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Larchetfleckspitzen, 2.362 m – über Kirchl mit Abstieg Larchetfleckkarl

Mit dem Eintreffen in der Arena des Kirchls, eine der großartigen Karlandschaften in der Nördlichen Karwendelkette, beginnt der alpine Teil der Runde über die Larchetfleckspitzen, die östlich, nach dem Abstieg auf den Verbindungsgrat zur Tiefkarspitze, über das Larchetfleckkarl wieder ins Karwendeltal abgestiegen werden können und sich als unvergessliche Runde einprägen.

Westliche Larchetfleckspitze

Die mäßigen Schwierigkeiten der Kletterstellen erlauben eine Alleinbegehung durch den geübten Felsgeher mit Orientierungsgabe nach sorgfältiger Tourenplanung, die der Verfasser für den Abstieg durch die Latschen zu wenig studiert hat und dadurch 400 Hm mühsam über unwirtliche Partien östlich vom Jagdsteig absteigen mußte.

Mündung des Kirchlbachs im Karwendeltal

Mit dem Radl erreicht man die Freiflächen nach der Einmündung des Kirchlbaches in den Karwendelbach und beginnt den Anmarsch ins Kirchl im Wald. Dabei kann der Forstweg durch direktes Aufsteigen von den Freiflächen aus in den Hang abgekürzt werden.

Aufstieg ins Kirchl Höhe Jägerstand

Am Ende des breiten Forstwegs setzt ein Steig fort, der rasch zu einem Jagdstand führt und hinter diesem auf jungem Steig in vielen Serpentinen bequem bergan führt. Etwa nach 180 Hm Aufstieg wird eine breite Schuttfläche ostwärts gequert, oder man folgt den Serpentinen.

nochmalige Querung der Reise, in Bildmitte am Fels das historische Grenzzeichen

Nach der breiten Schuttreise folgen eine Serpentine und ein paar kurze Abschnitte in kurzfristig dichterem Wald, bevor die Steigrichtung wieder ostwärts schwenkt und die Schuttreise an ihrem oberen Ende erneut gequert wird.

Ankunft im Kirchl

Am Felsansatz am oberen Ende der Schuttrinne befindet sich ein Grenzzeichen, ähnlich jener, die auch im Halltal zu finden sind, sonst aber kaum im Karwendel zu sehen sind. Leider ließ sich durch eine Recherche im Internet nichts über das historische Mark erfahren.

von Lawinen abgelagerte Steine am Felsblock

Hinter dem Grenzzeichen führt der Steig hoch über dem Kirchlklamml – zu dem die Felsen am Beginn einige Meter unterhalb des Steigs senkrecht abbrechen – zunehmend flach werdend, ins Kirchlkar hinein, wobei der Wald den Latschen weicht.

im Kirchl – der Vorhang beginnt sich zu lichten

Bei der hier beschriebenen Begehung wich der Herbstnebel nur allmählich der noch starken Sonne, sodaß es als ein schönes Erlebnis empfunden wurde, über einige Minuten hindurch den Vorhang auf eine atemberaubende Bühne aufgehen zu sehen.

die Kirchln werden sichtbar

Die Lawinen der Winter hinterließen auf den großen Felsblöcken ihr Spiel der Ablagerung von winterlichen Gesteinsabbrüchen, die mit fortschreitender der Schneeschmelze auf den ausapernden Blöcken liegen bleiben und die noch nie jemand heruntergeworfen hat. So augenfällig wie im Kirchl tritt dieser Anblick selten im Karwendel auf.

ebenfalls die imposante Sulzleklammspitze

Weglos rechts vom Kirchlbach steigt man durch allerlei interessante Gesteine und wer genau schaut findet welche der im Kirchl auf dem Südhang der Westlichen Wettersteinspitze darüberliegenden Reichenhaller Schichten oder auch Wurstelkalk (alpiner Muschelkalk, aus dem die Umrahmung des Kirchls vorherrschend gebaut ist).

Wurstelkalk

Der markante Sporn in der Talbegrenzung rechts, knapp 800 Hm über dem Talgrund im Kirchl ist bereits die Westliche Larchetfleckspitze. Links davon prangen die drei Kirchlspitzen am Bergsaum und wieder links davon der mächtige Aufbau der Westlichen Karwendelspitze.

Blick auf die Westliche Karwendelspitze

Den Abschluß im Westen bildet die Sulzleklammspitze mit ihrem steilen und hohen Abbruch ins Kirchl. Von dort sind auch ständig Steinschläge zu hören, die über die mächtige Schuttrinne herabstürzen, das Kirchl aber nicht erreichen.

phantastische Szene mit Kirchln und rechts der Westlichen Larchetfleckspitze

Kurz vor einer Geländestufe mit einem kleinen Wasserfall des Kirchlbaches führt rechts eine Latschengasse auf eine Umgehungsfläche hinauf. Diese empfiehlt sich für den Aufstieg nicht zuletzt aufgrund der weiteren Strecke ins rechte obere Eck des Kirchls.

beim Wasserfall rechts durch die Lichtung hinauf

Nach der Geländestufe bietet sich ein sonderbares Bild, das nur so erklärt werden kann:
Das untere Ende eines Gesteinsblockfelds wird erreicht. Die Breite des Blockgürtels mißt 80 m bis zu einer unsichtbar gezogenen Linie an der das Blockfeld links und rechts am Hang schräg nach oben zieht. In dem sich bildenden Dreieck – bergseitig – dieser unsichtbaren Linie lagert kaum ein Gesteinsblock mehr, obwohl die darüberliegenden dickbankigen Muschelkalkstufen Gesteinsabbruch liefern müssen.

prachtvoller Anblick der Kirchln mit geometrischer Ausbildung des Geröllfelds

Im TIRIS nachgemessen ergibt sich eine mittlere Steigung im Brockenfeld von 20°, während im bergseitigen Dreieck eine von 29° vorherrscht. Der Steigungsunterschied muß diese geometrisch schöne Ausbildung der Ablagerungen formen.

Blick nach Süden

Neben dieser ins Auge stechenden Erscheinung bietet der Blick nach oben ein phantastisches Bild. Nach den östlichen Abhängen der Westlichen Karwendelspitze erscheint die Untere Dammkarscharte in greifbarer Nähe.

Schuppe von Reichenhaller Schichten unterhalb der Westlichen Karwendelspitze

Östlich anschließend die drei Kirchln, dann der Vorsporn der Westlichen Larchetfleckspitze und zum Abschluß im Dunkeln die mächtigen Muschelkalkwände des Sockels der Larchetfleckspitzen, durch die der Anstieg auf deren Südflanke führt.
Das Stufengelände zwischen Mittlerem und Östlichem Kirchl ist das nächste Ziel.

Reste Reichenhaller Gesteins angrenzend an die Schrofenstufen

Zunächst wählte der Verfasser aber eine Umgehung links (westlich) der vorausliegenden Muschelkalkstufen, ziemlich direkt in Richtung der Unteren Dammkarscharte. Dabei passiert man den ehemaligen östlichen Rand der Schuppe von Reichenhaller Schichten, die durch Abbrüche von der Dammkarscharte herab weitgehend abgetragen wurden.

Larchetfleckspitzen von der Sulzleklammspitze zwei Wochen später (ganz links die Tiefkarspitze)

Der westliche Rand der Vorstufen zur Karschwelle im Kirchl ist ebenfalls noch von  Reichenhaller Gesteinen geprägt, bevor hinter der Abflachung im Kar nur mehr bankiger alpiner Muschelkalk vorherrscht.

welch Anblick der Westlichen Larchetfleckspitze; knapp rechts der Bildmitte beginnt der Aufstieg

Frontal gegen den nun fast als Pfeiler erscheinenden Gipfelaufbau der Westlichen Larchetfleckspitze geblickt gewinnt der Besteiger mit einem Auge für die Natur schon fast ein bisschen Ehrfurcht vor dieser alpinen Pracht.

Rückblick auf das Kirchlkar

Die Stufen links (nördlich) werden nun angesteuert und es gilt den Durchstieg zu erraten. Hierzu wird instinktiv der flachste Einschnitt angesteuert, der sich allerdings als wenig brauchbar herausstellt, da ein junger Felssturz weiter oben ständig nachbrechende Klötzchen herabregnen läßt.

Stufen von Muschelkalk, oben das Wiesenplateau

Auf den ersten Blick hin hatte der Verfasser damit kokettiert die Verschneidungsmulde schnell zu durchsteigen, um somit dem Gesteinsregen rasch zu entkommen. Einem faustgroßen Stein gerade noch ausgestellt mahnte jedoch rechtzeitig die Vernunft und so mußte von der ersten Wiesenstufe aus, in etwa zehn Metern Höhe, ein steiler Wiesenaufstieg als Alternative gewählt werden.

Rückblick im Aufstieg vom untersten Wiesenplateau, nach der Steilsten Stelle

Diese Stelle ist leicht zu finden – ein alter Weidezaun, halb zerstört, trennt den schmalen Übergang von dem ersten Wiesenplateau auf den steilen Anstieg. Kaum zu glauben, daß es hier noch eines Weidezaunes bedarf, da ja die erste Stufe schon unter kurzer Kletterei erfolgen musste. Aber im Laufe eines Sommers ist es durchaus vorstellbar, daß Schafe oder Ziegen einen Durchschlupf auf die steilen Wiesenplateaus finden.

Querung auf die nächste Stufe

Wer mit steilen Bergwiesen Erfahrung hat, dem muß man nicht erklären wie man sich bei Steigungen um die 60° Neigung fühlt, wenn man sich nur an Büscheln halten kann, noch dazu bei Querungen. Diese Passage kann als Schlüsselstelle der Tour bezeichnet werden, obwohl im Abstieg eine ähnliche Situation zu bewältigen ist, jedoch ist selbige felsdurchsetzt. Im Falle von Nässe wären diese Passagen ein zu großes Risiko.

Tiefblick auf das Kirchl

Nach dem steilsten Stück von schätzungsweise 30 Hm muß östlich in das Tiefste des Kessels gequert werden. Das Gelände wird bis zur nächsten Plateaustufe etwas flacher und vor allem wieder felsig. Darauf folgt eine weitere Stufe, sodaß auf der vermeintlich obersten begrünten Stufe unterhalb des Mittleren Kirchls in die Felsen unterhalb der Westlichen Larchetfleckspitze gequert werden kann. Im letzten Teil findet sich sogar ein leichter Steig ausgebildet.

Östliches Kirchl mit zerrissenem Grat

Im felsigen Teil im Osteck des Kirchls müssen noch einige Dutzend Höhenmeter in leichter Kletterei bewältigt werden. Die Route ist klar vorgezeichnet. Ein Band führt aus dem Eck in mäßiger Steigung auf die Südkante mit dem „brennten Kopf“ im Verlauf nach unten.

Anstieg auf die nächste Stufe

Die Steigspuren der AV-Karte „Hoher Gang“ sind hier keineswegs zielführend, sie liegen in einer Höhe zwischen 1.800 m und 1.900 m und der hier beschriebene Quergang befindet sich in einem Höhenband 200 m höher. Es erhebt sich Frage ob die AV-Karte hier unzuverlässig ist, denn in die ungangbaren senkrechten Wände der Südkante führt mit Sicherheit kein Steig. Wenn aber, dann er endet am Fuß der Wände.

Querung auf der obersten Wiesenstufe

Im Tiefsten des Kessels begegnet man einem Steinmann an einer kurzen Abstiegsstelle über ein paar Meter. Anschließend führt eine Schuttreise hinauf in die Verschneidung der Südkante mit dem Gipfelaufbau der Westlichen Larchetfleckspitze. Von unten kann man bereits gut das Band hinaus auf die Südkante erkennen. Die Kletterei dorthin ist unschwierig, die Hände werden großteils gebraucht, gegen die Verschneidung hin wird der Fels flacher und zum Gehgelände.

Sonne über dem Ankunftspunkt am Südgrat

Das Band selbst ist nahezu flach, jedoch geneigt. Bei Schneeauflage im Spätherst sollte diese Passage nicht ohne Steigeisen dabei zu wissen unternommen werden. Dies ergibt sich aus Hangneigung und der Himmelsrichtung des abgeschatteten Bandes – letztere nach Süden gerichtet ist -, sodaß Sonneneinstrahlung erst ab Mittag anzunehmen ist und diese auf 2.200 m im Spätherbst zur Schmelze kaum mehr ausreichen wird, wenn es im Oktober nennenswert geschneit hat.

keine unbeachtliche Querneigung am Band; heikel bei vereister Schneeauflage

Mit Bedacht gesetzte Tritte im Schnee auf der Schräge wird über das Band der Südgrat erreicht, dessen Felsköpfchen eine Schneestange trägt. Wieder in Sonnenlicht erlebt man einen gewaltigen Rückblick auf das Kirchl, bei dem die steilen Wiesenpartien extrem herauskommen.

Rückblick auf den Aufstieg unterhalb der Kirchln

Ebenfalls erkennbar ist die Ursache des Steinschlags am Einstieg. Nahe der Scharte zwischen Mittlerem und Östlichem Kirchl ist typisches ockerfarbenes Verwitterungsmaterial zu sehen, das von der Grathöhe über die Wiesenplateaus abgebrochen ist und das offenbar unten einen noch größeren Felsabbruch ausgelöst hat.

herrlicher Blick vom Südgrat auf das obere Dammkar

Die Aussicht auf die Westliche Karwendelspitze und die umliegenden Gipfel kurz genossen beginnt die letzte Etappe auf die Westliche Larchetfleckspitze, die Grasflanke zum Sattel zwischen den beiden Larchetfleckspitzen.

Aufstieg über die Südflanke zur Einsattelung zwischen den Larchetfleckspitzen

Möglicherweise wäre die direkte Felsbegehung ab der Einmündung der steilen Verschneidung zwischen Südgrat und Gipfelaufbau lohnenswerter als die monotone Grasflanke, aber an alle Schmankerln bei der Erstbegehung zu denken gelingt meist erst im Kopf bei der Berichterstattung.

Rückblick auf den Südgrat, unten der „brennte Kopf“

An der Einsattelung zwischen den beiden Larchetfleckspitzen angelangt überrascht dafür ein prächtiges Felsenfenster mit herrlichem Ausblick auf die Soierngruppe, vielmehr zentral auf die schöne Schöttelkarspitze. Direkt hinter dem Felsenfenster bricht die Nordwand der Kette 450 m ins Dammkar ab.

Felsenfenster mit toller Aussicht zur Schöttelkarspitze

Der Restaufstieg auf die Westliche Larchetfleckspitze beträgt vom Sattel 40 Hm über das selbe Wiesengelände wie von der Südgratkante bis zum Sattel.

Östliche Larchetfleckspitze von der Westliche Larchetfleckspitze gesehen

Der Blick gegen Westen mit der senkrecht abbrechenden Westwand wirkt recht dominant, wohl weil alle Gipfel im Westen in etwa die selbe Höhe haben und die 250 m Tiefe zur Dammkarscharte sowie die Entfernung zur Westlichen Karwendelspitze von knapp einem Kilometer diesen Eindruck verstärken.

phantastische Aussicht auf die Westliche Karwendelspitze und die Karwendelköpfe

Die Höhenangabe für die Westliche Larchetfleckspitze in den AV-Führern und in älterem Kartenwerk ist mit 2.301 m falsch, die Höhe beträgt 2.352 m wiewohl auch die Schwierigkeitsbeschreibungen aller Aufstiege zur selben – sagen wir – untertrieben erscheinen. Vor allem, wenn jener von Westen um die Kirchln herum mit „Trittsicherheit“ abgekanzelt wird, muß widersprochen werden.

Blick nach Südwesten von der Westliche Larchetfleckspitze

An dieser Stelle muß aber auch gesagt werden, daß Führerbeschreibungen immer auch subjektiv verfasst sind, es diesbezüglich keine Normen gibt, und jeder Bergsteiger stets und in jeder Situation für sich selbst verantwortlich bleiben muß, egal wie unpassend Beschreibungen oder Schwierigkeitsbewertungen erscheinen mögen. Dem Gerichtssaal muß in dieser Hinsicht am Berg um jeden Preis Einhalt geboten werden, sonst bedeutet dies den Tod alpiner Berichterstattung.

bereits auf der Östlichen Larchetfleckspitze

Ab- und wieder aufgestiegen auf die im Kartenwerk als die „Larchetfleckspitze“ bezeichnete Östliche Larchetfleckspitze bietet sich ein Bild eines würdigen Gipfels. Die Konvention der Schartenhöhe von 30 m erlaubt beiden Erhebungen die Standesbezeichnung „Gipfel“, obwohl nur ein Katzensprung sie trennt.

Gipfelkreuzlein auf der Östlichen Larchetfleckspitze an sonderbarer Stelle

Auf der Östlichen Larchetfleckspitze nun ein Gipfelkreuzlein, von seinen Haltestricken leider schon in die Nordwand geneigt, das an seiner Spitze nicht einmal gewachsenes Terrain erreicht, sprich die Gipfelhöhe selbst. Was mag der Grund für seine sonderbare Position sein? Die Sichtbarkeit vom Tal eher nicht, eher jene vom Dammkar aus? Würdig sieht dieser Gipfelschmuck wohl nicht aus, bei aller Mühe einen solchen dort zu errichten. Fehlt es da an Kollaboration, so wie einst der Zollgedanke das Gipfelkreuz auf der Lamsenspitze fast verhindert hätte, oder geht jeder Bergverein hüben und drüben seinen eigenen Weg? Fragen über Fragen. Vielleicht liegt die Erklärung sogar in der GB-Schachtel, die man sich bei vereistem Untergrund nicht die Mühe macht aufzusuchen. Schade um die Situation.

Gratrücken zwischen beiden Larchetfleckspitzen

Positiv hervorzuheben ist nicht die ungepflegt daliegende Triangulierungsstange, sondern der sagenhafte Blick in das östliche Karwendeltal. Die Tiefkarspitze, der Larchetfleckspitze östlicher Nachbar, die Hochkarspitze weiter im Osten, die weiteren großen Erhebungen der östlichen Karwendelspitze, der Blick in die Falken, auf das Sonnjoch und auf der Talgegenseite die Ödkarspitzen sowie direkt im Süden die Larchetkar- und die Pleisenspitze verzaubern zum Innehalten und lassen den kalten Nordwind für ein paar Minuten vergessen.

sagenhafte Aussicht in den östlichen Teil des Karwendeltales bis zum Sonnjoch

Der Abstieg sieht spektakulärer aus als er zu begehen ist. Meist knapp südlich des Grates (mit Ausnahme schöner Kletterstellen) wird über grasdurchzogenes Schrofengelände abgestiegen und man entbehrt in diesem Schutze auch des Jochwindes.

Abstieg von der Östlichen Larchetfleckspitze auf den Verbindungsgrat mit der Tiefkarspitze

Über ein paar kleine Aufschwünge geht es in die tiefste Einsattelung hinab, die auch einen wichtigen Zweck erfüllt.

Rückblick nach Westen am Abstieg

Das Steinmandl im Tiefsten der Einsattelung und die von der Gegenseite sichtbare Markierung bezeichnen den Nordabstieg über die nicht gänzlich einfache, so doch gangbare Nordwand ins Dammkar – unter Umständen ein wichtiger Fluchtweg, weil kürzer als ins Karwendeltal, beschrieben im Bericht über die Tiefkarspitze, siehe Link oben.

toller Ausblick auf die Kreuzwand und Damm

Jenseits dieser kleinen Scharte muß über knapp 40 Hm eine Graterhebung (2.290 m) erstiegen werden, die außer dem Verbindungsgrat zur Tiefkarspitze noch Hochpunkt einer nach Südosten ansetzenden Gratrippe – der westlichen Begrenzung des Larchetfleckkarls – darstellt, dem Abstiegsgelände ins Karwendeltal.

Scharte mit Abstieg ins Dammkar, dahinter Hochpunkt (2.290 m) am Grat

Das nun folgende Abstiegsszenario könnte verbessert werden in dem man dem Grat noch etwa 300 m mit kaum Höhensprung östlich, in Richtung Tiefkarspitze, folgt und dann in der Falllinie absteigt.

Rückblick auf den Grat zur Östlichen Larchetfleckspitze

Aber was weiß ein Erstbegeher, der den schönen Schrofenhang sieht und nicht die vielen Rippen und Täler, die in absteigender Querung überwunden werden müssen und Querungen sind immer für eine Hüfte unangenehm.

Abstiegsroute, Zielpunkt unten noch nicht zu sehen

Jedenfalls ist der Abstieg vom Hochpunkt problemlos möglich, immer aber mit der notwendigen Vorsicht nicht gleich zuviel Höhe zu verlieren, denn Serpentinen in die Gegenrichtung wendet man stets lieber an, als einen querenden Wiederaufstieg.

unterer Teil zum Larchetfleckkarl, den Zielpunkt markiert eine Gams

Ziel der Richtung im Abstieg sind die oberen Grasterrassen oberhalb der kalkalpentypischen Senkrechtabbrüche ins Schuttkar darunter. Dies gelingt mit oben beschriebener Taktik einwandfrei, solange man sich eben bemüht den Höhenverlust gering und die Querungsdistanz höher zu halten. Im Falle der hier beschriebenen Begehung markierte eine Gams frech den untersten Peilpunkt.

Rückblick vom Zielpunkt über den rippigen Hang

Im Larchetfleckkarl angelangt genießt man zunächst eine Reisenfahrt über 150 Hm, wobei im untersten Drittel mehr und mehr Kraftaufwand nötig ist, um im Grobkorn noch abfahren zu können. Um die Bergschuhe nicht unnötig zu strapazieren muß rechtzeitig wieder der Normalschritt angenommen werden.

prächtige Aussicht vom Karwendeltal bis zur Larchetkarspitze

Die folgende Passage über Steilschrofen wurde leicht überwunden und die nächste Prüfung wartete in der Felspassage unterhalb des einladenden horizontalen Wiesenbandes entlang der Felskante, das – nach den an diesem Tag schon genügend erlebten Graspassagen – ausgeschlagen wurde und in direkter Linie den Abstieg vorgenommen.

Rückblick ins Larchetfleckkarl

Erwartungsvoll wurde die folgende Felspassage angepeilt, zumal das untere Ende nicht eingesehen werden konnte, welches immer ein Zeichen von großer Hangneigung ist. Und unter einer gewissen Spannung (Hangneigung ~60°) wurden 40 Hm auf das darunterliegende Flachstück überwunden.

obere Steilstufe

Anschließend folgt eine zweite Steilpassage in einer stumpfen Verschneidung mit nur 45° Neigung. Beide Abstiege in grasdurchzogenem und festen Fels, wenig davon in leichter Kletterei, mehr im Gehgelände mit einer stützenden Hand.

Rückblick auf die obere Steilstufe

Um den Steig zu erwischen bleibt man, unten angekommen, auf Höhe der ansetzenden Latschen unterhalb der Felspassagen, quert also mit wenig Höhenverlust südöstlich auf das höchste Latschenfeld zu.

untere Steilstufe

Dort folgt man dem gut sichtbaren Steig kaum 50 m bevor scharf rechts ein steiler Abzweig auf eine größere Freifläche führt.

unterhalb der unteren Steilstufe

Diese Freifläche muß nun in direkter Falllinie bis zum unteren Saum der Latschen abgestiegen werden, um dort den Jagdsteig zu finden.

Rückblick vom Steig auf die untere Steilstufe

Der Verfasser beging den Fehler nach Erreichen der großen Freifläche gleich bei den Lärchen zur Linken dem Quergang zu folgen, welches sich als völlig falsch herausstellte.

gleich vorne scharf rechts in die Latschen hinab

Möglicherweise ist der Jagdsteig am Ende einer schuttgesäumten Wasserrinne mit Schuttkegel vor der Latschengrenze zu finden, wie es im Orthofoto aussieht, aber im Zweifel ist jeder Abstieg dort der richtige und die Bilder in der Bildergalerie mögen der Orientierung vor Ort dienen.

herrliches Karwendeltal

Selbst in der Ansicht mit Orthofoto im TIRIS ist nur der ausgeholzte Mittelteil des Jägerteigs in Form einer großen Kurve erkennbar, der untere Teil gar nicht, der obere kann bis zur ersten großen Lichtung erahnt werden, jedoch nur vage.

falscher Steig bei den Lärchen

Das Problem war, wie so oft, die Quergänge, die nicht immer Gamswechsel sind, sondern auch Jagdsteige und die nicht immer ein bergsteigerisch sinnvolles Ende haben – so wie dem Verfasser unterlaufen.

völlig falsch abgestiegen, der Jagdsteig befindet sich im Wald der linken Bildhälfte

Flugs steht man nach der irreführenden Querung bei den Lärchen vor einem Graben an dem der Quergang endet und in der Hoffnung er setze drüben fort, nimmt man steile Schuttböschungen im Abstieg in Kauf, sowie jenseits im Wiederaufstieg, um dort festzustellen, daß die Querung der Murenrinne umsonst war, weil keine Steigspuren erkennbar sind. Nun ist man aber schon recht weit gekommen, will nicht weitere Zeit verlieren und setzt den Abstieg ins Ungewisse fort.

Abstieg vom Larchetfleckkarl grober Steigverlauf

Nachträglich gesehen wäre ein Blick auf das Orthofoto sinnvoller gewesen, anstelle per AV-Karte mit den undeutlich eingezeichneten Steigspuren eine Route zu finden, wobei der Grundfehler darin bestand sich von dem einladenden quer führenden Steig bei den Lärchen im Abstieg nach links verleiten zu lassen und nicht der Lichtung bis hinab zum Ende der Freifläche zu folgen. Aus diesem Grund hat der Verfasser versucht eine Rekonstruktion des Steiges anzufertigen (in der Bildergalerie zu sehen).

Blick zurück ins Larchetfleckkarl

Nach einem Abstieg im wirren und steilen Terrain östlich der Rappenlöcher, weit vom Jagdsteig entfernt, ist der Verfasser allerdings wieder recht genau zum Ausgangspunkt des Steiges nahe der der eingezäunten Messstation am Forstweg angelangt.

Runde über die Larchetfleckspitzen

Von dort durch den Wald gelangt man in wenigen Minuten zum Karwendelbach und auf das Almgelände, sowie über 1,6 km Schotterweg in gut 20 min zurück zum Radl.
An Zeitbedarf muß mit acht Stunden incl. aller Pausen und den Radlstrecken gerechnet werden. Die Steigarbeit erstreckt sich über 1.620 m incl. Radlstrecke und die Länge der Tour beträgt 20 km.

Mils, 10.10.2021

Larchetkarspitze – über Kohlergraben und Hinterkar mit Überschreitung zur Pleisenspitze

Seit Jahrzehnten kann der Anstieg zur Larchetkarspitze über den Kohlergraben und das Hinterkar als die kürzere und abwechslungsreichere Alternative zum Normalanstieg über Pleisenhütte und Mitterkar nachgelesen werden.

Rückblick auf die Strecke von der Larchetkarscharte

Wenn man von der Scharte, die den Gipfel vom südlich vorgelagerten Felsturm trennt, abgestiegen ist und sich den oberen Teil des Mitterkars ansieht, dann bekommt die obige Aussage wirklich Wahrheit, vor allem, wenn man den zuvor absolvierten Anstieg über das Hinterkar damit vergleicht. Gefühlte 250Hm übelste Reisenhänge mit kleinstückigem Schotter und ordentlichen Steigungen müssen kräftig an Kondition und Gemüt zehren wird hier gewagt zu behaupten.

Larchetkarspitze, 2.541m

Anders präsentiert sich der Anstieg über den Kohlergraben und das Hinterkar.
Dieser Anstieg ist in der Tat sehr abwechslungsreich, er liegt im Sommer bis weit in den Vormittag hinein angenehm im Schatten und die Strecke über Reisen vom Kar aus erfolgt bei schlauer Wahl des Anstieges wesentlich weniger im zermürbenden Schotter.

malerisch geht es weiter

Die Tour aber vom Beginn an beschrieben – und da es eine Rundtour über die Pleisenspitze ist, entfällt jegliches Radlfahren zum Ausgangspunkt, auch das zunehmend beliebte Stromradl wird für die Anreise nicht benutzt.
Der Endpunkt der Runde (Gasthaus Wiesenhof) liegt vom Start der Runde auf der Hinterautalstraße ca. 4,3km entfernt. Wer am Ende der Tour diese Strecke taleinwärts bewältigen möchte, der fahre mit dem Radl zum Ausgangspunkt.

am Weg zum Ausgangspunkt die Gipfel bereits sichtbar

Gesamt müssen nicht nur die 4.3km sondern 6km zum Einstieg in den Wald bewältigt werden. Eine gute Strecke zum Aufwärmen und vor Sonnenaufgang eine leichte Sache, die in einer guten Stunde zu schaffen ist. 6kmh sollte für den Bergsteiger zu Beginn eines langen Unternehmens keine nennenswerte Sache sein. Bei diesem Fußmarsch werden knapp 130Hm bewältigt und 40 davon wieder eingebüßt.

genau hinter dem Schotterhaufen geht es hinauf

Zunächst muß der Einstieg gefunden werden und das ist reine Intuitionssache, denn nach 20Hm gibt es keinerlei Steigspuren mehr, denen man folgen könnte. Der Einstieg in den Kohlergraben befindet sich linkerhand wenige Meter vor der Brücke über den Hinterkarbach, just dort wo sich eine Einbuchtung als Ausweiche mit (derzeit) einem Schotterhaufen neben der Straße befindet. Genau in der Einbuchtung setzen am Abbruchrand Steigspuren an, die einige Meter entlang des Bachlaufes und aber gleich links über eine Böschung hinauf in den Wald führen.

Blick Richtung Kohlergraben

Nach kaum zwei Minuten verlieren sich die Spuren im Wald und die Intuition muß die weitere Leitung des Anstieges übernehmen.  Das irritiert zunächst, allerdings wird später klar, daß die Anstiegsrichtung zwangsweise dem Bachlauf folgen muß und unterhalb der von der Hinterautalstraße bereits gut sichtbaren steilen Schrofen in den Kohlergraben führen muß. Wer hierzu nicht in der Lage ist möge das Unternehmen besser über den Normalanstieg über die Pleisenhütte und das Vorderkar durchführen.

den Hang im Wald hinauf, ohne Steigspuren

Im Wald verliert sich großteils die Sicht auf die Schrofen, aber wenn das Geräusch des Hinterkarbaches immer in etwa der gleichbleibenden Lautstärke bleibt, verändert sich auch der Abstand kaum und die richtige Anstiegsrichtung ist somit gut eingehalten. Dann und wann trifft man im Mischwald auf steiler Partien, denen örtlich ausgewichen wird, ohne sich generell zu weit zu entfernen.

ein Abstecher zur Schluchtkante, um den Überblick zu gewinnen

In etwa nach 230Hm, knapp unterhalb Kote 1.300m tauchen steiler werdende Schrofen voraus auf, der Wald wird etwas lichter und das Gelände im Gesamten verändert sich so, daß nur mehr die Gehrichtung nach rechts oben machbar ist. Dies ist die Einmündung in einen Jagdsteig, der ohne große Höhenänderung relativ konstant auf 1.300Hm taleinwärts zieht. Er ist schon von weiter unten gut sichtbar, wenn man etwas westlich ansteigt, nahe dem Schluchtabsturz des Hinterkarbaches. Dieser Blick gibt gute Orientierung von weiter unten.

fast schon am Steig zum Kohlergraben

Ab dieser Einmündung in den Jagdsteig gibt es keine zweifelhaften Passagen bis zum Gipfel mehr es sei denn, eindeutige aber übersehbare Zeichen am Steig werden nicht beachtet, oder man hat keine Führerbeschreibung über den Steig gelesen oder gegoogelt.

am Jagdsteig

Dem Steig wird nun einige Minuten in das Tiefe des Grabens gefolgt, bis er sich mit dem Hinterkarbach schneidet und einige Minuten an dessen linkem Ufer (in Aufstiegsrichtung) entlang führt. Dort angelangt, selbst im Hochsommer in angenehmen Schatten der mächtig hinaufziehenden Basisrippe des Blassengrates lohnt ein Blick zurück auf die bärige Landschaft.

ohne große Höhensprünge

Fast würde nun ein Mini-Steinmännchen auf der anderen Uferseite übersehen, entstünde nicht der deutliche Eindruck, daß der Steig am linken Ufer irgendwie schnell schlechter werden würde und in der Tat, es ist Zeit den Bach zu überqueren und dort einige Meter weiter zu gehen.

welche ein Blick nach Südwesten!

Einen Steig neben dem Ufer wird allerdings vergebens gesucht, ein diesmal großer Steinmann, etwas vom Ufer entfernt, verrät, daß der Steig den Hang hinaufzieht. Deutliche Steigspuren im erdigen Schotter weisen den Anstieg. Vor dem steilen Anstieg empfiehlt es sich den Wasservorrat aufzufüllen. Ein Privileg das bei der Begehung der Larchetkarspitze durch das Vorderkar nicht gegeben ist.

kurz im Graben aufgestiegen

Auf diesem Steig allerdings, kann es 350Hm weiter oben nochmals in Anspruch genommen werden, jedoch ist Wasser im Karwendel auch immer eine jahreszeitliche Angelegenheit und im endenden Juli kann jemand, der die Eigenheiten der jeweiligen Quelle nicht kennt, eine Hand für weitere Versorgung über 1.300m ins Feuer legen.

Steinmann weist den Weg in die Steilflanke

Nun folgen einige Hundert Meter steilen Anstieges durch den schön ausgeschnittenen und abwechslungsreichen Steig, der sich – wirklich toll angelegt – durch den Kohlergraben nach oben zieht. Teils mitten im Latschenfeld, teils an Felswänden der jäh abstürzenden Blassenrippe und noch auf 1.750m mit einem Feld von reifen Moosbeeren, für deren Wohlgeschmack einige Minuten Pflückens verschwendet werden können.

Ausblick nach oben

Bis weit hinauf schlängelt sich der anspruchsvolle Stieg in wohltuendem Schatten dahin, bevor sich auf ca. 1800m die Richtung nach links (westlich) mit ein paar Höhenmetern Verlust ändert und in den wiesendurchzogenen Graben oberhalb der umgangenen Steilstufe mündet.

rasch wird an Höhe gewonnen

Dort gibt es unter Bezahlung von 15Hm Verlust durch Abstieg weiteres Wasser aus einer noch recht ergiebigen Quelle – keine häufige Situation im Karwendel auf dieser Höhe -, die jedoch keine genügend hohe Steilstufe aufweist, sodaß auch lange Flaschen vollständig gefüllt werden können. Eine Schöpfhilfe ist dafür von Vorteil. Da die weitere Tour ohne jeglichen Sonnenschutz stattfindet tanke man entsprechend auf.

Wasser auftanken bei einer hochgelegenen Quelle

Der folgende Abschnitt führt durch Latschengelände durchzogen von Lawinenstrichen. Man halte sich links und erreicht den Toni-Gaugg-Steig, der von der Pleisenhütte zum Karwendelhaus führt und eine ganz tolle Höhenwanderung in der Karwendelhauptkette darstellt.

oberhalb des Toni-Gaugg-Weges Richtung Mitterkar

Diesen auf ca. 2.080m überquert und immer links weiter im noch überwiegend wiesendurchsetzen Kargelände geht es bis etwa auf 2.250m bevor das Hinterkar flacher und nur noch felsig wird. Auf den letzten größeren Brocken empfiehlt sich eine Trinkpause um den günstigsten weiteren Anstieg zu „recognosciren“, wie Alpinisten vor gut hundert Jahren die Geländeerkundung bezeichneten.

den Anstieg am Felssaum gewählt und gut vorangekommen

Die schräge Ansicht der Larchetkarspitze mit ihren südlich anschließenden und von schmalen Scharten getrennten Grattürmen scheint vom Karboden aus höher zu wirken, als sie wirklich ist. Tatsächlich trennen den Ersteiger nur noch an die 250Hm vom Gipfel. Der Anstieg sei zur Vermeidung des Pilgerschrittes in den rutschenden Reisen jedoch strategisch gut gewählt.
Daher entschloss ich mich zum direkt westlichen Aufstieg über das kürzeste Stück Schottereise und dem nach Norden entlang hanteln an der Felskante, mit dem Vorzug immer in festem Fels zu steigen. Diese Taktik funktionierte wunderbar und rascher als erwartet wurde der Einstieg zur Scharte erreicht.

unterhalb des südlich der Larchetkarspitze gelegenen Gratturmes, rechts befindet sich die Scharte

Der Einstieg in die Scharte zum Gipfelturm der Larchetkarspitze erfolgt durch die von unten nur im Ansatz erkennbare Schartenschlucht durch die am Hang darunter auffällig helles (junger Bruch) Schottermaterial zutage tritt und gesichtet wird. Bis dort hinauf wird in sehr akzeptablem Fels- und Schrofengelände gestiegen bzw. im Steigen gequert.

unterhalb der Scharte

Die Brüchigkeit des Gesteins ist hoch und doch bereitet der Aufstieg wenig Schwierigkeiten. Oben am Ansatz der Schartenschlucht blickt man gespannt hinter die Kante die steile Böschung hinauf und bereits nach wenigen Metern zwecks Handeinsatz am festem Fels an der linken Begrenzung wird das schwarze Fixseil zum Gipfel der Larchetkarspitze und die Scharte selber gesichtet. Der Aufstieg in der Scharte dürfte also nur etwa 25-30Hm hoch sein.

in der kurzen Scharte

Vom Schärtchen aus wird über eine kurze Rinne auf ein rechts abgehendes kurzes Band aufgestiegen, das mit einer Verschneidung endet. Der folgende Aufstieg erfolgt mit großer Steilheit (siehe Foto vom Abstieg)  über einen Riß neben der Verschneidung. Das angebrachte Seil bietet vor allem im Abstieg eine psychologische Hilfe in dem „oberen Dreier“ wie Juergen ihn treffend bezeichnete.

das Fixseil bereits sichtbar

Oberhalb dieser Platte wendet sich der Aufstieg abermals nach rechts und führt – nicht sehr angenehm im Abstieg – ein paar Meter über ein mäßig geneigtes schotterbedecktes Band mit brüchigen Griffen in Brusthöhe bevor dann gleich der Ausstieg auf das schmale Gipfelgelände der Larchetkarspitze anschließt. Wenige Meter führen am kurzen Grat bis zum Gipfel.

die Schlüsselstelle gut verseilt für den Abstieg

Das schmucke schmiedeeiserne Gipfelkreuz der Larchetkarspitze erinnert an ein Friedhofskreuz und trägt die Namen zweier Bergkameraden, das sehenswerte Gipfelbuch wird in einer Edelstahlschachtel im Steinmandl daneben verwahrt.

Gipfelbereich der Larchetkarspitze

Natürlich bietet auch die Larchetkarspitze gewaltige Ausblicke auf die umliegenden Karwendelgipfel. Der schönste davon scheint wohl jener in den direkten Osten entlang der Hauptkette zur Birkkarspitze hin zu sein. Aber auch die Ansicht nach Westen zur Pleisenspitze, das weitere Ziel dieser Tour, erfreut durch die schöne Gestalt derselben. Leider läßt sich die Route über den das Kar teilenden Felskopf nicht einmal zur Hälfte ausmachen, weil ein weiterer Kopf dazwischen die vollständige Sicht auf die Ostflanke des Felskopfes raubt.
Der im AV-Führer erwähnte Gamswechsel kann jedoch gut ausgemacht werden und der Weg dorthin scheint zwar kein Vergnügen, aber machbar.

das nächste Ziel die Pleisenspitze – ein formschöner Gipfel von Osten aus gesehen

Die Pause am schönen Gipfel der Larchetkarspitze wurde ob der fortgeschrittenen Tageszeit kurz gehalten und der Abstieg in Angriff genommen.
Das mehrfach geklemmte Kunststoffseil nur an den nötigsten Passagen – und dort auch nur mit kaum Zug – benutzt stieg ich die nicht sehr schweren Passagen bis zur Scharte und weiter bis zum Reisengelände ab. Gleiche Brüchigkeit auch diesseits der Scharte und wen es wundert, der denke darüber nach warum sich ein Trennschnitt im Grat als Scharte gebildet hat.

Bäralpl in der Nördlichen Karwendelkette – in guter Erinnerung des vorwöchigen Vorhabens

Das nun folgende wenig verdichtete und rutschende Reisen- und Geröllgelände ist ein unangenehmes und allein der Gedanke hier aufsteigen zu müssen bereitete mir große Genugtuung der Beschreibung des Anstieges über das Mitterkar Glauben geschenkt zu haben.
Für mich stand nicht der Abstieg bis unter die Kante des Gratkopfes auf der Route, sondern die Querung bis zum nächsten Felskopf an und das gelang nicht ohne einige Tritten ins Leere bzw. in solche Regionen solchen bei denen der rechte Fuß nach dem Auftritt, noch bevor der linke vorne wieder aufgesetzt werden kann, ins Nichts verschwindet, sich plötzlich links unterhalb des Körpers befindet und als Gegenreaktion des Gleichgewichtssinnes der rechte Arm mit dem Stock unkontrolliert hangaufwärts einsticht, um einen Sturz zu vermeiden, was nicht immer gelingt – mein Albtraum im Reisengelände. Es sollte noch einiges an Gelände dieser Art kommen, die Ouvertüre dessen war jedoch nicht zu verachten.

die kühne Larchetkarsopitze

Endlich wieder festen Boden unter den Füßen konnte etwas aufgeatmet werden und die folgenden festen Felspartien um den ersten Kopf herum zu durchschreiten. So gelang ich halbwegs bequem auf den ersehnten Gamswechsel am großen, das Kar teilenden Felskopf.

in der Ostflanke des Felskopfes

Der erste Blick galt der Gegenseite, was mich dort erwarten würde. Eine rotbraune Rinne Störzonenmaterials zieht sich dort hinunter. Sie ist wegen ihrer abhebenden Farbe auch noch gut von der Pleisenspitze aus zu sehen.

Westflanke des Felskopfes

Das beschriebene breite Band blieb aus und weil mich das wunderte beschloss ich am Grat bis zum nächsten Absatz vor zu gehen und die Situation zu erkunden. Dort fand ich das breite Band vor, das jedoch keinen Vorteil zu bieten schien, weil es in der Hälfte des Abstieges wieder in die rotbraune Rinne einbog. Also stieg ich die Rinne ab um an ihrem Fuße das Westende des das Kar teilenden Felskopfes zu erreichen. Die Überschreitung nach dem AV-Führer war somit fast vollbracht, wäre da nicht der weite Kessel an steilem Reisenhang bis zum jenseitigen Aufstieg zum Gratrücken der Pleisenspitze. Die Beschreibung der lästigen Querung unterlasse ich hiermit.

diese ockerfarbene Rinne kann abgestiegen werden

Auf der anderen Seite schätzte ich die Anstrengung über den Felskopf als nicht viel minder gegenüber dem vollständigen Abstieg unterhalb des mittig im Kar liegenden Felskopfes auf Kote 2239m und den Wiederaufstieg ein. Die Ersparnis an Höhe beträgt vielleicht 120m und die Überquerung des Kopfes stellt eben die alpinere Vorgehensweise dar, das ist es aber dann auch. Vielleicht böte sich bei mehrfacher Begehung eine etwas ausgefeilter Routenwahl durch die mühsamen Reisenquerungen, mehr Raffinesse ist aber aus dieser Überschreitung nicht herauszuholen.

eine weite Querung auf unangenehmen Reisen steht bevor

Beim Aufstieg zur Gratrippe der Pleisenspitze galt es wieder die besten Hangverhältnisse zu wählen bei denen möglichst wenig loses Geröll der jungen Schotterreisen begangen werden muß. Zwischen hellem jungen Bruchs liegen ockerfarbene feste Partien, auf denen es sich recht angenehm bis zum Felsansatz steigen läßt.

noch ein wenig Plagerei und dann fester Fels ab der Unterkante der Schrofen

Die felsigen Teile des Trichters oberhalb der Engstelle sind auf der rechten Seite angenehm fest und daher vorteilhafter als die linke Seite, allerdings ist zum Ausstieg (zu einem auch unterhalb schon deutlich sichtbaren Steinmann) dann nach links zu queren. Der Ausstieg aus der Aufstiegsrinne erfolgt etwa 120Hm unterhalb des Gipfelkreuzes der Pleisenspitze unweit vom Normalweg.

am Ausstieg des Aufstiegstrichters

Rasch wird die Pleisenspitze erreicht. Ein unspektakulärer leichter Gipfel, aber auch der erste in der Karwendelhauptkette und daher eine Landmarke.
Der Übergang nahm knapp 75min in Anspruch, die Beschreibung im Führer spricht von zwei Stunden (über den Felskopf). Einen Vergleich mit der meistbegangenen Route unterhalb des Felskopfes werde ich wohl nicht bekommen, da dieser Übergang nicht mehr auf meinem Programm liegt.

erfreulicher Blick Richtung Gipfel der Pleisenspitze

Die wiederum tolle Aussicht von der Pleisenspitze wurde beim Füttern der frechen Dohlen genossen, die diesen touristisch stark genutzten Berg längst für sich als Futterquelle eingenommen haben.
Ein Biker mühte sich ab sein Radl bergab zu schleppen und fand einfach keinen Abschnitt am Gratrücken an dem er fahren konnte.

der Übergang im Überblick, zeitlos schön!

Mit drei wackeren Münchnerinnen wurde noch ein Weilchen geplaudert bevor es ab zur Hütte ging, vorbei am Radlträger mit seinem Betreuer. Das Duo erreichte die Pleisenhütte als ich schon längst mit Siggis toller Knödelsuppe fertig war.

Blick zum Lafatscher Joch

Trotz großer Nachmittagsschwüle eilte ich in Vorfreude auf das Getränk den Abstieg hinab zum r²π/4, dessen mathematische Berechtigung erst nach eingehender Geometrieprüfung des Grundrisses klar wird, meinem Standardeinlöseort für den Parkgutschein.

und dieser Blick!

Die Messung der Bergsteigeruhr zeigte 1.810Hm im Aufstieg und 8:40 Dauer der gesamten Runde, die ich als sehr abwechslungsreich und lohnend empfunden habe.

Mils, 29.07.2018