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Schitour Südlicher Rosslauf, 2.378 m

Im Schatten der bekannten klassischen Schitour auf den Nördlichen Rosslauf steht sein kleiner Bruder, der Südliche Rosslauf, im oberen Teil am Grat eine kurzweilig nette Tour über allerhand Geländestufen auf die Kuppe vor dem langen Grat zu den Pfeiferspitzen zwischen beiden Rossläufen. Die Schitour ist eher lang, wie alle Touren von Obernberg auf den Grenzkamm zum südlichen Landesteil.

Gruppenbild am Südlichen Rosslauf

Der Jänner 2022 war seit seinem Beginn geprägt von lang ausgebliebenem Schneefall, wodurch die Bilder mit kärglicher und weitgehend umgewandelter, brettharten Schneeoberfläche zu erklären sind. Am Dreikönigstag gab es wenige Zentimeter Neuschnee nach einer vorausgehenden, mehr als einwöchigen Schönwetterperiode zu Ende Dezember. Somit herrschte bis zur Tour fast drei Wochen ungetrübter Sonnenschein ohne ein Flöckchen Schnee, sieht man vom Dreikönigstag ab.

am Seegasthaus (eröffnet 1928, stillgelegt seit 2008)

Mit diesen Verhältnissen starteten wir in Obernberg am Parkplatz beim Waldbauern unsere Tour auf den Südlichen Rosslauf. Bei guter Stimmung konnte uns die etwas traurige Schneelage nichts anhaben.

Freifläche nach dem kurzen Waldstück; Anstieg zum O. Tribulaun sichtbar

Wie immer taucht man im Hochwinter am Weg zum See in den Schatten ein und verläßt diesen erst einige Kilometer später, am Weg auf die erste Geländestufe nach dem See in Richtung Portjoch, die Portissen.

die Talstufe in Angriff genommen

Entlang des Obernberger Sees bis zu den neu errichteten Hütten benutzten wir die direkte Linie über die Eisfläche. Die Hütten am Ende des Sees links liegen gelassen und durch das kurze Waldstück erreicht man die große freie Almfläche, die einen bärigen Überblick auf den Anstieg zu Obernberger Tribulaun und Nördlicher Rosslauf bietet, knapp 800 Hm des Anstiegs über die mächtige Reise sind dort einzusehen.

Sonne gegen Ende der Talstufe

Unsere Spur führte uns aber auf den Talschluß zu, weiter südlich zum Portjoch. Das Gelände wird entlang der Richtung der nächsten Talstufe auf die Portissen zunehmend steiler, Strauchwerk begleitet über den einförmigen Hang.

oberer Kuppe der Stufe

Kurz vor dem Ende des Anstiegs auf die nächste Stufe kommt im Hochwinter endlich Sonne zum Vorschein. Etwa 90 min ab dem Parkplatz mußten wir dafür ansteigen. Die Temperatur änderte sich schlagartig, ohne Jacken ging es auf der harten Schneeoberfläche weiter Richtung Portjoch.

Aufstieg auf das Portjoch

Etwa einen Kilometer Aufstiegsstrecke mit 250 Hm Unterschied fällt vom Erreichen der Talstufe zum Portjoch an und so richtig sehen kann man den Südlichen Rosslauf während des Anstiegs nie, da er in einem schleifenden Schnitt zur Sichtachse liegt. Alles was man weiß ist, daß der Anstieg vom Portjoch nochmals 270 Hm beträgt. Mit zwei Spitzkehren bewältigten wir den Aufstieg zum Joch auf der Sonnenseite.

abgeblasenes Gelände beim Aufstieg am Gratkamm

Wie meist am Grenzkamm begrüßte uns starker Südföhn am Portjoch und zwang uns wieder zurück in die Jacke. Die ausgesetzte Lage des Kamms erforderte Vorausschau beim Aufstieg, denn weite Partien im unteren Teil präsentierten sich abgeblasen bzw. ausgeapert. Es gelang uns auch eine Schneise zu finden, bei der wir die Schi nicht abschnallen mußten.

in den Mulden und hinter dem oben sichtbaren Gratspitz ist die Schneelage besser und der Föhn schwächer

Im oberen Teil wurde durch Schneedecke durch die Wind- und Sonnenabdeckung eines Gratfelsens besser und durchgehend gut besteigbar. Der Windschatten hielt bis knapp unter dem unscheinbaren Gipfelplateau des Südlichen Rosslaufs an.

durch ein paar zweifelhafte Stellen, jedoch ohne Schi abzulegen hindurch

Der letzte Teil ab dem Portjoch ist abwechslungsreich und könnte in dieser Art ohne weiteres noch weitergehen, aber unversehens betraten wir dann den Gipfelbereich des Südlichen Rosslaufs, wo uns der Föhn wieder in den Griff nahm.

östlich, im Schutze des Gratbuckels die letzten knapp 100 Hm

Gipfelstatus hat der Südliche Rosslauf per Definition von 30 m Schartenhöhe nicht, der kleine Sattel im Kamm zu den Pfeiferspitzen beschert ihm gerade 12 m Schartenhöhe. Daher gibt es vermutlich auch kein Gipfelkreuz und die Holzreste, die Flex zum solchen zusammenprobierte dürften eher Überreste von alten Weidezäunen gewesen sein.

tolle Geländeformen im oberen Teil zum Südlichen Rosslauf

Ein weitgehend zusammengefallener Steinmann aus den schön gebänderten Kalk- und Dolomitbrocken des metamorphen Kalkkomplexes bildet die Zier des Südlichen Rosslaufs. Auffällig am Südlichen Rosslauf ist die Längsfurche in Richtung der Gratlinie und leicht westlich davon, eine tektonische Zerrspalte.

Südlicher Rosslauf, 2.378 m

Eine beeindruckende Loge bildet der Südliche Rosslauf jedenfalls in der Ansicht auf den Aggls-Rosskopf-Kamm, der sich von weit westlich, von der Agglsspitze (in 10,4 km Entfernung) bis zum Roßkopf bei Sterzing zieht und der vom Östlichen Hauptkamm bei den Feuersteinen abzweigt, genauer, beim Westlichen Feuerstein.

westlicher Teil des Aggls-Rosskopf-Kamms; zu Beginn des mittleren Bilddrittels die unscheinbare Ellesspitze, ganz rechts oberhalb des Gletschers die Agglsspitze, dann die Magdeburger Scharte, rechts davon Westlicher und Östlicher Feuerstein

Dieser Kamm trägt tolle Schitourenziele, wovon im äußeren Teil die Wetterspitze, die Ellesspitze und die Maurerspitze genannt werden können, die talgegenüber liegen und vom Südlichen Rosslauf aus perfekt eingesehen werden können.  Im Sattel zwischen Wetterspitze und Mauererspitze, ganz imposant anzusehen, lugen der Ratschinger Weißen und sogar die Hohe Wilde in 36 km Entfernung durch.

mittlerer Teil des Aggls-Rosskopf-Kamms; am Beginn des rechten Bilddrittels die Wetterspitze, die aus dem weiten Allrisstal begangen wird, rechts daneben die Maurerspitze

Der Pflerscher Tribulaun in 3,5 km Entfernung lugt über dem Sattel zwischen der Rotspitze und dem Nördlichen Rosslauf durch. Die klassische Schitour im Gebiet führt zum nicht sichtbaren Obernberger Tribulaun.

östlicher Teil des Aggls-Rosskopf-Kamms; der Spitz unter der Sonne ist das Sarner Weißhorn, rechts darunter der Rosskopf bei Sterzing, ganz rechts die beiden Spitze der Telfer Weißen

Im Südosten bietet der Südliche Rosslauf eine umfassende Aussicht auf die Brennerberge und den Tuxer Hauptkamm, sowie im Osten auf die Tuxer Alpen. In unmittelbarer Umgebung dürfen hier als schwere Schitouren der imposant geformte Wolfendorn und der mit einer 40° Steilflanke ausgestattete knappe Dreitausender, der Kraxentrager genannt werden. Aber auch der Blick auf die nur 60 km entfernte Sass Rigais und den Langkofel mit den zerfurchten Spitzen rings herum wird frei.

Ansicht der Brennerberge und des Tuxer Hauptkamms im Südosten; Allerleigrubenspitze, Hoher Lorenzen, Sattelberg, dahinter Wolfendorn und Kraxentrager, sowie v.m.

Im Vordergrund liegen die schönen leichten Ziele von Obernberg auf den Grenzkamm mit Grubenkopf, Geierskragen, Allerleigrubenspitze und Hoher Lorenzen, Fradersteller (Steinjöchl) und dem im Umkreis berühmten Sattelberg.

Rotspitze links und Pflerscher Tribulaun rechts

Für die Abfahrt erschien uns der Hang, der sich unterhalb des nach oben hinfort ziehenden Grates zu den Pfeiferspitzen, gut geeignet. Die weitgehende Ebenflächigkeit und Breite des fast völlig schneebedeckten Hanges begründete unsere Wahl augenblicklich, auch wenn weit hinein gequert werden mußte, mit anfänglichen Passagen zwischen Felsschrofen hindurch.

Querung in den schönen einförmigen Hang

Die Hangneigung an der Querung beträgt mehr als 35° sinkt aber mit zunehmender Nordfahrt und als ideale Abfahrtslinie erkannten wir eine leichte Muldung etwa 200m nördlich des Südlichen Rosslaufs, die sich bis unter das Portjoch hinunterzuziehen schien.

bei ziemlicher Hangneigung geht es los zum Portjoch hinab

Tatsächlich erwies sich dieser Hangteil als eine feine Abfahrtsstrecke, wenn man den Schneemangel und die Qualität durch Umwandlung bedenkt. Zumindest etwa 200 Hm akzeptable Abfahrt konnten wir diesem Hang abringen, bevor es bereits oberhalb der Höhe des Portjochs wieder ruppiger, weil weniger bestrahlt, in die Grube unterhalb des Jochs weiterging.

In der Hoffnung, daß im schattigen Teil unterhalb des Grenzkamms besser Schneeverhältnisse anzutreffen wären, querten wir leicht nordöstlich unter den Hang des Grubenkopfs und umfuhren die Kuppe Padrins unterhalb zur Jagdhütte, zu der einige Höhenmeter aufgestiegen werden mußten. Dieser Umweg hatte sich tatsächlich gelohnt, zwischen Latschen und Stauden konnten wir in wenig verfestigtem Altschnee mit tollen Schwüngen abfahren.

Flexens Gespür hat noch gute Schneeverhältnisse aufgestöbert

Den Sprung über das Bachl  am unteren Ende der Abfahrt hielten die Kollegen fest:

Nach der Jagdhütte tauchten wir in den Schatten der Hänge ein und hatten gute Schneeverhältnisse bis hinab zur Steineralm (Padrinsalm), sowie bis in den Kaserwald hinein.

am Jagdhüttl unterhalb der Kuppe Padrins

Im Kaserwald erwartete uns das übliche Karussell der Steilkurven, niederen Ästen der Nadelbäume und unerwarteten Richtungsänderungen, denen man kaum entkommen kann und in denen man immer schneller wird als einem lieb ist, begann. Zunächst noch auf dem Forstweg, später in verwegenen Abkürzungen, die mit Spaß und schallendem Gelächter gemeistert wurden.

Blick zur Steineralm und den Kaserwald

Unweit der Kapelle Unserer Lieben Frau am See, dem Seekirchl, in der südgerichteten Schneise, erreichten wir dann das freie Gelände wieder. Die malerische Abfahrt vom Seekirchl bis zum Waldbauern erlebt man am besten selbst.

Rückblick auf die Schitour mit Portjoch am Horizont

Für die schöne und leichte Schitour rechne man mit 5 Stunden incl. aller kurzen Pausen mit ungestümen jungen Tourenpartnern. Dabei erklimmt man 960 Hm und im Aufstieg (ohne den weiten Bogen unterhalb Padrins) werden 6,2 km zurückgelegt.

Mils, 16.01.2022

Schitour Allerleigrubenspitze und Hoher Lorenzen, 2.313m – Schitourenrunde von Obernberg

Der Hohe Lorenzen im Obernbergtal kann als Ziel trefflich über eine landschaftlich eindrucksvolle Schitourenrunde erreicht werden. Sie führt über den Kamm mit der Allerleigrubenspitze und den Koatnerberg an ihn heran und bildet damit – stets über 2.000m – eine ungemein aussichtsreiche Variante zu den Talanstiegen.

Hoher Lorenzen, 2.315m

In Obernberg gestartet (Parkplatz Almis Hotel oder anschließend links der Asphaltplatz, 1.380m) muß der Bach überquert werden, bevor auf seiner Südseite, an einem Bauernhof, direkt über die ansteigende Wiese in den Wald eingestiegen wird.

Start über die Wiese am Bauernhof nach dem Obernbergbach

Nach wenigen Minuten im Wald trifft man auf den Weg, dem von dort gut 2km gefolgt wird, ohne ihn den zahlreichen Verzweigungen zu verlassen. Die Richtung lautet Koatnerberg und erst nachdem man den Kleinen Tribulaun querab von sich findet, verläßt man den Weg nach einer Doppelkehre linkerhand auf eine freie Waldfläche zu.

Obernberger Tribulaun – er muß querab stehen bevor es im Wald weiter geht

Bereits vor der Doppelkehre besteht durch eine freie Waldschneise kurz Blickkontakt zum ersten Ziel, dem Gipfelkreuz der Allerleigrubenspitze.

das erste Ziel sichtbar – die Allerleigrubenspitze

Am bereits sichtbaren gelben Wegweiser führt der Anstieg direkt bergwärts in den dichter werdenden Wald und wieder auf weitere schöne freie Flächen. Ab diesen Flächen (etwa 1.850m) drang der Südföhn zwischen den vereinzelt stehenden Bäumen so richtig zu uns durch. Die erste Lage Windstopper wurde erforderlich, obwohl es durch den milden Wind nicht kalt war.

nach zwei Kehren führt der Anstieg in den Wald

Abermals passiert man einen Forstweg, diesmal nicht mehr geräumt aber durch die Trassierung gut erkennbar. Einige Aufstiegsminuten später wird auch schon die Baumgrenze erreicht und der freie Kamm sichtbar. Die Aufstiegsroute folgt nicht dem abgeblasenen Kamm, sondern wurde so angelegt, daß durchgehende Schneeflächen an der westlichen Flanke genutzt wurden.

Querung in die Westflanke hinauf zum Kamm

Vor einem tieferen Einschnitt in die Westflanke führt die Route auf den breiten Kamm. Dieser präsentierte sich sehr abgeblasen, zwischen den aperen Wiesen fanden sich jedoch genügend schneebedeckte Schneisen.

am sehr abgeblasenen Kamm – der Wind peitscht uns ins Gesicht

Der runden Kuppe zustrebend mußte dem starken Wind am Kamm der Kampf durch die zweite Lage, die Tourenjacke mit Kapuze angesagt werden. Die Kuppe wird in der AV-Karte als Allerleigrubenspitze ausgewiesen, das Gipfelkreuz steht allerdings 450m südlich davon entfernt auf einer kleinen aperen Graterhebung.

von links: Hoher Lorenzen, Koatnerberg, Geierskragen und Grubenkopf, darunter das Gipfelkreuz der Allerleigrubenspitze

Flach führt die Route zur Allerleigrubenspitze hin fast ein wenig abwärts. Wer den Gipfelsporn zum Kreuz besteigt wird auf der anderen Seite mit einer felsigen Flanke überrascht, die – sehr abgeblasen, aber auch sonst zu felsig – keine Abfahrt auf Schi zulässt.

Allerleigrubenspitze, 2.131m mit weiterer Runde auf den Hohen Lorenzen

Entweder man steigt einige Meter unter Schi ab oder umgeht die Gipfelerhebung unterhalb in der Westflanke. Letztere Variante ist die sinnvollere.

Kamm zum Koatnerberg

Recht flach mit wenig auf und ab geht es dem Koatnerberg zu, einer halbrunden Erhebung im Kamm, die aus der Ferne höher wirkt als sie tatsächlich ist. Geodätisch sind zwischen der Allerleigrubenspitze und dem Koatnerberg lediglich 70Hm zu bewältigen, mit den kleinen Kuppen vielleicht 100Hm. Die Entfernung von der Allerleigrubenspitze zum Hohen Lorenzen beträgt 2,4km, der Koatnerberg liegt etwa mittig zwischen beiden.

da es nicht kalt ist setzten wir die Runde fort – Kamm zum Koatnerberg

Den Koatnerberg ziert ein Mini-Gipfelkreuz das auch von der untergeordneten Bedeutung der Kuppe Zeugnis gibt. An seiner Südflanke wird die Überschreitung wieder etwas interessanter.
Mit Fellen wird sie abgefahren und hierzu ist einiges an Akrobatik nötig, vor allem, wenn die Überwächtungen recht hart vorgefunden werden und die Abfahrt ein Tanz zwischen der westlichen und östlichen Flanke wird.

Koatnerberg 2.199m

Bei der Abfahrt in das sogenannte Sattele fallen schätzungsweise 70Hm Höhenverlust an, sodaß der Aufstieg zum Hohen Lorenzen mit restlichen 185m zu Buche schlägt. Gleichzeitig ist das auch der letzte Anstieg in der Runde.

Abfahrt ins Sattele

Vom Sattle aus könnte man zu beiden Richtungen abfahren, sollte dies erforderlich sein. Der Aufstieg aber wird mit einer schönen Abfahrt über den Nordosthang des Hohen Lorenzens zur Fraderalm belohnt.

erster Felssporn nach dem Sattele

Gleich nach dem Tiefpunkt am Sattle empfiehlt sich die ostseitige Umgehung des Felssporns am beginnenden Grat, weil die Ostseite mit einer steilen Flanke beginnt, die uns fast die Verwendung von Harscheisen auferlegt hätte. Nach diesem Felssporn steigt man entlang der Almengrenze weiter, einem auffälligen Band ohne felsdurchsetzte Stellen zu.

Almgrenze am Kamm zum Hohen Lorenzen – entlang dieser wird kurz aufgestiegen bevor es am Gipfelaufbau rechts in die Rinne geht

Das Band führt in die Westflanke des Hohen Lorenzens und diese stellt während des gesamten Anstieges – wenn überhaupt – den einzig nennenswert steilen Abschnitt dar, bei dem von kritischer Hangneigung bei höherer Lawinenwarnstufe gesprochen werden kann. Es handelt sich um die letzten etwa 100Hm.

Sandjöchl 2.165m mit Geierskragen 2.309m und Grubenkopf

Am Aufstieg fallen westlich des Hohen Lorenzens die sanften Gipfel Geierskragen und Grubenkopf auf, die jenseits des Sandjöchls ähnlich hohe Erhebungen im Grenzkamm bilden wie der Hohe Lorenzen.
Die gesamte Gegend des Grenzkammes spielte in den Kriegen eine wesentliche Rolle und wer im Sommer dort wandert wird viele Zeugnisse der Ereignisse vor 100 Jahren wiederfinden. Sogar im Winter ist die Trasse der Militärstraße trotz Schneeauflage gut auszumachen.

Plateau des Hohen Lorenzens Richtung Osten geblickt

Am Ende des Aufstiegs leitet der sich von unten dramatisch zuspitzende Hang abrupt auf ein breites und flaches Gipfelplateau über und sofort fällt das riesige Gipfelkreuz in etwa 100m Entfernung ins Blickfeld.

Evi am Hohen Lorenzen

Ganz entgegen der sonstigen Neugier ob der Geschichte des Gipfelkreuzes untersuchten wir im starken Südwestwind nicht einmal das Gipfelbuch. Eiliges Abfellen und ein paar Fotos waren die wenigen Handgriffe am Gipfel des Hohen Lorenzens. Nach etwa eineinhalb Stunden im starken Wind sollte die geschützte Abfahrt über den Nordosthang endlich stattfinden.

Rückblick auf die Runde von der Allerleigrubenspitze

Vorher noch ein Blick auf das Dörfchen Gossensaß und die markante Autobahnbrücke hoch über die Dächer der Siedlung hinweg. Der Hohe Lorenzen ist nach Süden hin völlig unverdeckt von anderen Erhebungen sodaß die Erklärung für den anhaltend starken Wind auch optisch eindrucksvoll zu erleben ist. Immer wieder interessant mit welcher Akribie man sich nach den Friedensverhandlungen von St. Germain in den 1920er Jahren bemüht hat die Grenzmarkierungen zu setzen.

die Runde im Zoom

Ein eingemeißelter Punkt als Hauptmarkierung und mit jeweils einem ebenfalls eingemeißelten kurzen schwarzen Strich wurde der Luftlinienverlauf bis zur nächsten Grenzmarke vorgegeben. Dabei wurde höchster Wert darauf gelegt, daß die tirolische Seite immer etwas abgedrängter am Grat lag als die damals italienische. Deutlich kann man heute noch die unterschiedliche Machtposition der Grenzzieher spüren. Solcherlei Grenzziehung fällt auch an anderen Teilen im Grenzkamm auf.

Einfahrt in den Nordosthang

Über den Ostrücken hinab kann an verschiedenen Positionen in die windgeschützten Nordosthänge eingefahren werden. Uns erschien der Felskopf am Beginn des Gipfelaufbaus auf halbem Weg zum Flachjoch etwas zu uneinsichtig hinsichtlich seiner Umfahrbarkeit, sodaß wir den Gratrücken schon oberhalb in den Nordosthang einfahrend verließen.

Nordosthang mit Sattele

Im Nordosthang – wie kann es anders sein bei Südwestwind – fanden wir einiges an pulverigen Triebschnee vor und fuhren deshalb einzeln bis zu Haltepunkten ab. Die Abfahrten waren entsprechend angenehm, ein hochwinterliches Vergnügen.

herrliche Pulverabfahrt zum Hochleger der Fraderalm

In der Grube der Fraderalm fand sich dann auch noch richtiger Pulverschnee welcher die letzten Höhenmeter bis zur Alm zu einer genussvollen Abfahrt werden ließ.

Rückblick auf die Abfahrt im Nordosthang

Das große Almgebäude des Hochlegers der Fraderalm dürfte vom optischen Eindruck her eher beschädigt worden sein, denn durch Altersschwäche zusammengebrochen. Sehr alt erscheint es nicht – zuviel Schnee oder ein Lawinenausläufer?

prächtige Hänge vom Hohen Lorenzen herab

Nach diesen Almengebäuden beginnt eine schöne Talausfahrt, die zunächst durch einen Lärchenwald und dann am Almenweg  hinausführt. Rasch nimmt das Pulverschneevegnügen ab und es benötigte Standfestigkeit die Bremsung durch den eher feuchten Schnee am Almweg auszubalancieren.

Hochleger Fraderalm

Ein Rinnsal von Bach über den Weg muß zu diesem Datum bereits überschritten werden, zu warm ist es für eine durchgehende Schneedecke darüber. Kurz danach endet die schöne Fahrt durch den Wald in einer leichten Senke der Fraderalm.

ein wenig restlicher Pulverschnee bis zur Baumgrenze

Auf der anderen Seite des Bachs liegt der Weg eher sonnengeschützt nahe den Bäumen und dürfte wohl noch etwas besser befahrbar sein als unsere ostseitige Abfahrt.

nahe der Senke der Fraderalm

Vor der recht neu erbauten Alm werden etwa 200m Schiebestrecke, bzw. kurzzeitig der Grätschschritt nötig, um die paar Meter aus der Senke zur Alm zu überwinden. Nach der Alm bietet sich ein herrlicher Rückblick auf den Hohen Lorenzen.

Fraderalm

Hinter der Alm konnten wir eine Aufstiegs- und mehrere Abfahrtsspuren entdecken. Es dürfte sich um den Anstieg zum Karsattel und dem Kreuzjoch handeln – sicher eine schöne wenig begangene Tour und eine Sache zum Herausfinden.

phantastischer Rückblick auf den Hohen Lorenzen

Die Ausfahrt aus dem Fradertal bleibt östlich des Fraderbachs und führt an zwei weiteren Gebäuden vorbei, bevor das Tal mit einer Geländestufe zum Bach hinab aufwartet.

letzte Gebäude vor der Geländestufe

Unten führt der Weg wenige Meter oberhalb des Baches – teilweise steil mit wenige Möglichkeiten vernünftige Schwünge einzulegen – bis zum Obernbergtal  hinaus. Der Weg führt auch vorbei an einem kleinen Kraftwerk mit einer uns in ihrer Sinnhaftigkeit völlig unerklärlichen Videoüberwachungsanlage.

Obernberg, Ortsteil Frade – links unten die Brücke und das Fahrverbotsschild

Wer unten im Tal möglichst weit rechts den Hang befährt und somit Höhe spart, der kann von dort aus mit genügend Schwung über die Brücke und fast bis hinauf zu einem Fahrverbotsschild fahren, bei dem rechts in den Wiesenhang eingefahren werden kann, der mit genügend Gefälle bis zum Ausgangspunkt, dem Bauernhof am Obernbergbach, führt.

Am Ausgangspunkt angelangt – Ende der schönen Runde

Ohne Hektik, allerdings – wegen des Windes – mit nur einem kurzen Aufenthalt am Hohen Lorenzen absolvierten wir die traumhafte Runde in 4:38 Stunden (Gipfelaufenthalt 20min). Die Höhenmessung der Bergsteigeruhr zeigte 1.140Hm und die Aufzeichnung errechnete eine Gesamtstrecke von 14,8km.

Mils, 10.03.2019