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Wildkopf, 2.718 m – Überschreitung bis zum Schwarzhorn

Der Südöstliche Sellrainkamm bietet eine lange und leichte Kammbegehung vom Wildkopf, östlich des Schaldersjoches gelegen, bis zum Sendersjöchl, bei der mit dem Schwarzhorn ihre höchste Erhebung erreicht wird. Die Strecke von der Wildkopfscharte zum Wildkopf wird dabei am Steig doppelt begangen, da es leider keinen direkten Anstieg von der Seducker Hochalm auf den Wildkopf gibt. Der Direktanstieg im steilen Schrofengelände ist jedoch möglich.

Wildkopf Kreuzgipfel, 2.718 m

Genauer genommen muß man den Wildkopf, auf dem das Gipfelkreuz errichtet wurde, als einen Vorgipfel verstehen, denn der eigentliche Gipfel mit 2.738 m Höhe befindet sich westlich vom Kreuzgipfel und die Schartenhöhe (zwischen beiden) des Kreuzgipfels erreicht nicht die Kriterien für die Bezeichnung als Doppelgipfel.

am Weg zur Seducker Hochalm, Parkplatz links unten

Diese topographischen Verhältnisse werden den meisten Besteigern des Kreuzgipfels einerlei sein, jedoch lohnt es sich für den Erfahrenen die mäßig schwierigen, recht kurzen und netten Klettereien in durchwegs festem Glimmerschiefer zum westlich gelegenen Hauptgipfel zu unternehmen. Diese kleine Extratour stellt dem Gratkletterfreund auf der durchwegs über Steige verlaufenden Kammüberschreitung eine kleine Prise Salz in der Suppe dar, die er nützen sollte. In der Bildergalerie befindet sich ein Profil aus TIRIS entnommen.

Weggabelung; Empfehlung: links weiter

Der Start der bärigen Runde erfolgt im Oberbergtal am Parkplatz in Seduck, dass die Einheimischen auch so schreiben, entgegen den touristischen Wegweisern, auf welchen sich die Schreibweise „Sedugg“ findet. Vom Parkplatz aus kann auch ein Spitzl des Wildkopfs gesichtet werden.

unglaubliche Farben am Zenit des Frühlings

Über den Oberbergbach auf der Asphaltstraße bis zum Gasthaus Alpenfrieden zweigt gleich rechts vor dem Gasthaus der Steig zur Seducker Hochalm ab, der steil beginnt und nach dem Passieren einer Materialseilbahn im Wald verschwindet.

am Steig an der Waldgrenze

Im Aufstieg trifft man alsbald im Wald einer Gabelung des Steiges an der der Verfasser die linke Möglichkeit empfiehlt, nachdem er die rechte Seite im Abstieg beging. Links führt der Steig hinaus auf eine Weidefläche, die vom Issebach durchzogen wird und es danach sehr steil weitergeht.

herrliche Ausblicke auf den Alpeinerkamm

Die Möglichkeit rechts führt im oberen Teil ebenfalls über die Weide und ist durch Nutzung der Steige durch das Almvieh über längere Teilstrecken in Letten und unwegsames Gelände verwandelt. Oberhalb der Waldgrenze endet die Weide und die Steige vereinen sich wieder.

kurz vor der Almhütte wendet der Steig nach Nordosten zum rechts von der Gabelung abgehenden Steig

Der Steig links führt sodann an eine Almhütte heran, zweigt aber kurz vorher rechts ab und führt bis zur Vereinigung mit dem rechten Steig kurzzeitig in die Gegenrichtung des bisherigen Anstiegs. Ein einziger Steig führt anschließend in westlicher Richtung zur Seducker Hochalm weiter.

Oberbergtal mit Tuxer Alpen im Hintergrund

Das makellose Spätfrühlingswetter mit der ungetrübten Sonnenbeleuchtung zauberte am frühen Vormittag bereits unglaubliche Farben in den Jungwald und auf die Zwergstrauchmatten durchzogen mit blühenden Alpenrosen. Im Hintergrund dazu die noch weißen Gletschergipfel des Alpeinerkamms.

an der Seducker Hochalm

Die Seducker Hochalm war bei unserer Begehung bewirtschaftet, jedoch mußte der Almwirt noch viele Stunden auf unsere Einkehr warten, denn die weite Runde über den Kamm wollte erst begangen werden. Später plauderten wir über die Schitour auf die Wildkopfscharte, von der man hört, sie aber nie sieht und die von Seduck aus manchen Winters möglich ist, wenn die Südhänge im Frühjahr noch genügend Schneebedeckung aufweisen.

an der Wildkopfscharte

Der Steig führt an der Seducker Hochalm weiter gegen Norden auf die Wildkopfscharte. Bis zur Hütte rechne man mit etwa eineinhalb Stunden und von der Alm bis zur Wildkopfscharte mit einer Dreiviertelstunde. Von der Scharte bis zum Wildkopf eine weitere Dreiviertelstunde, sodaß vom Tal bis zum Wildkopf Kreuzgipfel drei bis dreieinviertel Stunden angesetzt werden können.

Blick auf den von der Hohen Villerspitze nordwärts ziehenden Kamm mit bärigen Schitourenzielen

Nach der Wildkopfscharte muß zweimal abgestiegen werden, um Gratköpfe zu überwinden. Die Abstiege sind moderat in der Höhe. Zuletzt möchte man gern über eine recht glatte Plattenflanke zum Gipfel aufsteigen, der Steig führt jedoch unterhalb um dieselbe herum und berührt nur leicht die Felsflächen.

vom höchsten Gratbuckel aus auf den Wildkopf geblickt; ein paar wenig tiefe Scharten sind auf ihn abzuschreiten

Das Holzgipfelkreuz am Wildkopf wurde eindrucksvoll zimmermannsmäßig gefertigt und dient seit wenigen Jahren dem Schmuck des Vorgipfels.
Der beeindruckende Ausblick vom Wildkopf reicht vom Blick auf die nächste Etappe im Nordosten mit Hoher Schöne, Schwarzhorn und Schwarzer Wand über die Kalkkögel und auf das Stubaital im Osten.

Wildkopf Kreuzgipfel am Rückweg vom Westlichen Wildkopf gesehen

Im Süden beeindruckt der Alpeinerkamm, stets an Höhe zunehmend, von der Seblasspitze über Brennerspitze – in der Ferne Wilder Freiger – und Knotenspitzen bis zu den Seespitzen und schließlich, fast verdeckt von der Östlichen Seespitze, die Ruderhofspitze.

Wildes Grübl im Vordergrund, hinten der Alpeiner Gletscher mit den Schwarzenbergspitzen; rechts Hohe Villerspitze

Am Ende des Alpeiner Ferners thronen die Schwarzenbergspitzen im Südwesten  und nach Westen aufschließend der mächtige Schrankogel bevor die Dreitausenderschau im zentralen Stubai durch die schroff aufragende Flanke der Hohen Villerspitze im Vordergrund unterbrochen wird.

Hohe und Lüsener Villerspitze, Hohe Röte und Gallwieser Mittergrat

Vor der Hohen Villerspitze, im unmittelbaren Vordergrund befindet sich der eigentliche Gipfel des Wildkopfs, kaum 200 m vom Kreuzgipfel entfernt. Er behindert die Sicht auf den Grat zwischen Hoher Villerspitze und Lüsener Villerspitze, einem sagenhaft schönen Abenteuer, beschrieben im obigen Link.

Kammüberschreitung der Südöstlichen Sellrainer Berge vor uns, hinten Kalkkögel

Gegenüber im Nordwesten befinden sich im Kamm, den die Villerspitzen nach Norden bilden, bärige Schitourengipfel, unter anderem: Gallwieser Mittergrat, Roter Kogel, Sömen und das Fotscher Windegg weit nördlich.

Abkletterstelle am Weg zum Gipfel des Westlichen Wildkopfs

Der Übergang auf den eigentlichen Wildkopf besteht im Abstieg in eine kleine Senke, einem Aufstieg auf einen schrägen Zahn und einem Senkrechtabbruch über ein paar Meter, der im festen Fels leicht abgeklettert werden kann.

Rückblick über die Grat vom Kreuzgipfel auf den Westlichen Wildkopf

Auf diese Passage folgt eine nächste schräg gerichtete Schuppe, die etwas an Schärfe gegen oben hin zunimmt. Vorwiegend südlich wird sie genommen. Nach dieser Passage wird der Gipfel in wenigen Minuten erreicht.

inneres Fotschertal mit Potsdamerhütte vom Westlichen Wildkopf gesehen

Ein abgebrochener Skistock mit Aufdrucken aus den achtziger Jahren war das einzige Markierungsmaterial, das auf dem flachen Gipfelplateau vorgefunden werden konnte. Mit einem kleinen Steinmann als Fundament ließ sich daraus eine schnelle Gipfelmarkierung basteln.
Ein Foto des Kreuzgipfels aus ansprechender Perspektive sowie ein eindrucksvoller Blick auf die schneidigen Grate der Villerspitzen kann sonst noch vom Wildkopf Hauptgipfel mitgenommen werden. Knappe 40 Minuten ohne Hast dauerte der kleine Ausflug vom Kreuzgipfel.

Alpeiner Ferner mit umliegenden Gipfeln, mittig die Schwarzenbergspitzen, links Seespitzen, Ruderhofspitze, rechts Schrankogel, Schrandele und Hinterer Wilder Turm

Zurück beim Gipfelkreuz traten wir sogleich die lange Überschreitung an mit dem ersten Abschnitt über die beiden Graterhebungen zurück in die Wildkopfscharte und begleitenden Schönheiten an Alpenblumen neben dem Steig.

die Zottige Primel am Weg zurück zur Wildkopfscharte

Zunächst führt die Route mit moderatem Auf und Ab in eine kleine Grateinsenkung vor einem signifikanteren Anstieg von etwa 100 Hm, der den Westanstieg zur Hohen Schöne einleitet. Vor der Senke zum Anstieg wechselt das Gestein über von der extremen Ausbildung der Glimmerschiefer in einen Schiefergneis mit Ausbildung deutlich größerer blockiger Schollen am Grat.

östlich der Wildkopfscharte bleibt der Steig zunächst südostseitig unterhalb der Kammhöhe

Der Anstieg führt über unerwartet steiles Gelände auf eine Art Hochfläche, durchzogen mit kleinen Senken von Bergzerreissungen sowie mit der massivsten Ausprägung an der Hohen Schöne selbst.

dann wechselt der Steig auf die Nordwestseite

Die Route führt hinab in eine breite Mulde, die noch Mitte Juni mit tiefem Schnee gefüllt ist, zwischen dem Hochplateau und der Hohen Schöne. Die Gesteinsbrocken werden größer und ändern auch die Farbe, dunkles Amphibolitgestein tritt auf.
Links in der Mulde, nordwestlich, führt ein Steig hinab zur Potsdamerhütte.

in den Mulden am Kamm halten sich auf 2.600 m im Juni noch leeseitige Einwehungen des Winters, hier mit der Höhen Schöne im Hintergrund

Schenkt man neugierigen Schafen am Kammverlauf zur Hohen Schöne, die sich auf den Weg machen den Neuankömmlingen entgegenzuströmen, keine Beachtung, dann ist man sie und ihr manchmal herzzerreißendes Geblöke nach wenigen Minuten wieder los.

schönes Beispiel von Bergzerreißung, Hohe Schöne rechts, links ein unbenannter Gratkopf

Die Hohe Schöne stellt keinen Gipfel dar, den man sich klassisch vorstellt. Ein recht runder Blockgesteinshöcker mit einer wettergepeitschten schiefen Markierungsstange, die nicht einmal am Hochpunkt errichtet wurde, enttäuscht als bezeichneter Gipfel.

Aufstieg vom Tälchen zur Hohen Schöne

Höchstwahrscheinlich handelt es sich hierbei bestenfalls um einen Signalgipfel für die Almwirtschaft, topographisch kann der Hohen Schöne jedenfalls kein Gipfelstatus zuerkannt werden, da keine Schartenhöhe zum Schwarzhorn hin vorhanden ist, im Gegenteil, der Grat steigt stetig weiter an.

enttäuschende Markierung des Hochpunktes der Hohen Schöne

Ohne zu verweilen, verließen wir die Hohe Schöne in Richtung Schwarzhorn. Von der Hohen Schöne führt der Steig aus der Mulde nordwestlich auf eine Grathöhe, die etwas schmaler weiterführt. Dabei passiert man beim Grataufstieg noch eine Linse mit sogenanntem Muskovitgranitgneis.

Ausblick auf das Schwarzhorn und links davon der Gipfel der Schwarzen Wand

Nicht lange bleibt die Route auf der Grathöhe, nach zwei Minuten Gehzeit führt sie in die westliche Flanke hinab. Nicht sehr weit, jedoch gut 20 Hm.

kurz vor der Scharte zum Schwarzhorn in der steilen Nordwestflanke (Biotitgranitgneis)

Im Abstieg wird die Flanke wird und führte bei unserer Begehung noch ein bemerkenswertes Schneefeld, das wir am oberen Rand, unterhalb der Felsen, durchschritten. Diese Flanke, bis kurz vor die Scharte, wird von einem Band von Biotitgranitgneis gebildet.

Abstieg in der steilen Flanke zur Scharte zum Schwarzhorn; Schneereste an der Grenze zum Steig

Das Ende des Abstieges befindet man sich wenige Meter unterhalb der Verbindungsscharte zum Schwarzhorn, zu der der Steig hinaufführt. Dort wechselt das Gestein wieder in den Glimmerschiefer. Wenige Steigminuten führen über die breite steinige Flanke auf das Schwarzhorn.

Aufstieg von der Scharte zum Schwarzhorn

Ein kleines Holzgipfelkreuz schmückt das Schwarzhorn und sein Gipfelbuch fanden wir leider in schlimmem Zustand, völlig durchfeuchtet, zerfallen und teilweise schimmlig. Nicht gerade würdig als Zierde der höchsten Erhebung im Kamm.

Schwarzhorn, 2.812 m, höchste Erhebung in der Rundtour

Vom Schwarzhorn genießt man eine sehr schöne Rundumsicht und auf die Nennung aller bedeutenden Gipfel im Umkreis wird hier verzichtet. Eine ausführliche Benennung findet man im Bericht zum Schwarzhorn dazu.

atemberaubender Blick auf die zentralen Stubaier Alpen

Interessant am Nordgrat, den das Schwarzhorn entsendet, ist die Würdigung des Gipfels der Schwarzen Wand, auf dem ein schönes großes Gipfelkreuz errichtet wurde. Der Grat dorthin wäre sicher eine Begehung wert, im Rahmen dieser Überschreitung jedoch zu viel des Guten.

Schwarze Wand und Trennkamm zwischen Fotscher- und Senderstal im Norden

Derr Abstieg vom Schwarzhorn beginnt auf schmalem Grat und führt hinab in eine sehr breite seichte Mulde, von der aus der Steig allmählich in den steilen Südhang hinab zur Marchsäule führt. Beherrschendes Gestein auf diesem Abstieg ist der Biotitgranitgneis.

im Osten die Kalkkögel – Nordostgrenze der Stubaier Alpen

Im Bereich der Mulde kann direkt am Steig, inmitten der großen Blöcke und Platten, die mineralische Form von Biotit beobachtet werden.

Biotitkristalle

Marchsäule, so nennt sich die Gratabflachung im Westgrat zum Schwarzhorn, die im Abstieg als nächster Meilenstein der Rundtour erreicht wird. Sie stellt keinen eigenständigen Gipfel dar, vielmehr muß man ihre Würdigung als „March“ (stubaierisch für Markpunkt, Markierung) durch die Besteigung vom Sendersjöchl aus verstehen. Von dort aus ist die Marchsäule der erst Flachpunkt eines steilen Anstieges und erring dadurch ihre Bedeutung, die im Abstieg vom Kamm nicht nachvollzogen werden kann.

Holzkreuz auf der Marchsäule

Das hölzerne Gipfelkreuz ist wohl ob der untergeordneten Rolle des Punktes in der Neuzeit ziemlich verwahrlost worden, die Halteseile sind längst abgerissen, beeindruckender Flechtenbewuchs zeugt vom Alter der Balken und es gibt kein Buch. Punkten kann die einst wichtige Marchsäule heute nur noch als Fotomotiv des Kreuzes vor der Kulisse der gewaltigen Kalkkögel im Osten.

Blick über den Rückweg mit dem Oberbergtal und Alpeinerkamm

Den eben erwähnten steilen Abstieg kostet der Absteigende sofort nach dem kleinen Plateau mit dem Kreuz aus, indem über sehr steile, schroffige Bergwiesen abgestiegen werden muß. Stöcke sind dabei von Vorteil, es sei denn, man erfreut sich blühender Jugend oder unversehrter Gelenke im Alter. Tröstend dabei ist, daß das Sendersjöchl nicht viel tiefer liegt und die Mühen in wenigen Minuten erledigt sind.

Sendersjöchl sowie Übergang zum Gamskogel von der Marchsäule aus

Das eigentliche Sendersjöchl wird auf der Rundtour nicht betreten, der Steig zurück zur Seducker Hochalm kehrt unterhalb des Grates bereits nach Westen um. Am Grat vor der Umkehr kann das einsame Senderstal gut überblickt werden. Im Winter ein großartiges Schitourenziel und ganzjährig ein Gamsrevier.

nach dem Abstieg von der Marschsäule am Rückweg zur Seducker Hochalm

Der Weg zurück ist nicht – wie man meinen könnte – ohne Aufstiegshürden, kleine Zwischenaufstiege sind hier zu bewältigen und wem die Tour bisher schon in die Füße gegangen ist, der möge sich spätestens an dieser Textstelle bewußt werden, daß die Runde zwar bergsteigerisch leicht ist, jedoch konditionell eine gewisse Herausforderung stellt. Von der Gesamtstrecke wurden hier erst etwa 60% gewonnen.

Alpenmargarite

Ebenfalls könnte man meinen, daß der Rückweg angesichts der schönen und abwechslungsreichen Gratstrecke nun eine langweilige Pflichtübung auf einem ausgetretenen Steig erwarten ließe.
Nun, die Topographie des Steiges zurück zur Seducker Hochalm kann wie folgt beschrieben werden:

am Rückweg sind schroffige Rippen unten zu umgehen, daher leichtes Auf und Ab des Steiges im ersten Teil

Zunächst führt die Route – zum Ärgernis des Begehers – tief hinab. Zu tief, um den schwindenden Höhenunterschied zur Alm als einen angenehm abwärts gerichteten Steig wahrzunehmen. Dann geht es unterhalb von einigen Schrofenrippen – die ursächlich für den tiefen Steig verantwortlich sind – um dieselben herum, um dann über eine moderate jedoch merkbare Strecke wieder anzusteigen.
Anschließend hat man die Auf und Ab Strecke größtenteils überwunden und der Steig wird gegen die Alm hin zahm. Eine Stunde mag man schnellen Schrittes dafür ins Kalkül ziehen.

der Lichtpunkt am Ende des linken Bilddrittels markiert die Seducker Hochalm

Alte Karten zeigen auch einen Steig – etwa oberhalb der schwer im Kartenwerk zu findenden „Steininger Alm“ – von der Hohen Schöne hinab. Naheliegend als kürzeste Verbindung vom Fotschertal ins Oberbergtal und parallel zum Übergang über die Wildkopfscharte, jedoch etwas weiter talauswärts im Oberbergtal gelegen. Die Abzweigung ist vom bezeichneten Steig zur Seducker Hochalm aus sichtbar und befindet sich nach zwei kurz aufeinander folgenden Wasserrinnen unterhalb des Schwarzhorns. Wir haben das Abenteuer nicht unternommen, da auch das Ende des Steiges nicht direkt in Seduck liegt, sondern etwas östlich davon.

Abstieg von der Seducker Hochalm

Auf der Seducker Hochalm trafen wir gerade noch die Wirtsleute an und es ging sich bei einem netten Plausch über die Möglichkeiten des Winters auf dem Kamm um den Wildkopf eine Dose Bier aus. Der Abstieg zieht sich in zügigem Marsch von der Alm noch gut eine Stunde bis zum Parkplatz.
Wir unternahmen ihn über die besagte längere Stecke durch die große Weide und den Wald, welche, wie oben erwähnt, nicht empfohlen werden kann.

am Weg zum Parkplatz in Seduck

Auf 16,6 km Streckenlänge werden auf der Rundtour gesamt 1.780 Hm zurückgelegt. Den Abstieg vom Sendersjöchl sollte man wie erwähnt nicht unterschätzen. Natürlich wäre es auch möglich vom Sendersjöchl direkt über schroffige Bergwiesen auf den Steig abzusteigen, jedoch ist diese Variante nur dem Spezialisten empfohlen, der Erfahrung mit weglosem Gelände besitzt. Gesamt benötigten wir für die Rundtour 10:20 Stunden, wobei hier etwa 90 min Pausen enthalten sind, sowie die Gratstrecke zum Westlichen Wildkopf.

Mils, 12.06.2022

Schitour Seblasspitze, 2.351m

 

Wenn Zeit oder die Lawinenwarnstufe zum Kriterium für die Tourenwahl wird, dann bietet sich die landschaftlich reizvolle kurze Schitour auf die Seblasspitze an. Sie beginnt schattseitig im Oberbergtal am kleinen Parkplatz „Josef“ auf 1.380m und führt über die im Winter geöffnete Brandstattalm zum kleinen Gratgipfel.

Seblasspitze, 2.353m (Seblaskreuz)

Vom Parkplatz aus führt der Almweg – im Winter auch Rodelbahn – über sieben Kehren auf die Sonnenseite des sich talwärts neigenden Kammes der Alpeiner Berge bei Kehre fünf zur Abzweigung zwischen der Auffangalm und der Brandstattalm. Die Kehren werden von oben in Rodelrichtung nach unten gezählt, daher beginnt die Schitour am Parkplatz in Richtung Kehre sieben.

Weg zur Brandstattalm – rechts vorne zweigt die Abkürzung durch den Wald ab

Die einzige Umgehung der flachen Rodelbahn fand der Verfasser kurz nach dem Start mit einer Schispurenabzweigung rechts auf die freie Fläche mit gleich steilerem Gelände. Die Umgehung war noch gut zu begehen, denn die Schneelage in diesem unteren Teil reichte im kurzen Waldteil gerade aus. Sie mündet bei Kehre sechs wieder in den Almweg ein.

bei der Verzweigung der Almen – Kehre fünf

Ein weiterer Schiaufstieg durch den Wald wurde bis zur Abzweigung bei Kehre fünf nicht mehr gesichtet, weswegen der sich für den Schitourenfreund hinziehende, etwas langweilige Almweg benutzt werden mußte. Eine halbe Stunde wird für die knapp 200Hm bis dorthin benötigt.

Abzweigung zum Aufstieg in der Mulde bis über die Brandstattalm

Um dem weiteren Almweg auszuweichen, beschloss der Verfasser die Variante über die Zufahrt zur Auffangalm zu nehmen und die steilere Mulde vor der Auffangalm aufzusteigen.
Hierzu wird zuerst 250m dem flachen Weg zur Auffangalm gefolgt und dann rechts über die sich ausbildende Mulde in den aufgelockerten Wald eingebogen.

Aufstieg durch die Mulde oberer Teil

Im oberen Teil wird der Anstieg in der Mulde steiler und ein paar Spitzkehren werden bis zum Ausstieg auf einen flacheren Teil notwendig. Am Weg dorthin tauchen die imposanten Kalkkögel, bzw. die Schlicker Seespitze und der Hohe Burgstall auf der nördlichen Talseite über den Bäumen auf.

Schlicker Seespitze und Hoher Burgstall rechts

Spätestens auf der flacheren Waldstelle ist die Sonnenseite erreicht und von dort bis zum Gipfel entbehrt man ihr nicht mehr. Der Wald wird lichter, um schlußendlich einer Freifläche zu weichen von der das Ziel, die Seblasspitze, eingesehen werden kann.

im flacheren Teil nach der Mulde

Beim „Ochsnerstadele“, einer kleinen Material- und Heuhütte sieht man in Aufstiegsrichtung rechts unten (nordöstlich) die Brandstattalm zwischen Bäumen hindurch. Ab hier beginnt bärigstes Schigelände mit leichtem Kiefernbewuchs und jeder Menge schöner Hänge, die nicht alle bereits befahren wurden.
Von der Abzweigung auf der Rodelbahn bis hierher (rd. 310Hm) wird etwa eine Dreiviertelstunde benötigt.

beim Ochsnerstadele Richtung Ziel geblickt

Der Aufstieg richtet sich ab der Heuhütte zum Gratkamm hin wobei sich die Spur zunächst in malerischen Szenen mit kleinen Bäumchen hindurch mäandert bevor der Kamm erreicht wird.

Aufstieg auf den Kammrücken zur Seblasspitze

Sobald der Kamm erreicht wird öffnet sich eine tolle Ansicht der gegenüberliegenden Oberberger Mähder und in Folge auf den gesamten Kamm bis hin zum westlichen Kulminationspunkt, der Hohen Villerspitze.

Rückblick über den unteren Teil der freien Schihänge

Im Süden beeindrucken die Nordhänge des Habicht und im Norden tritt der Unterschied des bizarren dolomitischen Baues der Schlicker Seespitze immer deutlicher vom anschließenden und wesentlich sanfter geformten kristallinen Kamm zum Schwarzhorn hervor.

Der majestätische Habicht südlich gegenüber

Von der Kammhöhe bis zum Gipfelkreuz der Seblasspitze müssen noch etwa 270Hm zurückgelegt werden. Auf der verbleibenden Strecke werden ein paar leichte Geländebuckel überwunden und in etwa 15min wird das Gipfelkreuz erreicht.

letzter, etwas steiniger werdender Aufstiegsteil

Auf dem kleinen Plateau unterhalb des felsigen Gipfelspitzes befindet sich das Schidepot, von dort über etwa zehn Meter zu Fuß zum Gipfelkreuz.

Hohe Villerspitze im nördlichen Alpeiner Kamm, dahinter Schafgrübler und Blechnerkamp

Nach einem alten AV-Führer1 wird die Seblasspitze als der Punkt 2.503m geführt, der am Grat nach dem Gipfelkreuz einen wenig ausgeprägten rundlichen Hochpunkt bildet und an dem der Grat sich von seiner westlichen Ausrichtung nach Süden wendet.

tief in das Stubaital geschaut – Gipfelbezeichnungen siehe Ende der Bildgalerie

Sehr wahrscheinlich stellt dieser Punkt die frühere Seblasspitze dar, die aus bergsteigerischer Sicht, vor allem im Winter, wenig interessant erscheint und sich daher das Seblaskreuz als Gipfel eingebürgert hat. Im meisten Kartenwerk findet sich das Seblaskreuz als Seblasspitze (jene optisch von unten gesehen ohne Gipfelkreuz) bezeichnet.

der Kamm der südöstlichen Sellrainer Berge mit dem Schwarzhorn etwa mittig

Die Aussicht auf diesem eher niedrigen Ziel, betrachtet man den Habicht und die umliegenden „Fast-Dreitausender“ erscheint unter diesem Aspekt gesehen doch recht eindrucksvoll. Der Habicht (3.278m) mit dem Mischbachferner in seiner extremen Nordseite bildet dabei den Hauptblickfang.

Blick zur Brennerspitze (2.877m)

Aber auch der aufsteigende Kamm bietet einen tollen Blick auf die Brennerspitze (2.877m), auf die auch eine tolle und steile Schitour führt, die unbedingt in die Liste des Verfassers aufgenommen werden muß.

tolle Blicke zum Serleskamm im Südosten

Im südöstlichen Serleskamm beeindrucken die steilen Nordhänge. Schitouren werden dort vom Süden her, von Maria Waldrast und von Trins aus unternommen, beispielsweise die sehr bärige Schitour auf die Kesselspitze von Trins aus. Dahinterliegend befindet sich rechts neben dem Östlichen Elferturm der der Zillertaler Hauptkamm mit Hochferner und Hochfeiler in 39km Entfernung.

Gipfel des südöstlichen Stubaitals

Tiefer in das Stubaital geblickt werden die hohen Ziele im mittleren Hauptkamm der Stubaier sichtbar mit dem populärsten Vertreter unter den sichtbaren Bergen, dem Wilden Freiger. Die Äußere Wetterspitze stellt ein tolles Ziel des Sommers dar.

Abfahrtsgelände zur Brandstattalm

Nach einer ausgiebigen Pause auf dem schönen kleinen Plateau wurde die Abfahrt angetreten. Im oberen Teil am Kamm mußte ein bisschen auf seichte Felsbrocken im Schnee geachtet werden, weiter unten, in den weiten Südosthängen, war das nicht notwendig.

Start der Abfahrt durch eine kurze Rinne

Die Schneequalität war passabel und obwohl der Schnee durch den Sonneneinfluß schon einen fortgeschrittenen Umwandlungsprozess mitgemacht hatte erwies sich die Abfahrt durchaus fein und leicht zu drehen.

teilweise noch unberührte Teile in den weiten Hängen

Die weiten Hänge lassen viel individuelle Möglichkeiten unberührtere Teile zu finden, sodaß auch bei der Besuchsfrequenz der Vortage noch genug an Neuland übrig geblieben war.

Rückblick auf die Abfahrtshänge von der Seblasspitze

Natürlich mußte das schöne Wetter völlig ausgekostet werden und ein Besuch bei der Brandstattalm sein. Bier und Kasknödelsuppe vollendeten das Erlebnis einer kurzen und lohnenswerten Schitour.

Rückblick auf die Seblasspitze von der Brandstattalm

Über die Rodelbahn ging’s zurück zum Parkplatz.

Abfahrt von der Brandstattalm

Gesamt wurden 4:15 Stunden benötigt, davon etwa ein knappes Stündchen für die längere Pause am Gipfel und eine gute halbe Stunde auf der Brandstattalm. Die Streckenlänge ist untergeordnet und beträgt etwa 3,8km, die Aufstiegshöhe 973m.

Mils, 01.02.2020

1 Stubaier Alpen – Rabensteiner/Klier, 4. Auflage 1958, Seite 275