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Bergtour Viggarspitz-Neunerspitz-Sonnenspitz-Runde

Am Nordabhang des Kamms vom Patscherkofel zum Glungezer läßt sich eine schöne lange Trainingsrunde über die Almen nach Westen und über den Kamm nach Osten zurück, über die Viggar- und die Neunerspitze und – als Hochpunkt – die Sonnenspitze unternehmen.

Neunerspitze vom Steig nach der Viggarspitze aus gesehen

Ursprünglich nur zum Training bzw. zum Dauerbelastungstest von Andis repariertem Kniegelenk und nicht zur Veröffentlichung gedacht existiert nur eine dürftige Bilddokumentation der Wanderrunde, die jedoch aufgrund der klaren Wegverhältnisse auch nicht erforderlich scheint. Die bezaubernden Eindrücke auf der Tour rechtfertigen schlußendlich doch seine Veröffentlichung.

Mit einer Länge von gut 27 km und 1.800 Hm Steigarbeit zählt die Tour schon zu einem größeren Unternehmen, bei dem es auf zeitigen Abmarsch ankommt, will man noch Frühabends nach Hause zurückkehren. Wir haben keine langen Pausen eingestreut und lediglich den Abstieg ab der Sonnenspitze in einem etwas reduzierten Tempo ausgeführt, um das Kniegelenk nicht  über Gebühr zu belasten.

Viggar- Neuner- und Sonnenspitz-Runde vom Tulferberg

Zahlreiche Almen säumen den Weg, vor allem im Aufstieg im Wald. Dort passiert man gleich drei Almen, wenn man will. Wir haben nur zwei davon passiert und die dritte abgekürzt. Mit der Glungezerhütte wird der gastronomische Hochpunkt erreicht, aber auch am Abstieg gibt es zwei weitere Einkehrmöglichkeiten.

Zweimal befindet man sich nicht auf offiziellen Steigabschnitten, jedoch ist jeweils die Richtung vorgegeben, sodaß keine Verirrungen möglich sind. Die erste Stelle bezeichnet das sogenannte Schützenkreuz, eine unbedingt zu besuchende Aussichtsstelle, auf der die Sistranser Schützen ein Gedenkkreuz errichtet haben, um ihrer verschiedenen Kameraden zu gedenken.

und seine Nase liegt auf verschwindend kleinen Flächen auf; im Hintergrund die erklommenen Ziele

Die zweite Stelle liegt am Übergang von der Viggarspitze auf die Neunerspitze. Hier führen Steigspuren  vom einen auf den anderen Gipfel, die im Verlauf sichtbar sind. Nach der Neunerspitze wird ein weiterer kleiner Abschnitt weglos im Aufstieg begangen, um auf den am Gratkamm ansetzenden Steig zur Sonnenspitze aufzusteigen.

Am Parkplatz der Tulferhütte starteten wir die große Runde. Im Sommer wird die Tulferhütte nur für angemeldete Gruppen geöffnet, sodaß wir den Parkplatz bedenkenlos nützten, jedoch informiere man sich vor der Benützung dazu selbst.

der Wald der Höll mußte dem Lift weichen; unten die Halsmarter

Gleich nach der Abzäunung der Schipiste führt ein Weg rechts derselben in den Wald, wo die Gufl, auch Lambichlerhütte genannt, passiert und dieselbe rechts liegen gelassen wird. Der Steig mündet dann gleich in einen Forstweg, der, etwas abwärts verlaufend, die Lifttrasse kreuzt und wieder ansteigt. Am Ende des Anstiegs trifft der Weg fast mit dem parallel höher laufenden Weg zusammen, der durch eine kurze Schneise erreicht werden kann.

Diesen etwas höher gelegenen Weg kann man auch ab der Querung der Schipiste nehmen, er spart die Gufl aus und vermeidet die abschüssige Strecke. Er quert die Lifttrasse etwas weiter oben und muß noch vor der Kehre hinauf zur Liftstation am Beginn einer Linkskurve über die Waldschneise nach rechts unten verlassen werden.

Querung der Lifttrasse der Sektion I der Glungezerbahn

Ab dem Annäherungspunkt der beiden Wege fällt die Route gute 100 Hm ab. Dieser Abstieg ist der einzig signifikante auf der Strecke, mit Ausnahme des Abstiegs von der Neunerspitze. Im Abstieg wird rechts am Weg eine Jagdhütte passiert. Genau 250 m nach der Hütte zweigt links ein zunächst breiter Weg ansteigend ab, der vorzeitig den Abstieg begrenzt. Er geht an seinem Ende in einen schmalen Steig über der an einer Kehre wieder in den anderen Schotterweg einmündet (1.380 m).

Rinner Alm am frühen Vormittag

Nun kann man beide Äste des Weges nehmen, beide führen zur Rinner Alm. Der obere Weg steigt zuerst bis auf 1.500 m an und muß später, in der nächsten Kehre, rechts auf einem abwärts führenden Steig verlassen werden.

Wir nahmen den rechten Ast, der vorerst leicht abwärts gegen Westen weiterführt.  In leichtem Auf und Ab zieht er bis zu einer Abzweigung, an der man links zur Rinner Alm abzweigt. Bevor die Alm erreicht wird folgt nochmals eine Kreuzung an der man rechts abzweigt.

imposanter Vogelbeerbaum auf der Rinner Alm

An der Rinner Alm nach gut 5 km Wanderung hat man kaum an Höhe gewonnen, sie liegt auf 1.394 m und der Ausgangspunkt auf 1.340 m. Allerdings wurden auf der Strecke bereits gut 220 Hm Aufstieg bewältigt. An der Alm befindet sich ein schöner Vogelbeerbaum (Eberesche), dessen tiefrote Beerendolden zum Ende eines langen Sommers ein beeindruckendes Bild zeichnen.

Wir hatten keine Zeit die nette Alm zu besuchen und setzten nach den Fotos und der Suche des nächsten Streckenabschnitts unsere lange Runde fort. Gleich nach der Rinner Alm führt ein kleiner Steig in den Wald links oberhalb des hinabziehenden Almwegs. Es ist dies der Fußsteig zur Aldranser Alm, die im leichten Aufstieg über etwa 100 Hm in 20 min erreicht wird.

Aldranser Alm

Ein paar Minuten vor der Alm tritt der Steig aus dem Wald heraus auf den Almweg, der mäßig ansteigend zur Aldranser Alm führt. Auch diese einladende Alm mußten wir um nicht einmal 9 Uhr vormittags auslassen, da noch nicht ein Drittel der Runde absolviert wurde.

Zwei Minuten nach der Aldranser Alm in Richtung Westen zweigt links wieder ein Steig in den Wald ab. Die doppelte Abzweigung ist um einige Meter versetzt, man nimmt die zweite Abzweigung nach links. Der Weg führt einige Minuten aufwärts. Bevor der Weg endet zweigt wieder links eine Verbindung auf einen zuerst flacheren Weg ab.

Der Weg in Richtung Sistranser Alm führt nun über gut 1,5 km und 160 Hm in ihr Richtung, jedoch hält man nicht auf diese zu sondern wandert über den Weg etwa 140 Hm über diese hinauf zu einer Kehre. Gleich zu Beginn führt der Normalweg zur Alm, wozu man rechts abzweigen müßte, wenn man die Sistranser Alm auch mitnehmen will, welches wir abermals unterließen.

am Issboden; die ersten Gipfelziele am der Silhouette

An der markanten Kehre westlich oberhalb der Sistranser Alm wendet der Weg zum Issboden hinauf. Nimmt man die Sistranser Alm in den Routenplan auf, dann würde man etwa 500 m vor der Kehre wieder auf den Weg einmünden, es sei denn, man steigt durch die Waldschneise in direkter Linie oberhalb der Alm auf. Von der Kehre bis zum Issboden bewältigt man 130 Hm in 20 min.

Am Issboden auf 1.880 m, in zauberhafter Landschaft, beeindruckt der vormittägliche Blick nach Südosten, der aufsteigenden Sonne entgegen und auf die Silhouette zwei der drei Gipfel, die auf der Runde bestiegen werden sollen.

Dort befindet man sich bereits in der Besonderheit der nördlichen Tuxer Alpen, denen eine Überschiebung von Ötztal-Kristallin aufliegt und dort in Schollen das klassische Gestein der Tuxer, den Quarzphyllit, überlagert. Die vorgenannten Gipfel wurden von diesem Kristallingestein gebaut.

Neunerspitze links, die Mohrenköpfe mittig und die Viggarspitze rechts im Bild; es scheint eine riesenhafte Maus erklimme den kleineren der Mohrenköpfe

Fort setzt der Aufstieg nun rechts (nördlich) des Jochtals, das sich im Aufstieg rechts befindet und in das der Fahrweg über etwa 350 m weit hinein führt, bevor er abfallend in den Hochwald nach Norden sich mäandert.

Dort wo der Fahrweg mit einer starken Rechtskurve abschüssig wird zweigt geradeaus (westlich) der Fußsteig zum Grünbichl ab, dem westlichsten Punkt der Bergrunde. Wir nahmen diesen erst nach dem Besuch des Schützenkreuzes in Angriff.

Sistranser Schützenkreuz

Dem Fahrweg werden etwa 600 m abwärts gefolgt und dann einem rechts abzweigenden 200 m langem Fußsteig zum Schützenkreuz gefolgt. Das Schützenkreuz befindet sich an einer Geländekante, die einen beeindruckenden freien Blick auf das darunter liegende Mittelgebirge, auf Innsbruck und die im Tal gegenüberliegende Nordkette des Karwendels erlaubt. Etwa 50 Hm müssen vom Hochpunkt des Fahrwegs zum Schützenkreuz abgestiegen werden. Der Umweg dorthin lohnt sich und nimmt etwa 25 min in Anspruch, je nach Dauer des Innehaltens dort. Die Gegend wird Rosseben genannt und befindet sich 230 Hm oberhalb der Sistranser Alm, die im Tiefblick nicht sichtbar ist.

unvergesslich schöner Ausblick vom Schützenkreuz

Die Route auf den Grünbichl führt als reiner Fußsteig auf den Rücken nördlich des Jochtales, welcher oben am Plateau des Grünbichls ausläuft. Der Steig führt durch interessanten Bewuchs an die Privathütte heran und von dort im Bogen auf den Zirbenweg. Das westliche Ende der Runde ist damit erreicht.

die Hausgipfel des Karwendels gegenüber

Fast eben zieht sich der Zirbenweg am Ansatz des Jochtales auf der Bergflanke gen Osten dahin und auf diesem Abschnitt trifft man auf viele Wanderer, die den Zirbenweg in beide Richtungen begehen. Infostationen an den drahtig schönen Zirben erklären Wesen und Leben der robusten Kiefernart, die die höchsten Lebensräume unter allen Baumarten der Alpen besiedeln.

idyllischer Ort – Sistranser Schützenkreuz

Der kammnahe Teil des Zirbenwegs bietet eine weitere Einkehrmöglichkeit, das sogenannte Almgasthaus Boscheben, das an der Einsattelung zwischen Patscherkofel und Viggarspitze liegt und erstmals auf der Runde den Blick in den Süden der Tuxer Alpen freigibt. Natürlich könnte man nach dem Grünbichl noch auf dem Steig direkt auf den Patscherkofel einen weiteren Gipfel mitmachen, wir hatten ihn aber nicht im Plan. Plante man ihn ein käme man direkt am Kamm vom Gipfel nach Boscheben.

Nach dieser Einkehrmöglichkeit führt der Zirbenweg über die Gesteine des Ötztal-Kristallins in Richtung des Westkammes der Viggarspitze. Über Glimmerschiefer,  Gneise und teilweise Quarzite führt die Route an das Kammteil heran, an dem wir wieder vom Zirbenweg abzweigten und dem Anstieg zur Viggarspitze folgten.

Rückblick am Steig zur Neunerspitze auf den Patscherkofel

Vom Grünbichl auf die Viggarspitze rechne man mit 1 ¼ Stunden Gehzeit. Bis dorthin sind knappe 300 Hm zurückzulegen, jedoch auch gut 3 km schönen, aussichtsreichen Weges. Vom Gipfel der Viggarspitze aus kann man die Steigspuren zur Neunerspitze im Nordosten gut erkennen.

Der Übergang erfolgt an der westlichen Gipfelflanke, zunächst auf Steigspuren hinab zu den Mohrenköpfen, dann durch ein Blockfeld, schließlich auf den Steig, der zum Gipfel der Neunerspitze empor führt. Man rechne für diesen kurzen Abschnitt über gut 100 Hm mit maximal 25 min.

Aussicht von der Neunerspitze auf die Bergstation der Glungezerbahn; rechts das Bärenbader Jöchl

Die Aussicht von der Neunerspitze steht im Schatten jener der Viggarspitze. Von ihr aus konnten wir den Bau der Bergstation der neuen Sektion II der Glungezerbahn sehen, gerade noch nicht verdeckt vom Rücken auf das Bärenbader Jöchl, einem untergeordneten Wegpunkt der Glungezer Gegend. Das Bärenbader Jöchl stellt keinen eigenen Gipfel dar, ist aber auf reizvoller Strecke von Rinn aus zu begehen, wie im Bericht von Roman zu lesen. Weiters liegt der Aufstieg zum Hochpunkt der hier beschriebenen Runde direkt im Osten, die Sonnenspitze. Rechts (südöstlich) davon, im Kamm der Rosenjoch-Gruppe der Namensgeber, das Rosenjoch, ein beliebter Gipfel von allen Seiten begangen.

Ansicht der Aufstiegsroute zur Sonnenspitze von der Neunerspitze aus; in Bildmitte führt der Steig vor dem dunklen Abbruch rechts hinauf

Der Abstieg von der Neunerspitze führt über 70 Hm auf dem Steig auf der Ostseite der Gipfelpyramide hinab auf flaches Terrain, das wir unter zunehmender Steigung hin zum Kammrücken auf die Sonnenspitze überquerten. Mitten im flachen beginnen Steigspuren hin zum Felsabbruch, vor dem man rechts die über steile Rampe aufsteigt. Dort verlieren sich teilweise die Steigspuren wieder.

Rückblick auf die Neunerspitze

Über die Rampe und oberhalb trifft man wieder auf Steigspuren und wird das Gelände wieder flacher. Weiter führt der Steig meist auf oder nahe der Kammhöhe zur Sonnenspitze. Von der Neunerspitze auf die Sonnenspitze rechne man mit einer Gehzeit von 1 ¼ Stunden. 430 Hm sind zu überwinden, teilweise mit kleinen Klettereien, die jedoch harmlos für den durchschnittlichen Bergwanderer ausfallen. Alternativ kann man auf den Steig von der Viggarspitze auf die Glungezerhütte wechseln, begeht dann den Kamm aber auf seiner Südseite und kommt an der Glungezerhütte an, nicht auf der Sonnenspitze.

Anstieg zur Rampe vor dem dunklen Abbruch

Am aussichtsreichen Kamm, der sich nach oben hin markanter zum solchen ausbildet, fanden wir allerlei interessante Felsformationen vor. Der Steig führt an kleinen Gratspitzen entlang, wird aber nie schärfer. Am Ende leitet ein felsiger Aufschwung auf das Gipfelplateau der Sonnenspitze. Man begeht ihn auf felsigem Terrain zuletzt über ein paar Stufen in einem Einschnitt.

Rückblick vom zahmen Kamm auf die Viggar- (links) und Neunerspitze (rechts)

Wir erreichten die Sonnenspitze gegen 13:30, nachdem wir um 7:15 am Parkplatz gestartet sind. Somit haben wir für den Aufstieg zum Hochpunkt 6:15 Stunden benötigt. Der Ausblick auf der Sonnenspitze besticht mit dem Norden, dem Blick auf das Karwendel gegenüber.

mitten am Steig am Kamm zur Sonnenspitze

Wer die Sonnenspitze erklommen hat, der kehrt auch gerne in der Glungezerhütte ein. Die Hütte ist ein Prachensky1 Bau mit hölzernen Schifahrern als Dekoration der vertäfelten Gaststube. Im Sommer allerdings nimmt man lieber draußen Platz, vor allem bei strahlendem Sonnenschein.

beeindruckende natürliche Steinschöpfung – Denker mit fliehender Stirn, ausgeprägtem Kinn und schmallippigem Mund; er mustert den Süden

Sie wurde vom Skiclub Tirol Anfang der Dreißiger Jahre erbaut und wechselte etwa nach 20 Jahren in den Besitz des Alpenvereins Hall, der sich seither bestens darum kümmert. Zahlreiche nationale und internationale Schirennen wurden dort ausgetragen und bis in die späten Siebziger Jahre wurde das legendäre Glungezerrennen ausgetragen, das sich vom Gipfel über mehr als 2.000Hm bis nach Volders erstreckte. Zum Glungezerrennen hält sich die Mähr der Streckenlänge von 15 km, welche in diesem Bericht eindeutig widerlegt wird.

Passage am Kamm im Aufstieg zur Sonnenspitze

Allerdings erfreuten wir uns aufgrund der noch zu bewältigenden Strecke nicht lange der Rast auf der traditionsreichen Hütte und brachen bald wieder zum Abstieg auf. Bis zum Parkplatz warteten noch 6,6 km Abstieg über 1.270 Hm für die wir zwecks Schonung von Andis Knie mit dem Aufstiegstempo rechnen mußten.

Sonnenspitze mit kürzlich errichtetem Speicherteich für die Schipisten der Glungezerbahn

Den Abstieg von der Glungezerhütte unternahmen wir auf der Normalroute, die östlich an der Hütte über den Steig hinab auf das Tulfein Jöchl führt. Dort an der Schaferhütte vorbei und die steile Abkürzung unterhalb der Sesselbahn auf einem gut ausgebauten Steig hinab bis zur Bergstation des Schleppliftes. Weiter geht es von dort über die Schipiste.

am Abstieg über den Normalweg zum Tulfein Jöchl

Kurz vor dem flachen Teil der Schipiste bei Tulfein wechselten wir auf die Bergflanke oberhalb der Bergstation der Sektion II der Glungezerbahn, die sich gerade in Bau befand. Nach über 50 Jahren seit ihrer Errichtung im Jahr 1967 wird die Bahn nun erneuert.

Bau der Bergstation der Sektion II der Glungezerbahn

Ab der Bergstation ist der Abstieg als Berichterstattung nicht mehr besonders ergiebig, da wir direkt über die Schipiste abgestiegen sind, teilweise in der alten Lifttrasse, in der wir im Winter auf Schi jahrzehntelang hinaufbefördert wurden. Weniger steil ginge es über den Schotterweg hinab, aufgrund der Wegführung und des geringeren Gefälles jedoch um einiges länger. An der Bergstation der Sektion I muß noch die Flur Halsmarter erwähnt werden und das traditionelle Gasthaus Halsmarter, das als letzte Einkehrmöglichkeit den schönen und leichten Bergtag Tag abrundet.

Relikte der abgebrochenen Stützen des Kombiliftes nach Tulfein

Die bärige Bergrunde stellt eine Trainingsrunde für geplante weitere Bergstrecken dar.  Sie kann mit ein wenig Ortskunde oder GPS-fähigen Geräten nach Belieben erweitert werden und auch an vielen Wegpunkten eingekürzt. Sobald die Glungezerbahn neu gebaut wurde, kann auch ein Gutteil des Abstieges mit der Bahn erfolgen. Eine mannigfaltige Runde, individuell gestaltbar.

Umstieg Sektion I auf Sektion II auf Halsmarter

Unserer Runde führte uns in 10 Stunden Gesamtzeit über knapp 1.800 hm und 27 km Strecke.

Mils, 13.09.2020

1 Theodor Prachensky: Wikipedia
Prachensky  Stube: Folder Glungezerhütte – siehe Seite 2

Kalkwand, 2.826m – Überschreitung zur Torwand, 2.770m

Eine sprichwörtliche Liebe auf den zweiten Blick entwickelt sich in der Kalkwand frühestens an ihrem felsigen Fuße, den zu erreichen eine mühsame Querung vom Junsjoch über stark steigende Schuttflächen vorausgeht. Überhaupt ist die Zuwegung aus dem Wattental zu dem unerwarteten Juwel an Abenteuerreichtum völlig anders als gewohnt, sowohl vom Südwesten, als auch vom Nordosten. Die Entschädigung an Kletterei aber dafür ist überwältigend und unvergesslich.

Kalkwand, 2.826m

Einem begeisterten Gratkletterer, der das Karwendel hinter seiner Haustüre weiß, würde es kaum einfallen dies Abenteuer ausgerechnet in den Tuxern suchen zu wollen, schon gar nicht in der Umrahmung des Wattentals, wenn er sich bei seinen winterlichen Begehungen nicht schon einmal von den schroffen Westwänden der Kalkwand hätte beeindrucken lassen und diese von seinem Schitourenziel aus mit dem Glas nicht schon näher „recognoscirt“ hätte.

Kalkwand im Detail

So kann es vorkommen, daß man die Kalkwand als mehr oder weniger begehrenswertes Ziel geistig aufnimmt, von Zeit zu Zeit dies und das, aber allgemein fast nichts darüber hört und sie einige Jahre mit sich herumträgt, bevor sich irgendwann, zwischen hehren Zielen in weit schrofferen Gefilden, das Langzeitgedächtnis regt und die Kalkwand wieder ins Bewußtsein befördert. Das ist dann der Zündfunke für die Liebe auf den zweiten Blick, die man zu ahnen vorerst nicht in der Lage ist und die sich zum lodernden Feuer ausbilden kann.

tolle Formen am Grat zum Gipfel der Kalkwand

Die Kalkwand stellt in vielerlei Sicht ein sonderbares Ziel dar. Zum einen paßt die geologische Herkunft ihrer triassischen Deckscholle1, bestehend aus verschiedenen Dolomiten (Hauptd., Rhätd. sowie Dolomit des Ladin) wenig in das Bild des Tarntaler Mesozoikums und in die in den Tuxern dominierende Quarzphyllit- und Grauwackenzone überhaupt. Die Fremdartigkeit der Kalkwand-Deckscholle ihn ihrem Gebirgszug ist auch an den umgebenden Bergformen eindrucksvoll zu sehen, verfolgt man den Kamm in beide Richtungen. Sehr auffallend zu verfolgen ist die Änderung der From zum abgerundeten Pluderling im Südwesten, der aus den Bündner Schiefern der Hohen Tauern besteht.

Rückblick

Zum anderen benutzte die Wehrmacht2 in den vierziger Jahren den am Grat leicht abgesetzten Reuterturm als Ziel und zerschoss diesen zu seiner noch heute äußert bizarren Erscheinung, was mächtige, schneeweiße Schuttreisen hinab in die farbfremden dunkleren Schieferhänge der Lizum zur Folge hatte.

Kalkwand und Lizumer Sonnenspitze von der Außerlannalm

Die Zuwegung zur Kalkwand erfolgt aus dem Wattental über weite Strecken ohne markiertem Pfad oder Steig, welches auch einen Hauch von Orientierungsfähigkeit voraussetzt, will man auf den steilen und schuttigen Westhängen bei gleichzeitig notwendigem Höhengewinn nicht zu weit abgedrängt werden.

schönes volkstümliches Wegkreuz mit dem Hl. Johannes Nepomuk – Patron: von Tschechien, von Böhmen, der Stadt Salzburg; der Beichtväter, Priester, Schiffer, Flößer, Müller; der Brücken; des Beichtgeheimnisses; gegen Wassergefahren; für Verschwiegenheit

Zu guter Letzt bilden die gewaltigen Dolomitblöcke bis weit hinab ins Tal eine optisch psychologische Barriere, jedoch versprechen sie, nach eingehender Beschäftigung mit dem Glas, auch einen gewissen Abenteuerreiz.

Innerlannalm (1.684 m)

Sie wurde 1893 erstmals bestiegen und dient heute dem Truppenübungsplatz als alpines Ausbildungsgelände im Klettern, wobei mehrere Routen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades mit blau markierten Bohrhaken erschlossen wurden. Niemand geringerer als Franz Oppurg, den der Autor noch persönlich in der AV Sektion Wattens kennenlernen durfte, hat 1971 mit E. Reisigl die erste Nordwandroute, den „Pfeilerweg“, im linken Wandteil von eröffnet, ein Anstieg im vierten Grad. Einige Jahre darauf, 1976, wurde links der Schlucht der Absamerweg von Aschaber, Haim und Hinteregger eröffnet.

Schmalblättriges Weidenröschen vor Lizumer Sonnenspitze und Tarntaler Köpfen

Die Entdeckungsreise beginnt am Parkplatz vor dem Lager Walchen, am Ende der Landesstraße im Wattental auf 1.410m. Orografisch rechts beginnt der Steig auf dem schmalem Streifen zwischen der Stieralm und dem Wattenbach auf abschnittsweise meist sehr lettigem Steig bis zum Ende der Alm, wo sich der Steig bergwärts wendet.

schöne Kalkbreccie mitten im Tal, inmitten in anderer Geologie

Am Südende der Alm beginnt ein Fahrweg durch den Wald, der über die erste Talstufe zur Innerlannalm (1.684 m) führt. Die Innerlannalm liegt in einem recht flachen Talbecken und wiederum bildet deren Südende den Beginn der nächsten Stufe auf den Lizumer Boden.

Kalkbreccie im Detail

Dieser Teil im Aufstieg ist der Wattentaler Zirbenweg, bzw. der alte Sommerweg in die Lizum. Der Aufstieg durch den Wald ist sehenswert, die Zirbenbestände nehmen mit der Höhe zu und aufgrund der wenig exponierten Lage finden sich längs des schönen Steiges auch sehr alte Exemplare von Zirben, wenn man weiß, daß ein Stammdurchmesser von etwa 40cm einem Alter von etwa 200 Jahren entspricht und diese Größenordnung auf die gewaltigen Stämme dort überträgt. Ihr Zeitgefühl ist für menschliche Begriffe beachtlich, bedenkt man, daß es 50 bis 80 Jahre dauert bis die Zirbe zu blühen beginnt.

Grauer Alpendost

Moderne Zeitgenossen mögen diesen lehrreichen Abschnitt, der mit der Ankunft unweit der Militärgebäude des Lagers Lizum auf knapp 2.000 m endet, mit dem Radl auf der sonnigen Seite der Fahrstraße umgehen und dabei viel vom Reiz des Tales am Asphalt einbüßen. Extreme Zeitgenossen würden gar das Hüttentaxi benutzen und beim Ausstieg an der Lizumer Hütte auf 2.019 m noch weniger von der Natur über die ersten knapp 6km und 600 Hm mitbekommen haben. Ihnen fehlt dann jegliche Vorbereitung auf die Größe des Tales, der topographischen Stufen, der Änderung der Vegetation und sie entbehren des erhebenden Gefühls sich auf den alpinen Teil vorbereitet zu haben.

Kalkwand und zu begehende Westflanke

Für den alpinistischen Normalaufstieg von Walchen bis zur Lizumer Hütte gibt das Führerwerk und die Wegweiser des Tourismusverbandes eine Zeit von etwa 2,5 Stunden an, wobei die Strecke mit zügigem Schritt in 1,5 Stunden leicht gemeistert wird und man muß um seinen Bergtag auch ohne technische Aufstiegshilfen keine Angst haben, wenn man etwa um 7:30 Uhr in Walchen startet, was nicht zu viel verlangt scheint, für ein Abenteuer dieser Größenordnung.

Kalkwand vom Junsjoch gen Nordosten

Die Lizumer Hütte, im Aufstieg rechts liegen gelassen, wird später, nach der tollen Runde, Als Abschlußeinkehr aufgesucht, zunächst geht es am Fahrweg taleinwärts. Hätte der Autor seine alte AV-Karte gründlich studiert, so hätte er den alten Aufstieg zum Junsjoch genommen – und somit sicher eine gute Viertelstunde abgekürzt. Dafür erfreute er sich mitten in den verbleibenden Lizumer Böden von der Hütte bis zum Talschluß an einem unvermittelt aus den flachen Wiesen aufgerichteten Hügelchen von Kalkdolomitbreccien, schneeweis und von herrlicher Struktur, die unbedingt näher in Augenschein genommen werden müssen.

Junsalm

Der weitere Weg über die letzte Talstufe hinauf, der nach wenigen Minuten zum Steig – orografisch links – im Tal sich wandelt, stellt bis auf die Geiermulde mit der Abzweigung Junsjoch/Geier hinauf einen einzigen geologischen Lehrpfad dar. Breccien jeden Gesteins, unterschiedlichste Gesteinstypen in knapper Folge und herrliche Verwitterungsformen  lassen die Anstrengungen des Aufstiegs vergessen. Des Gebirgssommers Flora kommt in der Geiermulde auf 2.350 ebenfalls nicht zu kurz.

Lizumer Reckner und Lizumer Sonnenspitze

Unspektakulär führt der Steig von der Geiermulde zum Junsjoch hinauf. Nach ein paar Serpentinen sind die etwa 130Hm überwunden und man steht am Junsjoch in der Längsachse der Kalkwand am Grat und kann den sich aufbauenden Koloss bewundern.

Kalkwand im Detail

Vom Joch aus werden ein paar Meter in Richtung Nordosten, auf die westliche Flanke des Grats in Richtung Reuterturm, vorbei an sonderbaren roten Platten (möglicherweise Zieltafeln) abgestiegen und unten in die schuttige Westflanke eingestiegen.

in der schuttbedeckten, schiefrigen Westflanke am Weg zum Reuterturm

Die Schafe stieben schon vor der Näherung des Autors auseinander, als er versuchte sich so hoch wie möglich zu halten um Höhenverlust zu vermeiden. Da auch die Schafe so nahe als möglich unter den steil geneigten Schuppenplatten des Grates Schatten zu finden, war eine Begegnung nicht zu vermeiden und in die Schutthänge hinab weichen mußten die Schafe.

Überbleibsel von Militärmaterial

Trotz guten Vorsatzes zu Beginn der wenig erstrebenswerten Querung kommt man offensichtlich nicht ohne Höhenverlust durch, da herab reichende Ausläufer der glatten Grauwackenschiefer und dem Geröll von Quaritzschollenbreccie einen immer wieder etwas nach unten zwingt.

unterhalb Reuterturm im mühsamen Gelände

In dieser Art an das Ende der Querung gelangt wartet ein etwa 100 m hoher Aufstieg zum Reuterturm. Diesen Aufstieg unternahm der Autor vorzugsweise im groben Blockwerk in der Falllinie des Reuterturms, in dem es sich vorzüglich steigen ließ, im Gegensatz zum schuttigen Hang davor.

Rückblick zum Junsjoch – darüber Pluderling, mittig Geier und rechts Lizumer Reckner

Am Weg zum groben, auffällig hellen Blockwerk unter dem Reuterturm passiert man eine eher flache Mulde mit allerlei Resten von Kriegsspielzeug, wenn man genau beobachtet, alles zusammen jedoch uralt und augenscheinlich keine atomaren Sprengköpfe, jedoch auch nicht erstrebenswert näher zu untersuchen. Fernhalten ist eine gute Wahl.

am Reuterturm mit Blick auf die Einstiegswand der Kalkwand

Unterhalb der bizarren Formen des Reuterturms hielt sich der Autor eher rechts, betrat die Grathöhe am Südwestende desselben und wurde mit einem unerwartet eindrucksvollen ersten Blick auf die Kalkwand belohnt. Diese Ansicht ist gleichzeitig auch jene, die den leichtesten Aufstieg über die senkrechten Westwände auf den Gipfelaufbau zeigt und die zur näheren Erkundung zu einer kurzen Rast am Turmfuß in der Sonne einlädt.

Einstiegswand zur Kalkwand im Detail

Nahezu der gesamte Aufstieg kann von dort eingesehen werden, auch wenn man es noch nicht ahnt. Mit dem Glas mag man einige der berühmten blau markierten Bohrhaken finden, aber diese zu kleinen Details reichen nicht einmal zur Orientierung bis zum Grataufbau. Bereits auf der glatten Flanke oberhalb der tollen Einstiegsszene in die Wand entschwinden die Markierungen dem Auge hinter dem Glas.

Abbruchmaterial und dunkle Nordwestwand der Kalkwand; Hintergrund Graue Wand und Hippold

Die einzig markante Stelle, die weiter oben erkannt werden kann ist eine offensichtliche Wandbuchschachtel, von der man sich weigert zu glauben, daß sie den Aufstieg markiert, ist man doch ohne Seil und Seilpartner unterwegs. Die Route bleibt also zunächst ungewiss, obwohl das Gipfelkreuz kaum 200 m höher zu sehen ist.

 

auf die Schiefer der Tuxer aufgeschobener Reuterturm – deutlich ist die Grenze zu sehen

Auf schmalem Band am Turmfuß wird die Einstiegsstelle erreicht, zuletzt von einem vorgelagerten begrünten Hügel über Blockwerk kurz absteigend.
Die Stelle kann kaum verfehlt werden, ein Bronzeschild bescheinigt der Route „Alpenjägersteig“ den vierten Grad und rechts davon, über einen abgetreppten Sockel gelangt man zum leichteren Aufstieg, der sich rechts nach oben zieht und an seiner Oberkante in einem kleinen Kamin endet, der zu schmal zum Spreizen ist, jedoch genügend Griffe und Tritte in seinen Rändern aufweist, sodaß die Genusskletterei im festen Dolomit bereits auf den ersten Metern ausgekostet werden kann.

Blick vom Einstieg zur Ausstiegskante mit schiefem schmalem Kamin

Über ein Band im unteren Drittel der Einstiegswand und ein breites darüber erfolgt der Gutteil der Querung nach rechts oben und nach diesem Band beginnt der Riss sich zu öffnen, der oben zum schmalen Kamin sich weitet.

 

nach 2/3 der Einstiegswand

Dem Karwendelgeher gereicht nach den ersten Zügen der wunderbar strukturierte, griffige und stets feste Dolomitfels zum Jauchzen gut. Nirgendwo scheinen Brocken sich zu lösen, jedes Griffleistchen sitzt bombenfest und in überschwänglich leichter Kletterei ist die erste Wandstufe erreicht.

 

Rückblick auf den Einstieg in die Kalkwand

Oben belohnt die erste Wandstufe ihre Eroberung mit einem schönen Blick auf einen langen Zopf von Breitblättrigem Hornkraut, das im Kanal über der Wandkante auf über 2.600m wunderbar gedeiht.

Rückblick von der Ausstiegskante auf die Einstiegswand der Kalkwand

Auf schuttigem breitem Band geht es unspektakulär mittelsteil nach oben weiter und ein auffälliger Steinmann wird passiert. Am Ende des Bandes befindet sich wieder ein Bohrhaken, bei dem das Gelände durch einen jähen Abbruch in die Junsgrube nach Südosten eine 90° Kurve erzwingt, um etwas steiler der Falllinie des Plattengeländes zu folgen.

Ausstiegskante mit Breitblättrigem Hornkraut

Am Ende des Plattengeländes wird eine gelbliche Wand erreicht, die eine Wendung nach rechts erzwingt und wenige Meter nach der Wendung erblickt man einen Durchschlupf auf die nächst höhere Wandstufe, der man folgt und etwas schuttbedecktes Gelände erreicht, das gleich luftiger wird und den Blick auf das tief unten liegende Wattental wieder freigibt. Hier beginnt sich der Grat auszubilden.

breites Schuttband bis Steinmann

Mit großer Erwartung auf den Grat und Freude über die wunderbar festen und gut strukturierten Felsverhältnisse wurden die nun wieder etwas schwierigeren Meter am Gratansatz gemeistert.

bei der gelblichen Wand mit Richtungsänderung oberhalb

Die plötzliche Ausgesetztheit und steileres Gelände verstärkten den Eindruck, daß der Gratansatz etwas schwieriger erscheint, von der klettertechnischen Einstufung her betrachtet ist diese Sequenz jedoch mit der Einstiegswand gleichzusetzen.

Rückblick von der Südwestflanke der Kalkwand

Der rasch erreichte Grat bietet erstmals den Blick zum Gipfelbereich und nach einer Minute über die sich verschmälernde Gratschneide auch zum Gipfelkreuz. Die letzte Viertelstunde zum Gipfel erfolgt nun auf dem Gustostück der Tour mit bärigen Gratabschnitten und einem fulminanten Ausstieg auf den Gipfelbereich.

 

herrlicher Tiefblick in die Wattener Lizum

Mit ein wenig Auf- und Ab erfolgt die leichte Kletterei über den moderat steigenden Grat, der immer schärfer wird und durchgängig auf seiner Nordwestseite geklettert wird. Wie auf den Bildern zu sehen befindet man sich in festem Fels, der genügend Risse und kleine Absätze als Tritte bietet. Die Kante der Gratschneide bietet hervorragende Griffe.

steileres Gelände zum Grat mit allzeit wunderbar festem Fels

Die Wand unterhalb wäre großteils auch begehbar, ist jedoch mit Schutt und Geröll belegt, das zur Verschneidung mit dem Gipfelbereich hin zunimmt.

Ausbildung zum Grat, Gratansatz

Nach ein paar nett zu kletternden Aufschwüngen und ein paar schmalen, ausgesetzten Passagen erreichte der Autor einen letzten Gratzacken, der den auslaufenden Grat einleitet.

am Grat erstmals das Gipfelkreuz sichtbar

Hinter diesem muß noch einmal ein paar Meter zu einer wenig ausgebildeten Scharte abgestiegen werden, in der der Grat seine schärfste Stelle aufweist – zumindest nach der subjektiven Empfindung des Autors.

schärfer werdender Grat

Am Bild im Rückblick erscheint es, daß das Trümmerfeld am Fuße der Kalkwand dem Grat recht nahe ist. Man lasse sich davon nicht täuschen, der Höhenunterschied beträgt etwa 200 m und wirkt durch die gewaltige Größe der Blöcke geringer.

tolle Formen am Grat zum Gipfel der Kalkwand

Aus der Scharte steigt der Grat buchstäblich auf seiner Schneide die letzten Meter zum letzten Highlight im Aufstieg, einem sozusagen Endzacken, auf, der über ein paar Meter leicht auf die Gipfelflanke abkletterbar ist.

schönster Teil am Grat zur Kalkwand im Rückblick

Er stellt den Endpunkt der anregenden Gratstrecke dar und als letztes Sahnehäubchen bietet er über ein paar Meter einen schmalen Ansatz auf Reibung als abschüssiges, kaum ausgebildetes Band als Trittfläche und auf der Oberseite der Scholle die Schneide als Griffkante. An seinem Ende bricht der Grat jäh zur Gipfelflanke ab.

letzte Meter am Grat zum Gipfelaufbau

Der Abstieg ist gestuft und leicht zu meistern, wobei ein großer Felsbrocken die unterste Stufe sozusagen als Treppenabsatz auf die Gipfelflanke zur Kalkwand überleitet. Bequemer geht es nicht.

beeindruckender Ausstieg vom Grat zum Gipfel der Kalkwand

An der Gipfelflanke angekommen muß man sich nach der wirklich genussvollen leichten Kletterei erst einmal umdrehen und das wohl meist abgelichtete Bild vom südwestlichen Teil des Grates der Kalkwand anfertigen, bevor der schöne Aufstieg mit den letzten Metern zum mächtigen Gipfelkreuz endet.

Gipfelkreuz der Kalkwand – es hätte eine Auffrischung nötig, nicht?

Den nordöstlichen Teil des Grates hat der Autor sogleich in Augenschein genommen und feststellen müssen, daß vom Gipfel der Kalkwand aus nicht viel eingesehen werden kann, außer, daß der folgende Gratsattel mit einer schauerlichen, brüchigen Kante nach Osten, zur Junsalm hin, abbricht.

Nebengipfel der Kalkwand

Also zuerst eine Stärkung und Studium des tollen Gipfelbuches aus dem Jahre 1988, in dem bei der Einweihung des Gipfelkreuzes, das über nun mehr als 30 Jahre allerdings bereits signifikant in Mitleidenschaft gezogen wurde und eine Reparatur dringend nötig hätte, soll es Bestand haben, auch der Kasernenkommandant zur Zeit der Diensterbringung des Autors in Absam sechs Jahr zuvor, teilgenommen hat.  Eine erstaunliche Entdeckung nach 38 Jahren Absenz vom Heer.

edles Gipfelbuch Kalkwand

Die Aussicht von der Kalkwand in die Zillertaler Alpen kann als grandios bezeichnet werden. Mit ihrer zentralen Lage deckt sie in einem Winkel von knapp 90° und einer durchschnittlichen Entfernung von 25km alle hohen Gipfel ab, von denen die meisten in voller Größe zu sehen sind.

Hintere Stangenspitze (3.225 m), Wollbachspitze (3.210 m), im Vordergrund (dunkel) Nestspitze (2.966 m), Großer Löffler (3.378 m) und Spitz vom Großen Mörchner (3.285 m) rechts

Mittlerweile, während dem Genuss der Landschaft, traf ein junges Pärchen vom Nordostteil des Grates ein, die den Aufstieg vom Salzsattel aus in Angriff genommen hatten, Pascal und Christina aus Tux.

Bildmitte Hochfeiler (3.510 m)

Somit waren wir drei die einzigen Besucher des bärigen Gipfels an diesem Tag. Und auch das Gipfelbuch bescheinigt, daß er nicht sehr häufig bestiegen wird. Die Eintragungen pro Jahr umfassen wenige Seiten mit Eintragungen, sieht man von den großen Gruppen verschiedener, auch ausländischer Militäreinheiten ab, die sich darin verewigt haben.

Großer Möseler (3.479 m) links, Hoher Riffler (3.231 m) und eindrucksvoller Bergsturz vom Schmittenberg herab

Die Überschreitung mit Aufsteigenden aus der Gehrichtung fortzusetzen erschien dem Autor eine kluge Wahl – zwar etwas faul, aber bequem an einem „Lazy Sunday“ nach einer kräfteraubenden Tour über die Villerspitzen im Stubai. Und wer fragt dem wird geantwortet; die beiden hatten nichts dagegen und im Gespräch stellte sich heraus, daß die Kalkwand zu einem der Hausberge von Pascal zählt, der auch viel darüber zu berichten wußte.

die beiden Erhebungen der Torwand (2.771 m) mit dem Gipfel links

Zunächst muß am Abstieg die gelbliche Zone von Rhätdolomit zwischen den beiden Gipfeln der Kalkwand in Form einer nach Osten hin brüchigen Einsattelung durchschritten werden.

Nordostgrat in der Achse

Hierzu erfolgt der Abstieg über feste und oberflächlich sehr raue Platten in eine erdig, schuttbedeckte Verschneidung und auf der Gegenseite auf einem Band in bequemen Gehgelände auf die Flanke des Nebengipfels. Der Pfad ist mit Steinmännern markiert, obwohl auch auf dieser Seite die blau markierten Bohrhaken den Weg weisen.

Nordöstlicher Nebengipfel und Grat bis zum Salzsattel (weißer Sattel) rechts

Hinter der Rippe mit dem auffälligen Band aus der Verschneidung steigt man ein paar Meter nach oben, um in besserem Fels zu queren, als die Steinmänner unten vorschlagen.

Abstieg mit Pascal und Christina in die Scharte zum Nebengipfel

Oben passiert man von Zeit zu Zeit die Bohrhaken und steigt mit etwas mehr Auf und Ab als unten, dafür interessanter. Im Allgemeinen ist der Nordostteil des Grates weniger scharf und leichter, teilweise auch im Wechsel mit Gehgelände und zwischendurch öffnen sich imposante Blicke über die schauerliche Ostwand zur Kalkgrube hinab.

Rückblick zum Gipfel der Kalkwand

Der stetig absteigende Gratteil und das Ende der Grattour überhaupt werden mit gemütlichem Schritt etwa nach einer Viertelstunde ab Verlassen des Gipfels erreicht. Am Ende des Grates spitzt sich selbiger noch einmal zu einer auslaufenden Schneid zu, deren Totalabbruch zunächst rechts (östlich), dann links eindrucksvoll eingesehen werden kann und der letzte Bohrhaken auf einer lose aufgelagerten Felsplatte markiert das nahe Ende des Grates, der nach einem schmalen Band mit einer Abseilstelle senkrecht abbricht.

Rückblick zur Kalkwand

Bei der Platte mit dem Bohrhaken führt der Abstieg in die schuttbedeckte Nordflanke der Kalkwand. Über undeutlich zu erkennende Steigspuren erfolgt der Abstieg zu ebenfalls schwer erkennbaren Steinmännern in gerader Linie südwestwärts hinab.

letzte leichte Gratsequenz

Die Geländeform gibt die Richtung fast vor, man folgt ihr bis zur Sichtung der Steinmänner mit nicht zu steilem Abstieg.

Übergang zur Abseilstelle – hier knapp 180° umgedreht südwestwärts zu Steinmännern hinab

Sobald der als Art Absperrung errichtete Steinmann erreicht ist und etwas darüber hinaus abgestiegen wurde, öffnet sich hinter einer herabziehenden Felsrippe die Sicht auf einen kleinen Turm mit auffälligem Steinmann der angesteuert wird (Bild).

Abstieg schräg querend, Steinmänner schwer sichtbar am Bild

Damit ist der ungewisse Teil des Abstiegs eigentlich schon überwunden, denn von dort wird nur mehr über Rippen und Türmchen unterhalb der hohen Nordwestwand auf das Schuttfeld Richtung Torwand hin gequert.

Rückblick vom zweiten Steinmann

Natürlich folgen über die Querung bis zum Schuttfeld hin noch einige schöne Kletterstellen, aber die Richtung ist klar und kann durch das sichtbare Schuttfeld eigentlich nicht mehr verfehlt werden. Der Abstieg erfolgt also im Wesentlichen nur mit einer signifikanten Hauptrichtungsänderung.

auffälliger Steinmann im Nordosten nach Richtungsumkehr

Am Schuttfeld muß wieder zur Grathöhe aufgestiegen werden. Dabei passierte Pascal eine Stelle mit Trümmern von Fahlerz3, das aus einem Brocken herausgeschlagen wurde und die Minerale Azurit (blau) und der Malachit (grün) schön anzusehen sind.

Steinmännern folgend über ein paar kleine Rippen bis unterhalb die Abbruchwand

Unter vorwiegend Gehgelände am Grat wird über einen reichen Wechsel an Gestein zum Salzsattel abgestiegen. Es begleiten dort, von oben nach unten: Raibler Schichten (Tonschiefer, Sandsteine, Dolomit und Breccien), Dolomit des Ladin, Hautdolomit, Bänderkalk und zuletzt wieder Dolomit und auffällig dabei ist die dünne Schicht von schwarzen Kalken, zwischen den mächtigen Dolomitlagen.

Rückblick vom Aufstieg auf den Grat auf das letzte Kaminschen am Abstieg

Die Bezeichnung „Salzsattel“ für den Sattel zwischen Kalkwand und Torwand ist natürlich als Metapher zu sehen und stellt die salzweiße Farbe in den Fokus. Geologisch gesehen besteht dieser kurze Teil aus Rauhwacke mit Gips und hier findet sich eine gute Erklärung über die Funktion dieser Schicht am Sattel, die zu verstehen hilft wie die Kalkwand durch Deckenüberschiebung an ihren Platz gekommen ist.

Fahlerz mit Malachit und Azurit

Am Salzsattel endet der bergsteigerisch interessante Teil der Kalkwandüberschreitung.
Jenseits des Sattels stiegen wir in leichtem Gehgelände wieder über den in den Tuxern typischen, von verschiedenen Schiefergesteinen gebildeten Gratrücken auf die Torwand auf.

unterer Teil des Grates zum Salzsattel

Mit einem schönen Rückblick auf die tolle Kalkwand  verabschiedeten sich die Bergkameraden am Gipfel der Torwand, Pascal und Christina über den Zinten und der Autor über den Westhang der Torwand absteigend.

Rückblick auf die Kalkwand am Aufstieg zur Torwand

Weglos über den Hang, der im Winter eine schöne Schitour bietet, hinab in den Melkboden wird am Torjoch der Weg zur Lizumer Hütte erreicht. Zur Einkehr in der Hütte muß man den breiten Schotterweg auf einem abzweigenden alten Weg verlassen, da der Schotterweg an der Hütte vorbei zum Kasernenlager führt.

Gipfel Torwand gegen Kalkwand

Die Einkehr in die Lizumer Hütte lohnt sich nicht nur wegen dem grandiosen Rückblick, sondern auch wegen heimischen Bieres uns der g‘schmackigen Kasknödelsuppe oder anderen Speisen.

Rückblick vom Melkboden zum zerrissenen Nordostgrat

Auf der Bank vor der Hütte kann ein Großteil am Grat vom Junsjoch bis zur Torwand mit dem Glas eingesehen werden.

Route Gratüberschreitung Kalkwand

Unter schnellem Schritt über den Zirbensteig ist man einer guten Stunde in Walchen am Parkplatz.

 

Überblick über die Gratstrecke der Kalkwandüberschreitung von Melkboden links bis Junsjoch rechts

Die Tour erfordert den Anstieg über 1.620m und über eine Strecke von knapp 21km. Mit einem Gipfelaufenthalt von etwa einer Stunde und einer dreiviertel Stunde in der Lizumer Hütte betrug die Gesamtzeit 9:44 Stunden. Die Rundenzeit von der Hütte bis zur Hütte betrug knapp 6 Stunden incl. Gipfelpause.

Mils, 09.08.2020

1 Enzenberg-Praehauser, Mechthild 1976: Zur Geologie der Tarntaler Breccie und ihrer Umgebung im Kamm Hippold-Kalkwand (Tuxer Voralpen, Tirol). Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud. Österr. S. 163-180

2 Dingeldey, Christian: Bericht 1998 über geologische Aufnahmen im Quartär der Tarntaler Berge auf Blatt 149 Lanersbach.- Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt, 142/3, S.304-305, 2000.

3 https://www.uibk.ac.at/geologie/schausammlung_cs/fahlerz.html

 

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