitung nicht notwendig sind.
In der Einstiegstelle der Fiechterspitze hängt nun seit neuestem ein Seil (in meinem o. g. Bericht nicht beschrieben), das bereits ein arges Gummiband ist, dem Ängstlichen jedoch einerseits ein Wegweiser, andererseits eine psychologische Hilfe sein kann.

Mils, 18.10.2014

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Die Trattenspitze

Mit knapp 1.000m Höhenunterschied überragt die Trattenspitze mit wuchtigem Erscheinen die Hinterhornalm. Die Bezeichnung „Tratten“  ist eine sehr alte alpenländische Bezeichnung für steile Bergwiesen, vorwiegend unterhalten als Weidefläche.

So präsentiert sich der karge Kamm vom Blickpunkt des Hundskopfes aus. Die Tratten sind nach Süden gerichtet und stürzen an deren unterer Begrenzung steil und tief ins Inntal ab. Im Frühjahr sind die Wiesen farblich noch nicht üppig sichtbar, bei deren Begehung erfreut einen doch der Anblick an Enzian und Platenigel.

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Durch Zufall kam ich heute zum Entschluß diesen – bereits mehrfach begangenen – Gipfel zu ersteigen. Nachdem ich die, wieder einmal gedoppelten, Bergschuhe beim empfehlenswerten Schuster Mühlbacher in Hall abgeholt und zu Testzwecken den Hundskopf erstiegen hatte, reizte mich bei prächtigstem Wetter eine Verlängerung des Trainings, das, wegen des wieder einmal falschen Wetterberichtes am Vortag, eben nur den Hundskopf umfassen sollte.
Siebenschläfer von zuhause meldeten sich auch nicht per Handy und das Fieber packte mich für einen ersten heurigen Gipfel mit 2.500m. Außerdem wußte ich, daß der Anstieg vom Hundskopf kaum mehr als eine Stunde dauert.

nach dem Hundskopf auf der Mannl- und Weibelescharte

Die Blicke zurück zum Hundskopf und nach vorne, den Grat entlang konnten bei den Lichtverhältnissen am späten Vormittag heute gut eingefangen werden, da kaum Wasserdampf in der kühlen Thermik des Frühjahres sichtbar war.

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Nach Norden ins Vomperloch stürzen die Hänge mit gewaltiger Steilheit hinunter und Verwunderung entstand bei mir über die nur noch dünne Schneedecke in den wenig beschienenen Hängen.

Der Steig, übrigens immer gut markiert, wird teilweise noch von nicht notwendigen Steinmandeln flankiert, zieht sich gemächlich bis zum Gipfelaufbau der Trattenspitze empor und gibt tolle Blicke in die Hinterautal-Vomper-Kette frei.

Man bemerkt sofort, daß nördlich der Trattenspitze noch ein gleich hoch wahrgenommener Felszinken vorhanden ist, den man natürlich vom Tal aus nicht sehen kann, er hat ca. 150m Abstand zur Trattenspitze und heißt Bockkarlturm. Tatsächlich ist er um 8m niedriger als die 2.510m hohe Trattenspitze.

Am Ende des Grates mit einigen Miniklettereien – allesamt nicht aufregend – steht man nun vor der Aufstiegsroute zum Gipfel, die sich nun von Ost/Westrichtung nach Nord/Süd dreht und nach wenigen Höhenmetern – ich schätze 50-60m – am Gipfelkreuz endet.

Ich staunte nicht schlecht, als ich entdeckte, daß ich heuer der erste am Gipfel war. Das Wetter der letzten Tage hätte das nicht vermuten lassen.

Weiter am – oben wieder Ost/West verlaufenden – Grat würde man nun über die Walderkampspitze zur Hohen Fürleg gelangen und hätte dort einen Abstieg in das Fallbachkar und weiter über die Nagelwand (Klettersteig) zur Wechselscharte und ins Halltal.

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Majestätisch blicken der Große Bettelwurf und die Fallbachkartürme zu uns herüber. Spätestens in einem Monat ist diese Überschreitung wieder normal gangbar. Bei den momentanen Schnee- bzw. weichen Firnverhältnissen sind das jedoch noch enorme Strapazen und gereichen eigentlich nicht wirklich zur Freude des Bergsteigers.

In einer guten Stunde habe ich den Abstieg zur Hinterhornalm (wieder über den Hundskopf, der nördliche Steig war mir noch zu wenig schneefrei) bewältigen können, was aber nicht der normalen Gehzeit entspricht, mir jedoch rascher ein kühles Hopfengetränk sicherte.
Am Weg zurück entdeckte ich am Grat eine kleine Latsche, die einzige am gesamten Grat.

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Auf Wiedersehen Trattenspitze, nach dieser ungewöhnlich frühen Besteigung heuer.

Für die gesamte Tour über den Hundskopf rechne man ab der Hinterhornalm mit 2,75 Stunden, als versierter Bergsteiger mit 2 Stunden. Über den nördlichen Steig – unter Umgehung des Gipfels des Hundskopfes – geringfügig weniger.

Mils, 24.05.2014