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Wattentalreibn – Geier, 2.857m und Mölser Sonnenspitze, 2.489m

Die Idee zu dieser schönen Umrundung, der Wattentalreibn, entstand diesen Winter anlässlich der Schitour zum Nördlichen Klammer Schober unter herrlichem Sonneneinfluß beim Träumen während der Gipfelrast. Der Schluß, daß die Möglichkeit besteht lag nahe, da man den Geier auch vom Navistal aus als Schitour besteigen kann und eine Verbindung über die obere Knappenkuchl vom Klammer Schober aus gut sichtbar war. Bei der Vorbereitung der Schitour mußte dann festgestellt werden, daß die Umrundung schon beschrieben wurde und so muß zumindest der Titel der Tour unterscheiden.

untere Knappenkuchl – 2.175m

Von den Tourdaten her kann diese Schitour mit dem Klassiker im Karwendel nicht mithalten, sie ist nur eine Reibn „light“, aber landschaftlich eine sehr schöne und lohnende. Auch vom Anspruch, der Steilheit und Lawinengefährdung her ist sie eher zahm im Vergleich mit dem Karwendeloriginal und somit eine ideale Runde für jeden der etwas mehr – aber nicht das Extreme – möchte und die Abwechslung schätzt.

Lizumer Reckner

Wie immer bei Vorhaben im hinteren Wattental ist der Parkplatz vor dem Lager Walchen Ausgangspunkt für die Tour. Wir starteten dort kurz vor sieben Uhr an einem Traumtag und mußten die Schi zunächst bis zum Zaun der Stieralm tragen.

Aufstieg im Wald bis zum Kraftwerk

Der Aufstieg auf der eisigen Piste am Weg durch den Wald war mit einigen Rutschern durchzogen, ungeglättete Stellen mit guter Haftung gab es dort nur noch ganz am Rand – typische Frühjahrssituation dort.

Sonnenaufgang Ende März auf 1.750m

Vorbei am Kraftwerk und nach einigen hundert Metern hinein in den schönen Zirbenwald nahmen wir den Normalaufstieg zur Lizumer Hütte. Wohltuend im Wald im Frühjahr ist der Sonnenaufgang um kurz vor 6 Uhr auf etwa 1.750m.

der Straße entlang auf immer noch hohen Wänden

Unter Sonne im Wald ist die Wattentalstraße bald erreicht. Bei unserer Begehung fanden wir die Schneewächten talseits der Straße gut zur Begehung vor – kleines Training für Gratüberschreitungen obendrein.

Blick talauswärts

Der Blick taleinwärts in der Lizum war grandios, hier war von Frühjahr nichts zu erkennen, die Schneewächten standen einem dort noch bis zur Schulter. Eine Pracht war die Strecke bis zur Lizumer Hütte mit einer kleinen Naturbrücke über den Wattentalbach.

Idylle in der Wattener Lizum

Gut zwei Stunden nach dem Start erreichten wir den Aufstieg zum Geier am Talende. Größere Gruppen von Hüttengästen waren vor uns aufgestiegen und somit gab es mehrere Spuren zum Überholen.

am Plateau etwa in Aufstiegsmitte zum Geier

Der Aufstieg machte dem Autor plötzlich arg zu schaffen und er kämpfte sich mühsam zur Scharte des klassischen Aufstiegs, während alle anderen Tourengeher den Hang vor der Scharte rechts aufstiegen. Allein im letzten Hangteil mußten mehrere Verschnaufpausen her – gut, daß niemand zuschauen konnte, Britta war bereits weit voraus in der Querung der Südflanke knapp 100Hm unter dem Gipfel.

Rückblick in die Wattener Lizum

Recht abgekämpft trudelte der Autor dann am Gipfel des Geiers ein und grübelte über den plötzlichen Leistungseinbruch. Ein solches Erlebnis hatte er noch nicht oft. Im Gespräch war dann zu wenig Essen unter der Woche als wahrscheinlichste Ursache der Schluß und dieser sollte sich bei der Schitour auf den Malgrübler am Folgetag als richtig erweisen.

Blick auf die Geierscharte und dem Geier im Hintergrund

Der tiefe Griff in die Studentenfutterschachtel und die hastig verspeisten Äpfel – Standardmenü des Autors auf Bergreisen – vermochten jedoch kein Wunder zu vollbringen, aber diese Erkenntnis kam erst beim nächsten Aufstieg zu Bewußtsein.

Blick nach Südosten

Zunächst stellte sich trotz überzogenem Zeitbudget gute Stimmung aufgrund des grandiosen Erlebnisses der umliegenden Bergwelt ein und die Rast viel mit 40min etwas länger als gewöhnlich notwendig aus.

Blick auf das Kluppen- und Schmirntal

Highlight der Aussicht am Gipfel des Geiers ist zweifellos der Lizumer Reckner, der mächtige Sporn im Norden des Geiers mit seinem leichten Kletteranstieg. Dieser Gipfel könnte natürlich in die Wattentalreibn eingebaut werden, nicht aber bei dieser Erstbegehung und nicht unter Kraftmangel.

Blick nach Osten

Erkundet werden wollte hauptsächlich die Abfahrt nach Westen zum Griffjoch, das den südwestlichsten Punkt der Umrundung darstellt. Über das Griffjoch herauf führt der Anstieg auf den Geier von Navis.

Abfahrt zum Griffjoch – die abzweigende Spur sichtbar

Auf den Fotos sieht man das Griffjoch anhand der Spuren gut und abzweigend beim Staffelsee war auch eine Spur erkennbar, die scheinbar auf das Plateau oberhalb der Felsen führt und von dem wir angenommen haben, daß es sich um eine Alternative zum Griffjoch handelt. Später sollten wir den anderen Zweck dieser Spuren erkennen.

mit tollem Pulverschnee

Einigermaßen erholt und gestärkt traten wir die Abfahrt durch das westseitige Kar vom Geier an. Natürlich verfolgten wir die Spur, in der Meinung, daß sie das Griffjoch abkürze und stellten an der Felskante angekommen fest, daß kein ersichtlicher Durchschlupf mit Abfahrt in die Knappenkuchl vorhanden war und die Spur sich dort verlor.

der geheimnisvollen Spur nach…

Da der Rückweg zur Normalabfahrt (Normalaufstieg) zum Griffjoch jedoch mit einer Flachstrecke, bzw. sogar mit einem leichten Gegenhang verbunden ist entschieden wir ein paar Höhenmeter Aufstieg (etwa fünf) auf den Kopf nordseitig der Spur zu unternehmen, weil eine Spur ja nicht einfach so enden kann.

Abfahrt über den Durchlass im oberen Teil

Am Scheitel des Kopfes konnten wir erkennen, daß die Spur am Gegenhang wieder vorhanden und auf den nächsten, einigermaßen höheren Felskopf führte. Diesen wollten wir aber nicht erklimmen, da uns das Gelände dahinter nicht bekannt war. Allerdings war auch erkennbar, daß am Weg zum Gegenhang ein Durchkommen über einen komfortabel breiten Felsdurchschlupf mit unten steiler Abfahrt in die Knappenkuchl –  unserem Tiefpunkt – möglich war.

Engstelle und steilster Teil unten im Durchlass

 

Diese Abfahrt ist nur bei besten LWS-Verhältnissen zu empfehlen. Sie war noch gut befahrbar, im unteren Teil eng und möglicherweise zwei bis drei Wochen später schon aper.
Der Vorteil dieses Durchschlupfes ist die Höhe an der man den gewaltigen Hang von den Recknern und vom Tarntal herab hoch oben nordwärts in die Knappenkuchl queren kann und mit guter Fahrt am Tiefpunkt ankommt.
Die gesamte Höhe wird aber am Tiefpunkt in der Knappenkuchl auf 2.175m verloren, egal welche Route vom Geier herab.

Blick auf die untere Knappenkuchl

Die Knappenkuchl ist einer jener Plätze in unserem Touren-Aktionsradius an dem man eine Stecknadel fallen hören könnte; vergleichbar mit dem Rossloch im Karwendel. Die wunderbare Ruhe in dem unglaublich umfassen Weiß zu allen Seiten regt eine Stimmung an die man mit dem berühmten faustischen Zitat „oh Augenblick verweile!“ beschreiben könnte.

untere Knappenkuchl im Überblick

Beim Blick zurück konnten wir nun auch die Abfahrtsspur zur Aufstiegsspur auf die nächste Felsrippe nach dem Kopf, von dem aus wir die Abfahrt unternahmen, entdecken. Sie zog sich von der Felsrippe zunächst Richtung Tarntal und dann über einen prächtig aussehenden Steilhang in die Knappenkuchl herunter, sieht toll aus und ist am Bild gut sichtbar. Einstimmig beschlossen wir diese Variante bei der nächsten Reibn mit einzubauen.

Rückblick auf die Querung des Recknermassives von der unteren Knappenkuchl

Auf einem schweißtreibenden Südhang stand nach knapp 700m Abfahrt vom Geier der Aufstieg auf das Klammjoch und ein weiterer Gipfel der Reibn – die Mölser Sonnenspitze – am Programm.
Der Anstieg ist zunächst moderat steil, dann sehr flach, er beträgt kaum 200Hm bis zum Klammjoch.

das nächste Ziel in Sicht – Mölser Sonnenspitze

Eine Variante zum Klammjoch wäre die Westflanke der Mölser Sonnenspitze. Hierzu wird nicht weit nordöstlich aufgestiegen, sondern bald nordwestlich abgezweigt und der Sattel westlich vor der Mölser Sonnenspitze angepeilt. Vom Sattel sind es dann wenige Meter bis auf den Gipfel.

die beiden Klammer Schober (nördl. u. südl.)

Die Strecke bis zum Klammjoch entwickelte sich noch einmal zu einer schlappen Partie beim Verfasser. Das Essen am Geier griff noch nicht genug, sodaß er weit abgeschlagen die flachen Hänge mit einigen Rastpunkten und immer mit brennender Sonne im Genick absolvierte. Am Klammjoch mußte dann eine weitere Ration Rosinen her, die dann an der Mölser Scharte endlich zu wirken begannen.

Querung der Nordflanke der Mölser Sonnenspitze

Vom Klammjoch aus wird der schöne Nordhang der Mölser Sonnenspitze durchquert. Mit wenig Höhenverlust wird ein Aufstiegspunkt wenig unterhalb der Mölser Scharte erreicht, an dem nochmals aufgefellt wird (in unserem Fall war eine Spur gezogen, die wir mit Fellen befuhren).

Rückblick auf das Klammjoch

Zu fortgeschrittener Zeit erreichten wir die Scharte und nachdem der Autor das Aufgeben nie so richtig erlernt hat, wurde der kurze Nordanstieg zum Gipfel der Mölser Sonnenspitze in Angriff genommen. Die rd. 80Hm sind zwar rasch erreicht, jedoch mit vielen kleinen Spitzkehren und Richtungswechseln verbunden. Meist ist es dort auch ein wenig abgeblasen, dann verringert sich die Breite des Gratkammes nochmals.

Aufstieg zur Mölser Scharte, 2.379m

Vom Gipfel aus hat man nach Süden den phantastischen Blick in die inneren Tuxer und nach Norden auf den Gegenhang – das „Skispitzl“ und den Mölser Berg – ersteres auch einfach möglich in die Reibn einzubauen, zumal nur wenige Meter Aufstieg.

Nordhang Mölser Sonnenspitze

Der Nordhang der Mölser Sonnenspitze ist bei gutem Schnee traumhaft zu fahren und führt, über die Almen an Schotteben, nach der Bergstation des Schleppliftes, hinab zur Lizumerhütte und auch talauswärts.

Mölser Sonnenspitze, 2,389m

Wir setzten aber die Reibn im Mölstal fort und fuhren zunächst über den breiten Kamm zum westseitigen Sattel ab, um dann wieder leicht nach Osten zur Mölser Scharte zu gelangen, von der aus wir dann die schönen gestuften Hänge in Angriff nahmen.

Rückblick im Zoom (mit Abfahrtsspuren vom Recknermassiv)

Der Fahrweg im Mölstal wird etwa gut 500m talauswärts vom Mölser Hochleger erreicht. Dies nach toller Abfahrt über meist wenig befahrene Hänge und – spaßeshalber slalomartig  – durch einzelne Baumgruppen hindurch.

Blick auf die Abfahrt in das Mölsertal im Norden

Am Weg wird mit wenig Schiebeunterstützung die Kehre erreicht ab der die Fahrt bis zum Lager Walchen fortgesetzt wird, im Frühjahr – je nach Schneelage – mit aperer Straße über den Mölser Niederleger.

Mölser Sonnenspitze mit Querung von der Westflanke zurück zur Mölser Scharte

Mit den beiden Gipfeln des Geiers und der Mölser Sonnenspitze kommen auf der kleinen Reibn 1.840Hm Aufstieg zusammen. Durch den Lizumer Reckner und das Skispitzl könnte der Aufstieg nochmals um 160Hm auf 2.000Hm gesteigert werden.

traumhafte Hänge hinab ins Mölser Tal

Wir haben für die Wattentalreibn 7:30 Stunden gebraucht und die von uns gewählte Strecke betrug 24,7km. Sie ist in kürzerer Zeit machbar, wenn niemand einen Leistungseinbruch erleidet.

Mils, 30.03.2019

Schitour Torwand, 2.771m

Wer die Torwand im Wattental im Jänner früh am Morgen angeht, steigt über lange Passagen im Schatten auf. So ist es mir heute ergangen – trotzdem gefiel mir der abwechslungsreiche Aufstieg in felsigem Gelände und die gesamte Tour.

Panorama von der Torwand zum Talschluß der Wattener Lizum

Vom Parkplatz vor dem Lager Walchen wird zunächst über die linke Bachseite und Stieralm auf der Schiroute in Richtung Lizumerhütte aufgestiegen. Einige hundert Meter nach der Abzweigung zur Lizumerhütte weiter wird über die links aufsteigenden Hänge in Richtung Rosskopf – einem markanten runden Buckel – der etwas dem Weg zum Torjoch vorgelagert ist, aufgestiegen.

Torwand, 2.771m

Ich habe heute  eine Variante gewählt, um den flachen Teil der Straße zur Lizumerhütte zu vermeiden und bin hinunter zu den Kasernengebäuden gefahren und zur Kapelle aufgestiegen.
Dort fand ich eine frische  Spur vor, die zur Grauen Wand führen sollte und bald sah ich zwei Mann vor mir in der sehr abgeblasenen Flanke in Richtung Graue Wand aufsteigen. Muß kein sonderliches Hochgefühl sein hier abzufahren.

rechts geht’s ab

Oberhalb des kleinen Einschnittes zweigte ich von der Spur ab und stieg etwas steiler in Richtung Karmulde des Torjoches weiter, wodurch ich den Rosskopf praktisch links (nördlich) in Aufstiegsrichtung umgangen bin. Der Vorteil – neben einer Abkürzung von geschätzt 10min – dieser Routenführung war, daß ich gegen 10:20 Uhr den bereits besonnten Bereich erreichte und länger darin aufsteigen konnte, als bei der Originalroute.

bei der Abzweigung zur Torwand, rechts geht es direkt der Sonne zu

Allerdings wird die untere Karmulde dabei in der vollen Tiefe erreicht, was einen etwas steileren Aufstieg in Serpentinen notwendig macht, wenn man nicht zur deutlich höher gelegen Spur von der Lizumerhütte herauf aufsteigen. Diese führt in der Flanke der rechten Karbegrenzung ohne Serpentinen aufwärts, bis zur nächsten flacheren Stufe. Später habe ich erfahren, daß durch diese Spur kurz vor mir Kollege Jürgen eine kleine Tuxer Reib’n absolviert hat und sein lesenswerter Bericht sich lohnt bei ihm vorbeizuschauen.

unberührtes Aufstiegsgelände

Oben angekommen breitet sich eine leichte Mulde aus und im Sommer gibt es dort offenbar einen kleinen See oder eine Lacke, im Winter ist nichts davon sichtbar.
Die Spur zum Torjoch setzt sich nun mit einigen wenigen Metern Höhenverlust fort.

der Anstieg durch die Steilstufe (rechts oben der Anstieg von der Lizumerhütte)

In etwa auf Punkt 2.370m zieht rechter Hand eine auffällige Rippe ziemlich direkt südlich zu einer Flachstelle im Kamm auf die Torwand hinauf und diese muß man für den weiteren Anstieg wählen, das Torjoch (2.386m) wird nicht erreicht, ca. 150m vorher zweigt die Route auf die Torwand ab.

in Richtung Torjoch weiter

Der Aufstieg erfolgt wieder im Schatten, da gegen 11 Uhr die Sonne vollständig vom Gipfelaufbau der Torwand abgedeckt wird. Dies ändert sich erst oben, nachdem der Kamm erreicht wurde (siehe Foto).

der Aufstieg wird etwas steiler

Ab der Flachstelle – ich habe sie Podest genannt, obwohl sie viele Meter breit ist – taucht man wieder in Sonnenhänge ein, die jedoch immer wieder unterbrochen werden, da die Nordwestflanke der Torwand am Spätvormittag exakt parallel zur erst auftauchenden Sonnenbahn liegt.

Rückblick auf das Gelände des Torjoches

Die schneebedeckten Hänge zum Gipfel muß man sorgfältig aussuchen und von unten die beste Route einschätzen, denn im heurigen Winter hat der Föhn ganze Arbeit geleistet. Nicht nur, daß er die Flanke recht ausgiebig abgeblasen hat, er hat auch harsche, harte Windgangln geschaffen, die manchmal recht unangenehm zu queren sind.

steiles Aufstiegsgelände vom „Podest“ aus gesehen

Überhaupt bieten die letzten 250Hm einige Herausforderung. Die Flanke ist recht steil und für eine Erstbegehung die beste Variante trügerisch einzuschätzen weil die Steilstufen nicht vollständig überblickbar sind.

Rückblick auf den bisherigen Aufstieg

So bin ich etwas zu weit nach Süden abgekommen, fand aber zwischen den Blöcken rasch wieder heraus und kam auf breite Flächen, die die Normalroute darstellen.

vorletzter Steilhang

Im Großen und Ganzen bietet der Anstieg über die teilweise rassige Steilflanke jedoch keine Schwierigkeiten und über eine schöne steile Kuppe wird dann der Gipfelbereich betreten.

Kalkwand 2.826m

Die Torwand wartet nicht mit einen Gipfelkreuz auf. Eine schlichte Holzstange im Steinmandl gesockelt stellt die gesamte Zier des Gipfels dar. Es gibt kein Gipfelbuch, zumindest nicht offensichtlich.

Panorama von der Torwand zum Talschluß der Wattener Lizum

Als erstes fällt am Gipfel der Torwand der südlich gelegene und um 55Hm höhere und imposant steil aufragende Gipfel der Kalkwand auf – eine schöne Tour muß die Kalkwand wohl sein.

Panorama Wattener Lizum gen Inntal

Über den Ausblick möchte ich mich zu den Touren im Wattental heuer nicht wiederholen – er ist einfach auch von der Torwand großartig. Besonders das Trio der Riesen im Südwesten (Geier, Reckner und Sonnenspitze) bieten Grundlage für tolle Fotos.

Geier, Reckner und Lizumer Sonnenspitze

Von Osten Bis Süden warten die Zillertaler Giganten mit ihrer weißen Pracht auf und oberhalb der Grüblspitze, über der Junsbergalm im Tuxertal erkennt man deutliche Ansätze von tückisch breiten Anrissen der heuer auf Wiesenhängen so problematischen Gleitschneelawinen.  Südlich ausgerichtete Wiesenhänge – kein gutes Aufstiegsgelände heuer.

Gleitschneelawinen und -anrisse oberhalb der Junsbergalm

Immer wieder imposant ist der breite und nach den kräftigen Schneefällen nun besonders schöne Talkessel der Wattener Lizum mit dem weiten Hochtal, der zum Talabschluß die Mölser Sonnenspitze hat – eine empfehlenswerte, traumhafte Rundtour vom Lager Walchen.

Panorama Wattener Lizum West

Kaum ein Lüftl heute auf der Torwand machte mir den Gipfelaufenthalt zur Freude. Die zeitlose Schönheit des Panoramas und wieder einmal kein einziger weiterer Bergsteiger – alle Pracht für mich alleine. Leider aber auch keine Möglichkeit die Freude verbal und den Gipfelschnaps zeremoniell zu teilen.

Olperer in der Ferne und Kalkwand zum Greifen nahe

Hoch inspiriert trat ich den Rückweg an. Die steilen Hänge schnell überwunden und aufgrund der festen Windpressung recht gut fahrbar tauchte ich oberhalb der Höhe des Podestes in pulverige Passagen ein, ebenfalls nicht übel zu fahren.

Abfahrtsgelände im Überblick

Vom Gipfel aus fiel mir der schöne breite Kamm, der sich zu einem weiteren Kopf (nicht dem Rosskopf) hinauszieht ins Auge und ich beschloss diesen erreichen zu wollen.

weichere Hänge etwas weiter unten

Leider war der untere Verbindungsteil vom Podest bis zum Kamm total abgeweht und ich mußte ihn nordseitig in Gelände mit und über 35° Neigung umfahren (Vorsicht bei zweifelhaften Schneebedingungen!).

bereits am Kamm der umfahren wurde

Die vorsichtige Umfahrung war das kleine Risiko bei LWSII heute wert, denn am Sattel in diesem Kamm, an dem man direkt in die „Melkböden“ abfahren kann erwartete mich aufgrund der Hangausrichtung eine gewaltige Firnabfahrt.

Ausblick auf die weitere Abfahrt

Der Rest der Abfahrt zieht sich dann durch flacheres Gelände, bis zum noch etwas steileren Schlußhang kurz vor der Lizumerhütte hinab und rundet die schöne Tour ab.

Abfahrt im Rückblick

Einige Minuten Seelebaumel vor der Hütte in voller Sonnenbestrahlung und dann Suppe und Bier – Herz was willst du mehr?

Schlußhang zur Lizumerhütte

Der Rückweg über die Militärstraße und dann durch den tollen Zirbenwald ist der übliche und vielfach hier am Blog nachzulesen, er wird in diesem Bericht nicht beschrieben.

ein letzter Blick auf die Torwand

Der Aufstieg ab dem Parkplatz hat knapp 4 Stunden in Anspruch genommen, die zurückgelegte geodätische Höhe betrug gem. Bergsteigeruhr 1.450m und die gesamte Tour mit Gipfelaufenthalt (ca.30min) und Einkehr in der Lizumerhütte (ca. 30min) hat 6 1/4 Stunden gedauert.

Mils, 27.01.2018

 

 

 

 

Schitour Geier, 2.857m

Als Talabschluß ist der Geier nach dem Lizumer Reckner der höchste Berg in der Wattener Lizum und er ist der am weitesten entfernte Gipfel vom Ausgangspunkt der Schitouren in der Lizum, dem Lager Walchen.

Geier, 2.857m

Die Schitour mit ihren knapp 10km Länge hat einen Stützpunkt, die Lizumerhütte des AV und heute mußte ich diese für eine gute Viertelstunde sogar im Aufstieg in Anspruch nehmen. Bei -10°C und einem ganz schwachen Lüftl, nordseitig im Schatten ab 8:15 vom Parkplatz aufzusteigen, war für die Finger kein besonderes Vergnügen und mit dem alten Problem der unfühlbaren Fingerspitzen mußte ein Tee in der Hütte her.

Aufstieg im Wald oberhalb des Wasserschlosses

Die gut 600Hm vom Parkplatz bis zur Lizumer Hütte waren in 1 3/4 Stunden bewältigt. Die Hütte hat in der Schitourensaison durchgehend geöffnet – es gibt auch ein Shuttletaxi vom Parkplatz.

kurz nach der Einmündung auf die Straße

Den Aufstieg zur Lizumerhütte beschreibe ich hier nicht detailliert, er folgt dem Waldweg links vom Wattenbach über das Wasserschloss und dann im Wald, bevor er ca. 1km vor der Hütte auf die Militärstraße trifft und dieser bis zur Hütte folgt.

schneidend kalt – hier Gelände der Lizum mit den Militäreinrichtungen und der Lizumerhütte im Hintergrund

Nach dem Tee und Handschuhwechsel konnte die Tour endlich in der Vormittagssonne fortgesetzt werden, zumindest die erste halbe Stunde.

Nach dem Hüttenaufenthalt weiter im Hochtal

Malerisch schlängelt sich der kleine Wattenbach durch das zuerst relative ebene Hochtal nach der Hütte und dort wo es eine entsprechende Strömung gibt, vermochte der Winter den Bach für den Betrachter nicht gänzlich unter der reichlichen Schneedecke zu verbergen.

nach der Abzweigung in die Flanke unterhalb der Lizumer Sonnenspitze

Nach einigen Minuten entschied ich mich für die Inangriffnahme einer steileren Variante, als den Spuren zum Ende des Talkessels weiter zu folgen und schnitt den moderat steilen Hang, der sich von der Lizumer Sonnenspitze herunterzieht, an. Die Schneeverhältnisse ließen dies zu.

unter Sonnenschein geht es weiter

Rasch an Höhe gewinnend ging es durch große Steinblöcke hindurch und bald ereilte mich trotz fortgeschrittener Vormittagsstunde das Schicksal wieder in den Schatten des Nordhanges einzutauchen, den der flache Kopf des Pluderling so früh im Jahr am Vormittag wirft.

die Sonne hinter dem Pluderling versteckt

Der Hang wurde noch etwas steiler aber die Verhältnisse ließen zu, daß mit stetigem Höhengewinn eine nicht unbedeutende Strecke gegenüber der von Talgrund heraufziehenden Spur gespart wurde. Allerdings wieder mit dem Preis des Spurens und dieser war nicht klein.

kurz vor Einmündung in die Spuren aus dem Talgrund

Offensichtlich fand meine Idee und Route Gefallen, denn knapp vor der Einmündung meiner Abkürzung in die vorhandene Spur (ca. 2.450m) erreichten mich vier weitere Tourengeher, die mir gefolgt waren.

unterhalb der Felsen entlang

Nachdem der lange Osthang oberhalb der Mulde links unten einmündet, zieht sich der Hang in leichtem Bogen als sehr breite Rinne südwestlich weiter hinauf. Dabei werden Steilpartieen über 35° durch die Routenwahl und in Spitzkehren umgangen.

unbefahrene Hänge ziehen hinauf

Oberhalb wird das Gelände wieder etwas flacher, dreht etwas mehr nach Süden aber die Rinne prägt sich deutlicher aus. Man begeht sie östlich und schneidet dabei den Hang.

ein Rückblick auf die Gipfel von Torspitze bis Hirzer

Sonne in diesem Teil und weiter bis zum mittelbreiten Sattel zwischen Pluderling und dem Gipfelaufbau des Geier ließen die Stimmung zusätzlich zum windfreien guten Wetter weiter ansteigen.

im ausgeprägteren Teil des Hanges Richtung Süden

Man könnte nun knapp vor Erreichen der Kote 2.700m den steilen Schattenhang zur Rechten weiter ansteigen und somit eine kleine Ersparnis an Weglänge erreichen. Dies ist der Abfahrtshang, wie man später feststellen wird. Ich folgte jedoch dem allgemeinen Trott auf den Sattel.

im muldenartigen Teil

Am Sattel öffnet sich ein überwältigend Bild der Zillertaler Alpen. Zumindest für einen Rundblick und ein Foto muß man hier nach bereits gut 1.300Hm Aufstieg innehalten, bevor der letzte Anstieg auf den Geier gen Westen – mit unerwarteter Länge – unternommen wird.

Aufstieg auf den Sattel – rechts der dunkle Hang ist der Abfahrtshang

Mit ein paar Metern Höhenverlust muß eine Mulde überquer werden, um zum Gipfelaufbau zu gelangen.

der Sattel im Rückblick

An ihm steigt man mit einer Spitzkehre auf ein kleines Sattelchen zwischen einem Felskopf und dem weiteren Anstieg. Diese Verflachung und der Nordhang dahinter wird zur Abfahrt genutzt.

vom Sattel aus westlich auf den Restaufstieg auf den Geier geblickt

Von dort in moderater Steigung weiter bis auf den kofelartig flachen Gipfel des Geier werden in etwa 10min benötigt.

kurz vor dem Gipfel – das Sattelchen zur Abfahrt gut erkennbar, es ist das linke

Am Geier befindet sich eine aus Edelstahl geschweißte Geierfigur auf zu niedrigem Stahlprofilsockel (dieser majestätische Vogel hätte sich einen guten Meter mehr Höhe verdient) und heute bewunderten ihn mit mir ein knappes Dutzend Tourengeher insgesamt. Weniger Zierde stellt das Vermessungszeichen dar, aber es ist eben notwendig und vielleicht muß der Greif wegen Unverwechselbarkeit mit dem amtlichen Zeichen in der Tiefe leben.

Gipfelzierde am Geier, 2.857m – Lizumer Reckner im Hintergrund

Am Geier fasziniert am meisten der Ausblick nach Süden. Zum Greifen nahe breiten sich die Reisen der Zillertaler Alpen vor dem Betrachter aus, von ganz rechts dem Schrammacher, Fussstein und Olperer bis dahinter der höchste Zillertaler, der Hochfeiler, über Großer Möseler bis, weiter östlich, zum Großen Löffler und weiter.

Blick nach Südwesten mit Olperer, Hochfeiler (zwischen Olperer und Gfr. Wandspitzen) und ganz links Großer Möseler

Blickt man vom Geier nach Westen, so fallen die Talschaften des Schmirn und etwas weiter entfernt vom Navis auf. Tiefe Einschnitte mit dem Kamm, der Scheibenspitze, Schafseitenspitze und das Naviser Kreuzjöchl trägt. Von dort kann ebenfalls zum Geier aufgestiegen werden, wobei das eine Tour für erfahrene konditionsstarke Bergsteiger darstellt.

Blick nach Westen – links das Schmirntal, rechts neben dem Kamm das Navistal

Der Blick nach Norden zeigt den nahegelegenen Bruder des Geier, den Lizumer Reckner, der auch mit dem Geier mitgemacht werden kann. Dieses Vorhaben empfiehlt sich in der Gruppe. Weiter nördlich die Gipfel des Karwendel.

Lizumer Reckner vom Geier aus betrachtet, dahinter das Karwendel

Im Osten fallen die senkrechten und kaum schneebedeckten Wände der mächtigen Kalkwand auf, wobei der Blick aber bis zum geschlossenen Massiv des Steinernen Meer reicht.

links Kalkwand und rechts davon Zillertal und nach hinten auslaufend das Pinzgau

Nach gut 20min entschied ich mich zur Abfahrt. Das Ziel auf den Geier hat sich gelohnt, auch wenn der Gipfel an sich alles andere als spektakulär oder formschön ist, aber die Lage ist die Tour allemal wert. Man könnte zur Erreichung eines bergsteigerisch ehrgeizigeren Ziele ja auch den Reckner mitmachen. Da ist sogar eine kleine Kletterei dabei.

Abfahrt im Pulverhang nach dem Sattelchen

Die Abfahrt erfolgt wie vor beschrieben über die kleine Flachstelle am Gipfelaufbau des Geier und heute wartete der nach Nord ausgerichtete Steilhang dahinter mit Pulverschnee auf.

schöne Pulverhänge – dafür im Schatten

In der weiteren Abfahrt blieben die Pulverhänge bis in etwa auf 2.500m erhalten, dann, in den Osthang des Aufstieges gequert, nimmt die Pulverschneequalität sukzessive ab, jedoch herrscht momentan kein schweißtreibender Harschdeckel vor.

im steileren Teil der Aufstieghanges

Flach geht es bis zur bereits wieder in den Schatten eingetauchten Lizumerhütte hinaus, wo eine deftige Knödelsuppe mit internationalem Flair eingenommen wurde.

links gehalten entlang meiner Aufstiegsspur

Die Abfahrt beschert nach der Hütte zwei kleinen Anstiege auf der Straße über ein paar Minuten, die mit geschulterten Schi rasch überwunden werden.

Auf der Militärstraße wird vorsichtig abgefahren. Dort ist das Hüttentaxi und Militär unterwegs. Man blicke immer auch auf die Schilder rechts neben der Straße und versäume die Abzweigung zur Schiroute nicht, die man herauf gegangen ist.

von der Militärstraße auf die Gipfel und Almen im östlichen Wattental geblickt

Insgesamt habe ich für die Tour 6 1/2 Stunden gebraucht, mit drei Pausen von je gut 20min. Insgesamt zeigte die Bergsteigeruhr eine Aufstiegshöhe von 1.535m an, wobei der geodätische Höhenunterschied zwischen Parkplatz und Gipfel des Geier 1.447m beträgt.

Schitour Geier – Wattener Lizum

Mils, 13.01.2018

Schitour Mölser Sonnenspitze, 2.496m

Die Schitour zur Mölser Sonnenspitze, wenn sie als Rundtour um den Mölser Berg unternommen wird, ist nochmals reizvoller, schöner und vielfältiger, als sie nur von einer der beiden möglichen Seiten zu besteigen und die Anstiegsroute abzufahren.

Hochebene mit der Mölser Sonnenspitze im Hintergrund

In beiden Fällen befindet sich der Start – wie für alle der Schitouren im südlichen Teil des Wattentales – der Parkplatz von der Kaserne Walchen. Nachdem man sich über Schießübungen im Übungsgebiet informiert hat und sicher ist, daß diese für den Tourentag unterbleiben wird vor der Brücke über den Lizumbach linkerhand aufgestiegen.

Brücke über den Lizumbach links davon geht es entlang – bereits Sonne Richtung Malgrübler

Zunächst beginnt der Anstieg unterhalb der Stieralm, jedoch bereits nach ca. 10min verschwindet die Route im Wald.

unterhalb der Stieralm

Etwa nach einer halben Stunde Aufstieg (dieser Weg ist auch die Abfahrt aus der Lizum) wird der Weg flacher und öffnet sich bei der Lannalm, die lange gezogen an der Innerlannalm endet.

in der Innerlannalm angelangt

Am Wasserschloss entscheidet man sich für den Winterweg (markiert mit Skiroute), oder für den Sommerweg, der hinter der Innerlannalm weiter in das sich verengende Tal führt. Der Sommerweg ist im Winter keine offizielle Route zur Lizumerhütte. Ich habe diesen gewählt, um ihn zu bei entsprechend mäßiger Lawinengefahr zu erkunden und mußte dreiviertel der Stecke spuren.

nach dem Jägerhochsitz verzweigt sich die Route; steil bergauf geht es über die Zirmachalm zur Torspitze, gerade aus weiter geht es über den Sommerweg zur Lizumerhütte

Kurz vor seinem Ende, vor der höher gelegenen Ebene des Truppenübungsplatzes und der Lizumerhütte, quert der Sommerweg  einen entsprechend der Lager der Lawinengefahr einzuschätzenden Steilhang. Hiefür benötigt es entsprechendes Einschätzungsvermögen und Kenntnis der Lawinenkunde. Wer dies nicht mitbringt, nimmt den Sommerweg nicht.

Rückblick über den kritischen Teil des Sommerweges zur Lizumerhütte

Auf dem Hochplateau angekommen taucht man im endenden Dezember erstmals in die Sonne ein, wenn der Start um 8:30 am Parkplatz erfolgt ist.

Das Gelände der Lizumerhütte und des Truppenübungsplatzes

Es gilt, die andere Talseite zu erreichen und das gibt bei dem fast bilderbuchartigen Tag mit warmen -5°C am Parkplatz und ungetrübt blauem Himmel den gesamten Tag über, besseren Antrieb als ein roter Bulle.

wenig unterhalb des Schleppliftes

Rechts neben dem immer Ruhetag habenden Schlepplift geht es über Schotteben von 1.980m am Hochplateau mit all den Militärgebäuden auf gut 2.200m hinauf, wo sich nach der Kuppe mit den letzten malerischen Holzhütten eine atemberaubende Hochlandschaft auftut, die – an meiner Erstbegehung – alle Register gezogen hat mich vollends zu verzücken, ja mit offenem Mund in der Landschaft stehen ließ, um blitzartig zur Kamera zu greifen.

die Mölser Sonnenspitze im Fokus – die Zeit bleibt stehen

Alleine der Anblick der total mit Weiß überzogenen Landschaft lähmt den bis dorthin herausgeforderten Vortrieb der Beine und diktiert förmlich lang ungenutztes Wissen in das Vordere des Menschenhirns zurück  – Faustens berühmter Ausspruch in der Verführung: „oh Augenblick verweile“.

von Hirzer bis Eiskarspitzen

Wer den Zauber dieser Landschaft erleben will, der muß diese Tour bei wolkenlosem Wetter unternehmen; ein Bild vermag die gesamte Komposition des Anblickes nicht genügend wiederzugeben.

von Eiskarspitze bis Graue Wand

Nachdem ich mich etwas gefangen habe und die Konservierung des Unkonservierbaren sicher auf mein Telefon (ja ich habe immer noch keine g’scheite Spiegelreflex gekauft – hadere immer noch mit der Größe des Apparates) gebannt hatte, setzte ich den Aufstieg im Schatten der mächtigen Tarntaler Köpfe fort.

Anstieg zur Unbenannten Scharte

Dabei mußte ich einmal mehr spüren wie vergänglich winterliche Sonnenstrahlen für die Gesamttemperatur sind sobald sie ausbleiben. Heute war nämlich bereits ab dem Parkplatz eine hervorragende Schneequalität, weil zwar bestrahlte Oberflächen ungewöhnlich warm wurden, nicht aber die Schneedecke. Auf der gesamten Tour konnte ich keinerlei Tau feststellen, auch nicht von den dunklen Dächern der Hütten.

nun zieht es sich etwas

Vom Betreten der Hochebene bis zur „Unbenannten Scharte“ benötigte ich nochmals eine gute dreiviertel Stunde. Der Anschein eines flachen, schnellen Anstieges verblasste rasch durch meine völlig dahin geschmolzene Kondition in den letzten Wochen und den zusätzlichen 7 kg Gepäck, die in Nordamerika sich bei viel Sitzen und üppigen Mahlzeiten einschlichen und in den heimischen Weihnachtsfeierlichkeiten seinen Höhepunkt fand.
Kein Schaden ohne Nutzen – den tollen Anblick der Winterlandschaft hatte ich dadurch länger.

noch 10min bis zur Scharte

Von der Unbenannten Scharte aus zieht ein zuerst recht steiler Gratrücken gen Gipfel der Mölser Sonnenspitze. Dieser Rücken ist zuweilen etwas schmal für Lehrbuchspitzkehren und so erlebt man bei abgewehter Schneelage einige Passagen, bei denen jugendliche Gelenkswinkelbereiche von Vorteil sind, aber alles in allem ist der Aufstieg unter Schi keine große Sache, die ernsthafter Fähigkeiten bedarf. Wer bis zur Scharte kommt, kommt ganz hinauf – Schneelage vorausgesetzt.

Aufstieg zur Mölser Sonnenspitze

Für jene, die sich den Anstieg nicht zutrauen hat die Natur das sogenannte „Schispitzl“ gegenüber der Unbenannten Scharte aufgetürmt. Das Schispitzl ist ein wesentlich mildere Erhebung andernseits der Scharte, jedoch in seiner geodätischen Höhe gar nicht so viel unterlegen und es ziert ein gut sichtbares Holzkreuz, wie es auch ein solches auf der Mölser Sonnenspitze gibt. Der Aufstieg von der Mölser Sonnenspitze aus gesehen ist mit ein paar harmloseren Spitzkehren als auf die selbige erledigt (habe es nicht bestiegen, nur von der Mölser Sonnenspitze aus betrachtet).

Aufstiegsgelände zur Mölser Sonnenspitze

Steht man auf dem schmalen flachen Gipfelpodestchen der Mölser Sonnenspitze, so genießt man in alle Himmelsrichtungen eine phänomenale Tiefe.

Mölser Sonnenspitze, 2.497m

Im Osten beginnend findet sich da jede markante Erhebung im Wattental, im Nordosten beginnend mit dem Koloss des Hirzers, mit 2.725m ein wichtiges Ziel der Winterbesteigungen in den Tuxern, über den Hippold und die eigenartig, so gar nicht in das Bild der Bergkette passende Felserhebung der Eiskarspitzen (die örtliche Geologie ist meinerseits hier noch zu studieren), über die Torspitze, Graue Wand bis zu den Felswänden an Tor- und Kalkwand, eine imposante Kette.

Blick zurück auf die Aufstiegsroute

Im Süden versperren die zuvor erwähnten Tarntaler Köpfe die Sicht auf den 2.886m hohen Lizumer Reckner – eines Königszieles der Schitouren in der Wattener Lizum.

Panorama gegen Südosten

Gen Südwesten bis Nordwesten ranken sich die zentralen Zillertaler über die südlichen Staubaier bis hin zu den parallelen Bergrücken des Voldertales, die sich ebenso mit formschönen vorwiegend Glimmerschiefer, aber auch gneisführenden Riesen im Inntal in der Höhe entladen, ein gewaltiger Stellvertreter dafür fast im Norden gelegen, der Malgrübler mit 2.749m Höhe.

Panorama gegen Südwesten

Die milden Temperaturen und der leicht böige, aber nicht kalte südwestliche Jochwind veranlaßten mich zu einem besonders langen Gipfelaufenthalt und die gerade verstreichende Mittagsstunde erlaubte auch ein Schäferstündchen im übertragenen Sinn für die Betrachtung der Schönheiten rund um den Aufenthaltsort, ohne einen Gedanken das lichte Tagesende verschwenden zu müssen. Ein zweites faustisches Erlebnis an diesem unvergesslichen Tag.

Panorama gegen Nordwesten mit Naviser Sonnenspitze

Daß die Windeinflüsse der letzten Tage trotzdem beachtlich waren konnte ich an den deutlich sicht- und spürbaren Aufstiegsspuren und den dazugehörigen Gipfelbucheinträge der letzten Tage feststellen. Hier möchte ich vorwegnehmen, daß keiner der Gipfelbucheingetragenen offenbar in das Mölsertal abgefahren ist, da über die traumhaften Hänge keine Spuren vorhanden waren. Alle der acht Bergsteiger von 23.12. bis heute mußten also über den schönen Nordhang, den ich auch teilweise benutzt habe, wieder Richtung Lizumerhütte abgefahren sein.

Gipfelhang der Mölser Sonnenspitze

Meine Abfahrt fand über unberührte Sonnenhänge zum Mölser Hochleger statt und davon gibt es in der Bildergalerie noch mehr Fotos. Man sollte allerdings – und hier möchte ich zu Ernsthaftigkeit mahnen – nicht die Abfahrt einer Besteigung  zum Höhepunkt machen, sondern auf dem Boden der Tatsache bleiben.

Abfahrtsgelände unterhalb der Scharte

Die Schi sind Mittel für Auf- und Abstieg, das Ziel ist immer der Berg bzw. der Gipfel, nicht die Abfahrt. Die Abfahrt ist meist nett und anregend, aber doch nur Beiwerk des Alpinismus. Vielleicht bedarf es einer gewissen Distanz zur Jugendlichkeit, um diese Erkenntnis zu erlangen, in jedem Fall aber ist es die logische Entwicklung.

nach 2min Fahrt

Nun stand ich an diesem wunderschönen Tag vor dem schönen Nordhang am Gipfel und erfreute mich an den ersten Schwüngen darin, den ich bei der großen Steilheit nach drei, vier Schwüngen schon verlassen mußte, um nicht unterhalb der Unbenannten Scharte zu gelangen.

nach 8min Abfahrt

Mein Rat für die Abfahrt ist daher den Steilhang zu benutzen, wenn der dies zuläßt. Die Abfahrt über die gepresste, abgeblasene Windkante des Gratrückens ist sicher keine sinnvolle Alternative zur Leeseite des Nordhanges. der Nordhang der Mölser Sonnenspitze läßt sich auch gut fahren, er ist immer im Schatten und erleidet sicher wesentlich weniger Frost/Tauwechsel mit ausgeprägtem Harschdeckel als Folge.

oberhalb des Mölser Hochlegers

Ab der Unbenannten Scharte zwischen Mölser Sonnenspitze und Schispitzl waren, wie erwähnt, heute die Hänge unberührt. Kurz vor dem Mölser Hochleger mischten sich von rechts Spuren in den Hänge, die von der Mölser Scharte herunterzogen.

Mölser Hochleger 1

Ab dem Mölser Hochleger folgt man dem Weg, auch wenn er nicht gespurt ist. Tut man das – so wie ich kopflos der Einzelspur gefolgt bin – nicht und folgt der einzigen Abfahrtsspur von der Mölser Scharte herunter, dann erlebt man nochmals ein aufregendes „Training“ über steile Hänge und Staudenwerk, über einen schmalen Sommersteig (der erst einmal erkannt werden muß) bis hinab in den Talgrund.

einer Spur nachgefahren, nicht den Weg benutzt…

Nach einem aufregenden Ritt, den ich nur Spezialisten empfehlen kann, warten am Talgrund dann eine Bachüberquerung, die es in sich hat, wenn man zu voreilig ist und ein guter Kilometer Flachstrecke in denen man pro hundert Längenmeter an die zwei Höhenmeter verliert. Gottseidank befindet sich der gebeutelte Schitourengeher dort immer noch auf 1.800m und die Wahrheit ist gewiss, daß noch gute 300Hm Abfahrt bevorstehen, die ohne brennenden Trizeps Muskeln vonstatten gehen werden.

ein Steiglein soll zur Abfahrt dienen

Bevor dies allerdings Wahrheit wird zum ungewollten Langläufer. Es entschädigt die Landschaft und es beunruhigt die gegenüber, vom Malgrübler abgegangenes Grundlawine, eine respektable Gleitschneelawine, deren unteres Ende man in nur ca. 200m Abstand antrifft.

nun beginnt das Oberarmtraining

Nachher überquert man eine Brücke und das darunterliegende Wasserschloss markiert wieder den Beginn der Zivilisation und alsbald erreicht man die Hütten am Ende der Rodelbahn. Ein aufregendes, schweißtreibendes Stück Tour, das ich nachträglich nicht missen möchte, es aber eben nur dem Unerschrockenen empfehlen kann. Der Normalgeher bleibt in sozialistischer Manier besser am Weg vom Mölser Hochleger bis zur Kaserne in Walchen.

netter Abschluß der Sonderfahrt

Im Rückblick gesehen durfte ich heute die schönste und vielfältigste meiner wenigen Schitouren erleben; vielleicht auch weil ich alleine unterwegs war und – außer einem knappen „Guten Morgen, Servus“ zu einem Jungdiener auf Morgenrundgang mit Schneeschuhen am Truppenübungsplatz – keine Menschenseele angetroffen habe und das Wetter so ideal wie kaum war. Höchstwahrscheinlich war es die Mischung aus allem.

Ende der Rodelbahn – Mölser Niederleger

Die Tourenzeit – anhand der Fotos leicht ersichtlich – betrug gut fünf dreiviertel Stunden mit einem knapp dreiviertelstündigen Gipfelaufenthalt.
Die Strecke betrug gut 16km und die reine Aufstiegszeit drei dreiviertel Stunden.

Mils, 25.12.2017