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Fallbachkartürme – Überschreitung von Hoher Fürleg bis Großer Bettelwurf

Das vom Tal wenig einsichtige Fallbachkar findet seine nördliche Begrenzung in einer gewaltigen Felsmauer, den Fallbachkartürmen. bis zu 200m ragen sie – im Bogen geschlossen – über den hinteren Karboden auf und stellen somit die fortlaufende Halltalkette sicher, die durch das Kar eine jähe Trennung erfährt.

Der Walderkampturm in den Fallbachkartürmen

rechts der Walderkampturm in den Fallbachkartürmen

Die Überschreitung der Fallbachkartürme stellt für den Bergsteiger auch die elegantere Methode dar, vom Hundskopf auf die Bettelwürfe zu gelangen. Die Alternative hierzu stellt nur der fast völlige Abstieg von der Hohen Fürleg in das Fallbachkar und ein sehr mühsamer Aufstieg von diesem auf die Scharte bis Pkt. 2.625m dar. Diese Alternative ist jene, die als Normalweg für dieses Vorhaben im AV-Führer beschrieben ist.

Die Fallbachkartürme vom Osteck des Großen Bettelwurf aus gesehen

Die Fallbachkartürme vom Osteck des Großen Bettelwurf aus gesehen

In Bergsteigerkreisen kursiert noch eine Variante die zwischen den beiden Routen liegen soll. Beim Anblick der Türme fällt es jedoch schwer sich auf halber Höhe eine Passage auszumalen. In jedem Fall aber kommt man bei jeder anderen Variante, als der Direktüberschreitung, um das Hinaufwühlen zu Pkt. 2.625m, über steilste Schutthänge nicht herum.

in den Tratten

in den Tratten

Die Fallbachkartürme sind im Ostteil teilweise sehr brüchig (vor allem am Walderkampturm) und abgesehen von einigen typischen gelbbraunen Störzonen sowie einem Bereich im Mittelteil bei dem das Gefühl aufkommt, es handle sich beim Fels um Hauptdolomit, akzeptabel fest. Man traue dem einladend griffigen Fels generell aber nie wirklich und prüfe bevor man sich bindet…

Aufstieg zur Tratenspitze

Aufstieg zur Trattenspitze

Unsere Anreise erfolgte über die Hinterhornalm. Andi und ich verließen die Alm knapp vor halb acht Uhr, durften uns daher noch auf einen kühleren Aufstieg freuen.

Andi am Gipfel der Trattenspitze

Andi am Gipfel der Trattenspitze

Wie immer im Karwendel ist der Wasservorrat ein zentrales Thema, oberhalb der Alm gibt es keine Möglichkeit zur Tankung. Meine große Aluflasche würde daher nur sehr knapp ausreichen, aber im Hinblick auf die nahegelegene Bettelwurfhütte konnte dieser Minimalismus eingegangen und mit leichtem Rucksack auf Hundskopf, Trattenspitze und über die Walderkampspitze zur Hohen Fürleg angestiegen werden.

Rückblick auf die Tratten und Hundskopf

Rückblick auf die Tratten und Hundskopf

Den Hundskopf erreichten wir um halb 9 Uhr, die Hohe Fürleg knapp nach 10 Uhr; bis dorthin ein gutes Tempo.

der Autor am Gipfel der Hohen Fürleg

der Autor am Gipfel der Hohen Fürleg

Während einer recht ausgiebigen Rast, für die bis dorthin kurze Strecke, studierten wir nochmals die spärlichen Führerangaben zur Überschreitung. Andi hat die Überschreitung schon einmal teilweise zu beiden Seiten ausgeführt, daher konnte auch auf etwas Vorwissen zurückgegriffen werden. Immer wieder blickten wir zu den scharfen Zähnen hinüber und malten uns die einzelnen Aufstiegsmöglichkeiten aus. Und wie immer kam es dann meist irgendwie anders als man denkt.

Überblick über die vor uns liegenden Fallbachkartürme

Überblick über die vor uns liegenden Fallbachkartürme

Gegen halb elf Uhr machten wir uns dann an die Kante, die den Walderkampturm der Fallbachkartürme vom Gratverlauf zur Hohen Fürleg trennt. Dieser erste Absatz erscheint von oben senkrecht, brüchig und die kleine Verschneidung in der es hinabgeht dermaßen uneinsehbar, daß wir beschlossen nicht schon am Anfang ein zu großes Risiko einzugehen und stiegen die ca. 30Hm über den Normalweg zur Fürleg vom Kar aus ab und querten bei einem Steinmann am Normalweg knapp unterhalb von Felsen zur Scharte über ein akzeptables Schuttband auf dem plattigen Abhang zur kleinen Scharte hinauf.

der Walderkampturm vor uns, rechts in der Verschneidung geht es hinauf und dann oben links wendend

der Walderkampturm vor uns, rechts in der Verschneidung geht es hinauf und dann oben links wendend, sodann am Grat weiter

Im Rückblick konnten wir nun erkennen, daß dieser Abbruch eigentlich mit mäßigen Schwierigkeiten, jedoch unter relativ großer Brüchigkeit erklettert werden kann, jedoch stellt sich eine solche Sicht im gleißenden Gegenlicht der Vormittagssonne leichter dar, als sie im Abstieg wirklich sein wird.
Also im Aufstieg würden wir sie jedenfalls nehmen, im Abstieg dürfte eine Sicherung von oben die sinnvollste Taktik sein, beschlossen wir für weitere Begehungen.

Rückblick auf den ersten Abbruch den wir umgangen haben

Rückblick auf den ersten Abbruch den wir umgangen haben

Nun lag der Walderkampturm vor uns. Von der Scharte aus kein hoher Turm, jedoch ist der Aufstieg klettertechnisch nicht einfach. Der Führer beschreibt ihn mit –IV , die kleine Verschneidung in der man ihn genau rechts oberhalb der Scharte und nahe an den Abbrüchen ins Vomper Loch ersteigt ist jedoch mit vielen festen griffen und Tritten, sowie guter Spreizmöglichkeiten gespickt, sodaß er diese Bewertung eigentlich nicht verdient, er ist weit nicht so schwierig als es der Ausstieg über eine sehr brüchige Wand knapp vor Erreichen des Pkt. 2.625m ist.

Anstieg zum Walderkampturm

Anstieg zum Walderkampturm

Knapp oberhalb der schwierigeren Stelle, ca. in 8-9m Höhe, wendet sich der weitere Aufstieg in einer kleinen Scharte im Turm über nochmals die eineinhalbfache Höhe nach links (Westen). Bereits dann steht man am Walderkampturm. Ein Leckerbissen in festem Fels gleich zu Anfang, der dann, auf seiner Nordseite, völlig anders wird. Man erreicht diesen nach kurzer Strecke am Grat mit Steinmann.

am Grat am Walderkampturm

am Grat am Walderkampturm

Die Nordseite ist geprägt von großer Brüchigkeit und man lasse sich wirklich genügend Zeit und prüfe jeden einzelnen Griff und Tritt mehrfach, bevor man ihn verwendet. Der Abstieg ist klettertechnisch nicht sehr schwer, aber die Tücke liegt in der Festigkeit des Felses und auch der geschulte Blick wird manches Mal betrogen. Ohne wirkliche Dreipunkttechnik ist ein sicherer Abstieg hier nicht möglich.

Nordabbruch am Walderkampturm; über die kleinen Türmchen gibt es keine Passage

Nordabbruch am Walderkampturm; über die kleinen Türmchen gibt es keine Passage

Warum man dort absteigen muß ist einem sofort klar, wenn man die grazilen brüchigen Türmchen im weiteren Gratverlauf erblickt. Es gibt auf jenen am Grat kein weiteres Fortkommen und in der grausigen Schlucht zur Rechten der Türmchen, tief unten, nach ca. 40m Abstieg erkennt man kaum den Steinmann von oben, weiß aber, daß die Schlucht die einzige Möglichkeit darstellt.

Abstieg vom Walderkampturm

Abstieg vom Walderkampturm

Eine Alternative ist ein Haken mit Schlinge (letztere ist nicht empfehlenswert, weil man ihr Alter nicht kennt, wenn dann der Haken selber) zum Abseilen. Hierzu würde man ein Seil mit gut 25m Länge benötigen, um auf halbwegs günstiges Terrain zu kommen, um selbiges bei gutem Stand wieder abziehen und verstauen zu können.

unteres Abstiegsgelände vom Walderkampturm

unteres Abstiegsgelände vom Walderkampturm

Es geht aber auch ohne Hilfsmittel, wobei der erste Absatz der entscheidende ist. Hat man ihn ober sich, erfolgt der weitere Abstieg „nur“ in brüchigem, schuttigen, plattigen Fels.

Rückblick auf die Abstiegsroute vom Walderkampturm

Rückblick auf die Abstiegsroute vom Walderkampturm

Beim Steinmann endet die Herausforderung jähe, scharf links davon erkennt man den nächsten Steinmann der ein paar Meter höher wieder auf den nun sanften Grat hinaufführt.

Querung auf den Grat hinaus zur Fallbachkarscharte

Querung auf den Grat hinaus zur Fallbachkarscharte

Somit steuert man auf die weite Fallbachkarscharte zu und für die nächste Viertelstunde am Grat begegnet man keiner weiteren Schwierigkeit bis auf den nächsten abgeflachten Turm. Ab hier ändert sich der Fels hin zu weniger bizarren, spitzen Felsgestalten, zu eher bankigem Schichtgebirge, das, sedimentartig flach geschichtet, mit teilweise breiten und schuttigen Bändern ausgestattet, einen perfekten Stock bildet und dessen Bänder für die Überschreitung nun häufig genutzt werden.

am Weg zur Fallbachkarscharte

am Weg zur Fallbachkarscharte

Diesen abgeflachten Turm muß man gar nicht vollständig begehen, die Route führt, von Steinmännern begleitet, auf seiner Südflanke am Höchstpunkt vorbei. Wir begehen ihn zwecks Begutachtung zähen pflanzlichen Lebens auf über 2.500m Höhe am steinernen Grat (Andi hatte diese in Erinnerung, wir konnten die krautige Pflanze, die an Lorbeer erinnert jedoch nicht klassifizieren) und einiger schöner Fotos über den Rückblick der bewältigten Strecke aber trotzdem und steigen dann über Schutt in Richtung der nächsten Scharte wieder ab.

Rückblick von der Fallbachkarscharte

Rückblick von der Fallbachkarscharte, zwischen den Türmen steigt man von oben ab

Die Scharte ist leicht zu begehen, jedoch sehr schuttig und wiederum ist Vorsicht geboten. Der folgende Turm erscheint in der Frontalansicht schwieriger als er ist. Die zuvor erwähnte Bankigkeit schafft gut und leicht zu erkletternde Stufen, deren Außenseite zumeist aus festem, griffigem  Wettersteinkalk besteht.
Ein Steinmann auf der Gegenseite ist bereits im Abstieg zur Scharte sichtbar und gibt den Beginn der Aufstiegsroute vor.

weiterer Gratverlauf nach dem ersten Kopf, nordwestlich der Fallbachkarscharte

weiterer Gratverlauf nach dem ersten Kopf, nordwestlich der Fallbachkarscharte

Am folgenden Grat bewegen wir uns auf den höchsten Turm mit 2.548m Höhe zu. Am Weg dorthin erleben wir über einen weitgehend bis zum Grat hinaufziehenden Einschnitt einen gewaltigen Tiefblick in die Au im Vomperloch.

Abstieg zur nächsten kleinen Einschartung in den Fallbachkartürmen

Abstieg zur nächsten kleinen Einschartung in den Fallbachkartürmen

Die folgende Scharte ist etwas schwieriger im Abstieg, es sei denn man umgeht sie auf tiefliegendem Schuttband unter Einbuße von ca. 20m Höhenverlust.
Wir entscheiden uns für eine höher gelegene Variante mit dem Nachteil der Brüchigkeit in einer fast senkrechten Passage, die man nicht nur absteigen, sondern auch nach Norden hinaus queren muß, um zum schmal ausgeprägten Schärtchen zu gelangen. Mit Einsatz von Zeit nehmen wir die heikle Stelle ohne große Probleme, empfehlenswerter im Abstieg ist die Umgehung unten.

der nächste Turm ist der höchste

der nächste Turm ist der höchste

Jenseits geht es südseitig über Schuttbänder nicht auf die volle Höhe des Turmes empor, man quert ihn im Aufstieg sozusagen und schneidet den Höchstpunkt ca. 20m unterhalb in den Felsen ab, um zur nächsten Scharte zu gelangen, die auf der Gegenseite nun erstmals mit wirklich grausiger gelbbrauner Störzone zur Durchquerung aufwartet. Jedoch auch dieser Bereich ist halb so schlimm.

im etwas heiklen Abstieg zum höchsten der Fallbachkartürme

im etwas heiklen Abstieg zum höchsten der Fallbachkartürme

Von unserer Seite aus zeichnete sich schon die Routenführung ab, indem südseitig mit senkrechten, teils überhängenden Wänden ein Fortkommen auch schon optisch sofort erkennbar ausfällt und man nur ungern ein rechts auf die Nordseite hinaufziehendes schmales Band inmitten der Störzone erkennt, das, und nur jenes, für den weiteren Verlauf in Betracht kommt.

Aufstieg in der südseitigen Flanke des höchsten der Fallbachkartürme

Aufstieg in der südseitigen Flanke des höchsten der Fallbachkartürme

Zunächst sind wir über eine nicht fein zu begehende Schartenausbildung darüber gesprungen und fanden jenseits wenig feste Haltepunkte, jedoch ausreichend für das Erreichen einer besseren Stelle zur Beobachtung des schmalen brüchigen Bandes in dem so gemiedenen ockerfarbenen Material.

die erste massivere Störzone und der Anstieg wendelartig in die Nordseite

die erste massivere Störzone und der Anstieg wendelartig in die Nordseite

Mit Vorsicht läßt sich auf diesem schmäler werdenden Band ein breiteres, komfortableres Band erreichen, das geheimnisvoll um die Nordkante des Turmes herumführt und mit einiger Spannung ob der Entdeckungen, die man jenseits machen würde, schreitet man unter Prüfung der Tritte vorwärts.

Andi im Anstieg auf die Nordseite

Andi im Anstieg auf die Nordseite

Nordseitig angekommen weicht unerwartet plötzlich alle Spannung und man findet sich auf dem bequemsten, flachen Felsband wieder das man nach den Metern vorher nie erwarten würde.

nordseitig Ausbildung der Route nach der Störzone in den  Fallbachkartürmen

nordseitig Ausbildung der Route nach der Störzone in den Fallbachkartürmen

So ist eben das Karwendel, nach bedrohlichen zugespitzen Engstellen können sich Autobahnen auftun und nach ebensolchen können sich schmalste senkrechte Abbrüche befinden, deren erster Anblick einen erschaudern lassen.

Aufstieg wieder zum Grat auf die Türme

Aufstieg wieder zum Grat auf die Türme

Nun führt der logische Weg wieder im Aufstieg auf den Grat. Von oben ein toller Blick in die Tiefen des Vomperloches. Am Grat geht es nun einmal etwas mehr, einmal etwas weniger scharf weiter.

Tiefblick in das Vomperloch

Tiefblick in das Vomperloch

Wer keine Kletterhandschuhe benutzt, so wie ich, hat spätestens hier Reibeiseninnenflächen der Hände. Der Erosion ausgesetzter Kalk entwickelt an der Oberfläche nadelartig spitze Oberflächen, die den Innenflächen der Hände gewaltig zusetzen und sie in eine Schruppfeile verwandeln. Man wird in seiner Konzentration dessen aber nur gewahr, wenn man zwischendurch einmal andere Hautflächen berührt, beispielsweise beim Auftrag von Sonnencreme im Nackenbereich, welches selbst bei mir als notorischen Verweigerer von Sonnencreme, an diesem bilderbuchartigen, wolkenlosen Tag unbedingt erforderlich war.

Abstieg in die nächste Einschartung etwa auf 2/3 der Überschreitung

Abstieg in die nächste Einschartung etwa auf 2/3 der Überschreitung

Nach einigen Minuten ist die Stelle erreicht über die im Führer zu lesen ist „einen plumpen Felsklotz umgeht man auf der Südseite“. Nach diesem eröffnet sich erstmalig ein schöner Tiefblick auf den Halleranger und das Überschalljoch.

südseitige Umgehung des plumpen Felsklotzes

südseitige Umgehung des plumpen Felsklotzes

Am Grat wechselt man nun immer wieder zwischen Nord- und Südseite, wobei am Schluß seines deutlich ansteigenden Verlaufes der Schwerpunkt auf der Nordseite liegt. Auch noch dort, wo der Grat wirklich scharf wird und man versucht ist ihn – zwecks Aussicht auf den Verlauf – immer wieder direkt zu begehen.

nordseitige Umgehungen des schärfer werdenden Grates in den Fallbachkartürmen

nordseitige Umgehungen des schärfer werdenden Grates in den Fallbachkartürmen

Wir versuchten auch aus Gründen der richtigen und bergsteigerisch ehrenvollen Begehung immer wieder Stücke direkt an der Schneide zu bewältigen, wurden aber immer wieder – auf den einfachen Pfad – in die Nordseite gezwungen.

in den nordseitigen Umgehungen

in den nordseitigen Umgehungen

Bei einer markanten Stelle mit kleinem Felsenfenster und glatter, aber rissdurchzogenen Wand steigt man dann ca. 6m auf den schmalen Grat, beschreitet diesen einige Meter bevor man wieder in die Nordseite gezwungen wird und findet sich dann wiederum nur einige Meter später in einer ähnlichen Situation wieder, jedoch mit deutlich höherer Wand zum Grat. Auch hier ist der Aufstieg relativ problemlos, vor allem nach den Passagen, die man bis hierher geklettert ist.

Andi beim Aufsteig aus der Nordseite auf den Grat der Fallbachkartürme

Andi beim Aufstieg aus der Nordseite auf den Grat der Fallbachkartürme

Die nun folgende Passage ist klettertechnisch der schwierigste Teil der Überschreitung. Nach einer Scharte – die letzte in der Überschreitung – sieht man sich vor einer Wand, die über gut 10m fast senkrecht vor Ihrem Bezwingerkandidaten steht und wenig Flächen aufweist, die nicht sehr brüchig erscheinen. Wir befinden uns hier in einem Gebiet in dem es von gelbbraunen Störzonen in der Mittagssonne nur so leuchtet.

am Grat in den Fallbachkartürmen noch vor dem schwierigen Teil

am Grat in den Fallbachkartürmen noch vor dem schwierigen Teil

Die gute Nachricht für all jene, die diese Wand nicht mehr mitmachen wollen sei, daß es einen Ausweg auf die Schuttreise, die sich auf den Pkt. 2.625m hinaufzieht gibt. Ein ockerfarbenes Band führt direkt über 20-30Hm in die mühsame Rinne hinunter und würde dem Grat ein Ende bereiten.

letzte Einschartung mit schwieriger Wand folgend; links wäre das Störzonenband hinab zur Schuttrinne

Steinmann in der letzten Einschartung mit schwieriger Wand folgend; links wäre das Störzonenband hinab zur Schuttrinne

Der Führer beschreibt diese Stelle als Abseilstelle (in der umgekehrten Richtung begangen) und in dieser Richtung ist das angesichts der Aussicht von unserer Seite auch die einzig sinnvolle Möglichkeit sie zu bewältigen. Allerdings gehört für uns diese Wand mit zur vollständigen Überschreitung und wir denken gar nicht daran sie auszulassen.

letzte schwierige Stelle bei der Überschreitung der Fallbachkartürme; zwischen Nordkante und Riss links geht es hinauf

letzte schwierige Stelle bei der Überschreitung der Fallbachkartürme; zwischen Nordkante und Riss links geht es hinauf

Nach sorgfältiger Untersuchung – die generelle Route hat man schnell entdeckt, aber die Suche nach Griff/Trittmöglichkeiten braucht ein paar Minuten – des bestmöglichen Aufstieges steigt Andi als erster ein und in fast völligem Gegenlicht gelingt mir mit einer lichtabschirmenden Hand ein kleiner Eindruck dieser letzten Prüfung, siehe Foto.

Andi im unteren Teil der schwierigen Wand

Andi im unteren Teil der schwierigen Wand

Weiter rechts (nördlich) ist die Wand überhängend, weiter links noch brüchiger als in der wenig ausgeformten rinnenartigen Verschneidung, die oben in schuttigem Gelände abflacht und leichter fortführt.

RÜckblick vom Mittelteil der schwierigen Wand; Aufstieg nicht sichtbar darunter

Rückblick vom Mittelteil der schwierigen Wand; Aufstieg nicht sichtbar darunter

Schon von der Hohen Fürleg aus sieht man die bedrohliche Situation am Ende der Überschreitung. Nun aber, da ich davorstehe und eine fest entschlossene Route mit allen Möglichkeiten der Haltpunkte ausgekundschaftet habe, erscheinen diese rd. 10m Wand gut machbar.
Sie waren es auch und die Griffe und Tritte haben alle gehalten.

Schutttrichter von oben gesehen; links unten befindet sich der senkrechte Aufstieg

Schutttrichter von oben gesehen; links unten befindet sich der senkrechte Aufstieg

Von oben, am oberen Ende der Wand, an der sich ein Schutttrichter mit dem braunen Störzonenmaterial kann nur ein schwacher Eindruck von der Wand gegeben werden, aber es sei erwähnt, daß auch der Aufstieg in diesem unangenehmen Trichter bis hin zu festem Fels nicht zu unterschätzen ist, das Terrain ist trügerisch.

nach der schwierigen Wand

nach der schwierigen Wand, man kommt von unten links vom schattigen Grat

Die folgenden rd. 10Hm bis zur letzten Einschartung im Grat sind Routinearbeit und ein letztes Köpfchen wird überstiegen bevor man hinten mit wenigen Metern Abstieg von diesem die Scharte bei Pkt. 2.625m erreicht und die Überschreitung der Fallbachkartürme geschafft hat.

letzter Aufschwung am Grat in den Fallbachkartürmen  vor Pkt. 2.625m

letzter Aufschwung am Grat in den Fallbachkartürmen vor Pkt. 2.625m

Wir haben für die Überschreitung gesamt 2:15 benötigt, hatten aber nie vor sie eiligst zu erledigen. Ohne große Foto- und Trinkpausen könnte man auch eine halbe Stunde eher ankommen, jedoch sicher nicht bei einer Erstbegehung.

Rückblick auf die Überschreitung der  Fallbachkartürme

Rückblick auf die Überschreitung der Fallbachkartürme

Der weitere Aufstieg auf das Osteck und den Großen Bettelwurf ist einfach und in dem Link zu Beginn dieses Berichtes nachzulesen.

Andi unter der Wand mit der Aufstiegsrinne dahinter

Andi unter der Wand mit der Aufstiegsrinne dahinter

Erwähnt sei nur die etwas versteckte Verschneidung hinter einer markanten glatten Felswand, bei der man geneigt ist am Steinmann ostwärts weiterzugehen, anstelle schräg hinter sich auf ca. 120° drehend die Aufstiegsrinne zu entdecken.

Aufstiegsrinne zum Osteck des Großen Bettelwurf

Aufstiegsrinne zum Osteck des Großen Bettelwurf

Am Osteck beim der Holzpflockmarkierung bietet sich nochmals ein toller Tiefblick auf den gesamten faszinierenden Grat mit den einzelnen Fallbachkartürmen, der gerade gemeistert wurde.

Die Fallbachkartürme, Rückblick vom Osteck des Großen Bettelwurf

Die Fallbachkartürme, Rückblick vom Osteck des Großen Bettelwurf

In weiteren 10min ist der der Gipfel des Großen Bettelwurfes erreicht.

Großer Bettelwurf, 2.726m

Großer Bettelwurf, 2.726m

Weil es so schön und zeitig am Tag war nahmen wir auch noch den Kleinen Bettelwurf mit und Andi besuchte auch das kleine Gipfelkreuz am Kleinen Bettelwurf bevor wir zur Bettelwurfhütte abstiegen.

Kleiner Bettelwurf, 2.650m

Kleiner Bettelwurf, 2.650m

Von der Hinterhornalm bis zur Bettelwurfhütte benötigten wir 8 Stunden. Für die Rückkehr zum Parkplatz beim Hackl weitere 1 ½ Stunden.

Andi im Abstieg vom Kleinen Bettelwurf

Andi im Abstieg vom Kleinen Bettelwurf

Es empfiehlt sich ein Fahrzeug dort abzustellen und mit diesem dann das andere auf der Hinterhornalm zu holen. Alternativ kann man auch in der Bettelwurfreise nach Südosten abzweigen und über die Alpensöhnehütte zur Hinterhornalm zurückzukehren.

Bettelwurfhütte, 2.077m

Bettelwurfhütte, 2.077m

Die Strecke von Hinterhornalm bis zum Parkplatz beim Hackl beträgt kurze 13km und 1.400m geodätischer Höhenunterschied über Gipfel und Scharten und wahrscheinlich nochmals ca. 300hm für die Abstiege und Aufstiege vom Hundskopf in die Mannl u. Weibelescharte und dieselben in den Türmen.

Mils, 27.08.2016

Hohe Fürleg, 2.571m Überschreitung vom Halltal bis zur Hinterhornalm

Unter den Herbsttouren ein Klassiker ist die Runde über die Hohe Fürleg.
Sowohl vom Westen als auch vom Osten ist die Hohe Fürleg nicht direkt ersteiglich, sie wird von Westen über das nicht einfach erreichbare Fallbachkar und vom Osten über einen längeren Zustieg der endenden Gleirsch-Halltalkette erreicht. Diese Situation bildet die perfekte Möglichkeit für eine Rundtour.

Das Fallbachkar vor uns

Das Fallbachkar vor uns

Unserem Gefühl nach ist die West-Ost-Richtung der Tour die schönere, jedoch ist das Geschmackssache. Für diese Richtung spricht, daß die großen Anstrengungen zu Beginn gemeistert werden und der Abstieg leichter erfolgt, als über Verschneidungen und seilversicherte Wände. Für die Gegenrichtung spricht die rasche Abfahrt in einer 700Hm! Reise (wo hat man schon eine solch gewaltige?), der Wechselreise, die nur in einem kurzen Stück in flacheres Gehgelände wechselt und zwar dort wo sie in die Bettelwurfreise übergeht (dieser Abstieg wird im Folgenden jedoch nicht beschrieben).

Klaus am Abstieg in die Wechselscharte

Klaus am Abstieg in die Wechselscharte

Der Start der Runde in West-Ost-Richtung erfolgt entweder 5 Gehminuten nach der Maximilianquelle rechts abzweigend (nicht beschildert) am Weg zur Halltalerhütte, bei der ersten Ladhütte im Halltal genau bei der Talstation der Materialseilbahn mit Richtung zur Halltalerhütte, oder beim Trinkwasserstollen in Richtung Alpensöhnehütte.

Klaus und ich starten um halb acht Uhr über die erste Variante, unserem Normalanstieg zur Halltalerhütte und weiter zur Alpensöhnehütte zum Wassertanken.
Wasser ist ein zentrales Problem im Karwendel über ca. 1.700m Seehöhe und so sollte man diese Gelegenheit nicht missen, sie stellt bei unserer Route einen Umweg von nicht einmal 10min dar. Das Wasser ist auch ein Grund warum wir diese Tour als Herbsttour betiteln. Geht man im Sommer, dann muß man sehr früh losgehen, damit man am Südhang der Hüttenspitze und in der Nagelwand nicht verbrennt. Diese Partien sind sehr durstintensiv, weil auch sehr steil.

in der Nagelwand

in der Nagelwand

Der Steig bis zur Hüttenspitze wird hier nicht beschrieben weil er hinlänglich bekannt ist, bzw. leicht zu finden. Lediglich der Hinweis auf den Einstieg zur Hüttenspitze in den Wald nach der kleinen, unbewaldeten Flachstelle am Steig von der Halltalerhütte herauf sei hier gegeben. Ein kleines Holzschild auf einem der ersten Bäume gegen Norden übersieht man leicht. Der Steig im Wald ist gut markiert, es empfiehlt sich aber rasch auf den westlichen Rücken aufzusteigen, der den angenehmsten Anstieg darstellt.

Unter dem Gipfelkreuz der Hüttenspitze führt der Steig unübersehbar zum östlichen Abbruch derselben weiter, dies ist der Steig zur Wechselscharte mit, am Ende, einer kleinen leichten Abkletterstelle.

Ab der Wechselscharte beginnt die Nagelwand, eine seilversichterte, im Gesamten mehr als 60° steile, feste Wettersteinkalkwand. Man kann ein Klettersteigset verwenden, oder auch nicht, sie ist jedenfalls sehr kurz (~100hm, die in etwa dem Höhenverlust vom Hüttenspitzgipfel entspricht) und anstrengend bis die Seilsicherung in den Latschen endet.

bereits wieder im Gebüsch oberhalb der Wand, hinten schon die Wechselgipfel

bereits wieder im Gebüsch oberhalb der Wand, hinten schon die Wechselgipfel

Ab dort geht es nicht zwar nicht mehr Kletterfels, jedoch nicht minder anstrengend in einer Latschengasse weiter bis zum Abzweig nach rechts zur Kleinen Wechselspitze. Geradeaus führt der Steig weiter zur Fallbachkarspitze.

das Herbstwetter macht Laune

das Herbstwetter macht Laune; hier der Abzweig

Über die Nomenklatur der beiden Spitzen haben wir uns hier ausgelassen.

Im Sommer ist man froh um die nun folgende Partie, folgt sie doch der großen, schattigen Verschneidung zwischen beiden Wechselspitzen, einer natürlichen Störzone, die diese Verschneidung bildet und uns auch weiter oben den Weg ins Fallbachkar überhaupt erst als leichten Zugang ermöglicht. An diesem 1. Oktober 2015 jedoch waren wir hingegen froh um die Kletterhandschuhe, der Fels war eiskalt und die Rinne mit schneidig kaltem Föhn durchsetzt.

rechts die kleine Wechselspitze bzw. überhaupt die Wechselspitze

rechts die kleine Wechselspitze bzw. überhaupt die Wechselspitze

Die Verschneidung, schluchtartig vor allem im unteren Teil ausgebildet, ist leicht zu klettern, die rechte Flanke ist meist der markierte Teil und auf jener Seite findet man auch alte Sicherungsmittel, deren man aber nicht bedarf. Ein hinlänglich bekannter gewaltiger Klemmblock bildet einen willkommenen Blickfang der jedes Mal aufs Neue erbauend anzuschauen ist.

diesen Klemmblock sieht man bereits von der Hüttenspitze aus

diesen Klemmblock sieht man bereits von der Hüttenspitze aus

Diese Verschneidung ist klettertechnisch gesehen auch die größte Anforderung der Tour, alle anderen Stellen sind in etwa gleich leicht, oder leichter. Wenn überhaupt, verdient die Verschneidung nur an manchen Stellen für Bewertungsfetischisten II-.

Am Ende der Verschneidung tritt für den Bergsteiger schlechte, bröselige bis feinschluffig erdige Geologie zutage und man sieht den Grund für das vorher beschriebene.
Also quert man nun weit oben einige Meter unterhalb der Latschen die trichterförmige Erweiterung der Verschneidung und erreicht den plateauartigen Gipfel der Kleinen Wechselspitze, den zweiten Gipfel der Rundtour.

das Gipfelkreuz der Kleinen Wechslspitze

das Gipfelkreuz der Kleinen Wechselspitze

Die Aussicht belohnt dort schon für den schweißtreibenden Abschnitt, also lohnt sich das Innehalten bei einer kleinen Rast. In unserem Fall windgeschützt auf der Ostseite gegen das Kar.

Der weitere Steig in das Fallbachkar verliert sich über längere Strecken und man bleibt am besten eher am Hang unten, als daß man zu weit aufsteigt, denn der Steig führt unweigerlich in den vorderen tiefsten Karboden hinab, quert diesen über die vordere Hälfte und führt, nun wieder deutlich ausgeprägt, direkt in die Reise, die von der Westseite der Hohen Fürleg herunterzieht und die den nächsten, letzten Anstieg zum Gipfel darstellt.

Rückblick auf den Steig (bzw. verliert er sich zuweilen) von der Kleinen Wechselspitze

Rückblick auf den Steig (bzw. verliert er sich zuweilen) von der Kleinen Wechselspitze

Die Schotterreise ist in den letzten Jahren durch häufige Begehung recht stabil geworden, im oberen, steileren Teil empfiehlt sich zum Aufstieg die leichte Verschneidung zweier Einzelreisen, die immer gröberen Schotter enthält und bei diesen Korngrößen nicht so stark rutscht (kaum zu glauben, daß in alten Karwendelführern der Anstieg zur Wechselscharte nicht über die Hüttenspitze, sondern über die gewaltig lange Wechselreise beschrieben wird; wer diese einmal aufgestiegen ist, der weiß was ein Reisenanstieg bedeutet).

der Anstieg kann mühsam sein, wenn man nicht die großstückigen Passagen sucht

der Anstieg kann mühsam sein, wenn man nicht die großstückigen Passagen sucht

Die ungute Partie findet alsbald sein Ende und man erreicht den festen Fels dem man entweder nach den alten vergilbten Markierungen, oder den etwas links davon nach den neuen dunkelroten Markierungen folgt.

welche Pracht das Zinnengetürm...

welche Pracht das Zinnengetürm…

Das Gelände ist leicht zu klettern, teilweise ist es nur steiles Gehgelände, teilweise sind kleinere Kletterstellen eingelagert. In Summe ist der weitere Anstieg zum Gipfel leicht, ohne Anforderung an Kletterkünste.

ohne nennenswerte Schwierigkeiten

ohne nennenswerte Schwierigkeiten

Von den gesamten gut 2.000Hm der Rundtour (mit dem Auf und Ab am Grat, dem Hundskopf und dem Steig über die alte Halltalerhütte sogar rd. 2.200Hm) trennen ab dem Felsgelände am Ende der Schotterreise noch rd. 300Hm vom Gipfel.

hier sind oft bis tief in das Frühjahr und ab September durchgehend Schneepartieen, die aber nicht in der Aufstiegsroute liegen

hier sind oft bis tief in das Frühjahr und ab September durchgehend Schneepartien, die aber nicht in der Aufstiegsroute liegen

Diese letzten 300Hm spürt man dann plötzlich sehr in den Wadeln, wenn man lange Touren nicht gewohnt ist und der doch recht mühsame Aufstieg von der Wechselscharte seine Spuren hinterläßt.

ca. 250Hm in dieser Art

ca. 250Hm in dieser Art

Die Aussicht auf die Ostseite des Großen Bettelwurfs und das herrlich abgeschiedene Fallbachkar geben aber den nötigen Schub zum Gipfelsieg.

Eine weitere schöne, klettertechnisch mäßig schwere Tour aus dem Fallbachkar in Richtung Osteck, jedoch mit viel psychologischem Training durch die rutschenden Schottereisen, findet man hier.

König Bettelwurf zeigt seine Größe (der orange Rücken ist P2.635m und ein anstieg auf das Osteck (auch von uns auf diesem Blog beschrieben)

König Bettelwurf zeigt seine Größe (der orange Rücken ist P 2.625m und ein Anstieg auf das Osteck über das Fallbachkar (auch von uns auf diesem Blog beschrieben)

Nach dem langen markanten Plattenkalkabschnitt im Anstieg wendet sich die Route scharf nach rechts, um einen Felssporn herum und, abflachend, über die letzten ca. 30hm zum Gipfel, den wir gegen halb ein Uhr erreichten.

Klaus am Gipfel der Hohen Fürleg, 2.571m

Klaus am Gipfel der Hohen Fürleg, 2.571m

Das Gipfelkreuz, errichtet in des Verfasser Urgroßmutters Geburtsjahr 1897, ist ein Stahlkreuz, das man auch oft vom Inntal aus im Sonnenlicht aufblinken sieht. An unserem Herbsttag durften wir es unter gefühlten 50kmh schneidig kaltem Südwind erleben, der gerade den Eintrag ins Gipfelbuch mit klammen Fingern zuließ. Also machten wir uns nach dem Gipfelschnäpschen gerne weiter auf den Grat in Richtung Walderkampspitze und Trattenspitze.

klamme Finger beim Gipfelbucheintrag

klamme Finger beim Gipfelbucheintrag

Der weitere Grat ist meist breit, im Gesamten klettertechnisch ohne besondere Anforderungen und führt in mäßigem Auf und Ab über die gipfelkreuzlose Walderkampspitze (nur ein Steinmandl markiert sie) bis zur Trattenspitze, die mit 2.510m noch kaum niedriger ist als die beiden westlichen Gipfel.

die Walderkampspitze liegt vor uns

die Walderkampspitze liegt vor uns

Hier bricht der Gratkamm jäh um ca. 60Hm ab und wird in seiner wilden riffartigen Ausbildung zahmer, ja manchmal fast rund. Der Abstieg von der Trattenspitze auf den weicheren Kamm der Tratten (Bergwiesen) erfolgt im Norden, in Richtung zur geologischen Besonderheit des Bockkarlsturmes.

Gipfel der Trattenspitze, 2.510m

Gipfel der Trattenspitze, 2.510m

Dieser Abstieg kann im Frühjahr oder auch im Spätherbst weitgehend mit gefrorenem Schnee bedeckt sein, der die Begehung zur gefährlichen Sache machen kann, wenn man kein entsprechendes Schuhwerk ausgewählt hat, näheres darüber hier.

nach dem Abstieg vom Gipfelaufbau der Trattenspitze

nach dem Abstieg vom Gipfelaufbau der Trattenspitze

Der Kamm über den Tratten bildet einen feinen, schonenden Abstieg zur Mandl und Weibele Scharte, die ihn markant vom kühnen Felssporn des Hundskopfes trennt. Am Beginn des Kammes sind ein zwei kleine, mannshohe Kletterstellen eingelagert, die man rückwärts gedreht abklettert. Der Rest ist feines Gehgelände.

am Ende der Tratten angelangt

am Ende der Tratten angelangt

Natürlich darf der fünfte Gipfel dieser Rundtour, der Hundskopf nicht fehlen und wir nahmen ihn über den Felix-Kuen-Klettersteig mit und genossen gegen zwei Uhr die Nachmittagstimmung am Gipfel.

Hundskopf, 2.243m

Hundskopf, 2.243m

Wenn man diesen nicht mehr packt, oder mitnehmen will, dann nimmt man die nördliche Umgehung, ein markierter und gut sichtbarer Steig, für den aber im Frühjahr und im Herbst das gleiche gilt, wie für den Abstieg von der Trattenspitze. Vorsicht bei Schneelage ist geboten!

Der Abstieg vom Hundskopf ist Routine und bedarf keiner Beschreibung. Da ist ein Hopfengetränk auf der Hinterhorn Alm schon erwähnenswerter.

Wegen des fortgeschrittenen Tages und der Tageslänge im Herbst verließen wir die Hinterhorn Alm um dreiviertel vier Uhr. Das letzte Teilstück ist nicht zu unterschätzen, wenn nun die gesamten Höhenmeter in den Wadeln stecken. Alternativ, kann man sich auch dort abholen lassen, versäumt aber dann eine wunderschöne Wanderung in Almhöhe durch das farbenfrohe Karwendelgehölz.

Steig von der alten Halltalerhütte hinab zum Besinnungsweg

Steig von der alten Halltalerhütte hinab zum Besinnungsweg

Nach der letzten Kehre der Straße zur Hinterhorn Alm zweigt ein zunächst breiter Forstweg ab, der sich rasch zum schmalen Steig wandelt. Diesem gefolgt, erreicht man die Böden, auf die die Wasser. Und Schneemassen von den 1.000m höheren Felsen herab donnern und die jene Sturzbäche bilden, die breite Wasserfurchen mit schneeweißen Schottertürmen an den Ufern bilden. Ein einmaliges Szenario und nur an Ort und Stelle einsehbar. Ein nächtlicher Kampf zwischen Jäger und Opfer ist an den Felsbrocken beim Durchschreiten des Bachkares an den weit verbreiteten, angetrockneten Blutspritzern noch gut zu erkennen. Wildes urtypisches Karwendel!

Auf der Gegenseite des Bachkares geht es dann einige Kehren hinauf bis unter die Felsenlinie um dann, mäßig fallend, auf den Steig bei der alten Hallterhütte zu treffen. Von dort nimmt man am besten den wunderschönen Steig direkt hinunter zum Fallbach-Bachbett (nicht in der AV-Karte als roter Steig markiert, siehe Foto der Runde in der Galerie), man muß nicht den beschwerlicheren Steig über die Schaferhütte zur neuen Halltalerhütte nehmen.

Der Abstieg auf diesem Steig unterhalb der alten Halltaler Hütte bietet noch einige phantastische Ausblicke und Stimmungen.

Nach dem Überqueren des Bachbettes des Fallbaches erreicht man am Besinnungsweg den Ausgangspunkt, den Parkplatz bei der Sprungschanze wieder.

 

kein schöner Land...

kein schöner Land…

Man rechne für die Runde zwischen 9 und 12 Stunden, je nach Verfassung und Verbleib auf Gipfeln oder der Alm. Die Wegstrecke ohne Höhenmeter beträgt für die gesamte Runde knapp 16km.

Mils, 11.10.2015

 

Bettelwurf Osteck über das Fallbachkar

Eine wenig begangene und wunderschöne Bergfahrt ist das Bettelwurf Osteck über Fallbachkar und zuvor über Hüttenspitze und Kleine Wechselspitze.
Ein bisschen Orientierungsvermögen im oberen Teil nach der Scharte ist eigentlich die einzige Voraussetzung, sieht man von dem kurzen Klettersteig über die Nagelwand und die sonstigen freien Klettereien (alle durchwegs nicht schwieriger als II) ab.

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toller Blick auf die Fallbachkartürme

Startpunkt ist der Parkplatz an der Gnadenwalderstraße, oder beim Hackl, und es geht zuerst auf die Hüttenspitze. Die nächtlichen Kleinstregenfälle (es waren für den Abend des Vortages schwerste Gewitter prognostiziert!?) haben noch etwas Nebel hinterlassen.

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7:05 Uhr

Nach zig Spinnennetzen über Gesicht und Haare im Wald bis zu den Latschen kurz vor der Ferkelrinne ein toller Ausblick:

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perfektes Wetter

Der Ausblick wird noch besser – siehe Galerie am Ende des Artikels – und hier das erste Highlight heute:

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eine Augenweide zur Belohnung mitten am Weg

Kurz vor 9:00 am Gipfel der Hüttenspitze und ein prachtvoller Ausblick auf den weiteren Verlauf der Tour:

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auf der Hüttenspitze nach nicht ganz 2 Stunden, rechts hinten die Rinne zur Kleinen Wechselspitze, das nächste Ziel

Links neben der kleinen Schwester majestätisch die Große Wechselspitze, die auch ein nicht ganz leichter Gipfel ist, das kleine GB hält sich dort fast Jahrzehnte wie wir früher bereits gesehen haben.

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auf der Kleinen Wechselspitze, einem ehemaligen Radfahrerkollegen von mir von den „Schwalben“ ist das Kreuz gewidmet

Mittig unten die Hüttenspitze von der wir im Foto vorher noch steil nach oben blickten. Dazwischen liegen 100Hm Abstieg nach der Hüttenspitze bis in die Wechselreise und das ganze dann den Klettersteig wieder hinauf inmitten der um 9 Uhr schon stark beschienenen Latschen (siehe Bildergalerie).
Die Kleine Wechselspitze links und rechts davon die plattig glatte Ostflanke der Großen Wechselspitze.

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der weitere Weg ins Fallbachkar, eng an der glatten Ostflanke der Großen Wechselspitze entlang

Im Innerern des Fallbachkars gibt es eine Steilstufe zu überwinden bevor man in den oberen Teil gelangt, sehr ähnlich dem Bachofenkar, nur daß die Stufe im Fallbachkar mit Fels und Grasmatten durchzogen ist.

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der erste Einblick in das totenstille Fallbachkar, rechts der mühsame Weg durch die Reise auf die Hohe Fürleg, eine klassische und empfehlenswerte Herbsttour

Nach dem Schneefeld im unteren Teil des Fallbachkares ca. 50Hm höher die Steilstufe.

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nach der Steilstufe tut sich das innere Fallbachkar auf, die Fallbachkartürme blicken schroff herunter, mächtige Reisen gilt es zu überwinden

Meine gewählte Route geht direkt nach Norden, an das Ende des Schneefeldes bis zu den Wandfüßen. In der Verschneidung der Reisen liegen auch Brocken mit größerer Korngröße, sodaß die Pilgerschritte auf ein Minimum reduziert werden können und man damit im Aufstieg leben kann, ohne grantig zu werden.

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ein erster Blick des Zieles, links die weiße Spitze über der Kontur des Grates im Vordergrund

Nun überspringe ich ein paar Fotos, bitte in der Galerie nachsehen für Detaileinblicke, und gehe etwas weiter hinauf.

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der linke der beiden Risse wäre die Nr. 1182A Route b) des AV-Führers1996, m. E. der Einstieg nicht ohne Sicherung kletterbar

Hier ein Blick zur alternativen Route im AV-Führer Klier. Mir erschien die linke Rinne als nicht kletterbar ohne richtiger Sicherung mit Haken und Seilpartner. Wenn man das Foto im Führer ansieht (von der H. Fürleg aus aufgenommen und s/w), dann erkennt man die Situation bei weitem nicht so wie aus dieser Nähe.

Es geht nördlich weiter nach oben, immer am Wandfuß entlang. Ich bin der festen Meinung, daß diese Taktik besser ist, als mitten in der kleinkörnigen Reise im Pilgerschritt mühsamst aufzusteigen, wie im Führer beschrieben. Aber das bleibt dem Experiment oder Einfühlung eines jeden Einzelnen überlassen.
Weiter oben beginnt die ausgebildete Rinne und ich erreiche sie recht schnell über ein paar Rippen die leicht und ohne Gefahr zu überklettern sind.

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eine letzte Rippe vor mir

Die Rinne in greifbarer Nähe und leider über dem Osteck des Großen Bettelwurf der Thermik-Nebel der so vielen wetterunkundigen deren Tour zur echten Entscheidungsfrage macht. Rings herum viel Blau und ober mir ein dunkelgrau werdender Schleier. Ich kenne das Phänomen und halte mich an: Hat der Berg einen Hut, bleibt das Wetter gut.

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nun die Rinne hinauf, viel Schutt drin, ockerfarben (im Karwendel immer eine Störzone mit viel Lehm und Schutt), brüchig

Der Nebel, nach 10min verflogen (kommt aber wieder) und nun das Kernstück dieses Abschnittes, die Rinne.

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die ausgeaperte Stelle mittig kommt in die Wahl für guten Halt beim Aufstieg

Bei der Gabelung geht es rechts hinauf zur Scharte und weiter oben wird es wieder recht „ockerfarben“ bis schließlich die Scharte erreicht wird. Sie ist exakt 100Hm niedriger als der Große Bettelwurf.

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Die Scharte P. 2625m

Von hier erkennt das erfahrene Auge gleich was der Führer mit dem schroffigen Band meint und wie der weitere Aufstieg in etwas stattfinden wird. Nachträglich tue ich mich leicht die Route markiert zu veröffentlichen, aber auch ich mußte ein wenig probieren, überlegen und, wie Carl Gsaller und Herman von Barth sagen würden: rekognoszieren (Bedeutung -> http://www.bergruf.de/alpinhistorie/barth/kalkalpen/glossar.html#Glossar_rekognoszieren)

Img A

Der Routenverlauf ab der Scharte

Die Kletterei ab hier ist keineswegs schwierig, man darf nur nicht Steilheit mit Schwierigkeit vermischen, denn teilweise sind kleine vertikale Absätze zu überwinden. In der Regel sind dort aber auch gute und feste Griffe und Tritte vorhanden. In Schuttrinnen muß man etwas vorsichtig Tritte und Griffe auswählen, jedoch ist alles Gelände nur zwischen I und II einzustufen.
Eine markante Stelle ist der im Führer genannte Wandabbruch, es befindet sich sogar ein Steinmandl auf dem Band, das man nach links (ostwärts) gehen muß.

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hier der Abbruch von dem im Führer die Rede ist, Steinmandl links lockt nach Osten

Zu weit nach Osten läßt einen das Bauchgefühl nicht so richtig fortschreiten und so drehe ich nach 15-20m wieder um und nehme das Couloir durch die Wand ca. 10m nach dem Steinmandl nach oben und sollte diese Entscheidung als gute Wahl honoriert bekommen.

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besser dieses Couloir, ca. 5-7Hm und oben erkunden

Oben tut sich wieder leichte Gelände auf und nun müßten die 100Hm von der Scharte eigentlich zu mehr aus der Hälfte geschafft sein.

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voilà, das war richtig und nun geht es auch nur mehr einfach weiter, wenig steil und ein breiter, kaum ausgebildeter Grat zum Osteck

Man beachte die markanten Brocken am Ende des Couloirs, man sieht diese schon von weit oben als wichtigen Orientierungspunkt. Das weitere Gelände ist unspektakulär und bedarf keiner weiteren Beschreibung, ein breiter, wenig ausgebildeter Grat und schließlich das Osteck.

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hier die verbleibenden ca. 40Hm

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das Osteck des Großen Bettelwurf

Der Rückblick ist wegen der der Routenführung interessant, das Schneefeld der Scharte ist weiter unten noch gut als eine fast geradlinige Verbindung zum Osteck zu sehen.

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letzter Rückblick; von hier erscheint die Route logisch; Nervenkitzel also nur bei der Erstbegehung

Vom Bettelwurf Osteck bis zum GK sind es noch ein paar Minuten am Grat und den Abstieg wähle ich immer über den Verbindungsweg (teilweise Klettersteig) zum Kleinen Bettelwurf, da er im Abstieg sympathischer ist als der Eisengatterergrat.

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12:20 Uhr

Zum Abschluß, kurz vor der Bettelwurfhütte, eine Belohnung für das Auge und in der Sonne vor der Hütte ein flüssige und eine deftige Belohnung aus der guten Küche für den Magen.

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Abstieg über den Kleinen Bettelwurf und kurz vor der Hütte eine Belohnung für das Auge

 

Hier die weiteren Fotos für die detaillierte Einsichtnahme des gesamten Tourverlaufes:

 

 

Mils, 25.07.2013