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Hohe Fürleg, 2.571m Überschreitung vom Halltal bis zur Hinterhornalm

Unter den Herbsttouren ein Klassiker ist die Runde über die Hohe Fürleg.
Sowohl vom Westen als auch vom Osten ist die Hohe Fürleg nicht direkt ersteiglich, sie wird von Westen über das nicht einfach erreichbare Fallbachkar und vom Osten über einen längeren Zustieg der endenden Gleirsch-Halltalkette erreicht. Diese Situation bildet die perfekte Möglichkeit für eine Rundtour.

Das Fallbachkar vor uns

Das Fallbachkar vor uns

Unserem Gefühl nach ist die West-Ost-Richtung der Tour die schönere, jedoch ist das Geschmackssache. Für diese Richtung spricht, daß die großen Anstrengungen zu Beginn gemeistert werden und der Abstieg leichter erfolgt, als über Verschneidungen und seilversicherte Wände. Für die Gegenrichtung spricht die rasche Abfahrt in einer 700Hm! Reise (wo hat man schon eine solch gewaltige?), der Wechselreise, die nur in einem kurzen Stück in flacheres Gehgelände wechselt und zwar dort wo sie in die Bettelwurfreise übergeht (dieser Abstieg wird im Folgenden jedoch nicht beschrieben).

Klaus am Abstieg in die Wechselscharte

Klaus am Abstieg in die Wechselscharte

Der Start der Runde in West-Ost-Richtung erfolgt entweder 5 Gehminuten nach der Maximilianquelle rechts abzweigend (nicht beschildert) am Weg zur Halltalerhütte, bei der ersten Ladhütte im Halltal genau bei der Talstation der Materialseilbahn mit Richtung zur Halltalerhütte, oder beim Trinkwasserstollen in Richtung Alpensöhnehütte.

Klaus und ich starten um halb acht Uhr über die erste Variante, unserem Normalanstieg zur Halltalerhütte und weiter zur Alpensöhnehütte zum Wassertanken.
Wasser ist ein zentrales Problem im Karwendel über ca. 1.700m Seehöhe und so sollte man diese Gelegenheit nicht missen, sie stellt bei unserer Route einen Umweg von nicht einmal 10min dar. Das Wasser ist auch ein Grund warum wir diese Tour als Herbsttour betiteln. Geht man im Sommer, dann muß man sehr früh losgehen, damit man am Südhang der Hüttenspitze und in der Nagelwand nicht verbrennt. Diese Partien sind sehr durstintensiv, weil auch sehr steil.

in der Nagelwand

in der Nagelwand

Der Steig bis zur Hüttenspitze wird hier nicht beschrieben weil er hinlänglich bekannt ist, bzw. leicht zu finden. Lediglich der Hinweis auf den Einstieg zur Hüttenspitze in den Wald nach der kleinen, unbewaldeten Flachstelle am Steig von der Halltalerhütte herauf sei hier gegeben. Ein kleines Holzschild auf einem der ersten Bäume gegen Norden übersieht man leicht. Der Steig im Wald ist gut markiert, es empfiehlt sich aber rasch auf den westlichen Rücken aufzusteigen, der den angenehmsten Anstieg darstellt.

Unter dem Gipfelkreuz der Hüttenspitze führt der Steig unübersehbar zum östlichen Abbruch derselben weiter, dies ist der Steig zur Wechselscharte mit, am Ende, einer kleinen leichten Abkletterstelle.

Ab der Wechselscharte beginnt die Nagelwand, eine seilversichterte, im Gesamten mehr als 60° steile, feste Wettersteinkalkwand. Man kann ein Klettersteigset verwenden, oder auch nicht, sie ist jedenfalls sehr kurz (~100hm, die in etwa dem Höhenverlust vom Hüttenspitzgipfel entspricht) und anstrengend bis die Seilsicherung in den Latschen endet.

bereits wieder im Gebüsch oberhalb der Wand, hinten schon die Wechselgipfel

bereits wieder im Gebüsch oberhalb der Wand, hinten schon die Wechselgipfel

Ab dort geht es nicht zwar nicht mehr Kletterfels, jedoch nicht minder anstrengend in einer Latschengasse weiter bis zum Abzweig nach rechts zur Kleinen Wechselspitze. Geradeaus führt der Steig weiter zur Fallbachkarspitze.

das Herbstwetter macht Laune

das Herbstwetter macht Laune; hier der Abzweig

Über die Nomenklatur der beiden Spitzen haben wir uns hier ausgelassen.

Im Sommer ist man froh um die nun folgende Partie, folgt sie doch der großen, schattigen Verschneidung zwischen beiden Wechselspitzen, einer natürlichen Störzone, die diese Verschneidung bildet und uns auch weiter oben den Weg ins Fallbachkar überhaupt erst als leichten Zugang ermöglicht. An diesem 1. Oktober 2015 jedoch waren wir hingegen froh um die Kletterhandschuhe, der Fels war eiskalt und die Rinne mit schneidig kaltem Föhn durchsetzt.

rechts die kleine Wechselspitze bzw. überhaupt die Wechselspitze

rechts die kleine Wechselspitze bzw. überhaupt die Wechselspitze

Die Verschneidung, schluchtartig vor allem im unteren Teil ausgebildet, ist leicht zu klettern, die rechte Flanke ist meist der markierte Teil und auf jener Seite findet man auch alte Sicherungsmittel, deren man aber nicht bedarf. Ein hinlänglich bekannter gewaltiger Klemmblock bildet einen willkommenen Blickfang der jedes Mal aufs Neue erbauend anzuschauen ist.

diesen Klemmblock sieht man bereits von der Hüttenspitze aus

diesen Klemmblock sieht man bereits von der Hüttenspitze aus

Diese Verschneidung ist klettertechnisch gesehen auch die größte Anforderung der Tour, alle anderen Stellen sind in etwa gleich leicht, oder leichter. Wenn überhaupt, verdient die Verschneidung nur an manchen Stellen für Bewertungsfetischisten II-.

Am Ende der Verschneidung tritt für den Bergsteiger schlechte, bröselige bis feinschluffig erdige Geologie zutage und man sieht den Grund für das vorher beschriebene.
Also quert man nun weit oben einige Meter unterhalb der Latschen die trichterförmige Erweiterung der Verschneidung und erreicht den plateauartigen Gipfel der Kleinen Wechselspitze, den zweiten Gipfel der Rundtour.

das Gipfelkreuz der Kleinen Wechslspitze

das Gipfelkreuz der Kleinen Wechselspitze

Die Aussicht belohnt dort schon für den schweißtreibenden Abschnitt, also lohnt sich das Innehalten bei einer kleinen Rast. In unserem Fall windgeschützt auf der Ostseite gegen das Kar.

Der weitere Steig in das Fallbachkar verliert sich über längere Strecken und man bleibt am besten eher am Hang unten, als daß man zu weit aufsteigt, denn der Steig führt unweigerlich in den vorderen tiefsten Karboden hinab, quert diesen über die vordere Hälfte und führt, nun wieder deutlich ausgeprägt, direkt in die Reise, die von der Westseite der Hohen Fürleg herunterzieht und die den nächsten, letzten Anstieg zum Gipfel darstellt.

Rückblick auf den Steig (bzw. verliert er sich zuweilen) von der Kleinen Wechselspitze

Rückblick auf den Steig (bzw. verliert er sich zuweilen) von der Kleinen Wechselspitze

Die Schotterreise ist in den letzten Jahren durch häufige Begehung recht stabil geworden, im oberen, steileren Teil empfiehlt sich zum Aufstieg die leichte Verschneidung zweier Einzelreisen, die immer gröberen Schotter enthält und bei diesen Korngrößen nicht so stark rutscht (kaum zu glauben, daß in alten Karwendelführern der Anstieg zur Wechselscharte nicht über die Hüttenspitze, sondern über die gewaltig lange Wechselreise beschrieben wird; wer diese einmal aufgestiegen ist, der weiß was ein Reisenanstieg bedeutet).

der Anstieg kann mühsam sein, wenn man nicht die großstückigen Passagen sucht

der Anstieg kann mühsam sein, wenn man nicht die großstückigen Passagen sucht

Die ungute Partie findet alsbald sein Ende und man erreicht den festen Fels dem man entweder nach den alten vergilbten Markierungen, oder den etwas links davon nach den neuen dunkelroten Markierungen folgt.

welche Pracht das Zinnengetürm...

welche Pracht das Zinnengetürm…

Das Gelände ist leicht zu klettern, teilweise ist es nur steiles Gehgelände, teilweise sind kleinere Kletterstellen eingelagert. In Summe ist der weitere Anstieg zum Gipfel leicht, ohne Anforderung an Kletterkünste.

ohne nennenswerte Schwierigkeiten

ohne nennenswerte Schwierigkeiten

Von den gesamten gut 2.000Hm der Rundtour (mit dem Auf und Ab am Grat, dem Hundskopf und dem Steig über die alte Halltalerhütte sogar rd. 2.200Hm) trennen ab dem Felsgelände am Ende der Schotterreise noch rd. 300Hm vom Gipfel.

hier sind oft bis tief in das Frühjahr und ab September durchgehend Schneepartieen, die aber nicht in der Aufstiegsroute liegen

hier sind oft bis tief in das Frühjahr und ab September durchgehend Schneepartien, die aber nicht in der Aufstiegsroute liegen

Diese letzten 300Hm spürt man dann plötzlich sehr in den Wadeln, wenn man lange Touren nicht gewohnt ist und der doch recht mühsame Aufstieg von der Wechselscharte seine Spuren hinterläßt.

ca. 250Hm in dieser Art

ca. 250Hm in dieser Art

Die Aussicht auf die Ostseite des Großen Bettelwurfs und das herrlich abgeschiedene Fallbachkar geben aber den nötigen Schub zum Gipfelsieg.

Eine weitere schöne, klettertechnisch mäßig schwere Tour aus dem Fallbachkar in Richtung Osteck, jedoch mit viel psychologischem Training durch die rutschenden Schottereisen, findet man hier.

König Bettelwurf zeigt seine Größe (der orange Rücken ist P2.635m und ein anstieg auf das Osteck (auch von uns auf diesem Blog beschrieben)

König Bettelwurf zeigt seine Größe (der orange Rücken ist P 2.625m und ein Anstieg auf das Osteck über das Fallbachkar (auch von uns auf diesem Blog beschrieben)

Nach dem langen markanten Plattenkalkabschnitt im Anstieg wendet sich die Route scharf nach rechts, um einen Felssporn herum und, abflachend, über die letzten ca. 30hm zum Gipfel, den wir gegen halb ein Uhr erreichten.

Klaus am Gipfel der Hohen Fürleg, 2.571m

Klaus am Gipfel der Hohen Fürleg, 2.571m

Das Gipfelkreuz, errichtet in des Verfasser Urgroßmutters Geburtsjahr 1897, ist ein Stahlkreuz, das man auch oft vom Inntal aus im Sonnenlicht aufblinken sieht. An unserem Herbsttag durften wir es unter gefühlten 50kmh schneidig kaltem Südwind erleben, der gerade den Eintrag ins Gipfelbuch mit klammen Fingern zuließ. Also machten wir uns nach dem Gipfelschnäpschen gerne weiter auf den Grat in Richtung Walderkampspitze und Trattenspitze.

klamme Finger beim Gipfelbucheintrag

klamme Finger beim Gipfelbucheintrag

Der weitere Grat ist meist breit, im Gesamten klettertechnisch ohne besondere Anforderungen und führt in mäßigem Auf und Ab über die gipfelkreuzlose Walderkampspitze (nur ein Steinmandl markiert sie) bis zur Trattenspitze, die mit 2.510m noch kaum niedriger ist als die beiden westlichen Gipfel.

die Walderkampspitze liegt vor uns

die Walderkampspitze liegt vor uns

Hier bricht der Gratkamm jäh um ca. 60Hm ab und wird in seiner wilden riffartigen Ausbildung zahmer, ja manchmal fast rund. Der Abstieg von der Trattenspitze auf den weicheren Kamm der Tratten (Bergwiesen) erfolgt im Norden, in Richtung zur geologischen Besonderheit des Bockkarlsturmes.

Gipfel der Trattenspitze, 2.510m

Gipfel der Trattenspitze, 2.510m

Dieser Abstieg kann im Frühjahr oder auch im Spätherbst weitgehend mit gefrorenem Schnee bedeckt sein, der die Begehung zur gefährlichen Sache machen kann, wenn man kein entsprechendes Schuhwerk ausgewählt hat, näheres darüber hier.

nach dem Abstieg vom Gipfelaufbau der Trattenspitze

nach dem Abstieg vom Gipfelaufbau der Trattenspitze

Der Kamm über den Tratten bildet einen feinen, schonenden Abstieg zur Mandl und Weibele Scharte, die ihn markant vom kühnen Felssporn des Hundskopfes trennt. Am Beginn des Kammes sind ein zwei kleine, mannshohe Kletterstellen eingelagert, die man rückwärts gedreht abklettert. Der Rest ist feines Gehgelände.

am Ende der Tratten angelangt

am Ende der Tratten angelangt

Natürlich darf der fünfte Gipfel dieser Rundtour, der Hundskopf nicht fehlen und wir nahmen ihn über den Felix-Kuen-Klettersteig mit und genossen gegen zwei Uhr die Nachmittagstimmung am Gipfel.

Hundskopf, 2.243m

Hundskopf, 2.243m

Wenn man diesen nicht mehr packt, oder mitnehmen will, dann nimmt man die nördliche Umgehung, ein markierter und gut sichtbarer Steig, für den aber im Frühjahr und im Herbst das gleiche gilt, wie für den Abstieg von der Trattenspitze. Vorsicht bei Schneelage ist geboten!

Der Abstieg vom Hundskopf ist Routine und bedarf keiner Beschreibung. Da ist ein Hopfengetränk auf der Hinterhorn Alm schon erwähnenswerter.

Wegen des fortgeschrittenen Tages und der Tageslänge im Herbst verließen wir die Hinterhorn Alm um dreiviertel vier Uhr. Das letzte Teilstück ist nicht zu unterschätzen, wenn nun die gesamten Höhenmeter in den Wadeln stecken. Alternativ, kann man sich auch dort abholen lassen, versäumt aber dann eine wunderschöne Wanderung in Almhöhe durch das farbenfrohe Karwendelgehölz.

Steig von der alten Halltalerhütte hinab zum Besinnungsweg

Steig von der alten Halltalerhütte hinab zum Besinnungsweg

Nach der letzten Kehre der Straße zur Hinterhorn Alm zweigt ein zunächst breiter Forstweg ab, der sich rasch zum schmalen Steig wandelt. Diesem gefolgt, erreicht man die Böden, auf die die Wasser. Und Schneemassen von den 1.000m höheren Felsen herab donnern und die jene Sturzbäche bilden, die breite Wasserfurchen mit schneeweißen Schottertürmen an den Ufern bilden. Ein einmaliges Szenario und nur an Ort und Stelle einsehbar. Ein nächtlicher Kampf zwischen Jäger und Opfer ist an den Felsbrocken beim Durchschreiten des Bachkares an den weit verbreiteten, angetrockneten Blutspritzern noch gut zu erkennen. Wildes urtypisches Karwendel!

Auf der Gegenseite des Bachkares geht es dann einige Kehren hinauf bis unter die Felsenlinie um dann, mäßig fallend, auf den Steig bei der alten Hallterhütte zu treffen. Von dort nimmt man am besten den wunderschönen Steig direkt hinunter zum Fallbach-Bachbett (nicht in der AV-Karte als roter Steig markiert, siehe Foto der Runde in der Galerie), man muß nicht den beschwerlicheren Steig über die Schaferhütte zur neuen Halltalerhütte nehmen.

Der Abstieg auf diesem Steig unterhalb der alten Halltaler Hütte bietet noch einige phantastische Ausblicke und Stimmungen.

Nach dem Überqueren des Bachbettes des Fallbaches erreicht man am Besinnungsweg den Ausgangspunkt, den Parkplatz bei der Sprungschanze wieder.

 

kein schöner Land...

kein schöner Land…

Man rechne für die Runde zwischen 9 und 12 Stunden, je nach Verfassung und Verbleib auf Gipfeln oder der Alm. Die Wegstrecke ohne Höhenmeter beträgt für die gesamte Runde knapp 16km.

Mils, 11.10.2015

 

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Fallbachkarspitze (Große Wechselspitze) 2.316m

Eine ausgesprochen anspruchsvolle Tour auf eine kühne Felsschneide hinter’m Haus und Zwischenziel der Königsdisziplin auf der südlichen Seite des Großen Bettelwurfes ist die Fallbachkarspitze.

Gleich vorweg sei erwähnt, daß die Fallbachkarspitze – im Volksmund und in jüngeren Karwendelführern auch Große Wechselspitze genannt – mit dieser letzteren Bezeichnung nicht  richtig angesprochen wird. Die Wechselspitze ist der kleine Sporn südöstlich der Fallbachkarspitze und von jener getrennt durch eine Schlucht, die man durchsteigt, wenn man ins Fallbachkar aufsteigt und somit durch einen (Wild)wechsel steigt (im AV Führer Klier 1951, Überarbeitung 1978 wird sie nicht einmal erwähnt). Diese wiederum nennt man auch Kleine Wechselspitze.
Die Höhenangaben der Fallbachkarspitze in der alpinen Literatur schwanken von 2.316 m bis 2.324m.

Blick vom Gipfel der Hüttenspitze zur Fallbachkarspitze

Blick vom Gipfel der Hüttenspitze zur Fallbachkarspitze mittig im Bild, rechts (Kleine) Wechselspitze

Vom Inntal aus, vor allem wenn man genau südlich in Gnadenwald oder Mils zur Fallbachkarspitze emporschaut wirkt sie so, wie sie auch während der gesamten Besteigung ab der Wechselscharte bleibt, eine ungemein steile, kühne Felspyramide, deren mittlere Hangneigung im oberen Teil – gemessen nach alter Väter Sitte mit dem Aufdruck auf der Hülle meiner AV-Karte (Karwendel mittleres Blatt) – die 50° Marke erreicht. Dies wird einem spätestens 50Hm nach der Querung der Markierung mit der Stange bewußt.

Wir sind heute zu dritt mit unserem Kollegen Bene und beginnen den Aufstieg vom Halltal vom Parkplatz bei der Sprungschanze durch den Wald und – unmarkiert und nicht gut erkennbar für den Erstbegeher – ca. 300m vor dem Klettergarten durch den Wald zur Halltalerhütte hinauf. Die Alternative wäre die Halltalstraße bei der ersten Ladhütte am Steig rechts zu verlassen und durch die Ladhüttenklamm aufzusteigen. Der erstgenannte Anstieg ist in der AV-Karte als offizieller Steig rot eingezeichnet.

Von der Halltalerhütte geht es durch Mischwald weiter in Richtung Alpensöhnehütte. Dort trifft man nicht auf Wasser, denn die lächerliche, dieser Tage allgemein am Berg anzutreffende Hysterie um Keimfreiheit hat die Alpensöhne – so scheint es mir – veranlaßt den Brunnen abzudrehen (wer genaues darüber weiß möge bitte die Kommentarfunktion nutzen und den Sachverhalt darstellen). Jedenfalls haben wir aus diesem Brunnen schon Hektoliter getrunken und leben weiter.
Ich möchte das Thema Wasser speziell für die Sommerbesteigung nochmals besonders erwähnen, da wir schon des Öftern auf der relativ kurzen Tour zur Fallbachkarspitze bei dreiviertel der Strecke ohne Wasser dagestanden sind.
Man kann aber ca. 200m vor der Alpensöhnehütte dem schwachen Steig nördlich folgen und kommt nach ein paar Minuten zu einer Bank mit „Gipfelbuch“ und steigt dahinter im Wald auf mehreren Steigmöglichkeiten weiter (Weidevieh hat hier einige Steige hervorgebracht und man tut sich schwer immer exakt der Markierung zu folgen, wenn man sie nicht vorausblickend ansteuert.
Jeder Anstieg führt aber letztendlich zu einer Verengung der Steigmöglichkeit oben und, gleich einem Flaschenhals, spuckt der Wald den Ersteiger aus und man findet sich mit befreitem Gefühl auf einer luftigen, kurzen und zunternbewachsenen Querung wieder, die man dann links wendend über eine Rinne (Ferkelrinne) verläßt und gut markiert links der Rinne hochsteigt.
Nach ungefähr 150Hm erreicht man eine mehr oder weniger ausgeprägte Schotterreise, deren schottrige Stellen man tunlichst versucht auszustellen. Diese unangenehme Stelle ist jedoch recht kurz und oben taucht man, weiter westlich als die Reise, wieder in die Zuntern ein und steigt – immer gut markiert – zur Hüttenspitze, oder wie sie richtig heißt, dem Halltaler Zunterkopf empor.

die Nagelwand

die Nagelwand

Von hier aus hat man einen ausgesprochenen Logenplatz auf das Ziel, die Fallbachkarspitze und man erkennt auch präzise die trennende Schlucht bzw. im oberen Teil die Rinne die die beiden eingangs erwähnten Gipfel separiert (wobei man erwähnen muß, daß die Kleine Wechselspitze kein eigentlicher Gipfel ist, sondern ein Grat, der sich von der Rinne südwärts zieht und der am Ende mit einer Steilwand zur Wechselscharte abfällt).

Wechselscharte ist das Stichwort, das den nächsten Etappenpunkt darstellt. So toll wie man die weitere Tour nach oben sehen kann, so gut sieht man vom Gipfelkreuz der Hüttenspitze auch nach unten zur Wechselscharte, die man nun ansteuert. Leider verliert man dabei ziemlich genau 100Hm, die sich am Gegenhang als mühsam wieder eingenommen erweisen.
So wie man den Gipfelrücken der Hüttenspitze betreten hat, so verläßt man ihn wieder rechts bzw. östlich, etwas südlich des zunternbewachsenen Grates auf gut sichtbarem und markiertem Steig. Nach zwei Minuten erreicht man dann an der Südseite steileres Terrain und steigt über dieses weiter hinab bis sich der Steig nordwärts wendet und über Wurzelwerk hinweg erreicht man eine kleine Rinne, ca. 15m hoch, die in das Verbindungsgelände zur die Scharte führt und nach unten hin flacher wird.

An der Scharte angekommen sieht man schon etwas oberhalb einen recht neu angelegten Klettersteig, den man sogleich in Angriff nimmt. Es ist dies die Nagelwand und sie ist sehr steil, also empfiehlt sich für den Erstbegeher und den Vorsichtigen ein Klettersteigset. Steinschlag haben wir dort noch nie beobachtet, jedoch ist ein Helm auch für die weitere Tour von Vorteil.

Am Ende der Nagelwand (auch Ende des Klettersteiges) dreht man sich außer Atem zur Hüttenspitze um und hat somit den Abstieg wieder kompensiert. Gleichzeitig ist es nun ziemlich heiß geworden, wenn man die Tour an einem wolkenlosen Tag unternimmt. Ab jetzt stellt sich die Frage nach dem Trinkvorrat…

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Durch die Zuntern und teilweise anstrengendes Gelände steigt man weiter, an der kleinen verwitterten Holztafel mit dem Abzweig „Fallbachkar“ bis zum flacher werdenden Rücken empor und achtet nun auf die Markierung mit einer Holzstange in einer Steinanhäufung. An dieser Stelle hat man die Wahl zwischen dem Grat und der westlich davon gelegenen Rinne.
Wir nehmen die Rinne und hoffen – je nach Tageszeit – auf einige schattige Stellen in dieser beim weiteren Aufstieg. Nach der Holzstange einige Meter abwärts und sogleich wieder steil über eine kleinstückige Reise hinauf bis die Rinne felsdurchzogen wird. Der weitere Anstieg ist sehr schön voraus zu sehen, da zwei Tage vor unserer Begehung (unsere Begehung fand am 9.6. statt) die uralten vergilbten Punktmarkierungen mit einer dunkelrot schimmernden Farbe streifig sehr schön sichtbar neu markiert wurde und auch das GB ausgetauscht wurde. Danke Mander!

Markierungsstange

Markierungsstange

Nun offenbart sich die Rinne mit ihrer extremen Steilheit über gute 250Hm bis zu einem schmalen Grat, der von der Hüttenspitze aus gut sichtbar ist. Hat man diesen erreicht steigt man, sich nach Osten drehend, über eine kleine noch steilere Rinne ca. 20m hinauf und befindet sich auf einem einladend flachen, wiesenbewachsenen Plateau mit – um diese Jahreszeit – im Sonnenlicht unerschrocken aufgerichtet und kraftstrotzenden Enzianen und Platenigln.

Basislager am Plateau

Basislager am Plateau

Das Plateau zum Verweilen genutzt und den weiteren Anstieg nun im echten Klettergelände gemustert steigt man nun an der Ostseite des Gipfelaufbaues zuerst einige Meter fast eben auf einem schmalen und dann breiter werdenden Band bis zur Einstiegstelle der Kletterei und befindet sich nur mehr ca. 50Hm unter dem Gipfelgelände. Die leichte Verschneidung gilt es nun zu meistern und wir haben sie vor sieben, acht Jahren auch nicht beim ersten Mal geschafft. Es gilt jedoch nicht die Nerven wegzuwerfen, denn die Verschneidung ist sehr gut mit festen Griffen und Tritten ausgestattet, hat an der schwierigen Stelle einige Klammern als Steig- und – bei Bedarf – Sicherungshilfe und formt sich im oberen Teil symphatisch eng, einem Mutterschoße gleich und beugt somit dem Kitzel der Ausgesetztheit vor.

die Verschneidung am Gipfelaufbau

die Verschneidung am Gipfelaufbau

Am Ende der Verschneidung wird es etwas luftiger und man wendet sich fast 120° nach links, umgeht einen Felssporn und ist am zuerst schmalen Grat, der sich nach wenigen Metern verbreitert und nimmt die letzten Höhenstufen zum ca. 100m entfernten Gipfel.

...am Ende der Verschneidung wendet man sich 120° nach links...

…am Ende der Verschneidung wendet man sich 120° nach links…

die letzte Markierung im Aufstieg

die letzte Markierung im Aufstieg

Die Aussicht zu allen Himmelsrichtungen ist phänomenal und entschädigt für die Mühen.
Im Norden das Bettelwurf-Osteck; es liegt ausgebreitet vor einem da und lockt mit einer wild aufragenden letzten Steilwand, die heuer auch noch gemeistert werden wird.
Im Süden das Wiesenplateau und die Felsabstürze des Ausläufers, im Westen der beginnende Eisengatterergat und die Bettelwurfhütte, gerade noch über dem Grat sichtbar, sowie im Osten die mächtige Formation der Hohen Fürleg, die mit den wild gezackten Fallbachkartürmen – dem Unterkiefer eines Raubtieres gleich – in Verbindung mit König Bettelwurf steht.

das Bettelwurf-Osteck

das Bettelwurf-Osteck

die Bettelwurfhütte hinter dem beginnenden Eisengatterergrat

die Bettelwurfhütte hinter dem beginnenden Eisengatterergrat

Hohe Fürleg

Hohe Fürleg

Der Rückweg von der Fallbachkarspitze wird normalerweise nicht angetreten, sie ist viel mehr Zwischenziel des Aufstieges zum Osteck des Großen Bettelwurf. So wie viele Tourenberichte es tun müssen auch wir den Abstieg als strapaziös und langwierig beschreiben. Man tritt ihn mit Vorsicht an, die Steilheit des Geländes läßt nur verminderte Gehgeschwindigkeit zu und oft muß man in der Rinne richtig abklettern. Man beachte dies bei entsprechenden Wetterbedingungen. Der Wetterschutz, den man bis zur Wechselscharte finden kann, ist kärglich.

die Aufstiegsrinne zum Plateau im abstieg

die Aufstiegsrinne zum Plateau im abstieg

Es gibt eine Möglichkeit am Verbindungsgrat zum Osteck zum Bettelwurfkar und weiter zum Eisengatterergrat zu queren und somit wäre man auf leichtem Abstiegsgelände und mit der Bettelwurfhütte sogar in Biernähe, jedoch können wir diese Variante noch nicht antreten und jetzt nicht beschreiben, da wir sie erst finden müssen. Und dies wird heuer von der anderen Seite im Aufstieg erfolgen, denn die Rinnen, die dabei in Betracht kommen, möchte man bei der Erstbegehung lieber aufwärts durchsteigen als abklettern.

das Gröbste geschafft

das Gröbste geschafft

Den Rückweg ohne nennenswerten Trinkvorrat gemeistert und die Wechselreise in Rekordtempo mit -80Hm/min auf der Vector genommen kann uns nichts mehr vor dem nahen Gh. Walderbrücke aufhalten. Ein Minigewitter ist auch schon im Anrollen.

ein Minigewitter treibt uns die Reisen hinab...

ein Minigewitter treibt uns
die Reisen hinab…

Man rechne mit dem Aufstieg bis zur Hüttenspitze mit ca. 1:30 Stunden und bis man die gleiche Höhe auf der Nagelwand erreicht hat mit nochmals gut 30min. Von dort wird es mühsam und für den Aufstieg bis zum Plateau addiere man weitere 1:30 bis 1:45 Stunden. Den Gipfel ab dem Plateau erreicht man in 15 bis 20min.
Der Rückweg läßt sich in 2:30 bis 3 Stunden ausführen, vor allem wenn man die Reisen zum Abfahren nimmt. Sie sind in Summe 700m hoch und können über weite Teile benutzt werden.

Mils zu Sonnwend 2014

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Hüttenspitze – erster Gipfel heuer mit Sommerausrüstung

Nicht weiter als bis zu den Knien ist man heute am Weg zur Hüttenspitze in die Schneedecke eingesunken. Und das nur im obersten Teil des Anstieges, nach dem Geröllfeld, im weiteren Gratverlauf.

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Föhnstimmung über Innsbruck

Die extreme Witterung des heurigen Winters hat seit dem Jahreswechsel mittlerweile bereits mehr als 15 Personen hinaufgeführt, die, vom Datum her gesehen, nahtlos an die letzten Besteigungen zu Silvester des alten Jahres anschließen. Der Aufstieg im Wald war fast schneelos und feucht und nach der kurzen – weil zu warmen – rutschigen Partie vor dem Sattel, der links die Winklerwand liegen läßt, vor der Ferkelrinne, erwartete einen auch kaum Schnee im felsigen Aufstieg bis zum Geröllfeld. Schnee liegt dort, im Geröllfeld, in der Mächtigkeit von wenigen Zentimetern und das gleichmäßige Fortkommen ist angenehmer als im felsigen Gelände weiter oben, wo der Schuh in tiefere Schneelagen einsinkt und man den gesetzten Tritt, oft quer zum Hang, mit dem Abgleiten des rechten Fußes büßen muß. Teilweise ist diese Strecke in ihrer Wirkung auf den schnellen Schritt des Gierigen, der längere Zeit keine Leistung in der Natur mehr erbracht hat, fatal, worauf man schnell Schrittgeschwindigkeit zurücknimmt, paßt sich an und versucht schlechte Wahl der Tritte zu vermeiden. Fehlende Übung wird von der Natur schnell bestraft, was man schließlich – dank besseren Fortkommens mit weniger Anstrengung – einsehend akzeptiert.

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Kein Föhn am Gipfel war meine erste Entdeckung.
Der Blick nach Norden zeigt wenig Schnee in der Verschneidung zur Kleinen Wechselspitze und ebenfalls wenig in der steilen Rinne links daneben, einer der Routen zur Großen Wechselspitze. Viel Fels zu sehen und erst weiter oben, wie man Richtung Bettelwurfgipfel erkennt, auch die steilsten Felspartieen vollständig unter Schnee.

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Die Verlockung über die Wechselreise abzufigeln war groß und da ich einen gleichdenkenden Kollegen unweit vor dem Gipfel angetroffen habe beschloß ich den Abstieg zur Wechselscharte zu probieren. Die Schneelage ließ es unter erhöhter Vorsicht auch zu. In der Felsrinne lag noch Schnee, aber ein Band war bereits schneefrei und der Fels sichtbar, sodaß das Abklettern lediglich eine Herausforderung für handschuhlose Finger darstellte.

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Meine Vermutung, daß die Schneedecke in der Wechselreise zu weich zum Abfigeln rein auf Bergschuhen war, bestätigte sich voll und somit war das Vergnügen nur ein halbes; und auch nur über ca. zwei Drittel über die Reise, dort wo nur 20cm Schneedecke war, sodaß man sich teils auf Schnee, teils in Reisenkies bewegete.

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Vorbei am Wunderwerk des Murendammes, der in seiner Größe wahrscheinlich nicht einmal der ersten Mure trotzen würde, in den total schneelosen Teil der Bettelwurfreise und zurück zur Halltalerstraße und in den schwindenden Sonnenstrahlen gen die Walderbrücke.
Ein erquickendes erstes, kurzes Bergerlebnis mit Sommerausrüstung im heurigen Winter, das nach Fortsetzung verlangt.

Mils, 01.02.2014

Bettelwurf Osteck über das Fallbachkar

Eine wenig begangene und wunderschöne Bergfahrt ist das Bettelwurf Osteck über Fallbachkar und zuvor über Hüttenspitze und Kleine Wechselspitze.
Ein bisschen Orientierungsvermögen im oberen Teil nach der Scharte ist eigentlich die einzige Voraussetzung, sieht man von dem kurzen Klettersteig über die Nagelwand und die sonstigen freien Klettereien (alle durchwegs nicht schwieriger als II) ab.

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toller Blick auf die Fallbachkartürme

Startpunkt ist der Parkplatz an der Gnadenwalderstraße, oder beim Hackl, und es geht zuerst auf die Hüttenspitze. Die nächtlichen Kleinstregenfälle (es waren für den Abend des Vortages schwerste Gewitter prognostiziert!?) haben noch etwas Nebel hinterlassen.

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7:05 Uhr

Nach zig Spinnennetzen über Gesicht und Haare im Wald bis zu den Latschen kurz vor der Ferkelrinne ein toller Ausblick:

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perfektes Wetter

Der Ausblick wird noch besser – siehe Galerie am Ende des Artikels – und hier das erste Highlight heute:

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eine Augenweide zur Belohnung mitten am Weg

Kurz vor 9:00 am Gipfel der Hüttenspitze und ein prachtvoller Ausblick auf den weiteren Verlauf der Tour:

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auf der Hüttenspitze nach nicht ganz 2 Stunden, rechts hinten die Rinne zur Kleinen Wechselspitze, das nächste Ziel

Links neben der kleinen Schwester majestätisch die Große Wechselspitze, die auch ein nicht ganz leichter Gipfel ist, das kleine GB hält sich dort fast Jahrzehnte wie wir früher bereits gesehen haben.

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auf der Kleinen Wechselspitze, einem ehemaligen Radfahrerkollegen von mir von den „Schwalben“ ist das Kreuz gewidmet

Mittig unten die Hüttenspitze von der wir im Foto vorher noch steil nach oben blickten. Dazwischen liegen 100Hm Abstieg nach der Hüttenspitze bis in die Wechselreise und das ganze dann den Klettersteig wieder hinauf inmitten der um 9 Uhr schon stark beschienenen Latschen (siehe Bildergalerie).
Die Kleine Wechselspitze links und rechts davon die plattig glatte Ostflanke der Großen Wechselspitze.

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der weitere Weg ins Fallbachkar, eng an der glatten Ostflanke der Großen Wechselspitze entlang

Im Innerern des Fallbachkars gibt es eine Steilstufe zu überwinden bevor man in den oberen Teil gelangt, sehr ähnlich dem Bachofenkar, nur daß die Stufe im Fallbachkar mit Fels und Grasmatten durchzogen ist.

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der erste Einblick in das totenstille Fallbachkar, rechts der mühsame Weg durch die Reise auf die Hohe Fürleg, eine klassische und empfehlenswerte Herbsttour

Nach dem Schneefeld im unteren Teil des Fallbachkares ca. 50Hm höher die Steilstufe.

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nach der Steilstufe tut sich das innere Fallbachkar auf, die Fallbachkartürme blicken schroff herunter, mächtige Reisen gilt es zu überwinden

Meine gewählte Route geht direkt nach Norden, an das Ende des Schneefeldes bis zu den Wandfüßen. In der Verschneidung der Reisen liegen auch Brocken mit größerer Korngröße, sodaß die Pilgerschritte auf ein Minimum reduziert werden können und man damit im Aufstieg leben kann, ohne grantig zu werden.

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ein erster Blick des Zieles, links die weiße Spitze über der Kontur des Grates im Vordergrund

Nun überspringe ich ein paar Fotos, bitte in der Galerie nachsehen für Detaileinblicke, und gehe etwas weiter hinauf.

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der linke der beiden Risse wäre die Nr. 1182A Route b) des AV-Führers1996, m. E. der Einstieg nicht ohne Sicherung kletterbar

Hier ein Blick zur alternativen Route im AV-Führer Klier. Mir erschien die linke Rinne als nicht kletterbar ohne richtiger Sicherung mit Haken und Seilpartner. Wenn man das Foto im Führer ansieht (von der H. Fürleg aus aufgenommen und s/w), dann erkennt man die Situation bei weitem nicht so wie aus dieser Nähe.

Es geht nördlich weiter nach oben, immer am Wandfuß entlang. Ich bin der festen Meinung, daß diese Taktik besser ist, als mitten in der kleinkörnigen Reise im Pilgerschritt mühsamst aufzusteigen, wie im Führer beschrieben. Aber das bleibt dem Experiment oder Einfühlung eines jeden Einzelnen überlassen.
Weiter oben beginnt die ausgebildete Rinne und ich erreiche sie recht schnell über ein paar Rippen die leicht und ohne Gefahr zu überklettern sind.

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eine letzte Rippe vor mir

Die Rinne in greifbarer Nähe und leider über dem Osteck des Großen Bettelwurf der Thermik-Nebel der so vielen wetterunkundigen deren Tour zur echten Entscheidungsfrage macht. Rings herum viel Blau und ober mir ein dunkelgrau werdender Schleier. Ich kenne das Phänomen und halte mich an: Hat der Berg einen Hut, bleibt das Wetter gut.

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nun die Rinne hinauf, viel Schutt drin, ockerfarben (im Karwendel immer eine Störzone mit viel Lehm und Schutt), brüchig

Der Nebel, nach 10min verflogen (kommt aber wieder) und nun das Kernstück dieses Abschnittes, die Rinne.

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die ausgeaperte Stelle mittig kommt in die Wahl für guten Halt beim Aufstieg

Bei der Gabelung geht es rechts hinauf zur Scharte und weiter oben wird es wieder recht „ockerfarben“ bis schließlich die Scharte erreicht wird. Sie ist exakt 100Hm niedriger als der Große Bettelwurf.

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Die Scharte P. 2625m

Von hier erkennt das erfahrene Auge gleich was der Führer mit dem schroffigen Band meint und wie der weitere Aufstieg in etwas stattfinden wird. Nachträglich tue ich mich leicht die Route markiert zu veröffentlichen, aber auch ich mußte ein wenig probieren, überlegen und, wie Carl Gsaller und Herman von Barth sagen würden: rekognoszieren (Bedeutung -> http://www.bergruf.de/alpinhistorie/barth/kalkalpen/glossar.html#Glossar_rekognoszieren)

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Der Routenverlauf ab der Scharte

Die Kletterei ab hier ist keineswegs schwierig, man darf nur nicht Steilheit mit Schwierigkeit vermischen, denn teilweise sind kleine vertikale Absätze zu überwinden. In der Regel sind dort aber auch gute und feste Griffe und Tritte vorhanden. In Schuttrinnen muß man etwas vorsichtig Tritte und Griffe auswählen, jedoch ist alles Gelände nur zwischen I und II einzustufen.
Eine markante Stelle ist der im Führer genannte Wandabbruch, es befindet sich sogar ein Steinmandl auf dem Band, das man nach links (ostwärts) gehen muß.

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hier der Abbruch von dem im Führer die Rede ist, Steinmandl links lockt nach Osten

Zu weit nach Osten läßt einen das Bauchgefühl nicht so richtig fortschreiten und so drehe ich nach 15-20m wieder um und nehme das Couloir durch die Wand ca. 10m nach dem Steinmandl nach oben und sollte diese Entscheidung als gute Wahl honoriert bekommen.

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besser dieses Couloir, ca. 5-7Hm und oben erkunden

Oben tut sich wieder leichte Gelände auf und nun müßten die 100Hm von der Scharte eigentlich zu mehr aus der Hälfte geschafft sein.

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voilà, das war richtig und nun geht es auch nur mehr einfach weiter, wenig steil und ein breiter, kaum ausgebildeter Grat zum Osteck

Man beachte die markanten Brocken am Ende des Couloirs, man sieht diese schon von weit oben als wichtigen Orientierungspunkt. Das weitere Gelände ist unspektakulär und bedarf keiner weiteren Beschreibung, ein breiter, wenig ausgebildeter Grat und schließlich das Osteck.

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hier die verbleibenden ca. 40Hm

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das Osteck des Großen Bettelwurf

Der Rückblick ist wegen der der Routenführung interessant, das Schneefeld der Scharte ist weiter unten noch gut als eine fast geradlinige Verbindung zum Osteck zu sehen.

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letzter Rückblick; von hier erscheint die Route logisch; Nervenkitzel also nur bei der Erstbegehung

Vom Bettelwurf Osteck bis zum GK sind es noch ein paar Minuten am Grat und den Abstieg wähle ich immer über den Verbindungsweg (teilweise Klettersteig) zum Kleinen Bettelwurf, da er im Abstieg sympathischer ist als der Eisengatterergrat.

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12:20 Uhr

Zum Abschluß, kurz vor der Bettelwurfhütte, eine Belohnung für das Auge und in der Sonne vor der Hütte ein flüssige und eine deftige Belohnung aus der guten Küche für den Magen.

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Abstieg über den Kleinen Bettelwurf und kurz vor der Hütte eine Belohnung für das Auge

 

Hier die weiteren Fotos für die detaillierte Einsichtnahme des gesamten Tourverlaufes:

 

 

Mils, 25.07.2013