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Rumer Spitze

Rumer Spitze 2.454m

Im Frühjahr, von den Stempeljochspitzen aus gesehen und nicht mit dem Hintergrund des Inntales abgelichtet, sieht die Rumer Spitze aus wie einer der mächtigen Gipfel im Himalaya.
Selbst im Sommer bietet der Blick dem Aufsteigenden, am Stempeljoch angekommen, eine eindrucksvolle Felspyramide, die stolz die Nordkette beschließt und von dieser doch einigermaßen einsam, durch weite, tiefe Scharten getrennt ist. Im Westen ist es die Arzler Scharte, im Osten das Thaurer Joch.

Rumer Spitze

Rumer Spitze

Als leichtester Anstieg wäre die Fahrt zum Hafelekar zu erwähnen, die mühsamen wären jene über die Arzler Scharte und über das Thaurer Joch. Der Längste an Weg und auch an Höhenmeter ist der Anstieg aus dem Halltal über das Stempeljoch und diesen wählte ich natürlich als einer, der am Fuße des Halltales seinen ständigen Stützpunkt hat.
Der mittlerweile zur Routine gewordene Anstieg per pedes bis ins hintere Halltal ist den Bergsteigern im Halltal traurige Routine geworden und zwingt dieselben früh aus den Federn.
Die Halltalstraße verläßt man vor der Brücke nach der 3. Ladhütte und steigt über den Hirschbadsteig in die Iss auf. Dies hat den Vorteil, daß man schneller ist, als über die Herrenhäuser und weiter zum Wasserberg.
Der Dschungel des Hirschbadsteiges ist besonders eindrucksvoll nachdem am Vortag Regen fiel, an Blumen, Insekten und rutschigem Letten mangelt es nicht und erspart einem die teure Reise zu Borneos Regenwäldern.

Einigermaßen gestochen von Bremsen (sie heißen nicht „Bremen“ und haben nie so geheißen!) erreicht man dann den Wald und kommt somit in Europas gemäßigte Höhenzone zurück. Oben, am Issboden angekommen, bietet sich dann ein herrlicher Blick auf den vielleicht schönsten Gipfel des Halltales, den Roßkopf.

Roßkopf

Roßkopf

Im Nu ist man dann auch schon in der Halltaler Pfeis und kann dort aus dem zweizölligen Rohr, meist bis spät in den Herbst hinein, Wasser fassen, bevor dann am Ende des Talkessels ein kleiner Steig südlich zum offiziellen Steig auf das Stempeljoch hinaufführt.
Mit dieser Abkürzung, bzw. Wegbegradigung spart man schon einiges an Zeit ein.

Tankstelle in der Halltaler Pfeis

Tankstelle in der Halltaler Pfeis

Gut gerüstet ist der weitere Aufstieg zum Stempeljoch dann nur eine Frage von ca. einer Dreiviertelstunde und dort oben angekommen hat man auch schon das Basislager von großen Urlaubergruppen erreicht, die, von der Pfeishütte kommend, nördlich und südlich auf die Gipfel ausschwärmen.

Der Blick ist überwältigend!

Blick vom Stempeljoch

Blick vom Stempeljoch

Nun verliert man ca. 120Hm indem man auf die Pfeisböden absteigen muß. Man hält sich unten am Steig zur Pfeis dann eher links (südlich) und erkennt schon den Steig in der Reise, der nördlich um das Massiv der Rumerspitze herumführt. Diesen steuert man an, um die „schönere“ Aufstiegsseite zu begehen, als der Aufstieg über brüchiges Gelände vom Osten aus (siehe die grüne Markierung in der Karte unten):

Karte Rumer Spitz

Karte Rumer Spitz

Diese Teilumrundung der Rumer Spitze dauert jedenfalls gute 20min, aber dafür hat man einen schönen Grat im Aufstieg.

Aufstiegsgrat vom Westen

Aufstiegsgrat vom Westen

Der nach Norden steil abfallende plattige Grat bietet ein paar schön ausgeformte, sehr leichte Kletterstellen, durch die man ganz beschäftigt, wesentlich rascher den Gipfel erreicht als man denken möchte.

Grat zur Rumer Spitze

Grat zur Rumer Spitze

einmal muß man am Grat südlich ausweichen

Der Ausritt auf die Südseite ist vielleicht sogar die Schlüsselstelle der leichten Übung, man klettert vor der Einschartung wieder auf die Grathöhe zurück, um die Einschartung von oben besser einzusehen.

weiterer Gratverlauf

weiterer Gratverlauf

Gipfel Rumer Spitze

Gipfel Rumer Spitze gen Westen fotografiert

Ich muß etwas schummeln, die Fotos sind von unserer Erstbegehung, Manuel, Christian und ich haben die Gipfel im Juli 2008 begangen und die letzten 4 Fotos sind also nicht heute entstanden (es war zu viel los…)
Der Abstieg erfolgt für jenen, der ins Halltal zurück muß natürlich über den Ostabstieg, der in seiner geometrischen Form kein ausgeprägter Grat ist. er ist eher zuerst eine Schlucht, recht brüchig, und dann ein Ausläufer mit einem leicht ausgeprägten Grat der zuerst nach Nord und dann nach Osten sich wendet.

Ostabstieg im Rückblick; Schlucht im oberen Teil

Ostabstieg im Rückblick; Schlucht im oberen Teil

Ostabstieg

Ostabstieg

Das nächste Ziel war für mich die Bettelwurfhütte, die weit hinten liegt, einen Marsch von ca. zweieinhalb Stunden ab dem Punkt an dem ich fotografiert habe entfernt ist und am Foto nicht sichtbar ist:

Stempeljoch und Halltal

Stempeljoch und Halltal

Der Ostabstieg endet unwesentlich weit südlich entfernt von der Stelle an der der Steig der nördlichen Umrundung beginnt.
Nach dem neuerlichen Aufstieg der ca. 120Hm auf das Stempeljoch kann man nun sich rechts haltend den Steig zum hinteren Halltal absteigen und endet am Wasserberg (erster Stollen des Salzbergwerkes, aufgeschlagen im Jahre 1272), oder man kann, wenn man noch nicht genug hat, über den Wilde-Bande-Steig zum Lafatscher Joch und weiter zur Bettelwurfhütte gehen. Letzterer Weg ist allerdings noch mit gut 300Hm im Aufstieg verbunden, weil er sich natürlich an der Geländeform orientiert und mit ständigem Auf und Ab verbunden ist.

Blick vom Stempeljoch nach Osten

Blick vom Stempeljoch nach Osten

Der Zeitbedarf für die gesamte Strecke (ohne Übergang zur Bettelwurfhütte) ab dem rigoros und autoritär sperrendem Schranken am Eingang des Halltales beträgt für den schnellen Geher gute 6 Stunden, man sollte jedoch mindestens 7,5-8 Stunden dafür einplanen, denn es gilt knapp 2.000Hm und 23km zu bewältigen.

Die Bettelwurfhütte erreichte ich heute noch in fast trockenem Zustand knapp vor 14 Uhr und dann prasselte es los. als es dann um 15:30 Uhr nachgelassen hat, habe ich den Abstieg gewagt und mußte – wahrscheinlich wegen meiner vielen negativen Posts zu den falschen Wetterberichten der letzten zwei Monate – einmal bestraft werden und es hat 150Hm unter der Hütte ordentlich angefangen zu regnen. Meine Bergschuhe sind nun deswegen sicher drei Tage unbrauchbar…
Am Abstieg von der Bettelwurfhütte erlebte ich noch ein Highlight das sicher nicht viele BW-Hüttenfans kennen und das es wert war meine Kamera im Regen dem elektrischen Kurzschlußtod auszusetzen.

Sturzbach am Abstieg 10min vor der Katzenleiter

Sturzbach am Abstieg ca. 10min vor der Katzenleiter

Und noch zwei Ansichten die man gesehen haben muß:

Der Sturzbach kreuzt den Steig (aber harmlos zu begehen)

Der Sturzbach kreuzt den Steig (aber harmlos zu begehen)

Sturzbach aus dem "Talele"

Sturzbach aus dem „Talele“

Mils, 09.08.2014

Issanger – Halltaler Pfeis, die Flora des hinteren Halltales

Wer dieser Tage ein außergewöhnliches Blumenmeer in 1.700m Seehöhe erleben will, der besucht den Issanger und die Halltaler Pfeis im Hintersten des Halltales.
Mit einer Verspätung heuer von gut zwei Wochen präsentiert sich der blühende Talkessel dem Betrachter wie der Blick des Schauspielers in einem antiken Amphitheater auf die Besucher. Die Besucher sind hierbei Enzian, Schusternägel, Platenigl, Mehlprimel, Dotterblume, Steinröschen, Silberwurz und viele mehr und das Erlebnis ist umgekehrt, der Schauspieler ist der Betrachter der sich an Form, Farbe und Vielfalt erfreuen kann.

Das Gebiet sei für all jene, die es nach der Bildergalerie am Ende dieses Artikeln zuhause einfach nicht mehr aushalten und sofort die leichte Wanderung antreten wollen hier dargestellt:

Issanger Halltaler Pfeis

Karte des hintersten Halltales

Vom unseligen, dem Volke sinnlos verordneten, Schranken mitten in der Halltalstraße beim Hackl rechne man als normaler Wanderer mit einem eineinhalbstündigen Anstieg mit gut 800Hm Höhendifferenz. Will man, so wie wir es tun, diesen Ort der Traurigkeit beim Hackl umgehen, dann kann man auch den Parkplatz etwas weiter der Gnadenwaldstraße folgend, am Besinnungsweg nehmen; die Gehzeit bleibt dieselbe.
Nach der Wanderung gibt es bei Regina und Karl, im urigen Knappenhäusl, immer eine Stärkung vom köstlichen Hausgemachten, unter der völkerrechtlich korrekten Fahne.

Die Fotos entstanden im hintersten Teil des Issangers beim Übergang in die Stempelreisen, die sich mächtig und mit stetig wachsender Steilheit bis zu dem, für den Salzbergbau damals so wichtigen, Stempeljoch hinaufziehen. Dieser Talkessen, der nicht mehr bewachsene Teil wird Halltaler Pfeis genannt.
Die Fotos zeigen auch den Anstieg zum Stempeljoch nach Westen, das jedoch gestern in Nebenschwaden eingehüllt war, weiters das Kälberkar mit dem Grat zum mächtigen Roßkopf nach Nordwesten, den Blick nach Norden mit dem noch fließenden Schmelzwasserbach aus dem Bachofenkar und Aussichten von Norden bis Osten mit Lafatscherjoch und, wiederum eingehüllt, die Speckkarspitze und das Bettelwurfmassiv.
Die Dicht der Pflanzen ist dermaßen hoch, daß man sich beim herumspazieren mit ständig gesenktem Blick die Schritte richtiggehend aussuchen muß, um keinen Schaden anzurichten.

In ein bis zwei Wochen wird dieses prächtige Naturschauspiel in dieser momentanen Intensität leider schon wieder vorüber sein. Es ist also jetzt die beste Zeit dafür es zu erleben.

Carpe diem!

 

Eine weitere, erwähnenswerte Entdeckung möchte ich noch kurz anbringen:
Das leider nicht gute Foto unten zeigt die Ansicht von St. Magdalena zur Zeit von 1908. Man kann den Baum links der Veranda erkennen, der jedem Halltalprofil als der Ort bekannt ist, an dem das Handy funktioniert. Dieser Baum dürfte damals schon ca. 7-8m hoch gewachsen sein und schätzungsweise 15 bis 20 Jahre alt sein.
Am Foto von vorletzter Woche sieht man den Giganten heute, im Jahre 2013.
Das Alter des Baumes dürfte also um 125 Jahre betragen und es handelt sich um einen Ahorn, den typischen Baum im Karwendel.

St Magdalena

St. Magdalena um 1908

Img

Ein weiteres Foto zeigt im Juni 2013 den Baum rechts vor der Kirche, der 1908 noch nicht gepflanzt war.

Img

St. Magdalena Juni 2013

Mils, 23.06.2013

 

Kleine Stempeljochspitze

Trainingstour:

Die Kleine Stempeljochspitze ab Parkplatz Sprungschanze/Besinnungsweg ab 7:40 bis 10:39; leicht geschwindelt, ein guter Bekannter hat mich – auf der Straße keuchend – mit seinem blauben Pickup mitgenommen von der Sunnseitenbrücke bis zur 3. Ladhütte.

Weiter ging es dann über den Hirschbadsteig ins Issjöchl und das Stempelkar auf das Stempeljoch.
Zweifelhaftes Wetter zu Beginn, jedoch wußte ich schon zuhause vom Barometer, daß es, hinsichtlich des Wetters,  ein stabiler Tag werden würde.

Roßkopf Südostgrat

Die Nebel zogen derart schnell, daß man alle Arten von Impressionen schnell durchlebte. Absolut klares Licht wechselte innerhalb von wenigen Minuten zu einer „Waschküche“ mit Sichtweiten von nur 50m.

Blick ins Stempelkar mit Wildangerspitze

Der Gipfel mit aufgelassenem Kreuz:

Kleine Stempeljochspitze (die südlichere oder vordere)

Dieser Trainingstag hatte die Besonderheit eines Zeitlimits. Tochter Nina wollte um 13 Uhr zum Schwammerlsuchen aufbrechen und ich hatte versprochen, daß ich um 13 Uhr zuhause wäre.
Nun hatte ich alle Mühe um 10:39 meinen Apfel am Gipfel schnellstens wegzubringen, zu vertilgen, um noch bei Werner ein isotonisches Getränk einzunehmen zu können und dann, Nina nicht brüskierend, trotzdem um 13 Uhr zuhause zu sein (wir Tunnelbauer lernen solche Aktionen ganz zu Beginn unserer Karriere, dort heißt es Meter, Meter, Meter…), alles muß erledigt werden.

Am Rückweg, motiviert von dem guten Trainingstag und wenig bergerfahrenen Einheimischen, die mir innerhalb des mittlerweile arg mitgenommenen Steiges durch das Stempelkar erklärten, daß beim Reisenlaufen Steinschlag andere, heraufkommende Bergsteigerkollegen gefährdet werden und ich desswegen ganz langsam bergab steigen solle, redete ich mir noch zusätzlich den Steig am Karteller ein. Da ich diesen nicht kannte kostete mich diese Aktion gute 20min Extrazeit, vor allem, um aus den Felsen nahe der tief untenliegenden Herrenhäuser wieder emporzukommen. Ja, ich habe mich am kleinen Karteller verstiegen…

Nina empfing mich mit der Aussage: „Papa, du bist drei Minuten zu spät“, es war exakt 13:07 und wir sollten seit 3min im Auto auf den Wattenberg sein. Gottseidank hatt die Mama die Suppe erst aufgestellt und so konnte ich noch eine gute halbe Stunde auskühlen bevor es in das Schwammerlparadies losging.

Vorab: wir haben (erwartungsgemäß) nicht viel mehr an Schwammerln gefunden als die Jahre zuvor. Das Gebiet ist dermaßen überlaufen, daß selbst bei Passagen im Wald, wo mir das dürre Geäst der kleinen Fichten die Brille herunterriss, Fußspuren zu sehen sind und nur die 8mm großen Eierschwammerln, oder, deren noch kleinere Brüder kaum stehengelassen werden.

Dafür haben wir aber ein (un)typisches Bild einer Schwammerltour herzuzeigen, ein Smiley an Nina, verursacht vor allem durch dürres, sprödes Kleinholz aus, vor Jahren voraus gegangener Holzschlägerei:

PS: wir haben doch genug für ein deftiges Essen gefunden! Hier der Sack von Nina abgelichtet; Maurice und Papa haben aber auch viel gehabt…


Rainer Antretter, 11.08.2012