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Westliche Mitterspitze, 2. 693 m – Abstieg über Schoßgrat

Selten bleibt es vollkommen aus, daß die Natur dem Bergsteiger niemals ein Schnippchen schlägt, kaum aber passiert es am harmlosen Beginn einer Tour so drastisch wie es uns auf die Westliche Mitterspitze erwischt hat. Die Bestrafung für die Schlauheit den Anstieg zum Unterplattig auf dem höheren der beiden Steige über das Mitterbergle zu nehmen war schweißtreibend und zehrte an den Nerven.

Andi und Simon grübeln über die beiden Griesspitzen nach

Im Kartenwerk finden sich die beiden Routen als Steigspuren abzweigend vom Fahrweg, bzw. der obere, vom weiterführenden Pfarrer-Kathrein-Steig auf den Henneberg.
Nun könnte man den unteren direkt als ersten nehmen, der jedoch auf der Karte mit einer Unterbrechung auf dem Wiesenrücken in der Karte verzeichnet ist.  Also entscheidet man sich für den oberen, der den Bach weiter oben – unter den Felsen – überquert und ohne Höhenverlust weiter auf das Mitterbergle zurückquert.

mittig im Bild – Große Schoß, rechts darüber die Westliche Mitterspitze

Ziemlich verdattert standen wir dann am Ende des oberen Steiges und blickten auf einen riesigen Einschnitt im Bachschutt mit keiner richtig sichtbaren Fortsetzung des Steiges auf der Gegenseite.

Abzweigung zum Unterplattig vom Pfarrer Kathrein Steig

Zuversichtlich den Steig drüben anzutreffen stiegen wir in den Einschnitt ab und drüben unangenehm unter viel losen Partien und großer Steilheit in die Latschen. Natürlich fanden wir den Steig nicht, jede Gasse erwies sich nach kurzer Strecke als Sackgasse. So hieß es einen unangenehmen Rückzug zu nehmen, um die Lage zu erkunden.

erste Befürchtungen über den weiteren Steig…

Wieder auf der Ausgangsseite beim Erkunden zeichnete sich dann oberhalb der Stelle an der wir es zum ersten Mal versuchten an einer leichten Geländerippe eine ausgeschnittene Latschengasse ab, die es sein mußte. Also wieder in den Einschnitt, jedoch etwas höher und noch unangenehmer über kleinkörnige Schotterflächen zur Latschengasse.

offensichtlich hat der Bach den Steig fortgeschwemmt und es gibt keinen Übergang mehr

Am Weg dorthin verursachten die steilen Böschungen so manchen Rutscher, der mit aufgeschürften Schienbeinen bezahlt wurde. Endlich erreichten wir die gesichteten Steigspuren und dort Zeichen von sehr alter Ausholzung.

nach einem langen Kampf gegen die Natur am Unterplattig angekommen

Die Freude war nicht von langer Dauer als wir nach wenigen Dutzend Metern einen völlig zugewachsenen Verlauf feststellen mußten und bereits mit Verrenkungen das Durchkommen übten. Zum Glück wies uns bald eine  Schuttreise eine Latschengasse, auf der wir im direkten Anstieg in die Felsen oberhalb nach einer Stunde wirklichen Kampfes endlich den Ausgang aus dem Latschenfeld fanden.

durch den Wald am Mitterbergle führt der verbliebene Anstieg

Die Plagerei am warmen Hochsommertag hatte uns eine Dreiviertelstunde und die geringe Steiggeschwindigkeit darüber hinaus merklich Nerven gekostet. Zeitverluste gegenüber dem Plan sind des Bergsteigers Gift dieser Tage und wir waren einer Steigangabe erlegen, die aufgrund der Arbeit des Baches an ihren Flanken Jahrzehnte nicht mehr intakt ist, sich aber auch nach wie vor im Kartenwerk wiederfindet.

Blick über das Unterplattig

Angespannt ging es über das steile, wiesendurchsetzte Unterplattig weiter. Wenigstens gewannen wir dann rasch an Höhe, um den unrühmlichen Versteiger in der Tiefe vergessen zu können. Das Gelände dort ist schon kein Wandergelände mehr und bei Nässe um Einiges gefährlicher als ein gleich steiles Felsgelände.

typisches Gelände im Unterplattig

Über bankige Schrofen erfolgt dort der Aufstieg recht direkt, der auch gut markiert ist, jedoch mehrere Routen aufweist. Man täte gut daran, sich für eine zu entscheiden, wäre das so einfach möglich. Nach etwa einer guten halben Stunde erreichten wir einen Rastplatz, der mit einem Bankl und ausgehauenem Standplatz komfortabel hergerichtet wurde.

Überquerung eine tiefer gelegene Rinne

Von dort quert der Steig dann westwärts unter mäßigerer Steigung als zuvor. Bald wird eine Rinne unter leichtem Höhenverlust überquert und das Gelände führt unter der ersten Felsrippe auf eine abgewaschene, mäßig steil geneigte Felsfläche in den Schatten des Ausläufers vom Westlichen Schoßkopf herunter.

schöne gletschergeschliffene Platten im Wettersteinkalk führen zur Geländestufe

Kurz darauf standen wir unterhalb einer hohen Felsstufe in das darüberliegende Kar, „Große Schoß“ genannt. Es kann über ein schräg nach oben verlaufendes Rißsystem erklommen werden. Zur Hilfe dient eine Drahtseilversicherung mit einer aufgescheuerten Stelle, die aber noch gut tragfähig ist.

seilversicherte Passage über die Geländestufe in die Große Schoß

Die Große Schoß erwies sich an dem klaren Sommertag als eine harte Nuss hinsichtlich durchgehend großer Steigung und dem monoton zurückzulegenden Höhenunterschied von 470 m bis zu den Felsen unterhalb der Einschartung zwischen Östlicher Griesspitze und Westlicher Mitterspitze. Dieser Teil hat uns eine volle Stunde gekostet.

unverfehlbarer Anstieg zur Westlichen Mitterspitze (links zweigt der Anstieg zum Fisch ab)

Nach der Wandstufe, an der Stelle des beschrifteten Felsens „West. Mitterspitze“ zweigt scharf westlich der Anstieg zum „Fisch“ ab, dem Anstieg zur Östlichen Griesspitze. Bezeichnet ist dieser nur mit einem „F“ und einem Pfeil etwas entfernt und im Schatten am Morgen nicht deutlich sichtbar, also leicht zu übersehen.

zuoberst in der Großen Schoß muß die lange Schotterreise bewältigt werden

Das untere Kar ist begrünt und in dessen Mittelteil tummelte sich eine Herde Schafe. Es muß also noch einen anderen Zugang zur Großen Schoß geben, als über die direkte Felswand.

eine Markierung weist den kaum sichtbaren Steig durch die grellen Schotterpartien

Oberhalb der begrünten Karfläche trafen wir auf Schuttreisen, die ein gutes Stück an Weg und Höhenunterschied zur Felslinie der Karbegrenzung ausmachen. Jedoch führt auch durch sie ein Steig, der auch sichtbar ist. Sogar ein kleiner Felsbrocken mitten in der Reise trägt zur Orientierung eine rote Markierung (im Frühjahr sicher länger mit Schnee bedeckt) und weist zum Einstieg, der ebenfalls weithin sichtbar markiert ist. Eine Wasserrinne wird im Anstieg durch das Schuttkar links liegen gelassen.

an der Felslinie angelangt

An der Felslinie beginnt eine nette leichte Kletterei, die teilweise die Hände erfordert. Nach oben hin bilden sich mehr und mehr schräge Flächen aus, die mit Schutt belegt sind und den Aufstieg zur Einschartung erschweren. Dort endet plötzlich die vorher reichlich erlebte Markierung des Aufstiegs.

Rückblick über die Große Schoß

Da wir die Scharte vor Augen hatten und nicht mehr auf die Markierung angewiesen waren, wäre es auch möglich, daß dieselbe über eine Rinne links wegführt und eine Rinne hinauf zur Westlichen Griesspitze markiert. Das gilt es nun ein andermal festzustellen. Jedenfalls bemerkten wir plötzlich und zu spät, daß die Markierungen am Weg zur Scharte an irgendeiner Stelle aufhören mußten und fehlten.

herrlich leichtes Klettergelände zur Scharte

Die Scharte mit ihren Ausblicken auf die Nordseite der Mieminger, sichtbar vornehmlich die Tajaköpfe und die Ehrwalder Sonnenspitze, verbunden mit einer leichten Brise Jochwind brachten wieder etwas frischen Elan in den vom steilen, heißen und monotonen Steigen ermüdeten Körper. Der Restaufstieg auf die Westliche Mitterspitze verläuft direkt am Grat, ist leicht ohne Kletterei zu begehen und regt – wie die meisten Gratverläufe – an.

kurz vor der Scharte zwischen Östlicher Griesspitze und Westlicher Mitterspitze

Zuerst jedoch erkundeten wir von der Scharte aus einen Aufstieg auf die Östliche Griesspitze direkt am Grat, der allerdings nicht so leicht machbar schien, da der Gratschrofen westseits der Scharte jäh und senkrecht abbricht.

bäriger Blick auf den Hinteren und Vorderen Tajakopf; links der beiden die Ehrwalder Sonnenspitze

Also ein ungangbarer Zacken, der nur durch den Abstieg, der Unterquerung etwa 40 Hm unterhalb und einem Wiederaufstieg in einer schmalen Rinne auf den Grat möglich ist. Umso unglaublicher schien uns ein Gipfelbucheintrag, daß man den wahrscheinlich – durch die Brüchigkeit – meist heiklen Grat von den Griesspitzen bis zum Hochplattig incl. Aufstieg aus dem Tal an einem Tag zurücklegen kann.

Gratkopf nach Westen zu den Griesspitzen – er muß tief umgangen werden

Von der Scharte müssen noch 120 Hm auf die Westliche Mitterspitze zurückgelegt werden und unter tollen Tiefblicken auf die Nordseite der Mieminger Kette erfolgen sie mit wesentlich weniger Mühe als die 650 Hm in der Großen Schoß.

Gratanstieg auf die Westliche Mitterspitze

Die Bergrettung Mieming hat ein Jahr zuvor ein schönes neues Kreuz aufgestellt und die Mitglieder haben es über den beschwerlichen Anstieg per Muskelkraft hinaufgebracht, was besondere Achtung verdient.

das bärige neue Gipfelkreuz der Bergrettung Mieming

Am Westgipfel der Mitterspitzen kann die Östliche Mitterspitze eingesehen werden, ohne eine weitere Gratbegehung nicht aber der Mittelgipfel. Rechts neben dem Ostgipfel erhebt sich der Westgipfel des Hochplattig und beim Abstieg über den Schoßgrat konnten wir den bizarren Gratverlauf dorthin bewundern. Beim direkten Anblick aus dieser Nähe staunt man, daß dieser bei der allgemeinen Brüchigkeit in diesem Teil des Grates mit nur einer Einstufung als schwierig begehbar ist.

die Östliche Mitterspitze vom Gipfel der westlichen gesehen

Nach Norden hin erstrecken sich die ausgedehnten Kare mit ihren zahlreichen kleinen Seen. Direkt nördlich unterhalb liegt das Brendlkar mit seinen noch vorhandenen zwei Seen. Einer der beiden oberen Seen ist bereits ausgetrocknet, der zweite steht kurz davor zu verlanden.

Brendlkar mit den beiden Seen und rechts den Iglsköpfen

Die rechte Begrenzung des Brendlkars bilden die Iglsköpfe mit der Übergangsscharte vom gleichnamigen Iglskar. Meist handelt es sich bei den von oben phantastisch grünblauen Seen um Felsbeckenseen glazialen Ursprungs.

unser Abstieg über den Schoßgrat

Den Abstieg wählten wir über den Schoßgrat. Die Tageszeit war – nicht zuletzt durch den Verhauer am Anstieg ins Unterplattig – fortgeschritten und an die weitere Gratstrecke zum Ostgipfel nicht mehr zu denken. Simon hatte den AV-Führer studiert und auf die Möglichkeit des Schoßgrates im Aufstieg hingewiesen – diese nahmen wir nun wahr.

Schoßgrat – sieht harmlos aus, jedoch mit nicht zu unterschätzenden Stellen versehen

Bereits auf den ersten Metern am Grat, nach dem Zurücklassen der Geröllstrecke am Gipfelaufbau, zeigt der Grat Zähne. Nicht, daß sofort mit dem Abklettern begonnen werden muß, so doch mit sehr steilen Einlagen von Schrofen zu beiden Flanken und einem Steilabbruch, der im Sturzfall nicht zu unterschätzen ist, in die Kleine Schoß hinab.

Gratköpfchen mit steil fallender Wand in die Kleine Schoß

Einige Passagen erfreuen gleich das Herz des Gratkletterers, wenn es auch leichter gewesen wäre, die Gratbegehung im Aufstieg genommen zu haben.
Hin und Wieder begegneten wir Steinmännern, die an der unmittelbaren Gratschneide natürlich ihrem Zweck kaum gerecht werden und meist dort fehlen, wo vom Grat abgewichen werden muß – so weiter unten am Schoßgrat.

der Anstieg auf die Östliche Griesspitze wird erkundet

Gegen die Seitenrippe hin – es handelt sich um jene, die in Abstiegsrichtung rechts abzweigt – neigt der Schoßgrat sich mit einer immer steiler werdenden Gradiente und das letzte sichtbare Steinmandl am unmittelbaren Grat fiel schon nicht mehr unsere Wahl der Begehung, die zum Östlichen Schoßkopf hin führt.

Übergang zum Westlichen Schoßkopf in Bildmitte

Wir entschieden uns für die Abzweigung nach rechts, wobei man nicht davon sprechen kann, daß es sich um eine echte Gratgabelung handelt, weil nach rechts über die Flanke abgestiegen werden und ein breites Schuttfeld überquert werden muß, bevor sich dieser Teilgrat in Richtung zum Westlichen Schoßkopf wieder schroff ausbildet.

tief eingerissener, bizarrer Grat auf den Hochplattig im Osten

Der Abstieg über die Westflanke erfolgt unangenehm auf plattigem, schuttbelegtem Fels und endet in einer Schuttreise vor einem Steilabbruch, der auch von oben nicht eingesehen werden kann. Somit begaben wir uns in eine ungewisse Situation, die nur mit der Hoffnung verbunden war, daß wir das Richtige unternahmen, nicht aber mit der Gewissheit.

die Griesspitzen von Südosten betrachtet, ganz rechts der Gratkopf mit dem Senkrechtabbruch auf seiner Westseite

Im gegenteiligen Fall hätte nur ein langer Rückweg zum Gipfel den Ausweg gebracht, denn beide Seiten des Schoßgrates sind von Senkrechtabstürzen an der Basis geprägt und für den Ortsunkundigen ungangbar.

Übergang vom Schoßgrat auf den Westlichen Schoßkopf

Die Spannung spitzte sich zu, als wir den Gratansatz  erreichten und der erste Ausblick vor dem Turm mit den auffälligen Verwitterungsflächen und der Rutschfuge an seiner Basis war ernüchternd. Daß dieser Turm nicht schon in die Tiefe abgerutscht ist erscheint beim ersten Anblick als ein Wunder.

Felsenfenster im stark verwitterten Gratkopf und eindrucksvolle Rutschfuge

Allerdings bestätigte sich das von weit oben, vom Schoßgrat aus gesehen, daß seine Westseite begrünt ist und eine bequeme Überleitung auf den sich dahinter ausbildenden Westliche Schoßkopf darstellt. Simon überkletterte die Mauer nach der heiklen Rutschplatte und fand dahinter einen leichten Abstieg über ein paar Meter Schrofengelände zur Scharte.

auf der begrünten Hinterseite des Gratkopfs Richtung Scharte zum Westlichen Schoßkopf

Diese Stelle markiert gleichzeitig auch das Ende des schwierigeren Teils des Schoßkopfgrates und nach der Scharte beginnt ein kurzes Stück von festem Wettersteinkalk, bevor dieser sich in eine harmlose aber steile Flanke auflöst.

Rückblick auf die Übergangsstelle (Scharte tiefer gelegen, nicht Sichtbar)

Der Rest des Abstiegs erfolgt über flacher werdende begrünte Bergwiesen, die auch der Schafzucht dienen, wie am Zugangssteig durch die Flanke von der Großen Schoß aus vermutet werden kann. Dieser Steig wird auch für den Abstieg genutzt, er endet im mittleren Drittel derselben auf dem Aufstiegssteig.

Westlicher Schoßkopf

Der Abstieg ins Tal erfolgte entlang der Aufstiegsroute, wobei wir jedoch diesmal nun den Steig, der direkt über das Mitterbergle führt verfolgt haben und großteils auf dem gut sichtbaren und teilweise mit alten Markierungen versehenen Steig durch Wald und unten Latschen, wieder auf den Henneberg und weiter zum Parkplatz am Waldschwimmbad gelangten.

bärige Aussicht vom Rastplatz auf Barwies und Mieming

Unter Rücksichtnahme im Abstieg auf Andis defektem Knie benötigten wir für diese schöne Runde knapp 12 Stunden incl. allen Pausen, Erkundungen und dem Schnitzer am Mitterbergle.

vom Mitterbergle auf das Unterplattig geschaut; dahinter die beiden Schoßköpfe

Den Anstieg über den Schoßgrat und die Begehung der Großen Schoß im Abstieg gewählt, sowie moderat kurze Pausen sollte man in der Planung die Tour mit minimal 8 bis eher 9 Stunden Zeitbedarf bei der Erstbegehung veranschlagen können.

Einstieg in die Latschen auf das Mitterbergle am Weg vom Henneberg

Zu bewältigen sind 1.850 Hm und die vollkommen südseitige Ausrichtung sollte im Sommer hinsichtlich des Trinkvorrates berücksichtigt werden.

Mils, 21.08.2021

Grünstein, 2.661 m – Überschreitung von Grünsteinscharte

Markant vom Inntal und dem Mittelgebirge aus gesehen, bestimmt der Grünstein das Westende der hohen, zusammenhängenden Gipfel in der Mieminger Kette. Nach Westen hin trennt ihn – von seinem Gipfelkreuz hinabgeblickt – der 900 Hm tiefe Einschnitt des Marienbergjochs vom Wannig, dem letzten Gipfel der Mieminger, bevor die Kette der Deckenüberschiebung ihre ferne Fortsetzung in der mächtigen Heiterwand im Westen findet.

Abstieg zum ersten leichten Gratköpfl

Als Bergtour über den Normalweg vom Hölltörl aus, durch das Riffeltal, mag der Grünstein als eine wenig attraktiv zu ersteigende Schottergrube erscheinen, der Aufstieg auf den Ostgrat aus der Grünsteinscharte ist geologisch interessant, bergsteigerisch mäßig, jedoch schön. Der Grat selber (ab Pkt 2.475m) ist einfach zu begehen, bietet wenig bergsteigerische Höhepunkte oder Herausforderungen und wird großteils eher als Gratrücken empfunden.

Grünstein Ostgrat und Gipfel von Locherboden aus (Vordergrund Wankspitze)

Beim Aufstieg auf den Grat warten mit einem geologischen Einschub in den sonst so monotonen ungebankten Wettersteinkalk interessante Besonderheiten.
Diese beginnen in der obersten Höllreise, knapp unterhalb des schluchtartigen Einschnitts auf den Grünstein Ostgrat, der westlich der Grünsteinscharte eine sonderbare topografische Form für einen von einer Scharte ausgehenden Grat bildet. Das Geheimnis der von unten nicht zu überblickenden unerwarteten Erscheinung ist leicht erklärt – der Hauptgrat biegt bereits weiter westlich nach Norden um wobei die massive Grünsteinschuppe1 eine Art Südsporn ausbildet, der einen talbildenden Kerbriss gegen die Scharte hin ausformt der als steiles Tal zwischen zwei Graten empfunden wird. Die Füllung dieses – vom Autor als Riss empfundenen – Tales dürfte bei der Deckenaufschiebung vollständig durch Reichenhaller Schichten erfolgt sein, betrachtet man die Geofast Karte 116 – Telfs2.

Grünstein Geologie – Geofast Karte 116 – Telfs

Trümmer und Bruchstücke aus diesem vermeintlichen Tal können bereits im beeindruckend langen Aufstieg zur Grünsteinscharte bestaunt werden – und sind sie anderer Farbe oder Form als die generelle Umgebung, so fallen sie auch dem geologischen Laien ins Auge. Ein schönes Exemplar von Rauhwacke der Reichenhall Formation lag gleich neben dem Steig in einer Höhenlage > 2.200 m.

in der Höllreise auf etwa 2.200m unterhalb der Grünsteinscharte

Dieses Handstück enthält zur Verwunderung des Autors rötliche Kalke (Dolomite?) und gleicht keineswegs der üblichen Rauhwacke, die beispielsweise im Karwendel zu finden ist.
Es weist die typischen Merkmale des Zellenkalks auf, das feine Gespinst aus übrig gebliebener Matrix nach dem Auslaugen des Gipses, sowie gleichzeitig, mit den vollständig in Matrix eingebundenen Bruchstücken, typische Merkmale eines Konglomerats.

Rauhwacke und Konglomerat der Reichenhaller Formation aus der Grünsteinschuppe

An der Grünsteinscharte nehme man sich die Zeit und betrachte beide aufgehenden Grate (Westgrat der Griesspitze / Grünstein Ostgrat). Bereits Otto Ampferer3 beschreibt deren Verschiedenartigkeit, die mit dieser Beschreibung tatsächlich auch dem Laien auffällt. Weiters ist die Beschreibung der Reichenhaller Formation am Grünstein Ostgrat von Hubert Miller6 zu erwähnen.

Blick jenseits der Grünsteinscharte zu den Taja Köpfen (man beachte die unterschiedlichen Gratansätze von der Scharte)

Von der Grünsteinscharte führt gegen Westen das steile Tal in dem sofort nach dem Ende der Schuttrampe und dem Erreichen des festen steilen Felses die Unterschiede zum Wettersteinkalk, der die senkrechten Flanken bildet, sichtbar werden.

Radlfahrer- und Grünsteintürme im aufgehenden Grünstein Ostgrat

Reichlich Geröll der Reichenhall Formation, in Form und Farbe zur schroffen Südflanke unterschiedlich, geleitet über ein paar Minuten Steigzeit zu einer Engstelle, die auch eine niedere Geländestufe bildet.

durch die Reichenhaller Schichten auf den Grünstein Ostgrat

Da sie auch das Trichterende des darüberliegenden Schuttkars darstellt, fanden wir die Flanken und die Klüfte zum Ersteigen der Stufe erdgefüllt und etwas verschmiert vor, die mageren Tritte und Griffe dadurch leicht rutschig und etwas knifflig zu durchsteigen. Ein Schlaghaken deutet auf Abseilaktionen über diese Stelle hin, die jedoch nur zur Bergung notwendig wären, nicht zum Abklettern über die Stufe.

Simon stürmt über die Reichenhaller Gesteine im bizarren Gelände voran

Das erdig, schuttige Gelände im Trichtergelände oberhalb der Stufe stellt für den Bergsteiger ein wenig attraktives Terrain dar und er ist froh, wenn er nach wenigen Höhenmetern auf schmierigem Untergrund eine kleine Grathöhe erreicht, die unterhalb eines Felskopfes nordwestlich auf den Hauptgrat hinüber führt und er damit das sonderbar interessante Gelände der Reichenhall Formation verlassen hat.

Simon an der Engstelle bzw. Geländestufe zum Grünstein Ostgrat

Im Rückblick, nach einigen Höhenmetern am bröselig erodierenden Grat, kann der Unterschied der geologischen Formationen gut erkannt werden. In Bildmitte wird die Reichenhall Formation durch den linken (nördliche) und rechten (südliche) Wettersteinkalkflügel eingebettet. Form und Farbe der Felsen unterscheiden sich deutlich.
Im weiteren Gratverlauf bis zum Gipfel des Grünsteins herrscht dann ausschließlich ungebankter Wettersteinkalk vor.

Vereinigung der Wettersteinkalkflanken des Kerbrisses (nach Ansicht d. Verf.) der Grünsteinschuppe; letzte Sondergesteine der Reichenhaller Schichten rechts neben Simon

Erneut nach einigen Minuten des Aufstiegs wird der Punkt 2.475 m erreicht (verzeichnet in der AV-Karte), der den Abschluss des Aufstiegs aus der Grünsteinscharte über 200 Hm markiert und von dem aus ein erster Überblick über den weiteren Gratverlauf möglich ist. Am Weg dorthin verwundert die ungewöhnliche Kleinstückigkeit des Bruches im dortigen Kalk.

Rückblick auf die Vereinigung der seitlichen Wettersteinkalksporne mit den Reichenhaller Schichten mittig liegend (Form und Farbe!)

Die Einschätzung, die knapp unterhalb von Pkt. 2.475 m über den Gratverlauf getroffen werden kann, ist recht übersichtlich und vollständig. Sowohl der nordseitige Aufstieg etwa mittig in der Überschreitung – über den in der Folge berichtet wird – als auch Pkt 2.563 m sind gut zu erkennen.

erster Überblick über den Grünstein Ostgrat

Auch wenn man über die Girlanden zwischen den Festpunkten noch keine Detailansichten hat so ist der Grat im Verbund mit diesem Blick und dem nach Studium der Längsansicht bei der Fahrt von Locherboden aus für einen Gratkenner und -liebhaber recht gut einschätzbar.

westliche Hinterseite des Gratköpfls

Ein erster rundlicher und leichter Gratkopf stellt sich nach einigen Metern Abstieg sodann in den Weg, der frontal in Angriff genommen wird und jenseitig, im unteren Teil, eher auf der Nordseite zur folgenden Scharte abgeklettert wird. Die scharfe Scharte bildet den Wechsel zurück auf die sonnige Südseite des Grates.

nordseitiger Abstieg in die Scharte

In leichtem Gelände geht es weiter, vorwiegend in Gehgelände, mit Einlagen von kurzen Kletterstellen auf die nächsten höheren Graterhebungen. Ab und zu begegneten wir Steinmandln, die auf einer direkten Gratroute ihrem Zweck nie gerecht werden und somit sehr häufig sinnlos gesetzt sind. Sinnvoll wären sie immer dort wo vom Grat in Flanken abgewichen werden muß. Mit diesem Erlebnis hat wahrscheinlich schon jeder Freund von Gratüberschreitungen Erfahrung gemacht.

Gratpassage auf eine leichte Graterhebung

Bei einem wuchtig aufstehenden Grataufschwung, dem man sein Band der Begehung im dunklen Norden gleich ansieht, erwartet den Bergsteiger ein wenig klettertechnische Prüfung.

Annäherung an die wuchtigste Graterhebung mit nordseitiger Bewältigung

Die Scharte im Vordergrund des eindrucksvollen Klotzes erlaubt einen schönen Talblick auf das Stöttltörl und die Hauptdolomittürme auf die Wankspitze (Klettersteig).

schöner Blick auf das Stöttltörl mit beeindruckendem Wechsel der Geologie zwischen Wettersteinkalk im Hauptkamm und Hauptdolomit im Südausläufer des Wanks

Das schuttbedeckte Band der kalten Nordseite des massiven Grataufschwungs führt teilweise über leicht unangenehm abschüssige Stellen, bis eine deutlich erkennbare Verschneidung die Route nach oben kennzeichnet.

herrliche und leichte Risskletterei über etwa 25 m auf die Grathöhe

Die Verschneidung gefiel uns gleich auf Anhieb, da sie schöne Risse und Stufen enthält, um durch den steilen, etwas schräg nach oben gerichteten Aufstieg wieder die Grathöhe zu erreichen.

Rückblick auf den Nordaufstieg mit herrlicher Untermalung durch den Drachensee

Bevor man an das Massiv des Grünsteins herankommt überschreitet, muss nach dem Aufstieg aus der Nordseite des Grataufschwunges noch ein zweiter, in der AV-Karte verzeichneter Punkt, der Pkt. 2.563 m, der lediglich um 100 m niedriger ist als der Grünstein selber, erklommen werden. Diesen letzten und höchsten Aufschwung erblickt man bereits direkt nach dem Nordaufstieg.

Abstieg zur Scharte (sieht schwieriger aus als er ist)

Wieder trennt eine Scharte die beiden Graterhebungen, wie könnte es anders sein. Ab dem Aufstieg aus der Nordseite bis hin zur Erhebung 2.563 m bewegt man sich vorwiegend im Gehgelände, selbst im steilen Abstieg zur Scharte.

Überblick über den folgenden Abschnitt

Und wieder führt die sinnvollste Route in die Nordseite, der Aufstieg zum Grat jedoch nicht mehr unter Kletterei sondern vorwiegend aufrecht mit teilweiser Abstützung durch die Hände.

in der Nordflanke

Selbst von dem markanten Punkt 2.563 m aus ist der Gipfel des Grünsteins jedoch immer noch nicht einzusehen.

Scharte hinab zu den Drachenköpfen (Beschreibung Geologie O. Ampferer, siehe Text)

Der Abstieg zur Scharte, die dann zum Bergmassiv des Grünsteins überleitet beträgt recht genau 50 Hm, wodurch nach der letzten Scharte noch 150 Hm zum Gipfel zurückzulegen sind.

Rückblick auf Pkt. 2.563 m

Von der markanten,  nicht einladenden Scharte, bzw. der nordseitigen Rinne am Grünstein schreibt Otto Ampferer3: „An der obersten großen Einschartung, wo eine gangbare Schneerinne von Norden heraufreicht, ist ein bituminöser zerdrückter Dolomit eingelagert.“
Es ist also anzunehmen, daß er sie begangen hat, oder, zur Feststellung der Verhältnisse, zumindest über einen Teil abgeseilt worden ist.

Stirnflanke des Grünstein Massivs; Simon blickt in die Scharte zu den Drachenköpfen hinab

Jenseits der Scharte blockiert eine mächtige Stirnwand des steil aufgehenden Grates die direkte Einsicht in das Grünstein Massiv. Wir suchten den Übergang an der untersten Stelle etwa auf Grathöhe und fanden dahinter wenig ansprechendes, monoton steigendes, schuttbedecktes Gelände vor.

Aufstieg hinter der wulstigen Stirnflanke auf den Grünstein Gipfel

Recht steil und zu einem großen Teil mit Schutt bedeckt schien uns die Flanke über ihre gesamte Höhe zu zwingen. Wir überlegten zuerst den Aufstieg im festen Fels ohne Schutt nahe der Gratkante, jedoch erreichte diese Route im oberen Teil senkrechte bis überhängende Partien, die wir nicht erkunden wollten.

unansehnliche Querung der Südflanke des Grünstein Massivs

So blieb uns nicht viel über als einen – dem Bergsteiger unliebsamen – Aufstieg zu unternehmen, und zwar die aufwärtsgerichtete Querung einer wenig strukturieren Felsflanke im Schutt.

Rückblick auf die steigende Querung aus der letzten Scharte

Gegen die Grathöhe hin bildete sich die Flanke dann gestufter aus und wir konnten trotz des enormen Schuttbelags treppenartig weitersteigen. Oben auf Grathöhe erreichten wir die letzte Scharte vor dem Grünstein, die uns sehr brüchig erschien und das Risiko nicht Wert war sie zu durchschreiten.

Umweg unterhalb der Grathöhe in die Südrinne der Gipfelscharte am Grünstein

Die Alternative bestand in der Umgehung der Scharte in ihrer Südrinne, mit etwa 25 Hm Abstieg zu einem Steinmandl hinter dem ein halbwegs taugliches Band unterhalb der Scharte durch die Rinne führte, jedoch wohl unterhalb der Scharte in der Südseite des brüchigen Gipfelaufbaues.

Simon im Rinnentiefsten (oberhalb die Gipfelscharte zu sehen)

Über die Rinne querten wir anschließend auf einem Band steil hinauf zu einem Steinmandl und von dort über wenige weitere Meter auf den Gipfel des Grünsteins. Dieser Teil unserer Gratbegehung ist auch Teil des Normalaufstiegs durch das Riffeltal.

Ausstieg aus der Rinne über einen steilen Aufstieg zum Steinmann

Sehr beeindruckend am Grünstein ist eine umfassende Aussicht, steht er doch als letzter der hohen Gipfel der Mieminger Kette, abgesehen vom signifikant niedrigeren Hochwannig, direkt vor den Lechtaler Alpen im Westen und ist durch die umgebenden Täler weit von anderen hohen Bergen getrennt.

Grünstein, 2.661 m

Der höchste Gipfel der Verwallgruppe, der Hohe Riffler ist genauso sichtbar wie der höchste Gipfel der gesamten Nördlichen Kalkalpen, die Parseierspitze.

interessanter Übergang auf die Marienbergspitzen, im Hintergrund der Wannig als westlichster Gipfel in den Miemingern

Bei der Peilung zu den vorgenannten Gipfeln (siehe Bild in der Galerie) helfen die auf gleicher Achse liegenden markanten Spitzen des Blankahorns (Peilung Hoher Riffler) und des Bergwerkkopfes (Peilung Parseierspitze). Eine Fernsicht von etwa 50 km war uns an diesem schönen Spätsommertag beschieden.

Peilung vom Grünstein zu: Hoher Riffler und Parseierspitze

Nordwärts vom Grünstein hinab geschaut findet sich ein interessantes Hochtal, zweigeteilt durch den scharfen Grat der die Drachenköpfe verbindet, das westlich liegende Schwärzkar und das östlich liegende Drachenkar, letzteres mit dem Durchstieg über die Grünsteinscharte. Drei weitere Kare, getrennt durch massive Nordausläufer der Mieminger Kette vervollständigen deren Nordseite gen Osten hin.

Tiefblick nach Norden auf die Drachenköpfe und den Drachensee, im Hintergrund die Zugspitze

Im unteren Teil des Drachenkars befindet sich der etwa 30 m tiefe Drachensee und in einer weiteren Talstufe darunter, etwa 200 m tiefer, liegt der Seebensee. Beide Wasser liegen eingemuldet in einem Felsbecken glazialen Ursprungs, wie man der sehr interessanten Arbeit von Wolkersdorfer4 entnehmen kann.
Dem etymologischen Ursprung der Bezeichnung „Drachen…“ für den See und dem darüber liegenden Kar ist Wolkersdorfer ebenfalls nachgegangen und hat bei Finsterwalder5 die slawische Ursprungsbezeichnung „draga“ als Synonym für „eine durch Abrutschung entstandene Mulde am Hang“ gefunden.

Grünstein Gipfelscharte die wir gemieden haben

Der Übergang vom Grünstein auf die Marienbergspitzen, bzw. umgekehrt, dürfte eine erstrebenswerte Tour in festem Muschelkalk (Geofast Karte: 116 – Telfs2) darstellen, die in die engere Wahl für den kommenden Sommer aufgenommen wird.

die Griesspitzen im Osten und kaum sichtbar mittig hinter deren Verbindungsgrat der Hochplattig

Deutlich erscheint der Höhenunterschied zu den höchsten Gipfeln in der Mieminger Kette im Osten und zum Niedrigsten im Westen. Der Höhensprung zu den Griesspitzen im Osten erscheint gleich markant als jener zum Wannig im Westen und zöge man eine Gerade von Östlicher Griesspitze zu Wannig, der Grünstein läge mit nur sechs Meter Abweichung nach oben darauf. Zwischen beiden Griesspitzen kann der gerade noch sichtbare Hochplattig erspäht werden.

Gipfel des Hochplattig vom Grünstein aus gesehen

In den Süden hinabgeblickt, ins Riffeltal, schaut der Abstieg weit weniger einladend aus. Die Südflanke scheint aus schlechtem Wettersteinkalk zu bestehen, mit großflächigen Verwitterungsbereichen, die sich völlig schuttüberzogenen Karen und langen, breiten Reisen ausdrücken.

Tiefblick nach Süden ins Riffeltal

Bemerkenswert am Grünstein ist der hervorragende Zustand des offenbar 53-jährigen Gipfelkreuzes und wenn es seine jugendliche Erscheinung nicht allein durch eine äußerst kluge Wahl und Ernte des Holzes verdankt, dann vielleicht zusätzlich der klugen Wahl der Konstruktion, die der Autor bei den vielen Kreuzen auf seinen Gipfeln noch nicht annähernd in dieser Form gesehen hat.

Konstruktion Gipfelkreuz Grünstein

Jeweils die oberen Horizontalflächen der Armausleger sowie der Kopfteil des schönen Gipfelkreuzes werden durch massive schmiedeeiserne Bleche abgedeckt und sind somit bis über ihre Kanten vor Unbilden der Witterung und Blitzen geschützt, ebenfalls das Hirnholz der Auslegerenden (am linken Ausleger leider bereits fehlend). Ein schmiedeeiserner Ring um das Zentrum aller vier Balken mit massiven Schraubstellen an denselben verleiht dem Kreuz die notwendige Verbandsstabilität sowie Bandagen um die Armausleger und geschraubte Laschen durch dieselben die Faseröffnung des Balkenholzes durch Wind und Wetter verhindern.

Band aus der Rinne am Abstieg – so ganz leicht ist es nicht zu begehen

Ein massives schmiedeeisernes Christusmonogramm über dem Kopfteil fängt Blitzentladungen zuverlässig ein und leitet deren Energie über Bandeisen in die Erde ab – wobei wahrscheinlich sogar die Form des „Rho“ und die Schutzpanzerung der Ausleger aufgrund der elektrischen Durchverbindung mit den Halteseilen als zwei Faradaysche Käfige wirken und damit weiteren Schutz gewährleisten.
In jeder Hinsicht ein Meisterwerk der Gipfelkreuzkonstruktion.

Normalabstieg in das Riffeltal; im obersten Bereich noch auf schuttbedecktem felsigem Untergrund

Im Abstieg oben, unterhalb des Gipfels, betritt man noch festen Fels, im eher erdigen Mittelteil kann über lange Strecken auf den Schotterreisen bequem hinab gefahren werden. Aufsteigende im Riffeltal sind im Mittelabschnitt nicht zu beneiden, sie pendeln je nach Untergrundbeschaffenheit zwischen östlicher und westlicher Begrenzung der steilen Mulde, in der der Aufstieg via Direttissima erfolgt.

Mittelteil des Abstiegs durch das Riffeltal

Gegen das unterste Drittel der Abstiegshöhe hin, kann auf der orographisch rechten Seite des Tals wieder über strukturierten, felsigen Untergrund abgestiegen werden, der immer besser wird und sich zur Freude des Begehers schlussendlich noch zu einer netten und leichten Kletterei über die letzten etwa 150 Hm entwickelt.

fester Fels erfreut nach den Schuttpartien im Mittelteil

In einer leichten Verschneidung von gut acht Meter Höhe fanden wir im untersten Teil eine Seilversicherung vor, die, möglicherweise, als die schwierigste Stelle zu bezeichnen ist, die aber ohne solche Sicherung auch problemlos zu meistern wäre.

Schlüsselteil des unteren Drittels

Der letzte Rest des Abstiegs bis zur Reise am Talfuß besteht wieder vorwiegend aus Gehgelände, teilweise mit notwendiger Abstützung mit den Händen in steileren Bereichen.

verseilte Stelle als Schlüsselteil

Am Reisengelände angelangt waren wir von den letzten Klettereien im Abstieg, die in ihrer Ausprägung mit den letzten 100 m im Abstieg vom Oberreintalschrofen verglichen werden können – jedoch weniger ausgesetzt -, recht erfreut.

Blick auf die letzten Abstiegsmeter

Zur bildlichen Dokumentation hätten wir noch die 70 Hm auf den Höllkopf aufsteigen sollen, welches wir aber der fortgeschrittenen Stunde und dem nächsten Tagesziel der Biertankstelle der Marienbergalm zum Opfer fallen ließen. Das Riffeltal mit dem schönen unteren Teil hätte sich am Höllkopf gut dokumentieren lassen und muß ein anderes Mal nachgeholt werden.

Rückblick auf das untere Drittel des Abstiegs vom Grünstein; in Bildmitte der Einstieg oben

Am Weg zur Alm reizte uns der Anblick der Marienbergspitzen welche bereits zur Begehung beschlossen waren und welchen der Simon in den Folgewochen nicht widerstehen konnte. Somit ist ein Teil der Überschreitung auf den Grünstein schon bekannt.

Wannig im Westen und unser Weg zum Marienbergjoch und der Marienbergalm

Die Runde über den Grünstein Ostgrat mit Abstieg über die Marienbergalm führt über 1.630 Hm und rd. 15 km vom Parkplatz Arzkasten und zurück. Eine Abkürzung wäre möglich, wenn am Hölltörl über die Höllreisen zum Lehnberghaus abgestiegen werden würde.

Östliche Marienbergspitze – ein nächstes Zwischenziel

Für die lange empfehlenswerte Variante, die auch den Blick auf die kühn aussehenden Marienbergspitzen ermöglicht, benötigten wir mit allen Pausen und einem Bier auf der Marienbergalm 8:30 Stunden.

Mils, 06.09.2020

1 Raffael Ferreiro Mählmann & Jürgen Morlok: Das Wettersteingebirge, Widerlager der allochthonen Inntaldecke, und die Ötztalmasse, Motor tertiärer posthumer NW-Bewegungen im Mieminger Gebirge (Nordtirol, Österreich): Seite 17

2 Geofast Karte 116 – Telfs:
Reichenhall Formation (gelbe bis ockerfarbene Rauhwacke, Dolomitbreccie, untergeordnet Dolomit und Kalk; Unteres Unteranisium)

3 AMPFERER, O.: Geologische Beschreibung des Seefelder, Mieminger und südlichen Wettersteingebirges: Seite 36-37:
„Der Einschnitt des Grünsteintörls ist ein tektonischer und der Aufbau des Hauptkammes zu beiden Seiten ein verschiedener. Der Westgrat der Griesspitzen bricht in steiler Wand zu der Einschätzung herab, die von einer Anzahl von Felstürmen besetzt wird. Der Muschelkalkzug der Nordwand bildet den untersten Teil des Grates und streicht über denselben auf die Südseite der Scharte, wo er an einer Querverwerfung abgeschnitten wird. Auf der Grathöhe schieben sich zwischen diesen vorzüglich aus Knollenkalken bestehenden Muschel-kalkstreifen und die tiefste Scharte mehrere kleine Felstürme ein, die durch Rutschflächen voneinander geschieden werden. Die östlichste Zackengruppe wird von schwarzen Knollenkalken mit schwarzen, grünen, seltener roten Mergellagen aufgebaut. Die drei kleineren, westlich daran stoßenden Zacken bestehen aus hellgrauem Kalk, der letzte niedrige Höcker vor der Scharte aus zerdrücktem bituminösem Dolomit. Die Scharte wird ebenfalls von diesem Dolomit ausgekleidet, welcher auf beiden Abhängen der Scharte bis zu den geschlossenen Schutthalden hinab reicht. An der Nordseite zieht er sich am Fuße der Kalktürme längs einer Rutschfläche gegen Osten. An der Westseite der Scharte baut er einen kleinen Höcker auf, an den der kühne, aus hellem Wettersteinkalk bestehende Grünsteinturm stößt. Auch dieser Turm ist von den westlich aufragenden Grünsteinköpfen durch eine Spalte abgetrennt. An der Südseite wird dieser große Turm noch eine Strecke weit von dem Dolomit der Scharte umgriffen. Jenseits des Grünsteinturmes erhebt sich der Hauptkamm wieder und leitet über die Grünsteinköpfe zum Gipfel des Grünsteines (2667 m). Dieser Kamm zeigt keine scharfen, hochzackigen Formen, sondern einen mehr treppenförmigen Anstieg. Flache, gegen Westen zu immer höhere Gratstücke, getrennt durch scharfe Einrisse, liegen hier vor. An der obersten großen Einschartung, wo eine gangbare Schneerinne von Norden heraufreicht, ist ein bituminöser zerdrückter Dolomit eingelagert.“

4 WOLKERSDORFER, C. (1989) Diplomarbeit: Zur Geschichte, Mineralisation und Genese des ehemaligen Bergbaues auf die Blei-Zink-Vorkommen SE des Ehrwalder Talkessels (Tirol) mit einer geologischen Kartierung (M 1:10000) im westlichen Mieminger Gebirge:
Anm.: d. Verf.:
Zur Erklärung der Entstehung von Drachensee und Seebensee: Seite 10, 52
Zur Erklärung der Entstehung der Bezeichnung Drachensee: Seite 20 ff

5 FINSTERWALDER, K. (1951): Die Familiennamen in Tirol und Nachbargebieten und die Entwicklung des Personennamens im Mittelalter. – Schlern-Schriften, 81: 1—418; Innsbruck
Anm.: d. Verf.:
Entlehnbar (Stand 01/2021) in der
Provinzbibliothek der Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol – Innsbruck

6 MILLER, H. (1965): Die Mitteltrias der Mieminger Berge mit Vergleichen zum westlichen Wettersteingebirge: Seite 190:
„Zwischen Wettersteinkalk eingeschuppt finden sich Reichenhaller Dolomite am Ostgrat des Grünsteins und in der Südostflanke der Handschuhspitzen.“