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Bettelwurf Osteck, Variante I

Den Großen Bettelwurf über sein „Osteck“ zu erreichen ist eine bergsteigerisch sehr schöne, jedoch nur dem geübten Freikletterer zuzumutende Aufgabe und eine ausführliche, generelle Beschreibung der mühevollen Tour über das Osteck haben wir unter dem Beitrag Bettelwurf Osteck über Fallbachkarspitze beschrieben.
Dieser  Beitrag beschreibt vorwiegend eine Variante des Ostecks, wir nennen sie Variante I, über den Westgrat, während der vorgenannte Beitrag die Ersteigung des Ostecks über die östlichste Route darstellt.

Bettelwurf Osteck Variante I

Bei wunderbarem Herbstwetter starteten Andi und ich am Nationalfeiertag um 7:30 Uhr vom Parkplatz Sprungschanze in Gnadenwald.
Die Tage zuvor waren zwar sehr sonnig, vermochten jedoch nicht dem Schnee in wünschenswerter Weise zuleibe zu rücken, sodaß nicht nur alle steil geneigten Südhänge, sondern auch die flacheren Gratstellen und gar die schattigen, nördlichen Hänge und Gratstellen schneefrei wurden.

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Man vermutet es auf diesem prächtigen Bild nicht, jedoch waren noch teilweise 30cm tiefe Schneepartien der Schneefälle der Vorwoche in den Hängen und Gratstellen der Tour vorhanden. Diese waren harschig bis hartgefroren und zum Teil tückisch rutschig.

Nach der Nagelwand (für mehr Details des Aufstieges bis dorthin siehe oben eingefügten Link oder den Beitrag Fallbachkarspitze in unserem Blog) überraschte mich Andi mit einer sehr reizvollen Variante über die (Kleine) Wechselspitze und von dort auf den Südgrat der Fallbachkarspitze. Diese Variante des Aufstieges auf die Fallbachkarspitze wird in der Folge hier nicht im Detail beschrieben – vielleicht wird sie es später einmal und solange dienen die Fotos in der Galerie zur Orientierung…

Wir starten mit der weiteren Beschreibung der Tour am Plateau zur Fallbachkarspitze (Große Wechselspitze), das man standardmäßig über den markierten Aufstieg in der breiten, karartigen Rinne ab dem Ende der Latschen nach der Nagelwand erreicht.

Am Plateau zur Fallbachkarspitze

Am Plateau zur Fallbachkarspitze

Von dort führt der Normalanstieg an der Ostseite über die sich nach oben zuspitzende Verschneidung auf den oberen Grat empor und nach wenigen Minuten erreicht man den Gipfel der Fallbachkarspitze auf 2.316m.

Fallbachkarspitze, 2,316m (Große Wechselspitze)

Fallbachkarspitze, 2.316m (Große Wechselspitze)

Man kann die Schneereste auf den flachen Stellen bereits gut erkennen und mit zunehmender Höhe wurden diese Felder häufiger und mächtiger obwohl man es vom Grat aus nicht vermuten würde.

Großer Bettelwurf mit Osteck rechts

Großer Bettelwurf mit Osteck rechts

Herrliche Blicke und Farben begleiteten uns an diesem so klaren, feuchtigkeitsarmen Herbsttag, sodaß auch mit der kleinen Japanerin atemberaubende Fotos möglich wurden.

Fallbachkartürme im Detail

Fallbachkartürme im Detail

der Grat hat viele schöne, luftige Stellen in sich, wobei einige davon durch die Schneeauflage überlegt zu klettern waren. Hier Andi in einer nördlichen Passage mit viel hartem Schnee am Trittband.

eine der wenigen diffizilen Stellen; nicht schneefrei dieser Tage

eine der wenigen diffizileren Stellen; nicht schneefrei dieser Tage

Nach ca. 1.500Hm mühevoller aber lohnenswerter Kletterarbeit erreichten wir die fast senkrecht anmutenden, steil aufragenden Wände des Osteck-Felsaufbaues bei denen die ausgesetzte, luftige Kletterei über ca. 150Hm bis zum zahmeren Grat, der oben direkt zum Osteckpunkt beginnt.

zuerst horizontal um die Rippe herum

zuerst horizontal um die Rippe herum

Bei dem alten vergilbten orangefarbenen Pfeil schlagen wir diesmal die entgegensetzte Richtung ein und steigen über ein nahezu horizontal gerichtetes Band westlich um eine Rippe herum. Dahinter geht es bald am festen Fels mit Schuttauflage direkt nach oben in eine Art Wasserinne, die etwas glatt geschliffen, jedoch noch mit ausreichend kleinen Griffen und Tritten versehen ist.

dann auf schuttbedecktem festen Wettersteinkalk nach rechts oben

dann auf schuttbedecktem festen Wettersteinkalk nach rechts oben

In etwas bei dem Schatten am Foto steigt man dann aus der Wasserrinne nach links, westlich hinüber und erreicht, relativ horizontal, auch gleich die Schlüsselstelle des Aufstieges mit einer recht glatten Rillenkalkwand, die zwar nicht sehr steil ist, jedoch steil genug, um bei zu wenig Reibung am Schuh einige Duzend Höhenmeter abrutschen zu können.
Die Wand hat zwar wenige, aber durch die Rillen passable Haltemöglichkeiten, benötigt aber einen eisernen Griff, um gegebenenfalls einen Rutscher durch Trittverlust aufzufangen.

an der Schlüsselstelle (eine griffarme Wand, auf Reibung zu queren)

an der Schlüsselstelle (eine griffarme Wand, auf Reibung zu queren)

Andi mit seiner gewaltigen Schrittweite sprang gemsengleich über diese Passage hinweg und wunderte sich, daß ich überlegte und die geeignete Passage suchte. Wahrscheinlich hätte ich die Wand etwas höher nehmen sollen, um eine leichte Verflachung ausnützen zu können. Um es ihm aber gleich zu tun zauberte ich allerdings zu tief unten herum und mußte seinen Klemmgriff zur Hilfe annehmen.
Man sieht es der Stelle am Foto nicht an, sie ist nicht zu unterschätzen, wenn man sie erstbegeht.

Was darauf folgt wird danach gerne angenommen und man schlendert förmlich mit beflügelten Sinnen das breite Grasband entlang, den Abstürzen zur Linken und den mächtigen Wand zur Rechten trotzend.

am Band entlang; luftig und sicher

am Band entlang; luftig und sicher

Das Band führt auf den Grat hinaus, endet abrupt an diesem und man folgt einer dann sehr steil aufsteigenden leichten Verschneidung am Grat, in der der Grat direkt begangen wird.
Nach ca. 20Hm endet die Verschneidung mit dem sich nun scharf ausbildendem Grat.

dem man rechts (ostseitig) leicht ausweicht

am Ende der Verschneidung am Grat

Nun ist es leichter am rechten Teil des Grates weiter zu steigen, denn oberhalb dieser Stelle ist ein Hindernis, das man nicht direkt übersteigen kann.

mit einem kleinen überhängenden Felskopf verziert

Grat mit einem kleinen überhängenden Felskopf verziert

Nach dem Felskopf sieht der Grat sehr spektakulär aus und dies war auch gleichzeitig der Höhepunkt der Gratkletterei (man umgeht diesen in Aufstiegsrichtung rechts)

Felskopf am Grat im Rückblick

Felskopf am Grat im Rückblick

Einige wenige Köpfchen und scharfe Gratpartien folgen dann noch, bis man oben auf den Hauptkamm mit der anderen Aufstiegsroute zusammentrifft und den zahmer werdenden Verbindungsgrat zum geografischen Osteck erreicht.

Rückblick auf den Grat mit der tückischen Westseite die Schnee in sich birgt

Rückblick auf den Grat mit der tückischen Westseite die Schnee in sich birgt

Die spektakulären Passagen des Aufstieges waren somit hinter uns und in teilweise tückisch rutschiger Schneeauflage ging es weiter.

die harschige Schneedecke des weiteren Grates ist im Herbst nicht zu unterschätzen

die harschige Schneedecke des weiteren Grates ist im Herbst nicht zu unterschätzen

Die letzten Köpfchen schmalen Passagen zum Gipfel liegen vor uns.

Andi meistert die Rutschpartie

Andi meistert die Rutschpartie

Zum Schluß waren wir nach rd. fünf Stunden am windumspielten Gipfel, spürten plötzlich die doch nicht mehr sommerlichen Temperaturen und beschlossen weiter unten eine ausgedehntere Rast zu machen.

Großer Bettelwurf, 2.726m

Großer Bettelwurf, 2.726m

Beim folgenden sonnigen Abstieg hatten wir noch einige prächtige Blickfänge, die man in der Galerie zu diesem Beitrag bewundern kann.

Daten zu dieser Tour kann man den o. g. Links entnehmen. Im Herbst, vor allem nach den ersten Schneefällen, unterschätze man diese Tour nicht und sei gewappnet vor den versteckten, vom Tal aus nicht sichtbaren Schneefeldern.

Mils, 31.10.2015

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Bettelwurf Osteck über Fallbachkarspitze

Die Königsklasse unter den von der Südseite durchführbaren Anstiege zum Großen Bettelwurf ist zweifellos die Route über die Fallbachkarspitze auf das Bettelwurf Osteck. Sie ist dem versierten Bergsteiger vorbehalten und erfordert einiges Kletterkönnen, sowie auch Mut oder Vertrautheit mit ausgesetzten, längeren Passagen in Fels um 75° Steilheit und mehr.

am Grat zum Bettelwurf Osteck

am Grat zum Bettelwurf Osteck

Einige Jahre kokettierten wir schon mit dem Vorhaben diese Bergfahrt zu unternehmen und nach dem guten Verlauf der heurigen Saison mit mehreren Gratüberschreitungen im Karwendel wagten wir das Abenteuer. Mit von der Partie war ein weiterer Milser und Bergkollege, Thomas, ein ausgezeichneter Kletterer und ebenfalls einer, der von der Tour generell begeistert ist und sie noch nicht durchgeführt hatte.
Die Berichte, die man über diesen Anstieg im Internet recherchieren kann sind großteils recht detailliert und bieten gute Eindrücke, was einen erwartet. Wir empfehlen sie alle zu lesen, bevor man sich ernsthaft an die Aufgabe heranwagt (unter „Bettelwurf über Osteck“ gut zu googeln).

Die Fallbachkarspitze

Die Fallbachkarspitze

Unser Bericht befaßt sich weniger mit dem unteren Teil bis zur Fallbachkarspitze. Die Beschreibung dieses Teiles kann man in unserer Seite hier gut mittels der Suchfunktion finden. Wir befassen uns mehr mit dem eigentlichen Teil, den wir, bereits mehrmals auf der Fallbachkarspitze gestanden, noch nicht durchgeführt haben.
Der Vollständigkeit halber sei die Route von ganz unten kurz gestreift: vom Parkplatz bei der Sprungschanze geht es vorbei an der Wasserfassung und nach ca. 500m, vor dem Klettergarten, rechts auf unbezeichnetem Steig zur Halltaler- und Alpensöhnehütte hinauf. Bei der Alpensöhnehütte gibt es die einzige und letzte Möglichkeit Wasser zu bunkern, also nutzten wir den kurzen Umweg auf dem Steig zur Hüttenspitze.

Brunnen bei der Alpensöhnehütte

Brunnen bei der Alpensöhnehütte

Nach der Hüttenspitze, die guten Einblick in den weiteren Tourverlauf bietet, steigt man ca. 100Hm zur Wechselscharte hinab, um nordseitig der Scharte den seilversicherten Steig auf den Rücken des Gratausläufers der Fallbachkarspitze wieder aufzusteigen.

Fallbachkarspitze mit Bettelwurf-Osteck im Hintergrund links

Fallbachkarspitze mit Bettelwurf-Osteck im Hintergrund links

Auf 2/3 des Weges zur Steigmarkierung (ein Holzstab in einem Steinhaufen) zweigt rechts der Steig auf die Wechselspitze und ins Fallbachkar ab. Diesen passieren wir und nach ca. 100Hm erreichen wir am latschenbewachsenen Rücken den Steig durch die Rinne zur Fallbachkarspitze der genau hinter der Markierung links abzweigt (man kann auch den Grat zur Fallbachkarspitze nehmen, dann zweigt man nicht links auf den jüngst neu markierten Steig in die Rinne zur Scharte vor der Fallbachkarspitze auf).

Steigmarkierung auf die Fallbachkarspitze

Steigmarkierung auf die Fallbachkarspitze

Am oberen Gipfelaufbau der Fallbachkarspitze erreicht man dann eine flache, wenig geneigte größere Wiesenfläche, von der aus man östlich des sich nun weiter bietenden Aufstiegsverlauf über eine schmale Rinne zum Gipfel empor steigt (es gibt auch noch eine andere Route auf der Westseite, diese kenn wir jedoch nicht). Einige Klammern im steilsten Teil erleichtern etwas den Aufstieg. Der Ausstieg ist links (westlich) und um einen großen Felsblock herum, erreicht man den Grat und zwei Minuten später Gipfel.
Wer in der Rinne bereits Probleme hat ungesichert frei zu klettern, dem sei geraten dort umzudrehen und die Tour nicht weiter zu machen (es sei denn man unternimmt die Tour mit einem Profi der im weiteren Verlauf im Vorstieg die Sicherung übernimmt).

Gratverlauf Fallbachkarspitze zum Bettelwurf Osteck

Gratverlauf Fallbachkarspitze zum Bettelwurf Osteck

Der Grat nach der Fallbachkarspitze wird in den eingangs erwähnten Berichten im Internet wenig detailliert beschrieben. Also möchten wir hierzu ausführen, daß knapp nach dem Gipfel, nach einigen Spitzchen die man überschreitet, der weitere Verlauf der Route hauptsächlich in der dem Fallbachkar zugeneigten Ostseite zu finden ist, als auf der dem Bettelwurfkarl zugeneigten Westseite. Dies teilweise mit recht tief unter den Gratspitzen und mit Steinmännchen ausreichend gekennzeichnetem Verlauf.
Dabei ist erwähnenswert, daß das Wiesengelände so steil ist, daß es an vielen Stellen einen Fehltritt nicht verzeihen würde. Die Hänge stürzen ungemein steil ins Fallbachkar ab.
Eine interessante Stelle ist hier ein ca. 10m langes grasdurchzogenes ca. 20cm schmales Band in einer Platte mit ausreichender Griffmöglichkeit und festem Trittbereich, aber sehr ausgesetzt (leider kein Foto davon).
Teilweise ist dann wieder, immer ca. 20-30Hm unter dem Gratverlauf, ein regelrechter Steig zu erkennen, der um die einzelnen Rücken herumführt und auf der Nordseite nicht ungefährliche Passagen bietet.

Gratverlauf mit Steinmandl und Steig links, ostseitig; Passage  im Norden der Rippe mit Steilabbruch

Gratverlauf mit Steinmandl und Steig links, ostseitig; Passage im Norden der Rippe mit Steilabbruch

In dieser Manier geht es – mit wenig Höhengewinn – an den Bergkörper des Großen Bettelwurf dichter heran und erst nach ca. 30 – 40min wird der wilde Grat sanfter und verschmilzt mit dem Bergmassiv.
An dieser Stelle wird dann auch ein mächtiger Turm sichtbar, den man immer ostseitig bleibend passiert und vor dem die Route deutlich steiler wird.

kühner Turm und rechts hinten der beginnende Grat des Bettelwurf-Ostecks

kühner Turm und rechts hinten der beginnende Grat des Bettelwurf-Ostecks

Man läßt den Turm hinter sich und nach ca. 10min im Grasgelände aufwärts erreicht man den Gipfelaufbau des Bettelwurf Ostecks und wechselt links in diesen hinüber. Die Sicht ins Fallbachkar endet hier.

der Anstieg zum Grat des Ostecks

der Anstieg zum Grat des Ostecks

Weiter geht es nun in Reibungskletterei über eine harmlose, ausgewaschene Rinne hinauf. Es geht auch links davon in griffigerem, jedoch eher schuttbeladenem Fels. Unterwegs erfreuen wir uns an ungewöhnlichen Formationen westlich der Aufstiegsroute, einem riesengroßen Steinmandl gleich. An ihrem oberen Ende querten wir nach links (nordwestlich) und stiegen nun in einer kleinen Schlucht weiter.

Reibungskletterei in der ausgewaschenen Rinne

Reibungskletterei in der ausgewaschenen Rinne

Die Schlucht verengt sich deutlich und formt sich an ihrem oberen Ende zu einer Verschneidung, die man rechts, sehr bequem auf leicht griffigem Fels mit Reibung und wenig wirklichen Griffen ausgestattet, umgehen kann. Unten am Beginn der Verschneidung befindet sich eine vergilbte Pfeilmarkierung.

im oberen Teil der Verschneidung, rechts geht es stets gut voran

im oberen Teil der Verschneidung, rechts geht es stets gut voran

Wir hielten uns im weiteren Aufstieg rechts auf gut griffigem Fels, teilweise schotterdurchsetzt, bis  zu einer kleinen Scharte mit atemberaubendem Blick in das Fallbachkar und auf die gleichnamigen Türme mit den Gipfeln der Vomperkette. Von Verlassen des Grasgeländes unten bis hierher benötigten wir 20min.

Scharte vor der schwierigen Passage, Beratung wie es am besten weitergeht

Scharte vor der schwierigen Passage, man berät sich wie es am besten weitergeht

Diese kleine Scharte eröffnet nun den Blick auf den weiteren Aufstieg, des schwierigsten Teiles mit der Schlüsselpassage. Die Wortwahl „Passage“ haben wir deshalb getroffen, da dieser schwierige Teil lang ist, von unten, in seinem gesamten Verlauf, nicht einmal zur Gänze einsehbar.

die Aufstiegsroute; erster Teil und Querung gut sichtbar; oberer Teil kaum detailliert sichtbar

die Aufstiegsroute; erster Teil und Querung gut sichtbar; oberer Teil kaum detailliert sichtbar

Der untere Teil ist geprägt von einem Riss rechts einer Rinne, die wir als überraschend fest und nicht brüchig, oder splitterig wahrgenommen haben. Der Riss bietet ausreichend gute Griffe, um sicher aufzusteigen, jedoch muß man nach ca. 15m an seinem oberen Ende ca. 2-3m nach links hinausqueren (ausgesetzt mit ordentlichem Tiefblick) und kommt dabei durch die weniger griffige Rinne, bis man schlußendlich nach einem weiteren fast senkrechten Aufstieg über ca. 2-3m auf ein bequemes Podestchen kommt auf dem man sich sammeln kann.

schwierige Passage unterer Teil

schwierige Passage unterer Teil

Wer den ausgesetzten Blick nicht erträgt bleibt etwas weiter in der Wand drin – wir reden von weniger als einem Meter-, büßt jedoch den guten Standplatz ein und hat auf den nächsten paar Metern ein schwierigeres Gelände vor sich. Manuel hat es so gewählt.

am Podestchen am Ende des unteren Teiles, Manuel zu weit rechts für einen guten Stand

am Podestchen am Ende des unteren Teiles, Manuel zu weit rechts für einen guten Stand

Diesen ersten Teil schätzen wir auf knapp 20Hm und spätestens beim Rückblick zur Scharte erkennt man die Schwierigkeit von III+/IV- an, von der in den diversen Beschreibungen gesprochen wird. Das Gelände fast senkrecht, die Tritte und Griffe im oberen Teil bei der Querung eher klein, jedoch fest und ohne Dreipunktmethode an keiner Stelle begehbar.

Thomas bereits im oberen Teil der schwierigen Passage, in der griffigen festen Platte

Thomas bereits im oberen Teil der schwierigen Passage, in der griffigen festen Platte

Nun wechselte die nicht nur die Richtung, es wird nach rechts oben weitergestiegen, sondern auch die Felsqualität, im Foto gut zu sehen. Man kommt auf eine feste Platte, Rillenkalk,  die eine rissartige Störung mit guten festen Griffen und Tritten als Aufstiegshilfe und –richtung bietet. Die Steilheit setzt sich unvermindert fort und auch in der folgenden Verschneidung geht es in gleicher Manier voran.

der obere Teil der schwierigen Passage mit guten Haltepunkten

der obere Teil der schwierigen Passage mit guten Haltepunkten

Die einzige Erleichterung, die sich in der Verschneidung bietet ist mental vermeintliche Sicherheit durch den Felskörper, den man nun rechts neben sich und dem Fallbachkar hat. An eine Rücknahme der Konzentration und Angespanntheit ist jedoch erst zu denken, wenn man den oberen Ausstieg der sich verjüngenden Verschneidung überklettert hat.

Manuel am Beginn der Verschneidung, Thomas mitten drin

Manuel am Beginn der Verschneidung, Thomas mitten drin

In der Verschneidung gibt es zwar wieder die Felsbeschaffenheit die auch im unteren Teil nach der Scharte angetroffen wird, jedoch etwas brüchiger, wie man anhand des Schotters darin erkennt. Man kann nach gut 2.000Hm und der doch anstrengenden Passage hier die Wadeln ein wenig entlasten, indem die Möglichkeit besteht sich zu verspreizen, jedoch strebt man eher lieber dem Ende der Verschneidung zu.
am Beginn der Verschneidung unten gibt es einen älteren, festen Haken, der zur Sicherung von Nachsteigenden vertrauenswürdig erscheint. Schätzungsweise braucht man dafür gut 30m Seil bis zur Scharte hinunter. Wir hatten ein 50m Halbseil, Friends (dafür gibt es kaum Möglichkeiten) und genügend Sicherungsmittel mit, verwendeten es jedoch nicht.

der Ausstieg aus der Verschneidung

der Ausstieg aus der Verschneidung

Mit dem Ausstieg hat man eigentlich den Höhepunkt an Schwierigkeiten dieser gewaltig schönen Tour gemeistert, der restliche Gratverlauf ist aber dennoch für weitere knapp 10min IIer Gelände mit steilen Abstürzen zu beiden Seiten nicht ohne Konzentration zu begehen bevor man das Bettelwurf-Osteck erreicht.

Gratverlauf zum Bettelwurf-Osteck

Gratverlauf zum Bettelwurf-Osteck

Von dort sind es nochmals knapp 10min zum verdienten Gipfel des Großen Bettelwurfes. Für den gesamten Aufstieg bis zum Gipfel haben wir 5 Stunden gebraucht.

Gipfel Großer Bettelwurf

Gipfel Großer Bettelwurf

Leider hatten wir just an diesem Samstag eine Wetterstörzone in dem gerade angebrochenen stabilen Altweibersommer und deshalb sind die Fotos für all jene, die, so wie wir auch in der Vorbereitung zu dieser Tour, versuchen die Griffe und Tritte auf den Fotos zu erkennen, nicht so perfekt geworden. Wir können jedoch allen die sich mit der Frage ob ja oder nein zur Tour versichern, daß die Anzahl, Verteilung und Qualität von Griffen und Tritten über die gesamte Schlüsselpassage akzeptabel ist und, vielleicht als subjektivem Eindruck des Verfassers, nur die Querung im oberen Teil unten etwas schlechter damit ausgestattet ist.
In Summe ist jedoch bei der seilfreien Erstbegehung die Anspannung vor der Wand als solches größer, als es die Suche nach Haltepunkten in Zwangshaltung wirklich erfordert. Zu dieser Erkenntnis gelangt man aber – wie immer –  leider erst hinterher, wenn die Schwierigkeiten bereits gemeistert sind 🙂
Wie man an den Fotos erkennt gibt es durchaus die Möglichkeit an ein paar Stellen in halbwegs bequemer Haltung und sicherem Stand Aufnahmen zu machen und daher ist klar, daß die gesamte Passage nicht ununterbrochen zu durchklettern ist und man sich nicht auch einen strategischen Überblick über die nächsten Teile machen kann.

Hingewiesen sei, wie auch in anderen Beschreibungen auch, darauf, daß eine Rückkehr ab der Scharte mit einem sehr beschwerlichen Abstieg verbunden wäre und daß man sich bei der letzten schwierigen Passage nach mehr als 2.000 zurückgelegten Höhenmetern schon in einem nicht mehr taufrischen Zustand befindet. Daher empfehlen wir dringend diese Tour nicht alleine sondern mindestens mit einem oder mehreren Partnern zu unternehmen und ausreichend Sicherungsmittel dabei zu haben. Mehrere Augenpaare sehen mehr und der Austausch über Einschätzungen von schwierigen Stellen sind am Berg immer sinnvoll.
Die Aufstiegszeit mit 5 bis 6 Stunden, je nach Leistungsvermögen, sollte man in Betracht ziehen, wenn man die Startzeit wählt und das Wetter nicht als einwandfrei niederschlagsfrei über den Tagesverlauf vorausgesagt ist, denn, Nässe kann man speziell am Ende der Tour nicht brauchen.
Eine weitere Empfehlung ist es die Tour erst im Herbst zu unternehmen, da sie auf fast der gesamten Strecke nie richtig Schutz vor der Sonneneinstrahlung bietet und somit ein immenser Wasservorrat mitgeführt werden müßte. Wir haben die Erfahrung gemacht im Juli und August selbst nur auf die Fallbachkarspitze nahezu unsere gesamten Trinkvorräte verbraucht zu haben.

der obere Teil des Grates zum Bettelwurf-Osteck

der obere Teil des Grates zum Bettelwurf-Osteck

Den Abstieg vom Großen Bettelwurf wählten wir über den Klettersteig zum Kleinen Bettelwurf und direkt vom Sattel zwischen beiden zur Bettelwurfhütte. Für diesen Teil rechne man mit eineinhalb Stunden, gefolgt von weiteren gut eineinhalb Stunden von der Hütte bis zum Parkplatz zurück.
Die Suunto Vector zeichnete den gesamten Aufstieg mit 2.040Hm auf, wobei wir am Gipfel eine Höhenkorrektur von rd. 60m wegen des sich ändernden Luftdruckes verzeichneten. Also rechne man mit 2.100Hm gesamt.

Die Wettervoraussage mit der Niederschlagssimulation der ZAMG (können wir zur Tourenplanung sehr empfehlen) stimmte dieses Mal fast auf die Minute und es erwischte uns der mit 50% Wahrscheinlichkeit vorausberechnete Regen zwischen 16 und 17 Uhr in der gemütlichen Bettelwurfhütte nicht.

Aufklaren nach Kurzregen aus  dem Fenster der Bettelwurfhütte

Aufklaren nach Kurzregen aus dem Fenster der Bettelwurfhütte

Unser gelungener Tag endete diesmal allerdings erst gegen Mitternacht und mit der Stirnlampe im Abstieg. Vorher erlebten wir noch einen schönen Abend mit Freunden auf der Bettelwurfhütte bei der bedauerlichen Verabschiedung unserer beliebten Wirtsleute Robert und Gabi, die nach vielen Jahren die Hütte leider nicht mehr weiterführen können.

Ansprache den Wirtsleuten

Ansprache der Stammgäste an die Wirtsleute

Mils, 11.10.2014

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Fallbachkarspitze (Große Wechselspitze) 2.316m

Eine ausgesprochen anspruchsvolle Tour auf eine kühne Felsschneide hinter’m Haus und Zwischenziel der Königsdisziplin auf der südlichen Seite des Großen Bettelwurfes ist die Fallbachkarspitze.

Gleich vorweg sei erwähnt, daß die Fallbachkarspitze – im Volksmund und in jüngeren Karwendelführern auch Große Wechselspitze genannt – mit dieser letzteren Bezeichnung nicht  richtig angesprochen wird. Die Wechselspitze ist der kleine Sporn südöstlich der Fallbachkarspitze und von jener getrennt durch eine Schlucht, die man durchsteigt, wenn man ins Fallbachkar aufsteigt und somit durch einen (Wild)wechsel steigt (im AV Führer Klier 1951, Überarbeitung 1978 wird sie nicht einmal erwähnt). Diese wiederum nennt man auch Kleine Wechselspitze.
Die Höhenangaben der Fallbachkarspitze in der alpinen Literatur schwanken von 2.316 m bis 2.324m.

Blick vom Gipfel der Hüttenspitze zur Fallbachkarspitze

Blick vom Gipfel der Hüttenspitze zur Fallbachkarspitze mittig im Bild, rechts (Kleine) Wechselspitze

Vom Inntal aus, vor allem wenn man genau südlich in Gnadenwald oder Mils zur Fallbachkarspitze emporschaut wirkt sie so, wie sie auch während der gesamten Besteigung ab der Wechselscharte bleibt, eine ungemein steile, kühne Felspyramide, deren mittlere Hangneigung im oberen Teil – gemessen nach alter Väter Sitte mit dem Aufdruck auf der Hülle meiner AV-Karte (Karwendel mittleres Blatt) – die 50° Marke erreicht. Dies wird einem spätestens 50Hm nach der Querung der Markierung mit der Stange bewußt.

Wir sind heute zu dritt mit unserem Kollegen Bene und beginnen den Aufstieg vom Halltal vom Parkplatz bei der Sprungschanze durch den Wald und – unmarkiert und nicht gut erkennbar für den Erstbegeher – ca. 300m vor dem Klettergarten durch den Wald zur Halltalerhütte hinauf. Die Alternative wäre die Halltalstraße bei der ersten Ladhütte am Steig rechts zu verlassen und durch die Ladhüttenklamm aufzusteigen. Der erstgenannte Anstieg ist in der AV-Karte als offizieller Steig rot eingezeichnet.

Von der Halltalerhütte geht es durch Mischwald weiter in Richtung Alpensöhnehütte. Dort trifft man nicht auf Wasser, denn die lächerliche, dieser Tage allgemein am Berg anzutreffende Hysterie um Keimfreiheit hat die Alpensöhne – so scheint es mir – veranlaßt den Brunnen abzudrehen (wer genaues darüber weiß möge bitte die Kommentarfunktion nutzen und den Sachverhalt darstellen). Jedenfalls haben wir aus diesem Brunnen schon Hektoliter getrunken und leben weiter.
Ich möchte das Thema Wasser speziell für die Sommerbesteigung nochmals besonders erwähnen, da wir schon des Öftern auf der relativ kurzen Tour zur Fallbachkarspitze bei dreiviertel der Strecke ohne Wasser dagestanden sind.
Man kann aber ca. 200m vor der Alpensöhnehütte dem schwachen Steig nördlich folgen und kommt nach ein paar Minuten zu einer Bank mit „Gipfelbuch“ und steigt dahinter im Wald auf mehreren Steigmöglichkeiten weiter (Weidevieh hat hier einige Steige hervorgebracht und man tut sich schwer immer exakt der Markierung zu folgen, wenn man sie nicht vorausblickend ansteuert.
Jeder Anstieg führt aber letztendlich zu einer Verengung der Steigmöglichkeit oben und, gleich einem Flaschenhals, spuckt der Wald den Ersteiger aus und man findet sich mit befreitem Gefühl auf einer luftigen, kurzen und zunternbewachsenen Querung wieder, die man dann links wendend über eine Rinne (Ferkelrinne) verläßt und gut markiert links der Rinne hochsteigt.
Nach ungefähr 150Hm erreicht man eine mehr oder weniger ausgeprägte Schotterreise, deren schottrige Stellen man tunlichst versucht auszustellen. Diese unangenehme Stelle ist jedoch recht kurz und oben taucht man, weiter westlich als die Reise, wieder in die Zuntern ein und steigt – immer gut markiert – zur Hüttenspitze, oder wie sie richtig heißt, dem Halltaler Zunterkopf empor.

die Nagelwand

die Nagelwand

Von hier aus hat man einen ausgesprochenen Logenplatz auf das Ziel, die Fallbachkarspitze und man erkennt auch präzise die trennende Schlucht bzw. im oberen Teil die Rinne die die beiden eingangs erwähnten Gipfel separiert (wobei man erwähnen muß, daß die Kleine Wechselspitze kein eigentlicher Gipfel ist, sondern ein Grat, der sich von der Rinne südwärts zieht und der am Ende mit einer Steilwand zur Wechselscharte abfällt).

Wechselscharte ist das Stichwort, das den nächsten Etappenpunkt darstellt. So toll wie man die weitere Tour nach oben sehen kann, so gut sieht man vom Gipfelkreuz der Hüttenspitze auch nach unten zur Wechselscharte, die man nun ansteuert. Leider verliert man dabei ziemlich genau 100Hm, die sich am Gegenhang als mühsam wieder eingenommen erweisen.
So wie man den Gipfelrücken der Hüttenspitze betreten hat, so verläßt man ihn wieder rechts bzw. östlich, etwas südlich des zunternbewachsenen Grates auf gut sichtbarem und markiertem Steig. Nach zwei Minuten erreicht man dann an der Südseite steileres Terrain und steigt über dieses weiter hinab bis sich der Steig nordwärts wendet und über Wurzelwerk hinweg erreicht man eine kleine Rinne, ca. 15m hoch, die in das Verbindungsgelände zur die Scharte führt und nach unten hin flacher wird.

An der Scharte angekommen sieht man schon etwas oberhalb einen recht neu angelegten Klettersteig, den man sogleich in Angriff nimmt. Es ist dies die Nagelwand und sie ist sehr steil, also empfiehlt sich für den Erstbegeher und den Vorsichtigen ein Klettersteigset. Steinschlag haben wir dort noch nie beobachtet, jedoch ist ein Helm auch für die weitere Tour von Vorteil.

Am Ende der Nagelwand (auch Ende des Klettersteiges) dreht man sich außer Atem zur Hüttenspitze um und hat somit den Abstieg wieder kompensiert. Gleichzeitig ist es nun ziemlich heiß geworden, wenn man die Tour an einem wolkenlosen Tag unternimmt. Ab jetzt stellt sich die Frage nach dem Trinkvorrat…

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Durch die Zuntern und teilweise anstrengendes Gelände steigt man weiter, an der kleinen verwitterten Holztafel mit dem Abzweig „Fallbachkar“ bis zum flacher werdenden Rücken empor und achtet nun auf die Markierung mit einer Holzstange in einer Steinanhäufung. An dieser Stelle hat man die Wahl zwischen dem Grat und der westlich davon gelegenen Rinne.
Wir nehmen die Rinne und hoffen – je nach Tageszeit – auf einige schattige Stellen in dieser beim weiteren Aufstieg. Nach der Holzstange einige Meter abwärts und sogleich wieder steil über eine kleinstückige Reise hinauf bis die Rinne felsdurchzogen wird. Der weitere Anstieg ist sehr schön voraus zu sehen, da zwei Tage vor unserer Begehung (unsere Begehung fand am 9.6. statt) die uralten vergilbten Punktmarkierungen mit einer dunkelrot schimmernden Farbe streifig sehr schön sichtbar neu markiert wurde und auch das GB ausgetauscht wurde. Danke Mander!

Markierungsstange

Markierungsstange

Nun offenbart sich die Rinne mit ihrer extremen Steilheit über gute 250Hm bis zu einem schmalen Grat, der von der Hüttenspitze aus gut sichtbar ist. Hat man diesen erreicht steigt man, sich nach Osten drehend, über eine kleine noch steilere Rinne ca. 20m hinauf und befindet sich auf einem einladend flachen, wiesenbewachsenen Plateau mit – um diese Jahreszeit – im Sonnenlicht unerschrocken aufgerichtet und kraftstrotzenden Enzianen und Platenigln.

Basislager am Plateau

Basislager am Plateau

Das Plateau zum Verweilen genutzt und den weiteren Anstieg nun im echten Klettergelände gemustert steigt man nun an der Ostseite des Gipfelaufbaues zuerst einige Meter fast eben auf einem schmalen und dann breiter werdenden Band bis zur Einstiegstelle der Kletterei und befindet sich nur mehr ca. 50Hm unter dem Gipfelgelände. Die leichte Verschneidung gilt es nun zu meistern und wir haben sie vor sieben, acht Jahren auch nicht beim ersten Mal geschafft. Es gilt jedoch nicht die Nerven wegzuwerfen, denn die Verschneidung ist sehr gut mit festen Griffen und Tritten ausgestattet, hat an der schwierigen Stelle einige Klammern als Steig- und – bei Bedarf – Sicherungshilfe und formt sich im oberen Teil symphatisch eng, einem Mutterschoße gleich und beugt somit dem Kitzel der Ausgesetztheit vor.

die Verschneidung am Gipfelaufbau

die Verschneidung am Gipfelaufbau

Am Ende der Verschneidung wird es etwas luftiger und man wendet sich fast 120° nach links, umgeht einen Felssporn und ist am zuerst schmalen Grat, der sich nach wenigen Metern verbreitert und nimmt die letzten Höhenstufen zum ca. 100m entfernten Gipfel.

...am Ende der Verschneidung wendet man sich 120° nach links...

…am Ende der Verschneidung wendet man sich 120° nach links…

die letzte Markierung im Aufstieg

die letzte Markierung im Aufstieg

Die Aussicht zu allen Himmelsrichtungen ist phänomenal und entschädigt für die Mühen.
Im Norden das Bettelwurf-Osteck; es liegt ausgebreitet vor einem da und lockt mit einer wild aufragenden letzten Steilwand, die heuer auch noch gemeistert werden wird.
Im Süden das Wiesenplateau und die Felsabstürze des Ausläufers, im Westen der beginnende Eisengatterergat und die Bettelwurfhütte, gerade noch über dem Grat sichtbar, sowie im Osten die mächtige Formation der Hohen Fürleg, die mit den wild gezackten Fallbachkartürmen – dem Unterkiefer eines Raubtieres gleich – in Verbindung mit König Bettelwurf steht.

das Bettelwurf-Osteck

das Bettelwurf-Osteck

die Bettelwurfhütte hinter dem beginnenden Eisengatterergrat

die Bettelwurfhütte hinter dem beginnenden Eisengatterergrat

Hohe Fürleg

Hohe Fürleg

Der Rückweg von der Fallbachkarspitze wird normalerweise nicht angetreten, sie ist viel mehr Zwischenziel des Aufstieges zum Osteck des Großen Bettelwurf. So wie viele Tourenberichte es tun müssen auch wir den Abstieg als strapaziös und langwierig beschreiben. Man tritt ihn mit Vorsicht an, die Steilheit des Geländes läßt nur verminderte Gehgeschwindigkeit zu und oft muß man in der Rinne richtig abklettern. Man beachte dies bei entsprechenden Wetterbedingungen. Der Wetterschutz, den man bis zur Wechselscharte finden kann, ist kärglich.

die Aufstiegsrinne zum Plateau im abstieg

die Aufstiegsrinne zum Plateau im abstieg

Es gibt eine Möglichkeit am Verbindungsgrat zum Osteck zum Bettelwurfkar und weiter zum Eisengatterergrat zu queren und somit wäre man auf leichtem Abstiegsgelände und mit der Bettelwurfhütte sogar in Biernähe, jedoch können wir diese Variante noch nicht antreten und jetzt nicht beschreiben, da wir sie erst finden müssen. Und dies wird heuer von der anderen Seite im Aufstieg erfolgen, denn die Rinnen, die dabei in Betracht kommen, möchte man bei der Erstbegehung lieber aufwärts durchsteigen als abklettern.

das Gröbste geschafft

das Gröbste geschafft

Den Rückweg ohne nennenswerten Trinkvorrat gemeistert und die Wechselreise in Rekordtempo mit -80Hm/min auf der Vector genommen kann uns nichts mehr vor dem nahen Gh. Walderbrücke aufhalten. Ein Minigewitter ist auch schon im Anrollen.

ein Minigewitter treibt uns die Reisen hinab...

ein Minigewitter treibt uns
die Reisen hinab…

Man rechne mit dem Aufstieg bis zur Hüttenspitze mit ca. 1:30 Stunden und bis man die gleiche Höhe auf der Nagelwand erreicht hat mit nochmals gut 30min. Von dort wird es mühsam und für den Aufstieg bis zum Plateau addiere man weitere 1:30 bis 1:45 Stunden. Den Gipfel ab dem Plateau erreicht man in 15 bis 20min.
Der Rückweg läßt sich in 2:30 bis 3 Stunden ausführen, vor allem wenn man die Reisen zum Abfahren nimmt. Sie sind in Summe 700m hoch und können über weite Teile benutzt werden.

Mils zu Sonnwend 2014

Bettelwurf Osteck über das Fallbachkar

Eine wenig begangene und wunderschöne Bergfahrt ist das Bettelwurf Osteck über Fallbachkar und zuvor über Hüttenspitze und Kleine Wechselspitze.
Ein bisschen Orientierungsvermögen im oberen Teil nach der Scharte ist eigentlich die einzige Voraussetzung, sieht man von dem kurzen Klettersteig über die Nagelwand und die sonstigen freien Klettereien (alle durchwegs nicht schwieriger als II) ab.

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toller Blick auf die Fallbachkartürme

Startpunkt ist der Parkplatz an der Gnadenwalderstraße, oder beim Hackl, und es geht zuerst auf die Hüttenspitze. Die nächtlichen Kleinstregenfälle (es waren für den Abend des Vortages schwerste Gewitter prognostiziert!?) haben noch etwas Nebel hinterlassen.

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7:05 Uhr

Nach zig Spinnennetzen über Gesicht und Haare im Wald bis zu den Latschen kurz vor der Ferkelrinne ein toller Ausblick:

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perfektes Wetter

Der Ausblick wird noch besser – siehe Galerie am Ende des Artikels – und hier das erste Highlight heute:

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eine Augenweide zur Belohnung mitten am Weg

Kurz vor 9:00 am Gipfel der Hüttenspitze und ein prachtvoller Ausblick auf den weiteren Verlauf der Tour:

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auf der Hüttenspitze nach nicht ganz 2 Stunden, rechts hinten die Rinne zur Kleinen Wechselspitze, das nächste Ziel

Links neben der kleinen Schwester majestätisch die Große Wechselspitze, die auch ein nicht ganz leichter Gipfel ist, das kleine GB hält sich dort fast Jahrzehnte wie wir früher bereits gesehen haben.

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auf der Kleinen Wechselspitze, einem ehemaligen Radfahrerkollegen von mir von den „Schwalben“ ist das Kreuz gewidmet

Mittig unten die Hüttenspitze von der wir im Foto vorher noch steil nach oben blickten. Dazwischen liegen 100Hm Abstieg nach der Hüttenspitze bis in die Wechselreise und das ganze dann den Klettersteig wieder hinauf inmitten der um 9 Uhr schon stark beschienenen Latschen (siehe Bildergalerie).
Die Kleine Wechselspitze links und rechts davon die plattig glatte Ostflanke der Großen Wechselspitze.

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der weitere Weg ins Fallbachkar, eng an der glatten Ostflanke der Großen Wechselspitze entlang

Im Innerern des Fallbachkars gibt es eine Steilstufe zu überwinden bevor man in den oberen Teil gelangt, sehr ähnlich dem Bachofenkar, nur daß die Stufe im Fallbachkar mit Fels und Grasmatten durchzogen ist.

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der erste Einblick in das totenstille Fallbachkar, rechts der mühsame Weg durch die Reise auf die Hohe Fürleg, eine klassische und empfehlenswerte Herbsttour

Nach dem Schneefeld im unteren Teil des Fallbachkares ca. 50Hm höher die Steilstufe.

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nach der Steilstufe tut sich das innere Fallbachkar auf, die Fallbachkartürme blicken schroff herunter, mächtige Reisen gilt es zu überwinden

Meine gewählte Route geht direkt nach Norden, an das Ende des Schneefeldes bis zu den Wandfüßen. In der Verschneidung der Reisen liegen auch Brocken mit größerer Korngröße, sodaß die Pilgerschritte auf ein Minimum reduziert werden können und man damit im Aufstieg leben kann, ohne grantig zu werden.

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ein erster Blick des Zieles, links die weiße Spitze über der Kontur des Grates im Vordergrund

Nun überspringe ich ein paar Fotos, bitte in der Galerie nachsehen für Detaileinblicke, und gehe etwas weiter hinauf.

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der linke der beiden Risse wäre die Nr. 1182A Route b) des AV-Führers1996, m. E. der Einstieg nicht ohne Sicherung kletterbar

Hier ein Blick zur alternativen Route im AV-Führer Klier. Mir erschien die linke Rinne als nicht kletterbar ohne richtiger Sicherung mit Haken und Seilpartner. Wenn man das Foto im Führer ansieht (von der H. Fürleg aus aufgenommen und s/w), dann erkennt man die Situation bei weitem nicht so wie aus dieser Nähe.

Es geht nördlich weiter nach oben, immer am Wandfuß entlang. Ich bin der festen Meinung, daß diese Taktik besser ist, als mitten in der kleinkörnigen Reise im Pilgerschritt mühsamst aufzusteigen, wie im Führer beschrieben. Aber das bleibt dem Experiment oder Einfühlung eines jeden Einzelnen überlassen.
Weiter oben beginnt die ausgebildete Rinne und ich erreiche sie recht schnell über ein paar Rippen die leicht und ohne Gefahr zu überklettern sind.

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eine letzte Rippe vor mir

Die Rinne in greifbarer Nähe und leider über dem Osteck des Großen Bettelwurf der Thermik-Nebel der so vielen wetterunkundigen deren Tour zur echten Entscheidungsfrage macht. Rings herum viel Blau und ober mir ein dunkelgrau werdender Schleier. Ich kenne das Phänomen und halte mich an: Hat der Berg einen Hut, bleibt das Wetter gut.

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nun die Rinne hinauf, viel Schutt drin, ockerfarben (im Karwendel immer eine Störzone mit viel Lehm und Schutt), brüchig

Der Nebel, nach 10min verflogen (kommt aber wieder) und nun das Kernstück dieses Abschnittes, die Rinne.

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die ausgeaperte Stelle mittig kommt in die Wahl für guten Halt beim Aufstieg

Bei der Gabelung geht es rechts hinauf zur Scharte und weiter oben wird es wieder recht „ockerfarben“ bis schließlich die Scharte erreicht wird. Sie ist exakt 100Hm niedriger als der Große Bettelwurf.

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Die Scharte P. 2625m

Von hier erkennt das erfahrene Auge gleich was der Führer mit dem schroffigen Band meint und wie der weitere Aufstieg in etwas stattfinden wird. Nachträglich tue ich mich leicht die Route markiert zu veröffentlichen, aber auch ich mußte ein wenig probieren, überlegen und, wie Carl Gsaller und Herman von Barth sagen würden: rekognoszieren (Bedeutung -> http://www.bergruf.de/alpinhistorie/barth/kalkalpen/glossar.html#Glossar_rekognoszieren)

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Der Routenverlauf ab der Scharte

Die Kletterei ab hier ist keineswegs schwierig, man darf nur nicht Steilheit mit Schwierigkeit vermischen, denn teilweise sind kleine vertikale Absätze zu überwinden. In der Regel sind dort aber auch gute und feste Griffe und Tritte vorhanden. In Schuttrinnen muß man etwas vorsichtig Tritte und Griffe auswählen, jedoch ist alles Gelände nur zwischen I und II einzustufen.
Eine markante Stelle ist der im Führer genannte Wandabbruch, es befindet sich sogar ein Steinmandl auf dem Band, das man nach links (ostwärts) gehen muß.

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hier der Abbruch von dem im Führer die Rede ist, Steinmandl links lockt nach Osten

Zu weit nach Osten läßt einen das Bauchgefühl nicht so richtig fortschreiten und so drehe ich nach 15-20m wieder um und nehme das Couloir durch die Wand ca. 10m nach dem Steinmandl nach oben und sollte diese Entscheidung als gute Wahl honoriert bekommen.

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besser dieses Couloir, ca. 5-7Hm und oben erkunden

Oben tut sich wieder leichte Gelände auf und nun müßten die 100Hm von der Scharte eigentlich zu mehr aus der Hälfte geschafft sein.

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voilà, das war richtig und nun geht es auch nur mehr einfach weiter, wenig steil und ein breiter, kaum ausgebildeter Grat zum Osteck

Man beachte die markanten Brocken am Ende des Couloirs, man sieht diese schon von weit oben als wichtigen Orientierungspunkt. Das weitere Gelände ist unspektakulär und bedarf keiner weiteren Beschreibung, ein breiter, wenig ausgebildeter Grat und schließlich das Osteck.

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hier die verbleibenden ca. 40Hm

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das Osteck des Großen Bettelwurf

Der Rückblick ist wegen der der Routenführung interessant, das Schneefeld der Scharte ist weiter unten noch gut als eine fast geradlinige Verbindung zum Osteck zu sehen.

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letzter Rückblick; von hier erscheint die Route logisch; Nervenkitzel also nur bei der Erstbegehung

Vom Bettelwurf Osteck bis zum GK sind es noch ein paar Minuten am Grat und den Abstieg wähle ich immer über den Verbindungsweg (teilweise Klettersteig) zum Kleinen Bettelwurf, da er im Abstieg sympathischer ist als der Eisengatterergrat.

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12:20 Uhr

Zum Abschluß, kurz vor der Bettelwurfhütte, eine Belohnung für das Auge und in der Sonne vor der Hütte ein flüssige und eine deftige Belohnung aus der guten Küche für den Magen.

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Abstieg über den Kleinen Bettelwurf und kurz vor der Hütte eine Belohnung für das Auge

 

Hier die weiteren Fotos für die detaillierte Einsichtnahme des gesamten Tourverlaufes:

 

 

Mils, 25.07.2013