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Schitour Hoher Napf, 2.245 m

Der Hohe Napf steht im Schatten des 442 m höheren Hogers, wie die Schmirner die Hohe Warte nennen, und seine Besteigung erfolgt im Hochwinter im unteren Teil fast ausschließlich ohne Sonnenbeleuchtung. Erst ab den freien Hängen unterhalb des Rauhen Kopfs darf man sich ab der Mittagszeit einigermaßen des ersehnten Lichtes erfreuen. Andererseits herrschen dafür am Nordhang zumeist gute Schneeverhältnisse. Der hier beschriebene Aufstieg auf den Hohen Napf dient auch als leichte Tour bei zweifelhaften Verhältnissen.

Gipfelgrat auf den Hohen Napf im Rückblick

Am Parkplatz südlich der Brücke zur Holzebensiedlung beginnt der Aufstieg parallel zur Gemeindestraße und am Waldrand bei den ersten Häusern wird mit einer Kehre der Waldweg in Richtung der Kapelle zur sogenannten Kalten Herberge eingeschlagen. Diese bleibt zunächst rechts liegen und dem Aufstieg entlang der Forststraße wird weiter gefolgt.

Start am Parkplatz nach der Brücke in Toldern

Nach ein paar Kehren am Weg steigt endet dieser, die Hangneigung steigt drastisch und unter ein paar Spitzkehren wird eine Kuppe erreicht. Auf dieser erkennt man schon durch die Bäume die lange schräge Schneise durch den Wald, die mit teils steileren Passagen bis auf den unteren Saum des Waldes gefolgt wird. Es handelt sich dabei um eine Forstfläche und teilweise schlängelt sich die Spur zwischen gefällten Bäumen und Baumstümpfen hindurch.

weitere Route durch die Forstfläche schräg aufwärts

Am oberen Ende flacht der Hang einigermaßen ab und geht in eine alte Almweidefläche über. Diese durchquert die Spur zu ihrem oberen Ende.

Stefan am oberen Saum des Waldes

Am Weg dorthin passiert man eine schön geformte Baumruine in deren Form ein vermeintliches Auge unterhalb des Wiedehopfs sowie ein Mund unterhalb des Schnabels sichtbar werden können, vorausgesetzt Muse beherrscht den Aufstieg entlang des heimeligen Lärchenwaldes, anstelle reiner Trainingsgedanken einen Gipfel zu erreichen.

freie Almfläche mit schönem alten Baumbestand

Oben, am Ende der Almfläche, befindet sich ein schmales Gatter, durch das die Alm in einen kurzes Stück lichten Lärchenwaldes verlassen wird. Weiter führt die Spur leicht schräg links einer nächsten freien Fläche entgegen.

Blick vom oberen Ende der Almfläche zurück; das Gatter bereits passiert

Auf der freien Fläche beschreibt die Route mit einigen Richtungswechseln und Kehren einen langgezogenen Rechtsbogen, um nördlich unter dem Rauhen Kopf dessen steilen Gipfelaufbau zu queren. Bereits vor der Querung wird das Gipfelkreuz sichtbar.

bereits der Gipfelaufbau des Rauhen Kopfs in Sicht

Die Querung von der Nordseite zur Westseite auf den Rauhen Kopf stellt die bis jetzt einzige steile Passage dar, in der die Hangneigung 35° übersteigt und, je nach Verhältnissen, die Spur entsprechend flach angelegt werden soll, sofern die eher seltene Situation vorherrscht, daß noch keine angelegt wurde. Wer den Rauhen Kopf auslassen will quert am Westhang etwa horizontal nach Süden zum Hohen Napf weiter.

in der Querung nach Westen unterhalb des Rauhen Kopfs

Der Aufstieg von einer kleinen Einschartung vor der felsigen Gipfelkuppe des Rauhen Kopfs wird am besten zu Fuß in Angriff genommen. Das Gipfelkreuz befindet sich dem Gipfel etwas westlich vorgelagert. Wer sich für den Rauhen Kopf vor dem Hohen Napf entscheidet, muß mit etwa 30 m Abstieg in die Einsattelung zwischen beiden Köpfen rechnen, die dem Rauhen Kopf gerade noch Gipfelstatus ermöglichen.

bäriger Blick vom Gipfelhang zum Rauhen Kopf auf das Schmirntal mit den Stubaiern im Hintergrund

Dieser Abstieg bringt die Frage den Abfellens mit sich, – wir haben ihn ein wenig manövrierbehindert unter Fellen in Kauf genommen, was vielleicht nicht jedermanns Sache ist und je nach Schneelage vor Ort entschieden werden muß.

Hoher Napf vom Rauhen Kopf aus betrachtet

Aus dem Sattel zwischen beiden kann der Hang auf der Ostseite der Mulde unterhalb des Hohen Napfs gequert werden, um auf der südlichen Begrenzung unter einigen Spitzkehren steil auf den schmal werdenden Grat zu gelangen, der direkt zum grasigen Gipfelchen führt, das durch keine Markierung gekennzeichnet ist. Die direkte Begehung des Grates aus dem Sattel scheitert an Schrofen, der Umweg auf die Südbegrenzung ist nicht vermeidbar.

Aufstieg zum Hohen Napf im Rückblick; die Schafseitenspitze oberhalb Stefan zu sehen

Unmittelbar vor dem schmalen Gipfelgrat, der zu beiden Seiten steil abfällt, gibt es die Möglichkeit auf die Westseite des Gipfelgrates auszuweichen, wenn man den Gipfel nicht besteigen will. Dort gibt es eine kleine Flachstelle, an der Abfellen und Vorbereitung zur Abfahrt wesentlich bequemer als auf dem kaum zwei Meter breiten Grat durchzuführen ist. Dieses Plätzchen sucht man im Allgemeinen auch lieber auf, wenn man das Gipfelchen bereits kennt.

am Gipfelgrat zum Hohen Napf

Es ist auch möglich ohne Schi den kurzen Gipfelgrat zu besteigen und vielleicht sogar sinnvoller, um Abfellen unter der Gefahr des Verlustes eines Schis am Gipfelchen zu vermeiden. Meist ist dieser abgeblasen und bietet wenig Möglichkeit die Schi gesichert in den Schnee zu stecken.

Rastplatz östlich unterhalb des Hohen Napfs

Vom Hohen Napf besteht ein bestechender Blick auf den höchsten Gipfel des Tuxer Hauptkamms, dem Olperer und rechts daneben auf den Fußstein.

Tiefblick auf Toldern mit dem Talschluß und den hohen Tuxer Gipfeln im Hintergrund

Links der beiden befinden sich die Frauenwand (mit den deutlich sichtbaren dunklen Steifen von Hochstegenkalkmarmor) im Hintergrund, den Marmoren der auffälligen Schöberspitzen im Vordergrund und der mächtige Kleine Kaserer, die bestechende Schitouren bieten.

äußerst links im Bild die Frauenwand, noch im linken Bilddrittel die Schöberspitzen, Kleiner Kaserer links der Bildmitte, dann Großer und falscher Kaserer vor den gewaltigen Gipfeln des Olperers und Fußsteins

Rechts neben dem Fußstein blickt noch gerade der Schrammacher durch, bevor der Kamm nach Norden in der Hoferspitze, der Hohen Warte gipfelt, ein bäriges Schitourenziel von Toldern. Rechts von ihr bietet der Kamm zwischen Schmirn und Valsertal weitere schöne Schitourenziele mit der Gammerspitze und der Riepenspitze, die über die Ultenspitze führt.

links der Schrammacher, dann gerade noch die Sagwandspitze zu sehen, rechts Hohe Warte im Vordergrund

Im Talende des Schmirntales erblickt man die schönen Tourenziele der zentralen Tuxer Gipfel, beispielsweise den Geier und das Naviser Kreuzjöchl und am Trennkamm zum Navis seien die Schafseitenspitze und die Scheibenspitze genannt.

Abfahrt in den Kessel bei der Zirmahütte

Unsere Abfahrt begann auf dem etwa 35 m tieferen Platzl, das auch dem Wind einen gewissen Schutz bietet und sich bei unserer Begehung allgemeiner Benutzung erfreute. Kaum jemand unternahm den Aufstieg auf das Gipfelchen.

Abfahrt neben dem Bachlauf im unteren Teil

Wir wählten die Abfahrt in den Kessel in Richtung Zirmahütte, um von dort linksseitig vom Bach durch steile Waldpassagen auf den Weg zu kommen, der zurück zur Kapelle zur Kalten Herberg führt. Genauso wäre es möglich gewesen entlang der Aufstiegsspur abzufahren. Der steile Hang westlich unter dem Rauhen Kopf in den Kessel der Alm versprach eine tolle Abfahrt durch lichten Lärchenbestand. Im Zweifel der Lawinenverhältnisse können dort auch flachere Hangpartien zur Abfahrt gewählt werden.

Auslaufen der Abfahrt auf den Weg

Unterhalb des Almweges muß über einen Zaun geklettert werden bevor sich der Kessel verengt und eine schmale Schneise links neben dem Bach kräftezehrende Schwünge über das steile Gelände erfordert. Weiter unten, in der Nähe des Weges, wechselt die Abfahrt auf die rechte Seite des Bachs.

Rückblick auf die Abfahrt vom Weg

Kurz darauf erreicht man am Weg die Wallfahrtskapelle Mariahilf in der Kalten Herberge. Die wissenswerte Geschichte über die Entstehung der Kapelle geht auf eine Legende zurück, die in den Bergsteigerdörfern nachzulesen ist und in der eine Kopie des berühmten Gnadenbildes Mariahilf, das Lucas Cranach d. Ä. nach 1537 geschaffen hat, aufbewahrt wird. Die Kapelle stellt ein denkmalgeschütztes Objekt im Schmirn dar und ein wunderschönes Bild der Kapelle aus der Vergangenheit findet sich bei Josef Auer, offensichtlich mit einem dritten, deutlich abgesetztem Gebäudeabschnitt, den es heute nicht mehr gibt, vergleicht man die Bilder in den Links.

Wallfahrtskapelle Mariahilf zur Kalten Herberge

Mit der Kapelle als Besonderheit auf der Tour endet diese gleich danach auch schon wieder. Wir haben an Aufstieg 855 m gemessen und benötigten dafür incl. einer kurzen Pause am Gipfel 3:14 Stunden.

Mils, 29.01.2022

Schitour Schöberspitzen, 2.602 m

Die beiden Spitzen werden in der Literatur im Verein genannt, wobei alpinistisch die nordwestliche, mit 2.580 m niedrigere Spitze erstiegen wird, so auch im Winter als Schitour.
Im beginnenden Wildlahnertal von Toldern im Innerschmirn aus steigt man über mittelsteile Wiesen und einem kurzen Waldstück in ein weites unbewachsenes Hochtal ein, das in einem Sattel endet, über den der Sommeraufstieg zum Ramsgrubner See führt. Beim Winteraufstieg wird ein gutes Stück vorher abgezweigt und der See rechts umgangen. Das schönste Stück ist der Nordosthang zur Scharte und der kurze steile Gipfelaufbau.

Gipfelkreuz Schöberspitzen

Ausgangspunkt der ansprechenden Schitour bildet der Parkplatz am Beginn des Wildlahnertals auf 1.530 m. Am linken Hang führt ein Almenweg zu den Almhütten, der bald verlassen wird.

tolle Lichtspiele über dem Wildlahnertal

Bald taucht man in eine auffällige, seichte Senke ein, die ihren Ursprung weit oben hat und aufgrund des fehlenden Bewuchses somit als ein Lawinenstrich erkannt wird. Als Zeichen für die Richtigkeit dieses ersten Gedankens beim Blick nach oben sind weder Almhütten, noch signifikanter Baumbestand zu finden.

unterer Teil des Lawinenstrichs vom Riepenkopf

Über diese Senke wird mit ein paar Serpentinen das kurze Waldstück mit dem tief eingeschnittenen Sommerweg erreicht.

Querung Richtung Wald

Im unteren Teil im Wald ist der Sommerweg so tief eingeschnitten und teilweise mit Windbruch verlegt, daß sein talseitiger Begrenzungswall den leichtesten Aufstieg bildet und sich auf dem Buckel einige kurze Richtungswechsel ergeben, die in der Begehung unangenehm sein können, aber kurz ausfallen.

Beginn kurzes Waldstück

Das sich bald lichtende Waldstück leitet über auf eine steilen Hang, der von wenigen Lärchen gesäumt wird und auf dem die Baumgrenze rasch erreicht wird.

Waldstück oberer Teil

Auf Höhe einer vereinzelten hohen Lärche am Weg, etwa auf 2.030 m, vor Querung einer leichten Rippe in die sogenannte Ramsgruape, tritt die nordwestliche Schöberspitze, jene die das Gipfelkreuz trägt, erstmals in voller Größe ins Blickfeld.

Stefan nach dem Wald, im Hintergrund Hoher Kopf und Napf

Gleichzeitig wird nach der Rippe der Blick bis in die hinterste ansteigende Ramsgruape frei an der sich die Einsattelung zwischen der nördlichen Schönlahnerspitze und den Schöberspitzen befindet, hinter der das Tal des Kaserer Winkel abfällt. Auf diese Einsattelung führt der Sommerweg, die Schitour zweigt vorher ab.

der Blick auf das Gipfelziel freigegeben

Einige Minuten wird in der Ramsgruape aufgestiegen, bis sie recht flach wird und nach weiteren zehn Minuten an einen Hang zur Rechten heranführt. Der Hang stellt den Abzweigepunkt vom Sommerweg dar, er wird in Serpentinen aufgestiegen.

Aufstieg in die Ramsgruape hinein

An dieser Stelle überholten uns zwei Kollegen, die die Tour gut kannten und Franz die Spur ab dem Hang zog.

im flachen Teil der Ramsgruape

Der frische Tiefschnee fiel tags zuvor unter signifikantem Windeinfluß, weshalb wir in Abständen hinter Franz aufstiegen. Die Route kann in diesem Gelände günstig gelegt werden, sodaß keine Neigungen mit 35°, oder steiler, begangen werden müssen.

nach dem Abzweig vom Sommerweg auf den Hang zum Ramsgrubner See

Den Windeinfluß vom Vortag spürten wir an den Neigungswechseln durch dünenartige Wechten im Lee mit windgepressten schneearmen Luvseiten sehr eindrucksvoll.

Sattel zwischen Schönlahnerspitze und Ramsgrubner See

Zum Ramsgrubner See hinauf verflacht das Gelände wieder und die Kuppe erwies sich sehr windgepresst bis zum nahen See auf 2.360 m hin, der in etwa in 100 m Entfernung linker Hand liegt und der durch den Richtungswechsel zum Aufstieg auf den Gipfelhang hin liegen gelassen wird.

Aufstieg im unteren Teil des Nordhangs zum Gipfel

Der Gipfelhang führt über mäßig steiles bis steiles Gelände auf die Scharte zwischen die Schöberspitzen.

der Gipfelaufbau bereits sichtbar, Franz spurt

Die Routenwahl kann unter größtmöglicher Vermeidung von steilem Gelände erfolgen, wobei etwa mittig im Nordhang eine kurze Stufe um 35° nicht vermieden werden kann, Franz sie aber ausgeklügelt spurte.

die Gruppen mit Abstand nachfolgend

Ein bis zu den Berggräsern abgeblasener Schartenbereich in Verbindung mit einem schneidig kalten Wind erwartete uns nach dem schattigen Nordaufstieg.

Gipfelhang oberer Teil

Der Franz spurte unbeeindruckt die steile Südflanke der Gipfelrippe auf den breiten Rücken der Schöberspitze.

Aufstieg im Rückblick

Die Spur legte er in guter Kenntnis entlang des unsichtbaren Sommerwegs leicht steigend auf den Rücken an, auf dem man, mit wenigen Spitzkehren sowie die letzten Meter in direkter Linie, in ein paar Minuten den Gipfel erreicht.

Querung Südflanke der nordwestlichen Schöberspitze

Die Schöberspitzen stehen zwar im Schatten des um knapp 500 Hm mächtigeren Kleiner Kaserer in der Gratkette zum Olperer hin die dominante Position einnimmt, der Rundblick beeindruckt trotzdem.

Anstieg auf dem Gipfelrücken

Mit der geringen Entfernung von knapp 2 km verdeckt er den Ausblick von den Schöberspitzen gegen Südosten, der mit 3,7 km in fast doppelter Entfernung liegende, südlichere und knapp 900m höhere Olperer ist mit seiner charakteristischen bauchigen Eiswand der Nordflanke in voller Pracht zu bestaunen.

links der Olperer, Fußstein, Schrammacher und rechts die Sagwandspitze

Weit reicht die Sicht gegen den Norden der Zillertaler Alpen und die folgenden Entfernungsangaben beziehen sich auf die Lage des nordwestlichen Gipfels mit dem Gipfelkreuz, nicht aber auf die Gipfelmarkierung der südöstlichen der Schöberspitzen im Kartenwerk!

Hohe Warte (Hoger) auf der Talgegenseite

Der Gipfelspitz der Hohe Warte (einheimisch: Hoger), mit 2,9 km Entfernung im Südwesten und mit den Stubaier Alpen im Hintergrund gelegen, bietet eine eindrucksvolle Landmarke.

Blick in die Tuxer: Hornspitze mit Nebelkrause und links der Lizumer Reckner

Eher  im ganz Norden als bedeutend östlich liegt der markante Grenzberg zwischen Tuxer und Zillertaler Alpen, die Hornspitze, in 3,2 km Entfernung und links davon, mit einer Distanz von knapp 7,7 km zu den Schöberspitzen erhebt sich deutlich der Lizumer Reckner, der höchste der Tuxer.

Talblick auf den Aufstieg in der Ramsgruapn

Die Abfahrt von den Schöberspitzen erfolgt direkt vom Gipfel, oder falls die Strecke an der Südflanke des Gipfelhangs rechts der Scharte ausgeapert ist, vom Schidepot in der Scharte entlang des Aufstiegs über den Nordhang hinab, bei unserer Begehung durch extrem tiefen Pulverschnee, großteils als eingewehter Triebschnee.

staubige Abfahrt durch über den Nordhang

Nach der Flachstelle westlich vom Ramsgrubner See entlang dem Aufstieg gibt es zwei Möglichkeiten:

Abfahrt in die Ramsgruape bei besten Verhältnissen

Kenner wie der Franz und sein Tourenkamerad nahmen die direkte Linie durch eine sich verbreiternde Mulde, Ramstal genannt, die auch im unteren Waldbereich die Normalabfahrt darstellt.

Ramstal nach oben geblickt

Andere bevorzugen die Beibehaltung der Aufstiegsroute zur Abfahrt in die Ramsgruape, die durch eine mächtige Rippe vom Ramstal getrennt im Norden davon liegt.

die Ramsgruape in ihrer vollen Pracht

Letztere Abfahrt ist die flachere und sonnigere und mündet beim Erreichen der Baumgrenze wieder in das untere Ramstal ein, bevor der Ramsbacheinschnitt diese Seite wenig erstrebenswert befahrbar werden läßt.

Herwig im unteren Teil der Ramsgruape

Über die Aufstiegsroute fanden wir beste Verhältnisse in Pulverschnee und wenig verspurtes Gelände vor, das die große Gruppe, die bereits früher den Gipfel verließ, vorzeichnete. Dieser Teil der Abfahrt ist speziell im Frühwinter der sonnigste. Die schönsten Hänge sind wohl auch dort zu finden.

hinab und links ins Ramstal

Über diese Hänge und an der flachen Stelle in der Ramsgruape konnten wir nicht widerstehen die Verhältnisse in der bärigen Landschaft filmisch festzuhalten.

Allmählich, während der Abfahrt verdichtet sich beim Queren in das untere Ramstal der Lärchenwald zum richtigen Waldgürtel mit Fichten und Tannen, durch die sich eine schmale Schneise mit Staudenbewuchs ausbildet.

weiter links haltend im unteren Ramstal

Bei unserer Befahrung im Tiefschnee erwies sich das Umrunden der Staudenbüschel als leicht fahrbar, bei Altschnee- oder Bruchharschverhältnissen dürfte sich die steile Passage eher anstrengend erweisen.

von oben links kommt man aus der Ramsgruape

Anschließend folgt eine kurze freie Fläche, oberer Ramser genannt, die sich etwa 100 Hm dahinzieht und sich abermals zu einem dichteren Bewuchs mit nun dichtem jungem Baumbestand und Staudenwerk verjüngt.

schmale steile Passage durch Staudenwerk

In diesem Hinderniswald gibt es nur schmale Durchschlupfe, die im steilen Teil die Abfahrt zur schweißtreibenden Angelegenheit mit rascher Reaktionsnotwendigkeit werden läßt. Eine lustige abschließende Prüfung des Tourenfreunds.

am oberen Ramser

Direkt neben dem Ramsbach endet die Abfahrt durch das gleichnamige Tal an der Mündung zum Wildlahnertal, am Weg zu den Almen auf der orografisch rechten Seite des Wildlahnertals. Der Weg führt direkt zum Ausgangspunkt zurück, wobei man den Bach zweimal queren, oder auf der rechten Seite bleiben kann.

Talblick vom oberen Ramser

In beiden Fällen gibt es eine kurze Schiebestrecke und wer diese unter allen Umständen zu vermeiden versucht erlebt direkt am Bach je nach Schneelage eine kurze Heeresgrundausbildung durch das Unterholz.

Rückblick auf die Abfahrt durch die dichten Waldpassagen

Die Abfahrt von der Ramsgruape kann auch am Aufstiegsweg erfolgen, womit man sich das untere Ramstal erspart. Bei dieser Variante erfolgt ein kürzerer, flacherer Waldabschnitt als bei unserer Wahl.

unterhalb der dichten Waldabfahrt im unteren Teil des Ramstales

Eine weitere Variante stellt die Abfahrt von der Scharte zur Ochsnerhütte ab, wobei nach der Ochsnerhütte der Verlauf zum nächsten Wegpunkt, einem Almgebäude genau im Süden der Ochsnerhütte mit der Bezeichnung „Felixners Oberalmstadl“ (Flurbezeichnungen TIRIS) schwierig ist. Nach diesem Wendepunkt führt die Abfahrt genau westlich hinab ins Wildlahnertal. Eine direkte Abfahrt von der Ochsnerhütte erfordert wegen schroffiger Abbrüche Geländekenntnis.

im Wildlahnertal angekommen, Ausfahrt am Weg

Die Schitour auf die Schöberspitzen erforderte eine Gesamtzeit von 3:53 Stunden, incl.  einem kurzen kalten Aufenthalt am Gipfel von gut 20 min. Der gesamte Aufstieg beträgt 1.115 m und die Streckenlänge bis zum Gipfel knapp 4 km.

Mils, 26.12.2020

Schöberspitzen, 2.602m

Aus dem Wildlahnertal, das seinem Namen nicht nur im Winter gerecht wird führt ein netter, leichter und lehrreicher Steig auf die Schöberspitzen inmitten der frühjährlichen Blumenpracht  in den Tuxer Alpen. Die Anreise bis zum Ausgangspunkt, dem kostenlosen Parkplatz im Wildlahnertal, befahren über das malerische Schmirntal, ist ein Erlebnis in sich und man kommt nicht umhin das selbige nicht nur wegen der fesselnden Schönheit der Landschaft, sondern auch wegen der Anrainer respektvoll zu befahren.

Schöberspitzen, 2.602m (2.580m)

Eile ist auf der nachfolgend beschriebenen Tour ohnehin nicht geboten, denn sie kann in Portionen konsumiert und jederzeit verkürzt werden. Beispielsweise müssten die Schöberspitzen nicht unbedingt bestiegen werden, der Anstieg könnte beim Ramsgrubensee enden und es könnte auf gleichem Wege abgestiegen werden. Oder die Tour könnte nach dem Jöchl zum Gipfel über das dort oben schon sehr weite Wildlahnertal auf die andere Talseite zum Steinernen Lamm erweitert werden.

ein kurzes Stück über den Schotterweg

Die ursprünglich angedachte Rundtour über das Steinerne Lamm ließ er großherzig mit wenig Leistungswillen an diesem so mittelmäßigen Bergtag bleiben – die Schneefelder im Übergang des oberen Wildlahnertales waren noch zu dominierend und mit Hilfe des unterdurchschnittlichen Wetters triumphierte in des Verfassers Stimmung sehr selten anzutreffende Gelassenheit. Man erzählt sich sogar, die kleine Runde mit dem Abstieg über die Ochsneralm und weiter zum Wasserfall hätte ihm irgendwie gut getan, man möge dies aber für sich behalten.

in Almwiesengelände weiter auf den Wald zu

Ohne die Sorge schon wieder kaum Münzen mit dabei zu haben, verlassen von aller Technik gestrandet zu sein und somit Strafe zu riskieren, wird das Fahrzeug am Ende der Schotterstraße entlang der letzten Häuser in Toldern endlich abgestellt wo nach dem Aussteigen der Wildlahnerbach  das Wort übernimmt.

Rückblick über den ersten Teil

Leicht ist der Anstieg über die Schotterstraße zu finden, gleich geht es eine Spitzkehre nach rechts, vorbei an einer Heuhütte und einige wenige Minuten leicht bergauf bis zur Abzweigung links, über eine freie Almfläche direkt am Hang hinauf.

im Lärchenwald weiter

Nach knapp 20min des Aufstieges über farbenreiche Almwiesen taucht der Steig ein in immer dichter werdende Almrosenflächen, deren Reiz sie abzulichten überwältigend ist, obwohl – als Vorgriff der Erlebnisse hier bereits erwähnt – diese Flächen nur die Vorboten von weit mächtigeren rotgetünchten Hängen im hinteren Wildlahnertal darstellen.

Jungendgruppe im obersten Almzipfel

Auf die aussichtsreichen offenen Flächen folgt dann ein gutes Stück im sehr naturbelassenen Wald, dessen Boden durch den hohen Anteil an Lärchen recht viel Grün hervorbringt.
Eine plötzlich auftauchende Wiesenfläche taugte zur einprägsamen Begegnung nachdem allerlei unterschiedlich altes Galtvieh den überraschenden Besuch des Verfassers in Ihrem Wohnzimmer als interessante Abwechslung im Almaltag empfand.

Steig zum Sattel nach dem Almgelände – das Ziel bereits sichtbar

Wie eine ländliche Fußballmannschaft aus Kindern und Jugendlichen – auch an der Zahl gleich, weit abgeschieden von Zivilisation und Hetze, machten sich die Kälber auf und versuchten scheu aber neugierig die Nähe des Fremden. Ein kurzes Innehalten und Orientieren des Eindringlings ließ die Tiere gleiches tun und sie verharrten auch während meiner vorsichtigen Passage, ja zogen sich sogar leicht zurück, wenn der Abstand kleiner als eine Körperlänge wurde.
Oberhalb dieser kleinen Almfläche endet der Wald und dort befindet sich auch gleich der Ausstieg über den Zaun auf die hochalpinen Bergflanken, die vom knorrigen Bewuchs her nicht mehr für Rindvieh geeignet ist. In der Kälbergruppe kehrte nach dem Verschwinden des Besuchers wieder Lässigkeit ein, im Rückblick vom Ausstieg oben lagen die ersten schon wieder zum Wiederkauen.

Alpen-Kuhschelle

Der Steig setzt in der Folge wesentlich alpiner fort, die letzten Lärchen sind bald passiert und ab dort folgen nur mehr bodennahe Strauchgewächse. Vor der weiten Freifläche befindet sich noch eine kleine Quelle, die ich genutzt habe und der Hochpunkt der Besteigung, die Schöberspitzen sind bereits gut sichtbar. Es handelt sich von dort augenscheinlich um eine Spitze, die andere liegt südöstlich davon und ist von unten nicht als freistehende Spitze erkennbar. Auf der westlichen Spitze ist das Gipfelkreuz errichtet und dieses liegt auch 20Hm niedriger als die offizielle Höhenangabe der Schöberspitzen mit 2.602m.

Wer sich für die Benennung der Gipfel interessiert: Die doch recht ungewöhnliche  Namensgebung dürfte der Aussage in der Broschüre der Bergsteigerdörfer des ÖAV nach entstanden sein, weil die beiden Spitzen „sich wie zwei große Heuschober erheben“ und der alternativ in der Literatur anzutreffende Name ist oft auch doppelt singulär erwähnt – Schoberspitze. 

gelb punktierter Enzian

Prachtvolle Blumenblüten begleiten am Steig durch die Südflanke der Schönlahnerspitze zum Sattel hinauf. Alpen-Kuhschellen und später der sonst selten zu sehende gelbpunktierte Enzian säumen den Weg zuhauf und sorgen für immer neuen Blickfang.

Zu früheren Zeiten dürfte intensive Schafwirtschaft in diesem Hochtal betrieben worden sein, davon zeugen zwei längst verfallene Schaferhütten, deren hangseitigen Grundmauern noch erhalten sind und deren Dachbalken im ehemaligen Inneren der Hütte dahinrotten.

Zeugen blühender Alm-Vergangenheit

Gegen den Sattel hin kann das Ziel, die Schöberspitzen (jene mit dem Gipfelkreuz) wieder erkannt werden, nachdem sie mitten im Tal durch einen Hang verdeckt war.

dem Sattel zwischen Schönlahner- und Schöberspitze entgegen

Rechterhand geht es die rund 80Hm südlich zum Ramsgrubnersee hinauf. Gegen Ende Mitte Juni fanden sich oben am Plateau zum See hin noch Restschneefelder. Der See beeindruckt mit unerwarteter Größe. Eigentlich sind es zwei Seen, der kleinere liegt westlich, durch eine schmale Geländebrücke vom großen getrennt. Klares Wasser läßt trotzdem die Tiefe nicht eindeutig erkennen, schon gar nicht bei Wind mit gekräuselter Wasseroberfläche. Auch vom Gipfel der Schöberspitzen aus vermochte ich den Grund des Sees nicht auszumachen.

die Schöberspitzen vom Sattel aus gesehen

der große See wurde im Halbkreis umwandert und am gegenüberliegenden Punkt bergauf zur Scharte zwischen den Schöberspitzen verlassen. Mehrmals im Aufstieg ist man geneigt sich zu diesem schönen Blickfang umzudrehen.

Ramsgrubnersee

Gleich fällt am Gipfelanstieg nach dem Ramsgrubnersee auf, daß das Gestein total anders geartet ist als vorher während des bisherigen Aufstieges. Dies liegt daran, daß die Schöberspitzen als Falte von karbonatischen Triasgesteinen in dem umgebenden, jurassisch gebildeten Gestein eingebettet sind. Die Felsbrocken sind dünnschichtig und die Schichtstärke von erstaunlicher Gleichförmigkeit. Solcherart Gestein findet sich auch am Wolfendorn, ebenfalls, wie die Schöberspitzen, in der geologischen Zone des „Tauern Fensters“.

Anstieg vom See zu den Schöberspitzen

Über Schneefelder hinweg durch den schuttigen Hang über mittelgroß zertrümmerte Gesteinsbrocken erreicht man den kleinen Sattel zwischen den beiden Schöberspitzen.
Der interessante Gipfel mit dem Gipfelkreuz ist der rechte (westliche) und er wird unten über ein breites Band westwärts und am Ende in einer Spitzkehre ostwärts über den langen Rücken erstiegen. Sehr eindrucksvoll dabei zeigen sich die deutlich sichtbaren Faltungen in der Schichtung des über die Zeiten arg beanspruchten Gesteins.

Gestein am Anstieg zur Schöberspitzen

Am Gipfel besticht die Aussicht in alle Richtungen. Die Entfernung zum mächtigen Riesen des Olperers beträgt gerade einmal knapp 4km. Leider an diesem Tag nicht in voller Größe sichtbar, da das launische Wetter die Nebelspiele bis zu meiner Abreise nicht beenden mochte.

Jöchl zwischen den Schöberspitzen

Knapp davor und etwas mehr östlich der Große und der Falsche Kaserer und im Westen des Wildlahnertals Fußstein, Schrammacher und die Sagwandspitze.

Richtung Großer Kaserer und Olperer geblickt

Im Norden freier Blick zu den in knapp 8km entfernten Gipfeln des Lizumer Reckner und Geier, geographisch staunend betrachtet in etwa in der Hälfte der Luftlinie zum Wohnort des Verfassers, der über die Straßen eine weitaus längere Anreise hatte.

Fußstein, Schrammacher und Sagwandspitze

Durch das sich verschlechternde Wetter von Nordwesten fiel die Gipfelrast nur kurz aus und wegen des kalten Windes fand die Jause unterhalb des Joches statt, wo auch nochmals der Übergang zum Steineren Lamm mittels dem Glas erkundet wurde.

Blick gen Norden zum Lizumer Reckner und Geier

Die vielen und recht durchgehenden Schneefelder ließen mein Interesse an dem weiten Talkessel bis zum Steineren Lamm schwinden. Mit Bergschuhen im festen Firn Hangquerungen zu vollführen ist nicht so lustig, auch wenn die Neigung derselben dort nicht besonders groß ist.

Ramsgrubnersee vom Gipfel der Schöberspitzen aus

Stattdessen interessierte mich der Abstieg zur Ochsnerhütte. Mir ist diese im Winter noch nie aufgefallen, daher sollte sie erkundet werden. Der Abstieg ist auf einem großen Felsbrocken dem zeichenkundigen Alpenfreund genau genug markiert und die Markierungen in der felsarmen Almwiese  bestehen aus Holzpflöcken, deren Anzahl ausreicht, um den Abstieg richtig zu begehen.

Tiefblick auf den Aufstieg

Links und rechts protestierten schon von weitem die Schafgruppen und ließen mich nicht näher als ca. 50m an sich heran, bevor sie sich gemeinsam in der Herde eilig und schimpfend entfernten.

Wegmarkierungen (in unserem Fall über 72 gekommen um nach Wildlahner abzusteigen, 527 führt zum Steinernen Lamm)

Ein Abstieg über weite Bergwiesen mit einer schönen Kulisse am Gegenhang – da bereute ich die Verkürzung der Runde gar nicht und konnte, weiter unten, das Steinerne Lamm in seiner es bezeichnenden Perspektive sehen. Das Zoom mit der Handykamera ist meist ein echter Kompromiss zwischen Nähe und Schärfe, zeigt es aber dennoch recht treffend.

Abstieg zum Wildlahnertal über die Ochsnerhütte

Die nette Ochsnerhütte, auf einem kleinen Plateau in einer flachen Stufe des Hanges zum Wildlahnerbach hinab errichtet, beherbergt die Schafe in einem kleinen Stall, der den Grundflächengroßteil des kleinen Refugiums inmitten der sprießenden Bergwiesen darstellt. Ein sehr kleiner Teil der Grundfläche ist dem Schäfer vorbehalten und durch die Fenster in sein winziges Stübchen geblickt stellt die Neugier fest, daß er sich im Notfall nur auf den hölzernen Fußboden als Nachtlager zurückziehen kann und weiter, daß er nicht besonders groß von Wuchs sein sollte, will er sich des Nächtens ausstrecken. Allerdings verfügt die kleine Hütte aber auch über einen komfortablen Holzherd und einen Minitisch mit zwei Sitzplätzen, sodaß es sich dort gegen die Unbillen des Wetters  eine Weile aushalten läßt.
Das massiv nieder gespannte Dach – vor allem nach Südwesten – zeugt von großer Sturmgefahr, die ungeschützten Fenster passen jedoch wieder weniger zu dieser Vorstellung.

Ochsnerhütte

Im weiteren undeutlich erkennbaren, jedoch mit Holzpflöcken markierten und logisch verlaufenden Weg hinab ins Tal wird eine verfallende kleinere Hütte passiert, die in ihren Glanzzeiten ein Unterstand für das Vieh oder eine kleine Heupille gewesen sein mußte.

verfallendes Hüttchen unterhalb der Ochsnerhütte

Ihr Anblick erweckt Interesse an ihrer Geschichte wie auch an Ihrer so meisterhaft ausgeübten Bauweise, daß sie mit Leichtigkeit  den Elementen viele Jahrzehnte trotzen konnte in der sie der starken Strahlung im Sommer und übermächtiger Gewichtsbelastung im Winter ausgesetzt war. Allein die Vorstellung was sie erzählen kann beflügelt und lädt zum Innehalten ein.
Das Schöne an dieser Konstruktion ist, daß sie bis zum völligen Verschwinden leben darf. Und noch immer vermittelt sie Schutz in der sonst so schutzlosen ebenflächigen Landschaft – welch Bestimmung für einen solchen Greis! Sie wird nicht abgetragen, geordnet, separiert, einer geregelten Sterbensbestimmung zugeführt, nein sie wird belassen wie erschaffen worden und dient dem neuen Zweck Gedanken anzuregen, Fotomotiv zu sein, Kindern als Forschungsobjekt zu dienen und einfach als dazugehörige Erscheinung inmitten von Natur Teil derselben zu sein – bei aller Traurigkeit ob ihrer schwach gewordenen Gestalt, ein anregender Anblick. Irgendwie lebt sie.

saftige Bergwiesen mit Hoher Warte

Frisch beflügelt über die üppig prallen Wiesen hinab folgt man dem Steig noch gerade zwei   Minuten, bevor er in weitem Bogen eine fast rechtwinkelige Linkswendung taleinwärts beschreibt und den Hang bergab nun schneidet.

das „Steinerne Lamm“ am Gegenkamm gut am Umriss erkennbar ein

Zwei, drei Einschnitte mit kleinen Bächen werden durch die Hangquerung durchschritten und merklich werden die Almrosenflächen mehr und mehr, bis sie eine augenfällige Üppigkeit erreichen, die den nächsten Blickfang bilden.

das innere Wildlahnertal

Nach den Einschnitten wird der Hang zum Talgrund hin flacher und gibt den Blick zum nächsten Highlight frei, dem Wasserfall des Wildlahnerbaches.

Der Steig führt hier im Bogen wieder talauswärts und man kann sich entscheiden seinem Verlauf orografisch rechts zu folgen, oder über eine hohe künstlich geschaffene Sohlstufe auf die linke Talseite zu wechseln, um talauswärts zu gelangen.

Blick talauswärts zur Hohen Warte

Wer aber den sonderbar anmutenden Wasserfall in der glatt geschliffenen Gletscherwand im Tiefen des Wildlahnertals ins Blickfeld bekommen hat, der kann der Anziehungskraft des Schauspieles nicht entgehen, wird der Neugier stattgeben und sucht den Weg dorthin. In meinem Fall war der direkte Weg durch die Almrosenbüschel typischerweise wieder einmal gerade gut genug. Die gesetztere Variante wäre den Abstieg zum Bachbett zu nehmen und auf der Sohlstufe durch den dort breiten und wenig tiefen Bach zu nehmen, um auf dessen orografisch linke Seite zu wechseln und bequem taleinwärts marschieren zu können.

der Wasserfall im Wildlahnerbach

Wenige Minuten und einige Kratzer von knorrigen Zwergsträuchern mehr erreichte ich den besonderen Ort des tosenden Wasserfalles. Die Wahrnehmung der Umgebung ist dort durch den gewaltigen Lärm des Wassers in bekannter Weise bei solchen Erscheinungen sonderbar gehemmt und alle Konzentration kann auf das Phänomen eines urplötzlich aus dem Fels auftauchenden Wasserstrahles gerichtet werden.

die Dynamik in der Statik erkennbar

Bereits in der Annäherung erkennt man einen Großteil des Geheimnisses, aber in allem Detail soll es hier nicht beschrieben werden, um den Zauber der Entdeckung nicht zu nehmen – man sehe sich die Baumeisterin Natur vor Ort an und staune!

„Dort wo aus schmaler Felsenkluft…“, so der Beginn eines längst vergessenen Bergsteigerliedes, das wir Jungmannschaften im wöchentlichen AV-Vereinsabend in den ’70ern noch gesungen haben, entlockte mir bei der Erforschung des Baches Kanalgeometrie im Fels ein nostalgisches Schmunzeln.

Schwemmland im Wildlahnertal

Die enorme Wassermenge, die sich durch den schmalen Schliff im Fels den Weg gebahnt hat wird erst richtig einschätzbar, wenn man durch genaue Beobachtung den schon beruhigten und breiten Abfluss des Wasserfalles über das Bachbett einzuschätzen vermag.
Darüberhinaus gibt es noch einiges zu entdecken, das hier nicht vorweggenommen werden soll; beispielsweise folgt das Spritzmuster des Wasserfalles einem genauen Rhythmus und – für den der Innehalten und beobachten kann – derlei Entdeckungen mehr.

Den magischen Bereich wieder einmal allzu schnell verlassen zu haben wird einem erst bewußt, wenn die breiten Schwemmflächen talauswärts durchquert worden sind, in denen das Fortkommen einer zeitlich scheinbar so enormen Anstrengung bedarf – am Ende sind es  wenige unbedeutende Minuten die bei dem gebotenen Einblick in die angeschwemmte Geologie noch intensiver hätten genossen werden müssen, könnte man die ewig inhärente Hast ablegen.

die zuvor abgestiegenen Almwiesen auf der Gegenseite

Von der Ferne betrachtet macht unser nun vermeintlich ausreichend erforschter Wasserfall immer noch eine gute Figur, er ist und bleibt „ein Loch in der Wand“, er sieht phantastisch aus.

grandioser Talabschluß mit dem mächtigen Olperer

Der Abstieg durch das sommerliche Wildlahnertal birgt einige Überraschungen, wenn abseits des normalen Weges erkundet wird. Die erste tolle Szenerie ist die hohe, befestigte Sohlstufe im Wildlahnerbach, die das Ende des Schwemmgebietes darstellt.
An richtiger Stelle platziert gelingen dort wunderbare, ja fast kitschige Bilder – der Kitsch in meinem Fall durch das mäßige Wetter vereitelt und mehr davon in der Galerie.

großartige Kulisse und tolle Fotomotive

Zwischen dem Normalweg, orografisch links und der rechten Talseite wanderte ich neben dem tiefen Schluchteinschnitt des Wildlahnerbaches weglos talauswärts. Die Geländestufen führen durch dichte Almrosen und mit ein wenig Vorausblick findet sich ein günstiger Pfad durch die Gestrüppfelder.

Sohlstufe im Wildlahnerbach

Am Ende quert von rechts die Schlucht, bzw. deren Ende in den Abstieg herein. Dort vereinigt sich der Wildlahnerbach, tief in der Schlucht, mit einem von der linken Seite herunterziehenden Gerinne. Die Felsen dort sind eigenartig geformt und bilden dort – meines Erachtens jurassischen Ursprungs der ungewöhnlich rote Farbe wegen – eine eigene Geländestufe die, von unten betrachtet, interessante Verwitterungsformen in Form von kleinen Höhlen birgt. Allerdings sind die Höhlen nur von unten betrachtet Höhlen, denn wer nasse Innenschuhe riskiert und über den etwas sumpfigen Aufstieg auf Erkundungstour geht, der erkennt oben, daß die Höhlen gerade mitteltiefe Auswaschungen der Felsdecke sind.

Gerinne von der Hohen Warte herab

Vom Fuße des Kessels aus kritisch betrachtet muß die oben liegende Decke eine wesentlich härtere sein, die im Laufe der Zeit immer wieder abbricht und so die Geländestufe vergrößert. Ein eigenartiger Einschub in die sonst so anders geformte Landschaft.

Geländestufe vor der Schlucht mit dem Wildlahnerbach

Unterhalb dieses Kessels erreicht man über unwegsames Gelände alsbald eine Holzbrücke, die die notwendige Passage auf die rechte Talseite ermöglicht.

Querungsmöglichkeit im Wildlahnertal

Der Seitenwechsel ist notwendig um der folgenden unwegsamen linken Schluchtseite im Abstieg auszuweichen. Jenseits der Holzbrücke befindet sich wieder der Steig, der hinauf zum Ochsneralm führt und den eine ängstliche Schafgruppe bevölkert.

Schafalm

Der Abstieg auf der Ostseite durch die folgende Schlucht ist durch ein paar kurze Murenstriche vom steilen Gelände, das vor ein paar Stunden bergauf bewältigt wurde gekennzeichnet.
Hinter diesen lettigen Partien verbreitert sich das Tal wieder und wird zum Almgelände mit weiteren kleinen Schafgruppen und prächtigen Blumenwiesen.

Flecken-Knabenkraut, eine Orchidee

Am Ende des Schafalmgeländes formt sich der Steig bald zu einem breiten Weg, der bis hinaus zum Parkplatz, und somit zum Ende der interessanten Rundtour führt. Am Weg dorthin jede Menge Fotomotive.

Rückblick auf die Schönen Schöberspitzen

Die Runde und ihre Alternativen im Wildlahnertal sind im Kartenausschnitt rot markiert. Der Zeitbedarf ist variabel, man rechne in jedem Fall mit 5 Stunden für 8km und knapp 1.100Hm.

Mils, 17.06.2018