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Östlicher Feuerstein, 3.267 m

Als Ursprungspunkt zweier mächtiger Gebirgskämme, dem Habicht-Elfer-Kamm in den Nordosten und dem Aggls-Rosskopf-Kamm in den Südosten, stellt der Östliche Feuerstein nicht nur eine geografisch bedeutsame Position dar, seine Erscheinung vom Simmingjöchl aus beeindruckt auch durch Farbe und alpiner Schönheit.

Grüblferner Juli 2022

Die Besteigung von der Bremerhütte über das Simmingjöchl verhüllt den Blick auf den Grüblferner sehr lange im Aufstieg, erst nach der Nürnberger Scharte öffnet sich ein phänomenaler Blick auf die Eismassen und die beiden Feuersteine gegenüber.

Grat zum Östlichen Feuerstein mit klaffendem Bergschrund

Überdies ist der Östliche Feuerstein für den versierten Bergsteiger kaum mit nennenswerten Schwierigkeiten zu besteigen. Der kurze Aufstieg über den Grüblferner ist eher flach, der Gletscheransatz knapp unterhalb des Pflerscher Hochjochs stellt mit einer breiten Spalte (Bergschrund) die Schlüsselstelle im Eis die einzige Prüfung dar. Hiefür empfiehlt sich, neben Eisen für den Gletscher, ein klassischer Pickel mit Schaft. Im Fels am Grat bilden wenige Passagen, denen man die untere Stufe von mäßiger Schwierigkeit zuordnen kann, die kleinen Prüfungen an die Kletterfähigkeit.

Landesstraße nach Gschnitz – Sichtbarkeit Östlicher Feuerstein bis Jubiläumssteig Innsbrucker Hütte

Ausgesetzt muß nicht gestiegen werden, die Länge des Grates vom Pflerscher Hochjoch bis zum Gipfel soll auch nicht unterschätzt werden. Alle Kartenwerke, die auf Outdooractive zugreifen (so auch die digitale AV-Karte) zeigen eine Aufstiegsroute von der Nürnberger Scharte auf den Grüblferner, die heute nicht mehr begehbar ist. Mehr zu diesem wichtigen Thema weiter unten.

gegen 7 Uhr ab mit dem Radl Richtung Laponesalm

Der Aufstieg vom Gschnitztal scheint von den beiden Normalwegen der weniger oft begangene zu sein. Auch im Internet finden sich derzeit (Juli 22) wenige Berichte dieser Route. Es mag wohl auch an der Länge der Route liegen, die mit 11,3 km vom Langental (Stubai) gegenüber 12,8 km vom Gschnitztal kürzer und um gut 100 Aufstiegsmeter niedriger ausfällt. Die Tour kann für den konditionsstarken Bergsteiger als Tagestour absolviert werden, ansonsten empfiehlt sich bei mehr als 2.100 m Gesamtaufstieg vom Parkplatz Feuerstein bis auf den Gipfel die Nächtigung in der Bremer Hütte.

Parkplatz beim Gh. Feuerstein – Aperer Feuerstein im Hintergrund

Wer glaubt den Östlichen Feuerstein von der Terrasse der Hütte aus sehen zu können der irrt. Der Gipfel zeichnet sich erst einige Dutzend Vertikalmeter oberhalb der Hütte ab; von der Terrasse kann man das Osteck des Pflerscher Hochjochs sehen, in dessen südwestlicher Verlängerung der Gipfel liegt. Die Sichtbarkeit des Östlichen Feuersteins, als höchstem Gipfel aller drei Feuersteine, ist von der Ferne im Gschnitztal nur bis nach dem Ort Gschnitz und aus der Nähe erst wieder bei der Nürnberger Scharte gegeben. Vom Gasthaus Feuerstein aus kann man nur den Aperen Feuerstein sehen.
Von dort, vom Gasthaus, über die Laponesalm bis zum abzweigenden Steig auf die Bremer Hütte, benutzten wir das Radl für die schnellere Ausfahrt am Abend und kürzten damit den Rückweg gegenüber der Bewältigung per pedes um knapp 4 km oder gut 40 min ab.

phantastischer Rückblick auf das hintere Gschnitztal

Um 6:45 konnte man an dem zwar wetterstabilen – jedoch durch die Regenfälle am Vortag feuchtigkeitsreichen und mit zunehmender Bestrahlung daher nebelanfälligen – Vormittag auf der Landesstraße nach Gschnitz die so atemberaubend schönen, feuerroten Felsflächen der Feuersteine in der Morgensonne förmlich brennen sehen, welches ein Foto nicht wiederzugeben vermag. Man muß das Schauspiel in natura erleben.
Um kurz nach sieben Uhr starteten wir mit dem Radl vom Parkplatz nach dem Gasthaus Feuerstein in Richtung Laponesalm.

Eintritt in die Simmingalm

Auf der Strecke zum abzweigenden Steig durch den Wald werden geodätisch 248 Hm Aufstieg absolviert (Gh. Feuerstein 1.282 m / Abzweigung 1.530 m). Der Großteil der Straße ist asphaltiert, nach der Laponesalm führt sie als Schotterweg bis zur Talstation der Materialseilbahn der Bremer Hütte weiter; die Abzweigung auf den Steig befindet sich vor der Talstation.

die Simmingalm vom Steig zur Bremer Hütte

Mit dem Steig über den Südhang der Hohen Burg überwindet man eine für die Stubaier Alpen – speziell im Stubaital – so charakteristischen Talstufen, die mit teilweise imposant steilen Abbrüchen jeweils die nächsthöhere Stufe einleiten und über die die klaren Bäche der Gletscherabflüsse hinab tosen. Eine etwas kleinere Ausgabe zum bekanntesten dieser Bäche, dem Grawafall im hinteren Unterbergtal (Stubai), birgt das hinterste Gschnitztal mit dem Simmingbach, der über die Steilstufe von der Simmingalm herunter bricht.

Herwig vor der noch nebelverhüllten Äußeren Wetterspitze

Der Steig führt zunächst durch den Wald, um dann, um etwa acht Uhr bereits spürbar sonnenbestrahlt, über grasbewachsene Serpentinen gegen Westen auf die nachfolgende Talstufe, der Simmingalm, führt. Der Steig, wunderbar gepflegt durch mühsam händisch ausgeführte Mäharbeit mit der Sense zu beiden Seiten des mittelbreiten Steigs.

Bremer Hütte gegen Hintersimming mit Aperem Feuerstein

Wurde die Talstufe erreicht geleiten ein paar Höhenmeter abwärts zu den weiten saftigen Almwiesen, durch die sich der Simmingbach mit seinen zahlreichen kleinen Zuflüssen hindurch mäandert, eine grüne Pracht die Ebene. Im hinteren Teil der Ebene befindet sich der kleine seichte Simmingsee, gebildet durch die Zuflüsse vom schönen Lautersee herab, der passiert wird, wenn man zur Äußeren Wetterspitze unterwegs ist. Das Turbinenkraftwerk der Bremer Hütte befindet sich auch oberhalb des Talkessels der Simmingalm, gespeist von den Wassern der Wetterspitze – eine hervorragend nachhaltige Lösung für die menschlichen Notwendigkeiten auf 2.400 m. Die schöne Almfläche wird heute nicht mehr als solche genutzt.

Bremer Hütte, 2.414 m

Am eisgeschliffenen Hang gegenüber dem Eintritt in die Simmingalm, dem „Mitteregg“ setzt der Steig mit weiteren 400 Hm zur Bremer Hütte als Ausgang fort. Dort wird auch die Seilbahntrasse der Materialseilbahn der Bremer Hütte gequert. Dieser Aufstieg bietet einen schönen Einblick auf Jahrtausende von Behandlung der Felsoberflächen durch bewegtes Eis mit Schutt auf dessen Unterseite.

am Weg ins Hintersimming

Die Schleifspuren durch Geschiebetrümmer, die zwischen der massiven Auflast der Eismassen und der Felsoberfläche entstanden sind, können eindrucksvoll nachvollzogen werden und es ist dabei gut ersichtlich, daß sich die härteren Quarzgänge im Fels gegen den Schliff wehrten, indem sie – deutlich sichtbar – kleine Rippen auf der glatten Oberfläche bildeten, die kaum mehrere Millimeter – aber doch – aus der sie umgebenden Gneismatrix hervorstehen. Diese glatten aber griffigen Flächen werden im Aufstieg zur Bremer Hütte direkt begangen.

Murmelen (Mangger) am Weg zum Talkessel

Wollgras wächst auf dem flachen Teil des Mittereggs, und es ist schön anzusehen, wenn sich die flauschigen Blütenpollen im leichten Lufthauch der Thermik wiegen. Am Weg dorthin, noch vor diesen flachen und feuchten Mulden die Wollgras als Lebensraum benötigt, zweigt der Steig über den Kamm im Süden zu den beiden Tribulaun Hütten ab.

Simmingferner, oder sein Rest; die Fortsetzung der Eisfläche am, unteren Rand noch sichtbar

Die Bremer Hütte auf 2.414 m gelegen bildet den zentralen Stützpunkt für die Touren auf die Feuersteine und andere Gipfel des Grenzkamms zum südlichen Tiroler Landesteil, sowie auch auf die Gipfel des inneren Habicht-Elfer-Kammes. Sie feiert 2022 ihr 125-jähriges Jubiläum. Wir rasteten dort ein Viertelstündchen bei einem Getränk, mit wunderschönem Blick auf die rotgefärbten Gipfel, bevor wir den Steig zum Simmingjöchl fortsetzten.

Simmingjöchl (zu dem nicht direkt aufgestiegen wird; rechts führt der Steig zur Zollhütte)

Als Wermutstropfen in der Landschaft muß nicht erwähnt werden, daß vom einst mächtigen Simmingferner nur noch ein Abklatsch an Eiskörper übrig geblieben ist, auch wenn er sich unter ständig hör- und sichtbar herunterbrechendem Geröll und Schutt noch einige Dutzend Höhenmeter unterhalb der Abdeckung zu Tale hin zieht. Die einstige Mächtigkeit des Ferners kann man am weiteren Weg ins Hintersimming studieren, die verschiedenen Wallformen und Seitenmoränen (siehe eindrucksvolles Bild der Blöcke an der Oberseite der Seitenmoräne in der Bildergalerie) seiner größten Ausdehnung.

Rückblick vom Hintersimming zur Bremer Hütte

Bis in den Kessel im Hintersimming gewinnt man an Höhenmeter nur wenig dazu. Im Gegenteil, man ist gezwungen ungangbare Felsrippen von der Inneren Wetterspitze herab zu untersteigen und verliert nach der Hütte merklich an Höhe, bevor der Steig gegen den Talkessel zunächst mäßig ansteigt, bevor er über Serpentinen steiler wird und zuletzt in einer brüchigen, seilversicherten Rinne gegen die Zollhütte ansteigt.

auf der Kammhöhe bei der Zollhütte; Blick nach Westen zur Nürnberger Hütte: links Wilder Freiger erahnbar

Ziemlich am Tiefpunkt des Steigs ins Hintersimming zweigt ein Steig zur Magdeburger Hütte in Südtirol ab. Sein Verlauf ist schwer auszumachen, wenn man ihn nicht kennt. Er führt, ansteigend über die Fernerschröfen, östlich der Bremer Scharte über den Grenzkamm.

Zollhütte gegen Innere Wetterspitze

An der Zollhütte ist man wohlgemerkt nicht am Simmingjöchl, selbiges befindet sich 160 m weiter südlich und kann im Aufstieg anhand der Einsattelung deutlich als „Jöchl“ wahrgenommen werden. Wer also von der Bremer Hütte zur Nürnberger Hütte wechselt passiert das Simmingjöchl nicht direkt.

Grat zum Grüblferner im Nebel, rechts Aperer Feuerstein

Wer sich in der Zeit der Europäischen Union keine Vorstellung mehr über den Zweck einer Zollhütte auf 2.754 m Höhe machen kann, dem sei hier näher gebracht, daß in der Zeit nach dem letzten Weltkrieg auf dieser die Zollbeamten aus dem Gschnitztal ihren Dienst verrichteten und Schmuggler, die vor allem viel billigeren Tabak und Kaffee, aber auch andere Waren italienischer Provenienz, des Nächtens und bei Nebel auf dem Gletscherweg nach Tirol und nach Deutschland brachten, um teilweise sogar davon zu leben. Die Zeiten waren karg und man nahm was zu nehmen war, auch unter größten alpinen Gefahren.

vor dem Simmingjöchl mit den jung ausgeaperten Fernerflächen bis zur Nürnberger Scharte; rechts Aperer Feuerstein

Der Verfasser dieses Berichtes kennt beide, einen berühmten Absamer Gemeindebürger als bekennender Schmuggler und seinen eigenen Großvater, der als Zöllner viele Jahre seines Lebens zwischen dem Brenner und dem Timmelsjoch Dienst tat und Schmuggler aufspüren mußte, somit das Bergsteigen und Schitouren mit dem Beruf vereinen konnte. Beide, Gejagte und Jäger, wussten spannende Geschichten über ihre Alpinerlebnisse zu erzählen.

Gletschersee in der Mulde am Simmingjöchl zur Nürnberger Scharte

Die Zollhütte schwappte bei unserer Ankunft über vor Weitwanderer, die eben von der Nürnberger zur Bremer Hütte hin wechselten und man unterhielt sich per Videotelefonie lautstark mit den Verwandten, irgendwo in Holland, denen die Landschaft ins Haus gebracht werden sollte. Ein zu geschäftiger Ort, den wir recht bald verließen, um die Richtung nach Süden zum Simmingjöchl einzuschlagen.

Ausdehnung der Eisfläche unterhalb der Nürnberger Scharte

Am Simmingjöchl entdeckten wir am Rückweg deutliche Steigspuren hinab hinter die Felsen. Es sollte also möglich sein den Aufstieg zur Zollhütte auszusparen und somit etwa 50 Hm abzukürzen. Wir sind dem Steig aber auch beim Abstieg nicht gefolgt, um mit Gewissheit sagen zu können, daß er durchgehend an den Steig im Hintersimming heranführt. Von diesem sieht man nämlich keinen Abzweig im Aufstieg. Möglicherweise verläuft sich der Steig im Geröll der Flanke und man steigt weglos weiter.

obere Bruchzone nicht begehbar

Südlich des Simmingjöchl blickt man nun umso näher auf die geschliffenen rotbraunen Gletscherfelsen und riesigen Gesteinsblöcke, die der Gletscher herausgearbeitet hat. Der Grund für die äußerst intensive, ja fast bis ins rostbraune gehende – sodaß man meinen könnte man stünde Gestein mit Eisenoxidgehalt gegenüber -, rötlich-braune Färbung liegt am geringen Gehalt an Hellglimmern (hier ist vorwiegend Muskovit gemeint) in einer Quarz, Plagioklas und Biotit-reichen Matrix.

ab ins Blockwerk mit noch beachtlicher Blockgletscherreichweite

Die Verwitterungsfarbe von Biotitplagioklasgneis erscheint daher rötlich-braun. Auch die umgebenden Gipfel im Kamm und der Zweigkämme, z. B. die Wetterspitzen, bestehen aus diesem Gestein, wenngleich man es nach vielen Jahrhunderten der Verwitterung gegenüber den jungen Flächen der sich zurückziehenden Gletscher nur mehr an ihren kürzlich passierten Abbrüchen zu sehen bekommt.

 

Rückblick auf das Simmingjöchl

Der Aufstieg vom Jöchl auf die Nürnberger Scharte ist ein mühsamer. Zunächst stiegen wir nach dem Simmingjöchl wieder etwas tiefer – zu den unter Sonnenbeleuchtung von Schluff leicht türkis gefärbten Gletscherlacken – ab, durchschritten eine kurze weiche Zone von Feinteilen, die vom Schmelzwasser an des Gletschers Stirn gebildet wird, bevor wir mit Vorsicht erstmals nach über vier Stunden des Aufstiegs Gletschereis betraten.

mühsam zur Nürnberger Scharte

Wir blieben nahe am Rand des Eiskörpers und konnten im Aufstieg mit den Stöcken ab und zu Hohlräume unterhalb erklopfen, die jedoch wunderbar standhielten. Gegen die obere Begrenzung hin mußten wir die angenehm flache Eismasse verlassen, da sich signifikante Spalten und Schollenbrüche auftaten. Somit waren wir wieder auf das mühsame Fortkommen über die zum Teil Kubikmeter messenden Blöcke angewiesen. Schutt und unverwitterte Flächen auf den Trümmern zeugten von Felsstürzen vom Aperen Freiger herab. Die kurze Strecke von der Zollhütte zur Nürnberger Scharte mit gut einem Kilometer und nur 180 Hm Aufstieg dauerte somit eine Dreiviertelstunde.

Nürnberger Scharte; Blick auf den Fernerrest auf den die Route der AV-Karte führt

Die Überraschung an der Nürnberger Scharte besteht nicht nur in der einmaligen Sicht auf die hohen der drei Feuersteine, vor allem aber in der Tatsache, daß die in oben erwähntem Kartenwerk eingezeichnete Route nicht begehbar ist. Die Flanke von der Scharte zum tief liegenden Ferner erscheint im oberen Teil fast senkrecht und besteht aus – weit gefährlicher noch als die Steilheit – mannsgroßen Blöcken in feinerer Einbettung, mit einem Wort nichts anderes als offen dastehendes Gletschergeschiebe von dem zu jeder Zeit Ausbrüche auf den Gletscher darunter passieren, wie im Tiefblick ersichtlich wurde.

Abbruchkante von der Nürnberger Scharte nach Westen; Hintergrund: Östlicher und Westlicher Feuerstein

Beeindruckt von dieser Situation, sowie mit Respektabstand von der Abbruchkante, stiegen wir aufwärts, um oben vielleicht das Glück zu haben zum Grüblferner zu gelangen, da es von unten danach aussah. Den Aperen Feuerstein ließen wir rechts liegen und folgten einer Art Steig am Rücken, von der Abbruchkante entfernt. Oben angekommen präsentierte sich ein atemberaubender Blick auf den Ferner und die beiden hohen Feuersteine, leider aber wieder kein Weiterkommen, durch dieselbe Abbruchsituation wie unten an der Nürnberger Scharte bedingt. Zwar wäre dieser Abstieg nicht so tief gewesen, mit Sicherheit aber genau so risikoreich, unter keinen Umständen eine Option.

kurzer Aufstieg zum Aperen Feuerstein

Nun blieb nichts anderes mehr über als einen eigenen Aufstieg zu suchen und zwar hinauf auf den Buckel und weiter am Grat, der zur Pflerscher Scharte hinauf zieht. Von unten konnten wir ausmachen, daß es weiter oben am Grat die Möglichkeit geben muß auf den Gletscher abzusteigen und vom Aufstieg vor der Nürnberger Scharte wußten wir, daß auf dem Buckel oben Holzstangen (Schneestangen?) montiert waren, sodaß dieser Aufstieg nun logisch erschien. Allein der lockere Fels brachte einige Anspannung, ob Blöcke sich lösen würden.

links im Bild ein verlockender Steig, der keiner ist

Die etwa 50 Hm messende Flanke bestand nahe an ihrer Kante aus Blöcken, die sich bereits aus der stabilen Verkeilung gelöst hatten und teilweise gefährlich lose auf ihrem Untergrund auflagen. Wir kletterten daher weiter innerhalb der Flanke als am Rand und immer wieder konnten wir feststellen, daß der Verbund sich hier in den nächsten Jahren bis tief in die Flanke lösen wird.

am der Abbruchkante zum Grüblferner nach Süden; Hintergrund Östlicher Feuerstein

Oben fast direkt am Hochpunkt angekommen – die kurze Kletterei kann als mäßig schwierig beschrieben werden – trafen wir die Holzstangen an. Ein wunderbares Plätzchen zur Beobachtung von Schmugglern und daher muß es dort hinauf einen besseren Weg geben, den wir im Abstieg auch in der direkten Gratbegehung von der Nürnberger Scharte gefunden haben. Steinmänner übersahen wir dort jedoch keine, sodaß dieser Weg nicht sofort gefunden wird.

am Gupf angekommen, eine wunderbare Fotoperspektive

Nun folgten wir der Gratlinie, die mit leichtem Abstieg und über schärfere Teilstücke zu ihrem Tiefpunkt führte, an dem wir den Übergang zum Grüblferner suchen wollten. Die „schärferen“ Gratstücke muß man sich nicht mit Kletterei verbunden vorstellen, sie werden mit Stöcken begangen, sind jedoch ähnlich zerrissen wir der zuvor beschriebene Aufstieg auf den Buckel.

am Grat zum Pflerscher Hochjoch

Hier kann jederzeit ein Rutscher die Platten und Schollen zum Absturz bringen. Die kompakte Flanke im Osten ist dabei an manchen Stellen hilfreich, wenn einem die Klüfte zwischen den Platten auf der Gratlinie zu instabil und zu weit erscheinen. Diese Strecke ist jedoch recht kurz und rasch gemeistert.

Rückblick zum Gratkopf – man beachte die Lagerung der Plattenschollen

Während unseres Aufstiegs und der Gratbegehung beobachteten wir Aufsteigende sowie Absteigende von und zur der Nürnberger Hütte mitten am Grüblferner, wie sie die kürzesten Schritte über die massiven Spalten suchten. Von oben hatten wir natürlich die beste Route im Blick und konnten sehen wie mühsam manche Spalte zu umgehen war und welche Zeit man für einen solchen Aufstieg benötigt.

geeignete Stelle mit Abstieg zum Grüblferner

Nach kurzer Gratbegehung erreichten wir den Tiefpunkt von dem aus wir den kurzen Abstieg schräg nach unten zum Grüblferner zu unternehmen gedachten. Die Stelle muß nicht extra beschrieben werden, sie erscheint durch ihre Lage logisch und der schräge Abstieg erfolgt zwar in ebenfalls gelockertem Gelände, jedoch mit wesentlich geringerer Hangneigung. Aufhalten sollte man sich unten am Rand des Grüblferners jedoch nicht unnötig lange, wovon abgestürzte Brocken zeugen.

Anlegen der Eisen für den Gletscheraufstieg

Mit Steigeisen bewältigten wir den ersten flacheren Teil am Gletscher recht zügig. Imposant und auf den Bildern nachvollziehbar sind die Rutschbahnen der Gesteinsbrocken, die teilweise etwa hundert Meter in das Fernerbecken hineinreichen.

über gut sichtbare Spalten hinweg

Die Spalten am Grüblferner waren Ende Juli bestens sichtbar und da wir recht nahe am linken Rand (in Aufstiegsrichtung) unterwegs waren trafen wir auch nicht sehr viele Spalten an. Jene, die wir bis zum Aufsteilen des Gletscherbeckens überwinden mußten, waren maximal unter einem Meter breit, meist unter einem halbem Meter.

etwas tiefer in den Ferner hinein, jedoch weit links im Aufstieg bleibend

Der Pickel gibt hier zusätzliche Sicherheit und wird oben, an einer Spalte, die als Bergschrund bezeichnet und als Schlüsselstelle unseres Gletscheraufstiegs angesehen werden kann, ein wichtiges Instrument der vorbeugenden Sicherung. Als Bergschrund ist die Spalte gegenüber jener weiter westlich an der Gratflanke zum Östlichen Feuerstein ein Zwerg, für die mögliche Schrittlänge ist sie jedoch schon zu breit.

oberhalb des Bergschrundes am Pflerscher Hochjoch

Wir stiegen nach dem Bergschrund respektvoll bis auf die völlig unter Eis stehende Gratkante zum Pflerscher Hochjoch auf, um dann festzustellen, daß wir am Felsansatz im Westen wieder 20 Hm absteigen mußten, um an den günstigsten Ausgangspunkt für die Erklimmung des Grates zu gelangen. Im Abstieg querten wir kaltschnäuzig zum Bergschrund, ohne nennenswerten Höhenverlust auf kompaktem Eis, ohne Spalten.

vereiste Grathöhe am Pflerscher Hochjoch

Schräg nach oben steigt man nach dem Ablegen der Eisen und des Pickels am Ende der Eisstrecke zum Felsgrat auf. Einige Minuten wird er direkt begangen unter phänomenalem Blick auf den Feuersteinferner im Süden. Die Gratflanken sind zu beiden Seiten durchaus steil, ausgesetzte Stellen gibt es aber eigentlich nicht.

zeitlich nicht zu unterschätzender Grat zum Östlichen Feuerstein

Nach dem ersten flacheren Stück trennt eine schmale Scharte den recht steil aufsteigenden weiteren Gratverlauf. Diese Scharte, eine Störzone, scheint aus recht schlechtem Gestein und Feinteilen zu bestehen und wird in den kommenden Jahren mit Sicherheit an Schwierigkeit zulegen.

Rückblick am Grat auf das Pflerscher Hochjoch

Derzeit ist sie sicher zu begehen, weist jedoch deutliche Spuren der Erosion auf und bricht mit gefährlichem Geröll zu beiden Seiten auf die Gletscher hinab.

Scharte mit Störzone

Ein paar Aufstiegsminuten später erblickten wir das ersehnte Gipfelkreuz. Nach sechseinhalb Stunden, mit nur einer nennenswerten Pause von etwa 20 Minuten bei der Bremer Hütte, waren wir doch recht froh darüber und auf mittlerweile signifikant über 3.000 m Seehöhe auch entsprechend angestrengt. Es sollten aber knapp sieben Stunden werden, die für den Gipfelsieg am Östlichen Feuerstein nötig wurden.

Rückblick an der mäßig schwierigen Kletterstelle

Anschließend an die steile Flanke folgte der Aufstieg über eine leichte Kletterstelle, der man die eingangs erwähnte untere Schwelle von „mäßig schwierig“ zumessen kann. Sie besteht aus schräg gestellten glatten Felsflächen, die jedoch mit Handrissen durchzogen sind, die auch als Tritte einwandfrei begehbar sind.

eine weitere Stelle mit netter Kletterei in gut griffigem Schiefergneis

Weiter geht es anschließend noch eine Viertelstunde über ein paar Aufschwünge ohne nachfolgende Scharten, bei denen abgestiegen werden müßte. Der Gipfelbereich wird dann überraschend förmlich auf einem Steig erreicht und ist ebenfalls überraschend untypisch rund geformt im Gegensatz zum vorher durchwegs bizarren Grat. Unser Aufstieg hatte somit 6:50 Stunden in Anspruch genommen.

Rückblick auf den Grataufstieg vom Pflerscher Hochjoch

Leider verzog sich der Nebel auch bis zum Erreichen des Gipfels gegen 14 Uhr hin nicht vollständig, womit wir beschlossen die Gipfelrast etwas ausdehnten, um in den Genuss von nebelfreien Bildern zu kommen, falls er uns die Gnade erweisen sollte, sich von den besten Fokuspunkten zu entfernen.

Herwig am Östlichen Feuerstein

Unser erster Blick galt dem Tale und von wo im Gschnitztal aus man den Östlichen Feuerstein sehen kann. Dies ist bis etwa 500 m nach dem Parkplatz des Jubiläumssteiges zur Innsbrucker Hütte auf der Landesstraße der Fall, bis nach dem Gschnitzer Ortsteil „Gurns“. Das Bild dazu befindet sich in der Bildergalerie und man kann auch deutlich erkennen, daß die Bremer Hütte leider nicht sichtbar ist, sie versteckt sich hinter dem Grat, den wir als Zugang zum Grüblferner nutzten.

Talblick über das Osteck vom Pflerscher Hochjoch ins Gschnitztal

Dem noch deutlich höheren Wilde Freiger galt unser zweiter Blick und bei diesem tat uns der Nebel erst beim Abstieg den Gefallen denselben vollständig zu enthüllen. Nach Süden hin waren die Nebelverhältnisse besser, hier hatten wir einen guten Fernblick auf den Aggls-Rosskopf-Kamm die tollen Schitourenziele auf die Ellesspitze und die Wetterspitze.

gewaltiger Aggls-Rosskopf-Kamm mit schönen Schitourenzielen

Im Westen, am mittleren Hauptkamm,  reicht der Blick auf die Sonklarspitze, den Wilden Pfaff und das Zuckerhütl.

Westlicher Feuerstein mit Schwarzwand- und Sonklarspitze rechts (vor dem Nebel)

Die Aussicht in den Südwesten besticht mit dem Botzer in 5,7 km Entfernung und auf die Ötztaler Alpen rund um das Timmelsjoch, gleich rechts neben dem Botzer der Granatenkogel in 19 km Entfernung.

im Hintergrund rechts neben dem Botzer die Granatenspitze in den Ötztaler Alpen; rechts der gewaltige Übeltalferner

Im Süden ragt die Nordwand der unmittelbar gegenüber dem Feuersteinferner gelegenen Agglsspitze und rechst dahinter der Hohen Kreuzspitze, beide tolle Schitourenziele.

Agglsspitze mit Magdeburger Scharte; im Hintergrund das Schitourenziel der Hohe Kreuzspitze

Der Blick in den Osten, dem Kamm folgend, in unmittelbarer Nähe jenseits des Pflerscher Hochjochs findet sich die Schneespitze und dahinter die Weißwandspitze (mit der Besonderheit einer Dolomitaufsattelung auf kristallinem Untergrund), knapp noch an der südlichen Flanke der Weißwandspitze sichtbar das tolle Schitourenziel Hoher Zahn, bevor der mächtige Pflerscher Tribulaun sich auftürmt, mit seinem nördlichen Bruder dem Gschnitzer Tribulaun.

die dolomitische Weißwandspitze, rechts (beschattet) das Schitourenziel Hoher Zahn, rechts die gewaltigen Tribulaune

Eines der – dem Verfasser bekannten – ältesten Gipfelkreuze ziert den Östlichen Feuerstein. Ein Stahlkreuz der katholischen Jugend St. Theresia aus Nürnberg aus dem Jahr 1964, mit Christusmonogramm, auf schmalem Betonsockel widersteht seit 58 Jahren den Wettern in der Höhe. Leider fehlt das Gipfelbuch.

Östlicher Feuerstein, 3.267 m

Gegen halb drei, nach einer 40 minütigen Gipfelrast mit vergeblichem Warten auf Aufklaren,  verließen wir den Gipfel und nahmen denselben Weg zurück zum Pflerscher Hochjoch.

Gipfelkreuz am Östlichen Feuerstein aus 1950 (möglicherweise versetzt bei Errichtung des neuen Kreuzes 1964)

Dort schlüpften wir wieder in die Eisausrüstung und querten direkt ohne Höhenverlust zum Bergschrund hinüber. Der Übergang erwies sich völlig spaltenfrei direkt auf der Eisoberfläche, teils tiefschwarz durch Staub- und Schmutzablagerungen überzogen und Mitgrund für den Teufelskreis der schmelzenden Eismassen.

Bergschrund unterhalb des Pflerscher Hochjochs

Den restlichen Abstieg vom Grüblferner, dessen einst größter Teil heute nahezu eisfrei unterhalb des Gletscherbruchs im Westen der übrig gebliebenen jämmerlich kleinen Zunge zu finden war, unternahmen wir direkt auf den Aufstiegsspuren, deren einzige Begeher wir selber waren, während alle anderen Gruppen von der Nürnberger Hütte über das Langental aufgestiegen sind.

Spalte mit Bergschrund im Hintergrund

Am Abstieg klarte das Wetter dann weiter auf und ließ einige schöne Blicke auf den Wilden Freiger zu. Deutlich kann man am Südkamm des Freigers auch die Wetterstation im Süden erkennen. Die Zollhütte dort ist verfallen.

Wilder Freiger vom Pflerscher Hochjoch gesehen

Wir erstiegen nun den Buckel, auf den wir im Aufstieg mit prekärer Stabilität der Brocken am Hang überwinden mußten, um zum Grüblferner zu gelangen, folgten dem direkten Abstieg am Grat und fanden bereits oben einen deutlich sichtbaren Steig, teilweise mit Steinmännern markiert, vor. Diese Route ist flacher und sicherer als die Westflanke, die wir im Aufstieg unfreiwillig nehmen mußten.

wieder auf der Grathöhe

Unterhalb der Nürnberger Scharte, beim Abstieg zum Simmingjöchl, passierten wir einen kleinen Gletschertisch mitten im kläglichen Rest der schwindenden Eisfläche.

Abstieg vom Felsgupf nun auf Steig mit Steinmandln

Der Gegenanstieg zum Simmingjöchl bietet nochmals einen herrlichen Blick über die Gletschertätigkeit früherer Jahrhunderte. Am Grat zur Zollhütte fiel uns noch die Begrenzung der Höhe des maximalen Simmingferners im Hintersimming auf.

Hintersimming, Bremer Hütte und Gschnitztal

Hier zieht sich eine auffallende Linie von mittelgroßen Felsblöcken durch die nördliche Seitenbegrenzung, etwas unterhalb des Steigs zur Bremer Hütte. Auffallend und bezeichnend ist auch die oben erwähnte charakteristisch rötliche Färbung der Blöcke (Verwitterung seit Ablagerung noch nicht so lange eingetreten) gegenüber den viel älter abgelagerten höher liegenden Gesteinsblöcken. Zusammen mit dem Wall etwa mittig im Tal kann man das Ausmaß der Eismassen noch vor etwa zwei Jahrhunderten erkennen, und etwas weiter unten die massive Stirnmoräne.

am Blockgletscherfeld

Leider erreichten wir die Bremer Hütte nicht mehr rechtzeitig, um dort eine längere Rast einzulegen. Ein Bier mußte nun aber sehr wohl aufgenommen werden, bevor wir nach 17:30 den Abstieg antraten und das Schnitzel bei stimmungsvollem Blick auf den Aperen Feuerstein gegen 19:30 im Gasthaus Feuerstein einnahmen. Somit dauerte die Tour 12:27 Stunden, wie die Aufzeichnung dokumentierte.

Aussichtshighlight: Wilder Pfaff und Zuckerhütl an Nordflanke des Wilden Freigers in Bildmitte

Wir sind beim Abendessen zum Schluß gekommen, daß die Tour kaum in wesentlich kürzerer Zeit durchgeführt werden kann, es sei denn man hält Pausen in geringstmöglicher Kürze. Die Gesamtzeit unserer Pausen dürfte bei 90 min, zuzüglich doppeltes Rüsten für die Gletscherbegehung mit etwa 20 min gelegen haben, sodaß die reine Gehzeit, bzw. incl. Ausfahrt mit dem Radl 10:40 Stunden betrug.

Aussicht auf die zentralen Stubaier Gipfel

Mit diesem Wissen erscheint die Angabe auf dem nicht besonders glücklich gewählten Wegweiser an der Bremer Hütte „Feuersteine 3 – 4 Stunden“ als unpassend und unrealistisch, für den Westlichen Feuerstein als nahezu fahrlässig, für den Östlichen als äußerst knackig, und, sollte hierbei der Apere Feuerstein gemeint sein, als fast unrealistisch lange. Um von der Hütte auf den Östlichen Feuerstein zu gelangen erscheinen vier Stunden als Wegweiserangabe für den durchschnittlichen Geher bei der Erstbegehung heute kaum mehr tauglich. Hierzu ist das Blockwerk ab dem Simmingjöchl bis zum Grüblferner viel zu hinderlich.

sichtbare ehemalige Gletscherausdehnung durch die rötliche Blockfront am Südhang der Inneren Wetterspitze (linke Bildhälfte), darüber ältere Blockablagerungen

Die Strecke vom Gasthaus Feuerstein bis zum Östlichen Feuerstein beträgt nach Routenplanung in Outdooractive 12,8 km, die Aufstiegshöhe beträgt nach Aufzeichnung der Bergsteigeruhr  2.135 m (barometrische Messung).
Unsere Alternativroute zu jener in Outdooractive und AV befindet sich in der Bildergalerie.

Mils, 24.07.2022

Schitour Hoher Zahn, 2.925 m

Die rassige Schitour auf den Hohen Zahn stellt, wie viele Schitouren im hinteren Gschnitztal, ein recht alpines Unternehmen dar, bedarf der Ausdauer und sollte auch aufgrund der großen Hangneigung ab 2.400 m eher vom Erfahrenen begangen werden. Großartige hochalpine Ausblicke werden über den Verlauf des Aufstiegs angetroffen.

Edit und der Autor am Hohen Zahn

Im oberen Teil der Schitour, nach dem weiten Becken zwischen Schwarzer Wand und Gamsschrofen sowie ab dem oberen Rückenansatz des Gamsschrofens bis zum Sattel am Grat, herrschen Hangneigungen von durchgehend 35° und mehr, die steilsten Passagen reichen an die 40° heran.

tolles Panorama am Weg zur Laponesalm

Aber auch schon im unteren Teil, im Bereich der Schleimsalm auf den Kühberg hinauf, treten am Hang Steigungen über 35° auf. In jedem Fall muß auf dem Nordhang über die gesamte Saison mit der Notwendigkeit von Harscheisen gerechnet werden.

das Ziel sichtbar, links der Hohe Zahn, rechts die Weißwandspitze

Der Start beim Gasthaus Feuerstein, bzw. neben dem im Winter geräumten Straßenstummel zum letzten Wohnhaus erfolgt möglichst früh, um die kleine Kapazität an Parkmöglichkeiten rechtzeitig zu nützen (der große Parkplatz dient im Winter der Loipe und wird auch nicht teilweise geräumt).

an der Laponesalm

Über die leicht steigende Straße beginnt die bärige Tour in Richtung Laponesalm, des Winters, bis in den April und Mai hinein bleibt diese ungeräumt und dient nur als Spazierweg im Tiefschnee, da sie wegen des zu kleinen Gefälles auch als Rodelbahn nicht genutzt werden kann.
Auf diesem Teilstück gibt es einen kleinen Gegenanstieg am Rückweg nach der Tour und wegen des geringen Gefälles muß auch sonst über kleinere Teilstrecken angeschoben werden.

links über die Brücke

Bereits vor der Laponesalm öffnet sich ein tolles Panorama mit Blick auf den Grat von der Weißwandspitze bis hinab zum Schafkamp und auf der rechten Talseite der Inneren und der Äußeren Wetterspitze.

kurz vor dem Schleimsalmbach

Die Brücke über den Gschnitzbach führt in leicht steigendes Almgelände mit einer Hütte, die links liegen gelassen wird und sich das Gelände aufsteilt. In Richtung zum Ufer des Schleimsalmbachs hin  führt die Route durch Stauden und kleine Kuppen bevor der Bach überquert wird und kurzzeitig auf der Westseite in der Nähe des Schotterwegs zur Schleimsalm aufgestiegen wird.

Überquerung auf die Westseite des Bachs

Nach ein paar Minuten führt die Route wieder zurück auf die Ostseite des Bachs und entlang des Weges wird 100 m nach dem Bach bereits vor einer Spitzkehre direkt aufgestiegen. Dort kann man durch Stauden und kleine Birken den Weg verlassen uns zeitsparender durch das steile Gelände aufstiegen, oder dem Weg weiter folgen.

ein kurzes Stück westlich vom Bach aufwärts

Bald, etwa nach 10 min, erreicht man eine leichte Mulde aus der die weitere Route gut sichtbar wird, das Gebiet der Schleimsalm in dem hoher Bewuchs zurücktritt.

Rückblick auf die Laponesalm und das Gschnitztal

In diesem Gelände bildet sich eine sichtbare Rampe auf den steilen Hang oberhalb der Schleimsalm aus, der bis zum Ansatz des Hangs gefolgt wird und ab dieser Stelle bei unserer Begehung Harscheisen vonnöten waren.

bereits im Almgelände der Schleimsalm, im Hintergrund die Schwarze Wand

Nach dem Steilhang, den wir gegen Osten auf einen flacheren Hang hin verließen, wird das Gelände wieder flacher, und bei unserer Tour, in dem nicht besonders mit Schnee gesegneten Winter, zwischen jeder Menge Felsbrocken hindurch.

hartgefrorene Schneeoberfläche am Kühberg

Weiters stiegen wir auf einer völlig umgewandelten und gefrorenen Schneedecke über den Kühberg auf, die das Ablegen der Harscheinsen bis zum unteren Ansatz der Schwarzen Wand nicht erlaubte.

durch Brocken und Blöcke hindurch

Unterhalb der schwarzen Wand, gebildet aus dem interessanten Gestein Amphibolit-Tonalitgneis, so wie auch der anschließend zu bewältigende Gamsschrofen, wurde die Schneedecke wieder etwas durchgehender, blieb jedoch gleich hart wie zuvor.

Querung unterhalb der Schwarzen Wand

Mit geringem Höhenverlust führt die Route nun in das weite Becken zum Gamsschrofen, dessen steile Südostflanke aufgestiegen werden muß, bevor das steilste Stück der Tour in Angriff genommen werden kann.

Im RÜckblick Herwig mit dem Habicht im Hintergrund

Durch das Becken begleitete uns der hartgefrorene Schnee mit teilweise signifikanten Schneegangln, sodaß wir hin und wieder die Schi anheben mußten, um diese zu überwinden.

weiterer Aufstieg im Zoom

Auch im Hang auf den Gamsschrofen betraten wir diese unangenehme Oberfläche, jedoch war ihre Dicke dort nicht so groß, sodaß wir im steilsten Teil glücklicherweise durchbrachen und besseren Halt fanden.

im Osthang auf gefrorener Aufstiegsroute

Am Gamsschrofen studierten wir bei einer Trinkpause den weiteren Verlauf und mußten feststellen, daß das kommende Teilstück unterhalb der Felsschrofen steiler und noch unangenehmer sein würde. Und so kam es mit einigen Rutschern des jeweiligen Talschis auch, trotz Harscheisen.

bereits unterhalb des mächtigen Schrofens auf den Sattel

Durch die Steilpassage konnten der prächtige und bizarre Dolomitaufbau der Weißwandspitze hervorragend studiert werden, wenngleich wir auch die Konzentration auf die widrigen Schneebedingungen legen mußten. Verbunden mit Hangneigungen knapp an 40° eine sehr notwendige Maßnahme in diesem extremen Gelände.

dolomitische Weißwandspitze mit jungen Abbrüchen

Junge Brüche kennzeichnen die Nordwand der nicht umsonst Weißwandspitze getauften mächtigen mesozoischen Sedimente, aufgelagert auf Ötztalkristallin – Überbleibsel des Erdmittelalters, durch Abtrag heute nicht mehr verbunden mit dem westlich gelegenen Dolomitmassiv der Tribulaune.

Edit quält sich unter dem Schrofen zur trichterförmigen Mulde

Die trichterartige Ausmuldung zwischen einem markanten Schrofen rechts und der Rippe – die zum Gamsschrofen hinabzieht – auf der linken Seite wird nach rechts auf die Oberseite des Schrofens gequert, wo eine flachere Passage zur letzten Trinkpause einlädt.

Herwig an der Flachstelle oberhalb des Schrofens

Von dort kann der restliche Aufstieg zum Sattel zwischen dem Hohen Zahn und der Weißwandspitze eingesehen werden. Von dort steigt man etwas flacher unter den Sattel, dessen Anstieg über ein kurzes Stück nochmals mit gut 40° Steigung aufwartet.

Edit oberhalb des Schrofens

Der Sattel wird leicht östlich von der tiefsten Einschartung erreicht, etwa auf 2.850 m. Er ist dort flach, angenehm breit und als Schidepot gut geeignet.

Ausstieg zum Sattel im linken mittleren Bilddrittel

Im beginnenden Frühjahr fanden wir den Gipfelaufbau des Hohen Zahns teilweise aper und mit noch dünner und fauler Schneedecke vor, sodaß wir gleich beschlossen die letzten 100 m Aufstieg zu Fuß zurückzulegen. Die Sommerweg Markierungen am Steig fanden wir bereits völlig ausgeapert vor.

Aufstieg vom Sattel auf den Hohen Zahn, unten Schidepot

Am flachen Gipfel selbst, zum kleinen Gipfelkreuz hin, dominierte eine halbwegs tragfähige Schneeoberfläche. Die steileren Flanken nach Südwesten hin, zur Einsicht der Abfahrt, die man auf die Pflerscher Scharte hin unternehmen kann, waren jedoch aufgeweicht.

das flache Gipfelplateau des Hohen Zahns

Leider trübte Nebel die imposante Rundumsicht am Hohen Zahn.
Hinter den Wetterspitzen im Nordwesten tummeln sich die Östliche Schwarzenbergerspitze und der markante Schrankogl sowie die Ruderhofspitze und Westliche und Östliche Seespitze.

Herwig am Hohen Zahn, 2.924 m

Anschließend gen Norden schwenkend die Knotenspitzen und noch vor der Südlichen Rötenspitze weit in der Ferne der Lüsener Fernerkogel sowie im Vordergrund der Ochsenkogl und dahinter wieder die Brennerspitze.

Blick nach Nordwesten mit Östlicher Schwarzenbergerspitze, Schrankogel, Ruderhofspitze,Westliche und Östliche Seespitze

Im Norden Glättespitze und der mächtige Habicht sowie die Erhebungen des schönen Serleskamms, von denen als bärige Schitouren Hammerspitze, Padasterkogel, Foppmandl, Wasenwand, Lämpermahdspitze, Kesselspitze und Peilspitze zu nennen wären, um nur einige zu nennen.

Knotenspitzen, Rötenspitze, Lüsener Fernerkogel, Ochsenkogl, Brennerspitze, Habicht sowie die Erhebungen des Serleskamms

Im Nordwesten, im Kamm, liegt der Pflerscher Pinggl, ein sehr lohnendes Schitourenziel durch das Sandestal, anschließend die Dolomitriesen Gschnitzer und Pflerscher Tribulaun mit dem vorgelagerten Spitz des Goldkappls und weiter im Osten tief unten das Pflerschtal mit seinen tollen Touren auf dessen Südseite.

Pflerscher Pinggl mittig im Bild, links davon die Gargglerin, rechts davon der Muttekogel und das Goldkappl

Im Süden prangt die Wetterspitze, eine rassige Schitour durch das Allrisstal, die beliebte Schitour auf die Maurerspitze, sowie die nette Schitour auf die Ellesspitze sowie, weiter im Süden in 16 km Entfernung die Hohe Kreuzspitze vom Ratschingstal aus.

links der Gschnitzer Tribulaun, rechts der Pflerscher Tribulaun

Die hohen südlichen Stubaier im Südwesten sind der Botzer, die Aglsspitze sowie Westlicher und Östlicher Feuerstein, bevor die Weißwandspitze die Runde beendet und den Ausblick begrenzt.

Wetterspitze im rechten Bildteil

Das schlichte kleine Gipfelkreuzl am Hohen Zahn mit der Huldigung Christus‘ als dem König der Berge wird seiner großen Aussage durch den Schiefstand nicht ganz gerecht und bedarf eines neuen Sockels, um neu zu erstrahlen. Eine Aufgabe für den Sommer.

die hohen südöstlichen Stubaier: Botzer, Aglsspitze und die Feuersteine

Die Abfahrt wäre vom Blickwinkel des Geländes an sich eine unvergessliche möchte man bemerken. Unsere hingegen war das was der eingefleischte Schitourenfreund, der nicht des Bergsteigen willens Gipfel erreicht, eine Katastrophe nennen würde.

Rüsten zur Abfahrt, Edit machte Schidepot unterhalb des Sattels

Die gefrorene Oberfläche und die teilweise hohen Windgangln verlangten der Edit alles an Können ab und hauten uns – wie man so sagt – die Zähne heraus. Erst weit unten verbesserte die Sonneneinstrahlung die Oberfläche, wodurch wir ab der Schleimsalm noch die restlichen 400 Hm unter bärigem Firm abfahren durften.

Abfahrt vom Sattel

Abschließend konnten wir am vorletzten Märztag am späten Nachmittag sogar noch auf der Terrasse des Gasthof Feuersteins die schöne Tour Revue passieren lassen.

Querung unterhalb der Schwarzen Wand

Der geodätische Höhenunterschied im TIRIS gemessen beträgt 1.640m, die kleinen Passagen mit Gefälle (Weg zur Laponesalm) ließen die Höhenmessung der Bergsteigeruhr schließlich bei 1680 m enden.

verdiente Firnschwünge im Gelände der Schleimsalm, Edit genießt sie

Vom gesamten Aufstieg über 9,3 km werden 185 m in 3,1 km bis zur Laponesalm zurückgelegt. Somit verbleiben lange 6,2 km und 1.495 m Aufstieg vom Tal.

Tourenausklang auf der Terrasse des Gh. Feuerstein

Wir haben für die Schitour unter keineswegs einfachen Bedingungen und einer langsam bedachten Abfahrt gesamt 7:50 Stunden gebraucht, davon knapp 5 Stunden im Aufstieg.

Mils, 20.03.2022

Schitour Eningkopf, 2.183 m

Im Hochwinter bietet die Schitour auf den Eningkopf ein kurzes spritziges Aufstiegsvergnügen im oberen Teil nach dem Verlassen des Sandestales mit Sonne auf den wesentlichen Aufstiegs- und Abfahrtshängen.

Ausblick über das Gschnitztal mit den tollen Tourenzielen von Trins aus

Mit einem Aufstieg von gute 900 Hm eignet sich die Tour als Halbtagsvergnügen – abgesehen von der langen und malerischen Anreise durch das gesamte Gschnitztal – sowie zum Ausweichen bei erheblicher Lawinengefahr. Die Hangneigung erreicht im steilsten Stück gerade nicht 35° und erstreckt sich über etwa 30 Hm.

Andrea mit dem Panorama von Kalkwand bis Kirchdachspitze

Mit entsprechender Routenwahl kann dieses kurze Stück entschärft werden. Bei unserer Begehung passierten wir im oberen Teil, etwa 100 m unterhalb der Grathöhe, kleine Rutschungen bis zum Grund entstanden durch das im heurigen Winter so ausgeprägte Altschneeproblem.

am Sandestalweg vor der nächsten Geländestufe

Entlang der Straße nach dem Gasthaus Feuerstein – der Parkplatz dient im Winter als Langlaufpiste und ist nicht geräumt – quetschten wir uns noch in eine etwas ausgeschobene Nische abseits der Straße zur Laponesalm. Die Parkmöglichkeiten vor dem Gasthaus Feuerstein waren bereits ausgeschöpft.

nach der Abzweigung, im Hintergrund Gschnitzer und Pflerscher Tribulaun

Wir nahmen die Abkürzung durch den Wald, direkt am Bauernhof neben der Straße aufsteigend. Durch die relativ unergiebigen Schneefälle bis Mitte Jänner sollte sich diese kleine Abkürzung zeitlich kaum rentieren, denn über zahlreiche Stellen war das Weiterkommen nicht besonders rasch möglich, kurzum es lag wehr wenig Schnee im Wald und die Schleife am fahrbaren Sandestalweg wäre keine langsamere Variante gewesen.

Aufstieg in das Almgelände

Etwa 100 Hm höher erreichten wir den Sandestalweg annähernde gleichzeitig mit der Gruppe, die etwa zeitgleich mit uns den Parkplatz verlassen hat. Über die letzten Meter mußten wir aufgrund der Steilheit und der Baumreste, die über die Wegkante geschoben wurden und uns zu schaffen machten, die Schi ablegen und tief einsinkend stapfen.

Sonne im Jänner um 10:20 Uhr

Am Sandestalweg kann die tolle Landschaft während dem Aufstieg genossen werden, wobei der Rückblick talauswärts immer unweigerlich an dem eindrucksvollen Koloss der Kirchdachspitze hängen bleibt.

Aufstieg zum Eningkopf in toller Kulisse

Zuvor beim Rückblick beeindrucken aber auch die Kletterberge Kalkwand und Ilmspitze, die gegenüber im Tal selbst im Jänner bereits vor neun Uhr unter Sonnenlicht in Weiß erstrahlen und die über die gesamte Drehung des Weges nach Süden eingesehen werden können, fast bis Vordersandes.

bald wechselt die Route auf die rechte Muldenseite

Vorbei am kleinen Jagdhüttchen auf der Freifläche, an der kurzzeitig vom Weg abgewichen wird, führt der Weg taleinwärts und gibt den schwindenden Blick auf die Kirchdachspitze zugunsten der Frontalansicht der beiden hohen Tribulaune, mit ihren mächtigen Nordflanken frei.

im rechten Teil des Hangs

Dem Weg wird noch über zwei Kehren gefolgt, oder diese auf direktem Anstieg abgekürzt, bevor nach 450 m die Abzweigung auf die herabziehende Flanke erreicht wird. Im Gelände ist sie eindeutig sichtbar und sie führte uns über eine Kehre zum Almgelände mit einem Almgebäudes unterhalb der Aufstiegsroute und einem verfallenen jenseits des Bachs, der auch des Winters im Gelände erkennbar ist.

mittelsteiler Aufstieg unterhalb des felsigen Kopfes

Muldenförmig zieht das ansprechende Gelände der Alm in mäßiger Steigung im unteren Teil auf die Einsattelung zwischen Gargglerin und Eningkopf empor. In der Mulde tauchten wir in die Sonne ein und im Südhang änderte sich auch die Schneekonsistenz, unter einem dünnen Harschdeckel jedoch noch locker und weich, merkbar.

im unteren Teil der Steilstufe; rechts oben die kleinen Rutschungen

Die Route zieht im rechten Teil der Mulde hinauf, das Gelände bildet einen netten Aufstieg zwischen kleineren Felsblöcken und wenigen Bäumchen hindurch. Der felsige Kopf mitten im Gelände wird rechts (östlich) umgangen womit in den steileren Teil der Tour eingestiegen wird.

Rückblick auf das Gelände

Der steile untere Teil erstreckt sich bis über den felsigen Kopf, etwa über 50 Hm bevor er in Blockgelände oberhalb wieder abflacht und sich zur Grathöhe hin ein zweites Mal etwas steiler ausbildet. Beide Teile können mit günstiger Routenwahl für größtmögliche Sicherheit begangen werden. Im unteren Teil traten die Rutschungen auf, allerdings östlich von der Spur entfernt.

oberhalb der unteren Steilstufe

Gegen den Grat hin flacht das Gelände leicht ab, am Ankunftspunkt am Grat findet man eine seichte Grube vor, die sich für ein Schidepot eignet.
Über den felsigen Grat kann der Eningkopf bestiegen werden, über 180 m Gratlänge und mit etwa 50 Hm, welches wir aufgrund fehlenden Erlebnisgewinns unterließen und offenbar alle Tourengeher der letzten Tage auch, wie wir anhand der fehlenden Spuren feststellen konnten. Gipfelkreuz trägt der Eningkopf keines.

das obere steile Stück

Stattdessen folgten wir den Spuren unserer Vorgänger auf den Sattel Richtung Gargglerin soweit die Sonne ihn beleuchtete und richteten dort unseren Rastplatz ein. Die orographisch rechte Seite des Almgeländes wird durch die Abdeckung durch die Gargglerin weniger lang beleuchtet und stellt damit auch die besser geeignete für die Abfahrt dar. Und wir sollten dort auch Lockerschnee vorfinden.

dem Grat nahe; im Hintergrund rechts der Aufstieg zum Eningkopf

Trotz der Abdeckung der Sicht durch die Gargglerin genießt man von diesem Rastplatz aus eine tolle Sicht auf die Umgebung. Im Nordosten befinden sich die sagenhaft schönen Touren auf die Hammerspitze, etwas verdeckt durch ihre Gratfelsen, und auf den gut sichtbaren Padasterkogel sowie auf die Peilspitze.

Ausblick über das Gschnitztal mit den tollen Tourenzielen von Trins aus

Gen Südwesten wird als erstes Ziel in der Kette das Gstreinjöchl erblickt. Auf dieses führt eine bärige Frühjahrstour von Hintertrenns aus. Anschließend, weiter im Süden prangt der kolossale Gschnitzer Tribulaun, auf den wir im Vorjahr eine rassige Schitour unternahmen, leider bei mäßigem bis schlechten Wetter.

Herwig und Andrea am Rastplatz

Im Norden gegenüber bietet sich die Frontalansicht auf den Habicht, ein Ziel das unbedingt erstiegen werden muß. Hierzu werden optimale Bedingungen benötigt, man muß sie erwischen.

Habicht Südanstieg im Norden

Die Abfahrt vom Eningkopf, bzw. von unserem Rastplatz am Grat führte uns zunächst unterhalb alter Schneemäuler knapp unter dem Grat und einer mittelbreiten Rutschung durch das Altschneeproblem. Wir befuhren die Strecke einzeln bis zu einem sicheren Punkt danach.

Abfahrt vom Grat; links oben das Gleitschneemaul

Von dort hatten wir eine lange Strecke Lockerschnee mit tollem Abfahrtserlebnis über gestuftes Gelände, steiler als auf der Aufstiegsseite. Dies muß bei entsprechender Lawinensituation beachtet werden.

da macht die Abfahrt Freude

Weiter unten flacht das Gelände ab und im selben Maß nahm der Harschdeckel zu. Es wurde bis zum verfallenen Almgebäude hinab schwieriger zu drehen.

im steileren Teil der Abfahrt; Aufstieg im Rückblick mit weiteren Tourengehern

Anschließend Gelangten wir in wieder steileres Gelände mit mitteldichtem Strauchbewuchs durch das die Abfahrt mit Anstrengung auf den Sandestalweg einen netten Abschluß bildete.

im flacheren Teil vor der Almhütte

Zurück zum Parkplatz bleibt der Abfahrt am Weg keine Alternative. Eine Einkehr im Gasthaus Feuerstein schließt Touren im hinteren Gschnitztal immer würdig ab.

Abfahrt vom Eningkopf – bereits der Alm nahe

Gesamt benötigten wir 3:50 Stunden für die kurze Schitour. Die Strecke beträgt 6,2 km und der Aufstieg 920 m.

Mils, 15.01.2022

Äußere Wetterspitze, 3.070m

Die Äußere Wetterspitze, viel mehr der Blick auf ihre schöne Gipfelpyramide fällt bereits vom Parkplatz beim Gasthaus Feuerstein im Gschnitztal auf.
Sie ist ein leichter Dreitausender zu Beginn des Habichtkammes und wird im Standardanstieg im weiten Rechtsbogen von der Bremerhütte aus bestiegen. Durch ihre zentrale und freistehende Lage im Kamm stellt sie auch einen idealen Aussichtsberg in den südöstlichen Stubaiern dar.

Äußere Wetterspitze, 3.070m

Wir starteten um dreiviertel sieben Uhr mit dem Radl für die 3,6km lange Strecke bis zum abzweigenden Steig Richtung Bremerhütte. Vorbei an der Laponesalm, bei der die Asphaltstraße endet und noch ein paar Minuten auf dem Schotterweg taleinwärts gefahren erreichten wir den Steig zur Bremerhütte. Dabei wurden vom Parkplatz 230Hm zurückgelegt.

ein toller Tag steht uns bevor, die Äußere Wetterspitze im Blickfeld

Ein heißer Sommertag war angekündigt und bereits auf den ersten Höhenmetern im Wald ließ sich die Ankündigung auf den lichten Abschnitten durch die kräftige Morgensonne spüren.
Weiter oben in der Südflanke zur ersten Steilstufe, oberhalb der Waldgrenze auf etwa 1.850m, jedoch erst gegen 8 Uhr morgens schwitzten wir bereits ganz ordentlich.

Abzweigung – Steig zur Bremerhütte

Die Steilstufen mit fortschreitendem Talverlauf sind eine Spezialität der Stubaier Alpen. Man findet sie fast überall und in manchen Tälern mehrfach hintereinander. Beispielsweise von der Grawaalm aus wird zunächst die Steilstufe bis zur Sulzaualm überwunden, bevor die nächste Stufe zur Sulzenauhütte führt.

knapp vor der Oberkante der ersten Steilstufe

Eine gleiche Kaskade muß überwunden werden, will man vom Gasthaus Waldesruh auf die Neue Regensburgerhütte aufsteigen und von Seduck aus findet sich die erste Stufe vor der Frans Sennhütte und taleinwärts bis zum Gletscherkessel des Alpeiner Ferners zwei weitere Steil- oder Talstufen.

Bei unserem Anstieg öffnet sich nach der oberen Kante der ersten Stufe das Gelände der großen Simmingalm mit üppigen Bergwiesen und keiner Almwirtschaft dieser Tage mehr auf 2.000m.

der schöne Talkessel der Simmingalm

Die Simmingalm stellt einen schönen weiten Talkessel mit Gletscherbachzuläufen von den Feuersteinen herab, sowie vom Kessel zwischen den Wetterspitzen dar deren südwestliche Begrenzung eine breite Rippe bildet, auf deren hinterstem Ende – zur Inneren Wetterspitze hin – die Bremerhütte liegt. Sie selbst ist von der Kante der Talstufe aus noch nicht sichtbar, ihre Lage aber wohl an den Tragseilen ihrer Materialseilbahn abschätzbar.

Anna auf einem schönen Exemplar von Gletscherschliff

Der Möglichkeit einer Abkürzung weglos nordwestlich über den steilen Südhang an den Fuß des Ostgrates zur Äußeren Wetterspitze aufzusteigen folgten wir doch nicht und schlugen den Normalweg zur Bremerhütte ein. Durch den raschen Aufstieg war keine Notwendigkeit für eine Abkürzung gegeben und dem eher kleinen Risiko von nassen, sumpfigen Partien bis zum Hang stellten wir dadurch ebenfalls aus.

Wenige absteigende Hüttengäste trafen wir bis zur Bremerhütte an und an aufsteigenden Bergsteigern waren Michael, Anna, Evi und der Verfasser die einzigen an diesem Vormittag.

unser Ziel – die Äußere Wetterspitze von Süden gesehen

Nach ein paar ablichtungswürdigen Szenerien in der Umgebung und dem imposanten Bergmassiv bestehend aus Muskovitgranitgneis der Äußeren Wetterspitze von Süden erreichten wir die Bremerhütte, die wir aber nicht besuchten, um gleich vor ihr dem Verlauf des Talkessels nach Norden zu folgen, um zum Lautersee zu gelangen.

Äußere Wetterspitze im Hintergrund

Auf dieser kurzen Passage zum Lautersee muß eine erste kurze Kletterei am seilgesicherten Steig überwunden werden. Zuerst zieht die Felsplatte mit dem Steig im mittig gelegenen Riss hinauf um dann, am Ende der großen Felsplatte, jäh abzubrechen und so den Steigverlauf in einem seichten Kamin zu schaffen und wieder auf die Bergwiese zu führen.

Bremerhütte 2.413m mit Blick zum Simmingjöchl

Steil führt der Kamin nach unten und die vielen Klammern machen den Steig sehr leicht zu begehen, auch wenn durch die Morgenfeuchte Vorsicht durch die Rutschgefahr geboten war.

über diese Felsplatten führt der seilversicherte Steig weiter

Im Nu erreichten wir die tosenden Wasser vom Lautersee herab, der im letzten Talkessel eingerahmt von den Flanken der beiden Wetterspitzen und deren Verbindungsgrat links und rechts des Lauterseejoches liegt.

ohne Sicherungen ein oberer Dreier

Der Verbindungsgrat stellt ebenfalls eine schöne Möglichkeit zur Besteigung der Äußeren Wetterspitze dar (dieser Grat wird als schwierig, also III angegeben) und ebenso zur Inneren Wetterspitze.

Lautersee mit Lauterseejoch dahinter

Perfekt geeignet zum Nachtanken von Wasser ist das kristallklare Wasser des Sees, das von weiter oben betrachtet ein sattes blau zur Geltung bringt.
Am See hatten wir den westlichsten Punkt im Aufstieg zur Äußere Wetterspitze erreicht (wenngleich der Gipfel derselben noch etwas westlicher liegt) und die weite Runde zum Fuße des Ostgrates führt unter etwas Höhenverlust zu ihrem letzten Abschnitt nordostwärts weiter.

am Weg zum Burgschrofen steil bergauf

Nach der Abzweigung des alternativen Steiges vom flachen Talboden der Simmingalm herauf (durch diesen Steig kann der Rücken auf die Bremerhütte und der Lautersee abgekürzt werden) beginnt der nun nur mehr steile Steig bis zum Ausgangspunkt unserer gewählten Anstiegsvariante, dem Ostgrat zur Äußeren Wetterspitze. Gegen zehn Uhr erreichten wir die am Fuße nur leicht ausgebildete breite Gratrippe und verließen den Steig zur Innsbrucker Hütte.

Abzweigung vom Stubaier Höhenweg zum Ostgrat der Äußere Wetterspitze

Beschrieben ist Ostgrat als mäßig schwierig (II) und diese Einstufung trifft auch nur auf einige wenige und kurze Stellen im oberen Bereich zu, bei denen wirklich der Einsatz von Händen und Füßen nötig ist und nach dem Empfinden des Verfassers könnte zu „mäßig schwierig“ noch ein Minus hinzugefügt werden. Das restliche Gelände am Grat ist als „leicht“ zu beschreiben, wobei es den Einsatz der Hände bei steilen Partien lediglich zum Abstützen erforderlich macht. Richtig ausgesetzt ist der Ostgrat nirgendwo.

Anstieg zeitweise auch über plattiges Gelände

Bis auf etwa 2.700m ziehen sich grasige Partien zwischen plattigem Gneisfels empor und ab dort enden sie durch die sich nun deutlicher ausformende Gratrippe.

Bis zuletzt kann der Gipfel der Äußeren Wetterspitze vom Ostgrat nicht eingesehen werden (zumindest wir konnten ihn im Nebel auch von weiter unten nicht erkennen), weil er sich weiter nordwestlich des Grates befindet und erst über einen leichten Sattel vom Vorgipfel erreicht wird.

und erreicht einmal sogar echte Klasse

Der Sattel mit den letzten Kletterstellen wird ostseitig begangen, westseitig bricht der Grat steil ab. Der letzte Gratkopf kann auf Reibung ostseitig, oder leichter, durch knapp zwei Meter abklettern westseitig umgangen werden. Nach diesem Gratkopf führt ein kurzer Anstieg von etwa 30Hm zum flachen Gipfelplateau, das wir vor halb zwölf erreichten.

Blick vom Vorgipfel auf die Äußere Wetterspitze

Ein Gipfelkreuz sucht der Ersteiger vergeblich, ebenso eine Gipfelbuchschachtel. Die einzige Markierung des Gipfels besteht aus einem Steinmann mit Schneestock.

Rückblick auf den Vorgipfel

Den beschriebenen Kamin unterhalb des Gipfels erahnt man nur nach eingehender Betrachtung, denn er scheint in den letzten Jahren zusammengefallen zu sein. Am Foto lassen sich Reste davon ausmachen.

der ehemalige Kamin aus den Beschreibungen – eine andere Stelle mit Kamin gibt es am Gipfel nicht

Leider spielte das Wetter nicht so ganz mit und wir waren für die größte Tageserwärmung auch zu schnell aufgestiegen, weswegen die Fotos mit Rundumsicht nicht so toll ausfielen wie es hätte sein können und wie es sich auch noch eine Stunde später, gegen 13 Uhr entwickelte. Während unseres Aufenthaltes am Gipfel der Äußeren Wetterspitze zogen immer wieder Nebelbänke aus den sich erwärmenden Flanken empor, die nur kurze Sichtfenster zuließen und perfekte Bilder vereitelten.

Wilder Freiger links, Wilder Pfaff rechts und schwach erkennbar rechts davon das Zuckerhütl

Trotz Hochsommer muß man immer wieder feststellen, daß auf dieser Höhe das Gemisch von dichtem Nebel, also Schatten und leichter Thermik ausreicht, um die Finger gefühllos werden zu lassen. Ein Leiden des Verfassers und scheinbar auch von Evi, die für den Abstieg Handschuhe verwendete.

Anna studiert den Abstieg zum Vorgipfel

Nachdem uns trotz geduldigen Wartens nur Sekunden für nebelfreie Blicke zu Freiger, Pfaff, Hütl und in die Gegenrichtung zum Pflerscher Tribulaun beschieden waren und diese auch nicht so toll wie erhofft ausfielen, beschlossen wir nach einer kleinen Jause und einer knappen halben Stunde am Gipfel den Rückzug.
Natürlich entwickelte sich die Sicht kurz nach dem Verlassen des Gipfelbereiches relativ schnell zum Positiven – verhext wie immer an solchen Tagen.

Sattel zum Vorgipfel der Äußeren Wetterspitze

Am Abstieg war es uns dann erlaubt zumindest vom Pflerscher Tribulaun einige schöne Aufnahmen anzufertigen, komplett nebelfrei jedoch nicht.

Östlicher Feuerstein

Kurz nach halb ein Uhr erreichten wir den Stubaier Höhenweg wieder. Die Temperatur dort, auf rund 2.250m war deutlich hochsommerlich also wurden die letzten Wasserreserven verbraucht. Die nächste Gelegenheit bot sich ja gleich ein paar Hundert Meter tiefer am Abfluß des Lautersees hinab zum Gelände der Simmingalm.

von rechts: vom Hohen Zahn zu den drei Tribulaunen

Am Bach entlang und nicht am markierten Steig beschlossen wir sei es schöner als durch die Geröllflanke und so stiegen wir durch Moosbeerenstauden weiter ab, vorbei am schnurrenden Generator des Kraftwerkels der Bremerhütte, angetrieben durch eine Kleinturbine, die sicher sehenswerte tapfere Strömungsmaschine für den Verfasser als Maschinenbauer leider nicht zu sehen.

Simmingboden

Der Weg führte trockenen Fußes durch die flache Alm mit dem Bach, der sich talauswärts mäandert, bis zum Weg zur Bremerhütte.

Ausfahrt zum Parkplatz im Gschnitztal

Das Radldepot erreichten wir knapp nach vierzehn Uhr und den Parkplatz knapp nach halb drei nachmittags.
Gesamt benötigten wir 7:36 Stunden für 1.900m und ca. 2×10,5km (2×3,6km davon mit dem Radl). Man rechne als Normalzeit mit gut einer Stunde mehr, da wir sehr schnell aufgestiegen sind.

Mils, 19.08.2018