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Nördliche Sonnenspitze, 2.650m

Die beiden Sonnenspitzen in der Hinterautal-Vomper-Kette zählen zu den am wenigsten begangenen Gipfel in dieser Kette und auf die Nördliche Sonnenspitze, dem gewöhnlichen Ausgangspunkt für die Überschreitung zur Südlichen Sonnenspitze, führt ein mühsamer Anstieg durch das Große Kühkar. Der Grund warum hier nur von der Nördliche Sonnenspitze die Rede ist, wird im Text erläutert.

Nördliche Sonnenspitze, 2.650m

Um den Eintritt zum Großen Kühkar zu erreichen erwartet den Besteiger der Nördliche Sonnenspitze zunächst eine lange Anreise entweder über Scharnitz, heute fast ausschließlich mit dem Radl, oder, im Fall dieser Beschreibung, klassisch zu Fuß über das Lafatscher Joch aus dem Halltal.
Weiters muß dann von der Kastenalm zum Unteren Moserkar aufgestiegen werden und dieses bis zur Karverzweigung durch den südwestlich herunterziehenden Gratrücken von der Moserkarspitze aufgestiegen werden. Eine kürzere Anreise gibt es – ohne die Nordwände zu erklimmen – nicht.

Die Sonnenspitzen vom Lafatscher Joch aus im Norden

Der Anstieg vom Hackl im Halltal bis zur Kastenalm ist für die Beschreibung des Anstieges zur Nördlichen Sonnenspitze ohne Belang und, weil er über breite markierte Wege erfolgt, auch keine besonders beschreibenswerte Anreise.
Die Erwähnung, daß der Verfasser für die Strecke vom Parkplatz Halltal bis zum Kasten dreieinhalb Stunden benötigt hat, sowie ein wunderschönes Bild von den beiden Sonnenspitzen und deren Verbindungsgrat – das gleichzeitig den Blick darstellt, der nach oftmaligem Erleben den Drang zur Ersteigung dieser Region vorantreibt – möge hier genügen.
Weiters sei zur Planung der Tour daran erinnert, daß die Rückreise mindestens genauso lange in Anspruch nimmt und länger, da auf der Rückreise die Hallerangeralm zur notwendigen Labe besucht werden sollte.

Gipfel im Moserkar und rechts der Sonnenspitzenstock

Vom „Kasten“ aus– eine durchaus gebräuchliche und eigentlich treffendere Bezeichnung wie „von der Kastenalm aus“ (das innere Almwiesengelände der Alm wird nämlich gar nicht betreten sondern ein großer Bogen um sie abgeschritten) – führt die Route am Ufer des Moserkarbaches zur Linken entlang.
Der breite Schotterweg kann im Bereich der inneren Alm durch lichten Wald abgekürzt werden um ihn nach ein paar Hundert Meter wieder zu erreichen.

der Moserkarbach an der Stelle an der er versiegt

Im Bereich der größten Nähe zum durch Hochwassereinflüsse aufgeböschten Ufer und einem markanten Ahorn kann das breite, staubtrockene Bachbett überschritten werden um knapp danach wieder begangen zu werden, nämlich um die letzten versiegenden Wasserläufe des Moserkarbaches zur Wasserauffüllung zu benutzen.

Allein die Strecke vom westlichsten Punkt bis zu diesem Gebiet sollte man am Abstieg vom Hinterautal vom Zeitbedarf her nicht unterschätzen, es handelt sich um gute zwei Kilometer bzw. einer halben Stunde Gehzeit, die auf der Karte nicht so aufwendig aussieht (auf der AV-Karte gibt es Steigspuren vom Steilstück zu einem Weg in die Kastenalm hinab – vielleicht wäre dies eine lohnenswerte Abkürzung).

Steig ins Moserkar

Anschließend weisen hohe Lärchen den Weg zum Steig in das Moserkar. Er beginnt an einer Stelle, die unspektakulärer nicht sein könnte und wenn nicht ein breiter ehemaliger Fahrweg dort hin führte, würde man wahrscheinlich einige Zeit suchen. Der Steig ist für seine alpinistische Begehungshäufigkeit phantastisch gut ausgeschnitten, was auf rege Tätigkeit der Jägerschaft in diesem Gebiet hindeutet – vermutlich die Pächter der bei der Kastenalm gelegenen Jagdhütte – denn in dieser Gegend wird sehr wahrscheinlich kein alpiner Verein dafür verantwortlich zeichnen.

Am höchsten Punkt beim Zustieg „Moserkaregg“

Zum Zeitpunkt der Begehung des Steiges durch den Verfasser heizte die Sonne an diesem so traumhaften Hundstag im August bereits derart kräftig herab, daß er sozusagen „einging“, immensen Wasserbedarf zeigte und bis zur Verzweigung vom Unten Moserkar bis ins noch schattige Kühkar schlapp und immer schläpper wurde. Ein grausiger Riegel und ein Apfel waren nicht in der Lage seine Steigleistung in Form zu bringen.

erstmalig das Große Kühkar – der Aufstieg zur Nördlichen Sonnenspitze – zu sehen

Bei der Verzweigung konnte er nicht umhin über die Maßen viel zu trinken beide Flaschen voll aufzufüllen, in Unkenntnis, daß der Bach aus dem Kühkar noch gut 200Hm weiter hinauf ergiebig genug zum Tanken gewesen wäre. Wer das Thema Wasser im Karwendel kennt handelt eher früher als später.

Abzweigung der Kare und im Rückblick die Halltalkette

Unzufrieden schlapp ging es nach der Bachquerung den falschen Steig bergauf. Zwar besteht um die Ecke bei den Latschen knapp oberhalb des Baches ein direkt ins Kühkar abzweigender Steig, allerdings sieht dieser so aus, als verlaufe er sich anstelle markant die Wiese zu durchschneiden. In trügerischer Gleichgültigkeit ob der Schlappheit und ungenauer Erhebung der Situation wurde dem besseren, breiteren Steig in Spitzkehren steil bergauf gefolgt, um nach wenigen Minuten und kaum 100Hm festzustellen, daß dies der falsche war und ein bergsteigerischer Grundfehler begangen wurde – nicht genau festzustellen welcher Steig der richtige ist.

der richtige Steig 40Hm tiefer – Abstieg über unangenehme Schotterflanken notwendig

Der Abstieg zum – von oben natürlich gut sichtbaren – Steig ins Kühkar mußte somit über unangenehmes verfestigtes Sand und Schottergelände erfolgen, glücklicherweise nur über knapp 40Hm.
Solche Fehler nagen und stacheln aber gleichzeitig auch an, in diesem Fall jedoch zum Vorteil der Bekämpfung der Schlappheit gereicht.

Nach wenigen Minuten „versiegte“ aber auch der richtige Steig durch die Nähe zum steil abfallenden Bachbett, dessen abgerutschte Flanken die Latschengassen auf einmal zur steilen Schuttböschung machten.
So kämpfte sich der Verfasser auf die andere, im Aufstieg gesehen rechte Bachseite auf einem Rücken aufwärts, bis der Geländeeinschnitt durch den Bach flacher wurde und eine Rückkehr auf die richtigere linke Seite leicht möglich wurde.

Rast im Kühkar auf 1.750m

Nach diesem unvorteilhaften und eher zu verschweigenden Intermezzo, als erfahrender Bergsteiger irgendwo, aber nur ein paar Dutzend Meter, neben dem richtigen Steig befindlich wie ein Anfänger durch dichte Latschen mit unzähligen, um das Gesicht herum beim Zerreißen knisternden Spinnfäden aufsteigen zu müssen, erreichte der Verfasser die Höhenkote 1.750m und das Kühkar schien kein Ende zu nehmen. Eine Rast mit ordentlicher Nahrungsaufnahme und dem erhobenen innerem Zeigefinger zum Zusammennehmen gab das Unterbewusstsein vor, worauf Rucksack und Körper unsanft auf den Karboden niedersackten. Es galt einen mentalen Tiefpunkt zu überwinden oder nicht.

weiteres Aufstiegsgelände im Kühkar

Ein Gutteil der mitgebrachten Geheimwaffen Rosinen und getrocknete Marillen, sowie Brot und Speck wurden verschlungen und mehr als eine halbe Flasche Wassers obendrein. Ein Zeichen völlig falscher Planung und für die Temperaturen zu anspruchsvoller Route und zu spätem Start.

Nun, das Markenzeichen des Karwendlers ist sein fast unbeugsamer Wille angefangenes fertigzustellen wann immer möglich sowie sinnvoll und nach 20min Rast hatte sich bei der Beobachtung der weißen und dunkelbraunen Schafe mit Glöckchen in den Schuttreisen unter den Abbrüchen des Grates zwischen den beiden Sonnenspitzen neuer Tatendrang breit gemacht. Die Tour muß durchgezogen werden, auch wenn sie bisher nicht professionell genug angegangen wurde und auch der zu späte Aufbruch nach sechs Uhr mit der folgenden extremen Tageserwärmung bis zum Kühkar einen erheblichen Einbruch der Kräfte verursachte.

im obersten Kühkar

Die Essenspause wirkte gleich nach wenigen Minuten wodurch das aufsteilende Kühkar bereits unter besserer Steigleistung bezwungen werden konnte.
Zum raschen Fortkommen eignen sich die Steilwiesen besser als die rechts und mittig herabziehenden Schuttreisen und meint man nach den Steilwiesen, die weiter oben etwas flacher werden, daß der Grat gleich dahinter erreicht wäre, so täuscht man sich. Nach der sichtbaren Kannte beginnt eine weitere Karstufe, die dann nur mehr mit Geröll durchzogen ist, mit einer Muldung beginnt und mit Schrofen im oberen Teil endet die dann aber wirklich den Grat zu den Nordabstürzen zu den Ladizer Reisen und der Falkenhütte bilden.

Reste eines Flugzeugabsturzes; ob das ein Learjet 23 war und weitere Details lassen sich nicht mit Sicherheit aus dem Internet recherchieren

In diesem letzten Karabschnitt befinden sich die traurigen Reste eines abgestürzten Flugzeuges, angeblich ein Learjet 23 und angeblich am 28.08.1972. Je mehr man die spärlichen Berichte dieses tragischen Vorinternetgeschehens in diesem nachzuforschen versucht, desto weniger kann man den gefundenen Details glauben, die auch vom Absturz über dem Sellraintal berichten. Wie auch immer, es war ein Kleinflugzeug dessen kümmerliche Reste zu einem Häufchen zusammengeräumt wurden und sich davon ein paar großflächigere Mantelteile des Rumpfes – durch Stürme verfrachtet – auch noch weiter oben in den Reisen der Nördlichen Sonnenspitze herab finden lassen.

Am Grat zur Nördlichen Sonnenspitze angelangt – Blick gen Norden ins Johannestal

Endlich war der Grat erreicht und der Blick richtete sich gleich auf die beschriebene Aufstiegsrinne. Dieser folgt man im Gegensatz zur Beschreibung im AV-Führer kaum soweit bis sie sich zur echten Rinne ausbildet, sondern übersteigt gleich unterhalb der Rinnenausbildung rechts auf einen Schutthang an dem dann der weitere Aufstieg sogleich sichtbar wird, denn er erfolgt längs einer geologischer Störzone, die regelrechten eingeschnitten in der Bergflanke deutlich sichtbar ist (die 10m sind untertrieben).

Einstieg in die Flanke zur Nördlichen Sonnenspitze

Steinmänner begleiten bis zum zweiten Turm, bei dem der Einschnitt endet und der weitere Aufstieg nach links oben (südöstlich erfolgt). Die Flanke ist deutlich sichtbar und weniger Steil als links davon. Dort etwas höher in der Flanke der vorerst letzte Steinmann durch den man dann weiß, die Linkskurve richtig erraten zu haben.

2. Türmchen voraus – mehr als 10m…

Anschließend wird der Flanke in direktem Anstieg etwa 40Hm weiter gefolgt, bis links ein Schuttband sichtbar wird, mit Steinmann am Ende. Über dieses zum Steinmann und von dort wieder ca. 40Hm leicht rechts haltend empor, wobei am Ende eine etwas schwierigere als der Aufstieg zuvor (im Abstieg) kaminartige Schuppe zu überklettern ist, bevor nach einigen Metern eine Flachstelle erreicht wird, in der ein Holzstock an den Fels lehnt und eine Markierung darstellt.

Rückblick von oben – der Steinmann links unten, die Scharte mit Türmchen rechts oben

Die Markierung weist nach links (nördlich) und sofort wird ein angenehm breites Band, das vorsichtig begangen werden soll, weil sehr mit Schutt beladen, sichtbar, das um einige Ecken und Ausbuchtungen herum zum Gipfelbereich führt.

Dem Holzstock Aufmerksamkeit schenken – er ist nicht durch Zufall hier; links über das Band geht es weiter

War der Fels in der Flanke bis hierher großteils noch recht fest beginnt hier auf den letzten Höhenmetern eine wesentlich schlechtere Qualität und sehr viel von dem was als Griff taugen sollte bricht aus. Noch größere Achtsamkeit auf den letzten zwanzig Höhenmetern tut also Not, vor allem, wenn sie über den Grat begangen werden, wie im vorliegenden Falle.

Mittelteil des Bandes – sieht schlimmer aus wie es ist – man steige es mit Bedacht

Auf der kleinen Gipfelfläche der Nördlichen Sonnenspitze befindet sich kein Gipfelkreuz, dafür aber ein Steinmann und eine Gipfelbuchschachtelhalterung mit einem netten Gipfelbuch der Lenggrieser, die man so oft in Karwendelgipfelbüchern liest. Die erste Seite des Buches trägt das Hinterlegungsdatum und just zu seinem Geburtstag am 4. August hatte der Verfasser seine Tour auf sie durchgeführt. dazu mußte mit Peter Mayr’s  Höhenheilmittel angestoßen werden.

erstmals der Gipfelbereich der Nördlichen Sonnenspitze vom Band aus sichtbar

Während der Jause mußte der Verfasser eine besorgniserregende Beobachtung machen. Über dem Bettelwurf und weiter südlich im Inntal brauten sich hohe dunkle Wolken zusammen und selbiges auch im Vorkarwendel im Nordosten.

die bekannten und geschichtsträchtigen Gipfel im Bockkar über dem Roßloch

Nun wird auch dem Leser auch klar warum der Titel vorliegenden Berichtes nicht von der Überschreitung der beiden Sonnenspitzen spricht – der Verfasser hat zwar mit Widerwillen dennoch entschlossen sofort eine Entscheidung getroffen und recht rasch, nach einer nur zwanzigminütigen Rast, den Rückzug vorgezogen.
Ein Gewitter am schutzlosen Grat, zählt zu den vermeidenswertesten Angelegenheiten der Bergsteigerei.

Blick auf das Lafatscher Joch – Ungemach zieht vom Inntal über Bettelwurf und Großem Lafatscher auf

Nun, jeder Schaden hat auch einen Nutzen lautet eine Weisheit und der Nutzen für den Verfasser war eindeutig, die Aufstiegsflanke auch als Abstiegsflanke kennenzulernen. So sei allen, die die Flanke bereits aufgestiegen sind versichert, daß der Abstieg keineswegs als übel einzustufen ist. Die Schuttpartien mit Bedacht abgestiegen werden immer wieder feste Partien erreicht, die wunderbar abzuklettern sind. Einzig die zuvor beschriebene Schuppe, die etwas kniffliger abzusteigen ist, aber auch ohne große Anstrengung gemeistert wird, dort allerdings mit großer Körpergröße leichter.

Blick von der Nördlichen Sonnenspitze auf den Westteil der Karwendelhauptkette

Der Abstieg ins Kühkar erfolgte rasch. Kaum eine halbe Stunde ist dafür notwendig.
An der Latschengrenze angelangt sollte der Verlauf des Steiges durch die Latschen gefunden werden, doch dies war wieder nicht so möglich wie gewünscht und ein Verbindungssteig wurde stattdessen gefunden, der in der teilweise recht unangenehmen Flanke von der Rippe von der Moserkarspitze herab querte.

Rückzug über die Flanke der Nördlichen Sonnenspitze

Am Moserkarbach angelangt waren die Wolken in dem kleinen Himmelsfenster, das dort sichtbar ist zum Teil wieder aufgelockert und dies war einerseits für den weiteren Abstieg beruhigend, andererseits gab es aber Anlass zum Ärgernis des hastigen Rückzuges.

Abstieg ins Moserkar – Rückblick ins Kühkar und auf die Nördliche Sonnenspitze

Der Steig im Unteren Moserkar führt durch wahrhaft schönes Gelände und erfreut. Tief eingeschnitten zeichnet der Bach seit Jahrtausenden seinen Lauf auf. Am Abstieg durch die Latschen beim Moserkaregg kann das gewaltig weitläufige Gelände der Kastenalm eingesehen werden. Bis ins Roßloch hinein zieht sich die fast ebene Almfläche dahin.

wunderschöne Szenen im Moserkar – der Bach hat sich über lange Zeit tief eingeschnitten

An der Querung des trockenen und sehr breiten Bachbettes, das bei Hochwetter nicht breit genug sein kann, waren nun die ersten Regentropfen zu spüren – die Gewitterzelle hatte sich nun innerhalb einer halben  Stunde über das Sonnenspitzenmassiv geschoben.

Überquerung des Moserkarbaches an markanter Stelle mit altem Ahorn

Mit leichtem Laufschritt versuchte der Verfasser Garagen am Weg zu erreichen, bevor ihn die schweren Tropfen erreichen möchten und das gelang auch.

das Gewitter über den Sonnenspitzen hat begonnen

Unter dem 50cm herausstehenden Dach der Garage neben der Schotterstraße beim Radldepot vor der Kastenalm wurde das Gewitter durch „unterstehen“ – durch das früher sogar Ehen entstanden sind – abgewartet.

aus dem trockenen Unterstand in die Nässe geblickt

Bei jedem der vier bis fünf gewaltigen Blitze über dem Sonnenspitzengrat manifestierte sich Sinnhaftigkeit der Entscheidung umzudrehen noch weiter.

 

Nach einer guten halben Stunde war der Spuck ebenso schnell zu Ende wie er begonnen hat und der Heimweg konnte angetreten werden. Durch die Trockenheit des so schönen Sommers war auch jegliche Lache am Weg sofort aufgesaugt und von oben tropfte ohne Wind auch nichts herab. Der Regenschutz konnte somit diesmal im Rucksack verbleiben.

der Spuk nach 40min vorbei – die Südliche Sonnenspitze erstrahlt im Sonnenlicht

Am Weg zum Halleranger entstand in der gereinigten Luft noch ein klares Foto der Sonnenspitzen und der Kare drum herum – so schnell kann eine Gewitterzelle abregnen und wieder klares Wetter herrschen.

Sonnenspitzen im Zoom

Auf der Alm gab es nochmals Energienachschub – wie könnte es anders sein – in Form von Knödelsuppe und Bier. Als gegen halb acht das Lafatscher Joch erreicht wurde erstrahlten die Sonnenspitzen im Abendlicht. Ein anderes Mal wird auch die Überschreitung gelingen.

Route ab dem Kasten im Hinterautal

Die Tour endete nach 15 Stunden und 3.525Hm gegen neun Uhr am Parkplatz beim Hackl.

Mils, 04.08.2018

Durchschreitung Hinterautal – Vomper Kette, Karwendel

Als längste der vier Bergketten beinhaltet die Hinterautal – Vomper Kette auch die mächtigsten Gipfel des Karwendels. Die Durchquerung dieser eröffnet nicht nur den Blick auf die höchsten Karwendelgipfel, sondern auch auf die bizarren Nordwände der Gleirschtal – Halltal Kette, die ihren nördlichen Nachbarn in keiner Weise nachstehen.

Manuel, Julian und Simon sozusagen am Gipfelpunkt

Manuel, Julian und Simon sozusagen am Gipfelpunkt, am Überschalljoch

Wir wählten als Richtung der Durchquerung die Möglichkeit von Osten nach West, von der Karwendelrast am Vomperberg bis nach Scharnitz. Diese Richtung bietet den Vorteil, daß die eher anstrengenden Abschnitte gleich zu Beginn gemeistert werden und die leichteren ab der Hälfte.

Abmarsch um 5 Uhr von der Karwendelrast

Abmarsch um 5 Uhr von der Karwendelrast

Sie hat auch den Vorteil des leichteren Abbruches bei Wetterkapriolen, da im Vomperloch zwei Möglichkeiten und nach dem Höchstpunkt am Überschalljoch, über das nahegelegene Lafatscherjoch, eine dritte Möglichkeit zum vorzeitigen Ausstieg gegeben ist. Man stelle sich den „Ausstieg“ jedoch nicht als eine kurze Möglichkeit vor, bei allen drei Möglichkeiten benötigt man mehreren Stunden bis ins Inntal, jedoch um einiges weniger, bis zu einer Unterkunft.

das Zwerchloch erreicht

das Zwerchloch erreicht

Diese Richtung hat aber auch den Nachteil, daß der lange – aber sehr schöne – Weg durch das Hinterautal, er wird auch etwas abwertend ein „Talhatscher“ genannt, des Nachmittags bewältigt wird und an schönen Tagen ist dieser äußerst frequentiert mit Mountainbikern, die sich mit doppelter Geschwindigkeit als die – auch nicht wenigen – Fahrzeuge und zumeist ohne Klingel meuchlings nähern und wegen des Baches zur Linken nicht immer sofort hörbar sind. Die linke Seite der Schotterstraße empfiehlt sich also auch im wildromantischen Hinterautal und eine Gruppe tut sich schwer, wenn, nach langer Strecke in Abgeschiedenheit, der Einzelne nun im Gänsemarsch weiterkommen soll.

beim der JH im Zwerchloch

beim der JH im Zwerchloch

Wer das Tiefste des Karwendels kennenlernen möchte ist mit dieser gewaltig schönen und auch gewaltig langen Tour gut beraten. Allerdings sei hier gleich erwähnt, daß die Schluchten im Vomperloch eine alpine Bewegungsweise und vor allem das nötige  Leistungsvermögen voraussetzen. Zusätzlich ist auch gegen Unbillen des Wetters vorzusorgen und eine Strategie für die Herbeischaffung von Hilfe vonnöten. Bei einer ernsthaften Verletzung, beispielsweise im inneren Vomperloch, die das Gehen verhindert, ist ein Einzelner in einer nicht erstrebenswerten Lage. Das Handy fungiert dort nur noch als Fotoapparat oder Taschenlampe.

Brücke über den Zwerchbach

Brücke über den Zwerchbach

Umso mehr kann die Abgeschiedenheit genossen werden. Einzigartig ist die Situation, daß man von der Zivilisation „nur“ von einer Bergkette, die Gleirschtal – Halltalkette getrennt ist. Und doch sind die Mauern dieser nur an wenigen Stellen überwindbar. Es ist dies als erste Möglichkeit das Kristalpl, eine Teillandschaft in dichtem Mischwald aus Laubholz mit vorwiegend Buchen und Nadelhölzern.

Steig zur Katzenleiter

Steig zur Katzenleiter

Das Kristalpl ist eine ordentliche Brücke (sollte trotzdem immer einzeln betreten werden) über eine Engstelle des Vomper Baches. Von dort führt ein – für Übermütige und bei nassen Verhältnissen – nicht ungefährlicher Steig zur Walder Alm. Das Gelände, das er durchquer kann man von der gegenüberliegenden Seite bereits gut einsehen, besonders die schroffen, senkrechten Abbrüche, die sich vom Bach gute Hundert Höhenmeter hochziehen. Man sollte auf diesem Steig nicht ins Rutschen kommen (Details siehe Link unten Huderbankspitze).

gut gewartete Steiganlage

gut gewartete Steiganlage

Gleiches gilt für unsere Seite, die nach dem Jagdhaus im Zwerchloch so richtig alpin wird. Bis zum Jagdhaus im Zwerchloch ist der Steig eher eine Wanderung ohne gefährliche Steigabschnitte, sieht man von dem kurzen Stück – „Haselbach“ genannt – an der Richtungsänderung des Steiges ungefähr 5 bis 10 Minuten des Weges vor dem Jagdhaus ab, bei der ein Schutthang durchquert wird, der teilweise bei Hochwettern abbricht und deshalb dort die ersten Verseilungen als Steighilfe angebracht sind.

schöne Tiefblicke

schöne Tiefblicke

Der Steig bis zum Zwerchloch bedarf keiner besonderen Beschreibung, er vollzieht sich ab dem Parkplatz bei der Karwendelrast großteils im laubholzdominierten Mischwald, beginnend am Forstwege und nach ca. 20min, am breiten Steig. Vorbei an der nicht bewirtschafteten Melans Alm über ständiges leichtes mehr „auf“ als „ab“, die Gegenseite mit der Ganalm immer schön im Blick, bis zu einem kurzen Abstieg, Hirtenschlag genannt, von dort auf schmalerem Steige bis zum o. ew. kleinem Intermezzo am Haselbach.

oben an der Katzenleiter angekommen

oben an der Katzenleiter angekommen

Der Steig nach dem Zwerchbach führt ca. 150Hm hoch in die Flanke der Huderbankspitze, vorbei an der Huderbankklamm mit malerischer Kulisse des dortigen Wasserlaufes aus der Klamm, hinweg über einige kleine Ausläuferkämme der Klamm, über verseilte und gestufte Treppen hinauf bis zur Katzenleiter; eine wahrlich schöne und kühne angelegte Steiganlage in gutem Zustand. Vielen mag der wunderschöne Tiefblick auf das auslaufende Zwerchloch bereits hier nicht möglich sein.

oben an der Katzenleiter angekommen

oben an der Katzenleiter angekommen

Die Katzenleiter ist ein Steig auf die Huderbankspitze und wird jenem, der sie nicht kennt auch nicht auffallen. Sie zieht sich gleich nach dem Ankunftspodestchen aus der Steiganlage rechts hinauf, verliert sich im Wald teilweise und tritt erst wieder prägnant zum Vorschein, wo sich der Huderbankrücken deutlich ausprägt.
Die steilen Hänge der Huderbank werden nun umrundet wobei sich mit zunehmender Richtungsänderung nach Westen auch die Topographie vom dichteren Mischwald in einen lichteren Kiefernwald ändert. Die Hänge werden schroffer, felsiger und die Abbrüche zum Vomper Bach können als senkrechte Felsen eingesehen werden. Unwetter haben einige Baumgruppen von Kiefern hingerichtet, man muß sie umgehen über- und unterqueren. Bis hierher ist die Motorsäge der Wegerhalter noch nicht vorgedrungen; die turnerischen Einlagen sind eine willkommene Abwechslung und verstärken den Urwaldeindruck, der im Vomperloch recht bald aufkommt.

Abzweigung über das Kritstalpl zur Walder Alm

Abzweigung über das Kristalpl zur Walder Alm

Leider hat es bei unserer Begehung hier zeitweise zu regnen begonnen, daher konnten nur wenige eilige Fotos mit zweifelhafter Qualität genommen werden. Zum Zwecke der Dokumentation sind diese aber notwendig hier gezeigt zu werden.

schöne Schluchten und Einschnitte im weiteren Verlauf im Knappenwald

schöne Schluchten und Einschnitte im weiteren Verlauf im Knappenwald

Der Kiefernwald ändert sich nach dem Höchstpunkt vor der Weißen Wand (übrigens ein guter Unterstand bei Gewitter) von ca. 1.200m wieder hinunter zur Wegverzeigung Knappenwald auf 1.130m und nochmals um 100Hm tiefer zur Brück Kristalpl.

Einmündung des Ödkarbaches

Einmündung des Ödkarbaches

Anschließend überwindet der Steig eine wenig hohe Klamm, die einen neuerlichen Anstieg auf gut 1.200m erzwingt. Diese Klamm hat ihr Westende dort wo der Ödkarbach von Norden dem Vomper Bach auf ca. 1.100m zufließt. Eine tolle Kulisse!

Brücke über den Ödkarbach

Brücke über den Ödkarbach

Der Steig quert die Bachmündung über eine Brücke (bei uns durch den Regen rutschig) und führt ca. 60Hm wieder steil nach oben, um eine weitere Engstelle im Bachlauf zu überwinden. Hinter dieser Engstelle geht es wieder abwärts und der atemberaubende Blick auf die „Au“ öffnet sich.

die Au erreicht

die Au erreicht

Die Au ist ein weiterer Meilenstein der Durchquerung. Hier gibt es die letzte Möglichkeit dem Vomperloch zu entkommen, ist man dazu gezwungen. Der Knappensteig zweigt hier ab und führt steil und einigermaßen gefährlich in vielen Serpentinen in den schuttigen Nordhang des Briglkarls unterhalb der Tratten und des Hundskopfes.

die Nordwände des Hundskopfes

die Nordwände des Hundskopfes

Dieser Steig ist als Fluchtweg vor allem bei Erfordernis wegen Wetterumschwung zweifelhaft. Im Regen wäre da der Rückweg am Normalsteig bis zum Kristalpl eher in Erwägung zu ziehen.

in der Au

in der Au

Orografisch rechts vom Vomper Bach, also links in Richtung Westen setzt der Steig zum Jagdhaus fort. Dort gibt es bei der Tankmöglichkeit vor der Hütte nicht nur frisches Quellwasser sondern auch genügend Bremsen, die selbst eine kürzere Rast in recht unspektakulärer Weise auf das Minimum der Tankung verkürzen und den Durchschnitt der Gehzeit gleichsam.
Die Hütte trägt die Hausnummer Vomperberg Nr. 28; hier möchte man gerne Briefträger sein, um von Amts wegen zustellen zu dürfen, eine Dienstreise der Sonderklasse.
Vom Zwerchloch bis zur JH. in der Au macht man kaum Höhenmeter, absolut gesehen. Die Hütte liegt auf knapp über 1.100m.

Jagdhaus in der Au

Jagdhaus in der Au

Nun folgt ein wenig ausgeschnittener Teil des Steiges mit hohem Gras das in unserem Fall in den schmalen Steig hereingebogen sich präsentierte und jeder einzelne Halm – vom Regen vor einer Stunde – ein winzig Wassertröpfchen trug, und deren Masse das ihre tat, um uns nun vollends die Feuchtigkeit in den Zehenspitzen spüren zu lassen. Mit einem Wort, die leichten Halb-Bergschuhe waren durchnäßt.

wilde Bachläufe

wilde Bachläufe

Trüben konnte die naßgraue Situation unsere Freude über die packende Landschaft, die fesselnden Blicke und das schon halb gelungene Vorhaben unsere Launen aber in keiner Weise. Simon, Julian, Manuel und der Verfasser querten nun über einen vom Nordabsturz der Halltalkette herabziehenden, mehr als zwei Dutzend Meter breiten, mit meterhohen Schotterränder begrenzten Flußlauf, der mit seiner freiwerdenden Gewalt bei Unwettern das Tal umpflügt und strebten dem ehemaligen Lochhüttl zu, das die hintere Begrenzung des Talkessels des Vomperloches darstellt.

Uferbereiche meterhoch

Uferbereiche meterhoch

Auf 1.280m gelegen finden sich vom ehemaligen Lochhüttl noch die sechs Betonsäulenfundamentchen auf kiesiger Fläche. Ein Brand trug es vor zwei Jahren ab, man denkt daran es wieder aufzubauen.
Hier befindet man sich bereits in der Wettersteinkalkstufe, gebildet von den südlichen und nördlichen Massiven von Bettelwurf und Hochkanzel. Der Vomper Bach sägt sich in diese ein.

Steig zum Lochhüttl, ab hier ordentlich Höhengewinn bis zum Joch

Steig zum Lochhüttl, ab hier ordentlich Höhengewinn bis zum Joch

In diesem Gebiet muß die Unterkunft der im zweiten Weltkrieg geflüchteten heimischen Deserteure gewesen sein. Es war dies eine dermaßen versteckte Hütte, die den Männern jahrelang Zuflucht vor den Häschern des Regimes war und in der sie sommers wie winters in stetiger Sorge über verräterische Rauchsäulen vom Heizen und Kochen und ohne jede medizinische Hilfe in unvorstellbaren Zuständen zugebracht hatten und nie aufgespürt wurden. Noch viel interessanter wären die Bergbauaktivitäten des Mittelalters, denen das Lochhüttl überhaupt seine Existenz verdankt. Man baute damals vorwiegend Bleiglanz und Galmeierze (Zinkerze) ab und die Stollen befinden sich einige Hundert Höhenmeter nordwestlich des Lochhüttls, in den Hängen der Hochkanzel gelegen. Man weiß heute kaum mehr etwas darüber zu berichten.

Das Grubenkar mit Plattenspitze vom Lochhüttl aus gesehen

Das Grubenkar mit Plattenspitze vom Lochhüttl aus gesehen

Ebenfalls bemerkenswert sind die Zirben- und Lärchenbestände oberhalb des Ortes des Lochhüttls. Diese befinden sich rechts (nordwestlich) des Steiges, der, ab dem Lochhüttl aus dem Talkessel heraus, rund 650Hm ansteigt und die Haupthöhenstufe der Durchquerung darstellt. Vorbei an üppiger Vegetation mit einem Jahrhunderte alten Baumbestand zur rechten und gewaltigen herabziehenden Schotterreisen, gebildet von den Nordabstürzen der Bettelwurf Nordwände, zieht sich der Steig entlang dieser Grenze bis zum Überschalljoch empor.

Steigverlauf auf das Überschalljoch

Steigverlauf auf das Überschalljoch

Vor dem Erreichen des Jochplateaus zieren markante Formationen der Raibler Schichten die Tal- oder Hangmitte. Am Steig selber kann man die verschiedenen Gesteinsarten dieser geologischen Formation gut erkennen. Das Joch selber ist sehr flach und davon gebildet. Auf 1.912m bildet das Überschalljoch den Kulminationspunkt der Durchschreitung der Hinterautal – Vomper Kette.

Raibler Schichten inmitten des beginnenden Überschalljoches

Raibler Schichten inmitten des beginnenden Überschalljoches

Die erste und einzige ausgedehnte Rast unternahmen wir auf der Hallerangeralm. Sie ist Fixpunkt all unserer Unternehmungen in diesem Gebiet nördlich des Lafatscher Joches und Wirtin Evi und Tochter Julia zauberten uns auch diesmal wieder einmal eine deftige Jause.

ein Rückblick auf die fast fertige Etappe

ein Rückblick auf die fast fertige Etappe

Die Webseite der Halleranger Alm enthält eine interessante Chronik und den Hinweis auf den wahren Ursprung der Isar im Almgebiet, der dort Lafatscherbach heißt und den längsten Quellfluß der Isar darstellt.

Am Überschalljoch mit Sunntiger, Hallerangerspitzen und Gamskogel

Am Überschalljoch mit Sunntiger, Hallerangerspitzen und Gamskogel

Wer die Zeit dazu hat, der schaue sich den lichten Wald aus Zirben und Lärchen im geschützten Übergang zwischen Halleranger Alm und Halleranger Haus an. Sie liegen im Blockwerk der herabgebrochenen Schnittlwände, sind hunderte Jahre alt und ein einzigartiger Anblick.

Das Hinterautal liegt vor uns

Das Hinterautal liegt vor uns

Ab der Halleranger Alm bzw. ab dem Überschalljoch weitet sich das Tal im Gegensatz zum schluchtartigen Vomper Loch gewaltig auf. Die Begehung erfolgt nur bergsteigerisch eher eintönig auf der Schotterstraße, die sich nun die restlichen rund 19km bis zum Bahnhof in Scharnitz hinzieht und die ab dem östlichen Ortsende in Scharnitz asphaltiert ist.

auf der Halleranger Alm, recht im Sonnenlicht der Gumpenkopf

auf der Halleranger Alm, recht im Sonnenlicht der Gumpenkopf

Topographisch interessant sind die Raibler Schichten der Gschnierköpfe gleich südwestlich unterhalb der Alm, eine brüchige morsche Masse, sich deutlich abhebend vom gebirgsbildnerisch einwandfreien Material des Wettersteinkalkes, aus dem fast ausschließlich die, das Hinterautal begrenzenden Ketten besteht.

Blick talauswärts mit Gupenkopf südlich und nebelverhülltem Spitzhüttenkopf

Blick talauswärts mit Gumpenkopf südlich und nebelverhülltem Spitzhüttenkopf

Eine Besonderheit bildet eine Höhenstufe am Südrand des Hinterautales. Diese Höhenstufe ist eine vorwiegend aus Hauptdolomit und Raiblerschichten bestehende mehr oder weniger flache gehaltene Hochfläche, die ihren Bestand sicher den unten im Tal überdeutlich sichtbaren Wettersteinkalkwänden verdankt, gleichsam als schützende Mauer vor dem Gebirgsabtrag durch den Bach im Tal. Sehr deutlich sieht man dies an Gumpen- und Zeigerkopf, die eine regelrechte Hochfläche bis zu den Kettenriesen der Kaskar- und Praxmarerkarspitze bilden. An ihrer Vorderseite brechen ihre Steilwände an der Kastenalm jäh und senkrecht ab.

unweit vom "Silbernen Hansl"

unweit vom „Silbernen Hansl“

In der nördlichen Begrenzung durch diese Steilstufe hat sich der Lafatscherbach im Laufe der Zeit eingeschnitten und eine mächtige Schlucht hinterlassen, an deren südlichen Seite selbst die zähesten Mountainbiker ihr Ross schieben. Die Schotterstraße vom Kasten bis zur Halleranger Alm wurde kürzlich instand gesetzt und die jüngst erfolgten Erdbewegungen links und rechts davon stechen dem Begeher regelrecht ins Auge und müssen erst vernarben.

renovierte Schotterstraße hinunter zum Kasten

renovierte Schotterstraße hinunter zum Kasten

Im Kohlerwald treffen wir auf eine Ansammlung von auffälligen Pflanzen der Gattung Weißer Germer (Nieswurz). Er ist nicht zu verwechseln mit der Heilpflanze des Gelben Enzian. Wir selber führen im Hochgebirge stets ein Tröpfchen der heilenden Tinktur aus Gelbem Enzian mit uns und nehmen diese am Gipfel vorbeugend zu uns. Den Weißen Germer aber meidet selbst das Almvieh.

der giftige Weiße Germer (Nieswurz) sieht dem gelben Enzian ähnlich

der giftige Weiße Germer (Nieswurz) sieht dem Gelben Enzian ähnlich

Wegbeschreibung benötigt es für das Hinterautal und vor allem ab der Kastenalm keine, die Schotterstraße schlängelt sich zumeist devot neben dem dort bereits gezähmten Lafatscherbach, bzw. ab einem Schauspiel um einige Quellen aus dem Massiv der Birkköpfe, der Isar.

die tiefe Schlucht des Lafatscherbaches vor der Kastenalm

die tiefe Schlucht des Lafatscherbaches vor der Kastenalm

Diese Quellen sind noch einmal ein Blickfang des Weges talauswärts, sie sind glasklar und strömen in mehreren Teilarmen dem dort schon breiten Lafatscherbach zu, der bereits mit den Zuflüssen aus dem Rossloch und dem Birkkarbach gespeist wurde, und an deren Ende, neben der Schotterstraße deren Schüttung nochmals mittels Thomsonwehr gemessen wird.

Blick ins Moserkar und in das Roßloch

Blick ins Moserkar und in das Roßloch

Ab dem „Kasten“, wie die gleichnamige Alm auch genannte wird, weitet sich das Tal nochmals augenfällig, vorwiegend bedingt durch den Zufluß des Birkkarbaches, der in seinem Schwemmgebiet mit dem Lafatscherbach eine ungeahnt breite Talfläche bildet.

auf der Kastenalm

auf der Kastenalm

Selbst bei dieser Breite des Tales erheischt man kaum Blicke auf die nördlich gelegenen Gipfel, zu hoch sind sie und von langen Ausläufern abgedeckt. Man sieht sie besser im Rückblick mit einigen Kilometern Entfernung, und von dieser schreitet man genug ab, um z. B. die Große Seekarspitze zu erspähen.

Abzweigung zum Rossloch

Abzweigung zum Rossloch

Dafür ist der Blick auf die Giganten der Gleirschtal – Halltal Kette umso beeindruckender. Deren Nordwände mit dem zerklüfteten Spitzen- und Nadelwerk am Gratsaum zwischen den Gipfeln läßt die Schwierigkeit und langwierige Begehung erahnen.

zur Birkkarspitze

zur Birkkarspitze

Sehr imposant und beeindruckend sind hierbei die Türmchen und Zinnen des Überganges vom Hohen Gleirsch bis zur Nördlichen Jägerkarspitze. Man nennt sie die Äußere und Innere Rigelkarspitzen mit ihren Zwischenverbindungen und detaillierte Ansichten davon findet man in unserem Bericht über die Jägerkarspitzen und über den Katzenkopf.

links Jägerkarspitze, mittig die Rigelkarspitzen, rechts der Wasserkarlspitz als Ableger des Hohen Gleirsch

links Jägerkarspitze, mittig die Rigelkarspitzen, rechts der Wasserkarlspitz als Ableger des Hohen Gleirsch

Mit dem Hohen Gleirsch links neben sich wird das Hinterautal zahmer und hat man diesen links liegen gelassen nähert man sich bereits dem Talausgang. Dort steigt die Straße nochmals ein bisschen an, die Abzweigung der Schotterstraße in das Gleirschtal mündet links ein und die restlichen Kilometer bis nach Scharnitz geben nicht mehr viel zu berichten her.

und steig nochmals kurz an; ein phntastischer Rckblick auf eine kaum bewschreiblich schöne Durchquerung

und steig nochmals kurz an; ein wehmütiger Rückblick auf eine kaum beschreiblich schöne Durchquerung

Die letzte Klamm ist die Vereinigung von Gleirschbach und Isar, sie beeindruckt mit ihrer Tiefe und sie ist das letzte topografische Highlight dieser einzigartigen und außergewöhnlich anregenden Durchquerung der Hinterautal – Vomper Kette.

Durchschreitung Hintautal - Vomper Kette

Durchschreitung Hinterautal – Vomper Kette

Diese Tour erstrecke sich über 1.550Hm Aufstieg und im Abstieg etwas weniger, weil Scharnitz auf 964m liegt und die Karwendelrast auf 860m. Die in der AV-Karte gemessenen Längen betragen 17,4km von der Karwendelrast bis zur Halleranger Alm und 19,3km von dort bis zum Bahnhof Scharnitz, Summe 36,7km. Zeitangaben geben wir für diese Strecke ungern (wir haben gesamt 11:11 benötigt und für den ersten Teil 5:00), jedoch sei erwähnt, daß die Angaben des Karwendelführes eine reine Gehzeit in Summe von 13:25 veranschlagen.

Mils, 10.07.2016