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Schitour Breitschwemmkogel, 2.264m – über Salfains und Grießkogel

Mit der außergewöhnlich langen Begehung des prächtigen Kammes von Salfains bis zum Schaflegerkogel bietet sich eine ansprechende Schitour zwischen Senders- und Fotschertal an – leider heute mit Abbruch am Breitschwemmkogel.

am Breitschwemmkogel

Unser Vorhaben, diesen Kamm in seiner gesamten Länge zu begehen, scheiterte an dem seit Tagen anhaltenden unbeständigen Wetter und so mußten wir wegen des aufkommenden starken Föhn leider nach dem Breitschwemmkogel abbrechen und die Talabfahrt ins Senderstal antreten. Die Schitour ist aber auch bis dorthin so reizvoll, daß sich ein Bericht darüber allemal lohnt.

Anstieg bis zur Abzweigung Salfains am Weg zur Kemater Alm

Der als bester Tag an diesem Osterwochenende angesagte Karfreitag begann erwartungsgemäß mit der Warnstufe drei sowie noch grau in grau mit leichtem Regen im Inntal und wie immer, als Berufstätiger mit einem bärenstarken Willen zum tollen Tourenerlebnis an den wenigen Möglichkeiten am Wochenende ausgestattet, traten wir den Weg ins Senderstal an. Es sollte sonnig werden und starker Südföhn herrschen.

bei der Abzweigung nach Salfains

Ursprünglich geplant war der Hoadl von der Lizum aus mit Abfahrt ins Senders und Aufstieg zur Schlicker Seespitze – die Vernunft jedoch siegte über den inneren Drang des Berufstätigen. Also mußte eine Tour mit mäßiger Hangneigung her und hierzu schien Christians Idee über Salfains aufzusteigen und den eher flachen Kamm zum Schaflegerkogel zu überschreiten perfekt.

Abkürzung über einen freien Hang am Weg zur Salfainsalm

Wir starteten noch bei dichter Bewölkung und Nebel in höheren Lagen am Weg zur Kemater Alm, der momentan gesperrt ist. Die ersten paar Minuten müssen die Schi bereits getragen werden. Der nasse Schnee und ständiges Aufstollen machten die erste Etappe bis zur Abzweigung Salfains nicht gerade zum perfekten Start, jedoch lernt der Bergsteiger sich der Natur zu beugen, sie hinzunehmen um die innere Übereinstimmung zu finden.

unterhalb der Salfainsalm, ca. 1.700m

Am Weg zur Salfainsalm machte der Nebel der Sonne Platz – mit dem Effekt, daß der Neuschnee bis über die Alm recht feucht wurde. Ab etwa 1.800m blieb er pulverig jedoch feucht, neigte weiter zum Aufstollen und glücklicherweise ist die kleine Wachskasette den ganzen Winter über im Rucksack verstaut.

Stefan oberhalb der Salfainsalm

Oberhalb der Alm herrschte auf unserem Hang bereits prächtiges Wetter mit ungetrübtem Sonnenschein wobei die umliegende Landschaft erstaunlicherweise dauerhaft im Nebel und Bewölkung schattig blieb – als hätten wir heute eine Sonderbehandlung verdient. Vom Inntal bis zur Schlicker Seespitze lagen die Hänge im Schatten.

Christian am letzten Hang zum Salfainser See

Den Salfainser See erreichten wir an seiner Südseite, bevor unsere Kammtour begann, die nach Süden abdreht. Der See ist vollkommen schneebedeckt und vor der Ferne ist der gelbe Wegweiser der Anstiegsroute vom Sportplatz Grinzens her sichtbar. Natürlich darf der berühmte abgestorbene Baum in der Fotogalerie anbei nicht fehlen.

Autor vor dem Salfainser See

Mittlerweile lichtete sich die Bewölkung im oberen Inntal, sodaß der Westgipfel der Hohen Munde sichtbar wurde, während im Süden, um die Kalkkögel, die Berg weiterhin wolkenverhangen blieben.

anregende Fotomotive am schönen Plateau von Salfains

Nach dieser schönen Szenerie traten wir das ausgeprägte Auf und Ab am Kamm zum Grießkogel an. Es ist nicht leicht zu schätzen wieviele Höhenmeter dadurch zustandekommen, gefühlt sollten es nur max. 50Hm über die 1,7km Wegstrecke sein wobei der geodätische Höhenunterschied 158m beträgt.

Überschreitung am Kamm zum Grießkogel

Der Sonne entgegen führt der kaum bewaldete Kamm zum Grießkogel – zwischendrin lockern ein paar kleine Abfahrten mit Fellen den Anstieg auf und die ausgeprägteste davon eignet sich zum Test des Standvermögens auf wenig beherrschbaren Latten.

nach 1/3 am Kamm zum Grießkogel

Die letzten ca. 30Hm auf den Grießkogel verjüngt sich der Anstieg zum schmalen Grat, der gerade noch mit Schi bewältigbar ist. Diese kurze Stelle ist die einzige etwas prekäre in der gesamten Überschreitung zum Breitschwemmkogel.

Der fortgeschrittene Tagesverlauf – in etwa bei dreiviertel der Strecke am Weg zum Grießkogel läutete die Mittagsstunde – brachte nun die ersten Anzeichen des angesagten kräftigen Südföhnes.

Gipfelaufschwung auf den Grießkogel

Die ersten eher kalten Böen bis über den Gipfel und noch etwas weiter zum Breitschwemmkogel steckten wir aufgrund der starken Sonneneinstrahlung noch gut im leichten Tourenleibchen weg, aber auf halber Strecke zwischen beiden Gipfeln mußte am völlig windausgesetzten Kamm der Windstopper angelegt werden.

am Grießkogel, 2.258m

Kurz darauf, zehn Minuten vor dem Gipfel des Breitschwemmkogel steigerte sich die Windgeschwindigkeit enorm und aus den Böen wurde der versprochene dauerhafte Föhn, der am Kamm jede Menge Schnee aufwirbelte und uns die Kristalle ins Gesicht peitschte.

weitere Überschreitung auf den Breitschwemmkogel

Die weitere Überschreitung nach dem Grießkogel bietet deutlich mehr an zusätzlichen Höhenmetern, der tiefste Punkt liegt bei 2.108m und gesamt kommen drei Senken vor, die sich wahrscheinlich zu 70Hm zusätzlich summieren, bevor der Gipfel des Breitschwemmkogels mit 2.264m erreicht wird. Diese Teilstrecke erstreckt sich über 1,5km und der geodätische Höhenunterschied zwischen beiden Gipfeln beträgt nur 106m.

Autor kurz vor dem Gipfel des Breitschwemmkogels

Am Gipfel des Breitschwemmkogel verriet jede unserer Mienen, daß, angesichts der starken Beeinträchtigung der schönen Route durch den massiven Wind mit Sturmqualität, diesmal ein Abbruch der weiteren Tour die sinnvollste Entscheidung darstellt.

Breitschwemmkogel, 2.264m

Nebenbei hatte die starke Sonneneinstrahlung nun auch in Höhen deutlich über 2.000m die direkt beschienen Hänge vom Neuschnee zum Nassschnee gewandelt, was sich für die Sicherheit bei der Abfahrt generell nicht positiv darstellt.

Stefan nähert sich dem Gipfel des Breitschwemmkogels

Die Abfahrt, die wir nach einem Päuschen mit Abfellen und dem Einsatz aller verfügbaren Klemmwirkungen incl. Zähne zum Festhalten der Fellfolie antraten, stellte mit abfallender Höhe gleich wesentlich windberuhigter ein und erfolgte teilweise auf Pulverhängen.

Gipfelpause am Breitschwemmkogel; an den Stockschlaufen kann der unangenehme Wind erkannt werden

Will man nicht in den dichten Wald unterhalb des Breitschwemmkogels kommen, so richte man die Abfahrt vom Gipfel möglichst weit rechts (südlich) auf die später deutlich sichtbare, breite Almfläche im Tal aus, bei der das hintere Tal auch einen erkennbaren Südknick aufweist.

Abfahrt über schöne Hänge mit moderater Steilheit

Dort gibt es Lichtungen durch die die Abfahrt ohne Bäume oder Stauden möglich ist und die unten bei der ersten Brücke am Beginn der breiten Fläche endet.

teilweise Pulver erwischt

Zu weit rechts nimmt man den Hang aber auch nicht, da dort eine steile und schrofendurchzogene Rippe auf halbem Weg zum Angerbergkopf herunterzieht.
Die letzten ca. 150Hm erfolgen in einer Lawinenschneise.

Schneeverhältnisse um halb zwei im unteren Hangteil (ca. 1.900m)

Auf der anderen Talseite, einige Meter über dem Bach, wird der Weg erreicht, auf dem es einen guten Kilometer – und bei den derzeitigen Schneeverhältnissen mit Stockeinsatz – zur Kemater Alm hinaus geht.

die Brücke am Beginn der Almfläche

Wir hielten es für richtig die verlorene Flüssigkeit auf der Tour in der Alm nachzufüllen und hielten es trotz einigem Wind ein Stündchen auf der Terrasse aus, bevor wir die Ausfahrt aus dem Tal antraten.

Blick auf den überschrittenen Kamm von der Kemater Alm aus – hier Grießkogel bis Breitschwemmkogel

Von der Terrasse aus kann fast die gesamte Tour am Kamm eingesehen werden. Eine grandiose Runde bis zur Alm.

Erster Teil der Kammüberschreitung von Salfains bis zum Grießkogel – Aufstieg zur Salfainser Alm ähnlich Schipiste

Die aussichtsreiche und bis zum Breitschwemmkogel weitgehend ungefährliche Schitour erstreckt sich über 17km wobei gut 9km im Aufstieg über (geodätisch) 1.264m und ca. 120Hm am Kamm zu bewältigen sind. Wir haben vom Talmund bis zur Breitschwemmkogel ohne Eile und mit kleinen Foto- und Wachspausen recht genau 4 Stunden benötigt und freuen uns schon auf einen Tag bei dem der gesamte Kamm überschritten werden kann.

Kamm zum Grießkogel

Eine Kartenmessung ergibt folgende Streckenlängen:
Breitschwemmkogel – Angerbergkopf 1,6km / geod. Δh 135m / geschätzt 40Hm zusätzlich
Angerbergkopf – Schaflegerkogel 1km geod. / Δh 6m / geschätzt 104Hm zusätzlich
Beide Streckenabschnitte sollten in 40 bzw. 30min machbar sein.

Mils, 30.03.2018