Bereits eine recht anspruchsvolle stellt die im oberen Teil sehr steile und unvergessliche Schitour auf die Brennerspitze dar, die im oberen Teil durchwegs Hangneigungen von 35 bis 40° aufweist und an den Gratrippen darüber hinaus. Von Krößbach aus, mit 1.760 m Aufstieg, ist sie noch dazu eine lange. Für dieses Unternehmen müssen die Schnee- und Lawinenverhältnisse passen.
Am kleinen Parkplatz Oberegg oberhalb des Neustifter Ortsteils Krößbach starteten wir am Rodelweg in Richtung Milderaunalm. Zunächst mußte am Weg drei Kehren entlang aufgestiegen werden bevor wir rechts in den Wald die Abkürzung nehmen konnten, die in direktem Anstieg zur Milderaunalm führt.
Nach einer Stunde erreichten wir die geschlossene Alm auf 1.675 m und mit erstem Blick auf das Ziel, noch 1.200m höher.
Hinter der Milderaunalm folgten wir den Spuren, die entlang des Sommerwegs in den Wald auf einen Rücken mit aufgelockerter Lärchenbewaldung führten. Kurzzeitig wurde dort das Gelände flacher und leitete auf den nächsten Anstieg im stetig lichter werdenden Wald über.
Das Gelände wird aufwärts gequert bis sich eine Mulde auftut, in der weiter aufgestiegen wird. Der Wald weicht mehr und mehr zurück, sodaß am oberen Teil der Mulde nur mehr vereinzelt Bäumchen angetroffen werden.
Entlang der von West auf Nordost drehenden Mulde, die sich verflacht und ausläuft, passiert man eine Geländestufe unterhalb des Hühnerspiels. Diese Stufe ist der nächste Steigabschnitt, sie wird gegen Ende der Nordostrichtung auf langem, jedoch flacherem Weg durchstiegen. Die Dimensionen dieser Passage beeindruckten uns im Aufstieg.
Auf der Geländestufe oben hat man bereits die 2.200 m Marke überschritten und noch knapp 700 Hm zu überwinden. Die Dimensionen dieses Anstiegs erscheinen dennoch gewaltig.
Der Ausblick auf die Brenner- und die um 130 Hm niedrigere Mittergratspitze, rechts der ersteren ist großartig. Das Schigelände kann als phantastisch bezeichnet werden, ein steiles Hochtal mit wunderbaren Abfahrtshängen.
Zunächst mußten wir durch eine seichte Mulde, bevor das Gelände stetig steiler wurde. Zu lange folgten wir den Spuren unserer Vorgänger, sodaß wir den gleichen Fehler begingen und rechts der beiden Rippen unterhalb der Mittergratspitze aufstiegen, die zu steil zum überwechteten Grat führen.
Der Versteiger führte zu einer etwas prekären Situation, die erforderte, daß wir unter den mächtigen Wechten am Grat westwärts queren mußten. Allerdings auch mit dem Vorteil einer ganz vorzüglichen Perspektive für ein Bild vom Gipfelaufbau der Brennerspitze und den Blick auf den Originalaufstieg, eine Rippe weiter westlich, mit flacheren Flanken.
Der Tiefblick in der Querung zum Sattel zwischen beiden Gipfeln zeigt die Steilheit wesentlich besser als der Eindruck von unten. Der letzte Hang zum Schidepot ist dann wesentlich flacher als der Mittelteil davor.
Vom Schidepot gilt es noch knapp 50 Hm stapfend zu überwinden, wovon der Großteil sehr steiles Gelände darstellt. Mit Stapfspuren jedoch keine gefährliche Angelegenheit und auch nicht ausgesetzt.
Das schmale länglich geformte Gipfelplateau konnte die für die Brennerspitze ungewöhnlichen Massen an Schitourenbergsteigern an diesem wunderbaren Tag kaum aufnehmen, so zog sich am Grat eine kleine Schlange an Gipfelbesuchern hin bis vor das erste Schärtchen in Richtung Kerrachspitze.
Zwei Bergfreunde, offensichtlich ein Ehepaar, stifteten der Tafel nach das schöne und massive Holzgipfelkreuz auf der Brennerspitze. Eine Jahreszahl dazu gibt es nicht am Kreuz zu sehen, es dürfte aber schon einige Jahrzehnte die Brennerspitze zieren, bedenkt man die Schlitzschrauben, mit denen die Tafel moniert wurde.
Aufgrund ihrer zentralen Lage im Stubaital und der weit gen Norden und Osten konkurrenzlosen Höhe stellt die Brennerspitze einen phantastischen Aussichtsberg dar.
Der eindrücklichste Blick ist jener in den Süden auf die gewaltige Nordseite des Habichts. Der Anstieg erfordert hohes alpinistisches Können im Eis sowie eine hervorragende Kondition.
Rechts des Habichts kann in der Ferne gerade noch der Hohe Zahn und die Weißwandspitze erkannt werden, die vom Gschnitztal aus begangen werden.
Weiter rechts, im Südwesten bietet die Brennerspitze eine hervorragende Aussicht auf die Riesen des Mittleren Hauptkamms, von den Wetterspitzen, den Feuersteinen über den Wilden Freiger, dem flachen Gipfel der Sonklarspitze bis hin zu Wildem Pfaff und dem Zuckerhütl.
Von den Alpeiner Bergen muß als höchste Vertreterin die Ruderhofspitze erwähnt werden, mit weiteren seht lohnenswerten Zielen im Ostteil des Kamms, beispielsweise die Östliche Knotenspitze von der Neuen Regensburger Hütte aus und der mächtige Schrankogel.
Im Westen, gut 800m entfernt, die Kerrachspitze, ebenfalls ein Schitourenziel, unternommen aus dem Oberbergtal, rechts davon in der Tiefe das bekannte Rinnenspitzl, erster und leichtester Dreitausender von der Franz Senn Hütte aus, rechts dahinter die Lüsener Spitze, dann der mächtige Lüsener Fernerkogel, der Gleirscher Fernerkogel und schließlich, als Abschluss der Dreitausender im Rundblick, die Hohe Villerspitze, gebaut aus dem bereits von weitem unterscheidbaren schwarzen Amphibolit, der als im Norden den granitischen Kern der Stubaier begrenzt.
Das schöne Schitourenziel des Roten Kogels im Hintergrund und das Schwarzhorn bilden in den Sellrainer Bergen den Abschluß, in den anschließenden Kalkkögeln die Schlicker Seespitze.
Die Tuxer im Osten und die Zillertaler in der Ferne, sowie die bärigen Schitourenziele im Serleskamm, es seien hier mit der Kesselspitze und der Lämpermahdspitze nur zwei rassige Vertreter der zahlreichen, hier am Blog beschriebenen Touren von Trins aus genannt, runden den Ausblick von der Brennerspitze ab.
Im Tiefblick in das Oberbergtal hinab zeigt sich ein durchwegs steiler nordseitiger Anstieg. In den Hängen orographisch links oberhalb der Normalroute forderte ein Lawinenabgang in die Äußere Stöcklengrube hinab wenige Tage später das Leben eines jungen Kollegen, eines exzellenten Schifahrers. Die Hänge sind dort sind so wie auf der Südostseite ebenfalls über 40° steil.
Vom Schidepot genossen wir die erste pulverige Abfahrt bis zum steilen Mittelteil, über den man nicht hinuntersehen kann, bis dessen obere Begrenzung erreicht ist.
Wir hatten das große Glück in jungem Lockerschnee zu fahren, ja im oberen Teil kann man sagen es war annähernd Pulverschnee, unten war ihm ein kaum merkbarer dünner Umwandlungsdeckel aufgesetzt.
Die Hangneigung mag auf den Bildern nicht steil erscheinen, in Wahrheit beträgt sie im Mittelteil auf dieser Seite im Durchschnitt 38° (gemessen im TIRIS) mit Passagen gut über 40°.
Bis zur Milderaunalm genossen wir die Abfahrt zwischen schwerem Altschnee auf der Sonne zugewandten Hängen – Firn war noch keiner gebildet – und im schattigen Wald wieder unter lockerem Schnee.
Ab der Alm überwiegten fauler firnähnlich körniger Altschnee und auf der Rodelbahn feste Oberflächen. Einige Hundert Meter mußten wir die Schi schultern, kaum der Rede wert.
Gesamt benötigten wir 5:50 Stunden für die lange Schitour. Die Strecke beträgt 6,2 km und der Aufstieg 1.720 m.
Mils, 13.03.2021