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Guffert, 2.195 m – Runde über den Guffertstein

Imposant sieht er aus der völlig freistehende, massiv bankig erbaute Guffert, oder die Guffertspitze, wie der Berg auch genannt wird. Von Karwendel und Rofan aus wird der Guffert trotz seiner unspektakulären Höhe, als freistehendes Massiv jedoch herausragend, als unübersehbares und magisch anziehendes Ziel mit wohlgestaltetem Bau wahrgenommen. Ob seiner Höhe für den Bergsteiger allemal ein Ziel für den Spätherbst, auch noch nach launischen Feldzügen von schattseitig dauerhaft das Gelände beherrschenden Schneefällen gegen den besiegten Sommer.

Guffert vom Guffertstein aus; die Jahreszeit zaubert universe Blicke hervor, anregende Blicke

Der Guffert bildet ein eigenes Massiv, wobei man eher von einem Kamm als von einer Gebirgskette sprechen kann. Er geizt auch nicht mit landschaftlichen Reizen, und wer darüber hinaus ein wenig geologisch interessiert, der wird spannende Literatur vorfinden, die dem alpinistisch leichten Ziel Würze und für den Anspruchsvollen Würde verleihen.

Guffert und sein Westgrat am Herbstvormittag

Der Kamm klingt nach Osten ab und die einzigen Gipfel sind die beiden Guffertgipfel, der Westliche (nicht benannt, jedoch nach der Schartenhöhendefinition klar ein Gipfel) und der Hauptgipfel. Tektonisch gesehen gehört er der sogenannten Achentaler Schubmasse an, geologisch gesehen wird er im Süden vollständig aus Wettersteinkalk gebaut, der Sockel aus dickbankigem Riffkalk, der Gipfel aus  lagunärem Wettersteinkalk, den man bereits vom Tal aus eindrucksvoll studieren kann und auf dessen Bänken sich der stufenartige Aufstieg am Grat vollzieht.

der Runde erster Teil von Vordersteinberg auf den Sattel links des rechten Kopfes

Seine Bezeichnung reicht weit zurück, ein von Finsterwalder1 zitiertes schriftliches Vorkommen findet sich bereits bei Peter Anich » bei Anich steht dort „Gufelberg“; demnach ist Guffert der „guflet Berg“, „Berg mit Gufeln, Höhlen“ was beim Guffert wohl zutrifft « so Finsterwalders Ausführungen.

Abzweig auf den Steig in Vordersteinberg im Rückblick

Die Runde gegen den Uhrzeigersinn über den Guffertstein besitzt den Charme, daß man beim Aufstieg bis hinter die Senke zwischen Guffert und Guffertstein völlig allein unterwegs ist, weil der gebräuchlichere Anstieg über das steilere Südkar führt, die meisten Tourenberichte diesen beschreiben, und die Variante über den Guffertstein erst als Abstieg erwähnen. Der Abstieg über den Guffertstein ist auch länger, da er zunächst weit nach Südosten auf den Rücken des Guffertstein führt und dann in großem Bogen über die Luxeggalm, hinab nach Vordersteinberg, zurück zum Parkplatz.

frühvormittäglicher Blick auf Steinberg mit der Nordmauer des Rofans im Hintergrund

Die Asphaltstraße gleich nach den Häusern in Vordersteinberg hinter sich gelassen, befindet man sich auf einer Forststraße, die nach zwei Minuten in den Wald verlassen wird. Am Herbstvormittag zunächst etwa eine gute Viertelstunde im Schatten, dann durch die Bäume schleifend hindurch unter Sonne erreicht man ein Plateau mit einem Schotterweg, auf dem östlich zu Almen abgebogen werden kann.

am Sattel ist dem Andi bereits wieder viel zu warm; von rechts erreicht man den Sattel

Der spitze Stein mit der Markierung links neben dem Weg ist ein erratischer Block, kristallines Gestein, das die Eiszeiten von den südlich vom Inn situierten Tuxer oder Zillertaler Alpen herübergetragen haben.

großartiges Rofangebirge im Süden – vom Sagzahn bis zur Hochiss

Es folgt ab dieser Stelle ein Aufstieg nur noch in Sonne mit schönen Waldpassagen. Auf einem Flachstück befindet sich rechts am Steig eine Art Aussichtsfelsplateau, das sofort ins Auge sticht und mit einem Ausblick auf die östlichen, zahmen Brandenberger Gipfel aufwartet. Ein noch grandioser Ausblick besteht auf die beiden Kaisergebirge links davon, mit ihren höchsten Erhebungen in 36 und 38 km Entfernung.

Zahmer und Wilder Kaiser im Osten – von der Kesselschneid bis zur Elmauer Halt und dem markanten Großen Hundstod bei Saalfelden

Zur Luxeggalm beschreibt der Steig ab dieser Stelle einen großen Linksbogen. Die AV und Outdooractive Karten zeigen eine Abkürzung, die bereits vor dem Flachstück links abgezweigt wäre, die uns aber nicht ins Auge gestochen wäre. Oben, auf dem flachen Stück zur Luxeggalm konnten wir keine Einmündung der Abkürzung erkennen, möglicherweise sind die Abzweigungen zugewuchert. Nebenbei ist es die etwas längere Variante landschaftlich auch wert einige Minuten mehr dafür zu benötigen.

das Ziel, der Guffert von der Luxeggalm aus wieder sichtbar

Kurz vor der freien Almfläche, die man unter etwas Höheneinbuße nach dem Linksbogen erreicht, wird die Guffertspitze wieder gesichtet, nachdem sie seit Vordersteinberg hinter den Rücken verschwand.

Luxeggalm gen Süden

Die Alm scheint nur eine reine Viehweide zu sein, vielleicht wurde sie auch schon aufgelassen, jedenfalls existieren im November keinerlei Zeichen von Bewirtschaftung mehr. Eine einzige Hütte befindet sich auf dem kleinen Gelände und diese wird links liegen gelassen, während der Steig am Nordostrand der Freifläche auf den Guffertstein hinaufzieht.

Aufstieg auf den Guffertstein

Der Steig wird im Almbereich wieder steiler und erreicht mit etwa 100 Hm Aufstieg das Südeck des Plateaubereiches des Guffertsteins. Der Hochpunkt selber befindet sich gut 300 m weiter nordwestlich in Richtung Guffertspitze. Dorthin bildet sich eine leichte Senke von knapp 20 m Höhenunterschied bis zum Sattel rechts neben dem Hochpunkt beim Wegweiser.

auf der Hochplatte vor dem Guffertstein

Weiters folgt ein Abstieg über 115 m in den Graben, der den Guffertstein vom Guffertmassiv trennt. Entlang des Grabens findet sich nicht nur die unergiebige Schmiedtquelle, sondern ebenso einige Schächte, von denen zwei ob ihrer Dimensionen Bekanntheit erfahren haben und denen durch Uran/Thorium-Untersuchungen ein Alter zwischen um und über eine halbe Million Jahre bescheinigt wird.

Abstieg in den Graben zur Schmiedtquelle

Wir haben am Abstieg eine Schachthöhle an ihrem Rand besichtigt und festgestellt, daß sie von tektonischen Prozessen geprägt ist und wenige Meter untertage von Schnee und Eis gefüllt ist. Es dürfte sich dabei um den tiefsten Eisschacht im Graben südwestlich der Schmiedtquelle handeln, der vom Steig aus sichtbar ist.

man möchte es nicht glauben aber die Sonne hatte noch Kraft genug

Gleich jenseits des Grabens leitet der Steig zum Vereinigungspunkt mit dem Steig aus dem Südhang des Guffert, dem Normalaufstieg von Steinberg, hinauf. Im anschließenden Abschnitt schlängelt er sich zwischen einem Karsttal links und Latschen rechts stufenartig auf einen flacheren Abschnitt. Die Oberflächen der Felsen dort zeigen ausgeprägte Rillen- und Rinnenkarren (Verwitterungserscheinungen durch Lösung des Gesteins), die ins Auge fallen. Über solche Oberflächen, auf denen auch eiszeitliche Gletscher ihre Spuren hinterlassen haben, erfolgt der Aufstieg bis zum sich ausbildenden Ostgrat der Guffertspitze.

an der Schmiedtquelle

Eine Viertelstunde später wird ein abflachender Rücken erreicht, der an den Ostgrat heranführt. Er ist mit einer vollständigen Bergwiese überzogen und fällt im Süden steil in das Kar ab, mit einer schön anzusehenden Abbruchkante von der zimmergroße abgetrennte Felsblöcke nur kleine Strecken zum Abgrund zurückgelegt haben. Möglicherweise durch Erosion des Untergrundes abgebrochene Plattenkalkbänke.

am Sattel hin zum Gipfelmassiv

Starker Föhn ließ uns am Gipfelaufbau zu Bekleidung in den Rucksack greifen und dieser wurde in der folgenden Ostflanke, die sich hinter der Gratwulst eines gewissen Schutzes erfreut, etwas abgeschwächt. Dort verläuft sich der Steig, bei nicht exakter Betrachtung in einigen Einzelrampen, vielmehr Rinnen, denen beliebig gefolgt wird, wie auch wir es handhabten. Steinschlag aufgrund der Hangneigung ist in dem etwa 50 Hm messenden Abschnitt bei hochfrequenter Begehung durchaus zu beachten.

Rückblick auf den Guffertstein

Am oberen Ende wird der direkte Gipfelgrat erreicht und dessen Aufbau formt sich allein zwischen Süd- und Nordflanke aus, die beide extrem steil auf jeweils breitere Bänke abbrechen, stufenartig, mit senkrechten Bankabschnitten.

der Steig zieht über die etwas geschützte Aufstiegsflanke empor

Der Gipfelgrat erweist sich stets breit, er ist ohne Schneeauflage leicht zu begehen und die einzelnen Stufen sind, gegebenenfalls mit dem Einsatz der Hände, ungefährlich für den sicheren, schwindelfreien Geher.

Guffert Ostgrat

An einigen Stellen kann im Süden ausgewichen werden, wobei der Gratfreund diese Passagen auf ihrer Höhe begehen wird. Kurz vor dem unmittelbaren Gipfelplateau leitet ein Bergwiesenabschnitt auf die letzten felsigen Bänke über, die diesen schönen Gipfel bilden.

der Gipfelgrat kann südlich umgangen werden, oder auf seiner Höhe

Aufgrund des starken Föhns zogen wir es vor etwa unterhalb des Gipfels zu lagern. Die Bank auf der wir saßen bot Schutz von dem Föhn, sodaß wir nahezu windgeschützt die Gipfelpause verbringen konnten und die gierig dreisten Dohlen ihre Flugkünste vollführten, sobald ein Brotstück in die Luft geworfen wurde.

eine letzte sanfte Stufe trennt den Gipfelbereich, das weiche Raiblergeschiebe im Norden hat den dauerhaften Wetterstein längst freigelegt, seine Reste befinden sich Hunderte Meter tiefer

Der kaum durch Luftfeuchtigkeit getrübte herbstliche Blick auf die Umgebung darf als großartig beschrieben werden. Zunächst bestechen die im unmittelbaren Westen gelegenen Unnutze mit ihren rassigen Schitourenanstiegen aus dem Nordosten und der schmalen Rinne auf den Grat. Dahinter das Karwendel mit dem auf den Achensee aussichtsreichen Gipfelpaar Seebergspitze und Seekarspitze sowie der interessanten, spitzen Montscheinspitze und den hohen Karwendelgipfeln leicht recht von ihr, unvergessliche Bergtouren, auf diesem Blog beschrieben.

Andi und seine Dohlen

Direkt hinter dem Köglalmsattel südlich des Vorderunnutzes in südwestlicher Richtung  blicken die Stubaier Alpen durch und zwar unverkennbar das Zuckerhütl und der Wilde Freiger in 80 km Entfernung,

einen magisch anziehenden Westgrat nennt der Guffert sein Eigen, beeindruckende Szenen, die im Kopf umher gehen; solcherart Stufenbänke finden sich speziell im Kirchl des Karwendels

Im Südosten befindet sich der Großglockner in 86 km Entfernung und südlich reihen sich Gipfel des Zillertaler Hauptkamms hinter den großen Erhebungen des Rofan, die mit dem Sagzahn, der Rofanspitze  und der Hochiss beste Kletterberge und auch touristisch leicht erreichbare Ziele darstellen.

Guffert gegen den Südosten, das alpinistische Highlight verdeckt durch das Symbol des Höheren der beiden

Der Abstieg am Normalaufstieg führte uns über latschenbewachsene Karstflächen und fast hätten wir durch Zufall den Kuntscher Eisschacht aufgefunden. Anstelle dessen entdeckten wir an der langen Passage, an der der Steig oberhalb des Trennungsgrabens zwischen Guffertstein und Guffertmassiv parallel entlang führt, den Eisschacht, den wir besuchten.

Rofan vor dem Tuxer Hauptkamm und der Gratverlauf über weite Strecken nahezu parallel – oh Augenblick verweile!

Sehr viel von seiner Tiefenausdehnung konnten wir nicht einsehen, da wir keine entsprechende Ausrüstung mit hatten. Schnee um den unbeleuchteten Schachtkopf herum behinderte tiefere Einblicke, die auch über einen Seitenschlot nicht eindeutig erkennbar wurde. Die Schneelage vermittelte jedoch gut, warum hierbei von einem Eisschacht gesprochen wird.
Der Eindruck, sich in einer tektonischen Verbruchszone zu befinden, stieg mit der Entdeckung von Karstmarken wie Trittkarren auf einfallenden Blöcken am Schlottrichterrand, eine höchst interessante Linie.

Blick in den oberen Eingangsbereich

Der Abstieg in das Südkar des Guffert führt zunächst durch Latschen über einen interessanten Felssporn aus bestem Wettersteinkalk auf dessen Unterkante – ein Klettergarten, wie anhand der Bohrhaken ersichtlich ist.

Steigführung unterhalb der Felsen

Weiter schlängelt sich der teilweise steile Steig in die Tiefe und erreicht nach einer guten halben Stunde, etwa knapp unterhalb von 1.400 m den dichten Wald. Von dort führt der Steig teilweise über einen Forstweg hinab zum Parkplatz.

und im Tiefblick auf Steinberg

Die landschaftlich großartige Rundtour über den Guffertstein auf den Guffert, mit allen Pausen und zurück zum Parkplatz in Steinberg, benötigt sechs bis sieben Stunden (ohne Umweg über den Eisschacht).

letzter Gruß vom Guffert nach Steinberg

Die Strecke beträgt 11,5 km, der Aufstieg 1.350 Hm und beim durchschnittlichen Aufstiegsobjekt von 80kg Masse wird reine Hubarbeit von 1060 kNm verrichtet, welche, physikalisch gesehen, in Steinberg angekommen, zur Kompensation ohne Energiespeicherung (=Gewichtszunahme, nicht -tsunami!) ein großes Bier als Belohnung bedeutet. Nicht mehr – kein Kuchen und schon gar kein Schnitzel, geschweige denn Pommes Frittes –  aber auch nicht weniger. Der Abstieg, der, im Gegensatz zur Physik, für uns zum Glück einen Energieaufwand bedeutet, wurde dabei vernachlässigt. Möglicherweise ist damit der Kuchen, oder ein Kinderwiener drin?

Mils, 13.11.2022

1 Finsterwalder: Tiroler Ortsnamenkunde Bd. 2, S. 754

Schitour Hochunnütz durch Nordostkar, 2.075 m

Landschaftlich und alpinistisch stets der Extraklasse zuzuordnen beeindrucken die heimischen Kalkalpen und in den Brandenberger Alpen speziell die Schitour auf den Hochunnütz durch das steile Nordostkar. Der Anstieg führt über eine untere und eine obere Karrinne mit Stellen über 40° Hangneigung, deren Bewältigung nebst guten Schneebedingungen und geringer Lawinengefahr auch Erfahrung voraussetzt. Die bemerkenswerte Schitour ist eher kurz, bietet dafür wirklich schöne Passagen, Kulissen und einen Hauch von Abenteuer.

steiler Aufstieg in der Scharte zum Hochunnütz

Durch nordöstliche Exposition bietet sich die Besteigung des Hochunnützes speziell im Frühjahr an, wenn die Steilstellen schon durch hochwinterliche Lawinen etwas entschärft worden sind und trotzdem die Schneequalität durch die eher schattige Lage gut ist. Wegen der unteren Steilrinne sollte man recht früh starten, denn diese weicht aufgrund ihrer besonnten Lage auf etwas mehr als 1.600 m auch bereits am frühen Vormittag rasch auf.

Gipfelaufbau des Hochunnütz

Den Start kann man, nach der Obingermoosalm, an eine in Fahrtrichtung nach Steinberg links abzweigende Forststraße legen, wo im Frühjahr bei bereits genügender Ausaperung eine Parkmöglichkeit neben der Kreuzung gegeben ist. Von dort querten wir die große Almwiese gegen den leicht bewaldeten Schuttkegel in das Tal zum Nordkar zu.

Start bei der Obingermoosalm

Sicherer ist die Variante den öffentlichen Parkplatz (Münzen nicht vergessen) etwas weiter im Tal außen, nach der Unteren Bergalm, zu benutzen. Von dort marschiert man über einen etwa einen dreiviertel Kilometer längeren Zustiegsweg bis zur Forststraße am Ansatz des schmalen Tals zwischen Zwölferkopf und dem niedereren Kopf mit der auffälligen Waldschneise.

am Forstweg vor dem Tälchen zum Nordostkar

Nach Überqueren des Forstweges verbleibt die Zivilisation buchstäblich hinter einem, wenn über den anfänglichen Waldaufstieg das Tälchen schmaler wird und sich ein erster steiler Aufstieg abzeichnet.

das Tal formt sich und wird schmal und steiler

Im Tälchen quert die Aufstiegsspur an geeigneter Stelle, an der auf der rechten Talseite der Anstieg durch die Hangneigung praktisch unmöglich wird, den kleinen klaren Bach und setzt durch Staudenwerk links weiter fort.

teilweise knapp neben dem Bach

Gleich darauf führt die Route über den steilen Hang, stets taleinwärts querend unterhalb der Waldlinie aufwärts. Harscheisen benötigten wir zwar nicht, jedoch muß davon ausgegangen werden, daß die Schneeoberfläche morgens knackig hart ist, wenn dem Aufstieg eine klare Nacht vorausgegangen ist.

bis zur letzten Talstufe vor dem breiter werdenden Kar

Abschließend muß eine kurze Steilstufe überwunden werden, zu deren Höhenunterschied zwei drei Spitzkehren notwendig werden und die Durchquerung einer kurzen Latschenfläche erforderlich ist. Nach den letzten Latschen öffnet sich eine Flachstelle mit dem ersten freien Blick auf die bevorstehende Aufstiegsroute bis zu Scharte zwischen Vorderunnütz und Hochunnütz – ein gewaltig schöner Blick auf die bereits besonnten Hänge, in die wir bald eintauchen würden.

nach der Talstufe

Das Hochtal gibt die weitere Route durch das Gelände eindeutig vor, das im Aufstieg ohne Orientierungsgabe verfolgt werden kann. Wenige Minuten nach Überquerung der Flachstelle und einer Schneise mit mäßig steilem Aufstieg betraten wir das breit werdende Nordostkar und tauchten in wärmendes Sonnenlicht ein, unter dem wir eine Trinkpause und die Erkundung des steil werdenden Geländes vornahmen.

im unteren Kar bereits in der Sonne

Vom Rastplatz aus konnten wir schon die nächste Geländestufe einsehen. Zwischen zwei Felsrippen hindurch nahmen wir die untere Steilstelle war, die markant am Ende der Geländestufe und links einer hohen Felswand sichtbar wurde. Der Felswand konnten wir schon um 9:30 Uhr das allgemeine vormittäglich beginnende Tauen ansehen.

Rückblick mit der tollen Kulisse des Guffert

Die Geländestufe weist allerdings etwas weiter links eine zweite Rinne auf, die möglicherweise auch begangen werden kann, wir in diese Richtung jedoch keine Steigspuren ausmachen konnten.

unterhalb der unteren Steilstufe

Der herrliche Aufstieg zur Steilrinne war bei unserer Begehung geprägt von alten Nassschneelawinenresten von der Felswand rechts herab, die gefroren den Aufstieg etwas erschwerten.

toller Anstieg durch das Nordostkar

Mit dem Aufsteilen der Hangneigung wurden die Spitzkehren in engeren Abständen notwendig und zwischen den Felsrippen wechselte die Schneebeschaffenheit zwischen bereits tief aufgefirnten weichen und bockhart gefrorenen Flächen, je nach Überdeckung der Einstrahlung in der Rinne durch die Felsen zur Linken.

Herwig in der unteren Steilstufe

Alles in Allem gesehen stellte der kurze Steilaufstieg über etwa 60 Hm jedoch ein schönes, nicht sehr schweres Erlebnis dar. Die Breite der Rinne erlaubt nicht gerade die Überwindung von signifikanten Höhenunterschieden, jedoch reiht sich auch nicht Spitzkehre an Spitzkehre ohne ein paar Schritte dazwischen.

in der Steilstufe zum Hochunnütz

Während des Aufstiegs nähert man sich den sich vom Weiß abhebenden hellgrauen Wettersteinkalkfelsen auf Tuchfühlung. Unter voller Ausnützung der Rinnenbreite passierte so an mancher Stelle eine leichte Berührung der Felswand beim Umsetzen des Außenschis.

Steilstufe von oben

Im oberen Teil öffnet sich die Rinne trichterartig zum Ende der Steilstufe hin und dort wird auch gleich ein idealer flacher Platz für die Erkundung des nächsten Aufstiegsabschnittes erreicht. Herrlich präsentiert sich auf etwa 1.660m Höhe, nach Überwindung der unteren Steilstufe, das breite Hochtal mit seinem geradlinigen weiteren Aufstieg, der Scharte zwischen Vorder- und Hochunnütz zustrebend.

kurz vor dem Ausstieg

Wie meist nach Geländestufen setzt der Aufstieg zuerst ein Stück flach fort, bevor die nächste Stufe beginnt. So auch im Nordostkar zum Hochunnütz dessen Wanne nach der Steilstufe glazialen Ursprungs ist – ein paar Minuten führt die Route eher flach an eine tiefe steilere Mulde heran, durch die zum oberen Karbereich aufgestiegen wird, in dem das Gelände wieder steiler wird. Von unten ist die gesamte Route wunderbar einzusehen.

im Flachteil oberhalb der Steilstufe

Vom Rastplatz über der unteren Steilstufe aus könnte man auch links auf die Felsnase, die vom Vorderunnütz herunterzieht und das große Kar teilt, zu aufstiegen und sie auf etwa 1.750 m umrunden, um zum Vorderunnütz zu gelangen – eine weitere tolle Tour in der Kette die unbedingt erkundet werden muß und bis zur Vorlage eines eigenen Berichtes bei Jürgen & Roman nachgelesen werden kann.

schöner Aufstieg zum Hochunnütz; oben bereits die Scharte zu sehen

Wir durchquerten die Engstelle zum oberen Kar, dessen Hangneigung, zur Scharte zwischen Vorder- und Hochunnütz ab etwa 1.840 m wieder steiler und vor allem sehr eng wird. Die steile Engstelle vermeidend folgten wir den Spuren unserer beiden Vorgänger, die im oberen Kar nicht den direkten Anstieg auf den Grat suchten, sondern auf die Rippe, die nördlich  vom Hochunnütz nach Osten herab hinaus querten und ihren Anstieg dort nicht mehr fortsetzten, wie wir später anhand der Abfahrtsspuren erkennen konnten.

Aufstieg über die nächste Talstufe

So gelangten wir auf einen ebenfalls nicht angespurten, aber besser geeigneten Hang, als durch die steile Engstelle etwas nördlich von der Scharte, die wir erreichen wollten.

bärige Verhältnisse im Aufstieg zum Hochunnütz

Nach einer Trinkpause querten wir den Hang wieder, südlich ansteigend zur steilen Scharte hinüber. Am Gegenhang des Vorderunnützes vermieden wir somit einen alten Schneebrettanriss zu unterstiegen.

Querung zur Scharte

Die Scharte erreichten wir somit quer unter ihrem rechten Felsansatz, rund 70 Hm unterhalb der großen Wechten, die sie nahezu über ihre gesamte Breite zu tragen schien. Der Anblick der Wechtendimension erschreckte uns zunächst ein bisschen, jedoch stiegen wir unter der Hoffnung auf eine Möglichkeit des Durchstiegs zu ihrer Rechten im Aufstiegssinn weiter.

mächtige Wechten am Schartenansatz oben

Mit einigen Spitzkehren bewältigten wir die Schartenrinne, die nach oben hin breiter, allerdings auch steiler wurde und mit den letzten Spitzkehren im bereits wieder sonnenbeschienenen ober Teil wurde der Durchstieg auf der bereits gut aufgefirnten rechten Schartenseite sichtbar. Von rechts kamen die letzten Tage kleine Rutschungen vom steilen Fels über der Scharte herab, die sich aber als gut angefroren und eher hinderlich im Aufstieg erwiesen.

letzte Spitzkehren zur Scharte auf den Hochunnütz

Die letzten drei vier Spitzkehren erforderten im weichen Firn und aufgrund der Hangneigung schon etwas Akrobatik und sichere Stockhaltung.

etwas Assistenz auf den steilsten Metern am Schartenansatz oben

Beim Verlassen der Scharte auf den Fels wird eine Spitzkehre auf einem abschüssigen Felsband in die Gegenrichtung zum Aufstieg nötig, die einen kurzen herrlich exponierten Blick auf Wilden Kaiser und Guffert bietet. Nach ein paar Metern am Felsband wird eine Spitzkehre in die Gegenrichtung auf den Grat zum Hochunnütz erforderlich und in etwa 30 m der flache Grat am Schartenansatz erreicht.

letzte Meter mit dem Felsband rechts unten im Bild

Diese Passage, die letzten Meter in der Scharte, über das Band bis zur Spitzkehre und zurück zum Grat stellt das steilste Stück dar, das wohl teilweise mit einer Neigung über 40° anzusetzen ist.

Rückblick auf den Aufstieg in der Scharte

Nach dieser etwas nervenkitzelnden Passage folgten wir dem flach steigenden Grat unter plötzlichem unangenehmen Jochwind bis zu einem Aufschwung, der ohne Schi überklettert werden mußte, da eine Umgehung auf deren Westseite einen weiteren Abstieg erfordert hätte. Daher wählten wir diese etwa 4m mächtige Felsschuppe als Schidepot und stiegen die letzten geschätzten 50 Hm zu Fuß zum abgerundeten Gipfel des Hochunnütz auf.

Hochunnütz vor uns im Norden

Die Wechten mit Respektsabstand meidend stapften wir nach einer letzten kleinen Scharte bergwärts mit teilweiser Begehung des Sommerwegs, der an sehr abgeblasenen Stellen genauso wie die Markierungen sichtbar wurde.

am Gipfelhang des Hochunnütz

Leider ziert den Hochunnütz kein Gipfelkreuz, so wie das bei seinen beiden Nachbargipfeln der Fall ist. In jedem Fall aber erlebt man selbst auf der geringen Höhe von 2.075 m eine phänomenale Aussicht aufgrund der freien Stellung des Bergzuges der Unnütze.

unvermeidbare Gipfelfoto am Hochunnütz

Von Guffert im Nordosten  bis zum 42 km entfernten Wilden Kaiser im Osten und dem Großglockner in 87 km Entfernung, streift der Blick über den Großvenediger in die hohen Zillertaler Gipfel.

Fernsicht über die Zillertaler Alpen bis zu Großglockner und Großvenediger

Unweit gegenüber, fast schon im Süden, die schöne Silhouette der Rofangipfel mit deren senkrecht abbrechenden Nordwänden.

im Süden der Vorderunnütz und die Nordwände der Rofangipfel

Hinter dem Achensee im Süden der Olperer und der Hochfeiler, höchster Gipfel der Zillertaler Alpen.

der Südwesten – Achensee vor Olperer und Hochfeiler im Hintergrund

Wohl der schönste Blick ist jener gen Südwesten. Die bizarren Gipfel des Karwendels in einer Entfernung von rd. 25 km, die noch Detailansichten zuläßt.

im Westen die bizarren Karwendelgipfel

Den Abschluß der Gipfelschau der hohen Gipfel bildet die Zugspitze in 57 km Entfernung, am nördlichen Rand des Bildes mit Blickrichtung Karwendel und im Norden klingen mit der Benediktenwand in den Bayerischen Voralpen die Berge aus.

im Norden die ausklingenden Bayerischen Voralpen mit der Benediktenwand

Unsere Abfahrt erfolgte am Aufstieg. Der Scharteneinstieg ließ sich bequem befahren, Firnverhältnisse bis in die unbesonnten Teile der Scharte boten wenig Anstrengung.

Wechte im Abstieg vom Hochunnütz

Durch die schmalen Stellen herrschte oberflächlich weicher Schnee auf hartem Grund, der sich zwar als nicht besonders drehfreudig erwies, jedoch passabel zu fahren.

am Einstieg in die Scharte zwischen Hochunnütz und Vorderunnütz

Im breiten Nordostkar dann erlebten wir wirklich tolle Firnabfahrten über steile Hänge. Allgemein auffallend am Firn des Winters 20/21 ist dessen ungenügende Grobkörnigkeit.

Abfahrt nach der Scharte

Möglicherweise liegt das an den ungenügend konstanten Frost/Tauwechsel der heurigen Saison, die einfach andere Alterungsformen hervorbringt, möglicherweise aber bildet sich der klassisch grobe Firma aber auch noch.

Richard schwingt über den tollen Hang

Selbst die untere Steilrinne ließ sich wunderbar befahren, mit Ausnahme der mittleren Stelle, die trotz der fortgeschrittenen Tagestemperatur und Strahlungsintensität im schattigen Teil gefroren blieb.

Bärig war auch die Abfahrt durch den unteren schmalen Teil des archaischen Tälchens zur Obingermoosalm hinaus, in dem es sowohl harte als auch aufgeweichte Passagen zu befahren galt.

Herwig in der unteren Steilstufe

Am Forstweg legten wir etwa 300 m Fußweg zu einer relativ freien Hangfläche zurück, die wir nutzten um zur Loipe zu gelangen, die wir etwa 300m in östlicher Richtung befuhren, bevor wir links hinab, nahezu ohne Anschieben bis zu den Fahrzeugen fahren konnten.

wildromantisch über die steile Flanke hinaus aus dem Tälchen

Die phantastische Schitour auf den Hochunnütz mit ihrem atemberaubenden Gelände absolvierten wir in knapp fünf Stunden mit allen Aufenthalten.

letzte Passage nach etwa 300 m Forstweg

Der gesamte Aufstieg beträgt 1.080 m und die Streckenlänge bis zum Gipfel 3,8 km.

Mils, 28.03.2021

 

Rofanspitze, 2.259m

Ideal für den Herbst, wenn die Schneeauflage über 2.000m schon dauerhaft vorhanden bleibt, ist eine leichte Tour jene auf die Rofanspitze. Alternativ mit der Seilbahn ab der Erfurterhütte, oder, wie in unserem Fall, von Maurach aus. Die Zeitangabe auf der Beschilderung des TVB’s beträgt 2,5 Stunden, wir haben es in 1,5 Stunden geschafft.
Das Rofan ist ein äußerst interessantes Gebiet, wenn es um geologische Entdeckungen geht.

Manuel auf der Rofanspitze, 2.259m

Der Steig zur Erfurterhütte beginnt am Ende der Schiabfahrt (nach den Parkplätzen der Seilbahn) und führt in der Schlucht des Madersbaches bis zu einer Naturfreundehütte hinauf, wo er dann, teilweise am Rand der Schipiste, durch das Gelände des ehemaligen Niederlegers der Mauritzalm weiter bis zur Bergstation der Seilbahn und der Erfurterhütte führt.
Die Zeitangabe von der Erfurterhütte bis zur Rofanspitze beträgt 2 Stunden.

auf der Mauritzalm

Weiter bergan wird nach wenigen Minuten die Mauritzalm erreicht. Hinter dieser tut sich ein schönes Hochplateau auf dessen hintere (leicht nordöstl.) Begrenzung von den dort dominierenden Oberrhätkalkwänden (geologisch Übergang von Trias zu Jura ~208-201Mio Jahre) gebildet wird. Die homogenen, von Furchen durchzogenen, verwitterten Oberflächen sind schön anzusehen und begleiten uns am Weg über die Geländestufe „Grubastiege“ weiter in das nächste und weit größere Hochplateau Gruba mit dem kleinen See Grubalacke.

Oberrhätkalkwand auf der Grubastiege

Der Weg dorthin führt durch mehrere Einengungen. An der obersten kann die schöne Oberfläche des Oberrhätkalkes sehr nahe bestaunt werden. Von der Grubastiege geht es nun einige Meter leicht abwärts in eine Senke an der die zuvor besprochenen oberrhätischen Kalke nochmals eingehend studiert werden können.

Wegweiser am Ende der Grubastiege

Dieses Gestein weist auch eine ganz interessante Erscheinung auf und zwar mitten in den mächtig gebankten Wänden tauchen einige wenige, jedoch zweifelsfrei sichtbare rote Einschaltungen auf. Diese stellen Einlagerungen von Rotkalken und für den Interessierten, der sich diese nicht erklären kann sein gesagt, daß die Entstehung solcher Einlagerungen durch Spaltenfüllung und/oder Sedimentation am Meeresboden entstanden sind. Interessant dabei ist, daß die Füllungen bzw. die Sedimentationen erst durch tektonische Veränderungen am Meeresboden Jahrmillionen nachher entstanden sind.

die Gruba von der Grubastiege aus gesehen

Am Ende der Senke steigt das Gelände wieder sanft an und führt so, nördlich an der Grubalacke vorbei, bis zur Grubascharte. Am Weg dorthin begegnet man so manch interessanter Ausbildung von Gesteinsoberflächen.

Sedimente auf Oberrhätkalk

An der Grubascharte wird nach Osten der schön geschichtete Aufbau der mächtigen Vorderen Sonnwendjoches und des Sagzahnes sichtbar. Links (nördl.) davon der im Gegensatz zu den Felsbänken auf der Gegenseite sanfte, begrünte Hang der Rofanspitze. Dieser Blick lädt einige Minuten zum Verweilen ein und bei dieser Gelegenheit kann – auf der Suche nach einem trockenen Sitzplatz – auch erkannt werden, daß sich die Geologie wieder geändert hat, der Sitzplatz besteht aus der speziellen Rofanbrekzie die jünger ist, als andere Brekzien in der nächsten Umgebung in den Nördlichen Kalkalpen.

auf der Grubascharte

Der Steig zum Gipfel der Rofanspitze ist nun deutlich vorgegeben, er zieht sich am mittelsteilen Hang entlang, steigt unversehens über Serpentinen auf den Grat an und führt ca. 300 Meter auf diesem entlang bis zum Gipfel.

Rofanspitze von der Grubascharte aus gesehen

Bei seiner unteren Abzweigung vom Hauptsteig befindet sich ein Wegweiser und rund um diesen konnten wir auf der aperen Stelle schön die Rofanbrekzie sehen.

Abzweigung zur Rofanspitze

Diese präsentierte sich in abgewitterter Form, wobei die Komponenten – vorwiegend aus Oberrhätkalk – im Laufe der Zeit teilweise freigelegt wurden.

Rofanbrekzie II

Das Gipfelbuch – obwohl an die 40mm dick – ist in etwa ein gutes Jahr alt und war bereits vor einigen Wochen vollgeschrieben. Soviel zur Beliebtheit der Rofanspitze.

Sagzahn und im Hintergrund die Vordere Sonnwendjochspitze vom Gipfel der Rofanspitze gesehen

Der Blick am Gipfel eröffnet freie Sicht auf die beiden Unnütze und den Guffert im Norden, das Inntal und das Kaisergebirge im Osten, den Sagzahn und die Vordere Sonnwendjochspitze im Süden und die mit 2,6km Länge gewaltige Nordwandkette bis zum Streichkopf im Westen. Für den gesamten Aufstieg auf die Rofanspitze benötigten wir geringfügig mehr als 3 Stunden.

Blick von der Rofanspitze nach Norden auf die Unnütze und den Guffert

Tief unter dem Gipfel befindet sich der kleine Grubasee an dem, so wie vorwiegend an der Grubalacke und auch am Ziereinersee östlich der Rofanspitze, mittelsteinzeitliche Produktion von Waffenteilen stattfand. Vor rund 9.600 Jahren wurden an diesen Plätzen aus Radiolarit und Hornstein Speerspitzen und andere Werkzeuge gefertigt.

Die Nordwand der Rofangipfel im Detail

Die beiden Gesteine sind oberjurassischen Ursprungs und der Horizont befindet sich oberhalb des roten Liaskalks, was damals wahrscheinlich auch der leichteren Auffindung diente.
Das Rofan war damals auch ein Jagdgebiet für die Steinzeitlichen Jäger, die durch die Wiederbewaldung nach Abklingen der Eiszeit lernen mußten Standwild in den Wäldern zu jagen.

Blick von der Rofanspitze nach Osten auf den Rest der Brandenberger Alpen und das Inntal

Am Abstieg viel uns im Schutthang von dem gewaltig aufragenden Turm des Rosskopfes noch ein junger Abbruch von rötlichem Kalkgestein auf, der näher untersucht werden mußte.

Crinoidenkalk am Fuße des Rosskopf

Es zeigte sich, daß das Gestein des Abbruches einen sogenannten Crinoidenkalk darstellt. Dieser ist ein durch Sedimentation am Meeresboden entstandener Kalkstein, der aus den versteinerten Resten von Seelilien und Haarsternen (Crinoidea) besteht. Man erkennt diese mit freiem Auge durch kleine weiße Einlagerungen (Durchmesser meist <1mm, mit einem Loch in der Mitte, auch Ruhpoldinger Marmor).

Oberrhätkalk mit Liaskalkeinschluß (rot Bildmitte und links)

Beim Abstieg, bei weniger diffusem Licht als am vormittäglichen Aufstieg, durch die Gruba konnten wir die Rotkalkeinlagerungen im Oberrhätkalk noch einmal gut betrachten und unten im Almgelände fiel uns noch ein extra aufgestellter Liaskalkfelsbrocken auf, der auffällige Einlagerungen in Muschelform enthält. Er ist nicht ohne Grund aufgestellt worden, allerdings konnten wir noch keine Bestimmung für die Einlagerungen finden.

Felsbrocken aus Liaskalk mit Einschlüssen II (Eisen-Mangan?)

Den Abstieg haben wir über die Bucheraueralm gewählt.

Buchaueralm

Am weiteren Weg fällt bei ca. 1.220m ein Einschnitt einer Kehre der Almstraße auf, der eine schräge Bank an Rotkalk enthält.

Rotkalk auf 1.220m in einer Kehre

In dieser Meereshöhe erscheint das Vorkommen von Rotkalk sonderbar, denn beim Aufstieg erschienen die ersten roten Bereiche auf ca. 1.650m knapp oberhalb und nordwestlich des Schichthals orografisch links in den Felsen neben der Schipiste.

Mils, 02.11.2017