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Schitour Zwieselbacher Roßkogel, 3.082m – vom Kraspestal ins Gleirschtal

Ein etwas versteckter, niedriger und der einzige Dreitausender der das Kraspestal säumt ist der Zwieselbacher Roßkogl.  Am hintersten Ende gelegen – mit der Steilstufe des Gletscherüberganges vom Kraspesferner aus eigentlich schon dem Gleirschtal zuzurechnen – erhebt er sich markant gute 100Hm über dem kleinen Rest an Gletscher südlich der Rippe zum Kraspesferner.

Gipfelaufbau Zwieselbacher Roßkogel

Die mittellange Schitour starteten wir um 5:50 Uhr am Parkplatz in Haggen nach einer klaren Nacht und der Aussicht auf einen perfekten Tag. Leider die Temperaturen gut unter null sowie die übliche einziehende Thermik gegen das Gesicht im Aufstieg durch das „Larchwaldl“.

Start in Haggen kurz vor 6 Uhr

Westseitig haben sich die steilen Hänge schon mit Gleit- und Nassschneelawinen abgeladen und deren Kegel reichen beachtlich weit ins Tal hinein.

vor der äußeren Zwing

Die Steilstufe der ersten Zwinge (Hinterzwing) konnte ohne Harscheisen kaum überwinden werden, jedoch entschieden wir Stufen zu nutzen/zu schlagen und die Schi die obere kurze Steilstrecke zu tragen (ca 25Hm). Dahinter folgt ja ein langer Anstieg ohne die Notwendigkeit von Harscheisen.

hinter der Zwing, die Steilstufe zum Kraspesferner vor uns

Vorbei am Jagdhüttl rechts neben dem Kraspesbach marschierten wir bei zunehmendem Tageslicht mit den Gipfeln von Schöllekogel und Kraspesspitze bereits in das leichte Rot der Morgensonne getaucht.

Rückblick auf das bereits besonnte Steintal

Die Temperaturen durchaus sehr frisch für Mitte April erreichten wir das links abzweigende Tal zum Rauhengrat, das über den Muggenbichl erstiegen wird. Vom Rauhengrat herab versperrte eine Nassschneelawine den Anstieg auf ca. 50m, die wie immer akrobatisch durchstiegen werden mußte.

Christian beim Überqueren der Lawine

Die nächste Talstufe durch eine wesentlich schmalere Rinne rechts hinauf  war ebenfalls mehr als zur Hälfte der Breite mit einer Lawine verlegt und die Frage drängte sich mir auf, wie in den letzten Tagen eine Nassschneelawine in einem Nordwesthang auf 2.550m entstehen konnte.

im Hintergrund Pock- und Gaiskogl

Sonnenbestrahlung kann in dieser Exposition ja nur sehr spät am Tag und sehr kurz stattfinden und Niederschlag bleib weitgehend aus.
Jedenfalls lehrt die Situation, daß man auch der bestrahlungsmäßig scheinbar günstigen Exposition nicht trauen kann.

Rinne mit Lawinenresten auf die „Straß“

Rechts, durch eine Rinne die in ihrer Breite ebenfalls durch einen Lawinenausläufer verengt wurde, stiegen wir auf die „Straß“ Abstufungen hinauf und bekamen dort einen beeindruckenden Rundblick über die ausgedehnte Hochfläche Karapsesferner bis Kraspessee und die Anstiege in das Wilde Kar unterhalb der Kraspesspitze. Ein toller Eindruck aus dem kalten Schatten auf die besonnten Hügel uns Kare.

Hochfläche des Krapsesferner

Unterhalb der „Wilden Needer“ erfolgte der Aufstieg, steiler werdend, auf die letzte Steilstufe oberhalb des Kraspesferners in den höheren und südlichen kleinen Gletscherableger am Fuße des Zwieselbacher Roßkogel zu.

letzte Steilstufe

Vom Blickwinkel oberhalb der letzten Steilstufe sehen Haiden- und Rotgrubenspitze recht imposant aus. Sie sind bereits mit Vormittagssonne gesegnet und wir immer noch in deren Schatten, der jedoch in der folgenden flachen Strecke endgültig weicht. Dort öffnet sich auch erstmals der Blick auf das Tagesziel, dem Zwieselbacher Roßkogel, der am Ende des kurzen Gletschers erhaben über der Hochfläche thront.

Haidenspitze hinten und rechts die Wand der Rotgrubenspitze

Der letzte knappe Kilometer am Gletscher führt über einen leichten Sattel mit einem kleinen Gletschersee unterhalb, natürlich der See nicht sichtbar, sodann wieder über einen Gletscherrest und den Gipfelaufbau schlußendlich begeht man mit zwei Spitzkehren von Westen, kurz vor einer Scharte die ins Zwieselbachtal abbricht.

Übergang zum Zwieselbacher Roßkogel

Wenig Platz und allseitig steile Abbrüche vom Gipfel kennzeichnen den Zwieselbacher Roßkogel. Wir rasteten daher etwas unterhalb des Gipfels auf einer breiteren Gratstelle und als der Strom an Neuankömmlingen nicht versiegen wollte beschlossen wir in der Scharte zum Gleirschtal zu übersiedeln, da wir die steile Abfahrt in Gleirschtal und zur Pforzheimerhütte sowieso am Programm hatten.

Anstieg zum Westgrat des Zwieselbacher Roßkogel

Die Rundumsicht am Zwieselbacher Roßkogel kann sich sehen lassen. Am eindrucksvollsten war für mich die Szenerie von Süd bis West.

Christian und der Autor am Zwieselbacher Roßkogel, 3.082m

Im Süden die Dreitausender des hinteren Gleirschatales mit Gleirschfernerkogl und Winnebacher Weißkogl.

Gleirschfernerkogl und Winnebacher Weißkogl, rechts das hinterste Larstigtal

Im Westen der Blick ins vordere Ötztal, in das Horlachtal und das Zwieselbachtal.

Blick nach Niederthai, rechts Hohe Wasserfalle und Hochreichkopf

Am Weg den Gipfelaufbau hinab und durch das Schärtchen nach dem Gletschersee hindurch erreichten wir die Scharte auf 2.980m, über die der schöne Südhang angefahren wird.

Rast am schmalen Westgrat des Zwieselbacher Roßkogels

Zur Erzielung der optimalen Fahrverhältnisse legte Christian die Länge der Pause fest und betrachtete kritisch und mit Bedacht die Schneekonsistenz. Es müsse feinster Firn unter den Brettern sein, um das beste Fahrerlebnis herauszuholen.

die Scharte auf 2.958m – Übergang ins Gleirschtal

Tatsächlich war es nach ungefähr 20min so weit, daß die Abfahrt angegangen werden konnte. Bei oberflächlich angetautem Schnee waren die Schwünge eine Freude, wie auf den Fotos ersichtlich ist.

Christian schwingt den Steilhang hinab

Der Hang war teilweise angefahren, jedoch boten sich genügend unzerfurchte Streifen denen wir den so wichtigen individuellen Stempel aufdrücken konnten.

nicht ganz ohne der Hang wie man sieht

Im flacheren Teil – Walfeskar genannt – war der Schnee etwas schwerer fahrbar, jedoch ebenfalls ein Vergnügen, das bis zur Pforzheimer Hütte anhielt.

in den flacheren Teil – Walfeskar – eingefahren

Für die Hütte, die gut besucht war, ist das letzte Wochenende angebrochen, wie wir erfuhren. Ein langer Winter geht zu Ende. Zum Abschluß mußte Christian die bereitgestellten Einrichtungen zum ausspannen ausprobieren, kombinierte das Relaxen mit einem kastrierten Getränk und fühlte sich wohl auf 2.308m.

der Geniesser

Die Abfahrt von der Pforzheimerhütte in das Gleirschtal bot noch einen letzten schönen steilen Hang, bevor die Materialseilbahn erreicht wurde und es ein Stück auf dem Weg durch das Gleirschtal weiterging.

phantastisches Panorama, die Pforzheimerhütte oben am Plateau

Nach der Engstelle, talauswärts hinter der Materialseilbahn, konnte den Schi nochmals freier Lauf gelassen werden, die Flächen links und rechts der Straße sind breit, boten außer vereinzelten Steinblöcken genügend Fläche zum hinunter Schwingen und die Schneequalität war auch akzeptabel für eine schnelle Abfahrt.

breite Schiflächen für die Abfahrt

Im flachen Teil des Gleirschtales mußten wir anschieben, die Trizepsmuskulatur glühte danach aber nicht. Nach der Gleirschalm – mit einer kurzen Tragestrecke – konnten wir noch bis nach der Brücke zum Spazierweg, der nach Haggen führt fahren.

ein letzter Rückblick auf das schöne Gleirschtal

Dort legten wir nochmals für ca. 100Hm Felle auf und erreichten in 40min den Parkplatz in Haggen wieder.

kurz vor der Gleirschalm

Leider war der Forellenhof in Haggen hoffnungslos überfüllt. Als Alternative besuchten wir Luggis Gasthaus in St. Sigmund, wo sich noch Platz fand.

Fundstück am Weg von St. Sigmund nach Haggen

Gesamt haben wir für die Tour 6:45h benötigt – mit gut eineinhalb Stunden Pause darin. Die Höhe im Aufstieg betrug 1.440Hm.

Mils, 14.04.2018