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Issanger – Halltaler Pfeis, die Flora des hinteren Halltales

Wer dieser Tage ein außergewöhnliches Blumenmeer in 1.700m Seehöhe erleben will, der besucht den Issanger und die Halltaler Pfeis im Hintersten des Halltales.
Mit einer Verspätung heuer von gut zwei Wochen präsentiert sich der blühende Talkessel dem Betrachter wie der Blick des Schauspielers in einem antiken Amphitheater auf die Besucher. Die Besucher sind hierbei Enzian, Schusternägel, Platenigl, Mehlprimel, Dotterblume, Steinröschen, Silberwurz und viele mehr und das Erlebnis ist umgekehrt, der Schauspieler ist der Betrachter der sich an Form, Farbe und Vielfalt erfreuen kann.

Das Gebiet sei für all jene, die es nach der Bildergalerie am Ende dieses Artikeln zuhause einfach nicht mehr aushalten und sofort die leichte Wanderung antreten wollen hier dargestellt:

Issanger Halltaler Pfeis

Karte des hintersten Halltales

Vom unseligen, dem Volke sinnlos verordneten, Schranken mitten in der Halltalstraße beim Hackl rechne man als normaler Wanderer mit einem eineinhalbstündigen Anstieg mit gut 800Hm Höhendifferenz. Will man, so wie wir es tun, diesen Ort der Traurigkeit beim Hackl umgehen, dann kann man auch den Parkplatz etwas weiter der Gnadenwaldstraße folgend, am Besinnungsweg nehmen; die Gehzeit bleibt dieselbe.
Nach der Wanderung gibt es bei Regina und Karl, im urigen Knappenhäusl, immer eine Stärkung vom köstlichen Hausgemachten, unter der völkerrechtlich korrekten Fahne.

Die Fotos entstanden im hintersten Teil des Issangers beim Übergang in die Stempelreisen, die sich mächtig und mit stetig wachsender Steilheit bis zu dem, für den Salzbergbau damals so wichtigen, Stempeljoch hinaufziehen. Dieser Talkessen, der nicht mehr bewachsene Teil wird Halltaler Pfeis genannt.
Die Fotos zeigen auch den Anstieg zum Stempeljoch nach Westen, das jedoch gestern in Nebenschwaden eingehüllt war, weiters das Kälberkar mit dem Grat zum mächtigen Roßkopf nach Nordwesten, den Blick nach Norden mit dem noch fließenden Schmelzwasserbach aus dem Bachofenkar und Aussichten von Norden bis Osten mit Lafatscherjoch und, wiederum eingehüllt, die Speckkarspitze und das Bettelwurfmassiv.
Die Dicht der Pflanzen ist dermaßen hoch, daß man sich beim herumspazieren mit ständig gesenktem Blick die Schritte richtiggehend aussuchen muß, um keinen Schaden anzurichten.

In ein bis zwei Wochen wird dieses prächtige Naturschauspiel in dieser momentanen Intensität leider schon wieder vorüber sein. Es ist also jetzt die beste Zeit dafür es zu erleben.

Carpe diem!

 

Eine weitere, erwähnenswerte Entdeckung möchte ich noch kurz anbringen:
Das leider nicht gute Foto unten zeigt die Ansicht von St. Magdalena zur Zeit von 1908. Man kann den Baum links der Veranda erkennen, der jedem Halltalprofil als der Ort bekannt ist, an dem das Handy funktioniert. Dieser Baum dürfte damals schon ca. 7-8m hoch gewachsen sein und schätzungsweise 15 bis 20 Jahre alt sein.
Am Foto von vorletzter Woche sieht man den Giganten heute, im Jahre 2013.
Das Alter des Baumes dürfte also um 125 Jahre betragen und es handelt sich um einen Ahorn, den typischen Baum im Karwendel.

St Magdalena

St. Magdalena um 1908

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Ein weiteres Foto zeigt im Juni 2013 den Baum rechts vor der Kirche, der 1908 noch nicht gepflanzt war.

Img

St. Magdalena Juni 2013

Mils, 23.06.2013

 

Halltal Mitte Jänner 2013

Der dritte Sonntag des jungen Jahres war ein sonniger Tag, der uns nach nun fast drei Wochen Halltal-Abstinenz reizte das hinterste des selbigen Tales aufzusuchen.
Temperaturen deutlich über dem Taupunkt bis hinauf zu den Herrenhäusern ließen uns eine anstrengende Wanderung mit Bergschuhen erleben. Jeder Schritt ein kleiner Pilgerschritt, einige Zentimeter rückwärts eingesunken bei Belastung des faulen und wenig kompakten Schnees.

Das Halltal Mitte Jänner 2013 erlebten wir in ein einviertel Stunden vom Hackl bis zu den Herrenhäusern und dies ist wahrlich keine erwähnenswerte Leistung, aber unter diesen Bedingungen doch äußerst schweißtreibend.
Die Schneelage ganz drin ist eigentlich sehr akzeptabel, wenn auch für den Hochwinter nicht berauschend. Der Tisch vor Karls Knappenhäusl trägt – abgemessen mit einem Schistock – einen guten Meter Schnee und Tage davor, als es noch entsprechend kalt war, muß der Lockerschnee noch dickere Decken abgegeben haben als sie jetzt von uns zu messen waren.
Dicke Tropfen, periodisch vom schwer beladenen Dach herunter begleiteten uns bis zur Kapelle. Der Pfad dorthin schmal an der Hausmauer entlang, rechts davon hoch aufsteigende, rund geformte Schneebänke bis über die Mauer hinab.
Nach einer kurzen Verweilzeit vor der Altarfigur und dem sie umgebenden Bildnis, die mich nach vielen Besuchen von Karls Kapelle immer noch in die selbe ehrfürchtige Stimmung versetzt als beim allerersten Anblick, wendete ich mich dem aufgelegten Gästebuch zu. Dieses enthält seit der Adventszeit zwar nicht sehr viele, aber auch nicht wenige Einträge und die beachtenswerte Erkenntnis aus den teilweise graphisch schön gestalteten Einträgen ist, daß sie teilweise in auffallend inbrünstiger Weise geschrieben sind. Für mein Seelenleben reine Hochstimmung.

Die Türe der Kapelle sorgfältig mit den einfachen Mitteln – die man heute nicht mehr kennt – verschlossen, lockt uns der Gedanke an ein natürlich gekühltes Bier, das in weiser Voraussicht vom Hausherrn, mit seinen bergsteigerisch-kameradschaftlich getriebenen Gedanken, im Spätherbst für den gleichgesinnten Bergkameraden deponiert wurde.
Wir staunten nicht schlecht, als wir den Vorraum betraten und die schmiedeeiserne Stahltruhe klaffend offen und mit dem Hohn des Diebes, eine kleine Anzahl an kupferfarbenen Münzen der neuen Währung darin, als sichtbaren, jämmerlichen Inhalt antrafen.
Da hat es doch tatsächlich jemand nötig gehabt das Vorhängeschloss gewaltsam zu entfernen und fremdes Geld an sich zu nehmen. Wir schätzten in unserer Entrüstung über diese sinnlose, billige Tat, daß es vielleicht lächerliche 60, möglicherweise 70 Euro sein konnten, die der abartige Mensch rauben konnte. Mehr konnte es wahrscheinlich gar nicht gewesen sein, die Restbestände an Getränken ließen diese Vermutung zu.
Siggis oder Karls Spruch, der, möglicherweise in einiger Vorahnung auf die Verruchtheit ihrer Mitmenschen, auf einem weißen Zettel auf dem Boden der Truhe geklebt zu lesen war, wünschte dem Dieb, der nun durch den gewalsamen Einbruch soweit gekommen war, daß er den Inhalt freigelegt hatte, zwei Wochen lang an – ja sogar wörtlich – „Durchfall“ zu leiden als Sühne für diese Tat.

Im ersten Moment dachte ich bei mir, daß diese Strafe für jemanden, der es nötig hat eine solch ungewöhnliche Wanderung zu unternehmen, um sich, vermeintlich unbeobachtet, mit der jämmerlichen Beute, von Menschen mit der guten Gesinnung der Eigentümer, im Schnee davonzustehlen nicht hart genug sei. Für meine Begriffe hätte der Zettel zumindest von einem der Finger, die nach der Beute gegriffen haben, sprechen müssen, der für diese Tat von der Hand abfaulen soll. Vierzehn Tage Durchfall erachtete ich als viel zu milde. Diese Milde spricht wieder für den edlen Charakter der Hausherrn, die noch eine andere Schule, wahrscheinlich eine gottesfürchtige Schule, in sich tragen.

Nun, nach dem wiedererlangten Gefühl sanfter Stimmung inmitten der tollen Kulisse dieser wunderbaren Umgebung, ging es im Laufschritt raus aus dem Tal und fast wie am Vorweihnachtsabend mit dem schon recht prallen Mond hoch oben über dem Talausgang leuchtend. Eine Zweieuromünze verblieb in der Kapelle bei den drei angezündeten Lichtln und eine weitere in der klaffend offenen Schatztruhe.

Wir schreiben den 20.01.2013 um ca. 16:30.

 

 

 

 

 

 

Figln im Bachofenkar

Um halb acht des 26. Juni 2012 starteten wir von Karls geliebten Knappenhäusl aus zum Figeln im Bachofenkar.

Es sollte – nach Meinung der lokalen und nationalen Fernsehwetterfrösche – an diesem Tag eigentlich recht schön werden, nachdem am Vortag jede Menge Regen kräftig abgekühlt hat und in der Früh viel Nebel hinterließ, der den ganzen Tag bis ca. 15 Uhr nicht so recht wußte, ob er verschwinden oder uns weiter pflanzen solle.

Wolfgang, Christian und Karl am Abzweig Wilde-Bande-Steig

Nach dem Bandesteig machten wir uns auf ins Bachofenkar und nach nicht einmal 100Hm konnten wir hocherfreut sehen, daß durchgehende Schneefelder unterbrechungsfreies Figln bis fast zum Bandesteig hinunter zulassen werde.

Aufstieg in das Bachofenkar – Karl trägt die Schi klassisch

Die ersten beiden Steilstufen waren recht rasch in Serpentinen erklommen und hie und da machte es den Anschein, daß der Nebel verschwinden würde, was aber nicht dauerhaft eintrat.
Am hintersten aperen Fleck, am Ende der Zunge des Kars, ab dem steil die Reißen bis unter die Felsen aufsteigen, beschloß Karl, daß es hier schön sei und er nicht weiter aufsteigen werde. Er machte es sich gemütlich und genoß seinen Tabak.

Karls Rastplatz im Kar

Christian, Wolfgang und ich beschlossen weiter aufzusteigen und ich hatte den Gipfel längst im Kopf, als ich die Rinne nördlich der letzten großen Brocken erreichte, die im Sommer eine letzte Biegung nach rechts markieren (siehe hier unser Herumirren, weil wir zu weit talauswärts schon rechts abgebogen sind, beschrieben im Bericht vom 25.09.2011).

Nun war ich schon weit voraus gegangen und hörte meine beiden Kameraden kaum mehr, als sie ihr Ziel, den Einstig zur Rinne zum Sattel erreichten. Dort war es noch angenehm „figlbar“, die Rinne mit ihrer Steilheit und teilweise Enge wäre nicht so leicht gewesen und selbst ich, der es gewohnt ist mit den Bergschuhen abzufigeln, habe im oberen Teil beim Abstieg zuerst vorsichtig probiert, ob es nicht holterdipolter abwärts gehen würde, im teilweise 45 bis 50° steilen Gelände.
Im Wissen, daß sie nicht auf das Zusammenwarten herauf ruften, da ich sie nicht mehr verstehen konnte, hastete ich weiter zur Scharte hoch, die die Vordere von der Hintern Bachofenspitze trennt.
Der Aufstieg war genau so wie ich ihn am 25.09.2011 vermutet habe und zwar sehr angenehm zu steigen, da die Rinne fast völlig bis oben hin mit Firn ausgelegt war und man leicht Stufen schlagen konnte. Im oberen Teil aper und etwas unangenehm mit Geröll durchsetzt, aber keine Gefahr mehr für die Kollegen, die unten natürlich seitlich der Falllinie rasteten.

Wolfgang im unteren Teil der Rinne zum Bachofengrat

Wolfgang am Einstieg in die Rinne und ein kaum sichtbarer roter Punkt links in der Rinne, meine Wenigkeit:
Dann die Gratpartie bis zum Gipfelkreuz, ein schneller Eintrag ins GB mit gewissen Erwähnungen die mir wichtig sind und eben dort, nicht hier, nachzulesen sind.

Gipfel Hintere Bachofenspitze

Ein Schluck Wasser und ein Apfel, Fotos vom Rundblick und ab in die Rinne um runterzufigln. Dies funktionierte prächtig und ich glaube in Erinnerung zu haben, daß die gesamte Abfahrt bis zum Rastplatz von Karl kaum 10min gedauert hat.
Ich wollte schnell dort sein, da ich wußte, daß die armen Mander im Nebel und bei nicht gerade feinen Temperaturen am Ende des Juni warten mußten.

Blick ins Bachofenkar

Blick vom Gipfel in das zufällig nebelfreie Kar:

Während ich nich dem Gipfel näherte waren Christian und Wolfgang schon figlmäßig unterwegs vom Einstieg in die Rinne bis hinunter zu Karls Basislager:

Vorbereitung zur Abfahrt

Christian startbereit für den Figlspaß

Bei den Kollegen unten angekommen erhielt ich zunächst einen Pflichtschluck aus Karls Flachmann und obendrauf einen ebenfalls nicht zu verschmähenden Schluck aus seiner Sigg Weinbouteille. Wein, stark gewässert, das war der isotonische Durstlöscher der Urväter des Alpinismus, Hermann von Barth und später der Wilde Bande. Karl weiß noch um das Geheimnis dieser Mischung, die meisten Bergsteiger wissen dies heute nicht mehr.

zurück vom Gipfel – Gipfelschluck mit Karl

Karl beim Anschnallen seiner Geheimwaffe – Figl aus Eigenproduktion

Nun ging es los mit den Figln runter zum Bandesteig, ich hatte nur die Bergschuhe und figelte etwas voraus, um einen kleinen Film der Kollegen zu drehen.

Am Ende der figlbaren Strecke oberhalb des Wilde-Bande-Steiges angekommen

Eine feine Sache der Ritt über die etwas ruppigen Schneefelder. Noch ein Teilstück wurde angesteuert; über den Bandesteig ganz hinein bis zu dem langen Schneefeld im Stempelkar, das bis zur Halltaler Pfeis rausgeht.

Abstieg über Wilde-Bande-Steig und Stempelkar

Dort endete die Figlerei mit einer weiteren Staffel aus Flachmann und Weinbouteille.

Grande Finale

Nach Rückkehr zum Knappenhäusl wurde noch ein netter Nachmittag zelebriert.

Auf geht die Musi!

Gute Stimmung in der Truppe und Karl voll in seinem Element.

Der Tag im Zeitraffer:

Ein schöner Tag mit spitzenmäßigen Kameraden.