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Schitour Rote Wand, 2.217m – von Wattenberg

Mit dem Anstieg vom Wattenberg verbindet die Schitour auf die Rote Wand dasselbe Ziel als vom Kolsassberg. Beide Touren erfordern nur sehr kurze Anfahrten aus dem Inntal und stellen deshalb leicht erreichbare, schnelle Ziele dar. Die Variante vom Wattenberg ist etwas länger und beträgt um 150Hm weniger – somit besteht etwa derselbe Zeitbedarf.
Der Vorzug auf der Wattener Seite mag für jene, die eher flache Aufstiege und viel Wald bevorzugen, darin gegeben sein. Nachteil beider Schitouren besteht in wenig vorhandenen Parkmöglichkeiten am Ausgangspunkt, wobei am Wattenberg mehr Flächen zur Verfügung stehen.

dem Inntal so nah…

Der Ausgangspunkt unserer Tour am Wattenberg befindet sich beim Wildstättlift  (1.210m), oder 320m weiter oberhalb auf der Gemeindestraße, bei einem kleinen Parkplatz des Liftes (1.235m, eigentlich ein Umkehrplatz). In unserem Fall parkten wir dort und trugen die Ausrüstung zum Lift hinab, an dem sich noch genügend Schnee befand, um dort ohne weitere Tragestrecke bis zum Waldrand starten zu können. Zwei weitere Parkmöglichkeiten bestehen unterhalb des Liftes beim „Oberfelderhof“ oder am Rodlerparkplatz „Petern“ etwas weiter oberhalb des ersten Parkplatzes, wie später recherchiert.

Evi am Gipfelkreuz der Roten Wand

Die Tour sollte man überlegen generell erst nach der Schließung des Liftes im Frühjahr zu unternehmen, oder unter der Woche am Vormittag (gem. Homepage des Wildstättliftes kein Betrieb1) da man sonst als Tourengeher den Sinn des Parkplatzes missachtet, der für die schifahrende Bevölkerung gedacht ist. Im Hochwinter kann man sie auch von weiter unten am Wattenberg unternehmen.

Start bei tollem Wetter am Wildstättlift

Der Aufstieg ab der Talstation des Wildstättliftes findet über das Pistengelände statt und endet am Waldrand, Mitte März auf diesem Teil schon unter Sonnenbegleitung.
Jenseits des Wegs an Waldrand entschieden wir direkt im Wald schräg aufwärts weiter anzusteigen, um, knapp unter 200Hm, weiter oben auf den Kreuztaxenweg (auch Rodelbahn) zu gelangen. Hiermit kürzten wir die Strecke etwa ab.

Freifläche unterhalb Kreuztaxen

Mitten im Wald trafen wir auf eine ältere Aufstiegsspur und auf Bienenstöcke, die den Winter übertaucht haben und hoffentlich bald wieder aktiv werden würden.

kurzes Stück am Weg

Am Kreuztaxenweg angelangt wurde dieser überquert, der Spur folgend, und weiter auf ein kurzes waldfreies Stück, bevor der Weg abermals erreicht wurde und ihm weitere ca. 100m gefolgt wurde und der Aufstieg bei der Weggabelung rechts am Wildebenweg weiter fortgesetzt wurde. Diese Weggabelung ist Kreuztaxen (1.610m).

Wildebenweg – nach der Abzweigung bei Kreuztaxen

Nach der kurzen Strecke (etwa 200m) am Wildebenweg, der rechts liegen gelassen wurde, marschierten wir, leicht zu orientieren, über eine weitgehend freie Fläche im lichten Wald weiter, entlang des Sommerwegs, am „Rote-Wand-Steig“.

am Rote-Wand-Steig oberhalb Kreuztaxen

Auf diesen Teil der Schitour befindet man sich bereits am langgezogenen Rücken zur Roten Wand und steigt schon länger unter Sonnenbestrahlung durch die lichten Zirben auf, die auf den dichteren Fichtenwald in der Höhe folgen.

entlang des Rote-Wand-Steiges am Rücken entlang

Im weiteren Verlauf verschmälert sich der Rücken und der Planklwandweg, der zu einer seismischen Station führt, wird noch viermal überschritten, sofern er durch die Schneelage überhaupt als Weg wahrgenommen wird.

Abfahrtsgelände unterhalb; wir hätten absteigen müssen und haben nach Alternativen gesucht

Etwa auf 1.850m erreichten wir am schmalen Buckel eine Stelle, bei der wir auf die Abfahrt hinunterschauen konnten und somit feststellten, daß wir zu hoch waren und geschätzt 20 bis 30Hm absteigen hätten müssen, um von der Flachstelle unten wieder gegen den Hang in freies Gelände aufsteigen zu können. Die Spur der wir folgten zeichnete den Abstieg vor.

also die sich zuspitzende Rippe hinauf

Im Bestreben dies zu vermeiden hielten wir uns weiter am Buckel, der sich nach wenigen Minuten recht zum Grat zuspitze und in einer Art Scharte endete.
Über die Scharte westwärts konnten wir gutes Aufstiegsgelände oberhalb der Planklwände erkennen und beschlossen die wenigen aperen Meter zum Kessel unten abzusteigen und den weiteren Buckel eben westlich zu umgehen, anstelle den tieferen Abstieg zu nehmen.

und ein Schlupfloch mit spannender Erwartung der weiteren Entwicklung gefunden

Diese Aktion kostete uns schätzungsweise eine Viertelstunde gegenüber dem Normalweg, aber vielleicht auch weniger, bedenkt man den tieferen Abstieg ostseitig des Buckels. Ein Hauch von Abenteuer erwartete uns nebenbei, denn die steilen Planklwände waren uns bekannt.

zunächst fünf Meter hinab

Nach der Scharte stiegen wir ohne nennenswerten Höhengewinn weiter auf eine Lichtung zu und nach dieser querten wir die steiler werdende westseitige Flanke leicht abschüssig.

was passiert nun, erwartungsvoll geradeaus auf eine Lichtung hinter der Baumgruppe zugesteuert

Bei der nächsten Lichtung, die gesamte Strecke innerhalb von kaum 5min ab der Scharte, schnitten wir den steilen Hang an und stiegen in ein paar Spitzkehren nach oben auf das bereits wieder flacher werdende Buckelplateau (in AV-Karte mit 1.972m bezeichnet) hin.

interessantes Gelände oberhalb der Planklwände

Der gesamte Umweg war in kaum 15min erledigt und führte uns über einen abwechslungsreichen Teil mit großen Steinblöcken. Den letzten Teil erstiegen wir völlig intuitiv zum Buckel hin über das steile Gelände im Wald und hätten dieses womöglich auf flacherer Partie umgehen können.

zuletzt ein steiler Aufstieg, der in die sonst recht gemütliche Tour ein bisschen Pfiff gebracht hat

Ab der Flachstelle geht der ausgeprägte Buckel in Hanggelände über und wir mußten nur noch zur Spur des Normalaufstiegs in östliche Richtung queren, um weiter am steiler werdenden Hang aufzusteigen.

westlich des Normalweges aus den Wald getreten, nun ca. zweihundert Meter nach Osten gequert

Durch eine leichte Mulde zwischen fantastischer Zirbenlandschaft steigt man über die letzte Steilstufe auf. Das Gelände ist abwechslungsreich kupiert und es endet auf einem rippenartigen Felsansatz hinter dem nochmals eine kurze Flachstelle den Schlussaufstieg zum Gipfelkreuz der Roten Wand folgt.

nochmals ein Rückblick – aus dem dichten Wald links der Kuppe sind wir herausgetreten; der Normalaufstieg verläuft rechts der Kuppe

An der Kuppe – etwa knapp über 2.100m – kam das Gipfelkreuz ins Visier und die letzten 100Hm Aufstieg über wieder etwas flacheres und baumloses Gelände lag vor uns. Gegen Ende dieses restlichen Aufstiegs treffen die Anstiege von Kolsassberg und Wattenberg zusammen.

Ankunft am Gipfelgelände, etwa 2.100m

Das Gipfelkreuz der Roten Wand steht nicht auf dem Gipfel selber sondern auf dem Rücken davor. Daher ist die Schitour auf die Rote Wand auch nicht mit der Höhe des Gipfels (2.253m) sondern mit der Höhe des Gipfelkreuzes, auf 2.217m angegeben.

Gipfelkreuz Rote Wand, 2.217m

Unser Rastpunkt war nicht am Gipfelkreuz geplant, wir wollten versuchen über den Kamm weiter zum Poferer Jöchl zu kommen. Also ließen wir in ungewohnter Manier das Gipfelkreuz einmal links liegen und stiegen durch eine kurze Mulde weiter, links von uns zum Schluß der geodätische Gipfel der Roten Wand, den wir aber nicht beschritten.

weiters Kammgelände Richtung Poferer Jöchl, links von Evi der Gipfel der Roten Wand

Am Ende der kurzen Mulde was unser Vorhaben schlagartig beendet, indem ein steiler Abbruch zu einer Scharte das Vorhaben jäh stoppte. Nach Einschätzung der Situation hätten wir westseitig zwei drei Dutzend Meter tiefer eine leichte Möglichkeit der Umgehung der Scharte gehabt.

sieht gangbar aus der Kammverlauf

Mit der wenig ersprießlichen Situation bei der Rückkehr dort auffellen zu müssen und gegebenenfalls auf der weiteren Strecke wiederholt, ließen wir von dem Vorhaben ab und richteten uns im tiefen Schnee einen Jausenplatz ein, das  über eine knappe dreiviertel Stunde in völliger Abgeschiedenheit von anderen Tourengeher genutzt wurde.

Evi eingemummt bei kalten Lüftl und der Autor mit frühjahrsfarbenem Gesicht

Nach Norden ins Karwendel geschaut bietet sich ein bäriger Blick der auslaufenden Gleirsch-Halltal-Kette und auch auf den östlichen Teil der Karwendelhauptkette, die mit der Grubenkarspitze eine sagenhafte Schitour im Frühjahr bietet.

um ein Muggenseckele rechts der Bildmitte die Grubenkarspitze – eine Wahnsinnsschitour!

Die Abfahrt von der Roten Wand besteht im oberen Teil übergeordnet aus einer Hangquerung bei der wir versuchten die Hänge in direkter Fallrichtung zu nutzen.  Die leichte Harschoberfläche trübte das Vergnügen dabei ein wenig.

Abfahrt am Gipfelhang, zunächst eher nach Nordost als nach Nord

Der obere Teil der Abfahrt durch die vereinzelten Zirben erwies sich in Summe aber doch recht vergnüglich. Durch dichteren Wald fährt man dann etwas weiter unten, etwa oberhalb der Stelle, an der wir von der westseitigen Umgehung des Buckels auf die Ostseite zurückgekehrt sind.

ein paar schöne Schwünge gehen sich trotz harschiger Schneeoberfläche aus

Am unteren Teil dieser Abfahrt wird die Flachstelle erreicht zu der wir im Aufstieg nicht mehr abfahren wollten und deshalb die Umgehung wählten. Diese kurze Strecke erwies sich als Schiebestrecke bis zum Aufstiegsrücken, der wieder über angenehmes Gefälle zu befahren war.

Flachstrecke = Schiebestrecke, aber nur ein kurzes Stück

Die weitere Abfahrt war geprägt von – je tiefer wir kamen – ziemlich feuchtem, sulzigem Schnee durch die Sonneneinstrahlung auf freien Flächen und fast Lockerschneeverhältnissen in dichterem Wald. Vor und ab Kreuztaxen trafen wir auch Firnverhältnisse an.

firnige Schneeverhältnisse unterhalb Kreuztaxen

Der letzte Hang nach dem Wald, die eigentlich Schipiste zeigte sich in perfektem Firn, den wir abschließend gerne genossen.

nachmittäglicher anregender Blick in die Tiefe des Wattentales

Knapp vier Stunden haben wir für die gesamte Tour benötigt, eine halbe Stunde am Gipfelkreuz eingeschlossen. Leider schließt das Panoramahüttl mit dem Lift und somit konnten wir an dem traumhaften Nachmittag dort nicht einkehren.

der letzte Hang am Wildstättlift – Abschluß der Schitour auf die Rote Wand

Dies war dann dafür aber am Weg ins Tal weiter unten im empfehlenswerten Gasthaus Mühle möglich.
Wir haben für die schöne Schitour auf die Rote Wand 4:50 Stunden benötigt, incl. Umgehung oberhalb der Planklwände und etwa 45min am Rastplatz. Die Strecke beträgt 4,3km und 1.010Hm sind zu bewältigen.

Mils, 17.03.2019

1 Stand Homepage Wildstättlift am 04.04.2020 (der Bericht wurde ein Jahr später verfasst)

Schitour Rote Wand, 2.217m – von Kolsassberg

Direkt aus dem Inntal mit kurzen Anfahrtsstrecken aus dem Tal erreichbar können auf die Rote Wand sowohl vom Kolsassberg, als auch vom Wattenberg zwei unerwartet schöne Schitouren auf die Rote Wand unternommen werden. Welche von beiden Varianten insgesamt den Vorzug erhält sei dahingestellt. Der Aufstieg vom Wattenberg ist etwas länger und beträgt um 150Hm weniger – somit etwa der selbe Zeitbedarf -, abfahrtsorientiert geurteilt mögen wohl die längeren freien Hänge auf der Kolsasser Seite den langen Querungen und Waldschneisen der Wattener Seite vorzuziehen sein. Beiden dieser pfiffigen Schitouren ist die kaum vorhandene Parkmöglichkeit gemein.

die Truppe am Gipfelkreuz der Roten Wand

Den Ausgangspunkt am Kolsassberg kann entweder die Abzweigung des Felderastweges vom Hohenlehenweg (1.070m) darstellen, oder, am Felderastweg nach dem Weidegitter weiter zur nächsten Abzweigung, eine Weggabelung mit einer ähnliche Situation mit schmalen flachen Stellmöglichkeiten am Plateau der Abzweigung.

Start am Felderastweg

Parkplätze im eigentlichen Sinn sind das nicht und, nachdem es uns fern lag die Anrainer mit schlecht geparkten Fahrzeugen zu belästigen, mußte das Fahrzeug des Verfassers erst einmal aus dem Schnee gezogen (wofür er sich bei einem fremden Tourenkollegen für dessen „4×4–Hilfe“ hier nochmals bedankt) und eine andere Parkstellung gefunden werden. Fünf Fahrzeuge überfordern die Abstellmöglichkeiten dieser Abzweigung schon völlig, sofern man nicht schräg im Hang steht. Wie manch Kartenwerk hier ein blaues „P“ ausweisen kann ist dem Verfasser unerklärlich.

gleich am schönen Hang aufgestiegen

Oberhalb des Felderastweges beginnt der Aufstieg beim Heustadel über mäßig steile Wiesen zum Waldrand hinauf, wobei ein paar Häuser links und rechts liegen gelassen werden. Am Waldrand folgt man zwei Minuten dem Almweg, bevor ein etwas steilerer Graben in den Wald führt.

und über einen Hohlweg in den Wald eingetaucht

Am Ende des Grabens wird der Almweg erneut gequert und eine weitere kurze Waldpassage aufgestiegen, bis eine Kehre im Weg erreicht wird, der wieder kurz in südöstlicher Richtung gefolgt wird bevor die Route erneut in den Wald eintaucht.

Wegquerung kurz danach

Im Wald wird nun etwa eine Viertelstunde angestiegen, bevor die Anfänge des Spechtbaches überschritten werden muß. In unserem Fall erfolgte die Überquerung noch halbwegs auf Schneeuntergrund, notfalls ist Abschnallen erforderlich.

am Sommerweg entlang

Weiters folgt eine freie Forstfläche die unterhalb des Almgeländes der Herrenalm führt, an der der klassische Fichtenwald endet. Über tolles Gelände erreichten wir die Herrenalm auf 1.641m.

über die Anfänge des Spechtbachs

Bergwärts hinter der Herrenalm steigt das malerische Gelände etwa eine halbe Stunde Aufstiegszeit unter weniger dichtem Kiefernbewuchs  zur nächsten Stufe, den freien Flächen oberhalb der Baumgrenze auf etwa 1.800m an.

kurz vor der Herrenalm

Am Weg dorthin führt die Route malerisch zwischen Zirben, Tannen und Fichten, mit dichtem Flechtenbewuchs, oberhalb einer mondänen, recht neu errichteten (Jagd)hütte vorbei, die offenbar Sentobehütte1 genannt wird.

Rückblick oberhalb der Herrenalm

Als schönster Teil dieser Stufe kann wohl jener genannt werden, der kurz vor den letzten Zirben in die freie Hangfläche unterhalb der Roten Wand überleitet. Von dort genießt man einen wunderbaren Blick über das Weertal sowie den Gipfeln über Nurpens- und Nafingtal mit ihren bärigen Schitourenzielen die ziemlich alle auf diesem Blog zu finden sind und von denen aufgrund der Schönheit die Rastkogelrunde, der Rosskopf von Hochfügen aus und das Hobarjoch hier als extra empfehlenswert verlinkt werden.

knapp vor der Waldgrenze – bereits lichtere Passagen zwischen Zirben

Mit dem Heraustreten aus dem Wald über der Baumgrenze wird noch nicht das etwa 400Hm höher gelegene Gipfelkreuz sichtbar, dazu muß noch recht weit aufgestiegen werden. Die Orientierung fällt hier aber auch ohne Spuren nicht schwer, da die Geländeform die feinste Aufstiegsroute durch ihre Form vorschlägt.

idyllisches Gelände beginnt gegen die Baumgrenze hin

Zunächst wird der untere Hangteil eher in westliche Richtung begangen und auf einem schwach ausgeprägten Buckel etwa ab 1.950m südwärts über eine steilere Flanke Richtung Gipfelbereich eingeschwenkt.

Aufstieg über bärige Hänge

Die gesamte Freifläche auf dem Nordosthang weist nach TIRIS Hangneigungswerte bis 35° zwischen kleinen eingestreuten steileren Partien auf, sodaß die Spur auch bei zweifelhaften Verhältnissen optimal gelegt werden kann.

aber immer ein angenehmer Aufstieg – ab etwa 2.000m windgepresst

Während wir im Wald und noch unteren Teil des schönen Nordosthangs noch Lockerschneeverhältnisse vorfanden, änderte sich dies durch die langen Schönwetterperioden zwischen den Schneefällen – wie üblich im Winter 2019/20 sehr häufig zu beobachten – gegen die windausgesetzten oberen Teile zusehends.

die Touren vom Weerberg aus auf einen Blick

Über den Buckel in Westrichtung des Inntals und im Gipfelbereich herrschten teilweise hartgepresste Schneeoberflächen, wie auch durch die Windgangln auf den Fotos zu sehen.

auf dem Buckel in Richtung Westen

Über die steilere Flanke in südlicher Richtung den Gipfelhang aufgestiegen tritt das Gipfelkreuz erstmals in voller Größe ins Blickfeld.  Es befindet sich dem geodätischen Gipfel der Roten Wand auf dem nordostgerichteten Buckel vorgelagert auf markanter, vom Tal aus sichtbar ausgewählter Stelle. Der Gipfel der Roten Wand selber befindet sich auf der Gratrippe weiter südlich und wird kaum begangen (Foto in der Bildergalerie).

die etwas steilere Flanke zum Gipfelbereich der Roten Wand

Am Gipfelkreuz, dessen korrekte Lage aufgrund der Auswirkungen der Schneemassen im Winter 18/19 im Sommer 2019 von seinen Aufstellern, der FF-Kolsass, korrigiert werden mußte, besteht eine tolle Aussicht in das Inntal und auf das Karwendel und Rofangebirge.

kurz vor dem Gipfelbereich

Die Sicht auf die südlich gelegenen Tuxer Gipfel ist nur vom Gipfel der Roten Wand gegeben, vom Gipfelkreuz aus nur in Richtung Rastkogel, nicht aber westlich davon, dazu steht das Kreuz zu tief. Hierzu müssen einige Minuten zusätzlichen Aufstiegs in Richtung Gipfel der Roten Wand investiert werden.

Gipfelkuppe der Roten Wand

Nach einem kurzen Plausch mit lange nicht mehr gesehenen KollegInnen aus Mils bereiteten wir uns für die Abfahrt vor.

Blick vom Gipfelplateau auf die Rote Wand

Die eingangs vom Verfasser aufgestellte Behauptung, daß die Abfahrt auf dieser Seite die schönere sein müßte, entstand nicht nur während des Erlebnisses der tollen Schneeverhältnisse, sondern auch aufgrund des Eindrucks an dem langen Abfahrtshang, der sich im breiten Gelände über immerhin gut 400Hm über freies Gelände mit schier unbegrenzter Spurwahl zieht.

oberster Abfahrtshang

Da der Hang für die Abfahrt weiter östlich als für den Aufstieg gewählt wird, liegt dieser Teil der Wetterseite abgewandt und wies bei unserer Befahrung wirklich bärigen Lockerschnee auf, in dem es sich dermaßen königlich abfahren lies, daß sogar der Verfasser, der in erster Linie am Aufstieg interessiert ist, diese Bedingungen – gepaart mit dem Blick in die greifbare unbeschneite Talnähe – zum Jauchzen für gut befand.

noch wenig verspurte Abfahrt von der Roten Wand

Unvergessliche Bilder im Kopf entstehen in alpinem Wintergelände sehr oft im Zusammenwirken des Farbenspiels weiß, blau und – meist nicht richtig wahrnehmbar – mit dem Grün der Bäume, vor allem aber durch Licht und Schattenbereiche, die Konturen so messerscharf und doch so wohltuend harmonisch zeichnen, daß solche Bildkompositionen vom Verfasser fast suchtartig gesucht werden.

was will man mehr knapp neben dem Inntal

Wenn diese Eindrücke, die dem unübertrefflichen Schaffensreichtum der Natur entstammen, auch noch ein superstatisches Bild erzeugen, dann kommt das ekstatische Gefühl der Zeitlosigkeit im kleinen Menschlein auf, das eine faustisch kontemplative Wirkung auf das Gemüt ausübt, die wie eine Droge aufgesaugt, in ausgewählte Regionen der Erinnerungsfähigkeit gespeichert wird und den Wunsch hervorruft, es möge dies Gefühl nicht nur im Augenblick verweilen.

tausend Worte auf einen Blick

Ein solcher Moment war uns an diesem Tag beschieden. Dies Bild gibt nur einen Hauch des Erlebten wieder.

der lange Hang gibt noch mehr her

Jeder der diese Momente am Berg und durch den Berg kennt bedarf keines weiteren Wortes der Erklärung. Wer sie nicht versteht mag für sich die Aussage als Träumerei abtun, der Verfasser kann gut damit leben.

und taucht wieder in den Stillstand der Zeit ein

Von diesen Eindrücken und Erlebnissen kann nicht nur in schlechten Zeiten für die Seele gezehrt werden, sie vermitteln – jedenfalls beim Verfasser – dauerhafte Hochstimmung, die, wie schon beschrieben, suchtartig angestrebt wird und rezeptiv auf ein- bis zweimaligen Konsum pro Woche begrenzt werden muß, um eine Überdosis zu vermeiden.

Richard und Monika

Zurück in der realen Welt sind wir an der Waldgrenze angelangt und immer noch überwältigt vom Schweben über weiße Hänge zwischen einzelnen knorrigen Zirben hinein in den dichteren Wald in dem durch den Rückblick der traumhafte Zustand ein weiteres Mal verkostet werden durfte.

bei der wieder erstarkten Herrenalm

Mit viel Raum zwischen den Bäumen setzte sich die Fahrt im schattigen Wald fort, hinab zur wiedererstandenen Herrenalm; eine Wohltat, das sehr wahrscheinlich kaum rentable Gebäude mit viel Mühe erhalten zu sehen.

letzte Eindrücke vom oberen Abfahrtsteil

Mit hangparallelen Sonnenstrahlen Mitte Februar ging es weitere zehn Minuten Abfahrt entlang des Aufstiegs hinab, großteils durch den Wald aber auch über die wenigen freien Flächen dazwischen.

das Almgelände gibt noch ein paar lockere Schwünge her

Abschließend kehrten wir, wie immer, gerne örtlich ein und hierzu besuchten wir die Hofer Stubn als einzig geöffnetes Gasthaus am Kolsassberg, in dem es immer bodenständige Kost gibt. Trotz Liftbetrieb fanden wir auf der Terrasse Platz und beendeten die Tour mit weiteren Sonnenstrahlen.

letzter Hang oberhalb des Felderastweges

Knapp vier Stunden wurden für die gesamte Tour benötigt, eine halbe Stunde am Gipfelkreuz eingeschlossen.

Ausklang bei der Einkehr in den Hofer Stubn am Kolsassberg – mit unserem Ziel in Bildmitte

Die Strecke beträgt 3,6km (großteils am Sommerweg) und 1.150Hm sind zu bewältigen.

Mils, 15.02.2020

1höchstwahrscheinlich entworfen von der Schwazer Architektin Margarethe Heubacher-Sentobe:
https://deu.archinform.net/arch/18039.htm#411b8dc4f31278783a9f3cc354027fa7

https://www.bauforum.at/architektur-bauforum/margarethe-heubacher-sentobe-erfolg-abseits-des-mainstreams-17235

 

Hohe Gans 1.951m – auf erdgeschichtlich interessanten Pfaden

Bei gut einer Hand tief relativ frischer Schneedecke bereits unterhalb der 2.000m Marke – und das auf Südhängen – erscheint am Nationalfeiertag eine höher angelegte Bergtour nicht besonders passend, vor allem nass und rutschig, wenn es einen nicht gerade auf einen Nordhang verschlägt.

Die Rote Wand am Fonsjoch im Morgenlicht, dahinter die Hohe Gans

Also kam eine Erkundung eines, gegenüber vom Plumssattel aus recht auffällig sichtbaren, roten Felsabsturzes am südlichen Rande des Grates des langgezogenen Fonsjoches in Frage, sowie der Grat selber. Natürlich nicht ohne Vorbereitung, was denn wohl dieser, in der Abendsonne tiefrot leuchtende Abbruch interessantes zu bieten habe. Rote Kalkfelsen im Karwendel – ein sonderbar Ding – und da ich bereits immer wieder ein wenig mit der Geologie kokettiere, erwies sich, nach dem Studium einiger Facharbeiten im Internet, meine Vermutung als richtig, daß es sich um jurassische Schichten handeln müsse.

die Rote Wand am Fonsjoch im Zoom vom Weg zum Schleimssattel gesehen

Darüber hinaus erbrachten die angestellten Nachforschungen, daß es sich sogar um äußerst fossilreiche Gesteinsschichten handelt, wenngleich auch der eigentlich reichlich verfügbaren aber ungemein mühsam zugänglichen Literatur zu entnehmen ist, daß das Auffinden von Ammoniten in diesem Gebiet heutzutage nur mehr Zufälle darstelle und nur bei Ereignissen wie Hangrutschungen die Chance auf interessante Funde bestünde.

am Schleimssattel, rechts zur Schleimsalm, links zur Montscheinspitze

Ammoniten? Es handelt sich dabei um Meerestiere, die besonders im Erdmittelalter weltweit verbreitet waren, seit der Kreidezeit aber ausgestorben sind. Ihr Name „Ammoniten“ oder „Ammonshörner“ rührt von der ägyptischen Gottheit Ammon her, dessen Widderkopf immer mit gewundenen Hörnern dargestellt wurde. (Quelle.: Wolfgang Voigtländer, Die Ammoniten vom Fonsjoch im östlichen Karwendelgebirge).
Ammoniten, auch Kopffüßler, „Cephalopoden“ genannt, gehören zu den Tintenfischen. Ihre Bedeutung für die Bestimmung des Erdalters ist beträchtlich, deshalb spielen sie in der Geologie und Paläontologie eine wichtige Rolle. Hier wird jedoch nicht näher darauf eingegangen, aber es sei erwähnt, daß erst in den letzten 20 Jahren in den USA eine neue Spezies entdeckt wurde, Psiloceras spelae, dessen Unterart, Psiloceras spelae tirolicum n. ssp, just hier in unserer aufregenden Bergwelt des Karwendel, am Kuhjoch, 5km entfernt vom Fonsjoch gefunden wurde.
In der Galerie befinden sich zwei Grafiken mit den Bezeichnungen der Körper- und Schalenteile eines Ammoniten.

vor der Überschüssalm

Die Hohe Gans war eigentlich nicht als primäres Ziel der Tour geplant aber es sei an dieser Stelle erwähnt, daß sich ihre Ersteigung vom Rundblick her lohnt. Wer nicht an den Ammonitenfunden, sondern an der Hohen Gans interessiert ist der lese weiter unten beim Kartenausschnitt weiter.

Hervortreten des Liaskalkes am Sattel der Roten Wand, darüber jüngere Schichten arg aufgeworfen

Zunächst erfolgt der Aufstieg vom Parkplatz nach der Pletzachalm über die Almstraße auf den Schleimssattel und nordöstlich davon zur Überschüssalm auf 1.640m.
Bereits auf ca. 1.450m kann das Gebiet der Begierde, die ausstreichenden Abbrüche der Roten Wand, in vortrefflich rötlicher Farbe im Morgensonnenlicht eingesehen werden.

Schichtenabfolge am Kamm der Roten Wand im Detail (Kössener Schichten, „Oberrhätischer Grenzmergel“?)

Von der Überschüssalm habe ich zunächst den Anstieg mehr oder weniger dicht an der Geländekante über das weglose Almgelände genommen.  Bald wird dort die scharfe Abbruchkante erreicht, über die das Felsengelände teilweise eingesehen werden kann.

Am Kamm zwischen Roter Wand und Pasillalm

Wegen der Schneeauflage verzichtete ich auf einen Einstieg in den Fels sondern stieg bis zum Gratrücken auf, in der Hoffnung dort einen einfachen Abstieg zu finden. Tatsächlich bot eine mannshohe Rinne auf der Westseite einen komfortablen Abstieg, in meinem Falle jedoch in knietiefem Schnee.
Unten angekommen muss ca. 20Hm zurück auf den Gratrücken gestiegen werden, um auf die begehrtere Ostseite dieser Liaskalkfelsen zu gelangen.

Blick zum Juchtenkopf

Dort erkennt man gleich die schönen gelblich bis roten Felsen mit fester, blockiger Bauweise, aufragend aus dem steil abschüssigen, teils erdigen Gelände mit vielen, teils Kubikmeter großen Trümmern darin. Seit weit über 100 Jahren – so meine spätere Recherche aus Fachartikeln im Internet – befaßt man sich paläontologisch sehr detailliert mit diesem kleinen Stück Erde. Das Fonsjoch ist neben dem Kuhjoch eine der wenigen Fundstätten von speziellen Ammoniten (Psiloceras planorbis) die eine wichtige Zeitkartierung darstellen.

Blick vom Sattel über die Rote Wand hinab

Steigspuren gibt es keine ersichtlichen, was nicht gerade auf reges Interesse an der geschichtsträchtigen Felsenfront hindeutet. Also stieg ich an den Felsen hinab und versuchte sie vom Fuße bis in eine überblickbare Höhe auf Spuren von Ammoniten ab. Leider wurde ich bis weit den Steilhang hinab nicht fündig, weshalb die größeren Brocken in der weichen Steilrinne in die engere Wahl meiner laienhaften Untersuchung kamen.

Graben mit erdigem Material vor der Roten wand

Ich kann hier vorwegnehmen, daß es sich kaum bis gar nicht gelohnt hat einen Hammer und einen Meißel mit hierher zu nehmen, denn bei der Härte der Kalke ist die Spaltung eines verdächtigen, signifikant großen Brockens nicht möglich. Weiters muß man nicht glauben, daß ohne eine – zumindest geringe – Vorbildung in der Fossiliensuche einerseits die richtigen Felsbrocken auswählen und andererseits die richtige Art der Zerlegung durchführen kann. Somit kam ich mir ziemlich verlassen und erfolglos mit den Werkzeugen in der Hand vor und packte diese rasch wieder in den Rucksack.

tonig mergelige Lagen im Graben vor der Roten Wand, im Vordergrund der harte Liaskalk

Ungeduldig streifte ich mit vom schmelzenden Schnee in der Erde verdreckten Bergschuhen von Felskante und erdiger Steilrinne hin und her und hatte knapp vor der Hälfte der Steilrinne die Hoffnung aufgegeben, daß etwas brauchbares gefunden werden könne, bis sich in der Steilrinne ein besonderer Blick auftat.

erster Fund – gleich ein Abdruck eines sehr großen Tieres

Dort trat ein markanter, in seiner Höhe horizontal gespaltener Felsbrocken mit ca. 50x50cm ebener Fläche aus dem Hang herausragendem Teil, der – so schien es mir – fachmännisch gespalten wurde und ein wunderschönes Bild eines Negatives eines ca. 25cm im Durchmesser über die Wohnkammer (siehe Erklärung weiter unten) messenden Ammoniten freigelegt zeigt.

links daneben kleinere Abrücke und ein sehr kleiner Ammonit noch unzerstört (links vom Hammerschaftbeginn)

Neben dem großen befinden sich zwei Negative von kleineren Ammoniten (etwa 10cm Durchmesser) und ein freigelegter kleiner Sektor von einem unzerstörten Miniexemplar von etwa 3 bis 4 cm Durchmesser. Der Anblick ließ natürlich das Herz höher schlagen und ich versuchte die Fläche mit Tee aus dem Proviant etwas abzuspülen, um bessere Ablichtungen zu erhalten. Dies jedoch mit mäßigem Erfolg wegen der Menge Tees die ich bereit war zu opfern und Schnee half nicht, weil er nicht rasch zerschmolz.

erster Fund aus anderer Perspektive, nach Teiltrocknung der Oberfläche

Nachdem ich bis zum Zurückspringen des Meißels vorher vergeblich versucht habe den tiefer roten festen, homogenen und sehr kompakten Liaskalk zu knacken, war mir nun zumindest die optische Erscheinung des Trägermaterials bekannt, die potentiell diese Geheimnisse in sich birgt. Erfahrung lehrt eben – allerdings konnte ich den Scherflächten dieses festen Liaskalk-Gesteines auch etwas abgewinnen und zwar hexagonalen Kristallwuchs – bei weitem nicht so klar wie ein Bergkristall, aber auch nicht so matt wie üblicherweise der im Kalk sehr heimische Calcit. Dieser Kristall muß noch untersucht werden, weswegen ich eine Probe abgeschlagen habe.

Kristallbildung am beinharten Liaskalkfelsen

Zur Auffindung von Ammoniten mußte also nach gelblich-ockerfarben und rotem bis tiefrotem Gestein Ausschau gehalten werden, das teilweise auch durch graue bis dunkelgraue runde Farb-Einschaltungen (m. E. Peripherieformen oder Versteinerungsprodukte der Körper von Muscheln) durchzogen war (Schöll Fm.?). In jedem Fall mußte es ein Felsband sein, daß keine homogene Farbe aufweist, sondern eben die geschilderte fleckige Erscheinung zeigte.

viele kleine Zeugen der Zeit fest eingespannt

Mit dieser Erkenntnis ausgestattet kam ich im Trümmerfeld der Steilrinne zu zahlreichen interessanten Entdeckungen, jedoch geprägt von weniger Ammoniten – und wenn, dann nur von sehr kleinen (<30mm)  Exemplaren – als von Fels mit Muschel an Muschel, wie am Teller im Restaurant am Meer. Eine unheimliche Anzahl an Tieren muß vor rd. 200Mio Jahren im Sediment verendet sein.

Rote Wand etwa von mittiger Längsausdehnung

Zurück zu markanten gelblichen Stellen am Fels fand ich nun mehr von dem weswegen ich die Begehung unternommen habe. Wahrscheinlich auch durch den geologischen Wechsel der Gesteinsschichten ist ein Fund aus dem Hettangium (Zeitabschnitt der Epoche „Lias“ aus der Periode „Jura“ und damit die älteste Stufe des Juras 196,5 +/- 1,0 bis 199,6 +/- 0,6 Mio. Jahre) erst in dieser Zone der Roten Wand möglich.

einzigartiger Fund mitten im Fels

Die Zone mit Funden direkt am Fels erstreckt sich schätzungsweise über 30-40Hm und liegt, beginnend in etwa knapp nach der Hälfte der Steilrinne abwärts, in einer über einheitliche Richtung abgerissenen Felsflanke bis zu deren unterem Verlaufwechsel, von oben aus gesehen.

Ammonit an eindrucksvoller Stelle in der Roten Wand

Ein markanter und riesiger Ammonit (nach Größenvergleich mit dem Hammer hat dieser gut 30cm Durchmesser über die Wohnkammer) tritt plötzlich in ca. 2m über der Geländeoberkante am Fels in Erscheinung.

Schnitt- oder besser Rissführung schräg durch das Fossil hindurch – der untere Teil noch als Fossil vorhanden

Dieser gewaltige, wunderschöne Fund ist dadurch gekennzeichnet, daß der Riss bei der Spaltung des Felses direkt aber leicht schräg durch die Schmalseite des Tieres erfolgte – was die Freilegung in seiner gesamten Dimension überhaupt erst möglich machte – und daß der Körper sozusagen schräg abgelöst wurde. Somit ist im unteren Teil der Körper noch vollständig im Fels erhalten  und auf der anderen Seite (Wohnkammer), noch die konkave Rundung als Negativ des herausgerissenen Körpers sichtbar.

muschelführendes Band im Fels

Die vorgenannten Bänder in denen Muscheln und Ammoniten vorkommen ziehen im fossilienführenden Teil der Wand schräg nach links und rechts nach oben, für mich – ohne entsprechendes geologisches Wissen – jedoch nicht klar und logisch, also konnte ich sie nur bis zur Änderung des Felses entlang verfolgen, wenn sie in Erscheinung traten, jedoch nicht gezielt  sichten.

schönes Fossil mit ca. 12cm Durchmesser

Ein weiterer schöner Fund war ein Ammonit (ca. 12cm im Durchmesser), der quer zu seiner Spiralachse im Fels abgebrochen ist. Deutlich ist der flachere, in der Spirale dünnere Teil des Tieres zu sehen und die seitliche Begrenzung des Panzers zum dickeren weiter außen liegenden  Teil der Spirale. In der Mitte, Versteinerung mit anderer Farbe.

quer abgerissenes Ammonitenfossil – deutlich der Schnitt durch das dünne Gehäuse sichtbar, die inneren Teile im roten Kalk hellgelb versteinert

Im unteren Teil der Roten Wand konnte ich wiederum keinerlei Sichtungen von Fossilien machen, obwohl ich sie erst nach dem Übergang des Felsabbruches in den schroffigen Wiesenhang verließ und sehr steil wieder auf die Abbruchkante hinaufklettern mußte.

Negativabdruck eines Ammoniten

Eine überaus interessante, lehrreiche, fast dreistündige Erkundung war somit zu Ende und mit einem Schatz aus Fotos kehrte ich auf das Almgelände zurück, am frühen Nachmittag der Hohen Gans einen Besuch abzustatten.

fast 200Mio Jahre trennen diese beide Leben – bestaunbar mitten in der Heimat!

Es bleibt in weiteren Begehungen zu klären, ob am „Fonsjoch gem. AV-Karte“ tatsächlich auch Ammonitenfossilien gefunden werden, denn jener Teil der in der Literatur immer als Fonsjoch (in sehr alten Publikationen Pfonsjoch) bezeichnet wird, ist – zumindest nach der AV-Karte – nicht mehr dem Fonsjoch (in der Karte Fansjoch) zugehörig. Es erhebt sich die Frage ob die Publikationen oder die Karte fasch sind, denn einerseits könnte man in den Publikationen die Gegend mit „Rote Wand“ bezeichnen, andererseits könnte die Karte den Schriftzug (Fansjoch) bis zur Roten Wand hin gezogen haben. In der Karte endet die Bezeichnung 870m nördlich der Roten Wand.

rot _ Anstieg Hohe Gans
grün – Runde durch die Rote Wand auf Ammonitensuche

Der Sporn der Hohen Gans ist zwar kein Gipfel in der Art wie wir sie hier normalerweise pflegen zu veröffentlichen, er hat jedoch auch eine überraschende Besonderheit und verdient deshalb eine nähere Beschreibung.

Im Almgelände Richtung Hohe Gans

Vom Almgelände aus versuchte ich ohne viel schneebedeckte Passagen über die steilen Hänge an die Grathöhe zu kommen, um in den Genuß der Gratbegehung zu kommen.

Aufstieg zur Hohen Gans über Almgelände

Tatsächlich erreichte ich den Grat auf weglosem Almgelände an der letzten südlichen Einsattelung vor dem Gipfel und das Graterlebnis war kurz. Der Gipfelaufbau stellt an seiner Südkante eine ungemein steile Wiese dar (schätzungsweise über 50° Hangneigung), die sich ungefähr über 40Hm erstreckt und vor einem Latschenfeld endet, das den Gipfelbereich im Süden abgrenzt. Das Latschenfeld wird unten einige Meter umgangen, bis ein Durchschlupf auf den latschenfreien Gipfel leitet.

Seebergspitze im Osten von der Hohen Gans aus gesehen

Das nette kleine Gipfelkreuz ist für den Erstbegeher in die falsche Richtung gerichtet, wurde 2007 errichtet und hat zwei fleißige Erhalter, die oft im Jahr aufsteigen. Wenn man das Gipfelbuch studiert findet man den Hinweis über die Aufstellungsrichtung darin, daß sich die Errichter in der Pasillalm befinden, zu der die Vorderseite gerichtet ist.

Hohe Gans, 1.951m

Zuerst fällt – neben der generell großartigen Aussicht am Gipfel der Hohen Gans – der lange Grat nach Norden auf – nach der AV-Karte das eigentliche Fonsjoch (Fansjoch), beginnend an dem markanten Köpfchen in ca. 740m Entfernung (Pkt. 1.930m). Dieser Grat ist ebenfalls eine geologische Besonderheit, die hier jedoch nicht beschrieben wird.

Grat über das Fonsjoch zur Schreckenspitze

Der Grat zur Schreckenspitze ist in etwa 3km lang und, nach den im Internet zu findenden Berichten, bergsteigerisch ein leichter, jedoch zum großen Teil ein richtiger Kampf mit  Unterholz. Dichter Latschenbewuchs macht das Ausweichen in die teilweise ungangbare Ostseite und auch signifikante Passagen mit Abstiegen in der Westseite notwendig. Ein herausforderndes Ziel für das nächste Jahr.

Überschüssalm mit Zentralkarwendel

Der Rundblick beginnt im Nordwesten mit dem Guffert und den Hochunnützen, über die gegenüberliegenden Gipfeln Seekar- und Seebergspitzen, im Süden die Hochebenen des Stanserjoches und der Sonnjochkamm, im Westen die mit vertikal aufgerichteten Felsplatten toll ausgeformte Montscheinspitze mit den Karwendelriesen dahinter, und im Nordwesten die eher sanft abklingenden Hügel der Karwendelvorberge.
Ein Gipfel der mit 1.951m nicht hoch, aber durch seine Lage zum längeren Bleiben einlädt.

Blick zum Rether Horn und auf die Almen im Tal nördlich der Montscheinspitze

Für den Abstieg glaubte ich einen Pfad finden zu müssen, der hinter dem ich vom Almgelände aus sichtbaren Rücken zu liegen vermutete. Es war mir klar, daß mein Aufstieg nicht den Normalaufstieg darstellte, da ich ja unvermittelt im Gelände damit begann. Für den Abstieg jedoch wollte ich es nicht wahrhaben, daß mir trotz geschultem Orientierungssinn und einigem geschärften Spürsinn für die Pfadsuche dieser nicht und nicht über den Weg kam.

Montscheinspitze

Also stieg ich vorsichtig über die teilweise schneebedeckten Steilflächen wieder weglos ab und möchte an dieser Stelle warnen, die Hohe Gans bei nassen Verhältnissen zu begehen. Das hohe Gras und Nässe oder Schnee ist eine gefährliche Mischung, die man dem Steilhang der Hohen Gans auf den ersten Blick nicht ansieht. Eine Rutschung über den Hang kann böse enden, denn nach wenigen Metern vergeblich versuchten Haltes an Grasbüscheln ist eine nicht mehr zu bremsende Geschwindigkeit erreicht. Man unterschätze diesen Hang also nicht und lasse sich von den Fotos nicht irreleiten, der Hang ist wesentlich steiler als er aussieht.

Rückblick auf den weglosen Abstiegshang

Ich habe eine Abstiegsroute oberhalb eines mittig liegenden Latschenfeldes genommen, das unten in einem Bereich endet an dem die Steigung des Hanges wieder gefahrlos zu begehen ist. Somit schritt ich das Latschenfeld im Schnee an seiner nördlichen Begrenzung ab, immer die Latschen als Bremsmöglichkeit in Fallrichtung zu haben.

Grat von der Roten Wand zur Hohen Gans

Bald endet das Stück größter Steilheit und es ging über bereits freigeschmolzene Wiesen entlang eines schwachen Rückens gegen die Alm weiter, die in wenigen Minuten erreicht war.

Rückblick auf die Hohe Gans

Oberhalb der Alm befand sich durch die Schneeschmelze eine recht lettige Passage bei der eine Entscheidung über die sofortige Querung der Quelle, oder eine weit seitlich zu wählende Route besser erscheint. Jedenfalls im Aufstieg dieser Tage ab hier das „Aus“ für Turnschuhe.

Überschüssalm 1.640m

Für den Aufstieg vom Parkplatz bis zur Überschüssalm habe ich etwa eine Stunde benötigt. Von der Alm zur Roten Wand ca. 25min und wenn man von der Alm direkt auf die Hohe Gans weitergeht benötigt man etwa 30 bis 40min, je nach Route.

Rote Wand von der Überschüssalm aus

Die Alm – bereits im Winterschlaf – verließ ich nach einer Rast auf der empfehlenswerten Bank knapp nach dem Weg abwärts begonnen hat. Von dort aus ist das gesamte Gerntal mit seinem Knick einzusehen. Wunderbares Karwendelgelände.

Gerntal in kompletter Länge

Mils 26.10.2017

 

Versuch der Zuordnung meiner Funde an der Roten Wand zu wissenschaftlichen Artikeln:

Fig 12a,b: Quelle: Axel von Hillebrandt and Kurt Kment 2015, Psiloceratid ammonites from the Lower Hettangian of the Karwendel Mountains (Northern Calcareous Alps, Austria) and their biostratigraphic significance

Fig. 12a,b Psiloceras Strongolum – Calliphyllum

 

Fig 3, Quelle: RAKÜS (1999), Lower Liassic (Hettangian) Ammonites from Zlambach Graben near Bad Goisern, Upper Austria

Fig. 3: Psiloceras calliphyllum (Neumayr, 1879), juvenile specimen with radiate to rursiradiate ribs, Lower Hettangian, loc. Pfonsjoch,
Austria, 0,5x.

Fig. 3 Psiloceras Calliphyllum