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Schitour Schöberspitzen, 2.602 m

Die beiden Spitzen werden in der Literatur im Verein genannt, wobei alpinistisch die nordwestliche, mit 2.580 m niedrigere Spitze erstiegen wird, so auch im Winter als Schitour.
Im beginnenden Wildlahnertal von Toldern im Innerschmirn aus steigt man über mittelsteile Wiesen und einem kurzen Waldstück in ein weites unbewachsenes Hochtal ein, das in einem Sattel endet, über den der Sommeraufstieg zum Ramsgrubner See führt. Beim Winteraufstieg wird ein gutes Stück vorher abgezweigt und der See rechts umgangen. Das schönste Stück ist der Nordosthang zur Scharte und der kurze steile Gipfelaufbau.

Gipfelkreuz Schöberspitzen

Ausgangspunkt der ansprechenden Schitour bildet der Parkplatz am Beginn des Wildlahnertals auf 1.530 m. Am linken Hang führt ein Almenweg zu den Almhütten, der bald verlassen wird.

tolle Lichtspiele über dem Wildlahnertal

Bald taucht man in eine auffällige, seichte Senke ein, die ihren Ursprung weit oben hat und aufgrund des fehlenden Bewuchses somit als ein Lawinenstrich erkannt wird. Als Zeichen für die Richtigkeit dieses ersten Gedankens beim Blick nach oben sind weder Almhütten, noch signifikanter Baumbestand zu finden.

unterer Teil des Lawinenstrichs vom Riepenkopf

Über diese Senke wird mit ein paar Serpentinen das kurze Waldstück mit dem tief eingeschnittenen Sommerweg erreicht.

Querung Richtung Wald

Im unteren Teil im Wald ist der Sommerweg so tief eingeschnitten und teilweise mit Windbruch verlegt, daß sein talseitiger Begrenzungswall den leichtesten Aufstieg bildet und sich auf dem Buckel einige kurze Richtungswechsel ergeben, die in der Begehung unangenehm sein können, aber kurz ausfallen.

Beginn kurzes Waldstück

Das sich bald lichtende Waldstück leitet über auf eine steilen Hang, der von wenigen Lärchen gesäumt wird und auf dem die Baumgrenze rasch erreicht wird.

Waldstück oberer Teil

Auf Höhe einer vereinzelten hohen Lärche am Weg, etwa auf 2.030 m, vor Querung einer leichten Rippe in die sogenannte Ramsgruape, tritt die nordwestliche Schöberspitze, jene die das Gipfelkreuz trägt, erstmals in voller Größe ins Blickfeld.

Stefan nach dem Wald, im Hintergrund Hoher Kopf und Napf

Gleichzeitig wird nach der Rippe der Blick bis in die hinterste ansteigende Ramsgruape frei an der sich die Einsattelung zwischen der nördlichen Schönlahnerspitze und den Schöberspitzen befindet, hinter der das Tal des Kaserer Winkel abfällt. Auf diese Einsattelung führt der Sommerweg, die Schitour zweigt vorher ab.

der Blick auf das Gipfelziel freigegeben

Einige Minuten wird in der Ramsgruape aufgestiegen, bis sie recht flach wird und nach weiteren zehn Minuten an einen Hang zur Rechten heranführt. Der Hang stellt den Abzweigepunkt vom Sommerweg dar, er wird in Serpentinen aufgestiegen.

Aufstieg in die Ramsgruape hinein

An dieser Stelle überholten uns zwei Kollegen, die die Tour gut kannten und Franz die Spur ab dem Hang zog.

im flachen Teil der Ramsgruape

Der frische Tiefschnee fiel tags zuvor unter signifikantem Windeinfluß, weshalb wir in Abständen hinter Franz aufstiegen. Die Route kann in diesem Gelände günstig gelegt werden, sodaß keine Neigungen mit 35°, oder steiler, begangen werden müssen.

nach dem Abzweig vom Sommerweg auf den Hang zum Ramsgrubner See

Den Windeinfluß vom Vortag spürten wir an den Neigungswechseln durch dünenartige Wechten im Lee mit windgepressten schneearmen Luvseiten sehr eindrucksvoll.

Sattel zwischen Schönlahnerspitze und Ramsgrubner See

Zum Ramsgrubner See hinauf verflacht das Gelände wieder und die Kuppe erwies sich sehr windgepresst bis zum nahen See auf 2.360 m hin, der in etwa in 100 m Entfernung linker Hand liegt und der durch den Richtungswechsel zum Aufstieg auf den Gipfelhang hin liegen gelassen wird.

Aufstieg im unteren Teil des Nordhangs zum Gipfel

Der Gipfelhang führt über mäßig steiles bis steiles Gelände auf die Scharte zwischen die Schöberspitzen.

der Gipfelaufbau bereits sichtbar, Franz spurt

Die Routenwahl kann unter größtmöglicher Vermeidung von steilem Gelände erfolgen, wobei etwa mittig im Nordhang eine kurze Stufe um 35° nicht vermieden werden kann, Franz sie aber ausgeklügelt spurte.

die Gruppen mit Abstand nachfolgend

Ein bis zu den Berggräsern abgeblasener Schartenbereich in Verbindung mit einem schneidig kalten Wind erwartete uns nach dem schattigen Nordaufstieg.

Gipfelhang oberer Teil

Der Franz spurte unbeeindruckt die steile Südflanke der Gipfelrippe auf den breiten Rücken der Schöberspitze.

Aufstieg im Rückblick

Die Spur legte er in guter Kenntnis entlang des unsichtbaren Sommerwegs leicht steigend auf den Rücken an, auf dem man, mit wenigen Spitzkehren sowie die letzten Meter in direkter Linie, in ein paar Minuten den Gipfel erreicht.

Querung Südflanke der nordwestlichen Schöberspitze

Die Schöberspitzen stehen zwar im Schatten des um knapp 500 Hm mächtigeren Kleiner Kaserer in der Gratkette zum Olperer hin die dominante Position einnimmt, der Rundblick beeindruckt trotzdem.

Anstieg auf dem Gipfelrücken

Mit der geringen Entfernung von knapp 2 km verdeckt er den Ausblick von den Schöberspitzen gegen Südosten, der mit 3,7 km in fast doppelter Entfernung liegende, südlichere und knapp 900m höhere Olperer ist mit seiner charakteristischen bauchigen Eiswand der Nordflanke in voller Pracht zu bestaunen.

links der Olperer, Fußstein, Schrammacher und rechts die Sagwandspitze

Weit reicht die Sicht gegen den Norden der Zillertaler Alpen und die folgenden Entfernungsangaben beziehen sich auf die Lage des nordwestlichen Gipfels mit dem Gipfelkreuz, nicht aber auf die Gipfelmarkierung der südöstlichen der Schöberspitzen im Kartenwerk!

Hohe Warte (Hoger) auf der Talgegenseite

Der Gipfelspitz der Hohe Warte (einheimisch: Hoger), mit 2,9 km Entfernung im Südwesten und mit den Stubaier Alpen im Hintergrund gelegen, bietet eine eindrucksvolle Landmarke.

Blick in die Tuxer: Hornspitze mit Nebelkrause und links der Lizumer Reckner

Eher  im ganz Norden als bedeutend östlich liegt der markante Grenzberg zwischen Tuxer und Zillertaler Alpen, die Hornspitze, in 3,2 km Entfernung und links davon, mit einer Distanz von knapp 7,7 km zu den Schöberspitzen erhebt sich deutlich der Lizumer Reckner, der höchste der Tuxer.

Talblick auf den Aufstieg in der Ramsgruapn

Die Abfahrt von den Schöberspitzen erfolgt direkt vom Gipfel, oder falls die Strecke an der Südflanke des Gipfelhangs rechts der Scharte ausgeapert ist, vom Schidepot in der Scharte entlang des Aufstiegs über den Nordhang hinab, bei unserer Begehung durch extrem tiefen Pulverschnee, großteils als eingewehter Triebschnee.

staubige Abfahrt durch über den Nordhang

Nach der Flachstelle westlich vom Ramsgrubner See entlang dem Aufstieg gibt es zwei Möglichkeiten:

Abfahrt in die Ramsgruape bei besten Verhältnissen

Kenner wie der Franz und sein Tourenkamerad nahmen die direkte Linie durch eine sich verbreiternde Mulde, Ramstal genannt, die auch im unteren Waldbereich die Normalabfahrt darstellt.

Ramstal nach oben geblickt

Andere bevorzugen die Beibehaltung der Aufstiegsroute zur Abfahrt in die Ramsgruape, die durch eine mächtige Rippe vom Ramstal getrennt im Norden davon liegt.

die Ramsgruape in ihrer vollen Pracht

Letztere Abfahrt ist die flachere und sonnigere und mündet beim Erreichen der Baumgrenze wieder in das untere Ramstal ein, bevor der Ramsbacheinschnitt diese Seite wenig erstrebenswert befahrbar werden läßt.

Herwig im unteren Teil der Ramsgruape

Über die Aufstiegsroute fanden wir beste Verhältnisse in Pulverschnee und wenig verspurtes Gelände vor, das die große Gruppe, die bereits früher den Gipfel verließ, vorzeichnete. Dieser Teil der Abfahrt ist speziell im Frühwinter der sonnigste. Die schönsten Hänge sind wohl auch dort zu finden.

hinab und links ins Ramstal

Über diese Hänge und an der flachen Stelle in der Ramsgruape konnten wir nicht widerstehen die Verhältnisse in der bärigen Landschaft filmisch festzuhalten.

Allmählich, während der Abfahrt verdichtet sich beim Queren in das untere Ramstal der Lärchenwald zum richtigen Waldgürtel mit Fichten und Tannen, durch die sich eine schmale Schneise mit Staudenbewuchs ausbildet.

weiter links haltend im unteren Ramstal

Bei unserer Befahrung im Tiefschnee erwies sich das Umrunden der Staudenbüschel als leicht fahrbar, bei Altschnee- oder Bruchharschverhältnissen dürfte sich die steile Passage eher anstrengend erweisen.

von oben links kommt man aus der Ramsgruape

Anschließend folgt eine kurze freie Fläche, oberer Ramser genannt, die sich etwa 100 Hm dahinzieht und sich abermals zu einem dichteren Bewuchs mit nun dichtem jungem Baumbestand und Staudenwerk verjüngt.

schmale steile Passage durch Staudenwerk

In diesem Hinderniswald gibt es nur schmale Durchschlupfe, die im steilen Teil die Abfahrt zur schweißtreibenden Angelegenheit mit rascher Reaktionsnotwendigkeit werden läßt. Eine lustige abschließende Prüfung des Tourenfreunds.

am oberen Ramser

Direkt neben dem Ramsbach endet die Abfahrt durch das gleichnamige Tal an der Mündung zum Wildlahnertal, am Weg zu den Almen auf der orografisch rechten Seite des Wildlahnertals. Der Weg führt direkt zum Ausgangspunkt zurück, wobei man den Bach zweimal queren, oder auf der rechten Seite bleiben kann.

Talblick vom oberen Ramser

In beiden Fällen gibt es eine kurze Schiebestrecke und wer diese unter allen Umständen zu vermeiden versucht erlebt direkt am Bach je nach Schneelage eine kurze Heeresgrundausbildung durch das Unterholz.

Rückblick auf die Abfahrt durch die dichten Waldpassagen

Die Abfahrt von der Ramsgruape kann auch am Aufstiegsweg erfolgen, womit man sich das untere Ramstal erspart. Bei dieser Variante erfolgt ein kürzerer, flacherer Waldabschnitt als bei unserer Wahl.

unterhalb der dichten Waldabfahrt im unteren Teil des Ramstales

Eine weitere Variante stellt die Abfahrt von der Scharte zur Ochsnerhütte ab, wobei nach der Ochsnerhütte der Verlauf zum nächsten Wegpunkt, einem Almgebäude genau im Süden der Ochsnerhütte mit der Bezeichnung „Felixners Oberalmstadl“ (Flurbezeichnungen TIRIS) schwierig ist. Nach diesem Wendepunkt führt die Abfahrt genau westlich hinab ins Wildlahnertal. Eine direkte Abfahrt von der Ochsnerhütte erfordert wegen schroffiger Abbrüche Geländekenntnis.

im Wildlahnertal angekommen, Ausfahrt am Weg

Die Schitour auf die Schöberspitzen erforderte eine Gesamtzeit von 3:53 Stunden, incl.  einem kurzen kalten Aufenthalt am Gipfel von gut 20 min. Der gesamte Aufstieg beträgt 1.115 m und die Streckenlänge bis zum Gipfel knapp 4 km.

Mils, 26.12.2020

Schitour Hohe Warte (Hogerspitze), 2.687m – von Toldern

Hogerspitze wird die Hohe Warte in der einheimischen Bezeichnung genannt und die Schitour von Toldern ist – mit dem krönenden Abschluß der Gratbegehung – eine wahrlich phantastische, weil sie durch den nördlich ausgerichteten Aufstieg zumeist auch nach einer längeren Schönwetterperiode eine Abfahrt in großteils weichem Schnee bietet, abgesehen von der Gratstrecke und dem obersten kammnahen Hangteil.

Herwig auf der Hohen Warte

Im unmittelbaren Bereich der Hogerspitze gibt es zwei weitere Hohe Warten, und zwar eine für Schitouren unbegehbare, die Hohe Warte (2.943m) am Kamm zur Sagwandspitze im Valsertal und fast 180° gewendet die Hohe Warte (2.398m) im Navistal, eine beliebte, leichte Schitour von Navis aus.

Autor vor toller Kulisse

Der generell durchgehend steile Aufstieg stellt allerdings bei entsprechender LWS eine Gefahr dar, die nicht unterschätzt werden darf. Im Wald, auf der Steilstufe nach der Waldgrenze und im oberen kammnahen Hangteil werden Passagen von gut über 35° Hangneigung durchschritten, die beachtet werden müssen.

Parkplatz Toldern, 1.535m

Am Grat selber bestehen einige Passagen mit noch größerer Hangneigung, wenn diese auch zumeist vom Schidepot aus zu Fuß begangen werden. Bei Verhältnissen, die erwarten lassen, daß die Schneedecke in dieser Höhe sehr weit durchgefroren ist empfehlen sich Steigeisen für die letzten, von der Steilheit her, nicht zu unterschätzenden 230Hm zum Gipfel.
Die Gefahr durch Wechten ist an einigen Gratstücken nicht zu vernachlässigen und ihr gedankenlos zu folgen, auch wenn eine vorhandene Spur den Aufstieg  vorgeben mag.

Blick ins Wildlahnertal

All diese würzigen alpinen Zutaten krönen diese leicht mittellange Schitour zu einem Hochgenuss, wie auf den folgenden Bildern unserer Begehung erkannt werden kann.
Es mag auch möglich sein fast, oder ganz bis zum Gipfel mit Schi aufzusteigen und über die Südostflanke wieder zum Gratsattel abzufahren, bei den momentanen Verhältnissen (Gleitschneegefahr auf steilen Wiesenhängen) ist jedoch davon unzweifelhaft abzuraten. Der Gratkamm ist in jedem Fall sicherer.

Abzweigung zur Hohen Warte

Gegen 7:45 waren wir diesen tags die ersten am Parkplatz am Ende von Toldern Richtung Wildlahnertal auf 1.530m und das sollte glücklicherweise auch bis zum Gipfelkreuz so bleiben.

Aufstieg teils im Wald, teils auf Freiflächen

Die Tour folgt zunächst gut zwanzig Minuten bis auf 1.700m dem Almweg zur Geraerhütte, taleinwärts in Wildlahnertal. Eine minimale Abkürzung durch den Wald, vor den beiden Serpentinen des Wegs, kann genutzt werden.

Rückblick Aufstieg

Beim Wegweiser in der Linkskurve zieht die Route in den Wald hinein und wird gleich steiler.
Über schöne Waldpassagen gemischt mit ein paar durch Staudenwerk bewachsenen Freiflächen geht es teilweise steil hinan.

Aufstieg auf einer Freifläche

Unerwartet führt die Route nach einer knappen Stunde ab dem Parkplatz (etwa 1.850m) in eine flache Passage mit kurzem Steigrichtungswechsel von Südwest nach Nordwest, um gleich darauf wieder zur ursprünglichen Steigrichtung zurückzukehren – inmitten von alten Lärchen ein idealer Platz für eine Trinkpause.

Flachpassage

Bald nach dieser Passage ist der Waldrand zu einer großen freien Mulde erreicht. Rechterhand ziehen sehr steile Hänge auf den Rauhen Kopf (2.150m) und den Hohen Napf (2.247m) beliebte leichte Schitourenziele von Schmirn aus, hinauf.

Ende des Waldaufstiegs

Die folgende Freifläche wird mittig durchschritten, an einem großen Felsblock vorbei, und die links sichtbar werdende Rippe angesteuert.

freie Fläche unterhalb Hoher Napf

Der Aufstieg auf der Rippe ist lawinentechnisch ideal, die steilen Hänge zu vorgenannten Erhebungen werden dadurch sicher umgangen. In einigen Spitzkehren wird der breitere Rücken auf der Ripper erobert, der zur vollständigen Baumgrenze hinaufführt (etwa 2.150m) – auch die jungen Lärchen verschwinden vom Gelände mit der Höhe zusehends.

Spitzkehren auf der Rippe

Gegenüber im Wildlahnertal grüßen Riepenkopf, Schönlahnerspitze, die turmartig gebauten Schöberspitzen mit ihrer interessanten Geologie des Tauernfensters und der Kleine Kaserer, eine schwere, unvergesslich schöne Schitour vom Kaserer Winkel aus.

Riepenkopf, Schönlahnerspitze und Schöberspitzen

Die Rippe gleitet am Ende in eine Mulde aus und linkerhand zieht eine nächste leichte Rippe heran, die erstiegen wird. Am Ende dieser leitet das Gelände zur Ostflanke der Hohen Warte herab über und wird flacher – ebenfalls ein  idealer Platz für eine Trinkpause (etwa 2.200m). Dort ist der tiefste Punkt im Grat, der nächste Festpunkt der Schitour, erstmals erkennbar.

Rückblick auf die erste Rippe

In der Flanke wird über einige Serpentinen immer steiler werdend angestiegen und gleichzeitig nach rechts oben (südöstlich) gequert. Voraus besticht das beindruckende Panorama des Tuxer Hauptkamms, sozusagen die westlichen Zillertaler Alpen, nicht zu verwechseln mit den Tuxer Alpen, die im Norden angrenzen.

zweite Rippe

Gut 20min dauerte unser Aufstieg in der Flanke bis zur Gratscharte. Wie überall in diesen Tagen befand sich die Schneedecke im kammnahen Bereich in fest gepresstem Zustand, teilweise durch die Umwandlung sehr hart, sodaß an manch abgefahrener Spurstelle dir Kanten fest gesetzt werden mußten, um nicht zurück zu rutschen. Harscheisen waren jedoch nicht nötig, obwohl es sich im heurigen Winter bis jetzt empfiehlt sie mit dabei zu haben.

Beginn des oberen Teils des Aufstiegs

Die etwas abgeblasene breite Gratscharte wird an einer Engstelle durch felsigen Untergrund betreten. Steinkontakt gab es keinen, aber die Durchschlupfstelle ist schmal. Kurz vor der Grathöhe kann das Gipfelkreuz der Hohen Warte noch von der Ostseite erstmals eingesehen werden.

Herwig in der Ostflanke

Der Grat wird auf einer Höhe von etwa 2.450m betreten, der restliche Aufstieg beträgt 237Hm.
Wahrscheinlich nicht nur bei unserer Begehung sondern generell, wird man nach einer längeren Schönwetterphase auf der nun südwestseitig zu begehenden Flanke grundlegend andere Schneeverhältnisse vorfinden.

steilste Partie im Oberen Teil zur Scharte

Wir hatten es – auch aufgrund der tageszeitlichen und Bewölkungssituation mit einem oberflächlich sehr unangenehm rutschigen, vereisten Schmelzdeckel zu tun, der für die kurze Strecke bis zum logischen Schidepot vor dem ersten aufsteilenden Gratzacken fast Harscheisen erzwungen hätte, um sich nicht zu sehr plagen zu müssen.

Blick vom Kamm zum Olperer

Man sollte den Zeitbedarf von einer dreiviertel Stunde für die Strecke am Grat nicht unterschätzen. Der Gipfel sieht nahe aus, aber immerhin sind vom Schidepot bis zum Gipfel mehr als 200Hm zu bewältigen und am selbigen weilt man ja auch ein paar Minuten für Fotos, Trinkpause u. dgl.

Autor in der Scharte

Der erste Buckel war rasch überschritten. Tritte teilweise stufenartig angenehm zu begehen, teilweise bis zur Wiese durchgetreten und entsprechend rutschig am vereisten Untergrund am Vormittag. Auf ein paar kurzen Anstiegsteilen haben wir deshalb hangseitig eine zweite Stapfstrecke eröffnet und uns somit angenehmeres Steigen ermöglicht.

Grat zur Hohen Warte im Überblick

Alles in Allem bedeutete jedoch die gesamte Gratbegehung keine Schwierigkeit. Steigeisen wären nicht nötig gewesen, aber viel härter hätte es auch nicht sein dürfen, um in zweifelhafte Situationen zu kommen.

erste steile Graterhebung nach dem Schidepot

Wie bereits erwähnt gibt es auf der Gratstrecke einige kurze Passagen bei denen nicht mit Sicherheit eingesehen werden kann, ob man sich noch auf der Luvseite der Wechte, bzw. noch auf der Felsseite des Grates befindet und der Spur ist hier nicht bedingungslos Vertrauen zu schenken, da man ja nicht weiß wie gut die Geländekenntnis des Spurenden war.

Grat zur Hohen Warte

Betrachtet man die Felswand der Ostflanke beim Aufstieg so können kaum Stellen mit übergroßen Wechten erkannt werden, jedoch ist das keine zuverlässige Methode sich ein Bild zu verschaffen, Umsicht und Abstand sind sicherer. Wie erwähnt beschränkt sich die Gefahr aber nur auf wenige Meter des gesamten Grates, diese aber sind unter Umständen die entscheidenden.

letzter Teil Grat und Gipfelaufbau der Hohen Warte

Einige Meter unterhalb des Gipfels fanden wir vereiste Wiesenflecke vor, deren Umgehung wir am steilen Gipfelhang einige Meter weiter westlich wählten.
Gerade rechtzeitig vor einer westlich heranziehenden Schlechtwetterfront erreichten wir den kühnen Gipfel der Hohen Warte.

letzte Meter mit vereisten Stellen

Für den anstrengenden Aufstieg ab dem Schidepot wird man auf der Hohen Warte mit einem tollen Rundumblick belohnt. Alles dominierend fast genau im Osten der Olperer (man möchte es nicht glauben, Peilung 102°!), links davon Kleiner, Großer und Falscher Kaserer und genau dort wo man Süden nicht vermuten möchte befindet sich der Kraxentrager.

Autor auf der Hohen Warte, 2.687m

Im Westen die Stubaier Alpen mit dem Habicht (genau auf 270°) und links davon die Kühne Spitze des Pflerscher Tribulauns und weiter links genau vor der Hohen Warte der Verlauf des Valser Kammes mit der über die Jeneweinrinne phantastisch zu begehenden Gammerspitze.

Eintrübung aus Richtung Westen

Im Norden die noch unbedingt zu begehende Schafseitenspitze, sowie rechts davon die Scheibenspitze, eine kleine schöne Tour von Navis, ziemlich genau im Norden der Große Bettelwurf und im Nordosten die höchsten Gipfel in den angrenzenden Tuxer Alpen, der Lizumer Reckner und der Geier.

Innerschmirn mit tollen Tourenzielen, auch von Navis

Nach Genuss des Ausblicks räumten wir das Gipfelplateau, um am Schidepot eine Rast einzulegen. Die Sonne versprach sich zusehends hinter Wolken zu verstecken und der angekündigten Niederschlagsfront zu weichen, was unsere Entscheidung zum Rückzug erleichterte.

Gipfelhang Hohe Warte von oben

Am Abstieg begegneten wir etwa zehn weiteren Tourengehern und während der Abfahrt nochmals fünfen, was einer nicht hohen Dichte für diese schöne Tour entspricht, was aber auch der Selektivität der Tour entspricht.

oberer Gratteil zur Hohen Warte

Die Abfahrt am kurzen verbleibenden Gratrücken nach der Rast zeichnete sich durch einen immer noch harten Schmelzdeckel aus, der kein sonderliches Fahrgefühl erweckte. Also die Schi weit mit hinaufzunehmen, wie es einige der Nachkommenden praktizierten, hielten wir – zumindest bei den herrschenden Bedingungen – für nicht erstrebenswert.

Gammerspitze im Valserkamm gegenüber

Auf der Nordostflanke der Hohen Warte tauchten wir nach den gepressten Kammlagen anschließend in weichen Pulverschnee ein.

Abfahrt in die Pulverhänge

Die Wahl der Abfahrt fiel zugunsten der Aufstiegsroute aus. Eine vielleicht noch schönere Variante mit kaum Waldstrecken wäre die direkte Abfahrt ins Wildlahnertal gewesen, die wir für eine nächste Begehung ins Auge fassten.

tolle Verhältnisse in den weiten Mulden

Mit entsprechend herrlichen Fahrgefühl konnten wir ebenfalls noch wenig verspurte Hänge über die Aufstiegsroute hinab genossen werden.

und in den steileren Passagen

Während der gesamten Abfahrt kam es nicht zu Steinkontakt, der Pulverschnee hat sich unten im Bereich des Weges mehr gesetzt, also etwas schwerer zu drehen, aber kein Harschdeckel war vorhanden.

Waldabfahrt

Die Gesamtzeit für die Tour incl. aller Pausen und Abfahrt betrug 4:17 Stunden, die Aufstiegshöhe 1.157m. Die Strecke ist durch die Steilheit mit etwa 4,5km relativ kurz.

Mils, 03.01.2020