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Gehrenspitze, 2.367 m – Südostanstieg

Vom Leutascher Ortsteil Gasse aus zieht ein wenig bekannter schöner Steig auf die Gehrenspitze, deren  Normalanstieg über die Wangalm ein sehr beliebter ist. Die Tour als Runde begangen und den Abstieg auf dem Normalaufstieg gewählt, ist alpiner und schöner, auch wenn der steile Südostanstieg recht fordernd ist.

Gehrenspitze, 2.367 m

Das leidige Thema des Parkens ist für diese Tour keines. Unmittelbar nach der Brücke von Weidach Richtung Gasse beginnt der Aufstieg mit dem Fußmarsch direkt auf den Steig zu, der hinter den Häusern in Gasse, nicht sofort sichtbar aber leicht zu finden, im Wald beginnt.

Eintritt in den Waldsteig bei Gasse

Orientieren möge man sich einer Steinschlagschutzverbauung gleich nach den ersten Höhenmetern im Wald, oder an den Bildern in der Bildergalerie. In der Bildergalerie gibt es eine Übersichtskarte der Tour mit eingezeichnetem Routenverlauf.

im steilen Waldaufstieg

Der Steig ist durchgehend markiert, wobei offenbar mehrere Markierungsgenerationen teilweise leicht unterschiedliche Richtungen genommen haben. Stets gut zu sehen leiten die Markierungen im Zickzack über den ersten Steilhang hinauf.

im Nazenlehngraben angekommen

Nach einer knappen Stunde des Aufstiegs, oberhalb eines Steilabbruches, der im Aufstieg oberhalb umgangen wurde, wendet sich der Steig westwärts dem Graben der Nazenlehn zu und der Wald wird lichter.

Rückblick im steilen Nazenlehngraben

Wenig später tritt man aus dem Wald in Latschenbewuchs und in den bewuchslosen Nazenlehngraben, dem man recht lange folgt und der sich typischerweise oben fächerartig erweitert und den Grabencharakter verliert.

Gufel links unterhalb der Geländestufe

Zwischendurch muß0 eine niedrige Steilstufe erklommen werden, die unten eine kleine Gufel hat, die bei der Annäherung wie ein Stollenmundloch aussieht, jedoch nur etwa drei Meter tief ist. Es kann oberhalb leicht überklettert werden.

Richtungsänderung der Nazenlehn nach links

Bald wendet sich die Hauptrichtung des Grabens oben etwas nach links und die Schuttrinne wird schrofenartig wiesendurchzogen. Nach einer guten halben Stunde ist die Südostschulter der Gehrenspitze erreicht und das Gelände endet in einem kleinen Plateau mit großem Steinmann. Rechts unten ist eine Jagdhütte zu sehen, geradeaus nordwärts bietet sich der prächtige Anblick auf die Leutascher Dreitorspitze und den Öfelekopf.

an der Ostschulter der Gehrenspitze angekommen

Der Steig führt nun westwärts steigend bergauf. Einige Stufen sind zu durchsteigen, alle in Gehgelände und weiterhin recht steil ansteigend.

Plateau mit Jagdhütte

Weiter oben wechselt das Gelände in reinen Fels, ein kleines Kar bildet sich aus. Der Steig führt mitten durch größere Blöcke, bis er links einem Band nach oben zu einem Sattelchen folgt.

steiler Aufstieg zum Sattelchen

Von dort aus kann erstmals das Gipfelkreuz der Gehrenspitze eingesehen werden und der Steig dorthin ist logisch, der obere Teil aber noch von einer Rippe verdeckt.

am Sattelchen

Die letzten 150 Hm beschreitet man nun auf dem mittelsteilen Steig, zuerst nahe dem Nordabbruch ins Puittal hinab, gleich aber im Anstieg auf die vorausliegende Rippe, die nach wenigen Minuten umrundet wird und der obere Teil des Steigs sichtbar wird.

restlicher Anstieg zur Gehrenspitze

Vom Scheitelpunkt der Rippe folgt der Steig nun etwas unterhalb der Gratlinie demselben und führt in ein Becken unterhalb des Gipfels. Dieses kann entweder in direkter Linie gestürmt, oder dem Steig am Rand des Beckens folgend im Bogen zum Gipfelkreuz aufgestiegen werden.

oberer Teil des Restaufstiegs von der Rippe aus gesehen

Auf der Gehrenspitze ist man selten allein, sie erfreut sich allgemeiner Beliebtheit und so auch an diesem Tag. Die Aussicht des freistehenden Berges, zwischen Miemingern, Wettersteinhauptkamm, Arnspitzgruppe und  Karwendel hat schon etwas ersteigenswertes für sich.

Blick auf die Mieminger Kette, den Wettersteinhauptkamm und den Abstieg

Die nahesten im Norden, die mächtigen Gipfel des Wettersteinhauptkamms –  Hochwanner, Oberreintalschrofen, Leutascher Dreitorspitze sowie im Osten Wettersteinwand und Obere Wettersteinspitze überragen die Gehrenspitze, als Südostausläufer selbiger Kette um 100 bis knapp 400 m.

Nördliche Karwendelkette und Hinterautal-Vomper-Kette im Zoom

Im Osten die Arnspitzgruppe und die Nördliche Karwendelkette mit den schönen Zielen Hoher Wörner, Hochkarspitze, Tiefkarspitze und Larchetfleckspitzen, getrennt durch das lange Karwendeltal von den Riesen der Hinterautal-Vomper-Kette.

Karwendel in seiner Süd-Norderstreckung

In dieser Kette sind mit der Birkkarspitze, den Ödkarspitzen, der Kaltwasserkarspitze und die Große Seekarspitze die höchsten Karwendelgipfel zu finden.

Tiefblick ins Puittal

Südlich die Gleirsch-Halltalkette mit dem dritthöchsten Karwendelgipfel, dem Großen Bettelwurf, den bärigen Gratübergängen von Jägerkarspitzen über die Praxmarerkarspitzen bis zu den Bachofenspitzen, von denen die meisten in diesem Link zu finden sind.

östliche Mieminger Kette

Schließlich wendet sich die Gipfelrundschau auf die Mieminger Kette mit dem östlichsten Gipfel der Hohen Munde, dem Übergang vom Karkopf bis zur Hochwand, der Überschreitung des Hochplattig, den Mitterspitzen und dem Grünstein und einem netten Nordausläufer, dem Breitenkopf.

östlicher Wettersteinhauptkamm mit Wettersteinwand und Obere Wettersteinspitze sowie die Unterleutasch bis Mittenwald

Im Kreise einer solchen Menge an bärigen Gipfeln läßt es sich auch als unfreiwilliger Zeuge von allen möglichen Geschichten im Umkreis der Gipfelbesucher eine gute Weile aushalten.

am Abstieg unter den drei Felszähnen

Der Rückweg über den Normalweg durch das Scharnitztal zur Wangalm und weiter hinab auf die Schotterstraße am Waldrand entlang über Kirchplatzl ist lang, aber selbst der Teil durch die Siedlungen sehenswert.

Steig zum Kirchl

Vom Gipfel hinab wird zuerst zu drei Felszähnen am Grat abgestiegen, dann weiter zum „Kirchl“, einer stark verwitterten Felsrippe, die der Steig durchquert. Die Strecke in der Südflanke ist damit abgeschlossen und weiter gelangt man auf den breiten Wiesenbuckel, dem Hütten-Kopf (unterhalb steht die „Erinnerungshütte“ des Akad.-Alpenvereins München mit bewegter Geschichte).

Scharnitz Joch mit Teufelskopf links, Oberreintalschrofen und Scharnitzspitze rechts

Jenseits des Scharnitz-Jochs können schön die roten jurassischen Schichten (Liaskalke) gesehen werden. Durch sie und durch Mergel des Neokoms führt der Steig vom Joch hinab zur Wangalm.

Neokommergel unten, bunte Liaskalke oben

Von der Wangalm kann man direkt absteigen, ohne den Schotterweg benutzen zu müssen. Vor der Terrasse beginnt der Fußsteig, der unten wieder auf den Schotterweg führt. Diesem folgt man etwa 150 m, bevor links ein steiler und breiter Steig abzweigt, der eingeschlagen wird. Er führt bis an die o. g. Schotterstraße am Waldrand.

Rückblick in des Scharnitztal von der Wangalm

Unterwegs, etwa auf halbem Weg nach unten, passiert man eine Stelle (oberhalb der Querung mit der Schotterstraße, also > 1.500 m) mit einem erratischen Block, direkt am rechten Wegrand.
Er liegt etwa auf selber Höhe als jener am Weg von der Wettersteinhütte ins Tal, siehe diesen Bericht, bzw. dieses Bild.

erratischer Block am Weg zum Winkelegg hinab

Deutlich kann die Fremdartigkeit des kristallinen Blocks aus Gneis erkannt werden. Er paßt nicht hierher und ist mit ziemlicher Sicherheit durch den sich zurückziehenden Inntalgletscher in einer Eiszeit an diesem fremden Ort abgelagert worden.

Gneis oder Granitgneis?

Der Ursprung des Blockes liegt in jedem Fall südseitig des Inns in einem Tal des Ötztal-Stubai Kristallins und er wurde durch den Inngletscher (Würm-Glazial?), der innabwärts und am Seefelder Plateau nach Norden, Richtung Werdenfelser Land floss, hierher verfrachtet. Die Transportweite könnte

von der Schotterstraße zur Gehrenspitze geschaut

Am Ende des steilen Wegs ist man um die Entlastung der Gelenke nicht böse, wenn es ostwärts auf der Schotterstraße weiter nach Kirchplatzl geht. Der flacht Rückweg bis zum Parkplatz beträgt ca. 4,3 km und lohnt sich von der Landschaft und dem Dorfkern Kirchplatzl.

lichte Wälder, freie Wiesen und die Hohe Munde

Zum Abschluß wird der lehrreiche Wasserlehrpfad rechts der Leutascher Ache absolviert und über die Brücke der Parkplatz erreicht.

bäriger Südostanstieg Gehrenspitze von Weidach aus gesehen

Für 1.460 m Aufstieg und der Länge der Tour von 13,4 km rechne man mit 6:30 Stunden incl. Pausen und einem Gipfelaufenthalt von 45 min.

Mils, 24.10.2021

 

Teufelskopf, 2.346m Wetterstein

Ein entsprechendes Erlebnis zum Faschingsbeginn hat man nicht alle Tage und der Name des Erreichten – Teufelskopf –  paßt irgendwie dazu.

Ursprünglich hätte das Ziel der Oberreintalschrofen werden sollen und zwar in der Überschreitung vom Teufelskopf, der zum Zwecke der markanten Ablichtung des wild gezackten Oberreintalschrofen in seinem schmalseitigen Profil in der Kette vorab bestieg werden sollte.

Teufelskopf, 2.346m

Nach mehr als 50 Jahren ging es wieder einmal in Richtung Wettersteinhütte. Da diesmal das Ziel aber nicht die Hütte, sondern ein ambitionierteres war, erfolgte der Start gegen halb neun Uhr früh am Parkplatz Stupfer nach dem Ortsteil Klamm in Oberleutasch.

der Autor bei seinem letzten Aufstieg zur Wettersteinhütte

Der frische Herbstmorgen zwang zunächst sogar Handschuhe auf – das neue Leiden mit kalten Fingern also nun schon im beginnenden November – aber nach kurzer Zeit tauchte die Sonne auf und beendete das leidige Thema.

Wettersteinhütte

Die malerische Wettersteinhütte war rasch erreicht und präsentierte sich im Herbstschlaf. Der sonnige Tag, mittlerweile angenehm warm geworden, versprach ein toller zu werden und nach Auffüllung der Flasche wurde das nächste Etappenziel, der Gedenkblock, ein Monolith im Karfuß des Scharnitztales, angesteuert.

Blick von der Wettersteinhütte gegen Oberreintalschrofen – links der Teufelskopf

Die Marterln und die lange Tafel der Bergrettungsmänner am Gedenkblock mahnen auch ob der Gefährlichkeit der Touren der dahinterliegenden Wettersteinketten wovon man nicht unbeeindruckt weiterzieht.
Von dort aus sieht der Gratverlauf des Überganges vom Teufelskopf auf die tiefer liegende Oberreintalscharte nicht besonders steil bzw., auf den ersten Blick hin, gut machbar aus.

Blick zur Oberreintalscharte

In freudiger Erwartung einer leichten Kletterei im sagenhaften Wettersteinkalk – die ausgezeichnete Qualität des Felses konnte jüngst bei der Überschreitung der Oberen Wettersteinspitze auf die Rotplattenspitze getestet werden – stieg der Verfasser die direkte Rippe von der Weggabelung zu den Wandfüßen oberhalb der Roßbergseiten an. Ein mühsamer Anstieg über sehr steile Wiesenhänge, den man sich nicht so einfach unbeobachtet von den Hausherren, stolze Gemsen am besten Aussichtspunkt, hochschleichen kann.

der Teufelskopf in voller Größe

Die Roßbergseiten enden etwas rechts unterhalb des Einstieges in die Felsen des Teufelskopfes. Eine kurze Querung nach Westen bringt den Bergsteiger direkt in die sich nach oben verjüngende Einstiegsschlucht.
Dort, auf etwa 2.230m, lohnt ein gewaltig schöner Rückblick auf die herbstliche Landschaft bevor die Fortsetzung des noch kurzen Anstieges in Angriff genommen wird.

 

Blick auf die Mieminger

Grandios ist die Sicht auf die Mieminger Kette im Südwesten und stark die Erinnerung an die jüngst noch eröffnete Rechnung mit einer tollen Überschreitung, die wegen Nebels abgebrochen und verschoben werden mußte.

Schüsselkar- und Gehrenspitze

Ebenso grandios ist der Blick auf die schmale Felskette zur Schüsselkarspitze mit Osten. Einem Sägeblatt gleich ragen die Felsen senkrecht über den Schuttkaren empor, alles schwierige Kletterfelsen und ohne Sicherung für den normalen Bergsteiger nicht zu begehen.

links der Einstieg in die Schlucht

Selbst die am Grat leicht zu begehende Gehrenspitze im Südostausläufer des Wettersteinhauptkammes präsentiert sich mit ihrer massiven Nordwand von diesem Standort als rassige Erhebung.

Schlüsselstelle in der Schlucht

Die in der Folge zum Gipfel des Teufelskopfes aufzusteigende Schlucht kann leicht durchstiegen werden. Eine etwas schwierigere Stelle – da durch Felssturz und Auswaschung griffarm – kann zwei Meter links (in Aufstiegsrichtung gesehen) einfacher umgangen werden, was jedoch erst im Abstieg von oben bemerkt wird.

schuttiges Kar zum Teufelskopf

Oberhalb der Schlucht schließt sich ein unerwartet schuttiges und steiles Kar an, das die letzten knapp 100Hm zum Gipfel führt. Der markante orangefarbene Felsblock unterhalb des Gipfels kann sowohl links als auch rechts umgangen werden.

Bereits einige Dutzend Meter unter dem Gipfel kam gerade auf, was nicht erwartet wurde – ein eisig kalter Wind aus Norden. Dieser machte den freudig erwarteten Gipfelaufenthalt zunichte. Nach ein paar Fotos auf  Teufelsgrat und Oberreintalschrofen mußte sich zur kurzen Rast in die Flanke zurückgezogen werden, zu unwirtlich war das kleine Gipfelplateau.

Oberreintalschrofen in voller Größe vom Teufelskopf aus

Die geschütztere Position genützt sollte ausgekundschaftet werden, wo der Übergang zum Oberreintalschrofen erfolgen soll. Dies jedoch ohne den gewünschten Erfolg, da alle Partien die hinabgeblickt werden konnten zum Einen fast senkrecht, aber zum anderen noch schlimmer, aus ungemein brüchigem orangen Störzonenmaterial bestanden. Undenkbar, daß es da einen Übergang geben soll.

der schöne Teufelsgrat

Etwas beunruhigt über die bizarren und offensichtlich zum Klettern unsicheren Formationen zurück zum Gipfel und dort nochmals den direkten Grat angesehen mußte der Verfasser abermals kapitulieren, er konnte – zum Teufel! – keine sichere und vernünftig einsehbare Abstiegsmöglichkeit entdecken. Wo überall er seinen Kopf in die Tiefe steckte fand er brüchiges Material, selbst beim Halten an den Türmchen am Gipfel, und bizarre zerklüftete Felsformen unterhalb vor. Den saukalten Wind um die Ohren und einige Minuten Erkundung brachte die Gewissheit, daß es in Gipfelnähe keinen direkten Gratübergang geben kann.

Eine Möglichkeit, so schien das Gelände zur Scharte hinunter beim Anblick von oben zu verraten, könnte noch etwas weiter unten sein. Etwas verärgert wurde abgestiegen.
Die Aussicht auf eine Querung halbwegs in Gratnähe schwand aber auch unten, da die plattige Stelle weit nach unten führte und ein Übergang somit weit entfernt von einer Gratüberschreitung sein würde. Allerding wäre der Verfasser froh gewesen zumindest überhaupt eine Querungsmöglichkeit zu finden, um der verwünschten Flanke des Teufelskopfes zumindest von unten das Geheimnis ihres Abstieges abzuringen.

Versuch des Überganges zum Oberreintalschrofen; unten ist der Schatten der Felsplatte sichtbar, die vermeintlich den Durchschlupf bringen sollte

Ein Versuch unterhalb der plattigen Stelle durch einen schmalen Riß zwischen Fels und einer abgespaltene Felsplatte ins Tiefste der Scharte zu kommen scheiterte dadurch, daß es hinter der Platte mit der Kletterei zu Ende war, denn dort befanden sich ungewisse, brüchige senkrechte Wände.

Das Waterloo mußte nun eingestanden werden, der Übergang konnte nicht gefunden werden.
Für den Bergsteiger, der es gewohnt ist in Gelände ohne Wegmarkierungen sich zu orientieren eine dramatische Situation, die man nicht wahrhaben will – ist man zu blöd dafür?

Schlüsselstelle in der Schlucht am Teufelskopf, links im Schatten fällt der Abstieg leichter

Der Abstieg wurde als eine gewisse Kapitulation empfunden und die Lust auf den Oberreintalschrofen schwand für diesen Tag dahin. Ein weiterer Versuch über die Oberreintalscharte wollte auch nicht sein, weil im Ärger der falsche Einstieg ausgewählt wurde – der Tag war gelaufen.

Oberreintalscharte – beim Schatten rechts von der abgesetzten Felsrippe befindet sich der Übergang zum Oberreintalschrofen

Vom Gedenkblock aus versuchte der Enttäuschte dann die Fehler mit dem Glas aufzuarbeiten, jedoch brachte die halbe Stunde Felsen absuchen auch nur die Vermutung, daß die Platte die richtige Wahl gewesen sein könnte, denn die genaue Route war von so weit unten nicht exakt einsehbar.

Jürgens Route im Aufstieg grün
meine Route im Abstieg rot

Ein Foto, ironischer Weise genau eine Woche später, von Bergsteigerkollegen Jürgen, brachte dann Erleuchtung und Gewissheit – die Route über die plattige Stelle (in Wahrheit ist das eine tektonische Gleitfläche) wäre richtig gewesen, jedoch hätte man bis zum Tiefsten der Scharte noch etwa zehn bis 20 Höhenmeter tiefer der Rinne nach der Platte folgen müssen, anstelle zu versuchen durch die abgespaltene Platte eben hinauszukommen.

Jürgens Route im Aufstieg grün
meine Route im Abstieg rot

Nun, die Niederlage mußte hingenommen werden. Im Abstieg wälzten sich im Kopf allerlei kuriose Gedanken in der Art, daß sie möglicherweise des Teufelskopfes Rache für 50 Jahre Verschmähung gewesen sein könnte.
Die Niederlage war aber auch dazu geeignet wieder einmal erkennen zu dürfen, daß mit Verbissenheit meist keine (gute) Lösung möglich ist. Vielleicht ist die Niederlage aber auch Auftakt zu einer phantastischen Gratüberschreitung über den Teufelsgrat? Zum Oberreintalschrofen in jedem Fall.

Die reine Aufstiegszeit auf den Teufelskopf betrug knapp drei Stunden, die Gesamtzeit ist durch die Überschreitungsuntersuchungen diesmal nicht von Relevanz.

Mils, 11.11.2018