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Acherkogel über Maningkogel am Nordostgrat

Eine Klettertour im Urgestein, im festen Fels und zumeist direkt am teilweise sehr luftigen Grat, das ist der Anstieg auf den Acherkogel über Maningkogel am Nordostgrat.

Im letzten Drittel der Grattour

Schöne Risse und Kamine durchziehen den langen Grat – sie bilden eine abwechslungsreiche Klettertour zumeist zwischen dem oberen zweiten und dem dritten Grad. Eine recht glatte Platte direkt am Grat, die horizontal gequert werden muß bildet eine Stelle im vierten Grad. Hier ist vor allem eine gute Reibungstechnik gefragt, falls die Bergschuhe dazu geeignet sind.

der Acherkogel und sein Nordostgrat vom Parkplatz aus gesehen

Thomas und ich verließen den Parkplatz genau bei der Dammkrone des unteren Stausees im Kühtai um 8:40 Uhr und strebten dem Talkessel im Mittertal zu. Hier beginnt der Grat bei einem farbenfrohen kleinen Bergsee.

Aufstieg ins Mittertal

Der Aufstieg führt durch eindrucksvolle alte Zirbenbestände und wer weiß, daß ein ca. 30cm im Durchmesser messende Zirbe bereits an die 250 Jahre alt ist, schätzt den Anblick der Giganten von Zirben auf dem Weg ins Talhinterste.

grandiose Landschaft im Mittertal, unsere Tour führt uns auf den äußerst rechten Gipfel

Nicht ganz eineinhalb Stunden dauerte unser Aufstieg bis zum Fuß des Nordostgrates zum Maningkogel.
Der Einstieg in die Kletterei beginnt in angenehmer Steilheit und in leichtem Klettergelände auf etwa 2.500m.

Anseilplatz beim Einstieg

In etwa nach 100Hm trifft man auf die Stelle mit der glatten Platte links (südlich) des Grates und nach zwei kurzen Minuten gäbe es dem Topo zufolge nochmals eine gleich schwere Stelle.

Einstieg

Unser Eindruck der zweiten Stelle war aber, daß sie leichter ist. Gesichert werden kann in diesem Bereich gut, es sind genügend Bohrhaken vorhanden und wir setzten ein paarmal Friends zur Unterstützung der Länge. Vor allem im plattigen Teil etwas unterhalb des Gipfels des Maningkogel tut ein Friend gut und wer die Platte mittig klettert erkennt einen alten Friend, der nicht lösbar ist, zur Sicherung aber taugt.

nach 20min Kletterei

Man möge die 300Hm bis zum Maningkogel nicht unterschätzen. Trotz der eher leichten Kletterei fordert jeder Teilabschnitt einiges an Kondition ab und die Sicherungen mit der doch hohen Reibung am Seil erfordert auch etwas an Armarbeit.

kurze Querung mit Schwierigkeit VI

Den Maningkogel ziert kein Gipfelkreuz, eine Markierungsstecken im Steinmandl ist die Huldigung für diesen Zwischengipfel.

Gratverlauf über weite Strecken

Vom Maningkogel aus kann man den weiteren Verlauf zum Acherkogel gut erkennen und nach dem Gipfel geht es zuerst gut 40Hm hinab in die tiefste Einschartung.

Thomas am Maningkogel

Der Beginn der zweiten Etappe ist von angenehmer flacher Kletterei geprägt.

horizontaler Teil am Grat zum Acherkogel

Es folgt dann gleich eine Abfolge von Kaminen und Rissen im dritten Grad, die teilweise auf der Nordseite angegangen werden.

Thomas am Ende der ersten Passagen im dritten Grad am Acherkogel

Den Abschluß der schwierigen Stellen bildet eine recht glatte Platte mit einem Bohrhaken in Gratnähe inmitten der Platte (Fotos von Thomas unter mir).

Platte am Beginn des letzten Drittels im Aufstieg zum Acherkogel über den Nordostgrat

Nach dieser Stelle geht es noch einmal kurz in die Nordflanke mit einer nicht leichten Stelle. Weiter oben erkennt man dann eine breite leichte Rinne die ein weiters Mal rechts vom Grat in die Nordflanke führt, sie ist jedoch nicht direkt in der Flanke sondern zu dieser begrenzt. Diese Rinne kann man schon von weit unten aus erkennen.

Die restlichen zwei bis drei Seillängen bis zum Gipfel sind im zweiten Grad mit wenig klettertechnischer Herausforderung leicht zu begehen.

Thomas knapp vor dem Ende des letzten schwierigen Teils

Manche Stellen sind dabei noch leicht ausgesetzt.

den Gipfel des Acherkogels 3.008m erreicht

Am Gipfel gibt es kein Gipfelkreuz, dieses befindet sich am Signalgipfel etwas westlicher, durch zwei Einschartungen getrennt.

der Autor am Acherkogel 3.008m

Der Ausblick vom Acherkogel, dem nördlichsten Dreitausender der Stubaier Alpen auf die Giganten der Hauptgebirge der Stubaier und in die Ötztaler Alpen ist grandios. Von Zuckerhütl bis zur Wildspitze, viele wichtige, schöne Gipfel am Präsentierteller.

Blick Richtung Zuckerhütl

Der naheste Gletscherrest ist jener des Larstigferners der durch den Sattel den Blick auf das 29km entfernte Zuckerhütl freigibt, jener begrenzt von links dem gewaltigen Schrankogel.

Blick Richtung Wildspitze

Noch gewaltiger der Blick zu den Granden im Ötztal, die Entfernung zur Wildspitze kann auf der AV-Karte, vorbei an der Hohen Geige (der höchste „schwarze“ Gipfel linkerhand im Bild), mit 34,5km nachgemessen werden.

Thomas am Verbindungsgrat zum Signalgipfel des Acherkogel mit Gipfelkreuz

Der Abstieg Vom Acherkogel durch seine steile und brüchige Nordwand ist ein Unternhmen, bei dem Vorsicht geboten ist. Weniger wegen der klettertechnischen Herausforderungen, vielmehr wegen der teilweise hohen Brüchigkeit des Felses auf der mit roten Punkten markierten Route.

Abstieg vom Acherkogel in dessen Nordflanke

Weiter unten absteigende Bergsteiger können kaum eingesehen werden und die Route führt zwar stetig leicht nach Westen, lange Teile jedoch sind bei Steinschlag gefährdet.

Nordflanke des Acherkogel

Im gesamten würde ich den Normalweg zum Acherkogel durch seine Nordflanke nur dann empfehlen, wenn sich nicht zu viele Bergsteiger darin befinden, also zeitig am Morgen, oder spät am Nachmittag.

Rückblick auf den kurzen Verbindungsgrat zwischen Maningkogel und Acherkogl

Da wir die letzten an diesem Tag waren konnten wir mit etwas zügigerem Tempo absteigen und haben dennoch keinen Steinschlag verursacht. In etwa eine halbe Stunde kostete uns der Abstieg bis zum Geröllfeld darunter, in dem es deutlich freundlicher wird.

Blick auf das Ziel zum Abstieg ins Mittertal, die Maningscharte

Der Rückweg ins Mittertal wird vom Acherkogel am schnellsten, am besten über die erste und gleichzeitig tiefste Einschartung im Verbindungsgrat nach Norden genommen, die Maningscharte.
Nach Erreichen des horizontalen Teiles der der Acherkogel-Nordflanke vorgelagerten Geröllstufe wird nicht am Normalweg zum Mattingsee, sondern in Richtung Maningscharte abgestiegen. Steinmandln begleiten über die Geröllblöcke bis zur Steilstufe und teilweise in der Steilstufe. Ein wenig Orientierungsvermögen ist vonnöten, bzw. zu schnelles Absteigen führt vielleicht in ungangbare felsige Passagen.

Rückblick in die steile Nordflanke des Acherkogels

Von der Maningscharte führt jenseits ein Steiglein bis zu den Geröllhalden des Maningkogel hinab und über 15min Blocksteigerei kommt man wieder auf den Normalweg, der vom Mittertal über die über die Mittertalscharte führt.

am Weg zur Maningscharte

Zum Abschluß hat es uns im Mittertal noch 10min lang ordentlich eingewässert und gegen Ende des kurzen Gewitters durften wir die Mächtigkeit der Natur durch – gottseidank kleinkörnigen – Hagel, der nur an den blanken Beinen schmerzhaft war, erleben.

Maningscharte erreicht, Helm weg.

Eine gewaltige Tour inmitten einer grandiosen Landschaft, auf einem ausgesetzten Grat in moderater durchschnittlicher Schwierigkeit und ein aussichtsreiches, lohnendes Ziel.

Abstieg von der Maningscharte ins Mittertal

Der Frühe Start wird geraten, ein Gewitter sowohl am Grat als auch am Abstieg durch des Acherkogels Nordflanke dürfte kein erstrebenswertes Erlebnis sein.

kurz vor dem Gewitter, Rückblick auf den Maning- und den Acherkogel

Wir haben gesamt gut 8 Stunden benötigt, davon mit durchgehender Sicherung für den ca. 580m hohen Aufstieg am Nordostgrat knapp 4 Stunden.
Für die Planung ist mit einer Gesamtzeit von 8 1/2 bis 9 1/2 Stunden zu rechnen, die Länge der Tour beträgt knapp 12km horizontal und 1.200Hm vertikal.

Mils, 26.08.2017