Gewaltige Felsabstürze, annähernd um die 800m tief, kann man vom Kreuzjoch (Schlick) aus bestaunen, wenn man die Wände der Kalkkögel im Norden vor sich hat; der höchste Gipfel davon, auch der westlichste, ist die Schlicker Seespitze mit 2.808m Erhebung.
Ein Gipfel der 1879 von Carl Gsaller, auf der noch heute als Normalweg bezeichneten Westflanke, erstbestiegen wurde und der jedem Besteiger – ob seiner ungemeinen Brüchigkeit – lang in Erinnerung bleibt.
Am Seejöchl nimmt man den, in der Hangneigung in Richtung der ersten nordwestlichen Türme am Fuße der Schlicker Seespitze zeigenden Steig, der sich nach wenigen Minuten sogleich weiter nach Osten wendet.
Anmerkung: die Längsachse der Kalkkögel ist südsüdwest/nordnordost ausgerichtet, also fast eine Nord/Südrichtung; als Einheimischer hat man von den Einblicken des Inntales aus allerdings eher den Eindruck, daß sie in Ost/West Richtung gerichtet wären
Nun geht es richtig zur Sache, es wird sehr brüchig und man schreitet einen manchmal fast unkenntlichen Steig in konstant nordöstlicher Richtung empor:
Üppige Markierung erleichtert dem verdutzten Bergsteiger den Anstieg. Verdutzt ist man jedenfalls, denn man würde von diesen kühnen, senkrecht hoch emporragenden Felsgiganten niemals einen solch brüchigen und schuttdurchsetzten ersten Teil des Aufstieges, mit sehr wenig festem Fels unter den Füßen erwarten.

der untere Steig in einer einzigen Richtung bis zur Scharte, das Steinschlagrisiko wird dadurch weitgehend abgemindert
Konstant geht es in nordöstlicher Richtung empor bis zur sichtbaren Scharte. Der Aufstieg ist mühsam und auch nicht ganz ungefährlich bei hochfrequenter Begehung, jedoch muß man einräumen, daß durch die Anlegung des Steiges viel Risiko weggenommen wird. Steine und Geröll, vom Absteigenden losgetreten sind – bis zur Scharte auf nahezu 2.700m – nicht in der Falllinie des Aufsteigenden.
Ab der Scharte wird die Felsqualität auch deutlich besser, Blockwerk von lagetreuen, horizontal verbliebenen Sedimenten und tierischen Gebirgsbildnern weichen den teilweise kleinkörnigen bis gar sandigen Partien dieser verblüffend schlechten Westflanke.
Nun ändert sich auch die Steigrichtung, es geht weiter in eher südlicher bis südwestlicher Richtung. Das Blockwerk wird ab ca. 100Hm unterhalb des Gipfels deutlich besser und die sandigen, kiesigen Hänge enden.
Weiterhin üppige Markierung führt auch den Touristen zum Ziel…
Blicke zur Riepenwandspitze tun sich auf und nun beginnt man erst die Dimensionen der massiven Felsriesen der Kalkkögel zu erkennen.
Der Gipfel erwartet uns in dem typischen Schönwetternebel den wir dieser Tage so oft rund um die Spitzen die wir erklimmen erdulden müssen. Dafür ist für den Bergsteiger bei diesem Phänomen gewiss, daß das Wetter stabil bleibt.
Nach und nach innerhalb der knappen halben Stunde unseres Aufenthaltes lichten sich die Nebel und wir gewinnen einige Eindrücke (siehe auch die Bildergalerie am Ende dieses Artikels) von dem Paradies in dem wir nun den höchsten Punkt einnehmen:

die gewaltigen Ostabstürze zur Schlicker Alm hin; wir sprechen von rund 1.000Hm zum mäandernden Weg zur Zirmachalm
Am Abstieg – er dauert übrigens, wenn man auf andere Bergsteiger Rücksicht nehmen will – mindestens solange wie der Aufstieg, fassten wir den Entschluß den nahegelegen und bereits in den Formationen der Zentralalpen gelegenen Gamskogel mitzumachen. Wenige Höhenmeter für uns, die wir die Riesen des Halltaler-Karwendels (seit der unterjochenden, unseligen Straßensperre 2012 ab dem Hackl) gewohnt sind und kaum unter 1.500Hm bis 2.000Hm Touren standardmäßig absolvieren.
Ein schöner Blick vom Gamskogel zurück auf die Kalkkögel und mittig der Schlicker Seespitze:

und sofort ein Rückblick zum bizarren aus tierischem Ursprung; die Schlicker Seespitze vom Gamskogel aus (Richtung Osten)
sowie ein weiterer schöner Blick in das Oberbergtal mit der Franz Senn Hütte und den Gletschern rund um den Alpeiner Ferner:

eine geologische Kehrtwendung zu den Kalkkögeln, die Morphologie der Zentralalpen vom Gamskogel aus gen westen zum Alpeiner Ferner
Der Rückweg führt uns zur Schlicker Alm zu einem deftigen Essen bei den Wirtsleuten die uns vom frühwinterlichen Trainingslager Anfang Dezember des Schiclub Mils wohlbekannt sind.
Zuvor aber noch zwei starke Eindrücke:

der letzte Eindruck am Abstieg, kurze Rast mit Rückblick auf die Kalkkögel-Giganten im hintersten der Schlicker Alm, ein traumhafter Bergtag geht zu Ende
Als Abschluß ein Highlight aus der Fauna dieser faszinierenden Landschaft:
Für den Aufstieg vom Kreuzjoch aus haben wir 2 Stunden gebraucht, für den Abstieg gleich lange (ohne den Umweg über den Gamskogel). Der Höhenunterschied beträgt knapp 700Hm, jedoch ohne das Auf und Ab über den Niederen Burgstall. Dafür schätzen wir nochmals gut 100Hm einzurechnen.
Mehr über die Kalkkögel ist in der Rubrik 2011 unseres Blogs als PDF zu finden: http://spitzentreffen.at/wp-content/uploads/2013/01/Touren-2011.pdf
Mils, 17.08.2013
- Schlicker Seespitze 2.808m
- Der Abzweig am Seejöchl
- Rückblick zum Schlicker Schartl
- gewaltige Türme…
- Die Adolf Pichler Hütte im Senderstal
- so beginnt der Aufstieg
- von Anfang an recht brüchig
- der untere Steig in einer einzigen Richtung bis zur Scharte, das Steinschlagrisiko wird dadurch weitgehend abgemindert
- ein Rückblick der nicht so schlimm ist wie er aussieht, aber brüchig allemal
- die Hälfte des unteren Steiges ist geschafft
- große abgebrochene Blöcke zeugen von schlechten Geologie…
- die Scharte zur Südseite ist erreicht
- oben mittig auszumachen der Gipfel
- ein erster Blick auf ca. 2.700m zur Riepenwandspitze; der unvermeidbare Schönwetternebel trübt die Fotos
- Rückblick auf den Steig der bis zur Scharte stets nach NO führt
- das Gelände in einem kurzen Quergang
- nun beginnt die leichte Blockkletterei
- der Gipfel nun unübersehbar in kaum 100Hm Entfernung
- natürlich begrüßt uns Nebel am Gipfel, allein der Fotos wegen…
- die Riepenwandspitze in all ihrer Mächtigkeit
- 2 Stunden ab dem Kreuzjöchl
- dem Schlicker See weit unten wegen verdankt die Schlicker Seespitze ihren Namen
- Manu studiert das wenige Tage alte GB (ein Erlebnis eines jungen GB hat man bei uns im Halltaler Teil des Karwendels nicht alle Tage)
- der Tiefblick nach West zum Steig von der Adolf Pichler Hütte zum Seejöchl
- die gewaltigen Ostabstürze zur Schlicker Alm hin; wir sprechen von rund 1.000Hm zum mäandernden Weg zur Zirmachalm
- die Kalkkögel Richtung Nordost in ihrer Pracht
- extreme Schluchten mit extrem schwierigen alten Kletterrouten ziehen unter uns herauf
- ein Blick weg vom Kalk in den zentralalpinen Südwesten, die Villerspitze, 3.090m am Ende des Fotschertales muß man erahnen
- Blick nach Süden, der zerrissene Grat vom Schlicker Schartl und der hohe Burgstall im Hintergrund
- ein vorgelagerter Turm an den Westabstürzen (halb verfallenes Steinmandl oben drauf, also bereits mühsam erklettert)
- die Spitzen der Kalkkögel aufgereiht, ein Paradies in der Landschaft
- der erste g’scheide Gipfel heuer, das Knie hält gut meint Manu
- Impressionen am Abstieg
- Wahnsinnsblöcke in der Route mit Wahnsinnshalt; hinten abermals die Riepenwand mit der Druckluftkanone für die Lawinenauslösung zum Schutz des Schiraumes der Schlick
- die Scharte zum Schlickertal ein letztes Mal; Abbrüche und Schlüchten die brüchiger und schauerlicher nicht sein könnten; gewaltige Eindrücke
- einsame vorgelagerte Köpfe und Spitzen, luftig über Jahrtausende hoch über dem Tal wachend
- eine geologische Kehrtwendung zu den Kalkkögeln, die Morphologie der Zentralalpen vom Gamskogel aus gen westen zum Alpeiner Ferner
- und sofort ein Rückblick zum bizarren aus tierischem Ursprung; die Schlicker Seespitze vom Gamskogel aus (Richtung Osten)
- die Stimmung am Abstieg mit dem Tagesziel hinter Almwiesen, der vorletzte Eindruck
- der letzte Eindruck am Abstieg, kurze Rast mit Rückblick auf die Kalkkögel-Giganten im hintersten der Schlicker Alm, ein traumhafter Bergtag geht zu Ende